Uniauch die die Polypen tragende Grundmasse des
Stocks (das Polyparium) unterworfen werden. Der Reiz kann sich auf alle Seitenblätter
des Polypariums der Länge nach übertragen und den Verlauf der Lichterscheinungen in
auf- und absteigender
Richtung bedingen.
Bei den gewöhnlichen Quallen oder
Medusen (z. B.
PelagianoctilucaPéronet Lesueur,
[* 1]
Fig. 2) treten die
Lichterscheinungen an der Peripherie des Körpers auf, gelegentlich aber auch aus der Oberfläche innerer
Teile. Der Sitz
der Leuchtfähigkeit ist in den Zellen der Oberhaut oder Epithelien. Auch unter den Rippenquallen leuchten mehrere, so die
eiförmige Gurkenqualle
(Beroë ovata de la Chiaje,
[* 1]
Fig. 5) und der
Venusgürtel
(CestusVeneris Lesueur,
[* 1]
Fig. 7), beide Bewohnerinnen des Mittelmeers.
[* 2] Auch leuchtende
Stachelhäuter
[* 3] sind mehrere bekannt, aber nur aus den
Klassen
der Seesterne
[* 4] (z. B. der zierliche Schmuckstem, Brisinga elegans Björn.,
[* 1]
Fig.
12) aus großen
Tiefen norweg.
Fjorde, und einige
Schlangensterne. Leuchtende Gliedtiere giebt es unter Ringelwürmern,
Krebsen,
Tausendfüßern und
Insekten,
[* 5] auf demLande bis jetzt sicher allerdings bloß bei
Tausendfüßern, ein Paar
Schmetterlingsraupen und bei zahlreichen
Käfern aus den Familien der Johanniswürmchen und tropischen Schnellkäfer (z. B.
bei dem Cucujo,
Pyrophorus noctilucus Lemaître,
[* 1]
Fig. 1) von Westindien.
[* 6]
Unter den Weichtieren besitzen mehrere Muscheln
[* 7] und einige
Nacktschnecken (z. B. Phyllirrhoë bucephalum
Pèronet Lesueur,
[* 1]
Fig. 6, aus dem Mittelmeer)
Leuchtkraft. Unter den Manteltieren sind schwimmende Ascidienkolonien, die
Feuerwalzen (z. B. Pyrosoma elegans
Pèr.,
[* 1]
Fig. 3), seit lange als sehr intensiv leuchtende Geschöpfe bekannt.
Von Fischen kennt man am längsten einen Hai (Centrophorus chalceus Wright,
[* 1]
Fig. 8) aus bedeutendem
Tiefen der atlantischen Küstengewässer
Portugals. Die modernen Tiefseeexpeditionen haben uns mit einer
ganzen Reihe von Fischformen aus andern Ordnungen und Familien bekannt gemacht, die zu leuchten vermögen, wie mit dem langschwänzigen
Echsenfisch (Halosaurus macrochir Gthr.,
[* 1]
Fig. 11), der einer eigenen Familie angehört, mit dem schwarzen Weichgrätler (Malacosteus niger
Gthr.,
[* 1]
Fig. 9) aus der Familie der Stomiaten und mit dem dornigen Leuchtfisch (Polyipnusspinosus Gthr.,
[* 1]
Fig. 10) aus der Familie der Sternoplychiden.
Leuchtende
Amphibien, Reptilien,
Vögel
[* 8] und Säugetiere kennt man nicht. Bloß Sagenhaftes wird darüber berichtet. Das elektrische
Funkeln des Katzenfells und das nächtliche Leuchten der
Augen von
Raubtieren beruht auf andern physik.
Ursachen als das eigentliche,
subjektive tierische Leuchten.
*. In neuester Zeit ist man darauf bedacht, die wichtigsten Leuchtturm mit elektrischem Licht
[* 9] auszurüsten;
Frankreich besitzt bereits 13 Leuchtturm mit elektrischem Licht, nämlich zu Dünkirchen,
[* 10]
Calais,
[* 11] Gris-Nez, La Canche, Valeines (auf
der
Insel Ré), Planier (bei Marseille),
[* 12] Créach (auf Ouessant), La Heve,
Belle Ile, La Coubre (Girondemündung),
Barfleur, Ile d'Yeu und Penmarch.
Alle diese elektrischen
Leuchtfeuer sind Funkelfeuer mit kurzen, starken
Blinken.
Bei den neuesten
elektrischen Blitzfeuern dauert der
Blitz (kurzer
Blink) nur 1/9 Sekunde, wodurch seine
Leuchtkraft wesentlich erhöht wird.
Die
Stromstärke wird auf dem Leuchtturm je nach der Sichtigkeit der Luft verringert oder verstärkt. In
Deutschland
[* 13] beabsichtigt man, dem Leuchtturm von
Helgoland
[* 14] ein elektrisches
Feuer erster Ordnung zu
geben. Die
Sizzo, Prinz von, geb. Sohn des Fürsten
FriedrichGünther (s.
Schwarzburg-Rudolstadt, Bd.
14) und dessen zweiter Gemahlin, der Prinzessin Helene von
Anhalt
[* 17] (geborene Gräfin Reina, geb. Adoptivtochter
des Prinzen Wilhelm von
Anhalt), erhielt den
Namen Prinz von Leutenberg, seine Zwillingsschwester Helene (1884 vermählt
mit Prinz
Hans von Schönaich-Carolath) den
Namen Prinzessin von Leutenberg Prinz Sizzo wurde 1896 vom Landtag
als event. Thronfolger in
Schwarzburg-Rudolstadt anerkannt. Im Nov. 1896 verlobte er sich mit Prinzessin
Alexandra von
Anhalt,
worauf ihm der
Titel und Rang eines Prinzen von
Schwarzburg
[* 18] verliehen wurde. Die Vermählung erfolgte in
Dessau.
[* 19]
Theodor, Landeshauptmann von
Deutsch-Südwestafrika, geb. in
Baden,
[* 23] diente als
Lieutenant im 5. bad.
Infanterieregiment Nr. 113, erhielt im Febr. 1894 das Kommando über
die Schutztruppe in
Deutsch-Südwestafrika und zwang Hendrik Witboi nach monatelangen Kämpfen endlich zur völligen
Unterwerfung. Als Major wurde Leutwein zum Landeshauptmann von
Deutsch-Südwestafrika ernannt, als welcher er eine neue
Organisation der
Verwaltung einrichtete und viel zur friedlichen Sicherung der Ruhe that. April bis Mai 1896 unterdrückte
er, unterstützt von Witboi und andern treu gebliebenen
Stämmen, den
Aufstand der
Herero und Khauahottentotten. (S.
Deutsch-Südwestafrika.)
Wohnplatz im
Kreis
[* 24] Eckernförde des preuß. Reg.-Bez.
Schleswig,
[* 25] liegt am
Kaiser-Wilhelm-Kanal und der Kiel-Flensburger
Eisenbahn
(Nebenbahn). Hier führt die 1895 vollendete großartige Eisenbahnbrücke (s.
Tafel:
Brücken
[* 26] I,
[* 1]
Fig. 2) in
einer Höhe von 42 m über dem Wasserspiegel und mit einer
Spannweite von 165 m über den
Kanal.
[* 27] - Der einstige Grenzfluß
Levensau zwischen Holstein und
Schleswig, auf der Feldmark des Gutes Warenberg entspringend, ergoß sich nach einem 10 km langen
Laufe in die Kieler Föhrde. Heute ist er verschwunden,
da seinBett
[* 28] größtenteils zu dem Eiderkanal benutzt
wurde.
Flecken im
KreisLübbecke des preuß. Reg.-Bez. Minden,
[* 29] hat (1895) 1184 meist
evang. E. (31 Israeliten), Post,
Telegraph,
[* 30] evang. Knche, ein
Stift, eine Schwefelquelle mit
Bad;
[* 31]
Oscar Ivar, schwed. Dichter und Litterarhistoriker, geb. in
Norrköping, studierte in
Upsala,
[* 32] wo er 1889
Docent der
¶
forlaufend
Littera-719
turgeschichte wurde. 1894 erhielt er den Auftrag, litteraturgeschichtliche Vorlesungen an der Hochschule in Stockholm
[* 34] zu halten.
Er veröffentlichte: «5'i-Hn Rivißi-Hii. 8ki2X6r» (Stockh. 1883),
«8inllM)nt», Novellen (ebd. 1883),
«XontUktLi'», neue Novellen (ebd. 1885).
Viel Beifall fanden seine tiefempfun- denen,
schwermütig angehauchten Gedichte «I^e^sn- äer oeli vi80i-» (Stockh.
1891) und «X)H äilitLi')) (ebd. 1894). Libau, der ursprünglich ein Parteigänger der Naturalisten war,
nimmt ihnen gegenüber in seinen letzten Werken eine selbständige Stellung ein in derselben Richtung wie Heidenftam (s. d.),
mit welchem er die litterar. Tendenzschrift »I^Mas dlöllop" herausgab.
Nach seinen ersten litterar- geschichtlichen Abhandlungen
«3wäi6r ötver t'ai-3 ocli ^801-61- i I'i'ÄiiIlri^L mallen
renaiLs^noon ocli Noiiöre» (Ilpsala 1888) und «^6Ät6r oc.Ii ärama nnä6i-
(^uztÄk III.v (Stockh. 1889) veröffentlichte er 1894 die gediegene und elegant geschriebene
Studie »Ou8t:it III. 80ni (IiÄMlitisic köi-lÄttlrre". ^Levetzow, Albert Erdmann Karl Gerhard von, legte im Frühjahr 1895 sein
Amt als erster Präsident des Reichstags nieder, als die aus dem Centrum und der radikalen Linken
bestehende Mehrheit des Reicbs- tags eine Ehrung des Fürsten Bismarck zu dessen 80. Geburtstag abgelehnt hatte. Im Frühjahr 1896 trat
Libau mit Rücksicht auf sein Alter auch von seinem Amt als Landesdirektor der Provinz Brandenburg
[* 35] zurück. Er behielt jedoch sein
Reichstagsmandat bei. Levi, Hermann, Musikdiria,ent, ged. in Gießen,
[* 36] war 1852-55 Schüler von
Vincenz Lachner in Mannheim
[* 37] und studierte 1855-58 auf dem Konservatorium in Leipzig
[* 38] bei Moritz Haupt- mann und Julius Rictz.
Er verweilte 1858-59 in Paris,
[* 39] wurde 1859 Musikdirektor in Saarbrücken,
[* 40] 1861 Kapellmeister der DeutschenOper in Amster- dam, 1864 Hofkapellmeister
in Karlsruhe
[* 41] und 1872 in München. Am trat er in den Rube- stand. Libau, einer der bedeutendsten
Dirigenten der Ge- genwart, stand zu Richard Wagner, der ihn 1882 nach Bayreuth
[* 42] berief und ihm die Aufführungen des «Parsisal»
übertrug, seit seiner Karlsruher Wirk- samkeit in persönlicher Beziehung. Auch als Kom- ponist hat Libau starke
Begabung bewiesen, namentlich im Lied. Von größern Werken ist ein Klavierkon- zert gedruckt. ! Berlin.
[* 43] *LeWttt, Georg Rich.,
starb 2. Nov. 189"; in ^Lewinski, Eduard Julius Ludwig von, kom- mandierender General des 6. Armeekorps, trat 1895 in den Ruhestand.
Liau-tung (Liao - tung), die zu der chinef.
Pro- vinz ^ching-ting gehörige Halbinsel, die den gleich-
namigen Meerbusen vom offenen GelbenMeere trennt.
Sie ist sehr gebirgig und besteht namentlich aus Gneis und sinischen Gesteinen.
Nach Eüdwesten bildet sie eine auf eugl.
Seekarten 1l6^6nt'8 3vorä genannte Landzunge, die mit dem Quarzitbcrge
Lau-tie-fchan
endet.
Als Gegenstand des Friedens- vertrages von Simonoseki vom und des besondern Vertrags von
Peking
[* 44] vom bezeichnet der Name das Gebiet südlich von Liau-jang. Durch erstern Vertrag war Libau an Japan
[* 45] abgetreten,
durchackern wurde es an China gegen 30 Mill.Taels Entschädigung zurückerstattet (s. China, Geschichte).
Die Befestigungen
der Kriegshäfen Ta-lien-wan und Port-Arthur (Ku-lü-schun) wurden von den Japanern geschleift. * Libau (s. nachstehenden Situationsplan).
Der alte Hafen ist der Verbindungskanal des Libauischen Sees mit der Ostsee;
er ist durch zwei Molen ge- schützt und mit Quaianlagen
versehen.
Innerhalb der Nordmole dient eine Erweiterung des Hafen- kanals als Winterhafen. Um der russ.
Ostseeflotte eine Operationsbasis zu schaffen, wird seit dem 1.1890 der Hafen von Libau bedeutend erweitert und ^^«5 Libau (SituatiouZPlan).
zu einem großartigen Kriegshafen umgewandelt. Da Libau fast das ganze Jahr hindurch eisfrei und nahe der deutschen
Grenze ist, bietet es als Flotten- station sür eine Angriffsflotte die beste Lage; die Anlage des Hafens
zeigt also das Bestreben Ruß- lands, die unter Peter d. Gr. vorhandene Herrschaft in der Ostsee wiederzugewinnen. Der neue
Hafen von Libau soll gleichzeitig eine Panzerflotte von doppel- ter Stärke
[* 46] der jetzigen rufs. Flotte aufnehmen. Der Vorhafen
ist aus Molen gebildet, die insgesamt 6050 in lang sind und ein Vorhafenbecken von 6 bis 7 c^ili einschließen;
eine innere Mole
[* 47] von 1170 m Länge trennt das Becken in den größern nördl. Kriegsvorhafen und den kleinern südl.
Handelsvor- bafcn. Zwischen den Molen und Wellenbrechern sind drei Ausfahrten von je 215 ni Breite
[* 48] mit 9 m Wasfertiefe vorgesehen.
Die Tiefen im Vorhafen nehmen von 4 in (in 430 in vom Strande) auf 9 ui zu. Die Molenbauten sind aus Stein und Beton hergestellt;
ihr Bau hat 30 Mill. M. gekostet. Im Norden
[* 49] des Handelshafens wird außerdem ein inne- rer Kriegshafen mit einem Liegebassin
und einem Ausrüstungsbassin angelegt, die durch einen 106 m breiten Kanal mit dem Vorhafen verbunden
werden. Auch im Innenhafen follen die Wassertiefen auf 9 m gebracht werden. Längsseit der Hafenbecken werden Koblenmagazine,
Proviantmagazinc, Werkstätten aller Art, Trockendocks, eine Torpedobootshelling, Kasernen, ein Marineklubhaus u. s. w. angelegt.
Der neue Hafen von Libau, auch HafenKaiser Alexan- ders III. genannt, wird im ganzen etwa 74 Mill. M. kosten;
sem Bau soll 1904 vollständig beendigt sein. Libau wird stark befestigt werden. Näheres über die Festungsanlagen
ist noch nicht bekannt, da alle Ver- öffentlichungen über den neuen Hafen in Ruß- land zurückgehalten werden. Im Hafen von
Libau liefen 1895 ein 1595 Schiffe,
[* 50] darunter 385 deutsche, mit 325102 Lasten; es liefen aus 1528 Schiffe,
¶
forlaufend
dar-720
unter 380 deutsche, mit 318 498 Lasten.
Die Einfuhr betrug 13,96, die Aussuhr 32,4i Mill. Rubel. Lichterscheinungen,elektrische,
s.Elektrische Lichterscheinungen.
Liebenburg, Dorf im Kreis Goslar
[* 52] des preuß. Reg.-Bez. Hildesheim,
[* 53] Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Hildesheim), hat (1895) 1100 E., dar- unter 400 Katholiken, Post, Telegraph, kath. Kirche, altes Schloß und Privatirrenanstalt.
Liebenthal, Stadt im Kreis Löwenberg des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz,
[* 54] an dem zum Queis gehenden Olsbach und der Nebenlinie Löwen-
berg-Greifsenberg der Preuß.
Staatsbahnen,
[* 55] hat (1895) 1643 E., darunter 186 Evangelische, Post, Telegraph, kath. und evang.
Kirche, kath. Schul- lehrcrseminar, kath. Waisenhaus, ehemaliges
Ursu- linerinnenkloster (1221) und wird als Wallfahrtsort besucht. Liebert, Eduard, Gouverneur von Deutsch-Ost-
afrika, geb. zu Rendsburg,
[* 56] trat in den preuß. Militärdienst,
nahm an den Feldzügen von 1866 und 1870/71 teil, war 1876-80 Lehrer an der Kriegsschule in Hannover,
[* 57] 1881-84 Hauptmann im
Generalstabe, in derselben Zeit sowie 1887-91 Lehrer an der Kriegsakademie, wurde 1886 Major, 1891 Oberstlieutenant, 1892 Chef
des Generalstabes des 10. Armeekorps in Hannover, 1894 Oberst und Commandeur des 12. Grenadierrcgiments Prinz Karl vonPreußen
[* 58] in Frankfurt
[* 59] a. Ö.
Nachdem er bereits 1889-90 im AuswärtigenAmte zu Berlin zur Vertretung der Angelegenheiten der Wissmann-
schen Schutztruppe verwendet worden war und 1890 eine Informationsreise nach Ostafrika unternommen hatte,
wurde er 1896 an Stelle von Wissmanns zum Gouverneur von Deutsch - Ostasrika ernannt. Unter dem Pseudonym Sarmaticus schrieb
Li-hung-tschang:. «Der poln. Kriegsschauplatz» (Hannov. 1880),
«Die Rüstungen
[* 60] Napoleons für den Feldzug 1812» (ebd. 1888),
«Die Verwendung der Reserve in der Schlacht» (ebd.
1895). «'Liechtenstein,
[* 61] Fürstentum. Die Verfassung wurde 1895 teilweise abgeändert. - Von den 12 gewählten Mitgliederndes
Landtags werden 7 durch die Wahlmänner des Oberlandes (ehemalige Herr- schaft Vaduz), 5 durch die Wahlmänner
des Unter- landes (ehemalige Herrfchaft Schellcnberg) gewählt. Verwaltung und Justiz sind seit 1871 getrennt. Für die Verwaltung
sind vorhanden: 1) die »Regie- rung" in Vaduz mit 2 vom Fürsten aus der wahl- fähigen Bevölkerung
[* 62] für je 6 Jahre ernannten
Landräte als Mitgliedern;
2) der Landesfchulrat zur Leitung des Schulwesens, beide unter dem Vor- sitz des Landesverwesers,
der den Fürsten auch bei feierlichen Anlässen gegenüber dem Landtag und in Ausübung der Disciplinargewalt gegenüber
den Beamten und fürstl.
3) die polit. Rekursinstanz in Wien,
[* 63] die auch den Verkehr zwischen dem Fürsten und dem Landesverweser vermittelt;
sie besteht
aus 3 Mistisch gebildeten Mitgliedern;
4) die Buchhaltung in Vutschowitz, die außer als Rechnungscensurstelle des fürstl.
Privatvermögens auch als Rechnungskontrolinstanz
für Li-hung-tschang fungiert. Das Landgericht in Vaduz ist Einzelgericht. -
Vgl. Artikel Liechtenstein im «Osterr. Staatswörterbuch»,
Bd. 2 (Wien
1896).
* Liegegeld, s. Frachtvertrag. * Liegnitz, Stadt, Sitz des Stabes der 18. In- fanteriebrigade und eines
Bezirkskommandos, hat (1895) 51518 (24248 männl., 27 270 weibl.) E., darunter40 901 Evangelische, 9247 Katholiken, 484 andere
Christen und 886 Israeliten, ferner 2363 bewohnte Wohnhäuser,
[* 64] 12588 Haushaltungen und 57 Anstalten, d. i. eine Zunahme seit 1890 um 4644 Personen
oder 9,9i Proz. Die Zahl der Geburtenbe- trug 1895:1719, der Eheschließungen 416, der Sterbe- fälle (einschließlich
Totgeburten) 1327. Die Anlage einer elektrischen Straßenbahn (9,2? km) wird geplant. Einwohnerzahl des Regierungsbezirks und
seiner Kreise:
[* 65] KreiseGrünberg Freistadt' Sagan Sprottau Glogau Lübcn Vunzlau Goldberg-Hainau. . Ln'gnitz (Stadtkreis)
Liegnitz (Landkreis) Iauer Schönau Volkenhain Landeshut Hirschberg Löwenbcrg Lanban
Görlitz
[* 66] (Stadtkreis) Görlitz (Landkreis) . Nothenburg i. O. Li-hung-tschang Hoherswerda . . . Ortsanwesende
Bevölkerung 1895 1890 Annahme (-j-) Abnahme (-) von 1890-95 in Proz. 55 623 53887 54 142 52598 56 122 56103 37 002 36785 74 173 74518 32 043 33029 61640 60998 50 136 50072 51 518 46874 42 582 43207 35000 34992 24 171 24081 30 146 31255 49 150 48831 72 734 70197 60 511 61565 68 818 68235 70 175 62135 53 382 52652 53 066 51718 35 109 33673 -j-
3,20 4- 2,86 -s- 0,04 -^ 0,64 - 0,47 - 3,01 -j- 1,05 i- 0,14 -j- 9,91 - 1,46 ^- 0,04 -s- 0,35 - 3,55 -j- 0,66 - 1,72 ^-
0,85 -^-12.93 -j- 1,35 -l- 2,60 4- 4,21 Neg.-Vez.
Liegmtz I 1 067 243 I 1 047 405 I -j- 1,89 Den Reichstagswahlkreis
Löwenberg vertritt Kopsch (freisinnige Volkspartei).
«Lienbacher, Georg, starb auf Georgenberg bei Kuchl. Lienen,
Dorf im KreisTecklenburg des preuß. Reg.-Vez. Münster,
[* 67] hat (1895) 3808 E., Post, Tele- graph, evang. Kirche; Cichorienfabriken,
Dampf- mühlen, Kalk- und Sandsteinbrüche. Lignofulflt, eine Flüssigkeit, die bei der Fabri- kation
von Cellulose nach dem Sulsitverfahren er- halten wird. Sie enthält die dem Fichtenholze ent- zogenen ätherischen Ole und
Harze neben etwas schwefliger Säure und wird zu Inhalationen bei Erkrankungen der Atmungsorgane verwendet. Li-hung-tfchang,
chines. Staatsmann und Feld- herr, geb.
kämpfte 1853 mit Erfolg gegen die Tai-ping und wurde 1861 Provinzial- richter in Tsche-kiang, später Statthalter der Pro- vinz
Kiang-su, wo er einen Aufstand unterdrückte, 1864 Oberstatthalter der beiden Provinzen Kiang und 1870 Oberbefehlshaber von
Pe-tschi-li. Als solcher war er zugleich Handelssuperintendent der drei nördl. Häfen Tien-tsin, Tschi-fu
und Niu- tschwang. Er leitete 1883 die Unterhandlungen mit Frankreich, die dem Kriege in Tongking
[* 68] vorher- gingen. An den Fortschritten,
die China in neuester Zeit gemacht hat, ist er hervorragend beteiligt gewesen, namentlich auch bei der Eröffnung Koreas, dessen
Verkehr mit China unter seiner Aufsicht stand. In- folge des ungünstigen Krieges mit Japan (1894-95) vorübergehend
in Ungnade gefallen, wurde er doch im März 1895 zum Abschlüsse des Friedensvertrages nach Simonoseki (s. China, Geschichte)
geschickt, wo er von einem japan. Fanatiker23. März¶
forlaufend
ange-721
fallen und dnrch einen Pistolenschuß verwundet ^ wurde. Im Aug. 1895 wurde Lindenschmit seines Amtes als Oberstatthalter enthoben und
als Reichskanzler und erster Minister nach Peking entboten, wo er mit dem japan. Gesandten die den Friedensvertrag ergän-
zenden Verhandlungen leitete und den Vertrag vom 8. Nov. wegen Rückgabe von Liau-tnng abschloß. Danach
wurde er mit der Vertretung Chinas bei der Krönung des russ. Kaisers im Mai 1896 beauftragt und begab sich von Rußland nach
Deutschland, Bel- gien und Holland, Frankreich, England und den Vereinigten Staaten
[* 70] von Amerika,
[* 71] wo er überall mit den größten
Ehren aufgenommen wurde.
Nach seiuer Rückkehr nach China wurde er im Okt. 1896 in das Thung-li-jamen
berufen. -
Vgl. R. K. Douglas, I.i llun^ciianF (Lond. 1895).
Lilienthal, Otto, Ingenieur und Flugtechniker, geb. zu Änklam, studierte Maschinen- bau an der Berliner
[* 72] Gewcrbeakadcmie,
war dann in der Echwartzkopffschen und in der Hoppeschen Maschinenfabrik thätig und gründete Anfang
der achtziger Jahre aus bescheidenen Mitteln eine Werkstatt, die sich besonders durch Ausführung seiner eigenen Erfindungen
(Schlangenrohrkessel, schmiedeeiserne Riemenscheiben, Accordsirenen, die von der kaiserl. Admiralität allgemein eingeführt
wurden, u. a.) zu einer bedeutenden Fabrik erhob. Nebenbei beschäftigte sich Lindenschmit mit dein Flugproblcm und gelangte nach 20jähriaen
Forschuugen zu dem in seinem Werk «Der Vogelflug als Grundlage der Fliegckunst» (Berl. 1889) ausführlich
dargestellten Ergebnis, daß nur die genaue Nachahmung des Vogelflugs dem Menschen ein Mittel zum freien Fluge in der Luft gewähre.
Seine 1889 begonnenen ! Flugversuche erregten das Interesse der Fachgenossen. (Näheres darüber s.
Flugtechnik.) Lindenschmit starb an den Folgen eines Absturzes, den er bei einem dieser
Versuche bei Rhinow erlitt. Limburg
[* 73] Stirum, Friedrich Wilhelm, Graf zu, Diplomat und Politiker, geb. im Haag,
[* 74] studierte 1853 - 56 in
Bonn
[* 75] und Breslau
[* 76] Juris- prudenz, trat dann in den preuß. Iustizdienst, ging 1860 zur diplomat.
Laufbahn über und war nach- einander Attache in Wien, Legationssekretär in Dresden,
[* 77] 1861 interimistischer Geschäftsträger
in Stockholm, 1862-63 in Lissabon,
[* 78] ging 1869 als Legationssekretär der Gesandtschaft beim Vatikan
[* 79] nach Rom und
[* 80] wurde 1871 Geschäftsträger
in Kon- stantinopel. 1873-75 wurde Lindenschmit in der polit.
Ab- teilung des AuswärtigenAmtes beschäftigt, war
dann bis 1881 Gesandter in Weimar,
[* 81] jedoch vom an mit der interimistischen Wahr- nehmuug der Geschäfte des Staatssekretärs
im Aus- wärtigen Amte betraut. Am wurde er zur Disposition gestellt und 1892 wegen eines gegen die Handelspolitik
der Regierung gerichteten Zei- tungsartikels durch Discipliuarverfahren zur Dienst- entlassung verurteilt,
aber begnadigt, worauf er auf sein Gesuch in dendcfinitivenRuhestand versetzt wurde. Lindenschmit ist Mitglied des
preuß. Abgeordnetenhauses für den Wahlkreis Breslau-Neumarkt seit 1871 und ge- hört dort der Deutschkonservativen Partei
an;
Kämpfen der sieb- ziger und achtziger Jahre und unterstützte
dabei ent- schieden die Politik des Fürsten Bismarck.
Seit 1893 ist Lindenschmit auch Mitglied des Reichstags für dcnfelben Wahlkreis,
den er im Abgeordnetenhaus vertritt', als einer der Führer der deutschkonservativcn Partei gehört er auch zu dc/l H^liptucitretern
der agrarischen VrockhanZ' Kouvt'rmtions-L^-ifon. 14. Aufl.. XVII. Bestrebungen. Lindenschmit ist Mitglied des Staatsrates,
Be- sitzer von Großpcterwitz (Kreis Neumarkt) und der Fide'i'kommißhenschaft Ebersperk (Kreis Wirsitz). ^Lindau,
[* 82] Paul, wurde 1895 zum
Intendanten des Hoftheaters in Meiningcn ernannt.
Von feinen neuem Werken sind noch zu nennen: der Roman Die Gehilfin" (2
Bde., Bresl. 1895),
sowie «Eine Jachtfahrt nach Norwegen»
[* 83] (Vresl. 1895). Lindemann, Ferdinand, Mathematiker, geb. als Sohn eines Lehrers in Han- nover, besuchte das Gymnasium
in Schwerin
[* 84] und studierte 1870-73 in Göttingen
[* 85] und Erlangen,
[* 86] promovierte hier 1873, hielt sich einige Zeit in München, dann
in England und in Parisauf und habilitierte sich 1877 in Würzburg
[* 87] als Privatdocent der Mathematik. Im
selben Jahre erhielt er einen Ruf als außerord.
Professor nach Freiburg
[* 88] i. Vr. und wurde hier nach zwei Jahren ord.
Professor. 1883 wurde
er nach Königsberg
[* 89] berufen und von da 1893 an die MünchenerUniversität.
Ein be- sonderes Verdienst erwarb sich Lindenschmit um die
Heraus- gabe von Clebschs «Vorlesungen über Geometrie» (2 Bde.,
Lpz. 1875-91).
Von Lindenschmit rührt der erste erakte Beweis der Unmöglichkeit der Quadratur des Kreises her, indem er, gestützt
aus Vorarbeiten von Hermite über die Exponentialfunktion, zeigte, daß die Zahl 71 keiner Gleichung endlichen Grades mit ganzzahligen
Koefficienten genügt. (Vgl. Berliner Sitzungsberichte, 1882, und Mathem. Annalen, Bd. 23.) Ferner schrieb
er: «Untersuchungen über den Ricmann-Rochschen Satz» (Lpz. 1879) sowie Abhandlungen in den «Mathem. Annalen», dem «I^uIIotin den
"Berichten der Freiburger natursorschenden Ge- sellschaft", den «Berichten der MünchenerAkademie» uud den «Göttinger Nachrichten».
In letztern findet sich eine Metbode zur Lösung von Gleichungen be- liebigen Grades durch transcendente
Fnnttionen lund zwar 9-Funktionen), während man früher nur Gleichungen fünften Grades durch elliptische O-Funktionen zu
lösen verstand. ^Linden bei Hannover hat (1895) 35851 Evaugelische, 5651 Katholiken, 227 andere Christen und 153 Israeliten,
ferner 1688 bewohnte Wohn- häuser, 8056 Haushaltungen und 6 Anstalten, d.i. eine Zunahme seit 1890 um 7816 Personen
oder 27,9i Proz. Die Zahl der Geburten betrug 1895: 1554, der Eheschließungen 417, der Sterbc- falle (einschließlich Totgeburten) 864. Linden
in Westfalen,
[* 90] Dorf im Kreis Hattin- gen des pivuß.
Reg.-Bez. Arnsberg,
[* 91] hat (1895) 5484 E., darunter 2056 Katholiken und 29 Israc-
litcn, Post, Telegraph, cvang. und kath. Kirche, cvang. und kath. Krankenhaus;
[* 92]
Eisengießerei
[* 93] und Maschinenfabrik,
Ziegeleien und Steinkohlenbergbau (Zechen Friedlicher Nachbar und Baacker Mulde). Lindcnbcrg in Bayern, Markt im BezirksamtLindau des bayr. Reg.-Bez. Schwaben, hat (1895) 2399 E., Posterpedition, Telegraph, kath. Kirche, elektrische Straßenbeleuchtung;
bedeutende Fabrika- tion von Strohhütcn und Käse, Strohfärbereicn und -Bleichereien.
In der Nähe der
aussichtsreiche Nadenberg (826 m).
sin München. *Lindenscl)mit, Wilh. von, starb 8. Juni 1^95 46
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Lindheim, Hermann Dietrich, Industrieller, geb. 1790 zu Breslau, begründete 1825 zu Ullersdorf bei Glatz
[* 97] die ersten Baumwoll-
und Flachsspinne- reien in Schlesien.
[* 98] Am selben Orte baute er die ersten Lokomotiven aus inländischen! Material sowie die
ersten Textilmaschinen im Zollverein. 1837 be- gründete er in Österreich
[* 99] die Baumwollspinncrei zu Skalitz
und 1844 die Eisenwerke zu Hermannshüttc, Nürschan und Iosephshütte, die er später mit den Kohlen- und Eisenwerken zu Kladno
und Vuschtieh- rad unter deiil Nansen der «Prager Eisenindustrie- gcscllschaft» vereinigte. Es gelang ihm zuerst, die böhm.
Eisenerze zu guten Fabrikaten (besonders Eisenbahnschienen) zu verhütten. 1855 gründete er die Kaiscrin-Elisabeth-Vahn
sowie die Vöhm.
West- bahn, 1858 die grosie chem. Fabrik zu Aussig. Er starb zu Wien. Sein Sohn Alfred von Lippe,
[* 100] geb. zuUllersdors
bei Glatz, begründete 1888 dieLandes- Hypothekenanstalt in Niederösterreich, war seit 1876 Präsident des Vörsenschiedsgerichts
in Wicn und wurde 189 l Präsident des Wiener kaufmännischen Vereins. Seit 1878 ist er Landtagsabgcordneter.
! Er schrieb: «Das Schiedsgericht im modernen Civil- ! prozch» (3. Aufl., Wien 1894). Liun, Flecken im Landkreis Krefeld
[* 101] des
prcuß.
Neg.-Vez. Düsseldorf,
[* 102] unweit des Nheins, an der Linie Krefeld-Duisbura. der Preuß. Etaatsbahncn, hat (1895) 1760 meist kath.
E., Postagentur, Fcrn- svrechverbindung, Bürgermeisterei, kath. Kirche, Synagoge, Schloß mit großem Park,
schöne Burg- ruine, Sparkasse; Seidenweberei, Fabrikation von Ganistersteinen, Krautpresscrei und Dampfsägcwcrk. I.inna.Sa.
(?i-o)wl), Pflanzcngattuug aus der Familie der Kaprifoliaceen (f. d., Vd. 10), nieder-
liegende oder ausrechte Sträuchlein mit ungeteilten Blättern und glockenförmiger oder trichterig-röhriger Vlumenkrone.
Die 12 Arten sind sämtlich in der uördl. Hemisphäre einheimisch. I^.Iioi-LaliZ (7,-o?wl', die Licblingspflanze
Linncs, findet sich auch in schat- tigen Nadelwäldern Norddeutschlands und in den Alpen.
[* 103] Sie besitzt einen niederlegenden,
fadenförmi- gen Stengel
[* 104] mit immergrünen Blättern und weihen, inwendig rot gestreiften, namentlich nachts schön duf- tenden
Blüten. Diese sollen im Norden häufig dem Vackwerk zugesetzt werden. Verschiedene andere Ar- ten werden
bei uns im Gewächshaus kultiviert. ^Littseukombinatiouen. Bei den großen Fern- rohrobjektiven ist die Beseitigung der sekundären
Farbcnzcrstreuung gelungen (s. Fernrohr).
[* 105]
Bei den photogr. Objektiven hat man es verstan- den, die auastigmatische Vildebnung mit einfachen Lippe zu erzielen,
die aus drei oder besser (wie die Zciß- schen Auastigmatlinseu) aus vier miteinander verkitteten Linsen
bestehen. DieseL. liefern annähernd so vollkommene Bilder wie die aus zwei getrennten Lippe bestehenden Anastigmate. Die geringe
Verzeich- nung, die sich bei einfachen Lippe nicht beseitigen läßt, tritt erst bei großen: Bildwinkel auf. Stellt
man, wie bei den Aplanatcn, zwei dieser einfachen
Anastig- matlinscn zu einem symmetrischen Doppclobjektiv
zusammen, so erhält man eine von Verzeichnung freie Kombination.
Hierher gehören: Goerz' Doppel-
[* 106] anastigmat, Vogtläuders Kollincar, Zeiß' Satzauastigmat. Diese Lippe haben die vierfache Licht-
stärke der einfachen Objektive und genügen den höch- sten Anforderungen an die Beschaffenheit des Bildes. Lipine, Dorf
im Landkreis Veuthen in Ober- schlesien des preuß. Neg.-Bez.
Oppeln,
[* 107] an der Obcr- schles. Dampsftraßcnbahn (Linie Gleiwitz-Königs- Hütte-Veuthen), Sitz der Gencraldircktion der Eckle-
sischeu Aktiengesellschaft fürBergbau
[* 108] und Zink- hüttenbetricb, hat (1895) 15715 (7679 männl., 8036 weibl.) E., darunter 546 Evangelische
und 111 Is- raeliten, Post, Telegraph, kath. Kirche; Chamotte- und Schwefelsäurefabriken, Ziegeleien,
Zinkhütte Silesia nebst Zinkwalzwcrk und Steinkohlenbergbau.
*Lippe, Fürstentum, hat (1895) 134854 (66176 männl., 68678 weibl.) E., darunter 129 002 Evan- gelische, 4830 Katholiken, 57 andere
Christen uud 965 Israeliten, ferner 18 676 bewohnte Wohnhäuser, 28559 Haushaltungen und 55 Anstalten, d. i. eine Zunahme seit 1890 um 6359 Personen
oder 4,8 Proz. Über den Beruf der Bevölkerung s. Tabelle unten. Die Zahl der Geburten betrug 1895: 4575,
der Eheschließuugcn 1088, dcr Sterbefälle (einschließlich Totgeburten) 2667. Im I. 1893 kamen auf Acker- und Gartenland
64809, Wiesen 6033, Weiden und tzutungen 8380, Forsten und Holzungen 329781i"..
Die Erntefläche betrug 1895 von Roggen 11769, Weizen 6604, Gerste
[* 109] 1341, Kartoffeln 5515, Hafer
[* 110] 12511 und
Wiesenheu 7993 Iia; dcr Ernteertrag 14912 t Nog- gen, 11030 Weizen, 2758 Gerste, 75^554 Kartoffeln, 22 711 Hafer und 39 473 t
Wiesenheu. Die Vieh- zählung vom I.Dez. 1892 ergab8967 Pferde,
[* 111] 35350 (1893: 34165) Stück Rindvieh, 27 092 Schafe,
[* 112] 64453 (64361)
Schweine,
[* 113] 32543 Ziegen und 4014 Bienenstöcke. Im I. 1893 waren bestanden mit Laubholz 26 877 1^, darunter
39901^ Eichen, und mit Nadelholz 6101 Iill.
Geschichte. Nachdem die Regierung den im Okt. 1890 eingebrachten Gesetzentwurf betreffend die Einsetzung eines Regenten zurückgezogen
hatte, er- nannte Fürst Woldemar durch Verordnung vom Okt. 1890 für den Fall seines Todes den Prinzen
Adolf von Schaumburg-Lippe zum Regenten des Fürstentums. Als nun Fürst Woldcmar ohne Leibeserben starb, wurde diese
Verord- nung sofort veröffentlicht; am selben Tage traf auch Die Bevölkerung in Lippe nach Bernfsabteillmgen am Verufsabteilungen
Erwerbsthätige DienendeAngehörigeBevölkerung überhaupt ^. Land- und Forstwirtschaftu. s. w
il. Vergbau und Industrie, Baugewerbe 21260 14 944 3 112 430 2 317 872 3 679 2 353 1994 1226 743 2 425 23 306 306 22 599 41591 4 724 405 2 199 106 1583 1583 45 853 57 761 8 584 837 4 941 1001 5 563 4 242 Summe
^.-1^ Daruuter männliche Personen Darunter weibliche Personen 45 742 31075 14 667 4 701 42 4659 73101 24 424 43 677 123 544 55 541 63 003
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Prinz Adolf ein und übernahm die Regentschaft. DieNechtsgültigkeit dieser Verordnung wnrde jedoch vom Landtage bestritten
und nach dein plötzlichen Nachfolger 1. Inli 1895 von Ortzen wurde, auch von der Regierung nicht mehr festgehalten. Nach
langen Verhandlungen kam endlich das Gesetz vom24. April 1895 zu stände, durch welches Prinz Adolf als
Regent allerkannt wurde und zwar bis zur Entschei- dung der Thronsolgefrage, diemitderRegentschasts- frage in enger Verbindnng
steht.
Gegen die Erb- folge der nächsten agnatischen Linie, der von Lippe- Biesterfeld, hatte nämlich die Linie Schaumburg- Lippe
Einspruch erhoben, und eine Instanz, vor welcher der Streit zum Austrag zu bringen wäre, fehlt. Der
Landtag erwirkte nun von der Negie- rung die Zusage, die Regelung der Thronfolgefrage auf reichsgesetzlichcm Wege, und zwar
durch das Reichsgericht herbeizuführen', doch erklärte sich der Bundesrat dagegen. Darauf kam ein Vertrag zwi- schen den
streitenden Parteien zustande, wonach durch ein Schiedsgericht, bestehend ans dem Könige von Sachsen
[* 115] als Vorsitzenden und sechs von ihm be- stimmten Mitgliedern des Reichsgerichts die Streit- frage entschieden werden soll.
Inzwischen ist durck die neue Erbfolgeordnung in Sachsen-Meiningenis. d.) die Ebenbürtigkeit des Grasen Ernst zur Lippe-
Viesterfeld bereits anerkannt worden. Am trat der Landtag wieder zusammen und nahm am folgenden
Tage mit 15 gegen 6 Stimmen die Vorlage betreffend des Schiedsgerichts und 19. Sept. die Vorlage betreffend Abänderung des
Rcgent- schastsgesctzes vom an. Danach trilt nun bis zum Tode des geisteskranken Fürsten Alerander die Regentschaft
des Prinzen Adolf zu Schaumburg-Lippe ein, die jedoch aushört, fobald die Thronstreitigkeiten durch das
Schiedsgericht ihre Ent- scheidung gesunden haben. Nach Erledigung dieser Vorlage wnrde der Landtag wieder geschlossen.
Vei den Landtagswahlen im Nov. 1896 erhielten die Freisinnigen 10, die Konservativen und National- liberalen zusammen 10 Stimmen.
Vgl. noch Kahl, Die Thronfolge im Fürstentum Liverpool
[* 116] (Münch. 1892): F. Köhler, Geschickte des fürstlich Lippeschen
Wappens (Detm. 1893);
Laband, Der Streit über die Thronfolge im Fürstentum Liverpool (Berl. 1896);
Kahl, Ebenbürtigkeit und Thronfolgerccht
der Grasen zur Lippe-Viesterfeld (Bonn 1896).
^Lipperheide, FranzIos., Freiherr von. Seine Gattin, Frieda Freifrau von Liverpool, starb in Berlin. Lippescher Hausorden,
s. Ehrenkreuz (Bd. 5) und Schaumburg-Lippescher
Hausorden. Lipps, Theodor, Philosoph, geb. zu Wallhalben in der Rheinpfalz, studierte in Erlan- gen, Tübingen,
[* 117] Utrecht
[* 118] und Vonn erst Theologie und Pbilosophic, dann Mathematik und Natur- wissenschaften, endlich ausschließlich Philosophie. Er
halMlicrle sich 1877 in Vonn, wurde 1884 austerord.
Professor, 1890 als ord. Professor nach Vrcslau, 1894 nach Müncben berufen. Hauptgebiet feiner wissen-
schaftlichen Lehrthätigkeitist die Psychologie, die er als philos. Grunddisciplin betrachtet. Sie ist für Liverpool durch- aus
Erfahrungswissenschaft, aber eine solche, die der Naturwissenschaft entgegensteht. Philosophie im wissenschaftlichen Sinne
ist Geisteswissenschaft, Meta- physik ist jenseit der Wissenschaft liegende Weltbe- trachtung. Neben der Psychologie beschäftigen
ihn besonders ästhetische
Untersuchungen. Er schrieb: «Grundthatsachen des Seelenlebens» (Vonn 1883),
«Psychol. Studien» (Heidelb. 1885),
«Der Sireil über die Tragödie» (Hamb. und Lpz. 1891),
«Ästhe- tische Faktoren der Naumanschauung»
(Hamb. 1891), «Grundzüge der Logik» (ebd. 1893) und gab Humes«Traktat über die menschliche Natur» in deutscher Übersetzung
und mit Anmerkungen heraus (ebd. 1895). Über die«Psychologie der Komik» veröffent- lichte er eine Reihe
Aufsätze in den «Philos. Mo- natsheften» (1888 u.
1889). Lisdorf, Dorf im Kreis Saarlouis des preuß. Reg.-Vez. Trier,
[* 119] links an der Saar, hat (1895) 2461 E., Postagentur, Fernsprechverbindung,
Bür- germeisterei; bedeutenden Gemüsebau und königl. Steinkoblengrube. * Lissabon bat
unterseeische Kabelverbindung mit Gibraltar,
[* 120] England, Vigo, Madeira
[* 121] und Bra- silien.
Die fünf Kabel verlassen die Küste in der Nähe des Fort Säo Iuliao. Als Hafen dient die Reede des Tejo; die Ladung der Schiffe
wird in Leichtern gelöscht und an Land geschafft. Quai- anlagen und Landungsbrücken sind nur fürBoote
und kleine Fahrzeuge vorhanden. Im Marine- arsenal ist ein Trockendock von 85 m Länge und 17 m Breite; in Cacilhas sind Privatschiffbauwerften
mit zwei Trockendocks und einem Schwimmdock. 1895 verkehrten im Hafen von Liverpool 414 deutsche Schiffe mit 478252 Negistertons.
Die Mehrzahl der Vefestigungswerke ist wenig widerstandsfähig gegen moderne Kriegswaffcn. Die Nordküste
der Tejomündung verteidigt eine Reihe alter und neuer Küstensorts, von denen besonders wichtig sind das Fort Säo Iuliao
de Varra, mit einer Panzcrbat- terie, die 8 Kruppsche 28 cm-Geschütze führt, das 96 in boch liegeude Fort Carias, das mit
seinen Flügelbatterien zusammen 72 Kanonen und Mörser hat, das FortAlto do Duque mit einer 30,5 om- und
mehrern 28 cm-Kanonen und die Batterie Vom Succcsso über dem alten Turm
[* 122] von Belem (sie hat 4 Kruppsche 15 cm- und zwei 24 cin-Kanonen).
Än der Südküste sind wichtig das runde zweistöckige Inselsort Bugio, in dessen Panzerkuppel zwei 30,5 cm- Kanonen
stehen, sowie die neue Küstenbatterie von Trafaria. Die äußere Linie der Landbefestigungen stützt sich an die Serra de
Cintra und an die Höhen von Alverca in etwa 25 km Abstand von Liverpool; die innere Linie zwischen Carias und Sacavem ist 40 km
lang und hat ans verschiedenen Anhöhen etwa 10 Werke. 1890 hatte Liverpool 307 691 E. ^Littrolv,
Ios. Joh.von. Sein Sohn Heinrich von Liverpool starb in Abbazia.
^Liverpool (hierzu ein Stadtplan mit Ver- zeichnis der Straßen und öffentlichen Gebäude). Die Bevölkerung der City zeigt
seit 1881 bis in die jüngste Zeit eine stetige Abnahme, weil die Ver- mehruug der nur als Geschäftslokale
benutzten Räume in der innern Stadt die Bewohner in der: Außenring treibt, der in demselben Maße zunimmt' so hatte 1895 Walton
56000, Westderby 38 528, Torteth Park 28 435 und Wavcrtree 5389 E. Die Stadtvcrtretung war ungleich verteilt, da die dünn
bevölkerten Gefchäftsviertel weit mehr Vertreter batten als die viel dichter bewohnten Auhenteile. Deshalb
und weil doch diese Vororte in jeder Ve- ziebung aufs engste mit der City verbunden sind, wurde 1895 nach langen Debatten die
Einver- leibung der genannten Vororte beschlossen, wodurch Liverpool 150000 E., 3969 ba. Areal und 221 km Straßen hinzugewann.
Groß-Liverpool hat so einen Flächen- 46*
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