Entlassung aus dem Militärdienst genommen hatte. Im Spätsommer desselben Jahres wurde er nach
Konstantinopel
[* 2] berufen, wo
er ein Gutachten über die zum Schutz der türk. Hauptstadt nötigen Befestigungen erstattete,
welche
Vorschläge auch zur Ausführung kommen sollen. Er veröffentlichte noch:
«Situation militaire de la Belgique en 1894»
(Brüss. 1894).
Briefe nach dem Vereinsausland sind vom
Absender stets voll zu frankieren, soweit nicht am
Bestimmungsorte eine Postanstalt eines Vereinslandes sich befindet;
die Frankierung gilt im allgemeinen nur bis zur Vereinsauslandsgrenze
oder bis zur letzten Vereinspostanstalt.
Name eines pulverförmigen Poliermittels
(Patent Claon) für Metall und
Glas,
[* 6] das aus
Kieselgur, Weizenmehl,
Salz
[* 7] und Guanoabkochung hergestellt und bei der Verwendung mit
Alkohol angefeuchtet wird.
Benedetto, ital. Ingenieur und Staatsmann, geb. 1833 zu
Turin,
[* 8] studierte Ingenieurwissenschaft daselbst, trat darauf in die Marine, in deren Ministerium er zum Abteilungschef
aufrückte, um dann die
Generalinspektion des gesamten
Geniewesens zu übernehmen. Von Depretis mit der Leitung des Marineministeriums
vom März 1876 bis März 1878 betraut und von
Cairoli 24. Ott. 1878 wieder in dieses
Amt berufen, wurde
er von Livorno
[* 9] in die Kammer gewählt, in der er dann seit 1882
Turin vertrat. Im März 1884 übernahm er nochmals das Marineministcrium
unter Depretis, das er auch unter
Crispi bis Jan. 1891 behielt, wonach er als Minister des
Auswärtigen in das
KabinettGiolitti kam, mit dem er zurücktrat, um nach
CrispisSturz im
Kabinett Rudinì-Ricotti abermals
die Marine zu übernehmen. Seiner Wirksamkeit verdankt
Italien
[* 10] die
Entwicklung seiner Kriegsmarine, und er selbst hat für
eine Anzahl der größten
Panzerfahrzeuge die Zeichnungen entworfen. Brin schrieb: «Il materiale
di navigazione e selvataggio all' esposizione universale del 1878 in Parigi»
(Rom
[* 11] 1880) und «La nostra marina militare» (ebd.
1881).
*, Friederike Elisabeth. Die Schmähschrift Froitzheims «Friederike
von Sesenheim» (Gotha
[* 12] 1893), der auf die haltlosesten
Kombinationen hin Friederike wiederholt, auch durch
Goethe, verführt
sein läßt und ihr
Bild durch die
Farben häßlicher
Sinnlichkeit entstellt, gab zu mehrfachen Erörterungen
Anlaß;
Froitzheims Verdächtigungen wurden von allen, die der Frage näher traten, abgewiesen. -
Vgl. namentlich
Düntzer,
Friederike von Sesenheim im Lichte der Wahrheit (Stuttg. 1893);
G. A.
Müller, Urkundliche Forschungen zu
Goethes Sesenheimer
Idylle
(Bühl 1894);
Metz,
[* 13] Nochmals die Geschichte in Sesenheim (Hamb. 1894).
Museum *. 1894 wurden vom Parlament zur Vergrößerung des Museums 200000 Pfd.
St. bewilligt und dafür die angrenzenden 69 Häuser mit 5 ½
Acres Bodenfläche angekauft. Die
Bibliothek gedruckter Werke
wird gegenwärtig auf 1850000
Bände geschätzt. Der Zuwachs an
Büchern und
Broschüren betrug 1894: 38378,
an Fortsetzungen 61917, an Karten 981 und an Musikstücken 5316. Die Lesehalle enthält 80000
Bände und für 458
Leser bequemen
Raum. Von dem alphabetischen Hauptkatalog, der etwa 3000
Bände im Manuskript umfaßt, waren 1895: 356
Teile gedruckt (mit
einigen
LückenA-S und St-Z). Zu der 36000 Nummern umfassenden Sammlung von
Urkunden und Dokumenten kamen
1894: 185 Manuskripte, 1894
Erlasse und
Urkunden und 24 Papyri hinzu. Im Grenvillesaal befindet sich eine
Ausstellung besonders
wertvoller Manuskripte.
Die Sammlung von Münzen
[* 14] und
Medaillen wird auf über 220000
Stück geschätzt. 1894 betrug der Zuwachs 5783
Stück. An Kupferstichen
und Handzeichnungen kamen 1894 4886 Nummern hinzu, darunter die berübmte Malcom Collection of drawings by celebrated masters.
Die Gesamtzahl der
Beamten und
Arbeiter des Britisches Museum betrug 1895: 552. Das jährliche Gesamtbudget ist auf 145000 Pfd.
St. gestiegen. Das Britisches Museum wurde 1894 ohne die
Leser von 578977, die Lesehalle von 202973
Personen besucht.
Beide Linien stehen
jetzt unter der Leitung der Firma Elder, Dempster &Co. und haben sich unter dieser Leitung bedeutend
ausgedehnt und vervollkommnet.
IndiaSteamNavigationCompany *. Die Gesellschaft ist vereinigt mit den
British India Associated
Steamers Limited.
Die beiden den Betrieb gemeinschaftlich führenden Linien besitzen 1894: 91
Dampfer mit 180782
Registertons, darunter 3
Dampfer
von je über 5000 und eine ganze Anzahl von über 3000
Registertons.
Unter den neuesten Verlagswerken sind hervorzuheben die beiden Prachtwerke: Fürst
Uchtomskij, «Orientreise
KaiserNikolaus' II.
von
Rußland 1890-91» (russisch, 1. bis 4. Halbbd. 1894-95; deutsch, Bd.
1, 1894),
und Wislicenus, «Unsre Kriegsflotte» (20
Chromolithographien nach Zeichnungen von C. Saltzmann, F. Schwinge und
W. Stöwer, 1895; 2. Aufl. 1896),
und Fridtjof Nansen, «In Nacht und Eis.
[* 21] Die norweg. Polarexpedition 1893-96»
(2 Bde., 1897). Broek oder Broek-im-Waterland (spr.
bruk), Dorf in der niederländ. Provinz Nordholland, 11 km nordöstlich von Amsterdam,
[* 22] hat 1553 E. und ist berühmt als Beispiel
für die übertriebene Reinlichkeit der nordholländ. Dörfer. *Brohan, Augustine, starb 15. Fedr. 1893 in
Paris.
[* 23] Brohlthalbahn, einer Aktiengesellschaft in Köln
[* 24] genehmigte, im Bau befindliche schmalspurige Eisenbahn von
Brohl a. Rh. über Niederzissen und Weibern nach Kempenich (23,90 km).
Broich, Gemeinde im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Aachen,
[* 25] hat (1895) 3057 E., 2 kath., 1 evang.
Kirche; Gelbgießerei, Düngerfabrikation, Brennerei und Brauerei.
Broken Hill oder Willoaina, Minenstadt im Hauptsilberdistrikt Australiens, im südwestl. Teil von Neusüdwales, nahe der Ostgrenze
Südaustraliens, durch Bahn über Silverton (s. d.) mit Adelaide
[* 26] verbunden, hat (1894) 19100, als Distrikt 25000 E. Brotöl K. entstand,
nachdem ein Deutscher, Rasp, hier (1882)Gänge silberhaltigen Bleiglanzes entdeckt hatte, welche die berühmtesten
nordamerik. Silberminen an Reichtum noch übertrafen. Dieser Silberdistrikt gehört zum südl.
Teil der Barrier Ranges oder Stanleyberge, nackter zerrissener Bergmassen ans Gneis, Granit, Diorit, Glimmerschiefer und Sandstein.
Der Ertrag des rasch aufblühenden Bergbaues betrug 1892 etwa 50 Mill. M. Die mächtigste Silbermine der
Welt, die Proprietarymine der Broken hill Company, lieferte allein in der Zeit von 1885 bis 1894 etwa 72 Mill. Unzen Silber
und 13548 Unzen Gold,
[* 27] ferner 278000 t Blei,
[* 28] 2435 t Kupfer
[* 29] und 1382 t Antimon. Auch Platina wird in der Umgebung gewonnen. Bromalīn,
ein weißes, krystallinisches, in Wasser lösliches Pulver, das man in der Medizin als Ersatz der Bromsalze
bei nervösen Leiden
[* 30] anwendet.
*Bromberg, Stadt, liegt auch an der Linie Brotöl-Fordon-Schönsee (66,1 km) und der NebenlinieBrotöl-Znin (43,2 km) der Preuß. Staatsbahnen
[* 31] mit Kleinbahn von Schleusenau bei Brotöl nach Crone a. d. Brahe (24 km), ist ferner Sitz eines Bezirkskommandos,
einer Handelskammer und Reichsbankstelle und hat (1895) 46417 (24356 männl., 22061 weibl.) E., 2596 bewohnte
Wohnhäuser,
[* 32] 9550 Haushaltungen und 47 Anstalten, d. i. eine Zunahme seit 1890 um 5018 Personen oder 12,11 Proz. Die Zahl der
Geburten betrug 1895: 1439, der Eheschließungen 344, der Sterbefälle (einschließlich Totgeburten) 959. Die Stadt
hat ein Reiterstandbild Baiser Wilhelms I. (1893) von Calandrelli, neues Stadttheater (1896), eine Provinzial-Wiesenbauschule,Koch- und Haushaltungsschule, einen Historischen Verein für den Netzedistrikt mit reicher Sammlung. prähistor.
Funde. Die Ausgaben betrugen 1896/97: 1599642 M., darunter 283237 M. für Schulen, das Vermögen 1894/95: 5171825, die Schulden 2086802
M. 1894 wurden 369577 Eisenbahnfahrkarten verkauft;
es kamen an: 133788 t Güter und 11868 Stück Vieh,
gingen ab: 69639 t Güter und 16960 Stück Vieh.
Die Ostdeutsche Kleinbahn-Aktiengesellschaft bat in Brotöl ihren Sitz. 1896 fand
hier eine «Westpreußische Gewerbe- und Industrieausstellung» statt.
Der Regierungsbezirk mit seinen Kreisen zählte: Kreise
Ortsanwesende Bevölkerung
[* 33] 1895 1890 Zunahme von 1890-95 in Proz. Filehne 32930
32519 1,28 Czarnikau 39899 38678 3,13 Kolmar
[* 34] i. Posen 63313 60057 5,42 Wirsitz 60369 58214 3,68 Bromberg
[* 35] (Stadtkreis)
46417 41399 12,11 Bromberg (Landkreis) 77648 74247 4,48 Schubin 44847 44360 0,65 Inowrazlaw 67454 61841 9,10 Strelno
32722 31127 5,18 Mogilno 41281 40158 2,64 Znin 33695 31568 6,39 Wongrowitz 43970 43818 0,35
Gnesen 45567 42482 7,25 Witkowo 25330 24583 3,02 ^[Additionslinie] Reg.-Bez. Bromberg 655447 625051 4,80 Den Reichstagswahlkreis
Inowrazlaw-Mogilno vertritt (seit 1894) Krzyminski.
Bromberger Kreisbahnen, im Landkreis Bromberg belegene, etwa 90 km lange Kleinbahnen (Spurweite 0,60 m), deren Hauptlinie von
Schleusenau nach Crone a. d. Brahe geht. Die Brotöl K. sind im Sommer 1895 eröffnet worden; die Baukosten waren
auf 1821000 M. veranschlagt. Den Betrieb führt die Ostdeutsche Kleinbahn-Aktiengesellschaft (s. d.). Bromōl, Tribromphenol,
eine durch direkte Einwirkung von Brom auf Phenol entstehende Verbindung, als Antiseptikum medizinisch gebraucht.
*Bronsart von Schellendorff, WaltherFranzGeorg, trat in den Ruhestand, wurde aber schon im Okt. 1893 wieder
in Aktivität versetzt und zum preuß. Kriegsminister ernannt. Er trat als solcher 1895 für
die Umsturzvorlage der Negierung ein, nahm die Armee in oft scharfer Verteidigung gegen die Angriffe, besonders der Socialdemokraten,
in Schutz und stellte eine vom Reichstag geforderte Reform des Militärstrafprozesses in Aussicht. Als er
jedoch mit dem Militärkabinett und dessen Chef, dem General von Hahnle in Differenzen geriet, erbat er seine Entlassung, die
ihm auch unter Ernennung zum Generaladjutanten des Kaisern bewilligt wurde.
Sein Nachfolger wurde Generallieutenant Heinrich von Goßler (s. d.). BrosĭmumSw., Pflanzengattung aus
der Familie der Urticaceen
[* 36] (s. d., Bd.
16), 8 im tropischen Amerika
[* 37] verbreitete ArtenMilchsaft führender Bäume. Am bekanntesten ist Brotöl alicastrumSw., der Brotnußbaum,
dessen haselnußähnliche Samen
[* 38] roh und gekocht gegessen und auch zur Brotbereitung verwandt werden. Der Säst der jungen
Pflanzenteile ist genießbar und enthält Kautschuk.
VonBrotöl spuriumSw. wird ebenfalls Kautschuk gewonnen.
Brotöl guianensisAubl. (Südamerika)
[* 39] liefert das als Zimmerholz geschätzte Muskat-oder Letternholz (s. d., Bd.
11). *Broßmann, Karl Friedr. Gustav, starb in Dresden.
[* 40] Brotnußbaum, s. Brosimum. Brotöl, Patentbrotöl, ein aus
Petroleumrückständen gewonnenes Mineralöl, das in den letzten Iabrcn vielfach in der Bäckerei zum
Bestreichen der Brote und Backbleche, um das Zusammenkleben der Brote untereinander und ihr Festhaften am Backblech zu verhindern,
als billiger Ersatz für Butter, Margarine, Rübol oder dgl. Verwendung findet. Neuerdings sind jedoch eine
Reihe von Erkrankungen bekannt geworden, die auf den Genuß solchen mit Brotöl gebackenen Brotes zurückgeführt werden müssen;
am besten beweist dies die im Sept. 1895 in Hamburg
[* 41] vorgekommene Massenvergiftung. Die
¶
forlaufend
Vergiftungen boten im allgemeinen das Bild eines schweren Magendarmkatarrhs mit Durchfall, Erbrechen, heftigem Leib- und Kopfschmerz,
Angstgefühl, Gliederschmerzen u. s. w., endeten übrigens sämtlich nach 24-48 Stunden mit Genesung. Nachdem durch Backversuche
erwiesen worden ist, daß das Brot und Brotbäckerei
[* 43] im Backofen nicht etwa verbrennt oder sich verflüchtigt, sondern mehrere Millimeter tief
in das Brot eindringt und zum Genuß gelangt, ist gegen die Verwendung desselben Einspruch zu erheben;
vorkommende Fälle können auf Grund des Nahrungsmittelgesetzes gerichtlich verfolgt werden.
*Brotterode hat (1895) 2358 evang. E. Der Ort brannte bis auf die Schule und
ein abseits liegendes Fabrikgebäude nieder, wobei 5 Personen verbrannten. Außer Lebensmitteln und Kleidern
u. s. w. in großer Menge gingen bis Sept. 1896 Geldspenden m Hohe von über 300000 M. ein, wozu noch 60000 M. von Kaiser Wilhelm
kommen. Der Ort hat breite und gerade Straßen und schöne Häuser erhalten. Zur Herbeischaffung von Baumaterial wurde im
Frühjahr 1896 von preuß. Eisenbahntruppen eine Feldbahn (Trusenthalbahn) nach Wernshausen angelegt, die
jedoch wieder abgebrochen wird.
Die Erbauung einer normalspurigen Kleinbahn Kleinschmalkalden-Auwallenburg-Brot und Brotbäckerei (8,5 km) ist vom Kreistag genehmigt; sie soll 700000
M. kosten. *Brot und Brotbäckerei. Von neuern Bemühungen, den hohen Nährwert des im Korn enthaltenen Klebers dem Brote zu
erhalten, sind die von Steinmetz in Leipzig
[* 44] und Gelinck in Riga
[* 45] zu nennen. Steinmetz wendet eine nasse Getreidereinigung
und eine gleichzeitig damit verbundene Enthülsung des Getreides an. In der hierzu dienenden Wasch- und Enthülsungsmaschine
ist die Bewegung des Wassers so gestaltet, daß das vollgewichtige Getreide
[* 46] schwimmend gewaschen und durch Vorwärtsbewegung
eines Schneckenganges aus dem Wasser gehoben wird, während alle Verunreinigungen und ungehörigen Beimischungen
wie auch die kranken Körner abgeschieden werden.
In der Enthülsungsmaschine werden sodann lediglich durch die gegenseitige Reibung
[* 47] ohne Bruch und jegliche Verminderung der
Nährstoffe der Körner deren Hüllen abgedrückt und durch ständige Durchlüftung entfernt, wobei das enthülste Getreide
wieder trocknet. Durch das patentierte Gelincksche Backverfahren (Patentinhaber C. A. Propfe & Co.
in Hamburg) wird das Brot unmittelbar ans Getreide her gestellt, ohne daß dieses durch ein Mahlverfahren vorher zerkleinert
wird.
Nachdem das Getreide durch eine trockne Reinigung bereits von vielen fremden Bestandteilen befreit ist, wird es auch noch in
fließendem Wasser so lange einem Waschverfahren unterworfen, bis das Wasser klar abfließt. Durch Einschaltung
einer Enthülsungsmaschine können sodann je nach Belieben die Cellulosehülsen abgesondert werden. Danach wird das Getreide
mit heißem Wasser von etwa 50° C. gebrüht, bis das Korn mit Leichtigkeit zwischen den Fingern zu Brei verrieben werden
kann; das gesunde Korn sinkt beim Brühen zu Boden, während die auf der Wasseroberfläche schwimmenden
Unreinigkeiten abgeschöpft werden.
Nach dieser Vorbereitung kommt das Getreide sofort in die Teigmühle, in welcher es in fertigen Teig verwandelt wird, ohne
wieder mit Menschenhänden in Berührung zu kommen. Giebt man beim Durchgehen des Getreides durch die Teigmühle gleich
das für eine bestimmte Menge
Korn erforderliche Quantum Sauerteig und Salz zu, so ist der Teig beim Verlassen des Cylinders
sofort zum Formen der Brote fertig, andernfalls muß der Teig noch durch die Knetmaschine gehen, wenn große Teigmassen verarbeitet
werden sollen.
Das fertige Brot (Gelincksches Kornbrot) hat eine glänzend braune Kruste und schmeckt auffallend kräftig
nach frischem Getreide. Das Gefüge ist locker, die Krume grau, doch läßt sich durch Zusatz von Weizen zum Roggen auch
helleres Roggenbrot herstellen. Das Brot ist sehr haltbar und kann bis zu zwei Wochen angeschnitten sein, ohne zu schimmeln
oder sein Aroma zu verlieren. Da das Mahlverfahren sowie der Transport zu wie von der Mühle erübrigt
wird, kann das Brot wesentlich billiger sein. Es hat sich jedoch gezeigt, daß der hohe Nährgehalt dieser Brotsorten «von
den Verdauungsorganen nicht in dem Maße ausgenutzt wird, daß ein Vorteil gegenüber den gewöhnlichen kleberarmen, aber leichtverdaulichen
Brotsorten zu konstatieren wäre. Daher muß vorläufig anerkannt werden, daß die heutige Müllerei
das Richtige trifft, wenn sie den schwerverdaulichen Kleber aus dem Mehle ausscheidet und der Viehfütterung überläßt,
so daß uns sein Nährgehalt in Form von Milch und Fleisch zugeführt wird. - Ein kleberhaltiges Brot für mediz. Zwecke ist
das Aleuronatbrot (s. Aleuronat). Das Verhalten von frischem und altbackenem
Brot gegenüber dem Magensaft ist das gleiche; wenn trotzdem das frische Brot schwerer verdaulich erscheint, so hat dies seinen
Grund darin, daß es nicht klar gekaut wird, da es sich leichter schluckt. Bei den stetig sinkenden Roggen- und Weizenpreisen
verlieren alle andern Brotarten (Haferbrot) und auch die Brote mit Zusätzen von Gerste,
[* 48] Hülsenfrüchten,
Kartoffeln, Mais u. s. w. immer mehr an Verbreitung, zumal sie auch bei den modernen Verkehrsverhältnissen
kaum noch in Fällen von Hungersnot und Teuerung einige Bedeutung erlangen können. - An Bedeutung als Brot- und Mehlfrucht
aber gewinnt in neuerer Zeit immer mehr der Mais, von dem nächst dem Reis die meisten Menschen leben. Zwar
ist das Maismehl, ausschließlich angewandt, zur Brotbereitung nicht geeignet, wohl aber zu allerlei Backwerk, und in den
meisten Gegenden Nordamerikas kommen frisch gebackene Maiskuchen täglich dreimal auf den Tisch. Als Maizena und Mondamin ist
endlich das Maismehl zur Bereitung von Pudding u. dgl.
auch bei uns längst eingebürgert. Als Zusatz zu Weizen- und Roggenmehl ist das Maismehl aber sehr wohl zur Brotbereitung
geeignet; das in Kroatien landesübliche Kukuruzbrot ist z.B. aus Roggen- und Maismehl hergestellt. Vor einigen Jahren wurden
auch bei uns angestrengte Versuche gemacht, den Mais als Brotfrucht einzubürgern; es geschah das namentlich
durch den Amerikaner Murphy, der im Auftrage seiner Regierung den deutschen Markt für die nordamerik. Maiseinfuhr vorzubereiten
und zu gewinnen suchte. Das seiner Zeit vielbesprochene Murphybrot, auch Caprivibrot genannt, bestand aus 55 Proz. Weizen-, 35 Proz.
Roggen- und 10 Proz. Maismehl und wurde seiner Schmackhaftigkeit wegen gerühmt;
doch hat es weitere Verbreitung in Deutschland
[* 49] nicht gefunden. Der Mais steht hinsichtlich seines Nährstoffgehaltes erheblich
gegen Roggen und Weizen zurück, und ein Zusatz von Maismehl macht das Brot sehr trocken.
¶
Eine 14,91 km lange Abzweigung führt von der Station Ubstadt nach Menzingen. Brucĭa, der 323. Planetoid. *Brücke. Die
in allen Ländern schnell fortschreitende Entwicklung des Verkehrswesens hat auch in der neuesten Zeit wieder zur Herstellung
von Brückenbauten aller Art geführt. Wenn auch die meisten Bauwerke von den bisherigen Konstruktionen nicht wesentlich
abweichen, so sind andererseits viele von ihnen durch ihre eigenartige Anordnung interessant. Bei denSteinbrücken, welche
mehr und mehr wieder in Aufnahme kommen, macht sich das Bestreben geltend, die Baukosten dadurch herabzudrücken,
daß die Gewölbstärken vermindert und die Bausteine in erheblich höherm Maße als früher auf Druck in Anspruch genommen
werden.
Während man noch vor wenigen Jahren über Druckbeanspruchungen von 10 Atmosphären nicht gern hinausging, sind jetzt
Druckbeanspruchungen von 30 bis 60 Atmosphären ohne Nachteil in Anwendung gebracht worden. Man sucht ferner die Bogenform
der Belastung möglichst anzupassen, damit die Drucklinie der Mittellinie des Gewölbes folgt und auch bei einseitiger Belastung
Zugbeanspruchungen thunlichst ganz vermieden werden. Um den Verlauf der Drucklinie besser übersehen zu können, werden vielfach
in die Steinbogen, wie in die Eisenbogen, Gelenke eingelegt.
Ein hervorragendes Beispiel einer Steindrucke mit Eisengelenken ist die Donaubrücke bei Munderkingen in Württemberg
[* 57] mit einer
sichtbaren Spannweite von 50 m. Bruchstein, besonders Kalkstein, sucht man, sofern deren Härte nicht ausreichend groß ist,
durch Behandlung mit sog. Fluaten (s. d.) zu verbessern.
Große und schwere Gewölbe
[* 58] konstruiert man aus mehrern aufeinander gelegten, aber mit Verband
[* 59] ineinander greifenden Ringen,
weil das Lehrgerüst dann in seiner Stärke
[* 60] nur dein Gewicht des untersten Bogens angepaßt zu werden braucht und der unterste
Bogen
[* 61] dann den obern Bogenringen als Lehrgerüst dienen kann.
Das ältere Verfahren, den Bau des Gewölbes nur an den beiden Widerlagern zu beginnen, wird aufgegeben,
und das Versetzen der Gewölbquadern beginnt an vier, ja sechs verschiedenen Stellen gleichzeitig. Wo Quadern oder sonstige
Bruchsteine und auch gute gebrannte Steine fehlen, stellt man sich Betonquadern her, welche
wie Bruchsteinquadern behandelt
werden, oder man greift zum Betongewölbe. Bei letzterm führt sich das Einlegen von Eisenstäben, welche
Zugspannung aufnehmen und die Bildung von Rissen verhindern, mehr und mehr ein.
Das Monierpatent ist zwar erloschen, die Aktiengesellschaft für Monierbauten hat aber wegen ihrer geschickten Konstruktionsanordnungen
ihre Bedeutung nicht verloren. Eine wenn auch nicht in ihrer Spannweite (11 m) bedeutende, aber in ihrer
Anlage recht eigenartige Brücke
[* 62] ist (anscheinend nach amerik. Anregungen) von Professor M. Möller in Braunschweig
[* 63] bei Überbrückung
des Pleißenmühlgrabens vor dem Reichsgerichtsgebäude in Leipzig als eine Verbindung von Beton und Eisen
[* 64] hergestellt worden;
aus der nur 0,25 m starken Betonplatte, welche mit einer Asphaltabdeckung die Brückenbahn bildet, ragen
auf der Unterseite Betonrippen hervor, welche auf Flacheisen ruhen.
Nachstehende
[* 52]
Fig. 1 zeigt diese Konstruktion im Durchschnitt;
[* 52]
Fig. 2 ist
ein Schnitt quer durch die Nippen. Die beschränkten Mittel kleinerer Gemeinden und Kreisverbände haben vielfach auch bei
größern Spannweiten zur Herstellung von Holzbrücken
[* 52]
Fig. 1. geführt, doch sucht man
die Dauerhaftigkeit dieser Bauwerke durch Behandlung der Hölzer mit fäulniswidrigen Stoffen zu erhöhen und so zu konstruieren,
daß allen Hölzern Luftzutritt gewährt und Feuchtigkeit möglichst fern gehalten wird. In Amerika hat man auch dann Holzbrücken
in Anwendung gebracht, wo sich die Verwendung von Holz
[* 65] wegen seines geringen specifischen (Gewichts auf
den ersten Blick auszuschließen scheint. Es handelte sich dabei um die Herstellung von Eisenbahnübergängen über Gewässer
von ganz ungewöhnlicher Tiefe (27 m). Nach dem Vorbilde der Gerüstbrücken wurden in gleichen, aber geringen Abständen einzelne
vorher gezimmerte Pfeilergerüste, deren Fußenden durch Steinkasten entsprechend belastet wurden, im tiefen Wasser zur Aufstellung
gebracht und ihre obern Enden durch das Tragwerk einer gewöhnlichen Holzbrücke verbunden.
[* 52]
^[Abbildung]Fig. 1.
[* 52]
^[Abbildung]Fig. 2. Von Eisenbrücken
[* 66] haben in Deutschland vor allen die beiden den Kaiser-Wilhelm-Kanal
in hohen Bögen überspannenden Brücke bei Grünenthal und Levensan die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt (s. Tafel: Brücken
[* 67] I,
[* 52]
Fig. 1 u. 2). Insbesondere überrascht die
erstere, welche den Kanal
[* 68] mit einem Bogen von 156 m Weite überspannt und mit ihrer Unterkante 42 m über dem Wasserspiegel
des Kanals liegt, durch die Leichtigkeit ihrer Erscheinung. Das System der Auslegerbrücken hat fortgesetzte Anwendung gefunden,
so bei der Brücke von Černavoda in Rumänien,
[* 69] bei der Red-Rock-Brücke in Nordamerika,
[* 70] bei der Viaurbrücke
in Frankreich in der EisenbahnlinieCarmaux-Rodez. Eine unschöne Ausführung dieses Systems ist die Mississippibrücke bei Winona.
Unter neuern eisernen Gerüstbrücken zeichnen sich einige durch ganz ungewöhnliche Höhe aus,
¶
forlaufend
222
so der Pecosviadukt der Südpacificeisenbahn mit 98,5 m Höhe und der Loaviadukt in Bolivia,
[* 72] welcher an der höchsten Stelle
sogar 100,1 m über der Thalsohle liegt. Das höchste derartige Bauwerk ist aber 1896 errichtet worden bei Müngsten in Westfalen;
[* 73] seine größte Höhe über der Thalsohle beträgt 107 m. Von großen Hängebrücken sei die neue Niagarafallbrücke
erwähnt, welche im Laufe der letzten Jahre an der Stelle der ältern auf Holztürmen ruhenden Drahthängebrücke mit einer
Spannweite von 387 in auf Eisentürmen neu errichtet worden ist.
[* 71]
^[Abbildung]Fig. 3. Gegenüber solchen Spannweiten tritt die neue Themsebrücke in London unweit des Tower zurück, beansprucht
aber insofern Beachtung, als sie einen ersten festen Übergang über die Themse unterhalb der massiven Londonbrücke bildet
(s. Taf. II,
[* 71]
Fig. 2). Die Schiffsinteressenten haben sich dort lange Jahre
der Herstellung jeder Art von Brücke widersetzt, doch mußte schließlich im Interesse des Wagen- und Fußgängerverkehrs
eine Brücke zugelassen werden.
Freilich enthält sie Klappen zur Durchführung der Schiffe,
[* 74] so daß der Wagenverkehr zeitweise gehemmt
wird, die Fußgänger gelangen dagegen innerhalb der Türme in Aufzügen zu einer über Mastenhöhe liegenden Laufbrücke,
die den Schiffsdurchlaß überbaut. Von beweglichen Brücke, zu denen auch schon zum Teil die vorige Brücke zählt, zeigt besonders
Chicago bemerkenswerte Beispiele. Der lebhafte Wagen- und Fußgängerverkehr über den Chicagofluß hinweg
einerseits, der lebhafte Schiffsverkehr auf diesem Flusse andererseits forderte derartige Bauten.
Die Untertunnelung des Flusses wurde bei der großen Zahl der erforderlichen Übergänge zu kostspielig, weshalb man bewegliche
in Eisenbau ersann, welche sich durch Schnelligkeit ihrer Bewegung und die Größe ihrer Abmessungen auszeichnen.
So wurde eine Klappbrücke erbaut mit einer Durchfahrtweite von 20 in. Um die Klappen nicht zu schwerfällig zu machen, faltet
die einzelne Klappe bei ihrer Aufrichtung in sich zusammen; das Bauwerk hat daher in seiner Gattung den Namen Faltbrücke erhalten.
Auch in Milwaukee ist eine solche Brücke hergestellt worden. Eine andere Brückenart zeigt Klappen, welche
sich nach dem Auflager hin bedeutend verdicken und so geformt sind, daß die Unterkante der beiden Klappen bei geschlossener
Brücke Bogenform annimmt, und die Brücke dann (nach dem Vorbilde einer ähnlichen Klappbrücke in Rotterdam)
[* 75]
auch als Bogenbrücke
wirkt. Die beiden Klappen drehen sich aber bei der Aufrichtung nicht nach dem Vorbilde aller bisherigen
Klappenbrücken um Achsen, sondern wälzen sich auf einer horizontalen Bahn, durch Zahnstangen geführt.
Dadurch wird größere Gleichartigkeit in der bewegenden Kraft
[* 76] und größere Schnelligkeit der Bewegung erreicht. Man bat
diese Brücke Schwingbrücken getauft (s. beistehende
[* 71]
Fig. 3). Schließlich
ist in Chicago eine Hubbrücke in Eisenkonstruktion von ganz bedeutenden Abmessungen hergestellt worden, deren Fahrbahn um
rund 50 m gehoben werden kann, bei einer Durchfahrtsweite für die Schiffe von 39 m (s. Taf. II,
[* 71]
Fig. 1). Kleine, aber in ihren
Bewegungsmechanismen sehr eigenartige Hubbrücken wurden in den letzten Jahren bei franz.
Kanälen gebaut. In Neuyork
[* 77] entstand ein eigenartiges Bauwerk zur Vermittelung des Schiffs- und Eisenbahnverkehrs. Da
das Ufer gegenüber Neuyork an der betreffenden Stelle des Hudson etwa 50 m hoch liegt, wird der Übergang von Schiffen auf
die in Höhe des Ufers liegende Bahn in der Art vermittelt, daß der Eisenbahnzug auf einer hochliegenden
Brücke so weit über den Fluß geführt wird, daß die mit Schiff
[* 78] ankommenden Personen im Endpfeiler der Brücke mittels zahlreicher
Elevatoren zur Höhe des auf der Brücke liegenden Bahnhofs gehoben werden, um dort die Eisenbahnwagen zu besteigen.
Im Hafen von Bilbao
[* 79] wurde ein Übergang für Personen und Fuhrwerke dadurch geschaffen, daß eine mit ihrer
Unterkante 40 in über Wasser liegende Hängebrücke von 160 m Spannweite errichtet wurde, deren horizontale hochliegende Fahrbahn
nur zum Tragen von Rädern dient, an welchen mittels Drahtseilen eine unten in Höhe des Ufers befindliche, von Barrieren
umschlossene Plattform hängt, welche mittels der hochliegenden Räder von einem Ufer zum andern hinübergerollt
wird, eine schwebende Fähre (s. Taf.I,
[* 71]
Fig. 3) bildend.
[* 71]
^[Abbildung]Fig. 4. Im Hafen von St. Malo befindet sich schon seit Jahrzehnten eine den Verkehr über den dortigen Meeresarin
vermittelnde Rollbrücke, deren Tragegleis auf dem Meeresboden ruht. Dieses Bauwerk ist ein Vorbild für
eine augenblicklich in der Ausführung begriffene Anlage einer Seeuferbahn zwischen Brighton und Rottingdean geworden. Das
Gleis dieser Bahn liegt, der Küstenlinie folgend, gleichfalls auf Steinblöcken, welche auf dem Meeresgrunde ruhen, aber
zur Ebbezeit sichtbar werden.
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forlaufend
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Bei der Aufstellung von Brunndöbra haben in letzter Zeit eigenartige Verfahren Anwendung gefunden. So wurde eine große Gerüstbrücke
(Trestlework) in Holzbau, der Elkhornthal-Eisenbahnviadukt in Nordamerika, unter Verwendung vorher über das Thal
[* 81] gespannter
Drahtseile montiert (s. umstehende
[* 80]
Fig. 4). Eine eiserne Gerüstbrücke, der Panther-Creek-Viadukt, wurde mittels eines auf dem
bereits fertig gestellten Viaduktteil stehenden, weitausladenden fahrbaren Krans errichtet, welcher zur
Aufstellung der Pfeiler und Auflagerung der Eisenträger benutzt und dann allmählich vorgeschoben wurde. In diesem ^alle
sind die Abmessungen ungewöhnlich groß.
Schließlich sucht man vielfach bei der Aufstellung großer Brückenträger die.Herstellung fester Gerüste darunter ganz zu
vermeiden, wie dies schon beim Ball der Mississippibrücke in St. Lonis und der Forthbrücke durchgeführt
worden ist. Bei Aufstellung der Carolabrücke in Dresden ist die Aufstellungsart der Mississippibrücke auf Holz übertragen
worden. Hier sind die eisernen Bogen ohne jede Unterstützung von unten her aufgestellt worden und zwar durch Aufhängung
von Howeschen Holzträgern.
*Bruckner, Anton, starb in Wien.
[* 82] *Brückner, Alexander, Geschichtschreiber, starb im Nov. 1896 in
Jena. *Brückner, BennoBruno, legte 1892 seine Ämter als Generalsuperintendent und Vicepräsident des Oberkirchenrates nieder.
Er veröffentlichte noch: «Predigten in der St. Nikolaikirche in Berlin» (Berl. 1894). *Brüdergemeine, evangelische. Nachdem
seit 1857 die früher einheitliche Unität sich in drei koordinierte Provinzen, die deutsche, britische
und amerikanische, gegliedert hat, ist damit ihre Verfassung wesentlich umgestaltet.
Jede Provinz hat ihre eigene Provinzialsynode und ihre von dieser gewählte Provinzialältestenkonferenz. Die Unitätsältestenkonferenz
schließt die deutsche Provinzialältestenkonferenz, seit 1894 deutsche Unitätsdirektion, und das Missionsdepartement als
zwei koordinierte Teile in sich. Höchste Instanz für alle drei Provinzen ist die Generalsynode. Dadurch
ist sowohl die Einheit des Ganzen als auch die geschichtlich überwiegende Bedeutung der deutschen Provinz gewahrt.
Eine weitere Entwicklungder Verfassung, zunächst innerhalb Deutschlands,
[* 83] hat sich durch die Synoden von 1893 und 1894 vollzogen.
Die deutsche Provinz nennt sich seitdem deutsche Unität, und ihre von der deutschen Synode gewählte
Behörde deutsche Unitätsdirektion; die letztere gliedert sich in zwei Abteilungen: Kirchen- und Schulabteilung und Finanzabteilung.
Zugleich sind die Besitzverhältnisse der Unität geordnet worden, und durch Verordnung der königlich sächs.
Regierung vom hat die deutsche Unität, vertreten durch die deutsche Unitätsdirektion, für
das Königreich Sachsen
[* 84] Korporationsrechte erhalten.
Die Verfassung der einzelnen Gemeinen ist seit 1894 umgestaltet. Jede Gemeine steht unter einem Ältestenrat. Dieser besteht
einesteils aus amtlichen Mitgliedern (dem Prediger, der als oberster Leiter der Gemeine den Vorsitz führt, und etlichen
von der Unitätsdirektion ernannten Gemeinbeamten), andernteils aus Ältesten, die von der Gemeine gewählt
werden. Die Zahl der letztern überwiegt. Dieser Ältestenrat leitet alle äußern und innern Angelegenheiten der Gemeine
und
vertritt dieselbe in vermögensrechtlicher Beziehung, ist aber der Unitätsdirektion verantwortlich.
Die Gesamtzahl der Gemeinemitglieder beträgt (1895) 34600, in Europa
[* 85] allein 14600; davon entfallen auf die deutsche Provinz 8900. Missionen
befinden sich in Australien
[* 86] noch in Nordqueensland (seit 1891), in Deutsch-Ostafrika (Njassa) seit 1891,
im ganzen in 21 Provinzen. Es wurden Mitte 1895 gezählt: 130 Stationen, 175 Missionare, 1165 eingeborene Gehilfen, zu denen
etwa 780 Frauen als Helferinnen kommen, 250 Schulen, etwa 87500 getaufte Heiden (im ganzen gegen 93700 Eingeborene in
Pflege der Missionare).
Die Gemeine besitzt seit 1869 in Niesky und seit 1892 in Königsfeld eine Missionsschule zur Ausbildung der Missionare und
sendet jährlich etwa 15 bis 20 neue Missionare aus. Sie giebt ein «Missionsblatt»
(60. Jahrgang 1896) heraus, das in Monatsheften erscheint und in welchem sie nur über ihre eigene Missionsarbeit
berichtet, außerdem noch «Mitteilungen aus der Brunndöbra», mit
vielen Missionsberichten (vgl. auch Missionsatlas der Brunndöbra 16 Karten mit Text, Herrnhut 1895). -
Vgl. noch: Das Missionswerk
der evangelischen Brunndöbra (Gnadau 1881);
Schultze, Die Missionsfelder der erneuerten Brüderkirche (ebd. 1890);
Kirchenordnung
der evang. Brüderunität in Deutschland vom J. 1894 (ebd.).
*Brüel, Ludw. Aug.,
wurde 1893 nicht wieder in den Reichstag gewählt. Er starb in Berlin. Brügge-Seekanal, eine direkte für Seeschiffe
bis 6000 Registertons fahrbare Kanalverbindung von Brügge bis Heyst (12 km), wurde 1895 von der belg. Deputiertenkammer bewilligt
und sofort in Angriff genommen. In Brügge sollen Docks, Werften und Warenhäuser errichtet, Heyst soll
zum Vorhafen ausgebaut werden, zu welchem Zweck ein 3,3 km langer Wellenbrecher begonnen wurde.
Die Kosten wurden auf 39 Mill. Frs. veranschlagt, wovon der Staat 27 Mill., Brügge 5 Mill. und den Rest von 7 Mill. eine Gesellschaft
zu zahlen hat, der für 75 Jahre die Kontrolle über Hafen, Kanal und Docks zusteht. *Brugsch, Heinr. Karl,
starb in Charlottenburg,
[* 87] nachdem er noch veröffentlicht hatte: «Die sieben Jahre der Hungersnot nach dem Wortlaut
einer altägypt. Felseninschrift» (Lpz. 1891),
«Aus dem Morgenlande. Altes und Neues» (mit einem Lebensbild des Verfassers
von Pietsch, ebd. 1893),
und die Selbstbiographie «Mein Leben und Wandern» (Berl. 1894). *Brühl, Adelsgeschlecht.
GrafFriedrich von Brunndöbra (geb. starb zu Pforten im KreisSorau.
[* 88] Ihm folgte als Besitzer der Majoratsherrschaften
Pforten und Forsta sein Sohn GrafFriedrich Franz von Brunndöbra, geb. 8.Aug. 1848, erbliches Mitglied des preuß.
Herrenhauses. *Brunetière, Ferdinand, wurde 1893 zum Mitglied der Französischen Akademie gewählt und zum Leiter der «Revue
des Deux Mondes» berufen.
*Brunn, Heinr., starb zu Schliersee. *Brünn. Die Bezirkshauptmannschaft Brunndöbra (Umgebung) besteht seit der erfolgten
Abtrennung des Gerichtsbezirks Tischnowitz und Erhebung desselben zur Bezirkshauptmannschaft aus den Gerichtsbezirken
Brunndöbra (Umgebung) und Eibenschitz und hat 791,67 qkm und (1890) 114165 (54233 männl., 59932 weibl.)
meist czech. E. (11124 Deutsche).
[* 89] Brunndöbra, Dorf in der AmtshauptmannschaftAuerbach
[* 90] der sächs. Kreishauptmannschaft
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