Sie besteht aus der eigentlichen Stadt und dem Stadtteil Sofija, hat breite, gerade
Straßen mit Häusern im Villenstil, (1892) 20500 E.,
zehn russ.
Kirchen, darunter zwei
Kathedralen, eine kath., eine evang.
Kirche, ein
Knaben-, ein Mädchengymnasium, Stadtschule, Kaufhof, Fuhrwesen, Tapetenfabrik.
Unmittelbar bei Zárskoje Selo finden sich
große kaiserl. Parkanlagen, mit dem «Alten Schloß»,
erbaut von
Katharina I. und ausgeschmückt von
Katharina II., enthaltend viele Prachtgemächer, eine
Kirche, die von
Cameron
angelegte Marmorgalerie u. a., und mit dem Alexanderschloß, von
Katharina II. für
Alexander I. erbaut,
enthaltend Gemälde von
Ajwasowskij,
Brüllow u. a. Ferner finden sich in den Parkanlagen eine got.
Ruine mit der marmornen Christussäule von
Dannecker, eine Marmorsäule (33 m hoch) zur
Erinnerung an die
Siege des
Grafen Orlow,
ein Obelisk für den
Grafen Rumjanzew, mehrere
Triumphbogen, ein
Theater,
[* 4]
Arsenal (dessen
Inhalt aber nach
Petersburg überführt wurde) u. a. In weiterer Umgebung liegen die kaiserl.
Lustschlösser
Tschesme, Pawlowsk, Krasnoje Selo und Gatschina; die deutsche
Kolonie Friedenthal (mit
Band- und Baumwollfabrikation).
Zárskoje Selo ist während des
Sommers von vielen Fremden bewohnt und war ehemals die Sommerresidenz der russ.
Kaiser. Es entstand
aus einer kleinen
Anlage, die
Peter d. Gr. bei dem finn. Dorf Saari-mojs gründete und
erhielt 1725 statt des
Namens Sarskoje den
Namen Zarskoje.
Katharina II. ließ daneben eine Stadt Sofija anlegen, die 1808 mit
Zarskoje zu der Stadt Zárskoje Selo
(d. i. Zarendorf) verbunden wurde. Auf dem berühmten Lyceum zu Zárskoje Selo (1811-49;
seitdem
Alexander-Lyceum in
Petersburg) fanden ihre Ausbildung Puschkin, Delwig, Korff, Fürst Gortschakow u. a.
altspan.Singspiel von meist zwei
Akten, dessen
Name von einem königl. Schloß bei Madrid
[* 6] herrühren soll, wo die Zarzuela vor Philipp IV. aufgeführt wurden.
Gegenwärtig entspricht die Zarzuela der franz.
Opéra comique.
HeinrichAdolf von, preuß.
General der Infanterie, geb. zu
Danzig,
[* 7] trat 1819 aus dem Kadettenkorps
als
Lieutenant in das 1. Garderegiment, besuchte 1823-25 die
Allgemeine Kriegsschule, wurde 1826 zum Ingenieurkorps, 1834 zum
Topographischen
Bureau und 1839 nach der
Türkei
[* 8] kommandiert, nachdem er vorher in den Generalstab versetzt war. 1841 wurde
Zastrow Hauptmann, 1845-47 war er in der
Kommission zur Feststellung des neuen Infanteriegepäcks thätig, 1848 trat er in
schlesw.-holstein. Dienste
[* 9] und führte am
Tage der
Schlacht von
Schleswig
[* 10] (23. April) das rechte
Seitendetachement, mit dem er bei
Missunde den Übergang über die Schlei erzwang. Zum Commandeur der
Avantgarde der schlesw.-holstein.
Armee ernannt, nahm er
an den
Gefechten bei Nübel und Holnis teil, eroberte nach dreistündigem
WiderstandKolding
und kommandierte in der
Schlacht von Fredericia (7. Juli) zwei
Brigaden. 1850 kehrte Zastrow als Bataillonscommandeur in preuß. Dienste
zurück. Bis zum J. 1866 allmählich zum Generallieutenant und Commandeur der 11. Division emporgestiegen, führte Zastrow im
preuß.-österr.
Kriege diese mit großer Auszeichnung, namentlich bei Königgrätz,
[* 11] wo er Nechanitz,
Wschestar und Rozběřitz erstürmte. Nach dem
Kriege zum kommandierenden
General des 7.
Armeekorps ernannt, führte Zastrow dieses 1870 und
nahm an den
Schlachten
[* 12] von Spicheren und Gravelotte sowie an der Einschließung von Metz
[* 13] teil. Nach dem Fall dieser Festung
[* 14] belagerte er
Diedenhofen,
[* 15] Montmédy und Mezières, operierte nach der Einnahme gegen die Loire und wurde
am Ende des Feldzugs zur Unterstützung der Südarmee unter
General von Manteuffel herangezogen. Zum
Chef des Grenadierregiments
Nr. 10 ernannt, nahm Zastrow bald nach dem Frieden seinen
Abschied und starb zu Schöneberg bei
Berlin.
[* 16] Seinen
Namen führt
ein
Fort bei Metz. Von seinen
Schriften sind zu nennen: «Handbuch der vorzüglichsten
Systeme und
Muster
der
Befestigungskunst» (Berl. 1828; 3. Aufl. u. d. T.
«Geschichte der beständigen Befestigung», Lpz.
1854),
«Carnot und die neuere Befestigung» (anonym, Lpz. 1840). Außerdem übersetzte er
Vaubans«Traité de l’attaque des places» u. d. T.
«Angriff und
Belagerung fester Plätze» (Berl. 1841).
[* 18] auch
Zaddeltracht, eine im 13. Jahrh. aufgekommene
Tracht, bei der die Ränder der männlichen Kleidung
in lange
Zacken oder
Streifen (Zatteln) zerschnitten oder mit Zatteln besetzt waren. (S.
Tafel: Kostüme
[* 19] II,
[* 1]
Fig. 5
u. 6.) Gegen die Mitte des 14. Jahrh. kamen die vorerst verachteten Zatteln, zugleich
mit der
Schellentracht
[* 20] (s. d.) und den Schnabelschuhen (s. d.),
auch bei den vornehmen
Ständen in Gebrauch. Die Zatteln beschränkten sich aber nicht auf den Rock, sondern alle Obergewänder,
die bis zumBoden reichenden, oft zu mächtigen
Glocken erweiterten Ärmel, selbst Hemdärmel, Kopfbedeckungen
u. s. w. wurden mit Zatteln versehen. Im Anfang des 15. Jahrh.
erreichte die Modethorheit der Zatteltracht ihren Höhepunkt. Um 1470 war sie ganz verschwunden und wurde von da an
nur noch von Spaßmachern und Narren getragen.
[* 18] auch
Erdspiegel oder
Bergspiegel, ein viereckiger Glasspiegel mit einem Schieber, den man zur Mitternachtsstunde
einer verstorbenen
Person unter
Beobachtung von allerlei
¶
mehr
Förmlichkeiten vorhält. Er erhält dadurch die Eigenschaft, Personen, verborgene Schätze und andere verborgene Dinge, Diebe,
Hexen, den zukünftigen Gatten u. s. w. zu verraten. In der Mitternachtsstunde des Sylvesterabends wird jeder Spiegel
[* 25] zum Zauberspiegel. -
Vgl. Wuttke, Deutscher Volksaberglauben der Gegenwart (2. Aufl., Berl. 1869).
Die japanesischen Zauberspiegel sind Metallspiegel, deren Rückseite ein starkes Relief trägt.
BeimSchleifen werden die dickern Stellen wegen geringerer Nachgiebigkeit hohl. Infolgedessen projiziert der anscheinend ebene
Spiegel, ins Sonnenlicht gestellt, ein Bild des Reliefs an die Wand.
und Zaubersegen, namentlich zur Heilung von Krankheiten und Schäden bei Menschen und Tieren, auch zum Schutz
auf Reisen, zum Schutz der Tiere auf dem Felde und Ähnlichem, sind den alten Deutschen mit den vedischen
Indern gemein. Die kräftige Formel pflegt einem epischen Eingang, der einen typischen Fall erzählt, zu folgen; zur
Verstärkung
[* 26] des Zaubers dienten ligaturae, Knotungen (s. Nestel). Die ältesten deutschen Zaubersprüche sind noch heidnisch,
die spätern oberflächlich ins Christliche umgearbeitet.
Von den beiden wichtigsten und frühesten, den Merseburger Zaubersprüchen (hg. von J. ^[Jakob] Grimm, Über zwei entdeckte
Gedichte aus der Zeit des deutschen Heidentums, Berl. 1842), ist der eine bestimmt zur Lösung eines Kriegsgefangenen, wobei
eine Walkürenscene geschildert wird, der andere, der eine Götterschar einführt, zur Heilung eines lahmen
Pferdes. AndereSprüche richten sich gegen Würmer,
[* 27] auf die man Schwindsucht, Gicht u. s. w. schob, sowie gegen Blutungen, Schwamm,
Epilepsie u. s. w. Sammlungen der ältern Zaubersprüche und Zaubersegen befinden sich in Müllenhoffs und Scherers «Denkmälern
deutscher Poesie und Prosa», Nr. 4 u. 47 (3. Ausg., 2 Bde., Berl.
1892). -
Vgl. auch Scherer, Altdeutsche Segen (Berl. 1885);
Schönbach in den «Analecta Graeciensia» (Graz
[* 28] 1893);
Weinhold, Die altdeutschen Verwünschungsformeln (Berl. 1895).
Kreis im preuß. Reg.-Bez. Potsdam
[* 29] (s. Karte: Brandenburg
[* 30] u. s. w.), hat 1921,77 qkm und (1890) 77105 (38574
männl., 38531 weibl.) E., 6 Städte, 151 Landgemeinden und 75 Gutsbezirke.
[* 24] Zusammenstellung aller derjenigen Hilfsmittel, die zur Führung und Lenkung der Reit- und Zugpferde dienen.
Die Einwirkung der Zäumung erfolgt auf die Lefzen (Lippen) oder Kinnladen vermittelst des im
Maul des Pferdes liegenden Gebisses (s. d.). Dieses wird mit dem Kopf des Pferdes verbunden durch das Kopfgestell (s. d.). Die
Wirkung des Leiters auf das Gebiß erfolgt durch die Zügel (s. d.). Die einfachste Art der Zäumung ist die Trense (s. d.);
sie
wirkt weich und einfach lediglich auf die Lefzen des Pferdes und erfordert kein besonderes feines Gefühl
in der Handhabung. Stärker und zwar auf die Kinnladen wirkt die Kandare
[* 31] (s. d.).
Eine besondere Art von Zäumung ist der Kappzaum (s. d.), bei dem durch
das Anziehen der Zügel der Drall eines eisernen Bandes auf die Nase
[* 32] des Pferdes wirkt. Zur Befestigung des
Pferdes während der Ruhe dient der (oder die) Halfter (s. d.).
Beistehende
[* 24]
Fig. 1 stellt die ganze Zäumung von hinten,
[* 24]
Fig. 2 den
untern Teil derselben von der Seite dar, und zwar bezeichnen a Kopfstück (Genickstück), b Stirnriemen, c Kehlriemen, d Backenstücke,
e Nasenriemen, f Mundstück und g Hebel
[* 33] der Kandare, h Kinnkette, i Kinnkettenhaken, k Trensengebiß,
l Trensenzügel und m Kandarenzügel.
Zugpferde werden meist wie Reitpferde gezäumt; beim Fahren vom Sattel werden indessen nur die Sattelpferde durch die Kandarenzäumung
geleitet; bei den Handpferden werden die Kandarenzügel in der Regel am Geschirr befestigt, während
die Führung durch die Trense geschieht. Die Leitung der Zugpferde vom Bock
[* 34] aus geschieht meist ebenfalls mittels Trensengebiß.
-
Vgl. Spohr, Die Zäumung bei Reit- und Kutschpferden.
Eine rationelle Zäumungslehre u. s. w. (Hannov. 1888).
Franz, Edler von Feldpaten, Bildhauer, geb. 1746 zu Feldpaten im Oberinnthal, studierte 1766-71
in Wien
[* 36] beim Akademieprofessor Schlotterer, arbeitete dann beim Hofbildhauer Beyer, welcher damals den reichen Statuenschmuck
für das Schloß zu Schönbrunn besorgte, jedoch Z.s Selbständigkeit aus Neid unterdrückte, bis es letzterm durch den Fürsten
Kaunitz gelang, sein Brunnenmodell für den Schloßhof durchzusetzen. Maria Theresia sandte ihn für 1776-80
nach Italien.
[* 37] Als Professor, Direktor und Hofstatuarius leitete er die österr. Plastik vom Barockstil zum Klassicismus über.
Er starb in Wien. Z.s bedeutendste Leistung ist das 1807 vollendete Reiterdenkmal KaiserJosephs II. in Wien, durch
das er sich um die Wiederbelebung der Erzgießerkunst in Österreich
[* 38] große Verdienste erwarb.
(Troglodytidae, Zaunschlüpfer, eine aus 17 Gattungen und 94 Arten bestehende, über den größten Teil
der Erde verbreitete Familie kleiner munterer Vögel
[* 39] aus der Ordnung der Sperlingsvögel,
[* 40] von unansehnlicher Farbe, mit dünnem,
vorn stark zusammengedrücktem, bei ausländischen Arten schwach gebogenem Schnabel, mittelhohen, dünnen
Füßen, runden Flügeln und kurzem, aufrechtem Schwanze. Die Zaunkönige kommen in der Alten Welt bis zum Himalaja, in der Neuen bis
über den südl. Wendekreis vor. Deutschland
[* 41] und der größte Teil von Europa
[* 42] besitzt nur eine Art, den gemeinen Zaunkönig
(TroglodytesparvulusKoch, s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel II,
[* 24]
Fig. 6, beim ArtikelSingvögel; Ei
[* 43] des Zaunkönigs s. Tafel: Eier
[* 44] mitteleuropäischer Singvögel,
¶
mehr
[* 45]
Fig. 21, Bd. 17) nächst dem
Goldhähnchen der kleinste europ. Vogel; er mißt nur etwas über 10 cm. Sein Gefieder ist oben rotbraun mit gewässerten
dunklern Querstreifen, unten weißlich. In Deutschland weilt er als Stand- oder Strichvogel das ganze Jahr hindurch, nistet
in dem verwachsenen Gesträuch dichter Laubwälder, auch in Hecken und Dächern. Er lebt von Insekten,
[* 46] deren Eiern und Puppen, im Herbst von Fliederbeeren. Sein Nest ist rundlich, von Moos und feinen Würzelchen aus einer Unterlage
von dürren Blättern künstlich erbaut, und hat den Eingang an der Seite. In der Gefangenschaft hält sich der Zaunkönige nur
kurze Zeit. Auf den Färöer findet sich eine ständige, etwas größere Abart, aus der man als eigene
Art Troglodytesborealis aufgestellt hat.
(spr. sa-), Dorf im Gerichtsbezirk Maków der österr.
Bezirkshauptmannschaft Myslenice in Galizien, an der zur
Skawa gehenden Skawica, in einem Thale der Karpaten, hat (1890) 5122 poln. E. und ein Hammerwerk.
1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien (s. Karte: Ungarn
[* 47] und Galizien), hat 773,12 qkm und (1890) 66722 (32933 männl., 33 739 weibl.)
meist ruthen. E. in 62 Gemeinden mit 145 Ortschaften und 60 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke
Nowe-Sioło und Zbaraz –
2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (302,52 qkm, 42097 E.),
nahe der russ. Grenze, an der Gniezna, einem Zufluß des zum Dnjestr gehenden Sereth, hat (1890)
8109, als Gemeinde 8735 meist poln. E., darunter 3631 Israeliten, ein altes befestigtes Schloß;
Handel mit Getreide,
[* 48] Schweinen und Speck.
Bezirkshauptmannschaft Rokitzan in Böhmen, an der Linie Prag-PilsenFurth i. W. der Österr.
Staatsbahnen,
[* 49] Sitz eines Bezirksgerichts (410,9 qkm, 26514 E.), hat (1890) 1736 czech.
E., ein altes,
von Strousberg renoviertes Schloß und eine Domäne (24969 ha) des Fürsten Colloredo-Mansfeld, die nach mehrfachem Besitzwechsel 1868 an
Strousberg verkauft wurde, der hier große Gießereien, eine Waggonfabrik, Eisenhochöfen u. s. w.
anlegte. (Anmerkung des Editors: Siehe auch: ) Bd. 17
oder Zcheni-Skale (d. i. Pferdefluß), der Hippos der Alten, rechter Nebenfluß des Rion im russ. Gouvernement
Kutais in Transkaukasien, entspringt den Gletschern des großen Kaukasus nicht weit von den Quellen des Rion,
durchfließt das Dadianische Swanetien und Mingrelien, ist im Oberlauf sehr wild und reißend und mündet nach 160 km bei
Staraja Moranja.
Stadt im Kreis Krotoschin des preuß. Reg.-Bez. Posen,
[* 50] an der schles. Grenze und an der Linie
Öls-Gnesen der
Preuß.
Staatsbahnen, hat (1895) 3546 E., darunter 1122 Katholiken und 54 Israeliten, Post, Telegraph,
[* 51] Fernsprecheinrichtung,
evang. und kath. Kirche, Präparandenanstalt, Krankenhaus,
[* 52] Waisenhaus, städtisches Spital, städtische Sparkasse;
Aktienzuckerfabrik,
Gerberei, Schuhmacherei, Mühlen,
[* 53] Jahr- und Schweinemärkte.
der «die Heerscharen» bezeichnet. Der Name «Jahwe der Heerscharen» bezeichnet
nach seinem ältesten Sinne den mit Israels Heerscharen ins Feld ziehenden Jahwe und haftet ursprünglich an der sog.
Bundeslade oder dem Jahwe von Silo. Da die Lade später nach Jerusalem
[* 55] kam, so ist der im Tempel
[* 56] Salomos wohnende Jahwe ebendieser
Jahwe der Heerscharen. Die Diener dieses Jahwe sind die Propheten. Zur Zeit des Judentums deutete man Zebaoth auf die Heere der Engel
oder Sterne (himmlische Heerscharen), die Gott dienen.
(Sebid), Stadt im türk. Wilajet El-Jemen im südwestl.
Arabien, 30 km von der Küste des RotenMeers, ist von einer
Mauer mit vielen Türmen umgeben, hat ungefähr 8000 E. und war Jahrhunderte hindurch ein Sitz arab.
Gelehrsamkeit.
eine in Südafrika
[* 57] vorkommende Gruppe dem Esel verwandter Pferdearten, die sich durch schwarzbraune Streifen
auf dem lichtern Grunde des Fells auszeichnen und deshalb auch unter dem NamenTigerpferde (Hippotigris) als Gattung unterschieden
werden. Sie leben herdenweise, sind scheu und wegen ihrer Tücke und Widerspenstigkeit nicht zu zähmen.
Zu dieser Gruppe gehört das Bergpferd oder Zebra (Equus zebraL.), ein schön gezeichnetes Tier, schwarz auf weißem Grunde nicht
nur über den ganzen Kopf, Körper und Hals, sondern auch über die Beine gestreift. Minder vollständige Ausbildung der Streifen
findet sich beim Quagga (s. d., Equus quaggaGmelin, s. Tafel: Einhufer,
[* 45]
Fig. 4) und beim Dauw(Equus BurchelliiGray) oder dem Burchells Zebra. In den letzten Jahren hat man nach der Streifung und der Grundfärbung eine größere Anzahl
Zebra unterschieden, wie Equus Chapmanni Layard, Equus antiquorumH.Sm., Equus BöhmiMtsch.,Equus GrevyiA.M.-Edw., die wohl
aber nur durch das große Verbreitungsgebiet des Zebra hervorgerufene Varietäten einer Art sind.
(Zebrawood, Boiszébré), seltener Palmyraholz, das Holz
[* 58] des Guayanischen
¶
forlaufend
Nabel-928
strauchs (Om^luliodiuili I^iiiddNi /0.) aus der Familie der Connaraceen, fuchsbraun mit dunklern streifen;
man benutzt es
hauptsächlich zum Four- nieren. stiere II,
[* 59]
Fig. 3. Zebrahund, s. Beutelwolf und Tafel: Beutel
[* 60] Zebramanguste, s. Ilei-ix^to^
und Tafel'. Schleichkatzen,
[* 59]
Fig. 4. Zebrafchnecke, f. Achatschneckell.
Zebu oder Buckel ochse (Z03 incUcus ^.), eine
in mehrern Raffen vorkommende Art der echten Rin- der, die als zahmes .Hausrind sowohl in Indien als auch in fast ganz Afrika
[* 61] gehalten wird. Er unter scheidet sich von dem europ. Rinde vorzugsweise durch den großen
Fetthöcker des Rückens.
Die Größe variiert von dem stattlichen, unfern großen Raffen gleichkommendenind.
Brabmincn-Zebu
bis zu Zwergformen, unter welchen auch ungehörnte vor kommen. TieDörner der indischen sind kurz, breit und abgestumpft,
die der afrikanischen, auch Sauga genannt, viel länger, nach vorn gewendet und spitz. Beide Rassen werden als Zug- und Rcitocksen
ver- wendet und sind schnell und ausdauernd.
Zebu (Cebü), eine zum Distrikt Visayas der span. Philippinen
gehörige Insel (s. Karte: Ma- laiischer Archipel), zwischen Negros im W. und Leyte und Bohol im O., erstreckt sich bei einer
Breite
[* 62] bis zu 20 km in einer Länge von 210 km. Zedekia wird von einer Bergkette
dnrchzogen, welche im Pieo Danao bis 790 m ansteigt, und ;ählt auf 4697 qkm (1887) 501076 E., liesert
Tabak,
[* 63] Baumwolle,
[* 64] Hanf, Reis, Wachs, Honig und etwas Gold
[* 65] sowie Kohlen.
Die Bewohner sind Visayas und Mundos sowie im Innern Negritos.
Die gleichnamige Hanptstadt auf der Ostküste, Sitz eines span. Gouverneurs, eines Bischofs und eines deutschen Vicekonsuls,
zählt 11984 E., hat einen Hafen und einFort.-
Vgl. Äbello y Casariego, ^1 Isill. äo (^edn (Madr. 1888).
Zecchme (ital. xecctiino), eine ursprünglich vene- tianifche, feit den: Ende des 13. Jahrh,
(zuerst 1280) geprägte Goldmünze, benannt nach der Münzan- stalt (Zecca) und in ganz Italien sowie den angren- zenden Ländern
in Gebrauch.
Sie wurde aus fast ganz feinem Golde (23 Karat, 10-11 Gran)
[* 66] ge- münzt, wog beinahe 3^ 8'
und zeigte im Gepräge den heil. Markus, wie er dem Togen die Kreuzfahne überreicht.
Die Zedekia bildete Jahrhunderte hindurcb
im Orient ein allgemeines bekanntes und beliebtem Zahlmittel, wie später der Holland.
Osterreicb prägte die Zedekia al5 Handelsmünze bis 1822. Zecchine, Pondukli-, s. ^onduk.
Toookino FiFliaäo, s. Gigliato. Zeche^ inderBergmannssprachc die Bezeichnung für Bergwerk, Grubt', zum Teil auch für Gewerk-
schaft', Zechenfcld, f. Grubenfeld;
Zechenhaus oder Huthaus ist das Haus zum Aufbewahren tHüten) der Gezähe, zugleich Verwaltungsgebäude
und Verfammlungsort für die Bergleute;
Zechen- oder Anfahrwege, Häuersteige sind die zu einer Grube führenden
Wege;
Zechprellerei, f. Betrug. Zechftein, ein dichter, grauer, bituminöser Kalk- stein,
der in Thüringen den Kupferschiefer bedeckt und l durch den deshalb die Schächte der mansfeldischen Kupferfchiefergruben
(Zechen) niedergebracht werden müssen.
Nach diesem Gestein hat man dann eine ganze Formation Zech steinform ation
benannt,
die im nordwestl.
Diese Forma- tion ist in ihrer besondern
Entwickluug uur aus die- sen Teil von Deutschland beschrankt.
Ihre obere Abteilung bestedt aus Stinkstein,
Dolomit (oft von Höhlen durchzogen, wie bei Liebenstein), Gips
[* 68] (eben- falls mit Höblcn, fog. Gipsschlotten), Tbon und Steinsalz,
welches letztere z. B. zu den Salinen bei Artern und Frankenhausen Veranlassung gegeben hat und im Verein mit Kalisalzen das
Objekt der großartigen StaßfurterBergbau- und Fabrit- industrie ist.
Die untere Abteilung besteht aus
dem eigentlichen Zedekia, der nach unten in schwarzen bitumi- nösen Mergelschiefer übergeht, defsen unterste Schickt
oft der fog.
Kupferschiefer bildet, d. i. ein kupfererz- haltiger, fcbwarzer, bituminöser Mergelscbiefer, der wieder gewöhnlich
auf einer oft auch nock kupfererz- baltigen grauen Sandsteinschicht, dem sog.
Grau- oder Weißliegenden, rnbt. Es sind verhältnismäßig nur wenige Arten von Versteinerungen, die in dieser Formation auftreten;
unter diefen aber sind einige ungemein häufig und charakteristisch, so namentlicb ein Fisch aus der Ordnung der Glanzfchupper:
?a- Ilu?l)iii8ou81"s'ie8l6l)6n1 /ii?tt//i?-. (s. Tafel i Petre-
[* 69] fakten dcr Palä 0 z 0 ischc n F 0 r m
ati 0 n s - grup p e IV,
[* 59]
Fig. 6, beim ArtikelPaläozoischeFor- mationsgruppe),
und eiue zweischalige Hluschel aus der Familie
der Brachiopöden: l'i'odnctu" Iwi-ridn^ Kl)io.
Einige andere Leitfossilien zeigen
[* 59]
Fig. 8-13. Im Dolomit sind gewisse Bryozoen
[* 70] sehr häufig und bilden am Rande des ThüringerWaldes kleine Riffe. Die Zechsteinformation bildet mit dem
Rotliegen den die Dyas oder die Permiscke Formation (s. d.). Zeckett(lxoili(^w), eineFamilie derMilben(s.d.).
Der Körper
ist flachgedrückt, bornig oder lederartig, die Kieferfühler bilden die mit gezähntem und hakig umgebogenem (5ndgliede
versehenen ^techborsten, die ein aus dem Grundgliede der Kiefertaster ge- bildeter , mit Widerbaken besetzter
Saugrüssel um- giebt. Die Weibchen saugen sich an Säugetieren, Vögeln und Reptilien fest. Wichtig sind der Holz- bock,
der Tique-Caraputo und die Saum- zecken. (S. die beireffenden Artikel.) ^5e hinter der lat. Benennilng von Eingeweide- würmern
Abkürzung für I 0 h ann Ge 0 rgHein - rich Zeder, geb. zu Lichtenfels in Franken und gest. 1803 als Swdtphysikus
zu Bamberg.
[* 71] Er schrieb unter andern: «Anleitung zur Naturgefclüchte der Eingewcidewürnier»
(Bamb. 1803) und «Nachträge zur Naturgeschichte der
Eingeweidewürmer von Göze» (ebd. 1800). Zedekm lbebr. ^iäki^ Iin,«Iahwe ist meine Gerechtigkeit^), Sohn des Iosia, hieß
ursprünglicb Mattbansa und wurde 597 v. Ehr.
von Nebukad- uezar, dein Könige von Babylon, als babvlon. Va- sallenkönig über Iuda eingesetzt. .^. war ein wohl- wollender,
aber schwacher und den Verhältnissen uicht gewachsener König, der sich schließlich von der nationalen Partei zum Abfall
fortreißen lieh. Erst kurz vor dem Falle Jerusalems rasfte er sich auf und fchlug sich durch die im Süden
von ^erufalem stehen- den chaldäifchen Truppen mit feinem Heer hindurcb. Doch schon bei Jericho wurde er umstellt, gefangen
genommen und in Nebukadnezars Hauptquartier zu Ribla abgefübrt. Tort wurden seine Söhne vor sei'
¶
bierauf wurde Zehden sseblendet und ins Gefängnis nach Babylonien abgefübrt.
Zeder, Nadelholz, f. Ceder.
Zeder, I. G. H., s. ^ Zedlitz, Ios.
Christian, Freiherr von, Dichter, geb. '28. Febr. 1790 zu Johannisberg in t^ sterreichisch-
Schlesien,
[* 73] besuchte das Gymnasium zu Breslau,
[* 74] trat 1806 in ein österr.
Husarenregiment und nahm als Ordonnanzossizier
des Fürsten von Hohenzollern
[* 75] an dem Feldzuge von 1809 ehrenvollen Anteil.
Fami- lienverhältnisse veranlaßten ihn jedoch,
den Abschied zu nehmen, und er widmete sich nun seinen litterar. Neigungen. 183? erhielt er eine Anstellung im Ministerium
des Äußern, wo er in naber Be- ziehung zum Fürsten Metternich stand.
Sein erstes größeres Wert waren die 1828 erschienenen «Totenkränze»,
kanzonenartige Gedickte, in denen er in sckwnng- reicher Sprache
[* 79] das Andenken großer Toten feiert. In
seiner spätern Sammlung «Gedichte» (1832; neue Aufl.,
Stuttg. 1860; auch in Reclams «Uni- Versalbibliothek»)
hat besonders seine Ballade «Die nächtliche Heerschau» große Popularität erlaugt. Auch von seinen «Dramat. Werken» (4 Bde.,
Stuttg. 1830-36; neue Aufl. 1860) erregten einige Stücke mehr als gewöhnliches Interesse! Besonders gilt dies von
dem Trauerspiel «Der Stern von Sevilla»,
[* 80] das einem span. Original nachgebildet ist, und dem Schauspiel
«Kerker und Krone», in welchem er, Tassos letzte Lebenstage behandelt.
Weniger Be- ^ achtung fanden feine epifchen Poesien, wie
das «Waldfräulein» (Stuttg. 1843),
das doch durch feine , Spätromantik von Bedeutung ift, und «Altnord. Bilder»
(2 Bde., ebd. 1850; neue Aufl. 1860).
Viel ^ Erfolg hatte 1848 fein «Soldatenbücblein» (neue! Aufl.,
Stuttg. 1860).
z Zedlitz, KarlAbraham, Freiherr von, preuß. Staatsmann, geb. zu Schwarzwaldau
bei Landeshut, studierte in Halle
[* 81] Rechtswissenschaft ! und Philofopbie, wurde 1759 Rat an der Oberamts- ! regicrung (d. h.
dem Landgericht) in Breslau, 1764 ^ Präsident der oberschles.
Oberamtsrcgierung zu! Brieg,
[* 82] 1770 als Wirkl.
Geh. Etats- und
Justiz- minister nach Berlin berufen;
als folcher erhielt er 1771 neben dem Kriminaldepartement die Leitung der Kirchen- und
Untenichtsangelegenheiten.
Seine Verwaltung ist ausgezeichnet durch segensreiche frei- sinnige Reformen, durch weitgehende
Fortschritte im Unterrichtswesen. Er sorgte für Anlegung und Ver- besserung der Volksfchulen, er errichtete
die Gym- nasien, führte 1788 das Abiturientenexamen ein, förderte die Universitäten, errichtete 1787 ein Ober- schulkollegium,
durch welches einerfeits das Schul- wesen von der Bevormundung durch die Kirche be- freit, andererseits der gesamte Unterricht
unter Auf- sicht des Staates gestellt und eine Gleichmäßigkeit der Ingenderziebung für die ganze Monarchie
ge- sichert wurde.
Bei Gelegenheit des Prozesses deo MüllersArnold (s. d.) trat Zehden mit Freimut dem Könige entgegen und weigerte
sich, den ungerechten Urteilsspruch desselben zu unterzeichnen.
seiner ausgeklärten und freisinnigen Verwaltung folgte eine Reaktion
unter Wöllne'r (s. d.).
1789 gab Zehden auch die Iustiz- sachen auf und zog sich auf seine
schles. Güter zurück, Brockhaus' Konversations'Lsxikon. 14. Aufl..
XVI. wo er 1793 aufKorpsdorfbei Schweidnitz
[* 83] starb. -
Vgl. Rethwisch, Der Staatsminister Freiherr von Zehden und
Preußens
[* 84] höheres Schulwesen im Zeitalter Friedrichs d. Gr. (2. Aufl., Berl.
1886).
Zedlitz und Neukirch, Octavio, Freiherr von, Parlamentarier, geb. in Glatz,
[* 85] studierte in Heidelberg
[* 86] und Berlin die
Rechte, wurde 1860 Auskultator und arbeitete 1864-65 bei dem preuß. Civilkommissariat in den annektierten
Elb- berzogtümern. Im Feldzuge 1866 ward er als Landwehroffizier bei Königgrätz schwer verwnndet.
Er wurde 1868 Landrat des Kreises Sagan,
[* 87] 1871 als Unterpräfett nach Et.
Quentin berufen, 1874 Hilfsarbeiter im Reichskanzleramt,
dann im Handels- ministerium, und 1881 vortragender Rat im Mini- sterium der öffentlichen Arbeiten.
Von 1871 bis 1874 vertrat
er den Wahlkreis Sagan-Sprottau im Reichstage und feit 1876 den dritten Erfnrter Wahl- kreis im preuß.
Abgeordnetenhaufe. Er ist einer der Führer der freikonfervativen Fraktion. Zedlitz und Trützfchler, Karl Eduard Robert, Graf
von, preusi.
Staatsmann, geb. 3. Tez. 1837 in Freienwalde a. O., war von 1856 bis 1862 Offizier im Regiment Garde du Corps
und über- nahm dann die Verwaltung seines väterlichen Gutes Niedergroßenborau bei Freistadt in Schlesien.
Im März 1891 wurde er zum preuß.
Kultusminister ernannt. Da der von ihm im Abgeordnetenbause eingebrachte Volksschulgesetz- entwurf in sämtlichen liberalen
Parteien einer hef- tigen Opposition begegnete (s. Preußen,
[* 89] Geschichte) und der Kaiser das Gesetz ohne die Zustimmung der
Mittelparteien nicht zu erlassen wünschte, reichte Zehden seine Entlassung ein, die ihm unter
Belassung des Titels und Ranges als Staats- minister gewährt wurde. Zeeben (Zcben), magyar. Xi8-8/.6dLii, Stadt mit geordnetem
Magistrat im Komitat Eäros in Ungarn, bis 1876 königl. Freistadt, links an der Täreza und der Linie Abos-Orlö der
Kaschau-Oder- berger Bahn, hat (1890) 2817 meist slowak. E., in Garnison ein Bataillon des 67. Infanterieregiments «FreiherrKray»;
alte Mauern mit Türmen, eine kath., je eine deutfche und slaw. evang.
Kirche, einPia- risten-Untergymnasium;
s. Seeland. Zeefe, s. Netzfischerei.
nebst Karte. Zeeuwsch lspr. seüwsch), s. Teutsche Mundarten Zegers, vläm. Maler, s. Seghers. zeguli,
s. Shegulewsche Berge. Zehden, Stadt im Kreis Königsberg
[* 90] in der Neu- mark des preuft.
Reg.-Bez. Frankfurt,
[* 91] in der Nähe der
Oder, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Landsberg)
[* 92] und Steueramtes, hat (1895) 1876 meist 59
¶
forlaufend
930
evang. E., Post, Telegraph, ein Kriegerdenkmal iAussichtsturm), Sparkasse, Darlehnskasse;
Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Prenzlau),
[* 94] hat ohne die Vordörfer Dammhast und Camp (1895) 3451 (5., darunter 48 Katholiken
und 30 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Stift für adlige Damen in dem ehemaligen Cistercienser-Nonnen kloster;
Schiffahrt, bedentenden Holzhandel. Seit 1249 war Zehngerichtenbund ein sebr besuchter Wallfahrtsort. Zehen, Fußzeben
(Di^ti pLänni), die den Fingern (s. d.) der Hand
[* 95] entsprechenden Endglieder der Fühe.
BeimMenschen sind deren fünf, von
denen jede von drei, nur die an der innern Seite des Fußes gelegene große Zehe (Kaiwx) von zwei Knochen
[* 96] gebildet wird, die
indessen bedeutend kürzer als die der Finger sind;
unter sich und mit den Mittelfnßknocben sind sie durch bewegliche Ge-
lenke verbunden. (S. die Tafel: Das Skelett
[* 97] des Menschen,
[* 93]
Fig. 1, 55:
[* 93]
Fig. 2, 47.) Die die Zehngerichtenbund be-
wegenden Muskeln
[* 98] (s. Tafel: Die Muskeln des Menschen,
[* 93]
Fig. 2,49) setzen sich teils an den übri- gen Knochen des Fußes, teils
an den Unterschenkel- knochen an, und die Hant derZ. ist dicker und weniger nervenreich als die der Finger, am
äußersten Gliede aber ebenfalls mit einem Nagel (s.d.) bedeckt.
Beim Stehen, Gehen, Laufen und Springen leisten die Zehngerichtenbund wesentliche
Dienste, indem sie beim Stehen die Fläche, auf der der Körper ruht, breiter und dadurch das Stehen sicherer machen, beim
Gehen aber zur Erhebung des Fußes und somit des ganzen Körpers beitragen.
Beharrliche Übung kann den
Zehngerichtenbund eine Geschicklichkeit geben, die jener der Finger nahe kommt, während sie vielfach durch unzweckmäßige
Fußbekleidung verkümmern oder regelwidrige Stel- lungen annehmen.
Mechan. Verletzungen der Zehngerichtenbund ver- ursachen öfter als die
anderer Teile schwere Erkran- kungen , weshalb bei der Entfernung der sich oft an ihnen bildenden Hühneraugen
(s. d.) mit Vorsicht zu verfahren ist.
Außerdem sind die Zehngerichtenbund dem Erfriereil sehr ausgesetzt, sowie auch der Brand derGreise
bei ihnen beginnt und die Gicht (s. d.) oft in der großen Zehe zuerst auftritt. Während bei den Affen,
[* 99] die allein Nägel
[* 100] auf den Fingern und Zehngerichtenbund besitzen, die Füße in Geschick- lichkeit den Händen gleichkommen, findet bei
den meisten vierfüßigen Tieren das Gegenteil statt und haben die Vorderfüße keine Finger, sondern auck Zehngerichtenbund. Diese sind
in verschiedener Anzahl vorhanden: bei den Einhufern, den Pferden, findet sich eine von einem einzigen aus Hornsubstanz bestehenden
Hnf, der die Nägel ersetzt, umgebene, bei den meisten Wiederkäuern zwei und bei den Vielhufern drei,
vier oder fünf von Hufen oder Klanen umgebene Zehngerichtenbund Bei denFleischfressern und Nagern liegen sie frei und haben statt der Nägel
Krallen, die bei den katzenartigen Raubtieren beim Gehen eingezogen sind, beim Ergreifen eines Gegenstandes aber durch
einen Muskclapparat vorgestreckt werden.
Viele Säugetiere gehen nur auf den Zehngerichtenbund (s. Zehengänger);
ihre Anwendung ist überhaupt
nach Maßgabe ihrer Lebensart eine sehr verschiedene.
Bei den sischartigcn Säugetieren sind sie in den Flossen verwachsen.
Die Vögel besitzen meist vier Zehngerichtenbund, von denen drei nach vorn, eine nach hinten gerichtet
ist,
und die meist in Krallen ausgehen;
nur einige Spechte, Schwimm- und Sumpfvögel besitzen drei, der afrik.
Strauß
[* 101] zwei. Die
Amphibien und Reptilien haben nicht durck- gängig Zehngerichtenbund, und diese sind hier öfters, wie auch bei
einigen Gattungen der Säugetiere und Vögel, durcb Schwimmhaut verbunden.
Die Fische
[* 102] haben keine Zehngerichtenbund, wenn
man nicht die gegliederten Anhänge an den Brustflossen der Knurrhähne so nennen will. Iehengänger (vi^itiFr^ä^), diejenigen
Rand- tiere, welche, wie die Hunde
[* 103] und Katzen,
[* 104] nur mit den Zehen anftreten und daher behaarte Sohlen haben.
Snndevall nannte
die Familie der Kamele
[* 105] Di^iti^raäa.
Staatsbahnen und der Wannseebahn, mit Vorortverkehr nach Berlin (s. Karte: Berlin und Umgebung),
hat (1895) 6031E., Post, Tele- graph, Fernsprecheinrichtung, Wasserwerk, Gymna- sium, höhere Knaben- und Mädchenschule, Irrenan-
stalt Schweizerhof;
Glockengießerei, Metallkamm- und Lokomotivenfabrikation. ssystems (s. d.).
Zehn, die Grundzahl des dekadischen Zahlen- Zehneck, eine von zehn Geraden (Seiten) einge- schlossene
[* 93]
Figur.
Das reguläre Zehngerichtenbund hat zehn gleiche Seiten, und die Ecken liegen auf einem Kreise.
[* 106]
Die Konstruktion eines solchen regulären,
einem Kreise eingeschriebenen Zehngerichtenbund geschieht nach dem Goldenen ! Schnitt (s. d.).
Daraus ergiebt sich zugleich die Kon- struktion
für das reguläre Fünfeck.
[* 107] Zehner, Zehnender, ein Edelhirsch, dessen Geweih im normalen Zustand an jeder
Stange fünf Enden trägt. (S. Geweih,
[* 93]
Fig. 5.) Zehner, das halbe Kopfstück (s. d.). Zehnfützer, s. Krebse. Zehn Gebote, Detalog
oder Gesetztafeln, die Bestimmungen des hebräischen, 2Mos. 20,2-17 (vgl. 5Mos. 6-18) überlieferten,
nach der Sage von Gott auf dem Berge Sinai (s. d.) gegebenen und auf steinerne Tafeln geschriebenen Gesetzes.
Dasselbe enthält zweifellos Einwirkungen der prophetischen Predigt und kann daher den ältesten Bestandteilen der Religion
Israels nicht zugezählt werden.
Als der sittlich-religiöse Kern des Gesetzes blieben die G. auch im Christentum aufrecht
erhalten und galten nach wie vor alo unmittelbare göttliche Offenbarung.
Schon in der alten Kirche war
es Sitte, dieselben neben den Hauptartikeln des Glaubens den Katechu- menen (s. d.) zur gedächtnismäßigen Einprägung zu
überliefern.
Nach dem Vorgange der Rabbi- nen und des alerandrinischen JudenPhilo beschäf- tigte sich auch die christl. Theologie
frühzeitig mit der gelehrten Auslegung des Dekalogs, in welcke man allerhand allegorische Deutungen hineinzog.
In den Katechismen der Reformationskirchen wurden sie als christl. Unterrichtsstoff verwandt,
also auf die Stufe christl. Erkenntnis hinaufgehoben.
Luther versah sie in seinen Katechismen mit Erklärungen.
Die Zehnzahl
der Gebote wird nach der reform. Überlieferung auf andere Weise als bei den Luthe- ranern bestimmt.
Die
Reformierten zählen nämlich die Worte «du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen u. s. w.» als das zweite
Gebot und fassen dafür das neunte und zehnte Gebot nach luth. Zählung in eins zusammen. -
Vgl. Lemme, Die religionsgeschichtliche
Bedentung des Dekalogs (Bresl. 1880).
Zehngerichtenbund,der nördlichste und kleinste der ehemaligen drei Bünde des Schweizerkantons Grau bunden
(s. d.).
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