801 auch wird vorzüglicher
Kautschuk gewonnen. Mai, Juni, November und Dezember sind die Regenmonate; von Januar bis Ende
März herrscht Trockenheit.
Suaheli bilden die vornehme
Klasse der
Bevölkerung;
[* 2] als Feldarbeiter werden Sklaven (Waschensi)
vom
Stamme der Wapokomo und
Galla verwendet. Der nicht sehr bedeutende
Handel erstreckt sich auf dieAusfuhr
von Elfenbein und
Kautschuk. Der Hafenplatz für Witu befindet sich auf der
InselLamu. Der früher unabhängige
Sultan breitete
seine Herrschaft nach Norden
[* 3] und Westen in die Gallaländer aus und beanspruchte auch den
Besitz der
InselnLamu,
Manda und
Patta
und verwickelte sich dabei in fortwährende Streitigkeiten mit demSultan von
Sansibar,
[* 4] bis er auf
Antrieb
der Gebrüder
Denhardt im Mai 1885 sein
Reich unter deutschen Schutz stellte. 1886 ließ sich hier die
Deutsche Witugesellschaft
[* 5] nieder. Durch den
Vertrag vom Juli 1890 trat
Deutschland
[* 6] an die Engländer ab. Der
Sultan widersetzte sich; darauf nahmen die
Engländer im Okt. 1890 mit Waffengewalt
Besitz von Witu, und das Land kam unter die
Verwaltung der
Englisch-Ostafrikanischen Gesellschaft,
die es im Juli 1893 der engl. Regierung überließ. Als sich dann Fumo Oman, der
Sultan von Witu, dem engl. Generalkonsul
Portal
nicht unterwerfen wollte, wurde er im Aug. 1893 vertrieben.
Anstalten oder
Vereine zur Versorgung und Unterstützung von
Witwen. Die Witwenkassen zerfallen in solche, die
auf der Grundlage der Versicherung stehen, und in solche, die durch Schenkungen, Vermächtnisse u.s.w. ein Kapitalvermögen
besitzen, aus dessen Zinserträgnissen eine gewisse
Summe gleichmäßig unter die berechtigten
Witwen verteilt wird. Häufig
besteht bei diesen
Kassen die Einrichtung, daß die Ehemänner der Frauen, die als
Witwen berechtigt werden sollen, ein Einkaufsgeld
und einen jährlichen Beitrag an die
Kasse zahlen müssen. In diesem Falle wird bei der Verteilung der
Zinsen mitunter nicht
jede
Witwe gleichmäßig, sondern mit Rücksicht auf die Höhe des vom verstorbenen Ehemann gezahlten Betrags bedacht.
Ferner gehören zu dieser Art der Witwenkassen die Witwenpensionskassen des
Staates und der Korporationen für
Beamte,
Geistliche,
Lehrer, Militärs u.s.w. Auch hier müssen zwar in der Regel jährliche Beiträge von dem Ehemanne, dessen Frau
Anspruch auf Witwenpension erhält, nach Maßgabe der Höhe
des Gehalts und der künftigen Witwenpensionen gezahlt werden,
aber der
Staat und die Korporationen pflegen bedeutende
Summen zuzuschießen. Auf die Witwenkassen, die reine Versicherungsanstalten
sind, findet im allgemeinen das Anwendung, was vom Versicherungswesen (s. d.)
gilt.
Die Leistung der Anstalt für die
Witwe besteht in einer bestimmten jährlichen Pension bis an ihren
Tod, seltener nur bis
zur Mündigkeit der hinterlassenen
Kinder. Der Ehemann überweist der Anstalt entweder sofort ein bestimmtes
Kapital oder er
zahlt alljährlich einen gewissen Beitrag. Sowohl die Höhe des
Kapitals als des jährlichen Beitrags muß, wenn die Witwenkasse
bestehen soll, derart festgestellt werden, daß beim
Tode des
Mannes, nach
Abzug der Verwaltungskosten und eines billigen
Unternehmergewinns,
die vorhandene
Summe genügt, um der
Witwe die Pension bis zu ihrem wahrscheinlichenTode zu sichern.
Stirbt die Frau vor dem
Manne oder wird sie von ihm geschieden und als schuldiger
Teil erklärt, so sind die gezahlten Beiträge
der
Kasse verfallen. Witwenkassen sind entweder Spekulationsunternehmungen, die sich an Lebensversicherungsanstalten
anschließen, oder sie beruhen auf Gegenseitigkeit; dann sind sie nicht selten mit andern Versicherungszweigen, wie
Kranken-,
Sterbe- und Invaliden-, besonders aber mit Waisenversicherung (Unterstützung) verbunden. Solche gemischte Unterstützung
gewähren insbesondere die Knappschafts-, freien Gewerks-, Fabrik- und Arbeiterkassen. Die Witwenkassen erfordern,
um sicher zu sein, hohe Beiträge bei zweifelhaftem Nutzen, insofern das
Kapital der Familie beim frühern
Tode der
Ehefrau
verloren geht, daher die
Lebensversicherung im allgemeinen zweckmäßiger ist.
(Vidua), ein aus etwa 20
Arten bestehendem, das tropische und südl.
Afrika
[* 7] bewohnendes Geschlecht der
Finkenvögel, bei dem die Männchen im
Hochzeitskleide die vier Mittelfedern des
Schwanzes bedeutend verlängert haben. Die
Paradieswitwe(Vidua paradiscaL., s. beistehende Abbildung) mißt ohne
Schwanz 15 cm in der Länge und
klaftert 25 cm. Das Weibchen ist einfach fahlbraun, das Männchen schwarz, am
Hals rotgelb, an
Brust und
Bauch
[* 8] lehmfarben, die
Schwingen sind braun, die vier mittelsten, 15 cm langen Schwanzfedern schwarz.
Die niedlichen Vögelchen bewohnen die mittelafrik.
Steppen und gelangen jetzt vielfach in unsereVolieren.
Ebenso die
Dominikanerwitwe(Vidua principalisL.), weiß mit schwarzer Zeichnung, welche über fast ganz
Afrika verbreitet
ist. Von beiden
Arten kostet das Paar etwa 10 M. Mit Hirse
[* 9] gefüttert halten sie gut aus und bauen aus
Agavefasern kunstvolle
Nester. Zu den Witwenvögel rechnet man die Sammetweber oder Widahfinken (Penthetria), deren
Männchen im
Hochzeitskleide sammetschwarz gefärbt sind. Bei ihnen ist aber der ganze
Schwanz stark gerundet und z. B. bei
der Hahnschweifwitwe(Penthetria progueBodd.) aus Südafrika
[* 10] stark verlängert, nicht nur die 4 mittlern Schwanzfedern, wie
bei den echten Witwenvögel. Die
¶
forlaufend
802
Kaffernschwanzwitwe (OksiH plioenicopteru ^liains.) hat bei 12 cm Körperlänge einen 40 cm langen Schwanz und bei der Königs
Witwe (4'6- ti-Hnurg. r6Fi3. ^.) besteht der bei 12 cm Körper- lä"ge 19 cm lange Schwanz aus 4 verlängerten schmalen
Federn, während die übrigen kurz bleibell. Witwer (lat. viäuu8), der Ehemann,
welcher die Ehefrau durch den Tod verloren hat. Wegen dessen Wiederheirat s. d., wegen seines Erbrechts s. Gesetzliche Erbfolge
und Pflichtteil.
Witz, das Talent, zwischen zwei scheinbar völlig fremden und weit voneinander entlegenen Vorsteb lungen unvermutete Ähnlichkeiten
zu entdecken, im Gegensatz zu Scharfsinn, der zwischen Gleichem oder Ahnlichem das Ungleichartige auffindet.
Doch muß dabei der Punkt der Ähnlichkeit,
[* 12] die Pointe, leicht und ungesucht ins Auge
[* 13] springen, sonst verfehlt der Wjasemskij seine
Wirkung. Das Unvermutete des Zusam- mentreffens bildet das Frappante oder Pikante des Wjasemskij; seine psychophysische Wirkung ist
jene plötzliche Innervation gewisser Muskelgruppen, de- reu Gesamtwirkung als Lachen (s. d.)
bezeichnet wird.
Die niedrigste Art des Wjasemskij ist der Wort- witz (Kalauer, Calembour, s. d.), der sich an der Ähnlichkeit der Wortklänge von
verschiedener Be- deutung ergötzt. Höher steht der bildliche Wjasemskij, der nicht Worte, sondern Dinge, Handlungen und Zu-
stände höchst verschiedener Art aneinander knüpft. Im frühern Sprachgebrauche gebrauchte man das Wort
Wjasemskij überhaupt für Geist (e^i-it) im Sinne einer raschen Auffassungs- und Veurteilungsgabe. Als Rest dieses Gebrauchs hat sich
der AusdruckMutterwitz als Bezeichnung für die Gabe scharfer Auffassung der Wirklichkeit erhalten. (S. auch Komik.) -
Vgl.
K. Fischer, über den Wjasemskij (2. Aufl., Heidelb. 1889).
1) Kreis
[* 14] im preuß. Reg.-Bez. (5assel,hat 424,12 likmund (1895) 29 804E.,4Städte, 56 Landgemeinden
und 23 Gutsbezirke. - 2) Kreis' stadt im Kreis Wjasemskij, links an der Werra und der Liuie Halle-Nordhausen-Cassel der Preuß. Staatsbahnen,
[* 15] Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichte (Landgericht Casiel), hat (1895) 3270 E., darunter 93 Katholiken und 126 Israelitcn,
Postamt zweiter Klasse, Telegraph,
[* 16] städtisches Kraukeubaus, Kreis- sparkasse; Fabriken für Papier, Konserven, Tabak
[* 17] und Cigarren,
Dampfmolkerei, Müdleu, Wein- und Obstbau (besonders Kirschen), Jabr- und Viehmärkte.
Witzenhöhle, s. Muggendorf. Witzleben, Gerhard Äug. von, preuß.
General- tieutenant und Militärschriftsteller, geb. zu Düsseldorf,
[* 18] trat 1825 in
die Armee und avancierte bis 1865 zum Generalmajor. 1848 nahm er am Straßenkampf in Berlin
[* 19] teil und kämpfte
in den Feldzügen gegen Dänemark
[* 20] 1848 und 1864. 1866 wurde er zum Kommandanten von Kolberg
[* 21] ernannt und als Generallieutenant
zur Disposition gestellt. Seit 1873 leitete er die Redaktion des «Militär-Wochenblattes».
Er starb in Berlin. Wjasemskij schrieb: «Die Grundzüge des Heerwesens und des Insanteriedienstes der
kö- niglich preuß. Armee» (Berl. 1845; 15. Aufl. u. d. T.
«Heerwesen und Infanteriedienst des Deutschen Reichshecrs», ebd. 1880),
«Deutschlands
[* 22] Militär- litteratur im letzten Jahrzehnt
und Übersicht der wichtigsten Karten und Pläne Centraleuropas» (ebd. 1850),
«Aus alten Parolebüchern
der Berliner
[* 23] Garnison zur Zeit Friedrichs des Gr.» (ebd. 1851), «Der Wasuuger
Krieg u. s. w.» (Gotha
[* 24] 1855),
heraus. Aus fei- nem Nachlaß erschienen in den «Beiheften
zum Militär-Wochenblatt» «Des Fürsten Leopold I. von Anhalt-DessauJugend- und Lehrjahre» (Berl. 1881-89). Witzleben, Job
Wilh. Karl Ernst von, preuß. Generallieutenant und Kriegsminister, geb. zu
Halberstadt,
[* 28] wurde 1799 Fähnrich in der Leibgarde, 1802 Sekondelieutenant, geriet 1806 in der Schlacht bei Jena
[* 29] in Kriegsgefangenschaft,
wurde aber im Aug. 1807 ausgewechselt. Eine Abhand- lung über den leichten Dienst gewann Wjasemskij die Gunst
Scharnhorsts, so daß er im Dez. 1808 als Stabs- kapitän zu dem neuerrichteten Gardejägerbataillon kam.
Anfang 1812 wurde Wjasemskij zum Major befördert und kämpfte 1813 bei Großgörschen is. Lützen).
[* 30] Wäh- rend des Feldzugs in
Frankreich, wo er sich nament- lich bei Paris
[* 31] auszeichnete, stieg er zum Oberst- lieutenant auf. Im Frühjahr 1815 wurde er
dem Generalstabe der Blückerschen Armee überwiesen, dann als Oberst und Chef des Generalstabes zum norddeutschen Bundeskorps
versetzt. Nach dem Fric- deusschlusse wurde Wjasemskij zum Inspecteur der Jäger und Schützen ernannt, 1817 wurde
er Direktor des dritten Departements des Kriegsministeriums, rückte 1818 zum Generalmajor und Generaladjutant de5 Königs
sowie zum Chef des Militärkabinetts aus und wurde als solcher vertrauter Ratgeber des Königs. 1821 wurde er Generallieutenant.
Als 1833 der Kriegsminister Hake zurücktrat, wurde Wjasemskij dessen Nachfolger. Seiner Thätigkeit verdankt Preußen
[* 32] vor
allem die innigere Verschmelzung des stehendenHeers mit der Landwehr. 1835 trat er in den Ruhestand. Er starb in
Berlin. -
Vgl. Dorow, Job von N. (Lpz. 1842);
Minutoli, Der Graf von Haugwitz und Job von Wjasemskij (Berl. 1844).
Witzleben, Karl Aug. Friedr. von, als Novellist A. von Tromlitz genannt, geb. auf dem väterlichen
Gute Tromlitz in Thüringen, trat 1786 iu preuß. Militärdienste, nahm als Offi- zier au den Foldzügeu
am Rbein 1792-95 teil, be- fand sich 1 M als Oberstlieutt'uaut im Haupt- quartier des Herzogs von Braunschweig,
[* 33] ging 1811 an der
Spitze eines von ihm zu Münster
[* 34] gebildeten Lancierregiments nach Spanien,
[* 35] 1812 nach Deutsch- laud; 1813 trat
er iu russ. Dienste
[* 36] und erhielt als Oberst das Kommando der hanseatiscbm Legion.
Nacb dem Frieden lebte er auf seinem Gute Beuch- litz bei Halle,
[* 37] seit182l zu Berlin, dann^seit 1826 in Dresden,
[* 38] wo er starb,
^eine einst viel gelesenen, im «Gesellschafter», «Freimütigen»,
in der «Abendzeitung» und in Taschenbüchern, namentlich in dem von ihm
herausgegebenen «Viel- liebchen» mitgeteilten Novellen und Erzählungeu,
die gerne histor. Stoffe behandeln (z. B. «Die Vier- hundert
von Pforzheim»),
[* 39]
erfchieuen als «Sämt- liche Schriften» in drei Sammlungen (zusammen 108 Bde.,
Dresd. 1829-43). Wizelin, Apostel der Wenden, s. Vicelinus. Wjäsemskij (V^6in8ki^), Peter Andrejewitsch,
Fürst, russ. Dichter und Kritiker, geb. 23. (12.) Juli 1792 in Ostafjewo
bei Moskau,
[* 40] erhielt seine Aus- bildung an der Jesuiteuschule in Petersburg,
[* 41] dann in Moskau. Er trat in den Staatsdienst, mackte
die Schlacht bei Borodino mit, war 1855-58
¶
forlaufend
Ge-803
Hilfe des Unterrichtsministers, zuletzt Mitglied des l Staatsrates und hatte den Titel eines Obermund- ! schenks; er starb 22. (10.)
Nov. 1878 in Baden- Baden.
[* 43] W.s litterar. Thätigkeit umfaßt einen Zeit- j räum von fast 70 Jahren; er gehörte schon dem
! litterar. Klub «Arsamas» an, war mit Puschkin be- ! freundet. Seine Gedichte zeichnen sich durch tiefes
Gefühl, Witz und gefällige Sprache
[* 44] aus; feruer schrieb er litterarhistor. Biographien, Kritiken u. s. w. Seine gesammelten
Werke erschienen in 11 Bänden lMosk.1886). Auch veröffentlichte er «I.6ttr68 ä'un vätei'^II
1'U886 66 1'iMNL6 1812 8ur Icl l1U68ti0I1 (I'0ii6iit, puI)1iL68 pai' ?. ä'0»wii6V0» (Par.
1855). Wertvoll für die Zeitgeschichte sind auch W.s Briefe. Wjasma (VMxm3,) 1) 5trcis im mittlern östl.
Teil des russ. Gouvernements Smolensk, im Gebiet des Dnjepr und der Wasusa (zur Wolga),
hat ."098,.; gkm, 90210 E.; Getreide-,
Flachsbau, Vieh- zuckt, Hausindustrieund einigeFabriken. - 2) Kreis- stadt im Kreis an der N. (zum Dnjepr)
und Bebreja sowie an den Eisenbahnen Wlachen-Sysran, Moskau-Brest und Rshew-Wlachen, hat (1893) 16 791 E., 17 Kirchen, 2 Klöster, ein
Knaben-imd einMädchen- gymnasium; Gerberei, Tabakfabrik, Stadtbank, .Han- del; liefert berühmte Pfefferkuchen. Wlachen dient als
'Stapelplatz für die Häfen von Petersburg und Riga.
[* 45] - In Wlachen wurde 1631 der Friede zwischen Rußland >
ilnd Polen geschlossen, und 3. Nov. siegten hier die Russen unter Miloradowitsch über die Franzosen. Wjatka, reckter
Nebenfluß der Kama im russ. Gouvernement Wlachen, entspringt unweit von den Quellen der Kama, fließt in einem waldreichen Ge- biet
anfänglich nach N., dann nach Wlachen, nach SW., zuletzt nach SO. und mündet nach 1142 I fast auf ganzer
Länge schiffbar; im Sommer gehen Damvfer bis zur Stadt Slobodskoj. Wjatka. 1) Gouvernement im östl. Teil des eurov.
Rußlands, im Gebiet der Kama und der Wlachen (s. die Karten: Europäisches Rußland und Mittelrußland, beim ArtikelRuhland), hat 153658
hkm mit (1897) 3082615 E., d. i. 20 E. auf 1 l^km. Die Oberfläche ist uneben, im Nord- osten bergig, der Boden morastig, thonartig,
nur stellenweise Schwarzerde. Wald nimmt 7,79 Mill. Dessätinen ein. An Mineralien
[* 46] finden sich Eisen-, Kupfererz, Kalk, Alabaster
u. a. Das Klima ist rauh, die mittlere Jahrestemperatur 1,?^ (^. Die Bevölkerung besteht aus Russen (80
Proz.), Wot- iaken (361500), Tschuwaschen, Tscheremissen u. a. Die Beschäftigung besteht in Ackerbau (besonders ^ Flacks- und
Hanfbau), Viehzucht,
[* 47] bedeutender Haus- industrie (Bearbeitung von Leder-, Holzwaren, Musikinstrumenten, ferner Weberei,
[* 48] Wollstickerei
und Färberei). Es giebt 11 Hüttenwerke für Kupfer
[* 49] und Eisen,
[* 50] über660Fabriken, namentlich Gerbereien,
Maschinen- und Gewehrfabriken, Branntweinbren- nereien; ferner 42 Mittel- und 890 niedere und Elementarschulen. Das Gouvernement
zerfällt in elf Kreise:
[* 51] Glasow, Iaransk, Ielabuga, Kotelnitsck, Malmysh, Nolinsk, Orlow, Sarapul, Slobodskoj, Urshum und Wlachen. -
2) Kreis im nördl. Teil des Gouvernements Wlachen, nn Gebiet der Wlachen mit ihrem Zufluß Tschepza, hat 5945,2
^m, 188968 E.; Hausindustrie, viele Fabriken. - 3) Hauptstadt des Gouvernements und des Kreises Wlachen, am
linken Ufer der Wlachen und der Eisenbahn Perm-Kotlas (im Bau), Sitz dcs Gouverneurs und des Bischofs der Eparchie Wlachen und Slobodskoj,
hat
(1897) 24891 E., Denkmal Wlachen 803 Alexanders III., 22 Kirchen, 2 Klöster, Knaben- und Mädchengymnasium,
Realschule, Geistliches Semi- uar, öffentliche Bibliothek und Museum; 3 Zeitungen, 15 Fabriken, Stadtbank, Filiale d er RussischenReichs-
und der Wolga-Kamakommerzbank, Flußhafen, Dampfschiffahrtsverbindung mit Kasan.
[* 52] Wjelun.
1) Kreis in: südl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Kalisch,
[* 53] westlich an Preußen gren- zend, im Gebiet der Warthe und Prosna,
hat 2101,8 bau, Viehzucht und 151 Fabriken. - 2) Wlachen, poln.
Vi^Inn, Kreisstadt im Kreis Wlachen, in einem Kessel, dessen Wässer durch die Olesniza zur Warthe geheu, hat (1892) 5795 E., Post,
Telegraph, fünf kath., eine russ. Kirche, ein kath. Kloster; betrieben wird haupt- sächlich Brauerei, Seifensiederei, Töpferei,
Handel mit Getreide,
[* 54] Spiritus,
[* 55] Wolle und Heu. Wjernoje.
1) Kreis im mittlern Teil des russ. centralasiat. Gebietes Semirietschensk, im Gebiet des Ili, hat 53163,4 c^ui, 201614
E. (Kirgisen, Tarantscha, Duuganen u. a.); Getreide-, Obst-und Weinbau, Viehzucht, drei Branntweinbrennereien, Brauerei, acht
Gerbereien, Tabakfabrik. - 2) Wlachen oder Wjernyj, Hauptstadt des Gebietes Semi- rjetsckensk und des
Kreises Wlachen, in 740 in Seehöhe, am Nordfuß des Transilischen Alatau uird al: der Almatinka, Sitz des Gouverneurs, hat (1897) 22 982 E.,
drei russ. Kirchen, mehrere Moscheen und israel. Betschulen, ein Knaben-, ein Mädchengym- nasium, Schule für Obstbau und
Seidenzucht, öffent- liche Bibliothek, Filiale der mittelasiat.
14 Fabriken,
Handel, in Stadt und Umgegend viele Aprikosen- und Apfelbäume so- wie Viehzucht. Wlachen wurde 1855 als Festung
[* 56] gegen die Karakirgisen
gegründet. 1887 wurde es durch ein Erdbeben
[* 57] stark beschädigt. -
j päischer Bote. VHestnik Hv^rop^, russ. Zeitschrift, s. Euro- Wjetsche (russ.
vöc^), die Bezeichnung für die altruss. Voltsversammlung, welche den Fürsten be- rief, steuern bewilligte, über Krieg
und Frieden entschied. Sie verlor allmählich ihre Bedeutung mit der Ansbildung des Landesfürstentums und hörte aus mit
der Uuterwerfung Rußlands unter die Mongolen. Nur in Nowgorod und Pskow erhielt sie sich bis zum Ende
des 15. und Anfang des 16. Jahrb. (S. Rußlaud, Geschichte.) Wjuga (russ.), das Schneegestöber,
der Schnee- sturm, besonders wie er in den russ. Steppen vor- kommt. (S. auch Buran.) Wkra, stellenweise auch Dzialdowka genannt,
rechter Nebenfluß des Westlichen Bug, entspringt als Toldau im Kreise Neidenburg des preuß.Neg.-Bez.
Königsberg
[* 58] und mündet nach 220 kni oberhalb der Festung Nowogeorgijewsk im russ.-poln. Gouverne-
ment Plozt. ' ^ Mnge.wlachenL., in der Geographie Abkürzung für «vcstl. Wlachen (entsprechend dem deutschen Welsch, s. d.),
slaw. Bezeichnung der roman. Völker, und zwar bei den Czechen und Polen der Italiener, bei den Russen, der
Mehrzahl der südl. Slawen und auch bei deu Griechen und Türken der Rumänen. Fm mittelalterlichen Serbien,
[* 59] Dalmatien und Kroa-
tien wurde V. die Bezeichnung für die Hirteu gegen- über den Ackerbauern. Jetzt versteht man in Kroa- tien, Dalmatien, derHerzeqowina
und Bosnien
[* 60] unter Wlachen durch eiue weitere 39andlung der Bedeutung meist die Christen der grieck.-orient.
Kirche. 51 '
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forlaufend
804
Wladita, Wladyka,in den slaw. Sprachen ursprünglich Herr, jetzt bei den Vnlgaren und Ser- ben Titel des Bischofs (gleichbedeutend
mit dein ariech. ä68p6t68), in Westeuropa meist bekannt als Titel der in Montenegro (s. d.) vor 1852 das Land regierenden
Metropoliten. Wladikawkas (Vl^äii^v^^).
1) Bezirk im südl. Teil des russ. Terekgebietes in Ciskaukasien, am Oberlauf des Terek und der Sunsha, hat
5689,9 ^m, 135726 E., vorwiegend Osseten und ! Russen (1492); Acker-, Obstbau, Vieh-, Bienen- zuchr und Bergbau
[* 62] (Silber, Blei,
[* 63] Zink). - 2) Wladimir (d. i. Beherrscherin des Kaukasus), ossetisch Kapkaj (d.i. Vergthor), tscherkessisch Terek-kala (d.i. Stadt am
Terek), Hauptstadt des Terekgebictes und des Kreises Wladimir, unter 43° 2' nördl.
Är. und 44° 40' westl. L. (von Greenwich), in 703 in Seehöhe auf erhöhter Ebene am Fuß
des Berges Ilj, zu beiden Seiten des Terek, Endpuukt derWladikawkaser Eisen- bahn, ist Sitz des Gouverneurs, hat (1897) 43843 E.
(1859:2500, 1870: 10000), vorwiegend Russen, Armenier und Juden, darunter 12000 Mann Mili- tär; russ.
Kathedrale, 5 russ. und mehrere andere Kir- chen, viele Gärten, ein Knaben-, ein Mädchengymna- sium, Realschule, Theater,
[* 64] eineZeitnng, 54 Fabriken
mit 2 Mill. Rubel Produktion, Filialen der Rus- sischen Reichs-und der Asow-Donschen Kommerzbank. Der Handel ist bedeutend
durch den Transit nach Transkaukasien. Wladimir wurde 1784 zum Schutz der Grusinischen Heerstraße gegründet
und war befestigt. Wladikawkaser Eisenbahn, russ. Privatbabn von Nostow nach Wladikawkas (652
Werft), 1875 eröffnet (s. Russische Eisenbahnen,
[* 65] Übersicht ^, II), umfaßt mit deu Nebenlinien iseit 1895 hinzngekom- men
Kawkaskaja-Stawropol, 145 Werst, und Ticho- 166 Werst) 1528 Werst. Wladimir.
1) Gouvernement im mittlern Teil des europ. Rußlands, zwischen dem Gouverne- ment Moskau im W. und Nishnij Nowgorod
im O. ls. Karte: M itte^lr u ß l a n d, beim ArtikelRuhland), im Gebiet von Flüssen, die zur Wolga gehen, na- mentlich der
Oka, die hier die Kljasma aufnimmt, hat 48856,7 gkin mit (1897) 1570730 E., d. i. 32,3 aus 1 li^m. Die
Oberfläche ist hügelig, zum Teil mit Wäldern und Sümpfen bedeckt. Das Mineralreich liefert weißen Lehm, Eisenerz, Alabaster,
Kalk. Der Boden ist tbonig, morastig, sandig, nur im Norden fruchtbar.
Die Bevölkerung ist großrussisch. Der Ackerbau steht in zweiter ^inie, besonders wird Flachs gebaut;
auch Obst, namentlich Kirschen. Be- deutend ist die Industrie. Es giebt gegen 1300 Fa briken mit 110 Mill. Rubel Produktion,
namentlick Baumwollmanufakturen, Färbereien, Tuch-, Lein- wand-, Glas-, chem. Fabriken, Eisengießereien. Auch dve Hausindustrie
ist sehr mannigfach und in ein- zelnen Zweigen an bestimmten Orten konzentriert, so im Dorf Cboluj das
Malen von Heiligenbildern (jährlich 1,2 Mill. Rubel Wert). Aus W^ stammen die Ofeni (Einzahl Ofenja, Hausierer), die
die Fabrik- erzeugnisse in ganz Rußland verbreiten. Der Han- del ist bedeutend. Das Eisenbahnnetz umfaßt 610 km. Es giebt 670 Schulen,
darunter 649 Volksschulen. Das Gouvernement zerfüllt in 13 Kreise: Alcran- drow, Gorochow, Iurjew, Kowrow,
Melenki, Mu- rom, Perejaslawl, Pokrow, Schuia, Sudogda, Sus- dal, Wjasniki und Wladimir. - 2) Kreis im mittlern Teil des Gouvernements
Wladimir, Hat2734,i qwn, 149236 E. - 3) Kreis im westl. Teil des russ. Gouvernements Volhynien, im SW. an Galizicn, im W. an den Bug
grenzend,
hat 6482 ykin, 207 310 E.; Acker- bau, Zucht von Pferden. Rindern und besonders Schafen, bedeutende Branntweinbrennereien.
- 4) Wladimir, auch an der Kljasma, früher Wladimir Saljesskij genannt, Hauptstadt des Gouverne ments
und des Kreises Wladimir 2, links an der Kljasma und an der Eisenbahn Moskau-Nishnij Nowgorod, Sitz des Gouverneurs,
des Erzbischofs der Eparchie Wladimir und Susdal, hat (1897) 28286 E., einen Kreml, Reste ehemaliger Befestigung, das sog. GoldeneThor (xillt^H vrata,), einen zuerst 1158 erbauten Triumphbogen; 28 Kirchen, darunter viele alter- tümliche, namentlich die
Uspenskij-Kathedrale und die Kathedrale des heil. Demetrius (s. Tafel: Rus- sische Kunst II,
[* 61]
Fig. 1), ein
Knaben-, ein Mädchen- gymnasium, Geistliches Seminar, Bibliothek, drei Zeitungen, Theater, Filiale der RussischenReichs- bank,
Obst-, besonders Kirschenbau, 22 Fabriken. Wladimir wurde 1120 von Wladimir II. Monomach von Kiew
[* 66] gegründet und war 1157 -1328
die Haupt- stadt des Großfürstentums Wladimir und dann noch bis 1432 die Krönungsstadt der
MoskauerGroßfürsten. - 5) Wladimir, auch Wladimir W olynskij, Kreisstadtim Kreis Wladimir 3, rechts an der Luga (zum Bug), hat (1894) 8528 E.,
Post, Telegraph, zwei russ. Kirchen, ein Kloster, eine kath. Kirche, eine Synagoge und elf Fabriken. Wladimir bestand schon im 10. Jahrh.
Wladimir, Name niehrerer russ. Fürsten: Wladimir I., Sodn des Fürsten
Ewjatoslaw, Groß- fürst von Rußland (980-1015), wurde nach dem Tode feiner beiden Brüder Herr des ganzen Russi- schen Reichs
und vergrößerte dasselbe durch Be- siegung benachbarter Völker, so daß unter ihm be- reits das Russische Reich vom Dnjepr
bis zum La-' oogasee und bis an die Üfer der Düna reichte. Da Wladimir auch im Innern des Reichs manche gute
Ein- richtungen traf, so gebührte ihm mit Reckt der Bei- uame des Großen, den ihm sein Volk bei seinem Tode gab.
Den Beinamen des Heiligen erwarb er sich dadurch, daß er bei Gelegenheit seiner Vermäb- lnng mit der
Prinzessin Anna, Tochter des grieck. KaisersRomanos II., 988 sich taufen ließ und mit einem großen Teil seines Volks zur christl.
Reli- gion übertrat. Er wurde damit der Begründer der griecb.-tath. Kirche in Rnßland. Bei seinem Tode, teilte
cr sein Reich unter seine acht Söhne, womit er den Grund zu dem für Rußland verderblichen System der Teilfürstentümer
(s. Ruß- land, Geschichte) legte.
Die Kaiserin Katharina II. gründete ihm zu Ehren den Wladimirorden ls. d.), ebenso wurde nach ihm die Universität in Kiew
die St. Wladimirs-Universität genannt. Im russ. Volk^ epos bildet Wladimir den Mittelpunkt der KiewerTafelrunde.
Wladimir II. Monomach, Großfürst von Kiew (1113 -25), war einer der bedeutendsten russ.Fürstendes Mittelalters. Seine erste Negierungsthat
war ein Gesetz gegen die Wucherzinsen und die Vertreibung der Juden, welche das Volk hart bedrängten.
Fer- ner zwang er die Teilfürsten zur Anerkennung der > Oberhoheit Kiews, wodurch er wieder den größten
TeilRußlands in einer Hand
[* 67] vereinigte. Auck stif- tete er Kirchen und Klöster, gründete die Stadt Wladimir an der Kljasma,
in der 1157 ein neues Großfürstentum errichtet wurde. Wladimir war auch einer der ersten weltlichen Schriftsteller
Rußlands; er schrieb eine «Belehrung» ^ouc sni^) über die Eigen- schaften eines guten Fürsten. Er starb Wladimir
Alexändrolvitsch, Großfürst von Ruhland, dritter Sohn des KaisersAlexander II.,
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geb. 22. (10.) April 1847. Im Russisck-Türkischen Krieg kommandierte Wladislaw A. das 12. Armeekorps. Durch Statut vom 26. (14.) März 1881 wurde
ihm von Alexander III. für den Fall seines Todes die Regentschaft für den damals noch unmündigen Tbronfolger übertragen.
Im Juli 1886 bereiste V. A. im Auftrag des Kaisers die Ostseeprovinzen, um die dort herrschenden polit.
Verstimmungen zu beschwichtigen. Wladislaw A. ist seit 1886 Oberbefehls- haber des Gardekorps und des Petersburger Militär- bezirks.
Seine «Reisen im Norden Rußlands und in den Baltischen Provinzen» wurden von K. Slu- tschewskij beschrieben (Petersb. 1888).
Er ist seit 28. (16.) Aug. 1874 mit Maria Pawlowna, gebore- nen Prinzessin Maria von Mecklenburg-Schwerin
(geb. 14. ^2.j Mai 1854) vermählt, die ihm drei Söbne und eine Tochter gebar. Wladimir-Bai,
genauer Wladimir des HeiligenBai, russ. ^Vlaäimii-n, ^v^w^o x"1nv, Busendes JapanischenMeers im russ.-sibir. Küsten- gebiet
unter 43" 55' uördl.
Br. und 135° 8' östl. L. von Greenwich, gefriert nur auf zwei Monate und besteht aus drei Buchten, von
deneu die südlichste die bedeutendste und als Ankerplatz geeignetste ist. Wladimirorden, Santt, russ.
Orden,
[* 69] 52. S^'pt. von Katharina II. zum Andeuten an den Großfürsten Wladimir I. (s. d.) als Verdienstorden für
alle Stände gestiftet, von Alexander I. 12. Dez. (a. St.) 1801 als Belohnung für bürgerliche Aus- zeichnungen
im Frieden erneuert. Das niemals mit Brillanten zu verzierende Ordenskreuz ist ein ein- faches dunkelrot emailliertes Goldkreuz,
dessen run- des schwarzes Mittelschild innerhalb goldener Um- rahmuug ein russisches ^V auf einem ausgebreiteten Hermelinmantel
unter einer Krone und auf der Rückseite die Angabe des Etiftungstages in russ. Buchstaben trägt.
Das Band
[* 70] ist schwarz mit einem karmesinroten breiten Mittelstreisen. Wladislaw,König von Böhmen(1471-1516" ^ und (seit
1490) von Ungarn,
[* 71] geb. 1456, war der ' Nesfe des 1457 gestorbenen Ladislaus Posthumu5 ls. d.), ein Sohn
von dessen mit König Kasimir IV. von Polen vermählter Schwester Elisabeth und Nach- folger des Bdbmenkönigs
Georg Podiebradls.d.), der noch selbst seine Wahl durchgesetzt hatte. Anfangs hatte Wladislaw mit Atatthias Corvinus von Ungarn zu
känl- pfen, der schon vorher von den Gegnern Podiebrads zum Köniq erwählt war, muhte ihm sogar 1479 Mähren,
[* 72] Schlesien
[* 73] und die Lausitz abtreten und die Nachfolge zugestehen, wurde aber selbst uach Mat- thias' Tode 1490 gegen
dessen Sobn Johann von den ungar. Großen zum König erwählt und bebauptete sich als solcher auch im Kriege mit dem spätern
Kaiser Maximilian I. Dieser Krieg wurde 1491 durch den Frieden von Preßburg
[* 74] geendet, in dem Wladislaw für den
Fall des Aussterbens seiner Nachkommenschaft den Habsburgern die Nachfolge in Ungarn zusicherte.
Unter ihm wuchs die Macht des Adels, namentlich der Familie Zäpolya, in immer steigendem Maße. Ein furchtbarer Bauernaufstand
uuter Georg Dözsa (s. d.) wurde 1514 mit blutiger Strenge unterdrückt, Wladislaw starb Durch einen 151.5 mit
Kaiser Maximilian I. geschlossenen Vertrag wurde W.s Tochter Anna zur Gemahlin für Maximiliane Enkel Ferdinand (s. Ferdinand
I., Deutscher Kaiser) bestimmt, wäbrend seinem Sobn Ludwig (s. d.) des Kaisers Enkelin Maria vermählt werden sollte.
Wladislaw l Ladislaus) von Aujou, König von Neapel
[* 75] ll386-1414), Sohn Karlo III. (s. d.) i
von Durazzo,
geb. 1375, wurde von Papst Voni- faeius IX. erst 1390 anerkannt und drang gegen seinen in Neapel
(1391) eingebrochenen Nebenbuhler Lud- l wia II. (s. d.) von Anjou erst 1399 durch, warf den- ' selben auch bei dem nochmaligen
Versuch, den dieser 1403 gegen ihn machte, zurück. Da sich der Adel in diesem Parteikampf der «Ungarn»
(Anhänger des Wladislaw, der sich 1403 in Zara
[* 76] zum König von Ungarn krönen ließ) und «Angiovinen» (Partei Ludwigs II.) ^ gesckwächt
hatte, konnte Wladislaw nicht nur rasch die Ruhe in Neapel bcrstellen, sondern auch unter Benutzung eines Aufstandes der von Bonifacius
niedergewor- fenen Römer
[* 77] gegen dessen Nachfolger Innocenz VII. eine Schutzhcrrschaft über Rom und
[* 78] das
Papsttum ^ errichten und 1408 den Kirchenstaat und Teile von Toscana unterwerfen.
Ein Rückschlag erfolgte unter i Alexander V., dessen Truppenführer Malatesta 1410 ! die Neapolitaner aus Nom verdrängte,
und unter Jobaun XXII., dessen Söldneroberst Paolo Orsini 1412 Wladislaw bei Rocca secca besiegte. AberJohannXXII.
überwarf sich mit Ludwig II., den er hatte zurück- führen wollen; als Ludwig sich nach der Provence ent- fernte und der
Condottiere Sforza Attendolo zu Wladislaw übertrat, fuchte auch der Papst Johann sich mit Wladislaw zu verständigen (1412); dieser zwang
ihn jedoch zur Flucht und ließ seine Truppen bis Siena vordringen (1413). Mitten in seinem zweiten Siegeslauf
über- fiel Wladislaw in Perugia eine tödliche Krankbeit, der er ! in Castellnuovo erlag. Sein Reich überuabm seine Sckwester
Johanna II. (s. d.). ! Wladislaw (lat. I^lli^u"),
Name von drei ^ Herzögen und vier Königen von Polen: ! Wladislaw I. (1081 - 1102), Bruder des vertriebeneu Gemahlin
Judith, Tochter des Vöhmenherzogs Wratislaw, mit Jutta, der Schwester Kaiser Hein- richs IV. Ohne große Erfolge führte er
Krieg ge- gen die Pommern
[* 79] (1091-92) und unterdrückte eineu Aufstand des unzufriedenen Adels unter Führung seines unehelichen
Sohnes Zbignjew. 1097 teilte dann Wladislaw zwischen Zbigniew und seinem ehelichen ^ Sohne Voleslaw das Reich,
indem er diesem Klein- z polen, Mem Großpolen und Masuren gab und sich nur die Hauptstädte vorbehielt. Wladislaw starb 1102 zu
Ploct und ruht im dortigen Dom. Wladislaw II., Enkel des vorigen, mußte, nicht zufrieden mit dem ihm bei der
Teilung 1139 zugefallenen , Krakail und Schlesien, mit seinen minderjährigen Halbbrüdern und deu Großen des Reichs einen bartuückigen
Kampf führen, der vorläufig zu seinen Gunsten endete (1145). Gegen Anerkennung der ilberlebusherrlichkeit des Kaisers (1146)
bestätigte ihn dieser in seiner Herrschaft.
Noch in demselben /"ahre wurde Wladislaw wieder vertrieben, und erst als FriedrichBarbarossa sür ihu eintrat
und in Polen einbrach (1157), versprach Boleslaw, deu Bruder iu sein angestammtes Gebiet wieder einzusetzen, ohne ihm aber das
Seuiorat einzuräumen. Wladislaw kehrre.se- doch nickt zurück. Er starb 1166 in Deutschland. Wladislaw III., Herzog von Großpolen, wurde
nach dem Tode seines VatersMscislaw III. (1202) Großfürst ^ von Polen. Da er sich der vom Papste angeordne-
ten Reform der poln. Kirche widersetzte, wurde er gebannt und mußte sich in sein Erbland, Großpolen, zurückziehen (1206).
Aber auch von hier durch sei- nen Neffen Wladislaw Odonicz vertrieben, verlor Wladislaw 1227 fast alle seine Besitzungen
au Odonicz. Er starb nach vergeblichem Versuch, Grosipo!l'ii w/edn'- , zugewiuuen, 1231 in Scblesten.
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Woche I. Ellenlang (poln. ^s"^i0to1(),
als Herzog Woche IV., geb. 1260, wurde von einem Teil des Adels als Konig 1288 anerkannt, mußte
aber mit den poln. und schles. Fürsten sowie mit den Böhmen kämpfen. Er wurde aus seinen Besitzungen ver- trieben, und
erst nach des Böhmenkönigs Wenzel Tode (1305) gelang es ihm, seine Herrschaft über Krakau
[* 81] zu sichern. 1312 besiegte
er seine Feinde und vereinigte nun die seit 200 Jahren durch Tei- lungen zerrissenen poln. Lande wieder. 1319 lieft er sich
zu Krakau als König von Polen krönen.
Durch Verheiratung seines Sobnes Kasimir (III., s. d.) mit einer Tochter des
litauischen Großfürsten Geoimin bereitete er die VereinigungPolens mit Litauen vor. Er starb 1333 zu Krakau. Woche II. Iagello,s.
Iagello. Woche III., der Sobn und Nachfolger Iagellos, wurde, 10 I. alt, 1431 gekrönt und 1440 nach dem Tode des deutschen Königs
Albrecht 14. (s. d.) auch von den Ungarn als Woche I. zum Könige gewählt, doch machte ihm eine Partei unter
AlbrechtsWitwe Elisabeth (s. d.) für deren (^ohn Ladislaus V. Post' Humus den ungar. Thron
[* 82] streitig. Im Kriege mit den Türken
erlangte er durch Hunyady (s. d.) einen vor- teilhaften zehnjährigen Waffenstillstand; aber
auf den Antrieb des Papstes Eugen IV., welcher ihn von dem durch einen Eid bekräftigten Traktat ent- band,
erneuerte er den Kampf, wurde aber von den Türken in der Schlacht bei Varna besiegt, in der Woche mit dem größten
Teile der Ritter- schaft das Leben verlor. Woche IV. (1032-48), Sohn Sigismunds l!4. (f.d.), wurde noch als
Kronprinz von den Russen zum Zaren erwählt, ging aber durch die Unentschlossen- heit seines Vaters dieser Krone verlustig.
Ein geistreicher, staatskluger Fürst, bemühte er sich den- noch vergebens, die Mängel der poln.
Verfassung zu beseitigen und den Bedrückungen der Dissidenten Einhalt zu thun. Das Religionsgespräch zu Thorn
[* 83] 1645 war ebenfalls
erfolglos. Der Adel widerstrebte in allem. Zwar gelang es ihm, mit den Russen und Schweden
[* 84] vorteilhafte Verträge abzuschliefteu,
und die Tataren wurden durch Koniecpolski von Kamie niec zurückgetrieben', allein der Staat schwebte in- folge des Kosakenaufstandes
unter Chmelnizkij (s. d.) in großer Gefahr, als Woche in Mereez
starb. Er suchte den Schulunterricht zu heben und berief die Piaristen (s. d.) nach Warschau,
[* 85] die bald
eine segensreiche Thätigkeit entwickelten. Wladiflawl., König von Ungarn, s. Wla- dislaw III., König von Polen. Wladislaw
II., König von Ungarn, s. Wla- dislaw, König von Böhmen. Wladiflawow.
1) Kreis im nordwestl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Suwalki, westlich an Ostpreußen,
[* 86] nördlich an den
Niemen grenzend, bat 1774,2 hidn, 81098 E. und wenig Industrie. - 2) Kreisstadt im Kreis an der Mündung der Schirwindta in
die Scheschuppe, der prenß. Stadt '^chirwindt gegenüber, hat (1894) 6463 E., meist Israeliten, Post, Telegraph; Brauereien,
Handel. Wladiwostok (d. i. Beherrscherin des Ostens), chines. K3.i-8tkn-^vI.i, früher Port-May genannt,
Festung ersten Ranges, Hafen- und Hauptstadt des russ.-sibir. Küstengebietes, unter 43° 6^ nördl.
Br. und 1."1" 54^ ö'stl.L. von Greenwich, auf dein Süd- ende der Halbinsel Murawjew-Amurskij, zwischen der Vncdt Goldenes Horn
(s. Peter des GroßenBai) und
der Amurbucht sowie Endpunkt der Ussuribahn (Chabarowok-Woche) und der im Bau
begriffenen Mandschurischen Eisenbahn. Woche ist Sitz des Gou- verneurs, eines Festungs- und eines Hafenkomman- dos
und eines Bezirksgerichts, hat 1780 hölzerne, 303 steinerne Häuser, 1880: 7300, 1885: 13050, 1897: 28890 E., darunter 10000 Militär, 6500 Chinesen, 1400 Japaner
und 800 Koreaner;
zwei russ., eiue evang. Kirche, ein Knaben-, ein Mädchengymna- sium, eine Gewerbe- und eine Seemannsschule, ein Museum, eine
Gesellschaft zur Erforschung des Amur- landes, drei russ. Zeitungen, Filialen der Russischen Reichsbank und der Russisch-Chinesischen
Bank; Dampfmühlen, Brauereien, Sägemühlen, Ziege leien, Gerbereien, Zündhölzchenfabrik, bedeutende
Schiffahrt und Handel. Woche ist Freihafen, liegt durchaus geschützt, ist 7 m tief, faßt 55 Schiffe
[* 88] zu 75 m Lauge, hat ein Trockendock,
gefriert aber aus etwa zwei Mouate.
Außer zahlreichen chines. Scha- luppen und Dschonken liefen ein (1896) 253 Schiffe mit 194728
t;
die Einfuhr besteht aus Mehl,
[* 89] Rekv Thee, Zucker,
[* 90] Getränken, Manufakturen und Eisen waren; die Ausfuhr
(28056 t) aus Robstoffen, wie Seekohl, Renntierhörnern, getrockneten Fischen, Tre- pang u. a. -
Woche wurde 1860 als russ. Militär Posten gegründet; 1876 wurde der Kriegsbafen au^
Nikolajewsk (an der Amurmündung) hierber verlegt. 1880 wurde Woche zur Stadt erhoben und ist
seit 1888 die Hauptstadt des Küstengebietes. Seit 1896 sollen 12 neue Forts in Angriff genommen sein und schnell gefördert
werden. 1897 wurde eine Vebörde ledic^ lich zum Zweck des weitern fortifikatorifchen Auö- baues von Woche ernannt.
Als Stützpunkt der russ. Flotte in Ostasicn und als Endpunkt der Sibirischen Eisenbahn (s. d.) wird Woche in
Zukunft eine der bedeut- samsten Städte Ostasiens sein. Wladyka, s. Wladika. Wlassics, Julius, ungar. Staatsmann, s. Vd.17.
Wljones, albanes. Name der Stadt Avlona ss.d." im türk. Wilajet Iannina. Wlozlawsk.
1) Kreis im westl. Teil des rnss.- poln. Gouvernements Warschau, links an der Weicl sel, Hat l3l2,8 92153 E.;
Ackerbau, Vieh-und Bienenzucht,
[* 91] Handel mit Holz
[* 92] und Hanfsamen. - Woche, poln. VVIo0l^v6k, Kreisstadt im Kreis
an der Weichsel und an der Linie Skernewizy-Aleran- drowo der Warschan-Wiener Eisenbahn, Sitz cine kath. Bischofs, hat (1894) 22470 E.,
Kathedrale, drei Kirchen, eine Realschule, kath. Priesterseminar', Porzellan-, Cichorienfabrik, eine Fabrik
von Eisen- geräten und bedeutenden Getreidehandel.
Vo, chem. Zeichen für Wolfram (s. d.). , ^ Woche O., Abkürzung für Wechselordnung. Wöbbelin, Dorf in Mecklenburg-Schwerin, 8 km
nördlich von Ludwigslust, mit (1895) 525 E., Postagentur,Fernfprechverbindung und den Gräbern TheodorKörners (s. d.), feiner
Eltern und feiner Schwester Emma. Woburu (fpr. wühbörn oder wöhbörn), Stadt im County Middleser des
nordamerik. Staaten Massachusetts, 16 km nordwestlich von Boston,
[* 93] an der Voston-Lowell-Vahn, mit vielen Gerbereien, Sckmhfabrikation
und 11890) 13 499 E. Woche, ein Zeitabschnitt von sieben Tagen, ist ihrem Ursprünge nach höchst wahrscheinlich npr ein.'
Unterabteilung des alle vier Phasen umfassenden synodischen Mondmonats, dessen vierter Teil dir
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