Jakob, gewöhnlich Vogel von Glarus
genannt, schweiz. Dichter und Buchhändler, geb. zu
Glarus,
begründete daselbst 1843 eine Buchdruckerei, mit der er später eine Verlagshandlung verband. Er ist einer der eifrigsten
Sammler und gründlichsten Kenner der poet. Litteratur der
Schweiz;
[* 3] er gab die Anregung zu dem von ihm
verlegten, von dem schweiz. Dichter RobertWeber (geb. in Rapperswyl, seit 1878 Leiter der von ihm begründeten
Zeitschrift
«Helvetia» in Basel)
[* 4] herausgegebenen Werk «Die poet. Nationallitteratur der
deutschen
Schweizvon Haller bis auf die Gegenwart» (4 Bde.,
1866-76; Bd. 1-3 vonWeber, Bd. 4 von Honegger). Vogel veröffentlichte:
«Gedichte» (14. Aufl., Glarus
1890),
Karl, Kartograph, geb. in Hersfeld,
[* 12] bildete sich zum Geometer aus und wurde bei
der topogr. Landesaufnahme des Kurfürstentums Hessen
[* 13] beschäftigt. 1852 siedelte er nach Gotha
[* 14] über, wo er Zeichner und
später Vorstand des topogr.
Bureau von Perthes' Geographischer Anstalt wurde und starb. Vogel wandte
sich ausschließlich der
Darstellung europ.
Länder, namentlich
Süd- und Mitteleuropas, zu, deren ältere Karten er sowohl
in den kleinern
Atlanten des Perthesschen Verlags wie namentlich im Stielerschen Handatlas revidierte und nach und nach durch
Neuzeichnungen ersetzte. Eine 27blätterige Karte des
DeutschenReichs, die tief nach
Frankreich und
Rußland
hinübergreift und deren Zweck vorzugsweise ein militärischer ist, erschien 1891-93. Auch war Vogel Mitarbeiter an
«Petermanns Geogr. Mitteilungen».
Otto, plattdeutscher Dialektdichter, geb. zu Greifswald,
[* 15] studierte zu Greifswald,
Berlin
[* 16] und
Erlangen
[* 17]
Theologie und
Philologie, ward 1865
Lehrer und 1876 Direktor des Realgymnasiums zu Perleberg.
[* 18] In seinen plattdeutschen
Dichtungen: «Pommernspeegel.
Ut ollen
Tiden» (Greifsw. 1869; 2. Aufl. 1873),
«Russelbläder. En Strämel
Plattdütsch» (Lpz. 1878),
F. C. W., Verlagsbuchhandlung inLeipzig, gegründet 1730 von Joh.
Mich.
Teubner, ging 1764 an
Siegfr. Leberecht Crusius über, 1808 an Friedr.
Christ. Wilhelm Vogel, 1837
an des letztern Sohn Wilhelm Ferd.
Theodor Vogel.
Von letzterm übernahm sie 1862 ein Urenkel des obigen Crusius, Dr. jur. et med.
Karl Lampe-Vischer, geb. zuLeipzig. Teilhaber seit 1890 ist sein Sohn
Karl Friedr. Lampe,
[* 19] geb. Während
der ältere Verlag vorwiegend theologisch und philologisch war (Werke von
Christian Felix
Weise,
Basedow, Gesenius, Koberstein,
Broeder, Matthiä, Passow, Salzmann, auch einiges von
Schiller u. a.), ist der neuere (seit 1862) vorwiegend medizinisch:
Werke von
Birch-Hirschfeld, Curschmann,
Erb, Flügge, Heubner, His,
Hueter,
Klebs, Lebert, E. Lesser, Oertel,
Strümpell u. a., sie bilden zumeist
Teile größerer Sammelwerke, wie das «Handbuch der
Hygieine und Gewerbekrankheiten» (hg.
von M. von
Pettenkofer und H. von Ziemssen),
das «Handbuch der speciellen Pathologie und
Therapie» (hg. von Ziemssen),
[* 20]
(Aves), hartschalige
Eier
[* 21] legende warmblütige Wirbeltiere mit hornigem Schnabel, befiedertem Körper, zwei als
Füße fungierenden hintern und zwei zu Flügeln umgebildeten vordern
Gliedmaßen. Sie sind von allen andern Wirbeltieren
scharf gesondert durch einen in hohem
Grade gleichförmigen
Bau, der durch die gemeinsame
Anpassung an die
Flugbewegung bedingt ist. Infolge dieser
Anpassung hat schon das Knochengerüst des
Vogels, obgleich in seinen
Bestandteilen
wesentlich mit dem der Reptilien übereinstimmend, bedeutende Modifikationen.
Die meisten
Knochen
[* 22] sind innen hohl (pneumatisch), und diese
Höhlen, die mit denLungen durch dünnhäutige
Luftsäcke in
Verbindung stehen, also warme Luft enthalten, erstrecken sich um so weiter in die einzelnen
Knochen, je besser
der
Vogel fliegen kann und je größer er zugleich ist; bei Pelikanen, Nashornvögeln u. s. w.
sind alle
Knochen des Körpers pneumatisch, mit Ausnahme des Jochbeins, das es bei keinemVogel ist, beim
Kiwi-Kiwi hingegen ist es kein einziger. Am Schädel der Vögel verwachsen die
Knochen des Hirnteils sehr frühzeitig zu einer
leichten Kapsel, mit der der Schnabelteil oft beweglich verbunden ist.
Der ganze Schädel ist gegen die Wirbelsäule in hohem
Grade beweglich. Zwischen Schädel und
Unterkiefer ist ein meist auch
sehr bewegliches Quadratbein eingeschaltet. Das schnelle Durchschneiden der Luft verlangt einen kahnförmig gebauten, fest
konstruierten Rumpf. Daher ist die Rückenwirbelsäule beinahe unbeweglich, während der aus vielen beweglichen Wirbeln bestehende
Hals dem
Kopfe eine leichte allseitige
Bewegung gestattet. Die Schultergegend wird durch
Vereinigung beider
Schlüsselbeine zu
einem
Stück, dem
Gabelbein, verstärkt, und der Rabenschnabelfortsatz des Schulterblattes tritt in seiner
ursprünglichen freien Form
auf und bildet jederseits ein sog. zweites
Schlüsselbein. Das
Brustbein selbst ist, abgesehen von
einigen weder fliegenden noch schwimmenden Laufformen, zum Ursprung der sehr entwickelten, den Flug vermittelnden
Muskeln
[* 23] bedeutend verbreitert und nach vorn mit einem
¶
mehr
hohen Kamme versehen. Die Vorderglieder zeigen eine sehr verstümmelte Hand,
[* 25] aus zwei Handwurzel- und einem Mittelhandknochen,
Daumen, Mittelfinger und einer Spur des kleinen Fingers bestehend. Damit bei ihrer veränderten Bestimmung dem Vorderkörper
beim Stehen die gehörige Unterstützung nicht fehle, bildet der nach vorn gerichtete Lauf (der aus Verwachsung mehrerer,
ursprünglich getrennter Knochen sekundär als einziger hervorgegangene Fußwurzelknochen, Os tarsometatarsi)
mit dem Unterschenkel einen spitzen Winkel.
[* 26] Ist er zu kurz, um den Fuß unter den Schwerpunkt
[* 27] des Körpers zu versetzen, so
muß sich dieser emporrichten und kommt z. B. beim Pinguin in eine fast senkrechte Stellung.
Zur Körperbedeckung aller Vögel dienen Federn (s. d.).
Über einer weichen, lockern Decke
[* 28] wärmender Dunen oder Flaumfedern bilden andere steifkielige, dachziegelig übereinanderschließende
um den ganzen Körper eine glatte Hülle (Deck- oder Konturfedern). Dieselben stehen nur bei wenigen Vögel (Strauße, Pinguine,
Palamedea) gleichmäßig im Quincunx über den Körper verteilt. Meist sind sie in besondern Streifen (Fluren) angeordnet und
unter ihnen und zwischen den Fluren (auf den sog. Rainen) stehen Dunen.
Meist findet sich, mindestens bei den Konturfedern an der Wurzel
[* 29] an der Unterseite noch eine kleinere, weniger entwickelte
Beifeder, der Afterschaft. Die Schwung- und Steuerfedern geben die Hauptmittel der Bewegung in der Luft ab. Erstere, am Daumen,
Mittelfinger (typisch zehn), Unterarm und Ellbogen stehend, lassen aus den Verhältnissen ihrer Länge,
Härte und Steife auf die Flugfertigkeit und Lebensweise des Vogels schließen. Schmale, scharfe und steife Flügel verraten
den schnellen und ausdauernden Segler; runde, weiche den selten sich erhebenden Bodenvogel.
Die Schwanzfedern dienen dazu als Steuer dem Fluge die Richtung zu geben, und sind der Beschaffenheit der
Flügel entsprechend gebildet. Am Ende ist der Schwanz entweder gerade abgestutzt (viereckig) oder abgerundet, abgestuft oder
gabelförmig. Bei Landvögeln sind sie häufig mannigfach zerfasert und zu bloßen Zieraten umgebildet. Bei Spechten vertreten
sie die Stelle einer Stütze für den Körper. Entwicklung und Zahl der Schwung- und Steuerfedern geben
Anhaltspunkte für die Klassifikation, ebenso die Stellungen der Konturfedern. (S. Tafel: Körperbedeckung der Tiere II,
[* 24]
Fig.
18-29.)
Die Füße lassen noch augenfälligere Verschiedenheiten gewahren. Sie dienen zwar selten zum Greifen (z. B.
bei den Papageien), erscheinen aber dennoch unter den mannigfachsten Gestalten, immer in Bezug auf die
Lebens- und Ernährungsweise des Vogels. Während bei den Wasservögeln ein Teil des Unterschenkels kahl ist (Watbein), reicht
bei allen Landvögeln die Befiederung bis mindestens an das Fersengelenk (Gangbein). An jenen erscheinen die Zehen bald am
Grunde durch kurze Häute verbunden (geheftet), bald an den Seiten mit Hautlappen versehen (Lappenfuß),
bald die Vorderzehen mehr oder weniger ihrer ganzen Länge nach durch Häute vereinigt (Schwimmfuß), bald mit der Hinterzehe
in gleicher Weise verbunden (Ruderfuß). Am Gangbein sind die drei Vorder- sowie die Hinterzehe bald ganz frei (Spaltfuß),
bald am Grunde durch eine Bindehaut vereinigt (Sitzfuß), bald die zwei Außenzehen am Grunde oder bis zur
Hälfte verwachsen (Wandel- und Schreitfuß), bald erscheint eine Vorderzehe nach hinten gewendet (Kletterfuß),
bald die
Hinterzehe nach- vorn gedreht (Klammerfuß), bald fehlt letztere ganz (Rennfuß).
Die Bekleidung besteht in einer hornigen Haut,
[* 30] bald in Querschilder abgeteilt, bald diese am Laufe zu langen Schienen verwachsen
(gestiefelt). Die Krallen sind je nach ihrer Bestimmung gekrümmt oder scharf, wie bei den Raubvögeln,
die ihre Beute damit fassen und zerreißen, bald lang und dünn, bald kurz, bald zu breiten Nägeln zusammengeschrumpft. Nicht
mindere Aufmerksamkeit nimmt der Schnabel (s. d.) als charakteristisches Kennzeichen der Familien und Gruppen in Anspruch. Er
ist kurz, scharf und stark nach unten gekrümmt bei den Raubvögeln, kegelförmig bei den Körnerfressern,
dünn und lang bei vielen Insektenfressern, mitunter von höchst seltsamer Gestalt (Larventaucher, Flamingo) und häufig am
Rande mit zackigen Spitzen (fälschlich Zähnen genannt) oder Lamellen versehen (Ente).
Die Verdauungswerkzeuge der Vögel sind eigentümlich gestaltet: das untere Ende der Speiseröhre hat ansehnliche
Drüsen in feiner Wandung und bildet den sog. Vormagen, der eigentliche Magen
[* 31] ist nach der Beschaffenheit der zu verarbeitenden
Nahrung verschieden eingerichtet. Während er bei den Raubvögeln, die nur animalische Stoffe oft in halbverfaultem Zustand
genießen, nur ein häutiger Sack ist, bildet er bei den Körnerfressern einen aus zwei sehr dicken Muskeln
bestehenden Quetschapparat von gewaltiger Stärke,
[* 32] dessen Wirkungen meistens durch eine innere Hornschwiele und verschluckte
Sandkörner verstärkt werden.
Häufig findet sich in der Speiseröhre eine besondere häutige Abteilung (Kropf), worin Körnerfresser die Nahrung für ihre
Jungen aufquellen, um sie dann damit zu ätzen. Eine eigentliche Urinblase hat nur der Strauß.
[* 33] Bei allen
Vögel ergießt sich der Harn in die sog. Kloake, eine durch den After geschlossene Erweiterung des Mastdarms, die zugleich die
Mündungen der Geschlechtswerkzeuge enthält. Die Atmung ist sehr vollkommen, die Cirkulation sehr energisch, und dieses sowie
die vollständigere Bedeckung des Körpers durch sehr schlechte Wärmeleiter, die Federn, hat eine um 6 bis
8° höhere Blutwärme als bei den Säugetieren zur Folge.
Der hierdurch im ganzen gesteigerte Lebensprozeß befähigt die Vögel, ohne sichtbare Erschöpfung oft Hunderte von Meilen zu
durchfliegen, und verleiht vielen eine außerordentliche Munterkeit und Beweglichkeit. Die Lungen sind mit der Hinterwand
an den dahinter gelegenen Teilen festgewachsen, und einige Äste der Bronchien lösen sich in ihnen nicht auf, sondern münden
an ihrer Oberfläche in dünnhäutige Luftsäcke, die sich beim Einatmen mit Luft füllen, in der Brust- und Bauchhöhle sich
verbreiten und mit den pneumat. Räumen des Skeletts zusammenhängen. An der Luftröhre befindet sich
häufig neben einem obern Kehlkopf
[* 34] (larynx) an der Gabelung ein unterer (syrinx), mehrere Membranen enthaltender, die bei Singvögeln
durch ein System von Muskelchen bewegt und gespannt werden können und den modulierten Gesang gestatten.
Die Sinnesorgane der Vögel gleichen nur wenig denen der Säugetiere. Der Tastsinn kann wegen der federigen
Bedeckung der Haut, der hornigen Beschaffenheit der Füße und des Schnabels, der nur bei manchen Vögel, wie bei den Schnepfen
und Siebschnäblern, mit einer nervenreichen Haut überzogen ist, so wenig eine bedeutende Ausbildung erlangen als der Geschmackssinn
bei dem kurzen
¶
mehr
Verweilen der Nahrungsmittel
[* 36] im Schnabel; eine Ausnahme machen in letzterer Beziehung die weichzüngigen Papageien und Enten.
[* 37] Das Gesicht
[* 38] hat meist eine bedeutende Schärfe, die durch eine leichte Accommodation des Auges verstärkt wird. Der Geruch ist
stets stumpf, mag bisweilen sogar völlig fehlen, die Nase
[* 39] ist niemals beweglich, ihre Öffnungen auf dem
Schnabel angebracht. Ausgezeichnet scharf ist, obgleich ein äußeres Ohr
[* 40] nur bei einigen Eulen
[* 41] wohl entwickelt ist, das Gehör.
[* 42]
Die Fortpflanzung der Vögel geschieht durch Eier, die, mit einer harten Kalkschale umgeben, das von mehrern Häuten umschlossene
Eiweiß und den Dotter enthalten und außerhalb des mütterlichen Körpers durch dessen, oft auch des väterlichen
Körpers Wärme,
[* 43] häufig unter Auftreten entzündeter Stellen (Brutflecken) an der Unterseite des Leibes, bebrütet oder durch
die der Sonne
[* 44] gereift werden. Ein mehr oder minder künstliches Nest (s. d.), oft auch ein einfaches Baum-, Erd- oder Felsenloch,
in seiner wechselnden Beschaffenheit der Lebensweise des Vogels angepaßt, dient zur Aufnahme der Eier und
Jungen.
Letztere sind entweder sogleich fähig, sich ihre Nahrung meist unter Anleitung der Alten zu suchen (Nestflüchter, Pippel,
Autophagae), oder müssen längere Zeit von denselben geätzt werden (Nesthocker, Paedotrophae, Insessores), wobei besonders
die in monogamer Ehe lebenden viele Zärtlichkeit entwickeln. GrößereRaubvögel
[* 45] legen bei jeder Brut nur 1 bis
2, kleinere bis 6, Singvögel 8 bis 10, Haushühner 40 bis 50 und mehr Eier jährlich, die fast bei allen Vögel im allgemeinen
dieselbe Grundgestalt, aber sehr verschiedene Farben zeigen.
Nicht bloß der Kunsttrieb, sondern auch die Geselligkeit vieler Vögel wird durch den Fortpflanzungstrieb mächtig
erregt. Zum Schutze der Brut entstehen bei manchen kolossale, gemeinsam verteidigte Niederlassungen. Andere,
denen die Winterkälte nur kurzes Verweilen in ihrer eigentlichen Heimat gestattet, kehren alljährlich in großen Scharen
vereinigt zum Brüten dahin zurück. In vollständiger, selbstgefälliger Einsamkeit hingegen leben die großen Raubvögel.
Alle Vögel wechseln zu bestimmten Jahreszeiten
[* 46] ihr Gefieder (Mauser, s. d.)
und erscheinen in entgegengesetzten Jahreszeiten verschieden gefärbt (Sommerkleid [s. d.] oder Hochzeitskleid und Winterkleid).
Mitunter muß ein junger Vogel sein Gefieder (Jugendkleid) mehrmals wechseln, ehe er die stehende Färbung des reifern Alters
erreicht.
Hinsichtlich ihrer geistigen Fähigkeiten stehen, abgesehen von dem erwähnten Kunsttriebe, die Vögel im allgemeinen
sehr niedrig, mit Ausnahme der Papageien und Raben. Was die Lebensdauer betrifft, so leben kleine Singvögel
oft 15 und mehr Jahre in der Gefangenschaft, und Papageien haben in diesem Zustande schon drei Generationen derselben Familie
überlebt. Hinsichtlich ihrer geographischen Verbreitung sind die Vögel viel weniger durch Gebirge, Meere, Wüsten beschränkt
als Säugetiere.
Gute Segler überfliegen solche Räume in wenig Tagen, ja manche Vögel thun dies periodisch in jedem Jahre
(Zugvögel). Auf vielen oceanischen Inseln finden sich Vögel ohne irgend welche Säugetiere. Häufig haben sie nicht einmal einen
bestimmten Wohnsitz, sondern ziehen auf größern Strecken Nahrung suchend periodisch umher (Strichvögel). Andere behalten
jedoch beständig denselben Aufenthaltsort (Standvögel).
Einzelne Gruppen finden sich freilich nur in
bestimmten Gegenden, z. B. die Kolibris
[* 47] in Amerika,
[* 48] die Paradiesvögel
[* 49] auf Neuguinea und den benachbarten Inseln, die Alke in
den nördl., die Pinguine in den südl. Polarmeeren. Der freie Verkehr
der Vögel durch den unermeßlichen Luftraum, der vielen eigene heitere Gesang, ihre oft glänzenden Farben
u. s. w. haben stets auf den Menschen eigentümlichen Eindruck gemacht und gerade dieser Tiergattung im Zeitalter naiver Naturanschauung
etwas Mystisches beigelegt.
Auf den Flug der Vögel gründete man daher eine besondere Kunst der Wahrsagung (s. Auspizien). Die Religion entnahm von ihnen
manche ihrer Symbole, die Dichtkunst versuchte sich frühzeitig an ihrer Verherrlichung. Ökonomisch betrachtet
sind die Vögel durch ihr Fleisch, das fast bei keinem Vogel ungenießbar, bei manchen allerdings widrig riechend und von thranigem
Geschmack ist, durch ihre Federn, ihren Mist (Guano), durch Vertilgung schädlicher Tiere sehr nützlich; dagegen schaden sie
dem Menschen auch oft durch Beraubung der Felder und Gärten und durch Erwürgen zahmer Tiere.
Ein genügendes System der Vögel aufzustellen, ist bei der großen Zahl und der gegenseitigen Verwandtschaft der Gruppen noch
nicht möglich gewesen. Die ältere Systematik nahm zwei große Vogelgruppen an: die erwähnten Nesthocker und Nestflüchter.
Aber zwischen beiden giebt es erstens mancherlei Übergänge und dann sind verwandte Vögel, wie
unter den Watvögeln und Schwimmvögeln, teils Nesthocker, teils Nestflüchter. Neuerdings legt man auf das Vorhandensein oder
Fehlen eines Brustbeinkamms ein großes, ja wahrscheinlich zu großes Gewicht (s. Straußvögel)
[* 50] und unterscheidet danach
Vögel ohne Brustbeinkamm (Ratidae, nur die Straußvögel) und Vögel mit einem solchen (Carinatae, alle andern
Vögel). Am besten erscheint das von J. V. ^[Julius Victor] Carus vorgeschlagene System zu sein, mit der Modifikation, daß man
die Störche (Ciconiae) mit den übrigen Stelzvögeln (Grallae) wieder zu einer Ordnung (Grallatores) vereinigt, von den Tauchern
(Urinatores) aber die Pinguine als eigene Ordnung (Sphenisci) abtrennt.
Man erhält dadurch folgende 15 Ordnungen:
1) Papageien (Psittaci), 2) Kuckucksvögel (Coccygomorphae), 3) Spechte (Pici), 4) Langhänder (Macrochires), 5) Sperlingsvögel
[* 51] (Passerinae), 6) Raubvögel (Raptatores), 7) Tauben
[* 52] (Gyrantes), 8) Hühnervögel
[* 53] (Rasores), 9) Straußvögel (Brevipennes), 10)
Stelzvögel (Grallatores), 11) Siebschnäbler (Lamellirostres), 12) Ruderfüßler (Steganopodes), 13) Langflügler (Longipennes),
14) Taucher (Urinatores), 15) Pinguine (Sphenisci). Abbildungen derselben finden sich auf den zu den betreffenden
Hauptartikeln gehörigen Tafeln: Papageien, Kuckucksvögel u. s. w.
Auch die Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen Ordnungen zu einander sind bis jetzt noch nicht klar zu stellen. Besonders
wichtig sind in neuester Zeit die fossilen Vögel geworden, da dieselben durch Zähne
[* 54] in den Kiefern und manche
andere Eigentümlichkeiten auf die Entstehung des Vogeltypus aus Reptilien hindeuten. Der älteste Vogel wurde in den lithogr.
Schiefern von Solnhofen gefunden (Archäopteryx,
[* 55] s. d.); andere Gattungen (Hesperornis, Ichthyornis) in der
Kreide
[* 56] von Kansas (Nordamerika).
[* 57] Alle diese Gattungen hatten Zähne in den Kiefern. Reste gewaltiger
¶
mehr
Riesenformen (Brontornis u. a.) sind neuerdings im Eocän des südl. Südamerikas gefunden worden. Die Litteratur der Lehre
[* 59] von den Vögel oder der Ornithologie, die einen Zweig der Zoologie ausmacht, weist viele Prachtwerke auf, z. B.
von Vaillant, Vieillot, Temmink, Audubon, Lesson,Gould u. a. Die deutsche Ornithologie behandelten BechsteinundBrehm (s. d.)
und besonders J. F. Naumann (s. d.) in seiner «Naturgeschichte
der Vögel Deutschlands»
[* 60] (13 Bde., Lpz.
und Stuttg. 1822–60; neue Bearbeitung, hg. von Hennicke, Gera
[* 61] 1896 fg.). –
Vgl. außerdem Giebel, Thesaurusornithologiae
(3 Bde., Lpz. 1872–77), und für
Anatomie Fr. Tiedemann, Zoologie, Tl. 2 u. 3 (Landsh. 1810–14);
M. Fürbringer, Untersuchungen zur Morphologie
und Systematik der Vögel (2 Bde., Amsterd.
1888);
Käfige für Stubenvögel. Erfordernisse sind: einfach langgestreckt-viereckige Form,
Gestell am zweckmäßigsten völlig aus Metall mit gutem, maschigem Drahtgeflecht oder Stabgitter, immer so eng, daß der
Vogel seinen Kopf nicht hindurchstecken kann, Gestell wie Geflecht verzinnt oder verzinkt, weniger gut mit Lackfarbe gestrichen;
Blechschublade, leicht gehend mit hohem Sockel, Sitzstangen nicht zu dünn und glatt, von weichem Holz,
[* 63] Thüren leicht und sicher schließend, Futter- und Trinkgefäße von Porzellan oder Glas.
[* 64]
Gebräuchliche Käfige sind: Finkenkäfig
für den einzelnen Sänger oder ein Pärchen Prachtfinken (Höhe 36,6–39,2 cm, Länge 31,4–47 cm, Tiefe 23,5–36,2 cm,
Drahtweite 9 mm bis 2 cm);
großer Finkenkäfig für Gimpel, Kardinäle u. a. (Höhe 50–60 cm, Länge 50 cm,
Tiefe 40–45 cm);
Lerchenkäfig, mit elastischer Decke ohne Sitzstäbe (Höhe 26,2 cm, Länge 50–76 cm, Tiefe 31,4 cm, Schublade 4 cm
hoch mit Schutzleiste von 6,5 cm);
Papageienkäfig für den einzelnen Sprecher (Höhe 75 cm, Länge 43 cm, Tiefe 43 cm);
Nachtigall-
oder Grasmückenkäfig, mit weicher oder elastischer Decke (Höhe 33–35 cm, Länge 40–50 cm, Tiefe 25 cm,
Schublade 4 cm hoch);
Drosselkäfig, ebenso (Höhe 40–50 cm, Länge 55–70 cm, Tiefe 30–40 cm).
Ein Gesellschafts- oder
Flugkäfig, auch Volière, muß natürlich so geräumig wie möglich sein, im übrigen aber denselben Erfordernissen entsprechen.
Gleiches ist bei jedem Heckkäfig der Fall, der nur um das Doppelte bis Dreifache größer sein muß
als der entsprechende Einzelkäfig. Die in neuester Zeit in vielen Häusern eingerichtete Vogelstube bildet irgend ein geeignetes
Zimmer, das als großer Heckkäfig hergerichtet wird. Das Vogelhaus erbaut man im Freien als einen Heckkäfig in noch
viel größerm Maßstabe und zugleich mit Winter- und Sommerraum, in welchem letztern die Vögel sich im Freien befinden. Absonderliche
Vogelbauer sind noch: der Kistenkäfig, ein Heckbauer, das rings verschlossen und nur vorn vergittert, aber wie die andern ausgestattet
ist;
das Harzer Bauerchen zur Beherbergung der jungen Canarienvögel, andererseits aber auch zur Niststätte,
mit Korbnest versehen;
das Gimpelbauer für den abgerichteten Dompfaff u. a. m. – Litteratur s. Stubenvögel.
unpassende Bezeichnung für den Archäopteryx (s. d.). ^[= ein fossiles Wirbeltier von der Größe einer Taube, das sich durch den Bau seines Beckens, ...]
das regelrecht betriebene Einfangen lebender Schmuck- und Singvögel, auch der Fang der Vögel für
Küchenzwecke. Der Vogelsteller wendet zur Berückung der Vögel zahlreiche Listen und Vorkehrungen an. Er fängt sie auf dem
Vogelherde (s. d.) mit Schlagnetzen oder Fallgarnen, am Tränkplatz, mit
dem Sprenkel, in Dohnen (s. d.), auf der Leimrute, im Kloben (zwei nebeneinander
befindliche, in ein rundes Stück Holz eingepaßte, etwas auseinander klaffende Stäbe, die auf den innern
Seiten gekerbt sind und ineinander passen. Eine mehrmals durch beide Stäbe laufende Schnur ermöglicht deren Zusammenpressen,
sobald sich ein Vogel auf einen der Stäbe gesetzt hat; der Vogel wird dann an den Krallen festgehalten); ferner im Meisenkasten,
auf der Lockstange mit dem Lockvogel, mit Laufschlingen, mit Tag- und Nachtnetzen (Lerchen), mit dem Spiegel,
[* 65] mit Steckgarnen und dem Käutzchen, in Fallen
[* 66] und Erdkästen u. s. w. Im großen werden
besonders gefangen Drosseln (Krammetsvögel u. a.), Lerchen, außerdem Wachteln und Enten. Zahllose kleine Vögel erliegen im
Herbst bei der Wanderung in wärmere Länder der Nachstellungswut der südl. Völker, unter denen sich
Tiroler und Italiener ganz besonders hervorthun. In neuerer Zeit haben mehrfach Verhandlungen zur Begründung eines internationalen
Vogelschutzes (s. d.) stattgefunden, bisher jedoch ohne großen Erfolg. –
Vgl. C.L.Brehm, Der vollständige Vogelfang (Weim.
1855).
ein in der Regel etwas erhöhter rechteckiger Platz, der zum Fang von Krammetsvögeln mit Wacholderreisig
und Beeren, für Stare mit Regenwürmern und Ameiseneiern, für Lerchen mit Fruchtkörnern, für Tauben mit einer Salzlecke bedeckt
wird und außerdem mit einem Lockvogel versehen ist. Der Fang erfolgt durch ein Schlagnetz, das der in
einer Hütte befindliche Vogelsteller durch einen Ruck an der Zugleine über den Herd zieht, sobald die Vögel darauf eingefallen
sind. Außer solchen «Landherden», die ihre frühere Bedeutung verloren haben,
giebt es auch noch «Wasserherde» für Enten und Gänse.
Fliegenleim, eine stark klebende, zähe, schleimige, nicht eintrocknende Masse, deren man sich zum Bestreichen
der beim Vogelfang gebräuchlichen Leimruten, zum Fliegenfang und andern Zwecken bedient.
Der echte Vogelleim ist ein Produkt der
¶
forlaufend
374
Mistel (s. Vi^cum).
AlleTeile dieses Schmarotzer- strauchs, besonders aber die weißen Beeren, enthal- ten einen wasserhellen,
sehr zäben und klebrigen Stoff, das seiner chem. Beschaffenheit nach dem Kautschuk nahe verwandte Visein.
Dasselbe wird durch
Auspressen der Beeren unter reichlichem Zu- satz von Wasser ausgeschieden und stellt dann eine weiße,
undurchsichtige, zähklebrige Masse, den Vogelsgebirge, dar. Eine andere Sorte von Vogelsgebirge wird aus der Rinde der Stechpalme (Ilsx ^ciniloliuni
^.) gewonnen und besteht aus einer graugrünen, stark klebenden Masse von schwachsaurem Geruch.
Künstlicher Vogelsgebirge wird aus einer
Mischung von fettem Öl und Harz (Kolo- phonium, Fichtenharz und Rüböl) oder aus gekoch- ten: Tischlerleim
und Chlorzintlösung dargestellt', diese haben aber den übelstand, verhältnismäßig rasch einzutrocknen und dann unwirksam
zu werden. Vogelmiere, Vogelmaierich, Pflanzenart, s. 8t6i1^ia. Vogelmilbe sD6rinÄii)88n8 ^vium A?i//.), eine bis 1 nun lange,
braunrote Tiermilbe (s. d.) aus der Familie der (^aml^iäao, die sich schmarotzend
vom Blute verschiedener Vögel, besonders der Haus- und Stubenvögcl ernährt. Am Tage hält sie sich in
den Ritzen der Stallwände, in den hohlen Sitzstangen der Bauer u. s. w. versteckt, nachts peinigt sie die Vögel mit ihren
Stichen. Man wirkt ihnen durch möglichste Reinlichkeit der Ställe entgegen; deckt man über das Bauer von Stubenvögeln nachts
ein weißes Tuch, so setzen die Milben sich auf dieses und sind so zu eutfernen. Vogelmuscheln (^viculiä^k),
eine aus 30 Gat- tungen und aus etwa 100 lebenden, aber 1000 fossilen, vom untern Silur durch alle, mariue Versteinerungen
führeude schichten vorkommenden Arten bestehende Muschelfamilie mit meist sog. «Ohren», d. h. seitlichen Fortsätzen neben
dem Schloß, namentlich bei der.Hammermuschel (s. d.).
Zu ihnen gehört die Perlmuschel (^Vvicnig. 8. ^lolL^rinii
inln'ßHi'itit'oi'3, ^., s. Perlen) des Indischen Oeeans und eine nahe verwandte westind.
Art, neben der Auster
[* 68] die wichtigsten
aller Muscheln,
[* 69] ferner die Schinkenmuschel (s. d.) und die in Schwämmen lebende
Kerbmuschel.
Vogelperspektive, Vogelansicht oder auch Vogelschau
(frz. vu6 ü voi ä'oi80lni), die Gat- tung der Linearperspektive (s.
Perspektive), bei welcher der Gesichtspunkt sehr erhöht, mehr oder weniger senkrecht über dem darzustellenden Gegen- stande
angenommen wird.
Sie wird meist bei öko- nomischen und militär. Rissen und Zeichnungen an- gewendet, da
es hier vorzugsweise auf Totalansichten und Flüchenverhältnisse ankommt. Im 16. Jahrh, kannte man noch
leine andern Prospekte als die in Vogelsgebirge, und das 17. Jahrh, ließ sie wenigstens neben den Horizontalansichten
fortbestehen. Es wechfeln z. B. in Merians «Topographie» beide Gattungen oder finden sich nebeneinander, fo daß die Ansichten
in Vogelsgebirge die stelle unferer jetzigen Pläne vertreten. Mit dem 18. Jahrh, hören die Vogelsgebirge auf, und erst in
neuerer Zeit hat die lebendige Anschaulichkeit dieser Gattung für gewisse Gegenstände die tote Genauig- keit des Plans
verdrängt;
das verdienstvollste, sehr oft nachgeahmte Werk dieser Art ist Delkcskamps «Rheinpanorama», das die wechselnde
Gestalt und die Umgebung der schönen Nfer aufs anschaulichste wiedergiebt.
Den Gegensatz zur Vogelsgebirge bildet
die Frosch- perspektive (s. d.). Vogelpfeife, kleinste Art
des Flageoletts (s. d.), meist von Elfenbein, wird gebraucht, um
junge Vögel pfeifen zu lehren. ^Geschichte).
Vogelsang, Fort, s. Deutsch-Süowestasrika Vogelsang,.hermann, Mineralog, geb. 11.
April 1838 zu Minden,
[* 70] widmete sich ursprünglich dein Bergfache in Siegen
[* 71] und Saarbrücken,
[* 72] studierte
in Bonn,
[* 73] wo er sich 1864 habilitierte, folgte jedoch bald einem Rufe an das Polytechnikum in Delft. Hier starb er Vogelsgebirge hat
als einer der ersten die Bedeutung mikroskopischer Untersuchungen für die Mineralogie und Geologie
[* 74] erfaßt.
Ihm verdankt
man unter anderm den Nachweis von der Gegenwart der flüssigen Kohlensäure in vielen Mineralien
[* 75] und Gesteinen,
die genauere Kenntnis von den anfänglichsten Entwicklungsstadien der Krystallbildungen und Vorschläge zu einer neuen Klassifikation
der Gesteine, welche allgemeine Be- achtung fanden.
Von seinen besonders erschienenen Schriften sind zu nennen das preisgekrönte
Werk «Die Vulkane
[* 76] der Eifel, in ihrer Bildungsweife er- läutert» (Haarlem
[* 77] 1864),
«Philosophie der Geologie
nebst mikroskopischen Gesteinsstudien» (Bonn 1867), «Die Krystallitcn» (ebd. 1875). Vogelsberg, s. Vogelsgcbirge.
Vogelschutz,
die Maßregeln gegen Verfolgung nützlicher Vögel.
Ende der fünfziger Jahre wurde die Idee eines Vogelsgebirge durch Graf Wodzicki und
Gloger angeregt, dann durch eine große Anzahl von Ver- einen verbreitet und endlich zum Gegenstand
gefetz- geberifcher und internationaler Thätigkeit gemacht. 1875 wurden zwifchen Österreich-Ungarn
[* 78] und Ita- lien Vereinbarungen
zum Schutz der Singvögel ge- troffen, und auf Anregung des Kronprinzen Rudolf von Österreich
[* 79] wurde 1884 ein internationaler
Kon- greß für Regelung des Vogelsgebirge durch den Ornithologi- fchen Verein von Wien
[* 80] zusammenberufen und von fast
allen Kulturstaaten beschickt.
Trotzdem erreichte jene Versammlung kein befriedigendes Ergebnis. In Deutfchland kam ein «Gesetz
betreffend den Schutz von Vögeln» zu stände, doch entsprich: es den Bedürfnissen des Vogelsgebirge nicht vollständig,
da es den Schutz einer Anzahl wichtiger Vögel (Schwal- ben, Spechte, Baum- und Mauerläufer
[* 81] u. a.) außer
acht läßt und harmlose und sogar wirtschaftlich-nutz- bare Vögel (Wildtauben, Dohle, Saatkrähe, kleine Wasserhühner, Feldsperling,
kleiner grauer Würger und die Bussarde) auf die Liste der unnachsicktlich zn vertilgenden Vögel fetzt. In Österreich haben
die einzelnen Kronländer Gesetze erlassen, so Nieder- österreich Auch ein zweiter Ornitho-
logenkongreß, der 1891 in Budapest
[* 82] stattfand, wie auch die auf Einladung Frankreichs im Juni 1895 in Paris gehaltene offizielle
Konferenz behufs Ein- führung eines internationalen Vogelsgebirge haben noch keine Erfolge gezeitigt. Wirksame Maßnahmen des Vogelsgebirge sind:
1) Anpflan- zung von Gehölzen, dichten, dornigen und beeren- tragenden Sträuchern sowie Stehenlassen
alter hohler Bäume;
Artikel
Vogelschutz im «Tsterr. Staatswörterbuch», Bd. 2 (Wien 1897).
Vogelsgebirge, auch Vogelsberg, Basalt- gebirge Mitteldeutschlands, durch die Kinzig im S.
¶
forlaufend
375
und SO. voin Spessart, durch die Wetterau und das ^ahnthal in: W. vom Taunus und Westerwald, durch die Fulda
[* 84] und deren Nebenfluß
Fliedc inr O. von der ^)ihöu getrennt, größtenteils zu der bess. Provinz Oberheiien, zunl kleinern südöstl.
Teil zum
preuß. Reg.-Bez. Cassel gehörig, steigt unter einem Winkel von nur 1" über eine iin Durchmesser 40-
50^m sich ausdehnende Grundfläche zu einem im Mittel000 m bohen Platean, dem Oberwald, aus, dem wieder einzelne Gipfel,
wie der Taufstein «772 m), SiebenAhorn (696 m), die Herchenhainer Höhe (723 m) und der aussichtsreiche Hoherodskopf iHoberotbstopf 767 m)
u. a. aufgesetzt find. Von der Gipselfläche, die mit Wiesen und Torfgründen
bedeckt ist, strahlen allseitig Thäler aus, die in flachen Wiefenmulden beginnen und sich nach und nach 10il -200 in tief
einfchneiden; nach allen Himmelsrich- tungen verzweigen sich Flüsse,
[* 85] so die Nidda uüt der Nidder nach S. zum Main, die Wetter
[* 86] nach W. ebenfalls zum Main, die Ohm nach NW. zur Lahn, die Schwalm nach N. zur Eder und die Altfeld und
^üder nach NO. zur Fulda. Die kuppen dürften mit ihren jüngern Bafalten, den bafaltähnli^en Tra- chytdoleriten, die zu
Bausteinen benutzt werden, den seltener auftretenden ^rachyten und mit ibren Tuffen in der Miocänzeit
entstanden sein, ursprilnglich eine viel bedeutendere Hohe lbis zu 2000 m) gehabt baben. Außerdem trifft man Eisensteine,
welche jetzt aber nur noch auf den Buderusfcken Werten lHirzenba^n im Niddathal, Friedrichshütte) verarbeitet werden. Tertiäre
^üßwasserbildungen und Buntsandstein fin- den sich nur selten im Innern des Gebirges, wäbrend am Rande Brauukoblengcbirge,
'Nillscheltalk, Bunt- sandstein, ,')echstein, ))totliegendes und altes Stein- lohlengebirge zu Tage treten.
Das Klima ist raub; die Bevölkerung ist daber, da auf der Hochfläche fast nur Viehzucht
[* 87] und Bau von Sommergetreide getrie-
ben wird, sebr arm, sie treibt zum großen Teil Haus- industrie, wie Weberei
[* 88] und Strohfleckterei, auch etwas Brauutoblenbergbau
und Industrie. Die Ab- dänge des Gebirgen sind fruchtbar, babell Ackerbau und ausgedehnte Wiefen und Weiden.
Das Vogel von Vogelstein ist nicht besonders besucht; doch sucht in neuerer Zeit der Vogelsberg er Hö henkln b das
Inter- esse der Touristen auch für dieses Gebirge zu er- wecken. -
Vgl. Büchner, Führer durch den Vogels-
berg (3. Die Landwirt- schaft im V. (Franks. 1894).
Vogelspinne oder Buschspinne (HI)^l6 I^a?^.), eine Gattung sehr großer, zu den C'rd- webern (s. d.)
gehöriger Spinnen
[* 89] mit zottig behaar- tem Korper und ziemlich kurzen kräftigen Beinen.
Manche Arten, wie die s ü damerikanis ch c V.
< ^1)'^i6 ^vi- sendfüßer I,
[* 83]
Fig. 12), werden bis 7 cin lang. Vogelsteller, s. Vogelfang. Vogelstube, s. Vogelbauer.
Eduard, preuß. General der Infanterie, geb. zu Breslau,
[* 91] trat 1813 als freiwilliger
Jäger in die Armee und zeichnete sicb namentlich 1814 bei Montmirail aus.
Nach dem Frieden beschäftigte er fich außer mit
militär. Stildien auch mit Zeichnen und Malen und wurde von Friedrich Nilhelm IV. mit Gründung einer Werkstatt für Glasmalerei
[* 92] bc- ucntt. Nachdem er 1811 zum Major befördert, 1818 im Straßentampfe zu Berlin verwundet worden war
und in Schleswig
[* 93] gefochten hatte,
winde er Com- mandeur des Gardeschützenbataillons und 1850 Chef des Gcncralstabes des 3. Armeekorps,
im fol- genden Jahre Oberst, 1855 Generalmajor.
185K -58 war F., zuletzt als Direktor des Militär- ökonomiedepartements,
im Kriegsministerium thä- tig.'wurde 1858 Gcnerallieutenant und im Dez. 1863 im Kriege gegen Dänemark
[* 94] Chef des General- stabes beim Feldmarschall Wrangel. Am wurde F. Gouverneur vonIütland, crbielt nack dein Frieden
das Generalkommando des 7. Ar- meekorps und stieg 1865 zum General der Infanterie auf.
Als kommandierender
General der Mainarmee eröffnete hierauf F. die Opera- tionen gegen die weit überlegenen füddentscben Streit- träftc,
besiegte sie in einer Reihe von Gefechten lf.
Mitten in seinem Siegeslauf wurde er aber infolge von Differenzen mit dem Großen Hauptquartier zum Generalgouverneur von Böhmen
[* 98] ernannt und mußte das Kommando an den General von Manteuffel abtreten. 1867 wurde er vom Wahl- kreisKönigsberg alsAbgeordnetcr
zuul.^i onftituicren- den und zum ersten Reichstage des Norddeutschen Bundes gewäblt.
Nachdem V.v. F. 1868 zu
den Offi- zieren von der Armeeverfetzt worden war, wurde er im Sonnner 1870 zum Generalgouverncllr der deutfchen .^üstenlande
ernannt, schlug seinen Sitz in Hannover auf, organisierte schnell die Küstenvcrtcidigung und schuf eine freiwillige Seewchr.
Seine Enthebung von diesem Posten erfolgte nach dem Frieden von 1871, worauf er 1873 in Ruhestand trat.
F^ starb auf Schloß Dolzig im Kreis
[* 99] ^orau, das er mit einer 1866 erhaltenen Dotation gekauft batte.
Seinen Namen
führt seit 1889 das 7. westfül. Infanterieregiment Nr. 56. -
Der älteste Sohn F.s, Max, geb. in Berlin, trat 1855 in die preuß. Armee, nahm an den Feldzügen von 1861,1866
und 1870/71 teil, wurde 1871 als Hauptmann in den Großen Generalstab versetzt, wurde 1888 Generalmajor und Commandeur der 2. Infantericbrigade, 1889 Direk-
tor-des Allgemeinen Kriegsdepartements im preuß. Kriegsmiuisteriunl Ulid vertrat als solcher im
Sommer 1890 im Reickstage die Beibehaltung der dreijähri- gen Dienstzeit. 1890 wurde er Generallieutnant, 1891 Commandeur
der 5. Infanteriedivision, 1896 kommandierender General des 8. Armeekorps und 1897 Cbef des Ingenieurkorps und der Pioniere
und Generalinfpeeteur der Festungen. Vogel von Vogelstein, Karl, Maler, geb. zu Wildenfels, erhielt
den ersten Unterricht in der ^unst durch seinen Vater, Christian Leberecht Vogel, studierte dann 1801 auf der Aka- demie in Dresden
[* 100] und ging 1808 nach Petersburg,
[* 101] wo er als Porträtmaler auftrat.
Hierauf wandte er sich 1813 nach Italien
[* 102] und trat zur katb.
Kirche über. 1820 folgte er einem Rufe nach Dresden als Pro- fessor an der Akademie und wurde hier 1824 Hof-
maler. Als solcher schuf er die Decken- und Wand- gemälde im königl. Schlosse zu Pillnitz.