namentlich in
Deutschland
[* 2] zur Ausbildung gelangt ist. Ehemals bildeten die Professoren und
Studenten eines
Stammes, einer
Heimat
einen berechtigten
Verein, eine Nation, denen die
Wahl der Rektoren zukam. Später wurden die vier
Fakultäten auf den
Universitäten
eingerichtet und diesen das
Wahlrecht eingeräumt, was die Bedeutung der Nationen sehr schwächte und
namentlich ein Ausscheiden der Graduierten veranlaßte, so daß die Nationen nun wirkliche Studentenverbindungen wurden.
(S. Landsmannschaften.) Im 18. Jahrh. bildeten sich aus und neben den Landsmannschaften die
Orden,
[* 3] die um 1800 verschwanden.
Als nach Beendigung der
Befreiungskriege die
Burschenschaft (s. d.) eine vollständige Umwandlung des Verbindungswesen herbeizuführen
suchte, traten zwar einige Landsmannschaften in den neuen Burschenbund ein, andere aber suchten ihren
Bestand zu sichern, gaben den landsmannschaftlichen Charakter auf, nannten sich Korps (s. d.)
und stellten sich den burschenschaftlichen Bestrebungen entgegen.
In den dreißiger Jahren wurden Korps und
Burschenschaften
fast überall arg bedrückt infolge des
FrankfurterAttentats (s. d.). Als nach der Thronbesteigung
Friedrich
Wilhelms IV. (1840) der Druck nachließ, entstanden an verschiedenen
Universitäten, namentlich in Göttingen,
[* 4] verschiedene
Verbindungen, die sich teils Landsmannschaften, teils Progreßverbindungen nannten.
Erstere verschmolzen bald mit den Korps, letztere erstrebten Aufhebung der Sonderstellung der
Studenten und ganz besonders
Abschaffung des Duells. Auch der Progreß verlor sich wieder, indessen sind bis zum heutigen
Tage wiederholte
vergebliche Versuche durch schriftliche Agitation und Gründung von
«Reformvereinen» zu seiner Wiederherstellung gemacht worden.
Die katholischen
Verbindungen traten zuerst 1818 in
München
[* 5] auf. Etwas früher, 1844, entstand in
Halle
[* 6] durch
Tholucks Anregung
der Wingolf (s. d.), der sich bald auf die meisten übrigen
Universitäten ausbreitete.GroßeVerbreitung
fanden auch seit 1860 die akademischen
Turnvereine (s. d.). - Von jeher hat es außerdem noch zwanglose
Vereinigungen von
Studenten
gegeben. Seit 1870 sind aber zahllose studentische
Verbindungen der verschiedenartigsten
Tendenz, sowohl farbentragende wie
nichtfarbentragende, entstanden, unter denen der
Verein deutscher
Studenten (s. d.) eine hervorragende
Stellung einnimmt.
Verbände bilden die Korps, die
Burschenschaften, die Landsmannschaften, die
Turnvereine, die
Vereine deutscher
Studenten, der Wingolfbund, der Schwarzburgbund, die
Reformburschenschaften und die akademischen Gesangvereine. Auch auf den
technischen, forstlichen und tierärztlichen Hochschulen und
Akademien hat sich das studentische Verbindungswesen eingebürgert, ferner
in
Österreich,
[* 7] so daß auf ihnen alle Gruppierungen der Couleurverbindungen existieren. In der
Schweiz
[* 8] bestehen verschiedene polit. und gesellige
Vereine an den Hochschulen.
Verblendung, im Bauwesen das Umkleiden eines Baukörpers mit einem andern bessern
oder wetterbeständigern
Stoffe, z. B. im Innern durch Marmor-,
Bronze- oder Thonplatten, außen durch Marmor, Sandsteine und
bessere Ziegelsorten (Verblendsteine,
Verblender).
Die verschiedenen
Arten, wie die Verblendsteine aneinander gefügt und mit
dem Baukörper verbunden werden, nennt man den Blendverband. (S. auch
Blende,
Blendsteine; über die Kosten
des s. Maurerarbeiten.)
(spr. -buk-),EugèneJoseph, belg. Tiermaler, geb. zu Warneton in Westflandern,
gest. in
Brüssel,
[* 11] wo er seit 1847 lebte, wurde von seinemVater, einem in
Brüssel ansässigen
Bildhauer, in der Zeichen- und Bossierkunst unterrichtet, wobei sich frühzeitig sein
Talent für
Darstellung der
Tiere bekundete.
Seine fein und sorgfältig behandelten Tierstücke verschafften ihm einen weit verbreiteten Ruf. Bisweilen verband er sich
mit andern Künstlern, z. B. dem ältern
De Notter, dessen Städteansichten er mitTieren und
[* 1]
Figuren staffierte.
Sieben Tierstücke von ihm besitzt das Museum in
Leipzig.
[* 12] Verboeckhoven hat auch radiert und lithographiert; er gab heraus: «Études
à l'eau-forte» (Brüss. 1839, 22
Blätter) und zwei Sammlungen Originallithographien, «Études de paysages»
(ebd. 1839, 15
Blätter) und «Études d'animaux» (ebd. 1844, 13
Blätter).
[* 1]
(Ceutorhynchus), eine über 200
Arten, wovon allein auf Europa
[* 14] gegen 150 kommen, umfassende Gattung
der
Rüsselkäfer.
[* 15] Die kleinen, wenige Millimeter langen
Käfer,
[* 16] welche wegen ihres einförmigen dunkeln Kleides schwer voneinander
zu unterscheiden sind, haben einen fadenförmigen, zwischen die Vorderhüften einschlagbaren
Rüssel.
Ihre Larven schädigen
die
Schoten,
Stengel
[* 17] und
Wurzeln der Feld- und
Garten-Kruciferen, an denen sie gallenartige Anwüchse veranlassen.
Ceutorhychus sulcicollis Payk.
lebt an verschiedenen Kruciferen,
[* 18] Cetorhynchus assimilis Payk.
zerstört die jungen
Schoten der Raps- und Rübsenpflanzen. Auch eine andere Gattung der
Rüsselkäfer (Cryptorhynchus) heißt
in wörtlicher
Übersetzung des wissenschaftlichen
Namens Verborgenrüßler. Es giebt nur eine Art in Europa, den Erlenrüsselkäfer
(Cryptorhynchus lapathiL., s. vorstehende Abbildung), 7-8
mm lang, schwarzgrau, letztes Drittel der Flügeldecken dicht weiß
beschuppt. Die Larve schadet bisweilen den jungen Erlentrieben.
Aufwandsteuern,
Abgaben, die von dem
Verbrauch gewisser im Inlande erzeugten und verbrauchten
Güter erhoben werden. Als Gegenstände hierfür eignen sich besonders Verbrauchsgüter, die nicht notwendige
¶
mehr
Lebensmittel sind, aber doch in beträchtlicher Menge verbraucht werden, wie alkoholhaltige Getränke, Zucker,
[* 20] Tabak
[* 21] u. s. w.
Die Verbrauchssteuern werden teils als sog. innere Steuern (s. Accise) nach verschiedenen und zwar indirekten Methoden (Besteuerung des Rohstoffs
oder der Fabrikationsgeräte, Überwachung der Fabrikation, Monopolisierung des Verkaufs u. s. w.),
teils durch Erhebung eines Einfuhrzolls erhoben, der als reiner Finanzzoll (s. d.)
zu betrachten ist, wenn er nur das Äquivalent einer gleichartigen innern Besteuerung bildet.
Die Gemeinden erheben vielfach (s. Octroi), meistens in der Form einer Eingangsabgabe. Auch die
direkte Besteuerung kommt vor bei Gegenständen des Verbrauchs, wie Wagen, Wohnungen, Pferden u. s. w. In Deutschland sind Verbrauchssteuern oder
Verbrauchsabgaben namentlich die Fabrikatsteuern auf Salz,
[* 22] auf Zucker und auf Branntwein (daneben noch in beschränktem Umfange
Material- und Maischbottichsteuer), die Gewichtssteuer auf Rohtabak und die Materialsteuer auf Bier, die sämtlich durch entsprechende
Eingangszölle ersetzt werden. (S. Getränkesteuer, Salzsteuer, Tabaksbesteuerung, Zuckersteuer, Weinsteuer u. s. w.)
Konsumzucker, im weitern Sinne Bezeichnung für alle diejenigen Handelszuckerarten,
die zum Verbrauche als Versüßungsmittel geeignet sind, zum Unterschied von Rohzucker, der es nicht ist. Im engern, eigentlichen
Sinn versteht man jedoch darunter nur diejenigen Verbrauchszuckerarten, die weder Kandis noch wirklich raffinierte Zuckerarten
(Brotraffinade, Raffinadewürfel, gemahlene Raffinadebrote) sind. Solcher Verbrauchszucker wird ohne eigentliche
Raffineriearbeit in sehr verschiedener Weise aus Rohzucker oder aus Rohzuckerfüllmasse dargestellt, und
es sind eine ganze Reihe von Verfahren in Anwendung, um diesen gereinigten, zum Verbrauche geeigneten Rohzucker auf wohlfeilerm
Wege als durch «Raffinieren zu erhalten. Am einfachsten kann man den Verbrauchszucker in
Gestalt von feinem oder gröberm Pulver oder Mehl
[* 23] (Farin, Granulated, Melis), oder in unregelmäßigen,
kleinern oder größern Stücken (Pilee, Stückezucker, Knoppern) herstellen; es ist möglich, auf diese Weise eine weniger
reine, namentlich weniger saubere Ware bei reinem Aussehen und größerer Handlichkeit zu billigerm Preise in den Handel zu
bringen. Durch letztern Umstand ist die teilweise große Verbreitung dieser Gebrauchszuckerarten zu erklären.
Die Darstellung geschieht in sehr mannigfacher Weise.
Unter Benutzung von Veränderungen an den Schleudern kann man aus reiner Rohzuckerfüllmasse weißes Produkt in verschiedener
Gestalt erhalten, indem man den am Rohzucker haftenden unreinen Sirup durch Wasser oder Dampf
[* 24] auflöst und entfernt. Das Produkt
der Melassenentzuckerung wird ausschließlich in diesen Formen in den Handel gebracht, das zu billigem
Preise unter einem der oben angeführten Namen verkauft wird. Durch Auflösen von Zucker in Dünnsaft oder einer andern unreinen
Zuckerlösung kann man besonders geeignete Klärsel hierzu erhalten. Namentlich sind auch Nachprodukte der Raffinerie geeignet.
Eine besondere Art Verbrauchszucker stellt der Würfelzucker dar. Es giebt davon sehr verschiedene
Arten. Die Würfel werden teils durch Zerschneiden aus Platten und Stäben, teils durch Pressen aus feuchtem Zuckermehl dargestellt
und so Erzeugnisse von niedrigerm Preise, aber sehr verschiedener Reinheit und Reinlichkeit, also auch von verschiedenem
wirklichem Wert erhalten.
Der aus völlig reinem Klärsel dargestellte (Raffinadewürfel) gehört zum raffinierten,
also nicht zu dem hier besprochenen Zucker.
Das Reichsstrafgesetzbuch hat, ebenso wie andere neuere Gesetzgebungen, nach dem Vorgange des Code pénal,
die Dreiteilung der strafbaren Handlungen mit Rücksicht auf die betreffenden Strafdrohungen eingeführt. Danach sind Verbrechen im
engern Sinne die mit dem Tode, mit Zuchthaus oder mit Festungshaft von mehr als 5 Jahren bedrohten schwersten
Delikte. (S. Vergehen, Übertretung.) Der Versuch ist immer strafbar, auf Verweis kann nie erkannt werden. Die erfolglose Aufforderung
(s. d.), §. 49a, die Drohung (s. d.), §. 241, und der Landzwang (s. d.), §. 126, sind nur strafbar, wenn es sich um ein
Verbrechen handelt.
Die Frage, ob ein Delikt als Verbrechen anzusehen sei, ist zu entscheiden nach der höchsten zulässigen,
nicht nach der im Einzelfalle verwirkten Strafe. Die Dreiteilung der strafbaren Handlungen ist für die Frage, von welchem
Gerichte zu entscheiden ist, von wesentlicher Bedeutung; über Verbrechen urteilen Schwurgerichte und in gewissen
Fällen (§. 73 des Gerichtsverfassungsgesetzes) die Strafkammern der Landgerichte (s. Gericht und Gerichtsstand).
Das geltende Österr. Strafgesetz kennt diese Dreiteilung nicht; es versteht unter Verbrechen die schwersten mit Tod oder Kerker zu
bestrafenden Delikte, den Gegensatz dazu bilden die Vergehen und Übertretungen, welche hauptsächlich mit Arrest und Geldstrafe
bedroht sind. Der Vorentwurf eines Schweiz. Strafgesetzbuchcs von 1896 kennt nur eine Zweiteilung (Verbrechen und
Übertretungen). - Verbrechen im weitern Sinne ist jede strafbare Handlung (Verbrechen und Vergehen) im Gegensatze zu den einfachen Polizeiübertretungen,
unter welchen Zuwiderhandlungen gegen diejenigen Strafvorschriften verstanden werden, welche wesentlich präventive (polizeilich
vorbeugende) Zwecke verfolgen (s. Übertretung).
Dem einfachen Verbrechen stellt man das ausgezeichnete oder qualifizierte Verbrechen, das
unter erschwerenden Umständen verübt und mit höherer Strafe bedroht ist, und das privilegierte Verbrechen, dem eine mildere Beurteilung
zu teil wird, gegenüber. (S. auch die Artikel Delikt, Dolus, Fahrlässigkeit, Irrtum, Idealkonkurrenz, Realkonkurrenz, Strafrecht,
Strafgesetzgebung, Thatbestand, Versuch, Zurechnung.) - Über Verbrechen und Verbrecher in anthropol. Hinsicht s.
Kriminalanthropologie.
derHölzer, ein Holzverband
[* 25] (s. d.), dient
zur Herstellung größerer Holzflächen.
Die Verbindung der einzelnen Bohlen und Bretter erfolgt durch Spundung oder Federung,
wie beim Fußboden (s. d.).
Ein Sichwerfen der Holzflächen verhindert man durch aufgenagelte, eingeschobene
Leisten oder an die Hirnseiten des Holzes befestigte sog. Hirnleisten, während bei der
Konstruktion hölzerner Thüren und Thore schwächere Füllungen in den Falz
[* 26] stärkerer Rahmenhölzer eingreifen, was man als
gestemmte Arbeit bezeichnet.
die unter Entwicklung von Wärme
[* 27] und Licht,
[* 28] jedoch nicht immer mit
¶
mehr
eigentlicher Flamme
[* 30] stattfindende chem. Verbindung eines Körpers mit Sauerstoff (s. d.), wobei die Produkte dieser
Vereinigung teils gas- und dampfförmig entweichen, teils in Form eines festen Körpers zurückbleiben. Solche Körper, die
vorzüglich geeignet sind, sich dergestalt lebhaft mit Sauerstoff zu vereinigen, nennt man brennbar. Eine Anzahl davon, die
Brennmaterialien und Leuchtstoffe, benutzt man znr Heizung
[* 31] und Beleuchtung.
[* 32] Die elektrochem. Theorie hat den
Begriff der Verbrennung auf jede lebhafte Vereinigung elektrisch entgegengesetzter Stoffe zu erweitern gesucht; wirkliche Verbrennung mit Licht
und Wärme findet allerdings auch in andern, dem Sauerstoff ähnlichen Gasarten und Dämpfen, z. B. Chlorgas, Schwefeldämpfen,
Bromdämpfen u. s. w. statt. Im gewöhnlichen Leben versteht man unter
Verbrennung jede Zerstörung eines Körpers durch hohe Temperatur, wenn auch im chem. Sinne keine eigentliche Verbrennung eingetreten ist. (S.
auch Verbrennungstemperatur und Verbrennungswärme.) Über rauchfreie s. Feuerungsanlagen.
[* 33]
In der Medizin versteht man unter Verbrennung (Combustio) die krankhafte Veränderung, die ein Körperteil durch den Einfluß hoher
Temperaturen erfährt. Je nach der Intensität und Dauer der einwirkenden Hitze unterscheidet man verschiedene
Grade der Verbrennung. Bei dem ersten Grade ist die Haut
[* 34] nur stark gerötet, sehr schmerzhaft und leicht geschwollen; bei dem zweiten
Grade bilden sich auf der entzündeten Haut mehr oder minder zahlreiche, mit wässeriger gelblicher Flüssigkeit erfüllte
Blasen (Brandblasen), die entweder eintrocknen oder sich ablösen und die entblößte geschwürige Haut zum Vorschein treten
lassen; bei dem dritten Grade der Verbrennung endlich erscheint die verbrannte Körperstelle gänzlich zerstört und in einen schwärzlichen
harten Brandschorf verwandelt. In schweren Fällen kann es zu einer vollständigen Verkohlung der verbrannten Körperteile
kommen.
Sehr umfangreiche Verbrennung sind in der Regel lebensgefährlich; ist mehr als die Hälfte der Körperoberfläche
verbrannt, so erfolgt fast immer binnen wenigen Stunden der Tod, entweder infolge des Aufhörens der Hautrespiration oder der
Überhitzung des Blutes mit Zerstörung der (roten) Blutkörperchen,
[* 35] oder infolge der Erschütterung des Nervensystems und dadurch
bedingter Herzlähmung. Über die Behandlung Verbrannter s. Brandwunden. Über Selbstverbrennung s. d. -
bei der Elementaranalyse (s. Analyse) die Vorrichtung, in der die organischen Substanzen behufs Ermittelung
ihres Gehalts an Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff verbrannt werden. Der Verbrennungsofen besteht aus einem langgestreckten
Eisenblechgestell, das in seinem obern Teil eine Rinne von gebranntem Thon oder eine mit Asbest ausgefütterte Eisenrinne zum
Einlegen der Verbrennungsröhre aus schwer schmelzbarem Glas
[* 36] trägt und unten durch 15-25 Bunsensche Gasbrenner geheizt wird.
Die Flamme wird durch schräg aufgestellte Thonkacheln zusammengehalten; durch Auf- und Zuklappen dieser Thonkacheln läßt
sich die Temperatur beliebig regeln.
die Temperatur, die durch die Verbrennung eines Stoffes hervorgerufen wird. Obgleich jeder brennbare
Körper bei seiner vollständigen Verbindung mit Sauerstoff immer dieselbe Wärmemenge (Verbrennungswärme, s. d.) entwickelt,
so ist die Verbrennungstemperatur doch beträchtlichen Schwankungen unterworfen. Sie ist um so höher, in je geringerm
Grade die durch die Verbrennung gelieferte Wärmemenge auf andere Stoffe übertragen wird, nimmt also mit
der räumlichen Verteilung und steigenden Zeitdauer der Entwicklung der letztern wesentlich ab. Um möglichst hohe Verbrennungstemperatur aus
einem Brennmaterial zu erhalten, muß demnach die Verbrennung in möglichst engem Raume und möglichst schnell stattfinden.
Am höchsten werden die Verbrennungstemperatur, wenn die Verbrennung mit der gerade ausreichenden Menge reinen Sauerstoffgases
vorgenommen wird, da in letzterm bei der Abwesenheit aller an dem Prozesse nicht teilnehmenden Körper die Schnelligkeit der
Verbrennung die größtmögliche ist, die gesamte entwickelte Wärmemenge daher weniger Zeit hat, auf andere Stoffe übertragen
zu werden und überdies von vornherein nur die an der Verbrennung selbst teilnehmenden Ingredienzien und
Produkte sie aufnehmen.
die von der Gewichtseinheit eines brennbaren Körpers bei seiner vollständigen Verbrennung im
Sauerstoffgase entwickelte, auf dieselbe Gewichtseinheit Wasser bezogene, in Kalorien (cal) ausgedrückte Wärmemenge. Sie
ist für jeden brennbaren Körper eine bestimmte, aber je nach der chem.
Natur für verschiedene Körper verschiedene Größe; so beträgt sie z. B. für gewöhnlichen Kohlenstoff 8080 cal, d.h. 1 g
Kohlenstoff entwickelt bei seiner Verbrennung zu Kohlensäure, seiner Verbindung mit 2,6667 g Sauerstoff, soviel Wärme, daß 8080 g
Wasser um 1° C. erwärmt werden.
Die Verbrennungswärme des Wasserstoffgases dagegen beträgt 34000 cal, des rhombischen Schwefels 2220 cal,
des metallischen Phosphors 5270 cal, des roten Phosphors 5590 cal, des gewöhnlichen Phosphors 6470 cal u. s. w. Von der Verbrennungswärme schlechtweg
unterscheidet man die Atomverbrennungswärme und Molekularverbrennungswärme, d. h. die in
Kalorien ausgedrückten Wärmemengen, die von den in Grammatomgewichten der Elemente oder Grammmolekulargewichten der
Verbindungen bei ihrer Verbrennung entwickelt werden. Die Verbrennungswärme organischer Stoffe ist wiederholt Gegenstand
möglichst genauer Bestimmungen gewesen. Ihre Kenntnis ist für die Beurteilung des Wertes verschiedener Brennmaterialien praktisch,
für die des Nährwertes der Nahrungsmittel
[* 37] für die Physiologie und im allgemeinen wissenschaftlich von großer Bedeutung.
(lat.), auch Zeitwort, in der Grammatik jedes Wort, das eine Abwandlung durch die verschiedenen Personen (ich,
du, er, wir u. s. w.) hat, während das Nomen (Substantiv, Adjektiv) und Pronomen nur Casus hat (dekliniert wird). Die Abwandlung
des Verbum geschah ursprünglich zum Teil wenigstens dadurch, daß am Ende des Verbalstammes das betreffende
Pronomen angefügt wurde, so ist z. B. im deutschen «ist»
das t wahrscheinlich das Pronomen der dritten Person des Singulars, bedeutete also ursprünglich «er». Außer dieser Abwandlung
vermag das Verbum durch bestimmte Veränderungen noch zu unterscheiden: Arten der Handlung (dauernde, eintretende, vollendete),
Zeit oder Tempus (s. d.), Modus (s. d.) und die sog.
genera verbi, Activum, Medium, Passivum. Die bisher genannten Bildungen machen zusammen die Konjugation (s. d.) des Verbum aus.
Nicht zu dieser gehören die vom
¶
mehr
Verbum abgeleiteten deklinierbaren Formen, wie Partizipien und Infinitive (s. d.),
doch rechnet man sie der Bequemlichkeit wegen in der Regel dazu und unterscheidet die eigentlichen Konjugationsformen als
verbum finitum. Auf die Bedeutung des Stammes selbst geht auch die Unterscheidung der Verbum in transitiva und intransitiva (neutra).
Jene erfordern ein Objekt (s. d.), z. B.
«die Pflanze treibt Blüten»; diese geben ohne solches einen abgeschlossenen Sinn, z. B. «die Pflanze blüht».
Die Bildung der Verbum geschieht entweder unmittelbar aus der Wurzel
[* 39] (verba primitiva) oder aus einem bereits aus der Wurzel gebildeten,
sei es Verbal-, sei es Nominalstamm (verba derivativa, z. B. «lachen»,
«lächeln», «heilig»,
«heiligen»); die von Nominalstämmen abgeleiteten Verbum pflegt
man denominativa, die von Verbalstämmen herkommenden deverbativa zu nennen. Die abgeleiteten Verbum drücken mannigfaltige
Bedeutungsfärbungen des ursprünglichen Begriffs aus, z. B. das Verursachen einer Handlung (verba causativa, auch factitiva
genannt, z. B. «fällen» = fallen machen),
die Wiederholung (verba frequentativa oder iterativa), Verstärkung (verba intensiva), Anfang oder Werden
einer Handlung (verba inchoativa), Verlangen nach der Handlung (verba desiderativa), Verkleinerung (verba deminutiva).
Die Grammatik, namentlich die ältere, hat noch weitere Kunstausdrücke für Eigentümlichkeiten der Form und Bedeutung von
Verbum, z. B. verbum defectivum (s. Defektivum), verbum impersonale,
das kein bestimmtes Subjekt hat, z. B. «es regnet», verbum
auxiliare (s. Hilfszeitwörter),
verbum substantivum, Bezeichnung des Verbum «sein» als des allgemeinsten
verbalen Ausdrucks.
die Geschosse
[* 40] der neuern Infanteriegewehre, so genannt, weil das Hauptmaterial derselben, das Blei,
mit einem Mantel aus härterm Metall, Kupfer,
[* 41] Stahl u. s. w., fest verbunden ist. (S. auch Geschoß.)
(spr. wertsché-), Hauptstadt des Kreises Vercelli (157 321 E.) der ital. ProvinzNovara in Piemont, rechts an der
Sesia in sumpfiger Ebene, an der Eisenbahn Mailand-Turin und den Linien nach Casale und Valenza (42 km) sowie über
Mortara nach Pavia (67 km) und zahlreichen Trambahnen, ist Sitz des Kommandos der Infanteriebrigade «Lombardia»
und eines Bischofs und hat (1881) 20 165, als Gemeinde 28 999 E., in Garnison das 74. Infanterie- (ohne
ein Bataillon) und 2. Kavallerieregiment «Piemonte», ein Schloß, 14 Kirchen, darunter die Kathedrale, deren Bibliothek kostbare
Handschriften enthält, die großartige 1219 gegründete KircheSanAndrea mit Kuppel und zwei Türmen, Fresken und Gemälde von
Gaudenzio Ferrari in San Cristoforo, Sta. Caterina, San Paolo und im Institut der schönen Künste, ein Museum röm. Inschriften
und Skulpturen, ferner zwei Hospitäler (wovon das eine ein Museum und botan.
Garten
[* 44] enthält), Lyceum,
Gymnasium, bischöfl. Seminar, technische Schule, Waisenhaus, Theater;
[* 45] Reis-, Hanf-, Flachs- und Seidenbau, Seidenspinnerei
und Handel. Cavour (1864), Victor Emanuel II. und Garibaldi sind Denkmäler errichtet. - Vercelli (Vercellae) war im Altertum Hauptstadt
der Libici in Gallien, später befestigtes Municipium der Römer.
[* 46] Im Südosten liegen die Raudischen Felder (Campi Raudii),
auf denen 101 v. Chr. Marius die Ciinbern schlug.
die auf Beweisgründen oder Anzeichen (Indizien) beruhende Wahrscheinlichkeit, daß jemand ein Verbrechen
begangen habe, die der Gewißheit oder dem direkten Beweise der That entgegengesetzt wird. Der Verdacht ist ein entfernter, wenn
ihn nur einzelne Gründe erzeugen, die zu der That in bloß mittelbare Beziehung gebracht werden können,
z. B. die besonders günstige Gelegenheit zur Begehung des Verbrechens. Naher Verdacht liegt vor, wenn der Grund desselben unmittelbar
auf die That hinweist, z. B. wenn sich jemand im Besitze einer gestohlenen Sache befindet.
Dringender wird der Verdacht, je mehr Gründe desselben übereinstimmend zusammentreffen. Die Verdachtsgründe
sind teils vorausgehende, wie Handlungen und Äußerungen vor der That, z. B. Drohungen und Vorbereitungen, Feindschaft, ein
Verhältnis, welches Beweggründe zur That enthält, frühere Verbrechen gleicher Art; teils begleitende, z. B. Anwesenheit
am Orte derselben, empfangene Wunden, blutige Kleider und Gewehre, Zurücklassen eigener und Besitz solcher Sachen, welche
von dem herrühren, an welchem das Verbrechem [^richtig: Verbrechen] verübt worden ist; teils endlich
nachfolgende, wie Handlungen, welche auf ein Bewußtsein eines begangenen Verbrechens hinweisen, z. B. Reden davon, Flucht,
Bemühen die Spuren desVerbrechens zu vertilgen, Verteidigung gegen einen noch nicht ausgesprochenen Verdacht u. s. w.
Wenn das Vorhandensein eines nahen Verdacht nach dem Urteile unabhängiger Spruchkollegien aus den Akten hervorging
und der Angeschuldigte dennoch im Leugnen beharrte, so sollte nach der Peinlichen Gerichtsordnung Karls Verdacht von 1532 zur Marter
(s. Tortur) verschritten werden, um in einem Geständnisse den vollen, direkten Beweis der Schuld zu erlangen.
Als man in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. mit Abschaffung der Folter
vorging, ohne gleichzeitig die Beweistheorie zu beseitigen, ließ man bei vorliegendem Indizienbeweise eine mildere «außerordentliche»
Strafe, also eine Strafe auf Verdacht, zu. Das heutige Recht verlangt hinreichenden Verdacht schon zur Eröffnung des Hauptverfahrens, läßt
andererseits dem erkennenden Gericht freie Würdigung des Beweises ohne Unterschied, ob es sich um einen
direkten oder einen Indizienbeweis handelt. (S. Indizien.) -
[* 38] die aus architektonischen Gliederungen gebildete Vekrönung oder das oberste Gesims
[* 48] einer Thür- oder Fensterumrahmung.
Man unterscheidet gerade Verdachung (Fig. 1), Spitzgiebelverdachung
[* 38]
(Fig.
2), Bogengiebel-, gebrochene Giebelverdachung u. a. m., je nachdem
sie aus einem geraden Sims,
[* 49] einem Fronton u. s. w. be-
stehen. In der Regel befindet sich unter der Verdachungein Fries.
Die Giebelverdachung über Fenstern und Thüren kam erst im Verlauf der Renaissance in Gebrauch. Später wurde sie namentlich
in Deutschland zu einem der wichtigsten Schmuckmotive in der Facadenarchitektur sowohl wie im Innern. Der Barockstil bildete
sie zur größten Wirkung durch, indem er durch Aufrollen, Abbrechen der Gesimse, Anbringen statuarischen
Schmucks starke Schattenwirkungen erzielte.
im Bergbau
[* 51] das Absperren von Wasserzuflüssen in Strecken durch hölzerne oder gemauerte Dämme. Die hölzernen
Dämme sind entweder Balkendämme, bei denen der Wasserdruck gegen die Längsfaser des Holzes wirkt, oder Keilverspündungen,
die aus keilförmig bearbeiteten Hölzern zusammengesetzt sind und einem großen, in entsprechend zugearbeitete
Gesteinsflächen eingetriebenen Spunde vergleichbar sind. An ihre Stelle sind in neuerer Zeit gemauerte, konische Ausschnitte
einer Kugelschale darstellende Dämme getreten, welche in 2 m Stärke
[* 52] sehr großen Druck aushalten können. Mitunter bringt
man in solche Mauerdämme sog. Dammthüren aus starkem Eisenblech ein, die
sich in Angeln drehen und bei plötzlichen Wassereinbrüchen schnell geschlossen werden können.
ein Apparat der Zuckerfabrikation, durch den die Verdampfung des Dünnsaftes aus Rüben- oder Rohrsaft,
d. h. die Entfernung des größten Teils des im gereinigten Saft enthaltenen Wassers, die Überführung des Dünnsaftes in
Dicksaft bewirkt wird. Früher waren hierzu offene, durch Feuer oder Dampf erhitzte Verdampfpfannen in
Gebrauch und finden sich noch in vielen Kolonialzuckerfabriken, sind aber in der Rübenzuckerfabrikation ganz außer Gebrauch
und allgemein durch die neuern, verbesserten oder geschlossenen Verdampfapparat ersetzt.
Der Hauptzweck der letztern besteht darin, die Verdampfung mit geringen Kosten sowie ohne die schädliche
Einwirkung hoher Siedehitze zu bewerkstelligen. Dieser Zweck wird zunächst dadurch erreicht, daß die Verdampfung unter
vermindertem Luftdruck erfolgt, wodurch es möglich wird, statt des direkten (Kessel-) Dampfes entweder denjenigen anzuwenden,
welcher bereits zur Bewegung von Maschinen gedient hat (Maschinendampf, Retourdampf, Rückdampf, Abdampf, indirekter Dampf) oder
denjenigen, welcher sich aus verdampfendem Saft entwickelt (Saftdampf). Es können zwei, drei, vier und
mehr Verdampfkörper miteinander verbunden sein, und so entstehen die Zweikörper-, Dreikörper-, Mehrkörper-Verdampfapparate.
Die Kondensation des im letzten, dem Dicksaftkörper, entwickelten Saftdampfes geschieht durch den Kondensator
[* 53] und die Luftpumpe,
[* 54] die zugleich die Luft abzusaugen hat, die durch den Saft, die unvermeidlichen Undichtigkeiten und das
eingespritzte Kühlwasser in die luftverdünnten Räume gelangt.
Die Verdampfapparat werden in ihren einzelnen Teilen in sehr verschiedener Weise ausgeführt, und auch die Ableitungs- und Verwendungsart
der Dämpfe und des daraus durch Verdichtung entstehenden Wassers ist sehr verschieden.
Eine besondere Gestalt der Verdampfapparat stellen die neuern Rieselverdampfapparate dar. Ihre Einrichtung beruht auf dem
schon lange aufgestellten Grundsatz, die zu verdampfende Flüssigkeit in möglichst dünner Schicht unter fortwährender
Bewegung nur sehr kurze Zeit mit der Heizfläche in Berührung zu bringen. Die Vorzüge bestehen vornehmlich in rascherer,
billigerer Verdampfung
bei besserer Erhaltung der Saftbeschaffenheit.
(Digestio), in der Physiologie derjenige Prozeß, durch den die genossenen Nahrungsmittel zur Anfnahme in
die Säftemasse des Körpers geschickt gemacht werden. Viele und darunter die wichtigsten Nahrungsmittel werden in fester
Form genossen, in der sie nicht in die Ernährungsflüssigteiten des Körpers (Blut, Chylus) übergehen
können, sondern zuvor verdaut werden müssen. Die Verdauung beruht im wesentlichen auf der Verflüssigung und chem.
Umwandlung der Nahrungsmittel, die mit ihrer mechan. Verkleinerung in der Mundhöhle
[* 55] beginnt
und durch die verschiedenartigen Verdauungsflüssigkeiten: den Mundspeichel, den Magensaft, Darmspeichel, Darmsaft und die
Galle bewirkt wird.
Die bei der Verdauung beteiligten Organe werden als Verdauungsorgane, ihre Gesamtheit als Verdauungsapparat bezeichnet. Der Mundspeichel,
der sich den Speisen bereits beim Kauen beimischt, durchfeuchtet den Bissen und bewirkt zugleich durch sein eigentümliches
Ferment, das Ptyalin, die Umwandlung des Stärkemehls in Dextrin und weiterhin in Zucker. Im Magen
[* 56] (s. d.) setzt
sich die Wirkung des Speichels auf das Stärkemehl noch fort. Der Magensaft ist eine stark saure Flüssigkeit, die eine eigentümliche
fermentartige Substanz (Pepsin, s. d.) enthält, durch deren Einwirkung, bei Gegenwart von Säure,
die Eiweißkörper, Leimsubstanzen und leimgebenden Gewebe
[* 57] in flüssige Substanzen (Peptone) verwandelt werden.
Weiterhin ist im Magensaft auch ein Labferment enthalten, welches das Casein der Milch auch in neutraler
oder alkalischer Lösung niederschlägt, sowie ein Ferment, das den Milchzucker in Milchsäure überführt. Auf die Fette,
die dritte Klasse der Nahrungsbestandteile, übt weder der Speichel noch der Magensaft eine Veränderung aus. Aus dem Magen gelangt
dann der Speisebrei (Chymus) in den Darmkanal und kommt hier zunächst mit dem Bauchspeichel und der Galle
sowie mit dem Darmsaft in Berührung, durch die alle in ihm enthaltene freie Säure abgestumpft wird.
Der Bauchspeichel, das stark alkalische Sekret der Bauchspeicheldrüse (s. d.), teilt mit dem Darmsaft die Eigenschaft, Eiweißkörper
in Peptone, Stärkemehl in Zucker überzuführen und die Fette in feine Verteilung zu bringen (zu emulgieren),
zeichnet sich aber vor allen andern Verdauungssäften noch dadurch aus, daß er die neutralen Fette in ihre nächsten Bestandteile,
in Fettsäure und Glycerin, zerlegt. Wäre dies nicht der Fall, so würde die Aufsaugung der Fette durch die wässerig-feuchte
Darmschleimhaut viel schwieriger.
Die Fettsäuren aber, die sich im Darm
[* 58] mit den vorhandenen Alkalien verbinden, bilden so in Wasser lösliche Seifen und gelangen
dadurch leichter in das Blut und den Chylus. Unterstützt wird die Aufsaugung der Fette durch die Galle (s. d.), weil diese wässerig-feuchte
Häute für Fette benetzbar macht. Weiterhin wirkt die Galle anregend auf die Muskulatur des Darms, schränkt
die faulige Zersetzung des Darminhalts ein und bewirkt durch ihre reichliche Ergießung den hinreichenden Wassergehalt der
Fäces, so daß diese leicht entleert werden können. Die nicht verdauten und nicht aufgesaugten Speisereste gelangen weiter
in den Dickdarm,
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woselbst sie festere Form annehmen, in der sie dann als Exkremente (s. d.) den Körper verlassen. Der Dünndarm hat aber noch
eine weitere wichtige Bedeutung für die Verdauung als die, die Stätte für die Auflösung der Nahrungsmittel abzugeben. Namentlich
in seinem obern Abschnitt ist seine Schleimhaut in viele Falten ausgestülpt, die alle mit fast mikroskopisch
kleinen zapfenformigcn Anhängen (Zotten) besetzt sind: man schätzt die Zahl dieser Zotten auf etwa 4 Millionen.
Dadurch gewinnt der enge Dünndarm eine viel größere Oberfläche, als er sonst haben würde (gegen 2,5 qm, also fast das
Doppelte der äußern Leibesoberfläche), und diese Oberfläche ist allseitig mit verdauter Substanz umspült.
Die blutreichen Zotten nehmen nun die verdaute (löslich gewordene) Substanz in sich auf, wobei sie durch eine besondere mechan.
Vorrichtung unterstützt werden, daß sie die Flüssigkeit, ähnlich wie eine Spritze, in sich saugen. Jede einzelne Zotte
enthält den Anfang eines Chylusgefäßes, und diese Wurzeln setzen sich weiterhin in der Darmschleimhaut
zu Stämmchen, diese endlich zu Stämmen zusammen, die durch die Bauch- und Brusthöhle, von vielen Lymphdrüsen unterbrochen,
ihren Verlauf nehmen, um zunächst ihren Inhalt in der Nähe des Herzens in das Blut zu ergießen. (S. Chylus.) Die Blutgefäße
der Darmschleimhaut aber sammeln sich in der Pfortader, die ihr Blut der Leber zuführt, wo also zunächst
eine weitere Verarbeitung der verdauten Nahrung statthat.
Nicht zu jeder Zeit sind übrigens die Verdauungsorgane imstande, zu verdauen. Der Bauchspeichel wird es erst, nachdem der
Magen schon eine lange Zeit in Thätigkeit war; der Magen sondert erst Verdauungsflüssigkeit ab, wenn Speise in
ihn gelangt; die Leber endlich liefert erst Galle, wenn ihr bereits verdaute Substanz zugeführt wurde. Es ist weiterhin leicht
begreiflich, daß die Verdauungsorgane im kranken Zustande ihre Thätigkeit einschränken müssen. Der Magen übt z. B. seine
volle Thätigkeit nicht bei Magenkatarrh, und bei Darmkatarrh ist sowohl die Verdauung als die Aufsaugung gestört.
Auch vermögen die Verdauungsorgane nicht jedwede Substanz aufzulösen, die Verdaulichkeit der Nahrungsmittel, ihre Eigenschaft,
mehr oder minder rasch und leicht die Umwandlungen im Verdauungsapparat durchzumachen und die verwertbaren Nährstoffe an den
Körper abzugeben, ist verschieden. Leicht verdaulich sind gut zerkleinerte, fett- und cellulosearme Nahrungsmittel; schwerverdaulich
sind fettreiche, feste Speisen, die die Nährstoffe in sehr großer Konzentration enthalten, wie z. B.
Käse, oder welche, teils grob mechanisch (schweres Brot),
[* 60] teils durch Gärungen (ranzige Butter) die Verdauungsapparate übermäßig
reizen.
Weich gekochte Nahrungsmittel verdauen sich leichter als harte, gequollenes Stärkemehl leichter als rohes. (S. Ernährung,
Nahrungsmittel, Stoffwechsel.) –
antico (ital., d. b. altes Grün), Bezeichnung grüner, im Altertum zu Ornamenten benutzter Gesteine.
[* 64] Dazu
gehört vor allem der schöne Porfido verde antico («grüner antiker Porphyr»,
von Plinius in seiner «Historie naturalis», XXXVI, 11, Marmor lacedaemoniumviride genannt), ein aus den Steinbrüchen zwischen den jetzigen Orten Lebetsova und Marathonisi im südl. Peloponnes gewonnener
Diabasporphyrit mit einer olivengrünen Grundmasse, in der grünlichweiße Feldspate (Labradorite) und dunkelgrüne
kleine Augite liegen. Andererseits bezeichnet man mit diesen NamenSerpentine mit Schnüren, Adern und Knauern von weißem Kalkstein
und weißen Kalk mit Serpentinadern. (S. Marmor.)
diCorsĭca. (ital., d. h. corsisches
Grün), ein schönfarbiges, zu Ornamenten verwandtes Gestein, das eine Varietät des Gabbros (s. d.) darstellt, zusammengesetzt
aus grauweißem oder bläulichweißem Saussurit und grasgrünem Smaragdit.
Das Gestein findet sich anstehend
oder in Blöcken in Corsica
[* 65] um Alauzano und Orezza, in den Bergen
[* 66] von San Pietro di Rostino, um Rutali, an den Ufern des Fiumalto
und andern Orten.
Verden war früher ein Bistum, das Karl d. Gr. stiftete. Die Reformation wurde von BischofEberhard von Holle (1566–86)
durchgeführt. Der Westfälische Friede säkularisierte das Bistum und überließ es als deutsches Reichslehn der KroneSchweden
[* 78] unter dem Titel eines Herzogtums. Von Schweden kam es 1719 an Hannover. Seit 1807 in franz. Gewalt, ward es 1810 zum Königreich
Westfalen
[* 79] geschlagen, dann mit Frankreich vereinigt; 1814 kam es wieder an Hannover, 1866 an Preußen.
[* 80] –