nachträglichen beliebigen Mischen von warmer mit nicht erwärmter Luft für jeden Einzelkanal (l wird meist nicht ausgeführt).
Bei allen centralisierten Ventilationseinrichtungen ist eine sorgfältige Dicht- und Reinhaltung der Luftwege unbedingt notwendig.
Durch Wasser werden besondere Formen von Schraubenventilatoren betrieben: der Aerophor von Treutler & Schwarz, der Kosmosventilator
von Schäffer & Walker,
[* 3] Keidel & Co. u. s. w. Der Aerophor verbraucht 80‒600 l von 3 bis 4 Atmosphären
in einer Stunde und liefert hierbei 360‒5000 cbm Luft. In
[* 2]
Fig. 11, Taf. II,
ist ein sägeförmiges Rädchen, gegen welches von b aus ein Wasserstrahl geführt wird, infolgedessen die stehende Welle
mit dem Schraubenventilator c in Bewegung gesetzt wird. Das Wasser fließt durch e oder, falls dieses
durch Hahn
[* 4] verschlossen wird, durch Trichter d in die darunter befindlichen Fangschalen, von welchen es gegen die Wand geschleudert
wird und zerstäubt, wodurch es möglich ist, die Luft anzufeuchten; der Abfluß findet dann durch g statt. Bei dem
Kosmosventilator
[* 2]
Fig. 12, Taf. II, ist c der Ventilator, an dessen Peripherie sich ein sägeförmiger Kranz b befindet; gegen
letztern strömt durch a ein Wasserstrahl.
Als Ventilatoren können auch Strahlapparate
[* 5] (s. d.) dienen. Wasserstrahlgebläse eignen sich indes wenig
zur Ventilation, da ihr Wirkungsgrad ein äußerst geringer ist, da sie ferner mit oft lästigem
Geräusch arbeiten und die unmittelbare Berührung der Luft mit dem Wasser Anfeuchtung der letztern ergiebt, die nicht
immer erwünscht ist. Dampfstrahlapparate sind nur zum Absaugen zu gebrauchen, da der Dampf
[* 6] mit der Luft sich mischt, sie
verursachen aber bedeutendes Geräusch, so daß sie nur in einzelnen Fällen des Gewerbebetriebes, nicht
aber für Wohnräume u. s. w. Anwendung finden können. Druckluftstrahlapparate erfordern
eine Druckluftanlage, können daher nur vereinzelt oder in Städten mit Druckluftversorgung benutzt werden.
Bestimmte Regeln für Ventilation lassen sich nicht aufstellen, da die Anlage sich der Bauart und dem Zwecke des Gebäudes anpassen
muß. Im allgemeinen ermöglichen Sammelheizungen eine bessere Lüftung als Öfen.
[* 7] Alle Lüftungssysteme,
die auf Temperaturdifferenzen beruhen, sind unzuverlässig; gleichmäßig wirkt nur mechanische Lüftung, und zwar ist die
Drucklüftung der Sauglüftung vorzuziehen. Da die Folgen einer schlechten Ventilation sich oft erst nach langer Zeit
zeigen, so wird die Frage der Ventilation oft unterschätzt.
Leitet man die Luft aus einem überfüllten Raume durch Wasser, so werden eine solche Menge von animalischen
und andern organischen Substanzen von demselben zurückgehalten, daß es nach kurzer Zeit in Fäulnis übergeht; und bedenkt
man, daß die Lungen sich nicht wie der Magen
[* 8] das aussuchen können, was sie brauchen, so wird es umsomehr unsere
Pflicht sein, ihnen möglichst reine Luft zuzuführen, besonders da sie selbst beim Ausatmen die ihnen gefährlichsten Substanzen
abgeben.
Es ist nicht genügend, bloß die Wohn- und Schlafzimmer zu ventilieren, auch die Keller müssen rein und trocken gehalten
werden; denn ein feuchter Untergrund ist die Brutstätte gefährlicher Gase.
[* 9] Die Abzugsröhren selbst müssen
so ventiliert sein, daß die Gase über die Bedachung hinausgeführt werden.
Über die Ventilation im Bergbau
[* 10] s. d. (Wetterführung). - Eine «Zeitschrift
für Heizungs-, Lüftungs- und Wasserleitungstechnik» erscheint seit 1896 in Halle.
[* 11]
die Vereinigung sämtlicher Ventile einer Pumpe
[* 13] oder Feuerspritze in einem leicht auszuhebenden
hahnartigen Körper, womit die Möglichkeit gegeben ist, durch Lösen einer einzigen Schraube die Ventile nachzusehen.
oder durchbrochener Kolben, bei Pumpen
[* 14] ein Kolben, welcher direkt die Druckventile
trägt, so daß die zu fördernde Flüssigkeit durch den durchbrochenen und die Ventile tragenden Kolben hindurchtritt.
(spr. -mílja), frz. Vintimille, Hafenstadt
und Grenzfestung im Kreis
[* 17] San Remo der ital. Provinz Porto-Maurizio, an der Riviera di Ponente und der Mündung
der Roja ins Ligurische Meer, malerisch am Berge, 6 km östlich von der franz. Grenze gelegen sowie an der Eisenbahn Genua-Ventimiglia
(151 km) und an der im Bau begriffenen Linie Ventimiglia-Limone mit 14 km langem Tunnel
[* 18] unter dem Col di Tenda, ist
Bischofssitz und hat (1881) 4195, als Gemeinde 8882 E., in Garnison das 23. Bersaglieribataillon,
bedeutende Forts, Zollamt, eine KircheSanMichele mit Krypta und im Stadthaus eine Sammlung röm. Altertümer.
Stadt in der engl. GrafschaftHampshire, auf der Insel Wight, an der Südostküste malerisch gelegen, Endpunkt
der Bahn, mit mildem Klima,
[* 19] vielen Hotels, Villen, Park und Pier, hat (1891) 5817 E. Ventnor wird von Brustleidenden
viel besucht.
Mont- (spr. mong wangtuh), 1912 m hoher, kahler, meist mit
Schnee
[* 20] bedeckter Berg im N. des franz. Depart. Vaucluse in der Provence, nordöstlich von Avignon, ein letzter südwestl.
Ausläufer
der Alpen,
[* 21] bildet eine mächtige, freistehende, weithin sichtbare Pyramide und hat auf dem Gipfel ein Observatorium, ein
Hotel und eine kleine Wallfahrtskapelle, zu der 14. Sept. gepilgert wird.
(♀), nach der Entfernung von der Sonne
[* 25] der zweite Planet. Unter allen Planeten
[* 26] kann Venus der
Erde am nächsten kommen und erscheint am hellsten; sie glänzt oft als Abend- oder Morgenstern
[* 27] in großer Pracht, zeitweilig
kann sie sogar auch am hellen Tage mit freiem Auge
[* 28] gesehen werden. Die mittlere Entfernung von der Sonne¶
mehr
beträgt 107,2 Mill. km, die größte 107,9, die kleinste 106,5 Mill. km. Ihre Entfernung von der Erde schwankt zwischen 38 und 258 Mill.
km. Die Bahn ist nahezu kreisförmig und ist um 3° 24' gegen die Erdbahn geneigt; ihre Excentricität beträgt nur 0,0068.
Die Dimensionen der Venus sind denen der Erde nahezu gleich, ihr Durchmesser beträgt 12100 km.
Von der Erde aus gesehen schwankt der scheinbare Durchmesser je nach der Entfernung zwischen 9",5 und 65",2. Eine Abplattung
hat nicht nachgewiesen werden können.
Weil Venus ein innerer Planet ist, erscheint sie uns wie der Mond
[* 30] in Phasen, jedoch bedarf man zu deren Wahrnehmung
des Fernrohrs. Die Masse beträgt 0,81 von der der Erde. Spektroskopische Untersuchungen, Wahrnehmung bei Vorübergängen vor der
Sonnenscheibe
[* 31] und Unregelmäßigkeiten der Phase haben die Existenz einer ziemlich dichten Atmosphäre mit Sicherheit dargethan.
Unebenheiten und Flecken auf der Oberfläche sind mehrfach beobachtet worden. Da deren Aussehen durch die Atmosphäre
aber wesentlich beeinträchtigt wird, hat sich die Dauer der Rotation der Venus um ihre Achse mit Sicherheit noch nicht bestimmen
lassen.
Während ältere Beobachtungen eine Rotationszeit von nahezu 24h ergaben, machen sehr sorgfältige neuere Beobachtungen
von Schiaparelli es sehr wahrscheinlich, daß bei Venus die Rotationszeit gleich ihrer Umlaufszeit um die
Sonne ist. Venus würde demnach – analog dem Monde in Bezug auf die Erde – der Sonne beständig die nämliche Seite zuwenden.
Die siderische Umlaufszeit beträgt 224,7008 Tage oder 224 Tage 16 Stunden 49 Minuten 26 Sekunden. Venus hat kein eigenes Licht,
[* 32] sondern ist ein an sich dunkler Körper, der von dem auf ihn fallenden Sonnenlicht 0,6 zurückwirft. Die
Helligkeit, in der uns Venus erscheint, hängt daher gleichzeitig von ihrer Entfernung von der Erde und von der Sonne ab. In
ihrem größten Glanze zeigt sie eine ziemlich schmale Sichelgestalt. Einen Mond, den ältere Beobachter mehrfach wahrgenommen
haben wollen, besitzt Venus nach neuern Beobachtungen nicht. (S. Venusdurchgang.)
italische Natur- und Gartengöttin, die nachher mit der griech. Aphrodite
[* 33] identifiziert und als Gottheit der
Schönheit und Anmut, der Zeugung und Fortpflanzung verehrt wurde. Einen besondern Aufschwung nahm ihr Kult durch Cäsar, der
in ihr die göttliche Stammmutter seines Hauses verehrte. (S. Genetrix.) Über dieDarstellungen der Venus in der
plastischen Kunst s. Aphrodite. Die im 16. Jahrh. zu Rom
[* 34] gefundene, jetzt in der Tribuna der Uffizien zu Florenz
[* 35] befindliche sog.
Venus von Medici (s. die beigefügte Tafel) ist sehr wahrscheinlich im 1. Jahrh. v. Chr. zu Rom entstanden. Auch neuere Bildhauer,
wie Canova, Thorwaldsen, Gibson (s. Tafel: Englische
[* 36] Kunst III,
[* 29]
Fig. 8), haben Venusstatuen geschaffen.
Name mehrerer Berge in Deutschland,
[* 37] besonders in Schwaben. Der Name findet sich, soviel bis jetzt bekannt, zuerst
in den «Kindern von Limburg»,
[* 38] auch «Margrete von Limburg» genannt,
einem mittelniederländ., um 1357 verfaßten Gedicht (hg. von van den Bergh, Leid. 1846), begegnet seitdem
mehrfach in der Litteratur des 15. und 16. Jahrh. und hat sich in Sagen und Volksliedern lange
erhalten. Nach dem Inhalte dieser Sagen hält in solchen Bergen
[* 39] Frau Venus ihren Hof
[* 40] in königl. Weise mit Spiel, Gesang und Tanz.
Einzelne Menschen steigen zu ihr hinab und verweilen ^[] bei ihr in einem wonnevollen Leben. So Heinrich
von Limburg, ein Held des genannten Romans, der Tannhäuser (s. d.) und der Schnewburger im V. bei Uffhausen unweit Freiburg
[* 41] i. Br.
Doch laufen sie gewöhnlich Gefahr, die ewige Seligkeit zu verlieren, und deshalb sitzt am Eingange des Berges der getreue
Eckart (s. d.) und warnt vor der Einkehr. Zuweilen vernimmt man aus dem Berge die Wehklage der Verdammten, und Geiler von Kaysersberg
läßt die nachts ausfahrenden Hexen in den Venusberg einkehren.
Auch an andere Berge, wie namentlich an den Hosel- oder Hörselberg bei Eisenach
[* 42] in Thüringen, knüpfen sich zahlreiche Sagen
verwandten Charakters. Ihrem Grundgehalt nach stammen diese Sagen aus der Mythologie des german.
Altertums. Frau Venus ist die unter einem Namen der klassischen Mythologie verborgene mütterliche Weltgottheit des altgerman.
Glaubens in ihrer besondern Fassung als Unterweltsgöttin, wie sie auch sonst noch unter mehrern andern deutschen Namen erscheint,
die zugleich je eine bestimmte Seite ihres Begriffs stärker hervorheben, als Hulda (zu althochdeutsch
helan, verbergen), als Hilde (Kampf), als Berchta (s. d.), als Hel (s. d.) u. s. w. Der warnende getreue
Eckart am Eingange des Berges ist derselbe, der auch die Hulda bei ihrem Umzuge mit der Wilden Jagd begleitet und dort die
Menschen aus dem Wege gehen heißt, damit sie nicht Schaden nehmen.
[* 29] der Vorübergang des PlanetenVenusvor derSonne. (S. Durchgang.) Die Venusdurchgang haben eine große Wichtigkeit
dadurch erlangt, daß sie ein sicheres Mittel bieten, die Äquatoreal-Horizontalparallaxe (s. Parallaxe)
[* 43] der Sonne und damit
die Entfernung der Erde von der Sonne zu bestimmen. Stellt in der folgenden schematischen
[* 29]
Figur E die Erde, V die Venus, S
die Sonne vor, so werden zwei Beobachter in den in der RichtungNord-Süd möglichst weit auseinander gelegenen Punkten A und
B der Erdoberfläche das schwarze Venusscheibchen auf der hellen Sonnenscheibe die Wege aa und bb zurücklegen
sehen.
Aus dem scheinbaren Abstand dieser beiden Wege läßt sich dann die Parallaxe der Sonne finden. Es ist daher nur notwendig,
daß von jedem der Beobachter in A und B die Wege aa und bb auf der Sonnenscheibe mit möglichster Schärfe festgelegt
werden. Es kann dies sowohl durch direkte Messungen, am besten mit dem Heliometer,
[* 44] als auch durch photogr. Aufnahmen der Lage
der Venus auf der Sonnenscheibe für möglichst viele Zeitmomente während des Venusdurchgang geschehen. Da die Wirkung
der Parallaxe auch die Zeitmomente der scheinbaren Berührungen des Venusscheibchens mit der Sonnenscheibe, die
Kontakte, beeinflußt, so kann aber auch die Sonnenparallaxe durch Vergleichung der an verschiedenen, ihrer Lage nach gut bestimmten
Orten beobachteten Berührungszeiten oder auch der beobachteten Dauer der ganzen Erscheinung abgeleitet wer-
den. Infolge der sog. Tropfenbildung
[* 46] (s. d.) sind jedoch die Beobachtungen der Kontakte erheblichen Unsicherheiten unterworfen.
Die Merkurdurchgänge sind zur Parallaxenbestimmung nicht geeignet, da Merkur
[* 47] auch zur Zeit seiner Durchgänge zu weit von
der Erde entfernt ist und daher die Wirkungen der Parallaxe auf die Erscheinungen des Durchganges von nur unerheblichem
Betrage sind.
Zwischen 1518 und 2012 sind folgende Venusdurchgang zu verzeichnen:
In Anbetracht ihrer Seltenheit und ihrer Wichtigkeit für die Ermittelung der Sonnenentfernung, des Grundmaßes
in der Astronomie,
[* 48] sind daher auch, namentlich 1874 und 1882, von allen Kulturvölkern umfangreiche Expeditionen zur Beobachtung
der an den hierfür günstigsten Punkten ausgesandt worden. - Auf die Wichtigkeit der Venusdurchgang für die Bestimmung
der Sonnenparallaxe hat zuerst 1677 Halley aufmerksam gemacht.
(Veneridae), eine aus 20 Gattungen und über 160 Arten bestehende Familie der Muscheln,
[* 49] mit regelmäßigen
ovalen oder dreieckigen Schalen, die platt oder gerippt und häufig schön, besonders rosig gefärbt
sind. (S. Tafel: Weichtiere III,
[* 45]
Fig. 5.) Man findet Venusmuscheln in allen Meeren, aber unter den Tropen sind sie quantitativ und qualitativ
am stärksten entwickelt.
alter Sammlername für die Arten einer mit ohrförmiger Schale versehenen Gattung (Sigaretus)
der Kammkiemer (s, d.), die von den Tropen bis zum Mittelmeer vorkommen.
hinter der wissenschaftlichen Benennung von TierenAbkürzung für Giovanno Battista Verany, der über die Mollusken,
[* 50] besonders über die Kopffüßer des Mittelmeers
[* 51] schrieb.
1) Östl. Staat von Mexiko,
[* 52] ein Küstenstrich am Mexikanischen Golf, grenzt im N. an Tamaulipas, von dem es der Rio
[* 53] Panuco
trennt, im W. an San LuisPotosi, Hidalgo und Puebla, im S. an Oaxaca, im O. an Chiapas, Tabasco und das Meer,
hat 70 932 qkm und (1895) 855 975 E. (S. Karte: Mexiko.) Hinter der heißen Sandsteppe der Küste mit Süßwasserlagunen und
Salzhaffen beginnen die steilen Abdachungen der mexik. Hochfläche, auf welcher sich zwischen tief eingerissenen, hier und
da zu Thälern sich erweiternden Schluchten mächtige Berggipfel bis an und über die Schneeregion erheben,
wie der 5582 m hohe Pic von Orizaba (s. d.) und die Porphyrmasse des 4090 m hohen Cofre de Perote.
Auf das Alluvium der Küste folgt ein Streifen tertiären, dann ein breiterer mesozoischen Landes und schließlich die Eruptivdecke
des Hochlandes. Von den Küstenflüssen
sind mehrere auf kurze Strecken für kleinere Seeschiffe schiffbar,
aber das Einlaufen wird durch Barren erschwert. Ausgezeichnete Mineralquellen, kalte und warme, sind vorhanden. Das Klima zeigt
infolge der Oberflächengestaltung die größten Gegensätze. Ebenso wechseln Flora und Fauna.
Produkte der wärmern Zone sind besonders Kaffee, Tabak,
[* 54] Zucker
[* 55] und Baumwolle.
[* 56] Die Bevölkerung besteht aus den
in Mexiko gewöhnlichen Elementen; doch sind in der Küstenebene die Neger und Negerblendlinge, Mulatten und Zambos häufig.
Unter den Indianerstämmen walten die Azteken vor, im N. wohnen Totonaca, im S. Chontales. Haupterwerbszweige der Bewohner sind
der Handel, die Viehzucht
[* 57] in den Llanos an der Küste und die Einsammlung von Vanille und Jalape. Die Hauptstadt
ist Jalapa (s. d.). - 2) Haupthandelsplatz des Staates Veracruz, auf der Stelle, an welcher Ferd. Cortez landete, gegründet,
hat eine der Gesundheit sehr ungünstige Lage, hart am Meere in dürrer, wasserloser Sandebene, ist von Mauern und Forts umgeben,
regelmäßig gebaut, hat (1895) 88 993 E., darunter viele Europäer, 7 Kirchen, 4 Klöster, ein Augustinerkollegium,
Hospitäler, ein Zollhaus, ein Amphitheater für Stier- und Hahnengefechte und ein Schauspielhaus.
Der Hafen ist nur eine offene, unsichere Reede. Veracruz ist durch Eisenbahnen mit der Hauptstadt Mexiko, Alvarado und Jalapa, durch
Dampfer aber mit den Küstenplätzen, mit Neuorleans, Westindien,
[* 58] Neuyork
[* 59] und Europa,
[* 60] durch Kabel mit Habana
[* 61] und Galveston verbunden. Hauptsächliches Ausfuhrprodukt ist Silber, dann Gold,
[* 62] Kaffee, Zucker, Vanille, Häute, Felle, Tabak.
Neuerdings geht der Verkehr zurück. Die Industrie erstreckt sich auf Cigarrenfabrikation und Gießerei.
[* 63]
(span.), eine auf leichten Pfeilern oder Säulen
[* 64] ruhende, mit vorspringendem Dach
[* 65] oder nur
mit Lattenwerk bedeckte Halle, welche an Land- oder Wohnhäusern angebracht ist und mit Schlingpflanzen bezogen zu werden pflegt.
(S. Pergola.)
1) die neuen oder temporären Sterne, die plötzlich an einer Stelle aufleuchten, wo kein Stern seither
bekannt war, und die nach längerer oder kürzerer Zeit wieder verschwinden;
2) Sterne, deren Lichtwechsel in unregelmäßigen Zeiträumen und in ungleichem Grade erfolgt oder irregulär veränderliche;
3) Sterne, deren Lichtwechsel in regelmäßigen Perioden vor sich geht, oder periodisch veränderliche. Zwischen diesen drei
Klassen finden alle möglichen Übergänge statt, wie auch innerhalb einer jeden derselben mannigfache
Abstufungen vorkommen. NeueSterne sind schon aus dem Altertum bekannt, sie wurden gesehen z. B. in den J. 134 v. Chr., 123,
173, 386, 393, 827, 1006 n. Chr. u. s. w. Besonders
berühmt ist der Tychonische Stern (s. Kassiopeia). Aus neuerer Zeit sind namentlich zu erwähnen die neu
erschienenen Sterne in der Krone (s. d.), im Schwan (s. d.) und in der Andromeda (s. d.). Ein Beispiel der Sterne, deren Lichtwechsel
keine Periode erkennen läßt, bietet η Argus; derselbe ist manchmal jahrelang gleich einem Stern erster Größe, dann wieder
kaum dem bloßen Auge sichtbar, ohne daß die Zeitdauer oder die Helligkeit Regelmäßigkeiten bemerken
läßt. Die Sterne der dritten Klasse, die periodisch veränderlichen, bieten bezüglich der Art ihrer
¶
mehr
Veränderlichkeit eine große Verschiedenheit. Einige Sterne, wie Mira im Walfisch, zeigen große, wenn schon periodisch wiederkehrende,
so doch sehr unregelmäßige Schwankungen ihres Lichts; bei andern sind die Schwankungen zwar deutlich hervortretend, aber
doch nur unerheblich. Ferner beträgt bei einigen die Dauer derPeriode mehrere Monate oder sogar Jahre, bei andern
nur wenige Tage. Am merkwürdigsten sind von den Sternen dieser Klasse diejenigen, die eine regelmäßige kurze Periode ihres
Lichtwechsels haben und bei denen die Änderungen des Lichts (rasche Abnahme und wieder rasche Zunahme) sich nur auf wenige
Stunden beschränkt.
Solcher Sterne kennt man gegenwärtig sechs, von denen vor allen Algol (s. d.) bemerkenswert ist. KleineAbweichungen in der Periode kommen indessen auch bei diesen Sternen vor. Bis jetzt sind gegen 200 Sterne als sicher veränderlich
bekannt, die Zahl der überhaupt vorhandenen Veränderlichen ist aber jedenfalls eine große; ja es ist sogar anzunehmen,
daß alle Sterne zeitweilige, zwar meist unbedeutende Änderungen ihrer Helligkeit zeigen. Die Mehrzahl
der Veränderlichen zeigt rote Farbe und zwar um so ausgesprochener, je größer die Periode der Veränderlichkeit ist. Bei denSternen kurzer Periode ist Weiß und Gelb vorherrschend.
Die Ursache der Lichtveränderung ist wahrscheinlich nicht immer die nämliche. Bei den neuen Sternen kann man auf Grund spektroskopischer
Untersuchungen als sicher annehmen, daß in den meisten Fällen ihr Aufleuchten von plötzlichen mächtigen Ausbrüchen glühenden
Wasserstoffgases herrührt. Nicht gerade unwahrscheinlich ist es auch, daß in einzelnen Fällen die plötzliche Lichtentwicklung
von einem Zusammenstoß zweier Körper herrührt. - Über dieUrsache des periodischen Lichtwechsels hat man namentlich zwei
Hypothesen aufgestellt.
Nach der einen rührt derselbe her von großen auf der Oberfläche des Sterns ungleich verteilten Flecken (nach Zöllner sollen
dies Schlacken sein, die sich bei der allmählichen Erkaltung der Sterne bilden), die bei einer Rotation des Sterns um eine
Achse eine ungleiche Lichtausstrahlung seiner Oberfläche nach der Erde zu bewirken. Nach dieser
Fleckenhypothese läßt sich die Lichtänderung der meisten Veränderlichen gut erklären. Für die in ihrem Lichtwechsel
dem Algol ähnlichen Sterne, wo ein äußerst intensiver Lichtwechsel, aber nur während sehr kurzer Zeit stattfindet, genügt
dieselbe aber nicht.
Nach der zweiten Hypothese werden die von dunkeln Körpern umkreist, wie die Sonne von den Planeten;
tritt nun ein solcher Körper zwischen den Stern und unser Auge, so muß eine Lichtabnahme eintreten. Bei einzelnen Sternen,
so namentlich bei Algol, würde diese Hypothese den Erscheinungen im ganzen Verlauf gerecht werden, aber es liegt gerade bei
diesen in der dann notwendigen Annahme eines sehr geringen Abstandes des Haupt- und Nebensternes voneinander
ein Bedenken dafür, daß ein solches System auf die Dauer bestehen kann.
KarlHermannVogels spektroskopische Untersuchungen haben in der neuesten Zeit aber gezeigt, daß speciell bei Algol der Lichtwechsel
thatsächlich durch einen großen dunkeln, den hellen Hauptstern in kurzer Entfernung umkreisenden Körper
hervorgerufen wird. Wahrscheinlich wird dies bei allen dem Algol ähnlichen Veränderlichen der Fall sein. In vielen Fällen
dürfe auch eine Verbindung beider Hypothesen den thatsächlichen Verhältnissen entsprechen; außerdem werden häufig noch
auf
den verschiedenen Sternen besondere Lichtentwicklungen infolge gewaltiger Eruptionen stattfinden, durch welche die sonstige
Regelmäßigkeit des Lichtwechsels verwischt wird. Die vorwiegend rote Farbe der Veränderlichen findet
namentlich durch Zöllners Annahme einer Schlackenbildung ihre Erklärung, indem diese besonders bei den Sternen stattfinden
wird, die sich im Zustande einer vorgeschrittenen Abkühlung befinden und von der Weißglühhitze ins Rotglühen übergegangen
sind.
Umstände. Eine Partei schließt oft einen Vertrag in der Erwartung, daß die Umstände
fortdauern werden, welche für sie der Beweggrund waren, den Vertrag zu schließen. Hat sie sich darin getäuscht, so ist das
noch kein Grund, daß sie zurücktreten kann. In gewissem Umfang kontrahiert jeder auf seine Gefahr. Die frühere Meinung,
daß jeder privatrechtliche Vertrag unter der stillschweigenden Bedingung rebus sic stantibus abgeschlossen
sei, und daß deshalb der Rücktritt freistehe, wenn sich die Umstände dahin ändern, daß, wenn der neue Sachverhalt vorgelegen
hätte, als der Vertrag geschlossen wurde, dieser nicht abgeschlossen sein würde, ist längst aufgegeben.
Auch daß der andern Partei das Motiv mitgeteilt ist, welches die eine Partei zum Vertragsschluß bestimmt
hat, ist nicht entscheidend. Anders liegt die Sache, wenn die eine Partei das Geschäft von der Fortdauer des bestimmt bezeichneten
Umstanden abhängig gemacht hat und die andere Partei darauf eingegangen, also eine Bedingung verabredet ist. Allein ganz
abweisen läßt sich der Einfluß nicht. Veränderte Umstände Die Annahme, daß die Fortdauer gewisser Umstände für beide
Teile die selbstverständliche Voraussetzung oder die stillschweigende Bedingung gewesen sei, kehrt bei kritischen Fällen für
den Richter immer wieder.
Sie wird da zu berücksichtigen sein, wo es der Natur des Vertrags widersprechen würde, den Fortbestand der Verpflichtung
anzunehmen, wenn die Grundlage, auf welcher kontrahiert wurde, weggefallen ist. Nach Preuß. Landr. I,
5, § 378 kann jede Partei zurücktreten, wenn unvorhergesehene die Veränderte Umständedie Erreichung des Endzwecks beider Teile unmöglich machen.
Ein Teil kann alsdann vom andern nur insofern Entschädigung fordern, als die Veränderung durch dessen freie Handlung bewirkt
worden (§. 379). Wird durch die nur Veränderte Umständenur der Zweck des einen Teils ganz vereitelt, so kann derselbe zwar
zurücktreten (§. 380), muß aber, wenn die Veränderung in seiner Person sich ereignete, den andern entschädigen (§. 381).
Nach Deutschem Bürgerl. Gesetzbuch kann, wer aus einem gegenseitigen Vertrag vorleisten muß, bei Vermögensverschlechterung
des andern Teils die Leistung verweigern (§. 321). Im Völkerrecht gewähren wesentlich bei Veränderte Umständebei allen obligatorischen
Verträgen Rücktrittsrecht und zwar ohne Entschädigungspflicht (s. Völkerrechtliche Verträge).
der Wechsel der Bestimmungen an einem Beharrenden, seit alter Zeit ein Problem in der Philosophie, besagt,
daß ein Ding aufhöre zu sein, was es war, um zu werden, was es zuvor nicht war. Dieser Übergang aus
dem Sein ins Nichtsein, aus dem Nichtsein ins Sein, tritt mit der in den Grundgesetzen unsers Denkens wurzelnden Voraussetzung,
daß aus Nichts Nichts werden, und in Nichts Nichts verschwinden könne, in Konflikt. Erst durch Kants Kitik der Vernunft ist
hier eine Aufklärung gewonnen, indem erkannt ist, daß das Gesetz der Beharrlichkeit (Substantialität)
zwar ein
¶
mehr
Gesetz des reinen Verstandes ist, das aber nur in Beziehung auf die Erscheinungen in Raum und Zeit von gültiger Anwendung
ist; in den Erscheinungen aber ist die Thatsache der Veränderung unleugbar, nur in Beziehung auf die Veränderung in den Erscheinungen also ist
ein Beharrliches für uns erkennbar. Daß aber dieser ganze Gegensatz von Beharrung und Wechsel im Reiche
der Erscheinungen verbleibt, wird klar, wenn man die Relativität aller uns möglichen Bestimmungen eines Beharrlichen sich
zum Bewußtsein bringt. Eine absolut feste Bestimmung irgend eines Ortes im Universum, mithin einer Bewegung, ist nie zu erweisen,
nicht allein weil unsere Beobachtung begrenzt ist, sondern weil die Grenzenlosigkeit aller Relationen
in Raum und Zeit eine absolute Bestimmung des Objekts der Erscheinung überhaupt ausschließt. Ebenso verhält es sich mit
jeder andern Bestimmung von Wechsel und Beharrung.
C32H49NO9, eine organische Base, die sich neben einer andern Base, dem Sabadillin
im Sabadillsamen (s. Sabadilla), findet. Es erscheint als weißes krystallinisches Pulver oder,
aus Alkohol krystallisiert, in rhombischen Prismen von scharfem Geschmack und höchst giftigen Eigenschaften. In geringster
Menge in die Nase
[* 70] gebracht, erregt es das heftigste Niesen. Bei 119° schmilzt es zu einer wachsähnlichen
Masse. Konzentrierte Salpetersäure löst es mit gelblichroter, Schwefelsäure
[* 71] mit karminroter, Salzsäure mit violetter
Farbe. Man unterscheidet drei in ihren Eigenschaften und Verbindungen wesentlich abweichende Modifikationen des Veratrin: das krystallisierte
reine Veratrin oder Cevadin, leichtlöslich in Äther und Alkohol, unlöslich in kochendem Wasser, das lösliche oder amorphe Veratrin, löslich
in kaltem Wasser, und das unlösliche amorphe Veratrin.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit 9 Arten in der nördl. gemäßigten Zone, krautartige
Gewächse mit dickem Rhizom
[* 72] und hohem reichblühendem Stengel,
[* 73] die Wurzelblätter sowie die am untern Teile des Stengels stehenden
sind breit und stark gefaltet, die in der Blütenregion vorhandenen schuppenartig. Die mit sechsteiliger
glocken- oder radförmiger Blütenhülle, sechs Staubgefäßen und einem dreifächerigen Fruchtknoten versehenen Blüten sind
kurz gestielt und haben eine rötliche oder grünlichgelbe Farbe. In Deutschland kommt nur die weiße Nieswurz oder Germer (Veratrum albumL.) vor, und zwar auf hoch gelegenen Wiesen der Alpen und des Riesengebirges. Der Wurzelstock ist unter
dem Namen Rhizoma Veratri oder Radix Hellebori albi offizinell und enthält ein starkes Gift, das dem Veratrin (s. d.) ähnliche
Jervin (s. d.). Der in Südeuropa vorkommende schwarze Germer (Veratrum nigrumL.) mit dunkelroten Blüten ist nicht selten Zierpflanze.
das absichtliche Aufgeben eines Gutes, das zu unserer rechtlichen Verfügung steht
oder das wir glauben erlangen zu können. Es ist eine Veräußerung des Besitzes (s. d.), wenn die Sache weggeworfen wird, zugleich des
Eigentums, wenn sich der Veräußerer dasselbe zuschreibt; des Eigentums, wenn der Eigentümer absichtlich unthätig bleibt,
damit ein anderer, welcher die dem Eigentümer gehörige Sache von einem Dritten in gutem Glauben gekauft
hat, das Eigentum durch Ersitzung erwirbt.
Gewöhnlich versteht man unter
Veräußerung die Übertragung eines Rechts, welches der Veräußerer hat oder zu haben glaubt, auf einen
andern, einschließlich der Belastung durch Bestellung eines Dinglichen Rechts (s. d.), z. B. Bestellung eines Pfandrechts oder
einer Dienstbarkeit an einer Sache, die uns gehört oder von der wir glauben, daß sie uns gehört. Die Veräußerung umfaßt
aber auch in diesem Falle nicht bloß den Akt der Übergabe (s. d.), der Auflassung (s. d.), der Cession (s. d.)
des Forderungsrechts, mit welchen Akten das veräußerte Recht auf den andern übergeht, sondern zugleich
das diesen Akten zu Grunde liegende obligatorische Rechtsgeschäft, z. B. Kauf, Tausch, Schenkung, also den Titel (s. d.) für
den Erwerb des Rechts.
Eine Veräußerung liegt dann nicht vor, wenn ein Erwerb abgelehnt, z. B. ein Vermächtnis oder eine Erbschaft ausgeschlagen wird, in der
selbstverständlichen Voraussetzung, daß der Erwerb nicht bereits, wenn auch ohne eine Handlung des Veräußerers,
gemacht war.
Das Privatrecht gestattet grundsätzlich jedem, das zu veräußern, was er glaubt veräußern zu können. Das Privatrecht
sichert dem Einzelnen den Genuß seiner Güter, ohne daß er auf das Wohl und Wehe der andern Rücksicht zu nehmen braucht.
Die freie Veräußerlichkeit seiner Güter und der dadurch zu erhoffende Vorteil knüpft den Einzelnen
wieder durch den güterrechtlichen Verkehr an die Allgemeinheit, und da derselbe Grundsatz nach dem Recht aller Völker gilt,
wird damit für das Mobiliarvermögen die Möglichkeit eines internationalen Verkehrs eröffnet.
Indessen haben politische, sociale und selbst rechtliche Gründe der freien Veräußerlichkeit Grenzen
[* 74] gezogen. Von der Person des Veräußerers ist eine gewisse wirtschaftliche Reife zu fordern; deshalb läßt das Recht die Geschäftsfähigkeit
für Veräußerung und Verpflichtungen mit einem spätern Alter beginnen als die Erwerbsfähigkeit (s. Handlungsfähigkeit). Personen,
welche sich durch ihre Verschwendung unfähig zur selbständigen Verwaltung ihres Vermögens gezeigt haben, kann diese
Geschäftsfähigkeit durch Entmündigung wieder entzogen werden.
Den Zahlungsunfähigen wird sie mit der Konkurseröffnung für die zur Konkursmasse gehörigen Güter entzogen. Bezüglich
der für die Allgemeinheit gefährlichen Sachen, wie Sprengstoffe, Gifte u. s. w., ist der freie Verkehr eingeschränkt. Manche
Rechte sind überhaupt an die Person ihres Inhabers gebunden. Endlich können gesetzliche Veräußerungsverbote
(z. B. der Familienfideïkommisse), für den einzelnen Fall erlassene richterliche (z. B.
Arrest oder einstweilige Verfügung) oder vertragliche oder testamentarische Bestimmungen Veräußerung ausschließen oder
beschränken. Die Wirkungen und ebenso die Tragweite der Veräußerungsverbote sind nicht durchgängig dieselben (DeutschesBürgerl. Gesetzb. §§. 135-137).