der Republik, von
Andrea del Verrocchio und Leopardo, von dem auch der schöne Marmorsockel herrührt (1495; s.
Tafel:
Italienische Kunst IV,
[* 1]
Fig. 7);
das Reiterstandbild Victor Emanuels II. von E.
Ferrari (1887),
das Erzstandbild des
Fra Paolo Sarpi (1892) und die beiden alten griech.
Säulen
[* 2] der
Piazzetta mit der Marmorstatue
des heil.
Theodor und dem ehernen Markuslöwen (1892 restauriert).
Kirchen. Venedig
[* 3] hat etwa 100 kath.
Kirchen, je eine
Kirche der Griechen, unierten Armenier und der
Protestanten und mehrere
Synagogen.
Die bedeutendste
Kirche ist die Patriarchal- oder St. Markuskirche an der Ostseite des Markusplatzes (s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 2), dem Evangelisten
Markus geweiht, dem Schutzheiligen der Stadt, dessen Gebeine 829 ans
Alexandria
hierher gebracht worden sein sollen, 830 begonnen, 976 nach einem
Brande erneuert, eine roman. Backsteinbasilika, im 11. Jahrh.
nach byzant.
Mustern umgebaut und mit orient. Pracht (Mosaiken,
Gold,
[* 4]
Bronze,
[* 5] orient. Marmor) ausgestattet und im 15. Jahrh.
mit got. Zuthaten versehen. Die
Kirche bildet ein griech. Kreuz,
[* 6] trägt fünf byzant.
Kuppeln und enthält 500, meist orient.
Säulen mit reichen
Kapitälen in allen Marmorarten.
Über dem Hauptportal ein antikes Viergespann ans vergoldetem
Erz, wahrscheinlich
vom
Triumphbogen Neros, dann
Trajans in
Rom,
[* 7] später in
Konstantinopel,
[* 8] 1797-1815 inParis;
[* 9] im Innern Mosaiken,
die Pala d’oro am
Altar,
[* 10] eine Schmelzarbeit mit Juwelen auf goldenen und silbernen Platten, 1105 in
Konstantinopel gefertigt
und im 14. Jahrh. erneuert; in der Kapelle
Zeno das Grabmal des Kardinals Giambattista
Zeno mit Erzstatuen und ein prächtiger
Altar mit Erzgruppen (s.
Tafel:
Altäre II,
[* 1]
Fig. 3), in der Schatzkammer Kostbarkeiten.
Der
Kirche gegenüber der viereckige
Glockenturm (98 m) mit
Vorbau (Loggetta) von Sansovino (1540), vier Bronzestatuen und Erzthüren
(1750), seitwärts der Uhrturm (1496) mit zwei ehernen
Riesen auf der
Plattform und berühmtem Uhrwerk;
an der Nordseite der
auf Löwen
[* 11] ruhende Marmorsarkophag
DanieleManins,
Diktators der Republik 1848.
Ändere bemerkenswerte
Kirchen
sind
San Giobbe, seit 1412 von Pietro Lombardo im Frührenaissancestil erbaut, mit schönem
Portal, Ornamenten und Reliefs;
San Zaccaria, 1457-1515 von Martino Lombardo im Übergangsstil zwischen
Gotik
und Renaissance erbaut, mit drei Schiffen, rundbogigen
Arkaden, got. Hochaltarnische, Chorumgang und Kapellenkranz;
Sta. Maria
Formosa, mehrfach umgebaut, eine Kreuzkirche mit
Kuppel, im Innern ein Gemälde von
Palma Vecchio (heilige
Barbara);
die prächtige
Kirche Santi
Giovanni e Paolo (94 m lang, 40 m breit), 1240-1430 in ital.
Gotik errietet, mit Grabmälern
mehrerer Dogen;
Sta. Maria dei Miracoli
in
Frührenaissance, 1481 von Pietro Lombardo aufgeführt, mit reicher Marmorinkrustation
und reizenden Ornamenten;
die got. ehemalige Franziskanerkirche Sta. Maria gloriosa dei Frari,
1250-1338 erbaut, reich an Denkmälern und Gemälden (Altarblätter von
GiovanniBellini [s.
Tafel:
Italienische Kunst
VI,
[* 1]
Fig. 3] und
Tizian, 1526) und mit prächtigen Chorstühlen (1458-68);
San Sebastiano, 1506-18 erbaut und neuerdings wiederhergestellt,
mit Gemälden und der Grabstätte des Paolo Veronese;
Sto. Stefano, eine got.
Kirche des 14. Jahrh., mit zierlicher
Backsteinfaçade und Holzgewölbe;
die großartige Kuppelkirche Sta. Maria della Salute (s. Taf. II,
[* 1]
Fig.
8) am
Ostende
[* 12] des
GroßenKanals, 1631-56 von Longhena zum Andenken an die
Pest (1630) erbaut, mit drei Kapellen und Bildern
von
Tizian;
südlich von der
Piazzetta auf der
InselSan GiorgioMaggiore die schöne dreischiffige Kuppelkirche
San GiorgioMaggiore, 1560 von Palladio begonnen, die Façade 1575 von Scamozzi beendet, mit prächtigem Innern und schönen
Chorstühlen in Barockstil;
auf der
InselGiudecca die ehemalige Franziskanerkirche del Redentore, 1576 von Palladio erbaut.
Weltliche Bauten. Der Markusplatz ist auf drei Seiten von Prachtbauten aus Marmor eingeschlossen. DiePaläste,
die sog. Prokurazien (Prokuratien), dienten einst als Wohnung für die Prokuratoren von
San Marco. Der nördl. Flügel, die
alten Prokurazien, ist 1496-1520 von Pietro Lombardo,
Bartolommeo Buon dem
Jüngern und
Guglielmo Bergamasco erbaut; der südliche,
die neuen Prokurazien, von Scamozzi 1584 begonnen, dient jetzt mit der anstoßenden ehemaligen
Bibliothek als
königl.
Palast und enthält moderne Zimmer mit alten und neuen Gemälden; das
Gebäude an der Westseite, Atrio oder
Nuova Fabbrica,
wurde 1810 errichtet.
Die ehemalige
Bibliothek an der
Piazzetta, 1536 von Jac. Sansovino begonnen, ist eins der schönsten
Gebäude des 16. Jahrh.
und enthält im großen Bibliotheksaal Deckengemälde von Paolo Veronese,
Schiavone u. a., Wandbilder
von
Tintoretto und Molinari. Der
Bibliothek gegenüber, mit der 75 in langen Westseite der
Piazzetta, mit der Südseite (71
m) der Lagune zugekehrt, erhebt sich neben der Markuskirche der Dogenpalast, ein durch seine
Anlage wie durch die ernste Schönheit
seiner
Architektur und durch seine kostbaren Gemälde hervorragendes
Gebäude. Er ist 800 gegründet, später
fünfmal zerstört und immer prächtiger wiederhergestellt.
Der (1873-89 restaurierte) mit farbigen Marmorplatten bekleidete Außenbau mit den schönen Spitzbogenhallen übereinander
ist 1424-42, angeblich von Giov. Buon und seinen
Söhnen im got.
Stil aufgeführt. Besonders schön ist die von 71
Säulen getragene,
reich gegliederte obere Bogenhalle,
Loggia; das schöne
Portal neben der Markuskirche, die
Porta della
Carta,
1438-43 von Giov. und
Bart. Buon dem
Ältern ausgeführt, zeigt den Übergang von Spätgotik zur Renaissance. Der prächtige
Hof
[* 13] (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 1) ist zu Ende des 15. Jahrh.
vonAnt. Bregno undAnt. Scarpagnino begonnen, jedoch erst 1550 und nur zum
Teil vollendet. Die beiden bronzenen
Brunnenköpfe stammen aus den Jahren 1556 und 1559. Auf der Aufgangstreppe, der Scala dei Giganti, die riesigen Gestalten
des
Mars
[* 14] und Neptun von Jac. Sansovino (1554); auf dem obersten Treppenabsatz wurden die Dogen gekrönt; gegenüber zwei
Statuen,
Adam undEva, vonAnt. Rizzo (1462). Das
Innere ist, da der große
¶
mehr
Brand von 1577 die Werke der großen Meister des 15. und 16. Jahrh. vernichtet hat, das Museum der Tintoretto, PalmaGiovine,
Paolo Veronese u. a. geworden. In dem prächtigen Saal des GroßenRates die Glorie V.s von P. Veronese und Tintorettos Paradies,
das größte Ölbild der Welt. Die berühmte Markusbibliothek enthält auch viele Handschriften, byzant.
Buchdeckel, Miniaturen (Breviarium des Kardinals Grimani) u. a., das archäol. Museum in der ehemaligen Wohnung
dee Dogen Münzen,
[* 16] röm. und griech. Marmorbildwerke.
Die Kellerräume (pozzi) dienten als Gefängnisse und Hinrichtungsplatz für polit. Verbrecher. Die berüchtigten Piombi,
Gefängnisse unter dem Bleidache des Palastes, nebst Folterkammer, wurden 1797 zerstört. Im Osten des
Dogenpalastes und von ihm durch einen Kanal
[* 17] getrennt, den die Seufzerbrücke, Ponte dei Sospiri, überbrückt, die Carceri
oder Prigioni criminali, Gefängnis für gewöhnliche Verbrecher. Die Zahl der Paläste ist sehr groß; viele Familien, die
sie einst besaßen, sind jetzt ausgestorben oder verarmt.
Die meisten Paläste liegen mit ihrer Hauptfront nach dem GroßenKanal; einige von ihnen sind Sitz städtischer
Behörden oder öffentlicher Anstalten. Byzantinisch sind die Paläste Farsetti (einst Dandolo) und Loredan (beide Sitz der
Municipalität), Cà da Mosto und Fondaco de’ Turchi aus dem 12. Jahrh. (letzterer jetzt erneuert und für das städtische
Museum eingerichtet); die meisten Paläste sind gotisch und gehören dem 15. Jahrh. an, darunter Palazzo
Bernardo, das früheste Beispiel der Gotik in Venedig, Dandolo, Bembo, Pisani, Sagredo, Barbaro (14. Jahrh.), Giustiniani, Da Mula, Cavalli
mit schönen Fenstern (jetzt restauriert), Contarini degli Scrigni, Foscari (so genannt, seit der Doge Franc. Foscari das obere
Stockwerk aufgesetzt hatte), jetzt höhere Handelsschule, Contarini-Zaffo, Ariani, Vanaxel und Cà d’oro,
der zierlichste got. Palast. Im Stil der Lombardi ist der Palazzo Dario (15. Jahrh.);
der Frührenaissance gehören an die Paläste
Bendramin Calergi, 1481 von Pietro Lombardo erbaut, einer der sehenswertesten;
Contarini delle
[* 15]
Figure (1504-64), Corner Spinelli
und de’ Camerlenghi, 1525 von Guglielmo Bergamasco erbaut;
der Renaissance: Malipiero, Grimaldi, Papadopoli,
im venet.
Stil erneuert, und Flangini (unvollendet); der Hochrenaissance: Grimani, Meisterwerk Michele Sanmichelis (16. Jahrh.),
jetzt Appellationshof, und Balbi;
der Spätrenaissance ein zweiter Palast Contarini degli Scrigni, im 16. Jahrh. von Scamozzi
erbaut, und Pesaro von Longhena (17. Jahrh.; s. Taf.
I,
[* 15]
Fig. 5).
Ferner sind noch zu nennen Fondaco dei Tedeschi (s. Fondaco), seit dem 13. Jahrh. Warenhaus der deutschen Kaufleute,
nach einem Brande von 1505 nach dem Plane des Girolamo Tedesco neu aufgeführt (jetzt Hauptpostamt und Finanzintendanz); Corner
della CàGrande, 1532 von Jac. Sansovino erbaut, mit sehr großem Hof (jetzt Sitz der Präfektur);
Labia
(17. Jahrh.) mit Fresken von Tiepolo (Antonius und Cleopatra);
Corner della Regina, 1724 von Rossi erbaut (jetzt Leihhaus);
Loredan,
von Sansovino und Palladio beendet (jetzt Sitz des Instituts der Wissenschaften), und Rezzonico, großer Palast des 17. und 18. Jahrh.,
erbaut von Longhena und Massari.
Die Scuola di San Marco, 1485 von den Lombardi erbaut, mit schönen Reliefe
(jetzt Teil des großen Ospedale Civico); die Scuola di San Rocco, das Haus der St. Rochusbruderschaft, begonnen 1517, enthält
eine prächtige Façade,
schöne Treppe
[* 18] und Säle, mit 57 Gemälden von Tintoretto geschmückt. Das Arsenal, vor dessen
Eingang vier berühmte, 1687 (einer vom Piräus) hierher gebrachte antike Löwen stehen, hat ein schönes Frührenaissancethor
(1460), große Werften für den Bau von Schiffen, Bassins, Trockendocks, Magazine, Werkstätten, Geschützgießerei und ein Museum
(Schiffsmodelle, Rüstungen,
[* 19] Trophäen, Waffen) und ist mit Mauern und Festungswerken umgeben. Zur Blütezeit der Republik
beschäftigte das Arsenal 16000 Arbeiter, im 18. Jahrh. kaum 2-3000.
Unterrichts- und Bildungsanstalten. Institut und Akademie der schönen Künste (1807 gegründet) in der Scuola di Sta. Maria
della Carità, dem Versammlungsort dieser Bruderschaft, enthält fast nur Bilder venet. Meister, darunter die Himmelfahrt Mariä
und andere Meisterwerke Tizians, Giov. Bellinis, Carpaccios, Pordenones, Rocco Marconis, Bonifazios, Tintorettos,
Paolo Veroneses u. a., im ganzen 700 Bilder; das königl. Institut der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, 1838 gegründet,
im Palazzo Loredan zu San Stefano; königl. Nationalkonvikt, zwei Lyceen mit zwei Gymnasien, Patriarchalseminar
mit kleiner Gemäldesammlung, armenisches Erziehungsinstitut, astron. und meteorolog.
Observatorium, nautisches Institut mit Sternwarte,
[* 20] technisches Institut, höhere Handelsschule, Kunstgewerbeschule, 2 technische
Schulen, eine Maschinistenschule, Hebammenschule, Elementarkonvikt und Normalschule für Mädchen, höhere Mädchenschule,
Taubstummenanstalt, Erziehungsinstitute für Knaben und Mädchen, Konservatorium der Musik, Athenäum, ferner das Staatsarchiv
im Kloster Frari mit 14 Mill. Urkunden (bis 883 zurück) in 264 Räumen, die Markusbibliothek und das Archäologische Museum
im Dogenpalast und das Städtische Museum, vereinigt mit der ehemaligen Correrschen Sammlung (Skulpturen,
ethnogr. Sammlung, Holzschnitzereien, Majoliken, Steine, Gläser u. a.). Von den Theatern ist das Theater
[* 21] La Fenice, 1837 von
Meduna erbaut, für 3000 Zuschauer, das größte; ferner bestehen die TheaterRossini, Goldoni, Malibran, Lido und Minerva (Marionetten).
Wohlthätigkeitsanstalten. Ein großes Krankenhaus
[* 22] (Ospedale civico) in der ehemaligen Scuola di San Marco,
ein Militärkrankenhaus, Irrenhäuser auf den InselnSan Servilio und San Clemente, zwei Waisen-, ein Findelhaus, Kinderbewahr-,
Rettungs- und Versorgungsanstalten. Eine Wasserleitung
[* 23] führt vom Festlande in die Stadt.
Von Gärten sind zu nennen die Giardini pubblici, ein 1807 auf Befehl Napoleons angelegter Volksgarten mit
dem Gebäude für Gemäldeausstellungen, der Giardino Papadopoli, Giardino Reale und der Garten
[* 24] des Patriarchalseminars. Teile,
oder gewissermaßen Vorstädte von Venedig bilden die InselnGiudecca (s. d.), San GiorgioMaggiore mit Garten, Sta. Elena, SanMichele
(die Friedhofsinsel) und Murano mit Glasfabriken. Entfernter liegen San Lazzaro mit armenischem Kloster, der Lido mit
Anlagen, Pferdebahn und Seebädern, Malamocco und Sant’ Erasmo mit Gemüsebau. Venedig bildet eine starke Festung,
[* 25] welche auf
der Landseite durch das verschanzte Lager
[* 26] von Mestre mit den Forts Malghera und Campalto und einigen neuern Batterien nördlich
von der Stadt, von der Seeseite durch zahlreiche Forts auf dem Lido (San Pietro und Alberoni bei Malamocco,
Quattro Fontane, San Nicolò auf dem Lido, Forte Vecchio und Nuovo, ForteTre Porti) geschützt ist.
¶
Das 15. Jahrh. bezeichnet den Höhepunkt der Macht V.s, es war Mittelpunkt des Welthandels.
Der Handel, welcher 1421 nicht weniger als 3345 Schiffe
[* 32] mit 36000 Matrosen und 16000 Bauarbeitern beschäftigte, ging
seit der Entdeckung von Amerika
[* 33] und des Seeweges nach Ostindien
[* 34] zurück, hat jedoch durch den Anschluß
der Stadt an das oberital. Eisenbahnnetz (1845), durch die Eröffnung der Eisenbahnen nach Kärnten und Tirol
[* 35] sowie des Sueskanals
wieder zugenommen; durch die Anlage der Stazione Marittima am Westende der Stadt mit Eisenbahngleisen können die Dampfer unmittelbar
auf die Eisenbahn umladen; ferner sind in neuerer Zeit Magazine und Freilager für Durchgangshandel errichtet
worden.
Der Wert der Einfuhr betrug 1892: 242,577, 1893: 226,688, 1895: 160,277, der Ausfuhr 191,115, 179,142 und 65,577
Mill. Lire. Haupthandelsartikel sind Getreide
[* 36] und Mehl,
[* 37] Garne und Gewebe,
[* 38] Öl, Rohstoffe für Spinnereien, Wein und Branntwein,
Metalle, Bau- und Brennholz, Kohlen, Glas- und Kolonialwaren, Rohseide, Früchte, Hanf, Häute und Felle, Schlachtvieh,
Fische,
[* 39] Käse, Tabak und Chemikalien. 1895 liefen 3595 Schiffe mit 1227168 Tonnen ein und 3551 Schiffe mit 1243744 Tonnen aus.
Hafeneinfahrten für Venedig sind Malamocco und für Schiffe geringern Tiefgangs Lido. Venedig hat zahlreiche Dampferverbindungen, namentlich
nach der Levante, Ägypten
[* 40] und dem Orient.
Geschichte. S. Venedig, Republik.
Vgl. Cicognara, Diedo und Selva, Fabbricche più conspicue di Venezia (2 Bde., Vened. 1815,
1820);
Republik bis 1797, dann österr. Provinz bis 1805 und wieder 1814-66, bildete 1805-14 einen Teil des franz.
Vicekönigreichs Italien
[* 44] unter Eugen Beauharnais und gehört jetzt als Compartimento Venetien (s. d.) zum Königreich Italien.
Wie die nordwestl. Küste des AdriatischenMeeres, so waren auch die benachbarten Laguneninseln Heraclea,
Grado, Malamocco und Chioggia zum Teil schon unter der Römerherrschaft bewohnt von dem wahrscheinlich illyrischen Volksstamm
der Veneter. Die Verheerung des Festlandes in der Völkerwanderung und insbesondere die Zerstörung der reichen und stark bevölkerten
StädteAquileja und Padua
[* 45] durch Attila (452) zwang die Bewohner, auf den Fischer- und Schifferinseln eine
Zuflucht zu suchen, auf denen nun städtische Gemeinwesen unter selbstgewählten Tribunen entstanden; diese stellten sich
nach dem Fall des Ostgotenreichs unter die Hoheit von Byzanz und seines Vertreters, des Exarchen von Ravenna.
Nach dem Vorbild der Herzogtümer auf dem Festlande setzten die Inseln 697 einen Dogen (s. d.) über sich,
den die 12 Tribunen auf Lebenszeit wählten. Nach einer Zeit der Verwirrung (bis 742) übertrug der neu gewählte Doge Deodato
Orso den Sitz der Gemeinderegierung von Heraclea nach Malamocco und schloß mit dem Langobardenkönig Ratchis einen Bund. Mit
dem Rückgang der byzant. Macht gewann an Unabhängigkeit. Als nicht Karl d. Gr., wie die Sage singt,
aber sein Sohn Pippin Venedig unterwerfen wollte, zog sich die Bevölkerung unter Freigabe von Malamocco, Heraclea, Jesolo, Fossone
und Brondolo nur auf die weiter vom Land abliegende feste Insel Rialto (Rivus altus, Hochufer) hinaus, die nun der dicht bevölkerte
Mittelpunkt des Gemeinwesens wurde. Hier ward 811 der Leiter der Verteidigung gegen Pippin, Partecipazio,
zum Dogen gewählt, welcher der Eifersucht unter den Inseln ein Ende machte, indem er Rialto eine besondere Weihe gab durch
Überführung der Gebeine des heil. Markus nach ihr; von diesem Schutzheiligen wurde Venedig dann später auch die Republik von
San Marco genannt.
In der Folgezeit bildete sich dann die für V.s Aufblühen so glückliche Verfassung heraus, in welcher an der Spitze einer
Zahl edler Familien und doch gebunden an die Zustimmung des ganzen Volks Einer in der Stellung eines Präsidenten den Staat
verwaltete. Erst mit der Umbildung dieser gemäßigt aristokratischen Ordnung zu einem geschlossenen
und drückenden Geschlechterregiment begann das Sinken der Republik. Die Machtentfaltung V.s nach außen begann unter Orseolo
II., der 991 Doge wurde.
Die Kämpfe gegen die Narentanen wurden mit Erfolg geführt und die oft erneuten Aufstände der Dalmatiner, namentlich Zaras,
immer wieder niedergeworfen. Der große Kampf des 11. Jahrh. zwischen
Kaiser und Papst ließ Venedig fast unberührt, da die Seestadt von der Heerstraße der deutschen Kaiser, die vom Etschthal über
Verona
[* 46] nach der Lombardei führte, abseits lag und der Blick des Papstes durch die mächtigen Patriarchate von Aquileja und Ravenna
von dem dazwischenliegenden, kirchlich weniger bedeutenden bloßen Bistum Venedig (Grado) abgelenkt wurde.
Als sich die Normannen von Byzanz losrissen und ein eigenes mächtiges Reich gründeten, wurden die in ihrer Seemacht bedrohten
Venetianer die Verteidiger und Bundesgenossen des griech. Kaisertums. Allein durch die
Niederlage, welche Venedig bei Durazzo 1082 gegen Robert Guiscard (s. d.) erlitt, mußte es sich überzeugen,
daß es besser sei, mit diesen tapfern Kriegern sich zu verbünden, als sie zu bekämpfen. Schon zum Beginn des 12. Jahrh.
schlossen sich die Venetianer den Normannen bei ihrem Vordringen in Palästina
[* 47] an, während sie zugleich unter ihrer Deckung
ihre großartige Handelsstellung im Orient, zu dem sie schon bisher ausgedehnte Beziehungen gehabt hatten,
ausbauten. Als dann am Ende des 12. Jahrh. die unterital. Normannen in Ermattung zurücksanken und ihr Reich in der Hohenstaufenherrschaft
aufging, übernahm Venedig unter Enrico Dandolo (s. d.) die Führung im Osten, nachdem bereits 1177 KaiserFriedrich I. (s. d.) seinen
Friede mit dem Papst Alexander III. in der
¶
mehr
Lagunenstadt durch die Vermittelung des Dogen Sebastiano Ziani gesucht und gefunden hatte. Jetzt zerschlug an der Spitze der
Kreuzfahrer das Oströmische Reich (s. Byzantinisches Reich) und schuf in dessen Gebiet das lat. Kaisertum mit den von ihm
abhängigen Vasallenstaaten, während es zugleich sich die ausschlaggebende Stellung an der Seite des
neuen lat. Kaisertums und diejenigen Plätze vorbehielt, welche den Levantehandel, der durch
das SchwarzeMeer ging, beherrschten.
Als die erschlaffenden Einflüsse des orient. Lebens die in Byzanz gegründeten Reiche und Fürstenhäuser rasch zersetzten,
deren Macht Venedig aus Politik von vornherein unterbunden hatte, begann der Sturz von V.s Herrschaft im Osten.
Das guelfische Genua,
[* 49] längst von Neid erfüllt gegen Venedig, aber durch das feindliche normännisch-deutsche Stauferreich
und das mit ihm verbündete Pisa
[* 50] am Kampfe verhindert, eröffnete ihn nun, wo es nach Friedrichs II. Tod nicht mehr selbst
bedroht war, indem es das in Nicäa wieder aufgestandene griech. Kaiserreich bei der Rückeroberung
von Konstantinopel 1261 unterstützte; dafür dankten die griech. Kaiser den Genuesen dadurch, daß sie ihnen die Handelsstraße
nach dem Orient durch das SchwarzeMeer unter Verjagung der Venetianer eröffneten. Venedig sah sich so genötigt, sich einen neuen,
südlichen Weg nach der Levante über Arabien zu erschließen; allein das Wachstum der dort sich erhebenden
Moslimherrschaften und der Rückgang der christl. Reiche in Syrien und Palästina machte dies zu einer schwierigen Aufgabe, und
als dem Falle des Stauferreichs in Unteritalien (1268) auch der von Pisa (1284) folgte, während andererseits die Bildungeiner für Genua hinderlichen starken angiovinischen Gegenmacht in Unteritalien durch die Festsetzung
der Aragonesen in Sicilien ausgeschlossen wurde, da konnte Genua an die Vernichtung V.s denken, unterstützt von dem Haß
der übrigen StädteItaliens
[* 51] gegen die Handelsherrschaft der Lagunenstadt.
Dazu kamen die innern Wirren der Republik, in welcher die leitende Aristokratie sich unter Pietro Gradenigo (1297) zur Ausschließung
aller neu aufkommenden Elemente hatte verführen lassen; dies und der Übermut dieser Patricier gegen
das geringe Volk führte im 14. Jahrh. zu einer Reihe von Empörungen (s.
Tiepolo und Falieri). Mehrmals (1298, 1358, 1379) brachte der mehr als hundertjährige Krieg Venedig dem Untergang nahe, um so mehr,
als Genua die Unterstützung von Ungarn
[* 52] und Padua für sich hatte.
Endlich aber hatte die Festsetzung der Genuesen in Chioggia (1379) die alte Kraft
[* 53] wieder wachgerufen; die Gegner wurden dort
von Andrea Contarini und Carlo Zeno eingeschlossen und Genua zum Frieden und zur Anerkennung der Seeherrschaft der Lagunenstadt
gezwungen. 1387 erhielt dann durch den Anschluß der bisher zu Neapel
[* 54] gehörigen InselKorfu
[* 55] Venedig einen gewissen
Ersatz für Dalmatien, welches 1380 an Ungarn abgetreten worden war, um dieses vom Bunde mit Genua abzuziehen, und am Ende des
Jahrhunderts sah sich Genua von Mailand
[* 56] so bedroht, daß es sich unter die Schutzherrschaft von Frankreich begab, während
die Verbindung von Neapel und Ungarn Venedig erspart blieb infolge des Widerstandes der Päpste gegen diese auch
für sie gefährliche Umspannung.
Die Kriege mit Genua, Ungarn und dem eigenen Hinterland hatten aber in Venedig dem Gedanken Eingang verschafft, sich auf dem Festlande
eine starke Rückendeckung zu schaffen, und nachdem bereits mehrere Herrschaften
durch die Bedrohung von
seiten Mailands gezwungen worden waren, sich unter V.s Schutz zu flüchten, begann die Republik unter F. Foscari (s. d.),
sich der Eroberung der Terra firma (s. d.) in weiterm Umfange zuzuwenden. Im ganzen glücklich bei dieser Unternehmung, hatte
Venedig 1448 seinen Besitz ausgedehnt über Padua, Vicenza, Verona, Feltre, Bassano, Belluno, Friaul, Brescia und
Bergamo sowie Crema.
Zugleich erweiterte sich V.s Macht im Osten infolge des Vordringens der Osmanen, welches die griech. Despoten des Rückhalts
an einem starken Kaisertum in Byzanz beraubte; deren Gebiete wurden nun teils mit Gewalt, teils durch Auskaufung an die Republik
gebracht. Die bedeutendste dieser Neuerwerbungen war Cypern
[* 57] 1473 (s. Cornaro). Ebenso trug das Vordringen
der Osmanen dazu bei, Ungarn, das auch an innern Wirren zu leiden begann, von der bisherigen Bedrohung der venet.
Besitzungen in Istrien
[* 58] und Dalmatien abzuziehen. So spielte jetzt die nationale Zerrissenheit in Italien einerseits und andererseits
das europ. Unglück des Vordringens der Osmanen den Venetianern das in die Hand,
[* 59] was ihre größten Kraftanstrengungen
ehemals kaum zu erreichen vermocht hatte; diese äußere Lage mußte dahin wirken, daß die leitenden Persönlichkeiten der
Republik nicht in einer umfassenden Wertung der Weltlage und Entwicklung kühner Energie, sondern in handelsmännisch-kluger
Benutzung der jedesmal vorliegenden Konjunktur das Heil suchten. In demselben Sinne wirkte auf die leitenden
Männer die Verfassung und innere Lage des Staates, in welchem es sich darum handelte, durch geringe Staatslasten und Freiheit
vom Kriegsdienste, der den Söldnern (s. Condottieri) überlassen wurde, die von der Leitung des Staates ausgeschlossene Masse
in Zufriedenheit und Ruhe zu erhalten und große Unternehmungen auch deshalb vermieden werden mußten,
damit nicht durch deren glückliche Durchführung aus der Mitte der Aristokratie eine überragende Persönlichkeit zur alleinigen
Herrschaft emporgetragen werde.
Diesem innern Verfall folgte der äußere auf dem Fuße; zuerst nahmen die Osmanen, nach der Eroberung von Konstantinopel nun
mit voller Kraft sich gegen Venedig wendend, diesem die Inseln des griech. Meeres einschließlich Euböas, ihre
Besitzungen auf Morea und Albanien ab. Dann brachten die Portugiesen durch die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien (1498)
die Venetianer um den Handel mit diesem, während gleichzeitig die Auffindung der Neuen Welt den Spaniern unermeßliche
Mittel in die Hände gab, die eine auch für Venedig verderbliche Preisrevolution in Europa
[* 60] bewirkten.
Und schließlich einigten sich die fremden Mächte, deren Einfällen in Italien Venedig ruhig zugesehen, um sie nur zur eigenen
Machterweiterung zu benutzen, in der Liga von Cambrai (1508) zur Vernichtung der Republik. Dieses Äußerste gelang
nun zwar der Diplomatie V.s zu vermeiden durch die Bildung der Heiligen Liga (1511) und ein Bündnis mit Frankreich (1513); dennoch
verlor Venedig Cremona und die Romagna dauernd. Der Krieg gegen die Türken (1540) im Bund mit Karl Venedig und dem Papste kostete der Republik
neue Opfer; außer der Zahlung von 300000 Scudi mußte man die Abtretung von Skio, Palmosa, Cesina, Nio,
Parov, Malvasia und Nauplia zugestehen, und infolge der Zögerungen der Verbündeten ging dann 1571 auch noch Cypern verloren.
Aber mit der Schlacht von Lepanto (s. d.) begann auch äußerlich der neue
¶
mehr
Aufschwung. Doch erst als nach dem Dreissigjährigen KriegeSpanien
[* 62] zurücksank, seine Machtstellung in Italien zu schwanken
anfing und sich Österreich
[* 63] von ihm unabhängig machte, blühte die neue Zeit eines glorreichen Kampfes im Orient auch für
Venedig voll wieder auf. Zwar ging Candia trotz heldenmütigen Kampfes 1669 verloren; aber als vor Wien die
Kraft der Osmanen gebrochen war, ging an Österreichs Seite siegreich vor; Sta. Maura, einige Plätze in Dalmatien, Morea, Ägina
wurden wiedergewonnen, und wenn auch durch den Spanischen Erbfolgekrieg die Osmanen Gelegenheit bekamen, Morea wieder zurückzuerobern,
so erhielt dafür Venedig im Paßarowitzer Frieden wenigstens Korfu und Dalmatien.
Nach dieser Anstrengung zog sich die Republik in sich selbst zurück und ließ sich auch nicht durch
den österr.-türk. Krieg von 1738 bis 1740 aus dieser Politik der bloßen Erhaltung desBesitzes und der Beschränkung auf den
Schutz seiner Handelsinteressen herauslocken; ebenso überließ es Italien sich selbst und den aufstrebenden Savoyern.
Als dann die Heere derFranzösischen Revolution in Italien einbrachen, suchte die Republik in äußerlicher Erhaltung derNeutralität
bei thatsächlicher Begünstigung der Gegner Frankreichs ihr Heil.
Aber Napoleon erklärte der Republik 1797 den Krieg, die nun durch Abschaffung der aristokratischen Verfassung und Aufrichtung
einer Demokratie sich zu retten suchte; aber umsonst. Der Doge Manin sah die Unmöglichkeit des Widerstandes
ein und dankte 12. Mai ab; am 16. Mai rückte der corsische Kriegsherr ein, errichtete an Stelle des GroßenRates eine provisorische
Regierung, lieferte aber dann Venedig im Frieden von Campo-Formio an Österreich aus; nur das Gebiet jenseit der Etsch wurde
zur Cisalpinischen Republik geschlagen. 1805 gab Napoleon jedoch Venedig und Dalmatien an das franz.-ital. Vicekönigreich Eugène
Beauharnais’, und 1809 wurde Passerino und Istrien zu den illyrischen Provinzen des franz. Kaiserreichs geschlagen.
Durch den ersten Pariser Frieden von 1814 und die Wiener Kongreßakte ward Venedig mit seinem Gebiet an Österreich zurückgegeben
und mit der Lombardei zu dem sog. Lombardisch-Venetianischen Königreich (s. d.) vereinigt.
Bei allen diesen Regierungswechsel hatte die Stadt an Handel und Reichtum mehr und mehr verloren, und in dem Maße, wie ihre
Nebenbuhlerin Triest gewann, sank die ehemalige Königin des AdriatischenMeeres herab. Erst als Venedig 1830 einen
Freihafen erhielt, begann es sich wieder zu heben. Am kam es in Venedig zu einem Aufstande; der Stadtkommandant GrafZichy
überlieferte die Stadt ohne Schwertstreich den Aufständischen, eine provisorische Regierung wurde gebildet, und 23. März erfolgte
die Proklamation einer Venetianischen Republik (Republik San Marco), an deren SpitzeDanieleManin (s. d.)
und Tommaseo traten. Am 4. Juni erklärte man sich fast einstimmig für den Anschluß an Sardinien,
[* 64] worauf Manin und Tommaseo
zurücktraten und ein neues Ministerium, mit Castelli an der Spitze, die Regierung übernahm.
Dagegen bewirkte 5. März ein Pöbeltumult die formelle Beseitigung der Diktatur und die Einsetzung eines verantwortlichen Ministeriums.
Manin, zu dessen Präsidenten gewählt und mit der Exekutivgewalt betraut, trieb die Verteidigung der Stadt aufs äußerste,
obwohl nach der NiederlageSardiniens bei Novara keine Hoffnung mehr war. Nach tapferster Gegenwehr, während
deren die Bevölkerung durch das Bombardement, Hunger und Cholera furchtbar litt, trat endlich Manin in Unterhandlungen, denen
zufolge sich Venedig 22. Aug. auf milde Bedingungen hin ergab. Am hielt Radetzky seinen Einzug in die Stadt.
Es gelang nicht, die Venetianer mit der österr.
Herrschaft auszusöhnen; andererseits gingen aber die Hoffnungen, welche Napoleon III. beim Ausbruch des Krieges von 1859 erweckte,
nicht in Erfüllung. Venedig mit dem Gebiete bis jenseit des Mincio blieb bei Österreich; die Stimmung verschlimmerte sich seitdem
immer mehr. Deshalb erhielt bei den konstitutionellen Reformen seit 1860 unter allen österr. Kronlanden
Venedig allein keine Landesvertretung; andererseits erschien kein venet. Abgeordneter im österr. Reichsrat.
oder Großvenediger, nächst dem Großglockner und der Glocknerwand (3721 m) der höchste
Gipfel der Hohen Tauern, erhebt sich als eisgepanzerte Gneispyramide in der Wasserscheide zwischen Salzach und Drau an der Grenze
von Salzburg
[* 69] und Tirol zu 3660 m Höhe. Die höchste Spitze, ein schmaler Firngrat, meist von Schneewechten bedeckt, gewährt
eine herrliche Rundsicht auf die Gletschergebiete der Hohen Tauern, die Südtiroler Dolomitalpen, die Ötzthaler
Alpen,
[* 70] die Nordtiroler und SalzburgerAlpen.
Die Besteigung, angeblich schon 1799 ausgeführt, 1828 von Erzherzog Johann ohne Erfolg versucht, wird, seitdem Ruthner
mit 40 Mann die Spitze erreichte, nicht selten von Norden
[* 71] her aus dem Ober- und Untersalzbachthal, wie von Osten aus dem Gschlöß
und von Süden aus dem Virgenthal ausgeführt. Zur Erleichterung der Besteigung dienen die Prager Hütte am Kesselkopf (2492
m), die Kürsinger Hütte im Obersulzbachthal (2751 m), die Johannishütte im Dorferthal (2089 m) und das Deffereggerhaus
am Mullwitzaderl (3000 m). – Zur Venedigergruppe (s. Ostalpen) gehört
auch der Dreiherrenspitz (s. d.).
Weil zwischen die Arterien und Venen das Haargefäßsystem eingeschaltet ist, zeigen die Venen unter normalen Verhältnissen
keinen Puls und das Blut steht in ihnen nicht unter so hohem Druck als das in den Arterien. Daher hören
Blutungen aus den Venen gewöhnlich von selbst auf. In ihrem Bau sind die Venen von den Arterien, außer durch ihre dünnern und weniger
starren Wände, noch dadurch unterschieden, daß sie Klappen besitzen, die sich bei einer Rückstauung des Blutes öffnen und
dem Blut den Weg verlegen.
Druck auf die Venen (durch die Muskeln)
[* 73] befördert also Strömen des Blutes in der Richtung nach dem Herzen. Krankhafte Erweiterung
und Verlängerung
[* 74] der Venen führt zur Bildung der sog. Krampfadern (s. d.). Entzündung der Venen (Phlebitis) hat Gerinnung des Blutes
in ihnen zur Folge und führt bei unzweckmäßigem
Verhalten leicht zur Pyämie (s. d.).
Die Venenentzündung entsteht meist infolge einer vorausgegangenen Verletzung (Schlag, Stoß, Druck, Verwundung) und geht gewöhnlich
mit dumpfen oder heftigen Schmerzen einher; die Haut
[* 75] über der entzündeten Vene ist meist gerötet, geschwollen und schmerzhaft,
die Vene selbst fühlt sich verhärtet und strangartig verdickt an. Die Behandlung erfordert die größte
Schonung und Ruhe des erkrankten Gliedes sowie die Anwendung von Kälte (kalte Umschläge, Eisbeutel). Bisweilen verkalken
die entstandenen Blutgerinnsel und veranlassen sog. Venensteine oder Phlebolithe (s. Krampfader). Wird das Gerinnsel losgelöst,
so kann es in das Herz gelangen und aus diesem in Arterien und so denKreislauf in lebenswichtigen Organen
(Lungen, Gehirn)
[* 76] aufheben. (S. Embolie und Thrombose.) –
Vgl. Braune, Das Venensystem des menschlichen Körpers (2 Lfgn., Lpz.
1884‒89).
(grch. Eneter oder Heneter), im Altertum zunächst die den Italikern stammfremden Bewohner eines Teils der Nordküste
des AdriatischenMeers nördlich von Po und Etsch, die von Herodot zu den Illyriern gerechnet werden. Von
ihren kelt. Nachbarn im Polande und in den Alpen ringsum bedrängt, schlossen sie sich, als die Römer
[* 77] zwischen dem ersten
und zweiten Punischen Kriege sowohl von der Pogegend als von Illyrien her ihnen nahe kamen, an diese an.
Nach dem zweiten Punischen Kriege sorgten die Römer durch die Anlage der KolonieAquileja (181 v. Chr.) dafür, daß ihre Herrschaft
in dieser Gegend befestigt blieb.
Seitdem gehörten die Veneter, in deren Gebiet Patavium (Padua) der Hauptort war, zur ProvinzGallia Cisalpina, erhielten 89 das lat.
Recht, 49 das röm. Bürgerrecht und kamen 42 v. Chr. mit Gallia Cisalpina zu Italien. In der Augusteischen
EinteilungItaliens bildete Venetia mit Istrien (Histria) die zehnte Region, deren Hauptstadt Aquileja wurde. Von da an blieb
dieser Landschaft bald mit engerm, bald in erweitertem Gebiete dieser Name. –
Vgl. Pauli, Die Veneter und ihre
Schriftdenkmäler (Lpz. 1892).
Ferner bezeichnet man als Veneter eine gallische Völkerschaft an der Küste des Atlantischen Meers, nördlich von der Mündung
des Liger (Loire). In denKriegenCäsars erscheinen sie als seetüchtiges Volk, das die Römer 56 v. Chr. in ihrer ersten Seeschlacht
im Atlantischen Meer nur mit Mühe besiegten.