eine Fledermaus, s.
Blattnasen.
[* 4] Vampyr ist auch die slaw. Benennung solcher Verstorbener, die nach einem
beiSlawen, Rumänen,
Albanesen und Griechen verbreiteten Volksglauben nachts ihrem
Grabe entsteigen, um
Lebenden das
Blut auszusaugen und dies so lange thun, bis man sie wieder ausgräbt und ihr
Herz mit einem
Pfahle durchbohrt,
oder ihren
Kopf abschlägt, oder sie verbrennt. (Vgl. Lamia und Empusa.) Die Sage vom Vampyr liegt zuGrunde
den gleichnamigen
Opern von Silvestro
Palma (1812), Jos. Hart (1820), Heinr.
Marschner (1828) und P. J. von
Lindpaintner (1828).
-
in niederländ.
Personennamen, wie
van Dyck,
van Eyck, van der
Meer, die Form der hochdeutschen Präposition von,
welche vielfach zur
Bildung solcher Familiennamen dient, die von Ortsnamen abgeleitet sind.
Keineswegs
aber ist es (wie jetzt das hochdeutsche von) ein Zeichen des
Adels.
Vanad,Vanadium (chem. Zeichen Vanadin
Atomgewicht 51), ein drei- und fünfwertiges metallisches Element, das 1830 vom
schwed. Metallurgen Sefström entdeckt, nach der
Vanadis (einBeiname der nordischen Göttin
Freia) benannt
und von
Berzelius und von Roscoe genauer untersucht wurde. Es findet sich namentlich als vanadinsaures
Blei
[* 5] im
Vanadinit und
im Rotbleierz von Ximapan in Mexiko,
[* 6] ferner spurenweise in vielen Eisenerzen, Schlacken,
Thonen, und wird rein dargestellt
durch
Glühen von Vanadinchlorid in einem
Strome von trocknem Wasserstoffgas. Es ist silberweiß, vom spec.
Gewicht 5,5, sehr schwer schmelzbar, an der Luft beständig, zersetzt das Wasser nicht, ist in Salzsäure nicht, dagegen
in konzentrierter Schwefelsäure
[* 7] mit gelber
Farbe löslich. Das Vanadin bildet mit dem
Niobium und
Tantal eine natürliche Familie,
die sich der Gruppe des
Stickstoffs anschließt. Die wichtigste Oxydationsstufe ist das Vanadinsäureanhydrid,
Vd2O5, dessen Alkalisalze, namentlich das
Ammoniumsalz, technische Verwendung finden. Mit Gerbsäure und Galläpfelauszug
giebt das erwähnte
Salz
[* 8] eine vortreffliche schwarze Schreibtinte (Vanadintinte); bei Vorhandensein von chlorsaurem Kalium
und Salzsäure genügt eine geringe Menge vanadinsaures
Ammonium, um größere Mengen
Anilin in
Anilinschwarz
(Vanadinschwarz)
überzuführen. Eine Modifikation der Vanadinsäure, die
Metavanadsäure, wird jetzt als
Surrogat der
Goldbronze
angewandt. Jedenfalls haben die Vanadinpräparate, ungeachtet ihres hohen Preises, eine Zukunft. -
ein mit dem
Apatit,
[* 9]
Pyromorphit und
Mimetesit isomorphes hexagonales Mineral von vorwiegend gelber und brauner
Farbe, das in kleinen
sechsseitigen Säulchen krystallisiert; chemisch besteht es aus vanadinsaurem
Blei mit einem Chlorgehalt von 2,5 Proz. und führt auf die Formel Pb5Cl(VO4)3; die
Härte ist 3, das spec. Gewicht 6,8 bis 7,2. Bekannte Fundorte sind:
Berg Obir bei Windischkappel in Kärnten, Wanlockhead
in
Schottland, Bölet in Westgotland, Beresowsk inSibirien, Zimapan in Mexiko,
PinalCo in
Arizona,
Sierra
de Cordoba
[* 10] in
Argentinien.
Buren (spr. bjuhren),Martin, der achte Präsident der
Vereinigten Staaten
[* 11] von
Amerika
[* 12] (1837-41), aus einer holländ.
Familie stammend, geb. zu Kinderhook (Neuyork),
[* 13] wurde 1803 zur Advokatur zugelassen,
praktizierte in Hudson und wirkte eifrig für die
Demokratische Partei, die ihn 1821 als Senator in den
Kongreß sandte. Hier
sprach er sich gegen die
Staatenbank und gegen das
System der hohen Zollsätze aus; doch widersetzte er sich der unbedingten
Wahlfreiheit und erklärte sich für die
Veräußerung oder
Abtretung der Staatsländereien an die bezüglichen
Staaten. 1828 wurde
er zum Gouverneur des
Staates Neuyork gewählt und zeigte sich als eifrigerAnhänger des
Generals Jackson,
der ihn zum Minister des
Auswärtigen, 1831 aber zum Gesandten in
London
[* 14] ernannte.
Diese Ernennung ward jedoch vom Senat verworfen, so daß er zurückgerufen werden mußte. Die
Demokratische Partei erwählte
ihn dafür 1832 zum Vicepräsidenten, während gleichzeitig Jackson das
Amt des Präsidenten von neuem
übertragen wurde. Von nun an war Van Buren der nächste Freund und Ratgeber Jacksons und sein von der
Demokratischen Partei anerkannter
Nachfolger; diese setzte ihn denn auch 1836 als Präsidenten gegen drei starke Gegner (Webster, White und
Harrison) durch.
Am bestieg Van Buren den Präsidentenstuhl.
Doch schon zu Anfang seiner
Verwaltung hatten die während der letzten Jahre der Jacksonschen Präsidentschaft
sich entwickelnden Finanzwirren eine Höhe erreicht, die Van Buren veranlaßten, eine außerordentliche Kongreßsitzung
zusammenzurufen. In dieser trug er auf die gänzliche
Trennung derFinanzen des
Staates von den
Banken und auf die Errichtung
einer Schatzkammer inWashington
[* 15] und von Unterschatzkammern in den
Staaten an, erlitt aber eine gänzliche
Niederlage. So geschah es, daß bei der Präsidentenwahl von 1840 die
Whigpartei in der
Person des
GeneralsHarrison den
Sieg davontrug.
Am legte Van Buren sein
Amt nieder und zog sich nach Kinderhook zurück.
Seine Kandidatur zur
Wahl von 1844 fand ebenfalls bei der
Demokratischen Partei nicht allgemeinen Beifall,
vielmehr erklärte sich ein
Teil derselben für Polk (s. d.), der auch wirklich zum Präsidenten erwählt
wurde. Hierdurch entstand eine Spaltung unter den nördl. Demokraten. Ein
Teil von diesen vereinigte sich mit einer
Fraktion
der
Whigs und bildete die Partei der Freibodenmänner (s. d.),
die Van Buren 1848 einstimmig wieder zum Präsidentschaftskandidaten erklärten. Er blieb jedoch auch diesmal gegen
Taylor in der Minorität, zog sich nun ganz von der
¶
mehr
Politik zurück und verbrachte den Rest seines Lebens, abgesehen von einer 1853 nach Europa
[* 17] unternommenen Reise, auf seinem
Gute Lindenwald bei Kinderhook, wo er starb. Seine einzige größere litterar. Arbeit ist: «Inquiry into the origin
and course of political parties in the United States» (1867). -
(spr. wännkúhwer), Hafenstadt an der Küste von Britisch-Columbia, an einer tief einschneidenden Bucht derGeorgiastraße, nahe der Grenze der Vereinigten Staaten, Nanaimo auf Vancouverinsel gegenüber, wurde 1885 als Endpunkt der
Canadischen Pacificbahn angelegt und hatte 1891: 13685, 1896 etwa 20000 E. Die Stadt besitzt ein
schönes Postgebäude, Zollhaus, Bank von Columbia,
[* 18] Klubhäuser, Stadthaus und einen großen Stanleypark. Wichtig sind die
Sägemühlen, Wagen- und Maschinenbau, Seifen-, Zucker- und Sodafabrikation. Der Großhandel in Holz,
[* 19] Thee, Seide,
[* 20] Kohlen, Pelzen
ist beträchtlich. Besonders ist Vancouver Ausgangspunkt der Dampferlinien nach Australien,
[* 21] Jokohama und Hong-kong,
nach San Francisco und Sitka und (täglich) nach den Häfen am Pugetsund.
(spr. wännkúhwer-),Insel an der pacifischen Küste Nordamerikas, zu Britisch-Columbia (s. d.) gehörig,
von diesem im N. durch den Königin-Charlotte-Sund, im O. durch die Johnston-Georg-Straße, im S. vom Unionsterritorium Washington
durch die Juan de Fucastraße getrennt, erstreckt sich in nordwestl. Richtung und bedeckt 33100 qkm (s.
Karte: Britisch-Nordamerika und Alaska). Die Insel bildet ein Glied
[* 22] der Vancouverkette, die im S. mit dem Mount-Olympus beginnt
und in: N. in Alaska wieder auf den Kontinent tritt; das Gebirge füllt die Insel bis auf eine kleine Ebene im SO.
vollständig aus und erreicht im Victoriapark 2281 m Höhe.
Die Küsten sind vielfach fjordartig zerrissen, besonders im W., wo der Nutkasund (Nootka Sound) und der Albernikanal tief
einschneiden, meist auch von steilen Felsen gebildet, an denen sich das Meer gewaltig bricht. Bedeutend ist im Innern die
Zahl der Seen, und auch Flüsse
[* 23] sind in Menge vorhanden, aber keiner derselben ist schiffbar. Das Klima
ist im allgemeinen rauh, sehr feucht, aber gesund, die Sommer wegen der hier den Kontinent treffenden warmen japan. Strömung
wärmer als im südlicher liegenden Kalifornien; heftige Winde
[* 24] sind gewöhnlich.
Bei der geringen Ausdehnung
[* 25] anbaufähigen Landes besteht der Reichtum der Felseninsel in herrlichen Waldungen
von Laub- und Nadelhölzern und großen Mengen von jagdbaren Tieren; längs der Seeküste liefert die Fischerei
[* 26] von Stören,
Lachsen und Heringen große Erträge. Der Mineralreichtum, der ihre schnelle Besiedelung bewirkte, ist bedeutend;
die bedeutendsten Goldminen liegen am Sookefluß im S.;
Eisen- und
Kupfererze sind in großen Lagern, Nickel und Graphit nur wenig vorhanden.
Von großer Bedeutung sind die Kohlenlager an der
Küste bei Nanaimo und bei Wellington, die die ganze pacifische Küste
Nordamerikas mit Heizmaterial versorgen. Über Fauna
und Flora s. Britisch-Columbia. Die Bevölkerung besteht aus 10000 Indianern, deren Stämme unter dem Namen
Wakash-Indianer zusammengefaßt werden, aus europ. Ansiedlern und Chinesen. Hauptstadt ist Victoria
[* 28] (s. d.).
(richtiger Wandalen), ostgerman. Volk (s. Ostgermanen), teilte sich in Silingen und Asdingen. Während des
sog. Markomannenkrieges (166–180 n. Chr.) gelangte
ein Teil aus seinen Sitzen in Schlesien
[* 29] nach Dacien. Ein anderer schob sich langsam westwärts durch Deutschland
[* 30] in der Richtung auf den Mittelrhein vor und erschien um 280 am mittlern Main. Die Vandalen in Dacien erlitten um 334 an der
Maros eine schwere Niederlage durch die Goten, in der auch ihr König Wisumar aus dem Geschlecht der Asdingen fiel.
Der Rest bat um neue Wohnsitze bei Konstantin d. Gr., der (334) Vandalen und Sarmaten im röm.
Pannonien aufnahm. Zu Anfang des 5. Jahrh. brach ein Teil der Vandalen unter ihrem König Godegisel (s. d.) wieder von hier auf,
drang mit Sueven und Alanen 406 über den Rhein und, nachdem sie Gallien drei Jahre verheert hatten, 409 unter
Godegisels Sohn Gunderich durch die nachlässig bewachten Pyrenäenpässe nach Spanien,
[* 31] das nicht minder verwüstet wurde.
Nach heftigen Kämpfen mit dem westgot.
König Wallia, der 416–418 im Dienste
[* 32] Roms kämpfte, behaupteten sich die Vandalen und eroberten 422 das südl. Spanien, wo der
NameAndalusien die Erinnerung an die Herrschaft der Vandalen bewahrt hat. Nach Gunderichs Tode erhielt (nach 427)
dessen illegitimer BruderGenserich (s. d.) die Herrschaft. Eben damals erhob der röm.
Statthalter von Afrika,
[* 33] Bonifacius, der Rival des am kaiserl. Hofe gebietenden Aëtius, die Fahne des Aufstandes und rief Genserich
zur Hilfe. Im Mai 429 führte dieser die Vandalen, mit Haufen von Goten und Alanen, im ganzen nicht mehr als
20–30000 Krieger, über das Meer.
Inzwischen war Bonifacius mit dem Hofe von Ravenna ausgesöhnt worden und gebot nun den Vandalen, Afrika wieder zu verlassen. Da trat
Genserich als Eroberer auf, und die Zwistigkeiten unter den Führern und Parteien der Römer
[* 34] gaben ihm
nach einem verwüstenden Kriege die Oberhand. 434 wurde ihm ein großer Teil von Afrika und Numidien durch Vertrag abgetreten,
dazu überrumpelte er 439 Karthago
[* 35] mitten im Frieden, das er dann zur Hauptstadt machte, und im Frieden von 442 erhielt er
wieder erweiterte Grenzen.
[* 36]
Genserich entwickelte besonders die Seemacht, und seine Flotte beherrschte bald das Mittelmeer. Damals
gewannen die Vandalen auch Mauretanien und Tripolis. Auf Genserich folgte 477 sein Sohn Hunerich (bis 484), dann dessen Neffe Gundamund
(bis 496) und diesem sein Bruder Thrasamund (bis 523). Diesen gewaltthätigen aber kräftigen Königen folgte Hilderich (526–530),
der Sohn des Hunerich und der Tochter des KaisersValentinianus. Er war unkriegerisch und schwächte das
Reich, indem er die Witwe seines Vorgängers, eine Tochter des Ostgotenkönigs Theoderich, und 6000 Goten, die mit ihr nach
Afrika gekommen waren, erschlagen ließ. Ihn stürzte sein Vetter
¶
mehr
Gelimer (s. d.) 530, und dies gab dem KaiserJustinianus I. Anlaß, seinen Feldherrn Belisar 533 gegen die Vandalen zu senden; das
Reich brach nach einer verlorenen Schlacht schnell zusammen; es zerfiel, weil die Vandalen in der üppigen Provinz verweichlicht und
durch Nationalität und Glauben von den die Mehrzahl der Bewohner bildenden Römern getrennt waren. Die
Art der Siedelung verstärkte diesen Gegensatz, indem die Vandalen sämtlich in dem Gebiete von Karthago zusammen siedelten, während
in den übrigen Provinzen, also etwa in drei Vierteilen des Landes, die Besitz- und Bevölkerungsverhältnisse im ganzen unverändert
blieben.
In den mittlern und untern Schichten erhielten die Vandalen auch die röm.
Verwaltung, aber an Stelle der Oberbeamten traten die german. Beamten, die zugleich Große des Reichs waren. Die Verwaltung war
besser als in röm. Zeit, aber nicht frei von Handlungen barbarischer Willkür. Im allgemeinen
gewährten die arianischen Vandalen den kath. RömernGlaubensfreiheit; es sind wohl Verfolgungen vorgekommen,
aber meist, um die röm. Kaiser durch diese Gegenmaßregeln zu zwingen, den Arianern im RömischenReiche Duldung zu gewähren.
Vgl. K. Zeuß, Die Deutschen und die Nachbarstämme (Münch. 1837);
Papencordt, Geschichte der vandalischen Herrschaft in Afrika
(Berl. 1837);
rohe, besonders gegen Kunstwerke gerichtete Zerstörungswut, ein im Hinblick auf die Plünderung
Roms durch die Vandalen gebildetes Wort, dessen Urheber Grégoire, Bischof von Blois, ist (in einem Brief an den franz. Konvent).
(spr. Wangdámm),Dominique René, Graf von Hüneburg, franz. General, geb. zu Cassel im franz. Norddepartement,
trat 1788 in ein Kolonialregiment auf der Insel Martinique, schloß sich 1790, nach Frankreich zurückgekehrt,
der Revolution an, errichtete 1792 eine Freiwilligen-Jägercompagnie und schwang sich 1793 zum Brigadegeneral empor. Bei
Hondschoote (1795) und bei Kehl und Hüningen (1796) that er sich besonders hervor. 1799 wurde Vandamme zum Divisionsgeneral ernannt,
und nachdem er sich besonders bei Austerlitz
[* 40] ausgezeichnet hatte, befehligte er die württemb.
Truppen 1806-7 in Schlesien und 1809 im Feldzug gegen Österreich.
[* 41] 1808 erhob ihn Napoleon in den Grafenstand. 1811 kommandierte
er die 14. Militärdivision in Cherbourg.
[* 42] Im März 1812 übernahm Vandamme das 8. Armeekorps (Westfalen)
[* 43] unter König Jérôme, mit
dem er jedoch sogleich in Mißhelligkeiten geriet, worauf Vandamme seines Kommandos enthoben und
nach Frankreich zurückgeschickt wurde. Im März 1813 erhielt er die 25. Division in Wesel
[* 44] und den Befehl zu weitern Truppenorganisationen
im Gebiet der Elbe- und Wesermündungen. Am 31. Mai setzte er sich in Besitz von Hamburg.
[* 45]
Nach dem Waffenstillstand bei der Hauptarmee verwendet, griff Vandamme, der nach Napoleons Sieg bei Dresden
[* 46] (26.
und 27. Aug.) den Verbündeten den Rückzug verlegen sollte, diese 29. Aug. bei Kulm (s. d.)
an, wurde aber 30. Aug. geschlagen und mit 10000 Mann und 81 Geschützen gefangen. Während der Hundert Tage wurde Vandamme
von Napoleon zum
Pair von Frankreich ernannt und mit dem Befehl über das 3. Korps der Nordarmee betraut, mit dem er 16. Juni bei
Ligny, 18. Juni bei Wawre focht, und das er schließlich nach Paris
[* 47] zurückführte. Bei der zweiten Rückkehr der Bourbonen aus
Frankreich verbannt, ging Vandamme nach Nordamerika;
[* 48] 1819 wurde ihm die Rückkehr gestattet.
Er starb zu Cassel (Norddepartement). -
Vgl. A. Du Casse, Le
[* 49] général Vandamme et sa correspondance (2 Bde.,Par. 1870).
& Ruprecht, Verlagsbuchhandlung in Göttingen,
[* 50] gegründet um 1720 in Hamburg von Abrahamvan den Hoeck
(geb. in Amsterdam,
[* 51] gest. 1750), der 1735 mit seiner Buchdruckerei nach Göttingen
berufen wurde. Karl Friedr. Günther Ruprecht (geb. 1730 in Schleusingen, gest. 1817) war
Geschäftsführer bei der Witwe Hoecks, dann ihr Teilhaber, seit 1787 alleiniger Besitzer. Ihm folgte sein Sohn Karl Aug. Adolf
Ruprecht (geb. gest. und diesem sein Sohn
Karl Joh. Friedr. Wilh.
Ruprecht (geb. Teilhaber seit 1848), der 1888 seine Söhne Gustav Karl Heinr. Ruprecht (geb. und Dr.
Wilh. Remigius Ruprecht (geb. Verfasser volkswirtschaftlicher Schriften) als Teilhaber aufnahm. Im ersten Jahrhundert
umfaßte der Verlag meist Werke Göttinger Professoren aus allen Wissenschaften, später hauptsächlich
Jurisprudenz, Theologie, Philologie, Sprachwissenschaft, Pädagogik, Pharmacie, Bibliographie, wozu in neuerer Zeit Schriften evang.-socialer
Richtung kamen, wie die «Göttinger Arbeiterbibliothek» (hg. von F.
Naumann, 1894 fg.). Von den biblioqr. Unternehmungen der Firma sind hervorzuheben ihre systematischen, auch nicht deutsche Litteratur
umfassenden Fachbibliographien, von denen noch erscheinen die «Bibliotheca theologica»
und die «Bibliotheca philologica». Die Buchdruckerei
wurde um 1790 ausgegeben, das Sortiment (Firma: «AkademischeBuchhandlung») ging 1874 in andere Hände über.
Cornelius, nordamerik. Kapitalist, geb. bei Stapleton auf Staten Island im Staate Neuyork, stammte
von armen Eltern, wurde im 16. Jahre Führer eines kleinen Segelbootes und späterhin eines Dampfschiffs.
Von 1850 an begründete er verschiedene Dampferlinien, führte wesentliche Verbesserungen in der Dampfschiffahrt ein und
ließ 11 Dampfer bauen. 1864 zog er sich von diesen Unternehmungen zurück, nachdem er 21 Dampfer und im ganzen 66 Schiffe
[* 52] und ein Vermögen von 40 Mill. Doll. erworben hatte. 1864 kam er in den Besitz der Harlemeisenbahn, sicherte
sich bald darauf die Kontrolle über die Hudson-River- und Neuyork-Centraleisenbahn und 1873 auch die über die Lake-Shore-
und Michigan-Southern-Eisenbahn, so daß zuletzt 3400 km Eisenbahnen, welche ein Kapital von 149 Mill. Doll. repräsentierten,
unter seiner Leitung standen. Er starb zu Neuyork, nachdem er der Vanderbilt University zu Nashville
in Tennessee 1 Mill. Doll. und einer Kirche in Neuyork 50000 Doll. gegeben hatte. Sein auf 100 Mill. Doll.
veranschlagtes Vermögen erhielt zum größten Teil sein ältester Sohn William Vanderbilt, geb. zu New Brunswick in Neujersey.
Dieser wurde 1860 Vicepräsident der Harlem-, 1865 der Neuyork- und Hudson River- und 1869 Hauptleiter
der beiden, später verschmolzenen Eisenbahnen, 1880 von der Chicago and Northwestern Railroad. Nach seines Vaters¶
mehr
Tod wurde er Präsident dieser Bahnen; außerdem beteiligte er sich an verschiedenen großen Eisenbahn-, Telegraphen-, Telephon-
und andern Unternehmungen und starb als 200facher Millionär zu Neuyork. Sein Vermögen erhielten nach Abzug von 1200000
Doll., welche er religiösen und andern Instituten vermacht hatte, seine acht Kinder. Chef des Hauses ist
Cornelius Vanderbilt, geb. auf Staten Island, seit 1886 Präsident der Neuyork- und Harlemeisenbahn, Direktor von über 30 andern
Eisenbahnen.
Einbuchtung der Arafurasee in die Küste von Nordaustralien, wird im O. von der Halbinsel Coburg,
[* 54] im
W. von der Melville-Insel begrenzt. In ihn münden die Alligator-Flüsse.
Staatsbahnen,
[* 57] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Konitz),
[* 58] hat (1895) 1869 E., darunter 566 Katholiken
und 171 Israeliten, Post, Telegraph,
[* 59] zwei evang., eine kath. Kirche, Synagoge, Johanniter-Kreiskrankenhaus;
Dyck (spr. deik), Ernest Marie Hubert, Bühnensänger (Tenor), geb. in Antwerpen,
[* 60] studierte die Rechte
in Löwen
[* 61] und Brüssel,
[* 62] war Mitarbeiter der «Patrie» in Paris, trat zuerst mit Erfolg in den Lamoureux-Konzerten auf und wurde
allgemein bekannt, als ihm in Bayreuth
[* 63] die Rolle des Parsifal übertragen wurde. Seit 1888 ist er Mitglied
der Hofoper in Wien und k. k. Kammersänger. Große Erfolge hatte er an der GroßenOper in Paris mit den Titelrollen in WagnersLohengrin und Tannhäuser und als Siegmund in der Walküre.
(Wanen, altnord. Vanir), in der nordischen Mythologie ein Göttergeschlecht, das den unter Odins Führung aus
Süden vordringenden Asen weichen mußte. Die Vanen als ein slaw. Göttergeschlecht aufzufassen, ist kein
Grund vorhanden; sie sind german. Ursprungs und bedeuten die Leuchtenden. Die
Hauptvertreter der Vanen sind Freyr und seine Schwester Freyja, beides ursprünglich Lichtgottheiten. Erst eine spätere
Zeit fügte ihnen den Njörd zu und machte ihn zum Vater des Freyr. Aus dem Vordringen des fränk. Wodankultes nach dem Norden
[* 64] ist der Mythus vom Kampfe zwischen den Asen und Vanen entstanden, der mit dem Ausgleich endete, daß die Vanen den
Njörd und seine Kinder den Asen als Geiseln stellten, was eine Verschmelzung des alten nordischen Kultus mit dem neuen fränkischen
bedeutet. –
KarlAdolf von, Jurist, geb. zu Schiffelbach bei Marburg,
[* 66] studierte die Rechte und habilitierte sich 1830 in
Marburg, wurde 1833 außerord., 1837 ord. Professor. 1840 folgte er einem Rufe nach Heidelberg,
[* 67] wurde 1849 zum
Geheimrat ernannt und
starb zu Heidelberg. Abgesehen von seiner Inauguraldissertation und einigen Programmen («De
furto concepto ex lege ⅩⅡ tabularum», Heidelb. 1845; «Über die lex Voconia», ebd. 1863) veröffentlichte er eine rechtshistor.
Monographie über die «Latini Juniani» (Marb.
1833) und einen sehr geschätzten «Leitfaden für Pandektenvorlesungen»
(3 Bde., ebd. 1839‒40; 7. Aufl.
u. d. T. «Lehrbuch der Pandekten», 3 Bde., ebd. 1863‒69; neue Ausg.
1875). Auch lieferte er in die Richterschen «Jahrbücher» und in das «Archiv für civilistische Praxis», dessen Mitherausgeber
er seit 1841 war, eine Anzahl von civilistischen Arbeiten. –
Vgl. Marquardsen, In memoriam K. A. von
V.s und Robert von Mohls (Münch. 1876; neue Aufl., Erlangen
[* 68] 1886).
Sw., Vanille, Pflanzengattung aus der Familie der Orchideen
[* 69] (s. d.) mit etwa 20 Arten in den
Tropen. Sie gehören zu den sog. epiphytischen Orchideen, die in den Wäldern an Baumstämmen
haften und sich durch Luftwurzeln ernähren. Die letztern sind bei Vanilla über und über filzig behaart, die Stengel
[* 70] schlingend,
bald mit dickfleischigen platten Blättern, bald bloß mit Scheiden besetzt, die Blüten in achselständige Trauben gestellt.
Aus den schön gefärbten Blumen, deren Honiglippe mit der Stempelsäule verwachsen ist, entwickeln sich
schotenförmige, walzige Kapseln,
[* 71] welche kleine, kugelige, schwarze Samen
[* 72] enthalten.
Diese Kapseln (Fructus s. Siliqua Vanillae), von den Spaniern vainillas (Hülsen) genannt, haben der Gattung ihren Namen gegeben.
Die Vanille des Handels stammt von der mexikanischen Vanilla planifolia, Andrews (s. Tafel: Orchideen, Fig. 10);
ihre Kultur wird jetzt auch in ausgedehntem Maße auf Réunion, Mauritius, den Seychellen und Java betrieben. Bei der wildwachsenden
Vanilla wird die Befruchtung
[* 73] durch Insekten
[* 74] vermittelt, während in den Kulturen dies Geschäft durch Arbeiter besorgt wird, die sich
dazu eines zugespitzten Bambusstabes bedienen, mit dem sie über die Befruchtungsorgane hinwegstreichen.
Innerhalb eines Monats erreichen die Früchte bereits ihre volle Größe, bedürfen aber noch weitere sechs Monate zur Reife.
Die ursprünglich grüne Farbe derselben verwandelt sich dabei in Gelb. Noch vor der vollständigen Reife werden sie gepflückt
und abwechselnd in der Sonne
[* 75] ausgebreitet und in wollene Decken eingehüllt, was so lange (oft ein bis
zwei Monate) wiederholt wird, bis die Früchte trocken sind; an Stelle dieses ursprünglichen, jetzt nur noch in Mexiko von
den Eingeborenen geübten Verfahrens taucht man auf Réunion und Java die abgepflückten Früchte bündelweise einige Sekunden
in kochendes Wasser und trocknet sie hierauf in einfachen, mit Tuch ausgeschlagenen Horden entweder an der
Sonne oder mit Zuhilfenahme von künstlicher Wärme
[* 76] in Dörrapparaten.
Die trocknen Früchte werden dann der Länge nach sortiert und in Bündeln von 50 Stück in Blechkästen zum Versand gebracht.
Durch das Trocknen geht die gelbe Farbe der Vanille inBraun über und auf der Oberfläche bildet sich ein
mehr oder weniger dichter weißer Krystallbelag, aus ausgeschiedenem Vanillin bestehend. Im Innern enthalten die Früchte,
deren Länge 14‒30 cm und deren Dicke 0,5‒1 cm beträgt, ein schwarzes schmieriges, aromatisch riechendes Fruchtmus, in
dem die kleinen Samen
¶
mehr
eingebettet sind. Außer harzartigen Stoffen enthält die Vanille als wesentlichen Bestandteil das Vanillin (s. d.). Zu mediz.
Zwecken wird gegenwärtig die Vanille, obwohl sie noch im DeutschenArzneibuche aufgeführt ist, wenig angewendet. Ausgedehnt
und vielfach ist dagegen ihre Benutzung in der Parfümerie und als Gewürz, zumal bei der Schokoladen- und Fruchteisfabrikation.
Die Güte der Vanille, die für den europ. Markt (Haupthandelsplätze Paris, Bordeaux,
[* 78] Hamburg) besonders von Réunion und Mauritius
zugeführt wird, wird nach der Länge der Früchte, der fleischigen Beschaffenheit und der Feinheit des Geruches beurteilt.
Am geschätztesten ist die mexik. Vanille, die aber ziemlich ausschließlich für den amerik. Markt (Neuyork)
in Frage kommt. Die Ernte
[* 79] betrug 1894 in Réunion 65000, in Mauritius 5000, auf den Seychellen 6000, in Mexiko (1893) 70000 kg.
Vanille kostet (1895) 50‒70 M. das Kilogramm. –
Vgl. Delteil, La vanille, sa culture et sa préparation (Par. 1885).
C6H3(OCH3) (OH) (HCO), Vanillenkampfer, der aromatische Stoff der Vanille. Es
findet sich darin in sehr verschiedenen Mengen, so in Mexikovanille zu 1,3 bis 1,8 Proz., in Bourbonvanille
zu 1,9 bis 2,5 Proz., in Javavanille bis zu 2,75 Proz. Es krystallisiert
in schönen weißen Nadeln,
[* 81] welche in hohem Grade den charakteristischen Geruch und Geschmack der Vanilleschoten
haben; sie schmelzen bei etwa 80°, sind leicht löslich in Äther und Alkohol, schwer löslich in kaltem und leichter löslich
in heißem Wasser.
Man kann das Vanillin künstlich darstellen aus dem Kambialsaft der Koniferen,
[* 82] in welchem sich ein Stoff, das Koniferin (s. d.),
findet, das bei seiner Spaltung und Oxydation neben Traubenzucker Vanillin liefert. Später hat man das Vanillin auch
fertig gebildet im Benzoe- und Guajakharz sowie in den Zuckerrüben, den Hüllen der Haferkörner und andern Substanzen gefunden.
Die technische Gewinnung aus dem Koniferin ist aufgegeben worden, seitdem von Tiemann die Entdeckung gemacht wurde, daß
das Eugenol (s. d.) sich leicht in Vanillin umwandeln
läßt. Das künstliche Vanillin findet die ausgedehnteste Verwendung in der Schokoladenfabrikation und der Konditorei
sowie als Ersatz der viel teuerern Vanille im Haushalt.
oder Van Loo, niederländ. Malerfamilie. Ludwig Vanloo, geb. um 1640 in Amsterdam, war als Zeichner und Freskomaler
erst in Paris und dann in Aix in der Provence, wo er 1712 starb, thätig.– Der ältere seiner Söhne,
JohannBaptist Vanloo, geb. zu Aix, war Fresko- und Porträtmaler, hielt sich in Frankreich, Italien
[* 83] und England auf und
starb Von seinen histor. Gemälden sind die meisten in Paris, Toulon,
[* 84] Turin,
[* 85] Rom und
[* 86] London. – Der
zweite, KarlAndreas Vanloo, geb. zu Nizza,
[* 87] lernte bei dem ältern Bruder, studierte dann in Rom, malte Historien- und
Landschaftsbilder, wurde Professor an der Akademie der Künste zu Paris und starb Seine Gemälde sind meist in
Frankreich (fünf im Louvre)
geblieben. Der Stil der Brüder zeigt den damaligen Eklekticismus.
(spr. wann), 1) Arrondissement im franz. Depart. Morbihan, hat auf 1969,87
qkm (1896) 145163 E., 11 Kantone und 82 Gemeinden. – 2) Vannes, breton. Gwened,
Hauptstadt des Depart. Morbihan, an einem Kanal
[* 88] zu der 5 km im S. gelegenen Bai Morbihan der breton. Südküste,
an der Eisenbahn Nantes-Quimper der Orléansbahn, besteht aus der modernen obern und der winkligen untern Stadt, mit vielen
Holzhäusern, ist Sitz des Präfekten, der 22. Infanteriedivision, der 43. Infanterie- und 11. Artilleriebrigade, eines Bischofs,
Gerichtshofs erster Instanz, Handelsgerichts, Ackerbaukammer, Zolldirektion und hat (1896) 15532, als Gemeinde 22189 E.,
in Garnison das 116. Infanterie-, das 28. und 35. Artillerieregiment, Großes und Kleines Seminar, Kommunal-Collège
und Collège St. François Xavier, Hospital, Siechen- und Irrenversorgungshaus und ein Centralzuchthaus für Jugendliche.
Die Stadt hat die Kathedrale St. Pierre, eine Menge Klostergebäude, die jetzt meist andern Zwecken dienen, Bibliothek von 10000 Bänden,
ein an kelt. und gallo-röm. Altertümern reiches
archäol. Museum, ein Schauspielhaus und ein Monument für Lesage (1892) von E. de la Rochelle. Von den aus dem 14. bis 17. Jahrh.
stammenden Befestigungswerken ist das Thor St. Patern der hauptsächlichste Rest. Die Stadt besitzt einen Hafen, Schiffswerfte,
Eisenhütten für die Marine, Gerbereien, Brauerei, Korbmacherei, Leinen- und Baumwollweberei, Fabrikation
von Spitzen, Schokolade, Kirchenschmuck; Fischerei und bedeutenden Handel und Ausfuhr von Landesprodukten und Bordeauxweinen.
Der Hafen ist nur Schiffen von 150 t zugänglich. Größere Schiffe ankern in dem 4 km entfernten Außenhafen (Port du Conteau).
die zweitgrößte der brit. Fidschi-Inseln (s. d.), zählt mit Einschluß der Küsteninseln 6492 qkm
und hat etwa 30000 E. (S. Nebenkarte: Fidschi-Inseln auf Karte Oceanien.)Vanua Levu ist ein 6‒700 m hohes Plateau mit
den Gipfelpunkten Mount-Thurston (1260 m) und Va-Lili (890 m) u. a. Die Savu-Savubai an der
Südküste sowie die Bua- oder Sandelholzbai an der Westküste sind treffliche Ankerplätze, dagegen ist die Ruku-Rukubai
an der nordwestl. Ecke durch Bänke gefährdet und die an der Ostküste tief in das Land einschneidende Natevabai ist schutzlos.
An der Savu-Savubai finden sich heiße Quellen; auch weist hier die Küste bedeutende Kokospflanzungen
auf.
(spr. wangw), südl. Vorort von Paris im Arrondissement Sceaux des franz. Depart. Seine, an der
Linie Paris (rive gauche) - Versailles
[* 89] der Westbahn, hat (1896) 8013, als Gemeinde 8741 E., ein großes Lyceum, Pensionate,
Irrenheilanstalt und südlich das Fort Vanves.
(lat.-grch.), ein von H. Geißler in Bonn
[* 92] konstruierter physik. Apparat zur Bestimmung des Alkohols im Wein,
Schaumwein, Bier u. s. w. Derselbe gründet sich darauf, daß, da der Alkoholdampf schon bei 78,3°,
der Wasserdampf erst bei 100° eine Spannkraft gleich einer Atmosphäre besitzt, die Spannkraft einer weingeistigen
Flüssigkeit für eine bestimmte Temperatur um so größer sein muß, je mehr jene Alkohol enthält. Die Skala des Apparates
zeigt direkt, wieviel Prozent Alkohol dem Gewicht oder Volumen nach in der Flüssigkeit enthalten sind. Die mit dem Vaporimeter erzielten
Resultate sind für technische, aber nicht für wissenschaftliche Zwecke genügend genau.
120 km langer Küstenfluß im franz. Depart. Seealpen,
war bis 1860 Grenzfluß gegen Italien, entspringt an der Ostseite des Mont-Pelat (3023 m), geht in Windungen
nach E., erhält rechts die Vaïre, fiießt nach O., links Cians und Tinée (unterhalb Villars) aufnehmend, wendet sich zuletzt
südlich, empfängt links Vesubie und rechts Esteron und mündet 7 km südwestlich von Nizza ins Ligurische Meer. Er ist oft
reißend, zur Zeit der Schneeschmelze verheerend, niemals schiffbar, sondern meist seicht.
franz. Departement in der Provence, wird seit 1860 vom Fluß Var nicht mehr bewässert, da das Arrondissement Grasse
zum Depart. Seealpen kam, liegt zwischen den Depart. Rhônemündungen
(im W.), Niederalpen (im N.), Seealpen (im NO.) sowie dem Mittelmeer (im S.), hat auf 6027,53 (nach Berechnung
6044) qkm (1896) 309191 W. (20855 mehr als 1891), darunter 33807 Ausländer, also 51 E. auf 1 qkm, und zerfällt in 3 Arrondissements
(Brignoles, Draguignan, Toulon) und 28 Kantone mit 147 Gemeinden.
Hauptstadt ist Draguignan, größte Stadt Toulon. Die Küste ist meist felsig, hat viele Vorgebirge, Inseln
(z. B. bei Hyères) und Buchten (von Fréjus, St. Tropez, Cavalaire, Bormes, Hyères, Giens, Toulon, St. Nazaire), ist zum Teil
auch flach mit Dünen und Sümpfen. Hinter der Küste erheben sich Hügellandschaften (im W. die Vaux d’Ollioules, ein Felsenlabyrinth),
weiterhin Verzweigungen der Seealpen, die in der Cabrière bis 1130 m ansteigen. Bewässert wird das
Land außer vom Vernon an der Nordgrenze, der zur Durance geht, nur von den Küstenflüssen Gageau, Molle und Argens, von denen
dieser die meisten Zuflüsse hat, das Departement von W. nach O. durchfließt und den längsten Lauf hat.
Das Klima ist gemäßigt, wird aber vom eisigen Mistral sowie den heißen Südwinden beeinträchtigt.
Der Boden ist teilweise steinig und dürr, da, wo gut bewässert, außerordentlich fruchtbar, trägt aber nicht den Bedarf.
Es wurden 1895: 414000 hl Weizen, 6970 hl Roggen, 7375 hl Gerste,
[* 93] 58500 hl Hafer
[* 94] erbaut. Die Terrassenkultur des Weinstocks
liefert reichen Ertrag (1895 auf 36971 ha 548686 hl, 1885‒94 durchschnittlich 410414 hl), ebenso die
der Olive, Korinthe, des Maulbeerbaums, verschiedener Obstarten und des Kapernstrauchs.
Bei Hyères sind Salinen, die 1895: 26847 t Salz lieferten. Die Industrie erzeugt Parfümerien, Seife, Liqueure, Korke, Papier,
Leder, Seide, Eisen-, Thon- und Holzwaren. Wichtig sind noch Schiffbau, Fischerei und Handel mit Wein, Essenzen, Olivenöl, Korken
und Salz. Dem Handel dienen 12 Häfen, besonders Toulon, Hyères, St. Tropez und Fréjus, sowie 444,2 km Eisenbahnen
und (1895) 290,7 km Nationalstraßen. Höhere Unterrichtsanstalten sind ein Lyceum und ein Collège.
Längenmaß auf der Pyrenäenhalbinsel sowie in Mittel- und Südamerika,
[* 106] nur noch in einigen amerik.
Staaten von
gesetzlicher Geltung und von sehr verschiedener Größe.
Die portugiesische und brasilianische Vara = 1,1
m, die in Spanien verbreitetste Vara, die castilianische = 0,8359 m, die Vara von Madrid
[* 107] = 0,843 m.
Hauptstadt des Kreises Varallo (32297 E.) der ital. ProvinzNovara in Piemont, links an der Sesia,
an der Mündung des Mastrellone, im Vallo Grande an der Südseite der Penninischen Alpen
[* 108] herrlich gelegen, an der Eisenbahn
Novara-Varallo (55 km) und einer Trambahn nach Vercelli, hat (1881) 2452, als Gemeinde 3189 E., Gymnasium, technische Schule; Herstellung
von Eisen- und Kupferwaren; ein Standbild Victor Emanuels Ⅱ. und eine Marmorstatue des Gaudenzio Ferrari
(gest. 1546), von dem in der Kollegialkirche, in Sta. Maria delle
Grazie und in Sta. Maria di Loreto sich viele Gemälde befinden. Über der Stadt, auf dem 608 m hohen Sacro Monte ein Wallfahrtsort,
Nuova Gerusalemme.
1) Komitat in Kroatien-Slawonien, grenzt im N. an das ungar. Komitat Zala, im O. an Belovar-Kreutz, im S.
an das KomitatAgram,
[* 110] im W. an Steiermark
[* 111] und hat 2521,28 qkm und (1890) 258066 meist kath. kroat. E. (1044 Magyaren, 1939 Deutsche),
[* 112] darunter 2154 Griechisch-Orientalische und 1585 Israeliten, wird im W. durch das Matzelgebirge von Steiermark
getrennt und im Innern von dem Varasdiner Gebirge (Ivansčica, 1060 m) durchzogen, welches südostwärts nach Slawonien übertritt.
Im übrigen ist das Komitat eben, von der Drau bewässert, reich an Getreide,
[* 113] Tabak,
[* 114] Wein, Obst, Viehzucht, Wild, Fischen, liefert
auch Schwefel und hat mehrere warme Bäder, darunter Krapina-Töplitz (s. d.) und Warasdin-Töplitz (s. d.).
Das
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