wußte. Zu Chtâtillon-sur-Marne wurde ihm 1887 ein
Denkmal errichtet. -
Vgl. M. F.
Stern, Zur
Biographie des Papstes II. (Berl.
1883).
III. (1185-87), vorher Lambert oder Hubert Crivelli, ein Mailänder, seit 1185 Erzbischof von Mailand,
[* 2] war ein heftiger
Gegner des
KaisersFriedrich I. und wollte eben denBann gegen ihn aussprechen, als er plötzlich in Ferrara
[* 3] starb.
Vgl.
Georges, Histoire du pape Urbain IV (Par. 1865);
Dorez und
Guiraud, Les registres d'Urbain IV. 1261-64.
Recueil des bulles
de ce pape (ebd. 1892).
V. (1362-70), vorher Wilhelm von Grimoard, geb. zu Grisac im Gévaudan,
Benediktiner, theol.
Lehrer zu Montpellier
[* 5] und
Avignon,
dann
Abt zu
Auxerre und Marseille,
[* 6] zuletzt päpstl. Legat in Neapel
[* 7] und
Sicilien, schlug vorübergehend
seine Residenz in
Rom
[* 8] auf, kehrte dann aber wieder nach
Avignon zurück, wo er auch starb. Er war ein ernstgesinnter Mann,
Feind der
Simonie und Freund der Gelehrsamkeit, aber ein schwacher
Regent. Von ihm rührt die ursprüngliche Form der
Bulle
In coena domini (s. d.) her. -
Vgl. Magnan, Histoire d'Urbain V (2. Aufl., Par. 1863);
Prou, Étude sur
les relations du pape Urbain V avec les rois de
France (ebd. 1888).
VI. (1378-89), vorher
Bartholomäus von Prignano, aus Neapel, war Erzbischof von
Bari, trat nach seiner
Erhebung auf den päpstl.
Stuhl so energisch gegen die Kardinäle auf, daß diese Clemens VII. als Gegenpapst erwählten. Dieser
floh nach
Avignon (1378-94), während in
Rom blieb. Gegen die Königin Johanna I. von Neapel nahm er für
Karl vonDurazzo Partei,
entzweite sich aber auch mit diesem und ließ unter dem Vorwande, daß er und die Kardinäle sich gegen
ihn verschworen hätten, sechs derselben 1385 hinrichten. Um
Geld zu gewinnen, setzte das
Jubeljahr (s. d.) statt auf jedes 50. auf
jedes 33. Jahr fest. Er starb zu
Rom, wie es scheint an
Gift. -
Vgl. Jahr, Die
Wahl U.s VI. 1378 (in den Hallischen Beiträgen
zur Geschichtsforschung", Heft 1,
Halle
[* 9] 1892).
VII. (1590), vorher
Giovanni Battista Castagna, war früher Gesandter mehrerer Päpste in
Deutschland
[* 10] und
Spanien
[* 11] und überlebte
seine
Wahl zum Papst nur 13
Tage.
VIII. (1623-44), vorher Maffeo
Barberini, geb. 1568 zu
Florenz.
[* 12] Selbst Gelehrter, förderte er Künste und Wissenschaften;
die Regierung aber überließ er seinen Vettern. Unter ihm fiel das Herzogtum
Urbino dem päpstl.
Stuhl
zu. erteilte den Kardinälen den
Titel Eminenz, zwang Galilei (s. d.) zum
Widerruf, erließ 1642 gegen die Jansenisten die
Bulle In eminenti, verbesserte 1631 das Breviarum Romanum und errichtete 1627 das Collegium de propaganda fide; auch
rührt von ihm die jetzige Form der
Bulle In coena domini (s. d.) her. Seine Gedichte
(Rom 1631 und Par.
1642) gab später Jos.
Brown (Oxf. 1726) heraus. -
Vgl.
Brosch, Geschichte des Kirchenstaates, Bd. 1 (Gotha
[* 13] 1880);
Ignaz,Botaniker, geb. zu
Warburg in Westfalen,
[* 14] studierte seit 1866 zunächst
Philologie
in
Bonn,
[* 15] dann Naturwissenschaften
in
Berlin,
[* 16] war 1873-78
Lehrer am
Pädagogium in Groß-Lichterfelde, wurde 1878 Assistent, 1883 Kustos
und 1889 Unterdirektor des
BotanischenGartens und Museums in
Berlin, mit dem
Titel Professor.
Außer zahlreichen
Aufsätzen in
Fachzeitschriften veröffentlichte er: «Prodromus einer Monographie der Gattung Medicago» (Berl.
1873),
«Monographie der Familie
der
Turneraceen» (ebd. 1883),
«Additamenta ad cognitionem florae
Indiae occidentalis»,
I, II (Lpz. 1892-95). Ferner gab in
Verbindung
mit Eichler und Garcke das «Jahrbuch des königl.
BotanischenGartens und
Botanischen Museums» heraus und leitet seit 1887 die Redaktion der
«Flora brasiliensis», in der er mehrere
Monographien von Pflanzenfamilien veröffentlichte.
frz. Orbey, Dorf im Kanton
[* 17] Schnierlach,
Kreis
[* 18] Rappoltsweiler des
Bezirks Oberelsaß, an der
Weih und der
Kaysersberger Thalbahn
(Station Urbeis-Eschelmeer), in den
Vogesen, hat (1895) 4545 E., darunter etwa 50
Evangelische, Postagentur,
Telegraph,
[* 19] drei kath.
Kirchen, eine Versorgungsanstalt;
Baumwoll- und Seidenweberei, Weberschiffchenfabrikation und bedeutende
Milchwirtschaft (Fettkäse). 3 km südwestlich die Trümmer der 1138 gestifteten, einst berühmten, 1789 aufgelösten
Cistercienserabtei Pairis. In der Nähe der
Weiße See (1055 m, 29 ha) und der
Schwarze See (950 m, 14 ha), welche viel von
Fremden besucht werden.
lat. Urbinum, Hauptstadt des Kreises (116 395
E.) der ital.
ProvinzPesaro-Urbino in den
Marken, auf hohem Felsen,
zwischen
Metauro und Foglia, in 451 m Höhe, Sitz eines Erzbischofs, hat (1881) 5087, als Gemeinde 16 812 E.,
eine 1671 gegründete
Universität mit jurist. und mathem.
Fakultät, pharmaceutische und technische Schule,
ein
Institut der schönen Künste; Seidenindustrie und Bereitung von
Nadeln
[* 20] und
Käse. Der herzogl.
Palast mit drei Loggien, 1468 von
Luciano da Laurana aus
Dalmatien erbaut und 1480 mit einem Hallenhof von
Baccio Pintelli versehen, enthält
Skulpturen,
Inschriften und eine Gemäldesammlung, wogegen die berühmte
Bibliothek nach
Rom geschafft ist;
Das Geburtshaus
Raffaels, dem hier 1897 ein
Standbild errichtet wurde, gehört der königl. Academia Rafaello und enthält
Kupferstiche nach seinen Werken und ein Freskogemälde von seinem
Vater. 2 km östlich das ehemalige
Kloster
und die
KircheSanBernardino. Seit dem 13. Jahrh. war im
Besitz der Montefeltre und gelangte unter Federigo
¶
mehr
(gest. 1482) und dessen Sohn Guidobaldo (gest. 1508) zu größtem
Glanz, wodurch viele Künstler angezogen wurden. 1508 kam das Herzogtum an das Haus della Rovere und 1626 an den Kirchenstaat.
In der Renaissancezeit war ein Hauptort der Majolikafabrikation (s. Tafel: Majolika,
[* 21]
Fig. 6). -
Vgl. Baldi, Memorie concernenti
la città d'U. (Rom 1724): Arnold, Der herzogl. Palast von (1857): O. E. Schmidt, Federigo von (in der «Zeitschrift
für Geschichte und Politik», 1888);
Stadt im Landkreis Krefeld
[* 22] des preuß. Reg.-Bez.
Düsseldorf,
[* 23] links am Rhein, an den Linien Hamm-Duisburg-M.-Gladbach der Preuß. Staatsbahnen,
[* 24] mit Dampfstraßenbahn nach Krefeld,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Düsseldorf) und eines Hauptsteueramtes, ist Dampferstation und hat (1895) 5238 E.,
darunter 843 Evangelische und 76 Israeliten, kath. und evang. Kirche, Rektoratschule, höhere Mädchenschule, Krankenhaus;
[* 25] Zuckerraffinerien,
Dampfkesselfabrik, Emaillierwerk, Ölsiederei, Gerbereien, Töpfereien, Eisen- und Gelbgießereien, bedeutende Fabriken für
Anilinfarben und Chemikalien, Bleiplomben, Cementwaren und Malzkaffee (Kathreiner), Ziegeleien, Kalkbrennereien, Knochenmühle,
bedeutende Getreidespeicher mit Elevatoren, sehr lebhafte Schiffahrt und Werftanlagen.
(Aecidiomycetes), Rostpilze, Familie parasitischer Pilze
[* 27] von zweifelhafter systematischer Stellung. Teils werden
sie als eigene Gruppe, teils als Unterabteilung der Basidiomyceten (s. d.) betrachtet. Sie leben sämtlich auf höhern Pflanzen.
Ihre Mycelien vegetieren im Innern der Gewebe
[* 28] der Wirtspflanzen, während die Sporen auf deren Oberfläche
gebildet werden. Bei vielen Arten ist ein mehrgliederiger Generationswechsel vorhanden; man unterscheidet: die Sommersporen-
oder Uredogeneration, die Wintersporen- oder Teleutogeneration, die Promycelien mit den Sporidien und die Äcidiengeneration,
die früher als eigene Gattung Aecidium angesehen wurde, mit den Spermogonien.
Bei einigen Arten wird der ganze Generationswechsel durchlaufen, bei andern werden ein oder auch mehrere
Glieder
[* 29] übersprungen. Je nachdem sich der Generationswechsel auf derselben Wirtspflanze oder auf verschiedenen Pflanzen abspielt,
unterscheidet man autöcische und heteröcische Formen. Zu den die in sehr zahlreichen Arten über die ganze Erde verbreitet
sind, gehören unter andern die Erreger mehrerer wichtiger Pflanzenkrankheiten,
[* 30] so besonders derer, die
den Rost oder das sog. Befallen des Getreides hervorrufen. (S. Puccinia und Tafel: Pflanzenkrankheiten.)
gewisse Verbindungen des Harnstoffs (s. d.) mit organischen Säuren, die in ihrer
Konstitution den Säureamiden entsprechen. Ein einfaches Ureïd der Essigsäure ist z. B. der Acetylharnstoff, CH3.CO.NH.CO.NH2.
Besondere Bedeutung besitzen die mit zweibasischen Säuren wegen ihrer Beziehungen zur Harnsäure und ähnlichen Verbindungen,
aus denen sie meist durch Spaltung und Oxydation entstehen. Über die wichtigsten hierher gehörigen Substanzen s. die Einzelartikel:
Parabansaure (Oxalylharnstoff), Barbitursäure (Malonylharnstoff), Dialursäure (Tartronylharnstoff), Alloxan (Mesoxalylharnstoff)
und Hydantoin (Glykolylharnstoff). Die besitzen säureähnliche Eigenschaften, können meist auch synthetisch dargestellt
werden und sind durch Alkali leicht in Harnstoff und die betreffende Säure spaltbar. Als Zwischenprodukte bilden sich dabei
wirkliche Carbonsäuren, die Ursäuren, so aus Parabansäure, C3H2N2O3, die Oxalursäure, C3H4N2O4
= NH2.CO.NH.CO.COOH. Über die Diureïde s. d.
der Äthylester der Carbaminsäure, NH2.COOC2H5, entsteht durch die Einwirkung von Ammoniak auf Kohlensäureester
oder Chlorkohlensäureester oder beim Erhitzen von salpetersaurem Harnstoff mit Alkohol in Autoklaven auf
130°. Es bildet farblose Krystalle, die bei etwa 50° schmelzen, ist flüchtig und löst sich in Wasser, Alkohol und Äther.
Das wird als Schlafmittel empfohlen und in Gaben von 2 bis 4 g gut ertragen, ohne üble Nebenwirkungen hervorzurufen. Im
allgemeinen bezeichnet man als Urethane sämtliche Ester der Carbaminsäure.
(Orfa), syr. Urhoi, Hauptstadt eines Sandschaks im türk.
Wilajet Haleb in Mesopotamien, liegt östlich vom mittlern Euphrat und zählt gegen 55000 E. Von Altertümern sieht man nur
noch die Trümmer der alten Burg, von der Sage für den Palast Nimrods gehalten, und die Katakomben.
Merkwürdig
ist die dem Abraham geheiligte Moschee mit Teich.
0122dUrgeschichteIV 1. 2. Gefäße aus Gräbern mit Leichenbrand in der Lausitz. 3. Germanische Graburne aus vorrömischer
Zeit. 4. Eiserner Gürtelhaken. 5a. Gewandnadel von Bronze, b eiserne Lanzenspitze, c eiserne Fibel (Gewandnadel), d bronzene
Fibel. 6a. Kronenartiges Schmuckstück von Bronze, b Ohrring von Bronze mit einer Glasperle. 7. Kronenartiges Schmuckstück
von Bronze. 8. Eisernes Schwert vom
La-Tène-Typus. 9. 10. Hausurnen. 11. 12. Gesichtsurnen. 13. Germanische Graburne mit mäanderartiger
Verzierung. 14. 15a–c. 16a–d. 17a–c. Beigaben aus germanischen Gräbern während der römischen Kaiserzeit. 18. 19. Römische
[* 43] Gefäße aus dem Rheinlande. 20. Germanische Graburne aus der Zeit der Völkerwanderung. 21a–c. Beigaben aus
fränkischen Reihengräbern der Merowingerzeit.
¶
Bezirkshauptmannschaft Linz
[* 45] in Oberösterreich, am linken Donauufer, Linz gegenüber
und mit diesem durch eine eiserne Gitterbrücke und durch Pferdebahn verbunden, an der Linie Urfahr-Aigen-Schlägl (58 km) der
Mühlkreisbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (247,45 qkm, 23319 E.), hat (1890) 6429, als Gemeinde 8289 E.;
Maschinen- und Spiritusfabrik
sowie bedeutenden Handel mit Getreide
[* 46] und Rohprodukten.
In der Nähe die Kuranstalt Riesenbad nach Kneippschem System.
(spr. ür-), Honoré d’, franz. Romanschriftsteller,
geb. in der Grafschaft Forez, gest. wurde berühmt durch seinen von Tassos «Aminta» und Montemayors «Diana»
inspirierten Schäferroman «Astrée», der zu den gelesensten
Büchern des 17. Jahrh. gehört. Von dem Buche erschienen nacheinander fünf Bände (1610-27), deren letzterer von U.s Sekretär
[* 47] Baro verfaßt war. Die Hauptpersonen des anmutig geschriebenen Romans, der eine ideale Welt von Hirten und Rittern schildert,
sind Céladon und Astrée; die Prüfungen, die ihre Liebe zu erdulden hat, machen die eigentliche Handlung
aus, die durch mancherlei Abschweifungen und Liebesgespräche sehr in die Länge gezogen wird. -
Vgl. Bernard, Les d’U.,
souvenirs historiques et littéraires (Par. 1839);
Bonafous, Étude sur l’Astrée et sur H. d’U. (ebd. 1846);
Chantelauze,
Étude sur les d’U. (1860);
H. Körting, Geschichte des franz. Romans im 17. Jahrh., Bd. 1 (Oppeln
[* 48] 1885).
(chines. K’in-lun; mongol. Küren), Hauptstadt
der nördl. Mongolei, an der Tola, einem Nebenflusse des Orchon, an der Poststraße von Kiachta nach Kalgan, besteht aus der
Mongolenstadt Bogdo-Küren (Churen) oder Da-Küren und der Chinesenstadt Mai-ma-tschin.
Die Mongolenstadt enthält den Tempel
[* 49] des Maidar, den Palast des Khutuktu, des obersten Priesters der buddhistischen Mongolen, und 10000 Lamas.
Die Stadt zählt 30000 E.
und ist Sitz eines russ. Generalkonsuls.
ältere deutsche Bezeichnung der Archäischen Formationsgruppe (s. d.). ^[= eine über 30000 m mächtige Schichtenreihe, die aus einem untern Komplex von Gneisen, Hornblendesch ...]
Séo de (spr. -chehl), befestigte Bezirksstadt der span.
Provinz Lerida in Catalonien, rechts am Segre, ist Sitz eines Bischofs, hat (1887) 3083 E., große Domkirche,
und beherrscht zugleich mit dem rechts über dem Balira liegenden Kastell Ciotat die Pyrenäenstraße Perpignan-Lerida.
Die
Llanos de werden von Zuflüssen des Segre sowie von dem Kanal de der bei Artesa beginnt und unterhalb Lerida mündet, durchschnitten.
Vorgeschichte, Prähistorie, die Wissenschaft, die sich mit der Vorgeschichte der Menschheit beschäftigt.
Die Grenze zwischen Geschichte, die von der schriftlichen und mündlichen Überlieferung ausgeht, und die die Reste früherer
menschlicher Geschlechter und die Spuren ihrer Thätigkeit zu deuten sucht, ist unbestimmt, da in manchen
Gebieten der Erde, wie in Ägypten,
[* 50] Babylonien oder China,
[* 51] die schriftliche Überlieferung sehr weit zurückreicht, in andern,
wie in manchen Teilen Centralafrikas, die beglaubigte Geschichte noch kaum begonnen hat. Die entwickelt sich in enger Verbindung
mit der Anthropologie (s. d.) und der Ethnographie
[* 52] (s. d.),
da die Zustände der
heutigen Naturvölker auch das Verständnis für die primitiven Verhältnisse der europ.
Urzeit eröffnen. - Lange Zeit wurde nur gelegentlich und systemlos betrieben; eine eigentliche Forschung entwickelte sich
erst im ersten Drittel des 19. Jahrh., nachdem das SystemCuviers (s. d.) beseitigt war.
Die ArbeitenBoucher deCrèvecoeur de Perthes und Schmerlings, der ersten erfolgreichen Höhlenforscher, fanden seit 1838,
als der engl. Geolog Lyell für sie eintrat, allgemeinen Beifall, und die Entdeckung des sog.
Neanderthalschädels (1857) mit den sich daran knüpfenden Erörterungen machte die neue Wissenschaft rasch populär. Nunmehr
fand auch die Thätigkeit nordischer Forscher, die sich vorwiegend mit den vorgeschichtlichen Stein- und Bronzegeräten Skandinaviens
beschäftigt hatten, zunehmende Beachtung. 1854 waren ferner die ersten Pfahlbauten
[* 53] (s. d.) in den Schweizer Seen entdeckt
worden. In allen Teilen Europas und bald auch in Amerika
[* 54] begann nunmehr eine rege Forschungsthätigkeit, in Deutschland hauptsächlich
unter dem Einfluß Virchows. Schon ist es stellenweise gelungen, Geschichte und aneinander zu knüpfen, während man andererseits
mit großem Erfolg bemüht gewesen ist, die ältesten Spuren desMenschen aufzusuchen und die Frage aufzustellen, ob die Menschheit
durch irgend ein Zwischenglied mit den höhern Gruppen der Tierwelt in Verbindung steht. Diese letzte Frage
ist noch nicht gelöst. (S. Mensch.)
Das Alter der Menschheit ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt. In Europa
[* 55] hat der Mensch zweifellos in der sog. Interglacialzeit,
wahrscheinlich aber schon in der ältern Eis- oder Diluvialzeit existiert; ob er dagegen in der Tertiärzeit bereits vorhanden
gewesen ist, läßt sich noch nicht als gewiß behaupten. Dagegen beweisen eine Reihe von Funden in Nord-
und Südamerika
[* 56] mit großer Wahrscheinlichkeit das Dasein menschlicher Wesen in Amerika am Ende der Tertiärzeit. - Genauer
bekannt ist bisher nur die der Bewohner Europas, Nordamerikas und einiger TeileAsiens, und so bezieht sich denn
auch die Einteilung der in Perioden nur auf diese Gebiete.
Überall hat die Menschheit eine längere oder kürzere Zeit durchlebt, in der Metalle unbekannt waren und alle Geräte und
Waffen
[* 57] daher aus Holz,
[* 58] Stein, Knochen
[* 59] und Horn hergestellt wurden. Da die Steingeräte naturgemäß am besten der Zerstörung
durch die Zeit widerstehen und überdies den metallkundigen Völkern von jeher besonders aufgefallen
sind, so hat man die ältern Perioden der Menschheitsentwicklung kurzweg als Steinzeit
[* 60] (s. d.) bezeichnet. Charakteristische
Fundstellen aus dieser Periode sind in Taubach bei Weimar
[* 61] (Interglacialzeit) und an der Schussenquelle in Württemberg
[* 62] (zweite
Eiszeit).
[* 63] In dieser ältern Zeit (paläolithische Periode) wurden die Steine, unter denen sich der Feuerstein
besonderer Beliebtheit erfreut, nur roh zugeschlagen (s. Tafel: Urgeschichte I,
[* 44]
Fig. 1 u. 2). Doch war schon damals Europa
von sehr verschiedenen Rassen besiedelt, die schwerlich in ihrer Kultur ganz auf gleicher Stufe standen. So mag z. B. die
rohe Bevölkerung,
[* 64] die in den Küchenabfallhaufen oder Muschelbergen (Kjökkenmöddingern, s. d.)
der dän. Küste ihre Spuren hinterlassen hat, mit der schönen Rasse im südl. Frankreich, die nach den Höhlenfunden von Cro-Magnon
benannt wird, wenig gemein gehabt haben. Die Steingeräte der Diluvialzeit bestehen aus messerartigen Splittern, kleinern
und größern
¶
Auf die ältere folgt die jüngere Steinzeit (neolithische Periode), die natürlich nur ein Kulturbegriff ist, da sie in verschiedenen
Gegenden zu sehr verschiedener Zeit begonnen haben mag. Sie ist charakterisiert durch die bessere Ausführung der
Steingeräte, die nun geschliffen, poliert und nötigenfalls durchbohrt werden (so Steinhämmer und -Beile, Hacken, Schaber,
Pfeil- und Lanzenspitzen, Dolche, Messer, Meißel
[* 66] u. s. w., Taf. I,
[* 65]
Fig. 9 u. 10; II,
[* 65]
Fig. 1-7, 11 u. 14), durch die Kunst der
Töpferei (Taf. I,
[* 65]
Fig. 6 u. 8; II,
[* 65]
Fig. 12) und die größere Sorgfalt, die man der Bestattung (s. d.)
der Toten und der Errichtung mächtiger Grabmäler zuwendet. In Europa fällt der Beginn dieser Periode ungefähr in die Zeit,
in der das Klima des Erdteils seine heutige Beschaffenheit annahm, die diluviale Tierwelt zurücktrat und Viehzucht
[* 67] und Ackerbau
möglich wurden. In Amerika dagegen ist überhaupt eine scharfe Trennung derSteinzeit in eine ältere und
jüngere nicht möglich, da poliertes Steingerät schon in sehr alten Schichten vorkommt.
Die Bewohner Europas unterhielten damals bereits einen gewissen Handelsverkehr, an günstigen Stellen, wie auf Rügen, wurden
Feuersteingeräte fabrikmäßig hergestellt und weithin ausgeführt, während von Südosten her, von den
Stätten der uralten babylon. Kultur, bereits gewisse fördernde Einflüsse bis nach dem
Norden
[* 68] gelangt zu sein scheinen. Die ältesten SchweizerPfahlbauten gehören der neolithischen Periode an. Die mächtigsten
Denkmäler aus jener Zeit sind aber die megalithischen Grabkammern (Dolmen, s. d. und Tafel I,
[* 65]
Fig. 5), ebenso wie die Cromlechs
(s. d.) und Menhirs (s. d.).
Mit dem Auftreten der Metalle beginnt eine neue Zeit, die indessen von der vorigen nicht scharf geschieden ist. Am frühesten
scheint das Kupfer
[* 69] erkannt und benutzt worden zu sein. Aber die Kupferzeit (s. d.) ist in Europa und Asien
[* 70] nur ein kurzes Vorspiel
der Bronzezeit (s. d.). Wo man zuerst die Bronze hergestellt haben mag, ist noch immer unsicher, indes
deutet manches auf das südl. Centralasien; in Amerika ist die Legierung ebenfalls bekannt gewesen und wohl selbständig erfunden
worden.
Die Bronzeperiode beginnt nicht überall gleichzeitig und ist in den einzelnen Gebieten von verschiedener Dauer und Bedeutung;
häufig kehrt die Erscheinung wieder, daß dort, wo die Keramik
[* 71] blühte, wie z. B. in Mitteldeutschland,
die Metalltechnik zurücktrat, während von Skandinavien das Gegenteil gilt. Gegenden hochentwickelter Bronzekultur waren
in Europa die Schweiz,
[* 72] Ungarn,
[* 73] Skandinavien mit einem Teile Norddeutschlands; schwächer vertreten war diese Kultur in Frankreich,
Spanien, Italien,
[* 74] da sie hier früh durch die Eisenkultur beeinträchtigt wurde.
Die häufigsten und charakteristischsten Stücke aus der Bronzezeit sind die Beile, die sich erst allmählich aus ungeschicktern,
den Steingeräten nachgebildeten Formen zu neuen Typen umgebildet haben, zum Paalstabe oder Schaftcelte und zum Celt
[* 75] oder Hohlcelt
(s. Celte). Die Eigenschaft der Bronze, sich zu elastischem Draht
[* 76] ausziehen zu lassen, führte zur Erfindung
neuer Geräte, vor allem der überaus häufigen Vorstecknadel oder Fibula
[* 77] (s. d. und Taf. III,
[* 65]
Fig. 6 u. 7). Ringe, Armringe
[* 65]
(Fig. 5, 10 u. 11), Halsringe
[* 65]
(Fig. 8, 9 u. 13), Lanzenspitzen
[* 65]
(Fig. 4), Schwerter (Fig. 1), Helm und Panzer, selbst
Teile von
Streitwagen
[* 78] wurden aus Bronze hergestellt, ferner Äxte
[* 65]
(Fig. 2 u. 3), Messer (Fig. 15 u. 16), Sicheln
[* 65]
(Fig.
14), Nadeln (Taf. II,
[* 65]
Fig. 9 u. 15), Gefäße (Taf. III,
[* 65]
Fig. 13), Musikinstrumente u. s. w.
Allmählich drang von Südosten her die Kenntnis der Eisenbereitung in Europa ein und rief mit der Zeit eine völlige Umwälzung
hervor. Die sog. Eisenzeit (s. d.)
verdrängte die Bronzezeit, deren Ende im Süden mit dem Jahre 1000, in Skandinavien mit dem Jahre 400 v. Chr. ungefähr zusammenfallen
dürfte. Zunächst war indessen das Eisen
[* 79] noch das seltnere Metall, und so können wir eine frühe Eisenzeit unterscheiden,
in der die Bronze noch massenhaft verwendet wird und an erster Stelle steht, und eine vollentwickelte,
in der das Eisen die Bronze fast ganz verdrängt hat. Der wichtigste Typus der frühen Eisenzeit ist die Hallstätter Zeit (s. d.).
Die Formen der Hallstattkultur finden sich fast in ganz Europa mit Ausnahme des Nordens; die Blütezeit dieser Kultur war
aber nicht überall von gleicher Dauer, nur kurz in Italien und Griechenland,
[* 80] wo bald eine entwickelte Eisenzeit
einsetzte, länger im Norden der Balkanhalbinsel,
[* 81] in den Alpen
[* 82] und Süddeutschland.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Hallstattkultur unter Völkern verbreitet war, über die auch die Anfänge der europ.
Geschichte schon zu berichten wissen. Es sind vor allem die einst mächtigen Stämme der Illyrier in den
Ostalpen und der nordwestl. Balkanhalbinsel, ferner die Etrusker, Italiker und die ältern Kelten, die ihr anhingen. Während
nun im Süden die reine Eisenzeit ziemlich früh, aber nicht sehr plötzlich der Hallstattperiode ein Ende macht, findet weiter
im Norden eine fast ruckweise Ausbreitung einer jüngern Eisenkultur statt, die man nach einem der ersten
wichtigen Fundorte die La-Tène-Zeit (s. d.) genannt hat.
Hier waltet das Eisen durchaus vor, und dem Charakter dieses Stoffes entsprechend treten die Schmucksachen
[* 83] und Prunkgeräte
der Bronze- und Hallstattzeit vollständig gegen Waffen und Gerätschaften des praktischen Gebrauchs zurück.
Der Ausgangspunkt dieser neuen, hervorragend kriegerischen Kultur ist Frankreich, und die Verbreitung der La-Tène-Funde läßt
mit Sicherheit erkennen, daß es Kelten gewesen sind, die diese Kultur geschaffen und auf ihren Eroberungszügen nach Süddeutschland,
Oberitalien
[* 84] und Spanien verbreitet haben.
Noch weiter in das Reich der eigentlichen Geschichte ragen jene Funde einer dürftigen Eisenzeit hinein,
die häufig im OstenDeutschlands
[* 85] auftreten und den slaw. Einwohnern des frühen Mittelalters zuzuschreiben sind.
Von Wällen umschlossene Zufluchtsplätze (s. Burgwall) und eine eigentümliche Keramik sind für diese Kultur charakteristisch.
Seitdem im Anfange unserer Zeitrechnung die Römer
[* 86] in häufige Berührung mit den german. Völkern des Nordens kamen,
gewann ihre Kultur mehr und mehr Einfluß auf diese, und ein lebhafter Handelsverkehr brachte massenhaft röm.
Fabrikate (Taf. IV,
[* 65]
Fig. 14-17) nach Deutschland und Skandinavien. Nach der Zertrümmerung des RömischenReichs bildeten sich
diese Keime selbständig fort, zunächst meist in roher und ungeschickter Weise; die Reihengräber der Merowingerzeit geben
Zeugnis von dieser Periode, die in vieler Beziehung einen Rückfall bedeutet. Die merowingische Zeit liegt
aber bereits so vollständig im Lichte der glaubwürdig überlieferten Geschichte, daß die Gräberfunde (z. B.
¶
mehr
Taf. IV,
[* 87]
Fig. 21 a - e) mit ihren Ergebnissen nur noch als ein willkommenes
Hilfsmittel der histor. Forschung betrachtet werden können.
Auch außerhalb Europas macht die Fortschritte. Die Ausgrabungen Schliemanns in der Troas und in Griechenland, Ohnefalsch-Richters
und anderer in Cypern
[* 88] haben bereits Klarheit über die Wege gebracht, auf denen die alte Kultur Vorderasiens
sich nach Europa verbreitet hat. Von nicht geringerer Wichtigkeit verspricht die Untersuchung der südsibir. Fundstätten
zu werden. In Ägypten hat Flinders Petrie die Reste einer Bevölkerung nachgewiesen, die vor dem Entstehen einer höhern Kultur
das Nilthal bewohnte; eine eigenartige Bronzekultur hat ihren Ausgangspunkt in Vorderindien und ist nach
dem Ostindischen Archipel vorgedrungen. Ganz besondere Ergebnisse aber sind zu hoffen, wenn es einmal gelungen sein wird,
die ostasiat. Länder in Bezug auf urgeschichtliche Reste zu durchforschen.
Sehr erfolgreich ist die prähistor. Forschung in Nordamerika,
[* 89] und auch hier ist es bereits gelungen, Geschichte und in
Verbindung zu bringen. (S. Amerikanische Altertümer.)
Caspari, Die der Menschheit (2. Aufl., 2 Bde.,
ebd. 1877);
Joly, Der Menschvor der Zeit der Metalle (ebd. 1880);
Marquis de Nadaillac, Les premiers hommes
et les temps préhistoriques (2 Bde., Par.
1881) und L' Amérique préhistorique (ebd. 1883; beide Werke in eins verarbeitet von Schlösser und Seler als: Die ersten
Menschen und die prähistor. Zeiten. Mit besonderer Berücksichtigung der Urbewohner Amerikas, Stuttg. 1884);
Steinh., Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.)
mit gegen 24 Arten im südl. Europa, in den Mittelmeerländern, in Ostindien
[* 94] und im tropischen Afrika,
[* 95] Zwiebelgewächse mit schmallinealen
oder breiten bandförmigen Blättern.
Die zahlreichen meist kleinen und weißlich gefärbten Blüten sind zu einer langen Traube
vereinigt. Die wichtigste Art ist die an den sandigen Küsten des Mittelländischen und Atlantischen Meers
wachsende gemeine oder echte Meerzwiebel oder Squille Scilla St., Scilla maritimaL., s. Tafel: Liliifloren,
[* 96] Fig. 5), deren etwa 1 m
hoher, stielrunder Schaft mit seiner reichen Traube weißlicher Blüten im Herbst sich nach dem Vertrocknen der im Frühjahr
hervorgesprossenen Blätter entwickelt, letztere werden bis 30 cm lang und bis 8 cm breit.
Die Zwiebel ist schuppig, sehr groß, bis zur Größe eines Kinderkopfs anwachsend und bis zu 2 kg schwer; ihre bitter und
scharf schmeckenden Schuppen (Niederblätter) sind getrocknet als ein die Sekretionen, besonders der Nieren, beförderndes Heilmittel
gebräuchlich. In der Pharmacie sind folgende Präparate gebräuchlich: Acetum Scillae (Meerzwiebelessig,
s. d.), Bulbus Scillae (Meerzwiebel), Extractum Scillae (Meerzwiebelextrakt), Oxymel Scillae (Meerzwiebelhonig, s. d.)
und Tinctura Scillae (Meerzwiebeltinktur). In größerer Gabe und im frischen Zustande wirkt die Meerzwiebel wie scharfe
Gifte.
die untere Abteilung der Archäischen Formationsgruppe (s. d.), die untersten und ältesten uns bekannten
krystallinischen Gesteine
[* 97] von sedimentärem Aussehen. Die herrschenden Gesteine sind Abarten von Gneis,
denen Hornblendeschiefer, Kalksteine, Serpentine und andere krystallinische Schiefer eingelagert sind; auch Granite erscheinen
oft in Lagern, namentlich in den tiefern Horizonten, technisch wertvoll sind viele Einlagerungen von Graphit, Magneteisenstein
und von Kiesen, wie denn auch der Gneis oft reich ist an sekundär in ihm zur Bildung gelangten edlen Erzgängen,
wie namentlich im Sächsischen Erzgebirge. Organische Reste kennt man mit Sicherheit nicht aus dieser Formation; doch hat
man aus dem Vorkommen von Kalkstein und Graphit geschlossen, daß es schon zur Zeit der Ablagerung der organisches Leben gab.
(lat. auctor oder autor), die Person, welche eine That verrichtet, ein Recht auf einen andern übertragen oder
für ihn bestellt oder ein Werk geschaffen hat (also auch der Verfasser eines litterarischen oder der Schöpfer eines künstlerischen
Werkes, dem das Urheberrecht [s. d.] zusteht). In der frühern Strafrechtswissenschaft wurde
als bezeichnet einerseits der Thäter (s. Thäterschaft) als physischer andererseits der Anstifter (s. Anstiftung) als intellektueller
während dieser im Deutschen Strafgesetzbuch als Teilnehmer bezeichnet ist. Über den Rechtsurheber s. Abgeleiteter Erwerb.
Die modernen Völker haben anerkannt, daß, soweit geistige Schöpfungen gegen Entgelt, also namentlich
gewerblich verwertbar sind, der Urheber zunächst Anspruch darauf hat, den Preis zu erhalten. Das ist der
Grund des Mit dieser Anerkennung war der Gesetzgebung die Aufgabe erwachsen, die Gegenstände, auf welche sich dieses erstreckt,
genau zu bezeichnen, die Bedingungen, welche einzuhalten sind, um das zu wahren, festzustellen, die Rechtsmittel
auszugestalten, welche zum Schutz des gegeben werden. Das erstreckt sich auf Erfinderpatente (s.
Patent), Gebrauchsmuster (s. d.) und Modelle, Geschmacksmuster (s. Musterschutz), das litterarische (s.
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Nachdruck), Kunstwerke und Photographien. Man pflegt auch hierher zu rechnen die unter anderm Gesichtspunkt stehenden Warenzeichen
(s. Markenschutz) und die kaufmännischen Firmen (s. Firma). Es ist viel überflüssiger Scharfsinn
darauf verwendet worden, das juristisch zu konstruieren; es genügt auszusprechen, daß es sich hier um ein absolutes Recht
(s. Actio), also ein gegen jeden Dritten zu schützendes, veräußerliches und vererbliches Recht desjenigen
Inhalts handelt, welchen ihm die Gesetze beilegen. Regel für das eigentliche ist seine Beschränkung auf eine bestimmte Zeit,
nach deren Ablauf
[* 100] das bisher geschützte geistige Eigentum in das Freie fällt. Nur Mexiko,
[* 101] Guatemala,
[* 102] Venezuela
[* 103] kennen (wenn
auch mit Ausnahmen) ein ewiges
Im engsten Sinne versteht man unter das litterarische und künstlerische (engl. copyright). Dieses ist
geschichtlich erwachsen aus den Privilegien, welche nach Erfindung der Buchdruckerkunst den Verlegern gegen Nachdruck erteilt
wurden; das älteste ist ein venezianisches von 1486. Autoren, welche ihre Werke selbst verlegten, wurden
darin als Verleger geschützt. Das Autorrecht selbst wird erst seit dem 18. Jahrh. anerkannt, zuerst in einem engl.
Gesetze von 1710. Die Ausdehnung
[* 104] auf die bildenden Künste und die vom Ausland eingeführten Bücher folgte bald.
Jetzt gilt in England das Gesetz vom (Eintrag in ein Register und Abgabe von Pflichtexemplaren)
mit Novellen und einem Gesetz vom über musikalisches Die franz. Gesetze von 1791 verboten
Aufführung eines dramat. Werkes ohne Genehmigung des Urhebers, seiner Erben und Nachfolger während 5 Jahren. Den Schutz des
litterar. gab ein Dekret von 1793, ferner Code pénal vom Art. 425 - 427 und 429. In Deutschland
wurden nach einem kursächs. Mandat von 1773 und nach dem Preuß.
Das litterarische umfaßt das ausschließliche Recht, ein Schriftwerk auf mechan. Wege zu vervielfältigen
(s. Nachdruck);
denselben Inhalt hat das bei geogr., topogr., naturwissenschaftlichen, architektonischen,
technischen
und ähnlichen Zeichnungen und Abbildungen, welche nach ihrem Hauptzweck nicht als Kunstwerke zu betrachten sind;
an dramat.,
musikalischen oder dramat.-musikalischen Werken hat der Urheber überdies das ausschließliche Recht, sie öffentlich aufzuführen;
nach den Gesetzen von Deutschland, Finland, Großbritannien
[* 115] und Holland bei veröffentlichten musikalischen
Werken nur, wenn der Urheber auf dem Titelblatt oder an der Spitze des Werkes sich das Recht der öffentlichen Aufführung vorbehalten
hat.
Während sonst Pantomimen und Ballets nur soweit geschützt sind, als sie unter den Begriff «dramat. Werk» fallen,
sind in Österreich und Italien choreographische Werke schlechthin, also auch solche der nichtdramat. Tanzkunst als Bühnenwerke
geschützt.
Das an Werken der bildenden Künste erstreckt sich nach deutschem Gesetz nicht auf die Baukunst.
[* 116] Es besteht nur Schutz für
Baupläne, also litterarisches Bei den Werken der andern bildenden Künste steht dem Urheber das Recht der
Nachbildung ausschließlich zu. Jede Nachbildung, welche in der Absicht erfolgt, dieselbe zu verbreiten, ist ohne Genehmigung
des Urhebers oder dessen Rechtsnachfolgers verboten. Als verbotene Nachbildung ist es auch anzusehen, wenn bei Hervorbringung
derselben ein anderes Verfahren angewendet wird als beim Originalwerk; wenn die Nachbildung nach einer
Nachbildung erfolgt, wenn die Nachbildung eines Werkes der bildenden Kunst sich an einem Werke der Baukunst, der Industrie,
der Fabriken, Handwerke oder Manufakturen findet.
Verbotene Nachbildung ist nicht die freie Benutzung eines Werkes der bildenden Künste zur Hervorbringung eines neuen Werkes;
ferner nicht die Nachbildung eines Werkes der zeichnenden oder malenden Kunst durch die plastische Kunst
oder umgekehrt; Lithophanien sind, nach Urteil des Reichsgerichts, wegen ihrer Darstellungsweise als Bilder anzusehen. Verboten
ist auch nicht die Nachbildung von Werken der bildenden Künste, welche bleibend sich auf oder an Straßen oder öffentlichen
Plätzen befinden; jedoch darf die Nachbildung nicht in derselben Kunstform erfolgen.
Verboten ist nicht die Aufnahme von Nachbildungen einzelner Werke der bildenden Künste in ein Schriftwerk, wenn das letztere
als Hauptwerk erscheint, und die Abbildungen nur zur Erläuterung des Textes dienen. Wenn derUrheber eines Werkes der bildenden
Künste das Eigentum am Werke einem andern überläßt, so ist darin die Übertragung des Nachbildungsrechts
nicht enthalten; bei Porträten und Porträtbüsten geht dieses Recht aber auf den Besteller über. In Frankreich, Italien,
Spanien und beschränkt in Rußland und Dänemark besteht auch für Baukunst unmittelbares