Gerhard, luth. Theolog, geb. zu Osnabrück,
[* 2] studierte in Göttingen,
[* 3] wurde daselbst Repetent und 1852 Privatdocent, 1855 Hilfsprediger an der Schloßkirche, dann Konsistorialrat und Hofprediger
in Hannover,
[* 4] 1866 Mitglied des Landeskonsistoriums und Oberkonsistorialrat, 1878
Abt von Loccum. hat besonders für die Einführung
der Gemeinde- und Synodalordnung in Hannover gewirkt. Er veröffentlichte: «Fundamenta chronologiae Tertullianeae»
(Gött. 1852),
«Die Homilien und Rekognitionen des Clemens
Romanus» (ebd. 1854),
«Das Leben Jesu in seinen neuern
Darstellungen» (4. Aufl., Stuttg.
1892),
«Die kirchliche Armenpflege in ihrer Bedeutung für die Gegenwart» (Gött.
1892),
«TäglicheAndachten» (Hannov. 1895). Zu den als «Die
hauptsächlichsten Unterscheidungslehren der evang.-luth. und der röm.-kath.
Kirche» gesammelten Vorträgen lieferte er als
Beiträge Heft 1 und 7 (Braunschw. 1888).
Als solcher
stand er mehrere Jahre hindurch fortwährend in
Konflikt mit den
Behörden. 1848 war Mitglied des
Frankfurter Parlaments
und der preuß. Nationalversammlung; er starb zu
Magdeburg. Von seinen
Schriften sind zu nennen:
«Bekenntnisse» (Lpz. 1845; 4. Aufl.
1846),
[* 12]
Instrumente, die zur Messung und
Einteilung der Zeit dienen.
(Tafel: Uhren I zeigt verschiedene Modelle moderner
Zimmeruhren, während Taf.
II den innern Mechanismus einzelner Uhrengattungen erläutert.) Die Alten kannten
nur die
Sonnenuhr
[* 13] (s. d.), die Sanduhr (s. d.)
und die
Wasseruhr (s. d.).
Tycho
de
Brahe verfertigte sich zu astron. Gebrauch eine Uhr,
[* 14] wobei er statt des Sandes
Quecksilber
verwandte. Die modernen sind mit Räderwerk versehen. Der Erfinder dieser Räderuhren ist nicht mit Bestimmtheit anzugeben.
Erst im 12. Jahrh. fing man in den
Klöstern an, Schlaguhren mit Räderwerk zu gebrauchen.
Dante erwähnt
ausdrücklich die Schlaguhren, die hiernach schon zu Ende des 13. Jahrh. in
Italien
[* 15] bekannt gewesen sein müssen. 1288 erhielt
ein engl. Mechaniker ein Privilegium für die Verfertigung einer Uhr für den
Turm
[* 16] der Westminsterhalle. Doch
wurden die
Turmuhren erst im 14. Jahrh. allgemeiner, wo sie in
Bologna,
Nürnberg,
[* 17]
Straßburg,
[* 18] Courtray,
Speyer
[* 19] u. s. w. vorkommen
und Jak. Dondi in
Padua
[* 20] sowie
Heinrich von
Wiek oder Wyck, ein
Deutscher, als Verfertiger von
Turmuhren berühmt waren.
Gegen Ende des 15. Jahrh. waren die auf dem Kontinent wie in England schon
sehr verbreitet; um 1484 brauchte man sie schon zu astron.
Beobachtungen. Die
Taschenuhren (Sackuhren) hat, wie unzweifelhaft
nachgewiesen worden ist, der
Nürnberger Schlosser
PeterHele (1480-1542) erfunden; schon 1511 hatte er die tragbare Uhr so
vervollkommnet, daß sie 40
Stunden ging und schlug. Nach ihrer Form bekamen die
Nürnberger Sackuhren
den
Namen«Nürnberger Eyerlein»; noch heute nennt man scherzhaft
«Nürnberger Eier»
Taschenuhren, die eine ungewöhnliche
Größe
oder
Dicke besitzen.
Die ältesten
Turm- und Zimmeruhren, besaßen zur Regelung eines gleichförmigen Räderablaufs einen hin und her schwingenden,
mit Gewichten belasteten
Stab
[* 21] (Wag oder
Bilanz genannt), dessen
Achse an einem
Faden
[* 22] aufgehangen war. Huyghens
erfand 1656 die eigentliche Pendeluhr, d. h. die
Verbindung des durch die Wirkung der
Schwere schwingenden Pendels mit der
Spindelhemmung der alten
Waguhren (s. unten). Galilei war schon 1641 auf die Idee gekommen, das Pendel
[* 23] in den damaligen
anzuwenden. Die Repetieruhren erfand
Barlow in
London
[* 24] 1676. Als Erfinder der sehr genauen tragbaren
(Chronometer,
s. d.) ist der Engländer
Harrison (gest. 1776) zu betrachten.
An jeder heutigen Räderuhr sind vier Hauptbestandteile zu unterscheiden:
1) der Bewegungsapparat, welcher die zum
Gange erforderliche Kraft
[* 25] entwickelt;
2) das Räderwerk, ein
System ineinander greifender verzahnter
Räder, wodurch die Zeiger mit der angemessenen
und gleichförmigen
Geschwindigkeit bewegt werden;
3) der
Regulator,
[* 26] das eigentlich Zeitmessende an der Uhr, nämlich eine Vorrichtung, welche kleine, aber höchst regelmäßige
Bewegungen von bestimmter kurzer Zeitdauer fortwährend vollbringt, die dann durch das Räderwerk gleichsam gezählt
und mittels der Zeiger auf dem Zifferblatt registriert werden;
4) die
Hemmung, auch der
Gang
[* 27] oder das Echappement genannt, ein Verbindungsglied zwischen Räderwerk und
Regulator mit der doppelten Bestimmung, einerseits das
Ablaufen des Räderwerkes zu verzögern, andererseits dem
Regulator fort
und fort mittels kleiner Einwirkungen dasjenige an seiner selbständigen Bewegkraft zu ersetzen, was er durch Reibungen und
Luftwiderstand einbüßt. Die
Bewegungen desRegulators sind Schwingungen eines Pendels oder eines kleinen
Schwungrades, der sog.
Unruhe (s. d.); danach teilen sich die in Pendeluhren (frz.
pendules, engl. clocks) und Unruhuhren (frz. montres, engl.
watches). Das Pendel besteht aus
¶
mehr
einem Holz- oder Metallstabe, an welchem unten ein linsenförmiger Körper befestigt ist, während er oben mittels einer
biegsamen Stahlfeder aufgehängt ist (Federaufhängung). Hinsichtlich der bewegenden Kraft unterscheidet man Gewichtuhren,
Federuhren, Elektrische Uhren
[* 29] (s. d.), nach der Art des Gebrauchs Schlaguhren, Wecker,
Taschenuhren, Stutzuhren, Standuhren, Wand- und Turmuhren, astronomische Schiffsuhren u. s. w. Bei den Gewichtuhren,
welche fast ohne Ausnahme Pendeluhren sind, wird das Räderwerk durch ein Gewicht in Bewegung gesetzt, das an einer um eine
bewegliche Walze gewundenen Schnur hängt, vermöge seiner Schwere herabsinkt und dadurch jene Walze um ihre Achse dreht.
Ein mit der Walze verbundenes Zahnrad setzt nun weiter eine Reihe von Rädern und Getrieben in Bewegung,
so daß das letzte Rad sich mit der größten Geschwindigkeit umdreht. Dieses letzte Rad wird aber vermöge der Schwingungen
des Pendels durch die Hemmung (s. unten) dergestalt verzögert, daß die Gewichtwalze und das niedersinkende Gewicht
nur äußerst langsam sich bewegen können und das Werk geraume Zeit nach einem Aufzuge im Gange bleibt
(12-Stunden-, 24-Stunden-, 8- Tage-, Monats- und Jahruhren).
Zufolge gehöriger Einrichtung des Räderwerkes muß darin ein Rad vorkommen, welches genau in einer Stunde einmal sich umdreht
(Minutenrad); auf die Achse dieses Rades wird der Minutenzeiger gesteckt, und durch ein besonderes kleines Räderwerk (Zeiger-
oder Vorlegewerk) empfängt der Stundenzeiger seine zwölfmal langsamere Bewegung. Bei den Federuhren, welche Pendeluhren (wie
die Stutzuhren) oder Unruhuhren (wie die Taschen- und Reiseuhren) sein können, ist die bewegende Kraft die Elasticität einer
langen, mehr oder weniger breiten, sehr dünnen Stahlfeder, die im Innern einer Trommel (des Federhauses) um deren
Achse (den Federstift) spiralförmig gewunden, mit einem Ende an dieser Achse, mit dem andern an der Wand der Trommel befestigt
ist (s. Tafel: Uhren II,
[* 28]
Fig. 1 a u. b). Entweder die Trommel oder ihre Achse ist unbeweglich; durch das Bestreben der Feder,
sich zu entwickeln, wird daher im ersten Falle der Federstift, im zweiten Falle das Federhaus umgedreht
und kann so das Räderwerk in Gang setzen.
Dabei nimmt die Kraft der Feder desto mehr ab, je weiter sie sich entwickelt. Damit aber dieser Umstand keinen nachteiligen
Einfluß auf den gleichförmigen Gang der Uhr habe, muß eine vollkommen konstruierte Hemmung angewendet
werden; außerdem macht man die Feder möglichst lang, gebraucht jedoch nur die mittelsten Umgänge derselben, während welcher
die Kraft annähernd gleichmäßig bleibt. In andern Fällen benutzt man zur Ausgleichung des allmählich abnehmenden Zugs
der Feder die Schnecke
[* 28]
(Fig. 2), einen abgestutzt kegelförmigen Körper, welcher mit dem Federhause
durch die Kette verbunden ist.
Letztere befindet sich, wenn die Uhr aufgezogen ist, ganz um die Schnecke, von dem dickern nach dem dünnern Ende derselben
aufgewunden. Wenn nun die Feder das Federhaus umdreht, zieht dieses die Kettean sich, durch deren Abwicklung von der Schnecke
auch letztere sich dreht. Indem die Kette zuerst an dem kleinsten, später mehr und mehr an einem größern
Halbmesser der Schnecke thätig ist, erfolgt die Ausgleichung der Zugkraft der Feder. Die frühern Taschenuhren mit der jetzt
nicht mehr angewendeten Spindelhemmung konnten infolge
der Unregelmäßigkeiten der Zugfeder, des Räderwerkes und der Mängel,
welche mit dem Spindelgange unzertrennlich waren, Schnecke und Kette nicht entbehren; jetzt wendet man
die Schnecke nur noch in Präcisionswerken an, in den Chronometern ausschließlich.
Von den Hemmungen ist die älteste die Spindelhemmung der Waguhr
[* 28]
(Fig. 3). Die Schwingungen des Wagebalkens (Bilanz) a a, deren
Dauer durch versetzbare Gewichte reguliert werden kann, werden auf die Spindel b übertragen; die beiden
an der Spindel befestigten Lappen stellen sich abwechselnd den Zähnen des kronenförmigen Hemmungs-, Steig- oder Gangrades
c entgegen und zwingen es zu einer ruckweisen Bewegung, deren Abschnitte unter sich gleich sind. Für Pendeluhren geringerer
Art (Schwarzwälder hat man die einfache Hakenhemmung, bestehend aus einem Rade mit schräg eingeschnittenen,
spitzen Zähnen (dem Steigrade) und dem stählernen Haken, welcher durch die Schwingungen des Pendels sich derartig hin und
her bewegt, daß er wechselweise auf der einen und auf der andern Seite des Steigrades einem Zahne desselben sich entgegenstellt
und so dasselbe einen Augenblick anhält. Bei weitem vorzuziehen ist die Ankerhemmung von Graham
[* 28]
(Fig.
4), bei der das Gangrad von ähnlicher Beschaffenheit ist, an die Stelle des Hakens aber der nach seiner Gestalt benannte Anker
[* 30] tritt. Dieser Anker a hat zwei Arme, an deren Enden verstellbare Klauen m und n sitzen, die abwechselnd die Zähne
[* 31] des Steigrades
b aufhalten. Bei der Stiftenhemmung
[* 28]
(Fig. 5) hat der Anker v eine veränderte Form und das Gangrad w statt
der Zähne einen Kreis
[* 32] von Stiften auf seiner Fläche.
Künstlichere Hemmungen werden bei astron. Pendeluhren angewendet; doch ist man in neuerer Zeit fast allgemein auf die allereinfachste
Form, auf den vorzüglichen Grahamschen Anker zurückgekommen und erzielt damit große Erfolge. Die Normaluhr
der Berliner
[* 33] Sternwarte
[* 34] ergiebt beispielsweise nur eine Abweichung von 0,015 Sekunde in ihrem täglichen Gange; doch genügt
für die Präcisionsbestimmung der Zeit eine Genauigkeit von 0,1 Sekunde täglicher Abweichung, während für den bürgerlichen
Gebrauch eine größere Anzahl von Sekunden zulässig ist; bei den alten Spindeluhren bestand die Abweichung
allerdings in Minuten.
Unruhuhren der ältesten Art haben die Spindelhemmung, die schon die alte Waguhr (s. oben) besaß, und heißen aus diesem GrundeSpindeluhren. Die allgemein verbreitetsten Unruhuhren besitzen die Cylinderhemmung (von Tompion 1695 erfunden und von
Graham wesentlich verbessert), welche statt der Spindel einen kleinen stählernen, halb ausgeschnittenen
Cylinder und ein Gangrad (Cylinderrad) mit eigentümlich gestalteten, senkrecht gegen die Radfläche stehenden Zähnen enthält.
Die perspektivische Ansicht des Cylinders und des Cylinderrades giebt
[* 28]
Fig. 6. In
[* 28]
Fig. 7 sind
fünf Stellungen des im Querschnitt gezeichneten Cylinders gezeichnet; m ist die Eingangs- und n die Ausgangslippe
des Cylinders. In
[* 28]
Fig. 13 ist das ganze Räderwerk einer Taschenuhr mit Cylinderhemmung (Cylinderuhr) wiedergegeben. Das mit
einem Zahnkranz versehene Federhaus a ist links in Ansicht, rechts im Schnitt dargestellt;
t und v sind die beiden Haken zum
Einhängen der Zugfeder, b der vierkantige Stift, über den zum Aufziehen der hohle Uhrschlüssel gesteckt
wird;
eingreift, der das Ablaufen der Feder verhindert, d das Vierkant zum Stellen der Zeiger;
die Welle von d trägt am andern Ende
den Minutenzeiger s;
c ist das Minutenrad, n das Minutenrohr;
von wo aus das Wechselrad o und das auf dem Stundenrohr sitzende
Stundenrad p mit einem solchen Übersetzungsverhältnis angetrieben werden, daß der Stundenzeiger r zwölfmal
so langsam geht als s;
vom Minutenrad e aus wird durch ein Zwischenrad f das Sekundenrad g mit dem Sekundenzeiger h bewegt
und zwar mit der 60fachen Übersetzung ins Schnelle.
Von g aus empfängt das Cylinderrad i und der dieses ruckweise hemmende
Cylinder k den Antrieb. Auf der Achse von k sitzt die Unruhe l mit der Spiralfeder m. Auf der Achse des Federhauses
a sitzt auf der entgegengesetzten Seite von b die in
[* 35]
Fig. 9 in Vorderansicht gezeichnete Stellvorrichtung,
bestehend aus dem Stellrad oder Malteserkreuz a und dem Stellzahn b. Durch die Form der Zähne des Malteserkreuzes
wird beim Aufziehen ein vollständiges Anspannen und Ablaufen der Feder verhindert. Als noch vollkommenere Hemmungen gebraucht
man für Unruhuhren mehrere Arten der Ankerhemmung. Bei der englischen Ankerhemmung
[* 35]
(Fig. 14) hat das Ankerrad a spitze Zähne.
Die am Anker b sitzende Gabel c wird von der auf der Unruhachse befestigten Hebescheibe d mit Hebestift
i in Schwingungen versetzt, die durch die Stifte v und w begrenzt werden. Bei der SchweizerAnkerhemmung
[* 35]
(Fig. 11 u. 12) hat
das Ankerrad a abgestumpfte sog. Kolbenzähne;
b, c, d, i, v, w sind dieselben Teile wie in
[* 35]
Fig. 14;
m
ist eine Kompensationsunruhe, mit der Spiralfeder n, deren Gang man mit der Rückvorrichtung o regulieren kann;
s ist das
Sekundenrad.
Während bei der Cylinderhemmung, sobald der Antrieb vermittelst der Keilfläche eines Cylinderradzahnes auf
die Unruhwelle (Cylinder) geschehen ist, sich stets eine Zahnspitze dieses Rades an den Cylinder legt und auf
demselben ruht (entweder außen oder innen), wirkt bei den Ankerhemmungen die Kraft des Gangrades nicht direkt auf die Unruhe
ein, sondern es wird dies erst durch ein Zwischenglied, den Anker, besorgt. Die erstern nennt man daher Hemmung mit reibender
Ruhe, die letztern freie Hemmung.
Die Taschenankeruhren sind neben den Cylinderuhren am weitesten verbreitet, doch verlangt der Ankergang
immer eine sorgfältigere Ausführung, wenn er gute Dienste
[* 36] verrichten soll; es ist deshalb bei Anwendung eines geringen
Kaufpreises eine Cylinderuhr vorzuziehen, auch bringt der in die Uhr eindringende Staub eine Ankeruhr in der Regel leichter
zum Stillstand. Eine weitere Art der Hemmung ist die besonders bei Turmuhren angewendete Federhemmung. Bei
derselben sitzt eine kleine Zugfeder am Steigrade. Dieselbe wird durch Umdrehung der Steigradwelle alle Minuten gespannt und
treibt das Pendel an. Diese Anordnung hat den Vorteil, daß das Pendel vom Laufwerk getrennt ist und daher äußere Einflüsse
(wie Sturm) auf die Zeiger und Zeigerleitungen keinen störenden Einfluß auf das Werk üben. Bessere besitzen
Kompensationsvorrichtungen. Näheres darüber s. Pendel und Unruhe.
Die ältern Wanduhren sind von den neuern sog. Regulatoruhren fast verdrängt worden. Diese
besitzen ein längliches Holzgehäuse, welches das Pendel mit einschließt. Sie gehen meist 8 Tage in einem Aufzuge. Die ältern
haben Gewichte, die neuern Federn.
Kontrolluhren dienen
zur Kontrolle des Dienstes von Beamten, wie Heizer, Wächter, Portiers u. s. w. Bei diesen bewegt sich
ein Zifferblatt aus Papier in der Uhr. Der Wächter muß, um seine Gegenwart auf der betreffenden Station zu einer bestimmten
Stunde anzuzeigen, einen Schlüssel in die Uhr einführen und herumdrehen, wodurch auf dem Papierzifferblatt
ein Loch an der betreffenden Stundenzahl entsteht. (Weiteres s. Bd. 17.)
Nach der Zeit, welche von den angezeigt wird, unterscheidet man astronomische oder Sternuhren (für Sternzeit), für mittlere Zeit
(die gewöhnlichsten) und für wahre Sonnenzeit. Eine Uhr, welche die beiden letztern Zeiten zugleich angiebt,
wird als Äquationsuhr bezeichnet.
Mit vielen verbindet man auch allerlei, teils zur Bequemlichkeit dienende Nebenvorrichtungen, als Sekunden- und Datumzeiger
(Angabe des Wochen- und Monatstages), Schlag- und Repetierwerke, Wecker. Eine besonders wichtige Verbesserung der Taschenuhren
geschah durch die Beseitigung der Schlüssel; solche welche man schlüssellose (frz. Remontoirs, engl.
Keyless) nennt, werden am Knopfe des Aufhängringes aufgezogen. Durch Verschieben eines seitlichen Riegels kann dann der
Knopf zum Stellen der Zeiger gebraucht werden.
Der Selbstaufzug für Taschenuhren, bewirkt durch das jedesmalige Schließen des vordern Gehäusedeckels, ist nur für mit
Doppeldeckel verwendbar; er findet sich selten vor und paßt nur für von tadelloser Ausführung des Gehäuses
und Werkes. Ferner ist noch eine Uhr mit selbstthätigem Aufzug,
[* 37] die sog. Perpetualuhr des Ingenieurs von Loehr in Wien,
[* 38] zu
erwähnen; die Zugfeder dieser Uhr wird durch die beim Gehen, Treppensteigen u. s. w. während des Tragens entstehenden Erschütterungen
selbstthätig aufgezogen; das Werk erfordert eine gute Ausführung und sorgfältige Behandlung.
Das Princip dieses Aufzugs ist schon lange bekannt, denn bereits Napoleon I. trug eine sog. Klöppel- oder
Schlägeluhr; sie war jedoch von bedeutendem Umfange. Der Aufziehmechanismus konnte erst für die Verbesserungen von Loehrs
für Taschenuhren von gewöhnlicher Größe Anwendung finden. Ein großes astronomisches Uhrwerk befindet
sich im StraßburgerMünster.
[* 39] Es ist dies die dritte Uhr des Münsters. Die erste stammte aus dem J. 1352; nachdem diese den
Dienst versagte, kam die astron. Uhr von Isaak und Josias Habrecht 1574 zur Aufstellung, und nachdem auch dieses Wert seine
Thätigkeit dauernd eingestellt hatte, kam das von Schwilguée 1838-42 gebaute Werk in Gang. Außer den
astron. Angaben u. s. w. beleben viele bewegliche
[* 35]
Figuren das Werk,
z. B. das Erscheinen der 12 Apostel; ein Hahn
[* 40] auf der linken Seite kräht mittags und schlägt mit den Flügeln.
Eine 1895 (zum 50jährigen Bestehen der Glashütter Uhrenindustrie) ausgestellte Taschenuhr der «Union»
in Glashütte zeigt 1/5 Sekunden genau an und macht alle Kalenderangaben. Sie geht auf 40 Steinen und besitzt 738 einzelne
Teile, darunter ein Rädchen von 9½ mm Durchmesser und 300 Zähnen. Einzelne Schräubchen sind nur mit der Lupe
[* 41] zu erkennen,
obgleich sie 6 Gänge besitzen. Der Durchmesser der ganzen Uhr beträgt nur 70 mm, der Preis war 5000 M.
Die Uhrenfabrikation ist heute vorwiegend eine Massenerzeugung. Als Hauptfabrikationsland für Taschenuhren guter Qualität
ist die Schweiz
[* 42]
¶
mehr
zu bezeichnen, deren Produkte den Weltmarkt beherrschen. Genf
[* 44] (seit 1587), Locle (seit 1680) und Chaux-de-Fonds bilden Mittelpunkte
der Taschenuhrenindustrie, die sich schon über 10 Kantone ausgebreitet hat. Deutschland
[* 45] fabriziert Taschenuhren vorzüglichster
Art in Glashütte (Sachsen),
[* 46] wo die Uhrenindustrie 1845 von A. Lange (gest. 1875) begründet wurde; die Glashütter
Taschenuhrwerke besitzen fast ausschließlich Ankerhemmung in verbesserter Form.
Gute astron. Pendeluhren werden von Strasser & Rohde in Glashütte gebaut. In Silberberg (Schlesien)
[* 47] befindet sich ein zweiter, 1854 von
Gebrüder Eppner begründeter Sitz der Taschenuhrenfabrikation, verbunden mit Kontroll- und Turmuhrenbau. Billige Pendeluhren
bei verhältnismäßig rühmenswerter Güte werden im bad. Schwarzwald verfertigt. Die ersten Anfänge
dieses Gewerbes traten hier in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. auf. Einen bedeutendern Aufschwung
nahm die Fabrikation aber erst nach 1780. Die Pendeluhr- und besonders Regulatorfabrikation wird außer im Schwarzwald (Lenzkirch)
auch in Freiburg
[* 48] (Schlesien) und Schwenningen (Württemberg)
[* 49] betrieben.
Die Uhrenfabrikation Englands ist geringer geworden; Hauptsitze sind London, Birmingham,
[* 50] Liverpool,
[* 51] Manchester
[* 52] und Coventry. In Frankreich blüht bei Besançon
[* 53] eine bedeutende Taschenuhrenfabrikation und in Paris
[* 54] die Fabrikation von Stutz-
und Reiseuhren. In Nordamerika
[* 55] giebt es schon längere Zeit Pendeluhrfabriken, zu denen noch mehrere Taschenuhrenfabriken
gekommen sind, welche letztere neuerdings immer größern Aufschwung nehmen, besonders in Waltham (Massachusetts) und Elgin
(Illinois). 1894 führte die Schweiz für 85,9 Mill. Frs. aus und nur für 1,6 Mill. Frs. ein; Deutschland hatte eine Ausfuhr
von 11,8 Mill. M. (meist Stutz-, Wand- und Regulatoruhren), eine Einfuhr von 20 Mill. M. (fast nur Taschenuhren). Die Uhrenfabrikation
wird durch Uhrmacherschulen (s. d.) gefördert.
Litteratur. Jürgensen, Die höhere Uhrmacherkunst (Kopenh. 1842);
Fachzeitschriften in deutscher Sprache:
[* 58] Allgemeines Journal für Uhrmacherkunst (seit 1876, Halle), Deutsche
[* 59] Uhrmacherzeitung
(halbmonatlich, seit 1877, Berlin),
[* 60] Handelszeitung für die gesamte Uhrenindustrie (Leipzig),
[* 61] Schweiz. Uhrmacherzeitung (halbmonatlich,
seit 1879, Romanshorn), Schweiz. Uhrmacherjournal
(Zürich,
[* 62] seit 1888), Österr.-ungar. Uhrmacherzeitung (monatlich, seit
1882, Wien), Uhrmacher-Kalender (Berl. 1883 fg.; früher u. d. T.:
Großmanns Notizkalender für Uhrmacher); in engl. Sprache erscheint: Horological Journal (London); in franz. Sprache: Journal
suisse d'horlogerie (Genf),
Revue chronométrique (Paris).
Fachschulen zur praktischen und theoretischen Ausbildung in der Uhrmacherei. Die älteste derartige
Schule ist die École d'horlogerie zu Genf
(1824 gegründet); sie hat 2½jährigen Kurs, außerdem höhere
Kurse für Specialisten; andere schweizerische sind die zu Biel, St. Imier, Locle, Chaux-de-Fonds, Neuenburg
[* 63] und Fleurier. Die deutsche
Uhrmacherschule zu Glashütte in Sachsen wurde vom Centralverband deutscher Uhrmacher 1878 gegründet, wird von demselben unterhalten
und geleitet und vom Staate unterstützt; sie hat einen 3jährigen Kurs für Lehrlinge und einen 1jährigen
für Gehilfen und erhebt ein Schulgeld von 120 bis 360 M. jährlich. Die seit 1877 in Furtwangen (Baden)
[* 64] bestehende Uhrmacherschule
hat die Bestimmung, die Schwarzwälder Uhrenfabrikation zu unterstützen, und wird aus Staats-, Gemeinde- und Kreismitteln
unterhalten; sie hat 1jährigen Kurs und erhebt jährlich 25 M. Schulgeld. Die Fachschule für Uhrenindustrie
zu Karlstein (Niederösterreich) wird hauptsächlich vom Staate unterhalten.
eine Art der Elektricitätszähler
[* 65] (s. d.). ^[= # Instrumente, die zur Messung und Einteilung der Zeit dienen. (Tafel: Uhren I zeigt verschiedene ...]
Bubu, Schubu, auch Auf, Auff oder Haun (BubomaximusL., s. Tafel: Eulen,
[* 66] Fig. 4), die größte aller Eulenarten,
mit einer Körperlänge bis 77 cm. Schnabel und Fänge sind hornfarbig,
der Augenstern lebhaft orangegelb; die charakteristischen Federohren sind schwarz, die Kehle weiß, der Körper auf ockergelber
Grundfarbe am Rücken schwarz geflammt, am Unterleib schwarz gestreift. Die Füße sind bis zu den Fängen rostgelb befiedert.
Der ist einer der gefährlichsten und mutigsten Raubvögel
[* 67] und verursacht an Hasen, jungen Wild- und Rehkälbern,
Kaninchen,
[* 68] Wald- und Feldhühnern sehr beträchtlichen Schaden, vertilgt aber auch Mäuse, Ratten, Schlangen,
[* 69] Frösche,
[* 70] Insekten
[* 71] und fängt selbst geschickt Forellen. Er streicht fast die ganze Nacht auf Raub, fliegt niedrig, geräuschlos, aber nicht
lange aushaltend; dabei ist er sehr scheu, so daß es schwer fällt, ihm Abbruch zu thun.
Der macht sein Geheck in einsamen Waldgegenden in Felsspalten, altem Gemäuer oder in verlassenen Raubvogelhorsten. Das Weibchen
legt im März oder April zwei oder drei rundliche weiße Eier
[* 72] und bebrütet sie drei Wochen. Sein Ruf, den er besonders zur
Paarungszeit ertönen läßt, ist ein dumpfes buh, buhu. AlleVögel,
[* 73] besonders Krähen und Raubvögel,
stoßen auf den wenn sie ihn am Tage bemerken, deshalb eignet er sich vorzüglich zum Jagdbetriebe auf diese Vögel in der
Krähen- oder Auffhütte. Es ist dies ein gewöhnlich halb unterirdisch angebrachter, aus starken Bohlen gezimmerter Raum,
der mit
¶
mehr
46 Erde und Rasen gedeckt, daher von außen wenig auffällig ist; er enthält eine Thür und eine oder zwei Schießscharten;
in schußmäßiger Entfernung werden zwei dürre Bäume eingerammt, auf welche die den verfolgenden Vögel gern aufhocken.
Ein paar Schritte von den Bäumen wird der auf einen niedern, mit einer Querstange versehenen Pfahl (die
Jule) gefesselt und mit einer Schnur, die bis in die Krähenhütte reicht, versehen, so daß der Jäger durch Anziehen derselben
den zu Bewegungen veranlassen kann. Die Jagd aus der Krähenhütte ist ein vorzügliches Mittel zur Vertilgung von vielen Arten
von schädlichen Vögeln. –
Vgl. Staats von Wacquant-Geozelles, Die Hüttenjagd (Berl. 1896).
türk. Volksstamm Innerasiens, der durch christl.
Glaubensboten aus Syrien vor dem 9. Jahrh. in den Besitz einer semit. Buchstabenschrift kam, die seit der
Begründung des mongol. Weltreichs auch zu Mongolen und Mandschu überging. Die bildeten den östlichsten Zweig der Türkstämme
und waren seit den ältesten Zeiten Nachbarn der Chinesen. Sie wohnten nördlich vom GelbenFlusse und bildeten zuerst das mächtige
Reich der Hiung-nu, mit dem die Chinesen jahrhundertelang Kämpfe zu bestehen hatten.
Das Reich der Hiung-nu zerfiel im ersten Jahrhundert der christl. Zeitrechnung in ein nördliches
und südliches. Die chines. Geschichte erwähnt später nur des Reichs der südl. Hiung-nu und setzt seine Vernichtung an den
Anfang des 3. Jahrh. Durch das Vordringen tungusischer Stämme und die zunehmende Macht der Altaitürken (die
später das Reich der Tukiu bildeten) wurden die südl. Hiung-nu gewiß nach Westen gedrängt und sogar in ihrer
Hauptmasse bis in das Herz Europas, wo sie als Hunnen ein mächtiges Reich gründeten.
Die Macht der nördlichen breitete sich von Orchon erst im 8. Jahrh. weiter nach Süden aus und erstreckte
sich über die ganze Mongolei bis nach dem östl. Turkestan. Die chines. Geschichte erzählt zuletzt von Kämpfen der mit
den Kirgisen (Hakas), die mit der Niederlage der endigten. Später erwähnt die chines. Geschichte des Uigurenreichs der
Löwenkönige (Arslan-Chan) in Ostturkestan, die mit den chines. Kaisern vier Gesandtschaften wechselten,
die letzte 981 n.Chr. Der Buddhismus wich auch bei den dem Islam; was an uigurischer Litteratur vorhanden ist, rührt schon
von Mohammedanern her. –
Nord- und Süd-, zwei zu den äußern Hebriden und zur schott. GrafschaftInverneß gehörige Inseln im SW. von Lewis, 207 und 285 km
groß, haben die flache Insel Benbecula zwischen sich, sind gebirgig, besitzen steile Küsten, namentlich auf der Ostseite
treffliche Häfen, viele Süßwasserseen und zählen 3371 und 3825 E., welche Viehzucht
[* 77] und Fischerei
[* 78] betreiben. Der Ben-More auf Süd-Uist steigt zu 620, Ben-Eaval auf Nord-Uist zu 345 m auf. Die Einwohner von Süd-Uist sind fast
alle katholisch. Kap Ushinish der Ostküste Süd-Uists trägt einen Leuchtturm.
Provinz der Kapkolonie, mit 7700 qkm und (1891) 20941 E.,
darunter 7167 Weiße, nördlich von Port-Elizabeth, durchströmt von dem Sundayfluß und durchzogen von den Winterhoekbergen
mit dem 1870 m hohen Cockscomb.
Während der Norden,
[* 79] mit dornigem Buschwerk bedeckt, fast wasserlos ist, bietet der Süden
den Anblick eines blühenden Ackerlandes.
Der Hauptort Uitenhage-Town mit 5331 E. liegt inmitten wohl
gepflegter Gärten.
auch Ui, linker Nebenfluß des Tobol im russ. Gouvernement Orenburg, entspringt im südl. Ural unweit der Uralquelle
und mündet nach 411 km. Im Oberlauf finden sich Seifen.
Landschaft in Deutsch-Ostafrika, im Binnenland, zwischen Ugogo und Unjamwesi gelegen, besteht zum größten Teil
aus einer wasserlosen steppen- und dornigen Buschwildnis (Mgunda Mkali), durchzogen von Negerpfaden, welche zurückzulegen
die Karawanen neun Marschtage brauchen.
Fast unbewohnt, ist der Tummelplatz für eine Masse von wilden
Tieren.
Früher war es ziemlich stark von Waniamwesi bevölkert, wurde aber teils wegen zunehmender Trockenheit, teils wegen
kriegerischer Unruhen ganz verlassen.
Stadt im KreisGroß-Strehlitz des preuß. Reg.-Bez. Oppeln,
[* 80] an der Klodnitz,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Oppeln), hat (1895) 2466 E., darunter 22 Evangelische und 31 Israeliten, Post, Telegraph,
[* 81] drei kath. Kirchen, darunter die Wallfahrtskirche Maria-Brunn, Synagoge, Schloß des Herzogs von mit Rittergut;
Leinweberei, Gerberei und lebhafte Viehmärkte. eine der ältesten StädteSchlesiens, wurde 1222 vom Herzog Kasimir von Oppeln
an das BistumNeisse
[* 82] (Breslau)
[* 83] verkauft, zu dem es bis 1810 gehörte. Nachdem es mehrfach seine Besitzer gewechselt, kam es in
neuerer Zeit an den Fürsten von Hohenlohe-Öhringen (s. d.), dessen sämtliche in Oberschlesien
belegenen Fideïkommißherrschaften durch Kabinettsorder vom zum erblichen Herzogtum erhoben worden sind.
Karl Eugen, von Mezö-Kövesd, Sprachforscher, Anthropolog und Reisender, geb. in Wien, aus einer
alten ungar. Adelsfamilie, besuchte die Militärakademie in Wiener-Neustadt und war 1861–64 Lieutenant
in der österr.-ungar. Armee, nahm dann seinen Abschied und studierte in Bonn;
[* 84] 1867 ging er nach Frankreich; war Lehrer an Lyceen
und seit 1873 Professor an der OrientalischenAkademie in Paris. Im Auftrag der franz. Regierung machte 1876–82 drei wissenschaftliche
Reifen nach Asien
[* 85] und veröffentlichte darüber: «Expédition scientifique française en Russie, en Sibérieet dans leTurkestan» (6 Bde., Par.
1878–80). Ferner verfaßte er «Recherchessur le tableau ethnographique de la Bible» (Par. 1872),
47 sultats anthropologiques d'un voyage enAsiecentrale" (1880),
«L'art des cuivres au Cachemire» (1883) u.a.,
und redigierte die «Revuede philologie et ethnographie» (3 Bde., Par.
1874–77); deutsch «Alfred de Musset. Eine Studie» (Lpz. 1870) und «Aus dem westl.
Himalaja» (ebd. 1884). Auch schrieb er unter dem Pseudonym Carla Maria und unter Mitwirkung seiner Gattin
die Erzählungen «Un royal aventurier dans l'Asie centrale» (Par.
1886),
«Parsis et Brahmine» (1887) und «Uneidylle au Cachemire» (1888). Seit 1884 von einer unheilbaren Angenkrankheit befallen, hat
seine wissenschaftlichen Forschungen aufgeben müssen und widmet sich ausschließlich kunsthistor. Studien. 1893 veröffentlichte
er: «Lesbiscuits de porcelaine» (Paris). – Seine Gattin Maria begleitete ihn auf allen seinen Reisen
und schrieb mehrere darauf bezügliche Erzählungen sowie die Reisebeschreibungen: «DeParisà Samarkand» (1881) und «Voyaged'une Parisienne dans l'Himalaya occidental» (1887).
Staatsbahnen,
[* 88] hat (1890) 13017 meist kath. magyar. E., darunter 2096 Griechisch-Katholische, 1988 Evangelische
und 4018 Israeliten, ein Piaristengymnasium;
Industrie, lebhaften Handel und bedeutenden Weinbau. wurde 1240 von den Mongolen
zerstört und 1250 wiedererobert;
im 14. Jahrh. gehörte es dem Herzog Koriatovics, der es mit ruthen.
Ansiedlern bevölkerte und auf dem nahen Schloßberge eine Burg erbaute.
(Udschidschi, Udjidji), Landschaft in Deutsch-Ostafrika, am östl. Ufer des Tanganika, mit einem Flächeninhalt
von 2331 qkm und mit einer Bevölkerung
[* 89] von 36000 E., liefert Palmöl, Zuckerrohr, Bananen, Yams, Bataten und Erdnüsse. Die
Wajiji sind ein kräftiger, den Bautu angehöriger Negerstamm, tüchtige Ackerbauer und ausgezeichnete
Schiffer. Der Hauptort Kawele (auch genannt) mit 8000 E. besteht aus acht zusammenhängenden Ortschaften, von denen das hochgelegene
Kassimbo deutsche Station seit Mai 1896 und Ugoi der Marktplatz ist.
Fieberluft beeinträchtigt das sonst sehr angenehme Klima.
[* 90] Kawele, einst berüchtigter Sklavenmarkt, ist
der größte Handelsplatz am Tanganika. 1½ Stunden davon befindet sich in der Bucht von Kigoma ein vortrefflicher Ankerplatz
für Segelschiffe und Dampfer. Burton und Speke kamen im Febr. 1858 als die ersten Europäer nach Stanley fand hier im Nov. 1871 den
tot geglaubten Livingstone. Im Juli 1893 heißte Sigl, Chef der deutschen StationTabora, die deutsche Flagge.
Berglandschaft in Deutsch-Ostafrika, zwischen Usaramo und Usagara, etwa 90 km von der Küste
entfernt. Es wird ganz erfüllt von dem Ulugurugebirge (2500 m), bestehend aus Gneisformationen, die Thalgründe bedeckt
mit hochstämmigem Urwald und durchströmt von den Quellflüssen des
Ngerengere, Ruvu und Mgeta. Das Klima ist günstiger als
an der Küste und in Usagara. die Nächte sind kühl; eine ausgesprochene Trockenzeit giebt es nicht. Auf
den, durch leider massenhafte Ausrodungen gewonnenen Waldblößen werden Mais, Sorghum, Reis und Bohnen angebaut. Möglich, daß
auch Kaffee- und Kakao hier gedeihen. Viehzucht wird durch die Tsetsefliege ungemein erschwert. Die Bewohner, Wakami, Bantuneger,
sind der deutschen Herrschaft günstig gesinnt. Hauptorte sind Kinole, Simbamweni und die Missionsstation
Mrogoro. Stuhlmann lieferte die beste Beschreibung und Karte in «Dankelmans Mitteilungen», VIII u. IX; eine Karte von Usaramo,
und den Ulugurubergen 1:500000 in 3 Blättern (Berl. 1897) gaben Kiepert und Moisel heraus.
in RußlandName der Gesetze und Verordnungen. Doch sind
daneben noch im Gebrauch: Ustaw(ustav,Statut, Ordnung) für systematisch bearbeitete Einzelgesetze (z. B. Gerichtsordnungen);
Poloshenije (položenije, Legung, d. i. Ordnung), z.B.
Bauordnung, Städteordnung , aber auch Verordnung im Gegensatz zu Gesetz.
Gesetze und Verordnungen, die unmittelbar vom Kaiser ausgehen, beißen Allerhöchste (vysočajšije ukazy),
wobei der imennoj ukaz,d. i. der vom Kaiser eigenhändig unterschriebene, vom mündlichen (mit beschränkteren Wirkungskreis)
unterschieden wird. Die feierlichste Form der kaiserl. Erlasse ist das Manifest. Alle Gesetze, Verordnungen und werden vom Senat
vermittelst Senatsukases zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Der Senat hat jedoch auch das Recht, zu
erlassen, in denen Gesetze interpretiert oder Verordnungen über Beobachtung und Ausführung solcher gegeben werden. Ministerielle
Ressortsverordnungen heißen Postanowlenije (postanovlenije, Bestimmung) oder Rasporjashenije (razporjaženije,Anordnung,
Verfügung). (S. auch Russisches Recht.)
(Uckeley), Ickeley oder Laube (Alburnus lucidus Heck.
s. Aspius alburnusL., s. Tafel: Fische
[* 92] III,
[* 86]
Fig. 2), ein in allen größern stehenden und langsam fließenden
Gewässern nördlich von den Alpen
[* 93] überaus häufiger Fisch aus der Familie der Weißfische, der bis 20 cm lang wird, ziemlich
schlank ist, mit scharf gekieltem Bauche, oben von hell blaugrüner, seitlich und unterhalb von silberiger
Färbung. Das Fleisch ist wenig wert, doch wird der silberne Überzug der Schuppen, der aus einer Kalk- und Guaninverbindung
besteht, zu der Bereitung der Perlenessenz (s. Fischschuppen) gebraucht. 20000 solcher Fische geben erst ½ kg Silberessenz.
(S. Silberfisch.)