(Nyssa aquaticaL.), eine in Nordamerika
[* 2] (Maryland, Virginien,
Carolina) heimische, zu den
Cornaceen gehörige
Sumpfpflanze, welche die Tupelostifte liefert;
diese sind konisch oder sondenförmig zugeschnittene, leicht quellbare
Stifte
von verschiedenem
Kaliber, die in der
Chirurgie und
Gynäkologie zur Erweiterung von
Kanälen und Öffnungen benutzt werden.
in derBotanik Vertiefungen in den
Wänden aneinander stoßender Zellen oder Fasern, die
den Austausch der
Stoffe erleichtern. Je nach der Form unterscheidet man einfache, kreisrunde, spaltenförmige, behöfte,
siebartige u. a. Die Form der Tüpfel ist meistens charakteristisch für die einzelnen
Gewebesysteme;
so besitzen z. B. die
Tracheïden und
Gefäße fast stets behöfte Tüpfel, die Siebröhren
[* 3] siebartig
durchlöcherte Tüpfel, die Bastzellen spaltenförmige, die meisten Parenchymzellen einfache kreisrunde Tüpfel u. s. w.
Dichter, geb. zu Kardasch Rjetschitz, gest. im
März 1881 als Propst des Prämonstratenserklosters in Krakau,
[* 5] welches
Amt er seit 1817 bekleidete, war
einer der beliebtesten
LyrikerBöhmens. Er schrieb Liebes- und andere Lieder («Basně», 5. Aufl.,
Prag
[* 6] 1872),
die vielfach komponiert wurden, und die didaktische
Dichtung «Des
Vaters Weisheit».
linker Nebenfluß des
Tobol in den russ. Gouvernements
Perm und
Tobolsk, kommt aus dem mittlern
Uralgebirge und mündet nach 725 km. Sie ist von Werchoturije an auf 555 km schiffbar, für
Dampfschiffe von der Mündung der Nitza an auf 220 km;
ein roter organischer Farbstoff, der aus den Schwungfedern des
Turakos oder
Bananenfressers durch
Ätznatronlauge ausgezogen wird und dadurch besonders interessant ist, daß er gegen 6 Proz.
Kupfer
[* 7] enthält.
Die Gegenwart des Kupfers läßt sich schon beim Verbrennen der roten Federn durch die grüne Färbung der
Flamme
[* 8] nachweisen.
heißt seit den ältesten
Zeiten, im Gegensatz zu
Iran (s. d.), alles im Norden
[* 10] desselben
gelegene Land, sowohl die weite
Tiefebene des
Kaspischen und
Aralsees, wie des untern Laufs der sich in den letztern ergießenden
StrömeOxus und Jaxartes, als auch die östl. Bergländer. Häufig wird der
Name auf die
Tiefebene oder den größern westl.
Teil von
Turkestan beschränkt, andererseits aber zugleich auch auf die Kirgisensteppe ausgedehnt. Das ganze turan.
Tiefland
(s. Karte:Russisch-Centralasien u. s. w.) ist ein
Becken, das einst von einem
Meere erfüllt gewesen zu sein scheint. In der
altpers. Sage tritt Turan, im Gegensatz zu
Iran, dem
Lande Ormuzds, als Land
Ahrimans auf, dessen rohe Völkerschaften
oft in
Iran einfielen, wie noch vor ihrer Unterwerfung durch
Rußland die
Raubhorden der Turkmenen stets das pers. Hochland
bestürmten.
verderbt aus dem türk.-pers.
Tülbend (s. Dulbend), ist eigentlich das in charakteristischerForm um
die den
Kopf des
Orientalen bedeckende Filz- oder Tuchmütze gewundene, lange
Stück farbigen oder weißen Baumwollstoffs, dient
aber gewöhnlich zur Bezeichnung der ganzen Kopfbedeckung. Die
Türken widmen dem Turban und dem in neuerer Zeit an seine
Stelle
getretenen Fes (s. d.), als der
Bekleidung des vorzugsweise zu Gott inBeziehung stehenden
Teils des menschlichen
Leibes, eine Art von religiöser Verehrung; die Turban der
Sultane werden daher in ihren Mausoleen aufbewahrt, und der gemeine
Mann stellt auf den Gräbern seiner männlichen
Angehörigen mit
Darstellungen von Turban verzierte Leichensteine auf. (S. auch
Grüner Turban.)
Ludw.
Karl Friedr., bad. Staatsmann, geb. zu
Bretten, studierte
Philologie, dann Jura in
Heidelberg
[* 11] und
Berlin,
[* 12] machte längere
Reisen in
Italien
[* 13] und
Frankreich und trat 1815 in
den
Staatsdienst. Er wurde 1851 Sekretär
[* 14] beim Ministerium des Innern, 1852 Regierungsassessor in
Mannheim,
[* 15] 1856 Regierungsrat
in
Karlsruhe
[* 16] und trat 1860 als Ministerialrat in das neuerrichtete Handelsministerium, dessen Präsident
er 1872 wurde. Nach
Jollys Rücktritt wurde Turban 1876 zum Staatsminister und Präsidenten des
Staatsministeriums ernannt; dabei
behielt er das Handelsministerium bis zu dessen 1881 erfolgter
Auflösung bei; danach übernahm Turban neben dem Vorsitz im
Staatsministerium,
mit dem auch die Angelegenheiten des großherzogl. Hauses und des
Auswärtigen verbunden waren, nach von
Stößers Rücktritt das Ministerium des Innern. Im Okt. 1890 trat er von letzterm zurück, im April 1893 auch vom
Staatsministerium
und wurde Präsident der Oberrechnungskammer. Im Landtage, wo Turban seit 1860 wiederholt Abgeordneter der
Zweiten Kammer und
Mitglied der nationalliberalen Partei war, trat er den Forderungen der klerikalen Partei aufs entschiedenste
gegenüber. Von 1876 bis 1893 war Turban auch Mitglied des
DeutschenBundesrats. Er veröffentlichte die bad. und die deutsche
Gewerbeordnung mit dem bad. Einführungsgesetz mit Kommentaren.
(türk.), ein tempelartiges, meist von einer
Kuppel überwölbtes Grabmal hervorragender Persönlichkeiten,
oft der Mittelpunkt eines kleinen Familienfriedhofs im Innern türk.
Städte.
(vom lat. turbo, d. h. Kreisel) oder
Kreiselräder, im gewöhnlichen
Sinne diejenigen Wassermotoren, bei denen
das Wasser zur
Abgabe von
Arbeit durch
Kanäle (Zellen) läuft und gegenüber den Kanalwänden inBewegung
ist; im übertragenen
Sinne spricht man auch von Dampfturbine (s. d.) und Windturbine (s.
Windmotoren). Man teilt die Turbinen nach der Wirkungsweise des Wassers in
Aktions- oder Druckturbinen, welche nur durch die lebendige
Kraft
[* 18] des Wassers bewegt werden, und in Reaktions- oder
Überdruckturbinen, bei denen neben der lebendigen Kraft noch die
einer hydraulischen Pressung zur Wirkung kommt. Je nach dem Zufluß des
¶
mehr
Wassers zum Turbinenrad unterscheidet man Achsialturbinen, bei denen das Wasser in der Richtung der Achse, und Radialturbinen,
bei denen dasselbe in radialer Richtung durch die Turbinenschaufeln fließt. Außerdem unterscheidet man Vollturbinen und
Partialturbinen, je nachdem der volle Kreisumfang oder nur ein Teil des Turbinenrades beaufschlagt wird. Bei allen neuern
Turbinensystemen wird jede Stoßwirkung des Wassers vermieden. Als die einfachste Radialturbine kann
das Segnersche Wasserrad
[* 20] oder Reaktionsrad
[* 21] (s. Tafel: Turbinen,
[* 19]
Fig. 7) angesehen werden.
Dasselbe ist ein auf vertikaler Welle A über X drehbarer Cylinder BC mit zwei seitlichen Röhrenabzweigungen G und F; das
bei B durch das Gerinne K zufließende Wasser strömt bei den Öffnungen G und F der Seitenröhren aus
und veranlaßt die Drehung derMaschine
[* 22] entgegengesetzt der Wasserausströmungsrichtung infolge der Reaktionswirkung des Wassers.
Eine Verbesserung dieser einfachen Turbine ist diejenige von Whitelaw, auch die schottische Turbine genannt
[* 19]
(Fig.
8). Bei derselben erfolgt die Wasserzuführung durch ein Rohr B in axialer Richtung von unten her, und
das Wasser ergießt sich aus zwei bis drei S-förmig gebogenen Röhren
[* 23] A nach dem Abflußkanal, während die Röhren in entgegengesetzter
Richtung ausweichen. Die erzeugte Umdrehungskraft wird von der bei C gelagerten vertikalen Welle beliebig abgeleitet.
Alle neuern Turbinen erhalten für den Einlauf in das Turbinenrad besondere Leitschaufeln,
die in den meisten Fällen in einem Ring je nach der Aufstellung und Art der Turbine seitlich um den Laufradkranz oder innerhalb
desselben oder auch über demselben angeordnet sind. Das am meisten verbreitete System für radial beaufschlagte Turbinen ist das
von Fourneyron, welcher die erste rationell arbeitende Turbine 1827 verwendete. Das in einem Schacht zufließende
Wasser tritt durch einen feststehenden Leitschaufelkranz in tangentialer Richtung in das Schaufelrad, drückt gegen die gekrümmten
Schaufeln desselben und versetzt auf diese Weise das Rad und die Achse, auf der dasselbe sitzt, in Umdrehung.
Bei der amerik. Radialturbine, System Leffel
[* 19]
(Fig. 9), sind schwach S-förmig gewundene Leitschaufeln
angeordnet, die nach der zufließenden Wassermenge von oben her durch eine Zahnradübersetzung verstellbar sind. Die Wasserzuführung
erfolgt hier von außen, und das Laufrad dreht sich innerhalb des Leitrades. Tangentialräder nennt man solche Radialturbinen,
welche nur an einer Stelle des äußern oder innern Umfangs vom Laufrad beaufschlagt werden; dieselben
arbeiten vielfach auch mit horizontaler Achse und werden bei hohem Gefälle und kleinen variablen Wassermengen verwendet.
Die Hauptrepräsentanten der Achsialturbinen sind die der Systeme Henschel-Jonval und Girard. Erstere sind Reaktions-, letztere
Aktionsturbinen. Bei hohem Gefälle werden die Henschel-Jonval-Turbinen oft einige Meter über dem Unterwasserspiegel aufgestellt,
wie
[* 19]
Fig. 14 zeigt, wo zwei Turbinen nebeneinander arbeiten. Das durch
ein Rohr von oben zuströmende Wasser wird durch einen Leitapparat mit nach unten zu gebogenen Schaufeln in das darunter
liegende Laufrad geführt, dessen Schaufeln nach der entgegengesetzten Seite gekrümmt sind, so daß sie dem mit einer gewissen
Pressung an ihnen hinfließenden Wasserstrahl ausweichen. An das Radgehäuse schließt sich ein luftdicht
verschlossenes Abflußrohr an, das bis unter den Wasserspiegel
reicht.
Infolge dieser Anordnung wirkt die unter dem Laufrade stehende Wassersäule saugend, wodurch die unter der Unterkante des
Turbinenlaufrades liegende Gefällhöhe bis zum Unterwasserspiegel noch ausgenutzt wird. Die Girardturbinen erhalten, wie
die vorgenannten, entweder freien Zufluß von der Turbinenkammer, oder das Wasser wird, wie in
[* 19]
Fig.
12, durch eine Rohrleitung zugeführt.
[* 19]
Fig. 13 zeigt eine als Partialturbine gebaute Girardturbine; bei ihr wird nur ein Teil
des Radkranzes beaufschlagt.
Die Umdrehungsgeschwindigkeiten der T.sind wesentlich höher als die der Wasserräder
[* 24] im engern Sinne. IhreRegulierung erfolgt auf die verschiedenste Weise. Vielfach wird ein mit Schlitzen versehener, außen verzahnter Ring über das
Leitrad gelegt
[* 19]
(Fig. 12), welcher durch ein zweites kleines Zahnrad von oben her verstellbar ist
und die Leitradzellen mehr oder weniger verschließt, oder es wird, wie in
[* 19]
Fig. 13, ein Kreisschieber
angeordnet, der durch ein Zahnradsegment d mit einem Trieb von oben verstellbar ist, hierdurch eine größere
oder kleinere Anzahl der Öffnungen des Leitrades b gegen den Zuführungskanal a absperrt und so das Laufrad c mehr oder
minder beaufschlagt.
Bei manchen Turbinen sind die Leitradschaufeln selbst verstellbar
[* 19]
(Fig. 9); andere haben
für jede Leitradschaufel einen besondern Schieber, der von oben her reguliert wird; noch andere werden
reguliert durch Heben und Senken des Laufrades gegenüber dem Leitrad u. s. w.
[* 19]
Fig. 10 der
Tafel stellt eine Kombinationsturbine, SystemLehmann, von Queva & Comp. in Erfurt
[* 25] mit einer Reguliervorrichtung durch vertikalen
Kreisschieber dar. Das Leitrad a wird auf der einen Hälfte von oben, auf der andern von der Seite her
beaufschlagt, und vor den seitlichen Öffnungen liegt der Schieber d, der mittels eines Zahnradgetriebes verstellbar ist.
Um der in den Laufradschaufeln b eingeschlossenen Luft einen Ausweg zu ermöglichen, tragen die Radzellen seitliche Schlitze,
welche mit den Luftauslaßventilen c in Verbindung stehen und dadurch die Ventilation der Turbine bewirken.
Die vertikale Achse des Laufrades kann in einem unter Wasser befindlichen Fußlager laufen; da aber die Schmierung desselben
große Schwierigkeiten macht, zieht man vor, sie als hohle Achse um eine feststehende Spindel laufen zu lassen, wie in
[* 19]
Fig. 12 und 13. Der
Stützzapfen (Fontainescher Oberwasserzapfen) rückt dann nach oben und wird meist in der bei e,
[* 19]
Fig.
13, dargestellten Weise ausgeführt, so daß das Schaufelrad mit der hohlen und über dem Zapfen
[* 26] vollen Achse auf der feststehenden
Spindel hängt. Auch finden über dem Wasser liegende Ringzapfen für volle Laufradwelle Verwendung.
Eine in Nordamerika verbreitete Turbine zur Ausnutzung von Wasserläufen mit beträchtlichem Gefälle ist das sog.
Peltonrad
[* 19]
(Fig. 6), bei dem das Aufschlagwasser dem um eine horizontale Achse mit hoher Tourenzahl drehbaren Laufrade in einer
Röhrenleitung zugeführt wird und aus einer oder mehrern Düsen ausströmend an der Unterseite des Rades
direkt gegen die eigenartig gestalteten Radschaufeln wirkt. Die ebenfalls mit horizontaler Welle arbeitenden neuern Motoren
mit Löffelrädern von Escher, Wyß & Co. in Zürich
[* 27] sind Girardturbinen mit freiem Austritt. Die Konstruktion der löffelartigen
Schaufeln, welche ohne seitliche Wand sind, ermöglicht einen großen Nutzeffekt bei verschiedener
¶
mehr
Stellung des Leitapparates, der durch einen automatischen Regulator
[* 29] je nach dem Kraftbedarf eingestellt wird. Die
[* 28]
Fig. 11 zeigt
einen solchen Motor für hohe Gefälle.
Die Wirkungsweise des Wassers in den Turbinen und die Schaufelformen für Lauf- und Leitrad sind in den
[* 28]
Fig.
1-5 veranschaulicht.
[* 28]
Fig. 1 u. 2 stellen einen radialen und einen tangentialen Schnitt durch das Lauf-
und Leitrad einer achsial von oben beaufschlagten Druckturbine dar. An der Unterseite des Leitapparates L tritt das Wasser
mit einer der ganzen zu Gebote stehenden Druckhöhe entsprechenden Geschwindigkeit c in der dem Leitschaufelwinkel α entsprechenden
Richtung aus, würde sich bei festgehaltenem Turbinenlaufrade T längs der Schaufel in einem rechts
freien Strahle (dem relativen Wasserwege AB) bewegen und auf der Unterseite des Laufrades mit der Geschwindigkeit c2 in der
dem Winkel
[* 30] δ der Schaufelkanten gegen die Turbinenkante entsprechenden Richtung ausströmen.
Dabei übt das Wasser auf die festgehaltene Schaufel einen Druck aus, welcher letztere nach links zu
bewegen strebt. Dreht sich nun die Turbine im normalen Gange mit der Umfangsgeschwindigkeit u (für den mittlern Turbinenradius
R), so strömt das Wasser während seiner Arbeitsleistung auf dem in der
[* 28]
Figur eingezeichneten sog.
absoluten Wasserwege AC durch das Rad und tritt an dessen Unterseite mit der Geschwindigkeit c3 aus. Die
Arbeitsleistung wird dabei möglichst groß, 1) wenn man den Stoß beim Eintritt in das Laufrad vermeidet, d. h. die Winkel
α und β so wählt, daß von den Geschwindigkeitenc, u und c1 (c1 ist die relative Geschwindigkeit des Wassers beim Eintritt
in das Laufrad) das aus der
[* 28]
Figur ersichtliche Parallelogramm
[* 31] gebildet wird, 2) wenn man c3 möglichst
klein und 3) den Austrittswinkel γ von c3 gegen die Radunterkante gleich 90° macht. Der Forderung, daß der Strahl den Laufradkanal
nicht vollständig erfüllen soll, kann man nur genügen, wenn man das Laufrad nach unten verbreitert; so findet man für
die vorliegende Turbinenklasse die untere Breite
[* 32] l2 zwei- bis dreimal so groß als die obere l1 ausgeführt. m sind Ventilationsöffnungen
zum Einlassen von Luft in die vom Wasser nicht erfüllten Schaufelräume.
Führt man die Kanäle des Laufrades so aus, daß der Wasserstrahl überall anliegt, obne daß aber die entsprechend obiger
[* 28]
Figur ihn rechts begrenzende Schaufel einen Druck erfährt, so erhält man die sog.
Rückschaufelung für Grenzturbinen, welche in
[* 28]
Fig. 3 dargestellt ist. An Stelle dieser wird auch, um ein allseitiges Anliegen
des Wasserstrahls herbeizuführen, eine seitliche Einschnürung des Laufradkranzes angeordnet, wobei dann die Schaufeln der
Grenzturbinen im Schnitt die in
[* 28]
Fig. 5 angegebene einfache Form erhalten.
Die Schaufelform der Überdruckturbinen geben
[* 28]
Fig. 4 u. 5 im Radial- und Tangentialschnitt. Die Geschwindigkeit c entspricht
hier nur einem Teile der zur Verfügung stehenden Druckhöhe; der Rest, welcher nicht in Geschwindigkeit verwandelt wird, tritt
als Spaltüberdruck auf. Der Wasserstrahl geht relativ zur Schaufel auf dem Wege AB durch das Rad und
drückt allseitig auf die Wände, füllt also stets den gesamten Raum aus. Den absoluten Wasserstrahl giebt AC wieder.
Die abweichende Wirkung des Wassers, die geringere Größe von c im Vergleich mit den entsprechenden Druck- und Grenzturbinen
verursacht den Unterschied in den Schaufelformen
von
[* 28]
Fig. 4 u. 5 gegenüber denen von
[* 28]
Fig. 1-3. Zur Erzielung
einer guten Ausnutzung ist der Stoß beim Eintritt auch bei Überdruckturbinen zu vermeiden und c3 klein und zur Austrittsebene
senkrecht zu wählen. Eine Erweiterung des Laufrades wie bei den Druckturbinen ist in der Regel bei den Überdruckturbinen
nicht vorhanden.
Vgl. Herrmann, Die graphische Theorie der Turbinen und Kreiselpumpen (Berl. 1887);
Langgeschosse, die aus glatten Rohren verfeuert werden konnten und denen eine Rotation um ihre
Längsachse nach dem Princip der Turbinen vermittelst spiralförmiger Kanüle gegeben wurde, durch die die Pulvergase hindurchströmten.
Sie waren im Anfang der fünfziger Jahre in Preußen
[* 33] als Demontiergeschosse für die glatten 12 cm- und 15 cm-Kanonen
eingeführt.
Johann, Freiherr von, bad. Staatsmann, geb. zu Straßburg,
[* 34] studierte 1793 in Tübingen,
[* 35] dann in
Erlangen
[* 36] die Rechte, war 1799-1803 österr. Offizier, 1803-8 sächs. Gesandter bei der frank. Kreisversammlung
in Nürnberg
[* 37] und trat 1808 in den bad. Staatsdienst. Er wurde 1809 zum Vicedirektor des damaligen Landeshoheitsdepartements
im Ministerium des Innern, 1810 zum Kammerherrn, 1813 zum Direktor des Main- und Tauberkreises, bald darauf zum Direktor
des Dreisamkreises, 1819 zum landesherrlichen Kommissar bei der UniversitätFreiburg,
[* 38] dann zu deren Kurator, 1820 zum
Wirkl.
Staatsrat ernannt. Gleichzeitig begann Türckheim eine ausgedehnte Wirksamkeit in der Ersten Kammer. Als Minister des großherzogl.
Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten seit sah er sich genötigt, die reaktionären Bundestagsbeschlüsse
gegen die bad. Presse,
[* 39] die Universitäten u. s. w. zur Ausführung zu bringen. 1835 erhielt er die erbetene
Entlassung aus dem Staatsdienst, lebte von da an auf seinem Landsitz in Altdorf und in Freiburg
und starb auf einer Badereise
in Ragaz in der Schweiz.
[* 40] Von seinen Schriften sind zu erwähnen: «Beobachtungen auf dem Gebiete der Verfassungs-
und Staatenpolitik» (2 Bde., Freiburg
1845).
Hans, Freiherr von Türckheim, Sohn des vorigen, geb. in Freiburg
i. Br.,
trat 1837 in den bad. Staatsdienst, war 1849-64 Rat im bad. auswärtigen Ministerium und Mitglied der Ersten Kammer, 1864-78
bad. Gesandter in Berlin und 1871-78 Mitglied des Bundesrats. Er starb als großherzoglich bad. Wirkl.
Geheimrat Ende Nov. 1892.
(spr. türénn),Henri de Latour d'Auvergne, Vicomte de, franz. Feldherr, geb. zu
Sedan
[* 44] als der zweite Sohn des HerzogsHeinrich von Bouillon, wurde im prot. Glauben erzogen und bildete sich seit 1623 unter seinem
Oheim, dem HerzogMoritz von Nassau, in Holland für den Krieg aus. Er kam 1630 an den franz. Hof
[* 45] und erhielt ein Regiment, an
dessen Spitze er unter Laforce 1631 mit nach Lothringen zog. Nachdem Turenne 1634 Maréchal de Camp geworden, focht er unter Lavalette,
entsetzte 1635 Mainz
[* 46] und eroberte 1637 unter HerzogBernhard von Weimar
[* 47] Landrecies, Maubeuge und 1638 Breisach. 1639 schlug er
die Deutschen und Spanier bei Casale, nahm Sept. 1640 Turin
[* 48] und that sich auch im folgenden Feldzuge hervor. 1642 eroberte
Turenne Roussillon. 1644 erhielt er den Marschallsstab und den Oberbefehl in Deutschland.
[* 49] Er ging bei Breisach über den Rhein und
vereinigte sich mit dem Herzog von Enghien, dem nachmaligen großen Condé (s. d.). Beide suchten
das von Mercy belagerte Freiburg
zu entsetzen, wurden 3. bis 5. Aug. zurückgeschlagen, eroberten dann aber in kurzer
Zeit die Pfalz, das Kurfürstentum Mainz und den ganzen Rhein von Straßburg bis Koblenz.
[* 50] Turenne wurde hierauf von Mercy
bei Mergentheim
[* 51] geschlagen, doch siegte er unter dem Oberbefehl Condés bei Nördlingen
[* 52] und
vereinigte sich Aug. 1646 bei Gießen
[* 53] mit den Schweden
[* 54] unter Wrangel. Er rückte nach Bayern
[* 55] vor, bedrohte München
[* 56] und zwang
den Kurfürsten zum Waffenstillstande, wendete sich dann nach Flandern und beschleunigte durch Einnahme vieler
Plätze den Frieden zu Münster
[* 57] 1648.
In denUnruhen der Fronde stand Turenne, von seinem Bruder, dem Herzog von Bouillon, beeinflußt, dem Hofe anfangs
entgegen, vereinigte die Streitkräfte der Fronde mit den Spaniern und fiel mit dem Erzherzog Leopold in Frankreich ein, wurde
aber vom Marschall Duplessis-Praslin bei Réthel geschlagen. Der span. Hof bot ihm eine große Summe zur Fortsetzung
des Kampfes an; aber Turenne söhnte sich 1651 mit dem franz. Hofe aus und trat an die Spitze des königl. Heers. Mit wechselndem
Glück kämpfte er gegen den Prinzen Condé, der sich ganz der Sache der Spanier angeschlossen hatte. Turenne schlug ihn in der
Pariser Vorstadt St. Antoine und führte den Hof nach Paris
[* 58] zurück.
Darauf unterwarf er bis zum Pyrenäischen Frieden (1659) fast ganz Flandern und wurde 1660 zum Generalmarschall ernannt.
Im Devolutionskrieg (s. d.) eroberte Turenne 1667 Flandern und die Franche-Comté. Auf Ludwigs XIV. Wunsch trat er 1668 zum Katholicismus
über. Bei dem Ausbruch des Krieges gegen die Niederlande
[* 59] erhielt Turenne 1672 abermals den Oberbefehl. Er trat
dem verbündeten, von Montecuccoli matt geführten Heere am Rhein gegenüber, verhinderte es an Überschreitung des Flusses
und veranlaßte durch Besetzung seiner rhein. Gebiete den Großen Kurfürsten zum Frieden von Vossem; dann aber drängte
Montccuccoli ihn 1673 zurück. Im Feldzug von 1674 verwüstete Turenne die Pfalz aufs grausamste,
ging dann bei Philippsburg
über den Rhein, siegte 16. Juni bei Sinzheim und warf das kaiserl. Heer bis an den Main zurück.
Doch brachen die Deutschen im Herbst verstärkt in das Elsaß ein, der kaiserl. GeneralBournonville schlug Turenne bei
Enzheim ohne entscheidenden Erfolg; vor dem eintreffenden Kurfürsten von Brandenburg
[* 60] wich Turenne hinter die Vogesen zurück, brach
aber, in seinem berühmtesten Feldzuge, aus diesen mitten im Winter bei Belfort
[* 61] wieder hervor und siegte über die uneinigen
Deutschen29. Dez. bei Mülhausen
[* 62] und entscheidend bei Türkheim. Der Kurfürst und Bournonville mußten
das Elsaß preisgeben. Darauf ging Turenne bei Wilstädt über den Rhein und bereitete sich gegen Montecuccoli zu
einer entscheidenden Schlacht vor, wurde aber beim Dorfe Sasbach, unweit Offenburg,
[* 63] bei einem Rekognoscierungsritt von
einer Kanonenkugel getötet. In Sedan wurde ihm 1823 ein Standbild errichtet.
Turenne hinterließ Memoiren, die von 1643 bis 1659 reichen und von Grimoard (2 Bde.,
Par. 1782) herausgegeben wurden. Barthélémy veröffentlichte «Correspondance inédite de Turenne avec
Michel Le
[* 64] Tellier et Louvois» (Par. 1874). Das Leben T.s beschrieben Buisson (Amsterd. 1712), Ramsay (2 Bde., Par. 1735; neue
Aufl., 4 Bde.,
ebd. 1774), Raguenet (ebd. 1738 u. ö.), Hozier (Lond. 1885), Duruy
(5. Aufl., Par. 1889). -
Vgl. außerdem Deschamps, Mémoires des deux dernières campagnes de Turenne (2 Bde.,
Par. 1678; 2. Aufl. 1756);
Neuber, Turenne als Kriegstheoretiker und Feldherr (Wien
[* 65] 1869);
1) Gebiet im nordöstl. Teil von Russisch-Centralasien, grenzt im N. an das Gouvernement Orenburg, im O. an das Gebiet Akmolinsk,
im S. an das Syr-darja-Gebiet und an den Aralsee und im W. an Uralsk und hat 456 396,6 qkm mit (1897) 454 078 E.,
d. i. 0,99 auf 1 qkm (s. Karte: Russisch-Centralasien und Turkestan). Die Oberfläche ist vorwiegend Steppe, nur im Westen reichen
Ausläufer des Uralgebirges hinein und bilden als Mugodschargebirge zum Teil die Grenze gegen das Gebiet
Uralsk.
Der Uralfluß bildet auf 260 km die Grenze gegen Orenburg; zu ihm gehen der Or und Ilek. Im Norden geht der Tobol zum Irtysch-Ob.
Alle übrigen Gewässer (Dschilantschik, Turgaj, Irgis u. a.) gehen in die innern Seen. Letztere
haben teils süßes, teils bitteres,.teils salziges Wasser und umfassen zusammen 16 540 qkm; der Tschalkar
(2002 qkm), Sary-kopa (699 qkm), Tschubar (344 qkm) u. a. Das Klima ist kontinental mit scharfen Übergängen von Hitze zu
Kälte. Die mittlere Jahrestemperatur betrügt 3-9°, im Sommer 18,7° bis 22,7°, im Winter -3,6° bis -15,7°. Die Bevölkerung
besteht aus 24000 Ansässigen, meist Kleinrussen, und 385 400 nomadisierenden
¶
mehr
Kirgisen in 68 400 Kibitken. Ackerbau wird fast nur im Norden und Nordwesten betrieben. Haupterwerb ist Viehzucht;
[* 69] 1892 gab
es 210 500 Kamele,
[* 70] 989 827 Pferde,
[* 71] 631 200 Rinder,
[* 72] 2,3 Mill. Schafe;
[* 73] ferner Fuhrwesen in Beförderung von Waren zwischen Centralasien
und Orsk und Troizk. Mineralschätze sind vorhanden, doch wird zur Zeit nur Solesalz auf einigen Seen
gewonnen (jährlich 1½ Mill. Pud). Der Handelsumsatz beträgt 1,7 Mill. Rubel. 1890 gab es nur 15 Schulen mit 505 Schülern
und 75 Schülerinnen; ferner nur 4 (Militär-)Lazarette, eine einzige freie Apotheke (in Kustanaj) und 7 Kirchen. Das Gebiet, 1868 errichtet,
besteht aus vier Kreisen: Ilezk (Sitz der Verwaltung in Ak-tjube), Irgis, Nikolajewsk (Sitz der Verwaltung
in Kustanaj am Tobol) und Turgaj. Der Sitz des Gouverneurs ist in Orenburg. - 2) Kreis
[* 74] im südöstl. Teil des Gebietes Turgaj, hat 169 798,2
qkm (darunter 4198 qkm Seen), 70 210 E., darunter nur 715 seßhafte; Vieh-, besonders Schafzucht. - 3)
Kreisstadt im Kreis Turgaj, rechts am Fluß Turgaj und an der Karawanenstraße von Taschkent nach Orsk und Troizk, hat 478 E., Post
und eine Holzkirche. Es wurde 1845 als Befestigung gegen die Kirgisen gegründet.
Alex. Iwanowitsch, russ. Geschichtsforscher, geb. 1785, gest. 29. (17.)
Dez. 1845 in Moskau,
[* 75] machte sich durch seine Forschungen um die Geschichte, Diplomatik, alte Statistik und
altes RechtRußlands verdient. Die von ihm auf Reisen gesammelten Urkunden wurden herausgegeben als «Historica Russiae monumenta»
(2 Bde., Petersb. 1841-42;
Nachtrag, ebd. 1848).
Sein Bruder Nikolaj Iwanowitsch Turgenjew, geb. 1790, studierte in Göttingen,
[* 76] trat dann
in den russ. Staatsdienst und ward 1813 dem Freiherrn vom Stein, welcher mit der provisorischen Verwaltung
der Frankreich abgenommenen deutschen Länder beauftragt war, als russ. Kommissar beigegeben. Nach seiner Rückkehr nach Rußland
stieg er zum Wirkl. Staatsrat und Beigeordneten des Staatssekretärs für innere und landwirtschaftliche Angelegenheiten. Um
die Frage der Bauernbefreiung fördern zu helfen, trat er 1819 in den von dem Fürsten Sergij Trubezkoj
und Murawjew-Apostol gegründeten «Bund des öffentlichen Wohls»; hierdurch in die Verschwörung der Dekabristen (s. d.) 1825 verwickelt,
wurde er, da er auf Reisen war, in contumaciam zum Tode verurteilt. Er lebte seitdem in Paris, wo er starb.
Turgenjew schrieb «La Russie et les Russes» (3 Bde., Par. 1847;
deutsch Grimma
[* 77] 1847) und polit. Broschüren. -
Iwan Sergejewitsch, russ. Novellist, geb. 9. Nov. in
Orel, erhielt seinen ersten Unterricht auf dem väterlichen Gut, dann in einer Moskauer Pension und kam 1834 auf
die Moskauer, 1835 auf die PetersburgerUniversität. Dort schrieb er sein Erstlingswerk, das Drama «Stenio», eine Nachahmung
des Byronschen «Manfred», das aber von seinem Litteraturprofessor Pletnew unbarmherzig kritisiert wurde. Dagegen ließ Pletnew
zwei Gedichte T.s im «Zeitgenossen» erscheinen. 1838 ging
er auf zwei Jahre nach Berlin und hörte dort philos., philol. und histor. Vorlesungen. 1841 kehrte er über Moskau, wo er
mit den Spitzen des Slawophilentums zusammen kam, ohne aber mit dieser Richtung zu sympathisieren, nach Petersburg
[* 78] zurück.
Er trat in die Kanzlei des Ministeriums des
Innern, gab aber den Staatsdienst nach einem Jahr auf. Aus
dieser Zeit stammte seine Bekanntschaft mit Bjelinskij, der ein Gedicht T.s «Parascha», das 1843 im Druck erschien,
wohlwollend beurteilte. 1846 erschien im Novemberheft des «Zeitgenossen»
eine Skizze T.s «Chorj und Kalinytsch» mit dem vom Redacteur Panajew herstammenden
Beisatz «Aus den Aufzeichnungen eines Jägers». Der große Erfolg ermutigte Turgenjew zu ähnlichen Arbeiten dieser
Art, die später u. d. T. «Aufzeichnungen (Tagebuch) eines Jägers» gesammelt wurden und mit noch einigen kleinern Erzählungen
(«Andrej Kolosow», «Drei Porträte»,
[* 79] «Der Raufbold», «Pjetuschkow»,
«Der Hamlet des Schtschigrowschen Kreises») 1844-50 erschienen und Turgenjew berühmt
machten. In diese Zeit fallen ferner zwei Schauspiele «Der
Parasit» und «Der Hagestolz». 1848 bestimmten ihn die ihm unerträglichen
russ. Verhältnisse ins Ausland zu geben. 1852 erhielt er wegen eines von der Moskauer Censur durchgelassenen Aufsatzes auf
den TodGogols einen Monat Haft und wurde auf 2 Jahre auf sein Gut verbannt.
Dieser Aufenthalt, durch den er andere Verhältnisse und Menschen kennen lernte, erwies sich für seine
dichterische Entwicklung als sehr günstig. In den fünfziger bis Anfang sechziger Jahren erschienen die Romane «Rudin» (1855),
«Väter und Söhne» (1862), von denen besonders der letzte eine Flut der widersprechendsten
Beurteilungen hervorrief. Turgenjew zog 1863 nach Baden-Baden,
[* 80] 1870 nach Paris und starb 3. Sept. in Bougival
bei Paris. Seine Leiche, nach Petersburg überführt, wurde auf dem Wolkower Kirchhof zwischen Vjelinskij und Dobroljubow bestattet.
Im Auslande entstanden, außer einer Reihe Novellen, die Romane «Dunst» (1867),
«Frühlingsfluten» (1872),
«Neuland» (1877),
und in seinen letzten Lebensjahren die Novellen «Der Triumphgesang
der Liebe» (1881) und «Klara Militsch» (1883),
sowie die «Gedichte in Prosa». Seine «Sämtlichen
Werke» erschienen in 10 Bänden (Petersb. 1891). Von seinen Briefen erschien die erste Sammlung Petersb. 1884 (deutsch von H.
Ruhe, Lpz. 1886). In deutscher Übersetzung erschienen die «Ausgewählten Werke T.s»
(12 Bde., Mitau
[* 81] und Hamb. 1869-84),
ein derbes, dichtes, rötlichbraunes Mineral von flachmuscheligem Bruch, der Härte 5 und dem spec.
Gewicht
3,54 bis 3,74, das die chem. Zusammensetzung Fe4O5(OH)2 oder 2 Fe2O3 + 2 H2O
mit 94,7 Proz. Eisenoxyd und 5,3 Wasser, besitzt. Es findet sich bei Bogoslowsk am Ural und bei Salisbury am
Connecticut.
(lat.) oder Turgescenz, das Aufgeschwollensein, Strotzen.
In der Botanik heißt Turgor der erhöhte hydrostatische
Druck, der infolge diosmotischer Vorgänge bei reichlicher Wasserzufuhr im Innern der lebenden Zellen entsteht und eine Spannung
der den Protoplasmaschlauch umgebenden Zellmembran zur Folge hat.
Durch Veränderungen in der Höhe des Turgor, der oft
einen Druck von 10 Atmosphären und darüber erreicht, werden zahlreiche Bewegungserscheinungen in den Pflanzen¶
(spr. türgoh),Anne Robert Jacques, Baron de l'Aulne, franz. Generalkontrolleur der Finanzen, geb. zu
Paris, studierte Theologie, gab aber 1751 den geistlichen Berufauf und wendete sich den Rechtsstudien zu.
Schon 1752 wurde er Parlamentsrat, dann Requêtenmeister. In dieser Stellung gab er sich besonders nationalökonomischen Studien
hin und trat dem Physiokratismus (s. d.) nahe. Im Aug. 1701 erhielt er das Amt des Intendanten von Limoges. Er betrieb als
solcher die Entlastung, Hebung
[* 104] und Bildung des gemeinen Mannes, löste die Wegebaufronen aus Staatsmitteln
ab, regulierte die willkürlich verteilten Abgaben, gründete Wohlfahrtsanstalten, ließ Wege und Kanäle bauen und belebte
vor allem den Ackerbau.
Seine Versuche, den Getreidehandel von den zahllosen Hindernissen zu befreien, scheiterten an dem Neide der Kollegen, der
Widerspenstigkeit des Adels und selbst der Beschränktheit der Bauern. Nachdem Ludwig XVI. 1774 den Thron
[* 105] bestiegen hatte, erhielt Turgot im Juli das Marinedepartement und im August die Verwaltung der Finanzen. Turgot faßte eine durchgreifende
Reform der gesamten, unhaltbar gewordenen franz. Verhältnisse (s.
Frankreich, Geschichte) ins Auge.
[* 106] Er ging an die Befreiung des Getreideverkehrs (Sept. 1774) und bereitete
die Aufhebung der Fronen vor; eine Steigerung des Brotpreises führte 1775 zu unverständigem Aufruhr (guerre des farines).
T.s Toleranz erregte den Einspruch der kath. Geistlichkeit, sein Staatsgedanke den des Parlaments,
seine Heeresreform durch GrafSaint-Germainden der hohen Kreise.
[* 107] Ende 1775 schritt er zur Beseitigung der hemmenden
Lasten in Land (allgemeine Fronen) und Stadt (Zunftzwang) und faßte eine allgemeine Steuer- und Justizreform ins Auge. Das
Parlament wurde März 1776 von dem König zur Eintragung der Edikte gezwungen. T.s Plan ging auf eine Ergänzung der königl.
Allgewalt durch örtliche, auf den Grundbesitz begründete Versammlungen, die die Steuern verteilen, lokale
Arbeiten besorgen und alle lokalen Bedürfnisse vertreten sollten; diese örtlichen «municipalités»
sollten durch Abordnung allgemeinere (provinzielle) und eine große Gesamtversammlung (municipalité générale) bilden,
der Turgot auch nur verwaltende, beratende und bittende Befugnis zugestand.
Gegen T.s Reform erhob sich der hartnäckigste Widerstand der Privilegierten. Sie durchzuführen war der ängstliche, von
seiner Gemahlin zu Ungunsten T.s beeinflußte Ludwig, trotz der freimütigen Mahnungen T.s, nicht der Mann. Dem allgemeinen
Sturme wich erst T.s Gehilfe Malesherbes (s. d.), Mai 1770 Turgot selbst. Er lebte seitdem
seinen Studien. In seinen letzten Jahren schrieb er die Abhandlung «Des vreis principes de l'imposition». Er starb Seine
«Œvres complètes» (Reden, Aufsätze, Denkschriften, Verfügungen, Akten) gab Dupont de Nemours (9 Bde., Par.
1808-11), seine Korrespondenz mit Condorcet gab Henry (ebd. 1882) heraus. Eine neue Ausgabe seiner Werke von Daire (2 Bde.,
Par. 1843) ist durch noch ungedruckte Schriften vermehrt. -
Vgl. Dupont, Mémoires sur la vie et les ouvrages
de
Turgot (2 Bde., Philad.
1782);
Tissot, Turgot, sa vie, son administration ect. (Par. 1862);
Foncin, Essai sur la ministère de Turgot (ebd. 1877);
Ulrich von, mittelhochdeutscher Dichter, in Augsburg
[* 108] von 1236 bis 1246 nachgewiesen, setzte mit Vorliebe unvollendete
Werke älterer Dichter fort: den «Clies» von Konrad Fleck (vgl. Zeitschrift
für deutsches Altertum, Bd. 32),
den «Tristan» Gottfrieds von Straßburg (hg. von Maßmann hinter Gottfrieds
Epos, Lpz. 1843) und vor allem den «Willehalm»
Wolframs von Eschenbach (zwischen 1242 und 1250) in dem mehr als 30000 Verse langen, unsäglich breiten, aber sprichwörterreichen
«Starken Rennewart» (Inhaltsangabe von Kohl in der «Zeitschrift für deutsche Philologie», Bd. 18).
Das Land ist im nördl. und westl. Teile gebirgig und wird von den Penninischen, Grajischen und Cottischen
Alpen
[* 111] erfüllt, deren Ausläufer nach der Po-Ebene abfallen und von Flußthälern durchzogen werden. Die Flüsse
[* 112] Pellice mit
Chisone, Chisola, Sangone, Dora Riparia, Stura, Orco, Dora Baltea fließen sämtlich links zum Po, der von der Hauptstadt
an schiffbar wird. Der östl. Teil des Landes (Po-Ebene) ist sehr fruchtbar und wohl angebaut (Weizen,
Mais, Flachs, Hanf, Kastanien, Wein). Bedeutend ist auch die Viehzucht und die Seidenzucht. Der Bergbau
[* 113] liefert Eisen,
[* 114] Blei,
[* 115] Kupfer,
Silber, Kobalt und Marmor sowie Salz;
[* 116] die Industrie erstreckt sich auf Seidenspinnerei, -Zwirnerei und -Weberei, Woll- und Baumwollweberei,
Gerberei, Fabrikation von Papier, Seife, Kerzen, chem. und metallurgischen Produkten, Thon- und Glaswaren.
Die Eisenbahnen und Straßenbahnen der Provinz gehen von der Hauptstadt aus. - 2) Hauptstadt der Provinz Turin, im Mittelalter
des Fürstentums Piemont, bis 1860 Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Sardinien,
[* 117] 1860-65 des Königreichs Italien, eine
der prächtigsten StädteItaliens,
[* 118] liegt in einer sehr fruchtbaren Thalebene an dem schiffbaren Po, der
hier die Dora Riparia aufnimmt, und hat (1881) 230 183, als Gemeinde 249 827, nach einer Berechnung
348 124 E., in Garnison das 13. (außer 1 Ba-