eine der
Ost- und Südprovinzen des
ReichsChina
[* 2] (s. Karte: Östliches
China und
Korea, beim
ArtikelChina),
wird östlich von dem
Meere, südlich von der
ProvinzFu-kien, westlich von
Kiang-si und nördlich vom See
Tai-Hu begrenzt. Tsche-kiang, mit
einem
Areal von 101000 qkm und (nach Popoff) einer
Bevölkerung
[* 3] von (1894) 11 842 656 E., ist eine der
fruchtbarsten, reichsten und der Betriebsamkeit und Handelsthätigkeit wegen eine der wichtigsten
Provinzen. Hauptstadt ist
Hang-tschou-fu (s. d.).
Vertragshäfen sind außer der Hauptstadt noch Ning-po und Wen-tschou; wichtig ist auch Hu-tschu im
S. des
Tai-Hu mit etwa 100000 E., Seidenindustrie, Theehandel und
Kohlenlagern bei Nan-tsin.
1)
Kreis
[* 4] im nordöstl.
Teil des russ. Gouvernements Orenburg, östlich vom Uralgebirge, im Gebiet des
Tobol und seines Nebenflusses
Mijaß, hat 33 490,2 qkm, darunter 1058 qkm Seen, 358 236 E., darunter 16 Proz.
Baschkiren und Meschtscherjaken; Getreide-,
Flachs-, Hanf-,
Gartenbau, Viehzucht,
[* 5] Hausspinnerei,
-Weberei und Anfertigung von Handschuhen, Holzgeräten
u. s. w. - 2) Kreisstadt im
Kreis Tscheljabinsk, am Mijaß und der Linie Batraki-Tscheljabinsk der Eisenbahn Samara-Slatoust sowie der Linie
Tscheljabinsk-Omsk
der Westsibir. Eisenbahn, hat (1893) 11 315 E., 5
Kirchen, 1 Nonnenkloster, Progymnasium für Mädchen, 3 Buchdruckereien,
Filiale der
Russischen Reichsbank, Stadtbank; 18 Fabriken und lebhaften
Handel.
Kap, früher Nordostkap genannt, die nördlichste
Spitze des asiat. Kontinents, liegt unter 77° 34' nördl.
Br. auf dem westl.
Ausläufer der Osthälfte der Taimyrhalbinsel im
KreisTuruchansk des russ.-sibir. Gouvernements Jenisseisk
(s. Karte:Sibirien I. Übersichtskarte). Das
Kap hat seinen
Namen nach dem russ. Offizier Tscheljuskin, der 1742 als
Leiter der Expedition des
Lieutenants Prontschischtschew hierher gelangte, dann aber nebst seiner Gemahlin den Strapazen der
Reise erlag. Es wurde erst 1878 von Nordenskiöld wieder erreicht, der dort 19. und 20. Aug. mit der
Vega verweilte. Das Land
ist niedrig, steinig und öde, die
Vegetation sehr einförmig.
(in ihrer eigenen
Sprache Maara,
d. i.
Mensch), zu den Wolgafinnen gehöriger Volksstamm im europ.
Rußland,
haben ihren Hauptsitz im Gouvernement Wjatka, finden sich aber auch in den Gouvernements Kostroma,
Nishnij Nowgorod, Kasan,
[* 7] Perm, Samara undUfa. Die Gesamtzahl wird auf 260000 bis 330000 angegeben.
In den Gouvernements Samara und
Ufa werden sie vielfach den
Teptjaren zugerechnet, auch mit den
Baschkiren verschmolzen. Sie zerfallen in Bergtscheremissen,
am rechten Ufer der Wolga,
Ackerbauer und Wiesentscheremissen, links an der Wolga, vorwiegend
Jäger, Holzfäller und
Bienenzüchter,
bedeutend ärmer und uncivilisierter als die erstern. Obwohl sie sich
bis auf ganz geringe Reste zur
russ.
Kirche bekehrt haben, opfern sie doch noch in den Wäldern ihren alten
Göttern, haben ihre speciellen
Feiertage u. s. w.
Die tscheremissische
Sprache ist ein finnischer, mit vielen russ. und tatar.
Ausdrücken untermischter Dialekt; sie wurde grammatisch
bearbeitet von
Castrén (Kuopio 1845), Wiedemann (Reval
[* 8] 1847),
Budenz (Vocabularium tscheremissicum, Budap.
1866) und Weske (Kasan 1889). -
Vgl. J. Smirnow, Die Tscheremissen (russisch, Kasan 1889).
(Cheribon oder
Tseribon), eine der ndrdl. Residentschaften der
Insel Java (s. Karton zur Karte: Malaiischer
Archipel), westlich von der Residentschaft
Batavia,
[* 9] hat auf 6773 qkm (1893) 150 0529 E.,
d. i. 221 E. auf 1 qkm,
darunter 859 Europäer und 19 984
Chinesen. Der
Boden ist im allgemeinen sehr fruchtbar und befindet sich in blühendem
Kulturzustande.
Kaffee, Zucker,
[* 10] Indigo
[* 11] sind Haupterzeugnisse. Der gleichnamige, an der
Küste gelegene Hauptort mit 18 495 E.
ist für Küstenschiffahrt und
Handel nicht ohne Bedeutung.
Wladimir Alexandrowitsch, Fürst, russ. Staatsmann, geb. 13. (1.)
April 1824, studierte in
Moskau
[* 12] die
Rechte, trat dann in den
Staatsdienst und war bei der Aufhebung der
Leibeigenschaft mit thätig.
Nach der Niederwerfung des poln.
Aufstandes 1863 ward Tscherkaskij zum Mitglied des Organisationskomitees in
Polen
ernannt, welches das Land auf demokratischer Grundlage umzugestalten suchte, trat jedoch, als dies mißlang, 1867 aus dem
Staatsdienst, zog sich nach
Moskau zurück und wurde dort zum
Bürgermeister ernannt. Zugleich nahm er an Bestrebungen der dortigen
Slawischen Gesellschaft (s.
Slawophilen) teil, ging als deren
Vertreter 1877 bei
Ausbruch des russ.-türk.
Krieges auf die
Balkanhalbinsel
[* 13] und ward zum Civilgouverneur und Organisator des befreiten
Landes ernannt, starb aber schon
bei den Vorbereitungsarbeiten 3. März zu
San Stefano.
Teil des russ. Gouvernements Kiew,
[* 15] rechts am
Dnjepr, hat 3941 qkm, 265 415 E.;
Acker-,
Gartenbau, Viehzucht,
Waldindustrie, Zuckerfabriken (mit 8,5 Mill. Rubel Produktion). - 2) Kreisstadt im
Kreis Tscherkassy, am
Dnjepr
und an der Linie Bobrinskaja-Tscherkassy der Fastowschen Eisenbahn, hat (1897) 29 620 E., 2
Kirchen, 1
Kloster, 1
Synagoge, 1 Progymnasium,
Stadtbank;
(in ihrer eigenen
SpracheAdighe), ein Volksstamm, der früher das östl. Ufer des
SchwarzenMeers, einen großen
Teil der beiden Abhänge des
GroßenKaukasus, die Ebenen am
Kuban und einen großen
Teil der Kabardinischen
Ebene bewohnte. Es bestanden mehrere Zweige, wie die Abadsechen, Bscheduchen, Kabardiner, Beslenejewer, Shapsugen. Gegenwärtig
zählt man im
Kubangebiet etwa 69000
Köpfe, im
Schwarzen-Meer-Gebiet 1200; der größte
Teil aber unter
dem
Namen Kabardiner (etwa 82000) bewohnt das
Terekgebiet. Die Gesamtzahl aller Tscherkessen im russ.
Kaukasien beläuft sich auf 152000. Eine
Verwandtschaft der Tscherkessen mit
^[Artikel, die man unter
Tsch vemißt, sind unter Cz aufzusuchen.]
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mehr
andern Völkern hat bisher nicht festgestellt werden können. Man kennt auch ihre Herkunft nicht; doch steht außer Zweifel,
daß sie schon vor Christi Geburt die Ufer des Asowschen und SchwarzenMeers bewohnt haben. Bei den griech. Schriftstellern werden
sie erwähnt unter dem Namen Zichi, Toreti und Kerketi (daraus ist wohl das ital. Circassi
und das Wort Tscherkessen entstanden). Im Frieden von Adrianopel (1829) trat die Türkei
[* 19] die tscherkessischen Völker an Rußland ab, aber
sie hielten sich für gänzlich unabhängig und bildeten eine Menge kleiner Republiken, die eine Art von Bund miteinander
hatten.
Das war der größere Teil derselben, die sog. Freien Tscherkessen, im Gegensatz zu den Friedlichen Tscherkessen. Diese wurden
von Fürsten regiert, die Rußland über sie setzte; jene mußten durch Krieg überwunden werden. (S. Kaukasische Kriege.) Dabei
wurden sie zu größerer Vorsicht aus ihren schwer zugänglichen Thälern auf die fruchtbaren Ebenen des Kubanbassins übergesiedelt.
Dies hatte zur Folge, daß von 400000 Freien Tscherkessen gegen 300000 in die Türkei auswanderten; von einzelnen
Stämmen, wie den Shapsugen und Ubychen, ist fast niemand zurückgeblieben; von den Abadsechen und Bscheduchen weniger als
die Hälfte. Zu den auswandernden Tscherkessen gesellten sich noch die Bewohner der nordöstl. Ufer des SchwarzenMeers, so daß 1864 wohl
gegen ½ Mill. kaukas. Bergvölker in die Türkei auswanderte. Die Übriggebliebenen wurden hauptsächlich
in den Bassins der Bjelaja und Laba, im Ober- und Mittellauf des Kuban und seiner Zuflüsse Urup, dem Großen und Kleinen Selentschuk
angesiedelt und die einzelnen Stämme vielfach mit andern vermischt. Nur wenige wurden in ihren alten
Wohnsitzen belassen. - Die Tscherkessen sind im allgemeinen von mittlerm Wuchs und kräftig gebaut; sie haben regelmäßige
und männliche Gesichtszüge, oftmals mit wildem Ausdruck.
Unter den Weibern findet man, besonders in den höhern Ständen, wirkliche Schönheiten, doch vergeht die Schönheit bald,
da die Frauen schwere Arbeit verrichten müssen. Das Familienleben trägt einen patriarchalischen Charakter;
für die Frau wird ein sog. Kalym (Brautkaufpreis) bezahlt; Achtung vor dem Alter und unbedingte Gastfreundschaft sind die
guten Seiten des Tscherkessen, doch giebt er sich wilder Blutrache hin. Das Kostüm
[* 20] (besonders den langen Rock, Tscherkeßka
genannt) der Männer haben die kaukas.
Kosaken ebenso wie die Bewaffnung und die Haltung zu Pferde
[* 21] von den Tscherkessen entlehnt. Das weibliche Kostüm
ist sehr malerisch. Der kriegerische Geist der Tscherkessen, ihre Waghalsigkeit und Gewandtheit haben sehr abgenommen, seitdem sich
das Volk an ein friedliches Leben gewöhnt hat. Alle bekennen sich zum Islam und sind Sunniten, doch giebt es Beweise,
daß sie einst Christen gewesen sind, wie auch die Verehrung Christi, der Mutter Gottes und des Kreuzes bei ihnen besteht,
freilich neben manchen heidn. Gebräuchen. Um die Verbreitung des Christentums unter diesen Völkern hat sich besonders Kaiser
Justinian verdient gemacht, dessen Name in Liedern fortlebt. Über dieSprache der (s. Kaukasische Sprachen)
vgl. L'huilier, Russ.-tscherkess. Wörterbuch mit Grammatik (Odessa
[* 22] 1846); Löwe, Circassian dictionary (Lond. 1854).
Gustav, Mineralog, geb. zu Littau bei Olmütz,
[* 23] studierte zu Wien
[* 24] und veröffentlichte 1858 seine
erste Abhandlung über das Trachytgebirge bei Banow; er habilitierte sich 1861 in Wien, wurde 1862 Kustos
am Hofmineralienkabinett und bereiste 1863-66 die Alpen
[* 25] und Karpaten, um Beobachtungen und Materialien für sein preisgekröntes
Werk «Die Porphyrgesteine Österreichs» zu sammeln, welches 1869 erschien. Tschermak wurde 1868 zum Direktor des kaiserl.
Hofmineralienkabinetts sowie zum Professor an der Universität ernannt, 1875 zum Wirklichen Mitglied der
WienerAkademie gewählt.
Die Direktorstelle am Hofmineralienkabinett legte er 1877 nieder. Tschermak ist der Verfasser einer großen Anzahl
von zumeist in den «Sitzungsberichten» der WienerAkademie erschienenen Abhandlungen mineralog. und petrogr. Inhalts, die sich
sowohl durch Sorgfalt als durch Gedankenreichtum auszeichnen. So hat er 1865 die Feldspatgruppe, 1872 die
Familie von Hornblende
[* 26] und Augit,
[* 27] 1877 die Glimmergruppe bearbeitet und geordnet, 1883 ferner die Skapolithgruppe, 1891 die
Chloritgruppe.
Sein «Lehrbuch der Mineralogie» erschien in vierter Auflage (Wien 1894). Ferner ist Tschermak einer der hervorragendsten Kenner und
Forscher auf dem Gebiete der Meteoritenkunde; aus diesem veröffentlichte er das umfassende Werk «Die
mikroskopische Beschaffenheit der Meteoriten, erläutert durch photogr. Abbildungen», mit 25 Tafeln (3 Lfgn., Stuttg. 1883-85).
Seit 1871 gab er die Zeitschrift «Mineralog. Mitteilungen» heraus, die 1878 zu
den «Mineralog. und petrogr. Mitteilungen» erweitert wurde; 1889 übertrug
er deren Redaktion an Friedr. Becke.
(spr. tschór-), auch Tschorgun, Fluß im Kreis Jalta des russ. Gouvernements Taurien, auf der Halbinsel Krim,
[* 29] mündet bei Inkerman ins östl. Ende der Bucht von Sewastopol
[* 30] (s. d. nebst Textkarte) und ist bekannt durch den Angriff vom
den die in Sewastopol belagerten Russen (74000 Mann) gegen die Deckung der Verbündeten an der Tschernaja (39 630 Mann)
richteten, aber mit einem Verlust von 260 Offizieren und 8010 Mann gegen 1750 Mann geschlagen wurden.
Michael Grigorjewitsch, russ. General, geb. 1828, nahm am türk. Kriege in der Krim und an den Kämpfen
im Kaukasus teil, kam 1864 als Generalmajor nach Turkestan und eroberte Taschkent, wurde 1867 verabschiedet,
trat in Moskau als Rechtsanwalt auf, wurde aber bald wieder im Heere angestellt, ohne indessen ein Kommando zu erhalten, und
nahm 1875 den Abschied. Tschernajew gründete hierauf in Petersburg
[* 31] die Zeitung «Ruskij Mir». Im Juli 1876 übernahm er den Befehl
über das serb. Heer an der Morava und wurde 29. Okt. bei Alexinac von den Türken geschlagen. 1877 unternahm Tschernajew eine Agitationsreise
nach Österreich,
[* 32] wurde zu Prag
[* 33] ausgewiesen, lebte dann in Frankreich und beteiligte sich dort an deutschfeindlichen Demonstrationen.
Anfang 1879 versuchte in Rumelien einen Aufstand der Bulgaren zu organisieren, wurde im März zu Adrianopel
verhaftet und nach Rußland gebracht. 1882-84 war er Generalgouverneur des turkestan. Militärbezirks in Taschkent. Seitdem
steht er à la suite des Generalstabs und ist Mitglied des Kriegsrats.
1) Gouvernement im südwestl. Teil des mittlern Rußlands (s. Karte: Südrußland
^[Artikel, die man unter Tsch vermißt, sind unter Cz aufzusuchen.]
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u. s. w., beim ArtikelRußland), zu den kleinruss. Gouvernements gehörig, grenzt im NW., N. und NO. an die Gouvernements Mohilew,
Smolensk und Orel, im SO. an Kursk, im S. und SW. an Poltawa und Kiew und im W. an Minsk und hat 52 402,3 qkm mit (1897) 2 322 007 E.,
d. i. 44,3 auf 1 qkm. Die Oberfläche ist eine große Ebene,
stellenweise von Hügeln oder tiefen Schluchten und Flußthälern durchzogen und von NO. nach SO. von der Desna durchschnitten.
Den südl. Teil der Westgrenze bildet der Dnjepr von der Mündung des Sosh an. Der nördl. Teil ist morastig und
war früher stark bewaldet, der mittlere TeilSteppe, der Süden fruchtbare Niederung. An Mineralien
[* 35] finden sich Porzellanerde,
Salpeter, Mühlsteine,
[* 36] Steine zu Fliesen
[* 37] und Sockeln, Kalk, Sumpfeisen.
Der Norden
[* 38] und Osten ist rauher als der Süden und der Westen. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 6¼°, im Sommer
20°, im Winter -6¼° C. Die Bevölkerung besteht zum größten Teil aus Kleinrussen; dann Weißrussen (im
N.), Großrussen und Juden (4,4 Proz.). Südlich vom Sejm und Desna wiegen Ackerbau und Viehzucht vor; nördlich davon Waldindustrie
und Zuckerrübenbau, sowie ganz im N. (dem ärmsten Teil T.s) Hanfbau. Die Vieh-, darunter Pferdezucht,
[* 39] ist nur im S. von
Bedeutung; es gab (1893) 577 286 Pferde, 480 780 Rinder,
[* 40] 983 200 Schafe
[* 41] und 480 768 Schweine.
[* 42]
Die Waldindustrie besteht im Sieden von Teer, Anfertigung von Holzwaren (auch Wagen), Schiffbau. Ferner werden betrieben Weberei,
[* 43] Töpferei, Kalkbrennerei, Flußschiffahrt. Es giebt 1077 Fabriken mit 21,67 Mill. Rubel Produktion, darunter 13 Zuckerfabriken
(15,4 Mill.), 73 Branntweinbrennereien. Geerntet wurden (1889-93) im Jahresdurchschnitt: Roggen 2,67,
Weizen 0,05, Hafer
[* 44] 1,26, Buchweizen 1,63, Kartoffeln 1,58 Mill. Tschetwert;
Neben schiffbaren
Flüssen (Dnjepr, Sosh, Desna) sind 804 km Eisenbahnen vorhanden; ferner 12 Mittelschulen für Knaben, 8 für Mädchen, 3 Special-
und 1153 niedere und Elementarschulen. Das Gouvernement, seit 1809 in jetzigem Zustand, besteht aus 15 Kreisen:
Borsna, Gluchow, Gorodnja, Koselez, Konotop, Krolewez, Mglin, Njeshin, Nowgorod-Sjewersk, Nowosybkow, Oster, Sosniza, Starodub, Surash
und Tschernigow. - 2) Kreis im westl. Teil des Gouvernements Tschernigow, östlich am Dnjepr und im Gebiet der Desna, hat 3672 qkm, 130 188 E.;
Getreide- (nur Roggen, Gerste,
[* 45] Hafer) und Hanfbau, Viehzucht und Waldindustrie. - 3) Hauptstadt des Gouvernements
und des Kreises Tschernigow, rechts an der Desna und an der Linie Kruty-Tschernigow (81 km) der Eisenbahn Kiew-Woronesch, besteht
aus 5 Stadtteilen, ist Sitz des Gouverneurs und des Bischofs von Tschernigow und Rjeshin und hat (1897) 25 580 E.,
darunter 33 Proz. Juden; Reste eines alten befestigten Schlosses, 21 russ. Kirchen, darunter die Kathedrale der Verklärung
Christi (im Bau begonnen 1024) und der HeiligenBoris und Gljeb (seit 1120), 1 kath. Kirche, 6 Synagogen, 1 Mönchskloster, 1 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, 1 Geistliches
Seminar, 1 Feldscherschule, Theater,
[* 46] 3 Zeitungen, 3 Buchdruckereien, 5 Buchhandlungen, Filialen der RussischenReichs- und Orelschen Handelsbank, Stadtbank, Flußhafen, Handel und Industrie (17 Fabriken).
Andr., Dichter, geb. zu Bunzlau,
[* 47] studierte seit 1635 in Rostock,
[* 48] wo er 1644 die Professur der
Dichtkunst erhielt und starb. Er gehört in seinen lyrischen und epigrammatischen Gedichten
zu den bessern Nachahmern von Opitz.
Sie erschienen u. d. T. «Deutscher Getichte Früling» (Bresl. 1642 u. 1649) und «Vortrab
des Sommers deutscher Gedichte» (Rost. 1655).
Auswahl daraus in W. Müllers«Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh.», Bd. 7 (Lpz.
1825).
Bezirk, russ. Černomorskij okrug, s. Schwarzes-Meer-Bezirk. ^[= die zusammenhängende Wassermasse, die das Festland der Erde von allen Seiten umgiebt und fast ...]
eine im südl. Rußland vorhandene Ablagerung äußerst fruchtbarer, schwarzer, humoser Erde, die fast ohne alle Düngung dauernd
reiche Ernten geliefert hat. Der Tschernosem ist strahlen- und inselförmig im nordischen Gebiet der erratischen Blöcke sowie im
südl. Gebiet der aralokaspischen Salzsteppe verbreitet. Von W. nach O. erweitert sich sein Gebiet
und der Humusgehalt nimmt zu. Zwischen Berditschew und Nikolajew erstreckt es sich auf etwa 370 km, an den westl. Gehängen
des Uralgebirges auf etwa 750 km. In der Richtung von SW. nach NO. nimmt der Tschernosem eine Strecke von 3200 km
ein. -
ein gräfl. und fürstl. Haus in zwei Zweigen in Rußland, stammt von Iwan Tschernezkij, der 1493 aus
Polen nach Rußland kam und von Iwan Wassiljewitsch I. zum Dumnyj Dworjanin ernannt wurde. - Zur jüngern
Linie gehörte Grigorij Tschernyschew, geb. 1672, einer der tüchtigsten GeneralePeters d. Gr. Nach der Einnahme von Wiborg
[* 50] 1710 zum
Kommandanten dieser Stadt ernannt, eroberte er bald darauf Helsingfors, schlug 1714 die Schweden
[* 51] am Pelkansee, wurde 1726 Gouverneur
von Livland,
[* 52] 1730 Senator und General-en-Chef, 1742 durch die Kaiserin Elisabeth in den Grafenstand erhoben.
Er starb 10. Aug. in Petersburg. - Von seinen Söhnen aus seiner Ehe mit Anna Rshewskij, der GeliebtenPeters d. Gr.,
war Graf Sachar Tschernyschew, geb. 1722, gest. 1784, russ.
Feldherr im Siebenjährigen Kriege, der bei Zorndorf die russ. Grenadiere befehligte, im Okt. 1760 nach
Berlin
[* 53] zog und durch sein Verhalten bei Burkersdorf König Friedrich d. Gr. unterstützte, und GrafIwan Tschernyschew, gest. 1797, Präsident
des Marinekollegiums unter Katharina II.; ein dritter, GrafPeter Tschernyschew, war bevollmächtigter Minister am HofeFriedrichs d. Gr.
und bei Ludwig XV. - Da der Enkel des GrafenIwan, Graf Sachar Tschernyschew, wegen Teilnahme an der Verschwörung 1825 nach
Sibirien verbannt wurde und die Verbannung den bürgerlichen Tod mit sich bringt, so übertrug ein kaiserl. Befehl den Titel und
Namen auf seinen Schwager, Iwan Kruglikow, der sich nun Graf Tschernyschew-Kruglikow nannte; 1852 wurde aber
Graf Sachar begnadigt und kehrte nach Rußland zurück.
Der bedeutendste Sproß des ältern Zweigs ist Fürst Alexander Iwanowitsch Tschernyschew, geb. 1779. Im Feldzuge von 1812 führte er
den kühnen Zug
im Rücken der franz. Armee aus, auf dem er den General Winzingerode aus der Gefangenschaft befreite. Im März 1813 vertrieb
er Augereau aus Berlin, schlug den westfäl. General Ochs bei Halberstadt,
[* 54] nahm Ende September durch ÜberfallCassel und erstürmte 1814 Soissons. Zum Generallieutenant befördert, begleitete Tschernyschew den KaiserAlexander I. nach Wien, später
nach Aachen
[* 55] und Verona
[* 56] und wurde zu mehrern diplomat. Sendungen verwendet.
^[Artikel, die man unter Tsch vermißt, sind unter Cz aufzusuchen.]
¶
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Nachdem er 1825 die in der zweiten Armee ausgebrochene Empörung unterdrückt hatte, wurde er in den Grafenstand erhoben und 1828 zum
Kriegsminister und Chef des kaiserl. Hauptstabes ernannt. Unter seiner Verwaltung wurde das russ. Heer vollständig reorganisiert
und seine Friedensstärke fast verdoppelt, wofür ihn Nikolaus 1841 mit der Fürstenwürde belohnte. Auch
wurde er 1818 Präsident des Reichsrats und des Ministerrats, trat aber 1852 vom Kriegsministerium zurück. Er starb in
Castellammare in Süditalien.
[* 58] -
Vgl. Œvres choises du prince Al. Tschernyschew (Bd. 1, Par.
1892).
Nikolaj Gawrilowitsch (nicht Gerassimowitsch), russ. Schriftsteller,
geb. 24. (12.) Juli 1828 zu Saratow, studierte auf einigen geistlichen Seminarien,
zuletzt auf der UniversitätPetersburg, und war seit 1853 einer der thätigsten Mitarbeiter der Zeitschrift «Sovremennik».
Wegen seiner socialistischen Richtung wurde er 1862 verhaftet, 1861 vom Gericht verurteilt und nach Ostsibirien verbannt.
Ende 1883 wurde Tschernyschewskij zum Teil begnadigt und ihm Astrachan als Wohnort angewiesen. Er starb in
Saratow. Im. Gefängnis 1863 schrieb er den Tendenzroman «Čto dělatj»
(«Was thun?», Vevey 1867; 2. Aufl., Genf.
[* 59] 1877; deutsch, 3 Bde.,
Lpz. 1883),
voll phantastischer Zukunftsbilder. Seine «Werke» («Sočinenija»)
erschienen in Vevey (4 Bde., 1868-70).
falsch Tschesme, Hafenplatz an der Westküste Kleinasiens, der Insel Chios gegenüber,
mit 20000 meist griech. E. und Citadelle, ist bekannt durch die große Menge Rosinen und getrockneter
Feigen, die in der Umgebung erzeugt werden und über Smyrna zur Ausfuhr kommen. In der Seeschlacht von Tscheschme errangen
die Russen unter Alexej Orlow 24. Juni über die Türken einen glänzenden Sieg; zwei Tage später
gelang es ihnen, die ganze türk. Flotte (16 Linienschiffe, 6 Fregatten und viele kleinere Schiffe),
[* 60] die sich in die enge
und seichte Bucht nach Tscheschme zurückgezogen hatte, in Brand zu stecken und zu vernichten.
Guba oder Tscheschstaja Guba, Bucht im Nördlichen Eismeer (s. Karte: Europäisches Rußland)
zwischen der Halbinsel Kanin und der Timanschen (Kleine) Tundra, sehr seicht und ohne guten Ankergrund für größere Schiffe,
wird häufig von Fischern und Seehundjägern besucht.
oder Tschetschen, Völkerschaften, die im russ. Terekgebiet in Ciskaukasien zwischen
dem Terek und der südl. Grenze des genannten Gebietes von der Darjalschlucht bis zu den Quellen des Aktasch wohnt (s. Karte:
Kaukasien, beim ArtikelRußland). ÜberEinteilung und Zahl der s. Kaukasusvölker. Uslar und Schiefer haben die verschiedenen Mundarten
der Tschetschenzensprache erforscht, die Ähnlichkeit
[* 61] mit der Sprache der Lesghier hat. Das Land der eigentlichen
Tschetschen, der mächtigsten jener Völkerschaften, die ehemalige Tschetschna oder Tschetschnja im jetzigen Terekgebiet, wird
im W. von der KleinenKabarda, im N. vom Terek, im O. von dem kumükischen Gebiet und einem Teil des lesghischen Gebirges, im
S. vom letztern begrenzt und durch den Gojfafluß (zur Sunsha) in die GroßeTschetschna im SO. und die
KleineTschetschna im NW. geteilt.
Die eigentlichen Tschetschen sind sunnitische Mohammedaner.
Außer dem Orte Tschetschen im N. sind im Innern Dargo und Weden
bemerkenswert, beide einst berühmt als Hauptfesten und Waffenplätze
[* 62] Schamyls. Es gelang zwar 1818 und 1827 dem
General Jermolow, die freien Tschetschen dem russ. Scepter zu unterwerfen und diese Herrschaft
durch Anlegung von Forts zu befestigen. Allein 1848 erzwangen sie ihre alte Unabhängigkeit wieder und schlossen sich dem
neuen Propheten Schamyl (s. d.) an, der aus der Tschetschna ein Naïb oder Statthalterschaft bildete. (S. Kaukasische Kriege.)
-
türk. Beamtenklasse, falsche Schreibart von Tschausch (s. d.). ^[= früher in der Türkei eine angesehene Klasse Exekutivbeamter, die zu Vertrauensbotschaften ...]
(auch Tschihatscheff), Peter Alexandrowitsch, russ. Forschungsreisender, geb. 1812 in
Gatschina, bereiste den Altai, Kleinasien (6 mal in den J. 1847-58), 1877-78 Spanien,
[* 63] Algerien
[* 64] und Tunis,
wobei er besonders die geolog., klimatischen und floristischen Verhältnisse der Länder berücksichtigte. Er starb in
Florenz.
[* 65] Tschichatschew schrieb: «Voyage scientifique dans l'Altaï oriental» (Par.
1815),
oder Chefoo, Name der europ. Handelsniederlassung in der von den ChinesenYen-thai oder Jen-tai genannten Stadt
in der ProvinzSchan-tung, am Eingänge in den Golf von Pe-tschi-li, ist durch eine im Westen und Norden vorliegende LandzungeTschi-su-schan und die Inselgruppe Kung-tung geschützt und bleibt im Winter offen. Die chines. Stadt, auf dem sandigen Ufer
erbaut, hat etwa 35000 E.; auf dem Gipfel eines Hügels liegen ein chines.
Fort und eine Signalstation.
Das Klima wird als das gesundeste aller Vertragshäfen geschildert. An den sich östlich vor den Hafen legenden Hügel schmiegt
sich die fremde Niederlassung mit den engl. und amerik. Missionen. Tschi-fu ist Sitz eines deutschen
Vicekonsulats und einer Telegraphenverwaltung. 1896 wertete die fremde Einfuhr (ohne Rückausfuhr) 9 780 651,
die Ausfuhr 6 304 980 Taels, wozu noch 3 448 322 Taels an Einfuhr einheimischer Waren kommen. Wichtigste Einfuhrwaren sind:
ind. Baumwollgarn und andere Baumwollwaren, rohe Baumwolle,
[* 66] Zucker, Papier, Metalle, Petroleum u. s. w.;
rechter Nebenfluß der Selenga im russ.-sibir. Gebiet Transbaikalien, entspringt an dem Schochondo und mündet
nach 530 km gegenüber Nowoselenginsk. Er bildet auf 90 km die Südgrenze gegen China.
Die Tiefe beträgt 1–1,5 m, der Flächeninhalt je nach der Jahreszeit 890–1165 qkm.
Er empfängt sein Wasser von dem Flusse Mahanadi und steht mit dem Golf von Bengalen durch eine schmale Wasserstraße in Verbindung.
Gebietes Syr-darja, hat 109405,7 qkm, darunter 359 qkm Seen, 210455 E., meist
Kirgisen. -
2) Tschimkent, auch Tschemkent, Kreisstadt im Kreis an den Flüßchen Bad-amu und Kuschkar-atu, besteht aus einer
starken Festung
[* 72] auf hohem Hügel, den die Stadt umgiebt, und hat 9080 E., Russen und (meist) Sarten, Post, Telegraph;
(Čin), im ältern Russisch soviel wie Klasse, Rang, Stand, jetzt die Rangklasse, die den
Civil- und Militärbeamten verliehen wird. Es giebt folgende Stufen:
engl. Chenaub oder Chenab, einer der bedeutendsten unter den fünf Flüssen, welche der Provinz Pandschab
des ind. Reichs den Namen geben und ihre Wasser dem Indus zuführen. Die Quellen des Tschinab, der der Akeßines
der Geographen des Altertums ist, liegen in Lahol im Süden von Ladach unter 32° 48' nördl. Br. und 77° 27' östl. L. Der
Tschinab nimmt den Dschihlam und den Satladsch (s. d.) auf und ergießt sich nach 1210 km in den Indus. Über die
Doab zu beiden Seiten des s. Pandschab; wegen der frühern Namen s. Hydaspes.
Chin-kiang,
Stadt in der chines. ProvinzKiang-su, 240 km von Shang-hai, 80 Meilen oberhalb
der Mündung des Jang-tse-kiang gelegen, Sitz eines chines. Seezollamtes und bedeutender Handelsplatz
mit 140000 E., ist dem europ. Handel geöffnet. Die Stadt wurde im Juni 1842 von der brit. Flotte bombardiert und von den
Thaiping erobert und großenteils zerstört. Die Stadt, an der Mündung des Kaiserkanals in den
Jang-tse-kiang, zwischen den bergigen Eilanden Tsiao-schan und Kin-schan und den Hügeln am Südufer, ist Sitz der Konsulate
Englands und der Vereinigten Staaten
[* 73] sowie von kath. und prot. Missionen. 1896 wertete die Einfuhr
696937, die Ausfuhr 1332016 Taels; Haupteinfuhrartikel sind Opium, Shirting, Holz und Zucker; Ausfuhrwaren Sesam, Erdnüsse,
Seide, Cilienblüten, Bohnen u.s.w.
(Tschippewäer) oder Chipeway, Indianerstamm der Tinneh (s. d.). ^[= (Dhinné oder Déné), Itynai, Thnaina, Kenai (d. i. Landsmann), Indianerstämme, die von den ...]
Stadt im Kreis Guhrau des preuß. Reg.-Bez. Breslau,
[* 75] hat (1895) 742 E., darunter 71 Katholiken, Post, Telegraph,
evang. und kath. Kirche, adliges evang. Fräuleinstift, von dem Erbherrn von Leswitz gegründet;
Ehrenfried Walter, Graf von, Mathematiker und Philosoph, geb. auf seines
Vaters Gut Kislingswalde in der Oberlausitz, studierte Mathematik zu Leiden,
[* 76] war 1672–73 Freiwilliger in holländ. Diensten,
machte dann große Reisen und wurde 1682 in die PariserAkademie der Wissenschaften aufgenommen. Er starb in Dresden.
[* 77] Er legte in Sachsen
[* 78] Glashütten und eine Mühle zum Schleifen der Brenngläser an, deren eins, 80 kg schwer,
sich im Kabinett der PariserAkademie der Wissenschaften befindet. Auch Brennspiegel von großer Vollkommenheit brachte er zu
stande. Bedeutenden Anteil hatte er auch an der Erfindung des Meißener Porzellans. (S. Böttger, Joh. Friedr.) In seiner
Schrift«Medicina mentis» (Amsterd. 1687;
Lpz. 1695 u. ö.) wies er auf die Notwendigkeit einer Vereinigung philos., mathem. und physik. Studien hin.
T.s «Medicina corporis» (Lpz. 1695) ist unbedeutend.
–
1) Kreis im südöstl. Teil des russ. Gouvernements Kasan, im Gebiet der Kama und des Tscheremschan (beide zur Wolga), hat 9303,1
qkm, 294899 E., darunter Tataren (32 Proz.), Tschuwaschen (13), Mordwinen (4 Proz.); Getreide-, Flachs-, Hanfbau, Viehzucht,
Bienenzucht,
[* 80] Gerberei, Sattlerei, 54 Fabriken. –
2) Kreisstadt im Kreis Tschistopol, links an der Kama, hat (1893) 25978 E., 3 Kirchen, 1 Moschee, Mädchengymnasium,
Stadtbank, Flußhafen, Gewerbe und Fabriken, bedeutenden Handel mit Getreide und Waldprodukten.
Artikel, die man unter Tsch vermißt, sind unter Cz aufzusuchen.
¶
1) Bezirk im mittlern Teil des russ.-sibir. Gebietes Transbaikalien, im Gebiet der Ingoda und des Onon, hat 93 241,3 qkm, 101 418 E.,
darunter Burjaten (54 Proz.) und Verbannte (9,4); Ackerbau, Viehzucht, Jagd, Fischerei und 4 Goldwäschereien. - 2) Hauptstadt
des Gebietes Transbaikalien und Bezirksstadt im Bezirk Tschita, unter 52° 1' nördl. Br. und 113° 30' östl.
L. von Greenwich, am Fluß Tschita, 2 km nördlich von der Ingoda und an der im Bau begriffenen Sibir. Eisenbahn, ist Sitz des Gouverneurs
und hat (1897) 11 032 E., Post, Telegraph, 4 russ., 1 kath. Kirche, 1 Synagoge, Gymnasium, Mädchenprogymnasium, Centralmissionsschule,
Feldscher-, Hebammenschule, Theater, Wochenblatt, Buchdruckerei, Buchhandlung, Filiale der Russischen Reichsbank, bedeutenden
Transithandel (jährlich 2½ Mill. Umsatz) von und nach dem Amur.
s. Gepard^[= # Jagdleopard (Cynailurus), eine aus nur zwei Arten bestehende Gattung von Raubtieren, die mit ...] und Tafel: Katzen
[* 82] I,
[* 81]
Fig. 3.
(im Sanskrit citraka), Bezeichnung der verschiedenartigen Zeichen, die sich die Inder auf Brust oder Stirn
malen, um sich dadurch als Mitglieder einer bestimmten Sekte zu kennzeichnen.
Häufigere Namen solcher
Zeichen sind im Sanskrit pundraka und tilaka.
engl. Chitral, Gebiet in Kafiristan in Centralasien (s. Karte: Westasien II, beim ArtikelAsien),
[* 83] einem die
engl. Oberherrschaft anerkennenden Herrscher unterstehend, umfaßt das Thal
[* 84] des Tschitralflusses, eines Nebenflusses des Kabul,
zwischen dem Lahorigebirge im O. und dem Hindukusch im W., grenzt im N. an Wachan auf dem Pamir
[* 85] (s. d.,
Bd. 12 und 17 nebst Textkarte), im O. an die Gebiete Jaßin und
Swat, im S. und W. an das eigentliche Kafiristan und weiter im W. und NW. an das afghan. Badachschan.
Der fruchtbare Boden des Tschitralthals, nach der Sage «Afrasiabs Weinkeller», bringt
viel Wein, Weizen, Gerste, Hirse,
[* 86] Obst und Gemüse hervor. Das Klima ist kühl. Außer dem Hauptort in 1585 m Höhe, ist wichtig
das 77 km nordöstlich gelegene Mastudsch. Die Bewohner, der Abstammung nach meist der kaukas. Rasse angehörend, sind teils
Kafir, die vielfach das ind. Kastenwesen besitzen, teils Schiiten und Sunniten; die Kafir und Mohammedaner befehden sich fortwährend,
überall finden sich Reste von Götzendienst; fast jedes Dorf hat einen heiligen Stein, bei dem geschworen wird. Der Sklavenhandel
ist eine der Haupteinnahmequellen des Herrschers. Der Handel ist meist Tauschhandel.
In neuester Zeit ist Tschitral wichtig geworden als Teil der Grenzgebiete zwischen Engländern und Russen in Centralasien.
Seit 1893/94 suchen die Engländer sich hier, ebenso wie östlich davon im Gebiete von Gilghit (s. d.), mit Erfolg festzusetzen,
um so ihr Grenzgebiet gegen das Pamir militärisch zu stärken. Unruhen, die nach der Ermordung des den
Engländern günstig gesinnten Herrschers Nizam al-Mulk von dessen jüngerem Bruder Umra Chan hervorgerufen wurden, nötigten
die Engländer im Frühling 1895 zu einer Expedition zum Entsatz eines im Fort von Tschitral belagerten engl. Truppenkorps. Am 18. April vereinigte
sich die von Gilghit aus vorgehende Kolonne des Oberst Kelly mit der Besatzung von Tschitral, worauf Umra Chan
nach Kabul entfloh. Nach Eintreffen der engl. Hauptkolonne in Tschitral im Mai wurde das
Land von der ind. Regierung in Besitz genommen.-
Vgl. Rob. Shaw, Visits to High Tartary,
Yarkhand and Kashgar (Lond. 1871);
Wassilij Jakowlewitsch, russ. Admiral, geb. 1726, versuchte von der Halbinsel Kola aus nördl.
Durchfahrten nach Indien und kam bei der ersten (1765) bis 80°, bei der zweiten (1766) bis 80° 21' nördl.
Br. Nach dem Tode Greighs übernahm er das Kommando der russ. Flotte und erfocht Seesiege über die Schweden 1789 bei der InselÖland, auf der Reede von Reval und 27. Mai bei der Bucht von Wiborg. Er starb 1809.
Sein Sohn Paul Wassiljewitsch Tschitschagow, geb. 1762, wurde 1807 Admiral und übernahm 1812 nach Kutusow das Kommando
der Moldauarmee. Mit dieser begab er sich nach Volhynien, um den Rückzug der Franzosen aus Moskau aufzuhalten, konnte jedoch
den Übergang derselben über die Beresina nicht hindern. Deshalb beschuldigt, trat Tschitschagow sein Kommando an Barclay de Tolly ab
und ging ins Ausland. 1834 wurde er zur Rückkehr nach Rußland aufgefordert und, als er nicht Folge leistete,
seiner Güter beraubt. Tschitschagow ließ sich hierauf in England naturalisieren und starb Nach ihm wurde 1891 das 156. russ.
Infanterieregiment benannt. Er schrieb zu seiner Verteidigung «Retreat of Napoleon»
(Lond. 1817) und hinterließ «Mémoires
inédits (Berl. 1855; 2. Aufl., Lpz. und
Par. 1862).
engl. Chittagong, verderbt aus Tschatgaon, Hauptstadt der gleichnamigen Division in der indobrit. Lieutenant-GouverneurschaftBengalen, an der Nordostecke des Busens von Bengalen, nach Kalkutta der wichtigste HafenBengalens, liegt am rechten Ufer der
Karna-p'huli, 19 km von ihrer Mündung und zählt (1891) 24 069 E., darunter 16 753 Mohammedaner. Die
Stadt ist nur ein Agglomerat von kleinen Dörfern, zwischen denen stagnierende Sümpfe und Teiche liegen; letztern verdankt
Tschittagong seine berüchtigten Malariafieber. Haupteinfuhrartikel sind Salz,
[* 91] europ. Garn und Stückgüter; AusfuhrwarenReis, Jute,
[* 92] Gummi und Thee. Am wurde die Stadt durch einen Wirbelsturm fast vollständig zerstört und 4-5000
Menschen getötet.