Tritonus,
die griech. Bezeichnung der übermäßigen Quarte, so benannt, weil diese drei Ganztonschritte enthält, z. B. f-g-a-h.
Der Tritonus ist im reinen Satz vom melodischen Fortschritt ausgeschlossen.
die griech. Bezeichnung der übermäßigen Quarte, so benannt, weil diese drei Ganztonschritte enthält, z. B. f-g-a-h.
Der Tritonus ist im reinen Satz vom melodischen Fortschritt ausgeschlossen.
s. Prisma. [* 2]
s. Pyramide.
soviel wie Trichinopoly (s. d.). ^[= (spr. tritschi-), ind. Tiruschinapalli, Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts der indobrit. ...]
in der Jägersprache, s. Fährte. [* 3] - Tritt, militärisch, soviel wie Gleichschritt (s. d.). - Tritt am Webstuhl, [* 4] s. Webern.
Dorf im Kreis [* 5] Stormarn des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, [* 6] unweit der Bille, an der Linie Schwarzenbek-Oldesloe-Neumünster der Preuß.
Staatsbahnen, [* 7] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Altona), [* 8] hat (1895) 1348 evang. E., Post, Telegraph; [* 9]
Landwirtschaft. Trittau ist auch Sommerfrische.
s. Thonwarenfabrikation [* 10] und dazugehörige Taf. I, [* 1] Fig. 7.
ein Spinnrad, s. Spinnerei. ^[= die Arbeit des Spinnens, auch das Etablissement, in dem dieselbe vorgenommen wird, sowie das ...]
s. Treppen. ^[= Stiegen, bauliche Vorrichtungen zum Hinaufsteigen aus niedriger gelegenen zu höher liegenden ...] [* 11]
s. Weberei. ^[= * Um bei den mechan. Webstühlen eine möglichst hohe Leistung zu erzielen, hat man einerseits ...] [* 12]
eine Art Zugnetz, s. Netzfischerei. ^[= diejenige Form des Fischfangs, bei der als Fanggeräte nicht Angel oder Leine, sondern Netze ...]
(lat., eigentlich «Dreischritt», übertragen vom festlichen Tanzschritt), der feierliche Einzug des siegreichen Feldherrn im alten Rom. [* 13] Anspruch auf den Triumph hatte rechtlich jeder höchstkommandierende siegreiche Magistrat (später nur wenn 5000 Feinde gefallen waren), doch bedürfte es dem Herkommen nach für die Abhaltung eines Senatsbeschlusses, der die Mittel aus dem Ärar anwies und dem Beamten die volle Amtsgewalt (Imperium) für diesen Tag im heiligen Stadtbezirk verlieh.
Der Festzug mit Magistrat und Senat an der Spitze zog nun durch die Porta Triumphalis hinauf zum Kapitolium. Den eigentlichen Zug eröffneten gewöhnlich Musiker und Sänger. Es folgten die erbeuteten Schätze, die von den abhängigen Staaten dem Triumphator geschickten goldenen Kronen, [* 14] Inschriften und bildliche Darstellungen, die sich auf seine Thaten bezogen, dann die zum Opfer bestimmten weißen Stiere, darauf die Gefangenen in Ketten, hinter ihnen die Liktoren in purpurner Tunika und die Fasces [* 15] mit Lorbeeren umwunden.
Nun erst kam nach einem Chor von Musikern auf prächtigem Wagen der Triumphator selbst, auf dem Haupte einen Lorbeerkranz, in der einen Hand [* 16] einen elfenbeinernen Stab, [* 17] dessen Spitze ein Adler [* 18] schmückte, in der andern einen Lorbeerzweig, in einer mit aufgelegten Goldfäden gestickten purpurnen Tunika und einer ebenfalls purpurnen mit goldenen Sternen verzierten Toga. [* 19] Den Wagen zogen in der Regel vier Schimmel. [* 20] Hinter dem Triumphator folgten seine Söhne und Töchter, seine Legaten und Tribunen zu Pferd, [* 21] hierauf das siegreiche Heer, Loblieder, aber auch nach altröm. Sitte derbe Spottlieder auf den Feldherrn singend. Auf dem Kapitol dankte der Triumphator dem Jupiter, opferte ihm und weihte ihm den Lorbeer der Fasces und den Lorbeerzweig, den er in der einen Hand trug, später statt dessen eine Palme. [* 22] Seit Augustus den Tempel [* 23] des Mars [* 24] Ultor erbaut hatte, wurden in diesem die Insignien des Triumph niedergelegt.
Die Pracht der Triumph steigerte sich in den spätern Zeiten der Republik ins Ungemessene. Nach 71 n. Chr. feierten nur noch Kaiser Triumph Über die gefeierten Triumph wurden Verzeichnisse geführt, die sog. Fasti triumphales", die zum größten Teil in einer aus Augustus' Zeit stammenden Redaktion auf uns gekommen sind (herausgegeben im «Corpus inscriptionum latinarum», I). Man zählte von Romulus bis auf Diocletian ungefähr 350 Triumph. Eine geringere Art des Triumph war die Ovation (s. d.).
richtiger Ehrenbogen, im alten Rom freistehende oder eine Straße überspannende Bogen, [* 25] die auf ihrer Attika die Statuar (oder Statuen) von Feldherren oder Kaisern trugen. Die ältesten Bogen dieser Art, wie der, welchen Scipio Africanus der Ältere 190 v. Chr. am Clivus Capitolinus erbauen ließ, und der Bogen der Fabier (Fornix Fabianus) an der Ausmündung der heiligen Straße in das Forum [* 26] Romanum (120 v. Chr.), sind einfache Durchgänge gewesen, deren Schmuck in den (vergoldeten) Statuen auf der Attika bestand.
Keiner der ältern Triumphbogen ist nach oder infolge eines Triumphes errichtet, daher auch die vielfach behauptete Entstehung aus temporären Dekorationen der Via triumphalis durchaus unwahrscheinlich. Unter den Kaisern stieg die Pracht dieser Bauwerke, sie wurden aufs reichste mit Säulen, [* 27] Statuen, Reliefs und Inschriften geschmückt. Mehr oder weniger gut erhalten sind in Rom die Bogen des Titus, des Septimius Severus und des Konstantin (s. Tafel: Rom I, [* 1] Fig. 2, und II, [* 1] Fig. 1); dann zu Rimini, Aosta, Susa, Benevent, Ancona, [* 28] Fano, Verona, [* 29] zu Pola [* 30] in Istrien, [* 31] zu Orange, Reims [* 32] und St. Remy in Frankreich, zu Cappara in Spanien, [* 33] zu Tripolis in Afrika [* 34] u. s. w.
Von aus neuerer Zeit sind zu nennen: der des Königs Alfons I. zu Neapel, [* 35] der von Porta S. Gallo zu Florenz [* 36] (1745), der zu Innsbruck [* 37] (1765), zu Heidelberg, [* 38] der Arco della pace zu Mailand [* 39] (1807), der Arc de l'Etoile (1806, von Chalgrin, 49 m hoch, 45 m breit, der größte der Welt; s. Tafel: Französische Kunst II, [* 1] Fig. 8) und der Arc du Carrousel (1806, von Percier und Fontaine) zu Paris, [* 40] Temple-Bar zu London [* 41] (1670 erbaut, 1878 abgebrochen und durch ein originelles Denkmal ersetzt), Marble Arch daselbst (1850). Auch hat man die Form des Triumphbogen auf Stadtthore (s. Thor nebst Tafeln) übertragen; so z. B. der Triumphbogen für Fernan Gonzalez in Burgos (1539). Schon die Renaissance verwendet diesen Gedanken. Seit Blondel in Paris die Porte St. Martin, St. Denis und St. Antoine als Triumphbogen ausbaute (um 1670), begann diese Kunstform allgemeiner beliebt zu werden.
Triumphbogen heißt in der christlichen Kirche auch der große Bogen in der Wand, der das Langhaus vom Altarhause (Chor) trennt, also den Eingang zum Sanktuarium bezeichnet. Die Wand über dem Bogen ist oft mit Gemälden, vorzugsweise mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts, die Bogenöffnung selbst mit einer plastischen Gruppe, Christus am Kreuze, zwischen Johannes und Maria, geschmückt.
(lat.), Amt, Kollegium der Triumvirn (s. d.); ferner die Verbindung von Cäsar, Pompejus und Crassus im J. 60, wiederholt im J. 56 (s. Rom, als Republik); diese Verbindung hatte vollständig privaten Charakter. Dagegen ließen sich die im J. 43 zu einem Triumvirat zusammentretenden Antonius, Octavianus und Lepidus formell durch ein Gesetz als triumviri reipublicae constituendae, d. h. als Bevollmächtigte zur Neuordnung des Staates, zuerst auf fünf, dann auf fünf weitere Jahre ernennen. Sie waren also wirkliche, wenn auch außerordentliche Magistrate mit unbegrenzter Vollmacht.
(lat. triumvĭri oder tresviri, d. h. Dreimänner), im alten Rom mehrere aus drei Personen bestehende ordentliche und außerordentliche Beamtenkollegien, deren Bestimmung durch ¶
einen Zusatz näher angegeben wurde. Zu den ordentlichen gehörten 1) dle wahrscheinlich 289 v. Chr. eingesetzten tresviri capitales oder nocturni, Hilfsbeamte des städtischen Prätors, ursprünglich von diesem ernannt und mit der nächtlichen Polizeiaufsicht betraut. Seit dem Ende des 3. Jahrh. v. Chr. wurden sie vom Volk gewählt und ihre Befugnis auf Beaufsichtigung der Kriminalgefangenen und Vollstreckung der Todesurteile, außerdem auf eine gewisse Hilfsthätigkeit bei der Civilrechtspflege erweitert;
2) die tresviri aere argento auro flando feriundo, auch von der Münzstätte am Tempel der Juno Moneta, tresviri monetales genannt, die Münzmeister. Ihre Einsetzung fällt vermutlich erst an den Beginn des 1. Jahrh. v. Chr., in der Kaiserzeit verloren sie jede Bedeutung. Beide Kollegien bestanden vorübergehend auch aus vier Männern (quattuorviri). Außerordentliche Beamte waren unter anderm die triumviri coloniae deducendae, Kommissare für Gründung einer Kolonie. (S. auch Triumvirat.)
(neulat.), s. Wertigkeit.
engl. Schreibung für Triwanderam, s. Trawankur. ^[= (Travankur, engl. Travancore, verderbt aus Tiruwānkōdu, verkürzt aus Tirūwidānkōdu), ein ...]
(lat.), Beiname der Hekate [* 43] (s. d.). ^[= (d. h. die fernhin Wirkende), die Tochter des Titanen Perses (des Glänzenden) und der Sterngöttin ...]
zum Trivium (s. Freie Künste) gehörig, allgemein bekannt, abgedroschen, alltäglich.
(lat.), s. Freie ^[= waren bei den Germanen der Hauptteil der Nation. Die Bevölkerung gliederte sich in F. (Gemeinfreie ...] Künste.
mailändisches Adelsgeschlecht, dessen Glanzzeiten in das 16. Jahrh., dessen Anfänge in das J. 1120 zurückreichen und welches 1622 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde; der Name der 1678 erloschenen alten Familie wurde 1679 auf Anton Cajetan Theodor Gallio übertragen, dessen Linie 1767 erlosch. Die Erneuerung des Titels «Fürst von Musocco» wurde 1885 von Italien [* 44] dem Gian Giacomo Trivulzio, jetzigem Haupt des Geschlechts, gewährt.
Gian Giacomo Trivulzio, der Große, geb. 1436, gest. 1518, machte seine Schule unter Francesco Sforza, kämpfte dann in Frankreich und, von Lodovico Moro 1483 verbannt, für Ferdinand II. von Neapel gegen Karl VIII. von Frankreich. In Frankreichs Dienst 1495 übergetreten, verjagte er 1499 Lodovico Moro aus Oberitalien [* 45] und kämpfte hier für jenes bis 1513, wofür ihn Karl VIII. und Ludwig XII. vielfach auszeichneten, während ihm Franz I. mit Undank lohnte. -
Vgl. Rosmini, Istoria della vita e della gesta de G. G.-Trivulzio (2 Bde., Mail. 1815).
Sein Vetter Teodoro Trivulzio, geb. 1456, gest. im Okt. 1532, mit dem er 1495 zu Karl VIII. übertrat, kämpfte ebenfalls im Dienste [* 46] von Frankreich und Venedig [* 47] in Oberitalien mit Auszeichnung. Von Franz I. 1525 zum Statthalter von Mailand ernannt, wurde er 1526 zum Marschall von Frankreich erhoben und verteidigte 1528 Genua [* 48] gegen Andrea Doria. Er starb als Gouverneur von Lyon. [* 49]
Gian Giacomo Teodoro Trivulzio, geb. 1597, gest. diente zuerst im span. Heer, trat dann in den Dienst der Kirche und ward 1629 Kardinal. 1641 nach Spanien zurückgekehrt, gewann er Einfluß am Hofe, ward Statthalter von Aragon (1643), Sicilien (1647) und Sardinien [* 50] (1648) und starb als Gouverneur der Lombardei, der einzige seitens der Spanier mit diesem Amt betraute Italiener.
Gian Giacomo Trivulzio, geb. gest. sammelte auf Reisen in Italien und Deutschland [* 51] Bücher- und Kunstschätze und unterstützte Rosmini und Mazzucchelli in ihrer litterar. Arbeit; er selbst gab Dantes «Convito» (Mail. 1826) und «Vita nuova» (ebd. 1827) heraus.
Tiruwanantapuram, s. Trawankur. ^[= (Travankur, engl. Travancore, verderbt aus Tiruwānkōdu, verkürzt aus Tirūwidānkōdu), ein ...]
s. Tirnova. ^[= Trnova, Hauptort eines Distrikts im Fürstentum Bulgarien, in romantischer Gegend, an ...]
der nordwestl. Vorsprung Kleinasiens, der im N. vom Hellespont und dem Marmarameer, im S. vom tief eingezogenen Meerbusen von Adramyttium begrenzt wird (s. Karte: Das alte Griechenland). [* 52] Die hauptsächlich vom Skamandersystem (Skamander, Simoeis u. a.) durchfurchten Verzweigungen des im SO. lagernden Ida erfüllen die ganze Landschaft. Der Name wurde vom vorhistor. Volk der Troer abgeleitet. Die Küsten wurden von Achäern und Äoliern besiedelt. Die uralte vorgriech. Hauptstadt Troja [* 53] (s. d.) lag etwas landeinwärts. Später kam die Troas ans Pergamenische Reich und zwar zu Mysien, mit diesem dann zu der röm. Provinz Asia. Im Innern ist auch noch eine Reihe alter Stadtlagen erhalten. -
Vgl. Schliemann, Reise in der Troas (Lpz. 1881).
Trobaire, s. Troubadour. ^[= (spr. trubaduhr), Trobaire, in der provençal. Litteratur der Name des Dichters, der, ...]
ein Fort östlich von Cadiz [* 54] in Andalusien, das die Franzosen eroberten;
danach ist ein Platz in Paris, auf einer Anhöhe gegenüber dem Champ de Mars, benannt.
Für die Weltausstellung von 1878 wurde auf diesem Trocadero ein Palais in orient.
Stil erbaut, in dem sich ein großartiger Festsaal sowie ein Museum der Gipsabgüsse und ein ethnogr.
Museum befinden.
(grch.), eigentlich der Läufer, auch Choreus genannt, ein aus einer langen und kurzen Silbe bestehender Versfuß (_ᴗ), kann unter gewissen Beschränkungen auch in einen Tribrachys (ᴗᴗᴗ) aufgelöst werden.
Die Griechen maßen trochäische Verse regelmäßig nach Dipodien und bedienten sich am häufigsten des Tetrameters.
Doch bildeten sie auch die verschiedensten kleinern Verse.
Weniger streng bauten die komischen Dichter der Römer [* 55] ihre trochäischen Verse.
s. Kreiselschnecken. ^[= eine Familie der Schildkiemer (s. d.) mit spiraligen, kreiselförmigen Schalen, ...]
soviel wie Kolibris [* 56] (s. d.). ^[= (Trochilidae), eine Familie meist sehr kleiner, zu den Langhändern (s. d.) gehöriger Vögel, ...]
apiforme, s. Wespenschwärmer und Tafel: Schmetterlinge [* 57] I, [* 42] Fig. 4.
s. Kolibris ^[= (Trochilidae), eine Familie meist sehr kleiner, zu den Langhändern (s. d.) gehöriger Vögel, ...] nebst Tafel, [* 42] Fig. 5.
(lat.), auf Rezepten soviel wie Plätzchen, Zeltchen;
Trochisci Santonīni, Santoninzeltchen (s. Santonin).
s. Bonifaciuspfennige. ^[= oder Bischofspfennige, auch Rädersteinchen, im Volksmunde die Glieder des sehr langen Stieles ...]
in Hohenzollern, [* 58] Ort im Oberamt Gammertingen des preuß. Reg.-Bez. Sigmaringen, an der Seckach, hat (1895) 1246 E., darunter 60 Evangelische, Post, Telegraph, kath. Kirche und Schloß des Fürsten von Fürstenberg.
(spr. -schüh), Louis Jules, franz. Divisionsqeneral, geb. zu Palais (Depart. Morbihan), besuchte seit 1835 die militär. Specialschule zu Paris, dann die Generalstabsschule und wurde 1841 nach Afrika kommandiert, wo er sich als Adjutant des Generals Lamoricière und des Marschalls Bugeaud in den Kämpfen gegen Abd el-Kader und gegen die Kabylen mehrfach hervorthat. 1851 wurde er zum Oberstlieutenant befördert und 1852 als Direktor der persönlichen Angelegenheiten ins Kriegsministerium berufen. Den Orientkrieg machte er als Adjutant Saint-Arnauds und nach dessen Tode (Sept. 1854) als Adjutant des neuen Oberbefehlshabers Generals Canrobert mit, wurde er zum Brigadegeneral ernannt und erhielt, als Pélissier im Mai 1855 das Oberkommando übernahm, die 1. Brigade im 1. Armeekorps, an ¶
deren Spitze er sich beim Sturm auf den Malakow auszeichnete. Seit 1856 Mitglied des Generalstabskomitees, zum Divisionsgeneral befördert, that er sich während des ital. Krieges in der Schlacht von Solferino [* 60] hervor. Nach dem Friedensschlusse wurde er wieder ins Kriegsministerium berufen. Eine kritische militär. Broschüre «L'armée française en 1867» (anonym; Par. 1867; 20. Aufl. 1870), in der er sich rücksichtslos über die Schäden der franz. Armee aussprach, zog ihm die Ungunst des Hofes zu.
Vor dem Ausbruch des Krieges von 1870 befehligte Trochu die 12. Territorialdivision zu Toulouse. [* 61] Am 17. Aug. wurde er Gouverneur von Paris. Am 4. Sept. trat an die Spitze der Regierung der nationalen Verteidigung. (S. Paris, Geschichte.) Als er sah, daß eine Kapitulation der Hauptstadt unvermeidlich geworden war, legte er das Kommando in die Hände des Generals Vinoy nieder, verblieb jedoch Präsident der Regierung. Als Mitglied der Nationalversammlung von Bordeaux [* 62] und Versailles, [* 63] wo er zum rechten Centrum gehörte, versuchte er, seine Thätigkeit als Gouverneur von Paris zu verteidigen.
Nach einem Prozeß gegen den «Figaro», in dem Trochu seine Sache nur halb gewann, legte er im Juli 1872 sein Mandat nieder, nahm seinen Abschied aus der Armee und zog sich in seine Heimat zurück. Er starb in Tours. [* 64] Trochu veröffentlichte zu seiner Rechtfertigung «L'empire et la défense de Paris devant le jury de la Seine» (Par. 1872),
«Pour la vérité et pour la justice» (ebd. 1873),
«La politique et la siége de Paris» (ebd. 1874),
sowie «L'armée française en 1879» (anonym; ebd. 1879 u. ö.), ein Gegenstück zu seiner frühern Arbeit. -
Vgl. Souvenirs posthumes du général Trochu (2 Bde., 1896).
s. Ästung. ^[= Aufastung, in der Forstwirtschaft die Entnahme von Ästen stehender Bäume. Jenachdem bereits ...]
trockne Docks, s. Dock. [* 65]
s. Galvanisches Element ^[= heißt eine Verbindung von zwei Leitern erster Ordnung und wenigstens einem Leiter zweiter Ordnung, ...] (Bd. 17.)
eine Krankheit der Kartoffelknolle. Von der einen Seite wird sie als ein durch Trockenheit entstandenes Hemmungsstadium der Naßfäule (s. d.) angesehen. Liegt die naßfaule Knolle trocken, so vertrocknen die verjauchten Partien und das noch nicht erweichte, aber erkrankte Gewebe [* 66] bildet eine braune zerreibliche Masse, die trockenfaule Kartoffel. Von andern wird angenommen, daß die Trockenfäule ein Zersetzungsprozeß ist, der durch den Kartoffelpilz eingeleitet und (bei trocknem Liegen) durch Schimmelpilze (Hypomyces solani Tul.) vollendet wird. Sowohl die Naß- als die Trockenfäule sind nicht die direkte Wirkung des Kartoffelpilzes, sondern dieser bereitet nur die Knolle zur Ansiedelung von Bakterien (Naßfäule) und Schimmelpilzen (Trockenfäule) vor.
Trockenfäule heißt auch der Vermoderungsprozeß des Holzes, welcher entsteht, wenn Hölzer als Konstruktionsteile an Orten eingebaut werden, wo sie nicht gehörig austrocknen können, z. B. in feuchten Kellern, Schächten u. s. w. Dabei ist die Einwirkung von äußerer Nässe gar nicht erforderlich.
s. Flachsspinnerei.
die Früchte, deren Perikarp trockenhäutig, leder- oder holzartig ist.
die Ernährung der Haustiere mit Dürrfutter (Stroh, Heu, Kraftfutter); sie soll vor der Grünfütterung den Vorzug des während des ganzen Jahres gleichbleibenden Futters haben, und hauptsächlich aus diesem Grunde wird von verschiedenen Autoren (A. Krämer) ausschließlich Trockenfütterung beim Rindvieh empfohlen. Dagegen wird geltend gemacht, daß wenn auch die Verdaulichkeit der Futtermittel durch den Vorgang des Trocknens an und für sich nicht verändert wird, doch in der Praxis wesentliche Verluste an Nährstoffen bei der Gewinnung des Trockenfutters, namentlich bei ungünstiger Witterung, kaum zu vermeiden sind. Gutes Grünfutter (nötigenfalls mit Stroh vermengt) ist im Sommer für die Tiere das Natürlichere und Bekömmlichere; deshalb wird in neuerer Zeit selbst die Vorschrift, daß Kühe zur Lieferung von Kindermilch ausschließlich mit Trockenfutter ernährt werden sollen, vielfach abfällig kritisiert.
s. Appretur ^[= Zurichtung, Ausrüstung (frz. apprét; engl. finishing), in der Technologie alle die Arbeiten, ...] und Flachsspinnerei.
soviel wie Schrothsche Kur (s. d.).
s. Appretur, ^[= Zurichtung, Ausrüstung (frz. apprét; engl. finishing), in der Technologie alle die Arbeiten, ...] Flachsspinnerei und Getreidereinigungsmaschinen. [* 68]
s. Siccativ.
s. Torf. ^[= eine weißlich, grau, meist gelb, braun oder schwarz gefärbte brennbare Erde (s. Erden), die ...]
Briquettes, s. Preßkohlen.
s. Flachsspinnerei.
s. Stuccaturarbeit. ^[= oder Stuck (ital. stucco), die aus Gips, Kalk und Sand hergestellte, anfangs weiche und daher ...]
sämtliche Bestandteile irgend eines Materials, abgesehen von dem darin enthaltenen Wasser;
sie wird bestimmt durch Austrocknen der betreffenden Substanz bei höherer Temperatur (100° C.).
Am häufigsten spricht man von Trockensubstanz bei den Futtermitteln;
der Gehalt an dieser giebt den ersten Anhalt [* 69] zur Beurteilung des Wertes derselben.
Die trocknen Futtermittel (Körner, Heu, Stroh u. s. w.) enthalten etwa 85 Proz. Trockensubstanz (also 15 Proz. hygroskopisches Wasser), dagegen die Grünfuttermittel und die Wurzelfrüchte nur etwa 20 Proz. Trockensubstanz (und 80 Proz. Vegetationswasser).
Destillation, [* 70] jede Zersetzung einer chem. Verbindung durch Wärme, [* 71] die unter Luftabschluß erfolgt und flüchtige Produkte liefert. Meist macht man von ihr zur Zersetzung organischer Substanzen und der Mineralkohlen Gebrauch. Dabei gruppieren sich die durch hohe Temperatur in ihrem Zusammenhang gelockerten Elementaratome zu neuen Verbindungen, die teils Gase, [* 72] teils flüchtige Flüssigkeiten und verdampfbare feste Körper sind, während ein Teil des Kohlenstoffes zusammen mit den etwa vorhandenen Aschenbestandteilen zurückbleibt (z. B. Holzkohle, Blutkohle, Knochenkohle, Koks u. dgl.). Unter den Gasen finden sich, wenn die trocken destillierte Substanz Sauerstoff enthielt, stets Kohlensäure und Kohlenoxyd, unter den Flüssigkeiten Wasser, leicht flüchtige organische Säuren (aus Holz [* 73] z. B. Essigsäure), Ketone, Phenole u. dgl. Immer treten Wasserstoffgas und Kohlenwasserstoffe auf, welch letztere gasförmig (z. B. Grubengas, Äthylen, Acetylen) oder flüssig (Äthane von höherm Molekulargewicht, Benzol und seine Homologen) oder auch fest sind (z. B. Paraffin, [* 74] Naphthalin, Anthracen).
Enthält die zersetzte Verbindung Stickstoff, so finden sich Ammoniak und organische Aminbasen; enthielt sie Schwefel, so ist auch Schwefelwasserstoff, Thiophen u. a. m. unter den Produkten der Trockne Destillation Ein Teil der übergehenden Produkte bildet stets in Wasser unlösliche Öle, [* 75] in denen feste Stoffe gelöst oder nur beigemischt sind. Diese Produkte werden Teer genannt. Meist entstehen durch die Trockne Destillation nebeneinander sehr viele verschiedene Produkte, so daß nicht nur die gasförmigen, sondern auch die wässerigen und teerigen höchst komplizierte ¶
Gemenge zu sein pflegen. Einige organische Verbindungen zerfallen bei der Trockne Destillation in einfacherer Weise (glatt), indem nur wenige Produkte in genau molekularen Verhältnissen entstehen.
Wechsel, s. Wechsel.
Weg, in der Metallurgie und chem. Analyse diejenige Operation, bei der zur Erkennung der Natur und Zusammensetzung sowie zur Darstellung eines Körpers Erhitzung, trockne Destillation und Schmelzung (mit oder ohne Zuschläge) angewendet wird.
Der Gegensatz ist der Nasse Weg (s. d.).
Säule, s. Zambonische [* 77] Säule. ^[= in der Baukunst jede lotrecht aufrecht und frei stehende Stütze, welche eine Last zu tragen ...]
Blatt, [* 78] Insekt, s. Wandelndes Blatt und Tafel: Zuchtwahl I, [* 76] Fig. 2.
Volksstamm, s. Galater.
s. Holzläuse.
s. Quaste und Fadengebilde. ^[= die aus biegsamen fadenförmigen Elementen zusammengefügten Kunstprodukte. Der Umfang des mit ...]
der Handel mit gebrauchten Kleidern, Betten und Wäschegegenständen, mit altem Metallgerät, Metallbruch u. dgl. Die solchen Handel betreibenden Geschäftsleute heißen Trödler.
Sie gehören nach dem Deutschen Handelsgesetzbuch Art. 10 zu den Minderkaufmännern (s. d.).
Nach §. 35 der Deutschen Gewerbeordnung ist der Trödelhandel solchen Personen zu untersagen, gegen welche Thatsachen vorliegen, die ihre Unzuverlässigkeit in Bezug auf diesen Gewerbebetrieb darthun.
Außerdem haben nach §. 38 die Centralbehörden die Befugnis, Vorschriften über die Art der Buchführung der Trödelhändler zu erlassen.
in der Flußschiffahrt, s. Leinpfad.
(contractus aestimatorius), ein Vertrag, demzufolge jemand eine Sache zum Zwecke des Verkaufs übergeben wird mit der Auflage, entweder die Sache zurückzugeben oder den dafür bestimmten Preis zu zahlen.
Das Preuß. Allg. Landr. I, 11, §§. 511-526, und das Österr.
Gesetzb. §§. 1086-88 fordern Festsetzung einer bestimmten Zeit zur Ausführung des Verkaufs oder Rückgabe der Sache.
Code civil, Badisches Landrecht, Schweizer Obligationenrecht und Deutsches Bürgerl.
Gesetzbuch haben den Namen nicht aufgenommen.
s. Leinpfad.
s. Trödelhandel. ^[= der Handel mit gebrauchten Kleidern, Betten und Wäschegegenständen, mit altem Metallgerät, ...]
s. Decke. ^[= oder Plafond, der obere Abschluß eines Raumes, im engern Sinne die untere Fläche desselben. ...] [* 79]
Streichinstrument (s. Musikinstrumente nebst Taf. II, [* 76] Fig. 14, Bd. 17).
Flecken im Bezirk Mittelland des schweiz. Kantons Appenzell-Außerrhoden, in 904 m Höhe, am Nordfuß des Gäbris (1250 m) bei der Vereinigung der Bergstraßen über die Vögelisegg (963 m) nach St. Gallen und über den Ruppen (997 m) nach Altstätten, Sitz des Obergerichts, hat (1888) 2582 E., darunter 104 Katholiken, Post, Telegraph, Rathaus mit einem Teil des Landesarchivs, Kantonsschule, Bäder; Feldbau, Alpenwirtschaft, Baumwollindustrie und Stickerei. Trogen ist abwechselnd mit Hundwyl Versammlungsort der Landsgemeinde. In neuerer Zeit wird es als Sommerfrische und Molkenkurort viel besucht.
(grch., d. i. Höhlenbewohner) nannte man im Altertum die Völkerschaften, die in verschiedenen asiat. Ländern, in Äthiopien und auch in Ägypten [* 80] in Höhlen wohnen sollten;
insbesondere hieß die Küste des heutigen Abessiniens das Troglodytenland.
s. Gorilla und Schimpanse sowie Tafel: Affen [* 81] der Alten Welt I, [* 76] Fig. 2, und III, [* 76] Fig. 1.
Troglotytidae, s. Zaunkönige und Tafel: Mitteleuropäische Singvogel II, [* 76] Fig. 6, beim Artikel Singvögel.
s. Buschschlüpfer. ^[= Vogelfamilie, zu der der Zaunkönig gehört.]
(Trogonĭdae), eine aus 7 Gattungen und 46 Arten bestehende Familie der Kuckucksvögel, welche die Tropen Asiens, Afrikas und Amerikas bewohnen und, namentlich die südamerikanischen, zu den schönsten, goldgrün und rot gezeichneten Vögeln gehören.
Die prachtvollste Art ist der Prachttrogon oder Quezal (s. d. und Tafel: Kuckucksvögel I, [* 76] Fig. 5).
s. Ölpressung.
s. Schleuse.
Pompejus, röm. Geschichtschreiber, s. Pompejus Trogus.
Chrétien de, altfranz.
Dichter, s. Chrétien de Troyes.
(russ. trojka), Dreigespann, die in Rußland übliche Bespannungsweise von drei Pferden nebeneinander;
im erweiterten Sinne wird Troika auch für das auf diese Art bespannte Fahrzeug gebraucht.
chirurg. Instrument, s. Trokar. ^[= oder (vom frz. trois-quarts), ein chirurg. Instrument, das aus einem mit dreischneidiger ...] [* 82]
hexagonal krystallisierendes, mit Magnetkies isomorphes Einfach-Schwefeleisen, FeS, das sich in Form von speisgelben Partien und Körnern in manchen Meteorsteinen und Meteoreisenmassen, wie in denen von Seeläsgen, von Tennessee, von Bolson de Mapimi findet.
jüngster Sohn des Trojanerkönigs Priamos (s. d.) und der Hekabe, von Achilleus getötet.
Seine Liebesabenteuer mit Chryseïs (s. d.), erst in der spätgriech.
Sage und Poesie behandelt, sind von der romantischen Litteratur des Mittelalters zu einem ganzen Roman erweitert worden, der einen besonders nach Boccaccios (s. d.) Vorgang («Il Filostrato») äußerst beliebten dichterischen Vorwurf bildete.
Unter diesen Bearbeitern sind namentlich Chaucer (s. d.) und Shakespeare, dessen «Troilus and Cressida» mit auf Chaucers Novelle fußt, zu nennen.
Stadt im Kreis Nicosia der ital. Provinz Catania auf Sicilien, 1110 m ü.
d. M., auf steilem, felsigem, südl. Ausläufer der Monti Nebrodi, an der Quelle [* 83] der zum Simeto gehenden Troina, hat (1881) 10 109 E. sowie Mützen- und Strumpfwirkerei.
preuß. Dorf, s. Bd. 17.
s. Plevlje.
1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements Orenburg, im Gebiet des Uj (zum Tobol) und Mijaß, hat 23 623,3 qkm, darunter 235 qkm Seen, 144 083 E., darunter Baschkiren (10,3), Tataren (3), Mordwinen und Kalmücken (zusammen 0,5 Proz.); Goldwäschereien (im Thal [* 84] des Mijaß, an den Quellen des Uj, zwischen den Flüssen Sanarka und Uwelka), Edelsteine, [* 85] Ackerbau, Viehzucht, [* 86] Weberei, Handschuhfabrikation, Gerbereien, Ölmühlen. - 2) Kreisstadt im Kreis an der Mündung der Uwelka in den Uj, hat (1892) 18 405 E., 1 Kirche, 2 Moscheen, Gymnasium, Kaufhof, Filiale der Sibirischen Handelsbank, Stadtbank; Handel mit Centralasien: Ausfuhr (2,3 Mill. Rubel) von Leder, Baumwoll-, Woll- und Metallwaren, Zucker, [* 87] Tabak; [* 88] Einfuhr (2,2 Mill. Rubel) von Rohbaumwolle, Seide, [* 89] Früchte, besonders aber Pferde, [* 90] Rinder [* 91] und Schafe. [* 92]
1) Bezirk im südwestl.
Teil des russ.-sibir. Gebietes Transbaikalien, im Gebiet der Selenga und ihren Zuflüssen Tschikoj und Dshida ¶
hat 57169 qkm und 27394 E. – 2) Bezirksstadt im Bezirk an der Kiachta, 4 km von der chines. Grenze, hat (1888) 7838 E., Post, Telegraph, Realschule;
13 Gerbereien, 5 Tabakfabriken, Handel mit China, [* 94] besonders in dem Vorort Kiachta (s. d.).
Lawra, richtiger Troizko-Sergijewa Lawra, auch Troiza-Sergijewa Lawra (d. i. Dreifaltigkeits-Lawra des heil. Sergius), Kloster bei Sergijewskij Possad (s. d.) im russ. Gouvernement Moskau, [* 95] das reichste und historisch bedeutendste in Rußland neben der Petscherskaja Lawra in Kiew. [* 96] Es liegt auf einer mäßigen Anhöhe am Fluß Kontschur, ist von einer 1,2 km langen, gezackten und mit 9 Türmen versehenen Mauer umgeben und enthält 11 Kirchen, die geistliche Akademie (in einem ehemaligen kaiserl. Palast), 1814 hierher aus Moskau verlegt, mit (1897) 28 Docenten, gegen 200 Studenten, wertvoller Bibliothek und kirchlich-archäol. Museum; einen 80 m hohen Glockenturm, ein Steindenkmal in Form eines Obelisken (1792 errichtet), Gebäude mit den Zellen der Mönche, Refektorium, Krankenhaus, [* 97] Hospiz u. s. w.; verschiedene Kapellen, darunter eine über dem heil. Brunnen. [* 98] Von den Kirchen sind bemerkenswert die Troizkijkirche (1422 erbaut) mit dem Sarkophag [* 99] des heil. Sergius und einem wunderthätigen Bildnis desselben, und die prächtige Uspenskijkathedrale (aus dem J. 1585) mit Fresken aus dem 17. Jahrh. und den Grabmälern von Erzbischöfen sowie draußen am Eingang des Zaren Boris Godunow, seiner Gemahlin und seiner fünf Kinder. Eine besondere Sakristei enthält den Schatz des Klosters (angeblich 650 Mill. Rubel). Die Zahl der Wallfahrer beträgt jährlich 1 Mill., was einen lebhaften Handel mit Lichtern, heiligem Brot [* 100] und heiligen Bildern entwickelt hat. In der Nähe befinden sich die Einsiedelei und die Kirche Gethsemane (1845 errichtet) und etwas weiter das Kloster Bethanien (1783 begründet).
Die Troïzko-Sergijéwskaja Lawra wurde 1337 von dem heil. Sergius (geb. 1315, gest. heilig gesprochen als Kloster begründet und hielt 1608–10 eine sechzehnmonatige Belagerung durch die Polen aus, der 1618 eine zweite folgte. 1685 fanden dort während des Strelitzenaufstandes die jungen Zaren Iwan und Peter ihre Zuflucht, und 1744 wurde das Kloster zu einer Lawra (s. Laura) erhoben.
[* 53] Stadt im Kreis Bovino der ital. Provinz Foggia in Apulien, rechts über dem zum Candelaro gehenden Celone, 11 km nordwestlich der Station Giardinetto-Troja der Eisenbahn Foggia-Neapel, ist Bischofssitz und hat (1881) 7245 E., Priesterseminar und Tuchfabrik. Im Altertum lag hier an der Via Traiana die Stadt Aecae. Troja wurde 1018 vom byzant. Statthalter Bugianus von Bari neu gegründet, 1022 von Kaiser Konrad II. nach dreimonatiger Belagerung genommen und 1059 von den Normannen erobert. König Ferdinand I. besiegte hier die Anhänger des Herzogs Johann von Calabrien, des Sohnes König Renés.
[* 53] auch Ilios oder Ilion, lat. Ilium, die sagenberühmte Hauptstadt der eigentlich zu Mysien gehörigen Landschaft Troas (s. d.) in Kleinasien. Der Name wird gewöhnlich von Tros, der hier zuerst ein Reich gegründet haben soll, abgeleitet. Ihren unvergänglichen Ruhm verdankt die Stadt und die ganze Gegend dem besonders in den Homerischen Gesängen verherrlichten, durchaus sagenhaften Heereszuge der Griechen, dem Trojanischen Kriege, der mit der Eroberung und Zerstörung der Stadt endete (nach der unter den alten Chronographen verbreitetsten Ansetzung 1184 v. Chr.). Als Veranlassung dazu bezeichnet die Sage die Entführung der Helena, der Gemahlin des Königs von Lacedämon, Menelaos, [* 101] durch Paris, den Sohn des trojan.
Königs Priamos. Fast alle Fürsten Griechenlands, wie Agamemnon, Menelaos, Achilleus, Odysseus, Nestor, Aias u. a., nahmen mit ihren Völkern teil daran. Die Griechen suchten zuletzt, nachdem sie über neun Jahre lang die Stadt vergeblich belagert hatten, durch eine List ihren Zweck zu erreichen, indem sie auf den Rat des Odysseus und Kalchas ein großes hölzernes Roß zimmerten, das Trojanische Pferd, und in dessen hohlem Bauch [* 102] die tüchtigsten Helden verbargen.
Der schlaue Sinon, den sie bei dem Pferde zurückgelassen hatten, während die ganze Flotte nach der Insel Tenedos (s. d.) abgesegelt war, überredete die Trojaner, das Pferd als ein Weihgeschenk für die Göttin Athene [* 103] in die Stadt zu führen. Als dies geschehen, stiegen zur Nachtzeit die Bewaffneten aus demselben, öffneten den durch Feuerzeichen herbeigerufenen Griechen die Thore und bewirkten so T.s Eroberung, bei der Priamos und sein ganzes Haus ihren Untergang fanden.
Einen Teil der Bewohner soll Äneas nach Italien geführt, dort das Reich der Latiner erobert und diese mit den ausgewanderten Trojanern verschmolzen haben. Diese Sagen, deren dichterische Behandlung das antike Epos von der frühesten bis zur spätesten Zeit beschäftigt hat, sind keineswegs in bloße Allegorien: Darstellungen von Naturereignissen in mythischer Einkleidung, aufzulösen, wie es verschiedene Gelehrte (Uschold, Forchhammer u. a.) versuchten, sondern sie haben jedenfalls einen freilich ganz von mythischer Hülle verdeckten histor.
Kern; doch ist es sehr fraglich, ob als solcher ein gemeinsamer Heerzug der vereinigten griech. Stämme gegen den Mittelpunkt eines mächtigen troischen Reichs anzunehmen ist, oder ob die Sage verschiedene einzelne Kämpfe zwischen griech. Ansiedlern und den die Troas bewohnenden ungriech. Stämmen zu einem Gesamtbild verschmolzen hat. Als Hauptschauplatz des Kampfes erscheint in der Sage das weite Feld, das sich vom Lager [* 104] der Griechen bis zur Stadt Troja zwischen der Ida und dem Vorgebirge Sigeum erstreckte, die Trojanische Ebene; die Burg von Troja wird in der Ilias und anderweitig mit dem Namen Pergamos (später auch Pergamon) [* 105] bezeichnet.
Schon seit früher Zeit suchten die Umwohner den Nimbus, der diese Gegend umschwebte, teils aus Ruhmsucht, teils um des Gewinns willen zu erhalten und zu befestigen. Man zeigte den Fremden die Gräber der gefallenen Helden, des Achilleus, Aias, Protesilaos, Hektor u. a. Die Stelle der Stadt des Priamos nahm nach der bis in das 2. Jahrh. v. Chr. allgemein verbreiteten Ansicht die etwa seit der Mitte des 6. Jahrh. v. Chr. bestehende griech. Ortschaft Ilion ein (lat. Ilium; von neuern Geographen auch Neu-Ilion, Ilium novum, genannt). Erst Demetrios aus Skepsis, ein Gelehrter des 2. Jahrh., leugnete die Gleichbedeutung von Alt- und Neu-Ilion, hatte aber damit wenig Erfolg; noch Konstantin d. Gr. und Julian sahen Ilion als das alte an. Erst am Ende des 18. Jahrh. wurde durch den Franzosen Le [* 106] Chevalier der Zweifel wieder rege gemacht und nicht Hissarlik, die Statte von Neu-Ilion, sondern das südsüdöstlich davon gelegene Bunarbaschi für die Stätte T.s erklärt. Seine ¶
Ansicht gewann viele Anhänger; sie wurde aber endgültig widerlegt durch Schliemanns in den J. 1871–82 und 1890 veranstalteten Ausgrabungen, die nach Schliemanns Tode 1893 und 1894 durch W. Dörpfeld (s. d.) fortgesetzt wurden. Schliemann hat dort in verschiedenen Schichten bis zur Tiefe von 16 m unter der jetzigen Oberfläche Überreste von Mauern und Häusern, sowie zahlreiche Gefäße, Geräte, Waffen [* 108] und Schmucksachen [* 109] zu Tage gefördert, die offenbar von verschiedenen Ortschaften, welche nacheinander auf der gleichen Stätte bestanden haben, herrühren; Schliemann nahm 7 Städte an, es lassen sich aber nach Dörpfelds epochemachenden Forschungen mindestens 9 Ansiedelungen unterscheiden.
Für die Kultur der ältesten ist es charakteristisch, daß Metallgegenstände noch sehr selten sind, die gefundenen Waffen und Instrumente sind durchweg von Stein. Die zweite Stadt von etwa 8000 qm Inhalt, in einer Trümmerschicht von 11 bis 13 m Tiefe, mit Ringmauern, aus Lehmziegeln auf starkem Steinfundament gebaut, mit verschiedenen in ihrem Grundriß für den spätern Haus- und Tempelbau vorbildlichen Palastbauten, hat man lange als das «Homerische Troja» angesehen.
Die Stadt war durch eine große Brandkatastrophe zu Grunde gegangen; ihr gehörte auch der jetzt mit den übrigen wichtigen Einzelfunden im Berliner [* 110] Museum für Völkerkunde befindliche große Goldschatz an, den Schliemann für den Schatz des Priamos ansah. Nach den neuesten Grabungen steht es aber fest, daß höchstens die dem mykenischen Kulturkreise und damit der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends angehörige sechste Stadt das Homerische Troja sein kann. Immerhin ist auch die in das dritte Jahrtausend zu setzende zweite Stadt wichtig, sofern sie in ihren Bauten, Vasen [* 111] und Schmucksachen eine neue eigene Kultur, die trojanische bietet, deren Spuren wie die der mykenischen auch sonst in den östl. Mittelmeerländern vorhanden sind.
Von der sechsten Stadt (mit einem Inhalt von etwa 20000 qm, einem Umfang von etwa 500 m) sind, abgesehen von verschiedenen Gebäudegrundrissen, die gewaltigen wohl- und regelmäßig gefügten Mauern 5 bis 9 m hoch erhalten. – Die früher von Hauptmann Bötticher verfochtene Ansicht, daß Hissarlik nur eine Feuernekropole sei, ist längst widerlegt und verworfen. Aus der sehr umfangreichen Litteratur ist hervorzuheben: Le Chevalier, Voyage de la Troade (3. Aufl., 3 Bde., Par. 1802);
Schliemann, Trojanische Altertümer (mit Atlas, [* 112] Lpz. 1871);
ders., Ilios (ebd. 1881);
ders., Troja, (ebd. 1883);
Ch. Normand, La Troie d'Homère (Par. 1892);
W. Dörpfeld, Troja 1893 (Lpz. 1894) und Mitteilungen des Archäologischen Instituts in Athen, [* 113] Bd. 19 (1894), S. 380 fg.
Vgl. auch Schuchhardt, Schliemanns Ausgrabungen (2. Aufl., Lpz. 1891) und Perrot und Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquité, Bd. 6 (Par. 1894), S. 154 fg.
Stadt im bulgar. Distrikt Loveč, an der obern Osma, im Kodscha-Balkan, hat (1893) 6873 E.;
Acker- und Obstbau nebst Viehzucht.
Hier laufen die von Teteven, Loveč und Selvi kommenden Straßen zusammen;
von hier führt der 1651 m hohe Trojanpas;
nach Karlovo in Ostrumelien.
Johannes, Dichter und Schriftsteller, geb. in Danzig, [* 114] studierte in Göttingen [* 115] und Berlin [* 116] Medizin, dann in Bonn [* 117] und Berlin Philologie. 1862 wurde er Redacteur am «Kladderadatsch», den er seit 1886 als Chefredacteur leitet, 1878 zugleich feuilletonistischer Mitarbeiter an der «Nationalzeitung». Weitern Kreisen ist Trojan als humoristischer Dichter von Bedeutung bekannt geworden. Er veröffentlichte: «Gedichte» (Lpz. 1883),
«Scherzgedichte» (ebd. 1883 u. ö.),
«Kleine Bilder» (Minden [* 118] 1886),
«Von Drinnen und Draußen» (Gedichte, ebd. 1888),
«Von Strand und Heide» (ebd. 1888),
«Kriegsgedenkbuch aus dem Kladderadatsch» (mit J. Lohmeyer, Bresl. 1891),
«Das Wusterower Königsschießen und andere Humoresken» (Lpz. 1894),
«Für gewöhnliche Leute. Hunderterlei in Versen und Prosa» (Berl. 1893),
«Von Einem zum Andern» (ebd. 1894) u. a.
Krieg, s. Troja. ^[= # auch Ilios oder Ilion, lat. Ilium, die sagenberühmte Hauptstadt der eigentlich zu Mysien gehörigen ...]
s. Trojan. ^[= # Johannes, Dichter und Schriftsteller, geb. 14. Aug. 1837 in Danzig, studierte in Göttingen ...]
secunda, s. Cilli.
[* 82] oder Troikart (vom frz. trois-quarts), ein chirurg. Instrument, das aus einem mit dreischneidiger Spitze versehenen Stilett und aus einer meist aus Neusilber, Silber und Hartkautschuk gefertigten Röhre (Kanüle) besteht. Letztere kann so über das sie genau ausfüllende Stilett geschoben werden, daß nächst dem Griff die dreischneidige Spitze des Stiletts allein hervorsieht. Der Trokar dient zum Abzapfen von Flüssigkeiten, die sich in Höhlen des Körpers angesammelt haben (s. Punktion).
Beim Gebrauch stößt man das mit der Kanüle versehene Stilett in die betreffende Höhle ein und zieht dann, während man die Röhre in der Stichwunde stecken läßt, das Stilett aus der Röhre hervor. Aus letzterer entleert sich nun die abzulassende Flüssigkeit. Ist die Entleerung vollendet, so zieht man auch die Kanüle aus; die kleine Stichwunde schließt sich sofort wieder. In dieser Weise zapft man z. B. bei der Bauchwassersucht das Wasser ab. Die Tierärzte gebrauchen den Trokar auch, um den durch zu vieles frisches Futter aufgeblähten Wiederkäuern die Luft aus dem Pansen (Wanst, Rumen) zu entleeren.
s. Romsdal. ^[= Amt in Norwegen, grenzt im W. und N. an den Atlantischen Ocean, im NO. und O. an Söndre Throndhjems ...]
in der nordischen Mythologie und dem Volksglauben ein gespenstisches, zauberhaftes Wesen, bald in Riesen-, bald in Zwerggestalt.
Meist erscheint es als Ungetüm, als ein Feind der Menschen und Götter.
Auch weibliche Troll giebt es, die durch ihren Zauber allerlei Wunderthaten vollbringen, übertragen ist Troll ein grober, ungeschlachter Kerl.
s. Trollius. ^[= L., Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.) mit 9 Arten, meist in der nördl. ...]
s. Hopfen. [* 119]
(schwed., d. i. der Zauber-, Teufelshut oder -Mütze), Wasserfall in dem schwed. Flusse Götaelf. Etwa 10 km von Wenersborg wird der Strom von Felsen zusammengedrängt (10–50 m) und stürzt in einer Strecke von etwa 1 km brausend und tobend in fünf prachtvollen Kaskaden (Gullö-, Toppö-, Stampströms-, Helvetesfall und Flottbergsströmmen) im ganzen 33 m tief hinunter. Schon zu Anfang des 16. Jahrh. war man bedacht, den Schiffen eine Fahrt durch die Wasserfälle mittels Schleuse zu eröffnen, doch blieb die Arbeit unvollendet.
Erst 1793–1800 legte eine Aktiengesellschaft einen fast ganz in den Grausteinfelsen gesprengten Kanal [* 120] mit 8 Schleusen an. Da aber nach Vollendung des Götakanals die Dimensionen dieser Kanalschleusen nicht mehr genügten, so wurde 1837–41 unter Leitung von Ericsson der Kanal zu den Dimensionen des Götakanals (s. d.) erweitert und 11 neue Schleusen östlich von den alten angelegt. Dieser neue Trollhättakanal gestaltete sich hiermit zu einem wichtigen Teil der ¶