Hinrichtung vorgekommen, obwohl die Todesstrafe gesetzlich nie abgeschafft ist.
Gesetzlich beseitigt ist die in
Rumänien
[* 2] (1864),
Portugal
[* 3] (1867),
Holland (1870),Italien
[* 4] (1889),San Marino (1848), Michigan
(1847),
Rhode-Island (1852), Wisconsin (1853), Maine (1887), Columbia
[* 5] (1863),
Venezuela
[* 6] (1864),
Costa-Rica (1880). Ebenso kennt
sie der norweg. Strafgesetzentwurf von 1895 und der
Schweizer von 1896 nicht mehr. In der
Schweiz
[* 7] war sie 1874 für
unzulässig erklärt, schon 1879 aber außer für polit.
Verbrechen wieder zugelassen. In
Rußland besteht die Todesstrafe noch bei
Hoch- und Landesverrat, verbrecherischen Handlungen gegen den
Kaiser und die Mitglieder des kaiserl. Hauses und schweren Quarantäneverbrechen.
In
Deutschland
[* 8] hatten nur Oldenburg,
[* 9]
Anhalt,
[* 10]
Bremen
[* 11] seit 1848,
Sachsen
[* 12] seit 1868 die Todesstrafe abgeschafft. In die
Reichsgesetzgebung wurde die Todesstrafe nach harten parlamentarischen Kämpfen aufgenommen. Sie findet Anwendung
bei
Mord und bei
Mordversuch am
Kaiser, dem eigenen Landesherrn und dem Landesherrn des Aufenthaltsstaates (§§. 211, 80),
in gewissen Fällen des
Sprengstoffgesetzes (s. d.); ferner als
Strafe der Veranstalter und Anführer eines
zum Zwecke des Sklavenraubes unternommenen Streifzuges, wenn durch diesen der
Tod einer der
Personen, gegen welche der Streifzug
unternommen war, verursacht wurde (s.
Sklaverei; Reichsgesetz vom Im deutschen Militärstrafgesetzbuch wird die
Todesstrafe für militär.
Verbrechen im Felde (Fahnenflucht, Feigheit und
Bruch des Ehrenwortes durch einen Kriegsgefangenen
u. s. w.) und zwar in 10 Fällen ausschließlich, in 8 Fällen wahlweise angedroht.
Ebenso tritt, außer in
Bayern,
[* 13] nach Einführungsgesetz zum
Reichsstrafgesetzbuch §. 4, wenn bestimmte Handlungen in einem
Teile des Bundesgebietes begangen werden, die der
Kaiser in Kriegszustand erklärt hat, an
Stelle lebenslänglicher
Zuchthausstrafe Todesstrafe. Die Todesstrafe wird im Felde durch Erschießen (s.
Füsilieren) vollstreckt. Sonst geht die
Vollstreckung der im
Frieden wegen eines gemeinen
Verbrechens erkannten Todesstrafe auf die Civilbehörden über. Im Vollzuge der (s. Hinrichtung)
sind Verschärfungen weggefallen.
Über die in den deutschen Kolonialgebieten s.
Kolonialrecht (Bd. 17). Auch
das Österr.
Strafgesetz und der Gesetzentwurf von 1891 hat die Todesstrafe. -
Vgl. Merkel, Lehrbuch des deutschen
Strafrechts (Stuttg.
1889);
von
Liszt, Lehrbuch des deutschen
Strafrechts (8. Aufl., Berl. 1897) und die dortige Litteratur; Gruber,
Der
Stand der in der Gesetzgebung und in der Praxis (im «Gerichtssaal»,
Bd. 44, 1891);
das Tuder der alten
Umbrer, mittellat. Tudertum, Stadt in der ital.
Provinz und im
BezirkPerugia, auf einem
Berge,
links über dem
Tiber, in einer von Olivenhainen und
Weinbergen bedeckten Hügellandschaft, Sitz einesBischofs,
hat (1881) 4677, als Gemeinde 15 325 E., ein Gymnasium, eine technische Schule, ein Seminar, Mauerreste
etrusk. und röm. Ursprungs, darunter die große Ruine eines
Tempels oder einer
Basilika,
[* 14] im Palazzo Cicchitelli Bäderreste
mit Mosaikboden, Reste des
Theaters bei dem etrusk. Mauergürtel, des
Amphitheaters unter dem röm. Mauergürtel, Wasserbehälter
an der
Piazza del Duomo und zahlreiche
Gräber aus der Zeit der
Etrusker.
Die
Kathedrale hat Fresken von Spagna und einen mächtigen
Turm;
[* 15] die 1604 vollendete Wallfahrtskirche
Sta. Maria della Consolazione,
ein Kuppelbau über einem griech. Kreuze, dessen
Arme mit Halbkuppeln bedeckt und polygonal gestaltet sind, gehört zu den
edelsten Schöpfungen der Renaissance. Im Palazzo Comunale, einem edeln
Bau got.
Stils, befindet sich eine
kleine Gemäldesammlung mit einem trefflichen
Bilde (Krönung Mariä) von Spagna aus dem J. 1511. Der Palazzo del Governo
von 1293 hat einen hohen
Turm und Zinnen; bemerkenswert ist auch der schöne Palazzo Atti von 1552.
der höchste Gebirgsstock der gleichnamigen Gruppe der
Glarner Alpen (s. Westalpen) und
der nordöstl.
Schweiz, erhebt sich als massiger, eisgekrönter Felsstock zwischen dem Sand- und dem Bifertenfirn an der Grenze
der Kantone Glarus
und Graubünden.
Seine schöne, gegen
NO. sich sanft abdachende Firnkuppe bildet drei Gipfel: der höchste Punkt ist der
Piz Rusein (3623
m) in der
Wasserscheide zwischen der Linth und dem zum
Vorderrhein fließenden Ruseinbach;
östlich von ihm
erhebt sich der Schneegipfel des
Glarner Tödi (3601 m) und am nördl. Ende des Gipfelplateau stürzt der Sandgipfel 3434 m
mit steilen Kalkwänden zur Sandalp ab. Im NW. die Clariden (s. d.).
Lange galt der Tödi für unersteigbar, bis es zwei Bündener Gemsjägern gelang, den Piz Rusein von S.
her zu ersteigen.
Die erste Besteigung von der
Glarner Seite wurde von drei
GlarnerJägern ausgeführt und von
F. von Dürler wiederholt. Eine Klubhütte ist am Grünhorn (2451 m) errichtet worden.
Stadt auf der Grenze der engl.
GrafschaftenYork (West-Riding) und
Lancashire, in der Penninischen Gebirgskette,
am
Rochdale-Kanal und an der Linie Rochdale-Pontefract, welche hier nordwestlich nach
Burnley abzweigt, zählt (1891) 24 725 E.;
(lat. peccata mortalia), in der theol.
Moral nach
1 Joh. 5, 10,. 17 diejenigen
Sünden, welche den geistlichen
Tod, d. h. den
Verlust des Gnadenstandes nach sich ziehen. Die kath.
Theologie unterscheidet sie von den
läßlichen
Sünden oder
Erlaßsünden (peccata venialia), die diese Folge nicht haben. Nach den noch geltenden Bestimmungen
des
Petrus Lombardus zählt man sieben Todsünden: Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid,
Trägheit des
Herzens. Einige Scholastiker
rechneten auch die sog. schreienden
Sünden:
Totschlag, Sodomiterei, Unterdrückung der Unschuld und gewaltsame
Vorenthaltung des verdienten Lohns, unter die Todsünden.
Stadt im
Amtsbezirk Schönau des bad. Kreises Lörrach, an der Wiese, in 649 m Höhe, am südl.
Fuß des Feldbergs, an der Linie Zell-Todtnau (18,2 km) der
Süddeutschen Nebenbahngesellschaft, hat (1895) 2068 E., darunter 103
Evangelische,
Post,
Telegraph,
[* 16] roman.
Kirche mit zwei
Türmen,
Spital, Spar- und Vorschußbank, Wasserleitung,
[* 17]
Gas- und
elektrische
Beleuchtung;
[* 18]
[* 22] das angeblich aus Etrurien stammende Obergewand, welches der röm. Bürger, wenn er nicht im Kriegsdienst war,
über der Tunika (s. d.) trug. In älterer Zeit trug man die Toga mitunter ohne
Tunika. Nur dem Bürger kam die Toga zu, Fremden und Verbannten war sie untersagt. Daher werden die Römer
[* 23] auch togati oder gens togata benannt; daher hieß das Cisalpinische Gallien, als das Bürgerrecht seinen Bewohnern gegeben
wurde, Gallia togata im Gegensatz zum jenseitigen, «behosten», der Gallia braccata.
In der Kaiserzeit wurde der Gebrauch durch die Sitte, andere Gewänder, namentlich das griech. viereckige
Pallium,
[* 24] zu tragen, immer mehr auf feierliche Gelegenheiten eingeschränkt. Die Toga war gewöhnlich von halbrunder
Form und wurde von der linken Schulter über den Rücken unter dem rechten Arme hindurch nach der linken Schulter gelegt (Toga restricta).
In der spätern Zeit der Republik wurde die Toga größer, so daß sie von mehr als einem Halbkreise
gebildet wurde.
Man legte sie dann so um, daß der rechte Arm wie in einer Binde ruhte (Statue des Marius). Unter Augustus kam das mächtige Prachtgewand,
die toga fusa in Gebrauch, deren Form trotz der eingehenden Untersuchungen von Becker, Weiß, Marquart und Launitz noch
nicht endgültig festgestellt werden konnte. Es scheint, daß es ein Doppelgewand war, welches sich der elliptischen Form
näherte und ausgebreitet in der langen Achse etwa drei, in der kurzen zwei Mannslängen maß.
Die Bekleidung mit der Toga war so kunstvoll, daß am Abend vor deren Gebrauch ein Diener (vestiplex) das
Gewand über einem Gestell in die gewünschten Falten legte und diese mit kleinen Zangen über Nacht festhielt. BeimAnlegen
selbst wurde die Toga etwa zwei Handbreit über der Langachse zusammengelegt, so daß sie einen Halbkreis bildete
und einen Überschlag hatte, der beim Anlegen den sinus bildete. Dann wurde sie auf die linke Schulter
gebracht, so daß vorn ein Drittel, hinten zwei Drittel des Gewandes lagen, der hintere Teil unter dem rechten Arme hindurch
von vorn über die linke Schulter geworfen, wo er am Rücken fast den Boden berührte.
Das nunmehr unter der Faltenmasse verborgene erste Drittel der Toga wurde an der Brust gefaßt und als ein
Faltensack hervorgezogen, der nun den umbo machte. Der zum sinus gewordene Überfall reichte dann in Bogenfalten bis zum Knie.
(S. Tafel: Kostüme
[* 25] I,
[* 21]
Fig. 6.) Die Toga bestand in älterer Zeit aus dickem Wollstoff, mit
steigendem Luxus wurden die Stoffe feiner genommen. Die gewöhnliche Farbe der Toga war weiß (toga pura),
nur der Trauernde und der gemeine Mann trug dunklere Farben. Besonders glänzend weiß war die Toga des Amtsbewerbers (toga
candida, daher Candidatus, Kandidat, s. d.).
War die Toga mit einem Purpurstreifen gesäumt, so hieß sie Toga praetexta. Mit diesem Schmuck bildete sie
das Amtskleid der höhern Magistrate bis zum kurulischen Ädilen herab, sowie einiger Priesterkollegien.
Auch der Knabe trug sie, bis er mannbar wurde, d. h. gewöhnlich bis zum 16. Jahre, hierauf die
toga virile (oder pura). Die Toga purpurea war ein Purpurgewand, welches mit Goldstickerei versehen war, als Toga picta
und zusammen mit der gleichfalls goldgestickten Tunica palmata von Triumphatoren und dem Stadtprätor
getragen wurde, wenn er bei den apollinarischen Spielen den Götterwagen in den
Cirkus
[* 26] geleitete.
Die ungestickte Purpurtoga trugen zur Kaiserzeit die Magistrate im Cirkus, wenn sie Spielgeber waren. Einzelne Opfer wurden
von den Magistraten im Triumphalgewande gebracht. Da sich aber die Kaiser das Recht der Toga picta allein
vorbehalten hatten, so durften Offiziere, denen das Triumphalornament zuerkannt war, höchstens die Tunica palmata, gewöhnlich
nur die Toga praetexta tragen. In der spätern Kaiserzeit scheint man wieder eine kleine, nur halbkreisförmige Toga getragen
zu haben, deren gerader Saum, mehrfach zusammengeschlagen und dann beim Umlegen über den zweiten Wurf
der linken Schulter herabgezogen, eine Art breiter Binde bildete (Büste des Kaisers Maximinus im Kapitolinischen Museum). Eine
von der beschriebenen Art, die Toga umzulegen, ganz verschiedene Form ist der Gabinus cinctus
[* 27] (s. d.).
Das der Toga entsprechende weibliche Kleidungsstück war die Palla
[* 28] (s. d.).
Inselgruppe im Golf von Tomini, einer Bucht von Celebes, im Malaiischen Archipel, 677 qkm groß, von
Fischern viel besucht, stehen unter einem von der niederländ. Regierung abhängigen buginesischen
Häuptling.
Landschaft im schweiz. Kanton
[* 29] St. Gallen (s. Karte: Die Schweiz), von der Thür bewässert und rechts von
der Sentisgruppe, links von den Churfirsten und den Nagelfluhketten des Speers (1956 m) und der Kreuzegg
(1317 m) umschlossen, erstreckt sich als breites, sichelförmig gekrümmtes, etwa 60 km langes Bergthal mit Seitenthälern
von der Wasserscheide (1040 m) zwischen Thür und Rhein bei Wildhaus nördlich bis zur Grenze des Kantons Thurgau,
umfaßt ein
Gebiet von 551 qkm mit (1888) 55 425 E., darunter 31 157 Evangelische und 24 218 Katholiken, und zerfällt in die BezirkeAlttoggenburg
(11 693 E.), Neutoggenburg (11 990 E.), Öbertoggenburg (11 931 E.) und Untertoggenburg (19 811 E.).
Das Toggenburg ist ein freundliches Voralpengelände, reich an Wald und Alpweiden. Haupterwerbsquellen sind Acker-
und Obstbau, Alpwirtschaft, Baumwollindustrie (besonders die Buntweberei), Stickerei und Handel. Gute Fahrstraßen durchziehen
die ganze Landschaft; die Toggenburger Bahn (s. Schweizerische Eisenbahnen, Übersicht B, 5b) führt durch das Hauptthal bis
Ebnat hinauf. Die wichtigsten Ortschaften sind: Wildhaus (1163 E.), Geburtsort des schweiz.
ReformatorsZwingli, Neßlau (2205 E.), Ebnat (2683 E.) und Kappel (2307 E.) in Obertoggenburg, Wattwyl (5245
E.) und das alte Städtchen Lichtensteig (1537 E.) in Neutoggenburg (s. d.),
Flawyl (4297 E.) in Untertoggenburg. - Die Grafen von Toggenburg gehörten im spätern Mittelalter zu den reichsten und mächtigsten
Dynasten der Schweiz.
Von ihren Stammburgen lag die Alttoggenburg in einer einsamen, waldigen Gegend des gleichnamigen Bezirks
unweit des Hörnli (1135 m), die Neutoggenburg nahe bei Lichtensteig. Nach dem Erlöschen des Geschlechts 1436 kam die Grafschaft
an die Freiherren von Raron, die sie 1468 an das Stift St. Gallen verkauften. Die Bedrückung der Reformierten und die Mißachtung
der alten Rechte der Landschaft von seiten des Stiftes führten 1712 zum Toggenburger Krieg zwischen den
StändenBern
[* 30] und Zürich
[* 31] und den auf Seite des Abtes stehenden kath. fünf Orten (Luzern,
[* 32] Zug
und Waldstätte). Durch den Sieg derBerner bei Vilmergen
wurde dieser Krieg zu
¶
mehr
883 Gunsten der Landschaft entschieden; vollständig beseitigt wurde jedoch die Herrschaft des Stifts erst durch die helvet.
Verfassung 1798 und die Mediationsverfassung von 1803, welche letztere das Toggenburg dem Kanton St. Gallen zuwies. –
Vgl. Wegelin,
Geschichte der Landschaft Toggenburg (St. Gallen 1857);
Hagmann, Das Toggenburg (Lichtensteig 1877);
Das Toggenburg. Vom Toggenburger
Verkehrsverein (1895).
Ansässig waren 1896: 91 Europäer, darunter 82 Deutsche.
[* 37] Die etwa 70 km lange, von einer Lagune begleitete Küste besteht
aus einer Sandfläche mit Dorngebüsch und vereinzelten Wäldern von Kokospalmen. Hinter diesem nehrungsartigen schmalen
Strandgebiete dehnt sich in der Mitte ein großes Süßwasserhaff aus, der Togo- oder Avonsee. Daran schließt
sich ein etwas höher gelegenes, sanft gewelltes Binnenland, das im O. ziemlich wasserarm aus Savannenwald und Weidegrund
besteht, im W. dagegen einen gut befruchteten, humusreichen und sehr fruchtbaren Boden besitzt.
Das Opossum- oder Apossogebirge, ein Sammelname für die einzelnen Bergketten von Agome, Akposso und
Adeli, zieht in einer mittlern Erhebung von 500 m vom Norden
[* 38] Dahomes nach dem untern Volta und schließt mit nördl. Steilabfall
die Hochebenen des Nigerbogens vom Tiefland der Küste ab. Die höchsten Gipfel befinden sich bei Misahöhe im SW. (Agugebirge 980 m)
und bei Bismarckburg im N. (Hausberg 710 m). Von den in diesem Gebirge entspringenden Flüssen Todschie
und Mono hat der erstere nur im Oberlauf einige Bedeutung für Togoland, da er in engl.
Gebiet mündet.
Der Sio und Haho, die Mitte des Landes als spärliche, doch dauernd fließende Gewässer durchschneidend, ergießen sich in
den Togosee. Das Klima wirkt wegen des hohen Feuchtigkeitsgehalts der Luft sehr erschlaffend und ist trotz
der herrschenden Seewinde periodenweise recht ungesund (am gesündesten in Lome); heftige Malariaepidemien treten fast regelmäßig
im Mai bis Juli und im November und Dezember auf, hauptsächlich an der Küste, doch auch im höher gelegenen Binnenland.
Die Jahresmitteltemperatur beträgt an der Küste 26,5° C., im Gebirge 23,7°; die Regenmenge an der Küste
700–800 mm, im Gebirge 1200–1400 mm; die Höhe der Regenzeit fällt in den April bis Juni und in den September bis Ende
Oktober. Die Vegetation strotzt in tropischer Fülle: es gedeihen Öl-, Kokos- und Fächerpalmen, Butterbäume, Tamarinden,
Bananen und die Landolphialiane;
Den Hauptausfuhrartikel
liefert die Ölpalme. Große Kokosplantagen existieren in Kpeme, Lome, Bagida und Klein-Popo. Mit Kaffeeplantagen wurde in Klein-Popo
und Sebbe ein befriedigender Anfang gemacht. Die Versuche mit Baumwollpflanzungen
mißglückten. Der Anbau europ.
Gemüse bewährt sich. Jagdbare wilde Tiere kommen nur im Gebirgsland und in geringer Anzahl vor. Rindvieh
wird überall gezüchtet. Schafe,
[* 40] Ziegen, Schweine
[* 41] und Hühner
[* 42] sind in großer Menge vorhanden.
Die Bevölkerung des Südens, bestehend aus Togo, Agotime und Mina, spricht die Ewesprache; sie zeigt sich fleißig und geschickt
im Ackerbau, in der Weberei und Töpferei und im Handel. Sklavenjagden und -Märkte giebt es nicht; die Haussklaverei
hat nur die Form eines lockern Hörigkeitsverhältnisses. Sitz des Landeshauptmanns war bis 1897 Sebbe, seither Lome;
Das Bestreben der Kolonialverwaltung geht
dahin, den Handel des Hinterlandes durch Anlegung breiter Karawanenstraßen direkt nach der Küste zu leiten; eine 90 km lange
Straße bis Wodunu ist bereits fertig. Die Einnahmen und Ausgaben betrugen 1897–98 je 400000 M. Die Einfuhr (Baumwollwaren,
Spirituosen) belief sich (1896) auf 1,89 Mill. M., die Ausfuhr (Palmkerne und -Öl, Gummi) auf 1,65 Mill.
M. An Schiffen liefen 1896 ein 55 deutsche, 47 englische, 24 französische u.s.w. mit zusammen 152673 Registertons.
Die Schutztruppe hatte 1897/98 eine Stärke von 1 Offizier, 3 Unteroffizieren und 150 Mann (Farbige);
Post- und Telegraphenanstalten
giebt es in Lome und Klein-Popo. – Togoland wurde von Nachtigal als deutsches Schutzgebiet erklärt.
Um die Erforschung machten sich hervorragend verdient: Hornberger (1862);
Kling und Büttner, zwischen dem
obern Volta und Mono (1890–92);
1894–95 erreichte Gruner über die westl. Teile von Borogung und Gurma
die Stadt Say am Niger, gleichzeitig eine franz. Expedition unter Kapitän Decoeur.
Ein deutsch-franz. Grenzvertrag setzte 1897 die
Ost- und Nordgrenze fest. –
(hebr., d.i. Wüste und Leere), im ersten (jüngern) Schöpfungsmythus
1 Mos. 1,2. der chaotische Zustand
der von Gott geschaffenen, mit Himmel
[* 45] und Meer noch ein Ineinander bildenden Erde;
(frz., spr. tŏal-; von toile), sowohl die einzelnen
Teile des Anzugs und die Handlung des Ankleidens, wie auch den zum Anzuge und Putz nötigen Apparat. Toilette heißt z. B. der Tisch
mit Putzgerätschaften und dem notwendig dazu gehörenden Spiegel,
[* 46] weil die Putztische der Damen mit einem Tüchelchen (toilette)
überzogen waren, ehe diese Tische aus Rosen- und Citronenholz, Mahagoni, Palisander u.s.w. verfertigt
wurden.
¶
(spr. tŏahs'), die franz. Klafter, das Grundmaß
der alten PariserMaße, hielt 6 alte Pariser Fuß = 1,949 m. Die Quadrattoise hatte demnach 36 Quadratfuß (= 3,797 qm) und
die Kubiktoise 216 Kubikfuß (= 7,4039 cbm).
–
Vgl. Peters, Zur Geschichte und Kritik der Toisenmaßstäbe
(Berl. 1885).
Hauptstadt des gleichnamigen Ken auf der japan. InselNipon (Hondo), an der gleichnamigen Bucht der Nordwestküste,
hat über 58000 E. und bedeutenden Handel in Medizinen und Leder.
(Tokay), Groß-Gemeinde und Hauptort eines Stuhlbezirks (22978 E.) im ungar.
Komitat Zemplin, an der Mündung des Bodrog in die Theiß, in 113 m Höhe, an der Linie Püspök-Ladány-Miskolcz der Ungar.
Staatsbahnen,
[* 48] hat (1890) 4815 meist kath.-magyar. E., ein Priesterseminar, Gymnasium, Hauptschule;
große Salzniederlage, Saphir-, Karneol-, Bolusgruben, Landwirtschaft, Fischerei,
[* 49] Salz-, Wein- und Holzhandel.
VonTokaj zieht
sich nord- und nordostwärts die Berggruppe der Hegyalja (s. d.), die sich durch ihre Weine (Tokajer [Tokaier] Wein) auszeichnet.
Er wächst in 21 aneinander grenzenden Lagen oder Ortsgebieten: die besten Erzeugungsorte sind Tarczal (s. d.),
(Anmerkung des Editors: Artikel nicht vorhanden ) Tállya (3497 E.), nächst diesem Hauptweinhandelsplatz Mád (3480), Liszka,
Kisfalud und Zsadányi. Gute Mittelweine liefern: die Stadt Tokaj, Keresztur, Erdöbénye, Tolcsva, Nagy-Sáros-Patak,
Ond, Ujheli, Sára, Golop, Szegi-Long, Zombor, Rátka und Kis-Toronya. Um diese herum gruppieren sich in weiterm Kreise
[* 50] noch 25 Ortschaften
mit 65000 hl Jahreslese.
Die Produktion auf dem ganzen etwa 5 Quadratmeilen großen Gebiet betrug früher in normalen phylloxerafreien
Jahren 4–5000 hl Erportwein. Der Tokaier Wein wird in fünf Sorten dargestellt. Läßt man die Trauben ohne Nachlese der
Trockenbeeren gären, so erhält man den Szamorodny, einen kräftig feurigen, wenig süßen Wein von ausgeprägtem, eigentümlichem
Geschmack und Bouquetreichtum. Werden die Trockenbeeren vorher ausgelesen und die Trauben dann gekeltert,
so heißt das Produkt Ordinari, ein der Süße entbehrender, sonst guter Wein, der meist im Lande selbst getrunken wird.
Die ausgelesenen Trockenbeeren dienen dazu, um im zusammengekneteten teigförmigen Zustande buttenweise (1–5 Butten à 10 l)
auf ein Faß
[* 51] (à 140 l Inhalt) gewöhnlichen Mostes zugegeben und der Gärung überlassen zu werden, wobei
sie den bekannten Ausbruch liefern. Wird auf die Trester noch einmal Wein gegeben und nach einem halben oder ganzen Jahre abgezogen,
so erhält man den Máslás, einen Wein von lieblichem Geschmack und angenehm aromatischem Bouquet. Werden die Trockenbeeren
in unten durchlöcherte und mit Zapfen
[* 52] geschlossene Bottiche geschüttet, so fließt aus ihnen durch den
Druck der eigenen Schwere eine zuckerreiche Flüssigkeit ab, die nur unvollkommen vergärt, die Essenz, die einen sehr zuckerreichen,
alkoholarmen, aromatisch wohlschmeckenden Wein giebt, der sehr hohe Preise im Handel erzielt.
Doch kommt jetzt viel sog. uso Tokajer in Handel, im günstigen Falle Tokaier Wein mit Benutzung span.,
ital. und griech. Trockenbeeren (Rosinen, Cibeben), häufig aber auch einfach nur durch Zusatz von Zucker
[* 53] zum Mostvor der Gärung
oder durch Zusatz von Zuckerlösung zum vergorenen Traubensaft
dargestellt, worin die dem Tokaier Wein eigenen guten Eigenschaften
als Medizinalwein nicht mehr vorhanden sind. Hauptplätze für den Handel mit Tokaier Wein sind Budapest,
[* 54] Krakau,
[* 55] Wien,
[* 56] Breslau.
[* 57]
Die Preise sind, nachdem die Produktion seit Jahren auf ein Drittel bis ein Viertel des frühern Durchschnitts reduziert
ist, sehr hoch, doch hofft man, daß es den Bemühungen der Großproduzenten gelingen wird, wieder die frühere Produktionshöhe
zu erreichen, wodurch die um 30–40 Proz. gestiegenen Preise eine entsprechende
Herabminderung erfahren werden. Gegenwärtig zahlt man für Essenz 800 Fl. und mehr, für Ausbruch 300–600, herrschaftlichen
Szamorodny und Máslás 100–200, Bauernwein und bürgerlichen Szamorodny 50–100 Fl. die Originalkufe von etwa 140 l.
Stadt im türk. Wilajet und Sandschak Siwas in Kleinasien, südlich vom Tosanly-su oder obern Jeschil-Irmak,
zieht sich zwischen hohen Felswänden des Tschamlybet-Dagh hin, ein weitläufiges Gewirr enger Gassen und schmutziger Häuser,
mit etwa 50000 E., darunter 15000 Armenier. Im nördl. Teile liegt der Meidân oder freie Platz, westlich
von diesem der große Seldschukenpalast und über diesem eine zackige Felsmasse krystallinischen Marmors mit Kastell. Tokât hat
einen Bazar, große Moschee, Kupferschmelze und einst blühende Manufakturen in Teppichen, Seiden-, Woll- und Baumwollstoffen,
Saffian und Knöpfen.
Der südlichste Teil ist das Armenierviertel. Tokât soll früher 60–100000 E. gehabt haben. Etwa 3,7 km
östlich vom Fluß liegt, unter mächtigen Felsen erbaut, das Dorf Gümenek, und 0,9 km von diesem das weite Trümmerfeld
von Comana Pontica, einer altassyr. Tempelstadt und Hauptwallfahrtsorts, berühmt durch den Kultus der bewaffneten Göttin
Mâ und Mittelpunkt eines durch Landbesitz und eine Gefolgschaft von sechstausend Tempelsklaven mächtigen
Priesterfürstentums.
Unioninseln, engl. Gruppe kleiner Koralleninseln (14 qkm) im Stillen Ocean, nördlich von den Samoa-Inseln
(s. Karte: Oceanien), (Anmerkung des Editors: Karte nicht vorhanden ) vom 10.° südl.
Br. und dem 170.° westl. L. durchschnitten.
Die Hauptinseln sind Oatafu (Duke of York), Nukunono (Duke
of Clarence), Fakaafo (Bowditch), Olosenga (Swain oder Gente Hermosa) Pukapuka (Danger), Lydra (Nassau) und Suwarow.
Die 500 Bewohner
sind samoan.
Stammes und Christen. Besonders wichtig sind die Guanolager.
[* 58] auch Tokei (d. h. Hauptstadt des Ostens), seit der offizielle Name von Jedo, der Hauptstadt des JapanischenReichs und seit 1869 Residenz des Kaisers, liegt an der geräumigen und von allen Seiten geschützten,
aber in der Nähe des Ufers seichten Tokiobai (Bai von Jedo), an der Mündung des Flusses Sumidagawa, in einer fruchtbaren und
musterhaft bebauten Ebene, an deren südwestl. Grenze sich der VulkanFusijama (s. d.) erhebt. (S. Karte:
Jokohama und Tokio mit Nebenkarte, beim ArtikelJokohama, Bd. 9, sowie den Plan Tokio, Bd. 17.) Tokio bildet mit seiner nächsten
Umgebung einen besondern Stadtbezirk (Fu) und gehörte zu der Provinz Musashi. Tokio hat (1895) 1342153 E., darunter 655 Ausländer,
mit der dazu gehörigen Landbevölkerung aber 2 Mill. E. Die Stadt wird vom Sumidagawa in eine kleinere
östliche und eine größere
¶
mehr
westl. Hälfte geteilt, sowie von einer Anzahl breiter und tiefer, wohl unterhaltener Kanäle durchflossen. Von den vielen
meist hölzernen Brücken
[* 60] sind die Niponbashi (d. h. Japanbrücke), Azumabashi (jetzt Kettenbrücke) und
Riogokubashi zu nennen. Tokio besteht aus 15 Stadtteilen, von denen zwei, Hondsho und Fukagawa, auf dem östl.
Ufer des Sumidagawa liegen. Das Ooshiro oder Schloß ist mit einem breiten Graben und einer hohen und
dicken Mauer umgeben und enthält jetzt die Residenz des Kaisers, einen Komplex von Wohngebäuden, prachtvollen Gärten u. s. w.
Diesen Teil umgiebt gürtelförmig und mit Ringmauer und Gräben versehen das Sotoshiro, worin sich früher die Quartiere der
frühern Reichsvasallen (Daimio) sowie der Hatamoto befanden, die jetzt modernen Gebäuden, wie Ministerien
u. s. w., Platz gemacht haben.
Ringsherum breitet sich die übrige Stadt aus, deren oft unregelmäßige Straßen in manchen Teilen, z. B. dem vornehmsten
Teil, dem Westen, Hohlwege bilden. Nahe der Mündung des Sumidagawa liegt das Fremdenviertel Tsukidshi, wo die Fremden
allein Landbesitz erwerben dürfen. Die schönsten Parkanlagen sind der Ujenopark im Norden mit Museum
und einer Rennbahn sowie der Shibapark im Süden mit den Gräbern von sechs Shogunen. Die wichtigsten Straßen sind die Ginza
und deren Fortsetzungen nach beiden Seiten mit Kaufläden europ. Stils, die Nakadori mit den Verkaufsstellen japan. Kuriositäten,
deshalb auch Curiostraße genannt, die Nagata-tschu mit den Residenzen der meisten europ.
Diplomaten u. s. w. Der beste Bazar in Tokio ist der Kwankoba (d. i. Bazar) am Nordeingang in den Shibapark. Es befinden sich in
Tokio 2 engl., 1 amerik., 1 röm.-kath., russ.-orthodoxe
und deutsch-evang. Kirche.
Von den zahlreichen Tempeln sind erwähnenswert: im Stadtteil Asakusa der Tempel
[* 61] des Kwannon, dessen Bild
aus dem 6. Jahrh. v. Chr. stammen soll. Der ihn umgebende Garten
[* 62] (Asatusa Koëntschi) ist der Hauptvergnügungsort für die
mittlern und untern Klassen und enthält einen 1890 erbauten, in 12 Stockwerken 70 m hohen Turm. Der Shokonsha oder Jasukuni, 1869 errichtet,
ist ein Shintotempel modernster Art, im strengsten Sinne des Shintoismus gehalten und deshalb fast leer.
Der berühmte buddhistische TempelEko-in am linken Ufer des Sumidagawa wurde 1657 zur Erinnerung an eine Feuersbrunst gebaut,
der über 100000 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen. Er ist die Hauptverehrungsstätte der Toten, besorgt aber
auch Totenfeiern für Haustiere. Der Higashi Hongwandschi, gewöhnlich Monseki genannt, ist der ungeheure Haupttempel der
buddhistischen Montosekte. Der Confuciustempel Seido, ein prächtiges Beispiel chines. Stils, enthält jetzt ein Unterrichtsmuseum.
Shogunengräber befinden sich auch in zwei Tempeln in der Nähe des Ujenoparks, wovon besonders der zweite ein prächtiges
Gebäude in Gold
[* 63] und blendenden Farben ist. Im NO. der Stadt befindet sich der Joshiwara, das staatlich überwachte
Quartier der Freudenmädchen. Seit 1885 hat Tokio ein Elektricitätswerk und seit 1890 Telephonanlage. Eine eigentümliche Erscheinung
in den Straßen sind die Jinrikisha, d. h. leichte, zweiräderige, von einem Mann gezogene Fuhrwerke, die mehr und mehr an
die Stelle der Sänften getreten sind.
Auch finden sich seit 1882 Pferdebahnen. Von den zwei Bahnhöfen liegt der Shimbashibahnhof im Süden, der Ujenobahnhof im
Norden, ersterer für die Linie nach Jokohama und die Südbahn, letzterer
für die Nordbahn. Beide sind miteinander verbunden
durch die Tokio-Akabane-Verbindungsbahn, meist Ringbahn genannt, mit mehrern Stationen in den Vororten der
Stadt; von einer derselben führt eine Zweiglinie nach Hatschiotschi im W. von Tokio. Die Universität von Tokio, bis 1896 die einzige
des Landes, zählte Ende Juni 1896: 86 Professoren, 28 Docenten und 1588 Studierende. Sie zerfällt in 6 Fakultäten, 36 Abteilungen
und 127 verschiedene Fächer.
[* 64] - Tokio wurde 1456 gegründet, blieb aber bis Ende des 16. Jahrh,
unbedeutend und ist recht eigentlich eine Schöpfung der Shogune der letzten Dynastie, welche 1590 ihren Wohnsitz dorthin
von Suruga verlegten. Tokio ist seit 1869 dem Fremdenverkehr geöffnet, doch ist Jokohama, mit dem es schon seit 1872 durch eine
Eisenbahn verbunden ist, als der eigentliche Hafen für den Handel mit dem Auslande anzusehen. Am wurde Tokio von einem
verheerenden Erdbeben
[* 65] heimgesucht.
(vom ital. toccare, berühren), in der Malerei die Farben in kurzen Pinselstrichen auftragen, wobei der Pinsel
fast wie ein Bleistift
[* 66] in Anwendung gebracht wird.
Emmerich,
[* 67] Graf von, ungar. Parteigänger von serb. Abkunft, geb. 1656 auf dem
Schlosse Kesmark in Ungarn,
[* 68] floh nach dem Tode seines Vaters (1670), der als Teilnehmer an der ungar. Magnatenverschwörung (s.
Frangipani) geächtet war, nach Siebenbürgen, focht seit 1678 an der Spitze der ungar. Mißvergnügten gegen
Leopold I. und eroberte mehrere Festungen und Bergstädte, so daß der Kaiser 1681 auf dem Reichstag zu Ödenburg
[* 69] mit ihm unterhandelte.
Trotzdem begannen die Unruhen von neuem, die insgeheim von den Türken unterstützt wurden. Tököly eroberte 1682 Kaschau, und als
der Krieg zwischen dem Kaiser und der Pforte offen ausbrach, ließ er sich von dem Sultan zum Fürsten von
Oberungarn ernennen und zog mit den Türken gegen Wien (1683). Obgleich die österr.
Armee siegreich in Ungarn vordrang, setzte Tököly den Krieg mit wenigen Getreuen fort, wurde aber in seinem Lager
[* 70] überfallen
und konnte sich nur mit Mühe retten. Von nun an war Tököly ohne festen Boden in Ungarn. Nach einem erfolglosen
Einfall in Siebenbürgen (1690), zu dessen Fürsten ihn die Pforte bestimmt hatte, schlug er im Jan. 1691 den Prinzen August
von Hannover
[* 71] bei Teres, mußte aber bald aufs neue in die Walachei zurückweichen. Bei der Niederlage der
Türken bei Slankamen 1691 befehligte Tököly die türk. Reiterei, und auch später
nahm er fortdauernd an allen Kämpfen der Türken gegen Österreich
[* 72] teil; 1699 begab er sich nach Konstantinopel.
[* 73] Der Sultan
verlieh ihm mehrere Güter und den Titel eines Fürsten von Vidin. Er starb 1705 auf einem Landgute bei
Nikomedien in Kleinasien.
Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks, größte Stadt auf der japan.
InselShikoku, an der Mündung des Josinagawa, war Sitz des Daimio Hachis(u)ka und hat (1896) 59997 E.
Franz, eigentlich Schedel, ungar. Litterarhistoriker, geb. in
Ofen, studierte in PestPhilosophie und Medizin und wirkte einige Zeit als Bezirksarzt in Pest, wandte sich aber bald ausschließlich
litterar. Studien zu. Er ging 1829
¶
mehr
nach Berlin,
[* 75] besuchte dann Belgien,
[* 76] London
[* 77] und Paris
[* 78] und kehrte 1830 in seine Heimat zurück. Hier gründete er mit Paul Bugát
das «Orvosi tár» (mediz. Zeitschrift), das erste ungarische mediz. Journal,
das er bis 1833 redigierte, wurde 1830 Mitglied der UngarischenAkademie, als deren Sekretär
[* 79] er 1835-61 wirkte, und 1833 außerord.
Professor der Diätetik an der Universität. Die Kisfaludy-Gesellschaft, die auf T.s Veranlassung 1836 begründet worden war,
wählte ihn 1841 zum Direktor. Als er 1844 Direktor der Universitätsbibliothek wurde, legte er sein mediz. Lehramt nieder.
Nach 1849 wandte er sich ganz der Geschichte der ungar. Litteratur zu, deren Professur an der
Universität er 1860 erhielt. Er starb in Pest.
Toldy veröffentlichte zahlreiche histor. Quellenwerke, so das «Chronicon Hungarorum» (Ofen 1852) und «Marci chronica de gestis
Hungarorum» (Pest 1867),
und gab das «Corpus grammaticorum linguae hungaricae veterum» (ebd. 1866)
sowie die Werke vieler ältern und neuern ungar. Schriftsteller heraus.
Seine Hauptwerke sind jedoch seine grundlegenden Arbeiten über ungar. Litteraturgeschichte. Als Mitglied der Akademie zu Wien
schrieb er «Die ungarische histor. Dichtung vor Zrinyi» (Wien 1848) und «Kulturzustände der Ungarnvor derAnnahme des Christentums»
(ebd. 1850). Diesen folgten: «A magyar nemzeti irodalom története» («Geschichte
der ungar. Nationallitteratur», 3 Bde.,
Pest 1851; der erste Band
[* 80] deutsch von M. Kolbenheyer, «Geschichte der ungar.
Litteratur im Mittelalter», ebd. 1865) und dasselbe in kürzerer Fassung (ebd. 1854; 4. Aufl.
1878),
«A magyar költészet története» («Geschichte
der ungar. Dichtung», ebd. 1855 u. 1867; deutsch von G. Steinacker, ebd. 1863),
«A magyar költészet kézikönyve» («Handbuch
der ungar. Poesie», 2. Aufl., 5 Bde.,
ebd. 1876) u. a.
Sein Sohn Stephan Toldy, Publizist und Dramatiker, geb. in Pest, gest. schrieb polit. Broschüren, redigierte
mehrere Zeitungen (so 1875-79 das polit. Tageblatt «Nemzeti Hirlap») und veröffentlichte
Romane und Novellen. Seine Lustspiele «Die guten Patrioten» (1872)
und «NeueMenschen» (1873) spiegeln die unmittelbare Gegenwart wider und hatten großen Erfolg.
Weniger gelungen sind seine ernstern Dramen «Livia» (1873) und «Cornelia» (1875).
1) Span. Provinz in Neucastilien, die Mitte der Iberischen Halbinsel, liegt zwischen den ProvinzenAvila im NW.,
Madrid
[* 81] im NO., Cuenca im O., Ciudad-Real (La Mancha) im S. und Caceres im W., ist wenig gebirgig, nur im NW. ist die 1366 m aufsteigende
Sierra de San Vicente (eine kürzere Vorkette der Sierra de Gredos) und im SW. sind die Montes de Toledo, im Tejadillas 1400 m hoch,
meist kahle, verzweigte Kalk-, Granit- und Schieferberge, zum größten Teil baumarm, mit Ausnahme des Südostens, wo der
Giguela mit Rianzares zum Guadiana geht, nur vom Tajo und seinen Nebenflüssen Algodor, Guadarrama und Alberche bewässerte
Hochebene mit kontinentalem Klima
[* 82] und fruchtbarem, ungenügend angebautem Boden, der Getreide,
[* 83] Hülsenfrüchte, Wein, Öl und
Safran trägt, sowie mit wenig benutzten Weiden zur Zucht der Haustiere. Toledo hat auf 15257 qkm (1887) 359562
(181720 männl., 177
842 weibl.) E., 24524 mehr als 1877, und zerfällt in 12 Bezirke mit 206 Gemeinden. - 2) Toledo, lat. Toletum,
Hauptstadt der Provinz Toledo, rechts am Tajo, der die an schroff abfallendem, 529 m hohem Berge liegende Stadt
auf drei Seiten umgiebt, an der Seitenlinie Castillejo-Toledo (26 km) der Eisenbahn Madrid-Alicante und 13 km südlich der Station
Bargas der Bahn Madrid-Lissabon, ist ein von starken Mauern geschütztes Gewirr enger, oft steiler, finsterer Gassen und Plätze
mit vielen großartigen Bauten aus frühern Jahrhunderten, ein alter berühmter Sitz des Kardinal-Erzbischofs
und Primas von Spanien und hat (1887) 20837 E., während im 14. Jahrh, an 200000 E. daselbst gewesen sein
sollen.
Auf dem Gipfel des Berges liegt an Stelle des alten maurischen ein von Alfons X. im 13. Jahrh, erbautes Schloß (Alcazar),
das durch Feuer zerstört wurde. Von maur. Bauart sind noch die Puerta del Sol (d. i. Sonnenthor, s. Tafel: Kunst
des Islam II,
[* 74]
Fig. 2), zwei Thore an der Flußseite (Alcantara und San Martin) sowie eine der beiden hohen Tajobrücken (Puente
de Alcantara, s. Tafel: Steinbrücken I,
[* 74]
Fig. 1) und das jenseits neben dieser liegende Kastell
San Servando, während die andere Brücke
[* 84] (de San Martin) den schönsten Blick auf die wilde Schlucht des Tajo bietet.
Das großartigste Bauwerk ist die 1227 von Pedro Perez begonnene Kathedrale. Sie ist 120,4 m lang, 59,13 m breit, 30,5 m hoch,
hat eine prächtige, skulpturenreiche Westfaçade in drei Stilarten, fünf Schiffe
[* 85] mit 88 Pfeilern, Kostbarkeiten und Kunstschätzen
(auch deutsche Gemälde) und unter den 22 Seitenkapellen die des Kardinals Ximenes, die Capilla mozárabe mit achteckiger
Kuppel und die herrliche Capilla de los Reyes Nuevos (1531-46 erbaut) mit Königsgräbern, sowie den prächtigen Kapitelsaal
und einen 90 m hohen Turm mit 14 Glocken. (S. Tafel: Spanische Kunst
[* 86] II,
[* 74]
Fig. 1.) Im erzbischöfl.
Palast befindet sich die 1771 gegründete Provinzialbibliothek mit 70000 Bänden und 678 Handschriften. Neben dem Dom ist der
frühere Inquisitionspalast, jetzt Provinzialregierung. Am dreieckigen Domplatz (Plaza de Ayuntamiento) steht das von Juan de
Herrera, dem Erbauer des Escorial, im Renaissancestil errichtete zweitürmige Stadthaus. Toledo hat außer dem Dom 25 Kirchen, darunter
El Cristo de la Luz, ursprünglich eine Moschee, die Alfons VI. beim Siegeseinzug zur Kirche weihte, und Sta. Maria la Blanca
in maur.
Stil, bis 1405 Synagoge (s. Tafel: Arabische Kunst I,
[* 74]
Fig. 3); ferner in dem von Ferdinand und Isabella 1476 gegründeten
KlosterSanJuan de los Reyes (mit Provinzialmuseum) einen prächtigen got. Kreuzgang. Sodann besitzt
Toledo 19 Nonnenklöster (früher auch 37 Mönchsklöster), 9 Hospitäler, ein Barmherzigenhaus (Casa de Caridad), 3 Erziehungsanstalten
für adlige Fräulein, ein Instituto, Priester- und Lehrerseminare, Kunstakademie, Kunstgewerbeschule
und Kadettenschule. Die 1498 gegründete Universität ist 1845 eingegangen, ebenso die allgemeine Kriegsschule. Am rechten
Ufer des Tajo, 1 ½ km stromab, liegt eine königl. Waffenfabrik, die vortreffliche Degenklingen
(Toledoklingen), Säbel, Bajonette, Dolche und Messer
[* 87] liefert, auch wird im Kleingewerbe die noch immer bemerkenswerte Tauschierarbeit
auf blanke Waffen¶