stammt aus dem 8. bis 10. Jahrh. n. Chr. Die Zeichen
waren Teilzüge der großen lat.
Buchstaben (s.
Tafel:
Stenographie I, 1); es wurden nur die für das
Gehör
[* 2] wahrnehmbarsten
Laute geschrieben, die Beugungssilben wurden als besondere kleinere Zeichen über oder unter der
Note beigefügt (2); die verschiedene
Bedeutung derselbenNote wurde erkannt an einem rechts oder links, oben oder unten beigefügten Punkte
oder einer derartig gestellten Endung (3). Es gab auch
Noten für ganze Redensarten, so QPN für den Anfang der ersten
Catilinarischen
Rede «Quousque tandem abutere
Catilina patientia nostra». Von den Tironische Noten hat sich nur der ersteZug
der
Abkürzung für etc. = [img] in unsere
Schrift gerettet. Das
Studium der Tironische Noten führte
Gabelsberger (s.
Stenographie) auf sein
System der Satzkürzung. -
Vgl. Schmitz:Beiträge zur lat.
Sprach- und Litteraturkunde (Lpz. 1877), über lat.
Tachygraphie,
in den «Verhandlungen der Philologen-Versammlung zu
Trier
[* 3] 1879» (ebd. 1880),
Studien zur lat.
Tachygraphie
(Köln
[* 4] 1880), Monumenta tachygraphica (2 Bde., Hannov.
1882-83) und Tironiana: commentarii notarum Tironianum (Lpz. 1893);
Alfred,
Staatssekretär des
Reichsmarineamtes, geb. in Cüstrin,
[* 6] wurde 1865 als
Kadett in die Marine
eingestellt, besuchte 1874-76 die Marineakademie, war dann zur Torpedoversuchs- und Prüfungskommission und zur frühern
Admiralität kommandiert, wurde darauf zum
Inspecteur des
Torpedowesens, zum
Chef des
Stabes des Kommandos der Marinestation in der
Ostsee und des Oberkommandos der Marine ernannt, machte längere Seereisen und avancierte allmählich bis zum
Kapitän zur See,
worauf er 1895 zum
Konteradmiral befördert wurde. Von 1896-97 kommandierte er die Kreuzerdivision in
Ostasien, wurde im Juni 1897 zum
Staatssekretär des
Reichsmarineamtes und im Juli zum Bevollmächtigten zum
Bundesrat ernannt.
1)
Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, hat 718,63 qkm und (1895) 32 111 (15 458 männl., 16 653 weibl.)
E., 49 Gemeinden mit 251 Ortschaften, darunter 2
Städte. - 2) Bezirksstadt im
Bezirksamt Tirschenreuth, rechts an der
Waldnaab, in 500 m Höhe, zwischen dem Fichtelgebirge und dem
BöhmerWald, an der
NebenlinieWiesau-Tirschenreuth (11 km) der Bayr. Staatsbahnen,
[* 7] Sitz des
Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht
Weiden), hat (1895) 3613 E., darunter 206
Evangelische
und 36 Israeliten, Postexpedition,
Telegraph,
[* 8]
Denkmal des hier geborenen Sprachforschers Schmeller (s. d.), 4 kath., 1 evang.
Kirche, Wasserleitung,
[* 9]
Kanalisation,
Krankenhaus,
[* 10] kath. Waisenhaus, 2
Sparkassen; Fabrikation von Porzellan,
Glas,
[* 11]
Tuch,
Rauchfleisch,
Brauerei und Dampfsägewerk.
(lat.
Thyrsus), der größte
Fluß auf
Sardinien,
[* 16] entsteht im Ostteil der
Provinz Sassari, zwischen Monte-Acuto
und Monte-Alvo, westlich vom
Kap Comino, fließt südwestlich und mündet nach 135 km Lauf in den Golf
von
Oristano.
(Tirynth), altgriech. Stadt, schon in der Ilias wegen ihrer mächtigen, der
Sage nach von den lycischen Kyklopen
[* 18] für den König Prötos erbauten
Mauern als das «wohlummauerte» bezeichnet,
lag in
Argolis, 2 km nördlich von
Nauplia auf einer Felshöhe, welche die
Akropolis
[* 19] bildete, unterhalb der sich in der Ebene
noch eine Unterstadt ausdehnte. 468
v. Chr. wurde die Stadt, gleich Mykenä,
[* 20] von den
Argivern zerstört. Bis auf die Gegenwart
sind ansehnliche Ruinen von der alten Burgstadt erhalten: sog. kyklopische
Mauern mit oben spitzbogig abschließenden
Thoren
und innern
Gängen oder
Galerien von gleicher Konstruktion.
Die von Schliemann 1884 und 1885 unter Mitwirkung von W. Dörpfeld unternommenen
Ausgrabungen haben auf der nördl. höhern
Hälfte des Hügels die Fundamente eines großartigenPalastes bloßgelegt. Er besteht aus einem ganzen
Komplex von
Gebäuden. Aus dem von Säulenhallen umgebenen
Hof
[* 21] gelangt man durch zwei Vorhallen in den großen Männersaal,
in dessen Mitte der Herd steht. Um den Männersaal herum führt, zwischen Seitengemächern hindurch, ein verschlungener
Gang
[* 22] in das
Badezimmer und weiter in die Frauenwohnung. -
JohannHeinrich Tischbein, der
Ältere, geb. zu Haina in Hessen,
[* 23] wo sein
Vater Klosterbäcker war, wurde
von seinem ältern
BruderJohannValentin Tischbein (gest. 1767 als Hofmaler in
Hildburghausen)
[* 24] zu einem Tapetenmaler in
Cassel in die
Lehre
[* 25] gegeben. Hier war er zugleich
Schüler des Hofmalers von Freese, dann 1743-48 des Charles
van Loo zu
Paris,
[* 26] in
Venedig
[* 27] des
Piazzetta. Nachdem er von
Rom
[* 28] zurückgekehrt war, wurde er 1752 Kabinettsmaler des Landgrafen von
Hessen-Cassel
und lebte fortan rastlos thätig in
Cassel, wo er als leitender Professor der Kunstakademie starb. Seine
Bilder
sind antikisierend streng in
Komposition und Faltenwurf; sie verraten das allerdings nicht sehr erfolgreiche
Streben nach venet. Farbengebung. Er schuf namentlich Bildnisse und Historienbilder (30
Bilder in der
CasselerGalerie,
¶
Konradin, im Gefängnis mit Friedrich von Österreich
[* 34] Schach spielend, empfängt das Todesurteil (1784; Museum zu Gotha);
[* 35]
später
ging er durch Winckelmann und Mengs zur antikisierenden Richtung über.
Großen Beifall fanden in ganz Europa
[* 36] sein «Homer, nach
Antiken gezeichnet» (Gött. und Stuttg. 1801-23),
die «Collection of engravings from ancient vases in
possession of William Hamilton» (4 Bde., Neap.
1791) und die «Umrisse griech. Gemälde und auf antiken Vasen»
[* 37] (Weim. 1797-1800). Tischbein ging 1787 mit Hackert nach Neapel,
[* 38] wo
er 1790 Akademiedirektor wurde; durch die Franzosen vertrieben, begab er sich 1799 nach Cassel, je auf ein Jahr nach Göttingen
[* 39] und Hannover,
[* 40] dann nach Hamburg, endlich 1803 auf Einladung des Herzogs von Oldenburg,
[* 41] der auch seine Kunstsammlung
ankaufte, nach Eutin, wo er starb. Er schuf in akademisch-antikisierender Richtung glatt und süßlich; am besten
sind seine Bildnisse, darunter das Goethes im runden Hut,
[* 42] auf den Ruinen Roms liegend (seit 1887 im Städelschen
Institut zu Frankfurt
[* 43] a. M.), 47 Bilder in der Oldenburger Galerie, darunter 43 Idyllen, welche Goethe zu reizvollen Glossen begeisterten.
In seinem Alter versuchte Tischbein zu realistischer Auffassung zurückzukehren, z. B. in dem Einzuge GeneralBennigsens in Hamburg (1810;
in der Hamburger Kunsthalle). Von seinen Radierungen ist noch zu erwähnen: «Tètes de différents animaux,
dessinées d'après» nature, pour donner une idée plus exacte de leurs caractères" (2 Bde.,
Neap. 1790). -
Vgl. die Selbstbiographie: H. Wilhelm Tischbein. Seine Bilder, seine Träume, seine Erinnerungen u. s. w. (Brem. 1822):
F. von Alten, Aus T.s Leben (Lpz. 1872): Edm. Michel, Les Tischbein (Lyon
[* 44] 1881).
Konstantin von, prot. Theolog, geb. zu Lengenfeld im Vogtlande, studierte in Leipzig und habilitierte
sich daselbst 1840. Mit Unterstützung der sächs. Regierung ging er 1840 nach Paris, wo es ihm unter anderm gelang,
den Codex Ephraemi Syri zu entziffern;
nach zweijährigem Aufenthalt daselbst reiste er behufs weiterer handschriftlicher Forschungen
nach England, Holland, in die Schweiz und nach Italien und von hier aus nach Ägypten,
[* 49] den Klöstern der Nitrischen Wüste, dem
Sinai und Palästina.
[* 50]
Aus dem Orient brachte er eine wertvolle Sammlung griech., syr.,
kopt., arab. und anderer Manuskripte mit, darunter einen griech.
alttestamentlichen Pergamentcodex (Codex Friderico-Augustanus), der sich später als ein Teil des Codex Sinaiticus auswies.
Nach seiner Rückkehr erhielt Tischendorf 1845 eine außerordentliche Professur zu Leipzig, 1850 eine ordentliche Honorarprofessur, 1859 eine
ordentliche Professur der Theologie zugleich mit einer für ihn gestifteten Professur der biblischen Paläographie. 1853 unternahm
Tischendorf eine zweite Reise in den Orient, besonders nach Ägypten und dem Sinai, als deren Frucht er eine neue Sammlung wertvoller
Handschriften heimbrachte.
Von einer dritten, 1859 auf Kosten der russ. Regierung unternommenen orient. Reise brachte er namentlich die unter dem NamenCodex Sinaiticus berühmt gewordene älteste griech. Bibelhandschrift
nach Petersburg mit. Das Werk (4 Bde.) erschien zum 1000jährigen
russ. Reichsjubiläum im Herbst 1862; zwei Handausgaben des neutestamentlichen Teils folgten (Lpz. 1863, 1864). Die Schenkung
des ihm bis dahin nur leihweise von den Sinaitischen Mönchen überlassenen Codex an KaiserAlexander erreichte er 1869. In
demselben Jahre wurde in den erblichen russ. Adelsstand erhoben. Theologisch
schloß er sich in spätern Jahren mehr und mehr der luth. Richtung seiner LeipzigerKollegen an, wie er sich auch in biblischen
Einleitungsfragen streng konservativ zeigte (vgl. Wann wurden unsere Evangelien verfaßt?, Lpz. 1865; 4. Aufl. 1866, vielfach
übersetzt). Tischendorf starb in Leipzig.
Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten T.s betreffen die Textreform für das Neue und das griech. Alte Testament. Dahin gehören,
als Bestandteile einer christl. Urkundenbibliothek, die Ausgaben des «Codex Ephraemi Syri» (Lpz. 1843; 2. Aufl. 1845),
endlich «Monumenta sacra inedita,
nova collectio» (auf 9 Bde. berechnet, Bd.
1-6 und Appendix, ebd. 1855-70). Die «Anecdota sacra et profana» (Lpz. 1855; 2. Aufl.
1861) und die «Notitia editionis codicis bibliorum Sinaitici etc.»
(ebd. 1860) enthalten die Kataloge seiner Manuskriptensammlungen neben bisher noch nicht herausgegebenen patristischen und
klassischen Stücken. Das griech. Neue Testament gab er dreimal in Paris heraus (1842),
22mal in Leipzig (1841-75). Die kritisch
reichhaltigste Ausgabe («editio VIII. critica major») erschien bis 1872 in zwei BändenText. Zweimal stellte
er mit dem griech. Text seine Revision vom lat. Text des Hieronymus und den auf die Originalausgaben zurückgeführten Lutherschen
im «Novum testamentum triglottum» (Lpz. 1854; 2. Aufl.
1865) zusammen, woraus der lat. und deutsche Text auch besonders abgedruckt erschienen. An diese Ausgaben
des NeuenTestaments schloß sich eine kritische «Synopsis evangelica» (5. Aufl., Lpz.
¶
mehr
1884) an. Als vorzügliches Ergebnis seiner Bemühungen um den Text der Septuaginta ist die mit kritischem Apparat begleitete
Ausgabe derselben (Lpz. 1850; 7. Aufl. 1887) hervorzuheben. Der
Erforschung der neutestamentlichen Apokryphen und Pseudepigraphen sind gewidmet: die von der Haager Gesellschaft gekrönte Preisschrift
«De evangeliorum apocryphorum origine et usu» (Leid. 1851),
ferner die «Acta apostolorum apocrypha» (Lpz.
1851),
die «Evangelia apocrypha» (ebd. 1853; 2. Aufl.
1876),
die «Apocalypses apocryphae» (ebd. 1866). Vieles Interessante bieten T.s
beide Reisewerke: «Reise in den Orient» (2 Bde., Lpz. 1815-16),
Zuschüsse, die im deutschen Heere die am gemeinsamen Mittagstische des Offizierkorps teilnehmenden Lieutenants
im Frieden bis zum Höchstbetrage von monatlich 9 M. beziehen.
Portepeefähnrichen und Offiziersaspiranten, welche das Zeugnis
der Reife zum Portepeefähnrich besitzen, kann die Teilnahme an den Tischgelder gewährt werden. Im Felde werden
Tischgelder nicht gezahlt.
Bei der deutschen Marine heißen die Tischgelder Tafelgelder (s. d.).
ein Teil des Bauanschlags (s. d.). Sie umfassen die feinern Holzarbeiten eines Gebäudes, wie Thüren,
Thore, Wand- und Deckentäfelung, Fenster und Läden. Fenster, Thürenu. dgl. sind unter Angabe der kleinsten Lichtmaße nach
der Stückzahl in Ansatz zu bringen und zwar so, daß bei Fenstern die Fensterbretter, bei Thüren die
Thürfutter, Schwellbretter, die beiderseitigen Verkleidungen und etwaige Verdachungen mit einbegriffen sind. Unter kleinsten
Lichtmaßen werden diejenigen Abmessungen verstanden, welche sich unter Annahme der Verblendung des Baues für die einzelnen
Öffnungen als die kleinsten ergeben, wobei die Höhen der mit Bögen geschlossenen Öffnungen im Scheitel
zu bemessen sind. Bei Wandvertäfelungen, Parkettfußböden und ähnlichen Arbeiten ist die Berechnung nach Quadratmetern
beizubehalten. Nach dem Baugewerkskalender 1897 kosten:
M.
1 qm gehobelte und verleimte Thür, 2,5 cm stark, mit aufgeschraubten Leisten ohne Rahmen
oder Schreinerei. Nach der Bestimmung der erzeugten Gegenstände unterscheidet man
drei Hauptarten der Tischlerei, nämlich: die Bautischlerei, welche Fußböden, Wandbekleidungen, Gesimse, Fenster, Thüren, Portale
u.s. w. herstellt;
die Modelltischlerei, welche hölzerne Modelle für den Guß metallener Maschinenteile liefert;
die Möbeltischlerei
oder Möbelfabrikation, in ihrer höchsten Ausbildung Kunsttischlerei genannt. (S. Möbelfabrikation.) Das Wappen der Tischlerinnungen
zeigt Tafel: Zunftwappen II,
[* 51]
Fig. 9, beim ArtikelZünfte. -
Vgl. Graef, Die moderne Bautischlerei (10.
Aufl., Weim. 1886);
Krauth und Meyer, Das Schreinerbuch (3. Aufl., Lpz. 1895);
Schröder, Schule des Tischlers (2. Aufl.,
Weim. 1889);
Staatsbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (436,20 qkm, 33 677 czech.
E.), hat (1890) 2795 czech.
E.;
Papier-, Rübenzucker-, Tuch- und Wollzeugfabriken, Türkischrotfärbereien,
Baumwollwebereien, Steinkohlengruben und eine Badeanstalt
[* 57] nach Kneipps System.
bei den Juden der 1. Monat im bürgerlichen, der 7. im Festjahre, hat 30 Tage und entspricht ungefähr dem September
bis Oktober. Am 1. Tischri wird das Neujahrsfest, am 3. (oder wenn dieser ein Sabbat ist, am 4.)
das Fasten Gedalja, am 10. der große Versöhnungstag (s. d.), am 15. bis 23. das
Laubhüttenfest (s. d.) begangen.
und Geisterklopfen. Mit Tischrücken wird eine besondere, drehende, zuletzt gleichsam fortschreitende
Bewegung bezeichnet, die man an einem Tische wahrnimmt, wenn mehrere Personen, die denselben umsitzen oder
umstehen, eine Zeit lang ihre Hände auf dem Rande liegen lassen. Diese Erscheinung war schon im Altertum in China,
[* 58] Indien u. s. w.
bekannt, in der Neuzeit wurde sie zuerst wieder in Nordamerika
[* 59] beobachtet und nun als Äußerung abgeschiedener Geister erklärt,
die durch das Klopfen des sich drehenden Tisches den Fragenden Mitteilungen machten; denn sobald der
Tisch zum Drehen gebracht war, neigte er sich etwas nach hinten und gab darauf durch wiederholtes Zurückkehren in die horizontale
Stellung mit dem einen Fuße die erwartete Zahl oder die Stelle an, die die zu bezeichnenden Buchstaben im Alphabet einnehmen.
Zur Erleichterung dieses etwas schwerfälligen Verkehrs erfand ein Dr. Hare das Spiritoskop oder den Psychographen,
einen beweglichen hölzernen Zeiger, der, wenn er von einer oder zwei sensitiven Personen am hintern Ende berührt wird, mit
der Spitze auf einem Halbkreise herumfährt und aus dem dort befindlichen Alphabet die erforderlichen Buchstaben bezeichnet.
Die Geister (Spirits) sollen sogar hochempfängliche Personen (Medien) ausgemittelt haben, deren Hand
[* 60] sie
gleich zum willenlosen Schreiben oder Zeichnen benutzen können.
vom bekannt, der zunächst bloß das Verfahren zur Hervorbringung jener drehenden Bewegung beschrieb. Es dauerte
nicht lange, bis das sich daran knüpfende Klopfen und der Psychograph eine Art geistiger Epidemie erzeugten, welche in Deutschland
nur vorübergehend, in Frankreich aber und besonders in England um so länger herrschte. Zur Erklärung
des seltsamen Phänomens genügen schon die Gesetze der Mechanik. Das Erzittern der lange aufliegenden Hände summiert sich
in dem Tische zu einer Kraftwirkung, die endlich, wenn mehrere unwillkürlich herniederdrückende Seitenpressungen hinzukommen,
das Möbel
[* 63] in eine wälzende Bewegung versetzt (Faraday, Braid).
Letztere gilt aber den Experimentierenden für eine selbständige, weil sie ihren bisherigen Kraftaufwand
für zu unbedeutend ansehen und von der Geringfügigkeit der Reibung
[* 64] nichts ahnen, die, sobald die Bewegung einmal eingeleitet
ist, zum größern Teile schon durch die Schwere des Tisches überwunden wird. (Vgl. Scheffler, Imaginäre Arbeit, eine Wirkung
der Centrifugal- und Gyralkraft, mit Anwendungen auf die Theorien des Kreisels, des rollenden Rades, des
Polytrops und des Tischrückens, Lpz. 1866.) Das Klopfen dagegen erklärt sich teils als Betrug, teils daraus, daß sich das
Bewußtsein durch eine längere abtötende mechan. Beschäftigung teilweise hemmen, gleichsam
anästhesieren läßt. Mit dem Hypnotismus hat das Tischrücken übrigens dem Wesen nach nichts zu schaffen;
lediglich durch die irrtümliche Anschauung, daß beim Hypnotisieren (Magnetisieren) eine Art Fluidum (das sog. Od, s. d.)
von einer Person auf die andere übergehe, hat man beide Vorgänge in Zusammenhang gebracht, ein Fehler, der auch bei neuern
Mystikern wiederkehrt. (S. Spiritismus.)
poet.Anweisungen zum höfisch anständigen Essen,
[* 65] die im Mittelalter dadurch, daß
man mit der Hand aß, daß meist mehrere einen Teller, ein Glas benutzten, besonders nötig wurden; das Benehmen bei Tisch war
ein Maßstab
[* 66] der gesellschaftlichen Bildung. Solche Tischzuchten gab es auch lateinisch («Reineri Phagifacetus),
hg. von Lemcke, Stett. 1880), französisch und englisch (vgl. Furnivall in der »Early English TextSociety»,
Nr. 32, Lond. 1808). In Deutschland ist die älteste selbständige Tischzucht die sog. Hofzucht des Tannhäusers; HansSachs
dichtete drei Tischzuchten. Aus der Parodie der Tischzuchten erwuchs die grobianische Litteratur is. Grobianus). -
(spr. tiss'ráng), François Felix, franz. Astronom,
geb. zu Nuits (Côte-d'Or), besuchte das Lyceum in Dijon
[* 69] und studierte von 1893 ab an der École
normale supérieure Mathematik und Physik. 1866 wurde er an der PariserSternwarte
[* 70] als Adjunkt angestellt, 1873 zum Direktor
der Sternwarte und Professor an der Fakultät in Toulouse,
[* 71] 1878 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften und des
Bureau des Longitudes und zum Professor der Mechanik
an der Sorbonne, 1892 zum Direktor des Pariser Observatoriums ernannt.
Nach Monchez' Tode wurde er dessen Nachfolger in der Direktion der PariserSternwarte. T.s Arbeiten beziehen sich auf die verschiedenen
Gebiete der himmlischen Mechanik, zu deren namhaftesten Vertretern er gehörte. Sie sind zumeist in den
Annalen und Memoiren der Institute veröffentlicht, denen Tisserand angehörte. Außerdem hat Tisserand ein sehr wertvolles Lehrbuch
der himmlischen Mechanik: «Traité de mécanique céleste», herausgegeben, von dem bisher 3 Bände erschienen sind (Par. 1889, 1891 u.
1894). Er starb in Paris.
(spr. -oh), Victor, franz. Schriftsteller, geb. zu
Freiburg
[* 72] in der Schweiz, leitete die «Gazette de Lausanne»
[* 73] bis 1874. Nachdem er Deutschland und Österreich bereist
hatte, gab er 1875 die Schmähschrift «Voyage au pays des millards» (deutsch
Bern
[* 74] 1875) heraus, die in Frankreich außerordentlichen Beifall fand. Tissot veröffentlichte hierauf unter anderm: «Les Prussiens
es Allemagne» (1876),
(spr. tissa), Koloman von, ungar. Staatsmann, geb. zu
Geszt im BiharerKomitat, studierte die Rechte und trat schon 1848 ins Unterrichtsministerium. Während der Revolution zog er
sich zurück, 1855 wurde er Hilfskurator des reform. Nagy-Szalontaer Kirchendistrikts und bekämpfte 1859 energisch
das von dem GrafenLeoThun eingeführte, gegen die autonome prot. Kirchenverfassung Ungarns gerichtete Protestantenpatent. 1861 wurde
in den Reichstag gewählt und übernahm nach dem Selbstmorde des Grafen Ladislaus Teleki die Führerschaft des linken Centrums
im ungar. Abgeordnetenhause, die er auch in den folgenden Sessionen (1865, 1869, 1872) behauptete.
Endlich gab er im Anfang 1875 seinen oppositionellen Standpunkt auf und ermöglichte die Verschmelzung
des linken Centrums mit der Deák-Partei zu der liberalen Partei. Im Ministerium Wenkheim vom übernahm Tisza das Ministerium
des Innern und 21. Okt. auch die Ministerpräsidentschaft. Hauptaufgabe des Tisza-Ministeriums war der wirtschaftliche Ausgleich
mit Transleithanien und die Neuorganisierung der Österreichisch-Ungarischen Bank. Während der Wahlen für
1878-81 bereitete die Occupation Bosniens und der Herzegowina neue Schwierigkeiten für die Finanzen diesseit und jenseit der
Leitha, so daß das ganze Tisza-Ministerium seine Entlassung einreichte, obgleich die Wahlen ihm eine große Majorität gesichert
hatten. Die viel angefochtene Politik Andrássys siegte aber in den Delegationen, und Tisza trat abermals
im Dez. 1878 an die Spitze des neuen Kabinetts. 1887 übernahm er nach Szapárys¶
mehr
Rücktritt die Leitung des Finanzministeriums, wogegen er das Ministerium des Innern provisorisch an Freiherrn von Orczy abgab,
legte aber 1889 beide Portefeuilles nieder, so daß er nur noch das Präsidium behielt. Den Widerstand, auf den er bei der
Revision des Heimatsgesetzes stieß, nahm er zum Anlaß, um seine Entlassung einzureichen, die er erhielt.
(S. Ungarn,
[* 76] Geschichte.) -
(spr. tissa),Ludwig, Graf von, ungar. Staatsmann, Bruder des vorigen, geb. zu Geszt, wurde 1861 Mitglied
des Reichstags, gehörte anfangs zur Opposition, trat später zur Deák-Partei über, wurde 1807 Obergespan des
BiharerKomitats, 1869 Vizepräsident des Baurates in Budapest,
[* 77] 1871 Minister der Kommunikationen und öffentlichen Bauten, trat zurück
und wurde nach der Katastrophe von Szegedin
[* 78] 1879 königl. Kommissar zur Rekonstruktion der verwüsteten Stadt. Zur Belohnung
für seine Thätigkeit hierbei erhielt er 1883 den Rang eines «Grafen von Szegedin», nachdem ihm schon 1869 die
k. k. Kämmerers- und 1873 die Geheimratswürde verliehen war. Am wurde er im Ministerium Wekerle zum Minister am
königl. Hoflager ernannt, welches Amt er niederlegte.
Ackerbau, Viehzucht,
[* 79] Fischerei. Tisza-Eszlár ist durch
den im Juli 1883 geführten Prozeß gegen israel.
Bewohner wegen angeblich ritueller Ermordung des Christenmädchens Esther
Solymossy bekannt geworden, in dem die Angeklagten vom Gerichtshofe Nyiregyháza freigesprochen wurden. -
Vgl.
Nathan, Der Prozeß von Tisza-Eszlár (Berl. 1892).
(chem. Zeichen Ti; Atomgewicht 48,1), ein metallisches chem. Element, das in seinem chem.
Verhalten dem Silicium nahe verwandt ist; es findet sich, wie letzteres, in der anorganischen Natur nur mit Sauerstoff verbunden,
als Titansäureanhydrid, TiO2, und in titansauren Salzen. Das reine Titansäureanhydrid kommt im Mineralreiche in drei durch
ihre Krystallform in voneinander verschiedenen Mineralien,
[* 80] dem Rutil,
[* 81] Brookit und Anatas (s.diese Artikel), vor; unter ihren
Verbindungen, den Titanaten, ist das Titaneisen und der Titanit
[* 82] (s. d.) bemerkenswert. Im Titaneisenerz (s. d.) wurde das Titan 1790 von
Gregor, im Rutil 1795 von Klaproth entdeckt. Es ist nur sehr schwierig und auf umständliche Weise darzustellen.
Gewöhnlich erscheint es als ein dunkelgraues nicht krystallinisches Pulver vom Aussehen des mit Wasserstoff reduzierten Eisens.
Es ist im höchsten Grad schwerschmelzend. Von Salzsäure wird es beim Erwärmen unter Entwicklung von Wasserstoff
gelöst. Das Titan gehört zu den Elementen, die sich mit Stickstoff zu in der Glühhitze beständigen Verbindungen vereinigen.
In denSpalten der Eisenhochöfen, wo man titanhaltige Eisenerze verhüttet, findet man nicht selten und in ziemlicher Menge
kupferrote, metallglänzende Würfel (Titan Würfel), die eine Verbindung von Titanstickstoff mit Cyantitan sind. In der
Porzellandekoration benutzt man in beschränkter Weise das Titan zur Erzielung gelber Farben. Auch grüne und andere Farben zum
Malen und Anstreichen hat
man aus Titan darzustellen versucht. Die ebenfalls versuchte Anwendung des Titan als
Zusatz zum Stahl (Titanstahl), um diesen zu verbessern, hat sich nicht bewährt.
ein eisenschwarzes, undurchsichtiges, halbmetallisch glänzendes Mineral, das mit Eisenglanz und Korund
[* 83] isomorph krystallisiert und rhomboedrische (teilweise nach den Gesetzen der rhomboedrischen Tetartoedrie gebildete) sowie
tafelartige Individuen aufweist, von der Härte 5 bis 6 und dem spec. Gewicht 4,5 bis 5,2. In chem.
Hinsicht sind die verschiedenen Varietäten des Titaneisenerz (Ilmenit, Iserin, Kibdelophan, Washingtonit, Crichtonit) wesentlich titansaures
Eisenoxydul mit einer Beimischung von mehr oder weniger Eisenoxyd, also entsprechend der allgemeinen Formel x FeTiO3 + y
Fe2O3; manchmal enthält das Erz auch mehr oder weniger Magnesia, d. d. es ist MgTiO3 hinzugemischt.
Vorkommnisse von Krystallen oder größerer körniger und schaliger Massen finden sich zu Harthau bei Chemnitz,
[* 84] Hofgastein,
Aschaffenburg,
[* 85] im TirolerStubaithal, bei Bourg d'Oisans in der Dauphiné, zu Arendal, Egersund, Tvedestrand in Norwegen,
[* 86] Litchfield
in Connecticut, am Ilmensee bei Mijaßk (Orenburg). Eine große Verbreitung besitzt aber das Titaneisenerz als makro-
und mikroskopischer Gemengteil vieler Gesteine, z. B. von Doleriten, Diabasen, Gabbros, Melaphyren u. s. w., auch krystallinischer
Schiefer, wo seine oft sechsseitigen Tafeln sehr häufig in eine schmutzig-grauweiße Substanz (Leukoxen, Titanomorphit) verändert
erscheinen, die ein manchmal feine Rutilprismen enthaltendes Aggregat von Titanit ist. Auch Anatas geht
sekundär aus einer Umwandlung des Titaneisenerz hervor. Anhäufungen von rundlichen losen Körnern des Titaneisenerz finden sich an der Iserwiese
im Riesengebirge (Iserin), Ablagerungen von Titaneisenerzsand in Cornwall (Menaccanit) sowie in großer Menge an der Ausmündung
des Moisieflusses und anderer Zuflüsse des St. Lorenz in Canada.
nach der mytholog. Anschauung der Griechen ein uraltes Göttergeschlecht, Kinder des Uranos
(s. d.) und der Gaia. Auf Anstiften der Gaia stieß einer der Titanen, Kronos,
den Vater vom Throne und entmannte ihn, worauf Uranos seine Kinder verfluchte. Der Fluch ging in Erfüllung, indem Zeus,
[* 87] der Sohn
des Kronos, nach langem und hartnäckigem Kampfe, der sog. Titanomachie, welche von spätern griech. und
röm. Dichtern öfters mit der Gigantomachie (s. Giganten) vermengt wird, mit Hilfe der Hekatoncheiren und der Kyklopen den
Kronos und die übrigen Titanen besiegte, sie (mit Ausnahme des Okeanos, der auf seiten des Zeus im Kampfe stand) in den Tartaros
hinabstürzte, wo sie, gefesselt, von den Hekatoncheiren bewacht wurden, und nun die neue Weltordnung
unter der Herrschaft der olympischen Götter begründete.
Name und Zahl der Titanen, die Personifikationen gewaltiger, einer geregelten Weltordnung vielfach widerstrebender
Naturkräfte sind, werden von den Alten verschieden angegeben. Nach Hesiods Angabe sind es zwölf, sechs männliche (Okeanos,
Koios, Kreios, Hyperion, Iapetos und Kronos) und sechs weibliche (Theia, Rhea,
[* 88] Tethys, Phoibe, Mnemosyne und
Themis), während sonst auch Prometheus, Atlas,
[* 89] Aigaion, andererseits Helios,
[* 90] Selene,
[* 91] Hekate
[* 92] u. a. den Namen Titanen führen.
¶
mehr
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Vgl. M. Mayer, Die Giganten und in der antiken Sage und Kunst (Berl. 1887).
[* 82] ein weitverbreitetes monoklines Mineral von sehr mannigfaltigen Krystallformen, die meist einen horizontal-
oder geneigt- oder vertikal-säulenförmigen Habitus (s. Fig. 1) besitzen und
oft nach der Basis verzwillingt sind, wobei auch Durchkreuzungszwillinge entstehen
[* 82]
(Fig. 2). Die einen zuweilen
diamantartigen, auch wohl fettartigen Glasglanz tragenden Krystalle, von der Härte 5 bis 5,5 und dem spec. Gewicht 3,4 bis
3,6, sind bald aus Klüften und Spalten aufgewachsen und in diesem Falle von höherer Pellucidität und
gewöhnlich gelblichgrüner Farbe (die Sphen und Gelbmenakerz genannte Varietät); bald als acessorische Gemengteile von Gesteinen
in diesen eingewachsen und sodann undurchsichtig und von vorwiegend braunen Tönen (eigentlicher Titanit). Die chem. Analysen führen
aus die Formel CaSiTiO5 oder vierfach kieselsauren und titansauren Kalk, CaSi2O5 + CaTi2O5.
Der Kalk ist in den braun gefärbten Varietäten teilweise durch Eisenoxydul vertreten. Aufgewachsene Krystalle
finden sich schön am St. Gotthard und an andern Punkten in der Schweiz, im Obersulzbachthal im Pinzgau, im Tiroler Pfunders-
und Pfitschthal; häufig, doch nur in kleinen Krystallen eingewachsen, erscheint der T: inSyeniten, Phonolithen, auch Dioriten,
Amphiboliten, überhaupt gern in hornblendehaltigen (selten in augitführenden) Gesteinen, in denen er
auch mikroskopisch weit verbreitet ist. Bei Eganville in der canad. Grafschaft Renfrew kommen Krystalle von 20 bis 80 Pfd.
Gewicht vor. Titanit bildet sich auch sekundär durch Umwandlung des Rutils und des Titaneisens der Gesteine (Titanomorphit); auch
hat man eine Entstehung von gelblichen Anataskryställchen sowie von Rutil aus Titanit beobachtet.
Titanstahl, Titanwürfel, s. Titan^[= # (chem. Zeichen Ti; Atomgewicht 48,1), ein metallisches chem. Element, das in seinem chem. Verhalten ...] (chem.).
(lat.), Aufschrift eines Buches, Bezeichnung des Standes, Amtes oder der Würde einer Person; in den Budgets (Etats)
die mit fortlaufenden Nummern bezeichneten Einzelgruppen, in welche die verschiedenen Arten von Einnahmen
und Ausgaben eines Kapitels zerlegt sind.
Im Privatrecht ist Titel der den Erwerb eines Rechts rechtfertigende Grund. Bisweilen fällt er mit dem Erwerbsakte zusammen,
z. B. bei der Occupation einer herrenlosen Sache. In andern Fällen liegen Titel und
Erwerbsakt begrifflich, oft auch zeitlich auseinander, z. B. bei dem durch Auflassung und Eintragung im
Grundbuch, oder Übergabe oder Ersitzung erworbenen Eigentum; dem durch Eintragung erworbenen Pfandrecht; dem durch Cession
erworbenen Forderungsrecht. Hier
sind Titel der Kauf, die Schenkung oder ein anderweites Rechtsgeschäft, beim Pfandrecht die
Bewilligung des Eintrags durch den Eigentümer oder das Rechtsverhältnis, welches einen gesetzlichen Anspruch auf Eintrag
giebt. Der Erwerbsakt selbst wurde früher vielfach als Modus bezeichnet.
Kirchenrechtlich wurden in älterer Zeit die kirchlichen Stellen als Titel bezeichnet und in höhere und niedere unterschieden.
Später bildete sich in der Lehre von der Ordination (s. d.) der Grundsatz aus, daß zur Ordination durch
den Bischof ein Titel, d. i. der Nachweis gesicherten Lebensunterhalts, erforderlich sei. Dieser
Titel soll in der Regel ein beneficium (s. d.), eine kirchliche Pfründe
sein, doch sind auch patrimonium, d. i. eigenes Vermögen, mensa, d. i. anderweite, besonders landesherrliche Versorgung (Tischtitel),
professio, d. i. Eintritt in einen geistlichen Orden,
[* 95] missio, d. i. Eintritt in den Dienst der Propaganda
(s. d.) genügende Titel zur Ordination. Ein dem VatikanischenKonzil vorgelegter Gesetzentwurf zur Neuregelung der Ordinationstitel
gelangte nicht mehr zur Erledigung.
in der Maßanalyse (s. Analyse) der Gehalt einer Flüssigkeit an gelöstem
Reagens oder die diesem Gehalt äquivalente Menge der mittels der Flüssigkeit quantitativ zu ermittelnden
Substanz.
eine Abgabe, welche ursprünglich von dem Ertrag aller Ländereien in England an die Geistlichen der Landeskirche zu entrichten
war. Nachdem unter Heinrich VIII. die Klöster eingezogen worden und ihr Eigentum vielfach an die Günstlinge der Krone übergegangen
war, fiel dies Recht teilweise auch Laien zu; teilweise wurde auch die Abgabe beseitigt. Die Tithes haben daher,
wo sie heutzutage noch existieren, nicht den Charakter einer Leistung für die Kirche, sondern einer Reallast, die dem Käufer
oder Pächter eines Grundstücks wohl bekannt ist, und die er natürlich im Preise oder in der Pachtsumme berücksichtigt.
Ursprünglich waren Naturalleistungen zu entrichten. Die Gesetzgebung dieses Jahrhunderts hat aber an ihre Stelle eine Grundrente
gesetzt, deren Betrag mit dem Getreidepreis sich ändert.
Sohn des Laomedon (oder Bruder desselben) und der Strymo, Bruder des Priamos, Gemahl der Eos
[* 96] (s. d.).
Eos hatte
ihn seiner Schönheit wegen geraubt und nach Äthiopien entführt.
Sie erbat von Zeus für Tithonos Unsterblichkeit,
vergaß aber, zugleich auch ewige Jugend für ihn zu erbitten;
als er nun alt wurde, seine Glieder
[* 97] einschrumpften und seine
Stimme nur noch wisperte, sperrte sie ihn in ein Gemach oder verwandelte ihn in eine Cikade.
Lago de Titicaca oder Laguna de Chucuyto, einer der höchsten, großen Landseen der
Erde, in dem nordwestl. Teile des peruan.-bolivian. Hochlands (s. Karte: Columbia,
[* 98] Venezuela
[* 99] u. s. w. beim Artikel Columbia),
ist 189 km lang, im Mittel 50 km breit, 8354 qkm groß und 8354 m über dem Meere gelegen und bis 218 m
tief. Der See ist von sehr unregelmäßiger Gestalt; besonders ist im Süden die Laguna de Unimarca durch zwei Halbinseln
abgetrennt. Der Spiegel
[* 100] muß in früherer Zeit um Hunderte von Metern höher
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