überlassung seiner sämtlichen Postgerechtsame 3 Mill. Thlr. Außerdem besitzt das Haus mehrere
ehemals reichsunmittelbare Herrschaften in
Württemberg
[* 2] und
Bayern,
[* 3] fünf Herrschaften in
Böhmen
[* 4] und fünf Herrschaften in
Kroatien. Der jeweilige regierende Fürst führt den
Titel «Erb-Generalpostmeister» und besitzt das Kronamt eines «Kron-Oberst-Postmeisters»
in
Bayern, ist erbliches Mitglied der Kammer der
Standesherren in
Württemberg, des Reichsrates der
KroneBayern, des preuß. Herrenhauses und des Herrenhauses des österr. Reichsrates sowie erblicher
Inhaber des bayr. 2. Chevaulegerregiments
«Taxis». Gegenwärtiger
Standesherr ist der Sohn des
Erbprinzen Maximilian (gest.
und der Herzogin Helene in
Bayern (gest. Fürst
Albert, geb. vermählt seit mit
Erzherzogin Margarete von
Österreich,
[* 5] der seinem
Bruder, dem Fürsten Maximilian, folgte.
Eine Sekundogenitur des Hauses
u. Thurn bildet die Nachkommenschaft des Prinzen Maximilian
Joseph (geb. 1769, gest. 1831), Halbbruder
des genannten Fürsten
KarlAnselm. Gegenwärtiges Haupt dieser in
Böhmen ansässigen
Nebenlinie ist dessen
Urenkel, Prinz
Alexander, geb. der zu
Prag
[* 6] residiert. Seines Großvaters
Bruder war Prinz
KarlTheodor vonu. Thurn, geb.
seit 1850 bayr.
General der
Kavallerie und seit 1851 Mitglied der bayr. Kammer der Reichsräte. Derselbe kommandierte
in dem
Kriege von 1866 das Kavalleriereservekorps gegen
Preußen;
[* 7] er wurde bald nach dem Friedensschlusse
zur
Disposition gestellt und starb zu
München.
[* 8]
[* 1] meist durch Federn, durch Gewichte, durch die Elasticität des vulkanisierten
Kautschuks oder durch
Feder mit Lufthemmung wirkende Vorrichtungen, mittels deren ein selbstthätiges Schließen der
Thüren
ohne heftiges Zuschlagen derselben erreicht werden soll. Am besten wird der genannte Zweck durch die pneumatischen Thürschließer erreicht.
Die nachstehenden Abbildungen zeigen eine neuere Konstruktion der
Berliner
[* 10] Thürschließerfabrik
Schubert & Werth in
Berlin
[* 11] (Fig. 1: äußere
Ansicht,
[* 1]
Fig. 2: Durchschnitt).
Ein Cylinder C enthält einen Kolben K, der beim Öffnen der
Thür die hinter ihm eingelegte Spiralfeder
F zusammenpreßt. Dadurch vergrößert sich der vor dem Kolben befindliche Luftraum H, indem Luft durch das Kolbenventil
eingesaugt wird. Die Feder F sucht die
Thür wieder zuzuschlagen; die
Bewegung wird aber durch die im Raum H befindliche
Luft, die nur langsam aus W entweichen kann, gehemmt, was durch Regulieren der Schraube W schnell oder langsam geschehen
kann. Frühere Konstruktionen von pneumatischen Thürschließer wurden durch öfteres gewaltsames Zudrücken der
Thür von seiten der Passanten
bald ruiniert, indem die stark zusammengepreßte Luft die Kolbendichtung oder andere
Teile beschädigte.
Der abgebildete Thürschließer ist gegen solche
Beschädigung durch das Zwischenglied A geschützt, ein Rohr, in welchem
sich
eine Feder befindet, die für gewöhnlich den
Bolzen S in die
Röhre hineingezogen hält. Erfolgt aber gewaltsames Zuschlagen
der
Thür, so giebt die Feder nach, indem sie von dem der
Thür folgenden
Bolzen S zusammengedrückt wird,
wie in
[* 1]
Fig. 2 dargestellt; der übrige
Apparat folgt dann nach mit der
Geschwindigkeit, mit der die Luft aus W entweicht; dabei
dehnt sich die Feder im Rohr A aus und kann von neuem ihre
Aufgabe erfüllen.
50 km von der nördlichsten
SpitzeAustraliens,
dem
KapYork, entfernt, hatte 1893: 1409 E., darunter 651
Weiße und 740
Japaner, die hier dem
Perl- und Perlmutterfischfang obliegen
(1893 für 2 134000 M.).
roman.
Tusaun, ital.
Tosana, Marktflecken im
Bezirk Heinzenberg des schweiz. Kantons Graubünden,
in 731 m Höhe, auf der linken
Seite des Domleschg am Hinterrhein, wo derselbe aus der Kluft der
Via mala heraustretend links die Nolla
aufnimmt, an der Linie Thusis-Chur-Davos-Platz (91,3 km), hat (1888) 1069 E., darunter 186 Katholiken,
Post,
Telegraph;
[* 15]
Korn- und Viehhandel, bedeutende Jahrmärkte. Fünfmal fast gänzlich durch
Feuer verwüstet, wurde Thusis nach
dem letzten
Brande (1845) an anderer
Stelle unterhalb des alten Dorfteils wieder aufgebaut. Dank seiner
Umgebung, in welcher die
Via mala und der Schynpaß die bemerkenswertesten Punkte sind, und seiner
Lage am Kreuzungspunkt der
Splügen- und der Schynstraße hat Thusis als Übergangsstation nach dem Engadin sehr lebhaften Fremdenverkehr
und wird als Luftkurort besucht. Jenseit des Rheins die Trümmer von Hohen-Rhätien oder Hoch-Realte (Hoch-Ryalt 950 m),
der ältesten aller
SchweizerBurgen.
[* 16] -
Vgl. Lechner, Thusis und die Hinterrheinthäler (2. Aufl., Chur
[* 17] 1897).
Sohn des Pelops und der Hippodameia, Bruder des Atreus, flieht mit diesem nach Mykenä,
[* 21] verleitet hier die Gattin
seines Bruders, Aërope, zum Treubruch und wird vertrieben. Er sendet dann den Sohn des Atreus, Pleisthenes, den er aus Rache
mit sich geführt, ab, um Atreus zu ermorden. Allein der Anschlag wird vereitelt und der Jüngling hingerichtet.
(Weiteres s. Atreus.) Als später Unglück über das Land hereinbricht, das nach dem Ausspruch des Orakels nur durch die Rückkehr
des Thyestes beseitigt werden kann, wird Thyestes von den Söhnen desAtreus in Delphi gefunden, nach Mykenä gebracht
und hier eingekerkert. Sein Sohn Aigisthos (s. d.) soll ihn ermorden, wird aber von an dem Schwerte erkannt,
tötet nun den Atreus selbst und setzt seinen Vater auf den Thron
[* 22] von Mykenä.
Füllzellen, parenchymatische Zellen, die bei einigen Phanerogamen sich in den Gefäßen
(s. d.) vorfinden und das Lumen derselben oft ganz ausfüllen.
Sie entstehen dadurch, daß die den Gefäßen anliegenden lebenden
Zellen durch die Wand der erstern hindurchwachsen, im Innern sich schlauchförmig erweitern und durch Teilung vermehren.
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Thymelinen (s. d.) mit über 300 Arten, die größtenteils
im südl. Afrika,
[* 23] dagegen in den übrigen Teilen der gemäßigten Zonen und der Tropen nur vereinzelt auftreten, baum- oder
strauchartige Gewächse mit ganzrandigen, meist schmalen Blättern und zwitterigen regelmäßigen Blüten mit röhrenförmigem,
vierlappigem Perianth, vier oder acht Staubgefäßen und einem mit kurzem Griffel versehenen Fruchtknoten.
Die Frucht ist meist eine Beere oder Steinfrucht. Zu den Thymeläaceen gehören unter
anderm die Seidelbastarten (s. Daphne).
[* 20] Ordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen, Abteilung der Choripetalen, mit meist regelmäßigen
zwitterigen, vierzähligen Blüten, in denen der Kelch in der Regel blumenkronenartig ausgebildet ist, während die Blumenblätter
häufig fehlen. Die Staubgefäße
[* 25] sind in einem oder zwei Kreisen angeordnet; im letztern Falle finden sich acht vor; der Fruchtknoten
ist oberständig und besteht gewöhnlich nur aus einem Fruchtblatt mit einer Samenknospe. Die Ordnung
der Thymelinen umfaßt die Familien der Thymeläaceen (s. d.), Eläagnaceen (s. d.), Proteaceen (s. d.). In vorstehender Abbildung zeigt
[* 20]
Fig. 1 den Paradiesbaum (s, Elaeagnus),
[* 20]
Fig. 2 BanksiaEriacaefolia L. fil. (s.
Banksia.).
[* 20]
^[Abb.: Thymelinen: 1. Elaeagnus angustifolia (Oleaster); a Blüte,
[* 26] b desgl. im Durchschnitt, c Frucht, d desgl. durchschnitten. 2. Banksia ericaefolia; a Blüte, b desgl. längsdurchschnitten, c Fruchtstand.]
oder auch Methylpropylphenol, C6H3(OH)CH3C3H7, ein Bestandteil des Thymianöls
(s. d.) sowie des ätherischen Öls
[* 28] von Monarda punctataL. und Ptychotis ajowanDec. Es bildet große farblose, bei 51° schmelzende
Krystalle von thymianähnlichem Geruch, die sich schwer in Wasser,
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leicht dagegen in Alkohol und in Glycerin lösen. Es ist isomer mit dem Carvol und findet namentlich als Mundwasser (Lösung
1:1000) und bei antiseptischer Behandlung von Wunden Verwendung.
L., Thymian, Pflanzengattung aus der Familie der Labiaten (s. d.) mit gegen 60 meist
mediterranen Arten, niedrige Halbsträucher und Kräuter, mit zweilippigem, an dem Schlunde inwendig mit
einem Haarring ausgekleidetem Kelch, einer fast flachen, ausgerandeten Oberlippe der Blumenkrone und vier nach oben auseinander
gehenden Staubgefäßen. Sie sind sämtlich sehr aromatische Pflanzen mit kleinen, drüsig punktierten, ganzrandigen Blättern
und in Quirlen geordneten Blüten, die oft zu Köpfchen oder Ähren vereinigt erscheinen.
Der Gartenthymian (Thymus vulgarisL.) wird 15-20 cm hoch, hat schmale, fast lineale, am Rande
fast zurückgerollte Blätter und weißliche oder rötliche Blüten. Dieser kleine Halbstrauch ist im südl. Europa
[* 30] auf dürren
Hügeln gemein und wird in Gärten als Gewürzpflanze und Küchenkraut gezogen. Der Feldthymian oder Quendel, auch Feldkümmel
(Thymus serpyllumL.), hat einen niederliegenden Stengel
[* 31] mit vielen, 60-90 cm langen Ästen, ovale, flache
oder auch am Rande umgerollte Blätter und purpurrote, in kopfig gestellten Wirteln vereinigte Blüten. Er findet sich häufig
auf Bergen
[* 32] in ganz Europa und Nordasien. Beide Arten enthalten ein gewürzhaftes ätherisches Öl. Deshalb sind die blühenden
Äste (Herba Thymi und Herba Serpylli) als kräftiges Reizmittel offizinell. Einige buntblätterige
Formen des in Südeuropa heimischen Thymus citriodorus Schreb.
(Citronenthymian) werden als Teppichpflanzen verwendet und durch Stecklinge, alle übrigen durch Samen
[* 33] vermehrt.
(Glandula thymus), eine lange und schmale, traubenförmig gebaute Drüse, die in der Mittellinie des Körpers
hinter dem Brustbein liegt und sich von der Herzbasis bis gegen den Hals hin erstreckt, bei Embryonen und
Kindern in den ersten zwei Jahren selbst bis über das Brustbein hinaus. Im spätern Alter nimmt diese Drüse an Größe allmählich
ab, und beim reifen Menschen ist sie völlig verkümmert, so daß sich von ihr meist nur geringe Spuren
finden. Ihrer Funktion nach scheint sie gleich der Milz (s. d.) in naher Beziehung zur Blutbildung zu stehen. Die Thymusdrüse des Kalbes
bildet als Kalbsmilch, Milchfleisch, Briesel oder Broschen ein beliebtes Nahrungsmittel.
[* 34]
(grch.), der in einen
Fichtenzapfen auslaufende, mit Epheu und Weinlaub, worunter
öfter eine Lanzenspitze verborgen war, umwundene Stab
[* 36] (Thyrsusstab) der Mainaden oder Bacchantinnen.
- Thyrsus ist auch der alte Name des FlussesTirso (s. d.).
(Thysanura), eine Insektengruppe, früher gewöhnlich als Unterordnung zu den Geradflüglern gestellt,
jetzt meist als selbständige Ordnung aufgefaßt. Die Thysanuren sind stets ungeflügelt, mit einem eigentümlichen
Schuppen- oder Haarkleid, am Ende des Hinterleibes mit besondern Anhängen; sie haben kauende Mundteile,
durchlaufen keine Verwandlung, leben an feuchten, modrigen Orten und ernähren sich von allerlei verwesenden organischen
Stoffen. Sie sind als älteste lebende Formen der Insekten
[* 37] anzusehen und verbinden diese in gewissem Sinne mit den Tausendfüßern,
namentlich gewisse Campodeïden, die an einigen Hinterleibsringen noch Reste anderweitiger Extremitäten
in Gestalt kleiner Fußstummel tragen. Man teilt die in die Borstenschwänze (Lepismatidae), Springschwänze (Poduridae), denen
der Gletscherfloh (s. d., Desoria glacialis Desor, s.
Tafel: Insekten III,
[* 29]
Fig. 16) angehört, und Campodeidae. (S. die betreffenden Artikel.)
berühmte Ruinenstätte auf dem Hochlande im Süden des Titicacasees in Peru,
[* 38] in einem
Gebiet, das von den Colla, die heutzutage fälschlich Aymara genannt werden, bewohnt war. Außer mehrern Haufen von rätselhaft
gearbeiteten Werkstücken aus Trachyt und rotem Sandstein ist besonders bemerkenswert eine große monolithische Pforte, die
auf der Vorderseite mit Reliefs sehr eigenartigen Stils bedeckt ist, eine Gottheit mit weinenden Augen,
das viereckige Haupt von einem Strahlenkranz umgeben, die Strahlen in Schlangen- oder Kondorköpfe auslaufend, und knieende
geflügelte Gestalten, teils mit Menschen-, teils mit Kondorköpfen. Es scheint eine Darstellung der Sonnengottheit zu sein.
Von menschlichen Behausungen ist in der Nähe keine Spur zu sehen. Vielleicht war es nur eine Kultusstätte
und keine menschliche Ansiedelung. -
Vgl. Stübel und Uhle, Die Ruinenstätte von Tiahuanaco (Bresl. 1892).
Pseudonym der Dichterin Karoline von Gunderode (s. d.). ^[= (grch.) nennt man eine Schrift, die unter einem falschen Namen herausgegeben wird, oder auch ...]
[* 39] (grch.), eine Kopfbedeckung, die in Form eines abgestumpften Kegels bereits auf assyr. Denkmälern als Abzeichen
der königl. Würde vorkommt (s. Tafel: Babylonisch-Assyrische Altertümer,
[* 29]
Fig. 8-10, beim ArtikelBabylonien).
Auch die pers. Achämeniden trugen sie und zwar mit einem darum gewundenen Bund (Kidaris). Als Zeichen der Machtstellung findet
sie sich ferner bei den Magiern der Neuperser. Hauptsächlich bekannt ist sie als Krone des Papstes (s. Tafel: Kronen
[* 40] I,
[* 29]
Fig.
27). Als solche ist sie ein zuckerhutähnlicher Spitzhut, anfangs aus weißem Stoff gleichsam flechtwerkartig
gebildet und mit einem goldenen Stirnreifen geziert. An die Kopfbedeckung des levitischen Hohenpriesters angeknüpft, hat
sich diese Form bis jetzt bei den Bischöfen der griech. Kirche erhalten. Für den Papst wird sie auf Nikolaus I. (858-867)
zurückgeführt, dürfte aber älter sein. Alexander II. schmückte gegen 1065 die päpstliche Tiara mit
einem zweiten Kronringe (regnum); der eine von den zweien trug die Inschrift: Corona
[* 41] regni de manu Dei, der andere: Diadema
imperii de manu Petri. Diese Veränderung wird aber auch erst dem
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mehr
819 Papst Bonifacius VIII. um 1300 zugeschrieben, und endlich soll Urban V. (1362–70) die dreifache Krone(triregnum) mit
dem dritten Reife vollendet haben. Durch diese drei Reifen wird angeblich die Macht des Papstes in der leidenden, der streitenden
und der triumphierenden Kirche, oder im Himmel,
[* 43] auf Erden und in der Unterwelt angedeutet.
oder Tubu (ein Einzelner heißt ein Tedetu), Volk in der östl. Sahara (s. die Karten: Völkerkarte von Afrika, Bd.
1, und Sahara, Bd. 14), von Rohlfs zu den Negern, von Nachtigal zu den Berbern gestellt. Es zerfällt in
die das Tédaga sprechenden Teda in Tu und in die das Dāsaga sprechenden Dasa, welche Borgu, Kanem und Bahr el-Ghasal bewohnen.
Gegen Norden
[* 44] erstrecken sich die Tibbu bis zum 25. Breitengrade im südl. Fessan, während sie früher viel weiter hinaufreichten.
Im Westen überschreiten sie noch ein wenig die ihnen gehörige Bilmastraße, im Südwesten reichen sie
bis nach Bornu hinein.
Ihre südöstl. Grenze ist unbekannt, während sie im Osten bis nach Ägypten hin schweifen. Die gebirgigen Landschaften Tibesti,
Borgu und Wadschanga bilden den Kern des Tibbugebietes, der durch einen Wüstenring eingeschlossen ist. Das westlichste ihrer
Wadi ist das durch seine als Münze kursierenden Salzkuchen bekannte Bilma. Schon den Griechen und Römern
waren die Tibbu unter dem Namen der Garamanten, den alten Arabern als Zaghawa bekannt. Bezüglich ihrer Sprache
[* 45] stehen sie den Einwohnern
Bornus am nächsten.
Sie sind schlank, dunkelschwarz bis kupferrot, haben lange Haare,
[* 46] lebhafte Augen, eine nicht aufwärts
gebogene Nase
[* 47] und weniger dicke Lippen als die Neger. Ihre Wohnungen sind Mattenzelte; Tracht und Bewaffnung weichen nicht viel
von denjenigen der übrigen Bewohner der Sahara ab. Industrie ist bei ihnen unbekannt, dagegen sind sie Ackerbauer, Viehzüchter,
Händler, Kamelvermieter und besitzen vorzügliche Esel und die schönsten Reitkamele. Obgleich nicht ohne
gute Anlagen, sind doch Roheit und Grausamkeit ihre hervorstechenden Charakterzüge.
Die Sultane (Derde) werden auf Lebenszeit aus der Klasse der Maina (Edlen) gewählt. Neben diesen giebt es noch die beiden
Klassen des Volks und der Schmiede, die eine Art Pariastellung einnehmen. Vorherrschende Religion ist der Islam, wenn auch nicht
in seinen strengsten Formen. Die Stämme in Borgu und Wadschanga sind Heiden. –
Vgl. Behm, Land undVolk
der Tebu (in den «Ergänzungsheften» zu «Petermanns
Mitteilungen», Nr. 8, Gotha
[* 48] 1862);
(ital. Tevere; frz. Tibre; lat. Tiberis, in frühester Zeit Albula), der größte Fluß Mittelitaliens, entspringt
im EtruskischenApennin, 33 km im OSO. von der Arnoquelle, an der Südseite des Monte-Fumajolo beim Dorf Balze (594
E.), in 1100 m Höhe, in der ProvinzArezzo, erhält sofort zahlreiche Bäche, fließt zuerst westlich, wendet sich bald nach
S. in den östl. Teil der ProvinzArezzo, erhält im tiefen Thal,
[* 50] über das sich an den Seiten die Gebirgszüge mehr als 1000 m
erheben, viele Wasseradern, hat bei Borgo San Sepolcro ein breiteres Thal
und kommt unterhalb desselben
in die röm. ProvinzPerugia, die er in ihrer ganzen Länge, zuerst in der Mitte, dann an der Westgrenze bespült, überall
durch zahlreiche Zuflüsse verstärkt, besonders südöstlich von Perugia durch den Topino mit dem Clitunno.
Von Todi ab wendet sich der Fluß südwestlich und hat viele Stromschnellen bis zur Mündung der Paglia,
die bei Orvieto die Chiana erhalten hat. Nun schlägt er wieder südöstl. Richtung ein, in der er 1860–70 die Nordostgrenze
des Kirchenstaates bildete und wo er stets von der Eisenbahn Florenz-Rom begleitet wird. Unterhalb Orte kommt links die wasserreiche
Nera mit dem Velino hinzu, dann umzieht der an der Westseite der Monti Sabini im östl. Bogen
[* 51] den Monte-Soratte, tritt, sich
etwas westlich wendend, in die röm. Ebene, geht in vielen Windungen durch ein flaches, aufgeschwemmtes
Bett,
[* 52] empfängt kurz vor Rom
[* 53] links, von Tivoli her, den Anio (Aniene) oder Teverone (s. Karte: Rom und Umgebung,
Bd. 13) und durchfließt Rom auf einer gewundenen Strecke von 4½ km (s. den Plan: Rom).
Hier ist der Tiber kanalisiert (die schmalsten Stellen früher nur 60 m breit), durchgängig 100–120 m breit und 5 m tief,
steigt jedoch bei Hochwasser 10 m und darüber. Unterhalb Rom ist sein südwestl. Lauf noch über 30 km
lang und schließlich geteilt. Der Hauptstrom geht durch einen altröm., 5 km langen Kanal,
[* 54] Fossa Trajani, in das Tyrrhenische Meer,
vorüber an Porto, das zur Zeit Trajans am Meere lag, bis zum 3 km westlich liegenden Hafenort Fiumicino (604
E.) mit Kastell und Seebad.
Der alte eigentliche, aber versandete Mündungsarm geht an Ostia vorüber, 4 km südlich von diesem, das auch am Meere lag,
und südlich der HeiligenInsel (Isola sacra) ins Meer. Diese Mündungen werden jährlich durch die Anschwemmungen des um 4 m
hinausgeschoben. Die Länge des Tiber beträgt 390 km, der Abstand der Mündung von der Quelle
[* 55] 225 km. Das
Wasser ist trübe und seine Menge sehr schwankend, so daß Überschwemmungen seit dem Altertum eine Kalamität für Rom bilden.
Die große Flut im Dez. 1870 zeigte im Ripettahafen eine Höhe von 16,33 m (Normalstand 6,13 m), wobei
in der Sekunde 2500 cbm vorbeiströmten. Die größte bekannte Flut (von 1598) erreichte eine Höhe von 18,67 m, so daß in der
Sekunde 4500 cbm Wasser vorüberschossen. Im Altertum war der Tiber bei seiner Schiffbarkeit ein Hauptverkehrsweg für Rom, jetzt
gehen nur kleine Dampfer nach Fiumicino und Barken aufwärts bis Orte. Im T. leben die geschätzten Spigola,
eine Art Barsch, der Sturione (Stör) und am Ausfluß
[* 56] der Kloaken der minder begehrte Aal. –
Vgl. Narducci, Saggio di bibliografiadelTevere (Rom 1876);
(arab. Tabarije), Stadt in Galiläa in Palästina,
[* 57] wurde von Herodes Antipas am Westufer des Sees Genezareth
um 25 n. Chr. zu Ehren des röm. KaisersTiberius als neue Hauptstadt von Galiläa neben Sepphoris (s. d.) gegründet.
Die Stadt erhielt eine hellenistische Verfassung, obgleich die sehr gemischte Bevölkerung
[* 58] vorwiegend aus Juden bestand. Ihr
Umfang war bedeutend größer als der des jetzigen Ortes. Bei dem Aufstand der Juden gegen die Römer
[* 59] 66 n. Chr.
nahm Tiberias, damals zu dem Gebiete Agrippas II. gehörig, eine schwankende Haltung ein. Im 3. und 4. Jahrh. war Tiberias der
Hauptsitz der jüd. Gelehrsamkeit, deren
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mehr
Vertreter hier die Mischna (s. Talmud) zusammenstellten. Der Normannenfürst Tankred setzte sich 1099 in Tiberias fest und wurde
zum Fürsten von Galiläa ernannt. Doch schon fiel die Citadelle von in die Hände des siegreichen Saladin. Die Mauern
der jetzigen Stadt wurden durch den Scheich Dahir el-Amr um 1750 wiederhergestellt. Durch die Erdbeben
[* 61] von 1759 und 1837 wurde Tiberias stark verwüstet. In der neuesten Zeit beginnt sich Tiberias wieder zu heben,
besonders der Besuch der heißen Quellen (el-Hammi) im Süden von der Stadt.
ClaudiusNero, röm. Kaiser (14-37 n. Chr.), geb. 42 v. Chr. als der ältere Sohn der Livia Drusilla aus ihrer
ersten Ehe mit seinem gleichnamigen Vater. Als Livia 38 Oktavian heiratete, blieb Tiberius mit seinem Bruder Drusus
im Hause des Vaters, bis dieser 34 starb. Dann wurden er und Drusus als Stiefsöhne in Oktavians Hause erzogen. Früh schon
zeigte Tiberius bedeutende, namentlich kriegerische Fähigkeiten, zugleich brennenden Ehrgeiz, einen stolzen, verschlossenen,
ernsten Charakter, der sich auch in seinen Zügen und in der Haltung seines großen und kräftigen Körpers
kundgab.
Nachdem er als Tribun in Spanien
[* 63] gegen die Asturer und Cantabrer gedient hatte, wurde er 20 als Feldherr abgesandt, den Tigranes
als König in Armenien einzusetzen. 15 v. Chr. unterwarf er mit Drusus die Rhätier und Vindelicier; 13 bekleidete
er zum erstenmal das Konsulat. Tiberius war in glücklicher Ehe verheiratet mit Vipsania Agrippina, einer Tochter des Agrippa. Da zwang
ihn 12 Augustus nach AgrippasTode aus dynastischen Rücksichten diese Ehe zu lösen und AgrippasWitwe zweiter Ehe, des Kaisers
Tochter Julia (s. d.), zu heiraten (11 v. Chr.). Im J. 9 unterdrückte Tiberius den Aufstand der Pannonier und
Dalmatier; nach seines Bruders Drusus Tode im J. 8 war er in Germanien
[* 64] thätig. Im J. 6 wurde ihm die tribunizische Gewalt auf
fünf Jahre und damit eine gewisse Anwartschaft auf den Thron verliehen; zugleich erhielt er den Auftrag,
Armenien den Parthern zu entreißen. Tiberius lehnte unter dem Vorwand, daß seine Gesundheit angegriffen sei,
ab und begab sich in eine Art freiwilliger Verbannung nach Rhodus, wo er mehrere Jahre, mit griech. Litteratur und Astrologie
[* 65] beschäftigt, verlebte.
Die wahren Gründe seiner Entfernung vom Hofe waren das Gefühl der Zurücksetzung gegenüber seinen Stiefsöhnen
Gajus und LuciusCäsar und das unerträgliche Verhältnis zu seiner Gattin Julia. Endlich wurde ihm 2 n. Chr. durch Livia,
der Julias Sturz gelungen war, die Rückkehr nach Rom ausgewirkt, und 4 n. Chr. brachte sie ihren Gemahl dazu, Tiberius trotz
seiner Abneigung gegen ihn zu adoptieren. Zugleich freilich adoptierte Augustus auch seinen einzigen noch
lebenden Enkel Agrippa Postumus, und Tiberius selbst mußte seines Bruders Drusus Sohn Germanicus (s. d.) an Sohnes Statt annehmen.
Tiberius erhielt damals wieder die tribunizische Gewalt auf fünf oder wahrscheinlich gleich auf zehn Jahre. Im J. 5 befehligte
er in Germanien und drang bis zur Elbe vor; dann beschäftigte ihn und Germanicus die Niederwerfung eines
neuen gefährlichen
Aufstandes der Pannonier und Dalmatier.
Nach Varus' Niederlage (9) sicherte Tiberius bis zum J. 11 abermals die Rheingrenze. Währenddessen war Agrippa Postumus seines ungezügelten
rohen Wesens wegen, vielleicht unter Livias Einwirkung, verbannt worden. So blieb Tiberius der einzige
Thronerbe; 13 wurde ihm auf Lebenszeit die tribunizische und die prokonsularische und zugleich die censorische Regierungsgewalt
und damit die Mitregentschaft verliehen. Augustus hatte jetzt endlich seinen Wert erkannt. Als bald darauf 14 Augustus starb,
wurde Tiberius vom Senat nach einigem Zögern als Kaiser anerkannt. Agrippa Postumus ward jedenfalls mit Tiberius' Wissen
beseitigt. Ein Militäraufstand der pannonischen und german. Legionen, die die Gelegenheit zur Erlangung günstigerer Dienstverhältnisse
benutzen wollten, fand durch Tiberius' Sohn Drusus mit dem einen Gardecommandeur Sejanus und durch Germanicus rasche Unterdrückung.
Tiberius' Regierung bietet das Bild einer musterhaften, einheitlichen Verwaltung des gesamten RömischenReichs. Dem Dienste
[* 66] des Staates
hat sich Tiberius mit rastloser selbstloser Energie und weitem staatsmännischem Blick gewidmet. Die auswärtigen und militär. Verhältnisse
traten zurück. Abgesehen von den im ganzen erfolglosen demonstrativen Zügen des Germanicus nach Deutschland
[* 67] (14-16 n.Chr.),
abgesehen von kleinern Aufständen in Gallien, Thrazien und Afrika (Tacfarinas), hat Ruhe geherrscht.
Seine Erfolge nach auswärts (Deutschland, Armenien) verdankte Tiberius wesentlich seiner ^[überzähliges Wort:
seinen] Diplomatie. Im Innern ist Tiberius der Vollender und Ausgestalter des von Augustus geschaffenen Principats. (S. Rom [unter
den Kaisern].) Mehr noch als Augustus widmete Tiberius seine Fürsorge den in der Republik arg vernachlässigten Provinzen. Eine vorzügliche,
geordnete Finanzverwaltung gab ihm dafür die Mittel: der Staatsschatz betrug bei seinem Tode 2700 Mill.
Sesterzien (an 600 Mill. M.).
Die Gesetze gegen Verletzung der Majestät wurden streng gehandhabt, ein ganzer Stand von Angebern (Delatoren) bildete sich
aus und namentlich aus dem hohen republikanisch gesinnten Adel fielen zahlreiche Opfer. Nirgends fand Tiberius für sein ehrliches
Wollen und ArbeitenAnerkennung, sondern selbst in der eigenen Familie Haß, Widerstand und Intrigue. Sein einziger Sohn Drusus,
der natürliche Thronerbe, starb eines plötzlichen Todes, wie Tiberius später erfahren mußte, vergiftet durch den Gardepräfekten
Älius Sejanus (s. d.). Während Tiberius sich 26 vollständig in
die Einsamkeit nach Capri
[* 68] zurückzog, überließ er Sejanus fast die ganze Regierung.
Ihm fällt die systematische Verschärfung des Verhältnisses zwischen Tiberius und Germanicus' Witwe, der ältern Agrippina, und
deren Söhnen (Nero, Drusus), die mit dem traurigen TodeAgrippinas, des Nero und Drusus endete, zur Last. Sejans Verrat und
Sturz (31) veranlaßte Tiberius zu einem erneuten furchtbaren Gericht. Rom hat er seit dem J. 26 nicht wieder
gesehen; er blieb in Capri. Die raffinierten Ausschweifungen, die ihm dort zugeschrieben werden, sind nur der Niederschlag
des Klatsches der gegen ihn erbitterten röm. Aristokratie. Bei einem Ausfluge nach Kap Misenum starb an einer ihn plötzlich
überfallenden Krankheit (die Gerüchte von seinem gewaltsamen Tode sind unwahr) 16. März 37 n. Chr. Tiberius hinterließ,
wie Augustus, Memoiren, die aber bis auf ein geringes Fragment verloren sind. Sein Leben beschrieben Tacitus und Sueton.
¶
mehr
821 Eine genügende moderne Biographie des Tiberius fehlt noch. Von der ältern Litteratur (vgl. Gentile, L'imperatoreTiberio secondo la moderna critica storica, Mail. 1887) verdienen Erwähnung nur Sievers, Tacitus und Tiberius (Hamburger Gymnasialprogramm,
1850–51 fg., und in den «Studien zur Geschichte der röm. Kaiser», Berl. 1870), und Stahr, Tiberius (ebd.
1863; 2. Aufl. 1873); Stahrs seinerzeit vielgenanntes Buch ist eine oberflächliche Arbeit, die eine Rettung auch des Menschen
um jeden Preis anstrebt und höchstens das Verdienst hat, das größere Publikum auf Tiberius' große Eigenschaften
hingewiesen zu haben.
I. Konstantin, byzant. Kaiser (578–582), aus Thrazien gebürtig, hatte sich schon während
der Regierung des Justinus II. als Feldherr ausgezeichnet und wurde von diesem 7. Sept. 574 zum Cäsar ernannt und mit dem Kriege
gegen die Perser betraut, die er 576 bei Melitene am Euphrat glänzend besiegte. Nach dem Tode des Justinus (5. Okt. 578) bestieg
Tiberius den Thron, erkaufte von den Avaren den Frieden und nötigte durch die Siege seines Feldherrn Mauritius
den Perserkönig Khosrev I. zu einem Vertrag, der nach dessen Tode von seinem Nachfolger Hormizd IV. gebrochen wurde, wodurch
ein neuer Krieg entstand, der mit wechselndem Erfolg geführt wurde. Tiberius ernannte seinen Feldherrn Mauritius zum Nachfolger
und gab ihm seine Tochter Konstantina zur Frau (13. Aug. 582). Er starb am folgenden Tage. –
Vgl. Hertzsch,
Descriptoribus rerum imperatoris Tiberii Constantini (in den «Commentationes philologaeJenenses», Bd. 3, Lpz. 1884).
Gleich nach seiner Thronbesteigung schickte
er seinen Bruder Heraklius gegen die Araber, der 28. April 704 in Cilicien einen glänzenden Sieg über sie davontrug. Im März 705 eroberte
jedoch der von Leontius vertriebene KaiserJustinianus II. mit bulgarischer Hilfe Konstantinopel,
[* 70] nahm Tiberius gefangen
und ließ ihn hinrichten.
oder Tu, Gebirgsland in der Sahara (s. d. nebst Karte), im SSO. von Fessan, erstreckt sich von dem Fessan im S.
begrenzenden Tümmogebirge 700 km südöstlich bis Borku und erreicht im nordwestl. Teile im Tarso eine Höhe von 2400 m. Das
Innere und der Nordostabfall des Landes ist fast unbekannt; die Bevölkerung, nach Nachtigals Schätzung 12000 Seelen
vom Stamme der Tibbu Reschâde, wohnt zum größten Teil am Südwestfuße des Gebirges, wo viele Wadis vom Gebirge herabkommen
und an dem die Karawanenstraßen von Fessan nach Borku und Wadai entlang ziehen. Niederschläge fehlen in
keinem Jahre und bringen gute Weiden hervor. Dattelpalme, Granat- und Feigenbaum sowie einige Gartenfrüchte gedeihen. Der
Reichtum der armseligen Bevölkerung besteht in Kamelen, Eseln, großen schwarzen Schafen und Ziegen. Hauptorte sind Tao (702
m) am Südfuß und Bardai (994 m) am Nordostabhang.
das größte Hochland
der Erde, in Centralasien, erstreckt sich zwischen 79 und 102° östl. L. und 28 und 36°
nördl. Br., umfaßt somit etwa 2 Mill. qkm, unter Einrechnung des Gebietes des Kuku-nor. Im S. bildet
der Himalaja, im W. die Gegend des Zusammentreffens des Kara-korum und Kuen-lun, im O. die Bergzüge der chines. ProvinzSze-tschwan
die Grenze. Im SO. ist sie unsicher, verläuft aber ungefähr unter 30° nördl.
Br. quer über die Flußthäler des Saluen, Me-kong und Jang-tse-kiang. (S. Karte: Innerasien, beim
ArtikelAsien.)
[* 73] Im N. nahm man gewöhnlich den Kuen-lun als Grenze an, durch neuere Reisen wurde aber festgestellt, daß dieses
Gebirge sich mit zahlreichen Parallelketten nach Tibet hinein erstreckt und dieses Hochland so vollständig durchdringt,
daß Tibet und der Kuen-lun unzertrennlich sind. Tibet ist daher als ein gefaltetes Gebirgsland aufzufassen,
dessen einzelne Höhenrippen in ostsüdöstl.
Richtung verlaufen und zwischen sich gewaltige Hochmulden tragen, die mit dem Schutt der Gebirgsketten erfüllt und von
Sand und Staub bedeckt sind. Durch diese Ausfüllung mit Verwitterungsprodukten der umliegenden Gebirge kommen die Hochebenen
zu stande, die etwa.3500–5000 m ü.d.M. liegen und im Westen des 90.° meist abflußlos oder mit salzigen
Seen bedeckt sind, im Osten von den Oberläufen chines. und hinterind. Flüsse
[* 74] durchzogen werden, während im äußersten Süden
der Indus nach WNW., der Brahmaputra (Sang-po) nach OSO. verlaufen.
Über diesen Ebenen und Seen, von denen der Tengri-nor 4630 m hoch liegt, erheben sich die Gebirgsketten
zu 6000–7500 m Höhe, also trotz ihrer gewaltigen absoluten Höhe nicht mehr allzu hoch über dem Hochlande. Die größte
Gipfelhöhe enthält das Dupleixgebirge. Näheres s. Kuen-lun. Im S. trennt das eigentümliche 7500 m hohe Tana-la-Gebirge,
ein in südsüdwestl. Richtung gegen Lhassa ziehender Hochrücken, das westliche abflußlose Tibet von dem
östlichen; dieses Gebirge trägt die Quellen der drei großen Ströme Hinterindiens.
Nordöstlich davon entspringt der Hoang-ho aus zwei Quellseen. Wahrscheinlich bestehen alle GebirgeT.s aus krystallinischen,
archäischen Schiefern, Silur und Devon;
[* 75] jüngere Ablagerungen scheinen zu fehlen. Das Klima wird bedingt durch die Höhenlage
und den Mangel an Niederschlägen. Es ist daher trocknes Höhenklima mit tiefen Winter-, ziemlich hohen
Sommertemperaturen und großen Schwankungen zwischen der Tages- und Nachttemperatur. Am schroffsten ist der Wechsel im Frühling
und Sommer, mit Stürmen, Bewölkung und plötzlicher Abkühlung, am angenehmsten ist der Herbst; die Eisdecke des Kuku-nor schmilzt
im April.
Heftige Nord- und Nordweststürme erfüllen die Luft mit Staub, brechen aber um Sonnenuntergang ab; meist wehen sie im Winter
und Frühling. Die Niederschlagsmenge beträgt kaum 200 mm im Jahr, daher der Wassermangel, so daß die Wasserläufe den Schutt
der Gebirge nicht abzuführen vermögen. Nur Ost- und Südosttibet erhält mehr Regen. Der Winter ist schneearm,
die Schneelinie rückt im Sommer bis über 5000 m, im Norden des Kara-korum bis 5670 m, im Marco-Polo-Gebirge bis 4900 m empor,
so daß Pässe von 5000 m oft schneefrei sind. Im ganzen steigt sie nach Osten aufwärts. – Die Vegetation beschränkt sich
in den baumlosen Wüstensteppen auf Gräser,
[* 76] Dornsträucher, salzliebende Gewächse, Allium,
[* 77] Chenopodium,¶