als
Typus der Schwergläubigkeit und der Zweifelsucht. Nach den apokryphen
«Akten des Thomas» führte er den
NamenJudas Thomas, wurde
von
Christus als Sklave nach
Indien verkauft, wo er dem König Gundaforus einen
Palast erbauen sollte, aber die ihm dafür übergebenen
Schätze verwendete, um den
Armen Gutes zu thun. Als der König dies erfuhr, wollte er ihn hinrichten
lassen, bis er hörte, daß Thomas ihm von jenen Schätzen einen
Palast im Himmel
[* 2] erbaut habe. Nach derselben Legende wurde Thomas, nachdem
er viele Wunder gethan und eine große Menge zum christl.
Glauben bekehrt hatte, auf
Befehl eines Königs Mesdeus durch die
Lanzen von vier
Soldaten durchbohrt. Die Nachrichten der Kirchenväter sind von dieser Legende abhängig. Die
«ActaThomae»
sind von Thilo (Lpz. 1823),
im syr.
Text mit engl.
Übersetzung von Wright
(«Apocryphal acts of the Apostles», 2 Bde.,
Lond. 1871),
zuletzt in vollständigem griech.Texte von
Bonnet («Supplementum codicis apokryphi», Lpz.
1883) herausgegeben. Die ind.
Christen, die mit der syr.
Kirche in
Verbindung standen und seit dem 5. Jahrh. von der Reichskirche
als
Nestorianer (s. d.) getrennt wurden, betrachteten den Thomas als
Stifter ihrer
Kirche und nannten sich nach ihm Thomaschristen.
Auch die pers.
Nestorianer erklärten sich für
Schüler des
Apostels Thomas. Dem
Apostel Thomas wird auch ein «Evangelium
infantiae Christi» (daher auch «Evangelium secundum Thomam» genannt)
zugeschrieben, das die
Lücken der evang. Geschichte für die Zeit von der Kindheit bis zum Auftreten Jesu auszufüllen
sucht, doch stets als apokryph galt (abgedruckt in
Tischendorfs «Evangelia apocrypha», 2. Ausg.,
Lpz. 1876). Dem Thomas ist in der röm.
Kirche der 21. Dez., in der griech.
Kirche der 6. Okt., daneben auch der erste Festtag des mit
Ostern beginnenden
Kirchenjahres
(Thomassonntag) geweiht. In Abbildungen sieht man Thomas mit einem Winkelmaße, Lanze,
Stab
[* 3] oder
auch mit einer Meßschnur. Er ist der
Patron der
Architekten und Zimmerleute. -
Vgl. Lipsius, Die apokryphen
Apostelgeschichten, Bd. 1 (Braunschw.
1882).
aKempis, deutscher
Mystiker, nach seinem im Erzstift Köln
[* 4] (nicht in Oberyssel) belegenen Geburtsort
Kempen
(Campen)
genannt, eigentlich aber Hamerken oder
Hämmerlein (lat. Malleolus), geb. 1380,
besuchte 1392 die Schule der
Brüder des gemeinsamen Lebens zu Deventer, wo er den Unterricht des Gerhard Groote und des
Florentius Radewins
erhielt, trat 1407 in das von der
Brüderschaft gestiftete Augustinerkloster Agnetenberg bei
Zwolle, wurde 1414 Priester, 1423 Subprior,
später Prokurator und 1447 nochmals Subprior des
Klosters, und starb, 91 J. alt, Ausgezeichnet
durch Frömmigkeit und Gemütstiefe, wirkte Thomas a Kempis höchst segensreich als
Lehrer und Erzieher der
Jugend.
die den Ruhm seines
Namens über die ganze
Erde verbreitet haben.
Die ersteAusgabe seiner sämtlichen Werke erschien ohne Angabe von Ort und Jahr (wahrscheinlich um 1474 zu
Utrecht,
[* 6] ohne die «Imitatio»); die beste, aber auch nicht
vollständige
besorgte der
Jesuit Sommalius (Antw. 1599 u. ö.; zuletzt Köln 1728,1757),
eine neue wurde angefangen von
Kraus (Bd. 1: «Oposcula»,
Trier
[* 7] 1868). Eine
Übersetzung sämtlicher Werke hat Silbert besorgt (4 Bde.,
Wien
[* 8] 1838-40). -
Vgl. Bähring, Thomas a Kempis von
Kempen, der Prediger der
Nachfolge Christi, nach seinem äußern und innern Leben (2.
Ausg., Lpz. 1872);
Kettlewell, Thomas a Kempis and the brothers of common life (2 Bde.,
Lond. 1881-84);
Cruise, a
Kempis (ebd. 1887) und die Litteratur beim
ArtikelNachfolge Christi; ferner Hirsche,
[* 9] Prolegomena
zu einer neuen
Ausgabe der Imitatio (3 Bde., Berl.
1873-93).
vonAquino,Scholastiker, geb. 1225 oder 1227 auf dem Schlosse Roccasicca
im Neapolitanischen, aus einem gräfl. Geschlecht, wurde erzogen von den
Benediktinern zu
Monte-Cassino und setzte dann seine
Studien in Neapel
[* 10] fort. Wider den Willen seiner Familie trat er 1244 in den
Dominikanerorden und war noch
Schüler des berühmten
Scholastikers
Albert d. Gr. in Köln, wo er auch seit 1248 alsLehrer der scholastischen
Philosophie auftrat. 1252 ging
er nach
Paris.
[* 11]
Seine scharfsinnige Anwendung der
Lehren
[* 12] des
Aristoteles auf die wissenschaftliche Bearbeitung der
Theologie verschaffte ihm
bald einen ausgezeichneten Ruhm. Er verteidigte seinen
Orden
[* 13] durch die Streitschrift «Contra impugnantes Dei cultum et religionem»,
und wurde von
Urban IV. 1261 nachItalien
[* 14] berufen, um zu
Rom,
[* 15]
Bologna und Pisa
[* 16]
Philosophie zu lehren, worauf
er von seinem
Orden zum
Definitor der röm.
Provinz ernannt wurde. Seit 1272 hielt er sich in dem Dominikanerkloster zu Neapel
auf, um ganz seinen
Studien und Vorträgen zu leben. Auf der
Reise zur Kirchenversammlung nach
Lyon
[* 17] starb er zu
Fossanuova.
Noch während seines Lebens genoß Thomas von Aquino das größte Ansehen in der
Kirche; seine zahlreichen
Schüler nannten ihn Doctor universalis,
auch Doctor angelicus und den zweiten
Augustinus.
Johann XXII. versetzte ihn 1323 unter die
Heiligen. Seine Hauptwerke sind
der Kommentar über des
Petrus Lombardus vierBücher «Sententiarum», die
«Summa de veritate fidei catholica
contra gentiles» und die
«Summa theologiae», denen die «Quaestiones disputatae et quodlibetales»
und die «Opuscula theologica» sich anschließen.
Sie zeichnen sich nicht nur durch einen staunenswerten Aufwand von Fleiß und dialektischer Kunst, sondern auch durch den
darin unternommenen großartigen Versuch aus, das kirchliche Lehrsystem zu einer einheitlichen philos.
Weltanschauung zu erheben. Die christl.
Sittenlehre behandelte er in einer ihm eigentümlichen
Anordnung und einem
Umfang, wodurch
er sich den Ehrennamen des
Vaters der
Moral erwarb. In der Reformationszeit wurde seine
Autorität von den
Protestanten ebenso
eifrig bestritten, als von den Katholiken verteidigt.
DasTridentinische Konzil erhob eine Reihe von
Lehren in der von Thomas von Aquino vorgetragenen Form zu kirchlichen Glaubenssätzen,
und noch heute gilt er als der angesehenste Dogmatiker der kath.
Kirche, wie denn sowohl
Pius IX., als ganz besonders
Leo XIII.
in seiner sog.
Thomas-Encyklika («Aeterni patris») vom die
Philosophie und
Theologie des Thomas von Aquino als
Grundlage aller gelehrten
Studien der kath. Christenheit erklärten. Aus dem Franziskanerorden trat im Anfange des 14. Jahrh.
Duns Scotus (s. d.) als T.s Gegner
auf und gründete die philos.-theol. Schule der Scotisten, denen
¶
mehr
seitdem die Thomisten, meist Dominikaner, als Anhänger des Thomas von Aquino gegenüberstanden. Die Thomisten vertraten in der Philosophie einen
gemäßigten Realismus, folgten der strengen Lehre
[* 19] Augustins von der Gnade und bestritten die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau
Maria. Die Scotisten sind entschlossene Realisten, neigen sich zum Semipelagianismus und behaupten die unbefleckte Empfängnis
der Jungfrau Maria. Der Streit wurde lange Zeit fortgesetzt mit einer Erbitterung, die fast mehr noch,
als im wissenschaftlichen Interesse, ihren Grund in der Ordenseifersucht zwischen Dominikanern und Franziskanern hatte. Die
Werke des Thomas von Aquino wurden von Pius V. (17 Bde., Rom 1570-71), neuerdings unter den AuspizienLeo XIII. (ebd., seit 1882)
herausgegeben. Einen Kommentar seiner Schriften enthält Thömes, «Divi Thomae Aquinatis opera et praecepta» (Berl. 1875).
Vgl. Hoertel, Thomas von Aquino und seine Zeit (Augsb. 1846);
K. Werner, Der heilige Thomas von Aquino (3 Bde., Regensb.
1858-59);
Jourdain, La philosophie de Saint
[* 20] Thomas von Aquino (2 Bde., Par.
1858);
Gibelli, Vita di Saint Thomas von Aquino (Bologna 1862);
Baumann, Die Staatslehre des Thomas von Aquino (Lpz. 1873);
Holtzmann,
Thomas von Aquino von Aquino und die Scholastik (Karlsr. 1874);
Cicognani, Sulla vita e sulle opere di S. Tommaso (Vened. 1874);
Otten, Erkenntnislehre
des Thomas von Aquino (Paderb. 1882);
Lecoultre, La psychologie d'Aristote et de Thomas von Aquino (Par. 1883);
Summe des Thomas von Aquino von Aquino(Luzern
[* 22] 1894); Abert, Sancti Thomae Aquinatis compendium theologiae (Würzb. 1896); Schütz, Thomaslexikon
(Paderb. 1895).
(spr. tomah), Ambroise, franz. Komponist, geb. zu Metz
[* 23] als der Sohn eines Musiklehrers, bildete im
Konservatorium zu Paris sein Talent im Pianofortespielen und in der Komposition aus, erhielt 1832 den GroßenRömerpreis und
ging als Stipendiat der Regierung nach Italien und Wien. 1836 kehrte er nach Paris zurück und begann Opern
zu komponieren. Erst die 1849 zur Ausführung gebrachte komische Oper «Le
[* 24] Caïd» fand großen Beifall. Nicht minder glücklich
war Thomas 1850 mit «Le songe d'une nuit d'éte».
Von den spätern fanden «Mignon» (1866) und «Hamlet» (1868) die weiteste Verbreitung. Außer diesen Bühnenwerken
komponierte Thomas auch ein Requiem und verschiedene andere Kirchensachen, viele ein- und mehrstimmige Gesänge, ein Streichquartett,
ein Klaviertrio und mehrere Stücke für Klavier allein. Thomas war längere Zeit Kompositionsprofessor am Konservatorium und wurde
nach AubersTode 1871 zum Direktor dieses Instituts erhoben. Er starb in Paris.
(spr. tommĕs),George Henry, nordamerik. General, geb. in Southampton-County (Virginien), besuchte
die Militärschule
zu West-Point, wurde 1840 Offizier, machte den Krieg gegen die Indianer in Florida und den Mexikanischen
Krieg (1846-47) mit und zeichnete sich besonders in den Schlachten
[* 25] von Monterey und Buena-Vista aus. BeimAusbruch des
Bürgerkrieges (1861) nahm er Dienste
[* 26] im nördl. Heere, wurde Oberst, später Brigadegeneral eines freiwilligen Korps und
beteiligte sich an den Schlachten von Murfreesborough und Chickamauga (1862 und 1863). Im Okt. 1864 wurde er als Brigadegeneral
der regulären Armee nach Tennessee geschickt, um diesen Staat zu schützen, und vernichtete 15. Dez. die Konföderierten
unter General Hood bei Nashville. Infolge dieser glänzenden Waffenthat wurde er zum Generalmajor befördert und erhielt 1865 ein
Dankesvotum vom Kongreß der Vereinigten Staaten.
[* 27] 1869 wurde er als Commandeur der 4. Militärdivision an die Pacific-Küste
gesandt und starb zu San Francisco. -
Vgl. Thomas B. vanHorne, Thomas (Neuyork
[* 28] 1882).
(spr. tommĕs),Sydney
[* 29] Gilchrist, der Erfinder des nach ihm benannten Eisenentphosphorungsverfahrens (s. Eisenerzeugung),
geb. im April 1850 in oder bei London,
[* 30] versuchte seit 1870 die Entphosphorung des Roheisens im Konverter und verband sich 1876 mit
seinem Vetter Percy Gilchrist, der als Chemiker auf den Blaenavon-Eisenwerken beschäftigt war, zur Vornahme
umfangreicher Versuche, die 1879 zum Abschluß kamen. Er erhielt 1882 die Medaille der Society of Arts, 1883 die goldene Bessemer-Medaille.
Nachdem er den Winter 1882 in Australien,
[* 31] den folgenden Winter in Algier verlebt, starb er in Paris.
Christian, Jurist und Philosoph, geb. zu Leipzig,
[* 34] wo sein VaterJakob Thomasius (geb. 1622, gest. 1684) Rektor
der Thomasschule war. Schon während seiner Studienzeit in Frankfurt
[* 35] a. O., 1675-79, machte Thomasius sich von
der pedantischen Art, mit der man damals philos. Disciplinen und das röm. Recht zu behandeln pflegte, durch das Studium der
Schriften des Hugo Grotius und Sam. Pusendorf frei. Kurze Zeit nach seinem Auftreten als akademischer Lehrer an der Universität
zu Leipzig (1684) sprach er seine Ansichten mit großer Freimütigkeit aus. Er fing 1687 zum großen Erstaunen
seiner Kollegen an, Vorlesungen in deutscher Sprache zu halten, und begann 1688 eine Monatsschrift u. d. T. «Freimütige,
lustige und ernsthafte, jedoch vernunft- und gesetzmäßige Gedanken oder Monatsgespräche über allerhand, vornehmlich aber
neue Bücher», worin er, anfangs durch die Gunst des Hofmarschalls von Haugwitz in Dresden
[* 36] geschützt,
seinen satir.
Witz über die damaligen Gelehrten ergoß. Dies und die Hilfe, die er dem von den orthodoxen Theologen verfolgten Aug. Herm.
Francke (s. d.) in Halle angedeihen ließ, erregten ihm den Haß einer starken Partei, an deren Spitze die Leipziger Theologen
Aug. Pfeiffer und Joh. Bened. Carpzov standen. Infolgedessen ging Thomasius 1690 nach Halle, wo er unter Begünstigung
des brandenb. Hofs anfing, an der dortigen Ritterakademie Vorlesungen zu halten. Der große Beifall, der ihm hier zu teil
wurde, gab die nächste Veranlassung
¶
mehr
zur Errichtung der Halleschen Universität (1694). Thomasius wurde zweiter, in der Folge erster Professor des Rechts sowie Direktor
der Universität. Er starb
Charakteristisch für Thomasius' Denkart sind besonders die «Vernünftigen
und christlichen, aber nicht scheinheiligen Gedanken und Erinnerungen über allerhand auserlesene, gemischte, philos. und jurist.
Händel» (3 Bde., Halle 1723-26) sowie seine «Geschichte der Weisheit und Thorheit» (3
Bde., ebd. 1693). Gegen die Hexenprozesse richtete er die «Kurzen
Lehrsätze von dem Laster der Zauberei mit dem Hexenprozeß» (Halle 1704). Seine systematischen Schriften beziehen sich meist
auf Naturrecht und Moral, die er voneinander trennen wollte. -
Gottfried, luth. Theolog, ein Nachkomme von Christian Thomasius, geb. zu Egenhausen
in Franken, studierte in Erlangen,
[* 40] Halle und Berlin,
[* 41] wurde 1829 Pfarrer in Nürnberg,
[* 42] später zugleich Religionslehrer am dortigen
Gymnasium, 1842 ord. Professor der Dogmatik und Universitätsprediger in Erlangen, wo er starb. Thomasius gehörte zu
den einflußreichsten Vertretern der luth. Orthodoxie und war neben Chr. von Hofmann das angesehenste Haupt
der sog. Erlanger Schule. Er schrieb: «Christi Person und Werk. Darstellung der evang.-luth. Dogmatik vom Mittelpunkt der Christologie
aus» (3 Bde., Erlangen 1852-61; 3. Aufl., hg. von F. J. Winter, 2 Bde.,
1888),
«Die christl. Dogmengeschichte als Entwicklungsgeschichte des christl. Lehrbegriffs» (Bd.
1, ebd. 1874; Bd. 2, hg. von Plitt, 1876; 2. Aufl.
von Bonwetsch und Seeberg, 1886-89); ferner «Origenes. Ein Beitrag zur Dogmengeschichte
des 3. Jahrh.» (Nürnb. 1837),
«Das Bekenntnis der evang.-luth. Kirche in der Konsequenz seines Princips» (ebd. 1848),
die in Kugelmühlen fein gepulverte Thomasschlacke, ein Nebenprodukt bei der Flußeisenfabrikation
nach dem von den EngländernThomas und Gilchrist 1879 verbesserten Bessemerverfahren (s. Eisenerzeugung);
es dient, seit G. Hoyermann in Hannover
[* 43] auf seine düngende Wirkung aufmerksam gemacht hat, in der Landwirtschaft als wichtiges
Düngemittel. Der Wert des dunkelbraun bis schwarz aussehenden Thomasphosphatmehl beruht in seinem Gehalt an Phosphorsäure (durchschnittlich
17,5 Proz.). Außerdem sind noch vorhanden etwa 50 Proz.
Kalk (davon bis 12 Proz. im freien Zustand), 4,5 Proz. Magnesia, 13 Proz. Eisenoxyd und -Oxydul, 7,5 Proz. Kieselsäure und
mehr oder weniger Thonerde, Manganoxydul, Schwefel, Schwefelsäure
[* 44] und Vanadinoxyd.
Das zur Verwendung kommende Thomasphosphatmehl soll mindestens 75 Proz. Feinmehl, das durch
ein 0,2 Millimetersieb geht, enthalten. Infolge seines Gehalts an
Ätzkalk verwittert und zerfällt das
Thomasphosphatmehl (oder die Thomasschlacke) mehr oder weniger leicht an der Luft und man suchte bislang hierin den Grund, daß es auf dem
Acker soviel wirksamer ist als die in der Natur vorkommenden Rohphosphate. Neuerdings erklären dies jedoch mehrere Autoren
durch die Anwesenheit eines Tetrakalkphosphats oder eines Kalksilikatphosphats und schätzen den Wert
des Thomasphosphatmehl nach seinem Gehalt an in saurer citronsaurer Ammoniaklösung löslicher Phosphorsäure (P. Wagner).
Die Düngung mit Thomasphosphatmehl (etwa 600 kg pro Hektar) hat sich vor allem auf Moorboden und auf sandigem Boden bewährt, während auf
schwerem Thonboden das Superphosphat vorzuziehen ist. Auch zur Düngung der Wiesen wird es (in Gemeinschaft
mit Kainit) meist zu empfehlen sein. Man schätzt den Wert der Phosphorsäure im T. einhalb bis reichlich dreiviertel so hoch,
wie den derPhosphorsäure im Superphosphat und bezahlt gegenwärtig 1 kg der citratlöslichen Phosphorsäure etwa mit 14 Pf.
Die Produktion von Thomasphosphatmehl ist rapid gestiegen und hat ihren Hauptsitz in Deutschland
[* 45] (seit 1894 ist das Patent
für das Thomasverfahren erloschen). Sie betrug im J. 1896 in Deutschland etwa 735000, in ganz Europa
[* 46] etwa 1 274000 thomasphosphatmehl. -
(Sciara Thomae L.), eine kleine schwarze Mücke aus der Familie der Pilzmücken mit beim Weibchen
schwefelgelb gezeichnetem Hinterleib, im Juli und August häufig an niedern Pflanzen.
Achilles, österr. Oberbaurat, geb. zu Basel,
[* 49] studierte zuerst daselbst
Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften und widmete sich dann 1850-52 den technischen Studien in Karlsruhe.
[* 50] In den J.
1852-56 unter Etzel beim Bau derSchweizerCentralbahn thätig, wurde Thommen von demselben 1857 zum Bau derFranz-Joseph-Orientbahn
nach Ungarn
[* 51] als Sektionsingenieur berufen. Ferner projektierte und baute Thommen die Brennerbahn (1861-67). 1867 als
Staatseisenbahn-Baudirektor und Leiter des gesamten Eisenbahnwesens nach Ungarn berufen, konzipierte er das große ungar.
Eisenbahnnetz und organisierte die staatliche Eisenbahnbaudirektion. 1869 nahm er aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung
als Baudirektor, fungierte aber noch bis Ende 1870 als technischer Konsulent der ungar. Regierung. In der
Broschüre «Die Gotthardbahn» (Wien 1877) trat er für die Vereinfachung des Gotthardbahnunternehmens und für die Anwendung
des Zahnschienensystems auf den zum großen Tunnel
[* 52] führenden Steilrampen ein. Thommen starb zu Maria-Schutz.
¶
(spr. tomms'n),Sir Henry, engl. Chirurg, geb. zu Framlingham in Suffolk, studierte in London und wurde 1866 Professor
der Chirurgie in London. Er gilt als eine der ersten Autoritäten auf dem Gebiete der Blasenkrankheiten und
hat sich besonders um die Vervollkommnung der Lithotripsie und Lithotomie große Verdienste erworben; in weitern Kreisen wurde
er durch die an Kaiser Napoleon III. ausgeführte Steinoperation bekannt. Er schrieb: «The diseases of the prostate» (6.
Aufl., Lond. 1886),
«Practical lithotomy and lithotrity» (ebd. 1863; deutsch von Goldschmidt, Cass. 1882),
«Clinical lectures
on diseases of the urinary organs» (Lond. 1868; 5. Aufl. 1879),
«Lectures on some important points connected with the surgery of the urinary organs»
(ebd. 1884; deutsch von Dupuis, Wiesb. 1885),
«On tumours of the bladder» (Lond.
1885; deutsch von Wittelshöfer, Wien 1885),
«On the suprapubic operation for opening the bladder for stones or tumours»
(Lond. 1886),
«Food and feeding» (7. Aufl. 1891) u. a.
Unter dem PseudonymPen Oliver veröffentlichte er die Romane «Charley Kingston's aunt» (1885)
und «AllBut» (1886).
(spr. tomms'n), Silvanus
[* 54] Phillips, engl. Physiker,
geb. zu York in England, studierte in Flounders' Institute bei Pontefract, um an der University of London 1869 den
Grad eines Bachelor of Arts zu gewinnen. Seine Stellung als Science Master, die er in der von ihm früher
besuchten Bootham School von 1873 bis 1874 bekleidete, gab er auf, um sich weitern chem. und
physik. Studien an der Royal School of Mines in London zu widmen. 1876-78 wirkte Thompson als Lecturer, seit 1878 als Professor für
Experimentalphysik am University College zu Bristol, wo er das physikalische Laboratorium
[* 55] einrichtete.
Seit 1885 ist er Direktor (Principal) des City and Guilds Technical College zu Finsbury in London und daselbst Professor der
Physik. Thompson war Mitglied der Royal Society of London, der Royal Astronomical Society und Vicepräsident der Physical Society of
London. Außer einer großen Anzahl von Aufsätzen aus dem Gebiete der Experimentalphysik, im speciellen
der Elektricität und Optik schrieb Thompson «Elementary lessons in electricity and magnetism»
(Lond. 1881; 53. Aufl. 1891; übersetzt in das Deutsche,
[* 56] Französische, Italienische, Polnische),
«Dynamo-electric machinery»
(ebd. 1884; 5. Aufl. 1895; übersetzt in das Deutsche [5. Aufl., Halle 1896-97] und Französische),
«The Electromagnet» (Lond.
1891; deutsch Halle 1894),
«Polyphase electric currents and alternate current motors» (1895;deutsch
ebd. 1896),
(spr. tomms'n bött-), Lady Elizabeth Southerden, engl.
Malerin, geb. 1844 zu Lausanne,
[* 57] war eine geborene Thompson und heiratete 1877 den GeneralSir W. F. Butler, der sich besonders
im Sudan ausgezeichnet hat. Sie kam jung mit ihren Eltern nach Italien, wo sie in Florenz
[* 58] Studien in der
Malerei machte; 1870 nach England zurückgekehrt, errang sie einen ersten Erfolg mit dem Bilde: Truppenmusterung, das die
Königin Victoria
[* 59] erwarb. Ferner
malte sie: Das 28. Regiment bei Quatrebras (1875),Balaklawa, Inkjerman, Rekrutierung in
Irland (1879),Angriff der schott. Dragoner (Scots Greys) bei Waterloo
[* 60] (1882),
Ausgestoßen (1890);
diese Kriegsbilder, durch den Stich vervielfältigt, gehören in England zu den beliebtesten Werken dieser
Art.
Julius, dän. Chemiker, geb. in
Kopenhagen,
[* 61] wurde, nachdem er als Docent der Chemie an der polytechnischen Lehranstalt und Docent der Physik
an der militär. Hochschule seiner Heimatstadt gewirkt hatte, dort 1866 Professor der Chemie an der Universität und 1883 Direktor
der Technischen Lehranstalt. Er hat zuerst (1853) die Lehren der mechan. Wärmetheorie auf thermochem. Vorgänge angewendet
und zu diesem Zweck unter Verbesserung der Methoden zahlreiche Bestimmungen der Wärmetönungen ausgeführt. 1853 gründete
er die Kryolithindustrie und ist seit 1865 Direktor der Kryolithminen und -Handelsgesellschaft in Kopenhagen. Sein Hauptwerk
sind die «Thermochem. Untersuchungen» (4 Bde.,
Lpz. 1882-86).
Wilh.LudwigPeter, dän. Sprachforscher, geb. in Kopenhagen,
habilitierte sich 1869 an der Universität daselbst und wurde 1871 außerord., 1887 ord. Professor der
vergleichenden Sprachwissenschaft. 1876-92 war er Hauptredacteur der «Nordist Tidskrift for
Filologi». Er schrieb namentlich: «Det magyariske Sprog og dets Stammeslœgtskab» (in der «Tidskrift
for Filologi og Pœdagogik», 1876),
«Den gotiske Sprogklasses Indflydelse paa den finske» (Kopenh.
1869; deutsch von E. Sievers, Halle 1870),
«The relations between ancient Russia and Scandinavia, and the origin of the Russian
state» (Oxf. und Lond. 1877; deutsch von Bornemann, Gotha
[* 62] 1879); «Beröringer mellem de finske og de baltiske (litauisk-lettiske)
Sprog» (Kopenh. 1890). 1893 gelang es ihm, das rätselhafte runenartige Alphabet der, wie er bewies, alttürk.
Inschriften aus Sibirien und der Mongolei zu entziffern (vgl. T.s Werk «Inskriptions de l'Orkhon», auch in den «Memoires de
la Société finno-ougrienne», V., Helsingf. 1894-95).
Krankheit (Myotonia congenita), eine eigentümliche angeborene Anomalie
[* 63] des Muskelapparats, die sich dadurch
zu erkennen giebt, daß bei beabsichtigten Bewegungen tonische Krampfzustände in den Muskeln
[* 64] eintreten,
welche die Ausführung der gewollten Bewegung verzögern oder zeitweise vollkommen unmöglich machen. Die Spannung, Steifigkeit
und krampfartige Starre der Muskeln ist nach längerer Ruhe am ausgesprochensten, während sie bei weiterer Fortsetzung der
Bewegungen einer freiern, ja völlig unbehinderten Beweglichkeit Platz macht. Das Verhalten der Muskeln
auf elektrische und mechanische Reizung ist dabei oft in eigentümlicher Weise verändert (sog. myotonische Reaktion); die
mikroskopische Untersuchung er giebt öfters Hypertrophien und feinere Strukturveränderungen der Muskelfasern. Ausgangspunkt
und Ursache der bis jetzt unheilbaren Krankheit, die oft erblich ist, sind noch ganz unbekannt.
(spr. tomms'n),Sir Charles Wyville, Begründer der Tiefseeforschung, geb. zu Bonsyde, dem Stammgut
seiner Familie in
¶
mehr
Schottland, studierte in Edinburgh Naturwissenschaften, wirkte 1850-53 als Docent der Botanik an dem King's College in Aberdeen,
[* 66] 1853-54 als Professor der Naturgeschichte an dem Queen's College in Cork, dann als Professor der Mineralogie und der Geologie
[* 67] an dem Queen's College in Belfast. Später widmete er sich vorzugsweise biologischen Untersuchungen über
die niedrigsten Tier- und Pflanzenformen. Mit Carpenter machte Thomson auf dem Kanonenboot Lightning 1868 und auf dem Wachtschiff
Porcupine 1869 die ersten Seefahrten zur Erforschung der Tiefseefauna in der Nordsee und dem Mittelländischen Meer. 1872 wurde
er Professor der Naturgeschichte an der Universität Edinburgh. 1872-76 leitete er die Challenger-Expedition (s. d.).
Dafür erhielt Thomson die Ritterwürde und die große goldene Medaille der Königlichen Gesellschaft. Er starb in Edinburgh.
Thomson schrieb: «Depths of the sea» (Lond.
1872) und «The voyage of the Challenger. The Atlantic» (2 Bde., ebd. 1877).
(spr. tomms'n), James, engl. Dichter, geb. zu
Ednam (Grafschaft Norburgh, Schottland), Sohn eines presbyterianischen Predigers, zeigte schon früh große Neigung zur Dichtkunst
und bildete sein Talent namentlich auf der Universität Edinburgh aus. Nach seines VatersTode ging er nach London, wo er eine
Hofmeisterstelle erhielt und 1726 ein beschreibendes Gedicht «The Winter»
herausgab, das sofort mehrere Auflagen erlebte und den Dichter bewog, 1727 «The Summer», 1728 «The
Spring» und 1730 die erste vollständige Ausgabe von «The Seasons» («Die
Jahreszeiten»)
[* 68] folgen zu lassen. 1731 begleitete Thomson den ältesten Sohn des nachmaligen Lordkanzlers Sir Charles Talbot auf
einer Reise durch Frankreich, die Schweiz
[* 69] und Italien, gab nach seiner Rückkehr das Gedicht «Liberty»
heraus und erhielt durch Talbots Verwendung eine einträgliche Sinekure, die er jedoch nach dessen Tode verlor. Indessen verlieh
ihm der Prinz von Wales ein Jahrgehalt von 100 Pfd. St., und später erhielt er auch als Oberaufseher
über die Kleinen Antillen eine andere Sinekure. Er starb Von seinen fünf Trauerspielen sind
«Sophonisba» und «Tacred and
Sigismonda» die besten; aus allen leuchtet jedoch der Lehrdichter hervor. Das Stück«Alfred», das er gemeinschaftlich mit
seinem Jugendfreunde David Mallet (gest. 1765) schrieb (1740),
enthielt zuerst das berühmte engl. Volkslied «Rule Britannia»;
ob Thomson oder Mallet der Verfasser desselben war, ist unentschieden. Außerdem schrieb er «The
castle of indolence», ein allegorisches, aber sehr unbedeutendes Gedicht in SpensersWeise. Gesamtausgaben seiner Werke erschienen
zu Edinburgh 1768 (4 Bde.),
1788 (3 Bde.),
1833 (4 Bde.),
1870 (2 Bde.). Sein Leben von Patrick Murdoch (Lond.
1803) ist vielen Ausgaben vorgedruckt. Die «Seasons» wurden oft
ins Deutsche übersetzt (von Tobler, Zür. 1766-69; neue Aufl. 1781;L.Schubart, Berl. 1789; Soltau, Braunschw. 1823; Bruckbräu,
Münch. 1828 u. a.), die Trauerspiele von J. H. Schlegel in reimlosen Iamben.
(spr. tomms'n),Joseph, engl. Afrikareisender, geb. ging 1878 mit
der von Keith Johnston geführten Expedition als Geolog nach Ostafrika, übernahm als Johnston
einem Fieberanfall erlegen war, die Führung, erreichte durch Uhehe das Nordende des Njassasees und von hier den Tanganika bei
Pambete, erforschte das Westufer bis zur Insel Kasenge und
verfolgte den Lauf des Lukuga weiter als Stanley und Cameron
bis zu 29° 27' östl. L. von Greenwich und 5° 41' südl. Br. Den Rückweg schlug er von Pambete in nördl. und nordöstl.
Richtung durch Fipa und Ukonongo nach Unjamwesi ein. Am traf er wieder an der Küste ein. Im Auftrag des Sultans machte
er 1882 einen vergeblichen Versuch, Kohlenlager am Rovuma aufzufinden. Ausgerüstet von der Geographischen
Gesellschaft in London, ging er von Mombas aus über Taveta, am Ost- und Nordrand des Kilima-Ndscharo vorbei, auf
das Plateauland von Kapoteï, zum Naiwaschasee und über.eine 4300 m hohe Gebirgskette, welche von ihm den NamenAberdare Ranges
erhielt, an den Fuß (1740 m ü. d. M.) des Kenia.
Von hier wandte er sich nach Nordwesten zum Baringosee und über den Elgejo-Gebirgskamm, den Nsoia entlang nach Kavirondo,
wo er in Masala den Victoria-Njansa erblickte. Nach einem Abstecher zum 4270 m hohen Elgon ging er über den
Baringo und Naiwaschasee und südlich davon über die Uluberge und durch die Landschaft Kikumbuliu nach Teita und Mombas zurück;
hier traf er ein. Die National African Company entsandte Thomson 1885 nach dem HaussastaatSokoto in Westafrika, um den
dortigen Machthaber zu bestimmen, Uferstrecken am Niger und Binue an die Gesellschaft abzutreten und das
Handelsmonopol ihr zu bewilligen, was ihm auch gelang. 1888 entsandte ihn die Geographische Gesellschaft in London in den
südl. TeilMarokkos. Thomson kam bis zum WadSus, mußte sich aber dann zur Umkehr entschließen. Im Auftrag der Englisch-Südafrikanischen Gesellschaft
unternahm er 1890 eine neue Expedition nach Englisch-Centralafrika; er ging 23. Aug. vom Westufer des Njassasees
den Loangwafluß hinab nach dem Bangweolosee, welchen er wie den Tschambesi genauer erforschte, und kehrte über die Victoriafälle
des Sambesi nach der Küste zurück. Thomson starb in London. Er schrieb: «Expedition nach den
Seen» (deutsch, Jena
[* 70] 1882) und «Durch Massailand» (deutsch, Lpz.
1885). -
Vgl. J. B. Thomson, Joseph Thomson African explorer (Lond. 1896).
Thomas, schott. Chemiker, geb. zu Crieff in Schottland, studierte in Glasgow
[* 71] und in
Edinburgh unter Black und war seit 1796 bei der Herausgabe des Supplements zur «Encyclopædia Britannica»
thätig. 1813 zog Thomson nach London, wo er die «Annals of Philosophy» herausgab, die mit dem «Philosophical
Magazine» vereinigt wurden; 1817 ging er als Professor der Chemie nach Glasgow und gründete hier das erste chem. Unterrichtslaboratorium
in Großbritannien.
[* 72] Er starb zu Kilmun in Argyll. Thomson hatte hervorragenden Anteil an der Befestigung
der Daltonschen Atomtheorie, trug zur Verbesserung des Lötrohrs bei und entdeckte mehrere Mineralien
[* 73] u. s. w. Seine Hauptwerke
sind: «System of chemistry» (4 Bde., Edinb.
1802; 7. Aufl., 2 Bde., 1831),
«Outline of the sciences of heat and electricity» (neue
Aufl. 1840; deutsch von Wolff, 5 Bde.,
Berl. 1805-11),
«Elements of chemistry» (Edinb. 1810),
«Attempt to establish the first principles of chemistry by experiment»
(2 Bde., Lond. 1825),
«Chemistry of organic bodies» (2 Bde.,
ebd. 1838),
(spr. tomms'n), William, Lord Kelvin, engl. Physiker, geb. im Juni 1824 zu Belfast, studierte zu Glasgow, Cambridge
und Paris und wurde schon 1846 zum Professor der Physik an der UniversitätGlasgow ernannt. In demselben Jahre übernahm
er die Redaktion des «Cambridge and Dublin
[* 75] Mathematical Journal», worin er unter anderm seine berühmte Abhandlung «On the
distribution of electrticity on spherical conductors» (1848) veröffentlichte. Elektricität und Wärme
[* 76] bildeten seitdem
die Hauptgegenstände seiner Untersuchungen.
Die Resultate derselben veröffentlichte er besonders in dem «Philosophical Magazine» und in den Schriften der
königl. Gesellschaften von London und Edinburgh. Auf dem Gebiet der Elektricität verdienen Erwähnung T.s Vorlesung «On
the electrodynamic properties of metals» (1856), ferner die Erfindung seiner Elektrometer,
[* 77] die mit der größten Genauigkeit
den elektrischen Zustand der Atmosphäre anzeigen, und seines Spiegelgalvanometers, der in der Geschichte der unterseeischen
Telegraphie Epoche machte. Thomson erwarb sich hervorragende Verdienste um die erfolgreiche
Legung und Benutzung des ersten atlantischen Kabels (1866). Eine von ihm konstruierte Form des Schiffskompasses mit geringer
Deviation hat große Verbreitung gefunden. Er erfand auch eine Tiefseesonde und beschäftigte sich in neuester Zeit mit der
Durchbildung elektrotechnischer Meßinstrumente. 1890 wurde er Präsident der Königlichen Gesellschaft, 1892 zum
Lord Kelvin ernannt.
Außer den erwähnten Schriften erschien von ihm: «Mathematical theory of elesticity» (1878),
«Rigidity of the earth», «Reprints
of papers on electrostatics and magnetism» (1862; 2. Aufl. 1884; deutsch von Levy und Weinstein, Berl. 1890),
«Navigation;
a lecture» (1875),
das gemeinschaftlich mit P. G. Tait herausgegebene größere Werk «Treatise
on natural philosophy» (Bd. 1, Teil 1 u. 2, 1887 u. 1883; Bd. 1, deutsch von Helmholtz und Wertheim, Braunschw. 1871-74),
und
eine Sammlung seiner verstreuten «Mathematical and physical papers» (Cambr.
1882, 1884 u. 1890).
In deutscher Übersetzung erschienen noch seine «Populären Vorträge und Reden», Bd. 1 (Berl.
1891). - James Thomson, ein älterer BruderSir William T.s und Professor der Ingenieurwissenschaften in Glasgow, hat sich besonders
durch die Entdeckung, daß der Gefrierpunkt des Wassers durch Druck sinkt, und durch seine hierauf gegründete Gletschertheorie
einen Namen gemacht.
Lotmaschine, s. Tiefseeforschung^[= die Summe der Untersuchungen, die unsere Kenntnis der Beschaffenheit des Meeresgrundes sowohl ...] nebst Tafel,
[* 74]
Fig. 4.
die durch Verwitterung Aluminiumsilikat enthaltender Mineralien (z. B. der Feldspate) entstandenen steinigen
bis erdigen Stoffe. Diese lagern entweder an der Stelle, an welcher sich ihr Muttergestein befand, und heißen dann Thon primärer
Lagerstätte, welche auch als Porzellanerde oder Kaolin (s. d.) bezeichnet werden, oder sie sind durch
einen natürlichen Schlämmprozeß vom Ursprungsorte fortgeführt und haben sich aus dem Wasser, meist in regelmäßigen
Lagern abgesetzt: Thon sekundärer Lagerstätte.
Der Hauptbestandteil beider Arten von Thon ist ein wasserhaltiges Aluminiumsilikat, doch tritt dieses fast nie in annähernd
reinem Zustande auf, sondern die Thon enthalten infolge der mechan. Wirkung der
Verwitterung mehr
oder weniger große Mengen innig fein zerteilter Trümmer von Quarz, Feldspat oder andern Silikaten beigemengt.
Ihre Menge ist wesentlich bestimmend für die Anwendung der Thon verschiedener Fundstätten zur Herstellung von
Thonwaren
[* 78] (s. d.). Danach unterscheidet man unter dem Thon sekundärer
Lagerstätte z. B. feuerfeste Thon, Pfeifenthone, von denen die erstern
geringere, die letztern schon größere Mengen von Nebenbestandteilen enthalten.
Sehr unrein sind die Töpfer- und Ziegelthone, die Lehm- und Mergelsorten, von denen die drei erstern viel Eisenoxyd und Sand
neben kohlensaurem Kalk, die letztern besonders viel kohlensauren Kalk enthalten. Die Thon haben die Eigenschaft,
mit Wasser angerührt, bildsame plastische Massen zu geben. Auch können sie fremde, nichtplastische Stoffe
umhüllen und festhalten, ohne ihre Plasticität zu verlieren (Bindevermögen). Je nachdem die reine Thonsubstanz oder nichtplastische
Körper in den Vordergrund treten, spricht man von fetten und magern Thon und von Magerungsmitteln.
BeimTrocknen der geformten Thonwaren rücken die kleinsten Teilchen einander näher, indem das zwischen
ihnen befindliche Wasser verdunstet, die Ware zieht sich zusammen, erleidet Luftschwindung; bei höherer Temperatur entweicht
das letzte Wasser, aber auch bei weiter gesteigerter Hitze zieht sich die Thonmasse noch weiter zusammen und wird dichter
und fester (Feuerschwindung). Das Brennen der Thon verleiht den ihnen in feuchtem Zustande erteilten Formen
die nötige Beständigkeit.
Bei noch höhern, für die einzelnen Thon je nach ihrer Reinheit sehr verschiedenen Temperaturen schmelzen diese. Die Thon, besonders
die reinen, dienen nicht nur zur Herstellung der Thonwaren, sondern auch der Ultramarine, zum Versetzen der Papiermasse (unter
dem Namen Lenzin), zur Bereitung der schwefelsauren Thonerde und der Alaune u. s. w. Große landwirtschaftliche
Bedeutung hat der Thon als Komponent einer jeden Ackererde; er ist der wesentliche Bestandteil der Feinerde (s. d.), und deren
Eigenschaft, wertvolle Pflanzennährstoffe aus der Bodenflüssigkeit zu absorbieren und also vor dem Versinken in den Untergrund
zu bewahren, wird in der Hauptsache durch die Anwesenheit des Thon und durch dessen Gehalt an
Zeolithen sowie an Thonerde- und Eisenhydroxyd bewirkt.
Unter dem Mikroskop
[* 79] zeigen die kleinsten Teilchen des Thon Kugelgestalt und bilden Anhäufungen von fischrogenartigem
Charakter, wodurch anscheinend seine Plasticität und seine große, wasserhaltende Kraft
[* 80] bedingt wird, und diese ist von
maßgebendem Einfluß auf die Feuchtigkeitsverhältnisse und Erwärmungsfähigkeit des Bodens. Überwiegt
der Thongehalt zu sehr (Thonboden enthält über 50 Prozent Thon), so wird der Boden steif, naß und infolge der hohen specifischen
Wärme des Wassers kalt. Stärkere Thonschichten sind für Wasser völlig undurchlässig; sehr häufig bilden sie die tragenden
Schichten für das Grundwasser
[* 81] und sind daher wichtig für hydrologische Untersuchungen. -