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767 Classen und Becker, 2 Bde., Bonn [* 2] 1839–41;
besser von De Boor, 2 Bde., Lpz. 1883–85).
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767 Classen und Becker, 2 Bde., Bonn [* 2] 1839–41;
besser von De Boor, 2 Bde., Lpz. 1883–85).
Gemahlin Ottos II., s. Theophano. ^[= # oder Gemahlin Kaiser Ottos II., Tochter des byzant. Kaisers Romanos II. und der ...]
(grch., d. i. Erscheinung Gottes), in der christl. Kirche das Fest der Erscheinung Christi, also soviel wie Epiphania (s. d.).
byzant. Kaiserin, geb. um 943 als Tochter eines Schenkwirts, wurde 957 Gemahlin des spätern Kaisers Romanos II. Sie soll ihren Gatten bestimmt haben, 959 seinen Vater Konstantin VII. Porphyrogennetos zu vergiften, und soll auch ihren Gemahl 15. März 963 durch Gift beseitigt haben. Nachdem sie dann einige Monate lang als Vormünderin ihrer unmündigen Söhne Basilios und Konstantin VIII. regiert hatte, vermählte sie sich 20. Sept. 963 mit Nikephoros Phokas bald nach dessen Thronbesteigung. Auch diesen ließ sie 10. Dez. 969 durch ihren Geliebten Tzimiskes töten, worauf der Mörder als Johannes I. den Thron [* 3] bestieg. Gleich nach dessen Krönung wurde Theophano verbannt, ihre gleichnamige Tochter, die sie dem Romanos geboren hatte, wurde 972 mit dem deutschen Kaiser Otto II. vermählt. –
Vgl. Marrast, Esquisses byzantines (Par. 1874);
Schlumberger, Nicéphore Phokas (ebd. 1890).
oder Theophania, Gemahlin Kaiser Ottos II., Tochter des byzant. Kaisers Romanos II. und der Kaiserin Theophano, wurde, nachdem frühere Versuche des Kaisers Otto I., die Hand [* 4] einer byzant. Kaisertochter für seinen Sohn Otto II. zu erlangen, gescheitert waren, 14. April 972 in Rom mit [* 5] Otto II. vermählt. Eine hochgebildete Frau, brachte sie die feinere Kultur des Südens, aber auch die Neigung zu byzant. Pracht und Ceremonie an den deutschen Hof, [* 6] und ihr Einfluß hat in beiden Beziehungen stark auf ihren Sohn Otto III. (s. d.) eingewirkt. Während dessen Minderjährigkeit führte sie, kräftig von der Kaiserin Adelheid und dem Erzbischof Willigis von Mainz [* 7] unterstützt, die Regentschaft und hat es verstanden durch Umsicht und Klugheit in allen Stürmen ihrem Sohne in Deutschland [* 8] und Italien [* 9] die Herrschaft zu sichern. Noch nicht 40 J. alt, starb sie 15. Juni 991 in Nimwegen. [* 10]
(grch., «Gottes- und Menschenfreunde»),
eine deïstische Religionsgesellschaft in Frankreich, die sich Ende 1796 in Paris [* 11] zur Erhaltung der Religion bildete.
Das Direktorium räumte ihnen 10 Kirchen in Paris ein;
jedoch Napoleon I. verbot 1802 den Theophilanthropen den Kultus in den Kirchen wieder, worauf die Gesellschaft bald erlosch. –
Vgl. Grégoire, Geschichte des Theophilanthropismus (deutsch, Hannov. 1806).
byzant.
Kaiser, s. Byzantinisches Reich. ^[= auch Oströmisches, Morgenländisches, Griechisches Reich genannt, entstand, als Theodosius ...]
einer der Apologeten (s. Apologie), Bischof von Antiochia (169–177) nach den Angaben des Eusebius. Unter seinem Namen ist eine an einen gewissen Autolykus gerichtete Schutzschrift für das Christentum in drei Büchern erhalten, die wichtige chronol. Notizen enthält. Das dritte Buch ist nicht vor 181 geschrieben; wenn Theophilus also wirklich der Verfasser ist, so ist die Zeitbestimmung der Chronik falsch. Außerdem wird ihm ein Kommentar zu den Evangelien zugeschrieben, von welchem Hieronymus einige Fragmente überliefert hat.
Die vermeintliche Wiederentdeckung desselben in einem noch erhaltenen lat. Kommentar, der den Namen eines andern Theophilus (von Alexandria) führt, bestätigt sich nicht. –
Vgl. Corpus apologetarum, hg. von Otto, Bd. 8 (Jena [* 12] 1861): Zahn, Der Evangelienkommentar des Theophilus von Antiochien (Erlangen [* 13] 1883), und gegen ihn Harnack in den von ihm und Gebhardt herausgegebenen «Texten und Untersuchungen zur Geschichte der altchristl. Litteratur», Bd. 1, Heft 4, 2. Hälfte (Lpz. 1883).
durch sein Bündnis mit dem Teufel ein Vorläufer des Dr. Faust, nach der Legende um die Mitte des 6. Jahrh. Vicedominus oder Bistumsverweser zu Adana in Cilicien. Nach dem Tode seines Bischofs einstimmig zu dessen Nachfolger erwählt, schlug er aus Bescheidenheit die ihm zugedachte Ehre aus, ward aber bald durch den neuen Bischof gekränkt und seines frühern Amtes entsetzt. Da suchte er Hilfe bei einem Magier, der ihn bei Nacht in eine Versammlung von Teufeln führte, deren Oberster ihn Christus und Maria verleugnen und eine Verschreibung seiner Seele ausstellen ließ.
Schon am nächsten Morgen setzte ihn der Bischof wiederum in seine Würden ein. Aber bald kam die Reue; durch 40tägiges Fasten und Beten bewog er Maria, daß sie ihm bei ihrem Sohne Verzeihung erwirkte und dem Teufel die Verschreibung wieder abnahm, die sie dem Reumütigen, als er ermattet in der Kirche eingeschlafen war, auf die Brust legte. Jetzt erzählte Theophilus öffentlich sein Verbrechen, pries die Gnade der heiligen Jungfrau und starb am dritten Tage. Diese Legende, deren griech. Originalfassung auf einen gänzlich unbekannten Eutychianus zurückgeführt wird, kam während des 10. Jahrh. durch einen ebenfalls unbekannten neapolit.
Priester Paulus ins Abendland, wo sie sich sehr rasch und weit verbreitete. Schon während des 10. Jahrh. begegnet man einer Bearbeitung in lat. Versen unter den Werken der Nonne Roswitha (s. d.); ebenfalls in lat. Versen behandelte sie der 1123 gestorbene Bischof von Rennes, Marbod, und Rahewin, der Fortsetzer Ottos von Freising [* 14] (hg. von Wilh. Meyer, Münch. 1873). Auch in den Landessprachen wurde sie teils selbständig, teils als Episode größerer Werke in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden bearbeitet.
Dramat. Form erhielt sie zuerst durch Rutebeuf (gest. um 1280), im 14. oder 15. Jahrh. in mehrern niederdeutschen Schauspielen (hg. von Hoffmann von Fallersleben, Hannov. 1853 u. 1854; übersetzt von Wedde, Hamb. 1888), die den Stoff bis zur Trilogie ausdehnten. In diesen jüngern Fassungen nähert sich die Theophilussage den üblichen Marienlegenden; Theophilus schwört skrupellos Gott, nicht aber, oder nur zögernd die Jungfrau Maria ab, und das rettet ihn, so noch in Joh. Herolds viel verbreitetem «Promptuarium discipuli». Seit der Reformation verschwindet die Theophiluslegende aus der Litteratur. –
Vgl. E. Sommer, De Theophili cum diabolo foedere (Berl. 1844).
s. Ignatius, ^[= # Patriarch von Konstantinopel, Sohn Kaiser Michaels Ⅰ., geb. um 790, ward durch Leo Ⅴ. den ...] der Heilige.
griech. Philosoph, geb. um 372 v.Chr. zu Eresos auf der Insel Lesbos, wurde in Athen [* 15] Schüler des Plato, darauf des Aristoteles. Letzterer bestimmte ihn wegen seiner wissenschaftlichen und rhetorischen Begabung zu seinem Nachfolger als Haupt der Peripatetischen Schule. In dieser Stellung, welche er 35 Jahre lang, bis zu seinem Tode (287 v.Chr.), bekleidete, erlangte Theophrastus hohen Ruf. Er war Verfasser einer großen Anzahl dialektischer, metaphysischer, moralischer und physik. Schriften; Diogenes zählt deren an 200 auf. Theophrastus' Philosophie fußt im wesentlichen zwar auf Aristoteles, doch steht er ihm verhältnismäßig selbständig ¶
gegenüber. Sein Hauptverdienst liegt auf dem Gebiet der Naturkunde, besonders der Botanik, in seinen sehr bedeutenden Beiträgen zu einer kritischen Geschichte der ältern Physik, die für das Altertum maßgebend blieben, und in seiner geistreichen Zeichnung «ethischer Charaktere». Die Hauptausgabe seiner Werke (ohne die «Charaktere») ist die von Wimmer (Tl. 1, Bresl. 1842; 3 Tle., Lpz. 1854 - 62; Par. 1866); von neuern Ausgaben der «Charaktere» sind zu nennen die von Foß (Lpz. 1858) und Petersen (ebd. 1859).
Paracelsus, s. Paracelsus.
(Theophýlaktos), byzant. Schrifterklärer, wahrscheinlich aus Euböa gebürtig, war Prinzenerzieher in Konstantinopel, [* 17] um 1078 Erzbischof von Achrida im Bulgarischen Reich und starb nach 1107. Seine katenenartigen Schrifterklärungen, namentlich der Schriften des Neuen Testaments, gehören zum besten, was das Mittelalter auf diesem Gebiet leistete. In dem Streite zwischen der morgenländ. und abendländ. Kirche nahm er eine vermittelnde Stellung ein. Eine Gesamtausgabe der Werke mit einer Einleitung über T.s Leben, Schriften und Lehre [* 18] lieferten Maria de Rubeis und Bonif. Finetti (4 Bde., Vened. 1754 - 1763).
(grch.), göttliche Eingebung, Inspiration. ^[= # (lat.), die Einatmung, im Gegensatz zur Exspiration, Ausatmung. (S. Atmung.) - In der theologischen ...]
griech. Geschichtschreiber, geb. um 380 v. Chr. auf der Insel Chios, hörte in Athen den Isokrates, trat auch zunächst in verschiedenen Teilen Griechenlands und Kleinasiens als Kunstredner auf, widmete sich aber später auf Rat des Isokrates ganz der Geschichtschreibung. 334 v. Chr. kehrte er in seine Heimat zurück; bald nach Alexanders Tode von dort vertrieben, ging er nach Ägypten, [* 19] wo er sein Leben beschlossen zu haben scheint. Seine Hauptwerke waren die «Hellenica» in 12 Büchern, eine Fortsetzung des Geschichtswerkes des Thucydides, welche die J. 411 - 394 v. Chr. umfaßte, und die «Philippica» in 58 Büchern, welche die Geschichte aller griech. Staaten während der Regierung König Philipps II. von Macedonien (360 - 336 v. Chr.) darstellten. Die Fragmente dieser Werke finden sich bei C. Müller («Fragmenta historicorum graecorum», Bd. 1, Par. 1841). Von den «Philippica» verfaßte Pompejus Trogus (s. d.) eine lat. Bearbeitung. -
Vgl. Bünger, Thepompea (Straßb. 1874);
Dellios, Zur Kritik des Geschichtschreibers Theopompus (Jena 1880).
(grch.), das Sichtbarwerden, Erscheinen (eines Gottes). ^[= Gottheit. Im Wesen des Menschen liegt das Bedürfnis begründet, bei Lebensereignissen, die ...]
(ital. Tiorba), ein jetzt außer Gebrauch gekommenes Saiteninstrument von 14 bis 16 Saiten, im 17. und 18. Jahrh. vielfach zur Begleitung des Gesangs gebraucht und als Soloinstrument bei den Hofdamen Ludwigs XIV. sehr beliebt. Die Theorbe ist eine Gattung der Laute, aus dieser entstanden durch Hinzufügung mehrerer (bis acht) Baßsaiten, die wegen ihrer Länge und Spannung eines besondern an den Hals oben seitlich angesetzten zweiten Kragens bedurften (s. Tafel: Musikinstrumente II, [* 16] Fig. 2, Bd. 17). Nach Arteaga soll ein Italiener Bardella gegen Ende des 16. Jahrh. die Theorbe erfunden haben.
s. Lautenklavier. ^[= ein Klavierinstrument, das die Verhältnisse der Laute möglichst genau nachahmt (gleichlange ...]
(grch.), s. Lehrsatz.
Handelswissenschaften, s. Handelswissenschaften.
(grch.), wörtlich Betrachtung, hat in der Wissenschaft den bestimmten Sinn der Betrachtung des Einzelnen unter dem Allgemeinen, der Thatsache unter dem Gesetz. Man unterscheidet daher Theorie von bloßer Beobachtung und Beschreibung, daher theoretische (erklärende) von bloß deskriptiver (beschreibender) Wissenschaft. Eine versuchte, aber noch nicht ausreichend durch die Thatsache bestätigte Theorie heißt Hypothese (s. d.). In weiterm Sinne bedeutet Theorie im Unterschied von Praxis (theoretisch - praktisch) das bloß erkennende (betrachtende) Verhalten zu den Dingen, ohne Absicht auf ihre Verwendung zu sonstigen Zwecken.
Astronomie, [* 20] s. Astronomie. ^[= (grch.), Sternkunde, Himmelskunde, die Wissenschaft, die aus den Erscheinungen der Gestirne ...]
(grch.), der Wortbedeutung nach soviel als Erkenntnis Gottes und göttlicher Dinge, wird gewöhnlich im Sinne eines auf unmittelbarer innerer Anschauung beruhenden Spekulierens über die übersinnliche Welt gebraucht. Die Theosophen unterscheiden sich daher von den Philosophen weniger durch den Gegenstand ihres Nachdenkens, als vielmehr durch die Methode. Die Heimat theosophischer Spekulationen war im Altertum der Orient. In der großen geistigen Gärung der ersten Jahrhunderte n. Chr. teilte sich der phantastisch-theosophische Zug nicht nur christl. Denkern, sondern auch griech. Philosophen mit.
Daher ist nicht nur der christl. Gnosticismus, sondern auch der Neuplatonismus durchaus theosophisch. In neuerer Zeit wurden nach verwandten Erscheinungen im Mittelalter, besonders infolge der in der Reformationszeit angebrochenen geistigen Bewegung, theosophische Ideen in reicher Fülle erzeugt, schon unter den «Täufern» des 16. Jahrh. und bei Kaspar Schwenkfeld, später bei Val. Weigel, Jakob Böhme, Swedenborg, Oetinger, Franz von Baader u. a. Von der Mystik (s. d.) unterscheidet sich die Theosophie dadurch, daß sie immer in der Form eines Systems oder einer zusammenhängenden Weltanschauung auftritt. Neuere theosophische Bestrebungen sind der Verbreitung buddhist. Ideen gewidmet, namentlich in Nordamerika [* 21] und England. In Deutschland besteht eine Theosophische Gesellschaft unter der Leitung Hübbe-Schleidens (s. d.). Ihr Organ sind die «Theosophischen Schriften» (Braunschweig, [* 22] seit 1895). -
Vgl. Herrmann, Populäre Theosophie (Lpz. 1897).
(grch.), Götterbewirtung, ein hauptsächlich Apollinisches Fest, zu dem aber auch die übrigen Götter gleichsam als Gäste geladen wurden. Es fiel in den Monat Theoxenios (wohl August).
Insel, s. Santorin.
athen. Feldherr und Staatsmann, zugleich nicht unbedeutend als Redner und Publizist, ein Schüler des Prodikus, gehört zu den problematischen Charakteren, die im letzten Abschnitt des Peloponnesischen Krieges, 413 - 404 v. Chr., hervortraten. Zuerst erscheint er als Teilnehmer an der oligarchischen Revolution des J. 411 und der Einsetzung des Rates der Vierhundert. Als dann aber das Heer bei Samos sich für Beibehaltung der Demokratie erklärte und Alcibiades zurückrief, half Theramenes (im Juni 411) mit zum Sturz der Oligarchie. Ein ähnliches Schwanken zeigt auch seine weitere Politik, sie verschaffte ihm den Spitznamen «der Kothurn», weil dieser für beide Füße paßt. In dem Prozeß gegen die Feldherren, die die Schlacht bei den Arginusen (406 v. Chr.) gewonnen, aber nicht vermocht hatten, die Schiffbrüchigen zu retten, trat er als Ankläger auf, obwohl gerade er mit einem andern Kapitän den Auftrag, die Rettung zu ¶
bewirken, gehabt und dessen Aussührung sich als unmöglich erwiesen hatte. Auch bei dem Abschluß des Friedens (404) wurde seine Mitwirkung Athen verhängnisvoll. Schließlich trat Theramenes als Führer der Gemäßigten in die Verfassungskommission der später sog. Dreißig Tyrannen ein, drang aber mit seinen Ansichten nicht durch und wurde durch Kritias gestürzt. Ende 404 mußte er den Giftbecher leeren. Ein sehr günstiges Urteil über ihn spricht Aristoteles in seiner neuerdings aufgefundenen «Athenischen Verfassung» aus. -
Vgl. Pöhlig, Der Athener Theramenes (Lpz. 1877).
Name einer angeblich den Essenern (s. d.) verwandten jüd. Sekte, die bei Alexandria gelebt haben soll.
Neuere Forschungen haben jedoch ergeben, daß die angebliche Schrift Philos: «De vita contemplativa», das einzige Zeugnis über die Therapeuten, erst später untergeschoben ist. -
Vgl. Lucius, Die Therapeuten und ihre Stellung in der Geschichte der Ascese (Straßb. 1880).
Für die Echtheit schrieb Conybeare: Philo about the contemplative life (Oxford [* 24] 1895), gegen Lucius: Wendland, Die Therapeuten (Lpz. 1896).
(grch.), s. Therapie. ^[= oder (grch.), die Lehre von der Behandlung der Krankheiten. Die allgemeine T. lehrt ...]
(grch.), die Krankenbehandlung (Therapie, s. d.) ^[= oder Therapeutik (grch.), die Lehre von der Behandlung der Krankheiten. Die allgemeine T. lehrt ...] betreffend.
Ort am Bosporus, [* 25] s. Böjükdere. ^[= Bujukdere, d. h. großes Thal, Hauptort auf der europ. Seite des Bosporus (s. d.), 19 km vom ...]
oder Therapeutik (grch.), die Lehre von der Behandlung der Krankheiten. Die allgemeine Therapie lehrt hauptsächlich, auf welche Art man durch Untersuchung des Kranken, Diagnose und Kenntnis des natürlichen Verlaufs der Übel die Heilanzeigen findet, und welche Mittel im allgemeinen zur Erfüllung der Heilanzeigen dienen können. Die specielle Therapie zeigt das Verfahren bei den einzelnen Krankheiten in ihren verschiedenen Arten und Formen und geht sodann in der Klinik (s. d.) zu der Behandlung der einzelnen Krankheitsfälle über.
Man pflegt ein Heilverfahren, das auf dem Grund des gerade herrschenden Systems aufgebaut ist, eine rationelle Behandlung zu nennen. Da aber bisher noch kein einziges mediz. System eine durchgängig untrügliche Therapie entwickelt hat, so zieht der rationelle Arzt außer diesem auch die Erfahrung zu Hilfe (Erfahrungstherapie oder empirische Behandlung) und berücksichtigt daneben auch noch die Individualität des Kranken (Eklekticismus, praktischer Takt). Eine «Encyklopädie der Therapie», hg. von Liebreich, erscheint seit 1895 in Berlin. [* 26]
Die Zahl der Lehrbücher der allgemeinen wie der speciellen Therapie ist ungemein groß. Über allgemeine Therapie schrieben Richter, Ruete, Schüßler, Hoffmann, von Ziemssen u. a. Die specielle Therapie wird der Natur der Sache gemäß stets mit der speciellen Pathologie verbunden; hierher gehören die Werke von Wunderlich, Virchow, Lebert, Niemeyer, von Ziemssen, Gerhardt, Liebermeister, Eichhorst, Leube, Strümpell, Jürgensen, Nothnagel, Penzoldt und Stintzing u. a. Über die Geschichte der Therapie vgl. Petersen, Hauptmomente in der geschichtlichen Entwicklung der medizinischen Therapie (Kopenh. 1877). (S. Elektrotherapie.)
cykladische Insel, s. Santorin.
Franz, prot. Theolog und Kanzelredner, geb. zu Gramzow (Ukermark), aus einer hugenottischen Familie stammend, studierte in Halle [* 27] und Genf, [* 28] wurde 1810 Prediger der franz. Gemeinde an der Werderschen Kirche zu Berlin, 1814 Hof- und Domprediger daselbst, 1824 Oberkonsistorialrat und vortragender Rat im Kulturministerium, 1834 wirklicher Oberkonsistorialrat, 1839 zugleich Professor an der Universität. Er starb Theremin, der selbst ein hervorragender Prediger war, schrieb: «Die Beredsamkeit eine Tugend, oder Grundlinien einer systematischen Rhetorik» (Berl. 1814; 2. Aufl. 1837),
«Demosthenes und Massillon, ein Beitrag zur Geschichte der Beredsamkeit» (ebd. 1845),
«Kreuz [* 29] Christi, Predigten» (9 Bde., ebd. 1817-41),
«Abendstunden» (religiöse Abhandlungen, 3 Bde., ebd. 1833 - 39; 5. Aufl. 1858),
und eine Art «Werther»: «Adalberts Bekenntnisse » (ebd. 1828; 2. Aufl. 1835).
Pseudonym Therese von Lützows (s. d.). ^[= (grch.) nennt man eine Schrift, die unter einem falschen Namen herausgegeben wird, oder auch ...]
der 295. Planetoid. ^[= Asteroiden oder kleine Planeten, die Gruppe der sich zwischen Mars und Jupiter bewegenden Planeten. ...]
Militärakademie, früher Militärakademie zu Wiener-Neustadt genannt, österreichische militär. Bildungsanstalt, die in drei Jahrgängen Zöglinge zu Offizieren für Infanterie, Jäger und Kavallerie ausbildet.
Diejenigen Zöglinge, welche den Lehrkursus mit gutem Erfolge beendet haben, werden sofort zu Lieutenants nach Zulässigkeit des Dienststandes in selbstgewahlten Regimentern ernannt.
Die Anstalt entspricht, wie die Technische Militärakademie zu Wien, [* 30] ungefähr der preuß. Haupt-Kadettenanstalt zu Lichterfelde.
von Jesu (richtiger Teresia, span. Teresa de Jesus), Heilige, geb. zu Avila in Altcastilien, trat 1533 in den Orden [* 31] der Karmeliterinnen und bemühte sich von 1563 an für eine Reformation des Ordens. Sie entwarf eine neue Regel, die 1565 von Pius IV. bestätigt und in vielen Männer- und Frauenklöstern durchgeführt wurde, so bei den Karmelitern und Barfüßern. Theresia von Jesu starb und wurde 1622 heilig gesprochen. Ihre Schriften, eine «Selbstbiographie», «Das Buch der Klosterstiftungen», «Weg zur Vollkommenheit», «Die Seelenburg» u. s. w., gehören zu den merkwürdigsten Erzeugnissen der kath. Mystik, ihre Gedichte zu den schönsten Blüten der span. religiösen Lyrik; ihre 342 Briefe sind von großem zeit- und kulturgeschichtlichen Interesse. Die Handschriften wurden auf Befehl Philipps II. im Escorial aufbewahrt. Die Werke sind oft herausgegeben, so von Vicente de la Fuente im 53. und 55. Bande der «Biblioteca de autores españoles» (Madr. 1861) und in mehrere Sprachen übersetzt, ins Deutsche [* 32] von Gallus Schwab (3. Aufl., 5 Bde., Regensb. 1870),
Clarus (1. bis 5. Bd. der «Sammlung der vorzüglichsten mystischen Schriften», ebd. 1852-69) und von der Gräfin Ida Hahn-Hahn («Teresa von Jesus», Mainz 1867). -
Vgl. Pösl, Leben der heiligen Theresia (2. Aufl., Regensb. 1856);
Hennes, Das Leben der heiligen Teresa (2. Aufl., Frankf. 1866);
Miß Trench, The life of Saint [* 33] Theresa (Lond. 1875);
Hofele, Die heilige Theresia (Regensb. 1882);
Hahn, [* 34] Les phénomènes hystériques et les révélations de Sainte Thérèse (1882);
Pingsmann, Santa Teresa de Jesus (Köln [* 35] 1886).
bayr. Damenorden, von der Königin Therese gestiftet zur Unterstützung von 12 dem eingeborenen und stiftsfähigen Adel Bayerns angehörenden unverheirateten Damen, die Präbenden erhalten, dann für sog. Ehrendamen (auch Ausländerinnen) in unbeschränkter Anzahl bestimmt. Ordenszeichen ist ein hellblau emailliertes goldenes Kreuz, dessen rundes weißes Mittelschild innerhalb eines Rautenkranzes den goldenen Buchstaben T zeigt. Zwischen den vier Kreuzarmen liegt je eine blau-weiße bayr. Wecke. ¶
Das von goldener Königskrone überragte Kreuz wird an einem mit zwei hellblauen Streifen eingefaßten weißen Bande an der linken Brust getragen.
1) Theresienstadt, czech. Terezin, Königl. Freistadt in Böhmen, [* 37] an der Eger, [* 38] unweit der Mündung derselben in die Elbe, in einer obstreichen Gegend, das Böhmische Paradies genannt, an der Linie Wien-Bodenbach der Österr.-Ungar. Staatsbahn, Sitz des Kommandos der 29. Infanterietruppendivision und 57. Infanteriebrigade, hat (1890) 7215 deutsche und czech. E., in Garnison 3 Bataillone des 18. Infanterieregiments «Erzherzog Leopold Salvator», 1 Bataillon des 42. Infanterieregiments «Ernst August, Herzog von Cumberland, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg», [* 39] 2 Bataillone des 92. Infanterieregiments «Freiherr von König», 2 Eskadrons des 1. Dragonerregiments «Kaiser Franz», das 1. Feldjägerbataillon, das Divisionartillerieregiment Nr. 26 und das Pionierbataillon Nr. 8. Der Ort ist als Hauptwaffenplatz für Böhmen und als Kriegslager für 16000 Mann von Bedeutung. Theresienstadt wurde als Festung [* 40] von der Kaiserin Maria Theresia 1780 gegründet und von Joseph II. zu einer königl. Freistadt erhoben. Im Deutschen Kriege von 1866 geschah aus Theresienstadt noch 28. Juli ein Ausfall gegen die preuß. Rückzugslinie, da der österr. Kommandant über den Abschluß des Waffenstillstands vom 26. Juli in Unkenntnis war. Die Festung ist 1882 aufgehoben. - 2) Stadt in Ungarn, [* 41] s. Theresiopel.
Eisenwerk bei Neubistritz (s. d.). ^[= (Theresienstadt), auch Maria-Theresiopel, ungar. (Szent-Maria)Szabadka, serb. Subotica, königl. ...]
(Theresienstadt), auch Maria-Theresiopel, ungar. (Szent-Maria)Szabadka, serb. Subotica, königl. Freistadt mit Municipium im ungar. Komitat Bács-Bodrog, in der großen Ebene zwischen Donau und Theiß, an den Linien Budapest-Semlin, Theresiopel-Baja (59 km), Großwardein-Villány der Ungar. Staatsbahnen [* 42] und Theresiopel-Ó-Becse (77 km) der Bács-Bodroger Eisenbahn, hat (1890) 72 737 meist kath. magyar. und serb. E. (1898 Deutsche), darunter 2480 Griechisch-Orientalische, 923 Evangelische und 2540 Israeliten, in Garnison ein Bataillon des 86. Infanterieregiments und eine Eskadron des 4. Husarenregiments «Arthur, Herzog von Connaught und Strathearn», eine Hauptkirche St. Theresia, Franziskanerkirche, schöne griech. Kirche, Stadthaus, ungar. Theater, [* 43] große Kaserne, Obergymnasium, Musikschule; Gerberei und Stiefelfabrikation, Leinenweberei, Färberei, Weizen-, Tabak-, Wein- und Obstbau und bedeutende Viehzucht [* 44] auf der zur Stadt gehörigen 1980 qkm großen Puszta Telecska, auf welcher auch der Soda abscheidende Palitscher See liegt, ein besuchter Badeort; starken Handel mit Pferden, Hornvieh, Schafen, rohen Häuten und Wolle.
[* 36] ^[Abb.]
Hauptstadt des brasil. Staates Piauhy (s. d.). ^[= (spr. pia-uih), Staat Brasiliens, grenzt mit einer nur 25 km langen Küstenstrecke an den Ocean, ...]
(grch.), ein berühmtes Gegengift in Form einer Latwerge. Es wurde von Andromachus aus Kreta, dem Leibarzt des Kaisers Nero, zusammengesetzt und in einem Gedicht beschrieben, das durch Galenus in seiner Schrift «De antidotis» aufbewahrt worden ist. Dieser Theriak ist eine Zusammensetzung von fast 70 Arzneimitteln, deren einige ganz unwirksam sind, andere in ihrer Wirkung sich aufheben. Doch hat er sich bis in die neuere Zeit in Ansehen erhalten, und noch im 18. Jahrh. mußten ihn die Apotheker in Venedig, [* 45] Holland, Frankreich mit gewissen Feierlichkeiten im Beisein der Magistratspersonen zusammensetzen. Durch die Pharmakopöe von 1882 ist der aus der Liste der offizinellen Arzneimittel gestrichen worden, findet jedoch als Volksheilmittel noch Verwendung.
s. Angelikawurzel. ^[= Engelwurzel, Brustwurzel (lat. radix angelicae; franz. racine d'angelique; engl. ...]
große Reptilienreste aus der Verwandtschaft der Anomodonten (s. d.), die mit diesen und den Parciosauriern die Theromorphen bilden, in den sog. Dicynodonsanden (s. Dicynodon) der Karroobildung Südafrikas (wohl Grenzschichten zwischen Trias und Jura) in Gesellschaft von Resten der letzten Labyrinthodonten (s. d.) aufgefunden und merkwürdig durch ihr in den Größenverhältnissen und Anordnung der Zähne [* 46] (Lykosaurus = Wolfseidechse u. s. w.) zuerst an Raubtiere [* 47] oder Karnivoren erinnerndes Gebiß.
Der Körper war plump, ziemlich hochbeinig und fast ohne Schwanz.
oder Thermae Himerenses, Stadt in Sicilien, s. Termini Imerese;
Thermae Lixonienses, Stadt in Frankreich, s. Bagnères-de-Luchon.
Meerbusen, im Altertum Name des Golfs von Saloniki.
(grch.), ein Instrument zur Prüfung des Temperatursinns. ^[= s. Tastsinn.]
s. Thessalonich. ^[= eine schon im Altertum bedeutende Stadt Macedoniens in der ursprünglich thraz. Landschaft Mygdonia, ...]
(lat. thermae), s. Bad [* 49] nebst Tafel: Bäder I, [* 36] Fig. 1 u. 2, und Mineralwässer.
s. Ostalpen.
cykladische Insel, s. Kythnos.
(frz., «Hitzemonat»),
im Kalender (s. d.) der franz. Republik der elfte Monat, dauerte in den J. I-VII vom 19. Juli bis 17. Aug., in den J. VIII-XIII vom 20. Juli bis 18. Aug. des Gregorianischen Kalenders. Berühmt ist der 9. Thermidor des J. II an dem Robespierre gestürzt wurde, weshalb sich die Sieger, an deren Spitze Tallien, Barras und Fréron standen, Thermidoristen oder Thermidorianer nannten. -Vgl. Duval, Souvenirs thermidoriens (2 Bde., Par. 1844); Héricault, La révolution de Thermidor (ebd. 1876; 2. Ausg. 1877).
Strahlen, s. Strahl. ^[= # ein aus einer engen Öffnung fortgetriebener Strom von Flüssigkeit oder auch von Pulver- oder ...]
s. Alkoholometer. ^[= Alkoholmesser, ein Instrument zur Ermittelung des Gehalts an absolutem (wasserfreiem) Alkohol ...] [* 50]
soviel wie Hypsothermometer (s. d.). ^[= Thermohypsometer, Barothermometer, ein 1724 von Fahrenheit erfundenes Instrument, ...]
(frz., spr. -kotähr), s. Thermokauter. ^[= (grch.) oder ein von Paquelin erfundenes (daher auch Paquelinscher Brennapparat ...]
die Gesamtheit der Lehren [* 51] von den Beziehungen chem. Vorgänge und Verhältnisse zu den Wärmevorgängen und -Zuständen. Speciell bezeichnet man wohl auch als Thermochemie die Lehre von den durch chem. Prozesse hervorgerufenen Wärmeänderungen oder von der Wärmetönung. Dieselbe ist früher von Favre und Silbermann, neuerdings vorzüglich von Berthelot, Thomsen, Luginin, Stohmann bearbeitet worden. -
Vgl. Jahn, Die Thermochemie und ihre Bedeutung für die theoretische Chemie (Wien 1882);
Thomsen, Thermochem. Untersuchungen (4 Bde., Lpz. 1882-86);
Naumann, Thermochemie (Braunschw. 1882);
Horstmann, Theoretische Chemie einschließlich der Thermochemie (ebd. 1885);
Planck, Grundriß der allgemeinen Thermochemie (Bresl. 1893);
Berthelot, Praktische Anleitung zur Ausführung thermochem.
Messungen (deutsch von Siebert, Lpz. 1893); Berthelot, Thermochimie Bd. 1 u. 2, Par. 1897).
(S. auch Dulong-Petitsches Gesetz, Molekularwärme, Neutralisationswärme, Verbrennungswärme, Wärmetönung; ferner Chemie, Bd. 17.) ¶
(grch), soviel wie Mechanische Wärmetheorie (s. d.). ^[= ein Teil der Naturwissenschaften, ist die Lehre von den stofflichen Eigenschaften der Körper ...]
früher Bezeichnung der an erwärmten Krystallen auftretenden Elektricität (s. Pyroelektricität). Heute wird der Name Thermoelektricität lediglich für die von Th. Seebeck (1822) entdeckten Erscheinungen gebraucht. Seebeck wurde zu seiner Entdeckung geführt, als er untersuchen wollte, ob die Voltasche elektromotorische Kraft [* 53] bei Berührung zweier verschiedener Metalle von der Temperatur abhängig sei, welche Vermutung sich in der That bestätigte.
Bildet man durch Verlöten einen Ring aus Wismut und Antimon mit den zwei Lötstellen A und B (s. Fig. 1), so zeigt sich, wenn man die eine Stelle, z. B. A erwärmt, sofort ein elektrischer Strom (Thermostrom), der durch diese Stelle vom Wismut zum Antimon geht, was man daraus erkennt, daß eine Magnetnadel n s innerhalb dieses Ringes mit ihrem Nordpol n hinter die Ebene der Zeichnung ausweicht. Durch Versuche mit vielen Metallen gelangte Seebeck zur Aufstellung einer der Voltaschen analogen thermoelektrischen Spannungsreihe (Antimon, Eisen, [* 54] Zink, Silber, Gold, [* 55] Zinn, Blei, [* 56] Quecksilber, Kupfer, [* 57] Platin, Wismut).
Durch Verlötung abwechselnder Wismut- und Antimonstäbe nach [* 52] Fig. 2 stellte Seebeck sog. Thermosäulen her, an denen stärkere Ströme auftraten, wenn man alle geradzahligen oder alle ungeradzahligen Lötstellen erwärmte. Bei Erwärmung aller Lötstellen würden die Ströme der geradzahligen jenen der ungeradzahligen Stellen entgegenwirken und sie aufheben. Zum Zwecke der leichtern Handhabung sind alle Lötstellen der einen Art auf der einen, jene der andern Art auf der andern Seite angeordnet.
Von diesen Thermosäulen hat Melloni (1833) wichtige Anwendungen gemacht zum Studium der Wärmestrahlung. [* 58] Die Flächen der Thermosäule wurden zur leichtern Aufnahme der Wärmestrahlen berußt. Die durch die Bestrahlung entstehenden Thermoströme werden an einem Galvanoskop [* 59] (s. d.) sichtbar gemacht. Eine solche Verbindung von Thermosäule und Galvanoskop (Multiplikator) heißt Thermomultiplikator. Markus hat 1864 aus Legierungen eine Thermosäule von hoher elektromotorischer Kraft hergestellt, deren Wirkung jedoch beim Gebrauch bald abnimmt. Dauerhafter sind die Säulen [* 60] von Noë, Clamond und Gülcher, deren Elemente ebenfalls Legierungen sind.
Eine wichtige Ergänzung zur Entdeckung Seebecks bildet die Beobachtung, daß der Strom einer galvanischen Batterie, durch die Berührungsstelle von Wismut zu Antimon gesendet, diese abkühlt, hingegen dieselbe erwärmt, sobald er durch die Berührungsstelle von Antimon zu Wismut fließt. Es ist dies eine Art Polarisation [* 61] (s. Elektrische Polarisation). [* 62] W. Thomson hat nachzuweisen versucht, daß jeder elektrische Strom einen Wärmestrom, und F. Kohlrausch, daß jeder Wärmestrom einen elektrischen Strom nach sich zieht, wodurch in Bezug auf Thermoelektricität ganz neue Gesichtspunkte gewonnen wurden.
Elemente, welche einen Thermostrom liefern und zur Konstruktion der Thermosäulen (s. Thermoelektricität) dienen.
(grch.), ein Instrument, welches die Temperatur selbstthätig aufzeichnet. Als Thermograph läßt sich jedes Thermometer [* 63] (s. d.) verwenden. Beim Quecksilberthermometer kann man den Stand des Meniskus photographisch registrieren; auch wendet man Sonden an, welche, mit einem Schreibstift niederbewegt, in dem Augenblick festgehalten werden, wo sie den Meniskus erreichen, und dann sich wieder heben. Der Stift zeichnet dann auf einem Papierstreifen parallele Striche von verschiedener Länge, deren untere Endpunkte den Verlauf der Temperatur erkennen lassen.
Metallthermometer verwendet man in Form von krummen Röhren, [* 64] wie sie beim Federbarometer zur Anwendung kommen. Die mit Weingeist gefüllten Röhren erleiden bei Temperaturänderungen ganz bestimmte Änderungen ihrer Krümmung, welche durch einen Stift auf eine Papierfläche übertragen werden. Auch das Luftthermometer läßt sich als Thermograph konstruieren und wird dann stets, um den Einfluß des Luftdrucks zu berücksichtigen, mit einem Wagebarometer zusammen aufgestellt, welche Vereinigung man als Barothermograph bezeichnet.
(grch.), die graphische Darstellung der Temperatur, insbesondere der Bluttemperatur der Fieberkranken.
soviel wie Hypsothermometer (s. d.). ^[= Barothermometer, Thermobarometer, ein 1724 von Fahrenheit erfundenes Instrument, ...]
(grch.), das Ätzen mittels hoher Hitzegrade.
(grch.) oder Thermocautère, ein von Paquelin erfundenes (daher auch Paquelinscher Brennapparat genanntes) Instrument zur Anwendung der Glühhitze bei chirurg. Operationen, besteht aus einem hohlen Platinbrenner, der über einer Flamme [* 65] bis zur Glühhitze erwärmt und sodann durch Benzindämpfe, die vermittelst eines Gummigebläses zugeführt werden, glühend erhalten wird.
Früher wurde statt dessen das Brenneisen oder Glüheisen (s. d.) verwendet.
s. Luminescenz ^[= (neulat.). Durch eine ganze Reihe verschiedener Ursachen können Körper zum Leuchten, zur Aussendun ...] (Bd. 17).
Maschinen, s. Pyromagnetische Maschinen (Bd. 17).
[* 63] (grch.), physik. Instrument zur Bestimmung der Temperatur (s. d.). Die gewöhnlichsten Thermometer bestehen aus einer engen, in ihrer ganzen Länge gleichweiten Glasröhre mit einer unten angeblasenen Kugel, die nebst einem Teil der Röhre mit Quecksilber oder Weingeist gefüllt, dann oben luftleer gemacht und zugeschmolzen ist (s. Fig. 1). Da sich das Quecksilber oder der Weingeist beim Erwärmen stärker ausdehnt und beim Erkalten stärker zusammenzieht als das Glas, [* 66] so muß die Flüssigkeit in der engen Röhre des Thermometer beim Erwärmen steigen und beim Erkalten fallen. Um dieses Steigen und Fallen [* 67] an allen Orten und mit verschiedenen Thermometer auf vergleichbare Weise messen zu können, hat man zwei feste Punkte (Fundamentalpunkte) an jedem Thermometer angenommen, die gewissen, überall leicht wiederzufindenden Wärmezuständen entsprechen. Der eine derselben (der Gefrier-, Eis- oder Frostpunkt, in der [* 52] Figur mit EP bezeichnet) wird bestimmt, indem man das in schmelzendes Eis [* 68] oder besser
Schnee, [* 70] der andere (der Siedepunkt, in der [* 69] Figur mit SP bezeichnet), indem man es in den Dampf [* 71] des bei 760 mm Quecksilberdruck siedenden Wassers taucht. Die festen Punkte, wo das Quecksilber in beiden Fällen steht, werden auf der Röhre durch Striche markiert. Der Raum zwischen beiden Punkten wird dann in eine gewisse Anzahl gleicher Teile (Grade) geteilt. Mehrere solcher Grade von derselben Große pflegt man dann auch noch oberhalb und unterhalb der Fundamentalpunkte aufzutragen.
Bei dem hundertteiligen Celsiusschen Thermometer (1742) ist der Abstand zwischen beiden Fundamentalpunkten in 100 Grade, bei dem Réaumurschen Thermometer (1730) in 80 Grade, bei dem Fahrenheitschen Thermometer (1709) in 180 Grade geteilt. (S. Celsius, Réaumur und Fahrenheit.) Bei dem Celsiusschen und Réaumurschen Thermometer ist der Eispunkt mit 0°, der Siedepunkt des Wassers bei dem erstern mit 100°, bei dem letztern mit 80° bezeichnet; bei dem Fahrenheitschen Thermometer aber ist der Eispunkt mit 32°, der Siedepunkt mit 212° bezeichnet, wodurch Fahrenheit den Vorteil erreichen wollte, daß man im täglichen Leben meist nur mit positiven Graden auskommt; die Grade unter Null werden mit - (minus) bezeichnet. Bedeutet R Réaumur, C Celsius, F Fahrenheit und will man einen beliebigen Temperaturgrad n° einer Skala in Graden einer der beiden andern Skalen ausdrücken, so gilt:
n° C. = 4/5 n° R. = (9/5 n + 32) °F.;
n° R. = 5/4 n° C. = (9/4 n + 32) °F;
n° F. = 5/9 (n-32) °C. = 4/9 (n-32) °R.
Vergleichstabelle der drei Skalen.
C | R | F | C | R | F | C | R | F |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
-40 | -32 | -40 | 5 | 4 | 41 | 55 | 44 | 131 |
-35 | -28 | -31 | 10 | 8 | 50 | 60 | 48 | 140 |
-30 | -24 | -22 | 15 | 12 | 59 | 65 | 52 | 149 |
-25 | -20 | -13 | 20 | 16 | 68 | 70 | 56 | 158 |
-20 | -16 | - 4 | 25 | 20 | 77 | 75 | 60 | 167 |
-17,8 | -14,2 | 0 | 30 | 24 | 86 | 80 | 64 | 176 |
-15 | -12 | 5 | 35 | 28 | 95 | 85 | 68 | 185 |
-10 | - 8 | 14 | 40 | 32 | 104 | 90 | 72 | 194 |
- 5 | - 4 | 23 | 45 | 36 | 113 | 95 | 76 | 203 |
0 | 0 | 32 | 50 | 40 | 122 | 100 | 80 | 212 |
Gegenwärtig ist, nach dem Vorgehen Frankreichs, im wissenschaftlichen Leben fast durchgehends die Celsius-Skala im Gebrauch, und dieselbe verbreitet sich auch immer mehr im gewöhnlichen Leben fast aller Kulturländer; nur in England und Nordamerika hat die Fahrenheit-Skala im alltäglichen Leben noch Geltung, während die bis auf die Neuzeit allgemein verbreitete Réaumur-Skala immer mehr von der Celsius-Skala verdrängt wird. Das Quecksilber ist im allgemeinen dem Weingeist und andern Flüssigkeiten zur Verfertigung des Thermometer vorzuziehen, weil es einen sehr tiefen Gefrierpunkt (-40° C.) und einen sehr hohen Siedepunkt (+360° C.) hat, mithin innerhalb weiter Temperaturgrenzen seine Anzeigen geben kann.
Zur Beobachtung größerer Kältegrade empfehlen sich Weingeistthermometer, da der Weingeist auch bei den größten künstlichen Kältegraden nicht gefriert. Auch Toluol ist als thermometrische Substanz versucht worden; da es den fünffachen Ausdehnungskoefficienten hat von dem des Quecksilbers, so wird dadurch die fünffache Empfindlichkeit des Instruments erzielt. Die Anfertigung genauer Thermometer erfordert so viel Vorsicht, eine so sorgfältige Auswahl der Glasröhren, Reinheit des Quecksilbers, Genauigkeit bei Bestimmung der Fundamentalpunkte und der Graduierung u. s. w., daß die billigen Thermometer meistens sehr ungenau sind. Alle genauen Thermometer, besonders die zu wissenschaftlichen Zwecken bestimmten, müssen aus Thermometerglas (s. Glas für wissenschaftliche Zwecke) gefertigt sein. Zu den empfindlichsten Thermometer gehören die Fieberthermometer (s. d.) der Ärzte.
Soll ein Quecksilberthermometer über 100° gebraucht werden, so darf es nicht luftleer sein, weil das Quecksilber im luftleeren Raum bei wenig Graden über 100° zu sieden beginnt und so leicht Abtrennungen der Quecksilbersäule eintreten. Man muß es dann mit Stickstoffgas über dem Quecksilber füllen. Von Recklinghausen [* 72] erzeugt bei seinem neuen Thermometer den Druck im Kapillarrohr durch flüssige Kohlensäure; das Glas dieses Thermometer ist so widerstandsfähig, daß es für Temperaturen bis zu 550° zu brauchen ist. Umfaßt das Thermometer nur wenig Grade, fehlt ihm namentlich einer oder beide Fundamentalpunkte, so kann die Einteilung nur nach einem Normalthermometer richtig gewonnen werden. Ein solches Normalthermometer, nach welchem die Teilung eingerichtet wird, kann nur ein fundamental bestimmbares Instrument sein.
Neben den gewöhnlichen hat man Thermometer zu besondern Zwecken. Unter diesen sind zunächst die sog. Ausflußthermometer zu erwähnen. Man füllt nämlich ein gläsernes Gefäß [* 73] von der im Artikel Ausdehnung [* 74] durch [* 69] Fig. 3 und 4 dargestellten Form bei 0°, während es in schmelzendem Eise liegt, bis zur Spitze der Röhre oder bis zur Marke mit Quecksilber. Wenn die Kugel nun bis zum Siedepunkte des Wassers erhitzt wird, so fließt aus der offenen Spitze oder über die Marke ein Teil Quecksilber, dessen Gewicht man genau bestimmt. Um dann die Temperatur eines Ortes zu messen, stellt man die von neuem bei 0° mit Quecksilber gefüllte Kugel dort hin, sammelt das aus der Spitze ausgeflossene oder über die Marke getretene Quecksilber und kann aus der Vergleichung seines Gewichts mit dem Gewicht des beim Siedepunkt des Wassers ausgeflossenen Quecksilbers die Temperatur berechnen. Die Ausflußthermometer dienen als Geothermometer (s. d.) zum Messen der Temperatur des Erdinnern.
Weit empfindlicher als die mit Flüssigkeiten gefüllten Thermometer sind die Gasthermometer, in denen die Ausdehnung oder Spannkraftzunahme eines Gases zur Bestimmung der Temperatur dient. Gasthermometer aus verschiedenem Glase und mit verschiedener Gasfüllung stimmen namentlich außerhalb des Intervalles von 0° bis 100° C. viel besser untereinander überein, als Quecksilberthermometer aus verschiedenem Glase. Dies erklärt sich daraus, daß erstens verschiedene Gase, [* 75] unter gleichen Umständen miteinander erwärmt, sich sehr nahe gleich verhalten und zweitens, daß die den Quecksilberausdehnungen nicht ganz proportionalen Volumenänderungen des Glasgefäßes bei Gasthermometern ihren Einfluß viel weniger geltend machen können, da sich das Quecksilber etwa 7 mal, das Gas aber 146 mal stärker ausdehnt als das Glas.
Deshalb giebt man für genauere wissenschaftliche Untersuchungen die Temperatur nach dem Luftthermometer an. Gewöhnlich pflegt man das Volumen des Gases konstant zu halten und ermittelt die Temperatur durch Druckmessungen. Eine zweckmäßige Form des Gasthermometers ist das in [* 69] Fig. 2 dargestellte Luftthermometer von Jolly. Ein größeres Glasgefäß a steht durch eine enge Röhre b mit einem Barometer [* 76] in Verbindung, die Höhe H der Quecksilbersäule giebt ¶