die Fortsetzung (3 Bde.,
Rom
[* 2] 1856-57) und Neubearbeitung (23 Bde., 1864-73) der «Annales
ecclesiastici» des
Baronius, die «Documents inédits relatifs aux affairtes religieuses de la
France» (2 Bde., Par. 1858),
«Vetera monumenta historia Hungariam sacram illustrantia» (2 Bde.,
Rom 1859),
«Monuments historiques relatifs aux règnes d'Alexis Michaélowitsch,
Théodor III et
Pierre le
Grand de Russie» (ebd. 1859),
«Vetera monumenta
Poloniae et Lithuaniae gentiumque finitimarum historiam
illustrantia» (4 Bde., ebd. 1860-64),
«Codex diplomaticus dominii temporalis Sanctae Sedis» (3 Bde.,
ebd. 1862),
«Vetera monumenta Slavorum meridionalium historiam illustrantia» (Bd.
1, ebd. 1863),
«Vetera monumenta Hibernorum et Scotorum historiam illustrantia»
(ebd. 1864),
«Monumenta spectantia ad unionem ecclesiae graecae et romanae»
(Wien
[* 3] 1872).
Joh.
Anton, kath. Theolog,
Bruder des vorigen, geb. zu
Breslau,
[* 4] wo er studierte und 1824 außerord.
Professor der Exegese und des Kirchenrechts wurde.
Als er in dieser
Stellung durch Wort und
Schrift die
Gallikanischen und Josephinischen Grundsätze vertrat und an den reformatorischen
Bewegungen der kath.
Kirche, besonders 1826 in
Schlesien,
[* 5] lebhaften Anteil nahm, untersagte ihm die preuß. Regierung seine Vorlesungen
über Kirchenrecht. Er gab infolgedessen seine Professur
auf und wurde 1830 Pfarrer, zuletzt in
Hundsfeld bei
Breslau. 1846 schloß
er sich unter Niederlegung dieses
Amtes der deutsch-kath.
Bewegung an, zog sich aber bald wieder von derselben
zurück.
Von dem Fürstbischof exkommuniziert, lebte er seitdem als Privatgelehrter in
Breslau, bis er 1855 von der preuß. Regierung
als Sekretär
[* 6] an der Universitätsbibliothek daselbst angestellt wurde; er starb Von seinenSchriften
sind außer den mit seinem
BruderAugustin Theiner (s. d.) gemeinschaftlich herausgegebenen zu nennen: «Descriptio codicis
manuscripti, qui versionem Pentateuchi arabicam continet» (Bresl. 1822),
oder
Deïsmus, zuerst in England gebrauchter
Ausdruck, bedeutet im Gegensatz zum
Atheïsmus die philos. Weltansicht,
wonach Gott als der oberste und letzte
Grund aller Dinge angenommen wird. Einige stellen den Theïsmus dem Offenbarungsglauben
entgegen und verstehen unter einem
Theïsten denjenigen, welcher zwar an das
Dasein und an die Weltregierung
Gottes glaubt,
aber die Offenbarung verwirft oder doch seinen
Glauben an Gott und die göttlichen Dinge nur auf
Gründe der
Vernunft, nicht
auf das Zeugnis der Offenbarung baut.
Andere unterscheiden zwischenDeïsmus und Theïsmus so, daß der erstere
zwar eine höchste und letzte
Ursache aller Dinge, die er Gott nennt, aber in abstrakter Ferne von der seit der Schöpfung
sich wesentlich selbst überlassenen Welt, annehme; der letztere aber das
Dasein eines lebendigen
Gottes, der als der Schöpfer
und Regierer der Welt in ihrem gesamten Verlaufe stets mitthätig gegenwärtig sei, behaupte. (S. auch
Deïsmus.)
ungar.
Tisza, slaw.
Tisa, bei den Alten als Grenzstadt Daciens
Tissus,
Tisia oder Pathissus (nicht Tibiscus, worunter
die
Temes zu verstehen), der größte Nebenfluß der Donau und nächst derselben der Hauptfluß
Ungarns (s. Karte:Ungarn
[* 7] und
Galizien), entspringt im
KomitatMarmaros, an der Grenze Galiziens, auf den Waldkarpaten und zwar als
Schwarze
Theiß (Czarna oder Fekete
Tisza) im N. von
Körös-Mezö, aus zahlreichen Gebirgsbächen, und als
Weiße Theiß (Bila oder
FehérTisza),
die in der Gegend von Bogdán ebenfalls aus der
Vereinigung zahlreicher Gebirgswässer, die von der Czornahora
(2058 m) kommen, entsteht.
Nach der
Vereinigung beider Quellflüsse fließt die Theiß anfangs südlich durch enge Gebirgspässe, verstärkt sich
durch den Bissobach, dessen nordwestl.
Richtung sie annimmt, und fließt westwärts und nordwestwärts über Sziget nach
Huszt,
tritt hier, bereits durch eine Menge Bergwasser verstärkt, aus
Marmaros und bei Nagy-Szöllös aus ihrem
Gebirgsthale heraus in die Ebene, in welcher sie auf ihrem weitern Laufe mit einem nördl.
Bogen
[* 8] nach Westen nur noch einmal
den Fuß des
Gebirges, den südl. Rand der
Tokajer Berggruppe, berührt.
Sie fließt dann nach Südwesten bis
Szolnok, von hier aber nach
Süden, der Donau parallel und von ihr
durchschnittlich 90 km entfernt, über
Csongrad und
Szegedin
[* 9] an der Grenze der
KomitateBács-Bodrog und
Torontal, und mündet
unterhalb
Titel, dem Dorfe Slankamen und dem östl. Fuß des syrmischen Bergzugs gegenüber. Sobald
die Theiß das
Gebirge verlassen hat, fließt sie in Windungen dahin. Dadurch wird ihre
Stromentwicklung verlängert, die
mit den größten
Krümmungen mindestens 940, mit den kleinern etwa 1358 km beträgt, während der direkte Abstand der
Quelle
[* 10] von der Mündung nur 470 km mißt.
Innerhalb des
Gebirges hat die Theiß reines und schnellfließendes, in der Ebene schlammiges und schleichendes Wasser. Dieser
träge Lauf zwischen flachen Ufern hat furchtbare Versumpfungen ihrer Uferlandschaften zur Folge.
Ihre
gewöhnliche
Breite
[* 11] beträgt bei
Tisza-Ujlak 87, bei
Tokaj 98, bei
Szolnok 135, bei
Szegedin 128, bei
Titel 232 m, im Durchschnitt
im Unterlauf 150-250 m. Die Schiffbarkeit beginnt bei Vásáros-Námény, für Dampfboote bei
Tokaj, doch geht ein regelmäßiger
Dampferverkehr nur bis
Szegedin, höchstens bis
Szolnok.
Der Wasserstand der Theiß ist sehr wechselnd; die Differenzen zwischen dem
Tief- und Höchststand betragen 7-10 m. Bei niedrigsten
Wasserstand hat die Theiß bei
Tokaj 2,2, bei
Szolnok 3,2, bei
Szegedin 6 und bei
Titel 3,2 m
Tiefe. Während sie in ihrem Oberlauf
starkes Gefälle hat, beträgt dasselbe vom Einfluß der
Szamos bis zur Mündung nur 40 m,
d. i. 0,03 m
per
Kilometer oder nur die Hälfte des Gefälles der entsprechenden Donaustrecke, welche um 9 m höher liegt. Der
BácserKanal
[* 12] oder Franzenskanal (s. d.), welcher, 1793-1801 erbaut, bei Földvár aus der
Theiß unweit
Bezdán in die Donau führt, kürzt die Stromfahrt von 360 auf 110 km.
1871-75 wurde der Franzenskanal noch erweitert durch den 70 km langen
Stapar-Neusatzer oder
Franz-Josephs-Kanal und durch den
Baja-BezdánerKanal. Auch wird die Theiß durch den 195 km langen
Begakanal (s.
Bega) mit der
Temes in
Verbindung gesetzt. In neuester
Zeit hat die
Regulierung der Theiß ungeheure Moräste in fruchtbares Land verwandelt, ohne jedoch den verheerenden
Überschwemmungen dauernde
¶
mehr
Schranken ziehen zu können, wie dies die Katastrophen von 1876, 1879 und insbesondere die Zerstörung Szegedins (März 1879),
wo 2000 Menschen umkamen, beweisen. Der Fischreichtum der Theiß ist sehr bedeutend, besonders an Hausen, Tiken oder Tichen
und Karpfen. Auch birgt der Fluß und seine sumpfigen Ufergegenden zahlloses Wassergeflügel; in den Morästen
fängt man Schildkröten.
[* 14] Eine Eigentümlichkeit ist auch die Theißblüte (s. d.), ein Insekt, welches im Sommer oft in großer
Menge den Fluß bedeckt.
Die Theiß sammelt alle Gewässer, die von den gesamten Nordost- und Ostkarpaten ostwärts einer von der Donaupforte bei Waizen
nach der Tatra gezogenen Linie herabfließen. So umfaßt ihr Gebiet die Osthälfte Ungarns und, mit Ausnahme
des südöstlichsten Abschnitts, ganz Siebenbürgen, im ganzen etwa 152 950 qkm. Die Theiß nimmt
an Zuflüssen auf, rechts: in der Marmaros den Taraczko, Talabor, bei Huszt den Nagyag, bei Mezö-Vári die Borsava, bei Tokaj
den Bodrog, mit dem sie den Sumpf Hoszu-rét oder die Bodroginsel einschließt, oberhalb Polgar den Sajó
mit dem Hernad, ferner die Erlau oder Eger
[* 15] und bei Szolnot die Zagyva mit der Torna; links: in Marmaros die Visso, bei Tarpa den
Tur, bei Námény die Szamos, bei Csongrad die Körös, bei Szegedin die Maros, diese drei aus Siebenbürgen, endlich
bei Titel die Bega.
(Palingenia longicanda Ol.), Art der Eintagsfliegen (s. d.),
klaftert 22-25 mm, ist von ockergelber Körperfarbe, auf der Oberseite des Hinterleibes dunkelbraun, Flügel trübrauchgrau;
hat lange Schwanzfäden.
Die Theißblüte findet sich im südl. Europa,
[* 16] besonders häufig in der Theißniederung.
ehemalige, 1880 verstaatlichte ungar. Privatbahn von Czegled über Szolnok, Szajol
(Flügelbahn nach Arad und Zweigbahn von Mezö-Tur nach Szarvas), Püspök-Ladány (Flügelbahn nach Groß-Wardein), Debreczin,
[* 17] Nyiregyháza, Tokaj, Szerencs und Miskolcz
[* 18] nach Kaschau (606 km, 1857-80 eröffnet).
die Heilige, die Heldin eines unter dem Namen«Akten des Paulus und der Thekla» verbreiteten,
zu Ende des 2. Jahrh. gedichteten christl. Romans. Aus Iconium gebürtig, wurde sie angeblich vom ApostelPaulus zum Christentum
bekehrt, folgte demselben und wurde, weil sie sich dem ehelosen Leben widmete, von seiten ihrer Familie und ihres Bräutigams
heftig verfolgt. Von letzterm als Christin denunziert, wurde sie im Cirkus
[* 19] den wilden Tieren vorgeworfen,
von denselben aber sowie von den Flammen, denen man sie ein anderes Mal preisgab, verschont. Nach dem Tode des Paulus lebte
sie in einer Berghöhle bei Seleucia. Ihr Gedächtnistag ist der 23. Sept. Die «Akten des Paulus und der Thekla» sind, wenn auch nicht
ganz vollständig, erhalten und von Tischendorf («Acta apostolorum apocrypha», Lpz. 1851; neue Ausg. von
Lipsius und Bonnet, ebd. 1891) herausgegeben. Eine poet. Nachbildung der Legende von der heiligen Thekla lieferte Paul Heyse (Stuttg.
1858; 2. Aufl. 1863). -
Vgl. Schlau, Die Akten des Paulus und der Thekla (Lpz. 1877);
Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten,
Bd. 2,1. Hälfte (Braunschw.
1886).
(grch., Mehrzahl Themata, s. d.), ein aufgestellter Satz, der Hauptgedanke, der in einer Rede oder Abhandlung ausgeführt
werden soll. In der Musik heißt Thema eine
Tonreihe, die durch häufige Wiederholung und Verarbeitung im Satze die Stelle des
Hauptgedankens einnimmt. Wie die Fuge sich noch heute in der Regel auf Grund eines einzigen Thema aufbaut
(Ausnahmen sind Doppelfuge und Tripelfuge), so war in der ältern Instrumentalmusik die Anlage aller geschlossenen Sätze auf
ein einziges Thema gegründet. Erst im 18. Jahrh. entwickelte sich für Sinfonie, Sonate und verwandte Formen der
Brauch, dem ersten oder Hauptthema ein zweites oder Nebenthema entgegenzustellen.
(Mehrzahl von Thema, s. d.), die durchgängig militärisch organisierten Verwaltungsbezirke
des ByzantinischenReichs, gelegentlich auch die in den Bezirken siebenden Besatzungstruppen. Die Themata traten
seit dem 7. Jahrh. n. Chr. an die Stelle der von Diocletian und Konstantin eingerichteten Diöcesen und Provinzen; im 10. Jahrh.
war die Neuordnung durchgeführt, es gab 17 für den Orient, 12 für den Occident des Reichs. Jedes Thema zerfiel in turmae,
bandi, clisurae und wurde von einem dem Kaiser direkt unterstellten «Strategen» mit einem zahlreichen Stabe von Offizieren und
Militärbeamten verwaltet. Der KaiserKonstantin VII. Porphyrogennetos schrieb ein erhaltenes Buch über die Themata.
die Tochter des Uranos und der Gaia, Gemahlin des Zeus,
[* 27] dem sie die Horen
[* 28] und die Moiren,
die Eunomia, Dike (Astraia) und Eirene gebar, ist die Göttin der gesetzlichen Ordnung, Schützerin des bestehenden Rechts
und die personifizierte Gerechtigkeit. Sie wohnt mit auf dem Olymp und beruft hier auf Befehl von Zeus die Götter zur Versammlung,
empfängt sie bei dem Göttermahle und hält auf Ordnung und Sitte, endlich ordnet sie die Volksversammlungen
und löst sie auf. Als Walterin über die göttlichen und natürlichen Ordnungen kennt sie aber auch die Zukunft und verkündet
sie den Menschen. Sie soll deshalb einst Inhaberin des delphischen Orakels gewesen sein. Als Gerechtigkeitsgöttin wird sie
von Neuern mit verbundenen Augen sowie mit Schwert und Wage
[* 29] in den Händen dargestellt. -
athen. Feldherr und Staatsmann, stammte aus dem altadligen Geschlecht der
Lykomiden und wurde um 525 v. Chr. geboren. Sein Vater hieß Neokles, seine Mutter war eine Fremde, wahrscheinlich eine Akarnanierin.
Glänzend begabt, von weitem Blick und weiten Zielen, voll scharfen Verstandes und glühenden Ehrgeizes, überwand er rasch
den Makel seiner Geburt und griff entscheidend in das öffentliche Leben ein. Als erster Archon (493-492) begann er mit der
Verwirklichung seines Progamms ^[richtig: Programms], Athen
[* 30] zur Seevormacht Griechenlands zu erheben; an Stelle
der alten Reede von Phaleron wurde der Peiraieus als Hafen durch
¶
mehr
ihn entdeckt und mit der Befestigung begonnen. Die auswärtigen Verhältnisse, die Kämpfe erst mit Persien,
[* 32] dann mit Ägina,
die Streitigkeiten mit seinen polit. Gegnern Megakles, Xanthippus, Aristides traten der Vollendung seiner Pläne entgegen.
Als aber 483 der letzte Gegner Aristides durch Ostracismus beseitigt worden war, beherrschte Themistokles wieder die Lage
allein und brachte ein Gesetz durch, daß in den folgenden Jahren aus dem Überschuß der Einkünfte aus den Bergwerken von
Laurion 100 neue Kriegsschiffe gebaut werden sollten.
Beim Heranrücken des Heers von Xerxes bewog er nach der Schlacht bei Thermopylä (480 v. Chr.) die Athener, ihre Stadt, die gegen
die Übermacht der Perser nicht zu halten gewesen wäre, preiszugeben und sich, nachdem sie Weiber, Kinder
und Greise auf der InselSalamis und in Trözen in Sicherheit gebracht, auf die Flotte zurückzuziehen. Er war es auch, der mit
der gewaltigsten Anstrengung und in fortwährendem Widerstreite gegen die engherzigen Gedanken der Peloponnesier die
griech. Flotte in der Meerenge von Salamis zusammenhielt und sie nötigte, den Kampf mit der persischen hier aufzunehmen (im
Sept. 480 v. Chr.). So ward er der Retter Griechenlands.
Das zerstörte Athen wurde dann auf Themistokles' Rat in weiterm Umfange aufgebaut und stark befestigt. Die Versuche Spartas, die Vollendung
des Mauerbaues zu hindern, wußte er mit großem diplomat. Geschick zu vereiteln. Auch die Peiraieusbefestigung
konnte er jetzt vollenden und bei der Aufrichtung des Attischen Seebundes mitwirken. Themistokles stand auf dem Gipfel seines Ruhms;
aber sein stolzes Selbstbewußtsein und sein rücksichtsloses Auftreten arbeitete seinen polit. Gegnern, die von Sparta unterstützt
wurden, in die Hände, und es gelang diesen 470 v. Chr., durch einen Ostracismus seine Entfernung aus Athen
durchzusetzen. Er wählte Argos als Aufenthalt und betrieb von hier aus eine energische Agitation gegen Sparta.
Dabei trat er in Verbindung mit dem gleichfalls gegen die lakedämonische Regierung erbitterten Pausanias (s. d.).
Dessen Verurteilung wegen pers. Umtriebe zog Themistokles' Fall nach sich. Auf Drängen der Spartaner in Athen wegen
Hochverrats angeklagt, floh er (467) zunächst nach Korkyra, von hier zum Molosserkönig Admetos nach Epirus, endlich zum Perserkönig
(465). Artaxerxes I., der glaubte in ihm ein geeignetes Werkzeug zur Rache an den Hellenen zu finden, nahm ihn
freundlich auf und verlieh ihm die Stadt Magnesia am Mäander
[* 33] als fürstl. Sitz mit den Einkünften verschiedener anderer kleinasiat.
Städte. Hier lebte Themistokles, bis ihn 459 ein schneller, angeblich nicht natürlicher Todvor der traurigen Notwendigkeit rettete,
zusammen mit dem Nationalfeinde seine eigenen Mitbürger zu bekämpfen. Aus dem Altertum ist eine ausführliche
Lebensbeschreibung des Themistokles, von Plutarch, eine kürzere von Cornelius Nepos vorhanden. Die unter Themistokles' Namen auf uns gekommenen 21 griech.
Briefe sind unecht. -
(engl. Thames; frz. Tamise; im AltertumTamĕsis oder Tamĕsa; angelsächs. Taemese), der größte Fluß Englands
(s. Karte: England und Wales), in seinem obern Laufe bis Oxford
[* 34] von den Gelehrten
Isis
[* 35] benannt, entspringt in einer Höhe von 114 m an der Grenze von Wiltshire und Gloucestershire aus dem im Sommer wasserarmen
Thames-Head, nicht weit südwestlich von Cirencester. Sie fließt ostwärts über Cricklade nach Oxford,
wo sie links
den Cherwell aufnimmt.
Dann läuft sie bis Reading südostwärts, wird bei Dorchester durch die schiffbare Thame verstärkt, aus deren und der sog.
Isis Namen die Benennung Themse korrumpiert sein soll. Weiterhin bespült der Fluß den westl. Rand der kreidigen Chiltern-Hills.
Von Reading an fließt die in mehrern Bogen wieder gegen Osten, zunächst durch das Waldthal von Henlev,
Marlow und Maidenhead nach Windsor und Eton. Bei Staines betritt sie Groß-London (s. die drei Karten zum ArtikelLondon),
[* 36] das
sie bei Erith wieder verläßt, berührt Gravesend und mündet zwischen Sheerneß und dem Kap Shoeburyneß in Essex, 75 km
unterhalb London in die Nordsee.
Bei Sheerneß nimmt sie den Namen Nore, weiterhin, bis zu ihrer meerbusenartigen Erweiterung, den NamenSwin an. Vom Norelight,
dem schwimmenden Leuchtfeuer im Nore, beträgt der direkte Abstand bis zur Quelle 202 km, die ganze Stromentwicklung 349,8 km,
wovon 316,5 km (bis Lechlade) schiffbar sind. Die Breite beträgt bei Greenwich zur Ebbezeit 550 m, bei
London-Bridge 243, von hier bis zu den Westindia-Docks, wo sie von den Schiffern «Pool»
genannt wird, zwischen 210 und 440 m. Bei Woolwick steigt die Breite auf 447, bei Gravesend auf 731 und 5 km abwärts auf 1179 m.
Von London aufwärts aber wird sie sehr schmal.
Mit Ausnahme einiger Untiefen (shoals) hat die Themse bis zur London-Bridge aufwärts 3,6 bis 4,3 m Tiefe. Die Flut steigt alle 12 Stunden
4-7 m senkrechter Höhe mit einer Schnelligkeit von 3 bis 4 km auf die Stunde. Bis Deptford ist der Fluß für die größten
Seeschiffe, wie Ostindienfahrer und Kriegsschiffe, fahrbar, bis Blackwall für Schiffe
[* 37] von 1400 t, bis London-Bridge
für Schiffe von 300 themse. IhrerTiefe und der Gunst der Meeresflut verdankt sie und namentlich London einen Verkehr, wie ihn kein
Strom der Welt aufzuweisen hat.
Von London aufwärts bis Lechlade (240 km oberhalb London-Bridge) kann die Themse nur mit Barken vermittelst
mehrerer Schleusen (im ganzen 34) befahren werden. Mit dem Innern des Landes ist sie durch viele Kanäle in Verbindung gesetzt,
darunter der Grand-Junction-, Oxford-, Paddington-, Regent-, Thames- und Severnkanal. Der gewöhnliche Wasserweg zwischen London
und Bristol ist jedoch der Kennet- und Avonkanal, welcher, 11 km lang, von Reading nach Bath am Avon führt.
Das Flußgebiet der Themse gehört 12 Grafschaften an und umfaßt 13 370 qkm. Von links münden der Windrush, der Colne
bei Staines, der Brent bei Brentford und der Lea bei Blackwall; von der rechten Seite der Kennet bei Reading, der Wey
oder Wye bei Weybridge, und der Darent. Nur Lea, Kennet, Wey und Darent sind für die Schiffahrt von Bedeutung. Außerdem
gilt als Nebenfluß der Medway (s. d.), der wichtigste von allen.
(spr. -nahr), Louis Jacques de, franz. Chemiker,
geb. zu Louptière bei Nogent-sur-Seine, war erst Repetent und dann
bis 1837 Professor der Chemie an der Polytechnischen Schule zu Paris,
[* 39] zugleich bis 1840 Professor der Chemie am Collège de
France und an der Faculté des Sciences, seit 1810 Mitglied des Instituts, wurde 1824 baronisiert und war von 1833 bis 1848 Pair
von Frankreich. Er starb zu Paris. Unter seinen Arbeiten sind hervorzuheben die Entdeckung des
Wasserstoffsuperoxyds und des nach ihm genannten Blaus (s. Thénards Blau),
¶
Blau, Kobaltoxydulthonerde, Kobaltblau, Königsblau, Leidener
[* 42] Blau, Kobaltultramarin, die Verbindung von Kobaltoxydul
mit Thonerde, eine blaue, gegen Säuren vollständig widerstandsfähige Farbe, die aber bei Lampenlicht schmutzigviolett erscheint;
C7H8N4O2, Dimethylxanthin, C5H2(CH3)2N4O2, eine organische Base, die sich
in den Kakaobohnen (zu etwa 1-2 Proz.) und in gewissen Sorten von Thee findet. Es bildet ein weißes krystallinisches
Pulver von schwachbitterlichem Geschmack, das sich nur sehr wenig in heißem Wasser, Alkohol und Äther löst. Mit Silberoxyd
geht es eine Verbindung ein. Wird diese Verbindung mit Jodmethyl behandelt, so geht es in Caffeïn über, mit
welchem das in chem. und physiol. Hinsicht die größte Ähnlichkeit
[* 45] hat. Mit salicylsaurem Natrium verbunden bildet Theobromin das
neuerdings viel gebrauchte Arzneimittel Diuretin (s. d.).
(Theodahad), König der Ostgoten aus dem Geschlecht der Amaler, Vetter der Königin Amalasuntha, großer Grundherr
in Tuscien, verhandelte heimlich mit dem oström. KaiserJustinianus I., um diesem Italien
[* 46] ohne Schwertstreich
in die Hände zu spielen und sich selbst eine große Belohnung zu sichern. Als ihn Amalasuntha 534 zu ihrem Mitregenten erhoben
hatte, beeilte er sich, ihre persönlichen Anhänger zu beseitigen, um dann die Königin selbst gefangen nach einer Insel des
Bolsener Sees führen und daselbst ermorden zu lassen. Darauf erklärte ihm der Kaiser den Krieg, der 535 durch
Belisar eröffnet wurde; Theodat aber zeigte sich unentschlossen und feig. Als dann Belisar im Febr. 536 in Unteritalien landete
und Neapel
[* 47] eroberte, stürzte eine got. Heeresversammlung Theodat vom Throne und wählte Vitiges zum König. Theodat wurde
auf der Flucht von Rom nach Ravenna im Dez. 536 durch den Goten Optari getötet.
(grch., d. h. RechtfertigungGottes), der philos. Versuch, den Glauben an die Vorsehung und göttliche Weltregierung
gegen die Einwürfe aufrecht zu erhalten, die in dem Vorhandensein des physischen Übels und des moralisch
Bösen gegen die Güte und Gerechtigkeit Gottes zu liegen scheinen. SchonPlato, die Stoiker, Augustinus, Thomas von Aquino, Campanella
u. a. haben versucht zu zeigen, wie das Sittlich-Böse sich mit der Heiligkeit und Gerechtigkeit des höchsten Wesens vereinigen
lasse. Das Wort Theodicee kam erst auf, nachdem Leibniz sein Werk «Essai de Théodicée sur la bonté
de Dieu, la liberté de
l'homme et l'origine du mal» (2 Bde.,
Amsterd. 1710; deutsch von Habs, Lpz. 1884) geschrieben hatte.
Die Absicht Leibnizens geht nicht dahin, das physische Übel und das moralische Böse zu leugnen, sondern es als Ausdruck der
notwendigen Beschränktheit jeder geschaffenen Welt darzustellen (s. Leibniz). Die kritische Philosophie
leistete auf eine Beantwortung der jedem Versuche einer Theodicee zu Grunde liegenden Fragen Verzicht. (Vgl. Kant, Über das Mißlingen
aller philos. Versuche in der Theodicee, 1791.) In den spätern idealistischen Systemen trat das Interesse an den Fragen der Theodicee zurück,
bis die pessimistische Philosophie Schopenhauers (s. d.) sie wieder in Fluß brachte. (S. auch Optimismus.)
[* 48] das in der Geodäsie am meisten gebrauchte Instrument zum Messen von Horizontalwinkeln, häufig auch zum
Messen von Vertikalwinkeln eingerichtet. Den Hauptbestandteil jedes Theodolit bildet ein auf seinem Rande mit
größter Sorgfalt geteilter Horizontalkreis (Limbus), um dessen Mittelpunkt ein mit einem Zeiger (Alhidade)
versehenes Fernrohr
[* 49] in horizontaler Richtung drehbar ist. Zur genauen Horizontalstellung des Limbus ist eine Libelle an dem
Theodolit angebracht.
Zum Gebrauch zu Höhenmessungen ist ein zweiter, vertikal gestellter Kreis erforderlich, um dessen Mittelpunkt das Fernrohr
sich auf- und abwärts bewegen läßt. Zum Ablesen der Vertikalwinkel muß dann auch eine zweite Alhidade
mit dem Fernrohr verbunden sein. Das ganze Instrument ruht auf einem dreibeinigen Fußgestell und kann mittels Stellschrauben
beim Gebrauch auf einem Stativ, einem steinernen Pfeiler oder einer andern festen Unterlage horizontal gestellt werden.
Zum Ablesen der gemessenen Winkel
[* 50] dienen entweder mit der Alhidade verbundene Nomen oder bei den feinern
Instrumenten Mikroskope.
[* 51] Die Ablesungsvorrichtung ist so angeordnet, daß an zwei oder auch an vier sich einander gegenüber
liegenden Stellen des Kreises abgelesen werden kann. Der horizontale Limbuskreis ist bei den einfachen Theodolit fest mit
dem Fußgestell verbunden; bei den sog. Repetitionstheodoliten ist er um eine durch seinen
Mittelpunkt gehende vertikale Achse drehbar.
Der Vertikalkreis ist bei den meisten Theodolit fest mit dem Fernrohr verbunden und dreht sich mit diesem zugleich; die zugehörige
Alhidade ist hier an einem der Fernrohrträger befestigt. Der mit Vertikalkreis ausgerüstete Theodolit, vielfach
auch Universalinstrument genannt, kann durch eine am Fernrohr selbst befestigte Libelle zum Nivellieren
gebraucht werden. Ebenso kann das Fernrohr unter Mitbenutzung einer Distanzlatte zum Distanzmessen eingerichtet werden. (S.
Tachymeter.) Die Genauigkeit der auszuführenden Winkelmessungen hängt besonders von der Größe der angewendeten Limbuskreise
ab, daher unterscheidet man die Theodolit nach der Größe des Durchmessers ihres Horizontalkreises.
Bei der preuß. Landesaufnahme sind 10-, 8- und 5zöllige Theodolit im
Gebrauch zur Triangulation
[* 52] erster, zweiter oder dritter Ordnung. Die Winkelmessung selbst geschieht folgendermaßen: Man richtet
zur Ermittelung eines Horizontalwinkels das Fernrohr des genau im Scheitelpunkt des zu messenden Winkels horizontal aufgestellten
Instruments auf das eine der beiden in den Winkelschenkeln liegenden Objekte und liest den Winkelgrad
ab, den derInder des Alhidadenkreises am Horizontalkreis anzeigt. Dann stellt man das Fernrohr auf das zweite Objekt ein, liest
¶
wieder den Winkel ab und hat in der Differenz beider Ablesungen den gesuchten Winkel. Zur Erhöhung der Genauigkeit wird das
Verfahren beliebig oft wiederholt. Bei einem Repetitionstheodoliten verfährt man in folgender Art: Man stellt den Horizontalkreis
fest und richtet das Fernrohr auf das eine der beiden Objekte (z. B. das links gelegene)
und liest den Winkel ab. Ohne den Horizontalkreis zu verschieben, führt man nun das Fernrohr auf das zweite (rechtsliegende)
Objekt und hat dadurch den zu messenden Winkel eingestellt.
Man führt nun, nachdem der Alhidadenkreis fest an den Horizontalkreis geklemmt, die Klemmung des letztern aber gelöst ist,
das Fernrohr nach dem ersten Objekt zurück und stellt es scharf ein; nun stellt man den Horizontalkreis
wieder fest und führt das Fernrohr mit dem gelösten Alhidadenkreis von neuem auf das zweite (rechtsgelegene) Objekt und
stellt dies wiederum genau ein. Dieses Verfahren läßt sich beliebig oft wiederholen; am Schlusse liest man
den zuletzt erhaltenen Winkel ab und dividiert nun den ganzen von der Alhidade auf dem Limbus durchlaufenen Bogen durch die
Anzahl der Einstellungen.
Dieses Verfahren, welches den Einfluß der Beobachtungsfehler auf den gemessenen Winkel wesentlich vermindert, wurde zuerst 1752 von
Tobias Mayer angegeben und durch Borda in die astron. Praxis eingeführt. Bei der preuß. Landestriangulation
wird dasselbe nicht mehr angewendet, vielmehr findet die wiederholte Winkelmessung bei jedesmal beliebig verschobenem Horizontalkreis
statt. Bei dem in vorstehender
[* 48]
Figur dargestellten, vonL. Tesdorpf in Stuttgart
[* 54] gefertigten Repetitionstheodoliten ist H
der Horizontalkreis, V der Vertikalkreis, F Fernrohr, L Libelle, B eine Orientierungsbussole mit mikroskopischer
Ablesung. (S. auch Grubentheodolit.) – Über den Phototheodolit s. Photographie (photogr. Apparate) und Photogrammetrie.
[* 55] –
Vgl. von Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde (7. Aufl., Stuttg.
1890);
Fuhrmann, Die Theodolit, ihre Einrichtung, Anwendung, Prüfung und Berichtigung (Lpz.
1896).
Name von zwei Päpsten: Theodor I. (642–649), Sohn eines Bischofs, aus Jerusalem
[* 56] gebürtig,
war ein eifriger Gegner der Monotheleten. Den PatriarchenPyrrhus von Konstantinopel,
[* 57] der sich erst zur abendländ. Lehre
[* 58] von
den zwei Willen in Christo bekannt hatte, dann aber wieder abtrünnig geworden war, verfluchte er auf einer Synode zu Rom.
Theodor II. war nur 20 Tage lang (Nov. und Dez. 897) Papst. Er brachte das Andenken des Papstes
Formosus (s. d.) wieder zu Ehren, indem er den Leichnam
desselben feierlich bestattete und die von ihm vollzogenen Weihen anerkannte.
II.,Kaiser von Abessinien, 1818 in Scherbié, der Hauptstadt von Quârâ an der Westgrenze des christl.
Abessiniens, geboren, hieß eigentlich Kâsa. Sein Vater Hailu war einst Statthalter von Ouârâ gewesen;
seine Mutter war von geringer Herkunft. In demKloster Tschankar bei Gondar sollte er zum Geistlichen erzogen werden. Bei der
Zerstörung desselben entkam er durch Flucht, lebte eine Zeit lang in der Familie seines hochgestellten Oheims Kenfû, nahm
an den innern blutigen Fehden derselben teil, floh in das entlegene Bergland von Saharo und wurde Anführer
einer Räuberbande.
Als solcher machte er sich gefürchtet und wurde von Menen, der Mutter des Ras Ali, mit der Statthalterschaft von Quârâ betraut.
Im Herbst 1848 trat er als Rebell auf und erhielt siegreich von Ras Ali die Landschaften der Menen um Gondar
herum und den Titel Dedschazmatsch (Herzog). Weiter besiegte er in rascher Folge im Nov. 1852 Goschu, den Fürsten von Godscham,
im Jan. und Juni 1853 den Ras Ali selbst, im Mai 1851 Berû, den Sohn Goschus, und zuletzt im Febr. 1855 den Ubie, Deschatsch
von Tigre, in der Schlacht bei Deraskié, und ließ sich zwei Tage darauf durch Abuna Salâmâ als Theodor II II.
zum Kaiser (Negus) von Abessinien krönen.
Noch im Sommer 1855 erlag auch das ReichSchoa seinen siegreichen Waffen.
[* 59] Mit großer Energie begann er die Regeneration des
Landes, rottete das Räuberwesen aus und stellte die Sicherheit der Straßen her. Die Rechtspflege verbesserte
er, indem er selbst das Amt des Richters übernahm. Durch die Konfiskation des Grundbesitzes der Geistlichkeit, die zwei Drittel
des Landes in Händen hatte, brach er auch das Übergewicht dieser mächtigen Körperschaft, machte sich aber durch despotische
Grausamkeit bald verhaßt. Über seine Kämpfe mit den Engländern s. Abessinien (Geschichte). Bei der
Erstürmung von Magdala durch die Engländer gab er sich den Tod.
byzant. Kaiserin, Gemahlin Justinianus' I., geb. auf Cypern
[* 61] als Tochter eines Bärenwärters im Cirkus, galt
als eine Zierde des Theaters und wurde um 521 die Gemahlin des PatriciersJustinianus, der 527 seinem Oheim
Justinus I. auf dem Throne folgte. Scharfer Verstand, große persönliche Entschlossenheit und Talent für polit. Intriguen
machten sie zu einer wertvollen Gehilfin für Justinianus, dagegen waren ihre Herrschsucht und ihre grausame Rachsucht allgemein
gefürchtet.
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byzant. Kaiserin, Gemahlin des Theophilos, aus Elissa in Paphlagonien gebürtig, war
die Tochter des Turmarchen Marinus, stellte, als sie nach dem Tode ihres Gemahls (842) als Vormünderin ihres vierjährigen
SohnesMichael III. die Regierung übernahm, sofort den Bilderdienst wieder her, indem sie den PatriarchenJohannes VII. absetzte,
an dessen StelleMethodius ernannte und eine Lokalsynode nach Konstantinopel berief, die von einem aus ihrem
Bruder Bardas, ihrem Oheim Manuel und dem Patricius Theoctistos bestehenden Rate unterstützt wurde.
Sie regierte klug und verständig, war zwar in ihren Kriegen nicht immer glücklich, da eine von Theoctistos 843 nach Kreta
geführte Expedition mißglückte und der Krieg gegen die Paulicianer (s. d.) in Kleinasien und gegen die
sie unterstützenden Sarazenen fruchtlos blieb, andererseits gelang es aber dem Theoctistos Briennios, die SlawenGriechenlands,
speciell des Peloponnes, um 849 zu besiegen. Von dem ehrgeizigen Bardas angetrieben, bemächtigte sich Michael III. 12. März 856 des
Thrones und setzte seine Mutter ab. Sie wurde aller Würden beraubt und starb 867. Ihr Andenken wird von
der griech. Kirche 11./23. Febr. verehrt.
byzant. Kaiserin, Tochter des KaisersKonstantin VIII., jüngere Schwester der Zoë (s. d.), wurde von dieser 1032 genötigt,
sich in ein Kloster zurückzuziehen, aber 1042 durch eine Volksbewegung zur Mitkaiserin erhoben. Ihre Herrschaft dauerte aber
nur vom 21. April bis zum 11. Juni, da Zoë sich zum drittenmal mit Konstantin IX. vermählte. Nach dem Tode desselben
kam Theodora schließlich mehr als siebzigjährig definitiv auf den Thron,
[* 63] den sie bis zu ihrem Aug. 1056 erfolgten Tode
innehatte. Ihr folgte Michael VI. (s. d.).
vornehme Römerin des 10. Jahrh., Gemahlin des «Konsuls
und Senators der Römer»,
[* 64] Theophylakt, beherrschte Rom und das Papsttum, das sie mit ihren Kreaturen besetzte, in seiner verrufensten
Zeit (s. Sergius III., Johann X., XI., XII. [Päpste]) und that sich ebenso wie ihre Töchter Marozia (s. d.) und Theodora die Jüngere
durch ihren sittenlosen Lebenswandel und ihre Gewissenlosigkeit hervor, so daß man die Zeit ihrer Herrschaft
als die Epoche der Pornokratie bezeichnet. (S. Papst.) Mit der Absetzung Johanns XII. (963) erreichte die Herrschaft dieser
Familie in Rom vorläufig ihr Ende; sie lebte noch einmal wieder auf mit Crescentius (s. d.),
dem Sohn T.s der Jüngern.
griech. Kirchenvater und Lehrer der Antiochinischen Schule, geb. um 390, theologisch
gebildet in einem Kloster bei Antiochia, seit 423 Bischof von Cyrus am Euphrat, wurde auf der sog. Räubersynode (449) als Nestorianer
seines Amtes entsetzt und in ein Kloster verbannt, aber nachmals durch das Konzil zu Chalcedon (451) zurückberufen. Er starb
um 457. Seine Werke wurden von Sirmond und Garnier (5 Bde.,
Par. 1642 u. 1684), Ludw. Schulze und Nösselt (5 Bde., Halle
[* 65] 1769-74) und Migne (in der «Patrologia graeca7, Bd.
80–84) herausgegeben. Eine Auswahl in deutscher Übersetzung veranstaltete Küpper (in der "Bibliothek der Kirchenväter",
Kempt. 1878). –
Vgl. Ad. Bertram, Theodoreti,episcopi Cyrensis, doctrina christologica (Hildesh.
1883);
I., westgot. König (419–451), der eigentliche Gründer des Tolosanischen Reichs, erkannte zunächst die
durch den Vertrag seines Vorgängers über die Ansiedelung bedingte Oberhoheit des Kaisers an, riß sich
aber im Kriege von 421 davon los und regierte dann noch 30 Jahre, von den Zeitgenossen und auch von Rom als ein selbständiger
König behandelt (so bei dem Bündnis gegen Attila 451). In der Schlacht auf den Catalaunischen Feldern entschied Theodorich fallend
d en Sieg. Sein Sohn Theodorich II. (453–466) tötete seinen ältesten BruderThorismund (451–453) und
wurde selbst von dem jüngern Bruder Eurich ermordet. Er war ein Herrscher von ausgezeichneten Gaben und der röm. Kultur
zugänglich. Er dehnte das Gebiet nicht nur in Gallien aus, sondern unterwarf auch einen Teil von Spanien.
[* 66]
oder Theoderich der Große (got. Thiudareiks, d. i. Volksfürst, in neuhochdeutscher Form
Dietrich), König der Ostgoten, Sohn des Amalers Theodemir und der Ereliva, geb. 454 am Neusiedler See in Pannonien, ward mit
acht Jahren als Geisel nach Konstantinopel geschickt und blieb dort 10 Jahre lang. Bald nach seiner Rückkehr brach er mit
seinem Vater 473 feindlich in das Byzantinische Reich ein, bis der Hof
[* 67] von Byzanz dem ostgot. Volke Wohnsitze
in Obermösien bewilligte.
Theodorich, beim Tode seines Vaters 475 zum König erwählt, nahm lebhaften Anteil an den innern Kämpfen der Römer. Sein Hauptgegner
war ein anderer Gotenführer, Theodorich Strabo (gest. 481). Theodorich kämpfte bald für, bald gegen
den KaiserZeno, wurde aber 484 von ihm zum Konsul ernannt, 486 durch einen Triumph und eine Reiterstatue geehrt und 487, da
er Konstantinopel bedrohte, aus Italien abgelenkt, das damals Odoaker beherrschte Theodorich unternahm den Zug
jedoch erst auf Beschluß
seines Volks und besiegte Odoaker 489 am Isonzo
[* 68] und bei Verona
[* 69] und 490 an der Adda. Da sich Odoaker dann
aber über zwei Jahre in Ravenna hielt, so schloß Theodorich mit ihm einen Vertrag über eine Art gemeinsamer Regierung, beseitigte
ihn jedoch 493 durch Mord.
Anfangs erkannte Theodorich die Oberhoheit des oström. Kaisers an, dann aber beanspruchte er eine ähnliche Stellung,
wie sie die weström. Kaiser eingenommen hatten, und war thatsächlich lange Jahre hindurch der mächtigste aller Herrscher.
AußerItalien und Sicilien, Dalmatien und einem Teil von Pannonien waren auch Noricum, Vindelicien und Rhätien mehr oder weniger
abhängig von ihm. Sogar aus Esthland
[* 70] und Skandinavien kamen Gesandte zu ihm. Er benutzte diese Macht,
um friedliche Beziehungen unter den Nachbarstaaten zu pflegen, und als der Frankenkönig Chlodwig gegen seine Mahnung die
Westgoten angriff, schlug er ihn, rettete Spanien und den südlichsten Teil von Gallien für die Westgoten und nahm es auch
zunächst unter seine vormundschaftliche Verwaltung. Seine Residenz war meist Ravenna (Raben) oder Verona
(Bern
[* 71] der Heldensage). Theodorich behielt, wie früher Odoaker, die röm. Staatseinrichtungen
ziemlich unverändert bei, sowohl am Hofe wie in dem Beamtenstande und in der Verwaltung, und die hervorragendsten Männer der
röm. Gesellschaft, wie Cassiodor und Boethius, betraute er mit einflußreichen Ämtern und Aufträgen.
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