aber meistens ohne die immergrünen Waldungen, welche sonst dafür als maßgebend gelten. Die häufigsten
Bestände sind Chaparral
(s. d., Bd. 17).
Ackerbau und Viehzucht
[* 2] sind die Hauptbeschäftigungen, die letztere wird im nordwestl.
Teil (Panhandle District) fast ausschließlich
betrieben. Die Ernte
[* 3] von 1893 lieferte 61 Mill.
BushelMais (33 Mill. Doll.), 4,5 Mill.
Bushel Weizen, 14 Mill.
Bushel Hafer
[* 4] (6 Mill. Doll.), 471000 t Heu (4,5 Mill. Doll.) und 9 Mill.
Pfd. Rohrzucker. Die Baumwollernte stieg 1894/95 auf 3 114000
Ballen, fast ein Drittel der Produktion der
Union. Der Viehbestand
betrug 1894: 1,2 Mill.
Pferde,
[* 5] 0,26 Mill.
Maulesel, 0,8 Mill. Milchkühe, 6 Mill. andere Rinder,
[* 6] 3,7 Mill.
Schafe
[* 7] und 2,7 Mill. Schweine.
[* 8]
Der Handel vermittelt den
Import von Waren aller Art und den Export von
Baumwolle,
[* 9] Vieh,
Häuten,
Wolle u. s. w. (S.
Galveston.)
Der
Bergbau
[* 10] lieferte (1895) 485000 t
Kohle, 8000t Eisenerz, 125000 Fässer
Salz
[* 11] und 450 t des asphaltähnlichen Lithocarbons.
Der Census von 1890 zählte 5268 Etablissements mit 39 475 Angestellten und 70 Mill. Doll.
Jahresprodukten, davon für 11 Mill. Doll. Sägemühlprodukte, für 11 Mill. Mehl,
[* 12] für 4 Mill.
Buchdruckereiprodukte und für 3 Mill. Doll. Baumwollöl und Baumwollsamen. Texas ist in 246 Counties
geteilt, Hauptstadt ist
Austin.
Die 31 Senatoren werden auf vier, die 128 Repräsentanten und der Gouverneur auf zwei Jahre gewählt.
Die Legislatur tritt alle zwei Jahre zusammen. Zum
Kongreß schickt Texas 2 Senatoren und 13 Repräsentanten. 1892 besuchten
im Durchschnitt täglich 364 835
Kinder die Schulen, während die Zahl der
Lehrer 11 906 betrug.
Höhere Anstalten bestehen 11. Unter
den Bahnsystemen (im ganzen 14 623 km) sind hervorragend: Missouri
Pacific,
Atchison-Topeka-Santa Fé,
Fort Worth-Denver City u. a.
Geschichte. Das Gebiet des heutigen Texas bildete ehemals ein Streitobjekt zwischen
Frankreich und
Spanien.
[* 13] Der Streit wurde zunächst
durch den Frieden zu
Paris
[* 14] (1763) beendigt, in dem
Frankreich alles Gebiet westlich vom Mississippi an
Spanien abtrat.
Schon 1800 überließ dieses jedoch seinen Anteil von Louisiana wieder an
Frankreich, das dies ganze Gebiet 1803 an
die
Vereinigten Staaten
[* 15] von
Amerika
[* 16] verkaufte. Bei der Unbestimmtheit der Grenzen
[* 17] erhoben sich neue Streitigkeiten, die 1819 durch
einen
Vergleich, der den
Sabine als Grenze festsetzte, beigelegt wurden. Texas wurde nach der Losreißung
Mexikos von
Spanien (1821) ein
Teil der neuen Republik. Um dieselbe Zeit begann eine starke Einwanderung aus den
Vereinigten Staaten,
und seitdem machten sich Bestrebungen geltend, die auf die Losreißung von Mexiko
[* 18] hinzielten, und die zur
Unabhängigkeitserklärung
führten. Einen Versuch Mexikos, die Texaner wieder zu unterwerfen, schlugen diese unter Houstons
Führung21. April am
San Jacintofluß zurück. 1845 schloß Texas nach langen
Intriguen endlich einen
Vertrag mit den
Vereinigten Staaten, wodurch es
in die
Union aufgenommen wurde. Ein
Krieg mit Mexiko war die Folge (1846-48); Mexiko wurde geschlagen und mußte im
Vertrage von
Guadalupe-Hidalgo die
Annexion von an die
Vereinigten Staaten zugestehen. 1861 schloß Texas sich
der
Secession an. Die gegenwärtige
Verfassung wurde 1876 eingeführt.-
Vgl. Yoakum, History of Texas (2 Bde., Neuyork
[* 19] 1856);
Bancroft, History of the New Mexican States and Texas (2 Bde.,
San Francisco 1889).
oder
Texasseuche, eine ansteckende Rinderkrankheit, die im
Süden der
Vereinigten Staaten vom Mexikanischen
Meerbusen bis zum 38.° nördl.
Br. stationär ist. Die in diesem Gebiete heimischen Rinder sind anscheinend gesund. Kommen
aber Rinder aus nördlich gelegenen Gegenden mit ihnen zusammen, so erkranken erstere am Texasfieber. Die
Tiere zeigen hohesFieber
(40,5 bis 42° C.), hierauf schwere
Blutarmut und mitunter Abgang rotgefärbten
Urins. Bei der Sektion findet man die
Milz um
das Zwei- bis Fünffache vergrößert.
Die
Ursache des Texasfieber ist Pyrosoma bigeminum
Smith, ein kleines, einzelliges Urtierchen, das in den roten
Blutkörperchen
[* 20] schmarotzt
und diese zerstört. Das Texasfieber ist mithin der
Malaria des
Menschen verwandt. Merkwürdig ist, daß das Texasfieber nicht
unmittelbar von
Tier auf
Tier übergeht, sondern durch Zecken (Booephilus bovis Curtice) übertragen wird. Das Texasfieber ist 1894 durch
amerik. Rinder nach
Deutschland
[* 21]
(Hamburg)
[* 22] eingeschleppt worden, weshalb die Einfuhr amerik. Rinder in
Deutschland gänzlich
verboten wurde. -
Vgl. Kilborne und
Smith, Untersuchungen über das Texasfieber (Washingt. 1893).
(spr. tessel), zur niederländ.
Provinz Nordholland gehörige westfries.
Insel der Nordsee, nur durch das
Marsdiep
(s.
Helder) von der Nordspitze des Festlandes getrennt (s. Karte:Niederlande),
[* 23] besteht meistens aus Wiesen- und Heuland, ist
an der
Ost- und Südseite durch Deiche, sonst durch Sanddünen geschützt, auf welchen Möven und von
Norwegen
[* 24] kommende Seevögel in unzähliger Menge nisten, weshalb auch der nördl.
Teil der
Insel, der früher (bis 1629) von
ihr getrennt war, das Eierland heißt. Die 180 qkm große
Insel wird von 5946 E. bewohnt, die hauptsächlich Schafzucht
treiben und berühmten Schafkäse fertigen. Wichtig für die Schiffahrt ist die sichere
Reede auf der Südostseite.
(vom lat. textĭlis, gewebt, gewirkt, geflochten) umfaßt alle diejenigen
Prozesse, welche aus Faserstoffen Gespinste, Geflechte, Gewebe, Gewirke und ähnliche Fabrikate, endlich Bekleidungsgegenstände
aller Art herstellen unter Anwendung des Zusammendrehens, Flechtens, Webens, Wirkens, Nähens, Stickens. Ausgeschlossen ist
hiernach die Papierfabrikation,
[* 66] bei welcher das besondere Hilfsmittel der Ausscheidung aus Wasser zur Vereinigung
faseriger Elemente angewandt wird.
Die Rohmaterialien der Textilindustrie sind die Gespinstfasern
[* 67] (s. d.);
diese werden durch die Methoden der Spinnerei (s. d.) zu Garn (s. d.) gesponnen, aus welchem dann durch die verschiedenen Methoden
des Flechtens, Webens, Wirkens u. s. w. die Fadengebilde (s. d.) hervorgehen. Die einzelnen Zweige der Textilindustrie werden
auf besondern Fachschulen gelehrt (s. Färberei- und Appreturschulen, Klöppelschulen,
Konfektionsfachschulen, Kunststickereifachschulen, Maschinenstickerschulen, Nähschulen, Spinnereischulen, Stick- und Schlingschulen,
Webschulen, Wirkschulen).
Joh., oder Tetzel, eigentlich Diez oder Diezel, Ablaßkrämer, geb. um 1455 zu Leipzig, studierte daselbst Theologie
und trat 1484 in den Dominikanerorden. 1502 zum Ablaßprediger bestellt, trieb er fünf Jahre lang den
Ablaßhandel in der anstößigsten Weise. In Innsbruck
[* 68] wegen ehebrecherischen Umgangs zum Tode durch Ertränken verurteilt,
auf Fürsprache Kurfürst Friedrichs von Sachsen zu ewigem Gefängnis nach Leipzig abgeführt, auf Verwendung des Erzbischofs
Albrecht von Mainz
[* 69] freigelassen, wurde Tezel zum apostolischen Unterkommissarius, von Albrecht von Mainz zum
Inquisitor haereticae pravitatis ernannt. Schon 1509 verkaufte er in Görlitz
[* 70] unter der Devise «So bald das Geld im Kasten klingt,
die Seele in den Himmel
[* 71] springt»
seine Ablaßbriefe; im Herbst 1517 betrieb er das Geschäft im Brandenburgischen. Dies veranlaßte
Luther, seine 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg
[* 72] anzuschlagen. In Frankfurt
[* 73] a. O. 1518 zum
Doktor der Theologie promoviert, kehrte Tezel nach Leipzig in das Paulinerkloster zurück, wo er im Aug. 1519 an der Pest starb.
-
(spr. thäckĕrĕ), William Makepeace, engl.
Schriftsteller, geb. zu Kalkutta,
[* 76] wurde nach England geschickt und lernte so in der
Charterhausschule das Schulwesen kennen, das er später in der Weihnachtserzählung «Doctor
Birch and his young friends» und in verschiedenen seiner größern Werke anschaulich und ergötzlich schilderte.
Hierauf brachte er von 1829 an einige Zeit in Cambridge zu und ging dann nach London.
[* 77] Später bereiste
er Frankreich, Italien
[* 78] und Deutschland, teilweise um sein Malertalent auszubilden und sich für die Laufbahn eines Künstlers
vorzubereiten.
Nach einem längern Aufenthalt in Rom und
[* 79] einem Besuch in Weimar,
[* 80] wo er Goethe vorgestellt wurde, ließ er sich 1834 zum regelmäßigen
Betrieb künstlerischer Studien in Paris nieder. Seine schriftstellerische Laufbahn begann Thackeray als Pariser Korrespondent für
die von seinem Stiefvater begründete Zeitung «The Constitutional», ein Blatt
[* 81] von vorgeschrittener liberaler Haltung, das jedoch
schon nach einem Jahre wieder einging und in seinem Falle den Rest von T.s nicht unbeträchtlichem Vermögen begrub.
Darauf kehrte Thackeray nach London zurück und widmete sich nun ganz der litterar. Thätigkeit. Er starb in London. Seine
ersten größern Arbeiten, darunter «Yellowplush papers», «The
great Hoggarty diamond», «A shabby genteel story», erschienen in
«Frazer's Magazine» und machten das Publikum aus ein humoristisches Talent aufmerksam, dessen Schärfe an
Swift und dessen Gemütlichkeit an Fielding erinnerte. Noch größere Beachtung fanden die im «Punch» veröffentlichten, durch
glänzenden Witz und Humor und beißende Satire ausgezeichneten «Snob papers» (deutsch in
Reclams «Universalbibliothek»).
Seine Berichte aus Paris gab er 1840 als «Paris sketchbook» (2 Bde.) gesammelt heraus. Diesem
folgte 1842 das «Irish sketch-book» (2 Bde.),
1846 die «Notes of a journey from Cornhill to Grand-Cairo»
und 1851 «The Kickleburys on the Rhine». Die meisten dieser Schriften sowie andere Novellen und Skizzen, die in Zeitschriften
veröffentlicht und später einzeln herausgegeben wurden, erschienen unter dem PseudonymMichaelAngelo Titmarsh. Unter seinem
eigenen Namen trat Thackeray zuerst mit dem Roman«Vanity fair» (1846-48; deutsch u. d. T.: «Jahrmarkt
des Lebens» in Reclams «Universalbibliothek») hervor, der ihn mit einem Schlage auf eine Stufe mit Dickens erhob und
¶
mehr
auch dem Auslande als einen der ersten Sittenmaler unserer Zeit bekannt machte. Als realistisch herbe Schilderung engl. Sitten
und Eigentümlichkeiten, als vernichtende Satire gegen das selbstsüchtige Treiben der modernen Gesellschaft, als psychol.
und stilistische Meisterbildung gehört das Werk zu den bedeutendsten Erzeugnissen der engl.
Romanlitteratur. Ihm folgte 1850 «Arthur Pendennis», eine geniale Behandlung desselben Themas, in die viele
Thatsachen aus T.s eigener Lebensgeschichte verwoben sind. Eine neue Richtung schlug er in dem histor. Roman «Henry Esmond»
(1852) ein, der mit Scottscher Kunst die Epoche der Königin Anna darstellte. Im Herbst 1852 folgte er einer Einladung nach
den Vereinigten Staaten, um dort seine in England berühmt gewordenen Vorträge über die engl.
Humoristen des 18. Jahrh. zu halten, die als «Lectures
on the English humorists of the eighteenth century» (Lond. 1853) gesammelt erschienen.
Bald nach seiner Rückkehr erschien der Roman «The Newcomes» und 1858-59 «The
Virginians», ein Gegenstück zu «Esmond». Bei einer
zweiten Reise nach Amerika (1855) hielt Thackeray die meisterhaften, ebenfalls später veröffentlichten Vorträge «The
four Georges». 1859 begründete er die Monatsschrift «Cornhill Magazine», in der er den Roman «History of Philip», die Novelle
«Lovel the widower» und die «Roundabout
papers» veröffentlichte. Sein letzter Roman, «DenisDuval», blieb unvollendet. Form und Inhalt seiner Werke
sichern Thackeray eine hohe, wenn nicht die höchste Stellung unter den engl. Humoristen. Unter den zahlreichen Ausgaben seiner Werke
ist vor allem die seit 1880 erschienene «Edition de luxe» (24 Bde.)
zu erwähnen. -
Vgl. Hannay, Memoir of Thackeray (Edinb. 1864);
Taylor, Thackeray the humorist and the man of letters:
the story of his life (Lond. 1864; 2. Aufl. 1868);
Thackerayana. Notes and anecdotes (ebd. 1874 u. ö.);
A. Trollope, Thackeray
(ebd. 1879; deutsch von Katscher, Lpz. 1880);
Conrad, Thackeray, ein Pessimist als Dichter (Berl. 1887).
die Mitglieder einer durch ganz Vorderindien verbreiteten Genossenschaft, die ihr
Gewerbe, den heimlichen Raubmord, systematisch ausgebildet und von einer Generation auf die andere fortgeerbt hatte. Die ersten
Spuren der Thags zeigen sich zu Dehli schon im 12. Jahrh. Die
Thags morden ihre Opfer nur durch Erdrosselung. Ihre große Umsicht und Klugheit verhinderte lange Zeit ihre Entdeckung, zumal
sie nie einen Europäer ermordeten. 1831 ergriff der engl. Generalgouverneur von Indien, Lord Will.
Bentinck, ernste Maßregeln gegen die Thags, und bereits im Okt. 1835 waren durch die besondere
Thätigkeit und Klugheit des mit der Ausführung beauftragten engl. Kapitäns Sleeman 1562 Personen als Thags verurteilt. Zu den
Thags gehörten Hindus aller Kasten, hauptsächlich Verehrer des Çiva und von dessen Frau Bhavānī oder Durgā. Sie nahmen aber
auch Mohammedaner in ihre Verbrüderung auf. Jetzt sind die Thags fast ganz ausgerottet. Bekannt
wurden sie in Europa
[* 83] namentlich durch den Roman von Meadows Taylor, «Confessions of a Thug» (3 Bde., Lond.
1839; neue Aufl. 1858).
Kollektivname für eine Anzahl von Völkerschaften im noroöstl. Birma, in ganz Siam
und in der chines. Provinz
Jün-nan. Nach ihrer sprachlichen Verwandtschaft teilt sie J. N. Cushing (in der Einleitung zu seinem
Schan-engl. Wörterbuch, Rangun
[* 84] 1881) in eine nördl. Gruppe, die Khamti (s. d.),
die chines. und die birman. Schan (s. Schanstaaten) umfassend, und in eine südl. Gruppe, die
die Lao (s. d.) und die Siamesen (Thai im engern Sinn, s. Siamesische Sprache)
[* 85] umfaßt. Zu den Thai-Sprachen
ist auch das ausgestorbene Ahom (s. Khamti) zu rechnen. -
Vgl. R. N. Cust, A sketch of the modern languages of the East Indies
(Lond. 1878);
Colquhoun, Amongst the Shans (ebd. 1885), Kap. 12.
(früher Tai-wan-fu, oder Thai-wan-fu), Stadt im Süden der Westküste von Formosa, Hauptstadt
des japan. Ken Tai-tschiu, Sitz eines engl. Konsulats sowie evang. und kath. Missionen.
Vor der Stadt liegen Watten und auf einem
Eilande das ehemalige holländ. Fort Zeelandia.
Als Hafenplätze dienen Ta-kao (s. d.) und Ngan-ping, wo sich auch die Zollämter
befinden.
Die Reede von Thai-nan wird durch eine Küstenbatterie geschützt;
Kriegslager, als Alexander d. Gr. Persepolis im Juni 330 v. Chr.
eroberte, und soll den König und seine Genossen im Rausche veranlaßt haben, die alte Königsburg der
Perser zur Rache für das 480 durch Xerxes zerstörte Athen in Brand zu stecken.
Nach AlexandersTode gewann sie die Gunst des ägypt.
Königs Ptolemäus Lagi und gebar diesem zwei Söhne und eine Tochter.
[* 89] langer und verhältnismäßig schmaler Einschnitt der Erdoberfläche mit gleichsinnigem
Gefälle, im Gegensatz zu den kürzern und verhältnismäßig breiten Thalungen und den wannenartigen Vertiefungen in einer
Fläche, den Landsenken. Verallgemeinert und uneigentlich wird der Begriff Thal auch für die ganze Gebirgssysteme voneinander
trennenden Niederungen gebraucht, die aber richtiger als Ausläufer benachbarter Ebenen aufzufassen sind. Man unterscheidet
bei dem Thal die Thalsohle oder den Thalboden (Thalgrund), d. i. den niedrigsten, gewöhnlich flachen Teil; die mit den Kämmen
der einfassenden Gebirgszüge zusammenfallenden Thalränder oder die oberste Grenze am Beginn der Eintiefung; die Thalgehänge,
Thallehnen oder Thalwände, d. i. die Verbindungsflächen von Sohle und Rand. Die Eintiefung der Sohle,
wo das fließende Wasser sich sammelt, heißt Thalbett, und die in diesem vorhandene tiefste Rinne Thalweg. Mit der Richtung
des Wasserlaufs unterscheidet man rechte und linke Thalgehänge.
Der Anfang des Thal (Thalschluß) liegt an dem Punkte, wo Hinter- und Seitengehänge sich schneiden, das Ende (Thalausgang,
Thalmündung) an der tiefsten Stelle der ganzen Sohle; der Höhenunterschied beider Punkte drückt den Fall,
das Gefälle des aus. Nur selten sinkt ein Thal unter das Meeresniveau (submarine Thal). Dicht zusammentretende, steile Thalwände
bilden Thalengen und Thaldurchbrüche, Schluchten, Gründe, Klammen, Klausen, Cañons u. s. w., weiter voneinander abstehende
dagegen Thalweitungen. Erweitert sich das Thal allmählich zur Ebene, so greift diese mit einer Thalbucht
ein. Ziehen sich die Wände zwischen
¶
mehr
zwei Engen zu mehr oder weniger kreisförmiger Weitung zurück, so begrenzen sie einen Thalkessel (Bassin, Becken, Cirkus).
[* 91] Oft besteht ein Thal ganz aus solchen seebeckenartig erweiterten Stellen, welche durch Engen oder Schluchten (Thalschlünde,
wenn sie lang, Thalkehlen, wenn sie kurz sind) miteinander in Verbindung stehen. Thalweitungen umschließen häufig einen oder
mehrere Seen oder tragen deutliche Spuren, daß sie einst Seebecken gewesen. Die Thalgehänge verlaufen selten einfach und
ungegliedert.
Sie bieten in der Regel einen Wechsel von aus- und einspringenden Winkeln, die miteinander «korrespondieren»,
so daß dem Thalvorsprung der einen Thalseite ein Thalwinkel der andern gegenüber liegt. Weit vorspringende Felskanten heißen
Thalsporen. Sowohl die Hänge als auch die Sohle eines Thal können Abstufungen zeigen. Die der Gehänge, Thalleisten oder, wenn
sehr breit, Terrassen genannt, haben als Ursache die verschiedene Wassermenge des das Thal durchziehenden Wasserlaufs, ihr Vorhandensein
weist darauf hin, daß in der Entstehungsgeschichte des Thal länger dauernde Perioden der Ablagerung und
der Erosion
[* 92] miteinander abgewechselt haben.
Abstufungen der Thalsohle nennt man Thalstufen oder Thalabstürze, gewöhnlich durch einen Wasserfall bezeichnet, solche Thal selbst
Stufenthäler. Wo Thalweitungen und Thalengen wechseln, da findet sich häufig ein solches etagenmäßiges Übereinanderliegen
der erstern, so daß das Wasser in den Engen eine Stufe herabfallen muß, wie z. B. im T. von Gastein.
Wo ein flacher oder auch ein hoher, mächtiger Felsenwall von einer Thalwand zur andern hinübersetzt, da liegt gewöhnlich
die Thalsohle nach oben hin niedriger als nach dem Thalende hin.
Solche Thalriegel oder Thaldämme veranlassen daher oberhalb die Entstehung eines Sees, indem sie das Wasser aufstauen.
Derartige Thalseen bleiben erhalten, bis der abdämmende Thalriegel von dem ablaufenden Wasser so weit durchnagt ist, daß
das Gefälle desselben ein normales geworden ist. Eine solche Durchbruchsstelle eines Thal findet sich z. B.
bei den «Ösen» der Salzach oberhalb Golling. Von dem Thal unterscheidet sich die Schlucht oder Thalschlucht eigentlich nur
graduell, durch besonders schmale Sohle, steile Böschung der Wände und gewöhnlich durch geringere Länge, durch unwegsamen
wilden Charakter. Entspringt ein Thal oder eine Schlucht aus einem steilwandigen Felskessel oder Felstrichter, so
hat man es hier mit Karbildungen (s. Kare) oder Kesselthälern (s.d.) zu thun. Thal besonderer Art sind Caldera, Barranco,
Maare (s. d.).
[* 89]
^[Abb. Thalquerprofile bei gestörter Schichtenfolge des Gebirges (Längsthäler).
a Mulden- oder Synklinalthal, bSattel- oder Antiklinalthal, c Scheide- oder Einbruchsisoklinalthal, d Scheide- oder Erosionsisoklinalthal,
e Grabenthal.]
Nach der mittlern Richtung der Thal unterscheidet man Längsthäler (Longitudinalthäler), die in der Richtung des Gebirges oder
einzelner seiner
Ketten verlaufen, Querthäler (Transversalthäler), die mehr oder weniger senkrecht dazuliegen,
und Diagonalthäler, deren allgemeine Erstreckung eine zwischen jenen beiden vermittelnde Richtung einhält. Erstere zeichnen
sich gewöhnlich durch einen geradlinigen Verlauf aus, sind in der Regel länger, geräumiger, von mildern Formen begrenzt
und erlauben weite Blicke.
Die Querthäler sind kürzer und ihre Thalsohle steigt weit rascher auf. Bezeichnend ist für sie die
Abwechselung von Thalengen mit weiten Becken und die Abstufung der Sohle. Selbst an ihrem obersten Ende zeigen sich oft Mulden,
welche z. B. in den Alpen
[* 93] mit den die Gletscher speisenden Firnmassen angefüllt sind. Solche Thal machen gewöhnlich einen ernsten,
großartigen, ja schauerlichen Eindruck. Die wichtigste Art der Querthäler sind die Durchbruchthäler,
die eine oder mehrere Gebirgsketten durchschneiden und vorzugsweise die Verkehrsstraßen zwischen den beiden Seiten des Gebirgswalles
bilden.
Oft ist die obere Strecke eines Thal ein Längenthal, bis dasselbe umbiegt und als Querthal sich fortsetzt, ja dieser Wechsel
kann sich, wie z. B. im Schweizer Jura und in den Alleghanies, mehrfach wiederholen. Zur bessern Übersicht
unterscheidet man von den Hauptthälern, welche sich vom Rücken des Gebirges bis zum Fuße desselben erstrecken, alle übrigen
als Nebenthäler verschiedener Ordnung. Thal unterster Ordnung sind die im wesentlichen nur als kurze und steile Rinnen
in den Gehängen erscheinenden Runsen, Tobel, Klingen u. a.
In der Frage der Entstehungsweise der Thal ist wohl zu beachten, daß die Erosion dabei überall thätig war oder
noch ist. Doch trennt man von den Erosions- oder Skulpturthälern, die nur durch Erosion entstanden, ohne daß die Richtung
des Thallaufes schon vorher durch natürliche Senkungen vorgezeichnet war, die tektonischen Thal, die durch
Faltung, Spaltung oder Verwerfung der Erdkruste vorgebildet und dann erst durch Erosion weiter ausmodelliert wurden. Ob die
Erosion durch das Wasser oder das Eis
[* 94] erfolgt ist, das ist in den einzelnen Fällen verschieden und überhaupt sind die Ansichten
hierüber noch nicht ganz geklärt. (S. Erosion.) Thal, deren Wasserlauf infolge von Einsinken
in den Boden oder durch Klimawechsel verschwunden ist, heißen Trockenthäler; solche sind in Karstlandschaften und Wüsten
häufig. Die Auswaschung durch das Wasser kann auch unterirdisch erfolgt sein. So giebt es namentlich in Kalkgebirgen, z. B.
im Karst bei Triest
[* 95] (s. Dolmen) und in Griechenland
[* 96] Thal, die dadurch entstanden, daß unterirdische, in Spalten
und Höhlen ablaufende Gewässer diese nach und nach so weit ausgewaschen haben, bis die Decke
[* 97] einstürzte und sich dadurch
eine Reihe von
¶
mehr
trichterförmigen Erdfällen bildete, welche sich nach und nach zu einer Thalrinne verbanden. Die Längsthäler sind meist
tektonische Thal. Nach ihrer Lage zu den vorhandenen Schichtenstörungen spricht man von Sohlen- oder Muldenthälern (synklinalen
Thal, auch Senkungsthäler), wenn die Schichten der beiden Thalgehänge gegeneinander einfallen (a in umstehender Abbildung),
Sattelthälern (antiklinalen Thal), wenn die Thalgehänge von Schichtköpfen gebildet sind (b); Einbruchsthäler
(Bruchthäler) wurden durch einfache Verwerfung (c), Grabenthäler (die Rheinebene zwischen Basel
[* 99] und Mainz) durch Absinken eines
Stückes der Erdrinde zwischen zwei parallelen Spalten gebildet (e).
Einbruchsthäler und Erosionsthäler (d) in geneigten Schichten nennt man auch isokline oder Scheidethäler. Zu welchen von
diesen Arten ein Thal gehört, kann nur durch Feststellung des Fallens der Schichten an den beiden Thalseiten erkannt
werden. Alle Thal, bei denen ein Zusammenhang mit geolog. Verhältnissen sich nicht nachweisen läßt, die einfach der
Hauptabdachung eines Gebirges oder einer beliebigen seiner schiefen Ebenen folgen, faßt man bisweilen unter dem
NamenAbdachungs- oder orographische Thal zusammen. Um die Klassifikation der Thal nach ihrer Entstehung haben
sich besonders verdient gemacht: Sueß, Löwl, F. von Richthofen.
Vgl. L. Rütimeyer, über Thal- und Seebildung (2. Aufl., Bas. 1874);
Sigismund, Pianist, geb. zu Genf
[* 106] als natürlicher Sohn des Fürsten FranzJoseph von
Dietrichstein, erhielt in Wien den ersten Klavierunterricht und erregte bereits als Knabe Aufsehen durch sein Klavierspiel.
Musiktheoretische Studien machte er bei SimonSechter. Seine erste Kunstreise in Deutschland unternahm er 1830 und ging Ende 1835 nach
Paris, wo er neben Liszt seinen Ruf begründete, kehrte 1837 nach Wien zurück, begab sich auf Reisen in
Deutschland, England, den Niederlanden, Rußland und Italien, allenthalben mit großem Erfolge in Konzerten auftretend. Er war
1855-56 in Brasilien,
[* 107] 1856-58 in den Vereinigten Staaten von Amerika und lebte sodann zurückgezogen auf einer in der Nähe
Neapels erworbenen Besitzung, bis er 1862 in Paris und London wieder mit Erfolg in die Öffentlichkeit trat und 1863 zum zweitenmal
nach Brasilien ging. Seit seiner Rückkehr lebte er wieder auf seiner Besitzung, wo er starb. Als Virtuos zeichnete
sich aus durch die größte technische Vollendung, durch einen schönen, immer edeln Ton und geschmackvollen,
feinen Vortrag. Unter seinen Kompositionen, die die Technik des Klavierspiels namentlich nach Seite der Klangfülle und Vollstimmigkeit
gefördert haben, waren die Phantasien über Opernmotive früher sehr beliebt.
Viadukt, eine Brücke,
[* 108] welche den Zweck hat, eine Straße (Chaussee, Eisenbahn u. s. w.)
in längerer Erstreckung über ein Thal hinwegzuführen und hierdurch gegenüber der Anlage eines massiven Dammes an Kosten
zu sparen. Thalbrücke werden in Holz,
[* 109] Stein oder Eisen
[* 110] ausgeführt. In der neuern Zeit haben die Eisenbahnen zahllose Thalbrücke geschaffen,
die bisweilen mehrere Bogenstellungen übereinander aufweisen (ein- und mehrstöckige Thalbrücke). Nach ihrem
Zweck teilt man sie in Weg- oder Eisenbahnüberführungen (Viadukte im engern Sinn) oder Wasserleitungen (s. Aquädukt). Eiserne Brücken,
die den Zweck einer Thalbrücke erfüllen, werden oft als Gerüstbrücke (s. d.) ausgeführt. Die höchsten steinernen Thalbrücke Deutschlands
[* 111] sind die Göltzschthalbrücke (s. Tafel: Steinbrücken I,
[* 98]
Fig. 3) der Linie Leipzig-Hof der Sächs. Staatsbahn
(1845-51 erbaut; 570 m lang; größte Höhe 80 m; Kosten 6,6 Mill. M.), die Elsterthalbrücke derselben Linie (1845-51 erbaut; 279 m
lang; 70 m hoch), die Muldenbrücke der Linie Chemnitz-Leipzig der Sächs. Staatsbahn (1869-71 erbaut; 412 m lang; 68 m hoch).
Dorf im Kreis
[* 112] Aschersleben
[* 113] des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg,
[* 114] in 193 m Höhe, am Fuß des Harzes
und an der Bode, in waldreicher Gebirgsgegend, an der Linie Magdeburg-Halberstadt-Thale (86,7 km) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 115] hat
(1895) 7390 E., darunter etwa 250 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Postagentur, Fernsprechverbindung, eine Knabenerziehungsanstalt,
höhere Mädchenschule, Idiotenanstalt, Gasanstalt, Wasserleitung,
[* 116] Badeanstalt
[* 117] Hubertusbad mit Solquelle,
Kaltwasserheilanstalt und zahlreiche Villen und Gasthäuser für Kurgäste (1897: 727); ein Eisenhüttenwerk (2000 Arbeiter
und 60 Beamte) mit Emaillier- und Walzwerk,
[* 118] Gießerei,
[* 119] Klempnerei und Herstellung von Aluminiumwaren, Spinnereien, Fabriken
für emailliertes Geschirr und Cement, Brauerei, Dampfsägewerke, Mühlen
[* 120] und Ziegelei. Über Thale die Roßtrappe (s. d.)
und der Hexentanzplatz, 12 km westlich im BodethalTreseburg (s. d.).
in der Münzkunde jede größere Silbermünze von mehr als einem Lot Schwere; speciell
¶
mehr
eine Münze, die dem Werte eines alten deutschen Goldgulden in Silber entsprechen sollte und daher ursprünglich Guldengroschen
(s. d.) hieß, zuerst 1484 in Hall
[* 122] in Tirol
[* 123] geprägt. Der Name Thaler wird von dem böhm. Ort Joachimsthal abgeleitet, wo die Herren
von Schlick zu Anfang des 16. Jahrh. diese Münze als Joachimsthaler Guldengroschen
schlagen ließen. In der Folge wurde sie abgekürzt Joachimsthaler, Thaler genannt, welcher Name sich dann unter verschiedenen
Umformungen als Daler, Daalder, Tallers, Dollar u. s. w. weit verbreitet hat.
Nach Wert, Gepräge und Gegend erhielten die Thaler die mannigfachsten Namen, so Albertus-, Kronen-, Marien-, Speciesthaler u. s. w.
Bis zur Einführung der Markwährung bildete der Thaler die Geldeinheit in fast ganz Norddeutschland
und wurde auch in den süddeutschen Staaten (hier meist Reichsthaler genannt) geprägt. Hier galt er 1¾ Fl. süddeutsche Währung,
in Österreich
[* 124] 1½ Fl. österr. Währung. Er enthielt nach dem Münzgesetz von 1857: 16 ⅔ g fein Silber, wurde in 30 Silber-
oder Neugroschen zu 12 oder 10 Pfennigen geteilt und gilt jetzt noch im DeutschenReiche als gesetzliches
Zahlungsmittel für 3 M. Gold,
[* 125] obgleich sein wirklicher Wert nach dem Silberpreise von 90 M. für 1 kg (1895) nur 1,50 M.
ist. - Über die dän. und schwed. Reichsthaler s.
Rigsdaler und Riksdaler; über den niederländischen s. Dealder; über den Brabanter s. Kronenthaler.
vonMilet, griech. Philosoph, Zeitgenosse des Solon und Krösus, einer der SiebenWeisen (s. d.). Er wird zugleich
als Eröffner der griech. Philosophie angesehen. Außer bedeutenden bürgerlichen Verdiensten werden ihm namentlich mathem.
und astron. Entdeckungen zugeschrieben. Richtig ist wohl, daß er Sonnenfinsternisse zutreffend vorhergesagt
und die Sonnenwende zu berechnen verstanden hat. Doch war er dazu schwerlich durch selbständige astron.
Kenntnis befähigt; vielleicht hatte er von den Ägyptern einzelne Angaben erhalten. Auch die sehr einfachen mathem. Kenntnisse,
die sich mit einiger Bestimmtheit auf ihn zurückführen lassen, könnte er dort gelernt haben. Einstimmig
wird Thales von Milet als Urheber der altgriech. Philosophie über das Princip (archē) des Weltalls bezeichnet, worunter zunächst dessen
letzte stoffliche Grundlage verstanden wurde. Und zwar nahm er als Grundstoff das Wasser an. Auch darin könnte er den Ägyptern
gefolgt sein, bei denen die Meinung sehr verbreitet war, daß die Räume jenseit der uns sichtbaren Welt
mit Wasser gefüllt seien und auch die Erde auf dem Wasser schwimmend ruhe. Auch die Ansicht, das alles beseelt sei, wofür
Thales von Milet als Beweis unter anderm den Magneten anführte, ist bei den Ägyptern besonders ausgeprägt.
oder Thaleia (grch., d.h. die Blühende), die Muse der heitern, ländlichen Dichtkunst, später insbesondere der
Komödie, abgebildet mit der komischen Maske,
Hirtenstab und Epheukranz.
Von ihr und Apollon
[* 128] sollen die Korybanten abstammen.
In der modernen Mythologie gilt Thalia für die Beschützerin des Schauspiels, und ihr sind die
Theater
[* 129] geweiht. - Thalia wird auch eine der drei Chariten
[* 130] genannt.
eine künstlich dargestellte organische Verbindung, der Methyläther des Tetrahydroparaoxychinolins, C9H10N(OCH3),
deren schwefelsaures und weinsaures Salz in der Medizin als antipyretische Mittel benutzt werden. Das schwefelsaure
Thallin (Thallinum sulfuricum) bildet ein gelblichweißes, krystallinisches, in Wasser lösliches Pulver von bitterm
Geschmack, das in Gaben von 0,25 bis 1,0 g ein erhebliches Herabgehen der krankhaft erhöhten Eigenwärme wirkt; äußerlich
dient es zu Injektionen bei Gonorrhöe. Auch das weinsaure Thallin (Thallicum tartaricum) wirkt antipyretisch.
Der Name (vom grch. thallos, grüner Zweig) kommt daher, daß Lösungen von Thallin Eisenchlorid
tief smaragdgrün färben.
(vom grch. thallos, grüner Zweig), ein metallisches chem.
Element (chem. Zeichen Tl; Atomgewicht 204), das von dem Engländer Crookes 1861 durch die Spektralanalyse
[* 131] entdeckt und von ihm und Lamy in Paris 1862 näher untersucht wurde. Es findet sich in den zinkhaltigen Bleierzen des Unterharzes,
im Eisenkies,
[* 132] Kupferkies, in dem Schwefelsäureschlamm der Schwefelsäurefabriken, die mit Schwefelkies arbeiten, in manchen
Sorten von Wismut, Tellur und Kadmium, fast als steter Begleiter des Rubidiums und Cäsiums in vielen Mineralwässern
u. s. w. Es wird in größern Mengen aus dem Schwefelsäureschlamme, z. B.
zu Oker am Harze und zu Aussig an der Elbe, dargestellt, indem man aus der Lösung des Thallium das Metall durch Zink fällt und dann
umschmilzt.
Das Thallium ist dem Blei
[* 133] sehr ähnlich, weiß, mit einem Stich ins Bläulichgraue, weich, wenig zähe, aber
sehr hämmerbar. Das spec. Gewicht ist 11,8. Es schmilzt bei 290° C. und verflüchtigt sich in der Rotglühhitze; beim Erkalten
krystallisiert es, und beim Biegen knirscht es wie das Zinn. Eine nicht leuchtende Gasflamme wird durch Thallium grün gefärbt;
sein Spektrum (s. Tafel: Spektralanalyse) hat eine einzige grüne Linie von scharfer Begrenzung. Es oxydiert
sich an der Luft sehr leicht, weshalb es unter Wasser oder mit geschmolzenem Paraffin
[* 134] überzogen aufbewahrt wird. Man stellt
gegenwärtig auch optische Gläser mit Thalliumoxyd dar (Thalliumglas); außerdem verwendet man Thalliumsalze in der Feuerwerkerei.
Das Thallium ist in seinen Verbindungen ein- und dreiwertig. Die Verbindungen des einwertigen Thallium sind zum Teil
denen der Alkalimetalle sehr ähnlich, so das in Wasser leicht lösliche Thalliumoxydhydrat, TlOH, und Thalliumcarbonat, Tl2CO3,
ferner das dem Kaliumsulfat isomorphe und alaunbildende Thalliumsulfat, Tl2SO4; zum Teil zeigen sie bemerkenswerte Analogie
mit dem Silber, so das dem Chlorsilber äußerst ähnliche, schwer lösliche Thalliumchlorür, TlCl, und
das schwarze, unlösliche Thalliumsulfür, Tl2S. Die Verbindungen des dreiwertigen Thallium schließen sich dagegen mehr an diejenigen
des Indiums und Galliums an.