Angelegenheiten zu entscheiden hat. Außerdem hat jedes Territorium einen
Vertreter im Repräsentantenhaus, der über Fragen, die sein
Territorium betreffen, seine
Ansicht äußern, aber nicht mitstimmen darf. Die
Erhebung eines Territorium zum
Staat hängt ganz von dem Ermessen
des
Kongresses ab; sie erfolgt durch eine Kongreßakte auf
Grund der Billigungder Verfassung des Territorium durch
den
Kongreß. Zu den vier bisherigen Territorium: Neumexiko,
Arizona, Oklahoma und
Alaska, trat 1897
Hawaii. Das erste Territorium war das Nordwestterritorium
(s. d.).
Inseln in der Nordsee, zur niederländ.
Provinz Nordholland gehörig,
15-20 km von der
KüsteFrieslands, 100 qkm groß (s. Karte:Niederlande),
[* 3] hat in den drei Dörfern Westerschelling, Midsland
undHoorn 3810 E., die
Landbau und Viehzucht,
[* 4] Seefahrt und Fischfang treiben. Terschelling ist Sitz eines deutschen
Vicekonsuls.
[* 5] die
Ablagerungen, die jünger sind als die Kreideformation
[* 6] und älter als das Diluvium.
[* 7]
IhreBildung
fällt in das Zeitalter, in dem
Palmen,
[* 8]
Laubhölzer und zum
Teil riesige Säugetiere zu einer herrschenden
Stellung gelangten,
in dem sich außerdem die Herausbildung der heutigen Klimazonen vollzog und die mannigfaltigsten örtlichen Faunen
zur
Entwicklung kamen. Man teilt die in vier
Stufen von unten nach oben:
Eocän (s. d.),
Oligocän (s. d.), Miocän (s. d.)
und Pliocän (s. d.), die noch weiter in Unterstufen gegliedert sind, die auch
mit besondern
Namen belegt wurden, wie
Aquitanische Stufe,
Astische Stufe u. s. w. Die tertiären Schichten, namentlich die
jungem, finden sich vielfach in einzelnen
Becken abgelagert, wie in dem Mainzer,
Wiener,
PariserBecken;
die ältern, namentlich die eocänen Gebilde, nehmen dagegen auch noch am
Aufbau vieler der höchsten
Gebirge, wie der
Alpen,
[* 9] der Pyrenäen, teil. (S. die Abbildungen einiger Leitfossilien auf den
Tafeln: Petrefakten
[* 10] der
Känozoischen Formationsgruppel,
II, beimArtikelKänozoische Formationsgruppe.)
(lat. tertius ordo de poenitentia; tertiarii) und Tertiarierinnen (sorores
tertii ordinis), auch Bußbrüder (fratres conversi),
Laienbrüder, die Laien, die sich einem bestimmten
Orden
[* 11] zur
Übung von
Buße und
Ascese anschließen, ohne die drei Hauptgelübde abzulegen. Das
Institut findet sich zuerst bei den
Franziskanern (s. d.),
indem der heil. Franciscus 1221 durch eine besondere Regel neben dem Mönchs-
und Nonnenorden noch einen dritten
Orden von Halbmönchen und Halbnonnen gestiftet haben soll, die in der Welt bleiben durften,
aber sich gewisser Dinge, z. B. leichtsinniger
Eide, üppigen Lebens, des Besuchs der Schauspiele enthalten mußten.
Manche fürstl.
Personen, wie
KaiserKarl IV., König
Ludwig IX. von
Frankreich, Philipp III. von
Spanien,
[* 12] Königin
Blanca von
Castilien, gehörten zu dem Tertiarierorden, dessen männliche Mitglieder einen aschgrauen Rock, mit einem
Strick umgürtet, die weiblichen einen weißen Schleier trugen. Am Ende des 13. Jahrh.
bildete sich noch ein eigener Zweig von Franziskanertertiariern, indem sich eine Anzahl Tertiarier zum
Klosterleben verbanden; so entstand der
RegulierteOrden der Tertiarier, dem sich Ende des 14. Jahrh. ein ähnlicher
Orden von Tertiarierinnen
anschloß. Der Sage nach gründete auch Dominikus für die
Dominikaner einen Tertianerorden, wie solche überhaupt nach und
nach bei vielen andern, namentlich Bettelorden, entstanden.
Quintus Septimius Florens, der älteste lat. Kirchenvater, Schöpfer der lat.
Kirchensprache und Mitbegründer der alten kath. Kirchenlehre, geb.
um die Mitte des 2. Jahrh. zuKarthago,
[* 13] wo er zunächst als Rhetor und Sachwalter lebte. Durch die Standhaftigkeit
mehrerer Märtyrer bewogen, trat er um 185 zum
Christentum über und empfing bald darauf die Priesterweihe. Ein feuriger,
groß angelegter
Geist, voll glühender
Phantasie, gewaltiger Willenskraft und seltener rednerischer Begabung, verwandte er
seit seiner
Bekehrung seine reichen Gaben im Dienste
[* 14] des kirchlichen
Christentums.
Bei der
Christenverfolgung unter
Kaiser Septimius Severus (193-211) schrieb er seinen «Apologeticus»,
der durch die Lebhaftigkeit der
Beredsamkeit Bewunderung erregt. (S.
Apologie.) T.s
Theologie will streng auf den kirchlichen
Überlieferungen fußen, ist jedoch von manchen Sonderbarkeiten nicht frei und charakterisiert sich durch einen derb realistischen,
phantastisch-sinnlichen Zug.
Trotz seines zur Schau getragenen Hasses gegen die
Philosophie verfügte er doch
über eine gründliche philos. und gelehrte
Bildung. Der eigentliche Schwerpunkt
[* 15] seiner regen litterar. Thätigkeit lag von
Anfang an in dem rigoristischen Kampfe gegen alles, was einen
Christen mit der vom
Teufel verderbten Welt und der heidn. Gesellschaft
zu verwickeln droht. Die
Teilnahme an Schauspielen und Volksfesten, jede Art von Luxus und Genuß erscheint ihm ebenso wie
die Übernahme von Kriegsdiensten und Staatsämtern als Dämonenkultus. Die
Strenge der von ihm empfohlenen
¶
mehr
Sittenzucht führte ihn seit 202 zum Anschluß an die Montanisten (s. d.), deren
beredtester Verteidiger er wurde, und zum endlichen Bruch mit der Bischofskirche. Um so mehr aber war er bemüht, seine Rechtgläubigkeit
durch Bestreitung zahlreicher ketzerischer Richtungen, besonders der gnostischen Lehren
[* 17] Marcions und des Valentinus (s. d.)
sowie der Monarchianer (s. d.), zu bekunden. Tertullian starb
um 220. Neuere Ausgaben seiner Werke sind von Leopold (4 Bde., Lpz. 1839‒41),
Öhler (3 Bde., ebd. 1853‒54) und Reisserscheid und Wissowa
(Bd. 1, Wien
[* 18] 1890) besorgt. –
Vgl. Neander, Antignosticus; Geist des Tertullian und Einleitung in dessen Schriften (2. Aufl., Berl.
1849);
Böhringer, Die Kirche Christi und ihre Zeugen, Bd. 3 (neue Ausg.,
Stuttg. 1874);
1) Span. Provinz im S. des Königreichs Aragonien, zwischen Saragossa
[* 22] im N., Tarragona und Castellon de la Plana im SO., Valencia
[* 23] im S., Cuenca im SW. und Guadalajara im W., ist, obgleich «Niederaragonien» genannt,
mit Ausnahme des im NO. zum Ebro geneigten Teiles, fast nur Gebirgsland. Im S. steigt die Sierra de Javalambre
bis 2002 m empor, die nach N. mit der nordöstlich der Stadt Teruel 1770 m hohen, von da südöstlich streichenden
Sierra de Gudar verbunden ist; im W. sind die Montes Universales mit dem Muela de San Juan (1610 m), daran schließt nördlich
die Sierra de Albarracin.
Nördlich von T ist die Sierra de Palomera 1560 m hoch, hieran schließt östlich die Sierra de San Just (1513 m) und nach N.
die Sierra de Cucalon (1376 m) an. Die Provinz, die erst eine Eisenbahn im NO. (Saragossa-Tortosa) hat, erzeugt Getreide,
[* 24] Öl,
Walnüsse, Wein und Wolle, besitzt Schwefel-, Blei-, Eisen- und Kohlengruben, zerfällt in 10 Bezirke mit 279 Gemeinden
und hat auf 14817,94 qkm (1887) 241865 (119663 männl., 122202 weibl.)
E., 300 weniger als 1887, also nur 16,3 auf 1 qkm. Von Personen über 7 Jahren sind 43,5 Proz. männliche und 67 Proz.
weibliche Analphabeten. – 2) Hauptstadt der Provinz Teruel, links am Guadalaviar, in 892 m Seehöhe auf und
an einem steilen Hügel altertümlich erbaut, ist Sitz eines Bischofs und hat (1887) 9423 E., enge Gassen und kleine Plätze, 7 Thore, 7 Kirchen, 2 Nonnen-
und 7 frühere Mönchsklöster, zwei Spitäler, ein Instituto, eine got. Kathedrale, auf steilem Felsvorsprung
ein früheres Jesuitenkollegium (jetzt Priesterseminar), einen Aquädukt mit zwei Bogenreihen (Los Arcos) aus dem 17. Jahrh.;
Gerberei und Speditionshandel mit Valencia. 12 km südlich, rechts am Guadalaviar der Badeort Villel mit 1235 E.
oder Tertie (lat.), musikalisches Intervall, der dritte Ton, von einem angenommenen Grundton
auf- oder abwärts gerechnet. Die Terz ist groß, wenn sie aus zwei großen Tonstufen besteht, z. B.
c—e;
klein, wenn sie aus einer großen und einer kleinen Tonstufe besteht, z. B. c—es;
übermäßig, wenn sie eine große
und eine übermäßige Stufe des Liniensystems enthält, z. B. c—eis;
(vom ital. terzeruolo, männlicher Falke, entsprechend einem alten Gebrauch, Tiernamen auf Feuerwaffen zu
übertragen), eine Taschenpistole, im Gegensatz zur Sattelpistole (s. Pistole).
(ital. terzetto), ein Singstück für drei Hauptstimmen mit und ohne Begleitung.
Die frühere Bezeichnung
Trio wird jetzt bloß auf Instrumentalstücke bezogen. Am häufigsten sind in der ältern Litteratur, d. h.
in der Blütezeit der Gesangmusik, Terzétt für Sopran, Tenor und Baß.
(ital. terza rima), eine metrische Form aus Absätzen von je drei elfsilbigen (bei männlichem
Reim zehnsilbigen) Versen, derart, daß der zweite Vers jedes Absatzes den Reim für den ersten und dritten des folgenden anschlägt
(aba bcb cdc u. s. w.). So entsteht eine ununterbrochene Kette, doch mit Sinnespause nach jedem Absatz. Am Ende schließt ein
einzelner Vers, der auf die zweite Zeile des letzten Absatzes reimt. Die Versform ist zunächst italienisch;
Dante dichtete die «Göttliche Komödie» in derselben. A. W. Schlegel
wandte in seiner Übersetzung aus Dantes Gedichten (1791‒97) zuerst diese Form in Deutschland
[* 28] an, hat aber erst später im
«Prometheus» die Gesetze genauer beobachtet. Seitdem
sind Terzine häufig von deutschen Dichtern in größern und kleinern Gedichten gebraucht worden, mit ausgezeichnetem
Erfolg von Rückert und Chamisso. –
Vgl. Schuchardt, Ritornell und Terzine (Halle
[* 29] 1875).
Terzky, richtiger Trčka, Adam Erdmann, Graf, kaiserl. General czech. Ursprungs, seit 1627 Gemahl der Gräfin
Harrach, der Schwester von Wallensteins Gattin, war dessen engster Vertrauter und wurde zu den wichtigen
Verhandlungen mit Gustav Adolf von Schweden
[* 30] (1631) und mit den Sachsen
[* 31] (1633) verwendet. Mit Ilow zusammen bestimmte er im Lager
[* 32] bei Pilsen
[* 33] im Jan. 1634 die Obersten des Wallensteinschen Heers zur Unterzeichnung der schriftlichen Treuverpflichtung, des
PilsenerReverses, wurde als Teilnehmer an Wallensteins Abfall vom Kaiser geächtet und mit Kinsky und Ilow
bei einem Bankett zu Eger
[* 34] ermordet.
(spr. teschanj), Hauptstadt des Bezirks Tesanj (37434 E.) im bosn.
Kreis
[* 35] Banjaluka, in bedeutender
Höhe, an einem kleinen Zuflüsse der in die Bosna eilenden Usora, hat (1895) 6749 meist mohammed. E., ein verlassenes, aber
noch ziemlich gut erhaltenes Kastell;
starken Handel mit Getreide, Rindvieh und Schweinen.
1) Bezirkshauptmannschaft in Österreichisch-Schlesien, hat 1152,41 qkm und (1890) 120189 (56734 männl., 63455 weibl.)
meist poln. E. in 102 Gemeinden mit 134 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke
Friedek, Jablunkau und Teschen – 2) Teschen, czech. Těšin, poln. Cieszyn,
Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts und Bezirksgerichts (349,12 qkm, 54663 E.), ehemalige Hauptstadt
des Herzogtums Teschen, am rechten Ufer der Olsa und am nördl. Fuß
der Beskiden, an der Linie Kojetein-Bielitz der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn und der Kaschau-Oderberger Eisenbahn, hat (1890)
¶
mehr
15220 deutsche und poln. E., darunter 3376 Evangelische und 1316 Israeliten, in Garnison je ein Bataillon des 54. Infanterieregiments
«Ernst Rüdiger, Graf von Starhemberg» und des 100. Infanterieregiments «Edler von Krieghammer»,
sechs Kirchen, darunter die ehemalige Dominikanerklosterkirche, die Kirche der Barmherzigen und die evang. Gnadenkirche (s.
Gnadenkirchen), ein Rathaus, Landhaus, in dem der Teschener Friede geschlossen wurde, einen alten Piastenturm
(12. Jahrh.), Reste des alten Schlosses, neues Schloß des Erzherzogs Friedrich, ein Gymnasium mit einem histor. und einem
naturhistor.
Museum, Staats-Realschule, Lehrerbildungsanstalt, Bürgerschulen, Lehrerinnenbildungsanstalt der Vorromäerinnen; eine Flachsbereitungsanstalt
und Spinnerei, Fabrikation von Gewehren, gebogenen Möbeln, Wagen, Leder und Tuch, Hofbuchdruckerei mit
lithogr. Anstalt und Buchbinderei, Sägewerk, Handel mit Spiritus,
[* 37] Schmalz, Eisenwaren, Möbeln, Käse, Bier, Rosoglio und Garn,
bedeutende Holzflößerei aus den Beskiden. Am wurde hier zwischen Maria Theresia und Friedrich II. der Frieden abgeschlossen,
der den Bayrischen Erbfolgekrieg (s. d.) beendigte.
Das ehemalige Herzogtum Teschen bildete bis 1849 den Hauptbestandteil des Kreises Teschen, der
die jetzigen Bezirkshauptmannschaften Teschen, Bielitz und Freistadt umfaßte. Die Landbevölkerung spricht polnisch und czechisch;
deutsch wird in den Städten sowie in einer Sprachinsel um Bielitz gesprochen. Teschen gehörte ursprünglich den Herzögen von Oberschlesien,
die sich dem König von Böhmen
[* 38] unterwarfen. Als 1625 der Mannsstamm der Herzöge von Teschen ausstarb, blieb
das Fürstentum unmittelbar bei der KroneBöhmen, bis KaiserKarl VI. dasselbe 1722 dem Herzog von Lothringen, LeopoldJosephKarl,
übergab, dem sein Sohn FranzStephan, nachmaliger röm. Kaiser, 1729 darin folgte.
Nach ihm besaß dasselbe seit 1766 unter dem Titel eines Herzogs von Sachsen-Teschen der mit der Tochter
des KaisersFranz I. vermählte sächs. Prinz Albrecht (s. d.), der 1822 dieses Fürstentum an den Erzherzog Karl vererbte; von
ihm ging es 1847 an seinen ältesten Sohn Albrecht, von diesem (1895) an dessen Neffen Erzherzog Friedrich über.-
Vgl. Biermann,
Geschichte des Herzogtums Teschen (2. Aufl., Teschen 1894);
(frz. Teschin [spr. -schäng]; auch Teschine, Teschinke,
Disching, nach der durch Gewehrfabrikation bekannten Stadt Teschen in Österreichisch-Schlesien benannt), eine Handfeuerwaffe
[* 40] sehr kleinen Kalibers, die eine Kugel oder ein Schrot mit Hilfe der verstärkten Füllung eines Zündhütchens
auf kurze Entfernungen treibt und dabei nur geringen Rauch und Knall erzeugt.
Man bedient sich der Tesching als Zimmerpistolen und
Salonflinten, zur Jagd auf kleine Vögel,
[* 41] zum Scheibenschießen auf Volksfesten u. s. w.
[* 36] Versuche, die eigentümlichen von Tesla (geb. 1856 zu Smiljan in Kroatien)
zuerst ausgeführten Versuche mit Wechselströmen von hoher Spannung (bis 200000 Volt) und hoher Wechselzahl (bis 50000 Wechsel
pro Sekunde). Die hohe Spannung wird durch Transformatoren (s. d.) erreicht. Durch eine der Spulen des Transformators fließt
der induzierende Strom, durch die andere der induzierte, dessen Spannung durch Vermehrung der Windungszahl der letztern gesteigert
wird.
Man kann in dieser WeiseStröme von 100 VoltSpannung durch den Transformator in solche von 12000 VoltSpannung,
und diese, etwa durch einen zweiten Transformator, in Ströme von 100000 bis 200000 VoltSpannung verwandeln. Die hohe Wechselzahl
hat Tesla durch eigens konstruierte Wechselstrommaschinen erreicht. Lord Kelvin hat jedoch durch Verwendung der oscillatorischen
Flaschenentladung die Wechselzahl (Frequenz) auf einige Hunderttausend pro Sekunde gesteigert.
Der Schließungsbogen der Flasche
[* 43] erzeugt nämlich ein magnetisches Feld. Die Verstärkung
[* 44] des magnetischen Feldes wirkt
aber dem erzeugenden Strom entgegen, die Schwächung desselben verstärkt hingegen den Strom. Ist die ganze Ladung übergeflossen,
so bewirkt das verschwindende magnetische Feld ein weiteres Überfließen, wodurch aufs neue eine entgegengesetzte Gleichgewichtsstörung
erzeugt wird. So wird durch die Selbstinduktion die oscillatorische Entladung erhalten, bis die Widerstände
(die Dämpfung) dieselbe unterdrücken.
Derartige Ströme zeigen nun höchst merkwürdige Eigenschaften. Ein bei mn (s. Fig. 1) in einem Drahtbügel madcn von geringem
Widerstand eingeschalteter Gleichstrom würde eine bei ac als Brücke
[* 45] eingeschaltete Glühlampe G nicht zum Glühen bringen,
wohl aber glüht die Lampe
[* 46] unter diesen Umständen bei hochgespannten Wechselströmen von hoher Frequenz vermöge der Selbstinduktion.
Fließt durch eine Spule J
[* 36]
(Fig. 2) ein solcher Strom, so genügt das Darüberführen einer einzigen Drahtwindung W mit einer
eingeschalteten GlühlampeG, um letztere ins Glühen zu bringen.
Auch Glühlampen mit nur einem Pol leuchten durch solche Wechselströme bei Annäherung an den durchströmten
Leiter. Lange evakuierte Glasröhren (ohne Elektroden) leuchten, wenn man das eine Ende derselben anfaßt und das andere einem
Stromleiter annähert. Tesla sieht in diesem Verfahren den Keim des Beleuchtungswesens der Zukunft und hofft auf diesem Wege
ein elektrisches Licht
[* 47] von weit größerm Nutzeffekt zu erhalten, als dies nach andern Systemen möglich
ist. Sehr merkwürdig ist es, daß in Ströme von sehr hoher Wechselzahl der menschliche Körper ohne Schaden, ja ohne sie
zu empfinden, eingeschaltet werden kann. -
Vgl. Fodor, Versuche mit Strömen hoher Wechselzahl (Wien 1894);
Teslas Untersuchungen,
deutsch von Maser (Halle 1895).
oder Arsenkobaltkies, ein sehr seltenes Mineral, das nur als Einsprengung im Gneis von Skutterud in Norwegen
bekannt ist;
es bildet reguläre Krystalle sowie körnige Aggregate von ziemlich starkem Glanz, zinnweißer Farbe mit bisweilen
bunt angelaufener Oberfläche und ist chemisch Dreifach-Arsenkobalt, CoAs3.
Oberflächengestaltung, Bewässerung, Klima.
[* 59] Das obere Tessin wird von den Lepontinischen Alpen (s. Westalpen) eingenommen: den Nordrand
bildet die St. Gotthardgruppe, den Ostrand die Adulaalpen, den Raum zwischen der Toce und dem Ticino erfüllen
die Tessiner Alpen. Die wichtigsten Thäler sind die Thalstufen des Ticino, das Bleniothal, das Verzascathal und das Maggiathal.
Im S. des Kantons erhebt sich jenseit des Lago Maggiore und der Sumpfebene des Ticino das fruchtbare, bewachsene und bewaldete
Voralpenland der Seegruppe mit dem Monte-Camoghé (2227 m) und dem Monte-Generoso (1695 m). Der äußerste
Süden gehört der lombard. Tiefebene an. Der Kanton gehört zum Gebiet des Po (s. d.), welchem die meisten
Gewässer durch den Ticino, die des südlichsten Teils durch die Olona (Lambro) und die Adda zugeführt werden. Das Klima ist nach
der Lage und Höhe sehr verschieden: während das Hospiz auf dem St. Gotthard (2100 m) ein Jahresmittel
von -0,6° C., eine Sommertemperatur von +6,8° und eine Wintertemperatur von -7,4° C. hat, beträgt für Bellinzona (229
m) das Jahresmittel +12,5, die Sommertemperatur +21,8 und die Wintertemperatur +3,1 bei einer Regenmenge von 1,8 m.
Bevölkerung.
[* 60] Der Kanton hatte eine Wohnbevölkerung von 1860: 116 343, 1870: 121 591, 1880: 130 394,
1888: 126 751 (56 006 männl., 70 745 weibl.) E., d. i. 46 E. auf 1 qkm und eine Abnahme 1880-88 von 1,75 Proz., darunter 125 279 Katholiken, 1033 Evangelische, 9 Israeliten
und 430 andere;
ferner 24 570 bewohnte Häuser mit 30 082 Haushaltungen in 265 Gemeinden. Im Kanton geboren
sind 111 183, in der übrigen Eidgenossenschaft 1730, im Auslande 13 838;
Bürger ihrer Wohngemeinde sind 83 476, einer andern
Gemeinde des Kantons 23 152, eines andern Kantons 1840, Ausländer 18 283. Der Muttersprache nach sind 124 502 Italiener, 1843
Deutsche,
[* 61] 242 Franzosen, 71 Romanen
und 93 andere.
Die Zahl der Geburten (einschließlich der Totgeburten) betrug (1891) 3671, der Eheschließungen 669, der Sterbefälle 2809.
Landwirtschaft und Bergbau.
[* 62] Von der Fläche sind 1880 qkm, d. i. 66,7 Proz., produktives Land: 486,4 qkm
Waldungen, 1313,9 Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland und 79,7 Rebland. Von dem verbleibenden Teile sind 34 qkm Gletscher,
66,4 Seen, 9,4 Städte, Dörfer und Gebäude, 46,4 Flüsse
[* 63] und Bäche, 6,8 Schienen- und Straßenwege und 775,6 Felsen,
Schutthalden u. s. w. Der Boden ist im obern Tessin (Sopraceneri) in den höhern Lagen weniger fruchtbar, die Alpen sind steinig,
die Thalsohlen häufigen Lawinen und Steinschlägen ausgesetzt, dagegen sind die Ufer des Lago Maggiore und das Land südlich
vom Monte-Ceneri (Sottoceneri) sehr fruchtbar.
Haupterwerbsquellen sind Ackerbau (Mais, Weizen, Roggen, Hirse,
[* 64] Buchweizen, besonders auch Tabak),
[* 65] Obst-
und Weinbau und Alpwirtschaft; wichtige Produkte sind ferner Südfrüchte (Citronen, Pomeranzen) bei Locarno, Bellinzona und
Lugano und Edelkastanien in den Waldungen der Voralpen und der untern Thalstufen. Der Wiesenbau steht hinter dem anderer
Kantone zurück. Nach der Viehzählung von 1886 hat der Kanton 973 Pferde,
[* 66] 568 Esel, 311 Maultiere, 50 475 Rinder,
[* 67] 10 226 Schweine,
[* 68] 16 462 Schafe,
[* 69] 65 179 Ziegen
und 4794 Bienenstöcke. Außerdem sind zu erwähnen die Zucht von Seidenraupen und Tafelschnecken. Die starke Ziegenzucht
ist neben der Raubwirtschaft früherer Jahrzehnte und Jahrhunderte die Hauptursache des kläglichen Zustandes der Waldungen
im Hochgebirge. Der Bergbau liefert Topf- oder Lavezstein im Val Lavizzara, Marmor bei Mendrisio, Granit
und Gneis bei Locarno und andern Orten, besonders bei Cresciano und an der ganzen Gotthardlinie entlang.
Handel und Industrie sind unbedeutend; doch haben die Ortschaften der St. Gotthardbahn lebhaften Fremdenverkehr. Faido, Bellinzona
und Lugano sind als Viehmärkte bekannt, in Sottoceneri blüht die Seidenspinnerei, in Brissago die Cigarrenfabrikation,
im Onsernonethal die Strohflechterei. Etwa 10 Proz. der Bevölkerung wandert alljährlich aus, um in der Fremde als Maurer,
Gipser, Erdarbeiter an Straßen und Eisenbahnbauten, Kastanienbrater, Bilderhändler, Cafetiers u. s. w. zu
arbeiten. Alle Hauptthäler werden von guten Straßen durchzogen; der Lago Maggiore und der Luganer See haben
Dampfboote. Die Hauptverkehrsader ist die Gotthardbahn (s. d.).
4 Jahre nach dem Proportionssystem gewählt, ist gesetzgebende Behörde; der Staatsrat, der aus fünf Mitgliedern besteht,
wird direkt vom Volk gewählt. In den Nationalrat sendet der Kanton 6, in den Ständerat 2 Mitglieder. In administrativer Beziehung
zerfällt der Kanton in 8 Bezirke (s. oben). An der Spitze jedes Bezirks steht ein Regierungsstatthalter.
Jeder Bezirk besitzt ein Bezirksgericht, Bellinzona und Riviera zusammen ein solches; oberste Instanz ist das Obergericht (sieben
Mitglieder); über Kriminalfälle urteilen die Geschworenen. Hauptstadt ist seit 1881 Bellinzona (s. d.). Die Staatsausgaben
betrugen 1890: 2,838, die Einnahmen 3,140, die Staatsschulden 9,570 Mill. Frs. In kirchlicher Hinsicht gehörte der Kanton
nominell zu den ital. Bistümern Mailand
[* 71] und Como, wird aber seit 1885 von einem besondern
apostolischen Vikar verwaltet. Klöster bestehen 7, darunter 3 Frauenklöster.
Für den Unterricht sorgen 515 Primärschulen mit (1891) 17 413 Schulkindern, 22 Kleinkinderschulen, 31 Sekundärschulen
mit 771 Schülern und Schülerinnen, 1 Mittelschule mit Anschluß an das akademische Studium (Lyceum in
Lugano), 3 Mittelschulen ohne Anschluß an das akademische Studium, 2 Lehrerbildungsanstalten, 15 gewerbliche und 17 Fortbildungsschulen.
Bei den Rekrutenprüfungen (1893) hatten von 100 Rekruten 15 die beste Note in mehr als zwei Fächern, 19 die schlechteste
Note in mehr als einem Fach. In militär. Beziehung gehört Tessin zum Stammgebiet der 8. Division. Hauptwaffenplatz
ist Bellinzona. Das Wappen ist ein rot und blau senkrecht geteilter Schild.
[* 72]
Geschichte. Im Altertum von den kelt. Lepontiern bewohnt, kam das heutige Tessin mit der übrigen
Gallia cisalpina unter röm., im 5. Jahrh. unter ostgot.,
im 6. unter langobard., im 8. unter fränk. Herrschaft. Im spätern Mittelalter
gehörte der größte Teil den Herzögen von Mailand, Bellinzona den rhätischen Freiherren von Sax. Das Livinenthal fiel 1403 durch
Eroberung an Uri,
das durch den Ewigen Frieden von 1516 in diesem Besitz bestätigt wurde. Das übrige Tessin, das damals in 8 Landvogteien
(Ennetbergische Vogteien) geteilt war, kam als gemeine Herrschaft an die 12 Orte der damaligen Eidgenossenschaft,
Bellinzona an Uri,
Schwyz
und Nidwalden.
Die Reformation, die besonders in Locarno Eingang gefunden hatte, wurde 1555 durch Vertreibung der Protestanten
gewaltsam unterdrückt.
Überhaupt wurden diese Ennetbergischen Vogteien mit Härte behandelt, elend verwaltet, ausgesogen und verwahrlost. Durch
den Umsturz der alten Eidgenossenschaft 1798 wurde das aus seinem Unterthanenverhältnis befreit und,
in die Kantone Bellinzona und Lugano geteilt, der Helvetischen Republik einverleibt; durch die Mediation 1803 erhielt es die
Stellung eines selbständigen Kantons. Die Restauration brachte dem Kanton eine repräsentative, thatsächlich aber aristokratische
Verfassung und eine demoralisierte Verwaltung.
Noch vor der franz. Julirevolution von 1830 wurde im T. unter Franscinis (s. d.) Führung eine Verfassungsreform in gemäßigt
demokratischem Sinne durch die Konstitution vom zu stande gebracht. Allein auch unter dieser Verfassung wußte sich
die korrupte Partei der ultramontanen Gewalthaber wieder der Herrschaft zu bemächtigen, bis durch eine
Revolution 1839 eine liberale Verwaltung an die Spitze kam, unter der endlich einige heilsame Veränderungen, zumal zur Hebung
[* 73] des im höchsten Grade vernachlässigten Unterrichts,
durchgesetzt wurden.
Von 1839 bis 1873 blieb nun die liberale Partei die herrschende. Beim Sonderbundskriege 1847 stand in der Reihe der bundestreuen
Kantone. Bei der Abstimmung von 1872 über Revision der Bundesverfassung gab der liberale GroßeRat die
Stimme im bejahenden Sinne ab, während das Volk die Revision verwarf. Dieser Zwiespalt zwischen Volk und Behörden trat 1873 durch
die Wahl eines überwiegend ultramontan-konservativen GroßenRats noch schärfer hervor. Als 1876 die Liberalen auf Änderung
des alten Wahlgesetzes drangen, kam es zu Reibungen und 22. Okt. in Stabio auch zu einem blutigen Zusammenstoß mit den Klerikalen.
Der durch die hierbei vorgekommenen Mordthaten veranlaßte langwierige Prozeß endete 1880 mit der Freisprechung der Angeklagten.
Am kam unter Vermittelung des Bundesrats ein Vergleich zwischen den Parteien zu stande; doch
siegten auch 1877 bei den neuen Großratswahlen wieder die Ultramontanen. Liberale Beamte und Lehrer wurden ohne Rücksicht
auf die gesetzliche Amtsdauer entlassen, die höhern Schulstellen durch Priester besetzt, ja 1879 beschloß der GroßeRat
sogar, den Kapuzinerklöstern wieder die Aufnahme neuer Mitglieder zu gestatten, und 1886 überlieferte
er den Kanton durch ein neues Kirchengesetz, welches die Rechte desStaates und der Gemeinden in Kirchensachen fast ganz aufhob,
gänzlich dem Klerus.
Wiederholte Streitigkeiten der Parteien veranlaßten auch 1884 und 1889 den eidgenössischen Bundesrat zum Einschreiten. Während
bisher der Sitz der Kantonsregierung von sechs zu sechs Jahren zwischen Lugano, Locarno und Bellinzona
wechselte, wurde letzteres 1878 zur alleinigen Hauptstadt ernannt. Der Kanton hatte in kirchlicher Beziehung früher unter
dem Bistum Mailand und Como gestanden; 1884 und 1888 willigte der Papst im Einverständnis mit dem Bundesrat in einen Anschluß
T.s an das BistumBasel;
[* 74] doch soll es vorläufig unter der geistlichen Verwaltung eines «ApostolischenAdministrators
des Kantons Tessin» stehen. Im April 1890 demissionierte die bisherige Regierung und wurde durch eine konservative
ersetzt. Im September kam es dann infolge der Weigerung der Regierung, die Abstimmung über die vom Volke verlangte Verfassungsrevision
anzuordnen, zu einem Aufstande der Liberalen, wobei der klerikale Staatsrat Rossi getötet wurde.
Darauf beschloß der Bundesrat eine bewaffnete Intervention und sandte den Oberst Künzli als Bundeskommissar mit Truppen nach
dem Tessin ab, worauf die revolutionären Machthaber verhaftet wurden. Die Volksabstimmung vom 5. Okt. über die Revision der Verfassung
ergab eine Mehrheit von 94 Stimmen für die Liberalen. Am 19. Okt. wurde die ehemalige Regierung wieder eingesetzt,
und 8. Dez. übergab ihr Künzli wieder die Geschäfte; doch dauerten auch im folgenden Jahre die Unruhen noch fort. Am wurde
dann die neue Verfassung (mit Verhältniswahlen) mit etwa 12000 gegen 5000 Stimmen angenommen. Bei denWahlen zum GroßenRat wurden 51 Liberale und 45 Konservative gewählt. -
(lat.), eine früher zum Feinbrennen des Silbers (s. d.) benutzte Vorrichtung, besteht aus einer eisernen, mit
Mergel ausgeschlagenen Schale, in der das Silber unter einer Schicht von Holzkohlen vor dem Gebläse
[* 79] eingeschmolzen
wird.
Wegen unvermeidlich großer Verluste an Silber wird das Feinbrennen auf dem Test nicht mehr ausgeführt.
(vom engl. test, d. h. Probe oder Prüfung), ein Gesetz, welches 1673 das engl. Parlament von Karl II. erzwang,
um das Einschleichen der Katholiken in die Ämter zu hintertreiben. Nach dieser Akte mußte jeder öffentliche Beamte, im Civil-
wie im Militärdienst, außer dem Supremateid (s. d.) und den damit verbundenen Eiden noch einen besondern
Schwur (den Testeid) leisten und unterschreiben, daß er nicht an die Lehre
[* 83] von der Verwandlung des Brotes und Weins in den wahren
Leib und das wahre Blut Christi im kath. Sinne glaube.
Das Gesetz von 1829, welches die Emancipation der Katholiken einführte, hat die Testakte aufgehoben.
Die Beschränkungen, welchen diejenigen Mitglieder der engl. Universitäten unterworfen waren, welche nicht der Landeskirche
angehörten, sind durch die UniversityTestAct von 1871 beseitigt worden. Dagegen besteht heute noch die Bestimmung, daß die
Ämter des Lord Chancellor und des Lord Lieutenant von Irland nicht von Katholiken bekleidet werden dürfen.
(lat.), nach bisherigem Recht diejenige einseitige Letztwillige Verfügung (s. d.), in welcher sich jemand
einen oder mehrere Erben (s. d.) ernennt. Der Gegensatz ist einerseits der Erbvertrag (s. d.),
andererseits das Kodicill (s. d.), doch unterscheiden deutsche Landesgesetze
und das Deutsche Bürgerl. Gesetzb. §. 1937 fg. nicht mehr zwischen Testament und Kodicill, sie nennen Testament jede
einseitige letztwillige Verfügung, auch die ohne Erbeinsetzung. Das Testament kann außer der Erbeinsetzung oder Erbausschließung
auch noch andere Anordnungen enthalten, wie Vermächtnisse (s. d.), Ernennung eines Testamentsvollstreckers (s. d.), Bestimmungen
über die Teilung der Erbschaft, das Begräbnis des Erblassers, die Erziehung der Kinder u. s. w. War die Erbeseinsetzung ungültig,
so fielen auch die übrigen Bestimmungen des Testament, wenn sie nicht kraft der Kodicillarklausel
(s. Kodicill) aufrecht erhalten wurden.
Nach röm. Recht war die Erbeinsetzung nicht auf die gesamte Hinterlassenschaft, sondern nur auf einen Bruchteil unzulässig:
nemo pro parte testatus pro parte intestatus decedere potest;
anders bei Soldatentestamenten.
Indessen wurde die
Verfügung des Erblassers, wenn er nur über einen Bruchteil bestimmte, auf Umwegen aufrecht erhalten. Neuere Gesetze (Bürgerl.
Gesetzb. §§. 2088 fg.) haben jene Beschränkung ganz gestrichen. Im übrigen s. Erbeinsetzung und über die Form des Testament Letztwillige
Verfügung und Bürgerl. Gesetzb. §§. 2231 fg.
Ungültig ist das Testament unter anderm, wenn Noterben (s. d.) übergangen
sind; werden nachträglich Noterben
geboren, so kann dadurch das Testament ungültig werden. Widerrufen kann ein Testament von dem Erblasser frei werden; der Verzicht auf den
Widerruf, die sog. derogatorische Klausel bindet ihn nicht. Wohl aber kann der Erblasser den Inhalt des Testament durch Abschluß eines
Erbvertrags mit dem im T. ernannten Erben unwiderruflich machen. Entmündigung wegen Geistesschwäche,
Verschwendung oder Trunksucht steht nach Bürgerl. Gesetzb. §. 2253 dem Widerruf eines vor Entmündigung errichteten Testament nicht
entgegen. Nach neuern Gesetzen (Bürgerl. Gesetzb. §. 2258) wird das frühere Testament durch das spätere nicht ohne weiteres aufgehoben,
sofern der Inhalt beider miteinander verträglich ist. Das Testament wird ferner widerrufen, wenn der Erblasser
absichtlich die Urkunde vernichtet oder an ihr Veränderungen vornimmt, durch die der Wille, eine schriftliche Erklärung aufzuheben,
ausgedrückt zu werden pflegt. Bei jeder Vernichtung oder solchen Veränderung wird die Absicht vermutet. Widerruf liegt auch
in der Zurückgabe des amtlich verwahrten Testament (§§. 2256, 2257).
(-Vollzieher, -Exekutor, Treuhänder), diejenige von einem Erblasser in einer letztwilligen Verfügung
oder einem Erbvertrag bezeichnete Person, welcher die Befugnis erteilt wird, die letztwilligen Anordnungen des Erblassers zur
Vollziehung zu bringen oder wenigstens deren Vollziehung zu überwachen. Die Rechtsbildung ist dem röm.
Recht nicht bekannt, in Deutschland soll sie sich im Anschluß an die Aufnahme der Rechtsbildung des Salmann, d. h. einer Mittelsperson,
welcher der Erblasser sein Vermögen schon bei Lebzeiten, unter Vorbehalt der lebenslänglichen Nutznießung, übertrug, um
dasselbe durch diesen an den Bedachten gelangen zu lassen, entwickelt haben. - Durch Ernennung eines Vollstreckers
kann der Erblasser den Erben in der Verfügung über den Nachlaß beschränken. Der Testamentsvollstrecker kann den letzten Willen auch gegen den
Willen des Erben zur Ausführung bringen, selbst wenn nicht ein Dritter an der Aufrechterhaltung des Willens ein
Interesse hat. Er vertritt die Erbschaft bis zur Ausführung der Bestimmungen des Testators, insonderheit gegen Dritte, Gläubiger,
Schuldner u. s. w. auch vor den Behörden.
Das Deutsche Bürgerl. Gesetzbuch handelt vom in den §§. 2197-2228, 2306, 2338, 2364, 2363 und 83.
La, Hafenstadt im ArrondissementBordeaux
[* 85] des franz. Depart. Gironde, in den GrandesLandes, an dem 155 qkm großen,
mit dem Atlantischen Ocean in Verbindung stehenden Bassin von Arcachon, an der Linie La Mothe-Arcachon der Südbahn, hat (1896)
4899, als Gemeinde 6663 E., ein Marinekommissariat, Seebäder; Fischerei,
[* 86] Reisbau und Handel mit Harz.
Die früher die Stadt bedrängenden Dünen sind jetzt in großer Ausdehnung
[* 87] mit Eichen- und Fichtenwald bestanden. Das Schloß
der berüchtigten Landeshauptleute von Buch ist verschwunden. Südlich geht eine 13 km lange Eisenbahn nach Cazaux zum 70 qkm
großen und 50 m tiefen See von Cazaux oder von Sanguinet, der, jetzt durch die Dünen vom Meer getrennt,
¶