Seidencocons (nach Marseille),
[* 2]
Wolle, Schwämmen,
Süßholz (nach Neuyork);
[* 3] Einfuhr von europ. Fabrikaten direkt oder über
Beirut. 1896 liefen 391
Dampfer und 1400 Segler ein und aus, mit zusammen 450 420
Registertons.
Ägypt. und brit., dann türk.,
österr. und russ.
Flaggen
[* 4] herrschen vor. Wichtig ist die Seifenfabrikation. Tarabulus ist Sitz eines deutschen
Vicekonsuls. Pferdebahn führt nach El-Mina; eine Dampfstraßenbahn nach
Beirut ist (1897) im
Bau. - Die Stadt, von Phöniziern
gegründet, kam 639 in die
Hände der Mohammedaner, wurde seit 1104 durch
Raimund von St.
Giles belagert, von dessen
SohneBertram erobert
und zum Hauptort der
GrafschaftTripolis erhoben, welche den Küstenstrich zwischen dem Königreich
Jerusalem
[* 5] und dem Fürstentum
Antiochia umfaßte. Die Stadt ward 1170 durch
Erdbeben
[* 6] zerstört, darauf wieder besser aufgebaut, aber durch
Sultan Kilawun von
Ägypten
[* 7] erobert und dem
Boden gleich gemacht. Noch sind sechs
Türme aus der Zeit der Kreuzzüge vorhanden.
Später wurde
Tripolis landeinwärts neu aufgebaut.
ibn al-Abd, al-Bekri, arab. Dichter der vorislamischen Zeit (6. Jahrh.
n. Chr.), lebte mit seinem Oheim Al-Mutalammis, der gleichfalls ein bedeutender Dichter
war, am
Hofe des
Amr ben Hind, Königs von Hira in
Mesopotamien. Durch ironische Verse verletzte er die
Eitelkeit des Königs, der die beiden Dichter mit angeblichen Empfehlungsbriefen, welche jedoch ihr Todesurteil enthielten,
zum
Statthalter von Bahrein entließ. Al-Mutalammis wandte sich nach
Syrien, Tarafa überbrachte das verhängnisvolle Schreiben
und wurde im
Alter von 20 bis 25 Jahren hingerichtet.
Daran knüpft sich die arab. Redensart «Mutalammisbrief».
Die arab. Kritik schätzt die Gedichte des Tarafa sehr hoch; sein
Diwan hat eine
Stelle unter den durch
Ahlwardt herausgegebenen
Diwanen der «sechs Dichter» (Lond. 1870)
erhalten; eine seiner
Dichtungen ist unter die Mo'allakât (s. d.) aufgenommen.
engl. Taragurh, Taraghur, 870 m hoher
Berg der Arawalikette im nordwestl.
Ostindien,
[* 8] an
dessen Fuße
Adschmir (s. d.) liegt. Auf seiner
Spitze liegt das seit 1832 aufgegebene
Fort Taragarh, das bei den
Hindu für uneinnehmbar
galt. Der
Berg bildet die höchste
Erhebung der nordind. Ebene; am Fuße liegt ein 1236 zu einer Moschee umgewandelter Dschaintempel
sowie die
PalästeAkbars und
Dschahangirs, letztere verfallen, ersterer jetzt engl. Zeughaus.
Berg und Festung
[* 9] dienen jetzt als Gesundheitsstation für die engl.
Truppen. Der
Berg ist reich an
Blei-, Kupfer- und Eisengängen, die früher
ausgebeutet wurden. Ein zweites Taragarh,
Berg und
Fort, liegt im
Nalagarh-Staat (Pandschab), am linken Ufer des Satladsch.
Bezirksstadt im Westen der span.
Provinz Cuenca in Neucastilien, 830 m
ü.
d. M., auf der
Wasserscheide zwischen
Tajo und Guadiana, inmitten öder Gipshügel der neucastil.
Hochebene, rechts vom Rianzares, einem rechten Zufluß des Giguela,
an der Eisenbahn
Aranjuez-Cuenca, hat (1887) 5066 E., ein Schloß des
Herzogs von Rianzares (Muñoz);
(Lycosa tarantulaL., ital. Tarantŏla), eine im südl. Europa
[* 10] nicht seltene, hellbraune, auf dem Rücken schwarz gestreifte Raubspinne von 25 bis 37
mm Körperlänge, lebt in Erdhöhlen
und sollte durch ihren vermeintlich giftigen
Biß den
Tarantismus hervorrufen.
ÄltereReisebeschreibungen wiederholen ohne Unterschied
diese Fabel und geben als
Symptome eine Menge von Zeichen hypochondrischer und hysterischer
Leiden
[* 11] an.
Die Landleute sollen die
Kranken geheilt haben, indem sie ihnen zwei in mehrern alten Werken verzeichnete Melodien («La
pastorale» und «La tarantola») vorspielten
und sie zum Tanz veranlaßten, der bis zur völligen Erschöpfung fortgesetzt werden
mußte. Diesen
Geschichten liegen verkannte
Nervenkrankheiten zu
Grunde. In neuerer Zeit gemachte Versuche
haben bewiesen, daß der
Biß der Tarantel weder schmerzhafter noch giftiger ist als der der Kreuzspinne. -
Vgl.
Bergsöe, Iagtagelser
om den italienske Tarantel (Kopenh. 1865).
ein schneller, eigentümlicher Tanz im 6/8-Takt, der in Unteritalien zum
Tamburin getanzt wird und dessen
Ursprung mit dem
Bisse der
Tarantel (s. d.) in Zusammenhang gebracht wird.
Provinz im nördl.
Chile,
[* 12] wird westlich vom
Stillen Ocean bespült, nördlich durch den Rio
[* 13] Camarones von
Tacna
geschieden, während östlich die Cordillera Silillica und die
Sierra de Huatacondo die Grenze gegen
Bolivia
bilden. Tarapaca zählt auf 50000 qkm 89 751 E. Der
Vulkan Isluga an der nördl. Ostgrenze steigt zu 5200 m auf; auf der Nordwestseite
liegt der Pichutapaß. Zwischen der Küstencordillere und der Grenzcordillere breitet sich die salzige, sandige, wasserlose
Pampa de Tamarugal aus.
Nur wenige
Flüsse
[* 14] erreichen den Ocean, die meisten versiegen während des
Sommers.
Das Klima wird gekennzeichnet
durch starke Hitze, wütende Staubstürme, verzehrende Trockenheit und fast gänzlichen
Mangel an
Vegetation. Noch gefährlicher
als die Sandstürme sind dichte Nebel (camanchaca), in denen öfter
Menschen in der Wüste umkommen. Wo aber die Einöden
bewässert werden, gedeihenBaumwolle,
[* 15]
Bananen und
Zuckerrohr. Eine
Oase ist
Pica mit 1160 E., in 1067 m Höhe,
mit tropischer
Vegetation. Der Reichtum T.s besteht in Salpeter- und Guanolagern. (S.
Chilesalpeter.) Daneben werden Borsalze
und Jodverbindungen gewonnen. Auch Goldminen sind in der Küstencordillere vorhanden. Bei Huautajaya und Sta.
Rosa befinden sich Silberminen. Ausgedehnte Steinsalzlager werden ausgebeutet. Eisenbahnen führen von
den Häfen Pisagua,
Iquique und Patillos nach den Salinen und Bergwerksdistrikten des Innern. Hauptstadt ist
Iquique (s. d.).
- Die
Provinz, welche im Okt. 1879 von den Chilenen besetzt worden war, wurde 1883 von
Peru
[* 16] abgetreten.
der Turdine (Zufluß der zur Saône gehenden Azergues), am Südwestfuß des erzreichen Mont-Tarare (719 m), an der Eisenbahn
Roanne-Lyon, hat (1896) 11 186, als Gemeinde 12 028 E., Handelsgericht, Handelskammer, Hospital, eine neue KircheSte. Madeleine
in griech. Stil, ein Theater,
[* 21] elegante Warenlager, Plätze mit Fontänen, schöne Ulmenallee sowie ein Bronzestandbild
von Simonet, dem Begründer der Musselinweberei. Tarare ist Mittelpunkt eines wichtigen Industriebezirks mit über 60000 Arbeitern
und berühmt durch seine glatten und gestickten Musseline und Seidenplüsch für Hüte, fabriziert Seide,
[* 22] Kurzwaren und Stahlkämme.
oder Michuaque, ein Volk eigener Sprache,
[* 23] das einen Teil der Landschaft Michoacan im Westen von
Mexiko
[* 24] bewohnte und noch gegenwärtig bewohnt. Die Hauptstadt Tzintzuntzan, d. h. Ort derKolibris,
[* 25] daher von den Mexikanern
Huitzitzillan genannt, was auf Mexikanisch dasselbe bedeutet, lag am Ostufer des großen Sees von Pazcuaro. Bei den Huaxteca
(s. d.) waren die Orte der alten Städte bezeichnet durch Pyramiden größerer und geringerer Höhe, die
man als Yacata bezeichnet und die ohne Zweifel auf der Spitze die Tempel
[* 26] und die ansehnlichern Gebäude trugen.
Von diesen Yacata, die sich überall im Lande in großer Zahl finden, sind neuerdings am Orte des alten Tzintzuntzan durch Harford
einige aufgegraben worden. Es sind Pyramiden von 12 m Höhe, aus sehr hohen und schmalen Stufen aufgebaut,
die durch eine Mauer von 11 m Höhe miteinander verbunden sind, an welche sie ähnlich Mauertürmen angelehnt sind. Zwischen
den Reihen dieser Yacata findet man überall den Schutt und die Reste der alten Siedelungen. Die Tarasca waren geschickt und erfahren
im Kunstgewerbe.
Besonders berühmt waren die Federarbeiten von Michoacan, farbenprächtige Mäntel und Decken. Weniger
vorzüglich scheinen ihre Thonwaren
[* 27] gewesen zu sein. Ein Thonfigürchen von Michoacan zeigt Tafel: Amerikanische Altertümer
I,
[* 20]
Fig. 16. Nach dem Fall von Mexiko unterwarfen sich die Tarasca den Spaniern ohne nennenswerten Widerstand. Die Christianisierung
des Landes wurde dem Orden
[* 28] der Augustinermönche übertragen, und auch diese vollzog sich verhältnismäßig
leicht.
1) Tarascon-sur-Rhône, Stadt im ArrondissementArles des franz. Depart. Rhônemündungen, mit dem gegenüber
liegenden Beaucaire durch eine kühne, 520 m lange Kettenbrücke und einen 597 m langen Eisenbahnviadukt über die Rhône
verbunden, an den Linien Avignon-Arles, Cette-Tarascon (105 km), Le
[* 31] Martinet-Tarascon (90 km) der Mittelmeerbahn und
Tarascon-St.
Rémy-Orgon (35 km) der Chemins de fer du Sud de la France und am Canal desAlpines, ist gut gebaut, Sitz eines Gerichtshofs
erster Instanz sowie eines Handelsgerichts und hat (1896) 5400, als Gemeinde 9023 E., in Garnison das 11. Dragonerregiment,
ein College, Erziehungsanstalten, Krankenhaus,
[* 32] Spital, Bibliothek, Gefängnis im ehemaligen, von König René dem Guten von
Anjou vollendeten Schloß, einem riesigen Bau mit hohen Mauern
und reicher Gotik im Innern, eine Kirche der heil. Martha, die
hier einst ein Ungetüm getötet haben soll (14. und 15. Jahrh.), mit vielen
Gemälden; ferner Glasfabrikation,
[* 33] Lohgerberei, Baumschulen, Seiden- und Krappbau und Handel mit Tuch, Olivenöl, Leder, Leinwand,
Wurst, Wein und Liqueur. - 2) Tarascon le Vieux, alte Stadt im Arrondissement Foix des franz. Depart. Ariège, rechts an der Ariège,
an der Linie Foix-Ax der Südbahn, ist im engen Thale um einen malerischen Felsen gebaut, auf dem der Turm
[* 34] eines zerstörten Schlosses (17. Jahrh.) steht, und hat (1896) 1214, als Gemeinde 1432 E.;
Hochöfen, berühmte Gipsbrüche, Wollspinnerei, Mühlen
[* 35] und Handel. 5 km nordwestlich, bei Bédeilhac, zwei Stalaktitenhöhlen. 14 km
südwestlich im tiefen Pyrenäenthal das Dorf Vicdessos (692 E.), mit den reichsten Eisengruben Frankreichs,
deren Erze bis 70 Proz. Eisen
[* 36] enthalten.
Kurort im Bezirk Inn des schweiz. Kantons Graubünden.
Das Dorf Tarasp liegt in 1192 m Höhe auf einem hügeligen
Plateau rechts von der tiefen Thalschlucht des Inn, am Fuß des Piz Pisoc (3178 m), hat (1888) 322 meist
kath. roman. E. und besteht aus mehrern Weilern und Höfen (dem Luftkurort Vulpera, Avrona u. s. w.), deren
Mittelpunkt das Dörfchen Fontana (1401 m) mit der Pfarrkirche, einem kleinen Kapuzinerkloster und der Ruine der Burg Tarasp
ist. Der Flecken Schuls liegt 4 km nordöstlich von Tarasp auf dem linken Ufer des Inn, in 1244 m Höhe
und hat (1888) 947 E., darunter 166 Katholiken.
Die Gegend ist reich an Mineralquellen, die den Karlsbader ähnlich sind und von denen mehrere seit Jahrhunderten bekannt
sind. Am rechten Innufer entspringen die Eisensäuerlinge der Bonifacius- und der Carolaquelle und die kochsalzhaltigen Natronsäuerlinge
der Lucius-und der Emeritaquelle, auf dem linken die Natronsäuerlinge der Ursus- und der Badequelle und
die Eisensäuerlinge der Vih- und der Suotsasquelle. In der weitern Umgebung finden sich Schwefelquellen, mehrere Schwefelwasserstoff-
und Kohlensäuremosetten und die arsenhaltigen Eisensäuerlinge von Val Sinestra (s. d.). Tarasp hat ein 1864 eröffnetes
Kurhaus mit Bädern und Park und eine Trinkhalle, Schuls eine Badehalle; außerdem bestehen zahlreiche
Hotels und Villen. Die Zahl der Kurgäste betrug 1897: 1934. Mit Landquart ist Tarasp-Schuls durch die Paßstraße Flüela-Davos-Prättigau,
mit dem Oberengadin und Landeck durch die Poststraße des Engadin und des Oberinnthals verbunden. -
Vgl. Killias, Der Kurgast
von Tarasp-Schuls (2. Aufl., Schuls 1877);
ders., Die Heilquellen und Bäder von Tarasp-Schuls (9. Aufl., Chur
[* 37] 1886);
Arquint,
Der Kurort Tarasp-Schuls (ebd. 1877);
Gsell-Fels, Kurorte der Schweiz
[* 38] (3. Aufl., Zür. 1892);
Pernisch, Der Kurort Tarasp-Schuls, seine Heilmittel
und Indikationen (4. Aufl., Chur 1892).
Hall.,
[* 39] Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen
[* 40] (s. d.) mit nur sechs in der nördl.
gemäßigten Zone weit verbreiteten Arten, krautartige Pflanzen mit blattlosem Blütenschaft und fiederspaltigen oder anders
zerteilten Blättern. Die verbreitetste Art ist Taraxacum officinale Moench. (Leontodum taraxacum L), Kuhblume, Maiblume, Hundeblume,
Löwenzahn, Pfaffenröhrlein, Ringelstock u. a. mehr genannt, die im April zu blühen anfängt und
besonders im Mai
¶
mehr
Wiesen, Baumgärten, Grasplätze und Äcker mit großen, goldgelben Blättern ziert. Die Pflanze hat einen walzig-spindelförmigen,
dicken, milchenden Wurzelstock, der samt dem Kraute unter dem Namen Radix Taraxaci cum Herba als mild lösendes Mittel bei
Stockungen der Unterleibsorgane offizinell ist und einen Büschel schrotsägeförmiger Blätter sowie nackte, hohle, rötliche
Blütenschäfte treibt, die ein Blütenkörbchen tragen. Die Blätter werden im ersten Frühjahr auch als
Gemüse und Salat benutzt, zu letzterm auch hier und da die zarten Blütenröhren. Auf Äckern und besonders auf Grasplätzen
ist der Löwenzahn ein lästiges, sich vermittelst seiner fallschirmartigen Flugsamen auf die weitesten Entfernungen hin
verbreitendes, schwer ausrottbares Unkraut.
1) Tarazona, lat. Turiaso, alte Bezirksstadt im Nordwesten der span.
Provinz Saragossa
[* 42] in Aragonien, unweit der Grenzen
[* 43] von Navarra, Logroño und Soria, im Weinbergsgelände und an der Seitenlinie
Tudela-Tarazona (21,7 km) der Nordbahn, ist seit der Gotenzeit Bischofssitz und hat (1887) 8538 E.;
Tuchweberei und Handel mit Wolle, Öl, Wein. - 2) Stadt im Bezirk La Roda an der Nordgrenze der span. ProvinzAlbacete im Königreich Murcia,
[* 44] an einem linken Zufluß des Jucar, in fruchtbarer, viel Wein sowie Getreide,
[* 45] Öl, Safran erzeugender
Hochebene, hat (1887) 4371 E.
Tarbaga (d. i. Murmeltiergebirge), westl. Abzweigung des Altai in Mittelasien, zwischen
dem Saisansee (im N.) und dem Ala-kul und Sassyk-kul (im S.), bildet anfangs die Grenze zwischen China
[* 46] und dem russ. Gebiet
Semipalatinsk, später zwischen diesem und Semirjetschensk und endet am Fluß Karakol. Es ist gegen 300 km lang, im O. bis 50 km
breit und in Tas-tau bis 3150 m hoch.
Gebiet in der Dsungarei, an der russ. Grenze, zur chines.
ProvinzSin-kiang gehörig, erstreckt sich vom Ostende
[* 47] des Dsungarischen Alatau nach Norden,
[* 48] das obere Imil- (Emil-) Thal einschließend,
bis zum Tarbagataigebirge, im W. begrenzt vom russ. Gebiet Semirjetschensk. Das Gebiet besteht
teils aus Weide,
[* 49] teils aus angebautem Land, oder aus Wüste und Gebirgsland und wird von Kalmücken, Kirgiskosaken,
Mandschu- und andern Bannerleuten bewohnt. Die Hauptstadt ist Tarbagatai oder Tschugutschak (chines.
Swei-tsing-tschöng), nördlich vom Imil gelegen, Sitz eines russ. Konsuls.
1) Arrondissement im franz. Depart. Oberpyrenäen in der
Gascogne, hat auf 1300 qkm (1896) 103 486 E. in 11 Kantonen und 195 Gemeinden. - 2) Hauptstadt
des Depart. Oberpyrenäen und früher von Bigorre, 310 m ü. d. M., in fruchtbarer Ebene links am Adour, von dem Kanäle durch
die breiten Straßen abfließen, ist Station der Linien Toulouse-Bayonne, Agen-Tarbes (153 km), Tarbes-Bagnères de Bigorre (22 km) und
Tarbes-Mont de Marsan (98 km), Sitz des Präfekten, eines Bischofs, Kommandos der 18. Artilleriebrigade, Gerichtshofs
erster Instanz, Handelsgerichts, einer Ackerbaukammer, Zoll- und Forstinspektion und einer Filiale der Bank von Frankreich
und hat (1896) 19 425, als Gemeinde 24 197 E., in Garnison das 53. Infanterie- sowie das 14. und 24. Artillerieregiment,
ein Arsenal, Großes Seminar, Lyceum mit öffentlicher Bibliothek (16000 Bände), Artillerieschule, Lehrerseminar,
Bau- und Zeichenschule, Bürger- und Militärkrankenhaus, Remontedepot und Gestüt sowie Sparkasse; ferner eine Kathedrale (La
Sède) aus dem 12. und 14. Jahrh.
auf der Stelle der alten BurgBigorre, die Promenade Allées Nationales und vor derKaserne das
Bronzestandbild des Chirurgen Larrey von Badiou de la Tronchère, am Cours de Reffye die Bronzebüste des Generals Reffye von
Nelly, im Centrum den Platz Maubourget und im Osten die großen Plätze Marcadieu und Le Forail.
Hier verkaufen die Bergbewohner (auch Spanier) ihre Bodenerzeugnisse und besonders ihre vorzüglichen Pferde,
[* 50] wofür in
Tarbes der Haupthandelsplatz in den Pyrenäen ist. Nördlich liegt der 14 ha große Jardin Massey mit exotischen Bäumen, Kreuzgang
aus dem 15. Jahrh. und Museum (Bilder, Altertümer, Skulpturen und reiche ornitholog. und mineralog. Sammlungen). Tarbes hat Metall-
und Kanonengießerei, Waffenfabrik, Hüttenwerke, Kupferhammer, Tuchwalkerei, Fabrikation von Schokolade, Papier, Watte und
Kupferwaren, sowie Brauerei, Destillation,
[* 51] Lohgerberei; Handel mit Getreide, Vieh, Leder, Wolle, Posamenten
und Wein. Früher war die Herstellung von seidenen Schnupftüchern sehr beträchtlich.
(ital.), musikalische Vortragsbezeichnung, soviel wie Ritardando (s. d.). ^[= # Weinstock. W. ist das Gärungsprodukt des Saftes verschiedener Obstarten, im engern Sinne desjenigen ...]
(spr. -diöh), Nicolas Henri, franz. Zeichner und Kupferstecher, geb. zu
Paris,
[* 52] erhielt Unterricht von Lepautre, bis J. Audran ihn zu sich nahm und in ihm einen Nebenbuhler heranzog.
Er starb Tardieu lieferte eine bedeutende Anzahl von Blättern verschiedenen Inhalts und arbeitete namentlich für das
«Cabinet Crozat», die «Galerie de Versailles»,
[* 53] das «Sacre de Louis XV» und andere
Prachtwerke damaliger Zeit.
Jacques Nicolas Tardieu, genannt Cochin, Sohn des vorigen, Zeichner und Kupferstecher, geb. zu
Paris, gest. wurde von seinem Vater herangebildet, mit dem er an mehrern der genannten Kupferwerke arbeitete. Auch
stach er viele Bildnisse, Genrestücke und Landschaften. Er war Hofkupferstecher des Kurfürsten von
Köln.
[* 54]
Jean Charles Tardieu, Sohn des vorigen, ebenfalls Cochin genannt, Maler, geb. zu Paris, gest. genoß den Unterricht
des Malers Regnault und schuf viele histor. Gemälde.
JeanBaptistePierre Tardieu, Neffe von Nicolas Henri, Kupferstecher auf kartogr. Gebiet, geb. 1746 zu Paris, gest.
war einer der ersten, welche diese Kunstgattung zu einem hohen Grade der Vollendung erhoben. Für die Kaiserin Maria Theresia
stach er in 53 Blättern die Karte der Niederlande
[* 55] und für Ludwig XVI. die Karte der königl. Wildbahnen. Von ihm ist auch
die Karte zu Sonninis «Reise durch Griechenland
[* 56] und die Türkei»
[* 57] und die vom Minister Thümmel veranstaltete
vortreffliche topogr. Karte der ÄmterAltenburg
[* 58] und Ronneburg, 21 Blatt,
[* 59] nebst Generalkarte (Altenb. 1813).
Sein Bruder, PierreAlexandre Tardieu, geb. zu Paris, wurde zunächst von Jacques Nicolas Tardieu, dann von Bervic und I. G. Wille
weiter ausgebildet. Er gewann 1791 den großen Preis der Kupferstechkunst in Konkurrenz mit Bervic, bildete
viele Schüler heran und starb Tardieu lieferte viele schätzbare Blätter.
Antoine François Tardieu, Bruder der vorigen, ausgezeichneter Kartenstecher, geb. zu Paris, gest. lieferte
unter anderm die Seekarten zum «Atlas
[* 60] du commerce», eine große Karte des europ. Rußlands, den Atlas zu
Pérons¶
mehr
«Voyage de découvertes aux terres australes» (Par.
1807-10; 2. Aufl., 4 Bde., 1824-25)
u. s. w.
Sein Sohn, Ambroise Tardieu, geb. zu Paris, gest. widmete sich dem Kartenstich, entwickelte aber auch gleiches
Talent im Stechen von Bildnissen und Architekturstücken. Er gab auch mehrere von ihm selbst redigierte
größere Kupferwerke heraus, wie den «Atlas de géographie ancienne» (1818),
die «Iconographie universelle ancienne et moderne»
(1820-28) und den «Atlas universel de géographie ancienne et mederne» (1829). Sodann stach er die Pläne und Porträte
[* 62] zu
dem Prachtwerke der «Victories, conquêtes, désasters des Français de 1792 à 1815» (27 Bde.,
Par. 1816-21) und die 36 Platten der «Colonne de la GrandeArmée» (ebd. 1837).
(ital. Táranto; lat. Tarentum; grch. Taras), Hauptstadt des Kreises Tarent (152 941 E.) der ital.
ProvinzLecce in Apulien, an der Nordecke des Golfs von Tarent, auf einer einem Binnensee (Mare Piccolo oder KleinesMeer) vorgelagerten,
durch zwei Brücken
[* 63] (im NW. und SO.) mit dem Festlande verbundenen Felseninsel,
am Mare Grande, dem im SO. vom KapSan Vito (mit Leuchtturm) begrenzten und westlich von den InselnSan Paolo
und San Pietro (mit Leuchtturm) geschützten Meeresteil, und an den Linien Potenza-Brindisi des Mittelmeernetzes sowie Bari-Tarent
(115 km) des AdriatischenNetzes, reicht mit der Bahnhofsvorstadt im NW., bei Porta di Napoli, und der Neustadt
[* 64] im SO., bei
Porta di Lecce, beiderseits auf das Festland, ist sehr eng gebaut, Sitz eines Erzbischofs, eines deutschen
Vicekonsuls und hat (1881) 25 246, als Gemeinde 33 942 E., in Garnison ein Bataillon des 81. Infanterieregiments und die 3. Küstenartilleriebrigade,
eine im 11. Jahrh. gegründete, aber modernisierte KathedraleSan Cataldo, am Südende der Insel ein Kastell, eine von Norden
kommende, 15 km lange Wasserleitung
[* 65] (il Triglio), geringe antike Reste und in der Neustadt, wo hauptsächlich
die antike Stadt stand, ein Museum von Altertümern (im KlosterSan Pasquale). Tarent hat einen Kriegs- und Handelshafen mit großartigen
Marinebauten, Arsenal, 200 m langen und 40 m breiten Docks und bei Porta di Lecce einen 90 m breiten, für
die größten Schiffe
[* 66] genügend tiefen Kanal
[* 67] zum Mare Piccolo, ferner Lyceum, Navigationsschule, zwei Hospitäler, Salinen,
Weberei,
[* 68] besonders aber Fischerei
[* 69] und Zucht von Austern und andern Muscheln
[* 70] (Cozze, die besten Coccioli) im Mare Piccolo sowie
lebhaften Handel mit Olivenöl, Weizen, Hafer
[* 71] und den seit dem Altertum berühmten Feigen, Wein, Obst und
Honig. Die Befestigungen bestanden bis 1895 aus Batterien auf KapSan Vito und Rondinella, auf San Pietro und San Paolo. Seitdem
sind deren zwei in l'Olmo, je eine in Chianca und im Kastell SanAngelo und drei Deiche zur Einengung der Fahrwasser erbaut
worden, um in Tarent einen gut gesicherten Kriegshafen zu erhalten.
Tarent war eine der bedeutendsten altgriech. Kolonien in Unteritalien. Sie wurde an Stelle einer von Japygern bewohnten Ortschaft
durch lakedämonische Auswanderer, die sog. Parthenier, unter Führung des Phalanthos 705 v. Chr. gegründet und gelangte bald
zu hoher Blüte
[* 72] und großem Reichtum, ja zu einer Art
von beherrschender Stellung unter den griech. StädtenItaliens.
[* 73] Wollfärberei und Wollweberei, Töpferei (Vasen,
[* 74] Terrakotten)
[* 75] bildeten die Hauptindustrie.
Daneben wurden Handel, Fischfang, Wein-, Obst- und Ackerbau getrieben. Noch in der Mitte des 4. Jahrh. v. Chr. stand Tarent unter
seinem Strategen, dem Pythagoräer Archytas, in ungeschwächter Kraft;
[* 76] freilich begannen bald Luxus und
Üppigkeit einzureißen, und nur mühsam erwehrte sich die Stadt mit Hilfe griech. Söldnerführer
der Angriffe der Lucaner und anderer benachbarter Stämme. Dann wurde sie 282 v. Chr. in Krieg mit Rom
[* 77] verwickelt, der trotz der
anfänglichen glänzenden Erfolge des von ihr zu Hilfe gerufenen Königs Pyrrhus von Epirus 272 mit der
Eroberung der Stadt durch die Römer
[* 78] endete.
Während des zweiten PunischenKrieges erhob sie sich gegen Rom und ergriff die Partei Hannibals (212 v. Chr.), wurde aber 209 wieder
unterworfen; 123 v. Chr. wurde hier eine röm. Kolonie angelegt, die den Namen Colonia Neptunia erhielt, neben der aber das
griech. Gemeinwesen fortbestand. Tarent blieb immer noch ein ansehnlicher
Hafenplatz. Nach dem Sturz der Ostgotenherrschaft kam es an das Oströmische Reich, wurde um 675 vom langobard. HerzogRomuald
von Tarent erobert, war 856-887 in den Händen der Sarazenen, denen es 871 KaiserLudwig II. vergeblich zu entreißen suchte, und
gelangte 929 wieder in die Gewalt der Byzantiner. 1063 setzten sich die apulischen Normannen hier fest,
unter denen Tarent nach dem Tode Robert Guiscards 1089 als Fürstentum an dessen Sohn Bohemund I. kam, der an dem ersten Kreuzzuge
Anteil nahm. Mit dem Königreich beider Sicilien wurde Tarent 1861 dem Königreich Italien
[* 79] einverleibt. -
Vgl.
Doehle, Geschichte T.s bis auf seine Unterwerfung unter Rom (Straßb. 1877);
de Vincentiis, Storia di Taranto (5 Bde., Neap. 1878 fg.);
Gagliardo, Descrizione topografica di Taranto (Tarent 1886);
Evans, The horsemen of Tarentum (im «Numismatic Chronicle», X,
1889);
Geffken, Die Gründung von (in den «Jahrbüchern für Philologie», Bd. 147, Lpz.
1893).
(spr. -rangtähs'), der nördl. Teil des franz. Depart. Savoie, das obere Thal der Isère an der Grenze von
Piemont, das Thal des Doron de Salins u. a. enthaltend, ein höchst malerisches Hochalpenland mit Weiden und Nadelwäldern,
erst seit kurzem mit der Eisenbahn Samt Pierre d'Albigny nach Moutiers-Salins zugänglich, war früher
eine Grafschaft und hat zur Hauptstadt Moûtiers (2489 E.).
Têrgovişte, Hauptstadt des Kreises Dimboviţa in Rumänien,
[* 80] an der Jalomiţa am Nordrande der walachischen
Tiefebene gelegen, Station der Linie Titu-Târgovistea der Staatsbahnen,
[* 81] hat 8299 E., ein Gymnasium und ist Sitz
der 4. Territorial-Militärdivision.
Als strategischer Punkt hat Târgovistea ein Arsenal und auf dem nahen BergeDeal zwei Kasernen. Târgovistea war
1383-1716 zeitweise Residenz der Fürsten und hat bemerkenswerte Baureste, Kirchen- und Palastruinen, außerdem 30 Kirchen.
auch Targowitz, poln. Targowica, auch Torhowica, Flecken im KreisUman des russ. Gouvernements
Kiew, an der Sinjucha, durch diese von dem Flecken Nowoarchangelsk (Gouvernement Cherson) getrennt, hat 2346 E., zur Hälfte
Juden, eine russ. Kirche, und ist bekannt durch die
¶
mehr
Targowizer Konföderation des poln. Adels, welche von den Gegnern der Konstitution (vom unter dem Marschall
Felix Potocki geschlossen wurde;
(Mehrzahl von Targum, d. i. Verdolmetschung), die in westaramäischer Sprache (s. Aramäa) verfaßten Übersetzungen
des Alten Testaments von jüd. Ursprung. Als inPalästina
[* 83] die hebr. Sprache vor dem von Norden her eindringenden
westaramäischen Dialekt, den man nach einem aus dem BucheDaniel herrührenden Mißverständnis gewöhnlich Chaldäisch nennt,
zurückwich, sah man sich genötigt, die dem Volke beim synagogalen Gottesdienste vorgelesenen Schriftlektionen in die aramäische
Landessprache übertragen zu lassen und zwar mündlich, ohne schriftliche Unterlage.
Jeder Jude durfte dies vornehmen, doch geschah es wohl meist durch eigens dazu angestellte Leute, Meturgemanin, d. h.
Dolmetscher genannt. Der Vorleser und der Meturgeman wechselten in der Synagoge so ab, daß der Vorleser je einen Vers oder
Sinnabschnitt las, worauf ihn der Meturgeman übertrug. Diese Übertragung bildete sich nur zum Pentateuch
und zu den Propheten und wurde mündlich überliefert. Erst verhältnismäßig spät machte sich das Bedürfnis schriftlicher
Aufzeichnung geltend.
Diese geschah in den Schulen Babyloniens, jedoch so, daß der palästinische Sprachcharakter nicht verwischt wurde. In anderer
Hinsicht wurde derselbe jedoch hierbei nicht unerheblich umgestaltet. Das mündliche Targum hatte den
hebr. Text vielfach nur sehr frei wiedergegeben; jetzt wurde dasselbe dem hebr. Text soweit als möglich konformiert. Produkte
dieser Thätigkeit sind:
1) Das Targum Onkelos zum Pentateuch, zuerst im Talmud Babli citiert und «unser Targum» genannt. Da die gelehrte Thätigkeit
in den Schulen Babyloniens nicht vor dem 3. Jahrh. n. Chr.
begann, so kann auch die Redaktion des Targum Onkelos nicht früher angesetzt werden. Der Name Targum Onkelos beruht auf einer
Verwechselung desselben mit der griech. Bibelübersetzung des Aquila. Onkelos ist aus Aquila verderbt.
Durch diese babylon. Redaktionen des alten palästinischen Targums zum Pentateuch und zu den Propheten ist dasselbe zwar zurückgedrängt,
jedoch aus der Überlieferung nicht völlig verdrängt worden. Man hat es nun aber nicht nur weiter abgeschrieben,
sondern dabei auch glossiert und erweitert. Im Gegensatz zu den babylon. Redaktionen heißt
es das Targum des Landes Israel oder Jerusalemer Targum. Es sind zwei Recensionen dieses altertümlichen Targums zum Pentateuch
erhalten, von denen die eine, jetzt nur noch in Bruchstücken erhaltene, das Jerusalemer Targum (Jeruschalmi)
genannt wird, die andere vollständige das Targum Pseudojonathan. Abgedruckt sind diese in den sog.
rabbinischen Bibeln und Polyglotten. Eine zu Sabionetta 1557 gedruckte Ausgabe des Targum Onkelos hat Berliner
[* 84] 1884 wieder abdrucken
lassen. Das Targum zu den Propheten hat de Lagarde 1872 nach dem zu Karlsruhe
[* 85] befindlichen Codex Reuchlins
drucken lassen.
Eine
abweichende Entstehung haben die zu den Hagiographen vorhandenen Targumim. Sie sind sofort schriftlich unternommen
worden und zwar als Privatarbeiten. Teilweise mögen sie in sehr alte Zeit zurückgehen. Jesus citiert am Kreuz
[* 86]
Psalm 22,1.
in der Weise, wie ihn das Targum wiedergiebt (vgl. Matth. 27,40:
Mark.
15,34).ÜberEsther, ein Lieblingsbuch des Judentums, giebt es mehrere Targumim. Das Targum zu den Sprüchen Salomonis ist eine jüd.
Bearbeitung der christl.-syr. Übersetzung. Das Targum zur Chronik ist erst im 17. Jahrh. wieder bekannt geworden. Zu Daniel,
Esra und Nehemia giebt es keine Targumim. Das Targum zu den Hagiographen hat de Lagarde 1873 besonders
abdrucken lassen. Das Targum zu der Chronik giebt er nach Erfurter Handschriften, das der übrigen Bücher nach der Ausgabe von
Felix Pratensis in Bombergs erster rabbinischer Bibel.
[* 87] -
Vgl. Barnstein, The Targum of Onkelos to Genesis
(Lond. 1896);
(Wort arab. Ursprungs), ein Verzeichnis der Preissätze für bestimmte
Lieferungen und Leistungen und zwar namentlich auch solche öffentlich-rechtlicher Art, wie z. B.
der Zollsätze für aus dem Auslande eingeführte zollpflichtige Waren (Zolltarif, s. d.);
der Steuersätze für Gegenstände,
die einer Verbrauchs- oder Verkehrssteuer unterliegen (Steuertarif, Stempeltarif u. s. w.);
der Vergütungssätze für Versendung
von Briefen und Waren mit der Post (Posttarif, Portotarif);
für den Transport auf Eisenbahnen (Eisenbahntarif)
oder Schiffen (Schiffstarif), möge es sich hierbei um den Transport von Personen (Personentarif), oder von Reisegepäck (Gepäcktarif),
oder von Gütern des Warenverkehrs (Gütertarif) handeln (s. Eisenbahntarife);
ferner der Preissätze, zu denen fremde Münzen
[* 90] an öffentlichen Kassen oder bei Banken angenommen werden (Münztarif);
der zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern
vereinbarten Löhne (Lohntarif) u. s. w. Tarifieren heißt die Sätze bestimmen, welche im einzelnen Falle nach dem in Anwendung
zu kommen haben.
lat. Julia Joza oder traducta, Stadt im BezirkAlgeciras der span. ProvinzCadiz
[* 91] in Andalusien, am Südende des
europ. Festlandes, an der schmalsten Stelle der Straße vonGibraltar,
[* 92] auf felsigem Grunde am Südfuß der 784 m
hohen Sierra de la Luna, ist seit der Maurenzeit befestigt und hat von den andalus. Städten am meisten maur. Gepräge, (1887) 13 206 E.,
einen Hafen für Küstenfahrer, Viehzucht,
[* 93] Anchovis- und Thunfischfang, Gerberei, Töpferei und Handel mit vorzüglichen Orangen.
Im Süden liegt dicht vor der Stadt, unterm 36. Breitengrade, die Isleta de Tarifa oder de las Palomas mit
dem Kap Tarifa und der Südspitze Europas, Punta-Marroqui und Leuchtturm.
(spr. -cha), Departamento im SO. der südamerik. Republik
Bolivia, grenzt südlich an Argentinien und Paraguay, wird östlich durch den Paraguay von dem brasil. Staat
Mato Grosso
¶
mehr
geschieden und zählt auf etwa 89000 qkm, abgesehen von den auf 50000 Köpfe geschätzten, im Chaco Boreal im O. schweifenden,
fast unabhängigen Indianern, 89 650 E. Der westl. Teil ist von der Cordillerenkette Abra de las Cortaderas und deren Ausläufern
erfüllt, vom Rio Pilcomayo und Rio Tarija sowie von deren Zuflüssen bewässert und besitzt schöne
Waldungen, ausgezeichnet fette Weiden für die bedeutende Rindvieh- und Schafzucht und fruchtbare Ackerländereien; es werden
Reis, Gerste,
[* 95] Flachs, Paraguaythee, Coca und Wein gebaut. Das Klima ist sehr heiß. Die Hauptstadt Tarija, im westlichsten Teile in
den Cordilleren am Rio Tarija, einem Quellflusse des Rio Bermejo, 1770 m über dem Meere, in fruchtbarer
Gegend, hat 11 942 E., meist span. Herkunft, eine schone Hauptkirche und ein Franziskanerkloster
mit Bibliothek.
Freigelassener und Unterfeldherr des arab. Statthalters von Nordafrika, Musa, führte 711 n. Chr. einige tausend
Araber nach Spanien,
[* 96] anscheinend nur zu einem Streifzuge. Die Sage läßt ihn aber auf Veranlassung des
christl. Grafen Julian von Ceuta
[* 97] handeln, der durch ihn an dem Westgotenkönige Roderich für die Entehrung seiner Tochter
Rache nehmen wollte. Von Gibraltar (s. d.) gegen Cadiz vordringend, traf Tarik 19. Juli 711 angeblich bei dem Städtchen Jeres de
la Frontera, richtiger am Flüßchen Wâdi Bekka (Salado), auf das Heer der Westgoten unter Roderich und
besiegte dasselbe. Darauf wurden Cordoba
[* 98] und die Hauptstadt des Westgotenreichs Toledo
[* 99] erobert. T.s Erfolge erregten jedoch
die EifersuchtMusas, der im Juni 712 selbst nach Spanien kam und ihn absetzte.
der kleinere westl. Teil des Hanhai (s. Karte: Innerasien, beim ArtikelAsien),
[* 100] das
Gebiet des Flusses Tarim. Dieser entsteht im Südosten von Aksu aus dem Jarkand-, dem Khotanflusse und dem Aksu, nimmt den Schahjarfluß
auf (an dessen Zuflüssen Bai und Sairam liegen, während sich der bei Kutschar fließende Kok-su in den Babasee ergießen
soll), sowie nach Einschlagung eines südöstl. Laufs den vom Bagratschsee kommenden und bei Kurla vorbeifließenden
Khaidufluß und mündet nach einer südl. Wendung in den durch ihn mit dem Lob-nor (s. d.) in Verbindung stehenden Kara-Buransee
unweit der Mündung des von Südwesten kommenden Tschertschenflusses.
Der durch seine Nephrite berühmte Khotanfluß erreicht nicht zu allen Jahreszeiten
[* 101] den Tarim. Er entsteht
aus dem Jurun-kasch-Flusse, an welchem Khotan liegt, und dem Kara-kasch-Flusse. Letzterer entspringt südlich vom 35.° nördl.
Br. am Karakorum. Auch der östlicher fließende Kiriafluß, sowie der Fluß von Nija verlieren sich im Sande. Der Jarkandfluß
entspringt als Serafschan in der Nähe des Karakorumpasses, fließt erst nördlich, dann zwischen dem
Kuen-lun und dem Karakorumgebirge, nimmt den Taschkurgan oder Strikal auf, fließt südöstlich an Jarkand vorbei und nimmt
den Kaschgarfluß auf. Der Kaschgarfluß entspringt als Kisil-su («Rotwasser»)
am Kokschalgebirge, in der Gegend des Terekpasses, und vermengt sich östlich von Maralbaschi mit dem Jarkandflusse. Weiteres
s. Ostturkestan.
Provinz der Kapkolonie, mit 3696 qkm, (1891) 7436 E., darunter 3141 Weiße, liegt nahe
der Südgrenze des Oranje-Freistaates zwischen
dem Bamboes- und dem 2378 m hohen Großen Winterberg auf einer Hochfläche,
welcher die Zuflüsse des Großen Fischflusses und des Keiflusses entspringen. Es ist gutes Getreide-
und Weideland mit mildem Klima,
[* 102] besonders für Brustkranke geeignet.
Der Hauptort Tarkastad (1209 E.) ist ein Centrum des Wollhandels.
ein aus Indien stammendes Verfahren, Metalle in Holz
[* 103] einzulegen. Das beste Holz hierzu ist dunkles, gut ausgereiftes
Shisham. Die Linien, welche die Zeichnung bilden und oft nach Tausenden in einer Fläche von nur mehrern
Quadratzollen vorkommen, bestehen aus ganz kleinen Stückchen Drahtes. Diese Technik wird seit einigen Jahren an der Fachschule
in Cortina d'Ampezzo ausgeführt. Die zu verarbeitenden Metalle sind Kupfer-, Zink- und Messingbleche. Die Tar-Kashi-Arbeit
wird am schönsten auf schwarz gebeizten, ungefähr 4 mm dicken Birnbaumfournieren, welche auf Eichen-
oder Buchenholz aufgeleimt sind, ausgeführt. Die Linien der Zeichnung werden mit den verschiedenen Vorschlageisen in das
Holz eingestemmt und hierauf die aus Metallblech geschnittenen schmalen Streifen in die eingestemmte Zeichnung eingehämmert.
-
Vgl. F. Matthias, Anleitung zum Einlegen der Metalle in Holz (Lpz. 1889).
(frz. tarlatane), ein feiner und leichter, durchsichtig gewebter Baumwollstoff
zu Damenkleidern, eine Nachbildung des seidenen Flors, nur mit dem Unterschiede, daß der Tarlatan nicht gekreppt
wird.
lat. Tarnis, 375 km langer rechter Nebenfluß der Garonne in Guyenne, entspringt
an der Südseite der Montagne de la Lozère in den Cevennen, im Südosten des Depart. Lozère, empfängt
links von Florac her den Tarnon und betritt von Ispagnac ab die 50 km lange, berühmte Schlucht Gorges du Tarn, zwischen den
höhlenreichen Kalkfelsen der Causses (s. d.) de Sauveterre und Méjean bis Le Rozier. An der Grenze des Depart. Aveyron strömt
links die Jonte aus einer ähnlichen, die CaussesMéjean und Noir trennenden Schlucht zu und weiter südwestlich,
bei Millau mündet die Dourbie. Unterhalb Millau erhält der Tarn links Dourdou und die Rance, wird bei Albi schiffbar, nimmt
an seiner südlichsten Stelle links den Agout (mit Thoré, Sor und Dadou) auf, fließt nordwestlich, empfängt
bei Montauban rechts den Tescou, bald darauf den schiffbaren Aveyron und mündet unterhalb Moissac im Depart. Tarn-et-Garonne.
franz. Depart. in Oberlanguedoc, besteht aus
Albigeois, liegt zwischen den Depart. Tarn-et-Garonne im NW., Aveyron im NO., Hérault im SO., Aude im S. und Haute-Garonne im SW.,
ganz im Thal des Tarn, hat im O. die Monts de Lacaune (1266 m) und im S. die Montagne Noire (1210 m), beides
westl. Ausläufer der Cevennen; sonst sind nur Hügelreihen vorhanden, zwischen denen die Zuflüsse des Tarn (rechts
Aveyron mit Viaur an der Nordgrenze und mit Cérou, ferner Tescou, links Rance und Agout mit Thoré, Sor
und Dadou) meist von O. nach W. fließen. Das Departement hat auf 5742,16 (nach Berechnung 5780) qkm (1896) 339 827 E. (6912
weniger als 1891), darunter etwa 17000 Reformierte und nur 598 Ausländer, also 59 E. auf 1 qkm, und zerfällt in 4 Arrondissements
(Albi, Castres, Gaillac, Lavaux) und 36 Kantone mit 320 Gemeinden. Hauptstadt ist Albi. In denGebirgen giebt
es viel Wald und gute Weiden,
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