(Tanganyika), Bahari oder Ziwa bei den
Arabern, See im Innern des äquatorialen Ostafrikas, bildet einen
Teil des
Großen centralafrik. Grabens, liegt zwischen 3° 20' und 8° 44' südl.
Br. und wird vom 30.°
östl. L. von Greenwich durchschnitten; die Höhe seines Wasserspiegels ü.d.M. beträgt nach
den neuesten Berechnungen 818 m, nach
Reichard 780 m, nach
Baumann 880
m. (S. Karte:
Deutsch-Ostafrika.) Er bedeckt 35130 qkm,
hat eine Länge von 645, eine durchschnittliche
Breite
[* 4] von 50 km, welche sich bis auf 30 km verengert
und bis zu 80 km erweitert, und eine
Tiefe bis zu 647 m. Ein periodisches Anschwellen bis zu 3 m (von 1874 bis 1883) und ein
Sinken um 4,50 m (seit 1886) wurde bei ihm beobachtet.
Riffe,
Untiefen und
Inseln sind selten. Häufig bilden sich jedoch flottierende
Inseln, welche in Gruppen
von 50 bis 60 aus herab- und zusammengeschwemmtem Erdreich, verkittet durch Pflanzenwurzeln und
-Keime, plötzlich entstehen
und oft zu einer
Breite von 100 m anwachsen.
In dem azurblauen Wasser von etwas brackigem
Geschmack leben Ottern,
Krokodile,
[* 5] Flußpferde und eine große Anzahl genießbarer Fischarten. Bei
Erdbeben,
[* 6] die sich immer noch in Jahreszwischenräumen
wiederholen, bedeckt sich der See mit
Massen schwimmender bituminöser Gebilde und bekommt einen naphthalinartigen
Geschmack.
Die beiden Längsseiten umschließen mächtige, steil abfallende Gebirgszüge; ungezählte
Bäche speisen den See; bedeutende
Zuflüsse sind nur der Rusisi im N., wahrscheinlich ein Abfluß des
Kivusees, der Malagarasi im O., welcher dieGewässer
aus
Uhha,
Unjamwesi und Ugalla in sich vereinigt, und der Lofu im S. Der einzige und zwar nur periodische Abfluß ist der nach
dem
Kongo strömende
Lukuga (s. d.) auf der Westseite. Die
Küsten sind von größter Verschiedenheit: flacher Sandstrand, von
Schlinggewächs überwuchert, undurchdringliche Schilfdickichte wechseln mit lachenden
Fluren an den Bergabhängen,
mit stundenlangen Wäldern von Öl- und Borassuspalmen und mit schroffen, düstern Felsbildungen. An seine Westufer reicht
die Zone der westafrik.
Tier- und
Pflanzenwelt; das Ostufer wird durch die
Vertreter der ostafrik.
Steppe gekennzeichnet.
Das Klima
am See gilt als ziemlich ungesund, namentlich das von
Ujiji. Die
Temperatur schwankt zwischen 28,3° C.
(November und Februar) und 14° C. (Juli); die normale beträgt 25° C.
Regen fällt am Ostufer weniger (Maximum 78 cm im
J. 1879) als auf der Westseite (Maximum 154 cm im J. 1888). Die für
die Schiffahrt gefährlichste Zeit tritt beim Wechsel
der Jahreszeiten
[* 7] ein; orkanartige
Stürme treffen aus
Süd und Nord unter heftigen Gewitterschauern zusammen
und aus dem See türmen sich verderbenbringende
Wasserhosen auf.
auf der Westseite liegen: in Marungu die belg.
Station Mpota, die kath. Missionsstationen St. Louis und Mpala, in
Uguhha die Kongostation Mtowa und die engl. Missionsstation
Kavala
(Insel);
am Nordende die belg.
Station Ruwenga. – Der Tanganika wurde
im Febr. 1858 von
Speke und
Burton entdeckt, von Livingstone und
Stanley zum erstenmal 1872 befahren und
von letzterm 1876 ganz umsegelt.
in der
Schweiz
[* 10] Bezeichnung für
Kiefer (s. d.). ^[= # zur Gattung Pinus L. (im engern Sinne) gehörende Nadelhölzer. Man kennt gegen 70 Arten, die ...]
(lat.,
d. i. Berührende), die Gerade, die mit einer krummen Linie zwei im Berührungspunkt beider
zusammenfallende Punkte gemein hat. Sie giebt die
Richtung an, welche die krumme Linie in dem berührten
Punkt hat. Die Tangénte eines Kreises ist senkrecht zu dem Radius des Punktes, in dem der
Kreis
[* 11] berührt wird. Die Tangénte einer Linie
3., 4. Ordnung hat mit der Linie 3, 4 Punkte gemein, von denen 2 in dem Berührungspunkt vereint sind.
– Legt man durch einen Flächenpunkt alle möglichen Ebenen und konstruiert die Tangénte der zugehörigen Schnittkurven,
so bilden diese die Tangentialebene der
Fläche. –
Über in der
Trigonometrie
[* 12] s.
Goniometrische Funktionen. Den Verlauf dieser
Tangentenfunktion zeigt die
Tangentenkurve (s.
Tafel:
KurvenII,
[* 1]
Fig. 2).
[* 13] ein von W.Weber erfundenes
Instrument zur Messung von elektrischen
Stromstärken in absolutem elektromagnetischem
Maß, also zum
Messen der Stromeinheiten (s.
Elektrische Einheiten)
[* 14] eines galvanischen
Stroms. Die
[* 1]
Fig. 1 zeigt eine Webersche
Tangentenbussole. Durch den
Draht
[* 15]
b a tritt der
Strom ein, durchstießt den Kupferring
a o c und tritt parallel der Zuleitung
durch c d wieder aus, so daß nur der im magnetischen
¶
mehr
Meridian stehende vertikale Stromkreis auf die sehr kurze (mit einem langen Zeiger versehene) Magnetnadel im Mittelpunkt des
Kreises wirkt. Da alle Elemente des Stromkreises von der Nadel gleichweit entfernt sind, so wirkt der ganze Stromkreis proportional
der Länge 2rπ, umgekehrt proportional dem Quadrat des Radius r und proportional der Stromstärke i (s.
Fernwirkung [der galvanischen Ströme] auf die Nadel. Ist m das Magnetische Moment
[* 17] (s. d.) der Nadel, so ist i·(2rπ/r2)·m =
(2πi/r)·m das vom Strom ausgeübte Drehungsmoment. Erreicht die Nadel, um den Winkel
[* 18] α aus dem magnetischen Meridian uu
[* 16]
(Fig. 2) ausweichend, ihre Gleichgewichtslage, so besteht zwischen der ablenkenden Kraft
[* 19] A des Stroms und der Horizontalkomponente H des Erdmagnetismus die Gleichung A = H tan α und für die Drehungsmomente Am =
Hm tan α oder 2πim/r = Hm tan α oder i = (rH/2π)· tan α. Die Stromstärke ist also proportional der Tangente des Ausschlagswinkels.
Der Ausdruck in der Klammer heißt Reduktionsfaktor der Tangentenbussole. Wäre z. B. H = 0,2 (cm(-1/2)·g(1/2)·sec(-1)),
r = 10π = 31.4 cm, so wäre der Reduktionsfaktor 1, dem Ausschlag von 45° würde die absolute Einheit der Stromstärke entsprechen.
Dreht man den Stromkreis der Tangentenbussole der ausweichenden Nadel nach, bis sie in der Ebene des Kreises im Gleichgewicht
[* 20] bleibt, so ist (nach
[* 16]
Fig. 3) A = H sin α, d. h. die Stromstärken sind dem Sinus des Ausschlags proportional. Ein für diesen
Zweck eingerichteter Apparat heißt Sinusbussole. Derselbe ist viel empfindlicher als die Tangentenbussole, aber umständlicher zu handhaben.
ein Instrument zum Höhenmessen, d. h. zur unmittelbaren Ermittelung des Höhenunterschieds
zwischen zwei Punkten auf trigonometrischem Wege.
Ein solches Instrument wird durch ein Tachymeter (s. d.) gebildet, an dem
man den Höhenunterschied zwischen den beiden Punkten unmittelbar am Instrument selbst, ohne Rechnung, ablesen kann.
(spr. tandsch-),Tandja, Tandscha, feste Seestadt im Sultanat Marokko,
[* 21] an der Meerenge von Gibraltar,
[* 22] 22 km östlich
vom Kap Spartel, ist amphitheatralisch am Abhange eines kahlen,von einer halbverfallenen Kasbah gekrönten Kalkgebirges erbaut,
hat unregelmäßige, steile Straßen, niedrige Häuser echt maur. Charakters, wenige europ. Häuser, darunter zwei
Hotels, eine große Moschee, eine kath. Kapelle, ein Hospital, mehrere
Synagogen, alte Ringmauern und Gartenanlagen in der Umgegend.
Sie wurde dann von den Vandalen, Byzantinern, Arabern, Mauren wechselsweise erobert und besessen, bis sie 1471 in die Hände
der Portugiesen fiel. Als Brautschatz der portug. Infantin kam Tanger 1660 an die Engländer, welche es 1684 verließen
und beim Abzuge die Hauptbefestigungen zerstörten. Von den Mauren wieder in Besitz genommen, ward es von neuem befestigt. 1790 beschoß
es eine span., eine franz. Flotte, worauf 10. Sept. daselbst
der Friede zwischen Frankreich und Marrokko zu stande kam.
Wilhelm, altkath. Theolog und Schriftsteller, geb. zu Essen.
[* 30] Technisch und kaufmännisch ausgebildet,
war er in dem Harkortschen Maschinenbauetablissement zu Wetter
[* 31] angestellt, als er sich im 23. Lebensjahre entschloß, Geistlicher
zu werden. Durch Privatunterricht vorbereitet, studierte er in Münster
[* 32] und München
[* 33] Theologie und wurde 1845 zum
Priester geweiht. Er war dann acht Jahre Kaplan in Neuß
[* 34] und wurde 1864 Pfarrer in Unkel am Rhein.
Wegen seiner Weigerung, die Vatikanischen Dekrete anzuerkennen, wurde er im Nov. 1870 von dem Erzbischof von Köln
[* 35] suspendiert, 1871 von
der Pfarrei entfernt, 1872 exkommuniziert. Er übernahm 1872 die altkath. Pfarrei zu Köln; wurde
Tangermann pensioniert. Auf seinen Konflikt mit dem Erzbischof beziehen sich die Schriften«Petrus und Paulus» (Bonn
[* 36] 1870),
«Die röm.-jesuitische
Neuerung» (ebd. 1871),
«Zur Charakteristik der kirchlichen Zustände» (2. Aufl.,
Lpz. 1874). Von zahlreichen andern Schriften, die zum Teil unter dem Pseudonym Victor Granella erschienen,
sind zu nennen: «Wahrheit, Schönheit und Liebe» (Lpz. 1867),
«Patriotische Lieder und Zeitgedichte» (Bonn 1871),
«Diotima, eine kulturhistor. Novelle» (Lpz. 1873),
ein den Tibetanern verwandtes Volk im nördl. Tibet, in der chines. Provinz Kan-su und besonders im Gebiete
des obern Hoang-Ho; ein Zweig von ihnen, die Chazatanguten, welche sich durch dunklere Hautfarbe von den andern unterscheiden,
wohnt am Kuku-nor und am obern Laufe des Jang-tse-kiang. Die Tanguten leben fast ausschließlich von Viehzucht;
[* 44] namentlich
ziehen sie Jacks und Schafe.
[* 45] Sie sind Buddhisten und werden von eigenen Beamten unter dem chines. Statthalter regiert. -
Vgl.
Prschewalskij, Reisen in die Mongolei, im Gebiet der Tanguten und den Wüsten Nordtibets (deutsch von Kohn,
Jena 1877).
(grch. tainia; lat. taenia), Binde um den Kopf oder als Gürtel,
[* 47] dann auch besonders eine Wollbinde, mit der
man im alten Griechenland
[* 48] eine Person oder Sache als der Gottheit heilig bezeichnete.
Daher trugen die Priester Tänie, ebenso
wurde das Opfertier damit umwunden und auch der Altar
[* 49] damit geschmückt.
Auch bei den Festspielen wurde
vor dem Kranz, dem eigentlichen Siegerpreis, die Tänie verliehen.
(ägypt. Za'nĕt), Stadt des alten Ägyptens, im Nordosten des Delta,
[* 50] bei dem heutigen Dorfe San. Tanis hat in verschiedenen
Epochen der ägypt. Geschichte eine leitende Rolle gespielt; zur Zeit Ramses'
II., dem es auch den Neubau seines großen Tempels verdankt, war es wahrscheinlich die zweite Residenz des Reichs. Die Ausgrabungen,
die von Mariette (1860) begonnen und neuerdings (1883-84) von Flinders Petrie wieder aufgenommen sind, haben außer Inschriften
und merkwürdigen Statuen und Sphinxen, die man den Hyksos zuschreibt, ein Bild von dem gewaltigen Tempelbau
der Stadt geliefert. -
Vgl. Flinders Petrie, Tanis, Tl. 1, 1883-84 (Second Memoir of the Egyptian Exploration Fund, Lond. 1885);
ders., Murray und Griffith, Tanis, Tl. 2 (Fourth Memoir of the Egyptian Exploration Fund, ebd. 1888).
Held des ersten Kreuzzugs, ein Vetter Bohemunds I. (s. d.) aus dem Geschlecht Tankreds von Hauteville. Er nahm 1096 mit
Bohemund das Kreuz
[* 52] und zeichnete sich auf dem Zuge durch große Tapferkeit, aber auch durch Unbotmäßigkeit
und Eigenmächtigkeit aus. Nach dem Siege bei Doryläum bemächtigte er sich in Cilicien der Stadt Tarsus, die er aber Balduin
überlassen mußte, und gewann dann Mamistra, wo es zum offenen Kampfe zwischen ihm und Balduin kam. Doch
versöhnten sie sich wieder, und vor Antiochien zeichnete sich Tankred durch rastlose und kühne Bekämpfung der Mohammedaner aus.
Bei der Erstürmung von Jerusalem
[* 53] war er unter den ersten, die in die Stadt eindrangen, allen voran beim Morden
und Plündern. An der Schlacht bei Askalon12. Aug. nahm er tapfern Anteil und gewann dann für sich Tiberias
und das Fürstentum Galiläa. Nach GottfriedsTode suchte er vergeblich die Nachfolge seines Feindes Balduin mit Gewalt zu hindern;
da Bohemund von den Sarazenen gefangen war, übernahm Tankred die Verteidigung des Fürstentums Antiochien. Nach BohemundsTode 1111 wurde
Tankred Fürst von Antiochien und bewegte sich fortwährend in heldenmütigen Kämpfen, die aber wegen ihrer
Planlosigkeit nur geringen Erfolg hatten. Doch behauptete er sich glücklich und tapfer gegen alle Angriffe und erweiterte
die Grenzen
[* 54] seines Fürstentums, bis er 1112 starb. Er ist von seinem Zeitgenossen Radulf von Caen als Spiegel
[* 55] aller Ritterschaft
gepriesen und noch mehr von Tasso idealisiert worden; in Form einer Erzählung behandelt O. von Sydow: Tankred. Ein Lebensbild aus
den Zeiten der Kreuzzüge (Lpz. 1880), T.s Schicksale. -
Vgl. B. Kugler, Boemund und Tankred, Fürsten von Antiochien (Tüb. 1862);
von Hauteville-la-Guichard (bei Coutances in der Normandie), war der Vater von zwölf Söhnen,
deren zehn um 1037 sich mit ihren Mannen nach Unteritalien begaben, wo bereits andere franz. Normannen in langobard. Diensten
unter Rainulf von Aversa eine unabhängige Grafschaft begründet hatten. Zuerst traten sie in die Dienste
[* 56] der Griechen gegen
die Sarazenen auf Sicilien, wandten sich aber dann, mit Undank belohnt, gegen jene selbst, nahmen Amalfi
und hierauf alle griech. Besitzungen bis auf Tarent, Otranto, Bari, Brindisi; nun nannte sich der älteste, Wilhelm I. Eisenarm,
Graf von Apulien.
Ihm folgten seine Brüder Drogo (1046-51) und Humfred (1051-56). Letzterer zwang den Papst Leo IX., welcher
die gefährlichen Nachbarn aus Italien
[* 57] mit Gewalt verdrängen wollte, durch den Sieg von Civitella (1053) zur Anerkennung und
Belehnung der Normannen als Herren aller Länder, die sie den Griechen oder Arabern abgenommen und in Zukunft abnehmen würden.
Statt Humfreds noch nicht erwachsener Kinder übernahm sein Bruder Robert Guiscard (s. d.) die Regierung
(1056-85) in Unteritalien, während der jüngste Bruder Roger I. (s. d.) 1071-91 Sicilien eroberte, dessen Sohn Roger II. (s. d.)
ganz Unteritalien und Sicilien als Königreich von Neapel
[* 58] und Sicilien vereinigte. Tankred von Lecce, natürlicher Sohn Rogers
von Apulien und einer Gräsin von Lecce, Enkel des Königs Roger II. von Sicilien, wurde beim
¶
mehr
Aussterben der legitimen Normannenkönige in Sicilien 1189 unter Zustimmung des Papstes Clemens III. und des Kaisers von Byzanz
zum König erhoben gegen Heinrich VI., den Gemahl der Konstanze, Tochter Rogers II. (s. d.); er ernannte
seinen Sohn Roger III. zum Mitkönig in Unteritalien. An der kräftigen Verteidigung von Neapel durch T.s
Schwager, Richard von Acerra, und einer infolge der viermonatigen Belagerung ausgebrochenen Seuche scheiterte 1191 Heinrichs
erster Versuch, das Normannenreich zu gewinnen. Erst Rogers III. und T.s Tod deren Erbe der unmündige Wilhelm
III. war, eröffnete Heinrich Unteritalien und Sicilien.
im allgemeinen große Behälter für Flüssigkeiten; speciell
versteht man unter Tanks oder Petroleumbassins große Behälter, die zur Lagerung von Petroleum und auch als Zwischenstationen
für das Petroleum dienen, das vom Gewinnungsort in großen Röhrenleitungen nach einem Seehafen gepumpt wird. In Nordamerika
[* 60] bestehen etwa 1300 engl. Meilen lange Röhrenleitungen; alle 28-30 Meilen liegt eine Pumpstation mit einem
Aufnahmetank. Diese Tanks sind aus schwachem Kesselblech gefertigt, haben etwa 30 m Durchmesser und 9 m Höhe; die an den Endstationen,
in den Seehäfen (Neuyork,
[* 61] Philadelphia,
[* 62] Baltimore,
[* 63] Batum
[* 64] u. a.) sind ähnlich oder größer.
Ebenso befinden sich in den Plätzen, nach denen das Petroleum verschifft wird (London,
[* 65] Hamburg,
[* 66] Bremen,
[* 67] Harburg,
[* 68] Geestemünde). Alle im Freien stehenden Tanks, die ohne Schutzdach den Sonnenstrahlen ausgesetzt sind, müssen Ventilationsöffnungen
haben, die zur Verhütung von Explosionen mit Davyschen Drahtgittern verschlossen sein müssen. Blitzschläge in Tanks sind
nicht selten; so wurden in Harburg vier Tanks mit 7000 t Petroleum entzündet. Mit
den Tanks sind besondere Petroleumhäfen verbunden, die nur für die Aufnahme von Tankschiffen (s. d.) und andern Schiffen, die
Petroleum in Blechkisten laden, bestimmt sind.
Schiffe,
[* 69] deren Laderäume für den Petroleumtransport dadurch hergerichtet sind, daß ihnen Tanks (s. d.)
eingebaut sind. Im allgemeinen werden die neuen Tankschiffe als Dampfer gebaut, und zwar so, daß die Dampfmaschine
[* 70] den hintersten Schiffsraum einnimmt, dann folgen die Kohlenräume und vor diesen liegen die Petroleumtanks, die etwa zwei
Drittel bis drei Viertel des nutzbaren Schiffsraums einnehmen; im Bug vor den Tanks ist meist noch ein Pumpenraum, dessen Pumpen
[* 71] zum Entleeren des Petroleums in die an Land befindlichen Tanks dient.
BeimBeladen müssen die Tanks, die in einer Anzahl von 8 bis 20 vorhanden sind, ganz voll gefüllt werden, damit bei den Bewegungen
der Tankschiffe im Seegange keine Gewichtsverschiebungen stattfinden können. Wenn die Tankschiffe leer nach
dem Petroleumhafen laufen, werden die Räume unter und vor den Tanks mit Wasser gefüllt. Die Tankschiffe sind
weniger gefährlich für den Transport des Petroleums als die frühere Ladung in Fässern oder Blechkisten. Sehr wichtig ist
gute Ventilation, besonders wenn ungereinigtes Petroleum geladen ist. Die gefährlichste Zeit für Tankschiffe ist
das Ein- und Auspumpen des Petroleums. Reste von Petroleum in leeren Tanks erzeugen gefährliche Gase.
[* 72] Auf Tankschiffe wird mit Dampf
[* 73] gekocht. -
Vgl. George Herb.
Little, The marine transport of petroleum (Lond. 1890).
an der Rhön, Stadt
im Kreis Gersfeld des preuß. Reg.-Bez. Cassel, in einem Thale der Hohen Rhön,
rechts an der Ulster, die links zur Werra geht, und an der Nebenlinie Fulda-Tann (41,4 km) der Preuß.
Staatsbahnen,
[* 74] hat (1895) 1052 E.,
darunter 36 Katholiken und 118 Israeliten, Post, Telegraph, drei Schlösser mit Gütern;
Holzdrehereien, Fabrikation von Holz-,
Leinen-, Woll-, Baumwoll- und Plüschwaren und bedeutende Viehzucht. - Tann wurde 1866 von Bayern
[* 75] an Preußen
abgetreten.
Stadt im Landratsamt Schleiz
[* 76] des Fürstentums Reuß
[* 77] jüngerer Linie, an der zur Saale gehenden Wettera und der
Nebenlinie Schönberg-Hirschberg der Sächs.
Staatsbahnen, hat (1895) 1619 evang. E., Post, Telegraph, evang. Kirche;
[* 79] (AbiesLk.), Pflanzengattung aus der Familie der Nadelhölzer
[* 80] (s. d.), mit nahezu 20 Arten in der nördlich
gemäßigten Zone. Sie haben gewöhnlich zweiflächige, spiralig gestellte, an den Seitensprossen aber zweizeilig ausgebreitete
Nadeln,
[* 81] oberseits dunkelgrün, ohne Spaltöffnungen, unterseits mit grünem Mittelkiel und grünen Rändern, dazwischen mit
bläulichweißen Streifen von Spaltöffnungsreihen. Die Pollensäcke öffnen sich der Quere nach, die weiblichen Blüten haben
lang zugespitzte Fruchtblätter. Die Zapfen
[* 82] stehen aufrecht; die Fruchtteller lösen sich von der Achse
des Zapfens, dieser zerfällt zur Reifezeit, nur die Spindel bleibt stehen; der Samen
[* 83] ist groß, umgekehrt kegel- oder keilförmig,
mit bleibendem breitem Flügel.
Die Edeltanne, Weißtanne, Silbertanne oder Tanne schlechthin (Abiespectinata DC., PinuspiceaL.,Pinus abies Du Roi) ist die
in Europa
[* 84] verbreitetste Art. Bei normalem Wachstum ein Baum erster Größe, mit geradem, bis über 65 m
hoch werdendem, nach oben wenig abfälligem Stamm, anfänglich pyramidaler, im spätern Alter fast walzenförmiger, oben abgeplatteter
Krone, tiefgehender Bewurzelung, anfänglich glatter, grünlichbrauner, später weißgrauer, in dünnen Schuppen abblätternder
Rinde, in deren innerer grünen Schicht der Länge nach verlaufende Harzgänge sich finden.
Letztere bilden dort, wo sich mehrere kreuzen, Terpentinblasen, die zerreißend Ursache der mit Harz gefüllten Rindenbeulen
sind. Die ungleich langen Äste stehen quirlförmig, fast rechtwinklig. Die Nadeln sind 10-20 mm lang, 2-3 mm breit, kurz gestielt
und sitzen ohne Polster glatt auf der Rinde, sind in den untern Teilen des Baums an der Spitze ausgerandet,
an den blütentragenden Wipfelästen fast spitzig, am Wipfeltriebe und obern Stammteile in einer nach unten lockerer werdenden
Spirale geordnet, nach allen Seiten abstehend, an den Zweigen eng spiralig gestellt und zweizeilig kammförmig ausgebreitet,
oberseits glänzend dunkelgrün, unterseits mit zwei breiten silbergrauen Längsstreifen; sie erhalten
sich acht bis zehn Jahre lebendig. Die jungen, anfänglich ganz lichtgrünen Triebe entwickeln sich meist Anfang oder Mitte
Mai. Zu derselben Zeit blüht die Tanne, aber meist erst vom 60. Jahre an. Die männlichen Blüten sind grünlich, bis 20 mm lang
und sitzen gedrängt bis ein
¶
und mehr jede in der Achsel einer Nadel auf der Unterseite der letztjährigen Seitentriebe der Krone. Die weiblichen
Blüten stehen aufrecht auf der obern Seite unterhalb der Spitze vorjähriger Triebe der dem Wipfeltrieb zunächst stehenden
obersten Quirläste, sind walzenförmig, 20-30 mm lang, am Grunde von bleichgrünen, gefransten Deckblättern umhüllt.
Die Fruchtblätter sind bleich grün, verkehrt-eiförmig, gezähnelt, mit langer, weitabstehender Spitze. Der walzige Zapfen
wird bis 16 cm lang, bleibt aufrecht stehen, über die breit abgerundeten Schuppen ragen die nach abwärts gebogenen Spitzen der
Fruchtblätter heraus. Der reife Zapfen zerfällt im Spätherbst, Oktober bis November, die Spindel bleibt noch lange
stehen.
Die Abbildung auf Tafel: Nadelhölzer. Waldbäume VII,
[* 85]
Fig. 2, stellt die Edeltanne als ganzen Baum dar, außerdem 1. Zweig mit
männlichen Blüten, 2. weibliche Blüte,
[* 86] 3. vollkommen entwickelte männliche Blüte, 4. Staubgefäße,
[* 87] 5. weibliche Deckschuppe
mit der noch kleinen Samenschuppe, 6. reifen Zapfen, 7. obern Rand der Zapfenschuppe von außen mit dem
zugespitzten Deckblatt, 8. Samenflügel mit dem den Samen haltenden Umschlag, 9. abgeflügelten Samen, 10. Querschnitt, 11. Spitze
einer Nadel, links ein Triebstückchen mit Blattstielnarben, 12. Spindel eines Zapfens.
Die T. trägt nie so reichlich Samen wie die Fichte
[* 88] in guten Samenjahren, dagegen weit häufiger, aller 2-5 Jahre.
Der Same hält sich nur bis zum nächsten Frühjahr keimfähig, daher oft Herbstsaat. Die Keimpflanze hat 4-8, gewöhnlich
5, den Nadeln sehr ähnliche Kotyledonen. Der erst vom 8. bis 10. Jahre sich stark entwickelnde Höhenwuchs dauert bis zum 200. Jahre,
sein Aufhören kennzeichnet sich durch eine storchnestförmige Abplattung der Krone. Die T. ist in einem
großen Teile des mittlern und südl. Europas einheimisch.
Von den westl. Pyrenäen zieht sich ihre natürliche Nordgrenze durch Lothringen und Mitteldeutschland,
den Südrand des Harzes berührend, nach Schlesien
[* 89] (51,5°), von da nach dem Nordrand der Karpaten, durch Galizien und Bukowina
über den Balkan nach dem SchwarzenMeer. Dort ist auch die Ostgrenze. Die natürliche Südgrenze beginnt
in Navarra, läuft parallel den Pyrenäen durch die Hochgebirge Cataloniens bis auf den Monseni, berührt Corsica
[* 90] und Sicilien
und streift durch Macedonien, wahrscheinlich bis nach Kleinasien.
Der bithynische Olymp (40°) ist der südlichste Ort der T. im Osten, wohl auch ihr östlichster. Waldbildend
ist die T. namentlich in den Pyrenäen, in den Gebirgen Centralfrankreichs, den Vogesen, im Jura, Schwarzwald, Frankenwald, in
den Beskiden und Karpaten, in den Apenninen und in Corsica. Den Ebenen und niedern Gebirgen des Südens fehlt die T., am höchsten
steigt sie in Sicilien und in den Pyrenäen Aragoniens, bis 1950 m; während sie im Thüringer Wald, im
Erzgebirge, im Riesengebirge nur bis 800 m vorkommt, erreicht sie im BayrischenWald, in den Vogesen und dem Schwarzwald 1200,
im Jura 1500 m. Ihre untere Verbreitungsgrenze liegt in den Pyrenäen Aragoniens bei 950, in den Vogesen bei
600, im Jura bei 500 m.
Die T. erreicht ein sehr hohes Alter. Sie liefert gutes Bau- und Nutzholz, doch wird es etwas geringer geschätzt als das der
Fichte. Es ist leicht und weich, etwas schwerer als Fichtenholz und fast ohne Harz. Die T. gehört zu den wichtigsten
deutschen Waldbäumen;
selbst dort, wo man sie nicht in reinen Beständen erzieht, mischt man sie ihrer
größern Sturmfestigkeit wegen gern den Fichten bei, namentlich auch gern den Buchen, deren hohen Umtrieb sie aushält. Ihre
Fähigkeit, ein hohes Alter zu erreichen und selbst nach sehr langem Druck im geschlossenen Bestand nach erfolgter Freistellung
kräftig zu wachsen, macht die T. sehr geeignet zum Überhalten für eine doppelte, selbst dreifache Umtriebszeit. Die Nachzucht
der T. erfolgt vorzüglich durch Femelschlagbetrieb (s. d.), zum Zweck der Einmischung jedoch auch durch Pflanzung
im Freien.
Die T. ist während ihres Lebens mancherlei Gefahren ausgesetzt, wenn auch weniger als die Fichte. Frost
schadet ihr namentlich in der Jugend, Sturm und Schnee
[* 91] im späten Alter. Unter den Insekten
[* 92] hat sie besonders zu Feinden einen
Borkenkäfer (TomicuscurvidensGerm.), einen Rüsselkäfer
[* 93] (Pissodes picae Ill.),
einen Kleinschmetterling, den Tannenwickler (Tortrix histrionana Frl.). Dem Verbiß des Rot- und Rehwildes ist die T. so sehr
ausgesetzt, daß es bei starkem Wildstand unmöglich ist, junge T. vereinzelt nachzuziehen. Sehr beachtenswerte
Krankheiten der T. sind die Hexenbesen (s. d.) und krebsartige Wulstbildungen (Tannenkrebs), die in manchen Gegenden, namentlich
in Süddeutschland, die Gewinnung von Nutzholz wesentlich beeinträchtigen.
die in Gärten
ihrer schönen Form und dunklen Färbung wegen beliebte AbiesNordmannianaLk. aus dem Kaukasus, welche in Mitteldeutschland
gut gedeiht, weil sie im Frühling spät treibt, daher weniger von Frost leidet wie die hier heimische
Art;
Abies sibirica Turtsch. von der Wolga bis Kamtschatka;
AbiespinsapoBoiss. in Spanien
[* 95] und Nordafrika,
mit sehr starren, sperrig abstehenden, stumpf dreikantigen Nadeln;
AbiesbalsameaL., die Balsamtanne, weit verbreitet in Nordamerika,
von Canada bis zu den Alleghanies, vielfach bei uns in Gärten angepflanzt, wird selten über 15 m hoch
und über 30 J. alt, trägt früh und häufig Zapfen, ihre Nadeln sind wohlriechend, aus den Harzbeulen der Rinde wird in Amerika
[* 96] sehr feiner Terpentin, der sog. Canadabalsam, gewonnen.
Dorf im Kreis Osterode
[* 97] des preuß. Reg.-Bez. Königsberg,
[* 98] hat (1895) 1389 E., Rittergut und ist bekannt durch die Niederlage der Deutschen Ritter (80000 Mann) unter dem Hochmeister
Ulrich von Jungingen, durch das fast doppelt so starke poln.-litauische Heer.
zwei ArtenBorkenkäfer (s. d., BostrichuscurvidensGerm., s. beistehende Abbildung,
und abietis Ratz.),
die man auf deutsch als kleinen und als gekörnten Tannenborkenkäfer unterscheidet.
Der Tannenheher brütet im Norden
[* 100] der Alten Welt, in den Alpen
[* 101] und andern höhern
Gebirgen, findet sich aber bisweilen im Winter in größern Scharen über ganz Deutschland
[* 102] verbreitet.
(Chermes), Gattung der Schildläuse (s. d.)
mit fünfgliedrigen Fühlern. Vorderflügel mit 3 einfachen, hintere mit einer verloschenen Schrägader. Die gemeine Tannenlaus oder
Fichtenrindenlaus (Chermes abietisL.) ist 1,25-1,5 mm lang, im geflügelten Zustande braun, weiß bereift, mit gelbgrünem
Hinterleib, im ungeflügelten schwarzbraun und dicht mit einem faserigen Wachsüberzug bedeckt. IhreEntwicklung ist noch nicht
in allen Einzelheiten aufgeklärt.
Die ungeflügelte weibliche Form überwintert am Grunde junger Fichtenknospen. Im nächsten Frühjahr wächst sie bedeutend,
indem sie an derselben Stelle verbleibt, sie häutet sich einigemal und legt viele, unbefruchtete Eier, die sich auf parthenogenetischem
Wege (s. Parthenogenesis) entwickeln. Die aus diesen Eiern hervorgehenden Jungen stechen die Nadeln der
Fichtenknospen an, wodurch sich eine ananasförmige Galle (s. Tafel: Nadelhölzer. Waldbäume VII,
[* 99]
Fig. 1, 11) entwickelt.
Danach werden diese Jungen zu geflügelten Weibchen, die wieder unbefruchtet sich entwickelnde Eier hervorbringen. Aus diesen
gehen die geflügelten gelblichen Geschlechtstiere hervor; die mit dunklerm Hinterleibe sind die Männchen. Aber die Sache
scheint noch viel komplizierter zu sein, indem namentlich die Zahl der Generation größer ist, und bei
den verschiedenen Generationen ein Wechsel der Aufenthaltspflanze stattfindet. Die geflügelte zweite Generation wandert
nämlich zum Teil auf die Lärche aus, wo sie unbefruchtete Eier legt, aus denen eine dritte, ungeflügelte Generation hervorgeht,
die auf der Lärche überwintert.
Diese erzeugt im nächsten Frühjahr eine vierte, geflügelte Generation, die zur Fichte zurückkehrt, parthenogenetisch Eier
legt, aus denen als fünfte Generation die Geschlechtstiere sich entwickeln, die die Eltern einer neuen, der ersten entsprechenden
Generation werden. Der Teil der zweiten Generation, der nicht auf die Lärche auswanderte, sondern auf
der Tanne verblieb, erzeugt als dritte Generation ungeflügelte Weibchen, aus deren unbefruchteten Eiern eine Sommergeneration,
als vierte, von geflügelten Geschlechtstieren hervorgeht. Die Tannenlaus wird der Fichte und Lärche bisweilen sehr schädlich.
in der deutschen Volkssage ein Ritter, der in den Berg der Frau Venus (s. Venusberg)
hinabgestiegen war, um ihre Wunder zu schauen. Als ihn nach einiger Zeit sündiger Wonnen das Gewissen rührte, pilgerte
er reuig gen Rom
[* 104] zu Papst Urban IV., um durch Beichte und Buße Vergebung seiner Sünden zu suchen. Allein der Papst, der gerade
einen dürren Stab
[* 105] in der Hand
[* 106] hielt, bedeutete ihn, daß er Gottes Huld so wenig erlangen könne, als jener
Stecken zu grünen vermöge. Da kehrte der Tannhäuser verzweifelnd zurück zu Frau Venus. Am dritten Tage aber begann der Stock zu grünen,
und alsbald sandte der Papst Boten in alle Lande, der Tannhäuser aber war nicht zu finden. So erzählt das weit
verbreitete und noch 1830 im Entlebuch gesungene Volkslied (am besten in Uhlands «Alten hoch- und
niederdeutschen Volksliedern»,
Bd. 1, 3. Aufl., Stuttg.
1893),
und die Vorrede des «Heldenbuchs» fügt hinzu, daß vor dem Venusberge der getreue Eckart (s. d.) sitze und die Leute
warne. In dieser Fassung läßt die Sage sich zurück verfolgen bis ins 14. Jahrh.; einzelne
Züge weisen aber bis ins german. Heidentum. In manchen Versionen gilt als Sitz der Venus der Hörselberg (s. Hörsel) bei Eisenach,
[* 107] in welchem die altdeutsche Göttin Holda, unsere Frau Holle, ihren Hof
[* 108] hielt. Auch allerlei Sagen von Elfenweibern,
die Sterbliche an sich locken, klingen an. In neuester Zeit ist die Sage wiederholt, z. B. von Tieck, Heine, poetisch bearbeitet,
von Richard Wagner, der Tannhäuser nach dem Vorgang E. A. Hoffmanns mit Heinrich von Ofterdingen identifizierte und ihn in den Sängerkrieg
auf der Wartburg einführte, zu einer Oper benutzt worden. Eine solche hat auch Ed. Duller gedichtet und
C. A. Mangold (gest. 1889) komponiert (aufgeführt 1846; neu bearbeitet von E. Pasqué; aufgeführt 1890 in
Darmstadt).
[* 109]
Um die Mitte des 13. Jahrh. und gleichzeitig mit Papst Urban IV. (1261-64) lebte aber in Deutschland wirklich ein Tannhäuser, wahrscheinlich
ein nichtadliger Kleriker, der als fahrender Sänger sich der Gunst des österr. HerzogsFriedrich II. erfreute, mit Weibern
und Tafelfreuden sein Gut verthat und unstet durch Deutschland von Hof zu Hof zog (1240-70). Er ist ein glänzender Humorist,
stark in der Selbstironie, dichtete burschikose Strophen, die an Studentenlieder erinnern, sang ausgelassene,
mit gelehrtem Unsinn und tollen Fremdwörtern komisch gespickte Tanzleiche und parodierte die unmöglichen Aufgaben des Frauendienstes.
Aber auch ein Bußlied von ihm ist erhalten, das vielleicht den Anlaß zu der Sage gab. Seine Gedichte stehen in von der Hagens
«Minnesingern», Nr. 90; eine «Hofzucht»
(höfische Sittenlehre, in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 6) ist nicht sein Werk. -
Vgl.
Öhlke, Zu T.s Leben und Dichten (Königsb. 1890);
Erich Schmidt, in Sage und Dichtung (in der «Festschrift zum 8. Okt. 1892»,
Weim. 1892);
Siebert, Tannhäuser, Inhalt und Form seiner Gedichte (Berl. 1894).
Ludwig Samson, Freiherr von und zu der, bayr. General der Infanterie, geb. zu Darmstadt,
trat 1833 als Junker in das 1. bayr. Artillerieregiment ein, wurde noch in demselben
Jahre Unterlieutenant und nahm 1843 unter Bugeaud in Algerien an einem Zuge nach der tunesischen Grenze teil. Seit 1848 Major
und Flügeladjutant des Königs Max II., ging Tann-Rathsamhausen nach Schleswig-Holstein
[* 111] und bildete ein Freikorps gegen die Dänen. Am zeichnete
er sich bei Düppel
[* 112] aus als Chef des Generalstabs der bayr.-kurhess. Division. 1850 trat er als Oberst und Chef des Generalstabes
in die schlesw.-holstein. Armee unter General von Willisen und machte die Kämpfe bei Idstedt, Duvenstedt und Missunde mit.
Nach der Niederwerfung der schlesw.-holstein. Erhebung kehrte Tann-Rathsamhausen als Oberstlieutenant und Flügeladjutant
nach Bayern zurück, avancierte 1861 zum
¶