Kultus, Idole und Zauberpriester, und pflegten alle
Monate ihren
Göttern ein Fest zu feiern, bei dem ein oder mehrere Kriegsgefangene
geopfert wurden. Die einzelnen
Stämme waren daher in beständigem Kriegszustand miteinander. Das Land war reich an allerhand
Produkten, Kakao,
Honig,
Wachs, Sarsaparille, vor allem aber an
Gold,
[* 2] aus dem die Eingeborenen Schmucksachen
[* 3] fertigten, die in Thonformen gegossen wurden und denen man die Form von allerhand
Tieren,
Adlern, Eidechsen,
[* 4] Fröschen,
Spinnen
[* 5] u. s. w. zu geben pflegte.
Dieser Goldreichtum ist es, der dem Gebiete den
NamenCosta-Rica gegeben hat. Die
Spanier, die in dem Hochlandsgebiete festen
Fuß gefaßt hatten, versuchten das Land in ihrer
Weise auszubeuten. Es kam aber schon 1610 zu einem
Aufstand,
bei dem die ganze span. Garnison niedergemetzelt wurde. Thatsächlich ist das Gebiet noch heute
so gut wie unabhängig. Der Goldreichtum des
Landes hat aufgehört, oder man kennt wenigstens die Lagerstätten nicht mehr.
Doch sind an einzelnen
Stellen, namentlich in der Nähe der Laguna de Chiriqui in neuerer Zeit bedeutende
Funde alter Schmucksachen aus
Gold (s.
Tafel:
Amerikanische Altertümer II,
[* 1]
Fig. 5) gemacht worden. Von den noch jetzt daselbst
existierenden
Stämmen sind die hauptsächlichsten die Cabécar, die Bribri und die Tiribri oder Terrába, wozu noch die Boruca
oder Brunca auf der pacifischen Seite von
Costa-Rica kommen.
röm. Hochzeitsgott, entsprechend dem griech.
Hymen (s. d.). ^[= # oder Hymenaios (grch.), ursprünglich der Hochzeitsgesang (s. Hymenäus); dann der Hochzeitsgott ...]
oder Salibabo, Gruppe kleiner, zur niederländ. Residentschaft Menado auf
Celebes im Malaiischen Archipel gehöriger
Inseln, nordöstlich von den Sangirinseln, mit 925 qkm und 5000 E. Die größte
ist Karkelang;
südlich davon liegt Salibabo und Kabruang.
Sie sind fruchtbar und gut angebaut.
Sehr
ergiebig ist der Fischfang.
Nördlich von dieser Gruppe liegen die Meangisinseln und südlich die Douglasinseln.
delaRéina, lat. Talabriga, Bezirksstadt in der span.
ProvinzToledo
[* 7] in Neucastilien, 351 m
ü.
d. M., am hier geteilten
Tajo, über den eine schmale, 400 m lange
Brücke
[* 8] mit 35
Bogen
[* 9] führt, unterhalb der Mündung des Alberche, an der Eisenbahn
Madrid-Valencia de
Alcantara, ist eine alte, früher befestigte
Ciudad in weiter, fruchtbarer und gut bebauter Ebene und hat (1887) 10 497 E., 7
Thore, enge und krumme Gassen, 7
Kirchen,
darunter die Hauptkirche mit drei got. Schiffen und die schöne Wallfahrtskirche
der Virgen del
Prado im Renaissancestil mit
Kuppel und wunderthätigem Madonnenbilde, wo sechs
Tage nach
Ostern ein besuchtes
Volksfest (Las Mondas de Talavera) und vor
Weihnachten das Kinderpfeifenfest abgehalten wird;
ferner Reste röm. und arab.
Türme
und
Thore, ein Instituto (Lateinschule);
im
August eine achttägige
Messe. Talavera war früher berühmt wegen
seiner, heute fast verschwundenen Seidenweberei;
jetzt wird
Töpferei und Herstellung von
Tuch,
Hüten,
Gold- und Silbergeräten,
Seife, Leder und Firnis getrieben.
Bei Talavera siegten Wellington
und Cuesta 27. und über die
Franzosen unter König
JosephBonaparte.
(spr. tahlbŏt), engl. Familie, die ihren Ursprung
von Richard Talbot herleitet, der mit Wilhelm dem Eroberer nach England kam.
Unter
Heinrich III. erwarb
Gilbert Talbot große Besitzungen;
von
SirGilbert Talbot, seinem Enkel, an (seit 1333) wurden die
Träger
[* 10] des
Namens zu den Parlamenten berufen, 1442 wurde der berühmte
Feldherr John Talbot zum
Grafen von Shrewsbury (s. d.) erhoben, unter welchem
Namen das Geschlecht noch heute blüht.
Provinz der südamerik. Republik
Chile,
[* 11] nördlich durch den Rio
[* 12] Mataquito von der
Provinz Curico, südlich durch
den Rio
Maule von den
ProvinzenMaule und Linares, östlich durch die Cordilleren von der argentin.
ProvinzMendoza getrennt, westlich vom
Großen Ocean bespült, wird im O. und W. von Waldgebirgen erfüllt, ist fruchtbar und gut angebaut,
zählt auf 9527 qkm (1895) 128 961 E. und führt Weizen,
Wolle und
Häute aus.
In denAnden erheben sich die
Vulkane
[* 13] Descabezado
(s. d.). Die Eisenbahn Curico-Linares durchschneidet Talca. Die
Hauptstadt Talca, links am Rio Claro, einem rechtsseitigen Nebenflusse des Rio
Maule,
Station der Staatsbahn Santiago-Concepcion,
die schönste Provinzialstadt des
Landes, zählt 23 432 E., hat sechs schöne
Kirchen, ein Lyceum;
Weberei.
[* 14]
der sicherste
HafenChiles, auf einer Landspitze, 12 km nördlich von Concepcion, gedeckt durch die
Insel Quiriquina, hat 5030 E., neues Zollhaus, große
Magazine und Docks und ist Hauptstapelplatz für die weizenreichen
Provinzen
zwischen Santiago und
Valdivia.
Die Ausfuhr ist zumeist nach England gerichtet.
Eisenbahn führt in das
Innere. Talcahuano ist Sitz
eines deutschen
Konsularagenten. 1835 wurde Talcahuano durch
Erdbeben
[* 15] zerstört.
(grch. Tálanton), eigentlich die Wage
[* 18] oder das zur Abwägung auf die Wage Gelegte,
bei den alten Griechen ein Gewicht von 60
Minen (s. d.) = 6000
Drachmen (s. d.) und eine dem Gewicht entsprechende
SummeSilbers. Das gewöhnlichste Talent war das attische, das mit dem euböischen identisch war. Dasselbe betrug an
Gewicht = 26,2 kg und begriff als Geldsumme 4715 M. deutscher Reichswährung. Das äginaische Talent, das als Handelsgewicht
in
Attika auch nach Einführung des euböischen Münzsystems bestehen blieb, hatte bei einem Gewicht von 37,2 kg einen Wert
von 6522 M. Auch bei den
Römern wurde der
Ausdruck Talent gebraucht für eine
Summe von 6000
Denaren, die nach der Silberwährung
zur Zeit der Republik einen Wert von 4210 M., nach der Goldwährung von
Augustus¶
mehr
an 5220 M. repräsentierte. Bei Homer ist unter Talent ein leichteres Gewicht gemeint. -
Vgl. Hultsch, Griech. und röm. Metrologie
(2. Aufl., Berl. 1882).
Unschlitt oder Inselt, dasjenige tierische Fett, hauptsächlich von geschlachteten Rindern und Schafen, in der
Jägersprache auch vom Wild (s. Feist), das im Innern des Körpers, wo es sich
vorzugsweise um Nieren und Gedärme ansetzt, gefunden wird. Für den Handel wird der rohe Talg im Großbetriebe mit Dampf
[* 20] bei
60-65° ausgeschmolzen, von den Verunreinigungen abgegossen und abgekühlt. Häufig läßt man bei 35° erkalten und preßt
aus; der Rückstand ist Prima-Preßtalg (für die Kerzenfabrikation),
[* 21] das abgegossene Fett ist Prima-Margarin
(für die Kunstbutterfabrikation). Man unterscheidet, je nach der Härte und dem Aussehen des Talg gelben und weißen
Lichtertalg und weißen und ordinären Seifentalg.
Die Härte des Talg richtet sich nach der Art des Tieres und nach der Fütterungsweise desselben. Schöpsentalg ist im allgemeinen
härter als Rindstalg. Die größte Härte erreicht der Talg bei Trockenfütterung, die geringste bei Fütterung mit den Abfällen
der Brauerei undBrennerei. Rindstalg ist schwach gelblich oder grauweiß und hat einen Schmelzpunkt von 42,5 bis 43° C. Der
Schmelzpunkt der freien Fettsäuren liegt bei 45° C. Hammeltalg kommt dem Rindstalg in seinen Eigenschaften
sehr nahe, er ist im allgemeinen weißer und die Schmelzpunkte des Fettes und der Fettsäuren liegen um 2-3° höher. Bestandteile
des Talg sind die Glyceride der Stearin-, Öl- und Palmitinsäure. Der Wert des Talg wird nach dem Schmelzpunkte des Fettes oder
der ausgeschiedenen Fettsäuren (Talgtiter) beurteilt; je reicher an Stearinsäure und dem entsprechend
höher der Schmelzpunkt liegt, desto besser ist der Talg.
Hauptproduktionsländer sind Rußland, Australien
[* 22] und die La-Plata-Staaten. Verwendung findet der Talg zur Kerzen-, Seifen- und
Stearinfabrikation, als Schmiermaterial, in der Wollspinnerei, in der Gerberei, zu Pflastern, Salben u. dgl. Deutschlands
[* 23] Einfuhr
betrug 1894: 193 435, 1896: 190 457 Doppelcentner. Wert im Großhandel 60-80 M. der Doppelcentner. -
Vgl.
Benedict, Analyse der Fette und Wachsarten (Berl. 1892).
Beim Schwein
[* 24] heißt das Fett in der Bauchhöhle, in der Nähe der Rippen und NierenSchmer und es wird daraus durch Schmelzen
und Reinigen das Schweineschmalz gewonnen, das auch als Adeps suillus offizinell ist.
Vegetabilischer Talg sind starre, erst bei verhältnismäßig hoher Temperatur schmelzende, fettähnliche Massen, die besonders
in der Kerzenfabrikation Verwendung finden. Es sind Absonderungsprodukte mancher Pflanzen, schuppige, stäbchenförmige und
anders geformte Gebilde an der Oberfläche von Blättern, Samen
[* 25] und andern Organen. Ihrer Zusammensetzung und ihren Eigenschaften
nach stehen die meisten der hierher gerechneten Körper den Wachsarten näher als den Fetten. (S. Carnaubawachs,
Chinesischer Talg, Japanisches Wachs, Vateria.)
zwei Bäume des tropischen Asiens, Stillingiasebifera Wild.
aus China und VateriaindicaL. aus Ostindien.
[* 26] Der erstgenannte, eigentliche Talgbaum, zur Familie der Euphorbiaceen
[* 27] (s. d.)
gehörend, ist ein Baum vom Ansehen eines Kirschbaums mit abwechselnden, lang gestielten, ganzrandigen
Blättern und kleinen gelbgrünen Blüten, die in endständigen, kätzchenartigen Trauben stehen
und eine dreispaltige Blütenhülle
besitzen. Die männlichen Blüten enthalten zwei Staubgefäße,
[* 28] die abgerundet dreikantigen Früchte kugelige, schwarze Samen,
die von einer weißen talgartigen Masse (chinesischem Talg) umgeben sind, deren man sich zur Fabrikation
von Kerzen bedient. Dieser Talgbaum wird außer in seiner Heimat in den südl. Staaten von Nordamerika
[* 29] und in Westindien
[* 30] angebaut.
Über den andern s. Vateria.
(lat. talĭo), das Verhältnis des Thuns und Leidens, des Empfangens und Leistens, vermöge dessen sich beides
untereinander ausgleicht, also die Vergeltung, die sich ebenso als Lohn wie als Strafe darstellt. Jus talionis heißt das Recht
der Wiedervergeltung mit einem dem Verbrechen gleichen, und möglichst gleichartigen Übel, poena talionis
die nach diesem Princip verhängte Strafe. Geschichtlich tritt diese Form der vergeltenden Gerechtigkeit schon bei den alten
Juden und bei den alten Griechen auf: «Auge
[* 33] um Auge, Zahn um Zahn»; sie macht sich aber auch später, auch heute noch als Argument
für die Rechtfertigung der Todesstrafe geltend.
Einen psychol. Hintergrund hat sie in dem Durst des Verletzten und seiner Familie nach Rache. So erhält sie sich als Blutrache
(s. d.) bei leidenschaftlichen Völkern mit nicht völlig geordneten polit. Verhältnissen.
Wo der Staat die ausübende Gerechtigkeit allein in Anspruch nimmt, wird diese rohe Talion von der fortschreitenden
Bildung zur Seite geschoben. Denn die sittliche Gerechtigkeit mißt nicht bloß nach der äußern That, sondern nach
dem Grade der Schuld. Die Bestrafung mit einem gleichartigen Übel ist überdies undurchführbar, und verletzt, wo sie ausführbar
ist, meistens das menschliche Gefühl.
ein aus dem mittelalterlichen Griechisch (to telesma die Vollendung, der Luxusgegenstand) in das Arabische
mit der Bedeutung eines übernatürlichen Schutzmittels eingedrungenes Wort, das in gleichem oder verwandtem
Sinne zu den orient.
Völkern und auch zu den Europäern übergegangen ist.
ein weiches, sich fettig anfühlendes, in der Regel nicht krystallisiertes Mineral von weißer,
grünlichweißer oder gelblich grauer Farbe. Gewöhnlich bildet es krummschalige, blätterige, schuppige oder schieferige
Aggregate; das Krystallsystem der Lamellen scheint rhombisch oder monoklin zu sein, die Lamellen haben sehr vollkommene basische
Spaltbarkeit, wie der Glimmer. Solche Aggregate zeigen deutlichen Perlmutterglanz und sind auch etwas durchscheinend,
während die Steatit oder
¶
mehr
Speckstein (s. d.) genannten Varietäten dicht und undurchsichtig sind. Der Talk besteht aus etwa 63 Proz. Kieselsäure, 32 Magnesia, 5 Wasser,
entsprechend der Formel H2Mg3Si4O12 , wobei etwas Magnesia durch Eisenoxydul vertreten
wird. Seine Härte ist 1, sein spec. Gewicht 2,5. Als schieferiges, gewöhnlich mit etwas Quarz vermengtes Aggregat bildet
er eine Felsart, den sog. Talkschiefer, der hauptsächlich als Glied
[* 37] der obern archäischen Formationen
unter anderm in den Schweizer, Tiroler und SalzburgerAlpen,
[* 38] in Steiermark
[* 39] und Schweden
[* 40] manche Verbreitung besitzt. Der Talk dient
zum Polieren, zu Maschinenschmiere und als Substrat der Schminke.
(spr. -ahr), Camille, Graf von, Herzog von Hostun, Marschall von Frankreich, geb. in der Dauphiné,
kämpfte zuerst in den Niederlanden unter Condé, dann 1674 und 1675 unter Turenne im Elsaß und befehligte 1678 am Rhein als
Maréchal deCamp. 1690 verwüstete er den Rheingau.
[* 42] Im Spanischen Erbfolgekriege führte er 1702 ein Korps
am Rhein, erhielt 1703 den Marschallstab, nahm Breisach(7. Sept.) und Landau
[* 43] (17. Nov.), nachdem er den zum Entsatz anrückenden Prinzen
von Hessen
[* 44] 15. Nov. bei Speyer
[* 45] besiegt hatte. Am wurde er vereinigt mit dem Kurfürsten von Bayern
[* 46] bei Höchstädt
[* 47] (s. d.) von dem Prinzen Eugen und Marlborough besiegt und gezwungen die Waffen
[* 48] zu strecken. Der Marschall
kam als Kriegsgefangener nach England und blieb dort bis 1712. Nach seiner Rückkehr erhielt er den Herzogstitel und 1715 die
Pairswürde. Die Akademie der Wissenschaften erwählte Tallart 1724 zu ihrem Präsidenten. Nachdem Ludwig ⅩⅤ. ihn 1726 zum
Staatsminister ernannt hatte, starb er zu Paris.
[* 49]
(spr. tall’ráng), altes franz. Geschlecht,
das früher die souveräne Grafschaft Périgord besaß und im 12. Jahrh. den Namen Talleyrand annahm. Der alte Stamm ging in langen
Streitigkeiten mit der Krone zu Grunde. Die gegenwärtig noch existierende Linie ist von Daniel Marie Anne
de Talleyrand, Fürsten von Chalais, entsprungen, der 1745 bei der Belagerung von Tournay blieb. Dieser hinterließ fünf Söhne, von
denen der älteste, Gabriel Marie de Talleyrand, durch Ludwig ⅩⅤ. die Würde eines Grafen von Périgord zurückerhielt. Der Sohn
und ErbeGabriels war Elie Charles de Talleyrand, Fürst von Chalais, Herzog von Périgord, der 1814 Pair von Frankreich
wurde und starb. Mit seinem Enkel Elie Louis Roger starb die erste Linie 1883 aus.
Daniels vierter Sohn Alexandre Angélique, geb. bekannt als Abbé Périgord, erhielt 1777 das
Erzbistum Reims
[* 53] und zeigte sich beim Ausbruch der Revolution als Mitglied der Nationalversammlung jeder Reform feindselig.
Deshalb wanderte er 1791 aus, lebte lange in Deutschland
[* 54] und begab sich 1804 zu dem nachmaligen König Ludwig ⅩⅧ. nach
Mitau,
[* 55] später nach England. Nach der Restauration wurde er Pair, 1817 Erzbischof von Paris und Kardinal. Er übte auf die
Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse viel Einfluß und starb
(spr. tall’ráng -gohr), Charles Maurice, Herzog von, Fürst von Benevent, Herzog von Dino, franz.
Diplomat, wurde zu Paris geboren und widmete sich dem geistlichen Stande, weil ihn ein Klumpfuß
zur militär. Carrière untauglich machte. Seine Verbindungen verschafften ihm bald reiche Abteien, 1780 die Stelle eines Generalagenten
des franz. Klerus, d. h. eines Verwalters der Kirchenfonds
von Frankreich, und 1788 das Bistum von Autun. Schon in der Notabelnversammlung von 1788 und sofort 1789 in
den Generalständen trat er für die Forderungen des dritten Standesauf und führte 19. Juni die Majorität des Klerus zur Nationalversammlung
hinüber. Unter den Anträgen, die auf ihn zurückgehen, ragt der auf Einziehung der Kirchengüter hervor, dem
eine Reihe verwandter Beschlüsse folgte. Bei dem Bundesfeste auf dem Marsfelde las er am
Altar
[* 56] des Vaterlandes die Messe. Ohne gerade die Anträge auf die Civilkonstitution des Klerus zu unterstützen, gab er doch
seine Zustimmung, leistete den Eid auf sie und trotzte den päpstl. Breven, die dagegen erschienen und von
denen eins ihn mit dem Bann belegte. Seit Febr. 1792 Gesandter in London,
[* 57] führte er hier die GeschäfteFrankreichs mit
¶
mehr
kurzer Unterbrechung bis Ende 1792, wo ihn die Anklage intimer Verbindungen mit Ludwig XVI. traf und von Frankreich ausschloß.
Auch in England 1794 nicht mehr geduldet, ging er nach Nordamerika, dann nach Hamburg.
[* 59] 1796 erhielt er die Erlaubnis, nach
Paris zurückzukehren, und bald gelang es ihm, besonders durch den Einfluß der Madame de Staël, sich
mit Barras so eng zu verbinden, daß ihm dieser im Juli 1797 das Ministerium des Äußern gab. Mit sicherm Instinkt folgte
er alsbald dem aufsteigenden Gestirn Bonapartes, dem er die Revolution vom 18. Brumaire vollbringen half. Er leitete
die Unterhandlungen, die zu den Friedensschlüssen von Lunéville und Amiens
[* 60] führten, und trug 1802 viel
zur Abschließung des Konkordats bei, wofür ihn der Papst von den geistlichen Weihen entband, so daß er sein schon seit längerer
Zeit bestehendes Verhältnis mit einer Witwe Grant durch die Ehe legitimieren konnte.
Nach Errichtung des Kaiserthrons 1804 erhielt er die Würde eines Oberkammerherrn, 1805 schloß er den
Frieden zu Preßburg
[* 61] mit Österreich.
[* 62] Nachdem Talleyrand-Périgord zum Fürsten von Benevent erhoben war, folgte er dem Kaiser in den
preuß.-russ. Krieg. Um diese Zeit drang er mehr als je in Napoleon, den allgemeinen Frieden durch ein Bündnis mit
Österreich und England zu sichern; Napoleon hingegen neigte zu Rußland. Infolge dieses Zwiespalts mußte Talleyrand-Périgord nach dem Frieden
zu Tilsit,
[* 63] den Ministerposten niederlegen und ward dafür zum Reichsvicegroßwahlherrn (Vice-grand-électeur)
ernannt.
Seitdem wurde T.s Salon der Sammelplatz der Mißvergnügten. 1808 begleitete er den Kaiser auf den Fürstenkongreß nach
Erfurt,
[* 64] frondierte hier schon im geheimen, fiel dann im Jan. 1809 ganz in Ungnade und zog sich auf sein Landgut bei Valençay
zurück. Seitdem begann er mehr und mehr sein Augenmerk auf die Bourbons zu richten. Vergebens riet er, als ihn Napoleon nach
der Schlacht bei Leipzig
[* 65] wieder zu sich berief, zum Frieden. Nach dem Einzuge der Verbündeten in Paris 1814 arbeitete
er eifrig an der Wiedereinsetzung der Bourbons. Er bemächtigte sich des Senats, bewirkte die Absetzung Napoleons, die Proklamation
Ludwigs XVIII. und brachte eine Provisorische Regierung zu stande, an deren Spitze er selbst trat.
Ludwig XVIII. erhob Talleyrand-Périgord zum Oberkammerherrn und zum Minister des Auswärtigen, in welcher Eigenschaft er
sich auf den Kongreß nach Wien
[* 66] begab, wo er eine VerbindungFrankreichs mit Österreich und England gegen Rußland und Preußen
[* 67] anbahnte. Die Rückkehr Napoleons schlug die Zerwürfnisse nieder, die durch seine geschickte Hand
[* 68] zwischen den siegreichen
Mächten genährt wurden. Napoleon nahm Talleyrand-Périgord von der Amnestie vom aus und verfügte die Konfiskation
seiner Güter; Talleyrand-Périgord hingegen betrieb die Ächtung des Kaisers durch die verbündeten Mächte.
Nach der zweiten Restauration übernahm er abermals die auswärtigen Angelegenheiten zugleich mit der Präsidentschaft des
Ministeriums. Vergeblich versuchte er die härtern Bedingungen des zweiten Pariser Friedens zu mildern.
Dieser Mißerfolg und die royalistische Reaktion brachten ihn im September um sein Ministerium. Das Fürstentum Benevent fiel
jetzt an den Kirchenstaat zurück; dafür verlieh der König beider Sicilien Talleyrand-Périgord den Titel eines Herzogs von Dino, In
Frankreich wurde er zum erblichen Pair und zum Herzog
von Talleyrand-Périgord ernannt; auch ward ihm gestattet,
da er kinderlos war, diese Würden auf seinen Neffen zu übertragen.
Nach der Thronbesteigung Karls X. zog Talleyrand-Périgord sich nach Valençay zurück. Vor den Ereignissen der Julirevolution war er für die
Orléans
[* 69] thätig; auf seinem Schlosse wurde ein Journal gegründet, das ihren Interessen dienen sollte.
Nach dem Losbruch der Bewegung riet er Ludwig Philipp durch dessen Schwester Adelaïde zur Annahme der Regentschaft zunächst
als Generalstatthalter. Talleyrand-Périgord ging im Sept. 1830 als franz. Botschafter nach London und vermittelte hier eine friedliche Verständigung
der Großmächte über Belgien.
[* 70]
Der Abschluß der Quadrupelallianz vom zwischen Frankreich, Großbritannien,
[* 71] Spanien
[* 72] und Portugal,
die das konstitutionelle Princip in Westeuropa schützen sollte, war sein letztes Werk. Er ließ sich 1835 aus London abberufen
und zog sich wieder nach Valençay zurück. Talleyrand-Périgord starb zu Paris. Die «Mémoires du prince de Talleyrand-Périgord» (5
Bde., Par. 1891; deutsch, 5 Bde.,
Köln
[* 73] 1891-92) gab der Herzog von Broglie heraus. Die «Extraits des Mémoires du prince Talleyrand-Périgord» (2
Bde., Par. 1838) sind unecht.
Pallain veröffentlichte die «Correspondance inédite du prince de et du roi Louis
XVIII pendant le Congrès de Vienne» (Par. 1881; deutsch Lpz.
1881),
die «Correspondance diplomatique de Talleyrand-Périgord» (2 Bde.,
Par. 1889-90),
Bertrand die «Ambassade de à Londres, 1830-34» (2 Bde.,
ebd. 1891),
«Lettres inédites de à Napoléon, 1800-9» (ebd. 1889),
die Gräfin Mirabeau «Le
[* 74] Prince de et la maison d'Orléans.
Lettres du roi Louis-Philippe, de Mademoiselle Adelaïde et du prince de Talleyrand-Périgord» (ebd. 1890). AndereBriefe
T.s sind in der «Revue d'histoire diplomatique» (1887, 1890, 1892) und im «Correspondant»
(1893) erschienen. -
Vgl. Mignet, Notice sur Talleyrand-Périgord (Par. 1838);
Jean Lambert, franz. Revolutionär, geb. 1769 zu Paris, ward Notar, dann Journalist und gab 1791 im
Maratschen Stil den «Ami du Citoyen» heraus. Am wurde
er Sekretär
[* 75] des revolutionären Gemeinderats, nahm teil an den Septembermorden und wurde in den Nationalkonvent gewählt,
wo er im Prozeß des Königs auf Tod ohne Aufschub und Appellation drang. Im Frühling 1793 erhielt er eine Sendung in die gegen
den Konvent empörten Departements des Westens, wo er gegen alle Verdächtigen aufs ärgste wütete.
In Bordeaux lernte er Ende 1793 Madame de Fontenay, spätere Fürstin Chimay (s. d.),
kennen, die er befreite.
Seitdem führte er die blutigen Dekrete des Konvents weniger streng aus und wurde deshalb nach Paris zurückgerufen. Robespierre
ließ ihn aus dem Jakobinerklub stoßen, weshalb Tallien auf dessen Sturz sann. Er war es, der 9. Thermidor den Angriff im Konvent eröffnete und den Sieg über Robespierre herbeiführte. Nach der Katastrophe vermählte
er sich mit Madame de Fontenay und erlangte als das Haupt der sog. Thermidoristen großen Einfluß.
Zum Präsidenten des Wohlfahrtsausschusses gewählt, setzte er viele Gefangene in Freiheit, lähmte die
¶
mehr
Macht des Revolutionstribunals und schloß den Klub der Jakobiner. Nach der Errichtung der Direktorialregierung gehörte
er dem Rat der Fünfhundert an, folgte 1798 der Expedition Bonapartes nach Ägypten, erhielt eine Stelle bei der Verwaltung der
Nationaldomänen und gab ein Journal «Décade égyptienne» heraus. Bei
der Rückkehr fiel Tallien 1801 den Engländern in die Hände; seine Gemahlin hatte sich inzwischen von ihm
scheiden lassen. hielt sich nun in Zurückgezogenheit, bis er 1805 die Stelle eines franz. Konsuls zu Alicante erhielt, die
er wegen Krankheit bald aufgeben mußte. Er lebte seitdem in Paris und starb dort
François Jos., franz. Schauspieler, geb. zu
Paris, verlebte seine erste Jugend in England und kam erst im 15. Jahre nach Paris zurück. Hier wurde er Gehilfe eines Verwandten
in dessen zahnärztlichem Atelier, trat 1786 in die königl. Deklamationsschule ein und erschien am als
Seïde in Voltaires «Mahomet» zum erstenmal auf dem Théâtre français. Von da an begann er seine künstlerische Bildung mit
größtem Erfolg, studierte die Geschichte und brachte besonders in den Kostümen bedeutende Reformen hervor.
Als nach dem Ausbruch der Revolution Chéniers Trauerspiel «Charles IX» auf die Bühne kam, stellte Talma diesen
König mit so lebendiger Wahrheit dar, daß sein Ruf als erster tragischer Schauspieler begründet war. Während der Revolution
teilten sich die Schauspieler des Théâtre français, und Talma führte die Direktion der neuen Gesellschaft (de la Rue de
Richelieu), bis unter dem Direktorium beide wieder vereinigt wurden. In großem Ansehen stand Talma bei Napoleon,
dem er auch 1808 nach Erfurt und 1813 nach Dresden
[* 79] folgte. 1817 ging Talma nach England, wo er mit Enthusiasmus aufgenommen wurde,
wie nachher in Brüssel.
[* 80] Er starb in Paris. Seine tiefe Einsicht in das Wesen der Schauspielkunst
zeigte er in den «Réflexions sur Lekain et sur l'art théâtral» (Par. 1825; neue Aufl.
1856); auch gab er Lekains «Mémoires» (1825) heraus. -
Vgl. Mémoires historiques et littéraires sur François Joseph Talma, hg.
von Moreau (Par. 1826);
dieselben, hg. von A. Dumas (4 Bde., ebd.
1850);
Lemercier, Notice biographique sur Talma (ebd. 1827).
Seine Gattin Charlotte Vanhove, geb. im Haag,
[* 81] als Mademoiselle Vanhove, dann (bis 1794) als Madame Petit-Vanhove
und endlich (seit als Madame Talma bekannt, war ebenfalls eine der größten Schauspielerinnen ihrer Zeit,
zog sich aber schon im April 1811 von der Bühne zurück. Sie starb zu Paris. Man hat von ihr
«Études sur l'art théâtral» (Par. 1835).
oder Talmigold, eine gelbe Kupferlegierung aus 86,4 Kupfer,
[* 82] 12,2 Zink, 1,1 Zinn und 0,3 Eisen,
[* 83] die mit Gold plattiert
und als Blech oder Draht
[* 84] zu Schmuckgegenständen verarbeitet wird.
Bessere Talmigoldwaren enthalten etwa 1 Proz.
Gold.
im gewöhnlichen Sprachgebrauch die Gesamtbezeichnung
für Mischna und Gemara.
Mischna (d. i. Unterricht, dann speciell Unterricht im traditionellen Gesetz) ist eine Sammlung der
bis Ende des 2. Jahrh. n. Chr.
von den
damals maßgebenden Lehrern (Tannaim) gegebenen Erläuterungen des mosaischen Gesetzes, in der gegenwärtigen Redaktion
das Werk des Juda Ha-Nasi (um 218); sie zerfällt in sechs Ordnungen:
6) Tohoroth (rituelle Reinheit und Unreinheit). Ergänzungen und Nachträge enthalten die Tosephta und die halachischen
Kommentare zum 2., 3. und 4. Buch Mose: Mechilta, Sifra, Sifre.
Gemara ist die Sammlung der von den Amoräern (Amoraim, den nachmischnischen bis Ende des 5. Jahrh.
wirkenden Lehrern) gegebenen Erläuterungen zur Mischna; dazu kommen eine Menge erbaulicher Betrachtungen,
Gnomologien, geographische, historische u. s. w. Mitteilungen.
Man unterscheidet den jerusalemischen (palästinischen) Talmud, ungefähr aus dem 4. Jahrh.,
und den viel umfangreichern babylonischen aus dem 5. und 6. Jahrh. Die Mischna ist in der
neuhebr. Gelehrtensprache, in die viele Fremdwörter aus dem Aramäischen, Griechischen und auch Lateinischen
eingedrungen sind, verfaßt, hat verschiedene Kommentare (unter anderm von Maimonides) erfahren und ist in das Lateinische
(von Surenhus) und in das Deutsche
[* 86] (von Rabe, Jost, A. Sammter) übersetzt worden.
Die Sprache
[* 87] der babylonischen Gemara gehört dem ostaramäischen Zweige an, steht also dem Syrischen nahe; diejenige des jerusalemischen
Talmud ist ein westaramäischer Dialekt, nähert sich also der Sprache der aramäischen Stücke im Alten Testament. Einzelne Teile
des Talmud sind in andere Sprachen übertragen. Die Zahl der Kommentare zum (besonders babylonischen) Talmud ist sehr groß; die ersteStelle nimmt der von Salomo ben Isak (Raschi) ein; an diesen schließen sich die Tosaphot (Zusätze)
von hervorragenden franz. und deutschen Talmudisten aus dem 12. und 13. Jahrh.
an.
Über die verschiedenen Drucke des Talmud schrieb Rabbinovicz (Dikduke Sofrim, 15 Bde.,
Münch. 1868-86);
die Editio princeps ist von Bomberg (Vened. 1520-23);
die wichtigste Handschrift ist die Münchener aus dem 14. Jahrh.;
vgl. auch M. Schwab, Les incunables orienteux (Par. 1883);
bei Wertpapieren, hier auch Zinsleiste, Zinsenerneuerungsschein, Dividendenscheinleiste
u. s. w. genannt, der Berechtigungsschein zum Bezug neuer Coupons (s. d. und Souche). - Über Talon beim Klappmesser
s. Messer.
[* 89]
eine dem kretischen Sagenkreis angehörige mytholog. Gestalt, dargestellt als ein nackter
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Jüngling mit Flügeln, der im Laufen begriffen ist und mit der Hand zum Wurfe ausholt. Er war von riesiger Größe und ganz
aus Erz. Er hatte aber eine kleine Blutfistel an der Ferse, die unten mit einem Nagel geschlossen war. Sobald jene Stelle verletzt
oder der Nagel herausgezogen wurde, mußte er sterben. Er mußte die InselKreta bewachen, weshalb er dreimal
täglich um sie herumlief. Diejenigen, welche an die Küste der Insel verschlagen wurden, nahm er in seine Arme und sprang mit
ihnen in das Feuer, so daß sie verbrannten. Als die Argonauten am Gestade von Kreta landen wollten, empfing
sie Talos mit Steinwürfen. Allein Medeia bezwang ihn durch Zaubergesang oder durch List, indem sie ihm jenen Nagel herauszog,
oder Poias, der Vater des Philoktetes, schoß nach seinem Fuße mit dem Bogen des Herakles,
[* 91] so daß er verblutete.
Stadt in der chilen. ProvinzAntofagasta, an einer kleinen Bucht des StillenMeers unter 25°
26' südl. Br., mit (1885) 4761 E., ist wichtig als Ausfuhrhafen für die Produkte der Bergwerke des Hinterlandes, darunter
beträchtliche Mengen Golderz.
Eine 149 km lange Eisenbahn führt nach dem Bergstädtchen Cachinal de la Sierra. Taltal ist Sitz
eines deutschen Konsuls.
im SO. die Kubanbucht oder den Kisiltasch-Liman (Kisiltasškij Liman), in
die der Kuban mündet.
Die Halbinsel ist öde und versandet, aber merkwürdig durch ihre Schlamm- und Naphthaquellen (15 an der
Zahl), Schlammvulkane und Gasausströmungen. Im Altertum fanden sich hier blühende griech. Kolonien, wie Phanagoria (s. d.).
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Cistifloren
[* 92] (s. d.) mit nur 40 meist über die wärmern Gegenden
der nördl. gemäßigten Zone sowie Südafrika
[* 93] verbreiteten Arten, meist Sträucher, seltener Bäume oder krautartige Gewächse,
mit kleinen, schuppenartigen, den Zweigen angedrückten Blättern und weißen oder rötlich gefärbten, in dichten Trauben
oder einzeln stehenden Blüten. Diese sind zwitterig und regelmäßig gebaut, besitzen fünf Kelchblätter,
ebenso viel Blumenblätter, fünf oder mehr Staubgefäße und einen einfächerigen Fruchtknoten mit mehrern Griffeln. Die Frucht
ist eine mit mehrern Klappen aufspringende Kapsel. Mehrere Arten sind ihrer schönen Blüten und ihres eigentümlichen Habitus
halber Zierpflanzen.
L., Tamarinde, Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen
[* 94] (s. d.), Abteilung der Cäsalpiniaceen. Die
einzige, wahrscheinlich im tropischen Asien
[* 95] einheimische Art, Tamarindus indicaL., hat durch langjährige Kultur in allen Tropengegenden,
besonders als Schattenbaum weite Verbreitung gefunden und mehrere Kulturarten entwickelt. Es sind Bäume
mit gefiederten Blättern und in Trauben stehenden wohlriechenden Blüten von gelblichweißer Farbe. Die Früchte sind fingerdicke,
gegen 20 cm lange braune Hülsen, die zwischen den Häuten ihrer Schalen ein angenehm säuerlich-süß schmeckendes schwarzrötliches
Mark enthalten, das in der Medizin und in Tabaksfabriken gebraucht wird.
Dieses Mark kommt, mit Fasern und Samen vermischt, als eine mus- oder breiartige Masse, in Fässer geschlagen,
aus Ostindien, Ägypten und Westindien nach Europa.
[* 96] In neuerer Zeit hat der Handel damit wie die Anwendung desselben sehr abgenommen.
Von den Samen und Fasern befreites und mit Zucker
[* 97] versetztes Tamarindenmus führt den offizinellen Namen Pulpa
Tamarindorum depurata,; es bildet einen Hauptbestandteil der Sennalatwerge (Electuarium lenitivum). Das Tamarindenholz kommt
als Nutzholz in den Handel.
L., Tamariske, Pflanzengattung aus der Familie der Tamaricaceen mit 30 Arten in den Mittelmeerländern, Nordafrika
und Asien, immergrüne Sträucher, mit kleinen schuppenförmigen, gedrängt stehenden Blättchen und langen,
aus Ähren zusammengesetzten Rispen kleiner, schön rosenroter Blüten. Einige Arten, wie die in ganz Südeuropa einheimische
Tamarix gallicaL. und Tamarix tetranda Pull., eignen sich vorzüglich zu Gruppen im Park, wo sie zwischen Laubholz, namentlich an Ufern
von Teichen und Bassins, einen sehr schönen Effekt machen. Außerdem werden noch häufig unter dem Namen
Tamarix einige Arten der nahe verwandten Gattung Myricaria kultiviert, so die an Bächen und FlüssenSüd- und Westdeutschlands wild
vorkommende deutsche Tamariske, Tamarix germanicaL.(MyricariagermanicaDesv.), und die sibirische, Tamarix dahurica W. (Myricaria
longifolia DC). Von der in Arabien und besonders am Sinai wachsenden Tamarix mannifera Ehrbg.
wird eine Art Manna (s. d.) gewonnen.
der nördlichste unter den östl. Küstenstaaten von Mexiko,
[* 99] im N. durch den
Rio Grande del Norte von Texas getrennt (s. Karte: Mexiko), hat auf 84 434 qkm (1895) 204 206 E.,
meist Mestizen. Die Indianer sind Nachkommen der Huaxteca (s. d.). Der Küstenstrich
besteht aus Alluvium; gegen das Innere folgt ein Streifen tertiären Landes, gegen Norden
[* 100] breiter werdend, und darauf das mesozoische
Gebirge, der Rand des Hochlandes, auf welches der Staat bis Tula hineinreicht. Die Küste selbst ist mit
Strandseen, Haffen und Nehrungen ausgestattet. Das Klima ist im Innern gemäßigt, am Küstensaume herrschen Hitze und Fieber.
In den heißen Regionen werden Baumwolle,
[* 101] Zuckerrohr und Reis angebaut. Der Bergbau
[* 102] auf Kupfer, Silber und Gold ist zurückgegangen,
die Industrie liefert nur den notwendigsten Hausbedarf. Das Hauptgewerbe ist Viehzucht,
[* 103] Pferde,
[* 104] Maultiere,
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