und schließlich unter leichter
Abschuppung wieder verschwinden
(Roseolasyphilitica), bald kleine braunrote nicht juckende
Knötchen, die vereinzelt oder in Gruppen auftreten (Lichen syphiliticus), bald größere flache Knoten, die mit dünnen
Epidermisschuppen überdeckt sind und mit einer gewissen Vorliebe an den Handtellern und Fußsohlen auftreten
(Psoriasissyphilitica),
bald kleinere oder größere Eiterbläschen oder Pusteln (Ecthyma syphiliticum), bald kleine
Entzündungen
der Talgfollikel der
Haut
[* 2] (Acne syphilitica); mitunter bilden sich auch größere Krusten und
Borken, unter denen sich ein
Geschwür entwickelt (Schmutzflechte, Rupia syphilitica).
Mit Vorliebe finden sich syphilitische
Hautausschläge auf der
Stirn, in welchem Falle sie als
Venusblütchen oder Venuskrone(Corona
[* 3]Veneris) bezeichnet werden. Neben den
Hautausschlägen bilden sich bei der S. noch eine Reihe
von andern
Affektionen aus, als
Geschwüre in der Mundhöhle,
[* 4] namentlich am harten und weichen
Gaumen, die bei Vernachlässigung
den
Gaumen leicht durchbohren und so schwer zu heilende
Sprachstörungen hervorrufen können; ferner
Geschwüre in der
Nase,
[* 5] die bei Vernachlässigung ein Einsinken der
Nase bewirken, breite Kondylome oder
Feigwarzen (s. d.), Schleimpapeln
im Mund und
Rachen,
Geschwüre im
Kehlkopf, die Erstickungsgefahr verursachen können,
Augenentzündungen, Hirnaffektionen
u.
dgl. Charakteristisch für diese sekundär-syphilitischen Gewebserkrankungen
ist die Ausbildung einer eigentümlichen Geschwulstform, des Syphiloms oder der
Gummigeschwulst (Gumma), die namentlich die
innern Organe
(Leber,
Lunge,
[* 6]
Milz u. s. w.) befällt und eine kleinzellige Infiltration der Gewebe
[* 7] bewirkt.
Für die tertiäre S. sind namentlich die Erkrankungen der
Knochen
[* 8] und
Knochenhäute (Schienbeine,
Stirnbein,
Gesichts- und Vorderarmknochen)
als
Merkmale betrachtet worden. Die
Knochen schwellen dabei an und sind, namentlich nachts, sehr schmerzhaft. Auch kann es
während dieser
Periode zu mancherlei schweren Entartungen in verschiedenen innern Organen, insbesondere
in der
Leber, den
Nieren, den
Lungen, im
Gehirn
[* 9] und Rückenmark, kommen, die man unter dem
Namen der Eingeweidesyphilis (visceralenS.) zusammenzufassen pflegt. So leicht zugänglich die S. der
Heilung ist, wenn die Behandlung zeitig begonnen und zweckmäßig
und konsequent durchgeführt wird, so schwere Folgen kann eine Vernachlässigung und falsche Behandlung
derselben haben.
Als Heilmittel bedient man sich in den meisten Fällen des
Quecksilbers und des Jodkaliums; doch leisten diese nur in der
Hand
[* 10] des
Arztes das, was sie sollen. Am wirksamsten erweist sich das
Quecksilber in der Form der Schmier- oder
Inunktionskur, bei welcher täglich 3–5 g grauer
Quecksilbersalbe mit der Hohlhand unter gleichmäßigem kräftigem Druck
in die
Haut verschiedener Körperstellen eingerieben und so dem Blutstrome einverleibt werden. Wo die Schmierkur nicht durchführbar
ist, reicht man
Quecksilberpräparate innerlich oder bedient sich subkutaner Einspritzungen von
Sublimat oder Quecksilberalbuminat.
Zur Verhütung der chronischen
Quecksilbervergiftung (s. d.) sind während jeder Quecksilberkur Mund und
Zähne
[* 11] gehörig rein zu halten und ist der Mund öfters mit einer Lösung von chlorsaurem Kalium auszuspülen; sowie
der
Kranke über schlechten
Geschmack im Munde und über Verdauungsstörungen klagt, ist das
Quecksilber auszusetzen. Bei veralteter
S. zieht man die
Anwendung des Jodkaliums sowie den Gebrauch von Schwefelbädern
(Aachen,
[* 12] Nenndorf u. a.)
vor.
Noch ist zu erwähnen, daß sich die konstitutionelle S. auch auf die
Kinder vererbt, wenn eins der Eltern zur Zeit der Zeugung
mit derselben behaftet ist (hereditäreS.). In vielen Fällen sterben die
Kinder zeitig, in andern bleiben die
Kinder siech
und kränklich. (S.
Skrofulose.) Bei der angeborenen S. finden sich auf der
Haut der Neugeborenen häufig
zahlreiche, erbsengroße oder noch größere, mit eiteriger Flüssigkeit gefüllte
Blasen
(Pemphigussyphiliticus). Wegen der
leichten
Übertragbarkeit der S. auf die Nachkommenschaft sollen Syphilitische nicht früher als vor
Ablauf
[* 13] von vier Jahren
und auch dann nur eine
Ehe eingehen, wenn sie mindestens ein Jahr lang von allen Rückfällen verschont
geblieben sind. Eine wirksame Bekämpfung der S. ist nur durch die strengste sanitätspolizeiliche Überwachung der
Prostitution,
die hauptsächlich zur
Verbreitung der S. beiträgt, zu erreichen.
Wann die S. zuerst beobachtet wurde, ist nicht ermittelt; die Angabe, daß sie erst nach der Entdeckung
Amerikas aufgetreten und im
Altertum unbekannt gewesen sei, hat neuerdings viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren. In größerer
Verbreitung trat die
Krankheit zuerst am Ende des 15. Jahrh. auf, wo sie als Franzosenkrankheit
(Morbusgallicus) im
HeereKarls
VIII. von
Frankreich großes Unheil anrichtete. DerName S. wurde zuerst von dem Veroneser
Arzt Fracastorius
(1521) gebraucht.
Vgl. Ricord, Vorlesungen über S. (übersetzt von Gerhard, Berl. 1848);
von Bärensprung, Die hereditäre S. (ebd. 1864);
Geigel, Geschichte, Pathologie und
Therapie der S. (Würzb. 1867);
Lewin, Die Behandlung der S. mit subkutanen Sublimatinjektionen
(Berl. 1869);
Fournier,S. undEhe (übersetzt von Michelson, ebd. 1881);
Zeißl, Lehrbuch der S. (5. Aufl.,
Stuttg. 1888);
Sigmund, Vorlesungen über neuere Behandlungsweisen der S. (3. Aufl.,
Wien
[* 14] 1883);
Sein
Flußgebiet beträgt 453350 qkm. Im Oberlauf sind die Zuflüsse zahlreich von beiden
Seiten, im Mittellauf münden nur von rechts ein der Tschirtschik,
Arys und Bugun. Unterhalb Perowsk trennt
sich ein
Arm, der Jany-darja, südwestlich ab, der an der Südostküste des
Aralsees mündet, jedoch häufig zum
Teil versiegt.
Der S. hat eine
Breite
[* 17] von 750 m und ist bis 11 m tief. ImFrühjahr finden große
Überschwemmungen statt.
Von
Baïldyr-Turgaj an abwärts nomadisieren Kirgisen, die etwas
Ackerbau treiben. In der Nähe des rechten Ufers liegen die
Ruinen von Ortrar (42° 51’ nördl.
Br.); um die
¶
mehr
Reste ziehen sich Spuren eines großen Kanalnetzes. Der S. ist zwischen Tschinas und Perowsk auf 960 km schiffbar. Der 1853 begonnene
Dampfschiffahrtsverkehr ist aber wieder eingestellt worden.
im AltertumSyros, eine der Cykladischen Inseln, 81 qkm groß, mit (1889) 36 098 großenteils kath. E.,
bildet mit Mykonos und den Eilanden Giura, Megali- und Mikra-Delos die Eparchie S. des Nomos Cykladen, mit 31 412 E.
Die Insel ist durchaus felsig, aus Glimmerschiefer und weißem und grauem Marmor bestehend, mit wenigen und dürftigen Quellen;
der Boden ist selbst in den Thälern und den kleinen Strandebenen dünn und steinig, so daß nur etwas
Gerste,
[* 19] Wein, Feigen und Honig produziert wird. S. war die Heimat des Philosophen Pherekydes. Während des griech. Befreiungskampfes
fanden hier Familien aus Chios, Psara und andern Gegenden ein Asyl. Diese Flüchtlinge bauten an der Ostküste auf der Stelle
der alten Stadt Syros, unterhalb der 2-3 km vom Meere auf einer felsigen Anhöhe gelegenen, fast ganz von
röm. Katholiken bewohnten mittelalterlichen Stadt (jetzt Ano-Syra genannt, mit 8102 E.), die
neue Stadt Hermupolis (s. d.).
(spr. ßírĕkjuhs), Hauptstadt des County Onondaga im nordamerik. Staate Neuyork,
[* 20] am Onondaga-Creek, Onondagasee
und Eriekanal, wo dieser sich nach Oswego verzweigt, liegt an zwei Linien der Neuyork-Central-, an der
West-Shore-, der Delaware-Lackawanna-Western- und andern Bahnen. S. hatte 1880: 51 792, 1890: 88 143 E. und verdankt seine
Blüte
[* 21] den nahen Salzquellen. Diese, 1654 von franz. Jesuiten entdeckt und seit 1787 ausgebeutet, liefern durchschnittlich 7 Mill.
Bushel.
Die 50 Brunnen
[* 22] sind etwa 100 m tief und werden 8 Monate bearbeitet. Mehr als die Hälfte des Salzes wird
durch Verdunstung, der Rest mit Hilfe künstlicher Wärme
[* 23] gewonnen. Die Stadt hat außerdem Hochofen, Eisengießerei,
[* 24] Stahl-,
Maschinen- und Glaswerke, Brauereien, Fabriken von Ackerbaugeräten, Schuhen u. s. w. Von Bauten sind zu nennen:
das Stadthaus, Postamt, St. Johns-(kath.) und St. Paulskathedrale, Court-House, das Hospital für schwachsinnige
Kinder, Sternwarte
[* 25] und die methodistische Universität mit 800 Studenten und einer Bibliothek (45000 Bände), in die unter anderm
die BüchereiL. von Rankes übergegangen ist.
1) Provinz im Königreich Italien,
[* 26] der südöstlichste Teil der InselSicilien, grenzt im N. an Catania, im
O., S. und W. an das Mittelländische Meer und im NW. an Caltanissetta, hat 3697 (nach Strelbitskij
3729) qkm und (1881) 341 526,
nach Berechnung für 417 505 E., d. i. 108 E. auf 1 qkm, und zerfällt in die 3 Kreise
[* 27] Modica, Noto und S.
mit zusammen 32 Gemeinden. Die Provinz ist von einigen Höhen durchzogen, die sich nicht über 1000 m erheben und nach den
Küsten zu abfallen, wird bewässert von kleinen Küstenflüssen (Erminio, Tellaro, Anapo) und ist außerordentlich fruchtbar;
sie liefert Getreide,
[* 28] besonders Weizen, Wein, Oliven und Südfrüchte. Wichtig ist die Schafzucht und besonders
die Fischerei.
[* 29] Die die Provinz durchziehenden Eisenbahnlinien berühren die Hauptstadt. - 2) S., früher auch Siragosa, Hauptstadt
der Provinz S., im Altertum die bedeutendste Stadt Siciliens, auf der Insel Ortygia, die nur durch einen schmalen Kanal von
[* 30] dem
Festland getrennt ist, und im SW. von dem GroßenHafen (Porto Grande), in den derAnapo mündet, im N. von
dem KleinenHafen (Porto Piccolo) begrenzt, an den Linien Messina-S. (182 km) und S.-Licata (218 km) der Sicil.
Eisenbahnen, ist Sitz eines Präfekten und Bischofs und hat (1881) 19 389, als Gemeinde 23 507, nach Berechnung für 25 300 E.,
in Garnison ein Bataillon des 50. Infanterieregiments, enge und winklige Straßen, einen Dom, auf dem Grunde und in die Säulen
[* 31] eines dor. Diana- oder Minervatempels gebaut, mit 36 antiken Säulen, ein Kastell, Trümmer eines griech. Tempels, dem Apollon
[* 32] oder der Diana geweiht, Reste antiker Bäder und mittelalterlicher Paläste, ein neuerdings bedeutend erweitertes
Museum (Altertümer, kostbare Münzen
[* 33] u. a.) und eine Bibliothek (9000 gedruckte Bände und Handschriften). Im südl. Teil der
Stadt liegt die berühmte, mit Papyrusstauden umsäumte Quelle
[* 34] der Arethusa, vom Volke la Parrucca genannt, deren Wasser durch
ein Erdbeben
[* 35] salzig geworden ist.
Den Gesamtumfang der alten Stadt S. (lat. Syracusae, s.
vorstehenden Plan) giebt Strabo auf 180 Stadien (33 km) an; nach genauern neuern Messungen betrug er 27,3 km, der Flächeninhalt 18 qkm.
S. war damit die größte Stadt der antiken Welt. Sie hatte bis etwa 500000 E. und bestand außer dem Teile,
der die jetzige Stadt umfaßt, aus vier Stadtteilen auf dem Festlande (Achradina, Tyche,
[* 36] Neapolis und Epipolä), von deren
Gebäuden nur wenig erhalten ist. Es finden sich Reste der antiken Mauern, die ehemals die ganze Stadt auf dem Festlande umschlossen,
der beiden großen Wasserleitungen, einer röm. Palästra, welche 1864 aufgedeckt wurde, eines röm. Amphitheaters
aus der Zeit des Augustus,
¶
mehr
der Ara Hieros II., eines griech. Theaters aus dem 5. Jahrh. v. Chr. mit einem Durchmesser von 150 m, der Kirche Sta. Lucia (11.
Jahrh.), eines angeblichen Cerestempels und der großartigen Katakomben, von denen nur wenig ausgegraben ist. Die KircheSan Giovanni, 1182 gegründet
und später vielfach erneuert, hat eine Krypta (4. Jahrh.) mit dem Grabe des heil. Marcian und stand mit
den Katakomben in Verbindung. Die Festungswerke der Burg Euryalos im äußersten Nordwesten zeigen noch massive Türme, die in
Fels gehauenen Gräben und unterirdischen Gänge. Die ehemaligen Steinbrüche Latomia del Paradiso, di Sta. Venera, de Cappuccini
sind jetzt mit üppigem Pflanzenwuchs bedeckt.
Geschichte. S. wurde um 734 v. Chr. von korinth. Auswanderern unter Führung des HeraklidenArchias gegründet. Die älteste
Verfassung war auf den nationalen Unterschied der Bevölkerung
[* 38] gegründet. In denHänden der Gamoren (Landeigentümer), der
Nachkommen der dor. Gründer der Stadt, lag die Herrschaft; ihnen waren die alten, zum Stamme der Sikeler
gehörigen Bewohner der Gegend, Killikyrier genannt, als Leibeigene unterthan. Als S. sich durch Handel hob, gesellte sich
ein dritter Stand hinzu in den allmählich zugewanderten Griechen.
Durch sie wurden zu Anfang des 5. Jahrh. v. Chr. die Gamoren vertrieben. Gelon, der Herrscher von Gela, an den sie sich wendeten,
führte sie 485 zurück, bemächtigte sich aber zugleich der Herrschaft (Tyrannis), die er mit solcher Kraft
[* 39] und Klugheit
und so glücklich führte, daß unter ihm S. der mächtigste unter den sicil. Staaten wurde. An S. schließt sich die Geschichte
der Insel, die Gelon durch den Sieg bei Himera 480 gegen den ersten Eroberungsversuch der Karthager beschützte,
von nun an vorzugsweise an. Auf Gelon folgten seine Brüder Hiero I. (478-467) und Thrasybulus.
Dieser wurde schon 466 wegen seiner Grausamkeit vertrieben. An die Stelle der Tyrannis trat jetzt die Demokratie. Als Schutzmittel
gegen das Übergewicht einzelner Bürger wurde der dem athenischen Ostracismus analoge, aber nur kurze
Zeit bestehende Petalismus («Blättergericht», Abstimmung mit beschriebenen Olivenblättern) eingeführt. Die landeseingeborenen
Sikeler, die 451 Duketios gegen die Griechen vereinte, wurden nach hartem Widerstand unterworfen, die Kriege mit den griech.
Städten meist glücklich geführt, bis 424 Hermokrates den Frieden vermittelte.
Als aber 416 Selinus gegen Egesta von den Syrakusanern unterstützt wurde, riefen die Egestaner Athen,
[* 40] das
schon 427 den Leontinern gegen S. beigestanden hatte, um Hilfe an. Eine starke Flotte ging unter Nicias, Lamachus, Alcibiades
ab; aber Alcibiades' rasche Rückberufung und die Uneinigkeit der zurückbleibenden Feldherren lähmte die Operationen. Dennoch
erreichten die Athener bedeutende Erfolge, bis S. von den Spartanern unter Gylippus Hilfe erhielt. Zwar
sendeten auch die Athener neue Truppen unter Demosthenes; aber nachdem ihre Flotte vernichtet worden war, mußte sich das Landheer 413 ergeben.
Nicias und Demosthenes töteten sich selbst im Gefängnis, 7000 gefangene Athener wurden als Sklaven verkauft oder in den Steinbrüchen,
den Latomien, aufgerieben. In der Stadt siegte die Volkspartei unter Diokles, der vollständige Demokratie
herstellte und strenges Recht einzuführen bemüht war, über die von Hermokrates geführte Adelspartei (411). Nach Diokles'
Tode aber kam
es zu neuen Parteikämpfen, in denen Hermokrates den Tod fand (408). Zugleich drohte Gefahr von Karthago.
[* 41] Da erhielt
S. in Dionystus den Ältern, der, 406 zum Oberbefehlshaber ernannt, sich der Alleinherrschaft bemächtigte,
einen zwar gewaltthätigen, aber kraftvollen Herrscher, der den Kampf mit den Karthagern, wenn auch mit wechselndem Glück,
aufnahm, gegen die unterital.
Griechen und die etrurischen Seeräuber siegreich kämpfte und den Handel und die Macht der von ihm stärker
befestigten Stadt ansehnlich hob. Ihm folgte 367 sein Sohn Dionysius der Jüngere, der infolge seiner schlechten Regierung 356 von
den Syrakusanern unter Dions Führung vertrieben wurde, 346 aber zurückkehrte; 344 nötigte ihn Timoleon an der Spitze einer
von Korinth
[* 42] aus abgesandten Expedition zur Abdankung. Dieser beschränkte die Karthager, nachdem er sie 340 am
Krimissus geschlagen, durch einen Frieden auf ihr Gebiet im westl. Teile der Insel, stürzte die Tyrannen der Griechenstädte
und vereinte die Städte in einen Bund, an dessen Spitze S. stand.
Timoleon stellte auch die Demokratie wieder her; aber sogleich nach seinem Tode (337) zerfiel sein Werk,
und S. erhielt 317 wieder einen Tyrannen in Agathokles, der sich unter Kriegen mit den Karthagern und den Städten und Völkerschaften
Unteritaliens bis 289 behauptete. Als dann S. von neuem der innern Zwietracht verfiel, drangen die Karthager 279 bis zur
Stadt selbst vor; erst König Pyrrhus, den S. aus Italien zu Hilfe rief, drängte sie wieder zurück. In denUnruhen, die nach seinem Abzug 275 ausbrachen, erhob sich Hiero II. und ließ sich 269 zum König ausrufen.
Ein treuer Bundesgenosse der Römer
[* 43] im ersten Punischen Kriege, erhielt er sein Gebiet in dem Frieden von 241 ungeschmälert,
und S. blühte unter seiner Regierung (bis 215) neu empor. Sein Enkel Hieronymus verband sich wieder
mit den Karthagern, und ihre Partei behielt auch nach seiner Ermordung (213) unter Hippokrates und Epikydes die Oberhand.
Daher wurde von den Römern in demselben Jahre MarcusClaudius Marcellus gegen S. gesendet, das, durch des ArchimedesMaschinen
geschützt, seinen Angriffen und der Blockade widerstand, bis es endlich im Aug. 212 von ihm erobert, geplündert
und zum Teil zerstört wurde. Seitdem sank es, obwohl Augustus eine Kolonie hinsendete, so daß schon unter den Römern die Stadt
sich vorzugsweise auf die Insel Ortygia beschränkte.
russ. Syr-darjinskaja oblastij im nordwestl. Teil des russ.-centralasiat. Generalgouvernements
Turkestan, grenzt im N. an das Gebiet Turgaj, im NO. an Akmolinsk und Semipalatinsk, im SO. an Ferghana, im S. an Samarkand und
an das Chanat Buchara, im W. an Chiwa und an den Aralsee und hat 504 658,1 qkm mit 1479 902 E., d. i. 2,9
auf 1 qkm. Der südöstl. Teil ist gebirgig, das übrige niedrige Steppe. Der FlußSyr (s. d.) teilt das Land in zwei Teile,
im NO. bildet die Tschu die Grenze, im O. der Unterlauf des Amu-darja. Seen nehmen einen
¶
mehr
553 Flächenraum von zusammen 1829 qkm ein. Die Bevölkerung besteht aus Russen (26000), Kirgisen (800000), Kara-Kirgisen (47000),
Sarten (153000), Tadschik, Turkmenen, Usbeken u.s.w. Vorwiegende Beschäftigung ist Viehzucht;
[* 46] 1891 gab es 417000 Kamele,
[* 47] 408000
Pferde,
[* 48] 364000 Stück Hornvieh, 12600 Esel, 43800 Ziegen, 4 Mill. Schafe.
[* 49] Der Ackerbau ist besonders im Süden
ergiebig und gestattet Ausfuhr. Außerdem werden Baumwolle
[* 50] und Wein, um TaschkentReis gebaut.
Die Seidenzucht ist in den Anfängen. Bedeutend ist die Fischerei im Amu-darja. Es giebt 71 Fabriken mit 2,18 Mill. Rubel
Produktion, darunter besonders Baumwollreinigungsanstalten. Der Handelsumsatz beträgt ziemlich 29 Mill. Rubel, darunter
9,8 Mill. allein für Vieh. 1891 bestanden 43 russ. Schulen, darunter 1 Knaben- und 1 Mädchengymnasium.
Das Gebiet zerfällt in die KreiseTaschkent, Aulie-Ata, Kasalinsk, Perowsk, Tschimkent und in die Amu-darja-Abteilung(otděl);
die Hauptstadt ist Taschkent.
pers. Soristan, türk. Suria, arab. esch-Schâm, heißt seit der griech.-röm. Zeit
das Land, das sich zwischen dem Mittelmeer im W., dem Euphrat und der Syrischen Wüste im O., vom Amanus
(Alma Dagh) und Taurus im N. durch 6 Breitengrade bis zur ägypt. Grenze im S. erstreckt und einen Teil der asiat. Türkei
[* 51] ausmacht.
(S. Karten: Westasien I, beim ArtikelAsien,
[* 52] und Palästina.)
[* 53] Öfters zog man auch Mesopotamien ganz oder
teilweise (als Ostsyrien) zu S. Das Land S. im eigentlichen Sinn wird von N. nach S. von einem Berglande durchzogen, das im
N. mit den Südabfällen des Taurus, im S. aber mit dem Sinaigebirge
[* 54] und der großen westarab.
Gebirgskette zusammenhängt und dessen höchster, mittelster Teil der Libanon (s. d.) ist. Es wird gebildet
durch ein aus Kreide
[* 55] und Tertiär bestehendes Tafelland, über welches an einzelnen Stellen gewaltige Massen von Eruptivgesteinen
ergossen sind. Dieses im Westen steil zum Meere abfallende Tafelland wird durch einen bis 23 km breiten tiefen Graben der Länge
nach durchfurcht. Der Graben beginnt im Süden am Golf von Akabah, zieht sich von da an als WadiArabah bis
zum TotenMeer, weiterhin unter dem Namen el-Ghor (vom Jordan und seinen Seen durchflossen) nordwärts bis in die Gegend der Jordanquellen,
setzt sich dann zunächst als enge Schlucht fort, erweitert sich aber zwischen Libanon und Antilibanon
wieder zur Thalebene von Cölesyrien (el-Bekaa), die südlich vom Leontes, nördlich vom Orontes durchströmt, sich bis zum
See von Antiochia und dem Fuße des Taurus hinzieht.
Durch diese 860 km lange Furche wird das syr. Tafelland in zwei lange Streifen geteilt, einen östlichen und einen westlichen.
Der letztere, sich längs des Mittelländischen Meers hinziehend, ist an drei Stellen durchbrochen, an
welchen demnach jene lange Furche mit der Küste in Verbindung steht, nämlich im N. am untern Orontes (s. d., jetzt Nahr el-Asy),
wo dieser sich nach W. wendet und das Küstengebirge durchbricht; dann in der Mitte, im N. von Tripolis,
wo die Küstenebene dieser Stadt das Nordende des Libanon bezeichnet, und weiter am Südende des Libanon, da, wo der Leontes
(Nahr el-Litani) Cölesyrien verläßt und, bei Tyrus das Küstengebirge durchbrechend, sich ebenfalls ins Mittelmeer ergießt.
Diese Durchbrüche sind aber nicht in der Struktur des Landes selbst begründet, sondern der Kraft der Flüsse
[* 56] entsprungen. Das Land
ist durch Brüche in eine Reihe nordsüdlich ziehender Längsabschnitte geteilt. Gegen Westen fällt
es staffelförmig ab. Die stehen gebliebenen Teile der großen Scholle sind jetzt die 3069 m und 2759 m hohen Horste des Libanon
und Antilibanon. Im O. geht das Tafelland in die Syrische Wüste über und ist hier wenig gegliedert. Nur
ragt der basaltische Gebirgsstock des Dschebel Hauran über die Hochebene zerklüftet hervor (1839 m). Weitere Eruptivdecken
liegen in der Küstenkette zwischen dem Orontes und dem Meere. Im übrigen besteht S. vornehmlich aus Kalksteinen und Sandsteinen
der Kreide und Tertiärformation;
[* 57] hierzu tritt Jura und in Palästina noch Carbon und die archaische Formation
(Granit, Gneis, krystallinische Schiefer).
Aus den Küstenketten gehen kurze Flüsse zum Meere und von dem Tafellande fließen diesen zahlreiche Flüßchen zu. Auch gegen
Osten strömen Flüsse in die Wüste und versiegen dort. Seen sind in der Grabensenke das Tote Meer, der
See Tiberias und der Bahr el-Hule, weiter nördlich der See von Homs und der See von Antiochia sowie die kleinen Seen bei Haleb.
Klima.
[* 58] S. gehört zu der Klimaprovinz der Mittelmeerländer. Beirut hat einen Juli von 27,8° C., einen Januar von 12,9° C.,
eine Jahrestemperatur von 20° C. Warmer Herbst ist für S. charakteristisch.
Jerusalem
[* 59] in 770 m hat einen Juli von 24,5° C., einen Januar von 8,5° C., eine Jahrestemperatur von 17° C., also bereits
größere Differenz. Die Regenmenge ist gering und nimmt von N. nach S. und von W. nach O. ab. Auf die Regenzeit vom
Ende Oktober bis Ende März folgt nach kurzem Frühling die heiße dürre Zeit vom Mai bis Oktober. Aber nur in der westl.
Hälfte des Landes sind die Regen, durch die Winde
[* 60] vom Meer hergebracht, reichlicher; jenseit der großen Thalspalte, nach Osten
zu, werden sie spärlich.
Die Temperatur des Innern ist im Sommer sehr heiß, nur an der Küste und in den Berggegenden gemäßigt,
auf den höchsten Kämmen und Gipfeln sogar kalt; aber im Winter fällt auch im innern Lande zuweilen starker Schnee
[* 61] und vielfach
sinkt die Temperatur auf Null. – Die Pflanzenwelt schließt sich von der Küste hinauf bis zum Osthange
der berühmten Gebirge an die Mittelmeerflora mit Olivenbau an, die am Libanon gegen 500 m Höhe erreicht. In den dann folgenden
Wäldern sind unten Kiefern mit Eichengebüsch vorherrschend, Schwarzkiefern folgen mit Cypressen, denen sich die nicht mehr
bedeutenden Überreste des echten Cedernwaldes um etwa 1500 m Höhe anschließen; der Ackerbau endet gegen 2000 m
hoch, wo die alpine Region beginnt.
Nach Süden und Osten hin nehmen die Wälder und Gebüsche ab, die orient. Steppen und Wüstensteppen mit grauen Wermutstauden,
stachligen Tragantgesträuchen und einzelnen Vertretern der afrik.-arab. Wüsten besetzen das Land. Hier streift auch die
Nordgrenze die Dattelpalme, um im Schwunge nach Norden
[* 62] zu auf Mesopotamien zu laufen. Die Fauna zählt
jetzt noch 80 Species von Säugetieren. Die einst zahlreichen Löwen
[* 63] sind gänzlich ausgerottet, während Parder und Hyänen
immer noch auf Galiläas Bergen
[* 64] und dem Karmel hausen, Schakale überall das Land durchstreifen und in den Felsen Klippdachse
[* 65] (die Kaninchen
[* 66] der luth. Bibelübersetzung) huschen. Hirsche
[* 67] sind selten, um so zahlreicher die Gazellen;
im Ostjordangebirge giebt es auch Steinböcke. Man kennt ferner 322 Species von Vögeln und 260 davon sind mit europäischen
identisch oder bilden doch
¶
mehr
554 nur vikariierende Lokalrassen; aber in dem heißen Jordanthal mischen sich einige tropische Elemente, wie Nektarinien,
hinzu. Im Nahr-Zerka giebt es Krokodile;
[* 69] von Schlangen
[* 70] wurden 19 Arten gesammelt, darunter fünf giftige, z. B. die Cobra und
die Hornschlange. Die verschiedenen Fischarten, nur im See Genezareth, schätzt man auf 42. Unter den
niedern Tierformen giebt es über 40 Species von Heuschrecken,
[* 71] viele Käfer,
[* 72] besonders Bodenformen, wilde und zahme Bienen sowie
zahlreiche, die Dürre liebende Landschnecken.
Die Bevölkerung, nach Abstammung und Religion gemischt, ist größtenteils semitisch. Die Mehrzahl besteht aus Mohammedanern,
worunter viele eingewanderte Araber, mit Einschluß der Beduinen an den Grenzen
[* 73] des Landes, wenige Türken,
die Herren des Landes, und einige im Norden des Landes umherziehende Turkomanen- und Kurdenstämme. Sehr zahlreich sind auch
die Christen. (S. Syrische Kirche.) Sie sprechen sämtlich Arabisch, was überhaupt als die Landessprache zu betrachten ist,
denn die Syrische Sprache (s. d.) ist in S. fast ganz ausgestorben. Außerdem
giebt es in S. viele zum Teil aus den europ. Ländern eingewanderte Juden, namentlich in Palästina, wo sie noch geschlossene,
auch ackerbauende Gemeinden bilden; ferner Nossairier (s. d.). Endlich giebt es in den Städten als Handelsleute Griechen und
Franken, in den kath. Klöstern europ. Mönche, schließlich amerik. Missionare und deutsche Ansiedler
(s. Tempelgesellschaft), herumziehende Kurbâd oder Zigeuner.
Im Altertum war die Fruchtbarkeit, dank der sorgfältigen Kultur und namentlich der künstlichen Bewässerungsanlagen, eine
viel größere; selbst in der Wüste gab es noch über Palmyra hinaus blühende Städte und Oasen. Heutzutage zählt ganz S.
etwa 2,6 Mill. E. (Über die polit. Einteilung s. Osmanisches Reich,
[* 74] Verfassung und Verwaltung.) Die bedeutendsten
Städte sind Damaskus mit 150000, Aleppo (Haleb) mit 110000, Beirut mit 85000, Jerusalem mit 33851 E., ferner Jaffa, Akka, Hamah,
Saida, Tripoli, Alexandrette und Mersina. Der Schiffsverkehr in den sieben Häfen betrug 7000 Schiffe
[* 75] mit 2,4 Mill. Registertons.
Dem Landverkehr dient seit 1895 die Syrische Eisenbahn (s. d., Bd.
17).
Geschichte. Der älteste Kulturstaat im nördlichen S., den wir kennen, ist das Reich Naharina oder Mitanni, wie es nach den
ägypt. und den einheimischen Urkunden heißt. Dieses wurde um 1400 v. Chr., nachdem es sich im 16. und 15. vorchristl. Jahrhundert
entfaltet hatte, durch die aufstrebende Macht der nichtsemit. Hethiter (s. d.)
vernichtet, die nun die leitende Stellung in Nordsyrien einnahmen, bis sich ihr Reich in eine Reihe kleiner Fürstentümer
auflöste.
Die Hethiter wurden schon sehr früh von semit. Einwanderern beeinflußt, aber in vielfach wechselndem Grade, so daß die
Urbevölkerung an manchen Orten sich physisch fast völlig rein erhielt und nur semit. Sprache
[* 76] und Schrift
annahm, in andern Gegenden aber sich auch physisch stark veränderte. So finden sich in der frühesten histor. Zeit «semitische»
Aramäer über ganz S. verbreitet, im Süden und an der Küste die Kananäer, Phönizier und Hebräer, die zur Zeit Davids und
Salomos auch die aramäischen Staaten von Damaskus, Zoba und den von Hamath von sich in Abhängigkeit brachten.
Nach Salomo wurden diese Aramäer wieder selbständig, und namentlich die von Damaskus bildeten eine bedeutende Macht. Aber
den (seit Tiglathpileser I., 1130–1100) nach
Westen vordringenden Assyrern erlagen allmählich alle diese syr.
Staaten und Städte, zuerst die Fürstentümer der Hethiter, deren einheimische Dynastien sich bis gegen 700 v. Chr.
erhielten, um dann erst durch assyr. Statthalter ersetzt zu werden, später die Aramäer und Hebräer. Weiterhin wurde S. nacheinander
dem babylon., pers., macedon.
Weltreich einverleibt, bis die Seleuciden ein eigenes Reich in S. stifteten. Nach dessen Sturze kam S. unter
die Herrschaft Roms und blieb mit seinem nördl. und westl. Teile auch unter dem oström. Kaisertum eine Provinz von diesem,
während in seinem südöstl. Teil mehr oder minder unabhängige Araberfürsten (wie die Ghassâniden) sich festsetzten. Bei
der Ausbreitung des Islam wurde es 635 dem Chalifenreich einverleibt. Die christl. Herrschaften,
welche die Kreuzfahrer eine Zeit lang im Mittelalter in S. gründeten, bildeten nur ein kurzes Zwischenspiel in der mohammed.
Herrschaft, die seitdem über S. nicht aufgehört hat.
Denn bald kam das Land unter die Sultane von Ägypten
[* 77] und die Mamluken, unter deren Herrschaft es furchtbar von den Mongolen
verwüstet wurde. Im 16. Jahrh. eroberten es (1518) die osman. Türken, seit welcher Zeit es fortwährend einen integrierenden
unmittelbaren Teil des OsmanischenReichs ausgemacht hat, bis auf die kurze Zeit der Herrschaft des Vicekönigs von Ägypten,
Mehemed Ali (1833–40). Infolge dieses unaufhörlichen Wechsels der Herrschaften, der verheerenden Kriege, deren Schauplatz
das Land fast fortwährend war, und der Barbarei der Herrscher ist es von seiner alten Blüte ebenso in polit. und socialer
wie physischer Hinsicht heruntergebracht.
Während S. im Altertum ein von gewerbthätigen und handeltreibenden Völkern bewohntes, mit einer Menge blühender Städte
bedecktes, wohlangebautes, fruchtbares Land war, ist es jetzt im ganzen nur noch eine schwach bevölkerte,
mehr mit Ruinen als mit Wohnungen bedeckte, schlecht bebaute, dürre und deshalb unfruchtbare Öde, in der nur die von den
Drusen
[* 78] und Maroniten bewohnten Teile des Libanons und die unmittelbarste Umgebung der größern Hafenorte eine Ausnahme machen.
Nach der Restauration der türk. Herrschaft hat die Verwilderung und Unsicherheit
nur einen neuen Aufschwung genommen, wie die häufigen blutigen Zwiste zwischen den Drusen und Maroniten und das furchtbare
Blutbad unter den Christen und die Verbrennung ihres Stadtviertels in Damaskus im Juli 1860 beweisen. Neuerdings sind für
die Kenntnis der ältesten Geschichte von Nordsyrien die Ausgrabungen von Sendschirli (s. d.) von großer
Bedeutung geworden.
Vgl. Ritter, Erdkunde
[* 79] von Asien, Bd. 17, Tl. 1 und 2 (Berl. 1854–55);
L., Pflanzengattung aus der Familie der Oleaceen (s. d.) mit 6 Arten in Osteuropa und dem gemäßigten Asien,
größtenteils aber seit langer Zeit Zierpflanzen und infolgedessen in zahlreichen Varietäten vertreten. S. vulgarisL.,
der gemeine Flieder, auch türkischer Holunder oder Jelängerjelieber genannt, ist wahrscheinlich im ganzen
südöstl. Europa
[* 83] einheimisch, hat sich seit dem Ende des 16. Jahrh. in alle Gärten Mitteleuropas
verbreitet und kommt vielfach in Hecken, Gebüschen u. s. w. verwildert vor.
Aus dieser Art sind zahlreiche Varietäten hervorgegangen; die ältesten sind der rot und der weiß blühende
Flieder. Von Frankreich ging der Marly-Flieder mit großen purpurvioletten (bei der Untervarietät pallida pfirsich-blütenfarbenen)
Blüten in sehr großen, kompakten Sträußen aus. Der Versailles-Flieder unterscheidet sich durch kräftigeres Rot. Der Trianon-Flieder
hat noch dichtere blauviolette Blütensträuße. Beim Orléans-Flieder sind die Blüten blendendweiß.
Die Varietäten mit gefüllten, blauen, roten und weißen Blüten stehen an Schönheit den meisten einfach
blühenden zwar nach, erfreuen sich aber in neuester Zeit besonders zum Treiben im Winter einer großen Beliebtheit. Die violett
blühenden Varietäten Charles X und Marly werden im Winter im Gewächshause getrieben. Der Rouen-Flieder (S. rothomagensis
Hort., S. chinensis W.) soll zwischen Sämlingen des gemeinen Flieders gefunden worden sein und ist mutmaßlich
ein Blendling zwischen der gemeinen Art und S. persicaL. Er unterscheidet sich durch seinen mehr in die Breite gehenden Wuchs,
schmälere Blätter, reichern Flor und das mehr violette Kolorit der bis 30 cm langen und an der Basis 15-18 cm breiten Rispen.
Er ist ein ausgezeichneter Treibstrauch.
Von seinen Varietäten ist var. Saugeana am meisten verbreitet; sie ist vorzugsweise durch die dunkelrote
Färbung der Blüte gekennzeichnet. S. persicaL., der persische Flieder, bleibt niedriger als die gemeine Art, hat aufrechte
Zweige, ovallanzettliche, am Grunde nicht herzförmige, dunklere Blätter und kleinere hellviolette Blüten
in reichen ästigen Rispen und von starkem Wohlgeruch. Eine ihrer Varietäten (var. alba) besitzt, wenn auch nicht eigentlich
weiße, so doch viel blässere Blumen, und var. laciniata ist niedriger und hat fiederspaltige Blätter, wegen deren sie für
feine Strauchpartien sehr zu empfehlen ist.
AndereArten, wie die vom Himalaja stammende S.Emodi Wall. und die in Ungarn
[* 84] aufgefundene S. Josikaea Jacq.,
sind weniger verbreitet, auch weniger schön. Alle Syringen lassen sich leicht durch Ableger und durch Stecklinge vermehren;
die Varietäten werden häufig durch Okulieren
[* 85] auf den gemeinen Flieder vermehrt. Um Kronenbäumchen zu erziehen, okuliert
man auf Stämme von S. vulgaeris oder des Liguster. Alle Syringen erfordern zum Gedeihen einen nahrhaften,
etwas kompakten Boden.
Die Treiberei des Flieders im Winter hat in neuerer Zeit eine große Ausdehnung
[* 86] gewonnen. Einer besondern Beliebtheit erfreuen
sich die durch Treiben im Dunkeln oder bei hoher Wärme erzielten weißen Fliederblüten. Man verwendet dazu nur Sorten von
S. vulgaris, wie Charles X und Marly rouge, und in neuester Zeit auch verschiedene gefüllt blühende. Für diesen Zweck werden
entweder wurzelechte aus dem freien Lande entnommene, dafür besonders kultivierte
Sträucher oder auf Sämlinge von S. vulgaris
niedrig veredelte, ein Jahr vor dem Treiben in Töpfe gepflanzte Exemplare verwendet. Bei einer Wärme
von 20 bis 30° C. erhalten die Blüten die beliebte weiße Farbe nur im Dunkeln, bei einer höhern Temperatur von 30 bis 35°
C. ist dies auch bei voller Einwirkung des Lichts der Fall. Früher wurden die weiß getriebenen Fliederblüten fast ausschließlich
aus Paris
[* 87] bezogen, in neuerer Zeit wird der Bedarf großenteils durch die Treibereien in Berlin,
[* 88] Hamburg,
[* 89] Frankfurt
[* 90] a. M., Bonn und einigen andern Städten gedeckt.
eine arkad. Nymphe, wurde, von Pan
[* 91] verfolgt, im FlusseLadon auf ihr Flehen in Schilfrohr verwandelt.
Daraus
schnitt sich Pan, der trostlos am Ufer stand, eine Hirtenflöte, der er den Namen S. gab.
Daher soll die
gewöhnliche Hirtenflöte (s. Pansflöte) diesen Namen haben.
Homer und Hesiod, bei denen die S. als Instrument schon vorkommt,
kannten die Sage vom Pan noch nicht, die in der Gestalt, wie sie von Ovid erzählt wird, erst der alexandrinischen Zeit angehört.
Kirche, in den ersten Jahrhunderten Teil der allgemeinen christl. Kirche, ging seit der
Mitte des 5. Jahrh. in mehrere Bekenntnisse oder Kirchen auseinander, und in neuerer Zeit ist durch die Einwirkung des röm.
Katholicismus die Spaltung noch größer geworden. Von der apostolischen Zeit an hatte das Christentum in Syrien rasche Verbreitung
gefunden, mehr in den Städten als unter dem aramäisch redenden Landvolk (daher im Orient der Name Aramäer
bald die Bedeutung «Heide» bekam).
Antiochia wurde sogar die Mutterstadt des Heidenchristentums (Apostelgeschichte, Kap. 13 fg.). Auch Ostsyrien, d. h. das Osrhoenische
Reich mit der Hauptstadt Edessa, war schon gegen Ende des 2. Jahrh. christianisiert. Weiterhin
drang das Christentum auch in das östl. Mesopotamien mit der Hauptstadt Nisibis und die Tigrisländer vor, war aber hierunter
den Persern zeitweise schweren Verfolgungen (unter Schapur II., Pérôz u. a.) ausgesetzt.
Als Metropole der ganzen syr. Christenheit galt schon früh Antiochia; dem Patriarchen von Antiochia wurde 325 zu Nicäa sein
Rang bestätigt (erst 451 wurde zu Chalcedon der Bischof von Jerusalem als Patriarch von seiner Jurisdiktion
eximiert). Die wissenschaftliche Bedeutung der S. K. stellt sich in der Antiochenischen Schule (s. d.) dar; an sie schlossen
sich im 4. Jahrh. unmittelbar an die Schulen von Edessa (Ephräm, s. d.; Ibas von Edessa, gest. 457, u. a.)
und Nisibis (Jakob, s. d., von Nisibis, gest. 338, u. a.).
Aber schon die christologischen Streitigkeiten des 5. Jahrh. brachten einen Riß in diese
syr.
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