der innern, von schiffbaren Wasserläufen durchzogenen, von einer bis 30 Fuß hohen, seit dem
Aufstande erneuerten
Mauer mit 6
Thoren
und mehrern Wasserthoren umgebenen Stadt mit Häusern bebaut. S. ist der Sitz des
Statthalters und mehrerer Missionen. Von
den
Gebäuden sind die wohl erhaltene
Pagode des Pei-ße von neunStockwerken, die beiden Zwillingspagoden
(Schwang-tha) im S., eine viereckige, ein
StückTusche mit Tuschnapf nachahmende
Pagode, die Prüfungshallen und Lehranstalten
der
Provinz und andere bemerkenswert, in der Umgegend im NW. der alte
Tempel
[* 2] Hu-kiu-schan. Die Bewohner, welche angeblich früher
nach Millionen, jetzt aber noch über ½ Mill. zählen, zeichnen sich von alters her durch ihren Gewerbfleiß
und die Erzeugung von
Seiden- und andern Zeugen, Schnitzereien und Lackwaren (namentlich roten) u. s. w. aus.
Durch den Frieden von
Simonoseki (1895) wurde S. den Fremden geöffnet.
Alexander, griech. Dichter, geb. 1803 zu
Konstantinopel,
[* 3] erhielt in
Paris
[* 4] seine
Bildung und schrieb eine «Histoire
de la révolution grecque» (Par. 1829; deutsch Berl.
1830). Nach
Griechenland
[* 5] zurückgekehrt, veröffentlichte er das
Lustspiel «Ὁ ἅσωτος», sowie «Πανόραµα
τῆς Ελλάδος», eine Sammlung durch nationale
Begeisterung und Aristophanische
Schärfe ausgezeichneter
Dichtungen.
In dem an
Byrons«ChildeHarold» sich anlehnenden Gedicht «Ὁ περιπλανώµενος»
(1839) bekämpfte er die bayr. Herrschaft.
Von der auf 12
Gesänge berechneten
Dichtung «Ἡ Τουρκοµάχος Ἑλλάς» erschienen 1850 vier.
Ferner veröffentlichte er «Ὁ ἐξόριστος τοῦ 1831 ἔτους»
(1834, polit.-satir.
Roman; deutsch Berl. 1837),
Bertha von, Schriftstellerin, geb. in
Prag,
[* 10] Tochter des
GrafenFranzKinsky, verheiratete sich 1876 mit
dem als Romanschriftsteller bekannten
FreiherrnArthur von S. (geb. inWien),
[* 11] lebte mit diesem
mehrere Jahre in
Tiflis und wohnt jetzt auf dem Schlosse Harmansdorf in Niederösterreich. Von ihren
Romanen und Novellen seien
genannt: «Inventarium einer Seele» (Lpz. 1883),
«Der
Kaiser von Europa»
[* 14] (Berl. 1897). Ferner schrieb sie «Das
Maschinenalter» (2. Aufl., Zür. 1891). Besonders bekannt ist
Bertha von S. durch ihre Bestrebungen für die
Verbreitung der Friedensidee. Sie hat die
Österreichische
Gesellschaft der Friedensfreunde
(Wien 1891) ins Leben gerufen und als deren Präsidentin hervorragenden Anteil an den Friedenskongressen
von
Rom
[* 15] (1891), Bern
[* 16] (1892),
Antwerpen
[* 17] (1894) und
Hamburg
[* 18] (1897) genommen. Die von ihr herausgegebene Monatsschrift «Die Waffen
nieder!»
(Dresd. 1892 fg.) dient gleichfalls der Förderung der Friedensbewegung.
Coldfield (spr. ßött’n kohldfihld),Municipalborough in der engl.
Grafschaft Warwick, an der Bahnlinie
Birmingham-Lichfield, hat (1891) 8686 E., eine Lateinschule und schönen
Park.
Hauptstadt der
Fidschi-Inseln (s. d.) ^[= oder Fidji-Inseln (engl. Fiji), richtiger Viti- oder Witi-Archipel, engl. Kolonie, die umfangreichst ...] auf Viti-Levu.
Gebirge in
Serbien
[* 22] (s. d., ^[= (serb. Srbija), Königreich im NW. der Balkanhalbinsel, zwischen 42° 25' und 45° nördl. Br. ...]Oberflächengestaltung).
Joh. Wilh.,
Philolog und preuß.
Staatsbeamter, geb. zu Lemgo, wurde 1796
Lehrer am Köllnischen Gymnasium
in
Berlin,
[* 23] 1800 Gymnasialdirektor in
Thorn,
[* 24] 1804 in
Elbing,
[* 25] 1807 Professor der alten Litteratur in Königsberg,
[* 26] 1808
Staatsrat in der Unterrichtsabteilung des Ministeriums des Innern, 1815 Mitglied der preuß.
Akademie der Wissenschaften, 1817 Wirkl.
Geh. Oberregierungsrat und Mitdirektor der
Abteilung für den öffentlichen Unterricht
im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.
Hafen vonSurat (s. d.) ^[= Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts in der Division Gudschrat der brit.-ostind. Präsidentschaft ...] in
Ostindien.
[* 28]
1) Gouvernement im äußersten Nordosten von
Russisch-Polen, grenzt im N. an das russ. Gouvernement Kowno, im O. an Wilna,
[* 29] im SO. an Grodno, im
SW. an das russ.-poln. Gouvernement
Lomsha, im
W. an Ostpreußen
[* 30] und hat 12551,3 qkm mit (1897) 604973
E.,
d. i. 48,2 auf 1 qkm. Der Norden
[* 31] ist
völlige Ebene und waldig, ebenso der
Osten, wo sich aber am
Niemen einige Hügel und viele
Sümpfe finden. Auch an der preuß.
Grenze sind ungeheure
Wälder,
Sümpfe und Seen. Am fruchtbarsten ist der
Süden, mit Hügeln bis 300 m. An der
Ost- und
Nordgrenze fließt der
Niemen, an der Südgrenze der
Bobr, nach
Preußen
[* 32] gehen die Scheschupe und
Pissa. Im S. ist der
Augustowokanal
(s. d.).
Die Bevölkerung besteht
¶
mehr
zur Hälfte aus Litauern (im Norden), dann Polen (etwa ein Drittel), Juden (ein Sechstel), Weißrussen, Deutschen u. a. Die Beschäftigung
ist vorwiegend Ackerbau, dann Obstbau und Pferdezucht.
[* 34] Geerntet wurde 1889‒93 durchschnittlich jährlich an Wintergetreide
0,91 Mill. Tschetwert, an Sommergetreide 0,98 Mill., an Kartoffeln 1,91 Mill., Heu 11,4 Mill. Pud. An vielen
Stellen wird Torf gegraben. Es giebt 358 Fabriken mit 1½ Mill. Rubel Produktion, darunter besonders Branntweinbrennereien,
Gerbereien, Mühlen;
[* 35] ferner 91 km Eisenbahn; 2 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, 1 kath. Priester-, 1 Lehrerseminar, 190 niedere
und Elementarschulen.
Das Gouvernement besteht aus 7 Kreisen: Augustow, Kalwarija, Mariampol, Sejny, S., Wladislawow und Wolkowyschki. –
2) Kreis
[* 36] im südöstl. Teil des Gouvernements S., an der preuß. Grenze, hat 1528 qkm, 100218 E. – 3) Hauptstadt des Gouvernements
und des Kreises S., an der Czarna Hancza, unweit der preuß. Grenze, hat (1893) 22646 E., darunter 7483 Juden, 1 kath., 1 russ., 1 evang.
Kirche, 1 israel. Betschule, 1 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, russ. Zeitung, 2 Buchdruckereien, 4 Buchhandlungen, 2 Brauereien
und lebhaften Grenzverkehr.
Suwanne-River (spr. ßjuwáhnih riww’r),Fluß in Nordamerika,
[* 37] entspringt im südl. Georgia im Okeefenokeesumpf,
fließt südwärts durch Florida und mündet, 320 km lang, in den Golf von Mexiko.
[* 38] Er empfängt links den Sta.
Fé-River, rechts den Allapahaw und Little-River.
Alexej Sergewitsch, russ. Schriftsteller und Journalist, geb. 23. (11.)
Sept. 1834 in Korchewo bei Bobrow (Gouvernement Woronesch), schrieb humoristische Aufsätze, die Tragödien«Medea» (gemeinsam mit Burenin, 1883) und «Tatjana Rjepina»
(1887; deutsch u. d. T. «Der Frauenjäger»,
Berl. 1892),
den Roman «Die Liebe am Ende des Jahrhunderts» (1893) u. a.
Besonders bekannt ist er aber durch das von ihm 1876 begründete und herausgegebene bedeutendste russ.
Tageblatt «Novoje Wremja» (s. d.),
mit dem eine der größten Buchdruckereien und Verlagsbuchhandlungen (seit 1878) Rußlands nebst Filialen in Moskau,
[* 40] Charkow,
Odessa
[* 41] und Saratow verbunden sind. Der Verlag umfaßt illustrierte Werke, gute und billige Ausgaben wissenschaftlicher und
litterar. Arbeiten, so die «Billige Bibliothek» (Ende 1894: 320 Nummern zu 10 Kopeken) mit fast allen russ.
Klassikern und vielen Übersetzungen ausländischer Werke.
GrafAlex. Wassiljewitsch, Fürst Italijskij, russ. Feldherr, geb. in Finland, aus einer
ursprünglich schwed. Familie. Schon im Feldzug gegen Schweden
[* 42] in Finland und im Siebenjährigen Kriege zeichnete er sich aus.
Von Katharina Ⅱ. 1762 zum Obersten der Astrachanschen Grenadiere ernannt, befehligte er in Polen, zerstreute
die Heere der beiden Pulawski und erstürmte 1768 Krakau.
[* 43] 1773 diente er gegen die Türken unter Rumjanzow und erfocht einen
entscheidenden Sieg über den Reis-Effendi bei Kosludschi.
Nach dem Frieden dämpfte S. im Innern Rußlands die Unruhen, welche Pugatschews Empörung veranlaßt
hatte.
Er unterwarf 1777 den krimschen Chan Dewlet-Gherai, 1780 die Lesghier im Kaukasus und brachte 1783 die Nogaischen Tataren unter
russ. Botmäßigkeit, wofür er zum General der Infanterie ernannt wurde. Am schlug er die Türken bei Kinburn, wobei
er verwundet wurde, und nahm 1788 teil an der Belagerung von Otschakow. Hierauf erfocht er mit
den österr.
Truppen den Sieg bei Focşani über die Türken und schlug 15. Sept. am Flusse Rimnicu den Großwesir. KaiserJoseph Ⅱ. erhob ihn
dafür in den deutschen Reichsgrafenstand, und Katharina Ⅱ. ernannte ihn zum russ. Grafen mit dem Beinamen
Rymnikskij. Unter Potemkin führte S. auch den furchtbaren Sturm auf die Festung
[* 44] Ismail aus. 1791 wurde er zum
Gouverneur von Jekaterinoslaw, der Krim
[* 45] und der eroberten Provinzen am Ausfluß
[* 46] des Dnjestr ernannt. S. blieb zwei Jahre in
Cherson.
Bei dem neuen Aufstand der Polen erstürmte er Praga und besetzte Warschau,
[* 47] worauf er die Marschallswürde
empfing. 1799 übertrug ihm KaiserPaul den Oberbefehl über die Truppen in Italien,
[* 48] wo er auch den Oberbefehl über die österr.
Truppen übernahm. Er vertrieb in drei Monaten die Franzosen aus Oberitalien,
[* 49] wofür er den BeinamenItalijskij erhielt und in
den russ. Fürstenstand erhoben wurde. (S. Französische Revolutionskriege.) Nach den beschwerlichen Märschen über den Sankt Gotthard,
[* 50] in den Alpen
[* 51] und durch Graubünden
wurde er von KaiserPaul zurückberufen und zum Generalissimus aller russ. Heere erhoben. Er erkrankte
jedoch zu Krakau, und es gelang seinen Feinden, ihn wegen angeblicher Mißachtung kaiserl.
Befehle in Ungnade zu bringen.
Die beste BiographieS.s lieferte Polewoj (deutsch, Mitau
[* 57] 1853); vgl. ferner Rybkin, Der Generalissimus
S. Seine Biographie nach deutschen Quellen und Familienpapieren (russisch, Mosk. 1874).
Sein Sohn Arkadij, geb. 1783, erhielt schon in seinem 16. Jahre den Rang eines Generalmajors und
wurde, nachdem er sich in dem Feldzug von 1807 hervorgethan, zum Generallieutnant befördert. Er befehligte
hierauf eine Division bei der Donauarmee und ertrank 1811 bei Rimnicu.
Der älteste Sohn des Grafen Arkadij, GrafAlexander Arkadjewitsch S., Fürst Italijskij, geb. zeichnete sich im Feldzug
gegen Persien
[* 58] aus und machte den poln. Krieg von 1831 im Hauptquartier des Marschalls Paskewitsch mit,
in dessen Auftrage er über die Kapitulation von Warschau unterhandelte. Er wurde dann mehrmals zu diplomat. Sendungen an
deutsche Fürstenhöfe verwendet. 1845 betraute ihn der Kaiser mit der Untersuchung der unter den Truppen am Kaukasus eingerissenen
Mißbräuche, die ein strenges Gericht zur Folge hatten. Darauf wurde er
¶
mehr
Generaladjutant des Kaisers und 1847 Militärgouverneur in Kostroma, im Jan. 1848 Generalgouverneur der Ostseeprovinzen und
im April Generallieutenant. BeimAusbruch des Orientkrieges erhielt S. im März 1854 den Befehl über die zur Verteidigung von
Livland
[* 60] zusammengezogenen Truppen, wurde dann General der Infanterie, 1865 Generalmilitärgouverneur von Petersburg und 1866 Generalinspecteur
der gesamten Infanterie, bald darauf auch Mitglied des Reichsrats. Er starb 12. Febr. zu Petersburg.
-
(frz. suzeraineté), Oberherrlichkeit, Oberlehnsherrlichkeit, der Inbegriff derjenigen Rechte, welche
dem Beherrscher eines souveränen Staates (dem Suzerän) über halbsouveräne Staaten, namentlich hinsichtlich der auswärtigen
Beziehungen derselben, zukommen. Ein solches Verhältnis bestand bis 1878 zwischen der Pforte und den bis dahin tributpflichtigen
Vasallenstaaten Rumänien und Serbien und besteht nach Art. 1 des Berliner
[* 62] Vertrags vom wieder zwischen der
Pforte und dem Fürstentum Bulgarien. Auch zwischen der Pforte und Ägypten,
[* 63] sowie zwischen der Pforte und Samos besteht ein derartiges
Verhältnis. (S. auch Souveränität.)
auch Sweaborg, finn. Viapori, russ. Festung am FinnischenMeerbusen, im Gouvernement Nyland des Großfürstentums
Finland, das «Gibraltar
[* 64] des Nordens», liegt auf einer Inselkette, die den Hafen von Helsingfors abschließt,
und hat gegen 1000 Civilbewohner und eine Besatzung von gegen 6000 Mann. Die Hauptwerke der Festung liegen auf fünf Inseln,
die durch Brücken
[* 65] miteinander verbunden sind. Die Insel Vargö enthält die Matrosenschule, das Arsenal, Zeughäuser, Magazine,
zwei teilweise in Felsen gehauene Schiffdocks, das Denkmal des schwed. Feldmarschalls Ehrensvärds (Granitfels
mit Bronzearmatur eines Schiffs und Ritterwaffen), des Erbauers der Festung. Südlich von Vargö liegt das stärkste Fort
Gustavssvärd. S. wurde 1749 von den Schweden als Festung angelegt und 1808 von den Russen erobert. Im Aug. 1855 wurde es von
der engl.-franz. Flotte bombardiert, seitdem noch stärker befestigt.
Hafenstadt an der Südostküste der dän. Insel Fünen, durch den reizenden Svendborgsund von dem Eilande
Taasinge getrennt, der Hauptort des gleichnamigen Amtes (1615 qkm, 120 707 E.), liegt in einem von Hügeln eingeschlossenen
Thal, ist durch die Südfünensche Eisenbahn mit Odense
[* 66] verbunden, hat (1890) 8755 E., zwei alte Kirchen,
Navigationsschule; Handel und Schifffahrt, Schiffbau, Eisengießerei
[* 67] und Gerberei. S. ist Sitz eines deutschen Konsularagenten.
In der sog. Grafenfehde (1533-35) hatte S. viel zu leiden und wurde 1658 von den
Schweden heimgesucht. - Zum Amt S. gehören
noch Nyborg (s. d.), Faaborg (s. d.), Aeröeskjöbing auf Arröe (s. d.) und Rudkjöbing auf Langeland (s. d.).
Nach mehrern Konzert- und Studienreisen kehrte er im Anfang der siebziger Jahre nach Kristiania zurück und wurde 1880 Dirigent
des dortigen Musikvereins.
Seit 1883 ist er Hofkapellmeister in Kopenhagen.
[* 69]
Seine Violinkonzerte, Sinfonien,
norweg. Rhapsodien u. a. sichern ihm einen hervorragenden Platz
unter den Orchesterkomponisten der Neuzeit.
Johan, norweg. Staatsmann, geb. auf dem Gute Jarlsberg,
wirkte nach jurist. Studien (1833-41) eine Zeit lang als Advokat, ging aber seit 1850, wo er zum erstenmal Platz im Storting
nahm, ganz im polit. Leben auf und ward bald der anerkannte Leiter der radikalen Bauernopposition. Seit 1862 fungierte
er als Präsident im Odelsting, von 1871 an als Präsident des Stortings, und 1884 übernahm er als Ministerpräsident die
Leitung der Regierung (s. Norwegen, Geschichte). Er mußte 1889 den vereinigten Angriffen der Rechten und der
äußersten Linken weichen, nachdem alle die Hoffnungen, die seine Partei in ihn gesetzt hatten, fehlgeschlagen waren. S.
starb in Kristiania.
König von Schweden, wurde während der innern Kämpfe um das Recht, den König zu erwählen, von den Ostgottländern
um 1130 zum König erhoben. Er begünstigte die Verbreitung des Christentums, und die ersten Klöster wurden
während seiner Regierung angelegt. Eine Zeit lang herrschte er auch über Upland, wurde aber hier abgesetzt und endlich in
Ostgottland um 1156 ermordet. Von ihm stammte eine Reihe von Königen, die abwechselnd mit dem Nachkommen Erichs (s. d.)
des Heiligen regierten. Der letzte, Johann I., starb 1222.
König von Norwegen, Stammvater eines königl. Geschlechts, das bis 1319 in Norwegen regierte, kam 1177 von
den Fœrinseln während einer Zeit innerer Wirren nach Norwegen und begründete hier nach harten Kämpfen gegen die Kirche
und die Aristokratie seine Dynastie. Er starb 1202. Erst unter seinem Enkel Hakan (s. d.)
Hakonsson hörten die innern Kämpfe auf, die seit einem Jahrhundert Norwegen zerrüttet hatten.
Jan, niederländ. Naturforscher, geb. zu
Amsterdam,
[* 75] bezog 1661 die Universität zu Leiden,
[* 76] um Medizin zu studieren, und widmete sich besonders der
Anatomie. Nachdem er sich noch in Saumur und Paris aufgehalten, kehrte er 1665 nach Amsterdam, 1666 nach Leiden zurück, wo er
sich 1667 die mediz. Doktorwürde erwarb. Von nun an lebte er in Amsterdam mit anatom. und zootom. Studien beschäftigt. Er
vervollkommnete die Kunst der Injektion
[* 77] und der feinern Anatomie und machte viele neue Entdeckungen in
den Naturwissenschaften.
Durch zu angestrengten Fleiß richtete er aber seine Gesundheit zu Grunde, so daß er in tiefe Hypochondrie verfiel. In dieser
Stimmung las er die schwärmerischen Schriften der Bourignon (s. d.). 1675 reiste er nach Schleswig,
[* 78] wo sich die Bourignon damals
aufhielt, und das Jahr darauf in Angelegenheiten derselben nach Kopenhagen. Er starb zu Amsterdam.
Von S.sSchriften sind zu nennen: «AlgemeeneVerhandelingvanbloedeloose Diertjens» (Utr. 1669; lateinisch Leid. 1685) und «Miraculumnaturae, seu uteri muliebris fabrica» (Leid. 1672). Einen Teil seiner Papiere hatte er vor seinem Tode vernichtet,
einen andern aus Mangel für einen geringen Preis verkauft. Letztere gelangten ein halbes Jahrhundert nachher an Boerhaave,
der sie u. d. T. «Biblianaturae, sive historia insectorum in certas classes redacta, etc.» (2 Bde.,
Leid. 1737–38; deutsch Lpz. 1752) herausgab.
oder Swanen, Bewohner von Swanetien (s. d.), etwa 13000 Seelen,
bilden nach einigen Forschern einen Zweig der kartwelischen Gruppe, nach andern einen selbständigen Stamm. IhreSprache
[* 81] ist
noch wenig erforscht. Die S. sind von mittlerm Wuchs, aber sehr kräftig gebaut; geistig wenig entwickelt,
freiheitsliebend, gutmütig, gastfrei, aber jähzornig und rachsüchtig bei Beleidigungen (Blutrache). Obgleich Christen, hängen
sie doch noch sehr dem heidn. Aberglauben an.
Swanetĭen.
1) Landschaft im westl. Centralkaukasus, am Oberlauf des Ingur und Zcheni-Zkali, besteht
a. aus dem dadianischen S. am Zcheni-Zkali (jetzt Kreis Letschgum), b. aus dem freien S. im Quellgebiet
des Ingur und c. aus dem fürstlichen S. am mittlern (westlichen) Ingur. Das Land am Ingur ist nur in den Sommermonaten durch
den Paß
[* 82] Latpari zugänglich. Südlich am Ingur zieht sich der Swanetische Gebirgsrücken, im Dadiasch 3176 m
hoch. –
2) Polizeibezirk (pristavsvo) im Kreise
[* 83] Letschgum des russ. Gouvernements Kutais, umfaßt die unter b und c genannten Teile
der Landschaft S. Sitz der Verwaltung von Kreis und Polizeibezirk (zusammen 4641,3 qkm mit 46163 E.) ist im Dorf Zageri.
Herm., holländ. Landschaftsmaler, geb. um 1600 zu
Woerden in Holland, soll Ger. Dou zum Lehrer gehabt haben; doch ging er sehr jung nach Italien, wo er Claude
Lorrain zum Vorbild erwählte. Sein eingezogenes Leben
verschaffte ihm den Namen des Einsiedlers (l'Eremita), unter dem er
allgemein bekannt wurde. 1653 wurde er Mitglied der PariserAkademie. Er starb um 1655 zu Paris. Seine Gemälde,
Zeichnungen und geätzten Blätter tragen das Gepräge einer poet. Auffassung der Natur bei treuer Nachahmung. Seine Ölbilder
sind selten. Häufiger findet man seine geätzten Blätter, 116 an der Zahl, die in der Wahl der Darstellungen, in der Verteilung
von Licht
[* 84] und Schatten
[* 85] und in der technischen Behandlung zum Teil hervorragend sind.
Sie stammt aus
dem Stamme der Rosomanen und zeichnet sich durch ihre Schönheit aus.
Von Ermanrichs bösem Ratgeber Bikki (Sibich) wird sie
bei dem Könige des Ehebruchs mit dessen Sohne Randver beschuldigt und infolgedessen von vier Rossen zerrissen.
(spr. ßwónnsih), walisisch Abertawe, Municipal-, County-, Parlamentsborough (zwei
Abgeordnete), Seeplatz und Fabrikort in der GrafschaftGlamorgan des engl. Fürstentums Wales, an der Mündung
des Tawe in die Swanseabai, eine Bucht des Bristolkanals, Station der Great-Western- und der London and Northwesternbahn, Sitz
eines deutschen Vicekonsuls, ist neu und gut gebaut und zählt (1891) 90423 E., gegen 76430 im J. 1881. Für 1896 wurden 98645 E.
berechnet.
Die Stadt hat ein Stadthaus, eine Gerichts- und eine Markthalle, ein Kranken- und ein Zuchthaus, ein Theater,
[* 86] ein Institut für
die Kunde von Wales (Royal Institution ofSouthWales) mit wertvoller Bibliothek und Museum, eine philos. Gesellschaft, ein
litterar. Institut, eine Lateinschule, Taubstummenanstalt sowie mehrere Banken, wie GlamorganshireBankingCompany und Lloyd'sBank. S. ist der Hauptort für das Ausschmelzen der Kupfererze, die aus Wales, Cornwall, Irland und aus
allen Teilen der Erde hierher geführt werden.
Außerdem hat es Eisengießerei, Zinkwerke, sehr bedeutende Weißblechindustrie, Schiffswerfte, Seilerbahnen, Gerberei, Brennerei,
Fabriken für irdene Waren u.s.w. Eingeführt werden Gaskohle, Teer und Pech, Kupfer,
[* 87] Silber, Zinn, Blei,
[* 88] Nickel, Zink und Zinkerze, Eisenerz, Eisen
[* 89] und Stahl, Bau- und Grubenholz, Backsteine, Thon, Pyrite aller Art, Schwefelerz, Salz,
[* 90] Mehl,
[* 91] Getreide,
[* 92] Kartoffeln, Obst, Esparto, Wolle und Talg. Ausfuhrwaren sind: Steinkohlen (1896: 1,757 Mill. t), Preßkohle,
Weiß- und Schwarzblech (im Werte von 2,27 Mill. Pfd. St.), Chemikalien, Erze und Stahlwaren. In den mit Docks
gut ausgestatteten Hafen liefen (1896) 4481 Schiffe
[* 93] ein mit 1,6 Mill. Registertons, darunter 3958 britische, und 2878 Dampfer.
Von S. laufen zahlreiche Eisenbahnen zur Verbindung mit den vielen Kohlengruben, Eisen- und andern Werken der Umgegend aus.
(engl., spr. ßwonn-), eine Art Flanell
(s. d.). ^[= # und Blut, ein durch eine Rede Bismarcks sprichwörtlich gewordener Ausdruck zur Kennzeichnung ...]
Helene, niederländ. Dichterin, geb. zu
Amsterdam, lebte 1865–84 in Brüssel,
[* 96] hiernach in Mecheln
[* 97] und seit ihrer Vermählung mit dem Schriftsteller
Frits Lapidoth (1893) im Haag.
[* 98] Ihre ersten Gedichte schrieb sie in franz. Sprache; jetzt gehört sie zu den hervorragendsten
Lyrikern Jung-Hollands. Von ihren Werken sind hervorzuheben: «BlauweBloemen» (Utrecht
[* 99] 1884),
ein kleines Kaffernreich im östl. Südafrika,
[* 101] seit 1895 unter der Schutzherrschaft
der Südafrikanischen Republik stehend, grenzt im S., W.und N. an Transvaal, im O. an die portug. Besitzungen
der Delagoabai und an Tongaland (s. Karte: Kapkolonien, Bd. 10, S. 118), hat einen Flächeninhalt von 18140 qkm
und zählt (1894) 64000 E., darunter 600 Weiße. S. ist ein 1500 m hoch gelegenes und gesundes Gebirgsland, birgt allem Anschein
nach reiche Schätze an Gold
[* 102] und möglicherweise auch Steinkohlenlager, besitzt herrliche Wiesengründe,
welche gerade im Winter als die gesuchtesten Weideplätze sich darbieten.
Ein besonderer Vorzug sind die hochstämmigen, weit ausgedehnten Waldungen; sie liefern das in Südafrika sonst seltene Bauholz.
Die Bevölkerung gehört zum Stamme der Kaffern. Über sie herrscht nach einheimischem Recht ein erblicher König; die innere
Verwaltung ist den Unterhäuptlingen übertragen. Über alle aber steht der Gouverneur der Südafrikanischen Republik;
er hat die oberste Gerichtsbarkeit und das Recht, Steuern zu erheben und Konzessionen zu erteilen.
S., früher vollkommen unabhängig, wurde in den achtziger Jahren von Buren und Engländern überflutet. Die Buren verstanden
es, durch Erwerbung von Gerechtsamen (in Bezug auf Weidegründe, Goldgräberei, Straßenbau, Zollerhebung
u.s.w.) sich allmählich zu faktischen Herren des Landes zu machen, so daß die Engländer sich gezwungen sahen, 1890 durch
ein vorläufiges Abkommen ihnen die Teilnahme an einer gemeinschaftlichen Oberherrschaft zuzugestehen. Nach wiederholten Verhandlungen
ließ sich die engl. Regierung bewegen, durch den Vertrag vom Dez. 1894 das ausschließliche Protektorat
der Südafrikanischen Republik (s. d., Geschichte), d. h.
soviel wie die Annexion, anzuerkennen.
Suwat oder Sewad, Fluß in der Landschaft Kafiristan in Innerasien, zwischen der nördl. und der südl.
Kette des Hindukusch, ergießt sich bei Pischawar links in den Kabulfluß. An seinem mittlern Laufe liegt ein kleiner Bergstaat,
der schon bei Ptolemäus vorkommt (als Suastos, sanskrit. Suvastu), unter eigenem Fürsten, über den derMaharadscha von Kaschmir,
[* 103] der Emir von Afghanistan
[* 104] und die Engländer die Oberherrschaft zu erreichen suchen.
(engl. Schreibweise für das
mundartliche Swatau, eigentlich Schan-thou oder Schan-Thau),
ein dem Weltverkehr geöffneter chines. Hafenort in der Provinz Kwang-tung, zwischen Hong-kong und Amoy, links an der Mündung
des FlussesHan-kiang, den chines. Dampfer flußaufwärts befahren, in gesundem Klima,
[* 106] aber im Bereich der Wirbelstürme, hat 30000 E.
und (1896) einen Gesamtwarenverkehr von über 11 Mill. Haikuan Tael, d. i. etwa 52 Mill M., und zwar Einfuhr
von ind. Opium, Baumwoll- und Wollwaren (Garne), Zinn, japan. Kohlen und Zündhölzchen und Ausfuhr namentlich von Zucker
[* 107] nach
andern chines. Plätzen. Wichtig ist S. auch als Einschiffungsplatz chines.
Kuli. 1896 liefen 1728 zumeist engl. Dampfer ein.
(engl., spr. ßwett-; frz.
mardandage),Schweißsystem, Schwitzsystem, die Art des Arbeitsverhältnisses, bei der zwischen dem eigentlichen Unternehmer
und den ausführenden Arbeitern eine Mittelsperson, ein (oder mehrere) Afterunternehmer (Faktor, engl. sweater) treten, die
von ersterm die Arbeit zu festem Preise übernehmen und an die Arbeiter auf eigene Rechnung zu möglichst
niedrigem Lohnsatze vergeben. Mit dem S. sind andere Mißstände, wie gesundheitsschädliche oder zu enge Arbeitsräume,
übermäßig lange Arbeitszeit, Ausdehnung
[* 108] der Frauen- und Kinderarbeit u.s.w., eng verbunden. Am krassesten haben sich die
Übelstände dieses Systems in England, besonders in London, z.B. im Schneidergewerbe, ausgebildet, und man erklärt
dort diesen Umstand teilweise aus der Einwanderung zahlreicher fremder Arbeiter, die hilflos in London ankommen und sich jeder
Arbeitsbedingung fügen müssen.
Die Frage der Einwanderung in Verbindung mit dem S. ist deshalb in neuester Zeit in England Gegenstand von Parlamentsverhandlungen
und namentlich einer lebhaften Agitation der geschädigten einheimischen Arbeiter geworden. Durch die
neuern Untersuchungen des Hauses der Lords ist aber festgestellt worden, daß das S. auch in Gewerben vorkommt, die fremde
Arbeiter gar nicht beschäftigen. Einer bessern Beaufsichtigung der Werkstätten dienen die Factory and WorkshopActs von 1891 und 1895. In
Frankreich hat die Provisorische Regierung mit Dekret vom die Marchandage verboten; sie ist aber
auch dort nicht selten und jenes Dekret in Vergessenheit geraten. In Deutschland
[* 109] hat besonders die Hausindustrie (s. d.) von
der Afterunternehmung zu leiden.
Neuerdings macht sich in Berlin eine Bewegung gegen das S. im Schneidergewerbe und der Konfektion geltend.
Vgl. die im «BoardofTradeJournal» fortlaufend veröffentlichten Reports des Commissioner of labour;Burnett, First and second report on S.
(Lond. 1888);
Fifth Report from the Select Committee of theHouseof Lords on the S., in den «Parliamentary Reports», 1890,
Bd. 17 (169);
Abrahamund Davies, The law relating to factoriesand workshops (Lond.
1896);
J. Decrais, L'immigration étrangère en Angleterre (in der «Revue des Deux Mondes», Par. 1892);
eigentlich Swedberg, Emanuel, Gelehrter und Theosoph, geb. zu Stockholm. Fromm erzogen, neigte
S. frühzeitig zur Schwärmerei. Seine Studien umfaßten Philologie, Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften,
daneben auch Theologie. 1710–14 bereiste
¶
Nachdem er 1736‒40 neue Reisen nach Deutschland, Holland, Frankreich, Italien und England gemacht hatte, verlegte sich S. immer
mehr auf theosophische Studien, trat 1747 von seinem Amte beim Bergwerkskollegium zurück und wandte sich ganz der, wie er
glaubte, ihm von Gott aufgetragenen Gründung der sog. NeuenKirche auf Grund der Offenbarung Johannis zu.
Seine «Opera philosophica et mineralogica» (3 Bde.) erschienen
in Dresden
[* 111] 1734. Später wendete er seine naturphilos.
Ideen auch auf die belebte Schöpfung, besonders den Menschen an. So in der «Oeconomia regni animalis» (Lond.
1740‒41) und in dem «Regnum animale» (Bd. 1 u. 2, Haag 1744; Bd. 3, Lond.
1745),
woran sich das Werk «De cultu et amore Dei» (2 Bde., Lond 1745) anschloß,
das schon sehr poetisch und mystisch gehalten ist. Die theol. Bücher, die er meist ohne seinen Namen herausgab, sind sehr
zahlreich. Obenan stehen die «Arcana coelestia, quae in Genesi et in Exodo sunt, detecta» (8 Bde.,
Lond. 1749‒56; deutsch, 16 Bde.,
Tüb. und Bas. 1837‒70). Er starb zu London.
Bis an seinen Tod glaubte S. fest an die Wirklichkeit seiner Visionen und göttlichen Eingebungen. Was von seinem Fernsehen
und von seinen Entdeckungen solcher Dinge, die dem Bereiche der Verstorbenen angehören, erzählt wird,
gab Kant und Thibault Stoff zu kritischen Prüfungen. S. selbst erzählte in seinen Schriften nichts davon. Das religiöse
SystemS.s kann als ein spekulativer Mysticismus auf physik. Grundlage bezeichnet werden. Die Religion hat nach ihm den Verkehr
zwischen der vielgestaltigen Geister- und Menschenwelt zu eröffnen und zu unterhalten.
Die christl. Dogmen kritisiert S. scharf, insbesondere die Dreieinigkeitslehre. Die Erlösung durch Christus ist ihm Überwindung
der höllischen Geister. Die Geister selber haben einst als Menschen, sei es gute, sei es böse, existiert. Eine Vollendung
der NeuenKirche findet statt durch die Wiederkunft Christi, die aber nicht als einmalige, sichtbare zu
fassen ist, sondern als die immer wirkungsvollere Offenbarung seines Geistes durch die Heilige Schrift in der Gemeinde. (Vgl.
Tafel, Darstellung der Lehrgegensätze der Katholiken und Protestanten, zugleich der Unterscheidungslehren S.s, Tüb. 1835.)
Die Zahl der AnhängerS.s (Swedenborgianer) nahm nur langsam zu. In Stockholm bildete sich 1786 die Exegetisch-philanthropische
Gesellschaft, die mehrere Werke S.s übersetzte und hochstehende Männer, darunter selbst den nachmaligen König Karl ⅩⅢ.,
als Mitglieder hatte. Diese Gesellschaft löste sich aber wieder auf, und 1796 entstand eine neue, Fide et charitate genannt,
die noch besteht, wie denn überhaupt die Zahl der
AnhängerS.s neuerdings sehr zugenommen haben soll.
Mittelpunkt der NeuenKirche ist indessen England, wo es hauptsächlich Geistliche der Hochkirche waren, die auf die Massen
wirkten. So schon S.s Freund Thom. Hartley, Rektor von Winwick, der zwei Werke von ihm ins Englische
[* 112] übersetzte. Das meiste
aber that seit 1773 John Clowes, Rektor der St. Johnskirche zu Manchester
[* 113] (gest.
1831), der nicht nur die meisten Werke S.s ins Englische übersetzte, sondern auch außerdem 60 andere Werke zu deren Verteidigung,
Erklärung und Anwendung schrieb. 1782 gründete er zu Manchester eine Gesellschaft zum Druck der S.schen Werke, die schon 1818 über 260000
Bücher verbreitet hatte.
Seitdem nahm die Gesellschaft und auch ihre Wirksamkeit noch bedeutend zu. Besondere Gemeinden der S.schen
Kirche mit eigenen Geistlichen und einem ihrer Lehre
[* 114] entsprechenden Kultus bildeten sich in England seit 1788 und wuchsen seitdem
bis zu ungefähr 50 in dem Vereinigten Königreich. Zahlreich sind auch die Gemeinden in den Vereinigten Staaten von
Amerika. Die offiziellen Organe der NeuenKirche sind die «Minutes» und «Journals
of proceedings», und in England noch außerdem seit 1830 das Journal «The
intellectual Repository and New Jerusalem
[* 115] Magazine». 1813 hatte sich zu Manchester und Salford auch eine Missionsgesellschaft
der NeuenKirche gebildet, der 1820 eine Hilfsgesellschaft zu London beitrat; 1821 bildete sich aber auch
hier eine besondere Missions- und Traktatengesellschaft und 1822 eine ähnliche zu Edinburgh.
Von den Mitgliedern der NeuenKirche haben sich als Prediger und Schriftsteller ausgezeichnet in England Rob.
Hindmarsh, Joh. Roud und Sam. Noble; inAmerika M. B. Roche, früher Prediger
der bischöfl. Kirche. In Deutschland hat der württemb. Zweig in Verbindung mit dem Schweizer eine «Versammlung
der NeuenKirche» in Cannstatt oder Stuttgart
[* 116] gegründet; vereinzelte Mitglieder sind auch in andern Landesteilen, wie auch in
Polen, Rußland und Frankreich. Übrigens ist die Lieblingsthese des Meisters jetzt so gut wie fallen gelassen, während der
Gegensatz gegen Trinitätslehre, Erbsünde und Rechtfertigung festgehalten und die Eschatologie nach wie
vor ausgemalt wird.
In Frankreich schrieb E. Richer ein Werk über S.: «La NouvelleJérusalem» (8 Bde., Par.
1832‒35). In Deutschland hatte zuerst Oetinger von 1765 an einiges von S. ins Deutsche
[* 117] übersetzt, das später in neuen Auflagen
erschien. Neue, bis dahin noch unübersetzte Werke S.s vereinigte Tafel in einer Sammlung u. d. T. «Göttliche
Offenbarungen» (8 Bde., Tüb.
1823‒36),
der auch eine kritische Ausgabe der «Arcana coelestia», (13 Bde., Tüb.
1833‒42) besorgte. Diese sowie andere SchriftenS.s haben Tafel und Hofacker auch ins Deutsche übersetzt. Die S.schen Manuskripte
hat Tafel in photolithogr. Nachbildung herausgegeben (10 Bde.,
Stockh. 1869‒70). –
Vgl. die biogr. Schriften von Schaarschmidt (Elberf. 1862), Matter (Par. 1863),
White (2 Bde., Lond. 1867; neue Aufl.
1871), Wilkinson (2. Aufl., ebd. 1886);
ferner Schneckenburger, Vorlesungen über die Lehrbegriffe der kleinern prot.