Südwestinseln,Kette kleiner
Inseln im Malaiischen Archipel, zur niederländ. Residentschaft
Amboina gehörig, liegen
im
NO. von
Timor und haben zusammen 5236 qkm mit 54000 E. Die größte ist Wetter
[* 2] (3182 qkm, 7500 E.);
wichtig sind die
Babberinseln
(441 qkm, 18000 E.), darunter Dai Masela (Marsella) und Babber, ferner Moa, Sermatta,
Roma,
[* 3]
Dammer und
Kisser.
Sie sind größtenteils stark vulkanisch.
Roma, Tijau, Nila und Serua hatten noch im 19. Jahrh.
Ausbrüche.
(Zuid-Willemswaart), führt durch die belg. und niederländ.
Provinzen Limburg
[* 4] und die niederländ.
Provinz Nordbrabant von Maastricht
[* 5] nach
Herzogenbusch, berührt Weert und
Helmond;
(spr. ßüh),Eugène, eigentlich MarieJoseph, franz. Romandichter, geb. zu
Paris,
[* 6] Sohn eines Oberchirurgen
der kaiserl. Garde, studierte
Medizin, nahm als Wundarzt an dem span. Feldzuge (1823) teil und wurde bald nachher Marinearzt.
Nach verschiedenen Seereisen, und nachdem er 1828 auch die Seeschlacht von Navarino mit erlebt hatte,
nahm er 1829 seinen
Abschied und widmete sich in
Paris der Malerei und litterar. Beschäftigung. Er war Mitarbeiter an einigen
Vaudevilles und führte in
Frankreich den Seeroman ein; es erschienen: «Kernock le pirate» (1830),
«Pick et Plock» (1831),
«Atar-Gull» (1831),
«La Salamandre» (2 Bde.,
1832),
«La Coucaratcha» (4 Bde.,
1832–34),
«La vigie de Koat-Ven» (4 Bde.,
1833),
farbenreiche, effektvolle
Schilderungen des Seelebens, die schnell beliebt wurden. Die «Histoire dela marine française au XVIIᵉ siècle» (5 Bde., 1835–37)
ist dagegen voll
Irrtümer und unnötiger
Details. «Cécile» (1835) und «Le
[* 7] marquis de Létorière» (1839) sind zwei vortreffliche Novellen; der große
Roman«JeanCavalier» (4 Bde.,
1840) behandelt die Geschichte des
Aufstandes der Camisarden in den Cevennen. Bisher hatte S. in seinen meisten Werken ausschließliche
Vorliebe für die altkönigl.
Zeit an den
Tag gelegt. Von nun an aber stürzte er sich plötzlich mit dem Eifer eines Neubekehrten in
sociale und polit. Weltverbesserungsprojekte. Seine socialistisch gefärbten Sittenromane «Mathilde,ou mémoirs d'une jeune femme» (6 Bde., 1841),
«Les mystères deParis» (10 Bde., 1842–43) und selbst der «Juiferrant» (10 Bde., 1844–45) wurden von der
«Presse»,
[* 8] dem «Journal des Débats» und dem «Constitutionnel»
zu beispiellosen Preisen angekauft, mit unermeßlichem Beifall aufgenommen und in zahlreichen
Ausgaben,
Übersetzungen und Nachbildungen verbreitet. Von seinen vielen nachfolgenden Werken, die gleichfalls zunächst in Tagesblättern
erschienen, sind zu nennen: «Martin, l'enfant trouvé» (12 Bde.,
1847),
«Les sept péchés capitaux» (16 Bde.,
1847–49),
romanhafte Verarbeitung von einigen Grundsätzen des Fourierismus, «Les mystèresdu peuple» (16 Bde., 1849–56),
die Geschichte einer Proletarierfamilie in den verschiedenen Kulturepochen
der Weltgeschichte, ein 1857 vom
Pariser Assisenhofe als unmoralisch und aufrührerisch verurteiltes und vernichtetes Werk;
«Les enfants de l'amour» (4 Bde.,
1850),
«La bonne aventure» (6 Bde.,
1851),
«Fernand Duplessis, mémoires d'un mari» (6 Bde.,
1852),
«Les secrets de l'oreiller» (7 Bde.,
1858), ein nachgelassener
Roman.
Ohne sonderlichen Erfolg verarbeitete S. auch einige
Stoffe aus seinen
Romanen für die
Bühne.
Aus der Konstituierenden Versammlung von 1848 entfernt, wurde er mit
Beihilfe der revolutionären
Ausschüsse
bei der Nachwahl zum
Abgeordneten des Seinedepartements in die Gesetzgebende Versammlung gewählt, wo er sich auf
die höchste
Bank desBergs setzte. Infolge des
Staatsstreichs vom aus
Frankreich verbannt, ging er nach
Annecy in Savoyen,
wo er starb. S. besaß vornehmlich die Kunst, die Neugierde zu reizen und zu fesseln. In seinen
Romanen nimmt er es weder mit der poet. Wahrheit noch mit dem
Stil genau; dagegen ist er ein ausgezeichneter Erzähler, scharfer
Beobachter und Virtuos des Effekts. –
Bezirksstadt der span.
ProvinzValencia,
[* 9] links am
Jucar, südlich von der
Albufera (Salzwassersee) de
Valencia,
an der
Nebenbahn (Valencia-)Silla-Cullera und in fruchtbarer Huerta gelegen, hat (1887) 13613 E.
und bedeutenden Reisbau.
(arab.
Suwês; frz.
Suez), Seehandelsstadt
Ägyptens, an der nördlichsten
Spitze des
RotenMeers
auf einer kahlen, völlig vegetationslosen
Landzunge, liegt wenige
Kilometer südlich von dem ehemaligen Clysma oder Kolsum
des arab. Mittelalters, dessen
Lage durch einen kleinen Hügel
Kômel Kolsum angedeutet ist, und besteht aus meist unansehnlichen
Wohngebäuden. Nördlich von der Stadt und dem Bahnhof (Linie Ismailia-Kairo, 238 km) mündet der Süßwasserkanal,
und daneben ist der Lagerplatz für die aus
Arabien kommenden Karawanen.
Südlich von der Stadt führt nach Südosten ein gewaltiger, 3 km langer Steindamm mit Eisenbahn durch das seichte
Meer zu
den auf einer hakenförmigen Halbinsel sich erhebenden Hafenbauten, wo auf 20 ha
LandesArsenale,
Magazine,
Werkstätten, zwei
Leuchttürme u.s.w. stehen. Der
Damm führt zu dem kleinen
Bassin der Kanalcompagnie, dann zur
Avenue Hélène
(früher Quai Waghorn) und zum südl.
Bassin,
Port-Ibrahim genannt, das in zwei
Teile geteilt ist, für
Kriegs- und für Handelsschiffe,
und 50 der größten Schiffe
[* 11] fassen kann; es ist durch Schleusenwerke und treffliche Mauerung geschützt.
Das Trockendock ist 112 m lang, 23 m breit und 9 m hoch. Die
Reede ist sicher und auf 100 qkm nicht unter 10 m tief.
Die Bevölkerung
besteht neben etwa 1200 Europäern aus Ägyptern,
Arabern,
Indern und
Negern, zusammen etwa 15000 E. (vor
Erbauung des
Sueskanals 1500
E.); der Handelsverkehr ist weniger bedeutend als in
Port-Said und
Alexandria. Es besteht ein großes
engl. und ein franz. Hospital. S. ist Sitz eines deutschen Konsuls.
der
Kanal,
[* 12] der das Mittelländische mit dem
RotenMeer, den Isthmus von
Sues durchschneidend, verbindet.Schon
unter den Pharaonen Sethos I. und Ramses II. (um 1400 v.Chr.) war ein
Kanal vom
Nil bis zur Ostgrenze des
Reichs und wahrscheinlich
zum
RotenMeer gegraben worden. Necho II. (609–595
v. Chr.) begann zwischen
Bubastis (dem heutigen Sagasig) am
Nil und dem
RotenMeer einen neuen
Kanal, den (nach Herodot)
Darius Hystaspes etwa 100 Jahre später vollendete.
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Ptolemäus II. (285-247 v. Chr.) erweiterte ihn unter Einbau von Schleusen. Dieser Kanal verfiel zwar allmählich, doch war
er zur Zeit der Schlacht bei Actium (31 v. Chr.) immerhin noch so weit schiffbar, daß durch ihn einige Schiffe der Kleopatra
ins Rote Meer gelangten. Unter den ersten röm. Kaisern und sodann unter dem Chalifen Omar im 7. Jahrh.
n. Chr. wurde der Kanal wieder hergestellt und blieb in Funktion bis 767; damals wurde er zugeschüttet. Im 18. Jahrh.
plante der Mamlukenchef Ali Bei eine Verbindung nicht mehr des Nils, sondern des Mittelmeers
[* 14] mit dem RotenMeer. Aber erst das
franz. Direktorium griff, auf Anregung Napoleon Bonapartes, den Plan wieder auf. Eine 1799 mit Untersuchungen
betraute Kommission erachtete die Verbindung für ausführbar, obgleich der Arabische Golf bei Sues 9,908 m höher stehe als
der Pelusische. Ehe der Kommissionsbericht einging, war aber Ägypten
[* 15] schon an die Pforte zurückgegeben.
Auf Veranlassung Metternichs wurde 1847 durch eine internationale Kommission, der unter anderm der Engländer
Stephenson, der Franzose Talabot und der Österreicher Negrelli angehörten, ein neues Nivellement vorgenommen, das für beide
Meeresteile nahezu gleiche Höhenlage ergab. Eine franz. «Ingenieurbrigade»
im Verein mit den ägypt. Ingenieuren Linant Bei und Mugel Bei vermaßen die Landenge, eine österreichische den Golf von
Pelusium, Stephenson sollte den Golf von Sues vermessen lassen, beschränkte sich aber auf Einsendung von Seekarten.
Negrelli, sowie Linant und Mugel erachteten die Herstellung eines gegrabenen Niveaukanals, im wesentlichen im Zuge des jetzigen
S., für empfehlenswert, während Talabot für den nördl. Teil der Verbindung den Nil benutzen wollte. Die Arbeiten
der erstern Ingenieure gewannen indessen erst praktischen Wert, als ihre Projekte von F. von Lesseps (s. d.)
wieder aufgenommen wurden. Dieser erhielt vom ägypt. Vicekönig Said Pascha für eine zu bildende
Gesellschaft die auf 99 Jahre geltende Konzessionsurkunde unter dem ausgestellt, und die ganze Frage wurde durch
eine internationale Kommission von neuem geprüft; diese bestand anfangs aus den Engländern Rendel, Mac
Clean und Mauby, dem Österreicher Negrelli (damals Generalinspektor der österr. Eisenbahnen), dem Sardinier Paleocapa, den
Franzosen Renau und Lieussou, dem Preußen
[* 16] Lentze, dem Spanier Montesino und dem Holländer Conrad.
Letzterer präsidierte. Die Kommission, deren Zusammensetzung im Lauf der Monate sich änderte, entschied
sich für das Negrellische Projekt, das die Mündung im Pelusischen Golf 28 km westlicher legte als das von Linant und Mugel,
so daß der 157 und unter Hinzurechnung der im RotenMeer belegenen Kanalstrecke von Sues nach Port-Ibrahim 161 km lange Kanal
(s. Karte: Ägypten, Bd. 1, S. 228), von Port-Said ausgehend, den teilweise trocken zu legenden Mensaleh-,
Ballah-, Timsah- und den Großen und KleinenBittersee durchschneidend, in im ganzen nordsüdl. Richtung nach Sues führte, wobei
die Verbindungsstücken zwischen den Seen unter Durchstechung des 16 im hohen Plateaus El-Gisr in der Wüste südlich des
Ballahsees, der Felsenschwelle des Serapeums nördlich des Großen Bittersees und der Höhen am Schaluf
el-Terraba südlich des Kleinen Bittersees zu graben waren.
Die Kosten des S. waren auf 200 Mill. Frs. veranschlagt. Von den 400000 Anteilscheinen à 500 Frs. übernahm 176
602 die ägypt.
Regierung; diese stellte auch anfangs statt der stipulierten 20000 bis zu 40000 Fellaharbeiter und leistete
später, als unter diesen die Sterblichkeit zu groß wurde, eine Entschädigung von 38 Mill. Frs. Die Zinsen der Anteilscheine
wurden mit 5 Proz. nur bis zum bezahlt, sodann bis zum aber zurückgehalten
und in 400000 Bons à 100 Frs., also in eine 40 Millionen-Anleihe umgewandelt, die 4,25 Proz. Zinsen giebt
und mit je 85 Frs. innerhalb von 40 Jahren ausgelost wird. 1868 wurde eine in 50 Jahren rückzahlbare 5prozentige Anleihe von 166 666 500 Frs., 1871 eine
in 30 Jahren mit 125 Frs. rückzahlbare Anleihe von 200000 Bons à 100 Frs. oder 20 Mill. Frs. aufgenommen.
Der nach Abzug der Zinsen und Amortisationskosten für die Baugelder (außer jenen 38 Mill. der ägypt. Regierung: 200 + 40 +
(rund) 167 + 20 = 427 Mill. Frs.) verbleibende Reinertrag (ein solcher ist zuerst 1872 erzielt worden) wird satzungsgemäß
wie folgt verteilt: an die ägypt. Regierung 15 Proz., an die Gründer 10, an den Verwaltungsrat 2, an die Beamten 2, an die
Anteilscheininhaber 71 Proz. Die ägypt. Regierung hat obige 15 Proz.
an eine Gesellschaft PariserBankiers, ihre Zins- und Anteilscheine selbst aber an die engl. Regierung verkauft.
Der erste Spatenstich erfolgte bei Port-Said. Am wurde unter glänzenden Feierlichkeiten
der Kanal eröffnet. Wenn schon sich die namentlich vom engl. Ingenieur Stephenson betonten Befürchtungen, der Kanal würde
eine «Pfütze» darstellen und versanden, die Schiffe würden nach wie vor
um das Kap der Guten Hoffnung fahren u. s. w., nicht bewahrheiteten, sondern
die bedeutenden Routenersparnisse (nach Bombay
[* 17] von Hamburg
[* 18] 43, von London
[* 19] 44, von Marseille
[* 20] 59, von Triest
[* 21] 63 Proz., nach Hongkong
von London 28, von Odessa
[* 22] 47, nach der Sundastraße von Rotterdam
[* 23] 26, nach Sansibar
[* 24] von Konstantinopel
[* 25] 57 Proz.) und damit im
Zusammenhange die dem Kanalzoll fast gleichkommenden Assekuranzersparnisse einen über Erwarten großen
Verkehr im S. bewirkten, so hatte dieser Umstand im Verein damit, daß die größern Schiffe in dem engen Kanal nur mit geringer
Geschwindigkeit fahren durften und daher schlecht steuerten, doch gerade zur Folge, daß eine jener Befürchtungen sich
verwirklichte: große Schiffe liefen oft auf, erlitten selbst Zeitverluste und verursachten solche für
die ihnen folgenden oder begegnenden Schiffe. 1882, allerdings das ungünstigste Jahr, brachte bei 3198 passierenden Schiffen 416 Auflaufungen
mit insgesamt 21 643 Stunden Schiffahrtsbehinderung.
Der Tiefgang der passierenden Schiffe hatte inzwischen zugenommen; 1881 hatten von diesen nur 6,5 Proz., 1884 aber
schon 19,9 Proz. über 7 m Tiefgang (1896 ist diese Ziffer auf 37,2 Proz. gestiegen). Das ursprüngliche
Profil des S. (22 in Sohl-, 58-100 m Wasserspiegelbreite, 8 m Tiefe) erwies sich demnach als nicht genügend. Das Einfahren
der Schiffe in die vorhandenen 10 Ausweichestellen und das Fest- und Wiederlosmachen daselbst erforderte
viel Zeit.
Unter diesen Umständen wurde nach Zusammenberufung einer internationalen Kommission 1884 eine allmähliche Vergrößerung
des Profils beschlossen, wie sie die drei umstehenden Skizzen des Kanalquerschnitts (a in den Seen Mensaleh und Ballah, b im
Einschnitt von El-Gisr und im Serapeum, c Zwischen den Bitterseen und Sues)
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zeigen, in welchen die untern Zahlen und die schraffierten Teile sich auf das alte Profil beziehen, dessen Achse nur zum Teil
mit der neuen übereinstimmt. Die Breiten sind derart geregelt, daß in der Tiefe von 8 m in den geraden Kanalstrecken südlich
der Bitterseen 75, nördlich 65 m, in den Kurven 75-80 m Breite
[* 27] vorhanden ist. Die Erweiterung wird 69 500000
cbm Erdbewegung erfordern und 203 Mill. Frs. kosten. Auf den Bitterseen darf mit voller Kraft,
[* 28] in den andern Kanalstrecken
aber nur mit 9260 m (gleich 5 ⅓ Seemeile) Geschwindigkeit pro Stunde gefahren werden. Bei Nacht brauchen die Schiffe, die
elektrische Beleuchtung
[* 29] haben, nicht mehr abzustoppen. Deshalb und wegen der seit der Erweiterung bessern Fahrwasserverhältnisse
gebrauchen jetzt die Schiffe zur Durchfahrt viel weniger Zeit; so 1896 durchschnittlich nur 18 Stunden 38 Min., statt früher 48 Stunden 30 Min.
Ausschließlich bei Tage haben in den letzten Jahren nur 4-6 Proz. der Schiffe den S. passiert.
[* 26]
^[Abb.: Querschnitte durch den Sueskanal: a in den Seen Mensaleh und Ballah, d. in den Einschnitten von El-Gisr und im Serapeum,
b. in den Bitterseen und Sues. Als Wasserspiegel ist der des gewöhnlichen Niedrigwassers bei Springebbe gewählt.
Der Verkehr war in den Projekten zu 3 Mill. Nettotonnen geschätzt worden. Er betrug:
Wie 1896, so war auch in einer Reihe von Vorjahren die deutsche Flagge an zweiter Stelle; die großen Zahlen für die franz.
und ital. Flagge rühren großenteils von den Kriegstransporten (Madagaskar
[* 31] und Abessinien) her. Die Gesellschaft
des S. besitzt außer 13 Dampfbaggern mit 52 Dampfbagger-Schiffen drei kräftige Schleppdampfer, und hat 95 Lotsen im Dienst,
deren Hauptstation Ismailia am Timsah-See ist und denen 7 kleine Dampfboote zur Verfügung stehen. Jedes durchgehende Schiff
[* 32] erhält einen dieser Lotsen zugeteilt.
Auch unterhält die Gesellschaft einen Süßwasserkanal, der bei Kairo
[* 33] aus dem Nil abzweigt und über Ismailia
nach Sues einer- und Port-Said andererseits führt. Die Arbeitsplätze werden durch ein Cisternenschiff, das 70 cbm Wasser
faßt und 13 km in der Stunde fahren kann, mit Wasser versorgt. An die Unternehmer, die die Schiffe in
Port-Said mit Wasser versehen, verkauft die Gesellschaft das Kubikmeter Wasser mit 2 Frs. Die Dividende betrug (1893-96) 90,40,
90, 92,50 und 92,50 Frs. für den Anteilschein; die Einnahmen aus Tonnen- und Personenzoll in den gleichen Jahren 71 078 810, 73 852 211, 78 169 718 und 79 637 956 Frs.,
zu welchen Summen alljährlich 1-1½ Mill. Frs. für Einnahmen aus Grundstücken, Wasserlieferung, Schlepplöhnen
u. s. w. kommen. Der Zoll, anfangs 10, zeitweise 13-14 Frs., beträgt seit für die geladene Nettotonne 9,5, für
die Nettotonne leerer Schiffe 7, für Personen 10 Frs. -
Vgl. Fr. Szarvady, Der S. (Lpz. 1859);
Stephan,
Der S. und seine Eröffnung (in «Unserer Zeit», Jahrg. 1870);
Gajus S. Tranquillus, röm. Historiker und Biograph, war unter der Regierung des Kaisers Vespasian geboren.
Um das J. 112 n. Chr. begleitete er wohl seinen Freund, den jüngern Plinius, in die ProvinzBithynien. Vom Kaiser Hadrian um 119 zum
Geheimschreiber ernannt, verlor er nach einiger Zeit (wahrscheinlich 121) diese Stelle wieder und scheint nun ohne Amt in Rom
[* 34] ganz seinen Studien gelebt zu haben. Er schrieb zahlreiche Werke, von denen nur eins, das er als kaiserl.
Geheimschreiber verfaßte, vollständig erhalten ist: die Lebensbeschreibungen der zwölf ersten röm.
Kaiser (mit Einschluß des Julius Cäsar), mehr eine Anekdotensammlung als ein Geschichtswerk in höherm Sinne, aber für die
Zeitgeschichte, besonders für die Kenntnis des Privatlebens der Kaiser, von großer Wichtigkeit. Von einem zweiten größern
histor. Werke «De viris illustribus» sind noch aus dem Abschnitte«De poetis» einzelne Lebensbeschreibungen ganz oder
teilweise und ein Auszug aus der Einleitung von «De historicis», eine Lebensbeschreibung des
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ältern Plinius zum Teil, endlich der Abschnitt«De grammaticis et rhetoribus» zu einem beträchtlichen Teil erhalten, während
die freilich nur ganz dürftigen Auszüge in des Hieronymus Bearbeitung der Chronik des Eusebius (s. d.) sich auf das ganze
Werk und somit auch auf die Abschnitte«De oratoribus» und «De philosophis» erstrecken. Auch von einem dritten
größern Werke, das u. d. T. «Prata»
Miscellaneen histor.-antiquarischen, grammatischen und naturwissenschaftlichen Inhalts enthielt, sind noch ziemlich viele
Bruchstücke auf uns gekommen. In allen diesen Werken tritt ein entschiedener Mangel an histor. Sinn, aber großer Fleiß und
Sorgfalt hervor. Die erste kritische Ausgabe der sämtlichen Werke besorgteRoth (neue Ausg., Lpz. 1875);
eine Sammlung der Bruchstücke der übrigen Werke außer den Kaiserbiographien hat Reifferscheid geliefert (ebd. 1860); die
neueste Ausgabe der Biographie des Augustus besorgte Shuckburgh (Cambridge 1896). Die beste deutsche Übersetzung der Kaiserbiographien
ist die von Stahr (2. Aufl., 2 Bde., Stuttg.
1874).
(Sueben, Suevi, Suebi), altdeutscher Volksstamm. Cäsar, der die S. zuerst erwähnt, benennt so einen hinter
den Ubiern und Sigambern wohnenden german. Stamm und erzählt, daß ihr durch den von den Kelten verlassenen Strich zwischen
Main und Donau begrenztes Land 100 Gaue umfasse, in denen sie ohne feste Sitze wohnten, und daß alljährlich
ein Teil der Bevölkerung
[* 36] auf Krieg ausziehe, wie denn dem Ariovist auch S. folgten. Der Name S. hatte in ältester Zeit auch
eine weitere Bedeutung; er umfaßte alle verwandten Stämme mit, die sonst unter dem Namen Erminen (Herminones) begriffen wurden.
In diesem weitern Sinne waren um Christi Geburt die Semnonen (s. d.) der älteste und angesehenste Stamm;
es gehörten weiter dazu die Hermunduren (s. d.), die Markomannen (s. d.) und verschiedene kleinere Stämme.
Der Markomanne Marbod vereinte eine Zeit lang alle diese Stämme unter seiner Herrschaft. Die Ausdehnung
[* 37] des Namens S. bei Tacitus
auf die ostgerman. Stämme beruht auf Unkenntnis. Geschichtlich bedeutend sind später nur die S., die
auch Alamannen (s. d.) genannt wurden, und der kleine Haufen, der zusammen mit
den Vandalen und Alanen 406 den Rhein und 409 die Pyrenäen überschritt und dann in Galicien ein Reich gründete, das lange
Zeit ein Schrecken der umliegenden Landschaften war. Sie kämpften viel mit den Westgoten, denen sie 585 endgültig
unterlagen. Diese S. waren erst Arianer geworden, aber 561 beschlossen sie zum röm. Bekenntnis überzutreten. - In Deutschland
[* 38] hat sich der Name S. in dem der Schwaben erhalten.
(lat. suffixum, d. h. angefügt), in der Grammatik ein Lautkomplex, der an sich keine selbständige Bedeutung
hat, sondern, einer Wurzel
[* 40] (s. d.) oder einem Stamme (s. d.) am Ende angefügt, entweder diesem eine
veränderte Bedeutung giebt oder dem so entstandenen Worte ein bestimmtes Verhältnis
im Satze mitteilt; in ersterm Falle
heißen die S. stammbildende (wortbildende), in letzterm Flexionssuffixe. Die Flexionssuffixe zerfallen in Deklinations-
oder Casussuffixe und Konjugationssuffixe oder Personalendungen: z. B. im lat. lectoris (des Lesers) ist leg (lego, ich
lese) die Wurzel, tor das stammbildende S., das die Bedeutung der handelnden Person giebt, «Leser», -is das Casussuffix des
Genitivs;
in legebat (er las) ist legeba- der Stamm des Imperfektums, -t das S. der dritten Person. (S. Ableitung.)
(spr. ßöffŏk), eine der östlichsten Grafschaften Englands, zwischen Norfolk, Cambridge, Essex und der Nordsee,
hat auf 3820 qkm (1891) 369 351 E., d. i. 97 auf 1 qkm und eine Zunahme von 3,5 Proz.
seit 1881. Das Land ist im ganzen wellenförmig und verflacht sich nach der Küste, wo, besonders an den Flußmündungen,
Sümpfe (Fens) vorkommen, die jedoch in ergiebiges Marschland umgewandelt sind. Der höchste Teil, die East-Anglian-Heights (100-130
m), bildet die Wasserscheide zwischen den Küstenflüssen und den der Ouse zufließenden Gewässern. Zu
letztern gehört der Lark, sowie auf der westl. Nordgrenze die Little-Ouse oder Brandon, zu den erstern Waveney, Blythe, Deben,
Orwell (im Oberlaufe Gipping) und Stour, der die Grenze gegen Essex bildet.
Landwirtschaft bildet den Haupterwerbszweig. Von großer Bedeutung ist die Viehzucht.
[* 46] Die ungehörnten
Suffolkkühe geben ungemein viel Milch; die Butter geht ausschließlich nach London. Pferde,
[* 47] Schafe,
[* 48] Schweine
[* 49] und Federvieh,
namentlich Truthühner, werden in Menge gezogen. Bei der Ausdehnung der Heiden giebt es noch kleines Wild, Hasen und Kaninchen.
[* 50] Gartenbau, Obstkultur, Fischerei,
[* 51] Salzbereitung und Handel wird getrieben; die Industrie ist ohne Belang. Knotenpunkt der
Linien der Great-Eastern-Bahn ist Bury St. Edmunds, wichtig sind auch die Hauptstadt Ipswich und Sudbury. Die Grafschaft schickt
fünf Abgeordnete in das Unterhaus. S. bildete in angelsächs. Zeit den Süden des Königreichs Ostangeln und hieß damals Suthfolc.
(spr. ßöffŏk), engl. Grafen- und Herzogstitel, den verschiedene Häuser führten. Zuerst besaßen
die Cliffords (s. d.) den Grafentitel, verloren ihn aber gegen die Mitte des 14. Jahrh.
Der Titel gelangte hierauf an die bürgerliche Familie Pole und zwar erhielt sie zuerst Michael de la Pole, der schon Eduard
III. und dem Schwarzen Prinzen gedient hatte und von Richard II. zu seinem Kanzler und 1385 zum Grafen
von S. erhoben wurde. Ihn stürzte eine oppositionelle, im Parlament fußende Partei unter Führung von Richards Oheim, dem
Herzog von Gloucester. Er entging dem Tode durch die Flucht und starb in Frankreich im Sept. 1389. Einen Teil der ihm genommenen
Güter erhielt sein Sohn Michael de la Pole, Graf von S. (gest. 1415), zurück. Dessen Sohn William de la
Pole, Graf von S., gehörte zu den namhaftern engl. Heerführern im Kriege gegen Frankreich nach Heinrichs V. Tod. Er war ein Gegner
des RegentenGloucester, vermittelte als Gesandter die Ehe¶
mehr
Heinrichs VI. mit Margarete (s. d.) von Anjou und wurde zum Lohn dafür zum Marquis, später zum Herzog von S. ernannt (1445).
Als Günstling Margaretens erlangte er maßgebenden Einfluß auf die Regierung, stürzte Gloucester, zog sich aber allgemeinen
Haß zu, wurde verbannt, aber von dem Schiffsvolk, das ihn nach dem Festland bringen sollte, ermordet.
Sein Sohn Jack de la Pole, Herzog von S., heiratete Eduards IV. Schwester Elisabeth und stand im Rosenkrieg auf Seite Yorks gegen
Lancaster.
Jacks Sohn John de la Pole, Graf von Lincoln, war von Richard III. seiner mütterlichen Herkunft wegen zum Nachfolger bestimmt
worden, trotzdem wurde er wie sein Vater von Heinrich VII. mit Auszeichnung behandelt. Jedoch mag der Gedanke
an die Krone in Lincoln lebendig geblieben sein, er schloß sich der ersten Yorkistischen Erbebung gegen Heinrich VII., die
Lambert Simnels Namen trägt, an und kam in der Entscheidungsschlacht bei Stoke ums Leben (1487). Weil er
geächtet war, so verfiel die Herzogswürde mit dem Tode seines Vaters (1491), Heinrich VII. ernannte jedoch seinen jüngern
Bruder Edmund de la Pole zum Grafen von S. Durch eine Äußerung Kaiser Maximilians, die ihm hinterbracht wurde, ließ er sich
verleiten, als Yorkistischer Prätendent aufzutreten und sich an den kaiserl.
Hof
[* 53] zu begeben (1501). Aber er mußte schließlich zum Herzog von Geldern fliehen. Von diesem an Philipp den Schönen von Castilien
ausgeliefert, kam er gegen das Versprechen, sein Leben zu schonen, in Heinrichs VII. Hand;
[* 54] unter Heinrich VIII. wurde er 1513 hingerichtet.
Sein jüngerer Bruder Richard de la Pole, der mit ihm zu Maximilian gegangen war, fand eine Zuflucht in
Ungarn,
[* 55] dann in Frankreich, in dessen Diensten er 1525 in der Schlacht bei Pavia fiel.
Die Würde eines Herzogs von S. wurde von Heinrich VIII. 1514 an Charles Brandon, Viscount Lisle, verliehen, einen seiner Günstlinge,
der mit gegen Frankreich gefochten hatte. Als der Gemahl von Heinrichs Schwester Maria, Ludwig XII. von
Frankreich, 1515 gestorben war, wurde S. mit der Ordnung der Angelegenheiten Marias betraut, warb selbst um die jugendliche
Witwe und vermählte sich heimlich mit ihr. Nur Wolseys geschickter Vermittelung hatte S. es zu danken, daß er Heinrichs Verzeihung
erhielt und heimkehren durfte. Dafür wurde er später Mitglied der unter des Herzogs von Norfolk Führung stehenden Hofpartei,
die den allmächtigen Minister Wolsey stürzte. Als seine Gattin Maria 1533 starb, heiratete er sofort Katharina Willoughby.
Nach wie vor war er viel in Staatsgeschäften thätig, kämpfte 1544 noch einmal gegen Frankreich und
starb im Aug. 1545.
Von den zwei Töchtern aus seiner Ehe mit der Prinzessin Maria heiratete die ältere, Franziska, Henry Grey (Gray), Marquis
von Dorset, auf den 1551 die Würde eines Herzogs von S. übertragen wurde. Seine Tochter war Jane Grey (s. d.) die
Northumberland zur Königin proklamierte. Sie mit ihrem Vater wurde eingekerkert, letzterer beteiligte
sich nach seiner Freilassung an der ErhebungdesThomas Wyatt (s. d.) und wurde kurz nach seiner Tochter hingerichtet.
Unter Jakob I. wurde 1603 LordThomas Howard von Walden (gest. 1626) zum Grafen von S. erhoben, der diese Würde auf seine Nachkommen
vererbte. Seine Tochter war die wegen Giftmordes angeklagte
Franziska Howard, Gemahlin der Grafen Essex und Somerset. Die Grafenwürde
ging 1745 auf eine Seitenlinie über, die bereits den Grafentitel von Berkshire trug. Heutiger Träger
[* 56] des Namens ist Henry
Charles Howard, achtzehnter Graf von S. und Berkshire, geb.
(lat.), bei den Römern die Stimme, die der Bürger in den Komitien (s. d.) abgab; auch
die Abstimmung im ganzen und das Stimmrecht selbst wird mit S. bezeichnet. Die Abstimmung geschah lange Zeit mündlich; erst
im 2. Jahrh. v. Chr. wurde durch mehrere Gesetze die schriftliche Abstimmung (per tabellas, d. i. durch hölzerne, mit Wachs
überzogene Täfelchen) eingeführt, und zwar zuerst durch die Lex Gabinia 139 v. Chr. bei Magistratswahlen, 131 durch
die Lex Papiria bei Gesetzesvorschlägen, 137 durch die Lex Cassia bei Gerichten, mit Ausnahme derer über perduellio, und 107 durch
die Lex Caelia auch für diese.
(lat.), Blutunterlaufung, die sich mehr in der Fläche ausgebreitet, sich gleichmäßiger
verteilt und nur wenig Gewebe
[* 57] verdrängt oder zerrissen hat. (S. Sugillation und Blutung.)
(Taßawwuf), Name des Systems der Mystiker des mohammed. Orients. Die Anhänger desselben werden Sûfi genannt,
d. h. mit Wolle Bekleidete (vom arab. sûf, Wolle), weil angeblich die Mitglieder der ältesten sufischen Kongregationen Kittel
aus grobem Schafwollstoff getragen haben. Der S. wurzelt in jener ascetischen Richtung, welche sich in
Lehre
[* 58] und Leben in vielen Kreisen des orthodoxen Islams bereits in seinem ersten Jahrhundert herausgebildet hat und als deren
erster VertreterHasan Baßri (gest. 728) zu nennen ist.
Bald sammelten sich die Asceten auch in Klöstern zu beschaulicher Lebensweise und gemeinschaftlichen ascetischen
Übungen. Um die Mitte des 8. Jahrh. wurde das erste Derwischkloster in Damaskus gegründet,
und um 815 soll ein frommer Mann, Abu Said ibn Abil-cheir, den man gewöhnlich als den eigentlichen Begründer der Sufivereinigungen
betrachtet, in Chorassan ein Kloster gestiftet haben. Entscheidend für die Richtung der Entwicklung des
S. ist die Einwirkung der pantheïstischen und buddhist.
Lehren,
[* 59] welche von Indien her auf den mohammed. Ascetismus eindrangen. Durch den Einfluß dieser Elemente,
welche bereits in der zweiten Hälfte des 9. Jahrh. das Wesen des S. bestimmen, entfernt sich
derselbe immer mehr von der orthodoxen, streng theïstischen Dogmatik, und zwar in dem Grade als die pantheïstisch-kontemplativen
Elemente zum Übergewicht gelangen. In dieser Hinsicht sind bereits im ältern S. zwei Richtungen zu unterscheiden. Die Anhänger
des S. im Sinne des Abu Jezid al-Bistami (gest. 875) bekennen unverhüllt den Pantheïsmus, während die Schule
des Dschunaid (gest. 909) diese Lehre in eine solche Form zu bringen wußte, daß dabei eine völlige
Lossagung vom theïstischen Dogma vermieden wurde.
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mehr
Nach der Lehre des S. ist die Welt eine Emanation Gottes, der überall und in allem ist. Gott ist das allein existierende Wesen.
Das Ziel des Lebens ist das Aufgehen in Gott. Zu diesem Ziele gelangt man vermittelst verschiedener aufeinander folgender
Vollkommenheitsstufen, deren successive Erreichung den Inhalt des Lebens im Sinne des S. bildet. Vom Gesetz
ausgehend gelangt man durch stufenweise Vervollkommnung, innerhalb deren den ekstatischen Zuständen (Hal) eine große Rolle
zukommt, endlich zur Vereinigungmit Gott, welche das Ziel des S. ist.
Innerhalb der Bestrebungen des S. verliert das Gesetz des Islams sowie das konfessionelle Leben überhaupt allen Wert
und alle Bedeutung. Um auf dem Boden des Islams möglich zu bleiben, hat der S. zu einer allegorischen Deutung des Gesetzes
seine Zuflucht genommen. Wie hinsichtlich der Formulierung der pantheïstischen Lehre, so bieten die verschiedenen Kreise
[* 61] des
S. auch hinsichtlich ihres Verhältnisses zum Ritualgesetz Abstufungen dar. Während die einen sich äußerlich
an das Gesetz halten, verkünden andere öffentlich die Lossagung von demselben. Es giebt demgemäß zweierlei Derwischorden,
welche, je nach ihrem Verhältnis zum Ritualgesetz, mit dem pers.-arab. Namen Ba-schar (mit Gesetz) und Bi-schar (ohne Gesetz)
bezeichnet werden.
Wegen seiner pantheïstischen Lehren sowie auch wegen seines Verhältnisses zu dem Gesetz traten die orthodoxen
Theologen dem S. feindlich gegenüber. Dies Verhältnis führte bereits sehr früh zur Verfolgung der Autoritäten der pantheïstischen
Ketzerei. Unter diesen ist der berühmteste ein Wollkrempler Namens Hallâdsch, der die Inkarnation Gottes im vollkommenen
Menschen lehrte und im pantheïstischen Sinne die Worte sprach: Ich bin die Wahrheit (d. i. Gott).
Seiner Lehren wegen wurde er 922 hingerichtet. Viele orthodoxe Autoritäten, unter welchen Ghazali (s. d.) der bedeutendste
ist, bestrebten sich, den Formalismus der mohammed. Gesetzlehre mit sufischen Ideen zu
durchdringen, und schufen ein zwischen S. und Islam vermittelndes System. Korporative Vertretung findet der S. in den zahlreichen
Orden
[* 62] der Derwische (s. d.), welche in ihren Regeln und Lehren die verschiedenen Richtungen des S. darstellen.
In ihnen ist aber auch der Mißbrauch hervorgetreten, den arbeitsscheue Menschen und Landstreicher mit den tief angelegten
Lehren des S. treiben.
Außer den systematischen Darstellungen seiner Lehren hat der S. die Poesie stark beeinflußt, namentlich die pers.
Poesie. Die bedeutendsten Vertreter dieser mystischen Poesie sind Senai, Ferid ed-dîn Attar (der Verfasser des Mantik al-tair),
Dschelal ed-dîn Rumi (der Verfasser des Mesnewi), Hafis, Dschami u. a. In der arab. Litteratur ist ihr bedeutendster
Vertreter Omar ibn el-Fâridh.
Über dieLehren und Geschichte des S. vgl. Malcolm, History of Persia, Bd. 1 (2.
Aufl., Lond. 1829);
Hauptort ist Borgo (s. d.). Das Thal, anfangs breit, folgt gegen Osten einer tektonischen Linie, wendet
sich später in enger Schlucht südlich und mündet bei Bassano in die oberital. Ebene. Die Suganathalbahn oder Val-Sugana-Bahn
(65,135 km; 1896 eröffnet), eine Lokalbahn von Trient nach Tezze an der ital. Grenze, geht von Trient (192,5 m) zuerst im
Thale des Suganaflusses und ersteigt die Wasserscheide (471 m) zwischen Etsch und Brenta, auf welcher Strecke (10 km) zahlreiche
Kunstbauten und Tunnels angelegt sind. Die Anlagekosten betragen 6 Mill. Fl.
(spr. ßüschähr),Abt von St. Denis, franz. Staatsmann, von niedriger Herkunft, trat 1196 zuerst im Dienste
[* 68] der Abtei St. Denis, dann 1118 und 1121 als Gesandter König Ludwigs VI. beim Papst hervor. Er wurde 1122 Abt
und spielte bald eine wichtige und für die erstarkende franz. Monarchie nützliche Rolle
als Freund und erster Berater des Königs. Auch dessen Sohn Ludwig VII. vertraute dem bewährten Minister ganz und ließ ihn
als Reichsverweser zurück, als er 1147 ins Heilige Land zog. Kraftvoll wahrte S. die Rechte des Königs gegenüber der Willkür
der Feudalherren. Als Ludwig VII. nach vielen Verlusten ohne Erfolg heimkehrte (1149), rüstete S., ursprünglich kein Freund
des Kreuzzugs, zu einem zweiten, starb aber S. hat sich auch als Geschichtschreiber ausgezeichnet,
indem er eine «Vita Ludovici VI» (hg. von Molinier, Par.
1887) verfaßte. -
Vgl. Combes, L'abbé S. Histoire de son ministère et the son régime (Par. 1853);
Huguenin, S. et la
monarchie française au 12e siècle (ebd. 1857).
(neulat), Empfänglichkeit für die Suggestion (s. d.). ^[= (lat.), ursprünglich die Erweckung einer Vorstellung durch eine andere ("Suggestionsgesetz ...]
(lat.), ursprünglich die Erweckung einer Vorstellung durch eine andere («Suggestionsgesetz») der schott.
Psychologenschule), wurde zuerst von Braid als Bezeichnung für gewisse Erscheinungen in der Hypnose eingeführt. Wie schon
im gewöhnlichen Leben durch Sinneseindrücke gewisse entsprechende Gefühle (z. B.
beim Anblick von Ungeziefer Hautjucken) entstehen können, wie andererseits durch Gefühle (z. B. Angst) allerhand Vorstellungen
ängstlicher Art ausgelöst werden, so finden sich derartige Wechselwirkungen ganz besonders in dem hypnotischen Zustande,
wo die Suggestibilität gesteigert ist, wenigstens in gewissen Formen derselben. Bringt man z. B.
die Hände eines Hypnotisierten in die Haltung wie beim Gebet, so entsteht in demselben lebhaft die Vorstellung
des Betens, das Gesicht
[* 69] drückt eine andächtige Stimmung aus, die nicht
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