dem
Gläubiger das
Recht des Rücktrittes wegen vom Schuldner verschuldeter
Unmöglichkeit der Leistung und schließt die Wirkungen
des Verzugs (s. d.) für den Schuldner aus und kommt noch dessen
Bürgen zu gute
(DeutschesBürgerl. Gesetzb. §§. 202, 454).
Auch ist der
Käufer bei S. des Kaufpreises nicht verpflichtet den Kaufpreis von dein Zeitpunkt an zu
verzinsen, von dem an die Nutzungen des gekauften Gegenstandes ihm gebühren (§. 452).
Über S. bei Verkauf vgl. ebenda §. 509. über
das gerichtliche Stundungsverfahren s.
Ausgleichsverfahren. (S. auch Konkursverfahren, Nachlaßvertrag und
Zwangsvergleich.)
moldauische Bojarenfamilie, die urkundlich schon im Anfang des 15. Jahrh.
erwähnt wird und inländischen Ursprungs ist. Als 1821 die Herrschaft der Phanarioten in der Moldau
und Walachei ihr Ende nahm, wurde
Johann S. 1822 als Rumäne von der
Pforte zum Fürsten der Moldau ernannt, welche Würde
er bis zur russ. Occupation von 1828 bekleidete. 1834 wurde
Michael S., geb. 1795 zu Iassy, zum Fürsten der Moldau
gewählt. Er war 1817, unter dem Fürsten Kallimachi, ein thätiger Mitarbeiter am Kallimachischen Gesetzbuche gewesen, machte
sich aber als Fürst durch Habsucht und
Strenge verhaßt. Nach dem
Vertrag von
Balta-Limani 1849 mußte er der Herrschaft entsagen
und nahm seinen bleibenden Aufenthalt in
Paris,
[* 2] wo er starb. Sein Sohn
Gregor that sich als polit.
Redner und Mitglied der Hochreaktionären hervor. -
Vgl.
Michael S. et son administration (Brüss. 1848);
Michael S., ancien
prince regnant de Moldavie, 1839-49 (Par. 1874). -
Ein Verwandter
MichaelS.s war der russ. Geheimrat
Alexander Sturdza (s. d.). - Derselben Familie gehört auch Demeter
[* 3] S.
von Miklauscheni an, geb. Er studierte in
München,
[* 4] Göttingen,
[* 5]
Bonn
[* 6] und
Berlin
[* 7]
Staatswissenschaften, war 1857 Kanzleichef
des
Diwansad hoc der Moldau, 1859 Unterrichtsminister, 1866 einer der eifrigsten Mitarbeiter am
Sturze Cusas und an der
Wahl
des Fürsten
Karl von Hohenzollern.
[* 8] Er war mehrmals Minister im liberalen
KabinettBratianus und nahm den
thätigsten Anteil an der
AnnäherungRumäniens an den Dreibund.
Als Sekretär
[* 9] der rumän.
Akademie der Wissenschaften leitet er die Herausgabe der großen Quellenwerke über rumän.
Geschichte, und publizierte mehrere historische, numismat. und statist.
Abhandlungen. Nach dem Rücktritt
Catargius wurde er mit
der
Bildung eines liberalen Ministeriums beauftragt, in dem er neben dem Präsidium das
Auswärtige übernahm.
Infolge eines kirchenpolit. Zwistes trat er mit seinem ganzen
Kabinett zurück und wurde im März 1897 zum Präsidenten
des Senats gewählt, jedoch schon trat er wieder als Ministerpräsident und Minister des Äußern
an die
Spitze der Regierung.
oder
Stourdza,
Alexander, Publizist, geb. in der Moldau, lebte einige Zeit in
Deutschland
[* 10] und widmete
sich dann im russ. Interesse der polit. Schriftstellers. Er schrieb «Betrachtungen
über die
Lehre
[* 11] und den
Geist der orthodoxen
Kirche» (deutsch von Kotzebue, Lpz. 1817) und trat hierauf
als
Staatsrat in die Kanzlei des
GrafenKapodistrias ein. 1818 verfaßte er auf dem
Kongreß zu
Aachen
[* 12] im
AuftragKaisersAlexander
I. ein «Mémoire sur l'état actuel de l'Allemagne». Die Frivolität, womit
S. in dieser
Schrift die öffentliche Meinung und den deutschen Nationalcharakter denunzierte und die
deutschen
Universitäten als die Pflanzstätten des revolutionären
Geistes bezeichnete, erregte beim deutschen
Volk hellen
Zorn. Unter den Gegenschriften, welche das «Mémoire» hervorrief, sind
Villers'
«Coup d'œil sur les universités de l'Allemagne» und Krugs «Auch
eine
Denkschrift» (Lpz. 1819) zu erwähnen. 1819 zog sich S.nach
Dresden
[* 13] zurück.
Hier bedroht, ging er nach
Rußland und schrieb «La Grèce en 1821» (Lpz.
1822), zog sich aber bald darauf aus dem
Staatsdienst zurück. Unter
Nikolaus I. wurde er von neuem im Ministerium des
Auswärtigen
verwendet, bis er endlich als Geheimrat den
Abschied nahm. S. starb 25. (13.) Juni 1853 auf seinem Gute Mansyr in
Bessarabien. Seine
«Briefe über die Pflichten des geistlichen
Standes» (4. Aufl., Odessa
[* 14] 1844) fanden in
Rußland großen Beifall.
Über seinen Schwiegervater
Hufeland schrieb er «C. W.
Hufeland» (Berl. 1837). Nach seinem
Tode erschienen seine «Œvres posthumes
religieuses, historiques, philosophiques et littéraires» (5 Bde.,
Par. 1858-61).
Sten, Reichsverweser vonSchweden,
[* 15] 1470-1503, der Sohn Gustav
S.s und einer Schwester König
Karls VIII. Knutsson, wurde nach
Karls VIII.
Tode Reichsverweser in
Schweden. Wenn auch der König von
Dänemark
[* 16] zeitweilig in
Schweden als König anerkannt wurde, so wußte sich S. doch trotz der Parteien des
Adels, der lieber einen fremden König als
einen eingeborenen an der
Spitze des
Reichs sah, lange Zeit in seinem mehr als königl. Ansehen zu behaupten.
Unter ihm wurde die Buchdruckerei in
Schweden eingeführt und die
Universität zu
Upsala
[* 17] gestiftet. Er besiegte 1471
Christian
I. von
Dänemark am Brunkeberge bei
Stockholm,
[* 18] mußte ihm aber 1477 weichen; doch gelang es ihm schon nach
vier Jahren, die Macht als Reichsverweser wieder zu erlangen. Er starb 1503. - Auch die ihm folgenden beiden Reichsverweser,
Swante Nilsson, 1504-12, der aus der Familie Natt och
Dag stammte und selbst niemals den
Namen S. trug, mütterlicherseits aber
mit dieser Familie verwandt war, und dessen Sohn
Sten Swantesson, 1512-20, der den
Namen S. wieder aufnahm,
schützten 16 Jahre lang ihr Vaterland gegen alle Unternehmungen
Dänemarks.
St., hinter lat. naturwissenschaftlichen
Namen, bedeutet
JakobSturm, Kupferstecher und Naturforscher, geb. zu
Nürnberg,
[* 19] gest. daselbst Verfasser mehrerer ikonographischer Werke über die
deutsche
Flora und Fauna.
August, Dichter, Sohn von Julius S., geb. in Göschitz bei Schleiz,
[* 20] studierte seit 1872 in
Jena,
[* 21]
Leipzig
[* 22] und
Berlin anfangs
¶
mehr
Theologie, dann die Rechte, lebte 1880-82 als Regierungsassessor in Rudolstadt
[* 24] und wurde 1884 Rechtsanwalt in Naumburg.
[* 25] Außer
jurist. Schriften («Der Kampf des Gesetzes mit der Rechtsgewohnheit», Cass. 1877;
«Recht und Rechtsquellen», ebd. 1883; «Die Lehre vom Vergleiche», Berl. 1889; «Beiträge zu einer
allgemeinen Rechtslehre», Naumb. 1895 u. a.) hat S. eine
größere Anzahl von Dichtungen veröffentlicht: «Gedichte» (Gütersloh 1877),
«Pereat tristitia» (ebd.1882;
2. Aufl. u. d. T. «Deutsches Liederbuch», Lpz. 1894),
«Auf Flügeln des Gesanges» (Neuhaldensleben 1883),
Johs., Schulmann, geb. zu Schleiden, studierte zu Leiden
[* 27] und Löwen
[* 28] und ging dann nach Paris, wo er
akademische Vorträge hielt und zur reform. Lehre übertrat. Er wurde dann nach Straßburg
[* 29] berufen, um
daselbst die neue Organisation des Schulwesens zu leiten. Bald nach seiner Ankunft (Jan. 1537) begründete er das Gymnasium,
in dem er das humanistische Bildungsideal zu verwirklichen suchte (vgl. seine Schrift«De literarum ludis recte aperiendis»,
Straßb. 1539). Daneben war S. auch mit kirchlichen Angelegenheiten beschäftigt
und wurde zu diplomat.
Missionen verwendet. Da er vielfach in Streitigkeiten mit den Lutheranern verwickelt war, wie namentlich mit Marbach, dem Präsidenten
des geistlichen Konvents, dann, nach dem Erscheinen der Konkordienformel, mit dem Professor Pappus, führten S.s Gegner zuletzt
dessen Entlassung vom Amte (Ende 1581) herbei. Er starb zu Straßburg. S. stand in hohem Ansehen
und war in Schulsachen der allgemeine Ratgeber in Deutschland. KaiserKarl V. hatte ihn in den Reichsadel erhoben. -
Vgl. Schmidt,
La vie et les travaux de S. (Straßb. 1855);
Kückelhahn, Johannes S., Straßburgs erster Schulrektor (Lpz. 1872): Laas,
Die Pädagogik des Johannes S., kritisch und historisch beleuchtet (Berl. 1872);
G. Schmid, J. S. in Straßburg (in Schmids «Geschichte
der Erziehung», Bd. 2, Abteil.
2, Stuttg. 1889).
Julius, Dichter, geb. zu Köstritz in Reuß,
[* 30] studierte 1837-41 in JenaTheologie und war dann einige
Zeit Hauslehrer zu Heilbronn
[* 31] und zu Friesen in Sachsen,
[* 32] worauf er Erzieher des ErbprinzenHeinrich XIV.
von Reuß wurde, den er auch auf das Gymnasium zu Meiningen
[* 33] begleitete. Seit 1851 wirkte S. als Pfarrer in dem Walddorfe Göschitz
bei Schleiz, von wo er 1857 in gleicher Eigenschaft nach Köstritz übersiedelte. Im Okt. 1885 legte
er sein Amt nieder und erhielt den Titel als Geh.
Kirchenrat. Er starb in Leipzig. In allen seinen Poesien bekundet sich S. als lyrischer Dichter voll tief religiösen
Sinnes, dabei zugleich als Mann von Gemüt und echt deutscher Gesinnung. Die Form seiner einfachen und wahren,
zum Teil höchst zarten und innigen Dichtungen ist klar und glatt. Gedichte religiösen Inhalts veröffentlichte er in den drei
Sammlungen «Fromme Lieder» (Tl. 1, Lpz. 1852; 12. Aufl. 1893; Tl. 2, 1858: 4. Aufl. 1892: Tl. 3,1892),
ferner in «Zwei Rosen
oder das Hohe Lied der Liebe» (ebd. 1854; 2. Aufl. 1892),
vom Wechsel der Gezeiten (s. d.) nicht abhängiger besonders
hoher Wasserstand des Meers, den ein gegen die Küste wehender Wind erzeugt. Der in immer nahezu derselben Richtung wehende Wind
treibt die Wassermassen vor sich her, so daß ein Anstauen gegen die Küste stattfinden muß. Je mehr dann die Küstenentwicklung
den schnellen Abfluß des Wassers hindert, um so höher wird die S.; weshalb Buchten, wie die der deutschen
Nordseeküste, bei andauernden nordwestl. und westl. Stürmen, und die Kieler und Lübecker Bucht bei nordöstl. und östl.
Stürmen besonders gefährdet sind.
In der Ostsee sind die Bedingungen für eine S. folgende: Wenn längere Zeit stürmische Westwinde geweht haben, so daß das
Ostseebecken sich durch Zufluß aus der Nordsee über Normalstand gefüllt hat und dann eine Depression
[* 38] in östl. Richtung etwa in der Linie Hamburg-Lübeck-Swinemünde fortschreitet, dann kann das nunmehr wieder westwärts getriebene
Ostseewasser nicht schnell genug durch den Sund und die Belte wieder abfließen und wird durch die nordöstl.
Windrichtung in die Kieler und Lübecker Bucht hineingedrängt. Die letzten S. von 1855 bei Cuxhaven, 1872 und 1883 bei
Travemünde und Kiel
[* 39] und 1895 bei Hamburg
[* 40] trieben das Wasser über 3 m über den mittlern Hochwasserstand. Die Bucht von Bengalen
leidet sehr unter S. Im Delta
[* 41] des Brahmaputra kamen an 200000 Menschen ums Leben. Der Wasserstand
wächst bei S. oft so sehr, daß er Dämme und Deiche überflutet und durchbricht und oft viele Quadratmeilen dahinter liegenden
Landes verwüstet. -
Vgl. P. Mayer, über S. (Berl. 1873);
Lentz, Flut und Ebbe und die Wirkung des Windes auf den Meeresspiegel
(Hamb. 1879).
(Befestigungskunst) sind solche Hindernisse, die die Feldarmee ohne besondere Hilfsmittel nicht überwinden,
und solche Befestigungen, die sie nicht erstürmen kann.
(freistehenden oder Bekleidungsmauern) in Gräben und breiten Wassergräben mit militär. Wassertiefe (1,80 m) kommen eiserne
Gitter und die stets nötige gute Bestreichung in Betracht.
(Cassis), eine Gattung der Kammkiemer aus den tropischen Meeren, mit großem, bauchigem, knotigem
Gehäuse, dessen schmaler Mundspalt von wulstigen, meist schön gefärbten Lippen umsäumt ist.
die an Hafen- oder Küstenplätzen als Warnung gegen wahrscheinlich nahende Stürme geheißten Zeichen.
In Deutschland sind von der deutschen Seewarte 36 Signalstellen 1. Klasse, 11 Signalstellen 2. Klasse, sowie 10 Normalbeobachtungsstationen
(zum Beobachten und Berichten über die Witterung an der Küste) eingerichtet; dazu haben noch die Provinzialregierungen 36 weitere
Stationen hinzugefügt. Die S. werden nach eingelaufenem telegr. Befehl von der Seewarte am Sturmsignalmast der Station geheißt.
(S. Tafel: Nautische Instrumente und Sturmsignale,
[* 55]
Fig. 6. Bd.
12, S. 210.) Das Heißen eines schwarzen Signalballes bedeutet, daß ein Telegramm eingelaufen ist, welches
das Vorhandensein einer atmosphärischen Störung andeutet und zur Vorsicht mahnt.
Die Richtung der zu erwartenden Stürme wird alsdann durch das Heißen von schwarzen Kegeln angezeigt, und zwar von einem, wenn
die Richtung westlich ist, von zweien, wenn sie östlich ist, wobei stets die Spitze nach oben bei nördl.
und nach unten bei südl. Richtung gestellt ist. Also z. B. Nordweststurm wird signalisiert durch einen mit der Spitze nach
oben gerichteten Kegel. Die wahrscheinliche Drehung des Windes wird noch durch rote Flaggen
[* 58] angedeutet, und zwar das Rechtdrehen
(Ausschießen des Windes), also von West über Nord nach Ost, durch Heißen einer Flagge, das Zurückdrehen
(Krimpen des Windes), also von West über Süd nach Ost, durch zwei Flaggen untereinander. Bei Nacht wird auf den Hauptsignalstellen
durch Heißen einer roten Sturmlaterne, die den Signalball vertritt, gewarnt.
undDrangperiode, in der deutschen Litteraturgeschichte eine etwa von Anfang
der siebziger bis Ende der achtziger Jahre des 18. Jahrh. gerechnete Periode, in der die jüngern Dichter gegen die überkommenen
Stoffe und Formen in kühnem poet.
(Procellariidae), eine zur Ordnung der Langflügler gehörende, aus 6 Gattungen und 96 Arten
bestehende kosmopolitisch verbreitete Vogelfamilie, unterscheidet sich durch Schwimmfüße, deren drei nach vorn gerichtete
Zehen verbunden sind, während die hintere nur eine kleine Warze bildet, durch einen scharfen, vorn in einen starken
Haken
auslaufenden Schnabel von der Länge des Kopfes und durch die in einer auf der Firste verlaufenden und
durch eine Scheidewand geteilten Röhre liegenden Nasenlöcher. Die S. sind vollkommene Seevögel, bewohnen auf beiden Halbkugeln
nur die höhern Breiten und fliegen mit ihren langen, spitzigen Flügeln sehr schnell und ausdauernd. Gegen ihren Feind spritzen
sie den thranigen und stinkenden Inhalt ihres Magens. Bei nahendem Sturme sollen sie sich oft auf Schiffe
[* 60] setzen. ^[]
Der arktische Sturmvogel (Procellaria glacialisL., s. Tafel: Schwimmvögel
[* 61] Ⅳ,
[* 55]
Fig. 3), der 50 cm lang ist und bei dem Kopf,
Hals, Unterrücken, Schwanz und Unterseite weiß, Vorderrücken und Flügel bläulich-aschgrau und Füße gelb sind, ist im
Sommer gemein in der Baffinsbai, in der Davisstraße, bei den Kurilen und Alëuten, bei Jan Mayen,
[* 62] Spitzbergen
und an der Westküste Islands, verirrt sich aber nur selten an die deutschen Küsten. Er brütet an den steilsten und unzugänglichsten
Felsenwänden in außerordentlicher Menge, aber jedes Weibchen legt nur ein weißes Ei.
[* 63] Der südlichste
Brüteplatz ist die kleine Insel St. Kilda an Schottlands Westküste.
Für die armen hochnordischen Bewohner ist dieser Vogel sehr wichtig, denn er giebt ihnen frisch ein gutes Nahrungsmittel,
[* 64] da er ein zartes, weißes, vom Thrangeruche ziemlich freies Fleisch besitzt, vermehrt gepökelt ihren Wintervorrat, liefert
reichliches Öl, das als Brenn- und Speiseöl dient, und versieht sie reichlich mit Bettfedern. Aus Island
[* 65] allein werden jährlich an 20000 Junge eingesalzen. Die Fischer trauen ihm mit Recht ein feines Vorgefühl für Witterungswechsel
zu und richten sich nach ihm, je nachdem er sich dem Lande nähert oder die hohe See aufsucht. Von 25 bis 50°
südl. Br. belebt der kapische Sturmvogel (Procellaria capensisL.) oder Kaptaube das Meer. In der Südsee, näher dem Pol, besonders
an der Westküste Patagoniens, wohnt der antarktische Sturmvogel (Procellaria gigantea Gmel.),
der an Größe eine Gans übertrifft. Auch die Gattung der Sturmschwalben (Thalassidroma, z. B. ThalassidromapelagicaL.,
[* 55]
Fig.
5) und der Albatros(Diomedea exulansL., s. Taf. Ⅱ,
[* 55]
Fig. 1) gehört hierher.
die Voraussagungen von Stürmen auf größere Entfernungen, beruhen auf der Erfahrung, daß die Depressionen
(s. d.) und Luftwirbel
[* 66] meist gewisse Zugstraßen einhalten. Die Aufgabe bei der Ausübung der S. besteht nun darin, bei dem
Auftreten eines Sturmwirbels die Richtung und Geschwindigkeit seiner Bewegung festzustellen, um daraus zu
bestimmen, welche Teile des Meeres von dem Wirbel berührt werden und welche Richtung und Stärke
[* 67] der Wind an irgend einer Stelle
haben wird.
Auf Grund der aus telegr. Stationsberichten aufgestellten täglichen synoptischen Wetterkarten (s.
Meteorologische Kartenwerke) ist man im stande, telegraphisch diese Ergebnisse den Hafenorten zu übermitteln
(Hafentelegramme, s. d.). Die Ausübung der S. ist Aufgabe der meteorolog. Institute der Seestaaten, soweit nicht hierfür
besondere Anstalten bestehen. Angeregt wurden die S. durch den Sturm vom 12. bis Während der Jahre 1860-66 wurden
S. in Frankreich, den Niederlanden, England, Deutschland (1864 für die Nordsee und 1866 für die Ostsee),
Österreich,
[* 68] Italien
[* 69] und Norwegen eingeführt. 1872 begannen sie in Dänemark und 1874 in Rußland; in Nordamerika
[* 70] wurde
¶
mehr
das System von 1871 an auch auf die großen Binnenseen ausgedehnt. In Deutschland liegt das Sturmwarnungswesen in der Hand
[* 72] der
kaiserl. deutschen Seewarte (s. d.) zu Hamburg, während in Frankreich, England, in den Niederlanden die Meteorolog. Centralämter
die S. geben. Die S. werden von hier aus den Signalstellen telegraphisch übersandt, die durch Sturmsignale
(s. d.) die Warnungen den vorüberfahrenden Schiffen übermitteln. Dies geschieht
außer durch den Signalmast auch durch Semaphore (s. d.) und, wie in den Niederlanden, durch das Aëroklinoskop (s. d.). Neuerdings
werden auch in Spanien,
[* 73] Portugal, in den engl. KolonienIndiens, Australiens und Südafrikas, in Japan,
[* 74] in Shang-Hai und einigen
chines. Häfen, sowie in Hong-kong und Manila teils von besondern Wetterwachen eigene S. ausgegeben, teils
telegraphisch von Centralstellen empfangen.
HelfrichPet., Schriftsteller, geb. zu Darmstadt,
[* 75] studierte 1753-58 zu Jena, Göttingen und Gießen
die Rechte, wurde 1764 Sekretär im Departement des Auswärtigen zu Kopenhagen
[* 76] und bald auch Privatsekretär
des Grafen von Bernstorff des Ältern. 1768 begleitete er als Legationsrat Christian VII. nach England und Frankreich. Dieser
Reise verdankt man die schönen «Briefe eines Reisenden», die zuerst im «Deutschen Museum» (1777) erschienen. 1770 wurde S.
zum Direktor des Generalpostamtes ernannt; allein Struensees Fall zog 1772 auch den seinigen nach sich.
Aus Kopenhagen verwiesen, ward er 1773 vom dän. Hofe als Regierungsassessor in Oldenburg
[* 77] wieder angestellt; 1775 trat er
als Etatsrat in den oldenb. Staatsdienst über. Er starb zu Bremen.
[* 78] S. gehört zu den bessern
deutschen Prosaikern des 18. Jahrh.; er ist ein geschmackvoller, ästhetischer und philos.
Essayist, der populäre Verständlichkeit mit soliden Kenntnissen und sicherm Urteil verbindet, durchaus den frischen Regungen
der deutschen Litteratur gewogen. Die beste, aber nicht ganz vollständige Ausgabe seiner «Schriften» (2. Aufl., Lpz. 1786)
erschien nach seinemTode.-
im Bauwesen soviel wie scheitrechter Bogen
[* 79] (s. d.). ^[= # wichtige Waffe für den Fernkampf, dient zum Abschießen der Pfeile, wird zu Jagd- und Kriegszwecken ...]
Steigbügel mit einer auf Federkraft beruhenden Vorrichtung, welche verhütet, daß der vom Pferde
[* 80] gefallene
Reiter im Bügel hängen bleibt und geschleift wird.
Entweder öffnet sich beim Sturz der Steigbügel selbst,
so daß der darin hängende Fuß frei wird, oder der ganze Steigbügelriemen hakt sich vom Sattel los.
hinter
dem lat. Namen von lebenden und fossilen TierenAbkürzung für Samuel Stutchbury (spr. stöttschbörrĭ),
einen engl. Zoologen und Paläontologen, geb. 1797, gest. 1859.
1) Oberamt, ohne die Stadt S., im württemb. Neckarkreis, hat 206,01 qkm und (1895) 44 026 (21 308 männl., 22 718 weibl.)
E. in 26 Landgemeinden. - 2) Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Württemberg, des Neckarkreises
und des Stadtdirektionsbezirks S., liegt 48° 47' nördl. Br. und 9° 11' östl. L. von Greenwich, vom Nesenbach durchflossen,
der in der Vorstadt Berg in den Neckar mündet, in 260 m Höhe, in einem weiten Thalkessel, von anmutigen Rebenhügeln und
waldigen Höhen umgeben, bedeckt eine Fläche von 29,79 qkm. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt etwa
9,8° C., der Luftdruck 740 und die Niederschlagsmenge 608 mm. (Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der Straßen, Plätze
und öffentlichen Gebäude.)
Bevölkerung.
[* 84] Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1795: 19 510, 1834: 38 065, 1846: 48 635, 1861: 61 314, 1880: 117 303,
1890: 139 817, 1895: 158 321 (76 232 männl., 82 089 weibl.) E., d. i. eine Zunahme seit 1890 von 18 504 Personen oder 13,23
Proz. Dem Religionsbekenntnis nach waren 132 868 Evangelische, 21 809 Katholiken, 883 andere Christen, 2718 Israeliten und 43 andere.
Es wurden gezählt 30 952 Haushaltungen und 69 Anstalten. In S. waren geboren 59 663. Die Zahl der Geburten
betrug 1896: 4753, der Eheschließungen 1358 und der Gestorbenen (einschließlich Totgeborenen) 3090. In Garnison liegen Grenadierregiment
Königin Olga (1. württemb.) Nr. 119, Infanterieregiment KaiserFriedrich, König von Preußen
[* 85] (7. württemb.), Nr. 125, Dragonerregiment
König (2. württemb.) Nr. 26 und die Schloßgardecompagnie.
Anlage, Straßen und Plätze. Von den alten Stadtmauern und Türmen sind nur Reste vorhanden, Wall und Graben überbaut. Zu den
königl. Anlagen (80 ha) hinter dem Residenzschloß, die sich 4 km weit bis nach Cannstatt hinziehen und mit zahlreichen Bildwerken
(Danneckers Nymphen, Hofers Pferdebändiger, MüllersGrafEberhard) geschmückt sind, den Gärten der Museumsgesellschaft,
des Liederkranzes, der Stadtgartengesellschaft sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Anlagen und Spaziergänge getreten.
Aus der um den Marktplatz gelegenen engen Altstadt mit der ländlichen Eßlinger und der «reichen» obern Vorstadt entwickelte
sich im 19. Jahrh. eine große regelmäßig gebaute, an großartigen Gebäuden reiche Stadt, die an der
Entwicklung der neuen Renaissance durch hervorragende Meister (Leins, Egle, Gnauth und ihre Schüler) wichtigen Anteil hat. Unter
den Straßen zeichnen sich vor allem als Verkehrsadern aus die Königs-, die Neckar- und die Olgastraße, durch prächtige
Gebäude die Goethe-, Johannis-, Mörike-, Reinsburg-, Uhland- und Werastraße, durch ihre Lage die Hasenberg-,
Hohenheimer, Hohenstaufen- und Alexanderstraße.
die Regierung des Königs Wilhelm I., 1841 errichtet, von Wagner u. a., das eherne Reiterstandbild des GrafenEberhard im Bart
(1859) von Hofer, das Bronzestandbild Herzog Christophs (1889) von P. Müller, das Reiterstandbild König Wilhelms I. (1884)
von Hofer, das Marmordenkmal des Königs Karl und Bronzedenkmal der Königin Olga (1895) von Curfeß, die
Bronzebüsten Uhlands von Rau, des Rechtslehrers Joh. Jak. Moser (1885) von Kopp und des Herzogs Eugen von Württemberg (1878),
Marmorbüsten Danneckers von Curfeß (1888),Friedrich Vischers, Bismarcks und Moltkes (1889) von Donndorf, Robert Mayers von
Kopp, G. Schwabs von Zell, FranzSchuberts von Kietz, E. Mörikes von Roesch. Von Brunnen sind zu erwähnen
die auf dem Schloßplatz von Kopp, der mit dem Erzbild der Stuttgardia von Rau (1864), der got.
Brunnen bei der Marienkirche (1880) von Wolff und der Monumentalbrunnen mit dem Erzbild einer
Galatea auf der Eugensplatte von Rieth (1890).
Kirchen. Die Stiftskirche, eine dreischiffige got. Hallenkirche, 1436-95
erbaut, seit 1534 evangelisch und 1841 sowie 1890 hergestellt, enthält Glasgemälde (1841-87) nach Zeichnungen von Neher,
Steinbilder württemb. Grafen von GrafUlrich (gest. 1265) bis GrafHeinrich (gest. 1519); die kath. St. Eberhardskirche an der
Königsstraße war bis 1808 Kirche des Lustschlosses Solitude. Architektonisch bedeutender sind die Kirche in der
Vorstadt Berg (s. d.), die 1866-76 von Leins in Sandstein erbaute got. Johanneskirche auf einer Halbinsel des Feuersees, die
von Dollinger im rhein. Rundbogenstil des 12. Jahrh. aus Backsteinen aufgeführte turmreiche Garnisonkirche (1879) mit Glasgemälden
von Pfannschmidt und Wandbildern von Schraudolph, kath. Marienkirche (1879)
von Egle, eine frühgot. dreischiffige Hallenkirche mit zwei Türmen und einem von BeuronerBenediktinerngemalten Fries, roman. Kirche (1881) in der Karlsvorstadt (Heslach) von Wolff, roman.
Friedenskirche von Dollinger (1892) in der Neckarvorstadt, mit Glasfenstern, kath. St. Nikolauskirche
(1897) von Pohlhammer, Gedächtniskirche (1898) von Reinhardt und Pauluskirche (1898) von Frey, sämtlich frühgotisch, die
Schloßkapelle im alten Schloß, 1560 von HerzogChristoph gebaut, 1865 unter König Karl durch Tritschler
erneuert, die kleine engl. Kirche (1864), russ. Kirche (1895) von Eisenlohr und Weigle, zwei Methodisten- und mehrere andere
Kapellen sowie die 1859-60 von Breymann und Wolff erbaute Synagoge.
Weltliche Gebäude. Das Residenzschloß, 1746-1807 in einfachem franz. Stil erbaut, besteht aus einem Hauptgebäude
mit zwei vorspringenden Flügeln und enthält etwa 360 Säle und Gemächer, 1337-45 von Gegenbaur gemalte Fresken aus der
württemb. Geschichte und Skulpturen von Dannecker, Kopf u. a.; mit dem Schloß steht das Hoftheater in Verbindung, 1845-46 auf
den Grundmauern des unter HerzogLudwig durch Beer erbauten Lusthauses errichtet. Südwestlich vom Schloß
das alte Schloß, 1500 auf der Stelle einer ältern Burg begonnen, nach 1553 unter HerzogChristoph durch Tretsch ausgebaut und
später mit drei runden Ecktürmen versehen, hat die Formen der mittelalterlichen Burg bewahrt; daneben der Königin-Olga-Bau
im Palaststil des 18. Jahrh. (1896) von Lambert und Frey (Eigentum der
Herzogin Wera).
Westlich vom Residenzschloß über dem prächtigen, 1860 von Hackländer und Leins erneuerten Schloßplatz der Königsbau,
1856-60
von Leins erbaut, getragen durch eine großartige Kolonnade von 26 ion. Säulen,
[* 87] die durch zwei vorstehende korinth.
Säulenhallen unterbrochen werden; daneben das Kronprinzenpalais, 1846-50 in röm. Stil von Gaab erbaut.
Hinter dem Residenzschloß die jetzt als Bibliothek, Wohnungen, Kanzleien und Stallungen benutzten Gebäude der 1775 hierher
verlegten, 1794 aufgehobenen Karlsakademie (Karlsschule), in der Schiller mit Dannecker u. a. seine Ausbildung erhielt; an der
Neckarstraße das Gebäude des Staatsarchivs und Naturalienkabinetts (1827) im klassischen Stil, das Wilhelmpalais (1840) von
Salucci, Winterwohnung des Königs, weiter nördlich das Museum der bildenden Künste, 1839 erbaut, 1890 erweitert,
und die Münze (1842). Neuere bemerkenswerte Gebäude sind der Bahnhof (1867) von Morlok und Wolff (s. Tafeln: Bahnhöfe
[* 88] I,
[* 86]
Fig.
4, und IV,
[* 86]
Fig. 3), die Hauptpost von Tritschler (1870) hinter dem Königsbau,
die Markthalle, ein Geschenk des Königs Wilhelm I., die städtische Gewerbehalle von Wolff (1881),
das Landesgewerbemuseum von Hartel und Neckelmann (1895) mit der prächtigen König-Karls-Halle im Innern, das Justizgebäude
im Stil der Hochrenaissance (1879) und daneben die königl. Bibliothek (1885), beide von Landauer, das städtische Lagerhaus
(1890) am Güterbahnhof, die neue Infanteriekaserne (1886) in florentin.
Frührenaissance, das Generalkommando von Gnauth (1875), das vom königl.
Leibarzt Dr. Ludwig gestiftete Spital (1874), die von der Königin Olga gestiftete Heilanstalt für Kinder und Lehrlinge (1890),
die Technische Hochschule in ital. Renaissance, 1864 erbaut von Egle, erweitert 1879 von Tritschler, die Baugewerkschule in
franz. Renaissance von Egle (1870), die Kunstschule von Bok (1885), das Karlsgymnasium von Wolff (1885),
das Realgymnasium (1881), die Wilhelms-Realschule (1896), die neuen Spitäler: Marien-, Karl-Olga- und Bürgerspital, endlich
die Gebäude der Museumsgesellschaft (1875), der Württembergischen Vereinsbank (1873)
und der Reichsbank (1877) und die Liederhalle (1864; 1874 erweitert).
Verwaltung. Die Stadt wird unter Aufsicht der königl. Stadtdirektion verwaltet von einem Oberbürgermeister
(Rümelin, 18000 M.), zwei besoldeten Räten (Gauß und Stockmayer, je 9200 M.), einem Gemeinderat und Bürgerausschuß von
je 24 Mitgliedern. Der Vorort Gablenberg hat einen eigenen Unterschultheiß, aber keinen eigenen Gemeinderat. Seit 1891 besteht
eine Berufsfeuerwehr. Mit Nutzwasser wird die Stadt versorgt durch das Neckarwasserdruckwerk (1861),
das Seewasserwerk (1874) und das neue Neckarwasserwerk (1881), mit Trinkwasser durch das Wasser aus 94 einzelnen Quellenfassungen.
Die Kanalisation ist seit 1874 allmählich durchgeführt. Die Gasbeleuchtung besteht seit 1845; elektrische Beleuchtung
[* 89] seit 1895.
Finanzen. Die Einnahmen und Ausgaben sind für 1897/98 auf 9,477 Mill. M. veranschlagt; unter erstern befinden
sich 5,085 Mill. M. Steuern und Gebühren. Für Armen- und Krankenpflege werden aufgewendet 560000, für Unterrichts- und Erziehungswesen 1 148 500,
für Sicherheitszwecke 640 800, für Tiefbau, Straßen und öffentliche Plätze 3,327 Mill. M. Das Vermögen betrug 1895: 29,892,
die Schulden 20,929 Mill. M., darunter 19,?i6 Mill. M. Anleihen.
Behörden. S. ist Sitz der Ministerien und obersten Landesbehörden, der königl. Stadtdirektion,
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Unterrichts- und Bildungswesen. Die königl. Technische Hochschule ist 1829 als Gewerbeschule im Anschluß an die 1818 durch
Abtrennung einer Anzahl Klassen vom Gymnasium gebildete Realschule gegründet, 1840 zur Polytechnischen
Schule, 1862 zur Hochschule erweitert und 1870, 1876 und 1885 umgestaltet. Die Hochschule besteht aus Abteilungen für Architektur,
Bauingenieurwesen, Maschineningenieurwesen, chem. Technik, Mathematik und Naturwissenschaften und für allgemeinbildende Fächer,
[* 100] sowie einem Unterrichtskursus für Kandidaten des höhern Eisenbahn-, Post- und Telegraphendienstes und
hat (1897) 69 Lehrer und 531 Studierende.
Die Tierärztliche Hochschule ist 1821 eröffnet, 1880 neu organisiert und 1890 zur Hochschule erhoben und hat (1897) 12 Lehrer
und 90 Studierende. Ferner hat S. ein Eberhard-Ludwigs-Gymnasium (1686 gegründet), Karlsgymnasium (1881), Realgymnasium (1872),
zwei Realschulen (1796, 1896), drei höhere Mädchenschulen (Katharinen- und Olgastift, evang.
Töchterinstitut), evang. und kath. Mädchenschule, Bürger-(Mittel-) Schule für Knaben, zwei Mittelschulen für Mädchen,
Baugewerk-, Kunst-, Kunstgewerbeschule, Fortbildungsschulen für Gewerbe und Handel u. a., ein königl. Konservatorium der Musik
und mehrere Musikschulen. - An Vereinen bestehen der Württembergische Altertumsverein (1843), Verein für vaterländische Naturkunde
(1844), Christlicher Kunstverein (1857), die Anthropologische Gesellschaft (1872),
der Ärztliche, Tierärztliche, Architektenverein, der Verein für klassische Kirchenmusik u. a.
In S. erscheinen 10 polit. Zeitungen, darunter der «Schwäbische Merkur»
[* 101] (s. d.),
das «Neue Tagblatt», kath. «Deutsche Volksblatt»,
der demokratische «Beobachter» und die socialdemokratische «Tagwacht»,
ferner zahlreiche Zeitschriften, darunter «ÜberLand undMeer», «Deutsche Romanbibliothek», «Neue Musikzeitung» und
«Vom Fels zum Meer».
Sammlungen. Das Museum der bildenden Künste enthält Abgüsse von Werken der neuern Plastik (Thorwaldsen, Dannecker u. a.),
Gemälde (besonders neuerer Meister), Kupferstiche und Handzeichnungen; die Staatssammlung vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale
im Bibliothekgebäude, 1862 gegründet und mit der königl. Münz-, Medaillen- und Altertumssammlung vereinigt, birgt röm.
und mittelalterliche Steindenkmale aus Württemberg, Gold-, Erz- und Eisenfunde und -Schmucksachen, Waffen,
[* 102] Gefäße, ital. Bronzen des 16. Jahrh., Porzellangegenstände u. a.; das
königl. Naturalienkabinett hat eine mineralog.-geognost.-paläontolog., zoolog.,
osteolog. und botan. Sammlung.
Eine ständige Ausstellung von Gemälden moderner Meister befindet sich im Gebäude des Württembergischen
Kunstvereins. Ferner hat S. eine königl. Hofbibliothek, königl.
öffentliche Bibliothek (432000 Druck- und 3900 Handschriften), Bibliothek der königl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel.
Wohlthätigkeitsanstalten. Das Katharinenhospital, 1820 erbaut und wiederholt erweitert, mit 550 Betten, die Olgaheilanstalt
(1848) für Kinder und jugendliche Arbeiter mit 176 Betten, das evang. Diakonissenhaus (1854), Ludwig-, Karl-Olga-Spital, Marienspital
der Barmherzigen Schwestern, Kinderrettungsanstalt Paulinenpflege, Nikolauspflege für blinde Kinder, Arbeiterheim,
Herbergen für Fabrikarbeiterinnen und weibliche Dienstboten; ein städtisches Krankenversicherungsamt, 19 Orts-, 15 Fabrikkrankenkassen
und 18 eingeschriebene Hilfskassen; endlich ein großes Aktienschwimmbad.
Handel und Bankwesen. Dem Export dient seit 1881 ein Exportmusterlager, welches von etwa 400 Firmen Württembergs benutzt wird.
Hervorragend ist seit langer Zeit der Buchhandel, sowohl Verlag, als Kommissions- und Sortimentsgeschäft;
die bedeutendsten Firmen sind: Cottasche Buchhandlung (s. d.), W. Kohlhammer, Greiner & Pfeiffer, J. B. Metzler, P. Neff,
Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Deutsche Verlagsanstalt (s. Verlagsanstalt, Deutsche) u. a. Der Handel wird unterstützt
durch eine Reichsbankhauptstelle, die Hofbank, Württembergische Bankanstalt, Kreditverein, Hypothekenbank,
Württembergische Notenbank (s. d.), Württembergische Vereinsbank (s. d.),
eine Handels- und Gewerbekammer, Effektenbörse, Industrie- und Handelsbörse. Versicherungsanstalten sind die Allgemeine Rentenanstalt,
Lebensversicherungs- und Ersparnisbank, der Allgemeine Deutsche Versicherungsverein, die Württembergische Privatfeuerversicherungsgesellschaft
und Stuttgarter Pferdeversicherungsgesellschaft. S. ist Sitz zahlreicher Konsulate.
Verkehrswesen. S. liegt an den Linien Bretten-S.-Ulm (157,1 km), S.-Böblingen-Horb-Immendingen (147,5 km),
S.-Tübingen-Horb (103,6 km), S.-Calw (55 km), S.-Nördlingen (115,5 km), S.-Crailsheim (100,5 km) der Württemb. Staatsbahnen
[* 103] und an der Filderbahn (s. d.). Der Gesamtgüterverkehr betrug 1896: 863 890 t,
der Personenverkehr 5 971 889 Reisende. Die elektrischeBahn der Stuttgarter Straßenbahngesellschaft hat eine Länge von 20 km
und führt von Heslach durch die Stadt nach
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