(Petersb. 1837) und «Stellarum fixarum, imprimis
compositarum positiones mediae» (ebd. 1852). Verwandt damit ist die von S. zuerst ausgeführte Bestimmung einer
Fixsternparallaxe
(von α
Lyrae),
ferner seine Untersuchungen über den
Bau derMilchstraße, die teilweise in den «Études d'astronomie stellaire»
(Petersb. 1847) veröffentlicht wurden. Nächstdem war
S.s Thätigkeit besonders der Geodäsie zugewandt.
1816-19 führte er eine
Triangulation
[* 2] Livlands aus, welche die Grundlage zu der 1839 erschienenen Karte jener
Provinz bildet,
über eine Breitengradmessung in den Ostseeprovinzen (1822-27) berichtete er in «Breitengradmessung
in den Ostseeprovinzen» (2 Bde., Dorp.
1831). 1828 wurde die baltische
Gradmessung
[* 3] mit der gleichzeitig vom
GeneralTenner in den litauischen Gouvernements
geleiteten in
Verbindung gesetzt und 1830-45 unter
S.s Oberleitung durch
Finland bis
Torneå, dann unter seiner Mitwirkung 1845-52
bis in die Nähe des Nordkaps fortgeführt. Da unterdessen auch
Tenner seine Messung nach
Süden zu bis zu den südlichsten
Punkten Podoliens (1845) weiter geführt hatte und dieselbe dann unter
S.s und Tenners gemeinschaftlicher
Leitung bis an die Donau ausgedehnt worden war, so ist der auf diese
Weise gewonnene russ.-skandinav. Meridianbogen von 25°
20' der größte bis jetzt gemessene. S. berichtet hierüber in der
Schrift«Arc du méridien entre le Danube et la mer Glaciale»
(2 Bde., Petersb. 1857
u. 1860). Unter seiner Leitung führten Fuß, Sawitsch und Sabler 1836 und 1837 das
Nivellement zwischen dem
Schwarzen und dem
KaspischenMeere aus, das S. bearbeitete (Petersb. 1841); außerdem lieferte S. vielfache
Hilfsarbeiten zu den
Verbindungen verschiedener russ. Dreiecksnetze untereinander und mit ausländischen, sowie
sorgfältige Maßvergleichungen der bei den geodätischen
Vermessungen verschiedener
Länder gebrauchten
Maßeinheiten, und leitete größere chronometrische Expeditionen u. s. w. Die
Berichte über dieselben sind in den «Mémoires»
der
PetersburgerAkademie niedergelegt. Die von
S. und seinen
Adjunkten in
Pulkowa ausgeführten astron.
Arbeiten sind teils in
den Veröffentlichungen der
Sternwarte,
[* 4] teils in den «Mémoires» der
PetersburgerAkademie niedergelegt.
ein Mineral, das sich zuerst 1845 nach dem großen
Brande in
Hamburg
[* 5] beim
Grundbau
[* 6] der dortigen Nikolaikirche
in einer aus Viehmist gebildeten
Moorerde in schönen gelben bis farblosen, oft sehr durchsichtigen
Krystallen fand, die bis 3 cm
Größe erreichten. Sie gehören dem rhombischen
System an, zeigen jedoch einen ausgezeichneten Hemimorphismus.
[* 7] Die Härte ist nur 1,5 bis 2, das spec. Gewicht etwa 1,7. Die
Analysen ergaben das wasserhaltige phosphorsaure
Ammonium-Magnesium,
NH4MgPO4 + 6H2O. Die
Krystalle verwittern an der Oberfläche und überziehen sich mit einer weißen Hülle. Das Vorkommen
des S. ist an Orte gebunden, an denen sich Fäkalmassen sammeln; so fand man ihn in den Abzugskanälen
einer
Kaserne zu
Dresden,
[* 8] in einer Düngergrube zu
Braunschweig,
[* 9] in den Kloaken Kopenhagens; auch im Guano der
Insel Ichaboe
an der westafrik.
Küste sowie in den Skiptonhöhlen bei
Ballarat in
Australien,
[* 10] weshalb der S. auch Guanit heißt.
ein Kinderbuch, verfaßt von Heinr. Hoffmann (s. d.). ^[= der fünfte und kleinste Erdteil. (Hierzu eine Karte: Australien.) Name. Das Wort A. bedeutet ...]
C21H22N2O2, das außerordentlich giftige
Alkaloid, das sich neben
Brucin in den Krähenaugen
(s.
Brechnuß), in den
Ignatiusbohnen und im Schlangenholz (s.
Strychnos) findet. Es erscheint in kleinen farblosen Prismen
von höchst bitterm
Geschmack, reagiert alkalisch, löst sich schwer in Wasser, leicht dagegen in verdünntem
Alkohol, in
Benzol
und in
Chloroform. Mit Säuren bildet es die Strychninsalze, die ebenso wie das reine S. in ganz kleinen
Gaben in der
Medizin angewendet werden und ebenso giftig sind wie das S. selbst und schon in geringer Menge
Starrkrampf bewirken.
Das S. ist toxikologisch leicht nachzuweisen, indem eine Lösung einer
Spur von S. in konzentrierter Schwefelsäure
[* 11] mit einem Körnchen Kaliumbichromat eine intensiv blaue oder violette Färbung zeigt. Zur weitern Feststellung bei toxikologischen
Untersuchungen wendet man das physiol. Experiment an, indem man kleinern
Tieren bestimmte Mengen des herauspräparierten
Giftes
unter die
Haut
[* 12] einspritzt und die charakteristischen Vergiftungserscheinungen (s.
Brechnuß) beobachtet. -
Vgl. F. A.
Falck, Die Wirkungen des S. (Nr. 69 der «Sammlung
klinischer Vorträge», Lpz. 1874).
L., Pflanzengattung aus der Familie der Loganiaceen (s. d.)
mit gegen 60
Arten in den
Tropen der Alten und
Neuen Welt, meist kletternde
Sträucher, seltener
Bäume; die meisten
Arten enthalten
reichlich
Strychnin (s. d.). Sie haben gegenständige ganze und
ganzrandige
Blätter und in endständige
Trugdolden und
Sträuße gestellte
Blüten mit vier- bis fünfspaltigem
Kelch, trichterförmiger
Blumenkrone, vier bis fünf
Staubgefäßen und einem oberständigen zweifächerigen
Fruchtknoten mit kopfförmiger Narbe.
Die
Frucht ist eine einfächerige, innen breiige, außen mit lederartiger Schale bedeckte
Beere. Die bekannteste
Art ist der
Krähenaugenbaum (S. nux vomicaL., s.
Tafel: Contorten,
[* 1]
Fig. 5), der die eine Art
Brechnuß (s. d.) liefert.
Dieser auf der Koromandelküste in
Ostindien
[* 13] heimische
Baum hat aschgraue
Äste, glänzende, rundlich-eiförmige
Blätter und
gelbgrüne
Blüten und trägt kugelrunde, bis 5 cm dicke, orangegelbe, drei- bis fünfsamige
Beeren, deren schildförmige Samen
[* 14] als Krähenaugen in den
Handel kommen und sowohl in der
Medizin als auch zur Herstellung des
Strychnins
verwendet werden.
Ähnliche Eigenschaften haben die
Ignatiusbohnen, die von dem auf den Philippinen einheimischen Ignatiusstrauch, S. Ignatia
Berg(Ignatia amaraL.), stammen. Von mehrern zum
Teil noch ungenau bekannten
Arten stammen Pfeilgifte (s. d.), z. B. das
Upas von S.TieutéLeschen.; ferner Curare (s. d.) von S. toxifera Schomb.,
S. CrevauxianaBaill. und einigen andern gleichfalls im tropischen
Südamerika
[* 15] wachsenden
Arten. Von der ostindischen S. colubrinaL. soll das Holz,
[* 16] Schlangenholz, ein wirksames
Mittel gegen Schlangenbiß sein.
1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 1928,10 qkm und (1890) 95 041 (48 035 männl., 47 006 weibl.)
meist ruthen. E. (21 540
Polen, 5668 Deutsche)
[* 17] in 102 Gemeinden mit 213 Ortschaften und 85 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke
Skole und S. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines
Kreis- und eines Bezirksgerichts (659,95 qkm, 54 931 meist
ruthen. E.), am Stryj und den Linien Krakau-S. (534 km), Lemberg-Lawoczne
und
S.-Stanislau-Husiatyn (296 km) der Österr. Staatsbahnen,
[* 18] hat (1890) 16 515 meist poln. E.,
darunter 3920 Deutsche, in Garnison das 9. Infanterieregiment
«Graf Clerfayt» und das 11.
¶
mehr
Ulanenregiment «Alexander II., Kaiser von Rußland», eine röm.-kath., 2 griech.-kath., eine
evang. Kirche, Synagoge, Staatsobergymnasium, einen öffentlichen Garten
[* 20] (Olszyna); Gerberei und Zündhölzchenfabrikation.
(spr. stjuh'rt), schott. Geschlecht, das seit 1371 die
schott. Krone trug und 1603-88 auf dem Thron
[* 21] von Großbritannien
[* 22] und Irland saß, soll von einem Seitenzweige des anglonormann.
Hauses der Fitz-Alan abstammen und hat seinen Namen von dem seit dem 12. Jahrh. in ihm erblichen Amt eines Reichshofmeisters
(Stewart) übernommen.
Ein Alexander S., der 1264 fiel, hatte zwei Söhne, Jakob und Johann. Von diesen erhielt Jakobs Sohn, Walter
S., 1315 die Tochter König Roberts I. Bruce zur Gemahlin, deren Nachkommen auf dem Throne folgen sollten, wenn der Mannsstamm
des Hauses Bruce ausstürbe. Als das schon 1371 mit Roberts Sohn David geschah, erhielt der Sohn WalterS.s die Krone als Robert II. (s. d.). Ihm folgte 1396 sein Sohn Robert III. (s. d.).
Er besaß zwei Stiefbrüder, Walter, Graf von Athol, der 1437 als Verschwörer gegen König Jakob I. enthauptet wurde, und David,
Graf von Strathern, dessen Titel auf seinen Tochtermann, Sir Patrick Graham, überging.
Ein jüngerer rechter Bruder Roberts III., der Herzog von Albany, führte für ihn die Regierung und ließ, weil er selbst nach
der Krone trachtete, 1402 den Thronfolger, David, Herzog von Rothsay, einsperren und verhungern. Darauf schickte der König
seinen jüngern Sohn Jakob nach Frankreich, doch fiel dieser in die Hände der Engländer. Robert III. starb
1406, und Albany herrschte als Regent für den in England gefangen gehaltenen Jakob I. (s. d.). Nach AlbanysTod (1420) riß sein
Sohn Murdoch die Gewalt an sich, bis ihn der 1424 zurückgekehrte Jakob I. 1425 mit allen Angehörigen hinrichten ließ; nur
Murdochs jüngster Sohn Jakob S. entkam, und von dessen Urenkel Andreas, Lord S. von Ochiltree, stammen
die heutigen Grafen von Castle-Stuart ab.
Jakob I. war vermählt mit einer Lancaster, Johanna Beaufort; er wurde 1437 ermordet. Sein Sohn Jakob II. (s. d.), der 1460 im
Kriege fiel, hinterließ drei Söhne, Jakob III. (s. d.), der 1488 einer Verschwörung zum
Opfer fiel, Alexander S., Herzog von Albany, der 1485 in Frankreich starb, und Johann S., Graf von Mar, den Jakob III. 1480 umbringen
ließ. Jakobs III. Sohn Jakob IV. (s. d.) war vermählt mit Margareta Tudor, Tochter Heinrichs VII. von England, eine Ehe, auf
der das spätere engl. Thronfolgerecht der S. beruhte.
Jakob IV. fiel 1513 bei Flodden, für seinen Sohn Jakob V. (s. d.) führte eine Zeit lang der Sohn des 1485 in Frankreich gestorbenen
Herzogs von Albany, Johann S. (gest. 1536), die Regentschaft, die ihm durch die Mündigerklärung Jakobs V. (1528) genommen wurde.
Jakob V. hatte aus zweiter Ehe mit Maria von Guise (s. d.) eine Tochter, Maria Stuart (s. d.),
die, wenige Tage vor des VatersTod geboren (1542), den Thron erbte. Ihre erste Ehe mit Franz II. von Frankreich blieb kinderlos,
aus der zweiten mit ihrem Vetter Darnley stammte ein Sohn, der spätere König Jakob
VI.
Maria S.s Gemahl Darnley (s. d.) war der Abkömmling einer früh abgezweigten Nebenlinie der S., die der
zweite Sohn des obengenannten 1264 verstorbenen Alexander S. begründet hatte. Dieser Johann S. fiel 1298 bei Falkirk, sein
Nachkomme Jakob S., der Schwarze Ritter von Lorn genannt, hatte von seiner Gemahlin Johanna Beaufort, König Jakobs
I. Witwe, zwei Söhne, die Grafen von Lennox und vonBuchan. Ein Nachkomme des erstern, Matthias S., Graf von Lennox, heiratete
Margarete Douglas, die Tochter der Margarete Tudor, welch letztere nach ihres Gatten Jakobs IV. Tod in zweiter Ehe mit Archibald
Douglas, dem sechsten Grafen von Angus, vermählt gewesen war. Durch die Herkunft seiner Mutter war also
der Sohn des Grafen Matthias von Lennox, Henry S., Lord Darnley, der Vetter der Maria S., mit der er sich 1565 vermählte. 1567 wurde
er durch Bothwell ermordet. Sein Vater, der Graf Lennox, erhielt nach Murrays (s. d.) Ermordung (1570) die Regentschaft,
wurde aber selbst schon 1571 erdolcht. Die Tochter seines zweiten Sohnes Charles S. (gest. 1576) war Arabella
S., die als Thronprätendentin gegen Jakob I. von England in die Pulververschwörung (s. d.) verwickelt und deshalb
bis zu ihrem Tode im Tower in Haft gehalten wurde. Sie hatte sich 1610 heimlich mit William Seymour, dem
spätern Herzog von Somerset, vermählt, starb aber ohne Nachkommen 1615. (Vgl. Bradley, Life of Arabella S., 2 Bde., Lond.
1889.)
Jakob VI., der Sohn der Maria S., bestieg nach dem Aussterben der Tudors 1603 als Abkömmling der Tochter Heinrichs VII. (s.
oben) den engl. Thron und vereinte so als Jakob I. (s. d.) die Kronen
[* 23] von England, Schottland und Irland auf
seinem Haupt. Aus seiner Ehe mit Anna von Dänemark
[* 24] entsprangen Heinrich, Prinz von Wales, der 1612 im Alter von 18 J. starb,
Karl I. und Elisabeth, die sich mit Friedrich V., Kurfürsten von der Pfalz, vermählte, 1662 starb und die
Stammmutter des gegenwärtigen brit. Regentenhauses ist. Jakob I. starb 1625. Aus der Ehe seines SohnesKarls I. (s. d.) mit
Henriette Maria von Frankreich, der Tochter Heinrichs IV., gingen hervor: Karl II.;
Nach dem Sturz der Republik erhielt Karl II. (s. d.) 1660 die Kronen seiner Väter zurück. Er war mit Katharina vonPortugal
[* 25] verheiratet
und starb 1685 ohne eheliche Nachkommen. Aus dem Umgange mit Lucy Walters hinterließ er den Herzog von Monmouth (s. d.), von
dem die jetzigen Herzöge von Buccleuch und Queensberry stammen. BarbaraVilliers, die zur Gräfin von Southampton
und Herzogin von Cleveland erhoben wurde, gebar ihm Henry Fitzroy, Herzog von Grafton (s. d.), dessen Nachkommen noch diesen
Namen führen. Von Eleonore Gwyn entsprang Charles Beauclerk, Herzog von St. Albans, dessen Familie gleichfalls noch vorhanden
ist. Ein Sprößling aus dem Verhältnis mit Louise de Querouaille war Charles Lennox, Herzog von Richmond
(s. d.), von dem die gegenwärtigen Herzöge dieses Namens abstammen. Außerdem hinterließ Karl II. noch acht natürliche Kinder,
deren Nachkommen jedoch erloschen sind.
Sein Bruder und Nachfolger Jakob II. (s. d.), der, seit 1688 des Thrones beraubt, 1701 in der
¶
mehr
Verbannung starb, war in erster Ehe mit Anna Hyde, Tochter des Grafen Clarendon, verheiratet, die ihm zwei Töchter, die spätern
Königinnen Maria und Anna, gebar. Aus der zweiten nach JakobsÜbertritt zur kath. Kirche geschlossenen Ehe mit Maria von Este
entstammten der gleichfalls kath. Prinz Jakob Eduard (s. d.) und eine Tochter, Marie Louise,
die 1760 unvermählt starb. Außerdem hinterließ Jakob II. von Arabella Churchill, der Schwester Marlboroughs, den unehelichen
Sohn Jakob, Herzog von Berwick (s. d.) und Fitzjames, von dem die Fitzjames in Frankreich abstammen.
Nachdem das engl. Parlament 1688 Jakob II. des Throns verlustig erklärt hatte, gingen die drei Kronen auf
Jakobs älteste, prot. Tochter Maria (s. d.) und deren Gemahl, Wilhelm III.
von Oranien, über. Wilhelm III. brachte nach dem kinderlosen Tod seiner Gemahlin (1695) mit dem engl. Parlament die Successionsakte
vom zu stande, nach der den kath. Gliedern des Hauses S. das Thronrecht abgesprochen
und die Erbfolge den prot. Nachkommen Jakobs I. zugesichert wurde. -
Vgl. Nippold, Die Regierung der Königin
Mary S. (Hamb. 1895).
Nach Wilhelms III. Tod (1702) bestieg Anna (s. d.), die zweite Tochter Jakobs II., den Thron, nach deren Tod (1714) die Successionsakte
von 1701 in Kraft
[* 27] trat. Damit ging die Krone über auf den einzigen prot. Enkel der pfälz. Kurfürstin
Elisabeth, den Kurfürsten von Hannover,
[* 28] der als Georg I. (s. d.) den engl. Thron bestieg.
Der kath. Sohn Jakobs II., Jakob Eduard (s. d.), nahm als Kronprätendent den NamenJakob III. an. Er war vermählt mit Maria
Sobieska und starb 1766. Sein ältester Sohn Karl Eduard (s. d.) lebte nach erneuten Versuchen zur Herstellung
der Dynastie als Graf von Albany in Italien
[* 29] und starb ohne eheliche Nachkommenschaft zu Rom.
[* 30] (S. Albany, Louise, Gräfin
von.) Dessen einziger BruderHeinrichBenedikt, der 1747 die Kardinalswürde erhielt, legte sich hierauf den Königstitel bei.
Dieser letzte männliche Nachkomme des königl. Hauses S. lebte von einem
Jahrgelde, das ihm der brit. Hof
[* 31] gab. Er starb zu Frascati. Georg IV. ließ ihm in der Peterskirche zu Rom durch Canova
ein Denkmal errichten. Die wertvollen Familienpapiere, die er besaß, kaufte die brit. Regierung
an und ließ sie veröffentlichen («S. Papers», Lond.
1847).
Von andern Zweigen der Familie S. leben noch zahlreiche Glieder
[* 32] in Schottland, England und Irland. Sir John S., ein natürlicher
Sohn Roberts II., war der Ahnherr der Marquis und Grafen von Bute, Lord Wharncliffes und Lord S. de Rothesays. Von den S. von
Bonkyll stammen die Lords Blantyre und Douglas, die Grafen von Galloway und die Marquis von Londonderry;
von Elisabeth, Tochter des Regenten Murray und Gemahlin Sir James S.s von Doune, die heutigen Grafen von Murray oder Moray. Außerdem
leiten die Grafen von Traquair ihren Ursprung von einem natürlichen Sohne des Grafen James vonBuchan, Stiefbruders
König Jakob II., ab.
Vgl. Vaughan, Memorials of the S. dynasty (2 Bde., Lond.
1831);
(spr. stjuh'rt), John MacDonall, Entdeckungsreisender, geb.
1818 in
Schottland, begleitete 1844-46 Sturt auf dessen Expedition, erforschte 1858 mit Forster das südaustral. Gebiet westlich
vom Torrenssee, umwanderte das Stuartgebirge, erreichte südlich den See Younghusband, erstieg den Mount-Finke und gelangte
südlich zur Küste. 1839 erforschte S. das Land zwischen dem Torrens- und dem Eyresee und das Flußgebiet
des Neales. Zwei Versuche, den austral.
Kontinent von Süden nach Norden
[* 34] zu durchwandern, mißglückten kurz vor Erreichung des Ziels. Endlich (1862) gelang S. die
Durchschneidung des Festlandes; die Expedition erreichte den Oberlauf des in den Carpentariagolf mündenden Roper und, von
da über das Gebirge nach Nordwesten wandernd und den Adelaidefluß bis zur Mündung verfolgend, die Südwestecke
des Vandiemengolfs. Nach Adelaide
[* 35] noch 1862 zurückgekehrt, starb S. in Nottingham-Hill. Hardman gab heraus: «Explorations
in Australia. The journals of John Mac Donall S. during the years 1858-62» (2. Aufl.,
Lond. 1864).
Hochthal der gleichnamigen Alpengruppe im TirolerBezirkInnsbruck,
[* 36] zweigt bei Schönberg an der alten Brennerstraße
vom Wippthal ab und zieht sich, 40 km lang, bis zum Fuße der Stubaier Ferner hinauf, die mit ihren höchsten Spitzen den Hintergrund
bilden. Links wird das Thal
[* 37] von der Kette der Villerspitzen (3095 m), des HohenBurgstall (2609 m) und der
Saile (2402 m) umrahmt, rechts vom Habicht (3274 m), dem Kirchdach und dem Serlesspitz (2715 m). Der vom Ruderhofspitz auslaufende
Grat der Brennerspitzen (3022 m) teilt die obere Stufe in zwei Zweigthäler.
Das Thalwasser, der wilde Rußbach, entspringt mit zwei Quellen aus dem Gletschercirkus der Mutterberger
Alp, empfängt rechts, den Bach der Sulzenau und den Bach des Langenthals, links den Alpeiner Bach und mündet 8 Km südlich
von Innsbruck in die Sill. Das Thal ist reich an Wald und Weide;
[* 38]
in der Thalsohle, die in der untersten Stufe 2 bis 3 km
breit ist und sich 900-1000 m ü.
Der Sitz des Bezirksgerichts ist in Mieders (395 E.), Vulpmes (1079 E.) ist
Mittelpunkt des gewerbthätigen Lebens, Neustift (1217 E.) Ausgangsstation für die Gebirgstouren. Hinter
Neustift gabelt sich das Thal; rechts zieht das 24 km lange Oberberg- oder Alpeiner Thal bis zur Grenzkette des Ötzthals hinauf
und endet mit dem Gletschercirkus der Alpeiner Alm (2043 m). Das Unterbergthal, die Fortsetzung des Hauptthals, zieht nach
Südwesten und ist wegen seiner kühnen Bergformen, seiner Wasserfälle und Gletscherpracht der interessanteste
Teil des S. -
Vgl. Stubai, Thal und Gebirge, Land und Leute, hg. durch die Gesellschaft von Freunden des Stubaithales (Lpz. 1891).
Die Große S., d. h. steinerne Treppe
[* 39] (poln. stopień, Stufe, kamień, Stein), ist ein senkrecht abfallender Kreidefels, dessen höchster Punkt, 133 m
hoch, der Königsstuhl heißt.
Jenseit einer Schlucht, zu der 600 eingegrabene Stufen hinabführen, liegt weiter ostwärts
die Kleine S., nicht so hoch, aber fast noch steiler.
¶
(spr. stöbbs), William, engl. Historiker, geb. zu Knaresborough, wurde herangebildet zu Ripon und
Oxford,
[* 41] trat 1848 in den geistlichen Stand, wurde 1866 Professor der neuern Geschichte zu Oxford, 1884 Bischof von Chester, 1888 Bischof
von Oxford. Er veröffentlichte mehrere kirchliche und weltliche Schriften des Mittelalters, darunter
«Chronicles and memorials of Richard Ⅰ.» (1864 u. 1865),
«Chronica magistri Rogeri de Hovedone» (1868),
«Memorials of St.
Dunstan» (1874),
«The constitutional history of England, in its origin and development»
(3 Bde., Lond. 1874‒78; 4. Aufl.
1883),
ein Muster verfassungsgeschichtlicher Darstellung, «Registrum Sacrum Anglicanum: An attempt
to exhibit the course of episcopal succession in England from the records of the church» (Lond.
1897) u. a.
(Muscadomestica L.), zur Familie der Gemeinfliegen gehörig, eins der bekanntesten Insekten,
[* 46] fast über
die ganze bewohnte Erde verbreitet. Das Weibchen legt nach der Überwinterung seine Eier
[* 47] in allerlei verwesende Substanzen,
namentlich Nahrungsmittel,
[* 48] Dünger u. s. w.; die kopflosen Maden sind ziemlich schlank, weißglänzend
und weich, erreichen eine Länge von fast 9 mm, verwandeln sich in rotbraune Tönnchenpuppen, aus denen nach 10‒14 Tagen
die Fliegen
[* 49] auskriechen. Im August sind die Fliegen am zahlreichsten; nur wenige überwintern in warmen Räumen. Das beste
Mittel gegen sie ist gelinder Zug,
namentlich während der Nacht, durch die am Tage bewohnten Räume, Reinlichkeit
und Fliegenfenster. Fliegenpapier, Leimruten, Glasfallen sind teils gefährlich, teils ekelhaft; die Aralienpflanzen verscheuchen
die S. nicht. – Über die kleine S. s. Hundstagsfliege.
[* 50] oder Zimmervögel, Vögel,
[* 51] die von Liebhabern im Zimmer und zwar im Käfig gehalten
werden. Bei allen Völkern seit dem Altertum her findet sich eine Vorliebe für die Vögel. Während die Römer
[* 52] Sing- und Schmuckvögel,
selbst gefiederte Sprecher hielten, nur um sie zu mästen und zu verspeisen, gilt der Stubenvogel jetzt als Genosse und Hausfreund.
Gegenwärtig hat, infolge der regsamen Liebhaberei, der Vogelhandel eine bedeutende Ausdehnung
[* 53] gewonnen;
er umfaßt alle Weltteile und führt einen jährlichen Umsatz von vielen Hunderttausend Mark mit; namentlich aber hat sich in
den Hafenstädten aller Erdteile ein ungemein lebhafter Vogelhandel entwickelt.
Fast alle Vogelfamilien sind dem Handel oder der Liebhaberei zugänglich, indem sie, mit Einschluß der Vögel für die
zoolog. Gärten, zu Tausenden von Köpfen alljährlich ausgebeutet werden. Überblickt man die S. ausschließlich, so hat
man es mit ganz bestimmten Familien zu thun. Vor allem wertvoll sind: Papageien, Finken im weitesten Sinne, die vielgestaltige
Sippschaft der Sänger, nebst allen Verwandten, Drosseln, Stare, krähenartige oder Raben und sodann noch Schmuckvögel
aus mancherlei andern Familien.
Die Liebhaberei für S. teilt sich sachgemäß in mehrere Zweige. Obenan stehen die Sänger: Nachtigall, Sprosser, amerik.
Spottdrossel, ostind. Schamadrossel, Singdrossel, Amsel u. a. Drosseln, Schwarzplattl u. a. Grasmücken; von Körnerfressern Hänfling,
Edelfink u. a. Finken, fremdländische Gimpel, Kardinäle, einheimische Lerchen u. a. bilden im allgemeinen die am höchsten
geschätzten Sänger. Der wichtigste unter allen Finken ist der Canarienvogel (s. d.). Kaum minder wertvoll
als die Sänger sind die Spötter, als welche vornehmlich der rotrückige Würger, Sumpfrohrsänger, Gartenlaubvogel, die amerik.
Spottdrossel u. a. geschätzt sind. Nächstdem werden Schmuckvögel in beträchtlicher
Anzahl gehalten; dies sind Vögel aller Zonen: Tangaren, Bülbüls, prächtigeWeber, Widafinken, Prachtfinken,
Papageien und unzählige andere aus den verschiedensten Familien bis zu unsern einheimischen Finken: Stieglitz, Zeisig, dazu
Ammern, Meisen, Seidenschwanz,
[* 54] Heher
[* 55] u. a. Zwischen beiden Gruppen stehen die abrichtbaren oder gelernten Vögel: der Gimpel,
der von Thüringen aus einen internationalen Handelsgegenstand bildet, ebenso Lieder nachflötende Stein- und Blaudrosseln,
Amsel, Star u. a. Sie alle sind nur dann abrichtbar, wenn sie aus dem Nest gehoben und von Menschenhand
aufgefüttert werden.
Ihnen schließen sich an die sprachbegabten Vögel, zu denen zahlreiche Papageienarten bis zu den krähen- oder rabenartigen,
den Starvögeln u. a. gehören. Den Schluß bilden die züchtbaren Vögel, die erst in der neuern Zeit
zur Geltung gekommen sind. Hierher gehören: Prachtfinken, Webervögel u. a. Finkenvögel,
Papageien, Täubchen, kleine Wachteln, auch verschiedene Weichfutterfresser: Drosseln, Bülbüls, der Sonnenvogel, Hüttensänger
u. a. Der Vogelwirt teilt alle S. in Beziehung auf ihre ganze Haltung und Verpflegung in Körnerfresser und Kerbtier- oder Weichfutterfresser
ein.
Zur Ausstattung der Käfige (s. Vogelbauer) und der Vogelstube hat der HandelNistvorrichtungen: Nistkästen,
Korbnester u. a. m., sodann Nestbaustoffe: Agave- oder Aloefasern, Manilahanf u. a. zu bieten. Alle diese Hilfsmittel der Stubenvogelpflege
und -Zucht gelangen auf den Vogelausstellungen, die in den meisten Städten alljährlich veranstaltet werden, neben den Vögeln
selbst zu Schau und Verkauf und bilden wiederum einen nicht geringen Geschäftsbetrieb. In großen Heckkäfigen,
Vogelkammern bis großartigen Vogelstuben wird die Stubenvogelzucht betrieben.
Berg, Ostfriesland u.s.w.) früher gebräuchliche Scheidemünze von Silber und Kupfer.
[* 58] In erstern war bis 1816 der Gulden =
20, in letztern der ThalerCourant = 60 S.
oder Stuck (ital. stucco), die aus Gips,
[* 59] Kalk und Sand hergestellte, anfangs weiche und daher leicht
formbare, später aber hart werdende Masse, welche zum Überzug des Mauerwerkes, oft auch des Holzes an Wänden und Decken, und
zu Ornamenten aller Art im Innern, oft auch am Äußern der Häuser angewendet wird. Die Masse wird ganz weich aufgetragen;
sobald sie zäh geworden ist, wird das Ornament modelliert und später mit Eisen
[* 60] nachgearbeitet. Zuweilen
wird das Ornament auch einzeln für sich bearbeitet, oft gegossen und dann befestigt.
Schon die Griechen wendeten eine Art Stuck an und behandelten oft ganze Tempel
[* 61] auf diese Weise. Den eigentlichen Stuck für Ornamentik
kannten auch schon die Ägypter. Die Römer verwendeten ihn in größter Ausdehnung an Wänden und Decken,
zum Teil in reichster Ausbildung mit Bemalung und Vergoldung. Später ging die Kunst seiner Herstellung verloren und wurde
erst im 14. Jahrh. in Italien wieder erfunden. Zur höchsten Vollkommenheit wurde sie in der ital. Renaissance ausgebildet
und von dort auch nach Deutschland übertragen.
Die umfangreichste Anwendung fand sie jedoch in der Barockperiode, wo sich Pietro da Cortona als Meister
in der Behandlung der S. hervorthat. Von hier wurde sie nach Frankreich und Deutschland übertragen, wo bis in die neueste Zeit
die Stuccateure meist Italiener sind. Die größten Stuccatoren Deutschlands
[* 62] waren die in München
[* 63] in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrh. lebenden BrüderAsam. Während der Herrschaft des Klassicismus ging die Technik der S. wieder zurück.
In unsern Tagen wird der Stuck wieder vielfach angewendet, obgleich ihm der Backsteinrohbau (s. Rohbau) besonders an Außenwänden
den Rang streitig macht.
Gegenwärtig sind folgende Arten von Stuck in Anwendung: Gipsstuck, das ist ein Gipsguß, welcher in sog.
Leimformen hergestellt wird, die sich nach dem Hartwerden des Gipses leicht abziehen lassen. Trocken-, Staff- oder Steinstuck
wird hergestellt, indem in die Leimform eine dünne LageGips gegossen wird, auf welche an geeigneten Stellen etwa 2 cm breite
Metallstreifen mit 2 cm Überstand über den Rand der Form gelegt werden, über den noch weichen Gips
wird ein weitmaschiges Gewebe
[* 64] (Nessel) ausgebreitet und darüber ein zweiter Gipsguß gebracht, welcher sich mit dem ersten
und dem Gewebe zu einer zähen, festen Masse verbindet.
Der Gips erhält einen starken Leim- oder auch Alaun- oder Boraxzusatz. Die vorstehenden Ränder der Metallstreifen
bilden umgebogen die Befestigungslappen für Vernagelung und Verschraubung der Stuckteile, welche sofort bemalt und vergoldet
werden können. Ein diesem ähnliches Fabrikat ist der Holzgipstrockenstuck von Adler
[* 65] in Leipzig-Eutritzsch, welcher aus Gips,
Papier und Holzstoff
[* 66] besteht. Tripolith ist eine Mischung von Gips und Kalk, Magnesiumcarbonat und Sand,
welche mit ein Zehntel Gewichtsteilen Kohle oder Koks mäßig gebrannt wird, wurde erfunden von Schenk in Heidelberg.
[* 67]
Den Witterungseinflüssen sehr ausgesetzte Schmuckteile gießt man aus Portlandcement und Zusatz von Quarzsand. Schmuckteile
aus sog. weißem Cement, welcher kein eigentlicher Cement ist, sondern eine Mischung von Gips und
andern Bestandteilen, vermeidet
man auch im Freien anzubringen. – In neuester Zeit werden sog. Xylogenit und Papierstuck in den Handel gebracht, während
über den ebenfalls neuen Holzcementstuck noch keine Resultate vorliegen. (S. auch Gipsdielen und Papiermaché.)
Verfeinerungen des Stucks sind verschiedene Marmorimitationen:
1) Der Stuckmarmor, ein mittels Gips nachgeahmter Marmor erhält durch Erdfarben beliebige Färbung und
kann ähnlich wie der natürliche Marmor geschliffen werden. Seine Bestandteile, der rein gesiebte Gips und die gewünschten
Farben, werden durch Leimwasser angemacht und auf den Grund aufgetragen, welcher aus Gips und grobem Grundsand besteht. Danach
werden die Flächen gehobelt, mit Sandstein geschliffen und poliert. Für die bunten Muster des Marmors,
Porphyrs u.s.w. nimmt man verschiedenartig gefärbte Gipsbreimassen mit Alabaster- oder Marienglasstücken, Kupferfeilspänen,
calcinierten Knochen,
[* 68] Smalte- oder Goldblättchen vermengt und trägt dieselben so nebeneinander auf den Grund auf, daß die
Adern möglichst treu nachgebildet werden.
2) Der Marezzomarmor, bestehend aus feinstem, doppelt gebranntem Gips mit Alaunzusatz. Die weiche Masse
wird auf Spiegelglasplatten gegossen, wodurch nur ein geringes Nachpolieren mit Tischlerpolitur erforderlich wird. Aus solchen
Platten werden die Wandbekleidungen zusammengesetzt. Da sich die Platten leicht werfen, wird derselbe in Deutschland nur noch
zu Tischplatten, Einlagen in Paneele und Möbel
[* 69] verwendet.
3) Stuccolustro oder lucido, bestehend aus einer Mischung von gutem Weißkalk mit Marmor-, Alabaster-
und ungebranntem Gipsstaub im Verhältnis von 1:2, welche gleichmäßig mit der Farbe des Grundtones des nachzuahmenden Marmors
gefärbt und auf einem rauhen Grundputz von einem am besten aus hydraulischem Kalk bereiteten Mörtel aufgetragen und fein
abgefilzt wird. Auch er läßt sich, auf einem hölzernen Kern wie der Stuckmarmor anfertigen. Auf den
noch nassen buntfarbigen Putz werden die Aderungen des Marmors gemalt. Nach Erhärtung der Masse erfolgt eine Abbügelung
der Fläche mit einem heißen Eisen und nach Abtrocknung der Überzug mit einer Politur.
4) Marmorino- und Weißstuckputz. Der erstere besteht aus einem Grundputz, der in zwei je 3 mm starken
Lagen aufgebracht wird und aus 3 Teilen feinem weißem Marmorpulver und 1 Teil durch gesiebtem Kalk hergestellt wird. Der obere
Bewurf wird kartätscht, gefilzt und mit Eisenkellen geglättet, worauf der Putz durch auf 45° C. erwärmte Gußstahlkellen
seinen Glanz erhält. Der Weißstuckputz wird hergestellt durch einen mit Gips versetzten Mörtel auf trocknem
Grundputz von gewöhnlichem Kalkmörtel.
Dieser Putzmörtel wird hergestellt aus fein gesiebtem Kalk unter Zusatz von 10 Proz. feinem Sand-
oder Marmorstaub und Gipsbrei. Die Masse wird zwei- bis dreimal in einer Stärke
[* 70] von je 1 mm mittels einer Stahlplatte als Reibebrett
aufgetragen und geglättet, worauf der Putz mit der Stahlplatte unter Annässen mit Wasser abgespachtelt
wird. Nach Reinigung mittels eines Pinsels von dem anhaftenden Schlamm tritt der Glanz des Weißstuckputzes hervor. Auch er
kann nach völliger Austrocknung beliebig bemalt und mit Wachspolitur versehen werden, welche mit einem wollenen Lappen auf dem
vorher mit Leimwasser getränkten Putz verrieben (Anmerkung des Editors: Seitenwechsel ) wird.
¶
mehr
wird. -
Vgl. Hüttmann, Der Gipser als Cementierer, Tüncher und Stuccateur (Weim. 1886).
lucido (spr. lutsch-), Stucco lustro, s. Stuccaturarbeit. ^[= oder Stuck (ital. stucco), die aus Gips, Kalk und Sand hergestellte, anfangs weiche und daher ...]
Franz, Maler, geb. zu Tettenweis in Niederbayern, besuchte die Akademie zu München; zunächst führte
er Zeichnungen für illustrierte Werke (darunter für die «Fliegenden
Blätter») aus und stellte seit 1889 seine ersten Bilder in München aus: Der Wächter des Paradieses, Kämpfende Faune, Innocentia.
Sodann malte er: Lucifer, Vertreibung aus dem Paradiese, Pietà, Kreuzigung Christi, Die Sünde, Allegorie des Krieges (letztere
beide in der MünchenerPinakothek), Versuchung, Die Sphinx.
[* 72] Die Bronzestatuette Athlet befindet sich in der
Nationalgalerie zu Berlin,
[* 73] in der Kunsthalle zu Hamburg, im Nationalmuseum zu Budapest.
[* 74] S. gehört zu den Führern der sog.
secessionistischen Richtung in der Malerei; er ist königl. Professor und lebt in München. -
Ernst, Maler, geb. zu Basel,
[* 75] bildete sich erst in seiner Vaterstadt, seit 1850 in Antwerpen
[* 76] unter
Dyckmans und Wappers, dann in Paris
[* 77] und München, verweilte 1856-67 meist im Süden, zuletzt auf Capri.
[* 78] 1868 bereiste er Spanien.
Er entnahm aus dem Sabinergebirge die Stoffe zu den Gemälden: Waldbrunn, Marientag, Pilger von Pereto, Mariuccia alla fontana,
Entsagung, Marionetten (Museum in Basel),
Kerzentragende Sabinermädchen (Museum in St. Gallen), Wallfahrer in den Abruzzen (1889),
Siesta im Sabinergebirge (1890) u. a. Sonst behandelte er auch einheimische Genrestoffe, worunter
Kindergottesdienst (1865; vom franz. Staat angekauft), Romeo und Julie auf dem Dorfe, nach der gleichnamigen
Novelle von G. Keller (1867; städtisches Museum in Köln),
[* 79] zu nennen sind. Nennenswerte Bildnisse sind: des Künstlers Kinder
mit dem Windhund (1871; Museum in Basel),
das Bildnis seiner Gattin, seiner Mutter, des Grafen Aloys von Reding. Später beschäftigte
er sich auch mit Historienbildern, wohin Der büßende Joh. Parricida, Der
letzte Hohenrhätier, Dichterkrönung Hadlaubs, Das Erdbeben
[* 80] in Basel
und die Freskomalereien in der Tellskapelle (1880-82) gehören.
S. lebt in Basel.
oder Stück, Flüssigkeitsmaß im Weinhandel, besonders in Süddeutschland üblich (seit Ende 1871 ohne
gesetzliche Geltung): im
Großherzogtum Hessen
[* 82] und in Nassau 12 hl, in Frankfurt
[* 83] a. M. 11½ und in Rheinbayern 10 hl. Das
dän. Stykfad enthält 1170 Pott oder 11,3 hl.
Waren, die als besondere Frachtstücke oder Colli zur Verfrachtung aufgegeben werden, im Gegensatz zu den
Schiffs- oder Wagenladungsgütern (Befrachtung en bloc).
im See- und Binnenschifffahrtsrecht derjenige Güterbeförderungsvertrag, welcher sich nicht
auf das Schiff
[* 84] im ganzen oder einen verhältnismäßigen Teil oder einen bestimmt bezeichneten Raum des
Schiffs (Chartervertrag, s. Chartepartie), sondern auf einzelne Güter (Stückgüter) bezieht. Nur in wenigen einzelnen Punkten
gelten für den S. nach deutschem Recht andere Bestimmungen als für den Chartervertrag, z. B. hinsichtlich der Verpflichtung,
auf Aufforderung des Schiffers die Lieferung und Abnahme der Ladung ohne Verzug, mithin ohne daß eine
Ladezeit oder Löschzeit zur Anwendung kommt, zu bewirken, sowie bei der Fautfracht (s. d.).
Wenn ein Schiff auf Stückgüter angelegt und die Zeit der Abreise nicht festgesetzt ist, so hat auf Antrag des Befrachters
der Richter nach den Umständen des Falles den Zeitpunkt zu bestimmen, über welchen hinaus der Antritt
der Reise nicht verschoben werden darf.
Vgl. altes Handelsgesetzbuch Art. 557 fg., neues §§. 556 fg.; Binnenschifffahrtsgesetz
vom (mit Art. 12 und 13 des Einführungsgesetzes zum neuen Handelsgesetzbuch) §§. 38 fg. (S. Frachtvertrag.)
der nach der Arbeitsleistung bemessene Arbeitslohn (s. d.). ^[= Die Eigentümlichkeit der wirtschaftlichen Stellung der Arbeiter liegt darin, daß sie ihre ...]
beim Handel mit Wertpapieren der Teil vom Betrage des nächstfälligen Zinscoupons, welcher
auf die Zeit vom letzten Zinstermin bis zum Kauftag entfällt. Er wird dem Verkäufer gewöhnlich bar vergütet, wogegen
der Käufer den Coupon zur Erhebung des vollen Betrags beim nächsten Zinstermin erhält. Wird aber der demnächst fällige
Coupon von dem Verkäufer zurückbehalten, so zieht umgekehrt der Käufer die ihm gebührenden Zinsen vom
Kauftage bis zum nächsten Zinstermin vom Kaufpreise des betreffenden Wertpapiers ab. Bei Dividendenpapieren (Aktien) werden
die S. durch Usanz festgestellt (sog. Börsenzinsen) und betragen z. B.
in Berlin in der Regel 4 Proz. In den Notierungen der Londoner und PariserBörse sind die S. fast durchgängig in den Kursen
der Papiere mit inbegriffen. (S. Coupons.)