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ihres Blütenreichtums oder ihrer schönen Blüten als Ziersträucher Verwendung finden (Azaleen, Kamelien, Rhododendren, Flieder u. a.).
ihres Blütenreichtums oder ihrer schönen Blüten als Ziersträucher Verwendung finden (Azaleen, Kamelien, Rhododendren, Flieder u. a.).
niedrige Äpfel, die keinen Stamm bilden; sie sind als Zieräpfel wegen ihrer schönen Blüten und Früchte in den Gärten bekannt und dienen außerdem zum Teil als Unterlagen für edle Zwergäpfelbäume. Als Zieräpfel verdienen die weiteste Verbreitung: Pirus spectabilis L. var. floribunda Sieb., die selten über 2‒3 m Höhe erreicht und im Frühjahr mit Blüten, im Herbst mit kleinen Äpfeln übersät ist. Baumartiger wird Pirus baccata L., mit vielen Spielarten; die Früchte dieser Art werden eingemacht und zur Obstbereitung verwendet. Als Unterlage für den edlen Apfel dient Pirus pumila Mill.; wertvoll für diesen Zweck sind zwei Spielarten: der Johannisapfel und der Splitt- oder Süßapfel (Doucin der Franzosen);
letzterer etwas starkwüchsiger.
Die S. lassen sich durch Stockausschlag und ablegerartig durch Anhäufeln des viel verzweigten Strauches mit Erde vermehren.
Pflanze, s. Hibiscus.
9. und 10. Klasse des Truchseß-Lucasschen Kirschensystems (s. Kirsche).
Stadt im Kreis [* 2] Oberbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, [* 3] in waldreicher Gegend, am Straussee (4 km lang, ½ km breit) und an der Linie Berlin-Königsberg-Eydtkuhnen (Station 6 km entfernt und durch Kleinbahn mit der Stadt verbunden) der Preuß. Staatsbahnen, [* 4] mit Vorortverkehr nach Berlin [* 5] (Schlesischer Bahnhof) und Charlottenburg, [* 6] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Berlin Ⅱ), hat (1895) 7193 E., darunter 227 Katholiken und 42 Israeliten, Postamt zweiter und dritter Klasse, Telegraph, [* 7] Fernsprechverbindung, elektrische Straßenbeleuchtung, evang. Kirche, kath. Bethaus, Synagoge, Landarmenhaus, Provinzialschul- und Erziehungsanstalt, städtisches Kranken-, evang. Vereinshaus, städtische Sparkasse, Spar- und Darlehnskasse, mehrere Badeanstalten und schöne Parkanlagen; Fabrikation von groben Tuchen, Federplüsch, Kammgarnstoffen, Flanell und Teppichen, Gerberei, Fischerei [* 8] und zwei Dampfsägewerke.
[* 1] (Struthio, s. Tafel: Straußvögel [* 9] Ⅰ), eine Gattung aus der Ordnung der Straußvögel (s. d.). Der gemeine oder afrikanische S. (Struthio camelus L., [* 1] Fig. 2), welcher der größte unter allen jetzt lebenden Vögeln ist, lebt in den Wüsten Afrikas, und seine ganze Organisation ist, wie bei dem Kamel, für den Aufenthalt in der Wüste eingerichtet. Die Färbung ist im männlichen Geschlecht tiefschwarz, die Flügelfedern schneeweiß, die nackten Beine und der Hals tiefrot; das Gefieder des Weibchens einfarbig grau und ebenso gefärbt sind die Beine und der Hals.
Seine Länge beträgt 2‒3 m und sein Gewicht 40‒50 kg. Die Flügel sind zum Fluge ungeeignet und mit langen, weichen, zerschlitzten Schwungfedern besetzt. Dafür sind aber seine Füße außerordentlich entwickelt, sehr stark und hoch, selbst an den Schenkeln nackt, mit dichter, lederartiger Haut [* 10] überzogen und nur mit zwei, nach vorn gerichteten schwieligen Zehen (s. vorstehende Abbildung) versehen. Mit ihnen kann er einen 1,3 m langen Schritt machen, der aber beim schnellen Laufen zum 3 m langen Sprunge wird.
Seine Schnelligkeit ist daher auch so groß, daß selbst die besten Pferde [* 11] den S. nicht einzuholen oder doch ihm nicht lange zur Seite zu bleiben vermögen. Gegen Verfolgung sucht der S. sein Heil stets in der Flucht, und nur, in die Enge getrieben, verteidigt er sich durch Hiebe mit dem Schnabel und durch Schlagen mit den Füßen und den Flügeln. Seine Nahrung besteht nur aus Pflanzen. Sehr groß ist aber seine Gefräßigkeit, wie auch die Kraft [* 12] seiner Verdauung, die hauptsächlich durch einen Vormagen unterstützt wird, der einen sehr kräftig auflösenden Saft absondert.
Der S. lebt in Polygamie. Ein Männchen versammelt vier bis sechs Weibchen in einem Nest, einer ausgescharrten Grube, um sich. Jedes Weibchen legt 12‒16 gelbe glänzende Eier [* 13] mit tiefen Poren, von denen jedes 1,40 kg schwer ist und drei hungerige Personen vollauf zu sättigen vermag; jedoch steht ihr Geschmack bedeutend unter dem der Hühnereier. Die harten, festen Eierschalen dienen den Eingeborenen jener Gegenden zu Gefäßen. Das Brüten besorgt bei den S. das Männchen und nur ausnahmsweise wird es auf kurze Zeit von einem der Weibchen abgelöst.
Die Eier werden während der Nacht regelmäßig bebrütet, bei Tage aber oft längere Zeit mit Sand bedeckt, und es bleibt der Sonne [* 14] das Brutgeschäft überlassen. Die Jungen haben ein strohähnliches Gefieder. An Stelle des gemeinen S. tritt im Somalland der Somalistrauß (Struthio molybdophanes Rehb.), dessen Männchen durch den blauen Hals und die blauen, rot geschilderten Beine von jenem unterschieden ist, während im Damaraland eine dritte Art, Struthio australis Gurney, vorkommt, dessen Männchen grauen Hals und Beine hat und weiter gelbe Umränderung der roten Beinschilder und des roten Schnabels.
[* 1] ^[Abb.]
Die Jagd auf S. ist sehr schwierig. Die Araber hetzen ihn zu Pferde in Trupps, die sich verteilen und ablösen, bis das müde Tier sich erschöpft in den Sand streckt (s. Taf. Ⅰ, [* 1] Fig. 1). Man jagt den S. wegen der schönen zerfaserten Deckfedern des Schwanzes und der Flügel (Straußenfedern), die aber jetzt im Orient einen höhern Wert als in Europa [* 15] haben. Die besten Straußenfedern erhält man aus dem Innern Nordafrikas, wo man die S. deshalb als Haustiere hält, um ihnen jene Federn auszuziehen, was binnen zwei Jahren dreimal geschieht.
Gegenwärtig züchtet man die Vögel [* 16] am Kap, in Algerien, [* 17] Argentinien und Südkalifornien; die Federn der wilden S. stehen indessen höher im Preise. Die Körperfedern des Männchens sind schwarz, die des Weibchens braun; nur die Schwingfedern und Schwanzdecken sind schneeweiß, bisweilen mit schwarzem Saum oder schwarzer Spitze. Die Haut und das Fett der S. werden gleichfalls benutzt; das Fleisch der erwachsenen S. ist aber hart, schwarz und unschmackhaft. Auf den europ. Tiermarkt gelangen alljährlich kleine Trupps afrikanischer S., früher meist der gemeine, jetzt häufiger der Somalistrauß und nur ganz vereinzelt der Damarastrauß. Der Preis beträgt für das Männchen etwa 800 M., für das Weibchen 700 M. Als Futter erhalten die S. viel Salat und Kohl, dazu Hafer, [* 18] Mais und Möhren. Auch die Zugabe von kleinen Knochen [* 19] und Knorpeln ist für ihr Wohlbefinden von Nutzen.
Über die amerikanischen S. s. Nandu; über den australischen s. Emu. -
Vgl. Forest, L’autruche, son utilité, son élevage (Par. 1894). ¶
[* 1] David Friedr., theol. Schriftsteller, geb. zu Ludwigsburg [* 21] in Württemberg, [* 22] studierte im theol. Seminar zu Blaubeuren und im theol. Stift zu Tübingen, [* 23] wurde 1830 Pfarrvikar und 1831 Professoratsverweser am Seminar zu Maulbronn, ging dann nach Berlin, um Hegelsche Philosophie zu studieren und Schleiermacher zu hören, wurde 1832 Repetent am theol. Seminar zu Tübingen und hielt zugleich philos. Vorlesungen an der Universität. Infolge seines «Lebens Jesu» wurde S. seiner Repetentenstelle enthoben und als Lehrer an das Lyceum zu Ludwigsburg versetzt, welches Amt er schon 1836 wieder aufgab, um in Stuttgart [* 24] zu privatisieren. Im Febr. 1839 wurde S. vom Erziehungsrate zu Zürich, [* 25] hauptsächlich auf Betrieb des Bürgermeisters Hirzel, als Professor der Dogmatik und Kirchengeschichte an die dortige Universität berufen; allein diese Ernennung rief im Kanton [* 26] große Aufregung hervor, die sich durch die Pensionierung des kaum berufenen Professors nicht mehr beschwören ließ, sondern den Sturz der Regierung (6. Sept.) zur Folge hatte. Seitdem war S. wieder auf schriftstellerische Thätigkeit angewiesen. Er wurde 1848 in den württemb. Landtag gewählt, wo er eine polit.-konservative Haltung zeigte, die ihm eine Mißfallensadresse zuzog, infolge deren er im Dez. 1848 sein Mandat niederlegte. Er lebte seitdem zeitweilig in Heidelberg, [* 27] München [* 28] und namentlich in Darmstadt, [* 29] siedelte 1872 nach Ludwigsburg über und starb daselbst Vermählt war S. mit der Sängerin Agnese Schebest.
Sein Hauptwerk, «Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet» (2 Bde., Tüb. 1835; 4. Aufl. 1840), wurde für die Entwicklung der prot. Theologie epochemachend, sofern es die aussichtslosen Streitigkeiten zwischen Orthodoxie und Rationalismus über die übernatürliche oder natürliche Auffassung und Erklärung der evang. Berichte abschloß und die Notwendigkeit einer wissenschaftlich-quellenkritischen Behandlung der Evangelien erkennen ließ; und zwar gerade dadurch, daß S. durch den Mangel jeder Quellenkritik in seinem Werke dazu geführt wurde, die Geschichtlichkeit jener Berichte so gut wie völlig preiszugeben und letztere aus einer unbewußt erfolgten Mythenbildung in den urchristl. Gemeinden herzuleiten. Das Buch rief eine große litterar. und kirchliche Bewegung hervor und wurde zugleich die Hauptveranlassung zu der Spaltung der Hegelschen Schule (s. Hegel). S. suchte sich zunächst in den «Streitschriften» (3 Hefte, Tüb. 1837) mit seinen Gegnern auseinanderzusetzen, während er in seinen «Zwei friedlichen Blättern» (Altona [* 30] 1838) seine Sache von der mildern Seite darzustellen suchte.
Von einer versöhnlichen Stimmung zeugen auch die in der 3. Auflage des «Lebens Jesu» (1838) gemachten Zugeständnisse, die er aber in der 4. Auflage (1840) wieder zurücknahm. Sein zweites Hauptwerk: «Die christl. Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwicklung und in ihrem Kampfe mit der modernen Wissenschaft» (2 Bde., Tüb. 1840‒41),
enthält eine scharfe Kritik der einzelnen Dogmen in Form einer geschichtlichen Erörterung ihres Entstehungs- und Auflösungsprozesses. Als Vorarbeit zu diesem Werke ist die Abhandlung «Über Schleiermacher und Daub» zu betrachten, die in seinen «Charakteristiken und Kritiken» (Lpz. 1839) abgedruckt ist. Ferner veröffentlichte S. «Der Romantiker auf dem Throne der Cäsaren, oder Julian der Abtrünnige» (Mannh. 1847),
welche Schrift durch die Streiflichter, die sie auf eine hochgestellte Persönlichkeit (Friedrich Wilhelm Ⅳ. von Preußen) [* 31] warf, Aufsehen erregte; «Sechs theol.-polit. Volksreden» (Stuttg. und Tüb. 1848),
«Schubarts Leben in seinen Briefen» (2 Bde., Berl. 1849),
«Christian Märklin, ein Lebens- und Charakterbild aus der Gegenwart» (Mannh. 1851),
«Leben und Schriften des Dichters und Philologen Nicodemus Frischlin» (Frankf. 1855),
«Ulrich von Hutten» (3 Bde., Lpz. 1858‒60; 6. Aufl., Bonn [* 32] 1895),
«Reimarus und seine Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes» (Lpz. 1862; 2. Aufl., Bonn 1877) und «Kleine Schriften biographischen, litterar- und kunstgeschichtlichen Inhalts» (Lpz. 1862), denen sich später eine zweite Sammlung (Berl. 1867; beide in 2. Aufl., Bonn 1877) anschloß; endlich die für die damalige Prinzessin (nachmalige Großherzogin) Alice von Hessen [* 33] gearbeitete und ihr gewidmete meisterhafte Monographie «Voltaire. Sechs Vorträge» (Lpz. 1870; 8. Aufl., Bonn 1895). Alle diese Arbeiten zeichnen sich aus durch Gediegenheit der Forschung, Beherrschung des Stoffs und Glanz der Darstellung.
Als 1863 Renans «Leben Jesu» erschien, ließ S. eine Neubearbeitung seines ersten Hauptwerkes «Das Leben Jesu für das deutsche Volk bearbeitet» (Lpz. 1864; 8. Aufl., Bonn 1895) erscheinen, die bald in mehrere fremde Sprachen übersetzt wurde. An der weitern, polemisch bewegten Litteratur über das Leben Jesu beteiligte sich S. unter anderm mit der Schrift «Der Christus des Glaubens und der Jesus der Geschichte» (Berl. 1865),
die gegen Schleiermachers «Leben Jesu», und einer zweiten: «Die Halben und die Ganzen» (ebd. 1865),
die gegen Schenkel und Hengstenberg gerichtet war. Um dieselbe Zeit erschien auch sein geistvoller Vortrag über «Lessings Nathan der Weise» (Berl. 1865; 3. Aufl., Bonn 1877).
Sein letztes Werk «Der alte und der neue Glaube. Ein Bekenntnis» (Lpz. 1872; 14. Aufl., Bonn 1895) lieferte den Beweis, daß S. ebenso, wie 30 Jahre zuvor Ludwig Feuerbach, aus dem Hegelschen Lager [* 34] in dasjenige des Materialismus übergegangen war. Es giebt teils eine Polemik gegen die religiöse Weltanschauung, teils den Aufbau einer materialistischen Weltbetrachtung. Dieselbe stützt sich auf die Naturwissenschaft, schließt sich der Darwinistischen Hypothese an und setzt an die Stelle des religiösen Trostes den ästhetischen Optimismus, der in der künstlerischen Produktion und dem künstlerischen Genuß die Erhebung über die Leiden [* 35] der Wirklichkeit findet.
Der Flut von Erwiderungen, die auch dies Buch fand, setzte S. ein «Nachwort als Vorwort» (Bonn 1873) entgegen. Bald nach seinem Tode wurde unter Redaktion seines Freundes E. Zeller die Herausgabe seiner «Gesammelten Schriften» (12 Bde., Bonn 1876‒78) begonnen, die unter Ausschluß der specifisch theol. und dogmatischen Schriften neben seinen Hauptwerken besonders die von ihm hinterlassenen «Litterar. Denkwürdigkeiten» und die formvollendeten «Gedichte» enthalten. Auch «Ausgewählte Briefe» von S. (Bonn 1895) gab Zeller heraus. –
Vgl. E. Zeller, David Friedrich S. in seinem Leben und seinen Schriften geschildert (Bonn 1874);
Lang, David Friedrich S. (Lpz. 1874);
Hausrath, David Friedrich S. und die Theologie seiner Zeit (2 Bde., Münch. 1876‒78);
ders., in den «Kleinen Schriften religionsgeschichtlichen Inhalts» (Lpz. 1883);
Schlottmann, David S. als Romantiker des Heidentums (Halle [* 36] 1878). ¶
[* 37] ^[Abb. 1. Straußenjagd.]
[* 37] ^[Abb. 2. Afrikanischer Strauß (Struthio camelus). Länge 2,42 m.] ¶
[* 38] ^[Abb. 1. Amerikanischer Strauß (Rhea [* 39] americana. Länge 1 m.]
[* 38] ^[Abb. 2. Emu (Dromaeus Novae Hollandiae). Länge 1 m.]
[* 38] ^[Abb. 3. Helmkasuar (Casuarius galeatus). Länge 1,54 m.]
[* 38] ^[Abb. 4. Kiwi (Apteryx australis). Länge 0,67 m.] ¶
[* 1] Friedrich Adolf, prot. Theolog, geb. zu Elberfeld, [* 41] studierte in Berlin, wurde daselbst Hilfsprediger an der Hof- und Domkirche und nach einer Reise in den Orient 1847 Militärpfarrer der zweiten Gardedivision, mit der er 1848 an dem Feldzug in Schleswig [* 42] teilnahm, 1858 Professor an der Universität, 1870 Hofprediger an der Hof- und Garnisonskirche zu Potsdam und 1872 Superintendent;
er starb Unter seinen Schriften sind zu nennen: «Sinai und Golgatha» (Berl. 1847; 11. Aufl., Lpz. 1882),
eine Beschreibung seiner Reise in das Heilige Land;
das Prachtwerk «Die Länder und Stätten der Heiligen Schrift» (130 Holzschnitte und verschiedene Tafeln mit erläuterndem Text, Stuttg. 1861; 2. Aufl., Lpz. 1877),
das er gemeinschaftlich mit seinem Bruder Otto herausgab;
«Liturgische Andachten» (Berl. 1850; 4. Aufl. 1886),
«Die Liturgie des evang. Hauptgottesdienstes» (ebd. 1853),
«Erklärung der Vaticinia Zephanjae» (ebd. 1843),
«Trost am Sterbelager» (2. Aufl., ebd. 1874).
Zur Unterstützung der deutsch-evang. Anstalten im Heiligen Lande veranlaßte er 1852 die Stiftung des Jerusalemvereins und gab 1856-71 die Zeitschrift desselben heraus: «Neueste Nachrichten aus dem Morgenlande».
Sein Bruder Otto S., ebenfalls prot. Theolog, geb. zu Berlin, wurde daselbst 1854 Inspektor des Domkandidatenstifts, bereiste 1856-57 Italien [* 43] und den Orient, wurde dann Divisionsprediger in Posen [* 44] und 1865 Pfarrer an der Sophienkirche in Berlin. S. hat sich durch eine Reihe liturgischer und kirchenhistor. Schriften bekannt gemacht.
[* 1] Joh., Tanzkomponist, geb. zu Wien, [* 45] wurde 1819 Bratscher in Lanners kleinem Orchester, versuchte sich in Tanzkompositionen und überholte Lanners Erfolge. 1824 bildete S. sein eigenes Orchester, mit dem er mehrere Kunstreisen durch ganz Deutschland [* 46] nach Frankreich und England machte. Er starb als Hofballmusikdirektor zu Wien.
S.' Werke veröffentlichte sein Sohn Johann (7 Bde., Lpz. 1889).
[* 1] Joh., Komponist, der älteste Sohn des vorigen, geb. zu Wien, fungierte als k. k. Hofballmusikdirektor in Wien und unternahm Konzertreisen mit seinem (1844 begründeten) Orchester nach England, Amerika, [* 47] Rußland, Frankreich, Deutschland und Rumänien. [* 48] Aus der großen Menge seiner Tanzkompositionen sind besonders «An der schönen blauen Donau», «Morgenblätter», «Wiener Blut», «Annen-Polka», «G'schichten aus dem Wiener Wald», «Nachtfalter», «Bei uns z'Haus» hervorzuheben.
Durch Offenbachs Erfolge angeregt übertrug S. seine Walzerkunst Anfang der siebziger Jahre auf die Operette. Der ersten, «Indigo» [* 49] (1871),
folgten «Karneval in Rom» [* 50] (1873),
«Die Fledermaus» (1874),
«Cagliostro» (1875),
«Prinz Methusalem» (1877),
«Blindekuh» (1878),
«Das Spitzentuch der Königin» (1880),
«Der lustige Krieg» (1881),
«Eine Nacht in Venedig» [* 51] (1883),
«Der Zigeunerbaron» (1885),
«Simplicius» (1887),
«Ritter Pasman» (1892),
«Jabuka» («Das Apfelfest», 1894),
«Waldmeister» (1896),
«Die Göttin der Vernunft» (1897). Seine Werke fanden Verbreitung über die Bühnen Österreichs, Deutschlands [* 52] und des Auslandes. -
Vgl. Eisenberg, Joh. S. (Lpz. 1894).
Zwei andere Söhne Johann S.' des Ältern, Joseph (geb. zu Wien, gest. daselbst und Eduard (geb. 1835), machten sich ebenfalls als Komponisten und Dirigenten bekannt; letzterer ist seit 1870 alleiniger Leiter der Straußschen Kapelle in Wien.
[* 1] Richard, Komponist und Dirigent, geb. zu München, studierte daselbst Musik und wurde 1885 Hofmusikdirektor in Meiningen, [* 53] 1886 in München, 1889 Hofkapellmeister in Weimar, [* 54] 1895 in München. Bei den Bayreuther Festspielen von 1894 dirigierte er den «Tannhäuser». S. veröffentlichte außer Liedern und Kammermusikwerken eine Sinfonie (F-moll, 1884),
eine Orchesterphantasie «Aus Italien» (1886),
die sinfonischen Dichtungen «Don Juan» (1889, nach Lenau),
«Tod und Verklärung» (1890),
«Macbeth» (1891),
«Till Eulenspiegel» (1394),
«Also sprach Zarathustra» (1896),
ferner «Wanderers Sturmlied» für Chor und Orchester (1885) und die von S. selbst gedichtete Oper «Guntram» (1894). -
[* 1] (S. und Torney), Victor Friedrich von, Schriftsteller, geb. zu Bückeburg, [* 56] studierte zu Erlangen, [* 57] Bonn und Göttingen [* 58] die Rechte und erhielt dann in Bückeburg eine Anstellung. Während der Revolutionsjahre 1848 und 1849 war er einer der Führer der konservativen Partei und Kabinettsrat seines Landesherrn, der ihn 1850 nach Frankfurt [* 59] a. M. als Bevollmächtigten zu der Versammlung schickte, welche die alte Bundesverfassung wiederherstellen sollte.
Von dort wurde er Weihnachten 1850 zum Dresdener Ministerialkongreß gesandt. Später wurde er neben seiner Stellung als Kabinettsrat zum Bundestagsgesandten ernannt, 1866 pensioniert. 1867 siedelte er nach Erlangen, 1872 nach Dresden [* 60] über. Den Erbadel erhielt er 1852 vom Kaiser von Österreich; [* 61] den Namen seiner Gattin, von Torney, legte er sich bei dem Aussterben von deren Familie zu; die Würde eines Doktors der Theologie erteilte ihm die Universität Leipzig [* 62] 1882. Seine polit. Grundsätze legte er in den «Briefen über Staatskunst» (Berl. 1853) nieder; seine konservative Gesinnung bethätigte er in dem «Fastnachtspiegel von der Demokratie und Reaktion» (Frankf. 1849); in positiv kirchlichem Sinne sind die Biographie des «Polycarpus» (Heidelb. 1860; 2. Ausg. 1875),
«Meditationen über das erste Gebot» (Lpz. 1866),
«Essays zur allgemeinen Religionswissenschaft» (Heidelb. 1879) u. a. gehalten. Er übersetzte und erklärte den ältesten chines. Philosophen Lao-tse (Lpz. 1870) und das kanonische Liederbuch «Schi-king» (Heidelb. 1880) und schrieb über den «Altägypt. Götterglauben» (2 Tle., ebd. 1889-91). Eigene Dichtungen bot er in den «Gedichten» (Bielef. 1841),
den Dramen «Polyxena», «Gudrun» und «Judas Ischarioth» (neue Ausg., Heidelb. 1870),
den Epen «Reinwart Löwenkind» (Gotha [* 63] 1874),
«Richard» (Bielef. 1841),
«Robert der Teufel» (Heidelb. 1854; neue Ausg. 1870),
den Romanen «Theobald» (3 Bde., Bielef. 1839),
«Das Erbe der Väter» (ebd. 1850),
«Altenberg» (anonym; 4 Bde., Lpz. 1865) und zahlreichen Erzählungen, meist mit religiösem Hintergrunde, deren letzte Sammlung, «Die Schule des Lebens» (1885), zu Heidelberg erschien.
s. Strausberg. ^[= Stadt im Kreis Oberbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, in waldreicher Gegend, am ...]
s. Strauß ^[= David Friedr., theol. Schriftsteller, geb. 27. Jan. 1808 zu Ludwigsburg in Württemberg, studierte ...] (Vogel).
s. Kuckuck.
Sterne, s. Centaur.
weißes, s. Agrostis. ^[= L., Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen (s. d.) mit gegen 100 Arten in den wärmern ...] [* 64]
[* 9] (Ratite s. Ineptae, s. Tafel: Straußvögel (I und II), Laufvögel oder Kurzflügler [* 65] (Brevipennes), Ordnung der Vögel, ausgezeichnet durch rudimentäre, weichfederige Flügel, ¶
die ein Fliegen [* 67] nicht gestatten, ein im Gegensatz zu allen übrigen Vögeln flaches, kielloses Brustbein, hohe, starke Beine, gleichmäßig über den Körper verteiltes Gefieder und meist beträchtliche Größe. Der Schnabel ist verschieden gestaltet, der Hals meist von ansehnlicher Länge. Die S. bewohnen und bewohnten die ausgedehnten Flachlande Afrikas, Südamerikas und Australiens sowie Madagaskar [* 68] und die austral. Inselwelt von Ceram bis Neuseeland. Man teilt sie in fünf Familien: I. Apterygidae, Kiwis (s. Apteryx); die häufigste Art ist Apteryx australis Shaw (s. Taf. II, [* 66] Fig. 4). II. Atruthionidae, afrik. Strauß (s. Strauß), mit dem bekannten zweizehigen Strauß (Struthio camelus L., s. Taf. I, [* 66] Fig. 1-2). III. Rheïdae, amerik. Strauß oder Nandu (s. d.) mit drei Arten, von denen Rhea americana Lath. (s. Taf. II, [* 66] Fig. 1) am längsten bekannt ist. IV. Dinornithidae, Riesenstrauße oder Moas (s. Dinoris), in histor. Zeit ausgestorbene Bewohner Neuseelands und Madagaskars; eine der gewaltigsten Arten ist Dinornis elephantopus Owen. V. Casuaridae, Kasuare (s. d.), mit dem Helmkasuar (Casuaris galeatus Vieill., [* 66] Fig. 3) und dem Emu (s. d., Dromaeus Novae Hollandiae Vieill., [* 66] Fig. 2). Ob die Ordnung der S. eine natürliche ist, erscheint sehr fraglich; die gemeinsamen Charaktere der Formen sind eine Folge des Verlustes des Flugvermögens und beruhen höchstwahrscheinlich auf Analogien, aber nicht auf Homologien, d. h. sie sind nicht der Ausdruck naher Verwandtschaft, sondern die Folge gleicher äußerer Lebensbedingungen.
(vom ital. straccia), die Abfälle beim Moulinieren der Rohseide und bei der Bearbeitung der Florettseide.
(ital. stracciafoglio), soviel wie Kladde (s. d.), auch Verkaufsbuch (s. d.). - Strazzen, soviel wie Lumpen, Hadern (s. Papier, Fabrikation).
(spr. stréttämm), südl. Vorort von London, [* 69] im W. von Sydenham, mit (1891) 48742 E., gegen 25553 im J. 1881, und vielen Villen.
(spr. striht'r), Stadt im County La Salle im nordamerik.
Staate Illinois, südwestlich von Chicago, am Vermillion-River, bedeutender Eisenbahnkreuzungspunkt, zählte (1890) 11414 E., hat Glaswerke, Papiermühle und Kohlengruben.
s. Bergbau ^[= die Aufsuchung und Gewinnung nutzbarer Mineralien. Diese kommen in besondern Lagerstätten vor, ...] [* 70] (Abbaumethoden).
(Contreforts), Pfeiler zur Verstärkung [* 71] von Mauern, die dem Seitenschub einer Erdmasse, eines Gewölbes oder anderer Seitenkräfte zu widerstehen haben, oder die wegen zu großer Höhe einer besondern Versteifung bedürfen. Sie finden sich daher häufig an Futter- und Ufermauern, und an den Widerlagsmauern der Gewölbe, [* 72] in der Regel an der dem Angriffspunkte des Schubes entgegengesetzten Seite. Ihre Stärke [* 73] und Entfernung richtet sich nach der Größe dieser Schubkraft oder der Stabilität der Mauer. Im got. Kirchenbaustil, wo der seitliche Schub der Gewölbe in großer Höhe abzufangen ist, spielen sie eine große Rolle und sind ein wesentlicher Bestandteil des Äußern dieser Bauwerke, indem die Last von den Umfassungsmauern mehr und mehr ausschließlich auf die S. übertragen wird, so daß die Zwischenmauern fast ganz von Fenstern durchbrochen werden können. Da ein S. in seinem obern Teile nicht leicht dem dort wirkenden Gewölbeschube widerstehen könnte, wird auf die angegriffene Stelle ein Türmchen (Fiale, [* 74] s. d.) zur Belastung gesetzt, und der Druck oft außerdem noch durch einen Strebebogen auch
auf einen zweiten, ebenso gebildeten S. übertragen. (Als Beispiel s. Tafel: Deutsche Kunst [* 75] II, [* 66] Fig. 10.)
s. Dehnbarkeit.
orthopädische Vorrichtung, durch die der Körper mittels Zugs (an Kopf, Hals, Becken, Füßen), auch wohl mittels Drucks (z. B. von der Seite her) eine Zeit lang in der Form und Richtung erhalten wird, die er nach dem Willen des Arztes einzunehmen hat, um gewisse Verkrümmungen auszugleichen, gewisse verkürzte Muskeln [* 76] oder Sehnen zu strecken u. s. w. (S. Orthopädie.)
im Bergbau, s. Sohlenstrecken und Grubenbau;
in der Jägersprache ist S. das nach gewissen Regeln zur Besichtigung hingelegte Wild. Bei der Besichtigung wird die S. mancherorts Verblasen.
Zur S. bringen, soviel wie ein Stück Wild erlegen. - Über S. in der Spinnerei (Streckmaschine) s. Spinnerei;
ein Verfahren beim Schmieden (s. d.), sowie ein Verfahren der Spinnerei (s. d.). - In der Jägersprache bedeutet S. das geschossene Wild jägermäßig auflegen (s. Strecke);
auch das Jagdzeug anziehen. - Über S. in der Teichwirtschaft s. d.
s. Eisenbahntarife.
s. Eisenbahnsignale.
s. Bergbau. ^[= die Aufsuchung und Gewinnung nutzbarer Mineralien. Diese kommen in besondern Lagerstätten vor, ...]
auch Zwischenauslandsverkehr, der zoll- und kontrollpflichtige Warenverkehr, wenn er sich von dem inländischen Zollgebiete auf kurzer Straßenstrecke durch ausländisches Zollgebiet nach dem inländischen Zollgebiet zurückbewegt.
Für diese Art des Verkehrs bestehen in der Regel erleichternde Kontrollvorschriften. (S. auch Deklaration.)
Adolf, Chemiker, geb. zu Darmstadt, studierte iu Gießen [* 78] Chemie und Naturwissenschaften, wurde 1842 Lehrer an der Realschule zu Darmstadt, 1846 Privatassistent Liebigs in Gießen, wo er sich 1848 habilitierte. 1851 folgte er einem Rufe an die Universität Kristiania, [* 79] wurde 1860 Professor der Chemie in Tübingen und 1870 in Würzburg, [* 80] wo er starb. Von seinen zahlreichen bedeutenden, meist in Liebigs «Annalen» erschienenen Arbeiten sind hervorzuheben die epochemachenden Untersuchungen über die Galle verschiedener Tiere, 1846-48 über die künstliche Bildung der Milchsäure und des Alanins, die Farbstoffe der Krappwurzel, die künstliche Darstellung des Taurins, die Quecksilberverbindungen der Alkoholradikale, das Sarkin, Azosäuren, über Thalliumverbindungen und v. a. m. Außerdem schrieb er: die Bearbeitung von Regnaults «Lehrbuch der Chemie» (Braunschw. 1851; nach seinem Tode fortgeführt von Wislicenus),
«Das chem. Laboratorium [* 81] der Universität Kristiania» (Krist. 1854),
«Theorien und Experimente zur Bestimmung der Atomgewichte» (Braunschw. 1859).
Adolf, Schriftsteller, Sohn des folgenden, geb. zu Berlin, studierte 1845-48 auf den landwirtschaftlichen Akademien zu Möglin und Eldena und wurde beim Ausbruch der Märzrevolution in Berlin in die demokratische Bewegung hineingezogen. Wegen seines Werkes «Die große Französische Revolution und die Schreckensherrschaft» (Bd. 1, Berl. 1851) wurde er des Hochverrats angeklagt, aber von den Geschworenen freigesprochen; doch wurde die Vollendung des Werkes verboten. S. starb in Berlin. Außer ¶
einer Reihe von Romanen und Novellen veröffentlichte er: «Friedrich Ⅰ. und die Quitzows» (2 Bde., Berl. 1859),
«Vom Fischerdorf zur Weltstadt; 500 Jahre Berliner [* 83] Geschichte» (4 Bde., ebd. 1863‒65; 4. Aufl. 1885‒86).
Von seinem umfangreichsten Werke, der «Weltgeschichte, dem Volke erzählt», erschienen deutsch drei Bände (Berl. 1865); die holländ. Übersetzung umfaßt 10 Bände (Leid. 1865‒77). Auch Romane aus seiner Feder wurden neuerdings ins Holländische [* 84] übertragen (z. B. «Verborgen ketenen», Amsterd. 1890).
Karl, Dichter und Übersetzer, geb. in Gera, [* 85] studierte zu Leipzig die Rechte, war 1801‒6 in Triest [* 86] und Wien Hofmeister, 1807 Sekretär [* 87] bei der Stiftsregierung in Zeitz, [* 88] 1811 Geh. Sekretär in Dresden, trat 1815 in preuß. Dienste, [* 89] wurde 1816 Regierungsrat in Merseburg, [* 90] 1819 Geh. Regierungsrat im Ministerium des Innern zu Berlin, 1840 Mitglied des Staatsrats; 1843 nahm er als Wirkl. Geh. Oberregierungsrat seinen Abschied und zog sich nach Zeitz zurück; er starb in Berlin. S. war als Dichter und Erzähler fruchtbar; ein dauerndes Verdienst aber hat er als Übersetzer Ariostos («Rasender Roland», 5 Bde., Halle 1818‒20; 2. Aufl., 3 Bde., 1838‒40),
Tassos («Befreites Jerusalem», [* 91] 2 Bde., Lpz. 1822; 4. Aufl. 1847) und Dantes («Die Hölle, das Fegfeuer und das Paradies», 3 Bde., Halle 1824‒26; 9. Aufl., Braunschw. 1871; in neuer Bearbeitung von Roquette, 2 Bde., Stuttg. 1880).
s. Spinnerei ^[= die Arbeit des Spinnens, auch das Etablissement, in dem dieselbe vorgenommen wird, sowie das ...] und Seide. [* 92]
s. Extensoren.
s. Teichwirtschaft. ^[= ein wesentlicher Teil der künstlichen Fischzucht. Teiche nennt man stehende süße Gewässer ...]
(engl., spr. striht), Straße. ^[= ein künstlich geebneter und befestigter Verkehrsweg für Wagen. Man unterscheidet S. für den ...]
Stadt in der Amtshauptmannschaft Oschatz [* 93] der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, links an der Elbe, in 118 m Höhe, auf dem Abhang eines Bergrückens, an der Nebenlinie Oschatz-S. (11,3 km) der Sächs. Staatsbahnen, ist Dampferstation und hat (1895) 2528 E., darunter 41 Katholiken, Post, Telegraph, alte Kirche mit einer Kanzel aus Thon, ein Schloß, seit 1388 im Besitz derer von Pflug, [* 94] Bezirksarmenanstalt; Filzschuhfabrikation, vier Ofen- und Thonwaren-, zwei Cigarrenfabriken, Loh- und Weißgerberei, Fabrik künstlicher Düngemittel, Dampfziegelei, Dampfsägewerk, Handel mit böhm. Braunkohlen und Holz, [* 95] Schweine- und Jahrmärkte. Bahn nach Belgern und Torgau [* 96] ist geplant.
[* 82]
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Breslau, [* 97] hat 344,75 qkm und (1895) 35968 (16709 männl., 19259 weibl.) E., 1 Stadt, 79 Landgemeinden und 54 Gutsbezirke. – 2) Kreisstadt im Kreis S., an der Ohlau und der Linie Breslau-Mittelwalde und den Nebenlinien Grottkau-S. (33,5 km), S.-Wansen (12,4 km) und S.-Gnadenfrei (32,4 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Brieg) [* 98] und Steueramtes erster Klasse, hat (1895) 8795 E., darunter 2266 Katholiken und 98 Israeliten, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Reste der alten Befestigung, je eine luth., reform. und kath. Kirche, ehemaliges Cistercienserkloster, gegenwärtig Amtsgericht, altes Rathaus, Gymnasium, höhere Mädchenschule, Kreiskrankenhaus, Bürgerhospital, städtische Sparkasse, Spar- und Vorschußkasse, Wasserleitung, [* 99] Kanalisation, Gasanstalt, Schlachthof; bedeutende Weberei [* 100] (Hausindustrie), Aktien-Zuckerfabrik, Brauereien, Granitbrüche, Woll-, Kram- und Viehmärkte. In der Nähe die böhm. Kolonien Hussinetz, Podiebrad und Mehltheuer; weiter der Rummelsberg (398 m) mit schöner Aussicht. –
Vgl. Illing, Chronik von S. (Strehlen 1845);
Görlich, Geschichte der Stadt S. (Bresl. 1853);
Schimmelpfennig, S. und der Rummelsberg (Strehlen 1878).
– 3) Ehemaliges Dorf, seit 1892 mit der Stadt Dresden (s. d.) vereinigt.
Niembsch von, Dichter, s. Niembsch von Strehlenau. ^[= Nikol., Dichter unter dem Namen Nikolaus Lenau, geb.13. Aug. 1802 zu Csatad in Ungarn, studierte ...]
preuß. Stadt, s. Groß-Strehlitz.
s. Balkenlage. ^[= Bezeichnung für ein System von in einer Fläche liegenden Balken in einem Gebäude. In der ...] [* 102]
Teil des Pfluges (s. d.). ^[= der Gegensatz vom Ganzen. Juristisch bezeichnet man die gleichmäßigen T., in welche eine Sache ...]
s. Ausfugen. ^[= Verbändeln, eine für Ziegelrohbauten wichtige Verrichtung, die darin besteht, daß man an ...]
seemännisch soviel wie niederholen (s. Holen);
ein Schiff [* 103] streicht die Flagge, wenn es sich dem Feinde ergiebt.
Mit dem Riemen streichen bedeutet rückwärts rudern. (S. auch Stengen.)
Über S. im Bergbau und in der Geologie [* 104] s. Gang [* 105] sowie Streichen und Fallen. [* 106]
Feld, ein Grubenfeld (s. d.). ^[= s. Nach Canossa gehen wir nicht.]
und Fallen, die Angaben, durch welche man die Stellung einer aus der horizontalen Lagerung aufgerichteten Schicht (s. Schichtenstörungen) bestimmt.
Eine in der Ebene einer solchen Schicht gedachte Horizontallinie heißt die Streichlinie oder das Streichen, die auf ihr senkrechte Linie, die der stärksten Neigung der Schicht folgt, die Falllinie oder das Fallen.
Man mißt S. u. F. mit Hilfe des mit einem Lot ausgestatteten bergmännischen Kompasses, und die Angabe hat die Formel z. B.: Str·N25°O, F·10° in N. (S. Gang.)
s. Kammgarn.
s. Zündhölzchen.
oder Bogeninstrumente, Saiteninstrumente, deren Ton durch Streichen der Saiten mit einem Bogen [* 107] hervorgebracht wird; hierher gehört die ganze Familie der Violinen, Violen, Violoncells und Kontrabässe, wie ihrer ältern und zum Teil veralteten Verwandten Viola da gamba, Viola d’amore, Viola di bordone n. a. Vom Gebrauch des Bogens bei Saiteninstrumenten ist zuerst nach dem 7. Jahrh. die Rede. Man nimmt an, daß der Bogen und mithin die S. durch die Araber nach dem Abendlande gekommen sind, deren zweisaitiges Rebec das Urbild unserer Geigen sein soll.
Der Bogen wurde auf viele Saiteninstrumente übertragen, die früher mit den Fingern oder dem Plektrum angerissen wurden; es giebt z. B. eine Streichzither neben der Schlagzither. Die ältesten S. hatten nur wenige Saiten, zwei oder auch nur eine. Später vermehrte sich die Anzahl. Die Lira da gamba z. B. hatte 11‒15 Saiten, während die alten zwei- und dreisaitigen S. ganz abkamen. Die gebräuchlichsten S. waren bis zur Mitte des 18. Jahrh. die Violen mit sechs Saiten, doch haben sie den viersaitigen Geigen (Violine, Bratsche, Violoncello und Baß) Platz gemacht.
Der älteste Name für S. ist fidula (Fidel), woraus roman. viola (ital.; frz. vielle) geworden ist. Der deutsche Name Geige (gîge) ist erst seit dem 12. Jahrh. bezeugt. Die Frage nach dem Ursprung dieser Namen ist noch nicht entschieden. In der Geschichte des Streichinstrumentenbaues stehen die Deutschen voran; Lukas Maler, Kaspar Tieffenbrucker u. a. brachten vielleicht diesen Fabrikationszweig nach Oberitalien, [* 108] wo er, auf Grund des Vorhandenseins des besten Holzmaterials für ¶
den Streichinstrumentenbau, daselbst sich zur höchsten Blüte [* 110] erhob. (S. Geigenbauer; auch Musikinstrumente, Bd. 17.)
s. Braunkohle. ^[= eine dichte, erdige, holzige oder faserige Kohlenmasse mit braunem Strich, mit 30 bis etwa 75 ...]
Pflanzengattung, s. Datisca. ^[= L., Pflanzengattung aus der Familie der Datiscaceen (s. d.) mit wenigen im Orient ...]
in der Befestigungskunst, s. Defenslinie;
s. Lederfabrikation.
ein Tonstück für vier Streichinstrumente, s. Quartett.
s. Eisenbahnbau. [* 111]
soviel wie Polierstein (s. Kieselschiefer ^[= eine kryptokrystallinische dichte Quarzmasse, die durch wenig beigemengten Thon, Kohlenstoff ...] und Goldprobe).
s. Teichwirtschaft. ^[= ein wesentlicher Teil der künstlichen Fischzucht. Teiche nennt man stehende süße Gewässer ...]
soviel wie Parallelwerk (s. d.). ^[= Richtwerk, beim Flußbau (s. d.) verwendete Bauanlagen, deren Zweck ist, der Strömung ...]
s. Postwertzeichen.
s. Abstreifen. ^[= die Entfernung der Haut von Raubtieren, Hasen, Kaninchen.]
(Tragelaphus scriptus Pall., Schraubenantilope oder Schraubenhornantilope, s. Tafel: Antilopen I, [* 109] Fig. 1), eine schöne, ansehnliche Antilope des waldigen, tropischen Afrikas, ungefähr 1,80 m lang, 85 cm hoch, mit dichtem Haarkleide, das auf Hals, Vorderleib und Rücken gelblichgrau, an den Seiten und auf den Hinterkeulen rötlichgrau ist und von einem System von Quer- und Längsstreifen regelmäßig durchzogen wird. Die derben Hörner sind 20-25 cm lang und kantig. Das Weibchen ist schwächer und hornlos. In der Gefangenschaft sind die S. selten.
s. Meerbarben. ^[= (Mullidae), eine kleine Familie stachelflossiger Knochenfische, mit länglichem, seitlich zusammenge ...]
s. Asplenium. ^[= L., Farnkrautgattung aus der Familie der Polypodiaceen (s. d.), dadurch ausgezeichnet, ...]
s. Gehirn. ^[= (Hirn, Encephalon), die von der knöchernen Schädelkapsel und den Hirnhäuten umschlossene ...] [* 112]
rauchloses Nitrocellulosepulver für Geschütze, [* 113] in Form von Streifen;
es ist unter andern in der franz. Artillerie eingeführt.
(Puccinia graminis Pers.), eine Art des Getreiderostes (s. Puccinia).
s. Hetze.
13. Klasse des Diel-Lucasschen Apfelsystems (s. Apfel). ^[= Apfelbaum, eine Art der Gattung Pirus oder Pyrus aus der Familie der Rosaceen (s. d.); die Gattung ...]
s. Schußwunden.
s. Raids. ^[= (schott., spr. rehds, Einfälle), im nordamerik. Bürgerkriege aufgekommene Bezeichnung ...]
(engl. strike; frz. grève, von einem Platze dieses Namens in Paris, [* 114] auf dem die beschäftigungslosen Arbeiter sich versammelten, um sich nach neuer Thätigkeit umzusehen), Arbeitseinstellung, Ausstand, die gemeinsam erfolgte freiwillige Niederlegung der Arbeit seitens der in einem bestimmten Berufe beschäftigten unselbständigen Personen zur Durchführung günstigerer Arbeitsbedingungen. Sie kommt sowohl innerhalb einer einzigen Unternehmung als auch innerhalb ganzer Industrie-, Handels- und Verkehrszweige in einer Stadt oder einem Staate vor, während S. landwirtschaftlicher Arbeiter eine Seltenheit sind. Das Gegenstück zum S. bildet die Aussperrung (s. d.). Hauptsächlich werden S. unternommen, um höhern Lohn zu erzielen. Doch haben auch Verminderung der Arbeitszeit, Disciplinargewalt der Aufseher, Strafen, Lohnabzüge, Beschäftigung von Lehrlingen oder Kindern, Beschädigung des Materials, der Werkzeuge [* 115] u. s. w. Veranlassung zum S. geboten.
Soweit bis jetzt statist. Angaben darüber vorliegen, ist die Zahl der für die Arbeiter ungünstig verlaufenen S. größer als die Zahl derjenigen, die eine Besserung gebracht haben. Im Deutschen Reiche waren von etwa 100 Arbeitseinstellungen des J. 1891 nach Corvey nur 11 für die Arbeiter günstig verlaufen. In Italien nahmen von 206 S. in den J. 1872-76 nur 82 einen für die Arbeiter günstigen Ausgang. In England verliefen von 351 S. in den J. 1870-79 nur 71 günstig, von 568 S. im J. 1892 nur 41,4 Proz., an denen nur 20,6 Proz. der Arbeiterzahl beteiligt war. In Frankreich setzten 1893 von 634 S. nur 25 Proz., die 21 Proz. aller Streikenden umfaßten, ihre Forderungen vollständig durch; 43 Proz. erfuhren eine gänzliche Niederlage.
In den Vereinigten Staaten [* 116] von Amerika können von 3900 S. (1881-86) nur 46 als erfolgreich bezeichnet werden. Trotz alledem bleibt der S. ein höchst wirkungsvolles Mittel für den Arbeiterstand zur Wahrnehmung seiner Interessen. Daß ein S. die schädlichsten Rückwirkungen auf das gesamte Wirtschaftsleben ausübt, ist eine unbestrittene Thatsache. Natürlich läßt sich der indirekte Schaden, den er durch Verringerung der Konkurrenzkraft, Abgang von Aufträgen u. s. w. herbeiführt, nicht ziffernmäßig berechnen. Aber der direkte Schaden, den er den Arbeitern durch Lohnverlust (s. unten), den Unternehmern durch Entgang von Zinsen, Gewinn, durch Kapitalverlust bringt, ist schon groß genug, um den S. als ein sehr gewagtes Kampfmittel erscheinen zu lassen.
Seit der Bewilligung des Koalitionsrechts (s. d.) wird überall der S. strafrechtlich nicht mehr verfolgt (vgl. §. 152 der Reichsgewerbeordnung). Dagegen sind im §. 153 der Reichsgewerbeordnung Strafen vorgesehen für diejenigen, welche durch Anwendung körperlichen Zwanges, durch Drohungen, durch Ehrverletzung oder Verrufserklärung andere zur Niederlegung der Arbeit zu bestimmen suchen. In Preußen hat der Ministerialerlaß vom insofern eine Verschärfung bewirkt, als die Polizeibehörden nunmehr auch schon diejenigen streikenden Arbeiter zur Strafe heranziehen dürfen, welche andere durch Überredung zu bestimmen suchen, die Arbeit niederzulegen.
Nach einem Urteil des Reichsgerichts vom ist übrigens öffentliche Aufforderung zum S. gleichfalls strafbar. Um ferner die Arbeitgeber vor der Schädigung durch S., die mit Kontraktbruch verbunden sind, zu schützen, sind in der Gewerbeordnung durch Novelle von 1891 neue Bestimmungen aufgenommen, die freilich erheblich milder sind, als der ursprüngliche Regierungsentwurf. Über die hier besonders in Betracht kommenden §§. 119a und 124b s. Dienstmiete.
Einen großen Einfluß auf die S. haben die Gewerkvereine (s. d.) gewonnen. Die deutsche Socialdemokratie und die «Internationale» haben auf ihren Versammlungen es wiederholt ausgesprochen, daß die S. nur als ultima ratio gegen ungerechte Forderungen anzuwenden seien. Aber trotz der Versicherungen der socialistischen Abgeordneten im Deutschen Reichstage, daß sie keine Freunde der S. seien, scheinen sie mit ihrer Ausbreitung einverstanden. Hauptstätten der S. sind Sachsen, [* 117] Westfalen, [* 118] Franken, Hessen einer-, das Unterelbgebiet mit Berlin andererseits. Frankfurt a. M., Offenbach, [* 119] Leipzig, Nürnberg, [* 120] München, Berlin und Hamburg [* 121] sind die Brennpunkte. Als das beste Mittel, den S. vorzubeugen, erscheinen die Einigungsämter (s. Gewerbegerichte).
Die Geschichte der S. reicht bis ins 14. Jahrh. zurück. Indessen beruhen die ältern bekannt gewordenen Fälle, abgesehen von den S. in der Buchdruckerei und in den Bauhütten, nicht auf dem Gegensatz von Arbeit und Kapital, sondern waren durch gewisse Mißbildungen des patriarchalischen Verhältnisses, in welchem Meister und Gesellen ¶