«Chem.
[* 9] Feldpredigten für deutsche Landwirte» (2 Tle., 3. u. 2. Aufl., Lpz. 1854-55),
«Guanobüchlein» (4. Aufl., ebd. 1856) und «Zeitschrift
für deutsche Landwirtschaft», die er seit 1840 mit Schober herausgab. Von 1855 bis 1875 gab er, als eine
Fortsetzung der«Chem. Feldpredigten», eine selbständige agrikulturchem. Zeitschrift «Der
chem. Ackersmann» (Leipzig)
[* 10] heraus.
Jul., Sänger (Baritonist) und Gesanglehrer, geb. zu Paris
[* 11] als der älteste Sohn des Harfenisten
und KomponistenFranz S., war Schüler von Manuel Garcia in London
[* 12] und trat 1848 in Basel
[* 13] zum erstenmal vor die
Öffentlichkeit. Seinen Ruf begründete er in der Mitte der fünfziger Jahre durch wiederholte Konzertreisen in Deutschland
[* 14] und Österreich.
[* 15] Nachdem er 1863-69 in Hamburg
[* 16] als Dirigent der Philharmonischen Konzerte und der Singakademie thätig gewesen
war, nahm er 1869 seinen Wohnsitz in Cannstatt und ging von hier 1874 als Dirigent des Sternschen Vereins
nach Berlin.
Diese Stellung gab er 1878 auf, da er als Gesanglehrer an das Hochsche Konservatorium nach Frankfurt
[* 17] a. M. berufen wurde. Das
Konservatorium verließ er jedoch nach zwei Jahren, um eine eigene Schule zu gründen. S. war einer der ersten, die
den Versuch durchführten, ausschließlich im Konzertgesang thätig zu sein, er hat nur vorübergehend einmal in Mannheim
[* 18] und einmal in Paris der Oper angehört. Auf sein Beispiel ist die große Ausdehnung
[* 19] zurückzuführen, die gegenwärtig der Stand der
Konzertsänger gewonnen hat. In seiner Glanzzeit war er, obwohl nicht mit großen Stimmmitteln begabt,
durch Vollendung der Technik und des Ausdrucks einer der besten Sänger, so wie er heute als Vortragsmeister noch einer der
gesuchtesten und besten Lehrer ist. S. veröffentlichte eine ausgezeichnete «Gesangmethode»
(2 Bde., Lpz. 1885).
[* 20] Haupt- und Residenzstadt Schwedens, liegt unter 59° 20' nördl. Br. und 18° 3' östl. L.
am Mälarsee (s. d.), wo dieser durch den kurzen Norrström und einen Kanal
[* 21] mit einer Schleuse (Slussen) in einen inselreichen
Busen der Ostsee (Saltsjön) abfließt. Die Durchschnittstemperatur ist +5,37 °C., am höchsten im Juli, +16,7°, am niedrigsten
im Januar, -4°; die jährliche Regenmenge beträgt 428 mm. Das nördl. Ufer des Mälarsees ist hier waldreich
und hügelig mit breiten Thälern, das südliche dagegen steil aufsteigend und höher mit engen Thalküsten; der Steingrund
besteht gewöhnlich aus Granit und grauem Gneis und ist auf großen Strecken unbedeckt. In hygieinischer Beziehung ist die
Lage sehr vorteilhaft, obwohl der Wasserabfluß an gewissen Stellen erschwert ist.
Der Verwaltungsbezirk ist 3118 ha groß, wovon 1688 ha zu dem Weichbilde gehören. Die Einwohnerzahl
soll bei Karls XII. Tode (1718) nahezu 50000 betragen haben; 1780 war
sie auf 75000 gestiegen, nahm dann wenig zu, so daß
S. noch 1850 nur 93000 Seelen zählte. Seitdem ist die Zunahme wieder bedeutender, besonders in den letzten
Jahrzehnten. 1880 hatte S. 168 775, 1890: 246 454, 1895: 271 638 E. 1881-90 betrug die jährliche Anzahl lebend Geborener
33, die Sterblichkeitsziffer 23 auf 1000 E.;
Der Taxwert sämtlicher Grundstücke wurde Ende 1896 auf 604 Mill. Kronen
[* 23] geschätzt.
(Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der Straßen, Gebäude u. s. w.)
Anlage und Bauten. S. besteht aus drei Hauptteilen:
1) der eigentlichen Stadt, 2) den Stadtteilen auf dem nördl. Mälarufer und 3)
dem Stadtteil auf dem südl. Mälarufer. Die eigentliche Stadt (Staden) auf zwei Inseln zwischen Mälarsee
und Saltsjön, der älteste, von Birger Jarl 1255 gegründete Stadtteil, jetzt mit 12000 E., hat nur beschränkte Plätze,
enge, unregelmäßige Straßen, aber durchweg massive und hohe Häuser. Dieser Stadtteil wird immer mehr von dem Geschäftsleben
in Besitz genommen. Die nördl. Stadtteile bestehen aus: Norrmalm oder Nordstadt, mit 100000 E., schönen
Plätzen, geraden Straßen und zahlreichen palastartigen Häusern;
Östermalm oder Oststadt, in den letzten Jahren zum größten
Teil umgebaut und jetzt der vornehmste Stadtteil mit gegen 60000 E., und Kungsholmen (Königsinsel), der nordwestl.
Teil der
Stadt (30000 E.), eine große Menge Fabriken und die meisten Krankenanstalten der Stadt enthaltend. Der
Stadtteil auf dem südl. Ufer, Södermalm oder Südstadt (gegen 80000 E.), ist das ärmste Quartier,
bietet aber, weil hoch und steil gelegen, die herrlichsten Aussichten über die Stadt; berühmt ist besonders der Blick von
Mosebacke und der dahin führenden langen Brücke des
[* 24] Katarinaelevators. Von wichtigsten Straßen seien genannt: Westerlånggatan,
eine lebhafte, mitten durch die City gehende, nur Läden enthaltende Straße;
Skeppsbron (die Schiffbrücke) längs der Ostseite
der City;
Drottninggatan, die erste Handelsstraße im Norrmalm;
die neuen stattlichen StraßenBirger Jarlsgatan, Wasagatan
und Kungsgatan in demselben Stadtteil;
Karlavägen in Östermalm, eine breite Esplanade mit schönen Anpflanzungen und ausschließlich
elektrischer Beleuchtung;
[* 25]
Sturegatan und Strandvägen in demselben Stadtteil, Götgatan und Hornsgatan,
die Hauptstraßen Södermalms, u. a. Von den Parkanlagen sind hervorzuheben: Humlegården in Östermalm, mit der Reichsbibliothek
und dem Linnédenkmal (kolossales Bronzestandbild von Kjellberg; s. Tafel: Skandinavische Kunst
[* 26] III,
[* 5]
Fig. 6);
Strömparterren unter der Brücke Norrbro und der außerordentlich schöne Tiergarten (Djurgården), auf einer
östl. Insel, wo 1897 eine skandin.-russ. Ausstellung war. In architektonischer Beziehung bietet S. nicht viele Bauten aus dem
Mittelalter, wohl aber aus dem 16. bis 18. Jahrh., hauptsächlich vom 17. Jahrh.,
der Großmachtzeit Schwedens.
Von den neun größern Kirchen sind bemerkenswert: Storkyrkan (die große Kirche) oder St. Nikolai,
dicht beim Schloß, begonnen im 13. Jahrh., aber
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mehrmals um- und angebaut;
Riddarholmskyrkan (die Ritterholmskirche, s. Taf. I,
[* 27]
Fig. 4), nunmehr ausschließlich
als Begräbnisstätte für die Königsfamilie benutzt, mit prachtvoller Grabkapelle und Kriegstrophäen;
Katarinakyrkan,
schöne griech. Kreuzkirche ohne Pfeiler, von allen Teilen der Stadt sichtbar;
Tyska kyrkan (die deutsche Kirche), ein interessanter
Bau in deutscher Renaissance, kürzlich restauriert, und Johanniskyrkan (die Johanneskirche), neu
erbaut (1890) in got. Stil.
Von weltlichen Gebäuden sind hervorragend: das königl. Schloß, eins der schönsten in der Welt,
gebaut von NikodemusTessin
dem Jüngern (gest. 1728), ein fast quadratischer Bau (120 m) in ital. Renaissance, und Riddarhuset (das
Ritterhaus), sowie der Palast des Oberstatthalters, beide aus dem 17. Jahrh.;
von modernen Bauten sind
anzuführen das Nationalmuseum im Südosten von Blasieholmen, die königl. Bibliothek (Reichsbibliothek), die Technische Hochschule,
die Synagoge, die neue Akademie der freien Künste, der Neubau der königl. Oper zwischen dem Gustav-Adolfs- und dem Platz Karls
XII. am Norrström, und der des Nordischen Museums (Nordiska museet) im Tiergarten. S. war im Mittelalter,
als das Stadtgebiet auf die kleine Insel Stadsholmen beschränkt war, stark befestigt.
Gegenwärtig verteidigen Barholm und
Oskar-Fredriksborg je einen der beiden Zugänge von der Ostsee her.
Verwaltung. S. bildet einen eigenen selbständigen Verwaltungsdistrikt, gleichgestellt mit den Län. An der Spitze steht
der von der Regierung ernannte Oberstatthalter, welcher auch der gesetzliche Wortführer der Stadtrepräsentation (10 Stadtverordnete)
ist. Kirchlich zerfällt die Stadt in acht Gemeinden, welche in gewissen Beziehungen eigene Verwaltungsdistrikte bilden, und
in 21 Tribus (Rotar). Die Polizei besteht aus einem Polizeimeister, 14 Kommissarien und 490 Polizeidienern.
Seit Organisation (1875) der Feuerwehr (127 Mann) haben die früher oft verderbenbringenden
Feuersbrünste einen ungefährlichern Charakter angenommen. Die Wasserleitung
[* 28] hat (Ende 1896) 172 845 m Leitungsröhren,
der Gaskonsum beträgt 9½ Mill. cbm. Die elektrischeBeleuchtung hat große Verbreitung (Länge der Leitungen der städtischen
Werke 1896: 118 502 m). Die vielen Straßenregulierungs- und andere Arbeiten zur Verschönerung und Erweiterung
haben die Stadt mit einer ziemlich großen Schuld belastet, welche sich Ende 1895 auf 60,9 Mill. Kronen belief. In derselben
Zeit betrugen die Aktiva 71,2 Mill. Kronen und sämtliche Ausgaben 17 Mill. Kronen. Die Garnison besteht aus ungefähr 3000 Mann,
größtenteils Gardetruppen.
Bildungswesen. Es besteht eine 1886 neu organisierte mediz. Fakultät (Karolinska mediko-kirurgiska Institutet)
mit 40 Docenten, 313 Studierenden und mehrern Kliniken, und eine Privatuniversität (Stockholms Högskola), 1878 aus Sammlungen
und Stiftungen begründet, die bis jetzt hauptsächlich mathem.-naturwissenschaftliche Fächer
[* 29] berücksichtigt (mit 21 Lehrern,
Seminar und Bibliothek). An Gymnasien (Allmänna läroverk) giebt es drei höhere (neunjährige) und außerdem
zwei private, ferner auch drei niedere (fünfjährige); die Gesamtanzahl der Schüler in diesen 10 Lehranstalten beträgt
etwa 3000. Außerdem giebt es drei höhere Mädchenschulen.
Die Volksschulen sind gut ausgestattet und zählten (1895) 614 Lehrer und Lehrerinnen und
24 084 Schüler. Von Fachschulen sind
zu nennen: die Technische Hochschule (332 Hörer, 33 Docenten), eine größere technische Schule (Gewerbeschule),
die Kriegsschule, die Artillerie- und Ingenieurschule, die Kriegsschule in Karlberg, die Seekriegsschule, die Navigationsschule,
das Forstinstitut, das Gymnastische Centralinstitut, gegründet 1813 von P. H. Ling, das Pharmaceutische Institut, das Veterinärinstitut
u. a. Von Akademien sind wichtig: die Svenska Akademien (s. Akademien), die der Wissenschaften mit naturwissenschaftlichen
Sammlungen, astron.
Observatorium und Meteorolog. Centralanstalt; Vitterhets- Historie- och Antiquitetsakademien besitzt ein vorzügliches histor.-ethnogr.
Museum; auch Landtbruksakademien (LandwirtschaftlicheAkademie), gestiftet 1811, Akademien för de fria konsterna (für freie
Künste), gestiftet 1735, womit eine Lehranstalt vereinigt ist, und Musikaliska Akademien, gestiftet 1771, mit einem Musikkonservatorium,
sind hier zu nennen. Reiche Kunstsammlungen (prähistor.Gegenstände, Skulpturen [s.Tafel: Skandinavische Kunst
III,
[* 27]
Fig. 4 und 5], Möbel,
[* 30] Porzellane, Fayencen, Gemälde [s. Taf.
II,
[* 27]
Fig. 4, 5, 6] sind im Nationalmuseum verwahrt; das sog. Nordische
Museum, gestiftet 1872 von Hazelius, enthält mustergültige Sammlungen ethnogr. Gegenstände der nordischen Völker. Von
den Bibliotheken ist die königl. Bibliothek (300000 Bände) die wichtigste. Feste Theater sind fünf, davon
zwei mit Staatsunterstützung: die königl. Oper und das sog. Dramatische Theater. Sommerbühnen liegen im Tiergarten. - Über dieZeitungen und Zeitschriften s. Schweden.
[* 31]
Wohlthätigkeitsanstalten. Unter den Krankenhäusern sind wichtig: Sabbatsbergs Krankenhaus,
[* 32] Serafimerlazarett, ein Neubau,
das Hospital für Gemütskranke in Konradsberg u. a. An öffentlichen Wohlthätigkeitsanstalten
giebt es zwei größere Armenhäuser in Sabbatsberg und auf Södermalm und mehrere kleinere; die Privatwohlthätigkeitsanstalten
und die Stiftungen für wohlthätige Zwecke verfügten 1890 über ein Kapital von etwa 6,2 Mill. Kronen. Die Ausgaben der öffentlichen
Armenpflege betrugen 1895: 1½ Mill. Kronen.
Industrie, Handel und Verkehr. Von der Bevölkerung
[* 33] finden ungefähr 55 Proz. ihr Brot
[* 34] in der Industrie oder
im Handwerk, ungefähr 30 Proz. durch Handel oder Transportarbeit und ungefähr 15 Proz. im Staats- oder Kommunaldienst oder
durch litterar, oder künstlerische Beschäftigungen u.s. w. S. ist neben Göteborg
[* 35] die größte Industriestadt Schwedens; 1895 gab
es 400 Fabriken mit 14 516 Arbeitern und einem Produktenwert von 49 Mill. Kronen. Wichtig sind Gießereien
und mechan. Werkstätten, Maschinenbau, Zuckerfabriken, Tabakfabriken und Bierbrauereien; berühmt
ist Röhrstrands Porzellanfabrik, wie auch die Fabrik Separator. Ferner sind zu nennen: Tischlerei, Öl-, Seifefabrikation,
Baumwollspinnerei und Schiffbau. - S. ist auch der größte Importhafen in Schweden, wogegen es als Exporthafen
zurücktritt.
Die Einfuhr besteht vornehmlich in Kolonial- und Fabrikwaren (Geweben), Steinkohlen, Getreide,
[* 36] Mehl,
[* 37] Fischen, Maschinen; die
Ausfuhr aus Eisen,
[* 38] Hafer,
[* 39] Planken, Zündhölzern u. s. w. S. ist Sitz des Hauptcomptoirs der Schwedischen Reichsbank, daneben
bestehen: Stockholms Enskilda Bank (Stockholmer Privatbank) und Filialcomptoire für verschiedene Provinzial-Privatbanken, Skandinaviska
Kreditaktiebolaget (Skandinavische Kredit-Aktiengesellschaft),
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Intecknings - garanti- Aktiebolaget (Hypothekengarantiegarantie-Aktiengesellschaft), Aktiebolaget Nordiska Kreditbanken u. a.
Die Börse hat nicht die Bedeutung wie in den großen Handelsstädten des Kontinents. Fast alle Staaten sind durch Generalkonsuln
vertreten. - Mit Verkehrsmitteln ist S. gut versehen. Drei Hauptbahnlinien gehen von S. aus und zwei Lokalbahnen. Die Eisenbahnen
nördlich und südlich vom Mälarsee werden durch die 1871 vollendete kostspielige Verbindungsbahn verbunden,
welche auf Brücken
[* 41] und Viadukten durch die innern Teile der Stadt läuft und durch einen 417 m langen Tunnel unter Södermalm
hingeführt ist.
Außer dem staatlichen Centralbahnhof enthält das Weichbild acht kleinere Bahnhöfe.
[* 42] Doch wird der Lokalverkehr in höherm
Maße durch das weitverzweigte Pferdebahnnetz (20 km) und die elektrische Bahn bewältigt. Außerdem durchschneiden
einige sechzig kleine Dampfboote die zahlreichen Wasserstraßen der Stadt nach allen Richtungen. Nach dem hochgelegenen Södermalm
zu führen zwei Elevatoren, die Verbindung zwischen Norrmalm und Östermalm erleichtert ein Tunnel. Eine großartige Entwicklung
hat das Telephon erlangt (17000 Abonnenten Ende 1896 oder 1 auf 16 E.). Fernsprechverbindung besteht auch
mit Göteborg und mit Malmö.
[* 43] 1895 kamen vom Auslande 1604 Schiffe
[* 44] von 581 739 Registertons an. Die eigene Flotte der Stadt
bestand Anfang 1896 aus 191 Schiffen von 56 099 Registertons, wovon 143 Dampfschiffe von 44 354 Registertons. Ungünstig
sind die Schiffahrtsverhältnisse in dem von Schären besetzten Fjord.
Die Stadt ist mit guten Quaianlagen versehen, an denen auch große Schiffe festmachen. S. hat 3 Häfen: Osthafen, Mälarhafen
und den 9 km im NO. von den Schleusen liegenden, sehr geräumigen Värtahafen, der die größten Schiffe aufnehmen kann. Die
Kriegswerft liegt zwischen den Inseln Skeppsholmen und Kastellholmen, sie hat ein 92 m langes und 17,8
m breites Trockendock. Zwei andere Trockendocks gehören der Großhandels-Societät, davon ist das größere 104 m lang und 17 m
breit. S. ist nicht befestigt; nur die Citadelle (Kastell) auf Kastellholmen ist von den alten Befestigungswerken noch
vorhanden.
Die nach S. führenden Seekanäle sind an mehrern Stellen mit Küstenbefestigungen versehen; die Einfahrt in den Landsortpaß
im S. verteidigt die Festung
[* 45] Dalarö, den Sandhamnpaß verteidigen 3 Küstenwerke auf der Insel Sandö. Die Hauptverteidigung
liegt im Innern der Schären, bei der Insel Rindö, wo alle von außen kommenden Pässe sich vereinigen.
Dort liegen die Küstenwerke Edholmen, Alholmen, Gorskoï, Palmsund, Kronudden, Rindö (Panzerfort), Vaxholm (starkes Kasemattfort),
Fredriksborg, Rodjupet. Alle Nebenfahrwasser werden durch Minensperren und Kanonenboote verteidigt.
Umgebung. S. hat eine große Anzahl Vergnügungsplätze, von welchen Berns' Salon im Berzelii-Park und Hasselbacken sowie Skansen
im Tiergarten die bekanntesten sind. Die Umgebung ist anziehend in hohem Grade; sowohl nach dem Mälarsee
als nach der Ostsee zu sind die Ufer von Villen besetzt. Innerhalb des Stadtgebietes oder in dessen Nähe befinden sich die
königl. Lustschlösser Rosendal, Ulriksdal, Haga und Drottningholm (s. d.). An das Stadtthor Hornstull im SW. anstoßend liegt
der Vorort Liljeholmen an der Bucht Ärstaviken des Mälarsees mit bedeutenden Eisenbahnwerkstätten.
Geschichte. Als
S.sGründer betrachtet man den mächtigen Reichsvorsteher Birger Jarl (1250-66), welcher den Ort zuerst befestigte
und das 1697 niedergebrannte königl. Schloß aufführte. Im Mittelalter war die Stadt mehrmals
Belagerungen und Eroberungen ausgesetzt. Erst im 17. Jahrh. erhob sich S. zu
einer wirklichen Großstadt durch den Aufschwung Schwedens und die Reichtümer, welche zufolge der großen Kriege einflossen,
und zufolge des Glanzes, welcher sich um den Hof
[* 46] der Königin Christine und den Karls X. verbreitete. Trotz der Lage an einem
mehrere Monate zugefrorenen Binnenmeer hat sich S. in der letzten Hälfte dieses Jahrhunderts in kommerzieller
wie in industrieller Beziehung sehr gehoben. -
Blutbad, histor. Benennung für die Hinrichtung zahlreicher schwed.
Großen, durch die Christian II. von Dänemark
[* 47] seine Herrschaft in Schweden zu sichern suchte. Nachdem ChristianStockholm 1520 durch
Kapitulation gewonnen hatte, wurde dahin zum 1. Nov. ein Reichstag berufen. Am 7. Nov. wurden mehrere schwed.
Edelleute, Geistliche und Bürger auf das Schloß geladen, wo der Erzbischof Gustav Trolle, trotzdem bei der ÜbergabeStockholms
eine allgemeine Amnestie verheißen war, die Bestrafung aller derjenigen forderte, die zu seiner Absetzung während der ZeitenStenStures mitgewirkt hatten.
Die Angeklagten wurden festgenommen, am folgenden Tage von einem geistlichen Gerichtshof für Ketzer erklärt
und unmittelbar nachher zum Tode hinausgeführt. Auf dem großen Markte zu Stockholm wurden zwei Bischöfe, mehrere Reichsräte,
unter andern der Vater und der Schwager Gustav Wasas, 17 Bürgermeister oder Ratsherren Stockholms und viele Bürger enthauptet.
Das Blutbad dauerte auch die folgenden Tage fort, und auch der Heimweg des Königs nach Dänemark wurde
durch neue Hinrichtungen bezeichnet. Ein Rächer der Unthat entstand in Gustav Wasa (s. Gustav I.), der Schweden von der dän.
Herrschaft befreite.
Län, administrativer Bezirk in Mittelschweden, umfaßt den östl. Teil der ProvinzUpland und den nordöstl.
Teil der ProvinzSödermanland, zählt auf 7611 qkm (1895) 157 457 E., d. i. 20 auf 1 qkm. Von der Festlandsoberfläche
sind 21 Proz. Ackerland, 6 Proz. Wiesen und 55 Proz.
Wälder. Hauptnahrungszweig ist Ackerbau und Fischerei.
[* 48] Eisenbahnen (300 km) und viele kleine Kanäle (Wäddö, Södertelge u. a.)
vermitteln den Verkehr. Städte sind: Södertelge, Norrtelge, Waxholm, Öregrund, Östhammar und Sigtuna.
Der Landeshauptmann hat seine Residenz in Stockholm.
Gipfel der Simmengruppe in den Freiburger Alpen
[* 49] im schweiz. Kanton Bern,
[* 50] erhebt sich 10 km südwestlich von Thun als
kahles Felshorn zu 2192 m und bietet von seinem Gipfel eine großartige Rundsicht. Die Besteigung erfordert von Thun,
Blumenstein oder Erlenbach aus 5-6 Stunden. Die nach dem Gipfel benannte Voralpenkette besteht vornehmlich aus Kalksteinen
der Juraformation
[* 51] und ist reich an schönen Waldungen und da
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und dort von kleinen Hochseen geschmückten Alpweiden. – S. heißt auch ein 3534 m hoher Vorgipfel des Monte-Rosamassivs,
südöstlich von Zermatt.
auch Wurmkrankheit oder Kropf genannt, eine durch das Roggenälchen (Anguilluladevastatrix Kühn) hervorgerufene
Krankheit des Roggens.
Die noch nicht entwickelten Stengelteile des Winterroggens schwellen im Herbst
an und die Blätter winden sich pfropfenzieherartig. Im Frühjahr gehen die Pflanzen ein. –
Vgl. Kühn, Über die Wurmkrankheit
des Roggens und die Übereinstimmung der Anguillulen des Roggens mit denen der Weberkarde (Halle
[* 53] 1869).
Christian Friedr., Freiherr von, deutscher Staatsmann, geb. zu Coburg,
[* 54] studierte 1805‒10 in Würzburg,
[* 55] Erlangen
[* 56] und Jena
[* 57] Medizin, ließ sich dann als Arzt in Coburg nieder und nahm 1814 und 1815 als Militärarzt an den Feldzügen
am Rhein teil. Bald darauf betraute ihn der Prinz Leopold von Coburg mit der Leitung der persönlichen
Geschäfte und der Hofhaltung als Sekretär,
[* 58] Schatzmeister und Hofmarschall. S. bekleidete diese Stellung bis 1831, wurde 1821 in
den sächs. Adelsstand und 1831 in den bayr. Freiherrenstand erhoben.
Bei den Verhandlungen über die griech. Thronkandidatur des Prinzen
Leopold 1829 war S. eine Zeit lang sein Geschäftsträger bei der Londoner Konferenz, ebenso 1831, als dem Prinzen die belg.
Königskrone angeboten und übertragen wurde. 1834 aus seiner dienstlichen Stellung ausgetreten, war er 1848 coburg. Gesandter
beim Bundestage und richtete seinen Eifer auf die Einigung Deutschlands
[* 59] unter Preußen.
[* 60] Auch an dem Erfurter Parlament 1850 nahm
er teil. Er starb zu Coburg. –
Municipal-, County- und Parlamentsborough und bedeutender Fabrikort in der engl.
Grafschaft Chester, an der Grenze von Lancashire, am Flusse Mersey, der hier schiffbar wird, und der Mündung
des Tame, 11 km südöstlich von Manchester,
[* 62] wohin ein Kanal führt, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, hat ihren Mittelpunkt
auf der Spitze eines Felsens und ist an den Abhängen und am Flußufer eng und unregelmäßig gebaut. S. hat (1891) 70253 E.
gegen 59553 im J. 1881, zahlreiche Kirchen und Kapellen, eine Lateinschule, ein Handwerkerinstitut, Krankenhaus,
schöne Markthalle; Baumwollspinnerei und Baumwollzeugfabriken, Garn-, Musselin-, Hut- und Seidenwarenmanufakturen sowie Fabrikation
von Bürsten, Webeschiffen, Maschinen, Eisen- und Messingwaren. Außerdem ist der Handel mit Käse und Hafermehl schwunghaft.
Die Bahnlinie Manchester-Crewe-London überschreitet hier das Merseythal auf 22 Bogen,
[* 63] jeder in der Höhe
von 32 m. 5 km westlich liegt Cheadle-and-Gatley
mit 8252 E., das, wie alle andern nahen Ortschaften,
Baumwollspinnerei, Kattundruckerei, Hut- und Seidenindustrie betreibt.
Agaricus (Pholiota) mutabilis Schaeff.
(s. Tafel: Pilze
[* 67] Ⅰ. Eßbare Pilze,
[* 52]
Fig. 4), eßbarer Pilz,
[* 68] meist herdenweise an altem Holz,
[* 69] besonders an faulenden Laubholzstöcken,
hat einen schlanken, später hohlen Stiel, der mit einem bräunlichen, bald verschwindenden Ringe versehen ist, und einen
gelblichbraunen, am Rande meist lederfarbigen hohlen Hut
[* 70] von meist nur geringem Durchmesser. Die Lamellen
sind anfangs hellbraun, der ganze Pilz hat einen angenehmen Geruch. Der S. ähnelt äußerlich sehr dem giftigen Schwefelkopf
(s. d.), doch kann er leicht von diesem durch die Farbe der Lamellen unterschieden werden.
(spr. stockt’n), Hauptstadt des County San Joaquin im nordamerik.
Staate Kalifornien, liegt
östlich von San Francisco am S. Slough, einem schiffbaren Arm des 5 km entfernten San Joaquinflusses, an der Central-Pacific-Bahn,
in fruchtbarer Gegend, hat (1890) 14421 E., Staatsirrenanstalt;
Fabrikation von Ackerbaugerät, Mühlen,
[* 71] Kutschenbau, Herstellung
von Wein, Bier, Brandy.
Eine Lokalbahn führt nach dem Calaverashain mit Riesenbäumen und nach dem Yosemitethal.
Richard Henry, amerik. Dichter, geb. im Juli 1825 zu Hingham (Massachusetts),
arbeitete jahrelang in einer Eisengießerei
[* 76] in Neuyork,
[* 77] veröffentlichte 1849 einen Band
[* 78] Gedichte u. d. T.
«Footprints» und 1852 eine Sammlung «Poems». Von 1853 bis 1873 hatte er eine Anstellung im Neuyorker Zollhaus, widmete sich
dann aber ganz der Litteratur und veröffentlichte: «Adventures in fairy land», «Songs
of summer» (1853),
«The
book of the East (eine Sammlung seiner spätern Gedichte, 1867), »The Lion's club" (1890),
«Under the evening lamp» (1893).
Lebendige Phantasie und Erzählungstalent, große Originalität und eine edle Sprache
[* 80] zeichnen S. aus.
Eine Gesamtausgabe seiner Gedichte («Poetical works») erschien 1880.
Eugene GeorgesHenri Celeste, Baron von, franz. Offizier und Militärschriftsteller, geb. zu
Arbon im SchweizerKanton Thurgau,
erhielt seine Ausbildung auf der Polytechnischen Schule zu Paris, trat dann in die
Artillerie und wurde 1866 als Militärattache zu der franz. Botschaft in Berlin kommandiert. S. versah seine Regierung mit einer
Reihe höchst klarer, die treffliche Organisation des preuß. Heers und dessen Überlegenheit vollständig würdigender, aber
vom Tuilerienkabinett nicht beachteter Berichte, die später von S. selbst u. d. T. «Rapports
militaires écrits de Berlin» (Par. 1871; deutsch Berl. 1872) veröffentlicht wurden.
Im Deutsch-FranzösischenKriege war Oberst S. im Aug. 1870 im Generalstabe des Marschalls Mac-Mahon als Chef des Nachrichtenwesens.
Nach der Kapitulation von Sedan
[* 82] entkam er nach Paris, wo er die franz. Artillerie in den Schlachten
[* 83] an der Marne30. Nov. und befehligte
und Ende Dezember die Verteidigung des Mont-Avron leitete. Nachdem er 1872 aus dem aktiven Dienste
[* 84] getreten war, wurde er
wegen Unterschlagung von Depeschen in Anklagezustand versetzt, jedoch freigesprochen. Zu seiner Rechtfertigung schrieb S. die
Broschüre «La dépeche du 20 août 1870» (1874).
S., der bereits einer der Hauptmitarbeiter Napoleons bei seiner Geschichte Cäsars gewesen war, setzte
diese fort und veröffentlichte «Histoire de Jules César: Guerre civile» (2 Bde., mit Atlas,
[* 85] Par. 1887),
«Guerre de César
et d'Arioviste» (ebd. 1891); außerdem schrieb er: «De la possibilité d'une future alliance franco-allemande» (1890).
in der Pflanze, alle Vorgänge, die sich bei der Fortleitung des Wassers und der in ihm gelösten Bestandteile,
der Kohlehydrate, der Eiweißstoffe, der öl- oder harzartigen und anderer im Ernährungsprozeß eine gewisse Rolle spielender
Körper abspielen. In jeder Pflanze, wobei nur die niedern einzelligen oder aus Zellkolonien bestehenden
Kryptogamen ausgeschlossen sind, wird eine Fortleitung von Stoffen notwendig, da die Aufnahme des Nährmaterials in der Regel
an anderm Orte geschieht als dessen weitere Verarbeitung oder teilweise Wiederausscheidung.
Schon bei den höhern Thallophyten lassen sich gewisse Organe zur Aufnahme des Wassers oder anderer Nährstoffe
unterscheiden, so die Haustorien der parasitischen Pilze, die Rhizinen der Flechten.
[* 86] Von diesen wandern die dem Substrat entnommenen
Stoffe in die übrigen Organe, die zur vegetativen Vergrößerung oder zur Fortpflanzung dienen. Bei vielen höhern Algen,
[* 87] z. B. bei den Rhodophyceen, lassen sich deutlich zwei Formen von Zellen
erkennen, von
denen die einen reichlich mit Chlorophyll oder einem ähnlichen Farbstoff und außerdem mit Stärke
[* 88] oder dergleichen
erfüllt sind, während die andern vorzugsweise oder ausschließlich eiweißartige Stoffe enthalten, die von Zelle
[* 89] zu Zelle
nach dem Orte ihres Verbrauchs transportiert werden.
Noch viel mehr tritt ein solcher Unterschied der einzelnen Gewebe
[* 90] schon in den Moosen auf, bei denen das
aus dem Substrat mittels der Rhizoiden entnommene Wasser nebst den darin gelösten anorganischen Bestandteilen schon auf weitere
Strecken hin bis zur Spitze des Moosstämmchens und andererseits die in den grünen Teilen besonders in den Blattorganen gebildete
Stärke nach unten wie nach oben zu den Spitzen der fortwachsenden Zweige und Rhizoiden geleitet werden
muß.
In weit ausgedehnterm Maße findet die Teilung derArbeit zwischen einzelnen Gewebesystemen in betreff ihrer Funktionen für
die S. naturgemäß in den Gefäßkryptogamen und Phanerogamen statt. Die Aufnahme der Nährstoffe erfolgt bei diesen Gewächsen,
mit Ausnahme der untergetauchten wurzellosen Wasserpflanzen,
[* 91] einerseits durch Wurzeln oder wurzelähnliche
Organe, Rhizome, Haustorien u. dgl., und andererseits in den oberirdischen chlorophyllführenden Organen.
Nur bei den chlorophyllfreien Gewächsen, echten Parasiten oder Saprophyten, werden sämtliche Nährstoffe aus dem Substrat
entnommen, denn bei diesen ist eine Assimilation (s. d.) ausgeschlossen. Die Leitung der einzelnen Stoffe
erfolgt bei den höhern Gewächsen in erster Linie durch die Gefäßbündel
[* 92] (s. d.). Diese, die ein zusammenhängendes System
in der ganzen Pflanze bilden, gehen in ihren feinsten Auszweigungen bis zu den Orten, wo Aufnahme und Verarbeitung der Nährstoffe
stattfinden. Die Fortführung der Stoffe innerhalb der Gefäßbündel kann im wesentlichen auf zweierlei
Weise erfolgen, nämlich durch Massenbewegung in offenen Bahnen oder durch Diosmose von Zelle zu Zelle. Die erstere Art der
Leitung findet z. B. in den eigentlichen Gefäßen, die letztere dagegen in den geschlossenen, noch mit Protoplasmaschlauch
versehenen Zellen, z. B. in denen des Holzparenchyms (s. d.),
statt.
Über den Mechanismus der S. hat man noch wenig klare Anschauungen. Zwar ist es nicht mit Schwierigkeiten
verbunden, z. B. die Leitung des Wassers in krautartigen oder niedern strauchartigen Gewächsen
zu erklären, da sowohl der Wurzeldruck (s. d.) als auch die durch die Verdunstung entstehende Saugkraft vollkommen ausreichen,
um die Wanderung des Wassers von den Wurzelspitzen bis zu den äußersten Blättern zu ermöglichen; aber
die Leitung des Wassers in den hohen baumartigen Formen, besonders solchen, die eine Höhe von mehr als 10 m erreichen, hat
bisher noch keine endgültige Erklärung finden können.
Wurzeldruck und Saugkraft reichen nicht aus, um das Steigen des Wassers bis in die Spitzen derBäume zu
veranlassen, ebenso wenig kann die Kapillarität, die vielfach zur Erklärung beigezogen wurde, ohne Mitwirkung anderer Kräfte
jenen Transport des Wassers ermöglichen. Auch die Imbibition (s. d.) reicht nicht
hin, um in kurzer Zeit große Mengen von Wasser auf weitere Strecken in die Höhe zu führen, wie dies bei den
großen Transspirationsverlusten, die ein hoher Baum mit reich belaubter Krone erfährt, nötig wäre. Am wahrscheinlichsten
ist es, daß Kapillarität in den toten Hohlräumen, wie Gefäßen und Tracheiden, in
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