Stimme oder Seele, im Instrumentenbau ein kleines Holzstäbchen, das bei
Streichinstrumenten im Hohlraum des Resonanzkörpers
stehend Ober- und Unterdecke desselben miteinander verbindet, sowohl um dem Druck des
Steges, unter dessen rechtem Fuße sie
steht, entgegenzuwirken, als auch um die Schwingungen der
Decke
[* 2] dem
Boden besser mitzuteilen.
(in der
Musik), einen Klangkörper auf seine richtige Tonhöhe bringen.
Saiten stimmt man durch strafferes oder
schwächeres Anspannen,
Röhren
[* 3] (z. B. der Orgelpfeifen, der Flöten,
Klarinetten, Trompeten und anderer
Blasinstrumente) durch
Verkürzung oder Verlängerung,
[* 4] die
Zungen der
Spieluhren, des
Harmoniums u.a. durch Abschaben oder Zusetzen
von Metall an den schwingenden
Stellen; ausschlagende
Zungen werden durch die sog. Stimmkrücke gestimmt;
Gläser kann man durch
Füllung mit Wasser abstimmen.
Selbst die bestgestimmten
Instrumente verstimmen sich schnell unter den Einflüssen der
Temperatur. Z.B. werden
Lippenpfeifen
unter dem Einflusse der Kälte tiefer, unter dem der Wärme
[* 5] höher imTone, ein
Grund, weshalb man auch
die früher zur Angabe des Normaltones benutzte Stimmpfeife durch die
Stimmgabel (s. d.) ersetzt hat, und weshalb im Orchester
die durch die
Temperatur des Konzertsaales verstimmten
Instrumente erst wieder auf ihre richtige Stimmung gebracht werden müssen.
Zum Stimmen der
Klaviere bedient man sich des Stimmhammers und des Stimmkeils, der Orgelstimmer gebraucht
auch das Stimmhorn.
ausMaria-Laach, eine jährlich in zehn Heften erscheinende Zeitschrift, das Hauptorgan der
Jesuiten in
Deutschland,
[* 6] das sich aber nicht bloß an theologisch gebildete
Kreise
[* 7] wendet, sondern als kath.
Revue alle Zeitfragen
allgemeinern Interesses wie auch Naturwissenschaften, Geschichte, Litteratur und Kunst in den
Kreis
[* 8] seiner
Besprechung zieht. Mitarbeiter sind durchgängig
Jesuiten. Herausgeber (seit 1889)
Augustin Langhorst;
Auflage: über 4000. Außerdem erscheinen noch jährlich 4–6 völlig selbständige Ergänzungshefte zu den S.
a. M. Die Zeitschrift wurde 1869 in Maria-Laach gegründet;
infolge des Jesuitengesetzes von 1872 aber ging die
Redaktion ins
Ausland, zunächst nach
Belgien,
[* 10] dann nach den
Niederlanden und zwar seit 1885 nach Exaeten bei Roermond.
in der
Musik die Kunst, einen mehrstimmigen
Satz zu gestalten.
Die
Harmonie kann durch eine Reihe melodisch
gleichberechtigter (realer)
Stimmen hervorgehen oder dadurch, daß zu einer Hauptstimme die übrigen im
gleichen Rhythmus nur accordfüllend hinzutreten.
Auf beiden
Arten beruht der Unterschied des polyphonen (strengen) und homophonen
(freien)
Stils.
ein gabelförmiger Stahlstab, dessen Grundton zum
Stimmen von musikalischen
Instrumenten dient. Bei der
S. schwingen die beiden freien
Enden gleichzeitig transversal nach innen, während ihre Mitte,
d. i. der
bogenförmige Scheitel, nach außen schwingt, und umgekehrt. Bei einem geraden, an beiden
Enden freien
Stabe liegen die Knotenlinien
weit ab von der Mitte und sehr auseinander, dagegen erscheinen sie bei der S. nahe beieinander, und zwar zu jeder Seite des
Bogens eine.
Wenn man den von der Biegung nach außen
gehenden und mitschwingenden Stahlstiel der S. mit einer Tischplatte
oder einem Resonanzkasten in Berührung bringt, so wird ihr
Ton durch das Mitschwingen der Unterstützungskörper bedeutend
verstärkt. Die Normalstimmgabel macht für den
Ton a nach dem
Wiener internationalen
Kongreß (1885) 870 einfache Schwingungen;
Normalstimmgabeln prüft und aicht die
Physikalisch-Technische Reichsanstalt. Die Schwingungen der S.
werden mittels des
Phonautographen (s. d.) zählbar, mittels des
Stroboskops (s. d.) sichtbar. Mit Planspiegel versehene
Zinken
von kombinierten S. geben eine gute optische Stimmmethode. (S. Lissajoussche
[* 1]
Figuren.) Zur genauen Bestimmung
von Schwingungszahlen hat König in
Paris
[* 11] eine durch eine S. regulierte
Uhr
[* 12] konstruiert.
Mittels S. hat
Scheibler (1834) auf
Grund der
Schwebungen
[* 13] (s. d.) einen sehr genauen
Tonmesser konstruiert.
die Befugnis, durch
Teilnahme an der
Abstimmung (s. d.) über öffentliche Angelegenheiten seinen Willen
kundzugeben. So wird der Wille der Gesamtheit gefunden bei der Ausübung des allgemeinen
S. (s.
Plebiscit und
Referendum), bei den öffentlichen
Wahlen (s.
Wahl), bei den
Beschlüssen des
Bundesrats, des
Reichstags, des Landtags, der Gemeindevertretungen
u.s.w., der öffentlichen
Behörden und Richterkollegien, der Korporationen,
Vereine u.s.w.
Nicht immer hat jeder einzelne, welcher zu einer Gesamtheit gehört, ein S. Auch bei einer ganz demokratisch eingerichteten
Gesellschaft pflegen Frauen und
Personen, welche Armenunterstützungen aus öffentlichen
Fonds erhalten
oder welche zu entehrenden
Strafen verurteilt sind, ausgeschlossen zu sein; ebenso haben hier Unmündige oder Entmündigte
kein S.
Bei den bureaukratisch eingerichteten
Behörden giebt es
Beamte, welche ein beratendes
Votum, Sitz, aber keine
Stimme
haben; bei Korporationen und Gesellschaften des Privatrechts giebt es Mitglieder, welche an den Vermögensnutzungen
teilnehmen, ohne daß sie ein S. haben.
Namentlich aber finden sich bei Personengesamtheiten des öffentlichen wie des Privatrechts Unterscheidungen in der Zahl
der
Stimmen, welche dem einzelnen Mitgliede nach den Machtverhältnissen, der Höhe der Beteiligung, dem Vermögen, der socialen
Stellung u.s.w. zugemessen sind. Auch die Erscheinung findet sich, daß mehrere
Personen zusammen eine
Stimme haben (bei Personengesamtheiten des öffentlichen
Rechts, Kuriatstimme [s. d.] im Gegensatz zu der Virilstimme, die
einer Einzelperson zusteht); mehrere
Personen, die eine
Aktie, einen Gesellschaftsanteil zusammen haben, stellen einen
Vertreter,
der die
Stimme für diesen Anteil abgiebt.
ein Gemälde, das, nach
Inhalt und
Farbe von ruhiger, gemütvoller Haltung, auf den
Beschauer so einwirkt,
wie dies die Natur in gewissen Verhältnissen thut. (S. Landschaftsmalerei und
Tafel:
Niederländische Kunst
[* 15] VI,
[* 1]
Fig. 8.)
Julius, Schriftsteller, geb. zu Kirch-Rüchel im östl.
Holstein, studierte Chemie und Naturwissenschaften, war mehrere Jahre Fabrikschemiker und widmete sich dann der Schriftstellerei,
insbesondere dem naturwissenschaftlichen Feuilleton. Seit 1876 lebt er in Berlin.
[* 17] S. veröffentlichte: «Blicke durch das
Mikroskop»
[* 18] (Hamb. 1869),
«Die Opfer der Wissenschaft» (unter dem PseudonymAlfred de Valmy, 2. Aufl., Lpz. 1879),
«Aus der Werkstatt der Natur»
(3 Bde., ebd. 1880; 2. Aufl., Dresd. 1888-89),
ferner die plattdeutschen Komödien «HamburgerLeiden»,
[* 19] «Tante Lotte», «Eine Hamburger
Köchin», «Die Blumenhändlerin von St. Pauli», «Die
Familie Carstens», die Weihnachtsmärchen «Prinzeß Tausendschön» und «Prinz Unart», das Volksstück «Ihre Familie» (mit G.
Engels, 1883),
«Waldnovellen» (Berl. 1881; 12. Aufl.
1892),
«Die Wandertruppe, oder das Dekamerone der Verkannten» (ebd. 1881; 8. Aufl. 1890) u. a.
Den größten Erfolg aber hatte E. durch seine humorvollen Skizzen aus dem Leben des Berliner
[* 20] Spießbürgertums,
zu dessen typischem Vertreter er die Familie Buchholz machte, voran die Mutter des Hauses, Frau Wilhelmine: «Buchholzens in
Italien»
[* 21] (Berl. 1883; 54. Aufl. 1892),
«Die Familie Buchholz» (ebd. 1884; 75. Aufl. 1894),
«Der Familie Buchholz zweiter Teil»
(ebd. 1885; 59. Aufl. 1893),
[* 16] (Mephitis), eine zu den marderartigen Fleischfressern gehörende Säugetiergattung, die sich durch einen
schlanken, langbehaarten Körper, einen langen, fast zweizeilig behaarten Schwanz, spitzen Kopf, aufgeschwollene
Nase und halbsohlengängige Füße unterscheidet, von denen die vordern mit Grabnägeln versehen sind. Das Gebiß hat 34 Zähne.
[* 26] Die hierher gehörenden Tiere sind bloß über Amerika
[* 27] verbreitet und besonders durch am After gelegene Hautdrüsen ausgezeichnet,
aus denen sie bei der Verfolgung eine außerordentlich widrig riechende, gelbe, ölähnliche und zugleich scharfe
Flüssigkeit gegen ihre Feinde spritzen können (s. Tafel: Schutzmittel der Tiere,
[* 16]
Fig. 2a und b, beim Artikel Schutzmittel,
Bd. 17). Die S. sind nächtliche Tiere,die sich Höhlen graben.
In der Jugend eingefangen, können sie gezähmt werden. Die Indianer essen ihr Fleisch, schneiden aber dem getöteten Tiere
sogleich den Drüsenbeutel aus. Das nordamerikanische S., Chinga (Mephitis Chinga Tidem.), ist ohne den 30 cm
langen Schwanz etwa 40 cm lang, schwarz und mit zwei schneeweißen, auf den Schultern zusammenfließenden und an den Seiten
getrennt fortlaufenden Längsstreifen gezeichnet. Es lebt von Ratten, Eiern, Nestvögeln, jungen Hasen und besonders Fröschen
und verbringt den Winter in Erdlöchern und hohlen Bäumen. Sehr ähnlich ist das chilenische S. (Mephitischilensis Lichtenst., s.
vorstehende Abbildung), das einen weißen Rücken hat. Mit dem Namen S. bezeichnet man häufig die Stinkdachse (Mydaus) des
südl. Asiens, die kürzere Gestalt, stummelartigen Schwanz und mehr auf Pflanzennahrung hindeutendes Gebiß haben. Die Pelze
der S. kommen als Skunks (s. d.) in den Handel. Über das afrikanische S. s. Bandiltis.
(Osmerus), eine zur Familie der Salme gehörende Fischgattung, die sich von der Gattung Lachs (s. d.) durch die
abweichende Bezahnung, achtstrahlige Kiemenhaut und ungefleckten Körper unterscheidet. Der gemeine S. oder Alander(OsmeruseperlanusL.) lebt in großer Menge in der Nord- und Ostsee, in den Haffen und Seen Norddeutschlands.
Man hat mit Unrecht einen großen Seestint und einen kleinen Süßwasserstint unterscheiden wollen. Der gemeine S., der höchstens 26 cm
lang wird, gleicht etwa den Forellen, ist mit leicht abfallenden silberfarbenen Schuppen bekleidet, oberseits grau, an den
Seiten silberglänzend, am Bauche rötlich und seine ganze Oberfläche schillert in Grün und Blau. Er ist gefräßig, nährt
sich von Insektenlarven, Fischbrut und Weichtieren, hat einen sehr widrigen Geruch und laicht im März oder April. Sein Fleisch
ist wohlschmeckend, gilt aber nicht für gesund; dennoch werden die S. in großen Mengen aus die Märkte
der Seestädte gebracht.
in Basel,
[* 33] 1857 in Erlangen,
[* 34] 1870 inBonn.
[* 35] Am starb S. durch einen Sturz während einer Ferienreise in den AllgäuerAlpen.
[* 36] Seine bleibende Bedeutung liegt besonders in seinen ausgezeichneten Arbeiten zur Litteraturgeschichte der Rechtswissenschaft.
Von seinen Schriften sind zu nennen: «Das Wesen von bona fides und titulus in der röm. Usucapionslehre»
(Heidelb. 1852),
«Über das Verhältnis der Legis actio sacramento zu dem Verfahren durch sponsio praejudicialis» (ebd. 1853),
L., Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen
[* 37] (s. d.) mit gegen 100 Arten, die besonders als Steppengräser
ausgedehnte Verbreitung besitzen. Die Ährchen
[* 38] sind einblütig und in eine schmale, lange Rispe gestellt, die Kelchspitzen
schmal, lang, begrannt, von gleicher Größe, die Granne der Blüten bald gerade, bald gewunden, selbst
gekniet und deren untere Partie gedreht, bei manchen Arten mit welligen Härchen auf jeder Seite besetzt, so daß sie federförmig
erscheinen.
Das ist insbesondere bei dem sog. Federgras, Reihergras, Marienflachs oder Steinflachs, S. pennataL. (s. Tafel:
Gramineen Ⅴ,
[* 32]
Fig. 2), dem Waisenmädchenhaar der südosteurop. Steppen, der Fall, welches auf dürrem Boden wächst und wegen
seiner 15‒20 cm langen Grannen als Hutschmuck und zu Bouquets benutzt wird. Häufiger kommt in Mitteleuropa das Pfriemengras
(S. capililitaL.) vor, das sich vom vorigen durch bloß 5‒9 cm lange, nicht behaarte, sehr spitze
Grannen unterscheidet und vorzugsweise auf dürrem Kalkboden wächst. Mehrere Arten der Mittelmeergegenden sind Zierpflanzen.
Auch das Esparto (s. d.) gehört zur Gattung S.
Geld oder andere Dinge (Holz,
[* 39] Tuch u. s. w.), wodurch Studierende oder
Schüler anderer Lehranstalten (Stipendiaten) aus milden Stiftungen, Staats- und Stadtkassen oder Privatfonds
auf eine bestimmte Zeit unterstützt werden.
Reisestipendien sind bare Unterstützungen, die jungen Gelehrten oder Künstlern
nach Vollendung ihrer Studien zu ihrer weitern Ausbildung im Auslande aus ähnlichen Stiftungen und Kassen bewilligt werden.
(lat.), die Nebenblätter der Pflanzenblätter (s.
Blatt). ^[= # nennt man im gewöhnlichen Leben jedes flächenförmige grün gefärbte Pflanzenorgan. In der ...]
[* 40]
bei den alten Römern eine in Frage des Gläubigers und bejahender Antwort des Schuldners bestehende Vertragsform,
aus welcher eine Klage auf Erfüllung des in der Antwort Versprochenen gegeben wurde.
Diese Verbalobligation ist bei der Aufnahme des
röm. Rechts durch die modernen Nationen ein toter Buchstabe geblieben.
Stipulieren bedeutet heute nichts weiter als eine vom
Gläubiger ausgegangene Vertragsbestimmung.
1) Grafschaft Südschottlands, zählt (mit einer Enklave in Clackmannan) auf 1208,26 qkm (1891) 118021 (59478 männl., 58543 weibl.)
E., d. i. 98 auf 1 qkm. Das Land ist etwa zum dritten Teil gebirgig und erhebt sich im Ben-Lomond zu 973 m. Zum Firth of Forth
strömt vom Ben-Lomond her der Forth, der die Nord- und Nordostgrenze bildet, und der Carron, zum Ocean
(Loch Lomond) der Endrick (s. Lomond). Den Südosten durchschneidet der Forth-Clydekanal. Unter
den zahlreichen Seen ist auch der Katrine.
Die Ebenen und Thäler sind überaus fruchtbar und gut angebaut, namentlich längs des Forth; doch fehlt
es auch nicht an Sümpfen. Im ganzen stehen 36 Proz. des Bodens unter Anbau. An Mineralien
[* 41] ist S. reich, namentlich an Steinkohlen
und Eisen,
[* 42] deren Ausbeutung und Verbrauch in Gruben- und Eisenwerken, verbunden mit Woll-, Baumwoll- und Leinweberei, die Hauptzweige
der Industrie bilden. Die Grafschaft schickt einen Abgeordneten in das Unterhaus. Neben der Hauptstadt sind
Falkirk, Grangemouth und Kilsyth wichtig. – 2) Hauptstadt der Grafschaft S., im Mittelalter Strivelin, rechts am Forth, in der
fruchtbaren Ebene, Carse genannt, am Abhänge eines Berges erbaut, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, hat (1891) 16781 E., eine
spätgot.
Greyfriars’-Kirche inmitten eines schönen Kirchhofs, ein Militärhospital in Argyle’s Lodging
(16. Jahrh.), Museum für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte sowie ein auf steilem Fels gelegenes, aus einem Konglomerat
von Gebäuden bestehendes, größtenteils zur Zeit Jakobs Ⅴ. erbautes Schloß, oft Residenz der schott. Könige. Die Bevölkerung
fabriziert Baumwoll- und Wollwaren, besonders Teppiche, und treibt starken Handel. Jenseit des Forth, etwas
stromaufwärts, wurden im Sept. 1297 die Engländer von William Wallace besiegt, dem am Abbey Craig (110 m) ein Denkmal errichtet
worden ist (s. Tafel: Englische
[* 43] Kunst Ⅲ,
[* 32]
Fig. 6). In der Nähe liegen links am Forth die Ruinen der 1147 von David Ⅰ. gegründeten
Augustinerabtei Cambuskenneth und 7 km weiter südlich das Schlachtfeld von Bannockburn (s. d.).
Burghs (spr. störling börgs), Gruppe schott.
Städte (Culroß, Dunfermline, Inverkeithing, Queensferry, Stirling), die gemeinsam ein Parlamentsglied wählen.
(Frons), der obere Teil des menschlichen Antlitzes, der über den Augenbrauen und der Nasenwurzel liegt und oben
vom Haar,
[* 44] seitlich von den Schläfen begrenzt ist, wird durch das breite, gewölbte Stirnbein oder Vorderhauptsbein
(os frontis) gebildet, das mit den benachbarten Gesichts- und Schädelknochen durch Nähte fest verbunden ist (s. Tafel: Der
Schädel des Menschen,
[* 32]
Fig. 1, 1) und von der Gesichtshaut, unter ihr von der sehnigen Schädelhaube und
der Schädelknochenhaut, überzogen wird.
Ein paar kleine, flache Muskeln
[* 45] (musculi corrugatores supercilii) liegen vorn über den Augenbrauen, die
das Runzeln der Stirnhaut besorgen. Der Hauptnerv der Stirngegend (nervus frontalis) entspringt aus dem ersten Ast des dreigeteilten
Nerven
[* 46] (s. Gehirn)
[* 47] und tritt durch ein kleines Loch am innern, obern Rande der Augenhöhle aus letzterer hervor. In der Jugend
besteht das Stirnbein aus zwei seitlichen Knochen,
[* 48] die bis zum zehnten Lebensjahre fest miteinander verwachsen. Die definitive
Form der S. wird bedingt zum Teil von der Masse und der Gestalt des
¶
mehr
gesamten Schädelinhalts, also beim Gesunden vom Gehirn, zum Teil aber auch von der Zeit, in der die Schädelknochen miteinander
verwachsen. Verwachsen die Stirn- und Scheitelbeine frühzeitig, so bleibt die S. flach und niedrig; erfolgt dagegen die
Verknöcherung der hintern Schädelnähte zeitiger, so kann sich die S. sehr stark entwickeln.
Unter normalen Verhältnissen entwickelt sich aber die S. dem Gehirn entsprechend, und da die vordere
Hälfte des Gehirns der Sitz des geistigen Vermögens ist, gilt eine hohe, breite, stark nach vorn hervortretende S. (eine
starke Entwicklung des Vorderhirns), die zugleich einen rechtwinkligen Gesichtswinkel nach Camper bewirkt, im allgemeinen als
ein Zeichen großer geistiger Begabung. Diese Gestaltung findet sich z. B.
bei den Köpfen von Schiller, Napoleon, Goethe u. s. w., bei der kaukas. Rasse überhaupt, und wurde von den griech.
Künstlern dem Kopfe des Olympischen Zeus
[* 50] verliehen. Dagegen deutet, wenn auch nicht ausnahmslos, eine schräg nach hinten
zurücktretende oder gleich von den Augenbrauenan sich abflachende S. auf einen Mangel höherer geistiger
Gaben hin, und diese Bildung findet sich bei niedern Rassen sowie bei dem hirnarmen Kretin.
Stirnhöhlen (sinus frontales) heißen die von der Nasenhöhle aus sich in das Stirnbein (zwischen den Augenbrauen) mehr oder
weniger tief hinein fortsetzenden lufthaltenden Höhlungen, die mit den Nasenhöhlen in Zusammenhang
stehen und von einer feinen Schleimhaut ausgekleidet sind. Sie liegen zwischen der äußern und innern Knochentafel des Stirnbeins
und sind bald ausgedehnt, bald klein (s. Tafel: Der Körper des Menschen, beim ArtikelMensch). In sie gelangen mitunter fremde
Körper, z. B. Schnupftabak, lebende Tiere, oder es pflanzen sich benachbarte Krankheiten, wie besonders
Nasenkatarrhe (Schnupfen) dahinein und verursachen eigentümlichen Stirnkopfschmerz in der Mitte des Vorderkopfes. Eine andere
Art Stirnschmerz hat ihren Sitz in den oben erwähnten Stirnnerven, ist einseitig, auf eine Stirnhälfte beschränkt (Migräne,
s. d.) und hat oft den periodischen Charakter der Neuralgien (s. d.).
Max, eigentlich Kaspar Schmidt, philos. Schriftsteller, geb. zu Bayreuth,
[* 51] studierte in Berlin, Erlangen
und Königsberg
[* 52] erst Theologie, dann Philologie und war dann an höhern Lehranstalten in Berlin thätig. Später zog er sich
ganz vom Lehrberufe zurück, um seinen Studien zu leben. Er starb zu Berlin. S.s Ruf gründet
sich auf die Schrift «Der Einzige und sein Eigentum» (Lpz.
1845; neu hg. in Reclams «Universalbibliothek»),
die er unter dem PseudonymMax S. herausgab und die als das Äußerste gelten
kann, was der Radikalismus jener Epoche an kühner und geistreicher Negation hervorgebracht hat. Sein philos.
«Egoismus» ist die schärfste Ausprägung, die die Lehre
[* 53] von der Selbstherrlichkeit des Individuums je gefunden hat. (S. Anarchismus.)
Die Schrift machte bei ihrem Erscheinen großes Aufsehen. Auch schrieb S. eine «Geschichte
der Reaktion» (2 Tle., Berl. 1852) und übersetzte Says «Lehrbuch der praktischen polit. Ökonomie» (4 Bde.,
Lpz. 1845-46) und Smiths «Untersuchungen über den Nationalreichtum» (4 Bde.,
ebd. 1846).
oder von Štítné (spr. scht-),Thomas, Ritter, böhm. Philosoph und einer der Vorläufer des Huß, ward 1325 oder 1326 auf dem
Stammsitz der Familie Štítné (Bezirk Pilgram im südl. Böhmen)
[* 56] geboren. Er studierte an der UniversitätPrag
[* 57] Philosophie,
Theologie und kanonisches Recht. Zugleich wurde er ein eifriger Verehrer des Milicz (s. d.)
und begann unter dessen Einfluß Abhandlungen zu schreiben, die sich meist mit christl. Philosophie und Ethik, aber auch z. B.
mit dem Begriff der Schönheit beschäftigten und nach Inhalt und Form hervorragen. Um sie volkstümlich zu machen, bediente
er sich seiner Muttersprache, des Czechischen. S. starb um 1404. Bisher wurden gegen 26 TraktateS.s gefunden
und von Erben (Prag 1850; mit einer Biographie Š.s), Vrtátko (ebd. 1873) u. a. herausgegeben. -
Vgl. auch J. Wenzig, Studien
über Th. Ritter von Štitné (Lpz. 1856).
(grch.; lat. porticus, jede Säulenhalle, wie solche
in fast allen altgriech. Städten, besonders an den Märkten, für Spaziergänge, gesellige Zusammenkunft
und ähnliche Zwecke errichtet waren. Unter den zahlreichen derartigen HallenAthens war die berühmteste die Poikile (s. d.),
wo Zeno lehrte, weswegen S. auch für die Lehre der Stoiker (s. Stoicismus) gebraucht wird.
Johs., griech. Schriftsteller aus Stobi in Macedonien, lebte wahrscheinlich
im 5. oder 6. Jahrh. n. Chr. und
machte für seinen Sohn Septimius Auszüge, welche aus zum Teil verlorenen Werken von etwa 500 griech. Dichtern und Prosaikern
herrühren und so für die Geschichte der alten Litteratur von großer Bedeutung sind. Dieses Werk wurde in zwei Teile getrennt,
von denen der zweite den richtiger auch dem ganzen Werke beigelegten Titel «Authologion» (lat. «Florilegium»),
d. i. Blumenlese, oder auch den Titel «Semones», der andere, der erste des Gesamtwertes, den Titel «Eclogae physicae» et ethicae",
in zwei Büchern, erhielt. Das «Florilegium» ist am besten von Gaisford (4
Bde., Oxf. 1822; verbesserter Abdruck durch W. Dindorf, 4 Bde., Lpz.
1823-24),
von Meineke (4 Bde., ebd. 1855-57),
die «Eclogae» von Gaisford (2 Bde.,
Oxf. 1850) und von Meineke (2 Bde.,
Lpz. 1860-64),
das ganze von Wachsmuth und Hense («Johannis Stobaei Anthologium», 3 Bde.,
Berl. 1881-94) herausgegeben.
Otto, Jurist, geb. zu Königsberg i. Pr., studierte
daselbst, in Leipzig
[* 58] und in Göttingen,
[* 59] habilitierte sich 1855 zu Königsberg, wurde 1856 zum außerord.
und in demselben Jahre zum ord. Professor ernannt und 1859 nach Breslau,
[* 60] 1872 nach Leipzig berufen. Er starb hier Sein
«Handbuch des deutschen Privatrechts» (2. Aufl., 5 Bde.,
Berl. 1882-85; 3. Aufl., Bd.
1, 1893; Bd. 2,1896) ist eine Musterleistung.
Außer zahlreichen kleinern Arbeiten veröffentlichte S. ferner: «Zur Geschichte des deutschen Vertragsrechts» (Lpz.
1855),
«Geschichte der deutschen Rechtsquellen» (2 Abteil.,
Braunschw. 1860-64, von deren 1.
¶
mehr
Abteilung eine ital. Übersetzung von Bollati, Flor. und Tur. 1868, erschienen ist),
«Beiträge zur Geschichte des deutschen
Rechts» (Braunschw. 1865),
«Die Juden in Deutschland während des Mittelalters in polit., socialer und rechtlicher Beziehung»
(ebd. 1866),
«Herman Conring, der Begründer der deutschen Rechtsgeschichte» (Berl. 1870),
«Zur Geschichte des ältern deutschen
Konkursprozesses» (ebd. 1888). -
rechter Nebenfluß der Oder in Schlesien,
[* 63] entspringt bei Rosenberg, berührt Kreuzburg, nimmt links die Brinitza
auf und mündet, 98 km lang, bei Stoberau. Er ist flößbar.
Adolf, Schriftsteller, Bruder des folgenden, geb. zu Straßburg
[* 64] i. E., studierte
daselbst Theologie, wurde 1839 Religionslehrer am Kollegium und an der Gemeindeschule zu Mülhausen,
[* 65] wo er seit 1810 Pfarrer
und seit 1860 Präsident des reform. Konsistoriums war und starb. S. war Mitherausgeber
der «Erwinia» und Mitverfasser der «Alsabilder»
und des «Elsass. Sagenbuchs». Als Dichter ist er bekannt
durch seine «Gedichte» (Hannov. 1846),
«Epheukranz auf das Grabmal einer Heimgegangenen» (2. Aufl.,
Mülh. 1884). Ferner erschienen außer Predigten von ihm: «Evang. Abwehr kath. Angriffe» (Straßb. 1859),
«Ist die Kindertaufe
schrift- und rechtmäßig?» (Bas. 1864),
«Evang.
Gesangbuch» (Straßb. 1867; 2. Aufl. 1882). 1871 machte er
offen Front gegen den Deutschenhaß und empfahl Anschluß an das alte Mutterland in der Schrift«Einfache Fragen eines elsass.
Volksfreundes» (2. Aufl., Mülh. 1872).
August, Schriftsteller, Sohn des folgenden, geb. zu Straßburg i. E., studierte
daselbst Theologie, war Privatlehrer in Oberbronn, seit 1838 Oberlehrer an der Mädchenschule daselbst. 1841 wurde er an das
Kollegium zu Mülhausen berufen, wo er, seit 1873 pensioniert, starb. Seine wissenschaftlichen Bestrebungen waren
namentlich auf die Sitten und Sagen der Elsässer gerichtet. Viele Beiträge lieferte er zu den von ihm
herausgegebenen periodischen Schriften «Erwinia» (Straßb. 1838-39),
«Elsass. Neujahrsblatter» (mit Otte, 1843-48) und «Alsatia» (Colmar
[* 67] 1850-76; Schlußband: «NeueAlsatia», Mülh. i. E. 1885);
sein Hauptwerk sind «Die Sagen des Elsaß» (2 Abteil.,
St. Gallen 1851, 1852; neue Ausg., besorgt von Mündel, Straßb.
1892-96). Sonst sind zu nennen: «Gedichte» (Straßb. 1842; neue Aufl.,
Bas. 1873),
Daniel Ehrenfried, Schriftsteller, geb. zu Straßburg i. E., studierte daselbst und in Erlangen die
Rechte, wurde 1806 in seiner Vaterstadt Licentiat der Rechte und Notar, 1821 Advokat. Er starb S. hat sich
besonders verdient gemacht um Aufrechterhaltung deutschen Wesens und deutscher Sitte im Elsaß. Außer seinen «Gedichten» (3.
Aufl., Stuttg. 1821) erschien auch
eine Sammlung seiner «Sämtlichen
Gedichte und kleinen prosaischen Schriften» (4 Bde., Straßb.
1835-36). Von seinen übrigen Werken ist besonders «La vie de J. F. Oberlin»
(Straßb. 1831) hervorzuheben; auch gab er im vaterländischen Interesse
das «Alsatische Taschenbuch» (1806 fg.) und die Zeitschrift «Alsa» (1816 fg.)
heraus und ließ unter den Namen «Vetter Daniel» und «Gradaus» allerlei Volksschriften erscheinen.
chemische Meßkunde, der Teil der allgemeinen
Chemie, der die Gesetze über die quantitativen Gewichts- oder Volumenverhältnisse, nach denen sich chem.
Verbindungen aus ihren Bestandteilen bilden oder aufeinander einwirken, umfaßt. Die wichtigsten Grundgesetze der S. sind die
folgenden:
1) Bei jeder chem. Umwandlung ist die Summe der Gewichte der Produkte des chem. Prozesses genau gleich
der Summe der Gewichte der Ingredienzien. Die Masse der Körper bleibt daher, welche Änderungen sie auch erfahren mögen,
stets dieselbe; es findet weder eine Vermehrung noch eine Verminderung der Materie statt.
2) Jeder zusammengesetzte Körper enthält in allen seinen Teilen dieselben Bestandteile in demselben Gewichtsverhältnis.
Nicht nur die Änderung eines Bestandteils, sondern auch die Änderung der relativen Mengen derselben
veranlassen sofort Änderung der Eigenschaften der Verbindung.
3) Die Änderungen in den Mengenverhältnissen der Bestandteile chem. Verbindungen erfolgen nach dem Gesetze der ganzzahlig
multiplen Proportionen, d. h. die chem. Elemente vereinigen sich in Gewichtsverhältnissen,
die durch ihre Atomgewichte oder ganzzahlige Vielfache derselben ausgedrückt werden. Ebenso vereinigen
sich oder wandeln sich gegenseitig alle Verbindungen um nach dem Verhältnis ihrer Molekulargewichte oder ganzzahlig Vielfacher
derselben (s. Atomtheorie, Atomgewicht, Molekulargewicht).
4) Sind die Bestandteile einer chem. Verbindung gas- oder dampfförmig, so findet die Verbindung nach Volumenverhältnissen
statt, die sich durch sehr einfache ganze Zahlen (1:1, 2:3,1:2 u. s. w.) ausdrücken lassen. Ist die entstehende
Verbindung wieder ein Gas oder Dampf,
[* 68] so steht auch ihr Volumen, bei gleichem Druck und gleicher Temperatur, in einfachem rationalem
Verhältnisse zu den Volumen der Bestandteile. So liefern z. B. 1 Volumen Sauerstoffgas und 2 Volume Wasserstoffgas bei ihrer
Verbindung 2 Volume Wasserdampf.
(engl., Mehrzahl stocks), Warenlager, Kapital, Börsenwerte; insbesondere das Kapital einer Staatsanleihe oder
einer Aktienunternehmung, das nicht in Abschnitte oder Anteile von bestimmtem, rundem Betrage zerlegt
ist, sondern in beliebigen, auch ungeraden Beträgen auf den Namen der
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Berechtigten eingeschrieben wird. So wird z. B. mit der Eintragung engl.
Consols (s. d.) verfahren. (S. Einschreibesystem.) Auch das Grundkapital der
EnglischenBank ist als Bank-stock eingetragen. Schuldverschreibungen auf runde Beträge nennt man in England Bonds (s. Bond).
In Zusammensetzungen kommt S. vor als: Stock-broker, Effektenmakler, Stock-exchange, Effektenbörse (s. Börse), Stock-jobbery,
Börsenspiel (s. Jobber).
1) Amtsbezirk im bad. Kreis Konstanz,
[* 73] hat (1895) 18 833 E. in 32 Gemeinden. - 2) Amtsstadt im Amtsbezirk S., rechts an der S.,
die in den Überlinger See mündet, an der Linie Radolfzell-Sigmaringen der Bad.
[* 74] Staatsbahnen,
[* 75] Sitz des Bezirksamtes, eines
Amtsgerichts (Landgericht Konstanz) und Bezirkskommandos, hat (1895) 2214 E., darunter 203 Evangelische,
Postamt zweiter Klasse, Telegraph,
[* 76] kath. und evang. Kirche, Sparkasse, Vorschußverein; Zwirnerei, Trikotweberei, Eisengießerei,
[* 77] Dampfseilerei, Möbelschreinereien, Nudelfabrik, vier Kunstmühlen, Brauereien, Holzhandel, bedeutende Märkte für Vieh,
Hopfen
[* 78] und Obst und starke Viehzucht.
[* 79] - Bei S. schlug Erzherzog Karl den franz. General Jourdan, GeneralMoreau die Österreicher unter Kray. Nahebei auf einem Ausläufer der Liptinger Höhen die Reste der im Dreißigjährigen Krieg
zerstörten Feste Nellenburg, einer schon 1056 erwähnten Burg der alten Zürich- und Thurgaugrafen. Die nach der Burg benannte
ehemalige Grafschaft (880 qkm mit etwa 30000 E.) kam 1465 an Österreich,
[* 80] 1805 an Württemberg
[* 81] und 1810 an
Baden.
[* 82] -
Vgl. Barch, Geschichte der Stadt S. im Hegau bis zum J. 1810 (Stockach 1894).
Wurzelausschlag, soviel wie Stocklohden, Wurzellohden (s. Ast). ^[= # in der Botanik Begriff von sehr verschiedenartiger Bedeutung. Im gewöhnlichen Leben bezeichnet ...]
Bezirk in der nordöstl. Provinz der Kapkolonie, mit 813 qkm und (1891) 7775 E., darunter 1655 Weiße, liegt
nahe landeinwärts nordwestlich von East-London. Das äußerst fruchtbare und anmutige Land erstreckt sich in verschiedenen
Thälern des schön bewaldeten Katberg. Nach Vertreibung des Kaffernstammes Heika war diese Gegend
den Hottentotten zur Ansiedelung ausschließlich angewiesen worden und hatte den Namen «Katriver Settlement» erhalten. Als sich
aber die Hottentotten 1851 empörten, wurden sie aus ihren Wohnsitzen vertrieben. Hauptort ist Seymour mit 411 E.
(Caranx trachurus L.), ein zu den Makrelen gehöriger, 20-50 cm langer Knochenfisch, der
in allen gemäßigten Meeren, bisweilen in ungeheuern Scharen vorkommt.
Das trockne und grätenreiche Fleisch ist wenig geschätzt.
Adolf, prot. Theolog und Politiker, geb. zu Halberstadt,
[* 84] studierte in Halle
[* 85] und Berlin, wurde nach
längern Reisen 1863 Pfarrer in Seggerda bei Halberstadt, 1866 in Hamersleben, 1871 Divisionspfarrer in
Metz,
[* 86] 1874 Hof- und Domprediger in Berlin; 1890 erhielt er seinen Abschied. Von seinen kirchlichen Freunden wurde für ihn 1892-93
ein eigener Predigtsaal auf dem Grundstück der BerlinerStadtmission errichtet. S. ist besonders durch
seine agitatorische
Thätigkeit und als Führer der antisemit.
Bewegung bekannt. 1878 gründete er die Christlich-sociale Partei (s. d.),
seit 1879 ist er Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses; 1881-93 war er auch Mitglied des
Reichstags, wo er der Deutschkonservativen Partei angehörte. 1896 erklärte er jedoch seinen Austritt aus dieser sowie aus
dem Evangelisch-socialenKongreß und erließ einen Aufruf zur Bildung einer neuen Kirchlich-socialen Partei.
S. ist Vorsitzender der BerlinerStadtmission, Mitglied des Generalsynodalvorstandes und erster geistlicher Beisitzer des Provinzialsynodalvorstandes
in Brandenburg.
[* 87] Socialpolit. und antijüd. Reden hat S. in dem Buche «Christlich-Social» (Bielef. 1884; 2. Aufl.,
Berl. 1890) veröffentlicht. Seine kirchenpolit. Anschauungen finden sich in dem Buche «Wach' auf, evang.
Volk!» (Berl. 1893). Außerdem sind 5 Bände Predigten (neue Ausgabe, Berl. 1894-95),
«Dreizehn Jahre Hofprediger und Politiker»
(ebd. 1895) und «Gesammelte Schriften» (ebd., seit 1896) von ihm erschienen. Seit 1887 ist er Herausgeber der «Deutschen evang.
Kirchenzeitung», deren Redaktion er 1892 selbst übernahm.
Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Korneuburg in Niederösterreich, an einem
Arm der Donau, der Linie Wien-Tetschen und der Nebenlinie S.-Absdorf (im Bau) der Österr. Nordwestbahn, mit Lokalverkehr nach
Wien
[* 88] (Nordwestbahnhof), Sitz eines Bezirksgerichts (368,3 qkm, 25 059 E.), hat (1890) 6793, mit dem einverleibten Grafendorf 8393 E.,
in Garnison das 3. Dragonerregiment «Albert, König von Sachsen»,
[* 89] eine Pfarrkirche St. Stephan, ein Gebäude
der kaiserlich militär. Monturhauptkommission, ein Landes-Oberrealgymnasium mit gewerblicher Fortbildungsschule, ein Konvikt
für Studierende, Bürgerhospital, Armen- und Krankenhaus;
[* 90] mehrere Fabriken, Handel, sehr besuchte Getreidemärkte, welche zu
den größten in Österreich gehören, und Landwirtschaft.
Ernst Theod., Lehrer der Landwirtschaft, geb. zu Bautzen,
[* 92] errichtete auf dem von ihm gepachteten
Rittergut Brösa eine landwirtschaftliche Lehranstalt, wurde 1850 Professor an der höhern Gewerbeschule in Chemnitz,
[* 93] 1861 Professor
und Direktor der landwirtschaftlichen Lehranstalt in Jena. Gleichzeitig übernahm er die Direktion der Karl-Friedrichs-Ackerbauschule
in Zwätzen bei Jena. Beide Anstalten reorganisierte S. der Neuzeit gemäß. 1872 wurde er in das großherzogl.
Staatsministerium als Rat für landwirtschaftliche und gewerbliche Angelegenheiten berufen. S. trat 1886 in den Ruhestand und
lebt in Bautzen. Von seinen litterar. Arbeiten sind außer den Beiträgen zu der von ihm und Schober 1855-66
redigierten «Zeitschrift für deutsche Landwirte» und andern Fachzeitschriften
hervorzuheben: «Bemerkungen über das landwirtschaftliche Unterrichtswesen» (Chemn. 1851),
«Die Drainage»
[* 94] (Lpz. 1852) und «Der
angehende Pachter» (mit A. Stöckhardt, Braunschw. 1869),
«Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Lehranstalt
zu Jena 1861-67» u. s. w.
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