20
Cent.), Quittungen öffentlicher
Kassen oder an solche (25
Cent.), sonstige Quittungen, Empfangsbescheinigungen, Entlastungen
und andere befreiende
Akte (10
Cent.). Ein Proportionalstempel wird erhoben von Handelseffekten, d. h. verhandelbaren
und für den Handelsverkehr bestimmten Effekten, wie Wechseln, Orderbillets u. s. w., von
nicht verhandelbaren Schuldscheinen, Schuldanerkenntnissen, Zahlungsanweisungen auf Frist und von Platz zu
Platz (50
Cent. für jede angefangene 1000
Frs. der Wertsumme) sowie von Börseneffekten (s.
Börsensteuer). Der Gesamtertrag
der franz. Stempelabgaben war 1881: 155,36, 1892: 158,14 Mill.
Frs. und nach dem Etat von 1896: 188,4 Mill.
Frs.
In
Holland bestehen sowohl feste als auch proportionale Stempel. Von allen Effekten und öffentlichen
Fonds ist ein Proportionalstempel von 5
Cents für je 50
Fl. zu zahlen.
ein Steuergesetz, das 1765 das brit. Parlament unter dem Ministerium Grenville
für die amerik.
Kolonien erließ, und das für alle
Urkunden und
Verträge mit gerichtlicher
Gültigkeit ein gestempeltes Papier
einführte, dessen
Stempel mit einer
Abgabe belegt war. Die
Kolonien sollten auf diese
Weise zu dem ungeheuren
Aufwand beitragen, den das Mutterland in dem vorhergehenden
Kriege gegen
Frankreich zu ihrem Schutz gemacht hatte. Da sich
aber an diese
Auflage der grundsätzliche Streit knüpfte, ob das engl. Parlament das
Recht habe, die
Kolonien ungefragt zu
besteuern, so trat im Okt. 1765 in Neuyork
[* 5] ein sog. Stempelaktkongreß zusammen,
der von 9 unter den 13
Kolonien beschickt wurde und sich gegen die S. erklärte. Das verhaßte Gesetz wurde zwar wieder
aufgehoben, war aber doch der Ausgangspunkt der Unabhängigkeitsbewegung in den amerik.
Kolonien.
s.
Stempel. Die S. bilden gleich den Postwertzeichen einen Gegenstand der Sammelliebhaberei,
die sich im wesentlichen an die Postwertzeichenkunde anlehnt, so daß die meisten Stempelsammler auch Briefmarkensammler
sind. Es mag dies zum
Teil daher rühren, daß viele
Marken zugleich fiskalischen und postalischen Zwecken dienen, was manchmal
in der
Inschrift ausgedrückt ist (engl. Postage and
Revenue), oft aber auch nicht. Gesammelt werden hauptsächlich
die eigentlichen
Marken, weniger die übrigen Stempelwertzeichen (ganze
Bogen
[* 6] oder
Bänder). Die Zahl der
Länder, welche bis
heute S. verausgabten, beläuft sich auf etwa 230 in allen fünf
Weltteilen, und zwar befinden sich unter diesen
Ländern eine
ziemliche Anzahl, die nicht einmal Postwertzeichen besitzen. Die Zahl der bisher verausgabten Stempelwertzeichen
(Marken,
Bogen und
Bänder) schätzt man auf 30000, darunter etwa 15000 eigentliche S. - Katalogisiert sind die S. am besten
in dem betreffenden
Teil des großen Moensschen Katalogs
(Brüssel);
[* 7]
sonst ist zu erwähnen: Perlep, Katalog der S. aller
Staaten
(Lpz. 1880) und
Hartung, Die Wechselstempelmarken;
Stempelmarkenalbums erscheinen
in verschiedenen
Sprachen, doch werden in den meisten die S. nur als
Anhang
zu den
Briefmarken behandelt. Nur S. behandelt das von Goutier in franz.
Sprache
[* 9] herausgegebene.
die Kunst,
[* 1]
Figuren undSchrift zu
Stempeln, insbesondere zu
Prägstempeln für
Münzen
[* 10] und
Medaillen, in Metall erhaben oder vertieft herzustellen. (S. Gravieren.) Der Stempelschneider entwirft zunächst
die auf den
Stempel zu gravierende
Darstellung, indem er sie auf einer
Glas-, Holz- oder Schieferplatte in gefärbtem
Wachs bossiert.
(S.
Bossieren.) Um ein vertieftes
Muster zu erhalten, gießt er von der Bossierung die Hohlform in
Gips
[* 11] ab, während ihm für
erhabene Arbeit die Bossierung selbst als
Vorlage dient.
Das durch
Ausglühen möglichst weich gemachte und zu der entsprechenden Form abgedrehte Metall-(meist
Stahl-)stück wird auf dem
Arbeitstisch durch Schrauben
[* 12] in einer
Büchse befestigt, worauf der Umkreis der Münze oder
Medaille auf
der eben abgedrehten Bildfläche eingeritzt und auf dieselbe die
Umrisse der Zeichnung mittels der Radiernadel übertragen
werden. Dann wird die Zeichnung mittels
Grabstichel im Relief ausgearbeitet. Bei Tiefgravierungen wird mit den am leichtesten
herzustellenden
Teilen begonnen, die der Künstler aus freier
Hand
[* 13] mittels des
Grabstichels herausschneidet; die tiefen
Partien werden mit
Meißel
[* 14] und Hammer
[* 15] ausgeschlagen.
Wenn die
Arbeit bis zu einem gewissen
Grade vorgeschritten ist, wird der
Stahl gehärtet und dann in ein ähnlich geformtes
weiches Stahlstück mittels eines kräftigen Prägwerkes eingedrückt, wodurch man eine erhabene
Reproduktion des
Bildes, eine
Patrize, erhält, die durch Abprägen in
Stahl einen vertieften
Stempel, eine Matrize, liefert. Man kann
die Matrize sofort zur Verfertigung von Münzen,
Medaillen u. s. w. gebrauchen, sofern nicht eine zu große Anzahl derselben
geprägt werden soll.
Andernfalls stellt man durch Abprägen der Matrize ein zweites, mit der Originalgravierung übereinstimmendes Stahlrelief
dar, welches weiter ausgearbeitet, dann gehärtet und nach Bedarf zur Herstellung der eigentlichen (vertieften)
Prägstempel benutztwird, welche in allen
Details fertig ausgearbeitet, mit Um- und
Inschrift sowie mit Verzierungen versehen
werden. An diesen werden die breiten Vertiefungen mit kleinen gekrümmten
Feilen (Riffelfeilen) geglättet; die Vollendung
giebt man allen
Teilen, welche durch den
Grabstichel nicht glatt genug ausfallen, mittels kleiner Ölschleifsteine,
die wie ein
Bleistift
[* 16] gehalten werden und denen man durch Wetzen auf einem Sandstein die Form giebt. Schließlich erhält
der
Stempel auf der
Drehbank
[* 17] seine letzte Gestaltung und wird durch Härten sowie durch Polieren der ebenen
Flächen zum
Prägen
vorgerichtet. Neuerdings werden
Prägstempel oft mit
Kopiermaschinen
[* 18] (s. d.) graviert und zugleich verkleinert.
ein von den Münzherrschaften früherer Zeit in die Münzen eingeschlagener
Stempel, durch welchen
der Münze die Eigenschaft des gesetzlichen Zahlungsmittels beigelegt wurde.
Solche Stempelungen kamen nicht nur bei fremden
Münzen vor, auf welchen das S. stets zugleich den Betrag in der Landeswährung angab, zu dem sie umlaufen
sollten, sondern auch bei einheimischen,
¶
StenographieI¶
StenographieII¶
mehr
z. B. nach einem Regierungswechsel, oder wenn eine früher außer Kurs gesetzte Münze wieder
gesetzlichen Umlauf erhielt, oder wenn der Tarif derselben herabgesetzt (wenn sie «devalviert») wurde.
(spr. -näh), Stadt und früher Festung
[* 23] im Arrondissement Montmédy des franz. Depart. Meuse, rechts
an der Maas und an der Linie Verdun-Sedan der Ostbahn, hat (1896) 2546, als Gemeinde 4207 E., in Garnison
Teile des 18. Jägerbataillons zu Fuß und reitende Artillerie;
Eisenhütten, Ziegeleien, Mahl- und Schneidemühlen.
Magnus, Graf von, schwed. Feldherr, geb. 1664 zu Stockholm
[* 24] als der Sohn des Feldmarschalls Gustav Otto S. (geb.
1614, gest. 1685), studierte in Upsala,
[* 25] begab sich 1683 auf Reisen, trat dann in holländ. Dienste
[* 26] und
focht unter den Prinzen von Baden
[* 27] und von Waldeck
[* 28] in den Niederlanden und am Rhein. 1697 wurde er zum Obersten eines deutschen
Regiments in Wismar
[* 29] ernannt. Er begleitete Karl XII. auf dessen meisten Feldzügen im Nordischen Krieg (s. d.) und trug
viel zu dem Siege bei Narwa bei.
Auch im Feldzug gegen Polen führte er bis 1706 den Oberbefehl über ein Truppenkorps, eroberte Thorn
[* 30] und leitete dann die
Verpflegung des Heers. S. begleitete den König nach Sachsen
[* 31] und wurde später Gouverneur in Schonen. Als der König von Dänemark,
[* 32] Friedrich IV., von dem Unglück der Schweden
[* 33] bei Poltawa benachrichtigt, in Schonen einfiel, stellte sich
S. an die Spitze von 8000 Mann alter und 12000 Mann neu ausgehobener Truppen und schlug den Feind bei Helsingborg.
Mit einem neuen schwed. Heer kam er 1712 nach Pommern,
[* 34] griff 20. Dez. bei Gadebusch im Mecklenburgischen die
Dänen an, schlug sie abermals, rückte hierauf in Holstein ein und verbrannte Altona.
[* 35] Da er sich zu tief in das
Holsteinische wagte, wurde er von den dän., russ. und
sächs. Truppen bei Oldenwort unweit Tönningen eingeschlossen und mußte sich mit 11000 Mann kriegsgefangen
ergeben. Er wurde nach Kopenhagen
[* 36] in Verwahrung gebracht. Ein Versuch zur Flucht führte zur engsten Kerkerhaft, in der er 1717 starb.
-
Vgl. Mémoires concernant Mr. le comte de S., par Mr. N. (Frankf. 1745) und seine Biographie von Laenborn (in den «Lebensbeschreibungen
der berühmten schwed. Feldherren», schwedisch, Bd.
1, Stockh. 1821).
1) Kreis
[* 38] im preuß. Reg.-Bez. Magdeburg,
[* 39] hat 897,84 qkm und (1895) 67 895 E., 4 Städte, 101 Landgemeinden und 37 Gutsbezirke.
- 2) Kreisstadt im Kreis S., früher Hauptstadt der Altmark, an der Üchte, an den Linien Berlin-S.-Hannover, Magdeburg-S.-Ülzen-Bremen,
S.-Wittenberge (50,3 km) und der NebenlinieS.-Tangermünde (10,2 km) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 40] Sitz des
Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Naumburg)
[* 41] mit 15 Amtsgerichten (Arendsee, Beetzendorf, Bismark, Calbea. d.
Milde, Clötze, Gardelegen,
[* 42] Jerichow, Öbisfelde, Osterburgi. d. Altmark, Salzwedel,
[* 43] Sandau, Seehausen i. d. Altmark, S., Tangermünde,
Weserlingen), eines Amtsgerichts, Hauptsteueramtes, Bezirkskommandos, einer Eisenbahnbetriebs-, Verkehrs- und Maschineninspektion
und hat (1895) 20 666 (10 366 männl., 10 300 weibl.) E., darunter 698 Katholiken
und 100 Israeliten, in Garnison das magdeburgische Husarenregiment Nr. 10, Postamt erster
Klasse mit Zweigstelle, Telegraph,
[* 44]
Fernsprecheinrichtung, alte Thore (Tangermünder und Ünglinger Thor), eine Rolandssäule,
ein von Wichmann modelliertes Denkmal (1859) des hier geborenen Joh. Joachim Winckelmann und ein Denkmal
des Afrikareisenden Nachtigal (1891), sechs Kirchen, darunter die Marienkirche und der 1188 gestiftete Dom, Gymnasium, höhere
Mädchenschule, eine bedeutende Eisenbahn-Reparaturwerkstätte, Eisenmöbel-, Goldleisten-, Kartoffelstärkefabrik, Tuchfabriken,
Ziegeleien, landwirtschaftliche Maschinenfabrik und Brauereien. Bei der 1258 erfolgten Teilung derMark Brandenburg ward S.
Regierungssitz der ältern oder Stendalschen Linie des Hauses Askanien, welche Johann I. stiftete, die
aber schon 1320 wieder erlosch. Unter JohannCicero wurde zu S. eine Buchdruckerei angelegt, aus der 1488 das erste in der
Mark Brandenburg gedruckte Buch (eine Ausgabe des «Sachsenspiegels») hervorging. -
Vgl. Götze, Urkundliche Geschichte der Stadt
S. (Stendal 1873).
Edmund Max, Philolog, geb. zu Halle
[* 46] a. S., studierte 1865-68 zu Halle und Bonn
[* 47] roman. und german. Philologie,
hielt sich 1863-70 in Frankreich und England auf und habilitierte sich Winter 1870 in Basel
[* 48] für roman. und engl.
Philologie. 1871-73 war er in Italien und 1873 wurde er als ord. Professor nach Marburg
[* 49] berufen, war hier 1875 auch zugleich
Direktor des roman.-engl. Seminars und wurde 1895 nach Greifswald
[* 50] versetzt. S. veröffentlichte:
«Vokalismus des lat. Elements in den wichtigsten
roman. Dialekten von Graubünden
und Tirol»
[* 51] (Bonn 1868),
«Codicem manuscriptum Digby 86 in bibliotheca Bodleiana asservatum descripsit,
excerpsit, illustravit» (Halle 1871);
Ritterromans «Durmat» (1873),Studien über Oxforder und Turiner
Handschriften (1873),
eine Neuausgabe der zwei ältesten provençal. Grammatiken (Marb. 1878),
diplomat.
Abdruck des altfranz. Rolandsliedes (Heilbr. 1878). 1872 gründete S. mit Monaci und Manzoni
die «Rivista de filologia romanza». Von 1881 an erschien die Sammlung der
«Ausgaben und Abhandlungen aus dem Gebiete der roman. Philologie», von denen bisher 95 Hefte (bis 1897) veröffentlicht sind,
sowie verschiedene Neuausgaben älterer franz. Schriftsteller.
«Das Staatsrecht des Königreichs Preußen»
[* 59] (Freib. i. Br. 1894) und gab das «Wörterbuch
des deutschen Verwaltungsrechts» (2 Bde., ebd. 1889–90; 1. Ergänzungsband
1892) heraus.
s. Glaskunstindustrie^[= (Hierzu die Tafeln: Glaskunstindustrie I und II.) Die nach künstlerischen Gesichtspunkten betrieben ...] und Flügelgläser.
[* 60]
die Verlängerungen der Masten, die an diesen in die Höhe geschoben werden und die obern
Rahen (s.d.) tragen. An den Masten werden sie mit ihrem Fuße durch ein Balkengerüst, die Salings (s. d.)
sowie am Topp der Masten durch das Eselshaupt (s. d.) gehalten. Man hat drei S. übereinander,
die untern heißen Vor-, Groß- und Kreuz- Marsstengen, die nächsten mit denselben unterscheidenden Vorsetzungen
Bramstengen und die obersten, die jedoch meist mit den mittlern aus demselben Stück bestehen, Oberbramstengen. S. streichen
bedeutet das Herabfieren (s. Fieren) der S., was mit einem starken Takel, dem sog. Stengewindereep-Gien geschieht, nachdem
die Stengewanten gelöst und das Schloßholz (s. Salings) herausgezogen ist. Dies Manöver wird
ausgeführt, wenn man bei schwerem Sturm oder im Gefecht die Takelung
[* 61] verkleinern will.
(grch.) nennt O. Radde in Hamburg
[* 62] ein Verfahren, nach Art des Mosaikdrucks (s. d.) auf einer für diesen
Zweck konstruierten Presse
[* 63] Abzüge in Farben mit einmaligem Druck durch schablonenartig zusammengesetzte pastöse Farbenkörper
zu reproduzieren. J. Greth in Charlottenburg
[* 64] nennt das von ihm weiter ausgebildete, indessen nicht lebensfähige
Verfahren Grethostenochromie.
(grch.), Geschwind-, Kurz-, Schnellschreiber, jeder, der ein Kurzschriftsystem
(s. Stenographie) gelernt hat, im engsten Sinne derjenige, der die Fertigkeit besitzt, Reden wortgetreu niederzuschreiben und
wiederzugeben, so vor allem die Parlamentsstenographen, bei den Parlamenten offiziell angestellte S.
(grch., d. i. Engschrift), eine Schriftart, die eigene kurze, schreibflüchtige und verbindungsfähige
Zeichen für die Buchstaben des Alphabets sowie besondere Regeln für die Abkürzung von Silben und Wörtern oder auch Sätzen
bietet und dazu dient, das Schreibgeschäft gegenüber der gewöhnlichen Schrift abzukürzen und dadurch zu erleichtern,
besonders aber es ermöglicht, die lebendige Rede wortgetreu wiederzugeben. Dafür üblich sind auch die Bezeichnungen: Kurzschrift,
Schnellschrift, Tachygraphie oder Geschwindschreibekunst, Phonographie oder Lautschrift, Redezeichenkunst.
Für das viel schreibende Publikum ist sie, da sie im Vergleich zur Kurrentschrift nur den vierten Teil an Zeit und Raum erfordert,
ein sehr nützliches Erleichterungsmittel und setzt zu ihrer Erlernung eine höhere Bildung nicht voraus.
Zum berufsmäßigen Nachschreiben von Reden indessen gehört, sollen die Leistungen allen Anforderungen entsprechen, neben
besonderer stenogr. Gewandtheit, schneller Auffassungsgabe, scharfen Sinnen und, bei langandauernder Arbeit, starken Nerven
[* 65] ein möglichst umfassendes allgemeines Wissen. Deshalb werden in den Parlamenten fast ausschließlich akademisch
gebildete Leute als Stenographen verwendet. Allgemeiner eingebürgert ist sie in England, Nordamerika,
[* 66] Frankreich, Deutschland,
[* 67] Österreich-Ungarn,
[* 68] Italien
und in der Schweiz.
[* 69] Ein Mittel zum mündlichen Gedankenaustausch verschiedenen Nationen angehöriger
Stenographen bieten die 1887 in London
[* 70] begründeten internationalen Stenographenkongresse (der 6. in Stockholm 1897).
Geschichtliches und Systematisches. (Hierzu Tafeln: Stenographie I. II.) Die ältesten Vorläufer der S.
finden sich bei den Römern unter dem NamenTironische Noten (s. d. und Taf. 1,1, 2, 3). Von
einer griechischen Kurzschrift stammen die ersten sichern Nachrichten aus dem 2. Jahrh. n. Chr.
Aus ihr entwickelte sich im 10. Jahrh, eine Silbentachygraphie (4), die, als zu weitschweifig, eine allgemeinere
Verbreitung nicht gefunden hat.
Das Geburtsland der neuern S. ist England. Hier gab die Einführung der Reformation und der Wunsch, die bedeutendern Kanzelreden
aus jener Zeit möglichst wortgetreu aufzubewahren, den ersten kräftigen Anstoß zur Entwicklung der Kurzschrift (shorthand).TimothyBright 1588 wird als der erste Begründer eines Kurzschriftsystems gefeiert, John Willis 1602 aber
stellte zum erstenmal ein stenogr. Alphabet auf. Sein System ist, gleichwie die nachgenannten, ein geometrisches, d. h. ein
solches, bei dem nur die einfachsten geometr. Elemente, nämlich Punkt, gerade Linie, Kreis, Ellipse
[* 71] und Teile der beiden letztern
zur Bildung der Buchstabenzeichen verwendet sind, im Gegensatz zu den graphischen Systemen, die ihre Zeichen
aus Teilen der gewöhnlichen Buchstaben bilden und dadurch geläufige, der Richtung der schreibenden Hand entsprechende Züge
erzielen.
Zur besondern Geltung kam das geometr. Princip durch Byrom 1767. Eine weitere Verbreitung fand erst das auch für die spätern
engl. und franz. Systeme maßgebend gewordene, ebenfalls geometr. System von Samuel Taylor 1786 (5), der
den an- und auslautenden Vokal zwar durch alleinstehende Punkte, den inlautenden Vokal aber gar nicht bezeichnete. Die durch
den letztern Umstand hervorgerufene schwere Lesbarkeit der Schrift veranlaßte Isaac Pitman (s. d.) 1837 (6) wieder zur vollen
Vokalbezeichnung zurückzukehren. Er verwendet dazu den Punkt, eine kleine wagerechte Linie und kleine
Haken in verschiedener Stellung und Stärke.
[* 72]
Seine Rechtschreibung ist eine rein lautgemäße (phonetische, daher Phonography), befreit von allen Absonderlichkeiten der
engl. Orthographie. Verwandte Lautewie d und t, d und p, v und f, j und ch haben dasselbe Zeichen, nur wird letzteres für
den weichen Laut stark, für den scharfen Laut schwach gezeichnet. Pitmans Kurzschrift ist zur Zeit in
England die verbreitetste und auch in Nordamerika, teilweise in umgearbeiteter Gestalt, am meisten in Aufnahme. Es sind bisher
über 200 Systeme von Engländern aufgestellt worden. Der Kampf der graphischen (Skript- oder Kursiv-) Systeme gegen die
geometrischen ist neuerdings, nicht ohne einigen Erfolg, wieder aufgenommen worden.
In Frankreich fand das Taylorsche System durch Bertin 1792 Eingang und wurde durch Prévost 1820 und dessen Schüler Delaunay
in der Richtung auf sicherere Lesbarkeit und vollkommenere Anpassung an die franz. Sprache verbessert. Die weiteste Verbreitung
hat das neuere, einfachere System von Duployé 1867 (7) gefunden, und zwar besonders infolge seiner glücklichen
Verwendung des Cossardschen Gedankens, Vokalzeichen aufzustellen, welche mit den Konsonanten fortlaufend zu verbinden sind.
¶
mehr
In Italien fand die Amantische Bearbeitung des Taylorschen Systems (1809) Verwertung.
In Deutschland fand zunächst das Taylorsche System Nachahmung durch Mosengeil (1796) und Horstig (1797). Die eigentliche deutsche,
auf ganz neue Grundlagen gestützte Kurzschrift, das erste deutsche graphische oder kursive System schuf der MünchenerFranzXaverGabelsberger (s. d. und 8 der Tafeln) 1817, dessen ausführliche «Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst» 1834 erschien.
Sein Alphabet besteht im Gegensatz zu den englischen geometr. Systemen aus Teilzügen der gewöhnlichen Schrift, deren Lage,
Liniensystem und Einzeiligkeit beibehalten ist.
Die Wahl seiner alphabetischen Zeichen erfolgte gemäß dem Grundsatze «für ähnliche
Laute ähnliche Zeichen» und mit Rücksicht auf die verhältnismäßige Häufigkeit der Wiederkehr
der zu bezeichnenden Laute, auf die Verbindungen, die die einzelnen Laute untereinander eingehen, auf die Art und Weise der Hervorbringung
der Laute durch die Sprachwerkzeuge. Schreibflüchtigkeit, Kürze und Deutlichkeit waren ihm die maßgebenden Gesichtspunkte
bei dem Aufbau seines Systems.
Die Schrift sollte ein getreues Abbild der Sprache sein und der Schreibende mit dem Redenden Schritt halten
können. Für die Rechtschreibung gilt als Hauptregel: schreibe wie du hörst. Zusammenklingende Konsonanten werden durch einheitlichen
Zug,
die Vokale meist mit den Konsonanten gleichzeitig in charakteristischer oder symbolischer Weise (durch Veränderung der Stellung,
Schräglegung, gegenseitige Durchkreuzung, Verstärkung)
[* 74] zum Ausdruck gebracht.
Für das zur Erreichung der wünschenswerten Schriftkürze nötige Abkürzungsverfahren gilt als Grundsatz: Hinweglassung
alles Minderwesentlichen in der sprachlichen Bezeichnung. Die Mittel, auch die schnellste Rede, wortgetreu wiederzugeben,
bietet Gabelsberger in der hauptsächlich aus seinem Studium der Tironischen Noten hervorgegangenen Satzkürzungslehre, d. i.
die Lehre
[* 75] von der freien Kürzung der Schrift auf Grund des logischen und grammatikalischen Zusammenhangs
der Wörter im Satze, durch Formsilben (Formkürzung) oder Teile der Stammsilbe (Klangkürzung) oder beides zugleich (gemischte
Kürzung).
Hauptsächlich für die Zwecke einer Redenachschreibeschrift eingerichtet, erhielt das System seine jetzige, den Bedürfnissen
einer Geschäfts- und Schulschrift entsprechende Gestalt durch die sog. «DresdenerBeschlüsse» 1857. Es
fand zunächst seine Hauptpflegestätten in Bayern
[* 76] (Münchener Centralverein), Sachsen (Stenographisches Institut, s. d.) und
Österreich-Ungarn (Wiener Centralverein), wo es jetzt überall als fakultativer Lehrgegenstand in den Mittelschulen eingeführt
ist, verbreitete sich aber bald über das ganze übrige Deutschland und hat besonders auch in Preußen feste Wurzel
[* 77] geschlagen.
Es wurde auf die Sprachen fast aller Kulturländer übertragen und findet amtliche Verwendung außer im
DeutschenReichstag und den Ständekammern der deutschen Einzelstaaten in den Parlamenten von Österreich-Ungarn, Schweden, Dänemark,
Griechenland
[* 78] und mehrerer slaw. Länder.
Allgemeinere Verwendung findet die Gabelsbergersche S. in den genannten Staaten, dann aber auch in der Schweiz
und ganz besonders in Italien (übertragen von Noë). Wesentliche, auf größere Einfachheit zielende Änderungen hat das System
seit 1857 nur durch die WienerBeschlüsse (1895) erfahren, über die Einheitlichkeit des
Systems wachen (seit 1868) der Gabelsberger
Stenographenbund und (seit 1890) das Stenographische Institut (s. d.). 1896 fand zu Budapest
[* 79] ein internationaler
Gabelsberger Stenographenkongreß statt; ein deutscher Gabelsberger Stenographentag wird alle fünf Jahre (der nächste 1900 in
Dresden)
[* 80] abgehalten.
In Wettbewerb mit Gabelsberger trat 1841 Wilhelm Stolze (s. d. und 9 der Tafeln) in Berlin.
[* 81] Dessen System fußt auf dem Gabelsbergerschen,
dem eine Reihe von Konsonantenzeichen und Vokalbezeichnungen entlehnt sind. Stolzes Konsonantenzeichen sind
wesentlich mit Rücksicht auf eine einheitliche symbolische Bezeichnung des Inlautvokals gewählt ( ½ - bis 3-stufig und
sämtlich ohne Unterlänge). Die Darstellung der unmittelbar aufeinander folgenden Konsonanten ist von derjenigen der durch
einen Vokal getrennten scharf unterschieden.
Die einfachen Vokale in der Stammsilbe werden durch die Stellung der ganzen Silbe auf, über oder unter
die Zeile oder unter Schattierung des vorausgegangenen Konsonantenzeichens oder Weitabziehen des folgenden symbolisch zum
Ausdruck gebracht. Bei einigen Doppelvokalen jedoch und in der Nebensilbe muß die Gabelsbergersche Bezeichnung durch
relative Stellungsveränderung des nachfolgenden Konsonanten zu Hilfe gezogen werden. Von vielen Anhängern des Systems ist
die durch die Bezeichnung des Vokals der Stammsilbe bedingte Dreizeiligkeit der Schrift als Hauptübelstand
empfunden und sind mehrfach Versuche gemacht worden, das System einzeilig zu gestalten.
Was das Kürzungswesen anlangt, so verwarf Stolze die Gabelsbergersche freie Kürzung und stellte Sigel (s. d.) auch
für zahlreiche Begriffswörter auf, doch greifen die Kammerstenographen auch zu freien Kürzungen. Das
ursprünglich große Heer von Sigeln und die zu ihrer richtigen Handhabung eine klassische Bildung voraussetzende Lehre von
den Vorsilben, namentlich von den fremden, sowie gewisse schwerfällige Wortverbindungen führten 1872 zu einer Systemrevision,
die ganz besonders auf Vereinfachung des Regelwerks gerichtet war.
Neben Alt-Stolzeanern entstanden Neu-Stolzeaner, die 1888 ihre Schrift weiter zu vereinfachen suchten, nachdem 1885 eine
dritte, ungefähr die Mitte zwischen den vorgenannten beiden innehaltende Richtung, der Mittel-Stolzeanismus, sich abgezweigt
hatte. Die andern weit überragend ist jedoch die Zahl der Neu-Stolzeaner. Das Stolzesche System kommt als zweitbedeutsamstes
deutsches System in Betracht. Seine größte Verbreitung fand es in Preußen, besonders in Berlin, sodann
aber auch in der Schweiz.
Eine allgemeinere amtliche Einführung in die Schule hat bisher nicht stattgefunden, dagegen arbeiten die Stenographen des
preuß. Landtags, sowie die Hälfte der Stenographen des DeutschenReichstags und des ungar. Parlaments nach demselben. Das
Stolzesche System fand eine Reihe von Bearbeitern, die es möglichst zu vereinfachen suchten, ohne indes
etwas Besseres geschaffen zu haben, wenn sie ihre Bearbeitungen auch als eigene Systeme veröffentlichten, so Velten (1875),Adler
[* 82] (1877), Werth (1878),Merkes (1880),Simon (1881), Lenze (1881) u. a.
An dritter Stelle ist zu nennen das 1860 von Leopold A. F. Arends (s. d. und 10 der Tafeln) in Berlin veröffentlichte
Stenographiesystem. Das Eigentümliche dieses Systems beruht namentlich darin, daß die Vokale meist in Form gerader oder gebogener
Haarstriche an die
¶
mehr
stabförmig endigenden Konsonantenzeichen (sog. Konsonantenstäbe) buchstäblich angefügt werden.
Dieser Grundsatz ließ sich aber bei der beschränkten Zahl der zur Konsonantenbildung vorhandenen Elemente nicht durchführen.
Die vielen Ausnahmen von dieser Regel, die Verwendung zahlreicher Hilfszeichen für Konsonanten, besondere Schriftbestimmungen
für eigentümliche Bezeichnung gewisser Konsonanten u. a. m. erschweren die Erlernbarkeit; dagegen verzichtete Arends
zuerst auf Verstärkung und Höherstellung der Konsonanten, indem er so die Einzeiligkeit ermöglichte, und beschränkte die
Zahl der Sigel.
Auch bei Arends machten sich Bestrebungen nach Vereinfachungen immer mehr geltend, die endlich, nachdem sich 1875 Roller und
später Matschenz («Ganz vereinfachtes System») von den Alt-Arendsianern getrennt und diesen über die
Hälfte der Anhänger genommen hatten, 1894 zu einer besonders von Engelbrecht in Magdeburg geförderten offiziell anerkannten
Umarbeitung führten. ChristianHeinrich Roller (11 der Tafeln) schuf unter Beibehaltung Arendsscher Principien, aber wesentlicher
Abänderung der Lautzeichen und Vereinfachung der Vokalbezeichnung ein eigenes System, dessen Anhängerzahl jetzt die des
Muttersystems überflügelt hat.
Größere Selbständigkeit bewahrte die Monographie (1875) Faulmanns (s. d.
und 12 der Tafeln), die 1880 und 1883 als «System der phonetischen S.» von Faulmann selbst verbessert wurde. Dieses System verbindet
die Zeilenmäßigkeit des Gabelsbergerschen mit der Konsequenz in der Vokalnotierung des Stolzeschen, beschränkt die Zahl
der Sigel auf wenige und sucht besonders durch einfache Vokalsymbolik Vorteile zu erzielen, die dann auch
Schrey angenommen hat. Schreys (13 der Tafeln) «Vereinfachte deutsche S.» (1887)
strebt eine Vereinigung derSystemeStolzes und Gabelsbergers an; sie vermeidet die Dreizeiligkeit und Dreistufigkeit Stolzes,
behält aber die Satzkürzungslehre Gabelsbergers bei.
Statt der bisher meist üblichen Vokalsymbolik im auslautenden Konsonanten verwandte zum erstenmal die
Stenotachygraphie (Engschnellschrift, 14 der Tafeln) die Symbolisierung im Anlaut. Als Erfinder wird meist A. Lehmann genannt;
doch hat sich hierüber ein Streit entsponnen, da auch andere, wie besonders Dahms, darauf Anspruch machen; sie wurde 1875 veröffentlicht
und 1888 stark vereinfacht. Die Vokale werden nur symbolisch dargestellt durch Vergrößerung, Verstärkung
(früher auch Schlängelung) der sonst gleich großen Konsonanten, ebenso werden auch die häufigsten Konsonanten symbolisch
ausgedrückt.
Unter den vielen andern neuern Systemen der S., deren es in Deutschland gegen 150 giebt, von denen aber kaum ein Dutzend nennenswerte
Verbreitung gefunden hat, verdient noch genannt zu werden die Arbeit von Julius Brauns (15 der Tafeln), der
nachzuweisen sucht, daß keins der bisher bestehenden Systeme den Hauptanforderungen in jeder Beziehung genüge. Auf Grund seiner
Untersuchungen über die Häufigkeit der verschiedenen Lautgruppen sowie über die Schreibflüchtigkeit der verfügbaren
Zeichen stellte er dann selbst (1888) einen Entwurf einer Kurz- und Schnellschrift auf, der 1893 in verbesserter
Gestalt erschien, aber schon 1895 einer neuen Revision unterworfen wurde.
Die Vokale werden nur durch meist geradlinige Aufstriche ausgedrückt, und durch nur sinnbildliche Darstellung der Auslautkonsonanten
wird die freie Satzkürzung Gabelsbergers ersetzt. Die Gebrüder von Kunowski wollten (1893) die Vokale durch Grundstriche,
die Konsonanten durch Aufstriche, oder letztere an den Vokalzeichen symbolisch darstellen, doch gelang
es ihnen nicht, eine eigene Schule zu begründen. Bessern Erfolg hatten (1896) Buschhorn und Ziemer mit ihrem System «Fortschritt»,
das auf Grundlage von Stolze, Merkes und Schrey aufgebaut, aber einzeilig ist und keine Unterlängen benutzt. 1896 bahnten
die Vertreter der Schreyschen und Stolzeschen Systeme, denen sich noch Velten anschloß, eine
Verschmelzung
zur Schaffung eines Einheitssystems an. Im Aug 1897 tagte in Berlin ein Ausschuß zur Einigung dieser Systeme und nahm den Entwurf
an, der ein zeilenloses, noch unerprobtes System aufstellt. Viele dieser Systeme sind auch in fremde Sprachen übertragen.
Die Stärke der verbreitetsten Stenographiesysteme im J.1896:
Die meisten der genannten Vereine haben sich zu größern Verbänden zusammengeschlossen. Zur Zeit sind diese eifrig an der
Arbeit, die Schule für die S. zu erobern, doch verhalten sich die Regierungen teilweise noch ablehnend,
teils aus dem Grunde, weil angeblich die phonetisch schreibende S. der Befestigung einer richtigen Orthographie beim Schüler
entgegenwirken würde, teils auch wegen der Schwierigkeit, unter den vielen Systemen eine Wahl zu treffen. Amtlich in Mittelschulen
eingeführt ist die S. und zwar das Gabelsbergersche System in Österreich,
[* 84] Bayern, Sachsen, Oldenburg
[* 85] und
Sachsen-Weimar, neben dem Gabelsbergerschen auch das Stolzesche in Ungarn,
[* 86] neben beiden das Rollersche und Schreysche in Baden.
Vertreter der S. an Universitäten giebt es in Berlin (Lektor), Heidelberg
[* 87] (Lehrer) und Wien
[* 88] (Lehrer). Kädings «Häufigkeitswörterbuch
der deutschen Sprache» (Berl. 1897 fg.) giebt der wissenschaftlichen Weiterbildung der S. die nötigen
statist. Grundlagen.
Abkürzungen der griech. Handschriften (ebd. 1888) und Die Kurzschriften
der alten Völker (Dresd. 1889). – 2) Geschichte: Pitman, A history of shorthand (Lond. 1852);
Panstenographikon.
Zeitschrift u. s. w. (Bd. 1,
Lfg. 1–4; Dresd. 1869–74);
Fischer, Handbuch
der Gabelsbergerschen S. (2. Aufl., Altenb. 1894; Nachtrag 1896);
Rätzsch, Lehrbuch der deutschen S. (13. Aufl., Dresd. 1891);
kurzgefaßte Lehrbücher von Albrecht, Fischer, Krafft, Krieg,
Kühnelt, Lautenhammer (Preisschrift), Müller, Rätzsch, Schiff,
[* 92] Tietz, Weizmann, Zander, Zukertort u. a.
Für StolzesSystem: Stolze, Lehrbuch der deutschen S. (3 Tle.: Tl. 1, 63. Aufl., Berl. 1895; Tl. 2, 20. Aufl. 1891; Tl. 3, 10. Aufl.
1890);
Simmerlein, Das Kürzungswesen und die stenogr.
Praxis (10. Aufl., Berl. 1896). Für Arends’System: Arends vollständ.
Leitfaden (Tl. 1, 20. Aufl.; Tl. 2, 15. Aufl., Berl. 1891–92); Korb, Lehrbuch der Arendsschen S. nach
den Beschlüssen des Systemsausschusses 1894 (3. Aufl., Magdeb. 1896);
Matschenz, Lehrbuch der ganz vereinfachten Arendsschen S. (8. Aufl., Berl.
1896). Für Rollers System: Roller, vollständiger Lehrgang einer einfachen, in wenigen Stunden erlernbaren S. (44. Taus., Berl.
1895);
ders., Lehrvortrag oder Unterrichtsbriefe (2. Aufl., ebd. 1895);
Götz, Lehrbuch zu Rollers S.
(7. Aufl., Karlsruhe
[* 93] 1896).
Für Merkes: Merkes, Anleitung zur Merkesschen S. (Lpz. 1895). Für Faulmann: Faulmanns System der
deutschen S. auf phonetischer Grundlage (6. Aufl., Wien 1896);
Für die Vereinfachte S. (System Schrey): Schrey, Lehrbuch der vereinfachten S. (76. bis 100. Taus., Berl.
1896); Socin, Lehrbuch der vereinfachten S. (2. Aufl., Bas. 1895). Für die Stenotachygraphie: Dahms, Lehrgang der Stenotachygraphie.
Tl. 1: Schulschrift (9. Aufl., Halle 1896). Tl. 2: Debattenschrift (3. Aufl., ebd. 1895). Für Brauns: Brauns, Welche Anforderungen
sind an eine Schulkurzschrift zu stellen und genügen denselben die bisherigen Systeme? (Hamb. 1888);
ders., Entwurf und Begründung eines neuen Schulkurzschriftsystems u. s. w. (ebd. 1888);
ders., Lehrbuch (2. Aufl., ebd. 1896).
Für von Kunowski: A. und F. von Kunowski, Lehrgang der deutschen Kurzschrift (Berl. 1893);
dies., Die Kurzschrift als Wissenschaft
und Kunst (Tl. 1: Die Theorie der Kurzschrift, Berl. 1895).
Für den Fortschritt: Buschhorn und Ziemer,
Lehrgang der S. «Fortschritt» (Tl. 1, Paderb. 1895). – Es giebt überhaupt mehr als 800 Lehrbücher der modernen S.,
darunter etwa 270 englische und 200 deutsche. Außerdem haben sämtliche verbreiteten Systeme periodisch erscheinende Schriften.
Alljährlich erscheinen ferner unter andern Mertens’ «Deutscher Stenographen-Kalender» (6. Jahrg., Lpz.
1896),
eine Maschine,
[* 94] mit der man Reden wörtlich aufzunehmen im stande sein soll.
Die vollkommenste
S. ist bis jetzt die von Michela, die im ital. Parlament in Anwendung
ist.
Sie steht jedoch hinter den Leistungen gewandter Stenographen sehr
zurück und ist thatsächlich nur eine vervollkommnete
Schreibmaschine
[* 95] (s. d.).
Institut, Königlich
[* 96] sächsisches, gegründet 1839, die einzige deutsche Staatsanstalt
für Pflege der Stenographie. Seine Wirksamkeit umfaßt regulativmäßig
1) den stenogr. Unterricht, 2) die stenogr. Aufnahme und wortgetreue Wiedergabe von Verhandlungen und Reden in öffentlichen
Angelegenheiten, zunächst der Landtagsverhandlungen, 3) insbesondere Prüfung aller Erscheinungen auf diesem Gebiete.
Zahlreiche auf Geschichte, Systematik, Unterricht, Wesen und Bedeutung, Statistik bezügliche, teilweise
bedeutsame Veröffentlichungen sind vom S. I. ausgegangen. Wenn auch vorzugsweise dazu berufen, das SystemGabelsbergers zu
pflegen, bildet das S. I. eine Centralstelle fürStenographie überhaupt, insofern es die umfassendste, nahezu 7000 Bände
enthaltende stenogr. Bibliothek besitzt und seine Mitglieder alle stenogr. Angelegenheiten, gleichviel welches System
und welche Nation sie betreffen, stets aufmerksam verfolgen. Dem S. I. gebührt der Hauptanteil an den sog.
«DresdenerBeschlüssen» von 1857 (s. Stenographie), durch die das GabelsbergerSystem diejenige Gestalt erhielt, die es noch
heute in der .Hauptsache hat. Seit 1875 ist es Prüfungsbehörde für das Lehramt der Stenographie.
Gang
[* 97] (Ductus Stenionanus), der Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse (s. d.),
benannt nach seinem Entdecker, dem dän. ArztNikolausStensen (Stenonis), geb. zu Kopenhagen, gest.
(grch.), ein Stenographiesystem (s. Stenographie). ^[= (grch., d. i. Engschrift), eine Schriftart, die eigene kurze, schreibflüchtige und verbindungsfähi ...]
1) ein Schreibtelegraph (s. Elektrische Telegraphen
[* 99] A, 7) für Zickzackschrift, der 1853 Wilkins in England patentiert wurde;
2) ein Drucktelegraph (s. Elektrische Telegraphen A, 8) für vereinbarte Schrift, der von dem Ingenieur
G. A. Cassagnes in Paris
[* 100] 1885 zu dem Zweck konstruiert wurde, die Geschwindigkeit des Telegraphierens möglichst zu steigern.
Die zu übertragenden Worte werden in derselben Weise wie bei dem mechan. Stenographen von Michela, der seit 1880 im ital.
Senat benutzt wird, in ihre phonetischen Elemente zerlegt; zur Wiedergabe dieser Elemente dienen 20 Elementarzeichen,
die auf dem Papierstreifen des Empfangsapparates gruppenweise bis zu vier auf einmal erscheinen. Der Geber des Cassagnesschen
S. enthält eine Klaviatur
[* 101] von 20 Tasten, die beim Niederdrücken in regelmäßiger Abwechselung die einen positive, die andern
negative Ströme in die Leitung senden. Im empfangenden Amte sind 20 polarisierte Relais aufgestellt, die
Lokalströme durch je einen von 20 Elektromagneten senden, wenn das Elementarzeichen, dessen Typen mit dem Ankerhebel eben
dieses
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