mehr
zu Drechslerarbeiten dient; die ölhaltigen Samen [* 2] (wilde Pistazien) von süßlichem Geschmack können gegessen werden, wirken aber leicht abführend.
zu Drechslerarbeiten dient; die ölhaltigen Samen [* 2] (wilde Pistazien) von süßlichem Geschmack können gegessen werden, wirken aber leicht abführend.
(grch.), Blutgeschwulst am Zäpfchen, entsteht durch kleine Verletzungen beim Essen, [* 3] Räuspern u. dgl. und verschwindet gewöhnlich nach einiger Zeit durch Resorption des ergossenen Blutes wieder von selbst.
s. Kurzflügler [* 4] (Käfer). ^[= (Koleopteren, Coleoptera), eine Ordnung der Insekten (s. d.); sie heißen auch Scheidenflügler ...] [* 5]
(grch.), Entzündung des Zäpfchens. ^[= (Uvula), die kleine walzenförmige Verlängerung des Gaumensegels, die man hinten in der Mitte ...]
Traubenkokkus, eine Diplokokkenart (s. Diplococcus), welche die häufigste Ursache eiterbildender Entzündungen (Furunkel, Karbunkel, Phlegmone, Endocarditis u. s. w.) ist. (S. Eiter.)
(grch.), Traubengeschwulst, eine buckelförmige Prominenz am Augapfel, die entweder auf einer umschriebenen Ausbuchtung der verdünnten Augenhäute oder auf Vorbauchung einer Hornhautnarbe beruht, über S. bei Tieren s. Augenkrankheiten [* 6] (der Tiere).
(grch.), die künstliche Gaumenbildung;
Staphylorrhăphie, die Gaumennaht, zur Heilung von Gaumendefekten. (S. Gaumenspalte.)
der als Sohn des Dionysos [* 7] und der Ariadne personifizierte Weinstock. Seine Gattin war Chrysothemis, seine Töchter Molpadia, Rhoio und Parthenos, von denen Rhoio, d. h. die Granate, in denselben Kreis [* 8] von Personifikationen gehört. Ihre Enkelinnen, die Töchter des Anios, Oino, die Weinspenderin, Spermo, die Körnergebende, und Elaïs, die Ölgewährende, hatten die Fähigkeit, alles in Wein, Korn und Öl zu verwandeln. Molpadia und Parthenos schliefen, während sie ihres Vaters Wein bewachen sollten, ein, so daß Schweine [* 9] ihn verschütteten. Aus Furcht vor Strafe stürzten sie sich von einem Felsen, wurden aber von Apollon [* 10] gerettet.
(grch.), das Wegschneiden des Zäpfchens. ^[= (Uvula), die kleine walzenförmige Verlängerung des Gaumensegels, die man hinten in der Mitte ...]
(spr. stehplt'n), Stadt in der engl. Grafschaft Gloucester, im NO. von Bristol, hat (1891) 14 589 E. gegen 10 833 im J. 1881.
Friedrich, bekannt durch sein Attentat auf Napoleon I., geb. als Sohn eines Pfarrers in Naumburg, [* 11] wurde Kaufmann in Erfurt. [* 12] Die wachsende Not des Vaterlandes entflammte in dem streng religiös erzogenen Jüngling einen unbegrenzten Haß gegen Napoleon, den er für den alleinigen Urheber alles Elends ansah. Nach der Niederlage Österreichs 1809 reiste er nach Wien [* 13] und versuchte sich auf einer Revue zu Schönbrunn 12. Okt. zu dem Kaiser durchzudrängen. Sein Benehmen fiel dem General Rapp auf, S. wurde verhaftet; er gestand ohne Zaudern sein Vorhaben und erklärte vor dem Kaiser, daß, wenn er begnadigt werde, er dann ein zweites Mal versuchen werde, ihn zu töten. S. wurde in Wien erschossen. Auf Napoleon machte der Vorgang einen tiefen Eindruck und hatte die Beschleunigung der Friedensunterhandlungen mit Österreich [* 14] zur Folge.
(kommt von althochdeutsch stâren, d. h. auf etwas starren) ist die übliche Benennung für die Trübung der Krystalllinse (s. Auge), [* 15] die, da sie sich durch eine graue oder weiße Färbung der Pupille kenntlich macht, genauer als grauer S. (cataracta) bezeichnet wird. Das Sehvermögen ist hierbei je nach der Ausdehnung [* 16] und Dichtigkeit des S. mehr oder weniger beeinträchtigt, bei totaler Trübung der Linse [* 17] bis auf einen geringen Rest von Lichtempfindung völlig aufgehoben und kann nur dadurch wiederhergestellt werden, daß die trübe Linse durch eine Operation (Staroperation) aus dem Pupillargebiet entfernt wird.
Die Operationsmethoden richten sich teils nach dem Alter des Patienten, teils nach der Form des S., hauptsächlich aber nach seiner harten oder weichen Konsistenz. Beim weichen S. ist der Linsenkörper in einen grauweißen, kleisterartigen Brei umgewandelt, der sich in Kammerwasser vollständig auslöst und daher zu seiner Beseitigung nur das Einschneiden (Discisiv) der Linsenkapsel erfordert. Der weiche S. ist in vielen Fällen angeboren oder in den ersten Lebensjahren erworben.
Mitunter ist nur der mittlere Teil der Linse in Form einer grauen Scheibe getrübt, die Randteile der Linse aber durchsichtig (Schichtstar). Wird die Kapsel einer gesunden Linse an irgend einer Stelle verletzt, so daß Flüssigkeit aus der Vorderkammer oder dem Glaskörper in die Linsenmasse gelangen kann, so bildet sich gleichfalls ein weicher S. (Wundstar), der aber nur bei Menschen unter dem 30. bis 35. Lebensjahre die ganze Linse betreffen kann. Da nämlich mit fortschreitenden Lebensjahren die innersten Schichten der Linse sich immer mehr verdichten und fester werden (verhornen), so ist ungefähr vom 30. bis 35. Lebensjahre an die Linsensubstanz nicht mehr gleichartig, sondern besteht aus einem harten Kern und einer weich gebliebenen Rinde.
Nur die letztere kann in einen grauweißen Brei zerfallen, während der harte Kern diesem Zerfall widersteht. Dasselbe gilt auch für diejenige Form des grauen S., die infolge ungenügender oder falscher Ernährung der Linse eintritt, teils bei innern Augenkrankheiten (Netzhautablösung, Regenbogenhautentzündung), teils bei gewissen Allgemeinerkrankungen, hauptsächlich der Zuckerkrankheit. Nach dem Gesagten besteht der Altersstar, der sich meistens bei Leuten jenseits des 50. Lebensjahres und zwar mit zunehmendem Alter in wachsender Häufigkeit, scheinbar spontan, bildet, aus einem harten Kern und einer weichen Rinde und wird als harter S. bezeichnet.
Hier erfolgt die Abnahme des Sehvermögens durch eine gleichmäßige Trübung des harten, braungelb gefärbten Kerns und eine zunächst nur partielle, auf eine größere oder kleinere Anzahl von grauen Streifen und Zacken beschränkte Trübung der Rinde. In diesem Zustande nennt man den S. unreif; reif dagegen, wenn die gesamte Rinde in einen grauweißen Brei umgewandelt ist. Tritt später durch Flüssigkeitsabgabe eine Linsenschrumpfung ein, gewöhnlich mit gleichzeitiger Trübung der Vorderkapsel, so nennt man den S. überreif.
Der günstigste Zeitpunkt für die Operation ist der der Starreife, der sich dem Befallenen dadurch anzeigt, daß das Auge die Anzahl der dicht vorgehaltenen Finger nicht erkennt, während eine kleine Lichtflamme auf Zimmerlänge noch als helle Stelle wahrgenommen wird. Für den harten S. war die älteste, bis zum Ende des 18. Jahrh. hauptsächlich geübte, jetzt ganz verlassene Operationsmethode die Dislokation (Reklination, Depression), [* 18] d. h. die Versenkung des aus der Pupille geschobenen S. in den Glaskörperraum. Seitdem Daviel 1745 den S. durch eine in der Vorderkammer angelegte Wunde aus dem Auge entfernte, hat sich seine Methode, die Extraktion, allmählich eingebürgert und ist jetzt die ausschließlich herrschende geworden, allerdings mit vielfachen Modifikationen, von denen die von Graefes die am meisten reformierende ist. Nach der Operation ist die ¶
dioptrische Wirkung der Krystalllinse durch eine vor dem Auge zu tragende starke Konvexlinse (Starbrille) zu ersetzen, die, weil gleichzeitig mit der Krystalllinse das Accommodationsvermögen (s. d.) verloren geht, für den verschiedenen Abstand der Objekte verschieden stark sein muß. Die Nachbehandlung der Operation nimmt ungefähr 4 Wochen in Anspruch. Der Gebrauch der Starbrillen ist in der Regel erst 6-8 Wochen nach der Operation zu gestatten. Häufig tritt nach Jahren wieder eine Abnahme des Sehvermögens ein, wenn sich die im Auge gebliebene Linsenkapsel trübt (Nachstar, Kapselstar).
Durch eine einfache Spaltung dieser trüben Kapsel kann das frühere Sehvermögen wiederhergestellt werden. Außer dem grauen S. kennt der Volksmund noch den grünen S. (s. Glaukom), so genannt wegen des bei dieser Krankheit häufig bemerkten grünlichen Reflexes aus der Tiefe der Pupille, und den schwarzen S. (Amaurosis), bei der der völligen Erblindung eine Degeneration des innern Auges oder des nervösen Teils des Sehapparats zu Grunde liegt und die Pupille keinerlei Farbenveränderung zeigt, sondern rein schwarz erscheint.
S. kommt auch bei Haustieren vor. Die Operation des grauen S. ist bei Tieren zwar ebenso ausführbar wie beim Menschen, indessen nicht von demselben Erfolge begleitet, weil man den Tieren keine Starbrillen auflegen kann. Die Erkennung von Starpunkten, die im Laufe der Zeit zu vollständiger Erblindung führen können, ist oft schwer. Sie werden am besten durch Anwendung des Augenspiegels oder durch Besichtigung des Auges unter einer Stallthür (den Kopf des Tieres nach außen gekehrt) festgestellt.
Bei totalem S. gehen die Pferde [* 20] sehr vorsichtig (mit erhobenen Beinen), stoßen häufig an Hindernisse an und zeigen ein äußerst lebhaftes Ohrenspiel. Da beim schwarzen S. die Pupille ihre Weite nicht mehr verändert, sondern starr und weit geöffnet ist, so scheinen die Pferde große schöne Augen zu besitzen (Schönblindheit). Erkannt wird diese Krankheit dadurch, daß die Pupille sich nicht zusammenzieht, selbst wenn man grelles Tageslicht oder Lampenlicht auf das Auge direkt einwirken läßt. (S. auch Gewährsfristen.) -
Vogel, s. Stare. ^[= (Sturnidae), Name einer aus gegen 30 Gattungen und 130 Arten bestehenden, über die ganze Alte ...]
männliches Schaf. [* 21]
Russa.
1) Kreis im südwestl. Teil des russ. Gouvernements Nowgorod, südlich am Ilmensee, hat 9910,9 qkm, darunter 375 qkm Seen, 178 615 E., Roggen-, Hafer- und Flachsbau, Fischerei [* 22] und Schiffbau. - 2) Kreisstadt im Kreis S. R. und Badeort am Polist und an der Nowgoroder Eisenbahn (Tschudowo-Nowgorod-S. R.), hat (1893) 15 589 E., 19 russ., 1 evang. Kirche, 1 Nonnenkloster, israel. Betschule, Mädchengymnasium, Theater, [* 23] 2 Buchhandlungen, 2 Buchdruckereien, Wasserleitung, [* 24] 2 Banken, Flußhafen mit Dampfschiffahrt, Handel mit Getreide, [* 25] Flachs, Holz. [* 26] An der Stadt finden sich Salzquellen, die bis 1865 zur Salzgewinnung [* 27] benutzt wurden, seitdem aber nur als Heilmittel (zum Trinken und Baden) [* 28] gegen Skrofeln, veralteten Rheumatismus, Hautkrankheiten [* 29] dienen. Jährlich 1000 Kurgäste.
soviel wie Rosenstar (s. Hirtenvogel).
bulgar. Name des Balkans. ^[= # (türk. "Gebirge"), als Eigenname wissenschaftliche Bezeichnung für das im Altertum ...]
Stadt in Ostrumelien, s. Eski-Zagra.
Bicycle, s. Velociped. ^[= (vom lat. velox, d. i. schnell, und pes, d. i. Fuß), Fahrrad, eine Maschine, welche die Ausnutzung ...] [* 30]
s. Star. ^[= # (kommt von althochdeutsch stâren, d. h. auf etwas starren) ist die übliche Benennung für ...]
Volunteerinsel, eine der Manihiki-Inseln (s. d.), gehobene Lagune mit Guano- und Gipslagern.
Chamber (engl.), s. Sternkammer. ^[= (Camera stellata), Name eines engl. Ausnahmegerichtshofs, der schon früher ohne ...]
Ingeborg, s. Bronsart von ^[= # Paul, preuß. General und Kriegsminister, Bruder des vorigen, geb. 25. Jan. 1832 zu Danzig, ...] Schellendorf (Hans).
die von Proctor eingeführte engl. Bezeichnung für eine gemeinschaftliche Eigenbewegung einer Anzahl nahe bei einander liegender Fixsterne, [* 31] wie sie z. B. fünf von den sieben Hauptsternen des Großen Bären zeigen.
(Sturnidae), Name einer aus gegen 30 Gattungen und 130 Arten bestehenden, über die ganze Alte Welt und den größten Teil der austral. Region verbreiteten Familie der Singvögel, bei welcher der Schnabel verlängert-kegelförmig, gerade, an der Spitze scharf, die Mittelzehe so lang als der Lauf ist, die Nasenlöcher an der Schnabelwurzel seitlich, halb geschlossen und die Flügel mittellang sind. Die S. sind Gesellschaftsvögel, die sich besonders nach der Brutzeit zu großen Scharen vereinigen.
Als starke Insektenvertilger von großem Nutzen, können sie aber auch den reifenden Früchten, insbesondere den Weintrauben, Schaden thun. Die Stimme ist meist kreischend, selten angenehm. Da die S. aber muntere, meist auch sprachbegabte Vögel sind, so werden sie gern als Sturmvögel oder in Volieren gehalten, wo sie mit Drosselfutter genährt, lange ausdauern und unter günstigen Verhältnissen zur Zucht schreiten. Für die Liebhaber kommen von nachstehender Unterfamilie in Betracht:
1) Atzeln (Eulabes), kräftige Vögel [* 32] mit nackten Kopfstellen und warzigen oder lappigen Auswüchsen derselben. Am gemeinsten der Hügelatzel (Eulabes religiosus L.) aus Vorderindien, Preis 15 M. Wegen seiner Nachahmungskunst und Sprachbegabung besonders gesucht der Malaienatzel oder große Beo (Eulabes javanensis Osbeck) von den Sunda-Inseln, Preis 25 M. 2) Echte S. (Sturnus), zu denen der gemeine S. oder Sprehe (Sturnus vulgaris L., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel IV, [* 19] Fig. 6, Bd. 14, S. 996) gehört, ein in der That gemeiner Vogel, denn er ist in ganz Europa, [* 33] in Sibirien, Mittelasien, China, [* 34] im Himalaja, in der Berberei und im südl. Afrika [* 35] zu Hause, erscheint aber in den kältern Gegenden nur als Zugvogel. Im nördl. Deutschland [* 36] kommt er im Anfang des März an und zieht im Oktober nach Süden. Er ist gesellig und hält sich außer der Paarungszeit in Schwärmen zusammen, die ihre Nachtruhe gern in dem Schilf der Teiche halten.
Sein Charakter ist lebhaft, er zeigt List und Klugheit, oft auch Mutwillen, lernt leicht fremde Melodien nachahmen und sogar Worte nachsprechen, weshalb man ihn gern als Stubenvogel hält. Als Hausgenosse und nützlicher Insektenvertilger wird er überhaupt von den Menschen gern gesehen, die für ihn in mehrern Gegenden hölzerne Häuschen (Starkästen) zum Brüten an die Obstbäume der Gärten befestigen. Seine Nahrung besteht aus Insekten [* 37] und deren Larven, die er sogar auch vom Rücken der Schafe [* 38] absucht, ganz besonders aber aus Nacktschnecken und im Spätjahre aus mancherlei Beeren. Das erwachsene Männchen ist stahlgrün und purpurschillernd, mit weißlichen Flecken gezeichnet, und der Schnabel im Sommer gelb. Das Weibchen legt 4-6 blaßgrünliche Eier [* 39] in hohle Bäume (s. Tafel: Eier mitteleuropäischer Singvögel, [* 19] Fig. 10, Bd. 17). In Südeuropa, Nordwestafrika und Palästina [* 40] wird er durch den Einfarbstar (Sturnus ¶
unicolor Tcm.) vertreten. Weiter gehört hierher der Rosenstar (s. Hirtenvogel), der bunte Elsterstar (Sturnus contra. L.), schwarz mit weißer Zeichnung, Schnabel gelb, am Grunde rot, aus Indien, Preis 20 M., die verschiedenen Meinas, von denen der ind. Braunmeina (Sturnus fuscus Wagl.) der bekannteste ist, und der durch die schönen Flötentöne ausgezeichnete Schwarzhalsstar (Sturnus nigricollis Paykull) aus China, Preis 40 M. 3) Madenhacker (Buphaga), afrik. Vögel, die dem Vieh gern das Ungeziefer, auch unter der Haut [* 42] befindliche Flegenlarven ablesen.
4) Glanzstare (Lamprotornis), etwa 40 Arten in Afrika, die sich durch prächtig metallisch glänzendes Gefieder auszeichnen. Am häufigsten in der Gefangenschaft der westafrik. Erzglanzstar, wegen des langen stufigen Schwanzes auch Glanzelster (Lamprotornis aeneus Gm.) genannt, Preis 40 M., und der etwas billigere Stahlglanzstar (Lamprotornis chalybeus Ehrenb.) aus Nordostafrika.
bayr. Dorf, s. Starnberg. ^[= auch Stahrenberg oder Dorf im Bezirksamt München II des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, ...]
[* 43]
1) S. in Pommern, [* 44] slaw. Starograd oder Starigord (d. h. Altstadt), Kreisstadt im Kreis Saatzig des preuß. Reg.-Bez. Stettin, [* 45] an der schiffbaren Ihna, an den Linien Stettin-S.-Danzig (368,3 km) und S.-Posen (172,3 km) der Preuß. Staatsbahnen, [* 46] der S.-Cüstriner Eisenbahn (98,3 km, Nebenbahn) und an der Kleinbahn S.-Grassee (53,8 km), ist Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Stettin) mit 14 Amtsgerichten (Dramburg, Falkenburg, Gollnow, Greifenberg i. Pomm., Jakobshagen, Kallies, Labes, Massow, Naugard, Nörenberg, Pyritz, [* 47] Regenwalde, S., Treptow a. d. Rega), eines Amtsgerichts, Hauptsteueramtes, Bezirkskommandos und einer Reichsbanknebenstelle und hat (1895) 26 114 E., darunter 1242 Katholiken und 546 Israeliten, in Garnison das Kolbergsche Grenadierregiment Graf Gneisenau (2. pommersches) Nr. 9, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, [* 48] drei luth.
Kirchen, die Marienkirche (14. Jahrh.) mit 32 m hohem Gewölbe [* 49] und sehr hohem Dach, [* 50] die Johannis- und die Heilige Geistkirche, je eine reform. und kath. Kirche, Synagoge, königl. Gymnasium, Realprogymnasium, städtische und private höhere Mädchenschule, Waisenhaus; eine Eisenbahn-Hauptwerkstatt, mehrere Eisengießereien und Maschinenbauanstalten, Woll-, Vieh- und Leinwandmärkte. Der Verein der Kaufmannschaft vertritt die Stelle einer Handelskammer. - S. wurde 1120 von den Polen zerstört, 1229 zur Stadt erhoben; es gehörte einst zur Hansa, war stark befestigt und wurde im Mittelalter und im Dreißigjährigen Kriege mehrfach belagert und erobert. Am griff Schill den Ort mit Verlust an. - 2) S. an der Linde, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg [* 51] - Strelitz, an der Linie Berlin-Stralsund der Preuß.
Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neustrelitz), [* 52] hat (1895) 2381 meist evang. E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, neue Kirche, schönes Rathaus, Hospital, Armenhaus; Wollspinnereien, Fournierschneideanstalt, Lohmühle, Dampfsägewerke, Brauerei, Branntweinbrennerei und Preßhefefabrik. Die Stadt, welche seit 1259 Stadtrecht besitzt, hat der Herrschaft S. (s. Mecklenburg) und dem Kreis S. den Namen gegeben, welcher den südöstlichen und größten Teil des Großherzogtums bildet. Westlich von S. eine Burg aus der Wendenzeit, vielleicht das älteste Bauwerk des Landes, früher Sitz einer fürstl. Nebenlinie, jetzt Sitz eines Domanialamtes. - 3) Landesteil von Mecklenburg-Strelitz (s. Mecklenburg). - 4) Kreisstadt im preuß. Reg.-Bez. Danzig, [* 53] s. Preußisch-Stargard.
[* 41] ^[Abb.]
Eisenbahn, s. Oberschlesische Eisenbahn.
(spr. gehdschĕs), engl. Ausdruck für Stern-Aichungen (s. d.). ^[= Schätzungen der Sternfülle an verschiedenen Stellen des Himmels. Die S. sind zuerst von W. ...]
österr., in einem Zweige fürstl. Geschlecht, das sich von den alten Grafen von Steiermark [* 54] ableitet, deren Schild [* 55] und Helm es führt. Gundaccar erbaute um 1176 im Lande ob der Enns das Schloß S. (ursprünglich Storchenberg), nach welchem sich seine Söhne benannten. Gemeinsamer Ahnherr ist Erasmus von S. (geb. 1493, gest. 1560), der sich bei der Belagerung von Wien 1529 als Führer eines von ihm errichteten Freikorps auszeichnete. Seine drei Söhne stifteten drei nach ihnen benannte Linien: die Rüdigersche, die Gundaccarsche (1643 erloschen) und die Heinrichsche, die 1643 den Reichsgrafenstand erlangte und mit dem Tode des Grafen Heinrich erlosch. Rüdigers (geb. 1534, gest. 1582) Enkel Konrad Balthasar von S. erhielt 1643 den Reichsgrafenstand.
Sein Sohn Ernst Rüdiger, Graf von Starhemberg (s. d.), dessen Ast 1701 erlosch, ist der berühmte Feldmarschall; ein Enkel von dessen Bruder, Georg Adam, Graf von S. (geb. 1724, gest. 1807), Geheimrat, Staats- und Konferenzminister, erhielt 1765 die reichsfürstl. Würde nach dem Rechte der Erstgeburt für den jedesmaligen Besitzer des größern Starhembergschen Majorats. Mit dem Tode des Fürsten Georg Adam von S. (geb. gest. erlosch dieser Ast, woraus das Majorat nebst der Fürstenwürde auf den dritten Ast überging. - Dessen Stifter, Graf Gundaccar Thomas von S. (geb. 1663, gest. 1745), war Wirkl. Geheimrat, Konferenz- und oberster Finanzminister, der 1717 das Erb-Landmarschallamt von Österreich erlangt hatte. Durch seine beiden Söhne Otto Gundaccar und Joseph teilte sich dieser Ast wieder in zwei Zweige. Haupt des ältern, seit 1860 fürstl. Zweiges ist Fürst Camillo von S. (geb. Mitglied des Herrenhauses des österr. Reichsrats. An der Spitze des zweiten (grast.) Zweiges steht Graf Stephan von S. (geb. -
Vgl. Schwerdling, Geschichte des uralten teils fürstl., teils gräfl.
Hauses S. (Linz [* 56] 1830).
Ernst Rüdiger, Graf, österr. Generalfeldmarschall, geb. 1638 zu Graz, [* 57] bildete sich als Krieger in Montecuccolis Schule, zeichnete sich gegen die Türken bei St. Gotthard aus, kämpfte dann gegen die Franzosen und war bis 1681 zum Feldzeugmeister aufgestiegen. Besonders that er sich hervor als Kommandant von Wien durch die Verteidigung der Stadt gegen die Türken unter dem Großwesir Kara Mustapha, vom 9. Juli bis Er stellte angesichts des Feindes die vernachlässigten Werke der Stadt binnen fünf Tagen wieder her, bewaffnete die Bürger und feuerte den Mut der schwachen Besatzung und der Einwohner zum entschlossensten Widerstände an, schlug mehrere Stürme zurück, zerstörte die feindlichen Werke durch häufige Ausfälle und verteidigte Wien bis zu dessen Entsatz durch Karl von Lothringen und Johann Sobieski von Polen (12. Sept.). Vom Kaiser Leopold erhielt ¶
S. den Feldmarschallsstab, die Würde eines Staatsministers und in sein Wappen [* 59] den Stephansturm. Später befehligte S. in Ungarn [* 60] die Infanterie unter dem König von Polen. Nachdem er, vor Ofen verwundet, den Heerbefehl aufgegeben hatte, kehrte er nach Wien zurück, wo er zum Hofkriegsrats-Präsidenten ernannt wurde. Er starb zu Bösendorf. Seinen Namen erhielt 1888 das österr. Infanterieregiment Nr. 54. -
Vgl. Reilly, Biographien der Feldherren Österreichs (Wien 1813);
Guido, Graf, österr. Feldmarschall, Vetter des vorigen, geb. zu Graz, nahm als Hauptmann und Adjutant seines Vetters 1683 an der Verteidigung Wiens teil und zeichnete sich auch weiter im Türkenkriege aus, besonders 1686 beim Sturm auf Ofen, bei Mohacs, vor Belgrad [* 61] und Vidin. Er verteidigte Essegg, befehligte den rechten Flügel in der Schlacht bei Slankamen 1691 und that sich bei Großwardein [* 62] und bei Zentha 1697 hervor. 1692 wurde S. Feldmarschalllieutenant, 1696 Feldzeugmeister.
Beim Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges kämpfte er in Italien [* 63] unter Eugen, der ihm 1703, als er nach Wien ging, den Oberbefehl übertrug. Er hinderte den franz. Feldherrn Vendôme, in Tirol [* 64] einzudringen, schlug ihn am Bormio und bewirkte 1704 die Vereinigung des österr. Heers mit dem des Herzogs von Savoyen. 1706-7 unterdrückte er den Aufstand in Ungarn. Zum Feldmarschall ernannt, übernahm er 1708 den Oberbefehl des in Spanien [* 65] kämpfenden Heers und führte einen lebhaften Kleinkrieg mit überraschenden Märschen und schlauen Überfällen, wie z. B. dem von Tortosa (1709). Nach den Siegen, [* 66] die er über Philipps von Anjou Heer bei Almenara und bei Saragossa [* 67] 20. Aug. erfochten hatte, eroberte er Madrid [* 68] und ließ daselbst den Erzherzog Karl zum König ausrufen. Allein Mangel und Verrat nötigten ihn, sich zurückzuziehen. Bei Villa Viciosa überrascht, wurde er von Vendôme besiegt. Als Karl 1711 nach Deutschland zurückkehrte, blieb S. als Vicekönig in Barcelona [* 69] zurück, das er infolge des Neutralitätsvertrags vom räumen mußte. Seitdem lebte er als Hofkriegsrats-Vicepräsident in Wien, wo er starb. Seinen Namen erhielt 1888 das österr. Infanterieregiment Nr. 13. -
Vgl. Arneth, Leben des kaiserl. Feldmarschalls Grafen Guido von S. (Wien 1853).
Stadt, s. Cittavecchia.
russ. Hausgeist, s. Domowoj. ^[= auch Domowik, Djeduschta (Alterchen), Chozjain (Hausherr) u.s.w. genannt, der Hausgeist ...]
s. Hauskommunion.
s. Rindviehzucht.
[* 70] s. Stärkemehl. ^[= auch ,Kraftmehl, Amylum, Amylon, C6H10O5, eins der ersten Assimilationsprodukte in der ...]
s. Zelle [* 71] (Pflanzenzelle).
(spr. -töhr), s. Stärkemehl. ^[= auch Stärke,Kraftmehl, Amylum, Amylon, C6H10O5, eins der ersten Assimilationsprodukte in der ...]
s. Stärkemehl. ^[= auch Stärke,Kraftmehl, Amylum, Amylon, C6H10O5, eins der ersten Assimilationsprodukte in der ...]
eine als Schlichte in der Weberei [* 72] benutzte Mischung von Stearin, Wachs und Stärke.
s. Dextrin.
auch Stärke,Kraftmehl, Amylum, Amylon, C6H10O5, eins der ersten Assimilationsprodukte in der lebenden Pflanze; es findet sich in den verschiedensten Geweben und Organen der Pflanze als Reservestoff aufgespeichert und zwar in mikroskopischen Körnchen in Pflanzenzellen eingelagert. Es tritt in den Samen der Cerealien (Weizen, Roggen, Gerste, [* 73] Hafer, [* 74] Mais), in den Kastanien, in den Kartoffeln, in den Stämmen mancher Palmenarten, in Wurzeln u. s. w. auf.
Die Stärkemehlkörner haben teils schwach elliptische, teils unregelmäßig rundlich gestreckte, teils eckige Form und lassen unter dem Mikroskop [* 75] schalig aneinander gelagerte Schichten erkennen, von welchen der innerste Kern seitlich zu liegen pflegt. Das S. löst sich in langsam wirkenden Agentien wie in kalten verdünnten Säuren nur teilweise; man nennt den sich lösenden Stoff Granulose, den zurückbleibenden Stärkecellulose oder Farinose. Erstere macht etwa 95 Proz. des Gewichts des S. aus. In kaltem Wasser ist die Stärke unlöslich; mit heißem (55-70°) bildet sie durchscheinende Gallerte, die man Kleister nennt.
Die Kleisterbildung ist eine Aufquellung; sie kommt bei der Bereitung von Mehlspeisen und beim Kochen von Kartoffeln deshalb nicht zu stande, weil das gerinnende Eiweiß die Stärkekörnchen einhüllt und sie am Aufquellen hindert. Mit Jod nimmt die Stärke eine tiefblaue Färbung an. Das S. ist im allerhöchsten Grade hygroskopisch und hält aufgenommenes Wasser hartnäckig gebunden. Zu seiner völligen Entwässerung ist eine Temperatur von 130° C. erforderlich.
Erhitzt man das S. bis zur braungelben Farbe, so verändert es sich, indem es sich in das wasserlösliche Dextrin (s. d.) oder Röstgummi umwandelt. Durch Behandeln von S. mit Salpetersäure bildet sich eine explosive Verbindung, das Xyloidin (s. d.). Durch die Einwirkung verdünnter siedender Schwefelsäure [* 76] auf S. bildet sich Dextrin und Stärkezucker (s. Traubenzucker). Mit Malzauszug zusammengebracht, geht das S. bei 60-75° in Dextrin und Maltose (s. d.) über. Außer dem gewöhnlichen S. finden sich in einigen Pflanzen zwei besondere Stärkemehlarten: das Inulin (s. d.) und das Lichenin oder die Flechtenstärke (s. d.).
Die Stärkefabrikation gebraucht als Rohmaterialien besonders Kartoffeln, Weizen (auch als Mehl), [* 77] Reis und Mais. Die aus Roßkastanien gewonnene Stärke ist nur für technische Zwecke verwendbar, da ihr ein Bitterstoff anhaftet, der durch Behandlung mit kohlensaurem Natrium nur unvollkommen beseitigt wird. Außerhalb Europas wird auch aus exotischen Gewächsen Stärke gewonnen. (S. Arrow-Root.) Das Weizenmehl enthält 56-67 Proz., Reis 85-86, Kartoffeln nur 10-23 Proz. S. Bei der Gewinnung des S. aus den Rohmaterialien kommt es darauf an, dieses in Wasser so gut wie unlösliche Kohlenhydrat von den dasselbe in der Knolle oder dem Samen umhüllenden organischen Stoffen, wie Cellulose, Proteïnstoffe, Fette, zu befreien und in handelsübliche Form zu bringen.
Die Stärkekörnchen sind in den verschiedenen Rohstoffen mehr oder weniger fest von den genannten Körpern umschlossen, so daß bei einigen, wie bei der Kartoffel und (nach neuerm Verfahren) beim Weizen, eine vorzugsweise mechan. Trennung genügt, während bei Mais und Reis zum Aufschließen des Getreidekorns chem. Mittel zur Anwendung kommen. Die verhältnismäßig einfachsten Hilfsmittel und Arbeitsweisen erfordert die Fabrikation der Kartoffelstärke (Kartoffelmehl). Das Rohprodukt wird gewaschen und dann der Zerkleinerung unterworfen. Man bedient sich hierzu der Kartoffelreibe, in welcher durch eine rotierende, mit Sägeblättern armierte Trommel ein feiner Brei hergestellt wird. Durch diesen Prozeß werden die Zellenwandungen der Kartoffeln so weit zerrissen, daß das S. leicht mit Hilfe einer entsprechenden ¶
Vorrichtung, in der Regel durch Ausspülen oder Auswaschen mittels energisch wirkender Wasserstrahlen, von der Cellulose, hier Pulpe genannt, getrennt werden kann. Bei dem zu dieser Operation benutzten Bürstensieb oder Bürstenextracteur wird der von der Reibe kommende Brei mit Wasser aufgerührt, in das Sieb gepumpt und in demselben unter stetem Zufluß von Wasser (aus einem Spritzrohr) mittels rotierender Bürsten durchgearbeitet, wobei das Wasser die Stärkekörnchen durch das Sieb schwemmt, während die ausgewaschene Pulpe, von der Stärke getrennt, durch die Maschine [* 79] ausgeworfen wird.
Zwei andere Extraktionsapparate sind das Siemenssche Kataraktsieb und das Kastensieb. Das nun folgende Raffinieren der Stärke besteht in wiederholtem Sieben und Schlämmen, indem man die vom Extraktionsapparat kommende Stärkemilch (d. h. das die Stärke mit sich führende Wasser) in Bottichen oder gemauerten Bassins, den Sedimenteurs, unter Umständen mehreremal sich absetzen läßt und dann mit Wasser wieder aufrührt. Als Siebe kommen sowohl Rüttelsiebe als Cylindersiebe zur Anwendung.
Nach dem Raffinieren kommt die Stärke in eine Centrifuge, entweder um vollends raffiniert und zugleich entwässert zu werden, oder nur zu letzterm Zweck. Die aus der Centrifuge ausgestochene sog. grüne Stärke kommt zur Trocknung auf Hürden in gut geheizten Kammern, oder in speciell zu diesem Zweck konstruierte Trockenapparate. Die getrocknete Kartoffelstärke, welche unregelmäßige, leicht krümelnde Brocken bildet, wird entweder in dieser Form auf den Markt gebracht, oder zu Kartoffelmehl vermahlen. Letzteres geschieht auf der sog. Schlagmühle, die Kombination einer Zerkleinerungs- und einer Sichtvorrichtung.
Bei der Darstellung der Weizenstärke verfolgt man zwei Verfahren. Die ältere, weniger rationelle Fabrikationsmethode ist das sog. Hallesche oder saure Verfahren, bei welchem ein wichtiger Bestandteil des Weizens, der Kleber, verloren geht; bei dem neuern, süßen Verfahren wird dieser Stoff unzersetzt, von dem Stärkemehl getrennt, als wertvolles Nebenprodukt gewonnen. Nach dem sauren Verfahren überläßt man eingeweichten zerquetschten Weizen längere Zeit sich selbst und ruft dadurch eine saure, den Kleber lösende Gärung hervor.
Nach einiger Zeit kann man die Stärke mit Wasser herausspülen. Nach dem süßen Verfahren wird der gehörig gereinigte Weizen zunächst einige Tage in Wasser eingequellt und so das Gefüge desselben gelockert, damit durch das nun folgende Quetschen, welches auf einem Walzenstuhl mit glatten eisernen Walzen geschieht, die Samenhülsen sich leicht derart öffnen lassen, daß die Stärke aus denselben ausgewaschen werden kann. Der gequetschte Weizen wird unter starkem Wasserzufluß in dem Stärkeextracteur geknetet, wobei die ausgewaschene Stärke durch den Siebmantel des Apparats tritt und unten abgezogen werden kann, während oben frisches Wasser kontinuierlich durch ein Spritzrohr zufließt.
Infolge des Knetens wäscht sich nicht nur das S. aus, sondern es ballt sich auch der aufgelockerte Kleber zusammen. Nach dem Extrahieren kommen die Hülsen und der Kleber in die Kleberwaschmaschine. In der durchlöcherten Trommel derselben, in welcher radial stehende Stifte angebracht sind, wird der Kleber dadurch von den Hülsen getrennt, daß, während die Trommel im Wasser rotiert, die Hülsen durch die Löcher fortgespült werden, wogegen die Stifte in der Trommel den Kleber festhalten, der schließlich als zusammenhängender Ballen herausgenommen wird.
Die ausgewaschene Stärke bedarf jetzt noch der Reinigung, die durch Sieben und Waschen mit frischem Wasser erreicht wird. Man bedient sich hierzu der obenerwähnten Cylindersiebe. Da die beste Stärke diejenige ist, welche aus den größten Stärkekörnchen besteht, benutzt man zur Trennung der guten Stärkesorten von den geringern und von den noch beigemengten Proteïnstoffen, Schlamm, Pflanzenfasern u. s. w. solche Apparate, durch die eine Trennung der im Wasser aufgerührten Stärke nach der Schwere erfolgt; es ist dies die Absetzrinne und die Centrifuge.
Die Absetzrinne besteht gewöhnlich aus mehrern tafelförmigen, 15 -30 m langen Holzrinnen. Läßt man die Stärkemilch mit geringer Geschwindigkeit über die nur ganz schwach geneigt liegende Rinne strömen, so setzen sich die schweren Stärkekörnchen nach und nach auf der Rinne ab, während die Fasern, Schlamm-und Kleberteile fortschwimmen und am Ende der Rinne in einem Bottich aufgefangen werden. Man erhält auf diese Weise nach einigen Stunden eine starke und feste Schicht Primastärke.
Die zu einem Brei wieder aufgerührte Stärke wird in die Kästen oder Formen des Entwässerungsapparats (System Uhland) gegossen; durch den Druck komprimierter Luft, die durch die Deckel der Formkästen eintritt, wird das Wasser aus der Stärke herausgepreßt, indem dasselbe durch das mit Filtertuch belegte Sieb abläuft, welches den Boden jedes Formkastens bildet. Die so hergestellten Stärkewürfel werden kurze Zeit bei hoher Temperatur vorgetrocknet, wodurch sich außen eine gelbliche Kruste ansetzt, die abgeschabt werden muß.
Die geschabten Würfel werden entweder ganz getrocknet, indem man sie in Papier einpackt und in Trockenkammern längere Zeit aufspeichert, oder sie werden in Stücke zerbrochen und bei niedriger Temperatur, gewöhnlich an der Luft, getrocknet. Im erstern Fall erhält man die bekannte Strahlenstärke, im letztern die sog. Brockenstärke. Auch bei der Fabrikation der Weizenstärke bedient man sich der Centrifugen, und zwar vorwiegend zum Raffinieren, selten zum Entwässern der Stärke.
Die hier verwendete Centrifuge hat eine geschlossene, d. h. nicht durchlöcherte Trommel, welche gewöhnlich in 6-8 Abteilungen geschieden ist. Während der Rotation der Trommel sondert sich die specifisch schwerere Weizenstärke von den ihr beigemischten leichtern Teilen, wie Kleber, Pflanzenfaser u. s. w., und setzt sich als feste Schicht an die Innenwandung der Trommel an. Die leichtere Kleberschicht bedeckt die Stärke und ist so scharf begrenzt, daß sie von derselben abgeschabt werden kann, während das Wasser, vollständig von Stärke und suspendiertem Kleber befreit, abfließt.
Bedeutend einfacher als die Darstellung der Stärke aus Weizenkörnern ist die Fabrikation der Stärke aus Weizenmehl, weil es sich bei dieser, wo Hülsen und Keime nicht vorhanden sind, nur um die Scheidung der Stärke vom Kleber handelt. Zu diesem Zweck wird das Mehl mit wenig Wasser zu einem festen Teig geknetet und dieser Teig unter Wasserzufluß im Mehlextracteur ausgewaschen, wobei die Stärke, im Wasser suspendiert, fortfließt und der Kleber als teigige Masse in der Maschine zurückbleibt. ¶
Während die Fabrikation der Kartoffel- und Weizenstärke, namentlich erstere, meist in kleinern Unternehmungen als landwirtschaftliches Gewerbe betrieben wird, ist die Gewinnung der Reis- und Maisstärke (weil komplizierter und mehr Hilfsmittel erfordernd) in der Regel der Gegenstand der Großindustrie. Der Reis wird gewöhnlich als Bruchreis, wie er aus den Reisschälereien kommt, auf Stärke verarbeitet. Um die Festigkeit [* 81] des Reiskorns zu zerstören, wird das Rohprodukt in alkalischen Laugen eingeweicht, bevor es zur Zerkleinerung auf Mahlgänge oder besser Walzenstühle gelangt.
Ein solcher von Uhland konstruierter Porzellanwalzenstuhl ist mit Mischwerken kombiniert, in denen das Mahlgut mit den Alkalien innig gemischt wird. Der Reis kommt unter Zufluß von Laugen zuerst in den oben gelagerten Vormahlwalzenstuhl, von diesem in das unter demselben befindliche Mischwerk und verteilt sich dann in die unten stehenden beiden Feinmahlwalzenstühle, welche ebenfalls mit Mischwerken versehen sind. Das feine Mahlgut wird hierauf gewöhnlich einem Macerationsprozeß unterworfen, damit sich in dem Alkali der Kleber, welcher die Stärkekörnchen zusammenkittet, löst und in der Flüssigkeit die Cellulose neben der Stärke suspendiert bleibt.
Die Trennung der Stärke von der Cellulose erfolgt durch Dekantation oder Abziehen. Für diese Operation verwendet man Rührwerke, die in einem Bottich eingelagert sind; derselbe ist zum Zweck des Dekantierens mit einem Heberohr versehen. Die reine Stärkemilch wird in große Absetzbassins gepumpt und hier so lange der Ruhe überlassen, bis alle Stärke sich am Boden fest abgesetzt hat. Nachdem das über der Stärke befindliche Wasser abgelassen ist, wird erstere ausgestochen und in der Regel zum Zweck nochmaliger Reinigung auf die Raffiniercentrifuge gebracht, wo ähnlich wie bei der Weizenstärke Kleber und Faserstoffe u. s. w. von reiner Stärke getrennt werden. Die centrifugierte Stärke kann alsdann im Entwässerungsapparat in Blockform gebracht werden, wobei das oben für Weizenstärke angegebene Verfahren benutzt wird.
Bei der hauptsächlich in Amerika [* 82] und Österreich-Ungarn [* 83] betriebenen Fabrikation der Maisstärke (Maizena) sind gleichfalls chem. Agentien zur Aufschließung der Körner notwendig. Die großen und sehr festen Maiskörner müssen verschiedene Arbeitsphasen durchmachen, ehe sie genügend zerkleinert sind, wobei auf die Trennung der Hülsen und Keime von Maisschrot besondere Rücksicht genommen wird. Die erste Zerkleinerung des Maises erfolgt zwischen geriffelten Walzen oder in einer speciell zu diesem Zweck konstruierten Schrotmühle.
Das beim ersten Zerkleinern erhaltene Maisschrot wird einer längern Maceration unterworfen, ehe die definitive Zerkleinerung stattfindet. Das eingeweichte Schrot wird naß zwischen Mühlsteinen oder in Uhlands Maismühle zu einem sehr feinen Brei zerrieben, aus welchem dann die Stärke ausgewaschen wird, worauf man dieselbe durch wiederholtes Sieben und Niederschlagen auf der Absetzrinne raffiniert. Die weitere Behandlung, die Entwässerung u. s. w. der Maisstärke stimmt mit derjenigen der Reis- und Weizenstärke überein.
Von großer Wichtigkeit in ökonomischer Hinsicht ist die Verarbeitung oder Verwertung der bei der Stärkefabrikation sich ergebenden Nebenprodukte und Rückstände. Der bei der Fabrikation der Weizenstärke erhaltene Kleber wird, nachdem er in der Kleberwaschmaschine von Hülsen und Keimen befreit und gehörig ausgewaschen ist, in Gärung versetzt und später in dünnen Schichten auf Bleche aufgestrichen und getrocknet; das Produkt dient als sog. Schusterpappe zum Kleben von Lederzeug.
Die bei der Stärkefabrikation erhaltenen Rückstände werden sehr oft ohne weiteres als Viehfutter verwendet. Bei der ausgedehnten Mais- und Reisstärkefabrikation werden die Rückstände meist in Filterpressen entwässert und in Kuchenform getrocknet, um aufbewahrt und transportiert werden zu können. Sehr oft werden diese getrockneten Rückstände gemahlen und als Futtermehl in den Handel gebracht. Außer den festen Rückständen, welche bei der Darstellung des S. restieren, sind die Abwässer mit ihrem wertvollen Gehalt an Salzen und gelösten Eiweißstoffen teils als Düng-, teils als Futtermittel zu verwenden, zu welchem Zweck sie gewöhnlich gefüllt und komprimiert werden.
Man benutzt das S. bei der Bereitung mancher feinen Mehlspeisen, zur Verdickung von Saucen und Gelee, sowie den Kleber zur Herstellung von Nudeln und Maccaroni. Im Getreide und in den Kartoffeln ist das S. das Rohmaterial für die Spiritusbrennerei. Außerdem dient es zum Steifen der Wäsche, in der Leinen- und Baumwollindustrie zur Bereitung von Appreturmasse und Schlichte, ferner zum Verdicken der Farben in der Zeugdruckerei, zu Buchbinderkleister (Weizenstärke), zur Darstellung von Dextrin (s. d.), Stärkezucker und Stärkesirup (s. Traubenzucker) sowie von künstlichem Sago (s. d.). Fein gemahlenes S. dient auch als Puder. -
Vgl. Stohmann, Die Stärkefabrikation (Berl. 1878);
Rehwald, Die Stärke- und Traubenzuckerfabrikation (3. Aufl., Wien 1895);
von Wagner, Die Stärke-, Dextrin- und Traubenzuckerfabrikation (2. Aufl., Braunschw. 1886);
Saare, Die Industrie der Stärke und Stärkefabrikate in den Vereinigten Staaten [* 84] von Amerika (Berl. 1896);
ders., Die Fabrikation der Kartoffelstärke (ebd. 1897).
s. Fekulometer.
1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, [* 86] hat 338,14 qkm und (1890) 50 402 (24 194 männl., 26 208 weibl.) meist czech. E. in 42 Gemeinden mit 63 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Hochstadt, Rochlitz und S. - 2) S., czech. Jilemnice, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (145,44 qkm, 26 208 E.), an den südl. Vorbergen des Riesengebirges, an der Linie Chlumetz-Parschnitz der Österr. Nordwestbahn, hat (1890) 2627, als Gemeinde 3345 czech. E., neues Rathaus (1893), eine k. k. Webschule; bedeutende Leinen- und Baumwollwarenfabrikation, Kattundruckerei, Brauerei, bedeutenden Leinwandhandel und in der Nähe Bleichen.
Provinz des Großherzogtums Hessen, [* 87] umfaßt als althess. Besitzung die Obergrafschaft Katzenelnbogen (s. d.) und einen Teil der Grafschaft Hanau, [* 88] ferner Bezirke, die ehemals zur Pfalz, zu Kurmainz und zum Bistum Worms [* 89] gehörten, und an mediatisierten Gebieten die fürstl. Isenburgischen Besitzungen, die Grafschaft Erbach und die Herrschaft Breuberg und grenzt im N. und NW. an die preuß. Provinz Hessen-Nassau, [* 90] im W. an die Hess. Provinz Rheinhessen und die bayr. Pfalz, im S. an Baden und im O. an Bayern. [* 91] Hauptflüsse sind Rhein und Main, welche die Provinz, deren Teile außerordentlich fruchtbar sind (Wein- und Obstbau), im W. und N. umschließen. Im SO. erhebt ¶