Kartenspiel, das mit der Piquetkarte von vier, drei oder fünf
Personen gespielt wird und eine Nachahmung des
L’Hombre (s. d.) ist. Jeder
Spieler erhält acht Karten. Vor dem
Spiel werden beliebig viele Points gleichmäßig gesetzt.
Matador ist immer der Eichelober (auch der
Alte oder
Beste genannt): zweiter Trumpf ist Trumpfsieben, dritthöchster
der Grünober
(Basta), dann folgt Trumpfas, König u. s. w. Wer Solo spielt, muß fünf
Stiche machen, um zu gewinnen, hat
er nur vier, so verliert er einfach, unter vier ist er
Codille und muß noch besonders bezahlen. Dem gewöhnlichen Solo geht
Trumpfsolo, diesem Solotout (bei dem alle
Stiche zu machen sind), allen diesen Trumpfsolo tout vor. Im
Solospiel zu vier können sich auch zwei vereinigen, um die fünf
Stiche zu machen; dies heißt Fragespiel. Letzteres muß
aber durch den
Besitzer von
Beste und
Basta verhindert werden, der im
Besitze dieser beiden Karten «Respekt» spielen muß, das
zwischen Frage und Solo steht.
vorzugsweise aber bezeichnet man in der Rhetorik damit
Fehler in der
Verbindung der Worte und unterscheidet davon als von syntaktischen
Fehlern genauer die Barbarismen als
Fehler im
Gebrauch einzelner Worte.
Schon die Alten leiteten S. von der Stadt Soloi (lat.
Soli) in Cilicien ab, deren
Bewohner ein schlechtes
Griechisch sprachen.
(spr. -lónnj), alter franz. Distrikt im
Süden von
Orléans,
[* 2] hatte
Romorantin zur Hauptstadt, gehört hauptsächlich
zum Depart.
Loir-et-Cher,
Teile zu Loiret und Cher, mißt etwa 5000 qkm, ist ein einförmiger, öder, morastiger
Landstrich mit 1200
Teichen und wird von den Nebenflüssen der Loire,
Cosson und Beuvron, sowie von der
Grande Sauldre, die
zum Cher geht, von O. nach W. durchflossen. Die S. war früher blühend, wurde durch die Religionskriege ihrer prot. Bewohner
beraubt, so daß jetzt nicht 20 auf 1 qkm kommen. Durch Anpflanzung von
Fichten in großem Maßstabe sucht
man das Land gesünder zu machen und durch Anlegung von
Kanälen zu heben. Der 43 km lange Sauldrekanal führt nach La Motte-Beuvron
und der
Canal delaS. (148 km lang, 10 m breit) von
Briare-sur-Loire (Loiret) nachTours.
[* 3]
Republik Guatemala,
[* 4] größtenteils dem Hochlande angehörig, hat (1893) 70039 E.,
reich bewässerten, fruchtbaren
Boden und ist noch auf weite
Strecken mit
Urwald bedeckt.
Die Bevölkerung, meist ihre eigenen
Idiome sprechende Indianer, betreibt meist Weizenbau und Viehzucht.
[* 5]
athenischer Gesetzgeber, ein Sohn des Exekestides, nach der Überlieferung aus dem Geschlecht des sagenhaften
alten Königshauses der Kodriden, in Wirklichkeit vielleicht aus dem der Medontiden. Geboren bald nach Mitte
des 7. Jahrh.
v. Chr., widmete er sich zunächst dem
Handel und benutzte die in
Geschäften unternommenen
Reisen nach
Ägypten
[* 7] und Cypern
[* 8] zugleich zu seiner geistigen Ausbildung.
Politisch zeichnete sich S. zuerst durch die Anregung zur Wiedereroberung
der an Megara verlorenen
InselSalamis aus.
Durch eine in Bruchstücken noch
erhaltene Elegie feuerte er seine Mitbürger dazu an; angeblich trug
er die Verse selbst in erheucheltem
Wahnsinn auf dem Markt vor, da die Regierung bei
Todesstrafe die
Aufforderung zum
Krieg um
Salamis verboten hatte. Wenig später wirkte er entscheidend bei dem sog. ersten
HeiligenKrieg zum Schutz des delphischen Heiligtums
gegen Krissa mit. Dann berief ihn das Vertrauen der Bürgerschaft zum
Archon für 594–593 mit der unumschränkten
Vollmacht, durch geeignete Maßregeln der allgemeinen wirtschaftlichen
Not und den polit. Kämpfen im Innern zu steuern. In
umfassendster
Weise führte S. seine
Aufgabe glänzend durch:
1) durch eine Wirtschaftsreform, die Seisachthie, 2) eine Verfassungsreform, 3)
eine Gesetzgebung, 4) eine Münz-,Maß- und Gewichtsreform. Mit der Seisachthie, der Aufhebung der Schulden aller überschuldeten,
in Schuldhaft befindlichen oder als Sklaven verkauften
Bürger, war eine Milderung der harten Schuldgesetze und eine
Hebung
[* 9] des Kleinbauernstandes verbunden. Die Verfassungsreform gründete sich auf das schon vor S. übliche timokratische Princip,
das die polit.
Rechte nach den Leistungen der
Bürger an den
Staat regelte, und behielt die alten Steuerklassen der Pentakosiomedimnen («Fünfhundertscheffler»),
Theten («Kleinbauern,
Tagelöhner, Handwerker») bei. Diese sind, wie man jetzt
weiß, nicht erst durch S. geschaffen worden. Für
die ersteKlasse wurden weiter 500 Medimnen Mindestertrag,
für die zweite 300, für die dritte 200 gefordert, doch scheint S. neben dem Ertrag der Halmfrucht ergänzend
den der Baumfrucht
(Öl,
Wein) in Metreten zugelassen zu haben;
Attika befand sich damals eben im Übergang vom Getreide- zum Gartenland. Inwieweit
das bewegliche
Kapital
(Industrie,
Handel) bei der Klassenabschätzung herangezogen wurde, bleibt unsicher.
Ein Fortschritt in der Demokratisierung
der Verfassung geschah dadurch, daß zur
Teilnahme an der
Volksversammlung nicht nur
die
Bürger, die eine Waffenrüstung stellen konnten, wie unter
Drakon, sondern alle
Bürger zugelassen wurden, außerdem ein
Volksgerichtshof, die
Heliäa (s. d.), geschaffen wurde. Der gleich den Steuerklassen früher auf
S. zurückgeführte
Ausschuß der
Volksversammlung, die
Bule, bestand schon seit
Drakon und wurde nur von
S. beibehalten. Als Gegengewicht blieb die sich aus den obersten
Klassen rekrutierende Beamtenschaft fast durchaus aristokratisch.
Der aus den abgehenden Oberbeamten gebildete
Rat vom Areopag behielt den
Blutbann und die
Aufsicht über den ganzen Staatsorganismus.
Die Solonischen Gesetze ersetzten durch ein den Zeitverhältnissen mehr angepaßtes
Recht das alte, von
Drakon aufgezeichnete
Landrecht; nur die alten Blutgesetze für
Mord,
Totschlag u. s. w. nahm S. unverändert auf. Die Gesetze
wurden auf hölzerne, in einen
Stamm eingesetzte
Tafeln(áxones) aufgezeichnet und danach citiert. Als diese unbrauchbar wurden,
ließ man die Gesetze auf vierseitige Steinpfeiler (kýrbeis) eingraben. Die
Reform in Münze,
Maß und
Gewicht brachte den Athenern zuerst eine eigene Münzprägung (bisher hatte man sich des äginetischen
Courants bedient und
sich auch in
Maß und Gewicht an
Ägina angeschlossen) und zugleich den Übergang zu dem kleinern (Verhältnis zum äginetischen
wie 100:73) sog. euböischen
Münzfuß. Damit wurden die
Steuersätze gemildert, vor allem der Anschluß
an das große chalkidisch-korinth.
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mehr
Handelsgebiet erreicht. Mit vollem Recht gilt S. den Athenern des 5. Jahrh. schon als der Gesetzgeber schlechthin. Wie lange
Zeit S. für die Reform gebraucht und was er danach begonnen, ist nicht klar; anscheinend ist er ruhig in Athen
[* 11] geblieben,
daneben sind neue Reisen nach Kleinasien und Cypern nicht ausgeschlossen. Sein Zusammentreffen mit König
Krösus von Lydien ist eine Fabel. Jedenfalls mußte S. es noch erleben, daß trotz seiner Warnungen sich 561–560 Pisistratus
(s. d.) der Alleinherrschaft bemächtigte, um freilich mit der Solonischen Verfassung weiter zu regieren. Bald danach starb
S. Seine große, fein empfindende, liebenswürdige Persönlichkeit offenbart sich noch in den erhaltenen
Fragmenten seiner Gedichte (gesammelt in Bergks«Poetaelyrici graeci», Bd. 2, 4. Aufl.,
Lpz. 1882). BiographienS.s sind erhalten von Plutarch und Diogenes Laertius. –
1) In der histor. Rangordnung der 10., dem Flächeninhalt nach der 15., der Einwohnerzahl nach der 14. Kanton
[* 15] der schweiz. Eidgenossenschaft, im NW. des Landes, grenzt im N. an Elsaß, im NO. an Basel-Land, im O. an Aargau,
im S. und W. an Bern,
[* 16] besteht
aus dem Hauptstück und drei Exklaven und hat 791,4 qkm.
Oberflächengestaltung. Von Südwesten nach Nordosten wird das Land von fünf Hauptketten des Juras
durchzogen, deren südlichste die höchsten Punkte des Kantons, den Weißenstein mit der Hasenmatt (1447 m) und Röthifluh
(1399 m) ausweist. Der Süden mit dem breiten Rücken des Bucheggbergs (649 m) und der fruchtbaren Ebene des Buchsgaues gehört
der Hochebene an. Die nördl. Juragegenden gehören zum Gebiete der Birs, die südlichen sowie die Hochebene
zu demjenigen der Aare, die unweit der Hauptstadt die Große Emmen und bei Ölten die Dünnern aufnimmt. Das Klima ist je nach
der freiern oder abgeschlossenem Lage der Ortschaften sehr verschieden.
Bevölkerung.
[* 17] Der Kanton hatte 1880 eine Wohnbevölkerung von 80362, 1888: 85621 (41903 männl., 43718 weibl.)
E., d. i. 108 E. auf 1 qkm und eine Zunahme 1880–88 von 6,5 Proz.,
darunter 63706 Katholiken, 21655 Evangelische, 145 Israeliten und 115 andere und ohne Bekenntnis;
ferner 10917 bewohnte Gebäude
mit 17842 Haushaltungen. Im Kanton geboren sind 67033, in der übrigen Eidgenossenschaft 16605, im Auslande 1983;
Bürger
ihrer Wohngemeinde sind 47656, einer andern Gemeinde des Kantons 14959, eines andern Kantons 20438, Ausländer 2568. Der Muttersprache
nach sind 84207 Deutsche,
[* 18] 1213 Franzosen, 144 Italiener, 3 Romanen und 54 andere.
Die Zahl der Geburten (einschließlich der
Totgeburten) betrug 1894: 3002, der Eheschließungen 690, der Sterbefälle 1921. Von je 1000 erwerbenden
Personen widmen sich dem Gewerbe 465, der Landwirtschaft 367, dem Verkehr 70, dem Handel 56, der Wissenschaft und Verwaltung 36. Der
Kanton hat 132 polit. Gemeinden und zerfällt in die fünf Bezirke:
Landwirtschaft,
Bergbau.
[* 19] Von der Fläche sind 717,8 qkm, d. i. 91,6 Proz., produktives Land: 244,8 qkm Waldungen und 472,3
Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande sind 2,4 qkm Städte, Dörfer und Gebäude, 8 Schienen- und
Straßenwege, 7,6 Flüsse
[* 20] und Bäche 47,6 Felsen und Schutthalden. Der Boden ist sehr fruchtbar und liefert
besonders Getreide;
[* 21] die Wiesenkultur ist bedeutend. Der Weinbau ist gering, wichtig dagegen der Obstbau, der Obst und Kirschwasser
zur Ausfuhr bringt.
In den höhern Juragegenden wird, wie in den Alpen,
[* 22] die Viehzucht selbständig als Alpwirtschaft betrieben. Nach der Viehzählung
von 1896 zählt der Kanton 3200 Pferde,
[* 23] 36162 Stück Rindvieh, 15365 Schweine,
[* 24] 2098 Schafe,
[* 25] 11602 Ziegen, 8640 Bienenkörbe.
1894–95 wurden in den fünf Fischzuchtanstalten 205000 Eier
[* 26] von Fluß- und Bachforellen ein- und 181900 Fischchen ausgesetzt.
Der Bergbau liefert im Jura vorzüglichen Kalkstein (Solothurner Marmor) und Gips,
[* 27] ferner Mühlsteine,
[* 28] Mergel, und in der Hochebene
Sandsteine. Von Mineralwassern sind zu erwähnen die salinisch-muriatischen Schwefelquellen von Lostorf
und das seit der Römerzeit bekannte Attisholzbad (Schwefel- und salzsaure Salze).
Die Industrie ernährt 42 Proz. der Bevölkerung, die wichtigsten Industriezweige sind die Schuhwarenfabrikation, Uhrmacherei,
Maschinenfabrikation, Roheisenproduktion, Woll- und Baumwollspinnerei, Papier-, Cellulose- und Kammfabrikation sowie die Schlosserei.
Dem Handel dienen die Bahnlinien Biel-S.-Olten, Lyß-S.-Herzogenbuchsee, S.-Burgdorf und Basel-Delémont-Biel.
Die wichtigsten Jurapässe des Kantons sind der Obere und Untere Hauenstein (s. d.),
der Paßwang (s. d.) und die Weißensteinstraße.
Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung vom (revidiert und ist demokratisch. Der Kantonsrat,
je ein Mitglied auf 800 E., ist gesetzgebende, der aus fünf Mitgliedern bestehende Regierungsrat, dessen
Präsident den TitelLandammann führt, vollziehende Behörde. Für Gesetze und Ausgaben über 100000 Frs. ist das Referendum (s. d.)
obligatorisch; überdies steht dem Volke auf Begehren von 2000 stimmfähigen Bürgern die Initiative zu Gesetzen und Verfassungsrevision
zu. Seit besteht in S. Proportionalvertretung für den Kantonsrat und größere Gemeinderäte.
Jede polit. Gemeinde besitzt einen Friedensrichter, jeder Bezirk ein Amtsgericht. Über Kriminalfälle urteilt das Schwurgericht.
Oberste Instanz in allen appellabeln Rechtsfällen ist das Obergericht. Die Staatseinnahmen betrugen 1895: 1,952, die Ausgaben
2,025 Mill. Frs., die Staatsschulden 9,971, das Vermögen 0,873 Mill. Frs. In kirchlicher Beziehung gehört
der Kanton, der noch 7 Klöster zählt, zum BistumBasel.
[* 29] Die prot. Gemeinden schließen sich an die bernische Landeskirche, die
Altkatholiken an die schweiz. Nationaldiöcese an.
Unterrichtswesen. Für den Unterricht sorgen 266 Primärschulen mit (1894) 14079 Schulkindern,
¶
mehr
13 Sekundärschulen mit 679 Schülern und Schülerinnen, 1 Mittelschule mit Anschluß an das akademische Studium (Gymnasium,
Gewerbeschule, Handelsschule u. s. w., in S.), 4 gewerbliche und industrielle Schulen, 8 gewerbliche
Fortbildungsschulen. Bei den Rekrutenprüfungen 1895 hatten von 100 Rekruten 20 die beste Note in mehr als zwei Fächern, 12 die
schlechteste Note in mehr als einem Fach. In militär. Hinsicht gehört S. zum Stammbezirk der 5. Division
(2. Armeekorps). Das Wappen ist ein von rot und weiß quer geteilter Schild.
[* 31] - 2) S., frz. Soleure (lat. Solodurum), Hauptstadt
des Kantons, an der Aare, über die hier drei Brücken
[* 32] führen, in 435 m Höhe am Südfuß des Juras, an den
Linien Basel-Biel und Herzogenbuchsee-Lyß der Schweiz.
[* 33]
Centralbahn und S.-Langnau (43 km) der Emmenthalbahn, in fruchtbarer Gegend, Sitz eines Bischofs, hat (1888) 8460 E., darunter 2583 Evangelische
und 88 Israeliten, (1896) 9420 E., Post, Telegraph,
[* 34] Fernsprecheinrichtung, Elektricitätswerk, breite Straßen, alte Wälle
und Türme, 11 Kirchen, darunter die St. Ursuskathedrale, seit 1828 Domkirche des BistumsBasel,
1762-73 an der
Stelle einer 1050 gegründeten eingestürzten Kirche erbaut, mit großer Kuppel und zwei Halbkuppeln und einem Kirchenschatz
(Metall- und Textilarbeiten aus dem 14. bis 18. Jahrh. in der St. Ursuskirche), 4 Klöster,
einen Zeitglockenturm, angeblich 400 v. Chr. gebaut, ein frühburgund.
Bau aus dem 5. oder 6. Jahrh. n. Chr., ein Rathaus,
eine bischöfl. Residenz, Zeughaus mit den Waffen
[* 35] der Kantonsmiliz und einer Sammlung alter Waffen und Rüstungen, Gemeindehaus
mit Stadtbibliothek (40000 Bände, 200 Inkunabeln) sowie Münz- und Medaillensammlung, städtische Gemäldesammlung mit einem
Hauptwerk (Madonna mit dem Kinde) von Hans Holbein
[* 36] dem Jüngern (1522), eine Kantonsschule mit Bibliothek,
eine Sammlung röm. und mittelalterlicher Altertümer, Naturalienkabinett mit wichtigen Juraversteinerungen, ein Theater
[* 37] und
eine Kantonalbank; ferner Uhrmacherei, berühmte Steinbrüche, lebhaften Verkehr und Produktenhandel.
S.ist nach einer lat. Inschrift am Glockenturm nebst Trier
[* 38] die älteste Stadt nördlich von den Alpen. In der reizenden,
mit Villen und Landhäusern besetzten Umgegend sind die bekanntesten Punkte das Dorf Zuchwyl (642 E.), in dessen Kirchhof
das Herz Kosciuszkos (gest. 1817 zu S.) beigesetzt war (jetzt in der Kapelle der Villa Morosini bei Vegia), die St. Verenaschlucht
mit der Einsiedelei St. Verena, der Aussichtspunkt Wengistein, die Irrenanstalt Rosegg, das Bad
[* 39] Attisholz
und der Aussichtspunkt und Kurort Weißenstein.
Geschichte. Zur Römerzeit gehörte das Gebiet nördlich von der Aare mit Solodurum zu Raurachien, das südliche zu Helvetien.
Im 5. Jahrh. ward das Land von Alamannen besiedelt, im 6. kam es unter fränk. Herrschaft, 888 an Burgund und mit
diesem 1032 an das Deutsche Reich, später unter die Herrschaft der Herzöge von Zähringen, durch deren Erlöschen 1218 die
Stadt S. Reichsfreiheit erlangte. Seit 1295 mit Bern
verbündet, nahm S. an dessen Kämpfen gegen den österr.-burgund.
Adel teil, erweiterte im 14. und 15. Jahrh. sein Gebiet durch Erwerbung mehrerer Herrschaften
der Grafen von Kyburg, Thierstein u. a. und trat 1481 nach den Burgunderkriegen gleichzeitig mit Freiburg
[* 40] der Eidgenossenschaft bei.
Im Schwabenkriege nahm
es teil an der entscheidenden Schlacht von Dorneck (1499). Die Reformation, die 1532 ohne die Dazwischenkunft
des Schultheißen Wengi zu einem Bürgerkriege geführt hätte, wurde 1533 auf Antrieb der kath. Orte
bis auf die Gemeinden des Bucheggbergs unterdrückt.
Während des 16. und 17. Jahrh. machte in S. die ursprünglich mehr demokratische Form des
Gemeinwesens der aristokratischen Platz, die im 18. zur Oligarchie ausartete. Damals wurde die Stadt Sitz der franz. Gesandtschaft
in der Schweiz. Dem Patriciat ward 1798, als die Franzosen die Stadt ohne Widerstand besetzten und den Kanton
der helvet. Einheitsrepublik einverleibten, ein Ende gemacht. Durch die Mediationsakte von 1803, welche wieder den Staatenbund
an die Stelle des Einheitsstaates setzte, erlangte S. mit Zürich,
[* 41] Bern,
Luzern,
[* 42] Freiburg
und Basel
den Rang eines Vororts. 1814 wurde hier, ebenso wie
an andern Orten, durch einen Handstreich der aristokratischen Partei (8./9. Jan.) die frühere
Staatsform, wenn auch in gemilderter Form, wieder eingeführt und erhielt sich bis 1830, wo unter dem Eindruck der Pariser
Julirevolution die Volksversammlung von Balsthal(22. Dez.) die aristokratische Regierung stürzte und polit. Gleichberechtigung
des Landes mit der Hauptstadt errang; die letzten Vorrechte der Stadt wurden indessen thatsächlich erst 1841 vollständig
aufgehoben. Seither hat sich der Kanton ruhig in demokratischer Richtung weiter entwickelt, besonders unter der Verwaltung
des radikalen Landammanns Vigier; durch die vom Volke angenommene neue Verfassung mit Referendum und Initiative wurde
der Übergang von der repräsentativen zur reinen Demokratie vollzogen. Wie S. im Sonderbundskriege (1847)
in der Reihe der bundestreuen Kantone stand, so stand es auch bei den Abstimmungen von 1872 und 1874 über Revision der Bundesverfassung
mit großer Mehrheit in der Reihe der Annehmenden.
In dem Kampf zwischen dem Staate und der röm.-kath. Kirche, der 1873 mit der Absetzung und Ausweisung des
Bischofs Lachat aus S. durch die Diöcesankonferenz begonnen und 1885 durch Wiederanschluß der beteiligten Kantone an
das BistumBasel
beigelegt wurde, stand S. auf Seite dieser Kantone. (S. Schweiz.) Im April 1887 entstand ein Sturm gegen die radikale
Regierung infolge von Verlusten der Kantonalbank und Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung. Die Regierung
wurde abberufen, eine Totalrevision durchgesetzt und 23. Okt. eine neue demokratische Verfassung angenommen. Eine neue Revision
der Verfassung (umfassend: Verfassungsinitiative, Proportionalwahlsystem, Finanzreform) ist mit 8342 gegen 2777 Stimmen
angenommen worden. -
1) Inselgruppe am Eingang zur Onegabucht des WeißenMeers, zum russ. Gouvernement Archangelsk gehörig, besteht aus den
¶
mehr
41 Inseln S. (266,2 qkm, davon 17,2 qkm Seen), Ansersk (51,4), Groß- (19,1 qkm) und Klein-Muksalma, Große und Kleine Haseninsel
(Sajazkij) u. a. (s. Karte: Europäisches Rußland, Bd. 14, S. 67). –
2) Berühmtes Kloster an der Südwestküste der Insel S., von einer Mauer (1 km lang) umgeben, mit 300 Mönchen, 6 Kirchen,
großem Landbesitz und vielen Fischereien, jährlich von gegen 8000 Pilgern besucht. Es wurde 1429 gegründet und diente
im 16. und 17. Jahrh. zugleich als Festung.
[* 44] In der Nähe befindet sich seit 1881 eine zoolog.
Station.
(spr. ßalawjóff), Sergej Michajlowitsch, russ. Historiker, geb. 17. (5.) Mai 1820 in Moskau,
[* 45] studierte daselbst Geschichte, ging dann ins Ausland, wo er bei Raumer und Schlosser hörte, ward Adjunkt und 1850 ord. Professor
der russ. Geschichte an der UniversitätMoskau, welche Stellung er bis Ende der sechziger Jahre inne hatte. Er starb 16. (4.)
Okt. 1879 als Direktor der Schatzkammer im Kreml. Sein Hauptwerk ist die auf archivalischen Quellenforschungen
beruhende «Geschichte Rußlands seit den ältesten Zeiten» (russisch, Bd. 1–29, Mosk.
1851–79, fast bis zum Ende der Regierung Katharinas II. reichend). Ferner verfaßte er: «Geschichte des Falles Polens» (russisch,
Mosk. 1863),
«Die Verhältnisse Nowgorods zu den Großfürsten» (russisch, ebd. 1846),
«Die Fürsten aus
dem Hause Rurik u.s.w.» (russisch, ebd. 1847),
«Lehrbuch der russ. Geschichte» (russisch, 7. Aufl.,
ebd. 1867),
«Polit.-diplomat. Geschichte Alexanders I.» (russisch, Petersb. 1877) u. a.
Einen Abriß seiner gelehrten Thätigkeit gab Guerrier (Petersb. 1880).
Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Spalato gehörig,
von der östl. InselBrazza durch die StraßePorte di Spalato geschieden (s. Karte: Bosnien,
[* 48] Dalmatien, Istrien,
[* 49] Kroatien und Slawonien,
Bd. 3, S. 339), ist über 18 km lang, 3 km breit und hat eine
höchste Erhebung von 218 m. Die Insel ist sehr honig- und weinreich und hat (1890) 3171 E. Der Hafen Carober
ist Lloydstation.
1) Kreis
[* 50] im preuß. Reg.-Bez. Lüneburg,
[* 51] hat 901,40 qkm und (1895) 18114 E., 1 Stadt, 55 Landgemeinden und 2 Gutsbezirke. –
2) Kreisstadt im KreisS., an der Böhme und S., in der Lüneburger
[* 52] Heide, an der Linie (Stendal-)Ülzen-Bremen und der
Nebenlinie Hannover-S. (87,9 km) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 53] Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Lüneburg),
Steuer-, Katasteramtes und der Kommandantur des Truppenübungsplatzes beim nahen Munster, hat (1895) 4025 E., darunter 52 Katholiken,
Postamt zweiter Klasse, Telegraph; Schuhwaren-, Filz-, Teppich- und Faßkranenfabrikation, Handel mit Schafen, Wolle, Honig und
Holz.
[* 54]
England
(Cumberland), wird nördlich vom Kap Burrow-Head, südlich von St. Bees-Head begrenzt, mit flachem südlichem
und bergigem Nordufer. Er ist reich an Salmen und Heringen.
im Sanskrit Name einer Pflanze, deren Urheimat und Gattung noch nicht gefunden sind. Aus dem Saft des S. bereiteten
die alten Inder unter Beimischung von frisch gemolkener, warmer Milch oder von Gerste
[* 57] ein stark berauschendes
Getränk, ebenfalls S. genannt, das als den Göttern, namentlich dem Indra, wohlgefälligstes Trankopfer angesehen und auch
vom Volke getrunken wurde. Bei übermäßigem Genuß bewirkte der S. choleraähnliche Erscheinungen. Bei denIndern wie bei
den Eraniern (als Haoma) wurde S. personifiziert und zu göttlicher Würde erhoben.
Das ganze neunte Buch des Rigveda ist seiner Verherrlichung gewidmet, und wie in den Liedern an Agni spielen
auch in denen an S. priesterliche Spekulation und Mystik eine Hauptrolle, wobei zu beachten ist, daß S. im Sanskrit zugleich
auch «Mond»
[* 58] bedeutet. Der S. wuchs hoch auf den Bergen
[* 59] im westl. Indien; mit dem Weiterziehen der Inder
nach Osten wurde die Pflanze immer seltener und schließlich, wie noch heute, durch Surrogate ersetzt. –
(spr. ßŏmäng), Stadt im ArrondissementDouai, Kanton Marchiennes des franz. Depart. Nord, an den
Linien Douai-Valenciennes, Cambrai-S.-Tourcoing und Aubigny-S. (14 km) der Nordbahn sowie an der Lokalbahn
S.-Péruwelz (39 km), die durch das bedeutendste franz. Kohlenlager geht, ist Kohlenniederlage der Gegend und hat (1896) 5161,
als Gemeinde 6042 E.;
(Singular: Somali), hamitischer Volksstamm in Ostafrika im Somalland (s. d.). Der Tradition
nach gelten zwei Brüder, welche aus Arabien einwanderten, als Stammväter. Sicher ist, daß die S. semit. Ursprungs sind und
zuerst an der Südküste des Golfs von Aden
[* 61] bei Berbera sich niederließen, etwa zu Beginn der christl. Zeitrechnung. Hier
trafen sie mit den früher eingewanderten Hamiten, den Galla, zusammen. Aus der Vermischung mit ihnen
entstand das Volk der S., welches bei der Überzahl der erstern das Wesentlichste ihrer Rasseneigentümlichkeit, auch die
semit. Sprache
[* 62] verlor und deshalb als hamitischer Stamm bezeichnet werden muß. Als Rest der frühern Verschiedenheit blieb
der Nationalhaß. Die S. drängten die Galla wahrscheinlich schon im 13. Jahrh. vom Golf von Aden nach
Ogaden und von den Küsten des Indischen Oceans in das Innere und im Anfang des 19. Jahrh. bis zum Jub und in neuester Zeit bis
zum Tana zurück. Gegenwärtig schätzt man ihre Anzahl auf
¶
mehr
42 etwas über 2 Mill. Seelen. Sie zerfallen in eine große Anzahl von Stämmen, welche, unabhängig voneinander, durch kein
polit. Verhältnis geeinigt erscheinen und sich nur geographisch unterscheiden lassen als die S. der Nordküste (darunter
die Eïssa, Gadabursi und die äußerst zahlreichen Medschertin), die S. von Harrar, von Ogaden und von
der Benadirküste (darunter als die vornehmsten die Hawija). Zwischen ihnen leben als Paria (wahrscheinlich afrik. Ureinwohner)
die Jebir (Possenreißer), die Midgan (Jäger) und die Tomal (Schmiede). Die S. sind nomadisierende Viehzüchter und besitzen
Kamele,
[* 64] Strauße, Esel, Pferde und Rinder
[* 65] als Haustiere, aber keine Hühner.
[* 66] Die S. (s. Tafel: Afrikanische
Völkertypen,
[* 63]
Fig. 5) zeichnen sich aus durch tiefschwarze Hautfarbe, durch hohen, schlanken Wuchs,
feine Gliedmaßen, dichtes zottiges Haar,
[* 67] durch vorstehende Backenknochen, sanft gekrümmte Nase
[* 68] und breite Lippen.
Tätowierung mit wenigen Zeichen ist allgemein üblich. Beschneidung findet bei den Knaben und Infibulation bei den Mädchen
statt. Die Bekleidung besteht aus Hemd und Mantel (marro) aus Baumwollstoff und aus Sandalen;
[* 69] der Schmuck
aus Ohrgehängen, Korallenhalsbändern und Metallarmspangen; die Bewaffnung aus Wurf- und Stichlanzen (meist mit herzförmigem
oder lanzettförmigem Blatt,
[* 70] selten mit Widerhaken), aus einem kleinen kreisrunden Lederschild mit Buckel und einem säbelartigen
Dolchmesser.
Als Wohnung dient eine bienenkorbartige Hütte, bedeckt mit Matten und Häuten. Die Nahrung ist hauptsächlich
Milch und Fett; selten wird Fleisch gegessen; geistige Getränke kennt man nicht. Hühner, Eier, Fische,
[* 71] Wildbret und frisches
Blut werden verabscheut. Es herrscht Polygamie, aber in sehr beschränktem Maße; streng wird auf Keuschheit bei den Mädchen
und Frauen geachtet. Zum Trauerzeichen schneidet man sich die Haare
[* 72] ab und hüllt den Kopf in weiße Linnen.
Sämtliche S. bekennen sich zum Islam, halten aber keine Sklaven. Die polit. Verfassung ist eine echt patriarchalische; Blutrache
allgemein Sitte. Der Mordlust des S. fallen alle Fremden, welche stets als Feinde angesehen werden, zum Opfer. Der Wert des
Mannes wird nach der Anzahl der von ihm Erschlagenen bemessen; heiraten kann nur, wer einen Feind
getötet hat. –
Vgl. Paulitschke, Beiträge zur Ethnographie
[* 73] der S., Galla und Harari (2. Ausg., Lpz. 1888);
Landschaft in Nordostafrika, zwischen dem 11.° nördl.
Br. und 2.° südl. Br., wird begrenzt im N. vom Golf von Aden, im O. vom Indischen Ocean und im W. von den Wohngebieten der
Danakil und Galla, und zwar durch eine Linie, welche, von der Tedschurabai ausgehend, über das Kondelagebirge (östlich von
Harrar), den Erer abwärts bis zur Mündung in den Webi Schebehli, dann zum Jub (oberhalb Logh) und von
Bardera bis zum mittlern Tana verläuft (s. die polit. und physik. Karte beim ArtikelAfrika).
[* 74]
Das ganze Land stellt eine von Nordwesten nach Südosten geneigte Hochfläche (1900–2800 m) dar, welche im N. von einem
Randgebirge (Kondela 3500 m, Gan Libach 2200 m, Ankor 1130 m und Aisema) umsäumt wird. Zwischen dem
Golf von Aden und dem Gebirge zieht sich bis zum 47.° östl. L. eine schmale, niedrige Küstenebene (Goban) hin.
Die nach dem Innern abgezweigten Bergketten lösen sich bis
Ogaden (s. d.) in sanft gewellte Hügellandschaften auf.
Am Ostrand erhebt sich 60–120 m hoch eine felsige Kante, 500 km lang, welcher von Merka an längs der Benadirküste mächtige
Dünenwälle folgen.
Der steile Teil der Küste wird Barr el-Khasain genannt. Geologisch betrachtet ist S. nach Paulitschke eine vulkanische Decke,
[* 75] ein Abschub der großen vulkanischen Herde im NO.; nach den neuesten Entdeckungen von Ruspoli und Donaldson
Smith aber ein emporgehobener Meeresboden, mindestens in Bezug auf die Hochebene südlich von Ogaden. Das Wenige, was man wissenschaftlich
bis jetzt erforscht hat, läßt sich dahin zusammenfassen, daß die Küste des Golfs tertiär ist und daß die Gegenden südlich
von Berbera und bei Harrar aus rotem Lehm mit Mergel und Kalkuntergrund, daß die Steppen zwischen dem Küstengebirge
und dem Tug Fafan aus horizontal geschichteten Porphyrmassen, endlich daß die Landstriche am mittlern Webi und Jub aus Seichtwasserbildungen
eines ehemaligen Kreidemeers, überaus reich an Ammoniten,
[* 76] bestehen. Im ganzen ist das östlich gelegene Binnenland wasserlos;
nur zur Regenzeit füllen sich die vom Randgebirge ausgehenden Rinnsale mit fließendem Wasser. Dagegen
sind stets wasserreich:
1) der Webi Schebehli; er bildet sich (unter 7° nördl. Br. und 42° 20' östl. L. von Greenwich) aus der Vereinigung derErer (mit dem weit aus dem Westen zuströmenden Wabi Sidama) und des Tug Burka (beide bei Harrar entspringend),
wird von Ime (Imi) an schiffbar und mündet nahe dem Indischen Ocean in zwei Sumpfseen;
2) der Jub (s. d.). Das Klima wird im ganzen als sehr angenehm gerühmt, obwohl die Jahresmitteltemperatur gegen 28° C. betragen
soll. Am gesündesten ist das Gebirge und die Hochfläche im N. und die Gegend von Harrar; weniger zuträglich
der Küstenstrich am Golf von Aden und Süd-Ogaden. Die kühlste Zeit fällt in die Monate Januar bis Mitte März, die heißeste
in Juli, August, September und November. Die Regenzeit mit dem Nordostmonsun dauert im N. von Dezember bis Mai (im Innern
von April bis Juli); die Trockenzeit mit dem Südwestmonsun von Juni bis November (im Innern von Mitte Oktober bis Mitte
März).
Die Vegetation ist sehr dürftig, nichts als Savannen und krüppelhaftes Buschwerk; nur der Süden besitzt einigermaßen fruchtbaren
Boden. Über der Küstenflora von Tamarisken, pers. Salvadore und Schirmakazien erhebt sich eine an Trockenheit
gewöhnte Bergflora mit kandelaberartig hochwachsenden Wolfsmilchbäumen, Aloen, fleischig-massigen Passifloren und harzreichen
Balsambäumen. Bemerkenswert ist unter den Fleischgewächsen Adenium multiflorum (auch auf Sokotra heimisch), deren Milchsaft
Pfeilgift liefert.
Waldungen im eigentlichen Sinne giebt es nicht; nur Galeriewälder mit Feigenbäumen und Dattelpalmen an den Ufern der Flüsse.
Als Paradies von S. wird Ogaden gerühmt; doch ist es meistens nur Weideland, gering der Anbau von Durra,
Mais und Erbsen. Besonders charakteristisch sind die Mimosen und Prairiegräser, welche wegen ihres intensiven Geruches dem
S. seit uralten Zeiten den Ruf eines «wohlduftenden Landes» eingebracht haben, und die wertvollen Weihrauchbäume mit mächtigem,
ästigem Gefüge. Es giebt Elefanten, Nashörner, Flußpferde und Giraffen im Süden, Löwen,
[* 77] Leoparden,
Antilopen, Zebras und eine Unmenge von Affen.
[* 78] An Haustieren werden außer Kamelen, Pferden, Eseln,
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Rin-43 dern und Ziegen auch Strauße gehalten. – Die Hauptmasse der Bevölkerung bilden die Somal (s. d.); unter ihnen leben
an der KüsteAraber und im Innern Reste der ursprünglichen Bewohner, Bantuneger. Ein Zusammenleben oder gar eine Vermischung
mit den Galla findet nicht mehr statt. Die hauptsächlichsten Ortschaften sind: am Golf von AdenZeila,
Berbera (s. d.), Halule (Bandar Alula) und Lasgori mit lebhaftem Handel nach Arabien und Persien;
[* 80]
Forschungsreisen. Bei der Feindseligkeit der Somal gegen alle Fremden wurde
S. nur mühsam erforscht; erst 1891 gelang die erste Durchquerung von Süden nach Norden.
[* 81] Die bedeutendsten Entdeckungsreisenden
waren: Burton und Speke (1855), von der Decken (1865), Brenner (1867–68), Haggenmacher (1874), Révoil (1882–86), Menges
(1881–85), Paulitschke (1885), James, der erste Europäer, der 1885 Ogaden erreichte, Baudi und Candeo
(1891), Robecchi (1891), der von Mogdischu durch das Innere bis Berbera kam, Ruspoli (1891 und 1892–93), Bottego (1893), Graf
Hoyos (1893–94), Donaldson Smith (1894/95) und Fürst Demeter
[* 82] Ghika Comaneşti (1895/96).
ein nur in Italien verbreiteter geistlicher Orden,
[* 88] der sich vorzugsweise mit Unterricht
beschäftigt, gegründet 1532 von Hieronymus Emiliani (Ämilianus, gest. 1537; 1761 von Clemens
XIII. heilig gesprochen), 1540 von Paul III. und von spätern Päpsten bestätigt.
ein aus Fleisch dargestelltes Albumosenpräparat, das die Eiweißstoffe des Fleisches
in leicht löslicher Form
enthält. S. dient als diätetisches Nahrungsmittel.
[* 90]
Staate Zacatecas, in 2570 m Höhe, nahe der Grenze von Durango, am Fuße der erzberühmten
beiden Cerros von S. gelegen, gehörte mit Fresnillo und Zacatecas zu den berühmtesten Silberminenstädten
Mexikos und hat etwa 9700 E.
(spr. ßömměrßett), eine der südwestl. Grafschaften Englands, von Gloucester im N., dem Severnästuar und
Bristolkanal im NW., Devon
[* 92] im SW., Dorset im S. und Wilts im O. begrenzt, zählt (1891) auf 4248 qkm 484326
E., d.i. 114 auf 1 qkm. Die Nordküste ist im W. steil, im O., namentlich zwischen dem
Parret und Axe, von Marsch- und Moorboden eingenommen. Im O., wo Oolithenkalk, Lias und Keuper vorherrschen, erreichen die
Mendip-Hills 298 m, im W. der Exmoor-Forest im Dunkerry-Beacon 518 m. Dieses
westl. höhere Bergland zerteilt sich in mehrere Äste, Thäler und Comben oder Seitenschluchten, die hier und da bewaldet
sind.
Von den Flüssen geht der Exe südwärts in den Kanal,
[* 93] der (Lower-)Avon an der Nordostgrenze, der Axe, Brue und Parret in den
Bristolkanal. Der Dorset-Somerset-Kanal durchschneidet den Westen, der Kennet-Avon-Kanal den Osten. Die Great-Western-Railway
durchzieht die ganze Grafschaft. Das Klima ist, außer im Berglande, gemäßigt. Trotz der großen Strecken von Marsch- und Moorland
ist das Land fruchtbar, namentlich die Thalebene von Taunton. Der Feldbau erzielt Getreide, Hanf und Flachs.
Der Obstbau liefert namentlich Apfel und Birnen, woraus Cider und Perry bereitet wird. Wichtiger ist die
Viehzucht, die gutes Schlachtvieh, Butter und den Cheddarkäse liefert. In den sumpfigen Landstrichen ist die Gänsezucht sehr
ansehnlich. Dazu kommt die Ausbeutung von Kohlen-, Eisen- und Bleigruben und Fabrik- und Manufakturbetrieb in Tuchen, Seidenwaren,
Spitzen, Handschuhen, Glas,
[* 94] Papier, Eisenwaren u.s.w. Die Grafschaft sendet sieben Abgeordnete in das Parlament.
Hauptstadt ist Bath; wichtig auch Taunton, Bridgwater, Frome, Shepton-Mallet, Wells, Bedminster und Wellington.
(spr. ßömměrßett), engl. Grafen- und Herzogstitel, dessen erste Träger
[* 95] dem Hause Beaufort (s. d.) entstammten.
John Beaufort (gest. 1409) wurde von Richard II. 1396 zum Grafen von S. erhoben. Diese Würde erbten seine
drei Söhne: Henry (gest. 1419), John (gest. 1444), der zum ersten
Herzog von S. erhoben wurde, und Edmund, zweiter Herzog von S. (gest. 1455). Dieser nahm hervorragenden Anteil an den Kriegen
in Frankreich und trat hier schon in Gegensatz zu Richard von York, an dessen Stelle er 1447 die Statthalterschaft
in Frankreich erhielt.
Dafür verdrängte ihn York, der 1453 für den geistesgestörten Heinrich VI. Protektor wurde, und warf ihn sogar vorübergehend
in den Tower. Er fiel 1455 in der ersten Schlacht des Rosenkrieges (s. d.) bei St. Albans. Mit seinem jüngsten Sohn John starb
die herzogl. Linie 1471 aus, der Name S. wurde Familienname eines illegitimen Seitenzweiges (s. Beaufort).
Die heutigen Träger der Herzogswürde stammen aus dem Hause Seymour (s. d.). Edward Seymour, der Bruder von Heinrichs VIII. dritter
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