Dämpfe ausstößt. Die berühmtesten S. finden sich in
Italien,
[* 2] auf den
Antillen und auf Java. Westlich von Neapel
[* 3] liegen bei
Pozzuoli in den
Phlegräischen Feldern 27 erloschene Krater.
[* 4] Einer derselben, der seit 655 keinen
Ausbruch gehabt hat, ist
die S. von Pozzuoli, 2-3 km von dem See
Agnano und von der
Hundsgrotte (s. d.), ein ungefähr 400 m langes
und 300 m breites, fast überall von Hügeln, dem alten Kraterrande, umgebenes
Becken, eine weiße, tote, an einigen
Stellen
warme
Fläche mit einigen
Spalten, Fumaroli genannt, aus denen fortdauernd schwefelhaltige
Dämpfe aufsteigen.
Der
Boden ist stellenweise unterhöhlt, seine weißen erdigen
Massen werden für
Stuckarbeiten verwendet.
Ohne Zweifel ist diese S. ein dem Erlöschen entgegengehender
Vulkan, und man spricht jetzt von einer Solfatarenthätigkeit
der
Vulkane,
[* 5] wenn sie nicht mehr Lava, sondern nur noch Wasserdampf, Schwefelwasserstoff und schweflige Säure ausstoßen.
Die
Soufrière des 1220 m hohen Morne-Garou auf der
Insel St. Vincent in der Reihe der
Kleinen Antillen
hat 5 km im
Umfang, 150 m
Tiefe und in der Mitte einen
Kegel, dessen Gipfel mit Schwefel bedeckt ist. Die
GrandeSoufrière der
Antilleninsel Guadeloupe ist 1676 m hoch und zu den noch thätigen
Vulkanen zu rechnen.
(ital., spr. -féddscho; frz.
solfège, ein wichtiges Übungsstück für
Gesang, in welchem die
Töne nicht auf einen
Text, sondern nur
auf einzelne, der Tonerzeugung günstige
Silben oder
Vokale gesungen werden.
Teils sind die Solfeggien Intonations- und Treffübungen,
teils auch Etüden für den Vortrag aller
Arten von Passagen und
Koloraturen des Kunstgesangs. Solfeggien sind seit zwei Jahrhunderten
in großer Zahl geschrieben, und zwar überwiegend von ital.
Komponisten und Gesanglehrern. - Solfeggieren,
auch Solmisieren genannt, bedeutet ursprünglich, die
Töne nicht auf einem
Text, sondern auf den
Silben der mittelalterlichen
Solmisation (s. d.) absingen. Im weitern
Sinne bezeichnet es auch das Absingen der
Töne auf beliebigen andern
Silben, oder auf
den Buchstabennamen der
Töne oder den
Vokalen, welches letztere
Verfahren man noch insbesondere
Vokalisieren
oder Abcdieren nannte. Am besten dienen dazu die fünf
Vokale allein oder mit den verschiedenen
Konsonanten nacheinander verbunden.
Die Buchstabennamen, mit denen im
Deutschen die
Töne bezeichnet werden, sind dazu weniger günstig, weil bei vielen Kreuztönen
nur der
Vokal i (fis cis gis u. s. w.) und bei B-Tönen nur der
Vokal e (fes ges des u. s. w.) zur Anwendung
kommt. Dies veranlaßte
Graun, die sieben
Silben da me ni po
tu la be anstatt der Tonbuchstaben c
d e f g a h vorzuschlagen (Damenisation).
Jedoch ist die alte
Weise des Solmisierens allgemein gebräuchlich geblieben.
[* 6] Dorf in der ital.
Provinz Mantua,
[* 7] Distrikt
Castiglione, 12 km südlich von Desenzano am Gardasee, hat (1881) 1284 E.
und ist durch die
Schlacht vom in der die
Franzosen und Sardinier unter Napoleon III. über die
Österreicher siegten,
namhaft geworden. Die
Schlacht begann um 2½
Uhr
[* 8] früh damit, daß das 4. franz.
Armeekorps die
Vorposten
der 1. österr.
Armee in Medole angriff. Der nun folgende Kampf in der Ebene wurde von den
Österreichern wenig geschickt durchgeführt.
Sie zersplitterten ihre Kräfte; doch brach sich die Angriffskraft der
Franzosen an dem zähen
Widerstände
des 1. österr.
Armeekorps. Auch in dem Kampfe um das Höhengelände von S., das schließlich an
die
Franzosen verloren ging,
verbrauchten die
Österreicher ihre Kräfte nach und nach. Als dann das 2. franz.
Armeekorps zum Flankenangriff vorbrach, wurde
die
Schlacht entschieden, und der
Sieg des 8. österr.
Armeekorps unter
Benedek über
Teile der piemont.
Armee
war vergebens. Die Verbündeten drängten im Centrum den zurückgehenden
Österreichern heftig nach, während beide Flügel
ohne Belästigung abziehen konnten. Die
Österreicher verloren 13 100
Tote und Verwundete, 8638 Mann Vermißte, 13
Geschütze;
[* 9] die
Franzosen 11 670 Mann; die Piemontesen 5521 Mann.
(spr. ßollíssit'r), in England der
Anwalt; er besorgt die eigentlichen Anwaltsgeschäfte
im Gegensatz zu den Obliegenheiten der Advokatur, welche in den
Händen der
Barristers (s. d.) sind. Die S. beraten ihre Klienten,
verfassen
Testamente, Gesellschaftsverträge und andere Schriftsätze für dieselben und wenden sich nur in schwierigen Fällen
an einen
Barrister, der dann sein Gutachten ausstellt, die
Urkunden korrigiert oder auch ganz ausfertigt
-- alles im
Auftrage des S. Prozeßschriften werden fast immer von
Barristers ausgefertigt.
Die S. haben Audienzrecht in den County Courts (s. d.) und im High Court in Konkurssachen
(s. Court). Ebenso wie ein
Barrister unter der
Kontrolle einer der
Inns of Court (s. d.) steht, ist ein S.
der
Aufsicht der Incorporated
LawSociety unterworfen. Diese Korporation prüft die Kandidaten für die Anwaltschaft, welche
ein allgemeines und zwei jurist.
Examen zu bestehen haben und 3-5 Jahre bei einem S. als vertragsmäßige
Gehilfen (articled
clerks) gearbeitet haben müssen, ehe sie zur Ausübung ihres Berufs zugelassen werden.
Während indessen die
Inns of Court einem
Barrister seine Qualifikation entziehen können, kann die Incorporated
LawSociety nur einen dahin gehenden
Antrag beim High Court stellen. Dieser entscheidet,
ob der S. von der Liste zu entfernen
sei. Früher wurden nur die S., die im Chancery Court (s. Court) praktizierten, mit diesem
Namen bezeichnet;
in den gemeinrechtlichen Gerichtshöfen praktizierten die
Attorneys, in dem Admiralty Court, dem Divorce Court und
Probate
Court (s. Court) die Proctors (abgekürzt von Procuratores). Seit dem Inkrafttreten der Judicature
Act von 1873 heißen alle
AnwälteS. und können in allen Gerichtshöfen ihre Praxis ausüben.
L.,Goldrute, Pflanzengattung aus der Familie der
Kompositen
[* 11] (s. d.) mit gegen 80 fast sämtlich nordamerik.
Arten. Die in
Deutschland
[* 12] in Wäldern, Gebüschen häufige gemeine
Goldrute oder
Sankt
[* 13] Petersstab, S. virgaureaL., ist durch die ganze nördl. gemäßigte Zone verbreitet, eine ausdauernde
Pflanze mit 1 m hohen, rutenartigen
Stengeln,
oval-elliptischen oder lanzettlichen
Blättern und großen rispigen
Trauben gelber
Blüten. Von den zahlreichen nordamerik.
Arten¶
mehr
wird neben der einheimischen in den Gärten vorzugsweise S. canadensis K. angepflanzt, bei der die zahlreichen goldgelben
Blütentrauben zu einer mächtigen pyramidalen Rispe gesammelt sind. Die Goldruten gedeihen fast ohne alle Pflege, am besten
zwischen weitläufig gepflegtem Parkgehölz. Wegen ihres dichtbuschigen Wuchses nehmen sie sich auch auf den Rabatten sehr
gut aus. Man vermehrt sie leicht durch Teilung des Wurzelstocks.
(lat. in solidum) heißt eine Gemeinschaftlichkeit von Ansprüchen zwischen mehrern Gläubigern oder von
Verbindlichkeiten zwischen mehrern Schuldnern, wobei jeder Gläubiger das Ganze fordern kann, jeder Schuldner auf Erfordern
das Ganze zu leisten hat, aber so, daß im ersten Falle die einmalige Leistung eines Schuldners die sämtlichen
Schuldner befreit, im andern Falle die einmalige Leistung an einen Gläubiger auch den Anspruch der übrigen Gläubiger tilgt:
beides unbeschadet des Regresses gegen die Schuldner, welche nicht gezahlt haben, und gegen den Gläubiger, welcher allein
einkassiert hat.
Das neue Deutsche
[* 15] Bürgerl. Gesetzbuch nennt die Solidargläubiger Gesamtgläubiger (§. 428), die Solidarschuldner
Gesamtschuldner. Am bekanntesten ist die solidarische Verpflichtung der Mitglieder einer offenen Handelsgesellschaft und
der Genossen einer eingetragenen Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung. Über den Unterschied der solidarischen Verpflichtung
von Korrealobligation s. d. Von dieser jurist. Solidarität abgeleitet ist die politische, zu welcher
sich die Mitglieder eines Ministeriums oder einer Partei bekennen in Bezug auf Handlungen eines Kollegen oder eines Parteigenossen.
Unter der S. wirtschaftlicher Interessen versteht man die für die allgemeine Volkswohlfahrt notwendige Übereinstimmung
der einzelnen Erwerbsgruppen im Staate, in gewisser Beziehung auch das Abhängigkeitsverhältnis, in welchem
die drei vornehmsten Wirtschaftszweige: Landwirtschaft, Industrie und Handel, zu einander stehen.
eine Goldmünze, die KaiserKonstantin wahrscheinlich 312 an die Stelle der bis dahin üblichen goldenen Kaisermünze
(s. Aureus) treten ließ. (S. Goldsolidus.) Der S. hat bis zum Ende des ByzantinischenReichs bestanden
und war als Handelsmünze allgemein verbreitet. Die oström. Kaiser nahmen zwar das ausschließliche Recht der Goldprägung
für sich in Anspruch; doch wurde dies nicht überall beachtet. So beruhte das merowing. Münzsystem im Frankenreiche auf
der Goldwährung, deren Einheit der konstantinische S. war. Geprägt wurden hauptsächlich Drittelstücke
(Trientes oder
Tremisses), während der S. selbst eigentlich nur Rechnungsmünze blieb. Beseitigt wurde er durch die Münzreform Karls d. Gr.;
seitdem wurde der Schilling (s. d.) in lat. Urkunden mit S. übersetzt. Der Name erhielt sich bis in die neueste Zeit im ital.
Soldo und dem franz. Sou.
(spr. -linnjih la trapp), Dorf im Arrondissement Mortagne des franz. Depart. Orne in der
Normandie, gehörte zum Perche, liegt an der Westseite des Waldes von Perche und an der Linie (Orléans-) Mortagne-Caen der Westbahn,
hat (1896) 249, als Gemeinde 935 E., ein Kloster- Käsefabrikation nach Art von Gruyère und Vieh-, besonders
Pferdezucht.
[* 16] 4 km nordöstlich liegt am Iton (linkem Zufluß der Eure) unweit von dessen Quelle
[* 17] und nahe bei einem Teiche das
Benediktinerkloster La Trappe (oder La GrandeTrappe), zu dem 400 ha Acker-, Wiesen- und Waldland gehören, das die Mönche
(Trappisten, s. d.) selbst bebauen. Von den Baulichkeiten ist nur eine, 1892 geweihte,
roman. Kapelle bemerkenswert.
Ort in der engl. Grafschaft Warwick, an der Bahnlinie Warwick-Birmingham der Great-Western-Bahn, hat 6150,
als Zählbezirk (1891) 25521 E. (gegen 15222 im J. 1881).
1) Kreis
[* 18] im westl. Teil des russ. Gouvernements Perm, von der Kama durchschnitten, hat 29366,6 qkm, 208793
E.;
Waldindustrie, 7 Salinen und 9 Eisenwerke. - 2) Kreisstadt im KreisS., an der Ußolka, hat (1894) 4877 E., Post, Telegraph,
[* 19] 7 Kirchen, 1 Mönchskloster,
Stadtbank, 2 Salinen, die jährlich etwa 2 Mill. Pud Salz
[* 20] liefern.
Francesco, genannt l'Abbate Ciccio, neapolit. Maler, geb. zu Nocera, gest. zu Neapel,
war einer der spätesten Nachahmer des Pietro da Cortona. Er trat als Nebenbuhler des LucaGiordano auf, fertigte während
seiner langen Lebenszeit eine große Anzahl Bilder und gründete in Neapel eine viel besuchte Malerschule.
1723-28 weilte S. in Wien,
[* 21] wo er im AuftrageKarls VI. und des Prinzen Eugen von Savoyen mehrere Arbeiten ausführte. Zu nennen
sind von seinen Werken: Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel
[* 22] (im Louvre), eine Madonna und mehrere mytholog. Darstellungen
(in Dresden),
[* 23] Kreuzabnahme Christi und Raub der Orithya (im Hofmuseum zu Wien).
1) Landkreis im preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf,
[* 25] hat 293,50 qkm und (1895) 97835 (50332 männl., 47503 weibl.) E., 9 Städte
und 11 Landgemeinden. - 2) Stadtkreis, auf einer Anhöhe unfern der Wupper, an der Linie Lennep-S.-Hilden-Düsseldorf
(41,7 km) und der NebenlinieOhligs-S.-Vohwinkel der Preuß. Staatsbahnen,
[* 26] Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht
Elberfeld),
[* 27] Kataster- und Zollamtes, Bezirkskommandos, einer Handelskammer und Reichsbanknebenstelle, eines Konsuls von Paraguay
[* 28] und Konsularagenten
der Vereinigten Staaten,
[* 31] hat (1895) einschließlich der einverleibten Stadt Dorp 40 843 (20 524 männl., 20 319 weibl.)
E., darunter 9592 Katholiken und 251 Israeliten, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, zwei evang., zwei kath.
Kirchen, Synagoge, Progymnasium, Realschule, höhere Mädchenschule, Krankenhaus,
[* 32] Wasserleitung,
[* 33] Gasbeleuchtung und Schlachthof.
S. und Umgegend ist Sitz einer bedeutenden Stahl- und Eisenwarenindustrie. Es bestehen etwa 40 größere
Fabriken, darunter 10 für Herstellung blanker Waffen
[* 34] mit etwa 1500 Arbeitern. In der Scheren-, Messer- und Gabelfabrikation
werden über 3000 Arbeiter in Fabriken und 3-4000 in der Hausindustrie beschäftigt. Ferner bestehen je eine Papier-, Korsettschließen-,
Seifen- und Schmirgelfabrik, drei Zuckerhutformenfabriken, vier Branntweinbrennereien und zwei Brauereien.
Schon im Mittelalter waren die Solinger Klingen berühmt.
Ansicht, wonach nur der Einzelne existiert, die ganze übrige Welt einschließlich der übrigen
denkenden Wesen nur für seine, des Einzigen, Vorstellung gehalten würde.
Virgil, Zeichner, Maler und Kupferstecher, geb. 1514 zu Nürnberg,
[* 35] gest. daselbst In
seinen Darstellungen häufig manieriert, aber Phantasie- und lebensvoll, pflanzte er eine Zeit lang noch den Geist der Nürnberger
Kunst, wie er den Kleinmeistern eigen war, fort. Die Zahl seiner zuweilen auch nach Entwürfen anderer Künstler gefertigten
Kupferstiche und Holzschnitte beträgt gegen 700. Er stellte Scenen der biblischen und profanen Geschichte,
des täglichen Lebens und aus der Mythologie, Allegorien, Porträte,
[* 36] Jagden, Tierstücke, Wappen, Spielkarten (s. Tafel: Spielkarten,
[* 30]
Fig. 9, Bd. 17) und Ornamente,
[* 37] letztere
als Vorlagen besonders für Goldschmiede, dar. Neu herausgegeben wurde unter anderm sein Wappenbüchlein (Münch. 1882).
yRibadeneira,Antonio de, span. Dichter und Geschichtschreiber, geb. zu
Alcala (nach andern zu Plasencia), studierte in Alcala und Salamanca und schrieb mit 17 Jahren seine nicht erhaltene Komödie
«Amor y obligacion». Nach seinem 26. Jahr trat er in die Dienste
[* 38] seines Gönners, des Grafen von Oropesa,
und war dessen Sekretär
[* 39] in den Vicekönigreichen von Navarra und Valencia.
[* 40] Gunst und Verdienst verschafften ihm dann die
Stellung eines königl. Sekretärs und 1661 die Ernennung zum Beamten des Staatssekretariats und ersten Historiographen der
amerik.
Reiche. Als solcher verfaßte er die berühmte «Geschichte von Mexiko»
[* 41] (Madr. 1684 u. ö.; auch im 28. Bande der «Biblioteca des autores españoles»). Im 57. Jahre seines
Lebens faßte er den Entschluß, in den geistlichen Stand zu treten, und starb zu Madrid.
[* 42] Seine «Varias poesias»
mit einer Anzahl von Loas und Saineten erschienen zu Madrid 1692 und 1732, neun «Comedias» ebendaselbst 1681 und 1716. Die
eigentlichen Lustspiele sind unterhaltend, zeigen
ein geschicktes Talent, weltmännischen Witz und sorgfältige Glätte. Hervorzuheben
sind: «El amor al uso» und die nach Cervantes' Novelle bearbeitete «Gitanilla de Madrid» («Preciosa»).
Auch hat man von ihm noch eine Sammlung von Briefen (hg. von Mayans, Madr. 1737) und die Schrift «Consuelo
de los estados» (Medina 1576). Seine Poesien stehen im 42., einige Komödien im 23. Bande der «Bibloteca des autores españoles»
(Madrid).
die Summe der Einnahmen oder Ausgaben, deren Ein- oder Ausgang innerhalb einer bestimmten Rechnungsperiode erwartet
wird (Solleinnahme, Sollausgabe). Im Verhältnis zu solchen Wirtschaften u. s. w., deren
finanzieller Betrieb durch besondere Budgets (Etats) geregelt wird, wie beispielsweise der Staatshaushalt, bezeichnet man dieses
S. als Budgetsoll (Etatsoll), während man unter Kassensoll die Summe dessen versteht, was nach Maßgabe der geführten Kassenbücher
und der dazugehörigen Belege an Geld oder Geldeswert in einer Kasse vorhanden sein soll, mit Sollbuchung aber diejenige Art
der Buchung bezeichnet, vermöge deren Einnahmen oder Ausgaben zur Zeit ihrer Fälligkeit, ohne Rücksicht
darauf, ob ihr Ein- oder Ausgang erfolgt ist oder nicht, in den Kassenbüchern eingetragen werden. Der Gegensatz von S. ist
Ist (s. d.).
In der kaufmännischen Buchführung wird mit S. (Mehrzahl Sollen: frz. doit, Mehrzahl doivent; engl. debtor, abgekürzt
Dr.; ital. dare) im Gegensatz zu Haben (s. d.) die linke Seite einer Rechnung, eines Contos, überschrieben.
(S. auch Debet.)
an sich der Ausdruck des Gebots überhaupt; in der Ethik in engerer Bedeutung das unbedingte Gebot des Sittengesetzes.
Kant unterscheidet das kategorische vom hypothetischen S. (den kategorischen vom hypothetischen Imperativ).
Ein hypothetisches (d. h. bedingtes) S. ist dasjenige, welches bloß vorschreibt so zu handeln,
wofern man bestimmte Folgen erreichen oder vermeiden will; z. B. das Gebot, so zu handeln,
wofern man nicht Strafe gewärtigen will; kategorisch dagegen das, das nicht um der Folgen willen, sondern
schlechthin gebietet. Von solcher Art ist nach Kant einzig und allein das sittliche Gebot, daher der kategorische Imperativ
sich deckt mit dem Imperativ des Sittengesetzes oder der Pflicht (s. d.).
(vom lat. solarium, d. h. ein der Sonne
[* 47] ausgesetzter Ort), eine nicht überdeckte Fläche auf dem Dach
[* 48] eines
Hauses, auf einem Turmeu. dgl. (S. Altan.)
oder Solinger Wald, ein den Gebirgszügen der Weserterrasse angehöriges, plateauartiges Sandsteingebirge zwischen
Leine und Weser, durchzieht als südöstl. Fortsetzung des Lippeschen Berglandes, mit dem Moosberge bei Neuhaus, welcher
der Scheitelpunkt und 494 m hoch ist, die südl. Teile von Hannover
[* 50] und Braunschweig
[* 51] und wird in den Großen
und Kleinen S. geteilt. Er fällt steil westlich zum Weserthale, östlich zu den Thälern der Leine und Elme ab, ist reich
an Laubholz und liefert außer Torf und Eisen
[* 52] besonders Sandstein, die sog. Höxtersteine, die in Holzminden
(s. d.) verarbeitet werden. –
Vgl. Wanderbuch für den S., hg. vom Sollingverein (2. Aufl., Holzminden 1894).
(spr. ßollohúb), auch Sologub, Wladimir Alexandrowitsch, Graf, russ. Schriftsteller, geb. 1814 in Petersburg,
[* 53] studierte in Dorpat,
[* 54] trat in den Staatsdienst und ward 1850 dem Fürsten Woronzow bei der VerwaltungTranskaukasiens
beigegeben. Später lebte er in Dorpat, seit 1865 in Moskau
[* 55] und starb im BadeHomburg.
[* 56] Sein Hauptwerk ist der «Tarantas»
(Petersb. 1845; deutsch von Lippert, 2 Bde., Lpz. 1847), worin
die Reise eines jungen Russen durch das InnereRußlands geschildert und namentlich Kontraste zwischen der patriarchalischen
Einfalt und modernen Überbildung gegeben werden. Eine Reihe Erzählungen erschien u. d. T.
«Na son grjaduščij» («Vor
dem Schlafengehen», 2 Bde., Petersb.
1841–43); ferner zahlreiche Novellen und Skizzen in Zeitungen, davon einige deutsch in «Russisches Leben und Dichten» (Lpz.
1851). Auch schrieb S. einige Lustspiele («Bukety», «Běda ot něžnago serdca» u. a.),
«Erinnerungen an
Gogol, Puschkin und Lermontow» (deutsch, Dorpat 1883) und gab die Sammlung «Gestern
und heute» (Petersb. 1845) heraus. 1887 erschienen in Petersburg seine «Erinnerungen».
die im Mittelalter gebräuchliche Methode, den SchülernTonleitern und Intervalle beizubringen. Bei textlosen
Singübungen wurden allgemein die Silbenut re mi fa sol la gebraucht; ein solches Singen hieß solmisieren
oder solfeggieren (s. Solfeggio). Man teilte die Töne nicht ab nach Oktaven, sondern nach Systemen von sechs Tönen und benannte
diese mit dem griech. Worte Hexachord. Dem Hexachord lag die Durtonleiter zu Grunde. Jeder Grundton einer Leiter heißt ut,
der zweite Ton oder die Sekunde re u. s. w. Also in C-dur bedeutet ut re mi fa sol la soviel als c d e f
g a, in G-dur soviel als g a h c d e, in F-dur soviel als f g a b c d. Hieraus geht hervor, daß bei der S. die Namen der Töne
nicht konstant sind, wie bei unserer Buchstabenbenennung, sondern daß sie nach den Tonarten wechseln; so z. B. heißt c in
C-dur ut, in G-dur aber fa, und in F-dur sol, es hat also drei verschiedene Namen, je nachdem es Grundton oder Quarte oder Quinte
ist.
Dieser Umstand führte in der alten Musiklehre zu einem verwickelten System der wechselnden Benennung der
Töne, das Mutation genannt wurde. Die Schwierigkeiten der Mutation suchte man dem Schüler an den Gliedern der Guidonischen Hand
zu erleichtern, so genannt von Guido (s. d.) von Arezzo, dem angeblichen Erfinder der S., von dessen Schülern diese Lehren
[* 57] seit
dem 11. Jahrh. nach und nach ausgebildet wurden. Zu den sechs Silben kam man angeblich
durch einen von
Paulus Diakonus gedichteten Hymnus an den heil. Johannes, in welchem die sechs ersten Verse mit diesen Silben anfingen (Ut queant
laxis | Resonare fibris | Mira gestorum | Famuli tuorum | Solve polluti | Labii reatum | Sancte Johannes)
und zwar zu einer Melodie, die in c (ut) begann, mit jeder folgenden Zeile einen Ton höher stieg und sich dadurch als die
passendste Schulübung erwies.
Die S. ist für Gesang und Kontrapunkt bestimmt und hat für beide bleibende Bedeutung. Hinsichtlich der Benennung der Töne
mußte aber der Apparat der Mutation aufgegeben werden, als das System der Oktave an die Stelle des Hexachords trat. Man half
sich nun damit, daß (im 17. Jahrh.) als Name für die siebente Tonstufe (h und b) die Silbe si gewählt wurde, wodurch die
sieben Silbenut re mi fa sol la si für die sieben Töne der Oktave gewonnen und damit gleiche, feststehende
Namen für alle Töne hergestellt waren.
Nach diesen sieben Silben werden die Töne wie die Tonarten jetzt von allen musikalischen Nationen bezeichnet (die Italiener
sagen do statt ut des Wohlklangs und der Gleichmäßigkeit wegen); nur die Deutschen machen hiervon eine
Ausnahme, da sie aus ihrer alten Orgeltabulatur die noch einfachere, obgleich gesanglich ungünstigere Benennung nach den
Buchstaben gewählt und beibehalten haben. Zur Zeit als die Guidonische Hand außer Brauch und die damit verbundene Notenbenennung
ins Schwanken kam, tauchten verschiedene Vorschläge für ein neues Tonalphabet auf, die man unter dem
TitelBobisationen zusammenfaßt. Die größte praktische Bedeutung erlangte unter ihnen die sog.
belgische, auf Hubert Waelrant in Antwerpen
[* 58] zurückgeführte S., gemeinhin als Bocedisation bekannt. Ihre sieben Silben heißen
bo, ce, di, ga, lo, ma, ni. ^[]
Hauptort des Kreises S. (85431 E.) in der ital. ProvinzAquila degli Abruzzi, in herrlicher
Gebirgsgegend der Abruzzen, 478 m ü. d. M., Station der Eisenbahnen Castellammare Adriatico-Rom, S.-Aquila-Terni und S.-Cansano,
Sitz eines Bischofs, zählt (1881) 14171 (als Gemeinde 17601) E., in Garnison 1 BataillonBersaglieri und 1 Batterie des 18. Feldartillerieregiments,
einen Kommunalpalast (Anfang des 16. Jahrh.), den Palast Tabassi, Kirchen Sta. Maria Annunziata, Sta. Maria
della Tomba, ein Gymnasium mit Holzstatue des hier geborenen Dichters Ovid, eine Wasserleitung von 1258; Papier- und Walkmühlen,
Fabrikation von Tuch, Darmsaiten, Konfitüren, Würsten; Weinbau. – S. ist das antike Sulmo.
altes Dynastengeschlecht der Wetterau, dessen erster sicherer Stammvater Marquard, Graf zu S.,
im Hessengau 1129 erwähnt wird. Das Stammhaus S., eine verfallene Burg unweit Braunfels an dem Flüßchen Solms, wurde im 14. Jahrh.
durch Braunfels bei Wetzlar
[* 59] verdrängt. Das Haus S. hatte in Ansehung seiner im oberrhein.
Reichskreise gelegenen Stammbesitzungen Landeshoheit, Reichsunmittelbarkeit, Reichs- und Kreisstandschaft bis 1806. Die Söhne desGrafenOtto (gest. 1409), Bernhard und Johann, gründeten die Linien Solms-Braunfels und Solms-Lich.
Erstere teilte sich in drei Zweige, Braunfels (erloschen 1693), Greifenstein und Hungen (erloschen 1678), von denen der Zweig
Greifenstein, nachdem er 1693 Braunfels ererbt, dessen Linienbezeichnung annahm und 1742 in den Reichsfürstenstand erhoben
wurde. Jetziger Fürst zu Solms-Braunfels ist Fürst
¶
mehr
GeorgFriedrich, geb. der seinem VaterGeorg folgte und den wichtigsten zusammenhängenden Teil der Solmsschen
Besitzungen besitzt: unter preuß. Oberhoheit die ÄmterBraunfels und Greifenstein, unter hessischer die ÄmterHungen, Wölfersheim
und Gambach und unter württembergischer einen Teil von Limpurg-Gaildorf, zusammen 500 qkm.
Die zweite, von Johann abstammende Linie zu Lich teilte sich in zwei Hauptzweige: a. Solms-Hohensolms-Lich,
der seit 1792 dem Reichsfürstenstande angehört. Fürst Ludwig (geb. 1805, gest. 1880) wurde bekannt durch seine auf
Hallerschen Principien beruhende Schrift«Deutschland und die Repräsentativverfassung» (Gieß. 1838),
die von dem Grafen von
Solms-Wildenfels in seiner Schrift «Bemerkungen zu der Schrift: Deutschland und die Repräsentativverfassung»
(Zwickau
[* 61] 1838) scharf angegriffen wurde. Sein Nachfolger und jetziger Chef, Fürst Hermann, geb. besitzt unter preuß.
Hoheit das Amt Hohensolms und unter hessischer die Ämter Lich und Niederweisel, zusammen 220 qkm, und ist erbliches Mitglied
des preuß. Herrenhauses und der Ersten Kammer im Großherzogtum Hessen,
[* 62] d. Solms-Laubach mit den Unterlinien Solms-Sonnenwalde und Solms-Baruth.
Erstere wird jetzt durch den GrafenPeter, geb. erbliches Mitglied des preuß. Herrenhauses,
vertreten. Dessen Oheim ist GrafEberhardSolms-Sonnenwalde (s. d.). Außerdem blüht von ihr ein älterer Seitenzweig
zu Rosa, Reg.-Bez. Merseburg.
[* 63] Die Baruther Unterlinie spaltete sich in vier Zweige:
1) zu Rödelheim-Assenheim, deren Standesherr, GrafFranz, geb. erbliches Mitglied des preuß. Herrenhauses
und der Ersten Kammer im Großherzogtum Hessen ist.
2) Laubach mit dem Standesherrn GrafenFriedrich, geb. und 3) Wildenfels, dessen Standesherr, GrafFriedrich Magnus,
geb. erbliches Mitglied der Ersten Kammer des Königreichs Sachsen,
[* 64] neben der Herrschaft Wildenfels unter sächs.
Hoheit auch Besitzungen im Großherzogtum Hessen und Sachsen-Weimar hat. Einen Nebenzweig des zuletzt genannten Hauses bildete
der gräfliche, ehemals zu Sachsenfeld angesessene, mit dem GrafenArthur zu S., geb. gest.
erloschene.
4) Baruth, vertreten durch den Fürsten Friedrich, geb. erbliches Mitglied des preuß. Herrenhauses,
der in den nach dem Erstgeburtsrecht vererbenden preuß. Fürstenstand erhoben worden
ist. Die gräfl. Linie Solms-Laubach besaß früher jenseit des Rheins die Herrschaften Rohrbach, Scharfenstein und
Hirschfeld, für deren Verlust sie 1803 durch die im solmsischen Territorium gelegenen AbteienAltenburg
[* 65] und Arensberg entschädigt
wurde. -
Vgl. Graf zu Solms-Laubach, Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses S. (Frankf. a. M. 1865).
Eberhard, Graf zu, deutscher Diplomat, geb. zu Kotitz bei Bautzen,
[* 70] besuchte 1839-43 die Ritterakademie
zu Brandenburg,
[* 71] trat dann in das Regiment der Garde du Corps, wurde 1844 Offizier, 1856 der preuß.
Gesandtschaft in Dresden attachiert, 1858 Legationssekretär, Chargé d'Affaires in Wien, 1859 Chargé d'Affaires
in Dresden, dann etatsmäßiger Legationssekretär in Hannover, 1860 nach Petersburg kommandiert und 1861 erster Sekretär
bei der königl. Gesandtschaft in Wien. 1863 nach Paris
[* 72] versetzt und zum Botschaftsrat ernannt, übernahm er die
Vertretung des erkrankten BotschaftersGrafen von der Goltz und vertrat, zum Minister ernannt, 1869 den
Norddeutschen Bund in der Pariser Konferenz.
Ende Nov. 1869 übergab er die Geschäfte dem neu ernannten BotschafterBaron Werther und übernahm sie wieder in den letzten,
der Kriegserklärung von 1870 vorhergehenden Tagen. Nach Berlin
[* 73] zurückgekehrt, wurde S. zum polit. Rat der
Dritten Armee im Hauptquartier des Kronprinzen ernannt und nach Beendigung des Krieges als Chargé d'Affaires nach Brüssel
[* 74] versetzt. 1872 ging
S. als Ministerresident nach Rio
[* 75] de Janeiro, 1873 als Gesandter an den sächs., 1878 an den
span. Hof.
[* 76] Im Juni 1885 wurde S. zum Wirkl. Geheimrat ernannt. Er förderte wirksam 1883 das Zustandekommen
des deutsch-span. Handelsvertrags und die Verlängerung
[* 77] desselben 1885; auch war ihm die Schlichtung
des Konflikts zwischen Spanien
[* 78] und dem DeutschenReiche wegen der Karolineninseln im Sept. 1885 wesentlich zu danken. 1887-93
war S. deutscher Botschafter am ital. Hofe.
Dorf im BezirksamtWeißenburg
[* 79] des bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken,
an der Altmühl und der Linie München-Nürnberg der Bayr. Staatsbahnen, hat (1895) 1208 E., darunter 130 Katholiken, Post,
Telegraph, Reste einer um 879 erbauten, 1783 abgebrochenen Kirche mit der Grabstätte des heil. Sola, Schülers und Verwandten
des heil. Bonifatius, und eine 743 von Sola gegründete, 1534 säkularisierte Benediktinerabtei, jetzt im
Privatbesitz. In der Nähe von S. werden ausgezeichnete, zur Lithographie geeignete Kalksteine, die lithographischen Steine
oder Solnhofener Plattenkalke (s. Kimmeridgeformation), gewonnen, deren Ausbeutung etwa 1500 Arbeiter beschäftigt.
in der Musik eine Stelle oder ein Stück, das von einem einzigen Sänger oder Spieler
ausgeführt wird. Es bildet den Gegensatz zu Tutti; die Solostimme steht dem Chor oder den Ripienstimmen
gegenüber. Das S. kann unbegleitet oder begleitet sein; im letztern Falle haben sich die Begleitstimmen unterzuordnen. Es
kann während eines ganzen Satzes oder während einer mehrsätzigen Komposition bei demselben Instrument bleiben, wie das im
modernen Konzert für Pianoforte, Violine u. s. w. geschieht, oder es kann von einem Instrument zum andern
übergehen, wie das in Orchesterkompositionen der Fall ist. Statt der einen Solostimme kann dem Tutti ein Solistenensemble
gegenübertreten, in Chorwerken in der Regel ein Soloquartett, im Concerto grosso ein Solistentrio. In Generalbaßstimmen
kommt häufig die Bezeichnung tasto solo vor, wenn die Baßstimme nicht accordisch vervollständigt werden
soll.
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Kartenspiel, das mit der Piquetkarte von vier, drei oder fünf Personen gespielt wird und eine Nachahmung des
L’Hombre (s. d.) ist. Jeder Spieler erhält acht Karten. Vor dem Spiel werden beliebig viele Points gleichmäßig gesetzt.
Matador ist immer der Eichelober (auch der Alte oder Beste genannt): zweiter Trumpf ist Trumpfsieben, dritthöchster
der Grünober (Basta), dann folgt Trumpfas, König u. s. w. Wer Solo spielt, muß fünf Stiche machen, um zu gewinnen, hat
er nur vier, so verliert er einfach, unter vier ist er Codille und muß noch besonders bezahlen. Dem gewöhnlichen Solo geht
Trumpfsolo, diesem Solo tout (bei dem alle Stiche zu machen sind), allen diesen Trumpfsolo tout vor. Im
Solospiel zu vier können sich auch zwei vereinigen, um die fünf Stiche zu machen; dies heißt Fragespiel. Letzteres muß
aber durch den Besitzer von Beste und Basta verhindert werden, der im Besitze dieser beiden Karten «Respekt» spielen muß, das
zwischen Frage und Solo steht.
vorzugsweise aber bezeichnet man in der Rhetorik damit
Fehler in der Verbindung der Worte und unterscheidet davon als von syntaktischen Fehlern genauer die Barbarismen als Fehler im
Gebrauch einzelner Worte.
Schon die Alten leiteten S. von der Stadt Soloi (lat. Soli) in Cilicien ab, deren
Bewohner ein schlechtes Griechisch sprachen.
(spr. -lónnj), alter franz. Distrikt im Süden von Orléans,
[* 81] hatte Romorantin zur Hauptstadt, gehört hauptsächlich
zum Depart. Loir-et-Cher, Teile zu Loiret und Cher, mißt etwa 5000 qkm, ist ein einförmiger, öder, morastiger
Landstrich mit 1200 Teichen und wird von den Nebenflüssen der Loire, Cosson und Beuvron, sowie von der Grande Sauldre, die
zum Cher geht, von O. nach W. durchflossen. Die S. war früher blühend, wurde durch die Religionskriege ihrer prot. Bewohner
beraubt, so daß jetzt nicht 20 auf 1 qkm kommen. Durch Anpflanzung von Fichten in großem Maßstabe sucht
man das Land gesünder zu machen und durch Anlegung von Kanälen zu heben. Der 43 km lange Sauldrekanal führt nach La Motte-Beuvron
und der Canal de la S. (148 km lang, 10 m breit) von Briare-sur-Loire (Loiret) nach Tours.
[* 82]
Republik Guatemala,
[* 83] größtenteils dem Hochlande angehörig, hat (1893) 70039 E.,
reich bewässerten, fruchtbaren Boden und ist noch auf weite Strecken mit Urwald bedeckt.
Die Bevölkerung, meist ihre eigenen
Idiome sprechende Indianer, betreibt meist Weizenbau und Viehzucht.
[* 84]
athenischer Gesetzgeber, ein Sohn des Exekestides, nach der Überlieferung aus dem Geschlecht des sagenhaften
alten Königshauses der Kodriden, in Wirklichkeit vielleicht aus dem der Medontiden. Geboren bald nach Mitte
des 7. Jahrh. v. Chr., widmete er sich zunächst dem Handel und benutzte die in Geschäften unternommenen Reisen nach Ägypten
[* 86] und Cypern
[* 87] zugleich zu seiner geistigen Ausbildung. Politisch zeichnete sich S. zuerst durch die Anregung zur Wiedereroberung
der an Megara verlorenen InselSalamis aus.
Durch eine in Bruchstücken noch
erhaltene Elegie feuerte er seine Mitbürger dazu an; angeblich trug
er die Verse selbst in erheucheltem Wahnsinn auf dem Markt vor, da die Regierung bei Todesstrafe die Aufforderung zum Krieg um
Salamis verboten hatte. Wenig später wirkte er entscheidend bei dem sog. ersten HeiligenKrieg zum Schutz des delphischen Heiligtums
gegen Krissa mit. Dann berief ihn das Vertrauen der Bürgerschaft zum Archon für 594–593 mit der unumschränkten
Vollmacht, durch geeignete Maßregeln der allgemeinen wirtschaftlichen Not und den polit. Kämpfen im Innern zu steuern. In
umfassendster Weise führte S. seine Aufgabe glänzend durch:
1) durch eine Wirtschaftsreform, die Seisachthie, 2) eine Verfassungsreform, 3)
eine Gesetzgebung, 4) eine Münz-, Maß- und Gewichtsreform. Mit der Seisachthie, der Aufhebung der Schulden aller überschuldeten,
in Schuldhaft befindlichen oder als Sklaven verkauften Bürger, war eine Milderung der harten Schuldgesetze und eine Hebung
[* 88] des Kleinbauernstandes verbunden. Die Verfassungsreform gründete sich auf das schon vor S. übliche timokratische Princip,
das die polit.
Rechte nach den Leistungen der Bürger an den Staat regelte, und behielt die alten Steuerklassen der Pentakosiomedimnen («Fünfhundertscheffler»),
Theten («Kleinbauern, Tagelöhner, Handwerker») bei. Diese sind, wie man jetzt
weiß, nicht erst durch S. geschaffen worden. Für die ersteKlasse wurden weiter 500 Medimnen Mindestertrag,
für die zweite 300, für die dritte 200 gefordert, doch scheint S. neben dem Ertrag der Halmfrucht ergänzend den der Baumfrucht
(Öl, Wein) in Metreten zugelassen zu haben; Attika befand sich damals eben im Übergang vom Getreide- zum Gartenland. Inwieweit
das bewegliche Kapital (Industrie, Handel) bei der Klassenabschätzung herangezogen wurde, bleibt unsicher.
Ein Fortschritt in der Demokratisierung der Verfassung geschah dadurch, daß zur Teilnahme an der Volksversammlung nicht nur
die Bürger, die eine Waffenrüstung stellen konnten, wie unter Drakon, sondern alle Bürger zugelassen wurden, außerdem ein
Volksgerichtshof, die Heliäa (s. d.), geschaffen wurde. Der gleich den Steuerklassen früher auf
S. zurückgeführte Ausschuß der Volksversammlung, die Bule, bestand schon seit Drakon und wurde nur von
S. beibehalten. Als Gegengewicht blieb die sich aus den obersten Klassen rekrutierende Beamtenschaft fast durchaus aristokratisch.
Der aus den abgehenden Oberbeamten gebildete Rat vom Areopag behielt den Blutbann und die Aufsicht über den ganzen Staatsorganismus.
Die Solonischen Gesetze ersetzten durch ein den Zeitverhältnissen mehr angepaßtes Recht das alte, von
Drakon aufgezeichnete Landrecht; nur die alten Blutgesetze für Mord, Totschlag u. s. w. nahm S. unverändert auf. Die Gesetze
wurden auf hölzerne, in einen Stamm eingesetzte Tafeln(áxones) aufgezeichnet und danach citiert. Als diese unbrauchbar wurden,
ließ man die Gesetze auf vierseitige Steinpfeiler (kýrbeis) eingraben. Die Reform in Münze, Maß und
Gewicht brachte den Athenern zuerst eine eigene Münzprägung (bisher hatte man sich des äginetischen Courants bedient und
sich auch in Maß und Gewicht an Ägina angeschlossen) und zugleich den Übergang zu dem kleinern (Verhältnis zum äginetischen
wie 100:73) sog. euböischen Münzfuß. Damit wurden die Steuersätze gemildert, vor allem der Anschluß
an das große chalkidisch-korinth.
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