Soggen,
s. Salz ^[= im weitern Sinne eine große Gruppe chem. Verbindungen (s. Salze); im gewöhnlichen Sprachgebrauch ...] [* 2] (Gewinnung).
s. Salz ^[= im weitern Sinne eine große Gruppe chem. Verbindungen (s. Salze); im gewöhnlichen Sprachgebrauch ...] [* 2] (Gewinnung).
eine Klasse der Halloren (s. d.). ^[= die Arbeiter im Salzwerk zu Halle (s. d.) a. d. S. Dieselben haben eigentümliche Festlichkeiten ...]
(spr. ßoljo), Solio, deutsch Sils im Bergell, Dorf im Bezirk Maloja des schweiz. Kantons Graubünden, in 1088 m Höhe, auf einer Bergterrasse an der rechten Thalwand des Bergell, hat (1888) 338 meist evang. ital. E. und ist bekannt als Sitz der Hauptlinie des berühmten Geschlechts von Salis, deren Stammburg Castellazzo unweit S. bei Castasegna lag.
Eins der alten Herrenhäuser der Salis dient jetzt als Gasthof und Pension.
(spr.ßaunefjohr), einer der schönsten und größten norweg. Fjorde, schneidet bei 61° nördl. Br. 141 km tief ins Land hinein, streckt sich gegen O. bis in die Nähe der Jötunfjelde und wird im N. von dem Gletschergebiet des Jostedalsbrä (s. d.) begrenzt. Die Breite [* 3] beträgt 3-6 km, die Tiefe bis 1200 m. Die Umgebung ist großartig wild, besonders in den südl. und nördl. Verzweigungen, wie Nœröfjord, Fjœrland- und Lysterfjord; die steilen Felsenwände steigen bis zu 1700 m Höhe. Der S. wird von Dampfbooten befahren. (Hierzu Karte: Sognefjord.)
(spr. ßóämm), Stadt in der engl. Grafschaft Cambridge, Station der Linie Ely-Newmarket der Great-Eastern-Bahn, hat (1891) 8448 E.;
(hebr., «Glanz»),
ein kabbalistisches Buch, das, in aramäischer Sprache [* 5] abgefaßt, in der Form eines Kommentars zum Pentateuch sich über den geheimen Sinn der biblischen Erzählungen und der göttlichen Gebote verbreitet. Es wird von den Kabbalisten (s. Kabbala) als ein auf göttliche Offenbarung von dem Mischnalehrer Simon ben Jochai (2. Jahrh.) verfaßtes Werk betrachtet. Nach neuern Forschungen ist es nicht älter als das 13. Jahrh. und höchst wahrscheinlich ein Machwerk des Moses de Leon in Spanien. [* 6] Es besteht aus aneinander gereihten neuplatonischen, gnostischen und allegorischen Auslegungen, aus denen ein klarer Gedanke kaum herauszufinden ist. Trotzdem ist es gelungen, gewisse Grundzüge eines kabbalistischen Systems im S. zu entdecken. (Vgl. Karpeles, Geschichte der jüd. Litteratur, Berl. 1886.) Der Verfasser kennt die Namen der hebr. Vokale und mittelalterliche Philosopheme und zeigt an einzelnen Stellen Feindseligkeit gegen den Talmud und Hinneigung zu christl. Dogmen. -
Vgl. Tholuck, Wichtige Stellen des rabbinischen Buches S. (Berl. 1824);
Joel, Die Religionsphilosophie des S. (Lpz. 1849).
Hafenstadt im arab. Lande Oman, am Golf von Oman, 230 km nordwestlich von der Hauptstadt Maskat, hat 24000 E., eine gute Reede, Kastell, Synagoge;
Weberei, [* 7] Metallindustrie und sorgfältig angebaute Umgebung.
ungar. Zolyom, Komitat in Ungarn, [* 8] grenzt im N. an das Komitat Liptau, im O. an Gömör, im S. an Neograd und Hont, im W. an Hont, Bars und Turócz und hat 2730,17 qkm und (1890) 112 413 meist kath. slowak. E. (4529 Magyaren, 3268 Deutsche), [* 9] darunter 38 269 Evangelische und 2422 Israeliten. Das Land ist ganz von Zweigen des Ungarischen Erzgebirges (Karpaten) erfüllt und wird von der Gran [* 10] durchflossen, in die sich die Szalatna und zahlreiche Bäche ergießen. Die Produkte des Bergbaues sind Silber, Gold, [* 11] Kupfer, [* 12] Eisen, [* 13] gediegener Schwefel, Vitriol, Steinkohlen.
Die Landwirtschaft liefert Rindvieh und Schafe, [* 14] Wein, Getreide, Hanf, Flachs, Holz. [* 15] Bäder und Gesundbrunnen sind in Menge vorhanden. Haupterwerbszweige sind Bergbau, [* 16] Ackerbau und Viehzucht, [* 17] außerdem Bereitung von Leder, Tuch, Branntwein, Leinwand und Käse, der einen wichtigen Ausfuhrartikel bildet. Das Komitat umfaßt die Städte mit geordnetem Magistrat: Neusohl, Bries, Libethen und Altsohl, sowie vier Stuhlbezirke. Hauptstadt ist Neusohl (s. d.).
Dorf in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Bautzen, [* 18] nahe der böhm. Grenze, an der Spree und der Linie Bischofswerda-Reichenberg der Sächs.
Staatsbahnen, [* 19] hat (1895) 5174 E., darunter 149 Katholiken, Post, Telegraph, [* 20] evang. Kirche;
Leinen- und Baumwollweberei, Webwarenfabrik, Knopffabrik, Mahl- und Sägemühlen.
s. Fenster.
s. Sims. [* 21]
s. Schuhwarenfabrikation.
im Bergbau ein horizontaler Schnitt, nach welchem steil einfallende Lagerstätten nutzbarer Mineralien [* 22] in einzelne für den Abbau geeignete Abteilungen geteilt werden. Nach diesen Schnitten werden dann vom Schachte aus die Ausrichtungsquerschläge und nach Erreichung der Lagerstätte in diesen die Sohlenstrecken (s. d.) aufgefahren. In früherer Zeit wurden die S. häufig mit Eigennamen belegt, später wurden sie numeriert. Die oberste S. ist die Wettersohle, dann folgen die I., II. u. s. w. Tiefbausohle. Die saigern Abstände der S. richten sich einerseits nach den Kosten der Herstellung von Füllörtern, Querschlägen u. s. w., andererseits nach der Menge von nutzbaren Mineralien, die zwischen zwei S. ansteht. Über den Sohlenbau s. Bergbau.
Fischgattung, s. Schollen. ^[= # oder Plattfische (Pleuronectes), eine durch die ganz eigentümliche, unsymmetrische Form des ...]
Sohlendurchnähmaschine, Sohlenegalisiermaschine, Sohlenformpresse, s. Schuhwarenfabrikation.
(Plantigrada), in der ältern Systematik die mit der ganzen nackten Sohle auftretenden Raubtiere [* 23] (Bären und ein Teil der Angehörigen der Marderfamilie) im Gegensatz zu den Zehengängern (s. d.);
nicht bloß mit den Zehen, sondern auch noch mit den Mittelfußknochen treten die Halbsohlengänger (Semiplantigrada) auf.
Sohlenstempelmaschine, s. Schuhwarenfabrikation.
im Streichen der Lagerstätten getriebene Strecken, mit denen die Lagerstätten in horizontale Abschnitte geteilt werden.
Die S. heißen beim Kohlenbergbau Grundstrecken, am Harz Feldortstrecken, in Sachsen [* 24] Gezeugstrecken, in Österreich [* 25] Läufe.
s. Thal. ^[= # langer und verhältnismäßig schmaler Einschnitt der Erdoberfläche mit gleichsinnigem Gefälle, ...] [* 26]
s. Lederfabrikation.
im Maschinenbau ein Teil des Lagers (s. d.). ^[= der Gegensatz vom Ganzen. Juristisch bezeichnet man die gleichmäßigen T., in welche eine Sache ...]
s. Tunnel. ^[= (engl., ursprünglich "Röhre"), ein künstlich hergestellter unterirdischer Hohlraum ...] [* 27]
Rudolf, Jurist, geb. in Rostock, [* 28] studierte die Rechte daselbst, in Berlin, [* 29] Heidelberg [* 30] und München, [* 31] habilitierte sich 1860 in Göttingen, [* 32] wurde 1870 außerord. Professor daselbst, in demselben Jahre ord. Professor in Freiburg [* 33] i. Br., 1872 in Straßburg [* 34] und 1887 in Leipzig. [* 35] S. war hervorragend beteiligt an der Ausarbeitung des neuen Bürgerlichen Gesetzbuches und wirkte 1896 mit an der Gründung des Nationalsocialen Vereins. Er schrieb: «Die Lehre [* 36] vom subpignus» (Rost. 1864),
«Der Prozeß der Lex Salica» (Weim. 1867),
«Fränk. Reichs- und Gerichtsverfassung» (ebd. 1871),
«Das Recht der Eheschließung» (ebd. 1875),
«Trauung und Verlobung» (ebd. ¶
1876), «Lex Ribuaria etc.» (Hannov. 1883),
«Institutionen des röm. Rechts» (6. Aufl., Lpz. 1896),
«Kirchengeschichte im Umriß» (10. Aufl., ebd. 1896),
«Kirchenrecht» (Bd. 1, ebd. 1892),
«Die Entstehung des deutschen Städtewesens» (ebd. 1890).
Karl Ferd., Maler, geb. in Berlin, besuchte 1823 die Akademie daselbst, folgte 1826 seinem Lehrer Schadow nach Düsseldorf, [* 38] wo im folgenden Jahre sein Gemälde Rinaldo und Armida großen Beifall erregte. 1830 besuchte er mit Schadow Italien, [* 39] dann die Niederlande [* 40] und Paris. [* 41] Stoffe der Mythologie und der Dichtung zogen ihn vorzugsweise an, so: Romeo und Julie, Diana und Aktäon, [* 42] Tasso und die beiden Leonoren (städtische Galerie in Düsseldorf), Der Raub des Hylas (Nationalgalerie in Berlin), Lorelei u. a., oder romantische Sujets, wie die Lautenspielerin (1832; Nationalgalerie zu Berlin) und Donna Diana (1840; städtisches Museum zu Leipzig). Seine Art ist die der leidenschaftslosen Schilderung anmutiger Jugendschönheit, besonders weiblicher Gestalten. 1832 wurde er an die Düsseldorfer Akademie berufen, wo er an Becker und seinen Söhnen Richard (geb. und Karl (geb. tüchtige Schüler erzog. S., seit 1838 Professor, starb in Köln. [* 43]
Wilhelm, Neffe des vorigen, geb. in Berlin, studierte 1847 bei seinem Onkel in Düsseldorf, begab sich dann auf Reisen und trat zuerst mit religiösen Kompositionen an die Öffentlichkeit. Sein Christus auf dem Meere (1853; Galerie zu Düsseldorf), Der Ölberg (1855; Altarbild der Kirche zu Jauer [* 44] in Schlesien), [* 45] Genoveva (1856) zeigten ihn noch in Nachahmung des Onkels. Zum Genre übergehend, schloß er sich jedoch der koloristischen Richtung der belg. und franz. Schule an. So in der: Gewissensfrage (1864; Kunsthalle zu Karlsruhe), [* 46] Die Konsultation beim Rechtsanwalt (1866; städtisches Museum in Leipzig), Brustbild eines Kriegers aus dem 17. Jahrh. (1869; Galerie zu Dresden). [* 47] Seit 1874 wirkte S. als Lehrer an der Akademie in Düsseldorf.
des Lichts, s. Quäker.
des Padilla, s. Comuneros.
Dorf in Böhmen, [* 48] s. Soor. ^[= # (auch Sorr), Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Trautenau ...]
in Oberschlesien, Stadt im Kreis [* 49] Rybnik des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, [* 50] am Quelllauf der Ruda und an der Nebenlinie Gleiwitz-Orzesche-S. (35,2 km) der Preuß.
Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Ratibor), [* 51] hat (1895) 4362 E., darunter 230 Evangelische und 189 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, kath. und evang. Kirche, Synagoge, zwei jodhaltige Solquellen, die Paulshütte (Eisengießerei [* 52] mit Maschinenfabrik und Emaillierwerk);
Dampfmahlmühle, drei Sägewerke, drei Ziegeleien, Brauerei, Brennereien, Fisch- und Getreidehandel.
(frz., spr. ßŏa disáng), sogenannt.
(spr. ßŏannjih), Stadt in der belg. Provinz Hennegau, Station der Eisenbahnen Brüssel-Quiévrain und S.-Houdeng, hat 9245 E., Industrieschule und Zwirnfabrikation.
Die Stadt verdankt ihren Ursprung einem 650 gegründeten Kloster, an dessen Stelle die jetzige roman. St. Vincenzkirche (12. Jahrh.) erbaut wurde.
(frz., spr. ßŏareh), Abend, Abendgesellschaft, auch musikalische Abendunterhaltung.
(spr. ßŏasóng).
1) Arrondissement im franz. Depart. Aisne in der Isle-de-France, hat auf 1245,37 qkm (1896) 71 055 E., 6 Kantone und 165 Gemeinden. - 2) S., lat. Noviodunum, Augusta Suessionum, Hauptstadt des Arrondissements S., früher der Isle-de-France und von Soissonais, 90 km nordöstlich von Paris, in fruchtbarem Thale links an der schiffbaren Aisne, an den Linien Paris-Laon und Compiègne-S. (40 km) der Nordbahn sowie Reims-S. (111 km) der Ostbahn, ist Festung [* 53] zweiten Ranges, von Forts umgeben, Sitz des Kommandos der 7. Infanteriebrigade, eines Bischofs, Gerichtshofs erster Instanz, Handelsgerichts, einer Ackerbaukammer und hat (1896) 9715, als Gemeinde 12 373 E., in Garnison das 67. Infanterieregiment, Großes und Kleines Seminar, Collège, Erziehungsanstalten, ein Krankenhaus [* 54] (vom J. 1247), Promenaden am Fluß; besonders eine got. Kathedrale aus dem 12. und 13. Jahrh. (Turm [* 55] 66 m hoch) mit einem Querbau von drei Schiffen, Ruinen der Abtei St. Jean des Vignes (13. Jahrh.), von der noch das prächtige Portal und zwei Türme (70 und 75 m hoch) erhalten sind, die Abtei St. Léger (jetzt Kleines Seminar) mit einer Kirche aus dem 13. Jahrh., die Abtei Notre-Dame (Kaserne) und die roman. Kirche St. Pierre aus dem 12. Jahrh. (Gymnasium). Auf dem Großen Platz ist das Theater [* 56] und eine hübsche Fontäne aus Bronze [* 57] von Blanchard. Das Rathaus (18. Jahrh.) enthält die Bibliothek mit 59000 Bänden und 275 kostbaren Handschriften sowie das Museum; im Hofe steht das Bronzestandbild des Advokaten Paillet (gest. 1858) von Duret.
Aus der Römerzeit sind Reste eines großen Amphitheaters sowie Münzen, [* 58] Skulpturen, Mosaiken und Gefäße gefunden, die der Archäologische Verein aufbewahrt. Auf dem rechten Ufer der Aisne liegt unterhalb der Vorstadt St. Vaast das Dorf St. Médard, das früher eine berühmte Abtei mit 7 Kirchen hatte, wohin 1530 gegen 300000 Pilger kamen; auf dem Platze ist ein Taubstummeninstitut. S. hat Strumpfwirkerei, Ölmühlen, Lohgerberei und bedeutenden Handel mit Getreide, Mehl [* 59] und feinen beliebten Bohnen, besonders nach Paris. - S., schon zu Cäsars Zeit als Hauptstadt der Suessonen mächtig, erhielt später ein röm. Palatium.
Hier schlug Chlodwig I. 486 den röm. Feldherrn Syagrius; bei der Erbteilung 511 wurde S. Hauptstadt von Neustrien und somit die Wiege der franz. Monarchie; 576 besiegte Chilperich I. die Austrasier, Karl Martell 719 den Herzog von Aquitanien, 744 tagte hier eine wichtige Synode und 751 wurde Pippin zum König erhoben. S. wurde 884 von den Normannen erobert und hatte danach noch viele Belagerungen und Besitzwechsel zu erleiden. Ferner besiegte hier Hugo der Große von Francien im Juni 923 Karl (III.) den Einfältigen und hielt Philipp II. August 1213 einen Reichstag ab. Am wurde S. von Bülow und Wintzingerode genommen, aber schon 5. März von Marmont und Mortier zurückerobert. Am mußte es sich den Preußen [* 60] und nach viertägiger Beschießung der deutschen Maasarmee ergeben. -
Vgl. Gärtner, Die Belagerung von S. im Sept. und Okt. 1870 (Beiheft 5 u. 6 zum «Militär-Wochenblatt», Berl. 1874).
(spr. ßŏasóng), Graf von, nannte sich Raoul Herr von Cœuvres, der 1239 die Königin-Witwe Alix von Cypern [* 61] heiratete, aber schon 1241 Palästina [* 62] und seine Gemahlin verließ. Im 16. Jahrh. nahm Charles von Bourbon (geb. 1567, gest. 1612), der Sohn des Prinzen Ludwig I. von Condé (s. d.), den Titel Graf von S. ¶
27 an. Dessen Sohn Louis von Bourbon, Graf von S., geb. 1604, unterstützte Maria von Medici gegen ihren Sohn, Ludwig XIII., wandte sich aber bald wieder dem König zu. Mit Richelieu verfeindet und an der Verschwörung von 1626 beteiligt, floh er nach Italien, wurde aber vom König zurückgerufen, diente nun bei der Belagerung von La Rochelle und kaufte 1630 die Grafschaft S. vom Prinzen von Condé. Im Feldzuge von 1636 gegen Spanien befehligte er erfolglos ein kleines Korps an der Aisne und Oise. In demselben Jahre verband er sich mit dem Herzog Gaston von Orléans zur Ermordung Richelieus.
Als der Anschlag durch des Herzogs Zaghaftigkeit vereitelt war, floh S. nach Sedan, [* 64] wo ihm der Herzog von Bouillon Aufenthalt gewährte. Hier vereinigte er sich schließlich 1641 mit Bouillon und dem Herzog von Guise zum förmlichen Kriege gegen den Minister. Spanien sagte ihnen Hilfe aus den Niederlanden zu, und bei Sedan schlugen sie (6. Juli) die königl. Truppen; S. wurde jedoch im Gefecht erschossen. – Besitz und Titel gingen über auf den zweiten Sohn seiner Schwester Marie, den Prinzen Eugène Maurice von Savoyen-Carignan, Grafen von S. Dieser, 1635 zu Chambéry geboren, trat in franz. Kriegsdienste und heiratete 1657 Olympia Mancini (s. d.), die Nichte Mazarins. Er diente in den Kriegen Ludwigs XIV. und starb 1673 bei der Armee in Westfalen, [* 65] angeblich an Gift. Sein jüngerer Sohn war der Prinz Eugen (s. d.). Die Linie Savoyen-Soissons erlosch 1734 mit seinem Enkel Eugène Jean François.
eine aus den Samen [* 66] der Sojabohne (s. Bohne) bereitete braune, dickliche, angenehm salzig schmeckende, sehr pikante Sauce, die in Japan [* 67] Shoin genannt und als Hauptwürze der Speise benutzt wird.
Man bringt sie in hermetisch verschlossenen Gläsern auch nach Europa. [* 68]
Sojonen (Sajanen), im östl. Altai und im nördlichsten Teile des Tannu-ola lebender türk. Volksstamm, der sich selbst Tubavolk nennt, wahrscheinlich aus Überresten der Uiguren, der früher fälschlich Hakas genannten Kirgisen, Samojeden und Jenisseiern entstanden.
Administrativ gehören sie zu den südlich wohnenden Mongolen, die sie wie auch die Altaier Uranchai nennen.
Ein großer Teil der S. ist schon ganz zu Mongolen geworden.
1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 1334,75 qkm und (1890) 90025 (44224 männl., 45801 weibl.) meist ruthen. E. in 99 Gemeinden mit 232 Ortschaften und 91 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke Bełź und S. –
2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (960,70 qkm, 61948 E.), am Bug und an der Linie Jaroslau-S. (150 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) als Gemeinde 8007 meist poln. E., darunter 3272 Israeliten; altes Schloß, Bernhardinerkloster mit Wallfahrtskirche; Leinweberei, Dampfmühle und Landwirtschaft. – In der Nähe von S. wurden 1519 die Polen von den Tataren geschlagen.
Hauptstadt der Oase Dschofra (s. d.). ^[= Oase in der Sahara, nördlich von Fessan, zu dem es politisch gehört, 2000 qkm groß, von denen ...]
(slaw.), der Falke, übertragen (besonders bei den Serben und Montenegrinern) auch soviel wie rüstiger, wackerer Mann, Held. S. ist häufig auch der Name slaw. Turnvereine, besonders in Böhmen und Mähren, in neuerer Zeit auch bei den Polen.
(spr. ßokoloff).
1) Kreis im nördl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Sjedlez, im N. und W. begrenzt vom Bug, hat 1291,1 qkm, 61 941 E.;
Ackerbau, Zuckerfabriken, Branntweinbrennerei, Ölmühlen. –
2) S., poln. Sokołów, Kreisstadt im Kreis S., an der Zetynja (zum Bug) und an der Eisenbahn Sjedlez-Malkin, hat (1892) 7824 E., Post, Telegraph, 2 kath., 1 russ. Kirche, Synagoge;
Schuhmacherei und Kürschnerei, 1 Zuckerfabrik (800000 Rubel Produktion).
(Sackatu), Fulbereich im mittlern Sudan in Nordwestafrika, größter der Haussastaaten (s. d.), zwischen dem Niger, Binue und dem Reiche Bornu gelegen (s. Karte: Guinea, Bd. 8), schloß 1885 und 1890 Verträge mit der engl. Nigercompagnie (s. d.) ab, wodurch dieser das Handelsmonopol an beiden Ufern des Niger eingeräumt wurde, und gehört seit dem engl.-franz. Abkommen vom zur engl. Interessensphäre. Unmittelbar unter dem Sultan stehen die Provinzen Katsena, Kano, Gbari und Saria (s. d.). Mehr oder weniger straff ist das Abhängigkeitsverhältnis bei Gando, Kalam, Bautschi, Muri, Adamaua und Kororofa.
Den Grundstock der Bevölkerung [* 69] bilden die Haussa, die herrschende Klasse die Fulbe; außerdem wohnen in zerstreuten Gruppen: Mandingo, Tuareg, Kanuri und Araber. Als vorzügliche Lederarbeiter, Tuchmacher und Waffenschmiede werden die Sisilbe (Mandingo) genannt. Früher war die Stadt S. am Gülbin-Sokoto, mit 120000 E., ein von arab. Karawanen viel besuchter Handelsplatz; jetzt ist sie vereinsamt und zählt nur mehr 8000 E. Gegenwärtig ist Wurno die Residenz mit 15000 E. und Kano das Centrum für den Handelsverkehr der Haussastaaten. Der Franzose Monteil ist der letzte Europäer, welcher S. bereiste (1891).
Insel an der Küste Ostafrikas, 130 km lang, 90 km breit, von 3579 qkm Fläche, 237 km vom Kap Guardafui (s. Politische Übersichtskarte von Afrika, [* 70] Bd. 1), ist im Innern mit im Dschebel Hagier bis 1419 m hoch ansteigenden Granit-, Porphyr- und Dioritbergen und 210–580 m hohen Kalksteinplateaus bedeckt, während die Küste aus einem flachen Strande besteht. Die tiefen Thaleinschnitte haben Quellen und fließende Bäche und enthalten auf humusreichem Boden kräftigen Pflanzenwuchs.
Die Pflanzenwelt ist der des abessin. Hochlandes ähnlich, besitzt aber in den immergrünen Gebüschen Tropenformen, welche durch ihre Schutzeinrichtungen gegen Verdunstung merkwürdig sind. Als zahllose weiße Säulen, [* 71] hervorragend aus dem tiefen Moosgrün der buschbedeckten Bergabhänge, ragen Gurkenbäume (Dendrosicyos) hervor. Das westl. Drittel ist wie die benachbarten Festlandsküsten mit trocknen Sandebenen erfüllt und mit Wüstenvegetation besetzt.
Auf den Bergen [* 72] über 1000 m Höhe wachsen Drachenbäume auf prairieartigen Grasflächen, wilde Orangen und Granatäpfel. Die wichtigsten Produkte des Handels sind Butter, Zibeth, das sehr geschätzte bittere Harz aus dem Safte der Aloë Perryi Bak. und Drachenblut (dam-el achawên im Arabischen). Die Insel hat etwa 200 Kamele, [* 73] 1600 Rinder, [* 74] zahlreiche Schafe und noch mehr Ziegen; die größten wilden Tiere sind der Wildesel und die Zibethkatze. Die mohammed. Bevölkerung von etwa 10000 Köpfen ist an der Küste ein Gemisch von Arabern, Somal, Indern und andern Fremden, mit arab. Sprache. Im Innern findet sich noch Urbevölkerung von kräftigerm physischem Charakter, die einen Dialekt des Ehkili oder Mehri (südarab. Sprache der Mahra) spricht. ¶
Die Küstenbevölkerung, vorzüglich auf der Nordseite, unterhält wenig Bodenkultur, aber Handel mit Maskat und Sansibar [* 76] und verproviantiert Ostindienfahrer und Walfischfänger. Tamarida, an der Nordküste, der Hauptort mit 100 E., Residenz des Sultans von S., hat die beste Reede. - Schon im Altertum war S. (Dioscorida) wegen seiner Lage am Eingang des Roten Meers Handelsstation. Seit 1507 gehörte die Insel den Portugiesen, dann dem Imam von Maskat, hierauf dem Sultan von Keschin; 1835 erwarben sie die Engländer und benutzten sie zur Kohlenniederlage, gaben sie wegen des fiebererzeugenden Klimas auf, besetzten sie jedoch 1878 wieder und erklärten sie 1886 für ihren Besitz. -
Vgl. Schweinfurth, Das Volk von S. (in «Unserer Zeit», 1883).
griech. Philosoph, geb. 470 v. Chr. zu Athen, [* 77] Sohn des Bildhauers Sophroniskus und der Hebamme Phänarete, war anfangs selbst Bildhauer, erkannte aber dann als seinen wahren Beruf die Philosophie, der er mit vollem Glauben an sich selbst seine ganze Zeit widmete. Spätere geben ihm den Anaxagoreer Archelaus zum Lehrer, er selbst nennt, halb scherzend, den Sophisten Prodikus seinen Meister. Die Schriften der ältern Philosophen kannte er gründlich, doch schlug er eigene Wege ein.
Nach der Darstellung des Plato und Xenophon lebte er ohne Geschäft, arm und bedürfnislos, auch vom Staatsleben sich möglichst fern haltend; er suchte den Handwerker in der Werkstatt, den jungen Vornehmen auf den Übungsplätzen auf, war auf allen Gassen zu finden, unersättlich die Leute, Städter und Fremde, ins Gespräch zu ziehen, sie, falls sie irgendein Wissen zu besitzen glaubten, zu prüfen, zur Rechenschaft zu nötigen, zur Selbsterkenntnis zu zwingen. Er hat seine Vaterstadt nicht verlassen, außer einmal zu den Isthmischen Spielen und dreimal im Kriegsdienst; in den Kämpfen bei Potidäa 432, Delium 424 und Amphipolis 422 zeichnete er sich durch persönliche Tapferkeit aus. An öffentlichen Angelegenheiten beteiligte er sich zweimal pflichtmäßig, beidemal trat er ungerechten Forderungen, einmal des Demos, das andere Mal der Oligarchen unerschrocken entgegen. In S. vereinigt sich eine in der Griechenwelt vielleicht einzige Ursprünglichkeit und Tiefe des Innenlebens mit einer höchst hervorstechenden Sonderbarkeit der äußern Erscheinung und Umgangsweise; er zeigt eine wunderbare Gabe der Unterredung, große Fähigkeit, Gedanken im andern zu erzeugen, ihn auf sich selbst, auf seine eigene Innenwelt hinzulenken, alles in der ironischen Maske dessen, der vom andern lernen will und bei diesem die «Weisheit», die ihm selber mangle, voraussetzt.
Dies alles machte ihn den Besten seiner Zeit anziehend, der Menge verhaßt. Verdacht wurde ihm auch der Anhang, den er bei der vornehmen Jugend, bei Männern wie Kritias und Alcibiades fand, mehr noch die freie Kritik der athenischen Demokratie, vollends die Unabhängigkeit seiner religiösen Anschauungen. Man fühlte instinktiv, daß die geistige Wiedergeburt, auf die er, ein echter philos. Reformator, hinarbeitete, das Bestehende in seiner Wurzel [* 78] angriff, und fühlte sich, der ungeheuren Macht seiner Persönlichkeit gegenüber, gewissermaßen im Stande der Notwehr.
Der Komiker Aristophanes hatte sich in den «Wolken» (423) seiner charakteristischen Maske bedient zu einem sehr ernst gemeinten Angriff auf unsittliche Sophisten und freigeisterische Naturforscher; das hing ihm nach, obgleich er mit beiden nichts gemein hatte. Zur Katastrophe aber führte erst die demokratische Reaktion nach dem Sturze der Oligarchie der Dreißigmänner. Die Anklage, die ein Dichter Meletus, ein Volksredner Lykon und ein Gerber und Staatsmann Anytus 399 einreichten, lautete, daß S. an die Götter, die der Stadt gelten, nicht glaube, andere neue Gottheiten einführe und die Jugend verderbe.
Der erste Klagepunkt bezog sich darauf, daß S. sich ein «Dämonium» zuschrieb, d. h. eine ihm allein zu teil werdende göttliche Warnstimme; der Vorwurf, daß er die Jugend verderbe, zielte auf seinen Einfluß bei den vornehmen Jünglingen. Man hatte wahrscheinlich nur die Absicht, den S. gründlich zu demütigen und zum Schweigen zu bringen. Der Spruch, der auf schuldig lautete, erfolgte nur mit geringer Stimmenmehrheit, und noch stand es ihm selbst frei, eine milde Strafe zu beantragen; er durfte die Verbannung wählen, ja man hätte ihn wohl gegen eine bloße Geldbuße freigegeben unter der einzigen Bedingung des Schweigens.
Allein mit ungebrochenem Stolz erklärte er, von dem durch Gott ihm auferlegten Beruf nicht lassen zu können und den Tod auch der Verbannung vorzuziehen. So erfolgte die Verurteilung zum Tode. Noch 30 Tage durfte er in ungestörtem Verkehr mit den Freunden im Kerker leben, bis das Festschiff von Delos (während dessen Abwesenheit kein Urteil vollstreckt werden durfte) zurückkam; es wäre ein Leichtes gewesen, ihn sicher über die Grenze zu schaffen, er wies den ungesetzlichen Vorschlag der Freunde mit Entrüstung zurück und nahm den Giftbecher.
Als den Inbegriff seiner «Weisheit» erklärt S. selbst in Platos «Apologie des S.», die wohl als die am meisten authentische Urkunde seiner Philosophie gelten kann, sein Wissen, daß er nichts wisse. Diese Selbstbesinnung ist ihm die wahre menschliche Weisheit, im Unterschied von der übermenschlichen, die die Weisen vor ihm erreicht zu haben wähnten. Die Sokratische Philosophie besteht daher wesentlich in dem kritischen Verfahren, der Prüfung alles vermeinten Wissens auf seine Zulänglichkeit.
Solche Prüfung setzt ein Bewußtsein davon voraus, was zum wahren Wissen gehört; dieses Bewußtsein spricht sich aus in den beiden Sokratischen Verfahrungsweisen der Induktion [* 79] und der Begriffsbestimmung. Wahres Wissen ist ein solches, das auf dem sichern Begriff der Sache beruht, der Prüfstein des wahren Begriffs aber ist die allseitige Bewährung durch das induktive Verfahren. Vorzüglich wandte S. seine Methode an auf das sittliche Wissen, während er auf Naturerklärung verzichtete.
Tugend ist Wissen; den rechten Begriff vom Guten, Gerechten u. s. w. haben und gut, gerecht u. s. w. sein ist Eins. Über die rechte Erkenntnis hat keine andere Macht in uns Gewalt, weder Lust noch Unlust, weder Begierde noch Furcht; niemand thut bewußt Unrecht, sondern nur aus mangelnder Erkenntnis. Besinnung, Erkenntnis ist die eigentümliche Kraft [* 80] der Seele, auf die Seele kommt für den Menschen alles an, alles Seelische aber auf Besinnung (phronêsis), wofern es zum Guten ausschlagen soll. Das Gute ist Eins mit dem Nützlichen, worunter S. nicht das versteht, was zu einem andern Zweck nützt, sondern wozu alles nützt, was wahrhaft nützt. Am Leben und seinen Gütern liegt nichts, sondern daran allein, daß man recht thue. S. weiß nicht, ob der Tod ein Übel, daß aber unrecht thun ein Übel und Schade, ist, ein weit größeres als unrecht ¶
leiden, das weiß er. Den bestimmten Inhalt der sittlichen Pflichten wußte S. nicht abzuleiten; er scheint ihn positiven Instanzen zu entnehmen, wenigstens betont er aufs stärkste den Gehorsam gegen den Staat und sein Gesetz, wiewohl er von den irdischen Richtern und Gesetzen an die im Hades, d. i. an das ewige Gericht des Sittengesetzes appelliert und erklärt, Gott mehr als den Menschen zu gehorchen. Das irdisch Gesetzliche ist ihm nicht ohne weiteres das Gerechte, aber es ist ihm geheiligt durch das ewige Sittengesetz, dessen Vertreter es sein will und, soweit es unter irdischen Bedingungen möglich ist, auch wirklich ist.
Analog ist seine Stellung zur Religion. Die Hoffnung der Unsterblichkeit soll nicht die Voraussetzung der sittlichen Überzeugung bilden; S. erklärt nicht zu wissen, was uns nach dem Tode erwartet; daß aber Rechtthun schlechthin gut, Unrechtthun übel für uns ist, das weiß er. Doch hegt er, eben auf Grund seiner sittlichen Überzeugung, die Hoffnung auf ein Jenseits. Von der Gottheit ist er überzeugt, daß, was sie über uns beschließt, schlechthin gut sein muß; daß dem Gerechten niemand etwas anhaben kann, da Gott ihn nicht verläßt; daß, wer auf das Gute baut, nicht betrogen ist, und geschehe ihm hier das Äußerste. In solchem Sinne erklärt er: ich glaube an Götter wie keiner meiner Ankläger. Der Vertreter jener höhern Richter und Gebieter ist ihm jene warnende Stimme, sein Dämonium. Der teleologische Monotheïsmus, den Xenophon ihm beilegt, ist wahrscheinlich nicht sokratisch, sondern dem Antisthenes (s. d.) entlehnt, von dem er auf die Stoiker überging.
S. hat keine Schriften hinterlassen, wohl aber eine Reihe bedeutender Schüler, die ihrerseits philos. Schulen von sehr verschiedenen Tendenzen gründeten. (S. Sokratiker.) Am tiefsten hat zweifellos Plato ihn begriffen, der in einigen seiner Schriften, welche die Sokratische Gesprächsmanier nachahmen, fast reiner Sokratiker ist, in nahezu allen aber das Beste, was er mitzuteilen weiß, dem S. in den Mund legt. Aber auch andere Sokratiker verfaßten «Sokratische Gespräche», wobei auch sie sich die Freiheit nahmen, dem S. ihre eigenen Ansichten unterzuschieben. Erhalten sind uns davon die «Sokratischen Denkwürdigkeiten» des Xenophon.
Vgl. Schleiermacher, über den Wert des S. als Philosophen (in den «Gesammelten Werken», Abteil. III, Bd. 2, Berl. 1838);
Brandis, Grundlinien der Lehren [* 82] des S. (im «Rhein. Museum», I, 1827);
Ribbing, Über das Verhältnis zwischen den Xenophontischen und Platonischen Berichten über die Persönlichkeit und die Lehre des S. (Upsala [* 83] 1870);
Grote, History of Greece, deutsch von Meißner, Bd. 4 (2. Aufl., Hamb. 1883);
Zeller, Philosophie der Griechen, Tl. 2, 1. Abteil. (4. Aufl., Lpz. 1889);
Joël, Der echte und der Xenophontische S. (Bd. 1, Berl. 1893);
Klett, S. nach Xenophontischen Memorabilien (Cannstadt, Programm 1893);
Döring, Die Lehre des S. als sociales Reformsystem (Münch. 1895);
die Schüler des Sokrates (s. d.), insbesondere diejenigen, welche nach seinem Tode selbständig als Philosophen auftraten und in eigenen Schulen ihre Lehre fortpflanzten.
Der größte der S. war Plato, neben ihm wirkte in Athen Antisthenes, im nahen Megara Euklides, in Elis Phädo, in Kyrene Aristipp. (S. auch Äschines und Xenophon.) -
Vgl. Zeller, Philosophie der Griechen, Tl. 2, 1. Abteil. (4. Aufl., Lpz. 1889).
Methode, s. Katechetik ^[= (grch.), die Lehre von der Kunst des Unterrichtens durch Frage und Antwort. Ursprünglich bezieht ...] und Frage.
Sold'or, franz. Geldgröße, s. Sou. S. heißt auch die peruan. Geldeinheit = 5 Franken. (S. die Tabelle: Münzen und Münzsysteme, beim Artikel Münze.)
in der Musik, s. Solmisation. ^[= die im Mittelalter gebräuchliche Methode, den Schülern Tonleitern und Intervalle beizubringen. ...]
röm. Sonnengott, der mit dem Beinamen Indiges einen Tempel [* 84] auf dem Quirinal hatte.
Später wurden eine Menge orient.
Gottheiten (Mithras, Baal u. a.) unter diesem Namen in Rom [* 85] verehrt.
hinter lat. naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Daniel Solander, Schüler Linnés, schwed. Naturforscher und Reisender, geb. 1736 in Norrland, Unterbibliothekar am Britischen Museum, gest. 1782 in London. [* 86]
miseris socios habuisse malorum (lat., «ein Trost für Unglückliche ist es, Genossen im Unglück zu haben»),
ein Hexameter, der nach den Schlußworten der Äsopischen Fabel «Die Hasen und die Frösche» [* 87] gebildet ist.
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Tubifloren (s. d.) mit gegen 1200 besonders im tropischen und subtropischen Amerika [* 88] einheimischen Arten; in der Alten Welt findet sich nur eine geringe Zahl. Es sind meist kraut- oder strauchartige Gewächse, seltener Bäume mit wechselständigen, verschieden geformten Blättern, meist glocken-, trichter- oder radförmig gestalteter Blumenkrone, fünf Staubgefäßen und einem oberständigen, zweifächerigen Fruchtknoten mit fadenförmigem Griffel. Die Frucht ist bei einigen Beere, bei andern zweifächerige Kapsel und enthält meist zahlreiche Samen. Die Familie umfaßt viele Pflanzen, die teils als offizinelle, teils als Industrie-, Gewürz- oder Giftpflanzen [* 89] u. s. w. von Wichtigkeit sind, so Kartoffel, Tabak, [* 90] die Stammpflanze des span. Pfeffers (Capsicum), Tollkirsche, Bilsenkraut, Stechapfel u. s. w.
ein giftiges Alkaloid von der Zusammensetzung C43H69NO16, das sich besonders in den Kartoffelkeimen, weniger in den Knollen, [* 91] und in andern Arten der Gattung Solanum vorfindet.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Solanaceen (s. d.) mit gegen 900 meist tropisch-amerik. Arten, darunter eine Menge strauch- und baumartige Species, viele mit dornigen Blättern und Zweigen. Die Blüten stehen in gestielten, seitenständigen, dichotomen, halbkugeligen oder schirmförmigen Trugdolden und sind aus einem fünf- oder zehnlappigen Kelch, einer radförmigen, fünflappigen Blumenkrone, fünf Staubgefäßen mit aneinander hängenden, einen Kegel bildenden Staubbeuteln und einem Stempel mit fadenförmigem Griffel zusammengesetzt.
Die Frucht ist eine zwei-, selten drei- bis vierfächerige vielsamige Beere. Die europ. Solanumarten sind ausdauernde oder ein- bis zweijährige Kräuter; nur das an Fluß- und Teichufern häufig vorkommende S. dulcamara L., Bittersüß, Mäuseholz, Hundskraut, Stinkteufel, Alpranke (Alfrank), Teufelszwirn, spielt häufig die Rolle eines Strauchs, indem seine kletternden Stengel [* 92] verholzen und mit der Zeit zollstarke Stämmchen bilden. Beim Zerbrechen geben dieselben einen widrigen Geruch von sich. Sie schmecken beim Kauen erst bitter, dann süß, und waren als Stipites Dulcamarae offizinell. Diese Art hat eilanzettförmige Blätter, violette Blumen und längliche, glänzend-scharlachrote giftige Beeren. ¶
Bekannte Giftpflanzen sind S. nigrum L. (mit schwarzen Beeren), S. miniatum Bernh. (mit hellroten Beeren), S. villosum Lam. (mit wachsgelben Beeren), zweijährige Kräuter mit buchtig gezähnten Blättern und weißen Blüten, Unkräuter und Schuttpflanzen, Nachtschatten oder Tollkraut genannt. Von amerik. Arten ist die wichtigste die Kartoffelpflanze, S. tuberosum L. (S. Kartoffel). Als Orangen von Quito bezeichnet man die pomeranzenähnlichen Früchte der in Südamerika [* 94] wachsenden S. quitoense Lam., sie werden als Obst gegessen.
Auf den Fidschi-Inseln werden die Früchte von S. anthropophagorum Seem., die sog. Kannibalentomaten, zur Bereitung einer Sauce verwendet, die bei Menschenopfern gegessen wird. Die in Südeuropa häufig angebaute Eierpflanze, S. esculentum Duwal (S. melongena L.), die wahrscheinlich aus Nordafrika (nicht aus Amerika) stammt, hat große, einem Ei [* 95] ähnliche weiße eßbare Beeren, die in Südeuropa als Gemüse, Salat u. dgl. gegessen werden. Infolge der langjährigen Kultur sind zahlreiche Varietäten bekannt. - S lycopersicum, s. Liebesapfel.
ein der afrik.
Küste zwischen Kap Lopez und Kap Negro eigentümlicher Küstenwind.
In der Nacht weht er aus SO. und dreht sich am Tage nach SW. bis WSW.
Bezeichnung für die Gesamtheit derjenigen Untersuchungen, welche sich mit der Ermittelung der chem. Bestandteile der Sonne auf spektroskopischem Wege beschäftigen.
Christoforo, genannt il Gobbo, ital. Bildhauer und Architekt, gest. 1540, war mit mehrern andern Bildhauern an der Ausstattung der Façade der Certosa bei Pavia beteiligt, leitete auch eine Zeit lang den Bau des Doms zu Mailand. [* 97]
s. Sonnenmaschine. ^[= oder eine mechan. Vorrichtung zur Benutzung der Sonnenwärme als Triebkraft, ...]
s. Präcession. [* 98]
deutsches Petroleum, ein Mineralöl (s. d.), das bei der Destillation [* 99] von Teer aus Braunkohle, Torf, Blätterschiefer, Bogheadkohle u. dgl. neben Paraffin [* 100] (s. d.) und Photogen oder Hydrocarbür (s. d.) gewonnen wird. Es unterscheidet sich von dem leichtern und dünnflüssigem Photogen durch seine dickere Konsistenz, die der des Rüböls wenig nachgiebt. Sein spec. Gewicht ist 0,825 bis 0,830. Sein Siedepunkt liegt zwischen 160 und 196° C. Man benutzt es hauptsächlich neben dem pennsylvan. Petroleum zur Beleuchtung, [* 101] bei größerm Paraffingehalt auch zur Schmiere von Maschinenteilen (z. B. der Spindeln an Spinnmaschinen). [* 102] Im Deutschen Reiche stellt man jährlich 350000 Ctr. S. dar.
der feste Anteil des Schweineschmalzes, der durch teilweises Erstarren und Abpressen des flüssigen zu gewinnen ist.
Das S. dient zur Kerzenfabrikation. [* 103]
Sonnenstern, s. Seesterne. [* 104]
ein Wechsel, welcher nur in einem Originalexemplar ausgestellt ist.
Als solcher gilt jeder Wechsel, der nicht im Kontext ausdrücklich als Prima, Sekunda, Tertia u. s. w. bezeichnet ist und damit zu erkennen giebt, daß er in mehrern gleichlautenden Exemplaren existiert. (S. Wechselduplikat.) Da der eigene Wechsel nur in einem Exemplar ausgestellt werden darf, wird mit S. vorzugsweise der eigene Wechsel bezeichnet.
die Bäder, die in den natürlichen Kochsalz-(oder Sol-) Quellen genommen werden. Ihre reizende und belebende Einwirkung auf die Haut [* 105] und namentlich auf das Drüsensystem sowie ihre mächtige Wirkung auf den Gesamtstoffwechsel, die sich sehr bald in einer Steigerung des Appetits und der Assimilation äußert, macht sie zu einem Hauptmittel bei skrofulösen und Unterleibsleiden, Englischer Krankheit, Gicht, Rheumatismen, Geneigtheit zu Katarrhen u. s. w. Als wesentliches Hilfsmittel wird auch das Atmen der mit Salzteilen erfüllten sog. Gradierluft in der Nähe der Salzwerke betrachtet. (S. Inhalation.) [* 106] Als Kuranstalten sind berühmt Elmen, Wittekind, Sulza, Arnstadt, [* 107] Salzungen, Frankenhausen, Kosen, Hall, [* 108] Ischl, [* 109] Reichenhall, Kissingen, [* 110] Harzburg, Suderode, Oeynhausen, Kreuznach, [* 111] Nauheim, Dürkheim, [* 112] Soden, Colberg, Nenndorf, Juliushall u. s. w. Neuerdings versendet man auch die eingedampften Salze der Mutterlaugen zur Bereitung künstlicher S. (s. Bad). [* 113]
(nach der Solidus (s. d.) genannten Münze), der feststehende Geldbetrag, den der Soldat, abgesehen von verschieden benannten Zulagen und den Naturalkompetenzen, bezieht. (S. Löhnung.)
s. Dampfbad.
L., Alpenglöckchen, Pflanzengattung aus der Familie der Primulaceen (s. d.) mit vier nur alpinen Arten, zierliche Kräuter mit kurzem, ausdauerndem Wurzelstock und grundständigen, lang gestielten, dicken, herznierenförmigen bis rundlichen, ganzrandigen Blättern, zwischen denen sich ein- bis mehrblütige Blütenschäfte einzeln oder zu mehrern erheben. Die meist blauen, violetten oder rosafarbenen,nickenden Blüten besitzen eine trichterigglockige Krone mit wimperartig zerschlitztem Saum. Die häufigste Art ist S. alpina L. (s. Tafel: Primulinen, [* 93] Fig. 2). Am höchsten hinauf steigt das kleinste Alpenglöckchen, S. minima Hoppe (s. Tafel: Alpenpflanzen, [* 93] Fig. 2). Für die Kultur verlangen sie mit guter Erde gemengten Heideboden auf lockerm, kiesigem oder steinigem Untergründe.
jeder zum Heer gehörige und zum Kriegsdienst in Waffen [* 114] bestimmte Mann, vom höchsten Befehlshaber bis zum Gemeinen, obgleich der Sprachgebrauch die Benennung meist auf die letztern beschränkt.
Personen des Soldatenstandes sind im Gegensatz zu den Militärbeamten nach dem Deutschen Militärstrafgesetzbuch die Offiziere, Unteroffiziere und Gemeinen des deutschen Heers und der kaiserl. Marine, die Mitglieder des Sanitätskorps und die Mitglieder des Maschineningenieurkorps.
Bezeichnung der gemeinen Feuerwanze (s. d.). - Über die S. genannten Ameisen s. d. und Termiten. [* 115]
(Sittaca militaris L.), ein mexik.
Arara (s. d.), gelblichgrün mit roter Stirn.
Preis etwa 100 M.
s. Soldatenpostsendungen. ^[= Bei n an aktive Militärpersonen des Heers und der Marine bis zum Feldwebel (Wachtmeis ...]
s. Galgen.
s. Kriegshund. ^[= Vorpostenhund, der im Truppendienst verwendete Hund. Man bedient sich des K. namentlic ...]
(frz. enfants de troupe), Söhne von verheirateten Personen des Soldatenstandes (und Offizierskorps bis zum Hauptmann einschließlich sowie verstorbener Stabsoffiziere) in Frankreich, denen zufolge Gesetzes eine gewisse Erziehungsbeihilfe gewährt wird, um sie möglichst wieder der militär. Laufbahn zuzuführen. Von den etatsmäßig vorhandenen 5000 Stellen sind 1000 bestimmt für Kinder von 2 bis 5, 1500 für Kinder von 5 bis 8 und 2500 für Kinder von 8 bis 13 Jahren. Andererseits sind diese 5000 Stellen ¶