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Jahrh. -Vgl. Schafarik, Slaw. Altertümer (Prag [* 2] 1837; deutsch von Mosig von Ährenfeld, 2 Bde., Lpz. 1842-44); Buschan, Germanen und S. (Münst. 1890); von Hellwald, Die Welt der S. (Berl. 1890).
Jahrh. -Vgl. Schafarik, Slaw. Altertümer (Prag [* 2] 1837; deutsch von Mosig von Ährenfeld, 2 Bde., Lpz. 1842-44); Buschan, Germanen und S. (Münst. 1890); von Hellwald, Die Welt der S. (Berl. 1890).
(Schlawenzütz), Dorf im Kreis [* 3] Cosel [* 4] des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, [* 5] 3 km westlich von Ujest, an der Klodnitz und dem Klodnitzkanal, an der Linie Cosel-Kandrzin-Oswiecim der Preuß.
Staatsbahnen, [* 6] hat (1890) mit der Kolonie und dem Rittergut 2281 E., darunter 259 Evangelische, Post, Telegraph, [* 7] kath. Kirche, evang. Bethaus, Schloß und Standesherrschaft des Herzogs von Ujest mit Park. S. war bis 1534 Stadt.
s. Pommern ^[= Provinz im preuß. Staate, ehemaliges Herzogtum, grenzt im N. an die Ostsee, im O. und SO. an ...] [* 8] (Bd. 13, S. 260 a).
Litteratur. Die S. L. zerfällt in folgende Abteilungen:
1) bulgar. Litteratur, die sich teilt in a. altbulgarische, kirchenslawische (s. Kirchenslawisch), b. neubulgar. Litteratur (s. Bulgarische Sprache und Litteratur);
2) Serbische Litteratur (s. d.);
3) Kroatische Litteratur (s. d.);
4) slowen. Litteratur (s. Slowenen);
5) Russische Litteratur [* 9] (s. d.);
6) Kleinrussische Litteratur (s. d.);
7) Czechische Litteratur (s. d.) mit einer slowak. Abzweigung (s. Slowaken);
8) Polnische Litteratur (s. d.);
9) wend. (sorbische) Litteratur (s. Wenden).
Vgl. Schafarik, Geschichte der slaw. Sprache [* 10] und Litteratur (Ofen 1826; 2. Abdruck, Prag 1869);
Eichhoff, Histoire de la langue et de la littérature des Slaves (Par. 1839);
Mickiewicz, Vorlesungen über S. L. und Zustände (neue Ausg., 4 Bde., Lpz. 1849);
Talvj, Handbuch einer Geschichte der slaw. Sprachen und Litteratur (deutsch von Brühl, ebd. 1852);
Pypin und Spasovič, Istorija slavjanskich literatur (Petersb. 1865; 2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1879-80; deutsch von Pech, Geschichte der slaw. Litteraturen, 2 Tle. in 3 Bdn., Lpz. 1880-84);
Krek, Einleitung in die slaw. Litteraturgeschichte (2. Aufl., Graz [* 11] 1887).
Mythologie. Die Überlieferung über das Götterwesen der heidn. Slawen ist im ganzen sehr dürftig und unklar. Der im 6. Jahrh. lebende Prokopius sagt von den hinterkarpatischen Slawen: «Sie verehren einen Gott, den Schöpfer des Blitzes und den allgemeinen Herrn aller Dinge; sie schlachten ihm Ochsen und bringen Opfer jeglicher Art. Sie kennen kein Verhängnis (Fatum), noch teilen sie demselben irgend eine Gewalt über die Geschicke der Menschen zu. Sie thun bei drohendem Tode, sei es während der Krankheit oder vor der Schlacht, dem Gotte ein Gelübde, das sie, der Gefahr entronnen, treu erfüllen, indem sie glauben, durch dasselbe erlöst worden zu sein. Sie verehren aber auch Flüsse, [* 12] Nymphen und andere zahlreiche Gottheiten, welchen allen sie Opfer bringen und daran Weissagungen knüpfen.» Der im 12. Jahrh. lebende Helmold sagt dagegen von den polabischen Slawen: «Außer den vielgestaltigen Gottheiten, denen sie Felder und Wälder, Trauer und Freuden zuteilen, glauben sie an einen Gott, der im Himmel [* 13] über andere gebietet und der, während er als der allmächtige nur die himmlischen Dinge besorgt, alle andern Geschäfte den ihm untergebenen Göttern zuweist, die aus seinem Blut entsprossen, jeder um so ansehnlicher ist, je näher er dem Gott der Götter steht.» Außer diesen beiden, durch klassische und christl. Anschauungen beeinflußten Angaben sind meist nur Götternamen, und zwar fast ausschließlich für die Slawen in Rußland, auf Rügen und in Pommern überliefert; für alle Südslawen, für Böhmen [* 14] und Polen fehlen sogar bloße Namen vollständig.
Namen russ. Götter sind Perun (Donner, vielleicht nur der Thor der Normannen), Wolos, Dažbog, Stribog;
rügensche Gottheiten waren Svętovit (s. Swantevit) u. a., pommersche Triglov u. a.;
bei Russen und Polaben in Radegast wird Svarožic genannt;
für Göttinnen, obwohl solche z. B. von den Lutizen verehrt wurden, fehlen sogar jegliche Namen.
Von diesen höhern Gottheiten ist frühzeitig jede Spur verloren gegangen; dagegen sind niedere Götter, die Dämonen in Wald und Feld, Wasser und Luft, Haus und Hof, [* 15] noch heute bekannt, obwohl die meisten in ihren heutigen Namen und Eigenschaften fremden Einfluß (deutschen bei den Westslawen, neugriechischen bei Süd- und Ostslawen) verraten. Hierher gehören bei Südslawen die Vilen, bei Ostslawen die Rusalken (Nymphen);
Rojenizen und Sojenizen (Geburts- und Schicksalsgeister);
die Domowyje und Lieschije (Haus- und Waldgeister, unter verschiedenen Namen bei verschiedenen Stämmen), Pschipoldnizen (Mittagsfrauen), die Nixen, Vampyre, Nachtmaren, Währwölfe, Pestgeister, Hagelgeister, Kobolde (Schrättchen und Rotkäppchen);
Baba Jaga u. a. Von den Slawen zwischen Elbe und Oder wird ein Dualismus zwischen Licht [* 16] und Finsternis (Bělbog und Černobog) oder Göttern des Lichts und der Finsternis überliefert, der indes auf christl. Einfluß zu beruhen scheint.
Die seit dem vorigen Jahrhundert bis heute immer wieder erscheinenden sog. slaw. Mythologien sind nur als Materialsammlungen und auch so nur mit Vorsicht zu brauchen, alle die Systemisierungen in den Werken von Hanusch (s. d.), Afanasjew (s. d.), Krek u. a. sind wertlos. Der erste, welcher richtigere Bahnen einschlug, war R. Berwinski (Studien über Volkslitteratur, polnisch, 2 Bde., Posen [* 17] 1859); kritische Methode wurde dann wieder angewandt von Jagić und Brückner (im «Archiv für slaw. Philologie», Bd. 4, 5, 14). Eine erschöpfende kritische Darstellung des Gegenstandes fehlt.
Sprachen, die Sprachen der slaw. Völker, bilden eine besondere Sprachfamilie des indogerman. Sprachstammes. Die nächstverwandte Familie ist die litauische. Die gesamte slaw. Sprachfamilie wird eingeteilt in folgende Hauptgruppen:
1) bulgarische Gruppe (s. Bulgarische Sprache und Litteratur, und Kirchenslawisch);
2) serbokroatisch-slowenische Gruppe, zerfallend in die Unterabteilungen: a. Serbo-kroatisch (s. Serbische Sprache, Kroatische Sprache);
b. Slowenisch (s. Slowenen);
3) russische Gruppe (s. Russische Sprache);
4) westslawische Gruppe, zerfallend in: a. Czechisch (s. Czechische Sprache);
b. Sorbisch oder Wendisch (s. Wenden);
c. Polnisch (s. Polnische Sprache);
dazu gehört auch im weitern Sinne das Kassubische (s. Kassuben);
d. das ausgestorbene sog. Polabische (s. Polaben).
Die Gruppen 1-3 pflegt man auch als südöstl. Abteilung der S. S. der Gruppe 4 als westlicher gegenüber zu stellen, Bulgarisch, Serbo-Kroatisch, Slowenisch als südslaw. Sprachen zusammenzufassen. Die wissenschaftliche Forschung, die sich auf das Gesamtgebiet der S. S., auf deren Litteraturen, auf die slaw. Altertümer und verwandte Gebiete bezieht, bezeichnet man als slawische Philologie nach Analogie von germanischer, romanischer u. a. Philologie. Das Hauptwerk über die gesamte vergleichende Grammatik der slaw. Sprachfamilie ist: Miklosich, Vergleichende Grammatik der S. S. (4 Bde., Wien [* 18] ¶
1852-75: Bd. 1, 2. Aufl. 1879;
Bd. 3, 2. Aufl. 1876;
Bd. 4, 2. Aufl. 1883);
vgl. dessen Etymolog.
Wörterbuch der S. S. (ebd. 1886).
Recht, der Inbegriff derjenigen Rechtsgrundsätze, welche sich entweder als Überreste der allen slaw. Völkern ursprünglich gemeinsamen, ihrem Volkstum entsprechenden Rechtsanschauungen auch nach ihrer Trennung im Volksbewußtsein erhielten und die Grundlage für die weitere selbständige Rechtsentwicklung abgaben, oder sich infolge der Gleichartigkeit dieser Grundlage und des Volkscharakters auch in ihren neuen Wohnsitzen gleichförmig entwickelten.
Bei keinem slaw. Volke erhielt sich jedoch das Recht unverändert. Wie die polit. und allgemeine Kulturgeschichte, zeigt auch die slaw. Rechtsgeschichte frühzeitig bereits eine wechselseitige Absonderung der einzelnen slaw. Völker, eine geringe Widerstandsfähigkeit gegen eindringende fremde Rechtselemente und demgemäß eine rasche Abnahme gemeinsamer slawisch-rechtlicher Grundsätze in dem bei jeder Völkerschaft abgesondert sich entwickelnden Rechtssystem. Im czech. und poln. Recht war es vorzüglich das deutsche und römische, im russischen und serbischen das byzant.
Recht, welches bald das einheimische Rechtssystem durchdrungen hatte. Nur durch wechselseitige Vergleichung namentlich der ältern Quellen jener Rechte kann ihr gemeinsamer, slawisch-rechtlicher Kern gefunden werden. Einen Versuch, auf diese Weise eine Geschichte des S. R. zu liefern, unternahm Maciejowski (s. d.) in seinem Werke «Historya prawodawstw słow.», er kann jedoch zu ersprießlichen Resultaten nicht führen, solange nicht gründliche Special-Rechtsgeschichten der wichtigsten slaw. Völker vorliegen; an solchen mangelt es jedoch noch immer. Vorarbeiten lieferten hierzu insbesondere Hanel, Hube und H. Jireček. Eine Sammlung altslaw. Rechtsquellen veröffentlichte A. Kucharski, Antiquissima monumenta juris slovenici (Warsch. 1838) und H. Jireček, Svod zákonův slovanských (Prag 1880).
Wohlthätigkeitsgesellschaft, s. Slawophilen. ^[= russ. Slavjanofily ("Slawenfreunde"), Name der Anhänger einer national- und socialpolit. ...]
(spr. ßlaw-).
1) Kreis im östl. Teil des russ. Gouvernements Jekaterinoslaw, im Gebiet des Donez, hat 5090 qkm, 144237 E.; große Lager [* 20] von Steinkohle und Anthracit; Ackerbau, Viehzucht [* 21] und Bergbau. [* 22] Der Hauptfabrikort ist Lugansk (s. d.). - 2) Kreisstadt im Kreis S., rechts am Donez, hat (1893) 5279 E., Post, Telegraph, Kirche und Synagoge. S. wurde 1753 unter dem Namen Donezk von den Serben gegründet, die 1751 aus Österreich [* 23] eingewandert waren und die Militärkolonie Slawjanoserbija (zwischen Donez, Bachmutka und Luganj) bildeten, und erhielt 1817 den Namen S.
(spr. ßlaw-), Stadt im Kreis Isjum des russ. Gouvernements Charkow, am Torez (zum Donez) und an der Eisenbahn Kursk-Charkow-Asow, hat (1893) 20410 E., 3 Kirchen;
in der Nähe Salzseen, 19 Salzsiedereien (jährliche Produktion 4 Mill. Pud Salz), [* 24] beliebte Sol- und Moorbäder, Stadtbank.
s. Kroatien und Slawonien.
russ. Slavjanofily («Slawenfreunde»),
Name der Anhänger einer national- und socialpolit. Partei in Rußland, welche die russ. Form des Panslawismus (s. d.) darstellt. Hervorgegangen ist die Partei aus einer litterar. Schule, die sich, angeregt von der deutschen Romantik, um 1835 in Moskau [* 25] bildete. Ihre ersten Vertreter waren die Brüder Iwan und Peter Kirjejewskij und Chomjakow; ihnen schlossen sich Dimitrij Walujew, Konstantin und Iwan Aksakow, Jurij Samarin, A. Hilferding, W. Lamanskij, Orest Miller u. a. an. Ihr Hauptorgan war die Monatsschrift «Russkaja Besěda» («Russische Unterhaltung»),
die 1856-59 in Moskau erschien; später die Journale Iwan Aksakows, wie «Deń», «Moskva», zuletzt «Ruś».
Die Lehre [* 26] der S. ist ein stark chauvinistisch angehauchter Patriotismus, beeinflußt durch die Geschichtsauffassung Hegels, daß jeder Nation gewisse nationale Principien innewohnen, deren Entwicklung den histor. Beruf der Nation bilde. Solche Principien sahen sie beim russ. Volke in der griech.-orthodoxen Kirche, als der ursprünglichen und wahren Form des Christentums, die durch die Missionsthätigkeit Cyrills und Methods zur slaw. Kirche geworden sei, und in der russ. Gemeinde (obščina); in beiden seien die Grundlagen einer höhern Civilisation enthalten, welche an die Stelle der durch den Individualismus, durch falsche Religiosität und Atheïsmus untergrabenen westeuropäischen zu treten habe. In der russ. Geschichte sahen die S. die Reform Peters d. Gr. und die ganze Petersburger Periode für eine Verirrung an, und verlangten eine Rückkehr zu den Principien der moskauischen Epoche.
Solche Lehren [* 27] wurden anfangs in der russ. Gesellschaft und in der Litteratur heftig bekämpft, besonders von Bjelinskij, Dobroljubow, in neuerer Zeit von Pypin (s. d.); dafür erhielten die Gegner von den S. den Namen Westler (russ. Zapadniki, d. i. Anhänger des Westens, Westeuropas), der nun auch zu einer Art Parteinamen für die Freunde humaner Bildung und Kulturentwicklung im Anschluß an die westeuropäische wurde. Organe der letztern waren Katkows «Russkij Věstnik» (in den ersten Jahrgängen),
der «Sovremennik», «Věstnik Evropy» u. a.
Im J. 1858 wurde von den S. das Slawische Wohlthätigkeitskomitee, später Slawische Wohlthätigkeitsgesellschaft genannt, in Moskau gegründet, der ähnliche Gesellschaften in Petersburg, [* 28] Kiew, [* 29] Odessa [* 30] folgten. Sie spielten eine nicht unwichtige Rolle im serb.-türk. Kriege 1876-77, für den sie die Geldsammlungen und die Werbungen von Freiwilligen in Rußland leiteten. Die Moskauer Gesellschaft wurde 1878 infolge einer heftigen Rede ihres Präsidenten Iwan Aksakow gegen den Berliner Vertrag [* 31] aufgelöst. 1888 wählte die Petersburger Gesellschaft den General Ignatjew zum Präsidenten und benutzte die 900jährige Jubelfeier der Einführung des Christentums in Rußland, die 27. Juli in Kiew begangen wurde, zu einer panslawistischen Demonstration. Doch blieb die Beteiligung der außerruss. Slawen an der Feier hinter den russ. Hoffnungen weit zurück.
Vgl. Pypin, Die litterar.
Meinungen der zwanziger bis fünfziger Jahre des 19. Jahrh. in Rußland (russisch, Petersb. 1871; zum Teil deutsch in der «Russischen Revue», Jahrg. 1873).
New- (spr. njuh ßlihf'rd), Stadt in der engl. Grafschaft Lincoln, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt im SO. von Newark-on-Trent, hat (1891) 4655 E., eine lat. Schule und Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen.
partner (engl., spr. ßlihp-), s. Dormant partner. ^[= (engl., spr. dohrměnt), auch in England ein Gesellschafter, welcher sich ...]
Joh., Geschichtschreiber, eigentlich Philippi, geb. 1506 oder 1508 zu Schleiden bei Köln, [* 32] studierte zu Lüttich, [* 33] Köln, Löwen, [* 34] Paris [* 35] und Orléans [* 36] die Rechte, trat 1537 im Interesse des ¶
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Schmalkaldischen Bundes in die Dienste [* 38] des Königs Franz I. von Frankreich und besuchte als dessen Abgeordneter 1540 den Tag zu Hagenau [* 39] und 1541 die Häupter des Bundes. 1542 ging er nach Deutschland [* 40] zurück und lieh sich 1544 in Straßburg [* 41] nieder.
Die prot. Fürsten nahmen ihn 1545 als Botschafter, Übersetzer und Geschichtschreiber der Reformation in ihre Dienste und sandten ihn 1545 an den König von England;
1551 ging er im Auftrage Straßburgs zu der Kirchenversammlung nach Trient, [* 42] kehrte 1552 nach Straßburg zurück und widmete sich nun der Vollendung seines klassischen Werkes «De statu religionis et reipublicae Carolo V. Caesare commentarii» (Straßb. 1555; beste Ausgabe von Am Ende, 3 Bde., Frankf. 1785-86),
das bis Ende des 18. Jahrh. für die Hauptquelle der Reformationsgeschichte galt und auch heute noch in hohem Ansehen steht.
Eine deutsche Übersetzung lieferte Semler (4 Bde., Halle [* 43] 1770-73).
Außerdem schrieb S. noch «De quatuor summis imperiis» (Straßb. 1556 u. ö.; von Schurzfleisch bis 1676 fortgeführt) und «Summa doctrinae Platonis de reipublica et de legibus» (ebd. 1548).
Er starb in Straßburg.
Seine «Opuscula» gab Putschius (Hannov. 1608) heraus. -
Vgl. Paur, Des S. Kommentare über die Regierungszeit Karls V. (Lpz. 1843);
Baumgarten, über S.' Leben und Briefwechsel (Straßb. 1876);
auch gab Baumgarten S.'Briefwechsel (ebd. 1881) heraus. Slibovitz, Branntweinsorte, s. Sliwowitz. Sligo (spr. ßlei-).
1) Grafschaft der irischen Provinz Connaught, zwischen dem Atlantischen Ocean im N., Leitrim im O., Roscommon im SO., Mayo im S. und W. gelegen, zählt auf 1868,75 qkm (1891) 98013 E., gegen 111578 im J. 1881 und 180897 im J. 1841;
91 Proz. sind Katholiken;
die Zahl der Auswanderer betrug (1893) 1612. Das Land ist von einer Bergkette durchzogen, deren bedeutendste Spitzen Ox, Knockalongy (539 m) und Ben-Bulben (525 m) sind.
Die Küste bildet die Baien von E. und Killala.
Die wichtigsten Flüsse sind der Garrogue, der Owenmore mit dem Unshin, der Easky und der Moy;
die beträchtlichsten Seen der Gill, der Arrow und der Gara.
Der Boden ist leicht sandig und grandig, teilweise fruchtbar.
Anbau von Hafer, [* 44] Gerste [* 45] und Kartoffeln, Rindviehzucht, Fischerei [* 46] und Leinweberei sind die Hauptnahrungszweige.
Nur die Osthälfte durchschneiden zwei Bahnlinien.
Die Grafschaft schickt zwei Abgeordnete in das Parlament. - 2) Hauptstadt der Grafschaft S., an der Mündung des Lough Gill in die Sligobai gelegen, Station der Linie Mullingar-Longford-S. der Midland-Great-Westernbahn, Sitz eines Bischofs, hat (1891) 10274 E., Lateinschule, eine schöne kath. Kirche, Klöster, Lehranstalten, einen Gerichtshof, Kranken-, Irren- und Arbeitshaus;
Fabrikation von Seife und Lichten, Seilerbahnen, Kornmühlen, Brauerei und Brennerei, Ausfuhr von Getreide, [* 47] Butter, Garn, Leinwand;
Lachsfang, Schiffahrt.
In der Nähe die Ruinen der Abtei S. (13. Jahrh.). Sling, Getränk, s. Toddy. Slingeland, Pieter van, niederländ. Maler, geb. zu Leiden, [* 48] gest. daselbst war ein Schüler des G. Dou, den er mit Glück in seinen kleinen Kabinettstücken nachahmte, ohne ihn jedoch zu erreichen. An dem Meermannschen Familienbild, seinem Hauptwerk (im Louvre zu Paris), arbeitete er drei Jahre;
es zeichnet sich durch einen klaren, feinen Ton in der Farbe aus.
Auch noch andere Porträte [* 49] und Genrebilder finden sich von ihm im Louvre.
Außerdem besitzen Gemälde von seiner Hand [* 50] die Bridgewater-Galerie zu London, [* 51] die Alte Pinakothek zu München [* 52] und die Galerie zu Dresden [* 53] (3). Slingeneyer, Ernest, belg. Maler, geb. 29. Mai 1823 in Loochristy bei Gent, [* 54] war ein Schüler von Wappers in Antwerpen [* 55] und hat besonders Historienbilder geschaffen, die sich durch große Technik auszeichnen.
Hervorzuheben sind: Untergang des von den Engländern verfolgten franz. Schiffs «Vengeur» (1842; Museum in Köln), Tod des Schiffskapitäns Jakobsen (1845; goldene Medaille), Seeschlacht bei Lepanto (1848; Museum in Brüssel), [* 56] Tod Nelsons in der Seeschlacht bei Trafalgar (1850), Philipp der Gute in der Schlacht bei Brouwershaven (1852).
Ferner malte S. im Palais des Academies zu Brüssel einen Cyklus von zwölf Wandbildern aus der belg. Geschichte;
die bedeutendsten sind: Die Belgier unter Ambiorix schwören das Vaterland von den Römern zu befreien, Gottfried von Bouillon nach der Eroberung Jerusalems das heilige Grab besuchend, Jakob van Artevelde empfiehlt den flandr.
Städten Neutralität in den franz.-engl. Kriegen, Anneessens vor seiner Hinrichtung, Albert und Isabella von Österreich wohnen dem Geschichtsunterricht des Justus Lipsius bei.
Auf der Internationalen Kunstausstellung zu Berlin [* 57] 1891 sah man noch von ihm: Der letzte Tag von Pompeji. [* 58] Er starb Slip (engl.) oder Schlipp, der Verlust, den die Schiffsschraube (s. Propellerschraube) bei der Bewegung durch das Wasser erleidet;
die theoretische Fortbewegung, d. h. der der Schraubensteigung entsprechende Weg wird durch den Widerstand des Wassers gegen das Schiff [* 59] verkleinert. Um den S. möglichst gering zu machen, muß der Schraubendurchmesser in bestimmtem Verhältnis zur Nullspantfläche (s. Spanten) stehen.
Außerdem aber üben die Form des Bugs und die Steigung und Form der Schraube einen Einfluß auf den S. aus.
Der S. beträgt gewöhnlich 10-14 Proz. der theoretischen Fortbewegung.
Man berechnet den S. aus der Steigung und Umdrehungszahl der Schraube und der vom Schiffe [* 60] wirklich zurückgelegten Strecke. Slips (engl.), schmale Halsbinde. Sliven, Stadt in Ostrumelien, s. Slivno. Slivnica (spr. -tza), bulgar. Dorf, 30 km nordwestlich von Sofia, s. Bulgarien [* 61] (Bd. 3, S. 723 b). Slivno, bulgar. Sliven, türk. Islimjé, Hauptstadt eines Kreises in Bulgarien (Ostrumelien), Sitz eines Brigadekommandos und eines bulgar. Bischofs, mit Tuchfabriken, Spiritusbrennereien, einer bulgar. Realschule, Gewerbeschule und Buchdruckereien, liegt am Südfuß des Balkans, in 286 m Höhe, hat (1888) 20893 E., meist Bulgaren, daneben Türken, Armenier, Juden und Zigeuner. Sliwowitz (serb. slivovica oder šljivovica), verderbt auch Slibovitz, Schlickowitz und ähnlich genannt, ein Branntwein, der in den südslaw.
Ländern aus den Zwetschen oder türk. Pflaumen (serb. sliva oder šljiva) destilliert wird.
Der beste wird in Syrmien produziert.
Die Darstellung ist ähnlich wie die des Kirschwassers (s. d.).
Die schwach blausäurehaltigen Kerne der Pflaumen, welche bei Bereitung des S. mit verwendet werden, geben ihm seinen eigentümlichen Geschmack.
Der S., der mit dem zunehmenden Alter gewinnt, bildet einen Hauptartikel der Ausfuhr und des Verbrauchs der ¶
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nannten Länder;
er ist von blaßgelber Farbe und hat ein angenehmes Obstaroma.
Von dem deutschen Zwetschenbranntwein ist er wenig verschieden.
Slobōde (russ. slobodá, soviel wie svoboda, die Freiheit), in Rußland häufige Bezeichnung von Flecken und Vorstädten, die sich in früherer Zeit durch freie Ansiedelungen gewöhnlich in der Nähe einer Stadt bildeten und meist von den städtischen Abgaben befreit waren. Slobodskój (spr. ßlob-).
1) Kreis im nördl. Teil des russ. Gouvernements Wjatka, im Gebiet der Kama und Wjatka, hat 27418 qkm, 199028 E., darunter Wotjaken (5000) und Tataren;
Jagd, Waldindustrie, Schmiederei, Gerberei, 4 Eisengießereien, 2 Papierfabriken, Branntweinbrennereien, wenig Ackerbau und Viehzucht. - 2) Kreisstadt im Kreis S., rechts an der Wjatka, hat (1893) 7758 E., Post, Telegraph, 8 Kirchen, 1 Mönchs-, 1 Nonnenkloster, Stadtbank;
Leder-, Zündhölzchenfabriken, Glockengießerei, Herstellung von Pelzen und Handschuhen;
Handel mit Getreide, Leinsamen, Haaren, Borsten und Matten;
Flußhafen mit Dampfschiffahrt.
Sloe (spr. sloh), Meeresarm zwischen den zur niederländ. Provinz Seeland gehörenden Inseln Walcheren und Zuid-Beveland, wird von der Bahnlinie Breda-Vlissingen überschritten.
Sloka, andere Schreibung für Çlōka (s. d.). Sloman, Rob. M., & Co. in Hamburg, [* 63] große Schiffsmakler- und Reedereifirma, die in Verbindung mit der Hamburg-Amerika-Linie eine regelmäßige Dampferlinie für Frachtgüter und Zwischendeckspassagiere zwischen Hamburg und den Vereinigten Staaten [* 64] von Amerika, [* 65] ferner eine Dampferlinie zwischen Neuyork-Baltimore-Philadelphia und Brasilien [* 66] sowie eine Mittelmeerlinie bis Sicilien unterhält.
Die Flotte bestand (1894) aus 20 Dampfschiffen mit 38537 Registertons und 9 meist großen und schnellen Segelschiffen.
Die Firma wurde von Robert Milos Sloman (geb. in Yarmouth, kam 1793 mit seinem Vater nach Hamburg, gest. errichtet. Slonim (spr. ßlón-).
1) Kreis im östl. Teil des russ. Gouvernements Grodno, im Gebiet des Njeman und (im äußersten Süden) des Dnjepr, hat 7153,4 qkm, 192238 E.;
Getreide-, Flachsbau, Viehzucht, Waldindustrie, 9 Tuchfabriken, Branntweinbrennereien, 1 Glasfabrik. - 2) Kreisstadt im Kreis S., an der Schara (zum Oginskischen Kanalsystem gehörig) und an der Linie Baranowitschi-Bjelostok der Poljessje-Eisenbahnen, hat (1894) 25739 E., 2 russ., 2 kath. Kirchen, 7 Synagogen, 14 israel.
Betschulen, 1 Moschee;
9 Fabriken, bedeutenden Umsatz in Getreide, Teer, Bauholz. Sloop, Fahrzeug, s. Slup. Slough (spr. ßlau), Stadt in der engl. Grafschaft Buckingham, Station der Hauptlinie der Great-Westernbahn, welche hier nach Windsor abzweigt, links von der Themse, mit (1891) 5427 E., ist berühmt durch die Sternwarte [* 67] Herschels und als Geburtsort von Sir William Herschel. Slovinzen, s. Kassuben. Słowacki (spr. -watzki), Juliusz, poln. Dichter, geb. in Kremenez als Sohn des durch ästhetische Schriften bekannten Professors in Kremenez und Wilna, [* 68] Eusebiusz S. (1772-1814).
In Wilna gebildet, trat er 1828 in Warschau [* 69] in den Staatsdienst, dichtete 1830 revolutionäre Lieder, die seinen Namen zuerst bekannt machten, verließ Warschau 1831, ging nach Paris, wo 1832 seine «Poezye» erschienen, hierauf nach Genf, [* 70] wo er in der Pension Patteg 1832-35 lebte und poetisch außerordentlich fruchtbar war. 1836 ging er nach Italien, [* 71] befreundete sich mit Krasinski und bereiste Ägypten [* 72] und Palästina. [* 73]
Seit 1839 lebte er wieder in Paris und wurde, wie sein Rivale Mickiewicz, Mystiker. 1848 begegnete er sich mit seiner Mutter in Breslau [* 74] und starb an der Schwindsucht in Paris.
Sein meist auf sich selbst und seine Gedankenwelt beschränktes Leben, die lebhafte Erregbarkeit seiner Natur, die ungezügelte Phantasie ließen S. oft die Schranken des Wahren, Gesunden und Schönen überschreiten;
zudem byronisierte er in den Jugenddichtungen, war in seinen Dramen von Shakespeare abhängig, um als Mystiker Calderons Art nachzuahmen, und rivalisierte oft mit Mickiewicz;
aber der bestrickende Zauber seiner Sprache, der unerschöpfliche Reichtum seiner Bilder, die Glut seiner Empfindung und zarte Innigkeit des Gefühls, endlich die kühne Wahl der schwierigsten Stoffe machen ihn zu einem der bedeutendsten Dichter der Polen. Er schrieb epische Erzählungen in der Art Byrons («Jan Bielecki», «Arab», «Lambro» u. a.),
übertraf ihn aber im «Ojciec zadżumionych» («Vater der Pestkranken», deutsch von Stahlberger, Krakau [* 75] 1872).
Sein unvollendeter «Beniowski» ist ein großartiges Pendant zu Byrons «Don Juan».
Die ebenfalls unvollendeten Rhapsodien des «Król Duch» schildern in phantastischen Gemälden von herrlicher Vollendung Polens Urzeiten und den Einfluß eines führenden, stets wiedergeborenen Geistes.
Die schönste Perle seiner Lyrik ist die Idylle «In der Schweiz» [* 76] (deutsch von Kurtzmann, Wien 1880).
Unter feinen dramat. Dicktungen ragen hervor «Maria Stuart» (deutsch von Drake, Berl. 1847, und German, Lpz. 1880; die Riccio- und Bothwell-Episode),
«Mazepa», «Kordjan» (erster Teil einer dramat. Trilogie aus der poln. Revolutionszeit);
«Balladyna» (deutsch von German, Krakau 1882) und «Lilla Weneda» (deutsch von Rischka, Jaroslaw 1881),
zwei Glieder [* 77] aus einer Reihe von Dramen, die Polens mythische Traditionen darstellen sollten (die Mittelglieder dieser Reihe sind nur in Fragmenten vorhanden);
«Beatrix Cenci», «Die Unverbesserlichen», eine Schilderung moderner Polen;
«Ksiadz Marek» u. a. in der Weise des Calderon. Im «Beniowski» und in andern Gedichten ist S. religiöser Freigeist, vertritt demokratische Tendenzen und schont nicht die Eigenart seiner Landsleute.
S.s Werke wurden mehrfach gesammelt, zuletzt in Lemberg [* 78] (4 Bde., 1880);
ebendaselbst erschienen «Nachgelassene Schriften» (3 Tle., 1866; 2. Aufl. 1885). -
Vgl. S.s Briefe an seine Mutter (2 Bde., Lemberg 1875-76) und seine Biographie von Malecki (2 Bde., ebd. 1866-69 u. ö.).
Slowāken, slaw. Slováci (Einzahl Slovák), die slaw. Bewohner des nordwestl.
Ungarns, die dem czech.
Zweige der slaw. Völkerfamilie angehören;
ihre Grenze gegen die Magyaren wird ungefähr durch eine Linie von Preßburg [* 79] über Rima Szombat und Kaschau nach Ungvár gebildet, die Nordgrenze durch die polit.
Grenze Ungarns und Galiziens;
nach Westen reichen die S. über die ungar. Grenze in Mähren hinein, namentlich in das Dreieck [* 80] zwischen March, Drzewnitza und den Kleinen Karpaten, und sind außerdem über eine Anzahl abgetrennter Sprachinseln durch Ungarn [* 81] verbreitet. (S. Czechische Sprache und Ethnographische Karte von ¶
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Österreich-Ungarn, [* 83] Bd. 12, S. 718.) Ihre Zahl beträgt etwa 2 Mill. Sie brachten es, nachdem die Versuche Ludwigs des Deutschen, sie in festere Abhängigkeit zu bringen, mißlungen waren, im 9. Jahrh. in Verbindung mit den Mährern, namentlich unter den Fürsten Rastislaw und Swatopluk, zu einer kräftigen polit.
Entwicklung, dem sog. Großmährischen Reiche, das durch den Einbruch der Magyaren in der Schlacht bei Preßburg 907 vernichtet wurde.
Von den S. gehört das kleinere Drittel dem Protestantismus, die übrigen der kath. Kirche an. - Die Litteratur des slowak. Dialekts ist, abgesehen von geringen Anfängen im Mittelalter, neuen Datums.
Vom 16. Jahrh. an herrschte infolge der von Böhmen gebrachten Reformation das Czechische im engern Sinne (Böhmische) als Schriftsprache;
am Ende des 18. Jahrh. begannen kath. Schriftsteller eine eigene Litteratur im westslowak.
Dialekt, namentlich unter der Leitung von Ant. Bernolák;
seit den vierziger Jahren des 19. Jahrh. herrscht der von dem Protestanten Ludevit Štúr und seiner Schule zur Schriftsprache erhobene einheimische Centraldialekt vor. In neuester Zeit leidet die slowak. Litteratur unter der gewaltsamen Unterdrückung durch die Magyaren.
Trotzdem weist sie eine Reihe von guten Belletristen und populären Schriftstellern auf. - Von Bearbeitungen der Sprache sind zu nennen: A. Bernolák, «Grammatica slavica» (Preßb. 1790; deutsch Ofen 1817);
ders., «Lexicon slavicum bohemico-latino-germanico-hungaricum» (6 Tle., Ofen 1825-27);
M. Hattala, «Grammatica linguae slovenicae» (Schemnitz 1850);
ders., «Mluvnica jazyka slovenského» (Pest 1864);
I. Victorin, «Grammatik der slowak. Sprache» (4. Aufl., Budapest [* 84] 1878). - Die Zahl der Schriftsteller ist beträchtlich;
aus älterer Zeit sind erwähnenswert Matth. Bél (gest. 1749), Dan. Krman (gest. 1740), Paul Doležal, Daniel Horčička, Steph. Leška (gest. 1818), der erste Herausgeber einer slowak. Zeitung, Georg Palkovič (gest. 1850), Tablic u. a. Alle diese schrieben übrigens czechisch.
Unter den Schriftstellern in slowak. Sprache sind hervorzuheben: A. Bernolák, der beliebte Dichter I. Hollý, Lud.
Štúr, Sládkovič, ein bedeutendes lyrisches Talent, die beiden Chalúpka, besonders Samuel, ein glücklicher Balladendichter, Žello, Kuzmány, Jos. Hurban, Hodža, Kalinčák, ein interessanter volkstümlicher Novellist, Král, vielleicht der originellste slowak. Dichter, Záborský, Pauliny-Tóth, Radlinský, P. Dobšinský, P. Kellner (Hostinský);
von den jüngern besonders der Lyriker Hviezdoslav und die Novellisten Bajanský (Svetozár Hurban) und Kukučin.
Von der slowak. Volkspoesie sind Sammlungen erschienen in Pest (2 Bde., 1823-27, von Šafařík).
in Ofen (von Kollár, 2 Bde., 1834 u. 1835), von der slowak. Matica «Sborník slovenských národních piesní» (2 Hefte, 1870-74) in Turocz St. Martin, und ebendort die noch nicht vollständige, seit 1880 von einigen Freunden des einheimischen Liedes herausgegebene Sammlung «Slovenské spevy». Slowēnen (in der neuesten Zeit nach Slovenci, Singular Slovenec, gebildeter Name, der die histor. Bezeichnungen Winden, [* 85] Wenden verdrängt hat), der südwestlichste slaw. Volksstamm, der die südl. Drittel von Kärnten und Steiermark, [* 86] ganz Krain [* 87] (mit Ausnahme der deutschen Sprachinsel Gottschee), Görz [* 88] (Gradisca ist furlanisch), das Territorium von Triest [* 89] und das nördl. Istrien bewohnt;
nach Ungarn reicht eine weite Sprachzunge von Radkersburg an der Mur bis nach St. Gotthard, nach Italien eine solche ins Resiathal von Cividale.
Eine ideelle Sprachgrenze bildet gegen die Deutschen eine von Hermagor im Gailthal über Villach bis nach Radkersburg gehende Linie, gegen die Italiener eine ungefähre Linie von Capodistria über Monfalcone, Cividale nach Taruis. (S. die Ethnographische Karte von Österreich-Ungarn, Bd. 12, S. 718.) Die Gesamtzahl der S. betrügt etwa 1 ⅓ Mill.;
sie gehören der kath. Kirche an, nur in Ungarn giebt es vier prot.
Pfarren und einzelne Gemeinden um Arnoldstein in Kärnthen. - Die slowenische Sprache, zu den sog. südslaw.
Sprachen gehörig, zerfällt in viele Dialekte und nähert sich gegen Osten immer mehr der kroatisch-serbischen;
sprachwissenschaftlich wird sogar der Dialekt der drei westl. Komitate von Kroatien (Provinzial-Kroatien) zum Slowenischen gerechnet.
Die Schriftsprache gründet sich auf keinen bestimmten Dialekt, doch war sowohl im 16. wie im 19. Jahrh. der Einfluß der Schriftsteller und Grammatiker des Ostens überwiegend, was die slowen.
Schriftsprache der kroat.-serb. Litteratursprache sehr nahe gebracht hat.
Bei den ungarischen S. hat sich noch eine Sonderlitteratur für kirchliche Zwecke erhalten.
Die S. gebrauchen das lat. Alphabet.
Wissenschaftliche Bearbeitungen der Sprache sind: Kopitar, «Grammatik der slaw. Sprache in Krain, Kärnten und Steiermark» (Laibach [* 90] 1808);
Metelko, «Lehrgebäude der slaw. Sprache» (ebd. 1825),
und Miklosich in seiner «Vergleichenden Grammatik der slaw. Sprachen»;
auf dieser fußt Šuman, «Slovenska slovnica» (Laibach 1881);
für praktische und Schulzwecke: Janežič, «Slovenska slovnica» in neuen Ausgaben von Sket (die letzte Klagenf. 1894);
Lehrbücher: Sket, «Slowen. Sprach- und Übungsbuch» (ebd. 1893);
Lendovšek, «Slowen. Elementarbuch» (Wien 1890),
nach der empirisch-analytischen Methode;
Pečnik, «Praktisches Lehrbuch der slowen. Sprache für den Selbstunterricht» (in Hartlebens «Kunst der Polyglottie», Bd. 31, ebd. 1891).
Wörterbücher: Janežič, slowenisch-deutsch, bearbeitet von Hubad (3. Aufl., Klagenf. 1893), deutsch-slowenisch, bearbeitet von Bartel (3. Aufl., ebd. 1887);
von dem großen Wolfschen Wörterbuch ist der deutsch-slowen.
Teil (2 Bde., Laibach 1860) teilweise veraltet, der slowen.-deutsche Teil von Pleteršnik erst im Erscheinen (ebd. 1893 fg.). Slowenische Litteratur.
Das älteste Sprachdenkmal sind die aus einer öffentlichen Beichte, einer Homilie und einem Beichtgebet bestehenden, auf deutschen Vorbildern beruhenden «Freisinger Denkmäler», erhalten in einer Handschrift des 10. Jahrh. (aufgefunden 1807 in der Münchener Bibliothek, hg. von Kopitar im «Glagolita Clozianus», 1836);
sie sind überhaupt das älteste Denkmal der lebenden slaw. Sprachen, aber nicht frei vom kirchenslaw.
Einfluß. Dann wurde die Volkssprache lange nicht gepflegt.
Erst das 15. Jahrh. hat wieder Sprachdenkmäler aufzuweisen.
Die eigentliche Begründung der slowen.
Schriftsprache und Litteratur ist ein Verdienst der Reformation.
Primus Trüber (1508-86) und seine Mitarbeiter fanden eine starke Stütze nicht nur an den einheimischen Ständen, sondern auch in Württemberg [* 91] beim Herzog Christoph, dessen Kanzler Michael Tiffernus ein Slowene war.
Der erste Katechismus von Trüber erschien 1550 in Tübingen [* 92] (nur dieser und das Abecadarium von 1555 mit deutschen Lettern);
es folgten die einzelnen Bücher der Heiligen Schrift, Postillen, Gesangbücher und ¶
liche, bis 1584 in Wittenberg [* 94] eine vollständige Ausgabe der Bibel [* 95] von Dalmatin besorgt wurde.
Die kath. Gegenreformation mußte sich auch der Waffe der Volkssprache bedienen (der erste Katechismus erschien 1574 in Graz), und so vegetierte die Büchersprache fort, bis das Aufklärungszeitalter, die Französische Revolution (der größte Teil der S. bildete den Grundstock der «Illyrischen Provinzen» Napoleons) und die nationalen Tendenzen der deutschen Romantik neues Leben brachten.
Der erste nationale Dichter war V. Vodnik (1758‒1819), der sich hauptsächlich an das Volkslied anlehnte, während Franz Prešeren (1800‒49) sofort alle von der Romantik eingebürgerten Formen in glänzender Weise in die slowen.
Litteratur einführte;
auf derselben Höhe steht auch der Inhalt seiner «Poezije» (Laibach 1847);
er ist wohl der bedeutendste Kunstlyriker und Epiker des slaw. Südens. (Vgl. P. von Radics, A. Grüns Lehrer und Freund, der slowen. Dichter France Preschiren als deutscher Poet, Lpz. 1882.) Seit den dreißiger Jahren entwickelt sich die Litteratur stark unter dem Einfluß der «Wiedergeburt» der übrigen slaw. Völker, vor allem der Böhmen und Kroaten, und hat besonders dem Umfang nach einen relativ bedeutenden Aufschwung gewonnen.
Originelles bieten die Lieder und Balladen, die den Volkston anschlagen, von Fr. Levstik (1831‒87), S. Jenko (1835‒69), J. Stritar (Boris Miran, geb. 1836), S. Gregorčič (1844) und Ant. Aškerc (1856);
dann kleinere Erzählungen, Novellen und Romane in demselben Geist von J. Jurčič, Fr. Erjavec, J. Stritar, J. Kersnik und J. Tavčar.
Die litterar. Thätigkeit konzentriert sich hauptsächlich in dem Volksbildungsverein «Družba Sv. Mohorja» in Klagenfurt [* 96] (1894: 65592 Mitglieder),
in der «Matica Slovenska» in Laibach, welche höhern, auch wissenschaftlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen sucht, in der Dramatischen Gesellschaft in Laibach, in Zeitschriften wie «Ljubljanski Zvon» und «Dom in svet» u. s. w. Übersichten über die Litteratur geben: Kleinmayr, «Zgodovina slovenskega slovsta» (Klagenf. 1881);
Glaser (Bd. 1, Laibach 1894);
Sket, «Slovenska solvstvena čitanka za učiteljišča» (Klagenf. 1893),
in Einzeldarstellungen Marn («Jezičnik», 30 Hefte, Laibach).
Volksliedersammlungen: «Narodne pěsni» (gesammelt von Vraz, Agram [* 97] 1839),
«Slovenske pesni kranjskiga naroda» (5 Hefte, Laibach 1839‒44),
«Narodne pesni koroških Slovencev» (gesammelt von Scheinigg, ebd. 1889);
deutsche Übersetzungen von Anastasius Grün (Gesammelte Werke, Bd. 5).
–
(Slunj), Markt im Komitat Modruš-Fiume in Kroatien, im ehemaligen Ogulin-Szluiner Distrikt der Militärgrenze, an der Korana, Sitz eines Bezirksgerichts, hat (1890) 8847 meist kath. kroat. und serb. E. und ein altes Schloß.
(spr. sleus, frz. l’Écluse), Stadt in der niederländ. Provinz Seeland, im sog. Staatenflandern, durch einen Kanal [* 98] mit Brügge verbunden, mit 2359 E., war im Mittelalter eine der bedeutendsten Handelsstädte Flanderns, an einem breiten, tief eindringenden Meerbusen, dem Zwin. In den Kriegen zwischen Holland und Flandern, England und Frankreich war S. wiederholt Mittelpunkt der Kämpfe; berühmt ist besonders die Seeschlacht worin Eduard Ⅲ. über die Franzosen siegte.
Später lag S. in Fehde mit Maximilian von Österreich und wurde Stützpunkt einer Bande von Hoekschen Parteigängern unter Franz von Brederode bei ihren Streifzügen nach Holland, bis es Sept. 1492 von Albrecht von Sachsen [* 99] eingenommen wurde. Im Unabhängigkeitskriege wurde es 1587 von Alexander Farnese erobert, 1604 vom Prinzen Moritz wiedergewonnen; 1747 nahmen es die Franzosen ein. Seine Bedeutung verlor S. durch die Versandung des Zwins seit dem 15. Jahrh. Von der frühern Größe zeugt noch das Rathaus.
(spr. schluck-), czech.
Ort in Kroatien, s. Sluin. ^[= Markt im Komitat Modruš-Fiume in Kroatien, im ehemaligen Ogulin-Szluiner Distrikt ...]
(engl. sloop), auch wohl Schaluppe (s. d.), ein einmastiges Küstenfahrzeug mit Breitfock, Gaffelsegel und zuweilen auch mehrern Rahesegeln. S. als Kriegsschiffsbenennung bezeichnet ein Mittelding zwischen Kreuzer und Kanonenboot.
Fahrzeug, s. Galeasse.
(spr. ßlup-).
1) Kreis im westl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Kalisch, [* 100] an der preuß. Grenze, im Gebiet der Warta, hat 1204,1 qkm, 86969 E., darunter diele ^[richtig: viele] Deutsche; [* 101]
Ackerbau, Viehzucht (besonders Schafe [* 102] und Gänse), Branntweinbrennereien, 5 Brauereien, Mühlen. [* 103] – 2) S., poln. Słupca, Kreisstadt im Kreis S., an der Meszna, hat (1894) 3936 E., Post, Telegraph, 1 kath., 1 russ. Kirche und Zollamt.
(spr. ßlutsch).
1) Rechter Nebenfluß des Goryn im russ. Gouvernement Volhynien, 460 km lang, wird unterhalb Nowograd-Wolynskij schiffbar. – 2) Linker Nebenfluß des Pripet im russ. Gouvernement Minsk, fließt südlich, 170 km lang.
(spr. ßluzk).
1) Kreis im westl. Teil des russ. Gouvernements Minsk, im Gebiet von Zuflüssen des Njeman und des Pripet, hat 7798,8 qkm, 229857 E.;
im Norden [* 104] Acker-, Flachsbau, im Süden Waldindustrie. – 2) Kreisstadt im Kreis S., am Slutsch (s. d. 2), hat (1893) 17964 E., 8 russ., 1 kath., 1 evang. Kirche, 1 russ. Mönchskloster, Synagoge, 8 israel.
Betschulen, Gymnasium;
hinter lat. naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für James Eduard Smith, geb. zu Norwich, [* 105] gest. ebenda, Botaniker, Präsident der Linnéschen Gesellschaft zu London und seit 1784 Besitzer von Linnés Sammlungen, Bibliothek und Manuskripten;
ferner Abkürzung für Andreas Smith, Reisender in Südafrika [* 106] 1834 (Zoolog), und für William Smith, geb. zu Bolnamere, gest. zu Cork (Botaniker).
Abkürzung für salvo meliore (lat., d. h. unbeschadet des Bessern);
auch für sinistra mano (ital., d. h. mit der linken Hand).
M., Abkürzung für Seine(r) Majestät.
M. (I. oder R.), Abkürzung für Sa Majesté (Impériale oder Royale), frz., Seiner oder Ihrer [Kaiserlichen oder Königlichen] Majestät).
s. Smålenenes-Amt. ^[= Amt in Norwegen, südlich vom Amte Akershus, östlich vom Kristianiafjord, vom untern Glommen ...]
Fahrzeug, s. Schmack.
(arab.), eine militär. Gemeinschaft, insbesondere die der Zeltgenossen und des Gefolges der Häuptlinge in Nordafrika.
Die S. des Abd el-Kader zählte 300 Duars mit 20000 Seelen und stellte 5000 Krieger ins Feld.
die größte Landschaft im südl. Schweden [* 107] oder Götaland, grenzt gegen O. an die Ostsee und umfaßt 30579 qkm (davon 8,6 Proz. Gewässer) mit einer Bevölkerung [* 108] von 560000 E., davon 57000 ¶