then. und rumän. E. in 39 Gemeinden mit 64 Ortschaften und 25 Gutsgebieten. - 2)
S., rumän. Sirete, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und des Bezirksgerichts, am rechten
Ufer des
S., an der Linie
Czernowitz-Suczawa der Lemberg-Czernowitzer Eisenbahn
(Station Czerepkoutz-S.), hat (1890) 7159 meist
deutsche E., darunter 1830 Katholiken, 1793
Griechisch-Orientalische und 3014 Israeliten; bedeutende Pferdemärkte.
Serge (Sersche) oder Sarsche, atlasartig geköpertes Seidengewebe; auch ein derartig gewebtes Zeug aus Kammgarn, besonders
zu Damenschuhen.
Sergeant (frz. sergent, spr. ßärrscháng), in der deutschen
sowie in mehrern
Armeen Bezeichnung der ältern Unteroffiziere. In
Frankreich entspricht der sergent-major dem Feldwebel; in
älterer Zeit hießen die Leute der
Leibwache der franz. Könige sergents d'armes. Sergents de batailles,
auch sergents généraux de bataille genannt, waren im 15. bis 17. Jahrh. Offiziere, die die
Ordnung der
Truppen auf dem
Marsche und ihre
Aufstellung zur
Schlacht überwachten.
Über dieAbzeichen an der Uniform der
S. s.Chargenabzeichen. Sergel, Joh.
Tobias von, schwed. Bildhauer,
geb. zu
Stockholm,
[* 2] war
Schüler von L'Archevecque und reiste 1767 mit königl. Unterstützung nach
Italien,
[* 3] wo er in
Rom
[* 4] seinen Ruhm gründete. Durch Gustav III. 1778 zurückberufen, wurde er Hofbildhauer und Professor an der
Akademie der bildenden
Künste. 1803 wurde er Hofintendant, 1808 in den Adelstand erhoben, 1810 Direktor der
Akademie und starb Man
schätzt in seinen Werken die
Tiefe und Kraft
[* 5] der Idee sowie die Klarheit der Formen; doch fehlt ihnen die charakteristische
Lebenswahrheit.
Besonders zu erwähnen sind:
Amor und
Psyche (Hauptwerk; s.
Tafel:
Skandinavische Kunst
[* 6] III,
[* 1]
Fig. 4), Diomedes
raubt das Palladium, Othryades der Spartaner, ein liegender Faun, das Bronzestandbild Gustavs III. in
Stockholm (1808), Axel
Oxenstjerna diktiert der
Muse der Geschichte die Thaten Gustav
Adolfs,
Mars
[* 7] und
Venus,
Venus Kallipygos. Die meisten seiner Bildwerke
befinden sich im Nationalmuseum zu
Stockholm. Ferner sind zu nennen: das Grabdenkmal des Descartes in der
Adolf-Friedrichskirche zu
Stockholm, ein großes Flachrelief: Die
Auferstehung Christi, am
Altar
[* 8] in der Klarakirche daselbst,
zwei Engel über dem
Altar in der Domkirche zu Karlstad, das Grabdenkmal des
GrafenAugustin Ehrensvärd zu
Sweaborg. -
Monatsschrift, Buchdruckerei, Stadtbank, Anfertigung von Heiligenbildern, hölzernen
Spielwaren, Löffeln für die Pilger
(jährlich 1 Mill.), die das
Kloster besuchen; eine Porzellan- und eine chem. Fabrik. Sergīpe (spr.
ßersch-, der kleinste
StaatBrasiliens an der
Küste des Atlantischen Oceans, wird im N. durch den untern
Lauf
des
São Francisco von
Alagoas, im
S. und W. von
Bahia
[* 12] begrenzt, hat auf 39090 qkm (1893) 370000 E. Die
Küste ist 150 km
lang, sandig und flach, das
Innere waldbedecktes Hügelland.
Die
Bewässerung ist in den bewohnten östl.
Teilen sehr reich, arm dagegen auf dem westl. Hochlande. Die
sämtlich in den Ocean mündenden
Flüsse
[* 13] Vasa-Barris oder Irapiranga und Rio
[* 14] Real, der südl. Grenzfluß, werden im untern
Lauf mit Küstenfahrzeugen befahren; der Oberlauf ist durch
Stromschnellen und Wasserfälle nicht schiffbar.
Das Klima ist
heiß, trocken im Innern, feucht an der See. DieFlora auf den Abhängen der Serra de Itabaiana ist reich
an den wertvollsten
Bau- und Färbehölzern.
Eisenerz, Kalkstein und
Bergkrystalle kommen vor. Man baut
Zuckerrohr, Kakao,
Baumwolle,
[* 15]
Mandioka,
Tabak,
[* 16]
Mais,
Reis und Flachs.
Zwischen der Serra de Itabaiana und dem
Sao Francisco auf dem
Campos de Criação de Gados treibt man lohnende
Viehzucht.
[* 17]
Die Industrie besteht in Zucker- und Spritfabrikation, Herstellung von Mandiokamehl, Gerberei und
Bau von kleinen
Küstenfahrzeugen. Fahrstraßen mangeln. Hauptstadt ist das 1855 angelegte
Aracaju, rechts am Cotindiba, mit 6000 E., einer
nach Simao führenden
Bahn, breiten
Straßen, einem Landwirtschaftlichen
Institut.
Ausfuhr von Zucker
[* 18] (1892: 11320 t) undBaumwolle; ehemals war Hauptort
São Christovão, links am Vasa-Barris,
mit Zuckersiederei, Tabakfabriken und Gerberei. Sergĭus,
Name von vier Päpsten: S. I. (687-701), ein
Orientale, aber in Palermo
[* 19] geboren, seit 682 Presbyter, verweigerte die
Annahme der
Beschlüsse des
Konzils im Trullus zu
Konstantinopel
[* 20] (692), des sog.
TTTTT, und bereitete dadurch dieTrennung der griech. und röm.
Kirche vor. S. II. (844-847), ein röm.
Adliger, eigentlich
Peter, vorher Erzpriester in
Rom, umging die
Bestätigung seiner Stuhlbesteigung durch den
Kaiser Lothar
I. und behauptete sich trotz dessen
Widerspruchs. S. III. (897-911), vorher Diakonus, gelangte, nachdem er von
Johann IX. 898 vertrieben
worden war, doch wieder 904 durch die berüchtigten Frauen
Theodora und Marozia (s. d.) auf den päpstl.
Stuhl. S. IV. (1009-1012), vorher
Bischof von
Alba,
[* 21] eigentlich
Bocca di Porco,
d. i. Schweinsrüssel.
Da er sich dieses
Namens schämte,
soll er den
Namen S. angenommen und die
Sitte begründet haben, daß die Päpste ihrenNamen veränderten;
doch hat dies schon vor ihm
Johann XII. (s. d.). gethan. Sergius Alexandrŏwitsch (russ.
Sergij),
Großfürst von
Rußland, vierter Sohn des
KaisersAlexander II., geb. 11. Mai vermählt 15. (3.) Juni 1884 mit
der Großfürstin Jelissaweta Feodorowna, geborenen Prinzessin Elisabeth von Hessen
[* 22] (geb. S. A. ist Präses der griech.-orthodoxen
Palästina-Gesellschaft und seit
Sommer 1891
Generalgouverneur von
Moskau.
befestigte
Handelsniederlassung der Kaufleute in
Afrika,
[* 25] besonders früher im
Sudan. Sericīnsäure, s.
Myristinsäure. Sericīt, ein äußerlich
talkähnliches Mineral, das eine dichte Aggregationsform des Kaliglimmers (Muskovits) darstellt; es ist
sehr weich und mild, grünlich- oder gelblichweiß, lauchgrün, seidenglänzend, fettig anzufühlen, hat das spec. Gewicht
2,8
¶
mehr
und die chem. Zusammensetzung des Muskovits. Seine nicht elastischen Lamellen besitzen unter
dem Mikroskop
[* 27] eine faserig-schuppige Struktur. Der S. vertritt in Gneisen, Glimmerschiefern und phyllitischen Schiefern sehr
oft den eigentlichen Glimmer.
Schiefergesteine, in denen neben einem Gehalt an Quarz Sericit (s. d.)
eine Hauptrolle spielt. Diese oft etwas flaserigen, stets granatfreien Felsarten wurden zuerst als etwas
mehr oder weniger Selbständiges in der Gruppe der huronischen Taunusschiefer an mehrern Punkten des Rheingaues erkannt;
später wurden sie auch in Sachsen,
[* 28] am Harz, am Stilfser Joch u. a. O. gefunden; ferner gehören zum S. das weiße Gebirge der
Erzlagerstätten
[* 29] von Holzappel, Wellmich und Werlau, die Lagerschiefer von Mitterberg, die weißen Schiefer
von Agordo in Südtirol. Führen die S. auch reichlich Feldspat, so fallen sie unter den Begriff Sericitgneis.
(lat. series), Reihe, Reihenfolge, z. B. von
Schriften;
bei den zurückzuzahlenden Staatsschulden, insbesondere bei Lotterieanleihen oder Prämienanleihen (s. d.) sowie
bei Landschaften (s. d.) und Hypothekenaktienbanken (s.
Bodenkreditbanken) nennt man S. die Gruppen von Schuldobligationen, welche zeitlich nacheinander
aufgenommen werden und nach einem im Voraus festgesetzten Tilgungsplan zurückerstattet werden müssen.
Man bezeichnet dieselben
mit Serie I, II, III... oder A,B, C ...
(Dicholophidae), Cariamas, Schlangenstörche, zwei höchst eigentümlich gestaltete Vögel
[* 30] Südamerikas; welche
äußerer Merkmale wegen früher irrtümlicherweise zu den Raubvögeln gerechnet wurden, in Wirklichkeit
aber zu den Stelzvögeln gehören. Die bekannteste Art, Dicholophus cristatusIll. (s. Tafel: Stelzvögel IV,
[* 26]
Fig. 4) oder CariamacristataBriss., ist 80 cm lang, hat sehr hohe Füße, die wie der kräftige Schnabel hochrot sind, kräftige Flügel, einen
langen, breitfederigen Schwanz und einen Federschopf auf der Stirn; die Farbe des Gefieders ist ein bräunliches
Grau. Die S. werden mit 150 M. das Stück bezahlt. Man füttert sie mit rohem Fleisch, Mäusen, Sperlingenu. dgl.
ein Instrument, das dazu dient, die Seide auf ihre Elasticität, Dehnbarkeit und Festigkeit
[* 32] zu prüfen, und dessen Konstruktion
meist auf dem Princip des Federdynamometers oder der röm. Wage
[* 33] beruht. (S.
Garndynamometer.)
Glycerinaminsäure, eine krystallisierende Substanz, die beim Kochen von Seidenleim mit Schwefelsäure
[* 34] entsteht
und die Zusammensetzung C3H7O3N = CH2(OH)•CH(NH2)•COOH besitzt.
englisch verderbt aus Srirangam, s. Trichinopoly. ^[= (spr. tritschi-), ind. Tiruschinapalli, Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts der indobrit. ...]
heute Serphos, griech. Insel mit (1889) 2731 E. auf 78 qkm, zu der
Westreihe der Cykladen
gehörig, 16 km südlich von Kythnos, gebirgig und wenig fruchtbar, besteht aus Glimmerschiefer und im südl. Teil aus Granit.
Die Insel besitzt Lager
[* 36] von Eisen-, Kupfer- und silberhaltigen Bleierzen, die im Altertum ausgebeutet wurden; in neuerer Zeit
hat man wieder den Abbau versucht, aber mit geringem Erfolg. – S. nahm mit einigen Schiffen bei der
attischen Flotte an der Schlacht bei Salamis teil, gehörte dann zum Athenischen Seebunde und war unter den Römern Verbannungsort.
Nach dem Mythus wurde hier der von Akrisios ausgesetzte Kasten an das Land gezogen, welcher den Perseus
[* 37] und dessen Mutter Danaë einschloß.
(spr. ßörrdschĕnts ätt lah), früher Bezeichnung der engl.
Advokaten, welche die höchste Stufe ihres Berufs erreicht hatten. Sie hatten eine eigene Inn (s. Inns of Court) und in einigen
Gerichtshöfen ausschließliches Audienzrecht. Die Richter der gemeinrechtlichen Gerichtshöfe wurden früher stets aus der
Zahl der S. erwählt. Seit dem Inkrafttreten der JudicatureAct von 1873 ist dies nicht mehr der Fall,
und seitdem wurden keine neuen S. ernannt, doch führen die wenigen noch am Leben befindlichen Mitglieder dieser Rangklasse
den Titel weiter.
Albert Ludw., preuß.
Bergbeamter, geb. zu Crossen,
[* 38] studierte in Berlin,
[* 39] wurde 1851 Bergreferendar und Salinenfaktor
in Königsborn bei Unna,
[* 40] 1856 Bergassessor und Bergmeister im BergamtBochum,
[* 41] 1858 Oberbergrat beim Bergamt Dortmund,
[* 42] 1866 als
Berghauptmann Direktor des Oberbergamtes Breslau,
[* 43] 1878 als Oberberghauptmann und Ministerialdirektor im Handelsministerium
(später Ministerium der öffentlichen Arbeiten) an die Spitze der gesamten preuß. Bergverwaltung berufen;
seit 1877 auch als Abgeordneter thätig, wurde S. 1878 Vorsitzender der Eisen-Enquetekommission, 1881 der Schlagwetterkommission.
Er schied 1884 wegen Krankheit aus seinem Amte und legte auch sein Mandat nieder. Sein Hauptwerk ist der «Leitfaden zur Bergbaukunde»
(4. Aufl., Berl. 1884).
Dorf und Bad
[* 44] im Bezirk Oberlandquart des schweiz. Kantons Graubünden.
Das Dorf liegt 5 km nordöstlich von Klosters, mit dem es
eine Gemeinde bildet, in 1001 in Höhe, auf der linken Seite der Landquart, an der Landquartbahn (Station S.-Mezzaselva), auf dem
rechten Ufer des Flusses; das Bad, 1 km östlich vom Dorfe am linken Ufer der Landquart in einem Wiesenthale,
besitzt eine Schwefelquelle, ein Kurhaus mit Trinkhalle und wird sowohl als Bade- wie als Luftkurort viel besucht. –
Vgl.
Husemann, Luftkurort und Schwefelbad S. (Chur
[* 45] 1876).
oder Sernft, rechter Zufluß der Linth (s. Limmat) im schweiz. Kanton Glarus,
[* 46] entspringt mit zwei Hauptquellen, die sich in 1200 m Höhe unweit Elm vereinen, am Foopaß und am Panixerpaß (s. d.),
durchfließt das Sernf- oder Kleinthal und mündet, 18 km lang, bei Schwanden unweit Glarus.
Der S. ist ein wildes Bergwasser, für
das nach dem Bergsturz
[* 47] (1881) bei Elm teilweise ein neues Bett
[* 48] durch das Trümmerfeld gegraben werden
mußte. Die obern Stufen bilden ein von 2400 bis 3200 m hohen Gipfeln der Glarner Alpen umschlossenes Hochthal, die untere
eine waldige Schlucht.
¶
Serōnen (Suronen), die aus rohen Rindshäuten bestehenden Packhüllen, worin verschiedene trockne Waren, z. B.
Tabak, aus Südamerika
[* 50] eingeführt werden;
sie werden in Europa
[* 51] teils noch gegerbt, teils zu Leim verarbeitet.
Der Name hat
sich auch auf anderes Packmaterial übertragen, so daß es auch Bastseronen, Schilfseronen u.a. giebt.
Pinto,AlexanderAlbert de la Roche de, portug. Afrikareisender, geb. auf
Schloß Polchras am Douro, wurde 1848‒58 in Amerika
[* 52] erzogen, studierte bis 1864 in der Militärschule zu Lissabon,
[* 53] trat
hierauf als Lieutenant in die Infanterie ein und kam nach Mozambique. Von hier aus unternahm er mehrere
kleinere Forschungsreisen, wurde als Major 1877 zum Chef einer von Portugal
[* 54] ausgerüsteten Expedition ernannt und ging am von
Benguella über Killenges und Ngola nach Bihé, wo er sich von seinen bisherigen Gefährten BritoCapello und
Ivens trennte, die sich nordwärts zum Kuango wendeten. S. P. erforschte den Quelllauf der Zuflüsse des Sambesi, die auf dem
Plateau entspringen, das die Wasserscheide zwischen Sambesi, Kuango, Quanza und Kubango bildet.
Auf dieser Hochfläche entdeckte er ein lichtfarbiges Nomadenvolk, die Kassequere. Zu Lialui, unweit links vom Sambesi, im
Barotse-Mabunda-Reich, erwehrte sich zwar S. P. siegreich der gegen ihn anstürmenden Eingeborenen, wurde
aber von seinen Trägern verlassen. Von diesem Orte aus zog S. P. den Sambesi hinab bis zu den Victoriafällen. Über Schoschong
in Khamas Reich und über Pretoria, der Hauptstadt Transvaals, erreichte S. P. die Ostküste bei
Durban, von wo er nach Europa zurückkehrte. (S. die Reiseroute auf der Karte: Äquatorial-Afrika,
[* 55] Bd. 1, S. 190.) Er übernahm 1884 die
Leitung einer neuen Afrika-Expedition zur Erforschung der zwischen der Mozambiqueküste und dem Njassasee gelegenen Gebiete,
mußte jedoch am Flusse Mtepuesi wegen Erkrankung die Führung an seinen Begleiter Cardoso abtreten; 1886 kehrten
beide Reisende nach Portugal zurück, nachdem ihre erfolgreiche Reise außer geogr. Forschungen auch noch die Ausdehnung
[* 56] des
portug. Protektorats über die Landschaften südlich vom Rovuma und nördlich vom Sambesi herbeigeführt hatte. Im Herbst 1889 unternahm
S. P. eine neue Expedition nach dem Schire und unterwarf das Makololo-Land der portug. Herrschaft, obwohl
er wußte, daß dieses erst kürzlich unter engl. Protektorat gestellt worden war. Ein Ultimatum der brit. Regierung vom zwang
die Portugiesen, aus dem eroberten Gebiet sich zurückzuziehen. S. P. kehrte im April 1890 nach Lissabon zurück. Seine Schilderung
der vierten Durchquerung Südafrikas erschien gleichzeitig in mehrern Sprachen, deutsch von Wobeser u.d.T.
«Wanderung quer durch Afrika» (2 Bde., Lpz. 1881).
(frz., spr. -páng; ital.
serpentōne) oder Schlangenrohr, ein Holzblasinstrument, bestehend aus einem 1,8 m langen, schlangenförmig hin und her gebogenen
Rohre, dessen innere Höhlung oben 4 cm Durchmesser hat und nach und nach sich bis über 10 cm erweitert.
Der S. steht in B, sein Tonumfang reicht vom Kontra-B bis zum c" (Anmerkung des Editors: c mit zwei Querstrichen). Wohlklang
und Reinheit sind sehr mangelhaft. Außerdem sind die Töned, a und d’ (Anmerkung des Editors: d mit Querstrich) viel stärker
als die übrigen. Trotz
seines groben Klanges wird der S. noch in den franz. Kirchen zur Begleitung des
Gemeindegesangs gebraucht. In Deutschland
[* 57] diente er in Militärmusiken bis in die fünfziger Jahre des 19. Jahrh. Erfunden
ist er vom Kanonikus Guillaume zu Auxerre (1590). – In der Orgel ist S. ein Register von 16-Fußton und
weiter Mensur.
ein als Gestein auftretendes Mineral von meist dunkelgrüner oder bräunlicher Färbung in den verschiedensten
Nuancen, oft mehrfarbig gefleckt oder geädert, von dichtem, mattem, oft splitterigem oder muscheligem Bruche, geringer Härte
und Eigenschwere. Von der Farbenzeichnung, die an die Haut
[* 59] einer Schlange
[* 60] erinnert, oder weil er als Mittel
gegen Schlangengift galt, erhielt er bei den alten Griechen den Namenophites (von ophis, Schlange), wonach auch der dem Lateinischen
entlehnte Name S. (von serpens, Schlange) gebildet ist.
Die Masse des S. erweist sich bei starker Vergrößerung als aus zarten doppelbrechenden Fäserchen zusammengesetzt.
Nach seiner chem. Zusammensetzung ist er ein wasserhaltiges Magnesiumsilikat, das in seiner normalen
Zusammensetzung aus 43,5 Proz. Kieselsäure, 43,5 Proz. Magnesia, 13 Proz. Wasser besteht, wobei aber immer ein Teil der Magnesia
durch Eisenoxydul ersetzt ist. Aller S. ist als ein Umwandlungsprodukt verschiedener anderer Mineralien
[* 61] und Gesteine zu betrachten; in den meisten Fällen geht er, wie sich dies namentlich durch die mikroskopische Untersuchung
von Dünnschliffen nachweisen läßt, aus Olivin
[* 62] oder Olivinfelsmassen hervor, doch können auch thonerdearme Hornblenden und
Augite sowie Granate bei ihrer Umwandlung S. liefern. Wo der S. als Gestein (Serpentinfels) auftritt, da
enthält er oft manche accessorische Mineralien in sich eingewachsen, wie Granat,
[* 63] Bronzit, dunkeln Glimmer, Talk, Chlorit, Chromeisen,
Magneteisen.
Man unterscheidet den gemeinen und den edeln S. Der gemeine S. bildet ganze Berge oder mächtige Lager, meistens im Gebiet
der alten krystallinischen Schiefer, der heller gefärbte und durchscheinende edle dagegen nur kleine
Massen, oft in Form von Pseudomorphosen. Der gemeine S. ist ziemlich häufig, z.B. in Sachsen, Schlesien,
[* 64] Nassau, der Oberpfalz,
Cornwall u.a.O. Er läßt sich, wenn er frisch gebrochen ist, leicht auf der Drehbank
[* 65] bearbeiten, und es werden daher viele
Gerätschaften aus ihm gefertigt, wie Mörser, Reibschalen, Wärmsteine, Dosen, Büchsen, Schreibzeuge,
Leuchter, Vasen,
[* 66] Urnen, auch Taufsteine, Säulen
[* 67] und andere architektonische Verzierungen. Diese werden schon seit langer Zeit
vorzüglich im Städtchen Zöblitz im sächs. Erzgebirge, jetzt auch an andern Orten gefertigt. Wegen seiner Feuerbeständigkeit
verwendet man den S. auch zu Ofengestellen, Herd- und Brandmauern.
(lat.) oder Mäandrinen (nach dem Fluß Mäander,
[* 68] s. d.), die schlängelnden Formen
, die vielen Flußläufen eigen sind und zumeist durch die bei der Veränderlichkeit der Wassermenge und des Gefälles stets
sich verändernde Geschiebeführung hervorgebracht werden, wodurch die einzelnen Stellen des Ufers wechselnden seitlichen
Angriffskräften ausgesetzt sind.
Daher rücken die S. vielfach von der Stelle, auch werden sie von den
Geschieben des Flusses gelegentlich wieder ausgefüllt.
Die S. werden, wenn sie die Schiffahrt hindern, dnrch Kor- rektionsbauten (s. Flußbau)
unschädlich gemacht. ^- S. heißen auch die in vergigem Terrain zur Vermei- dung allzu starker Steigung in Windungen ange-
legten Wege, Straßen und Eisenbahnlinien.
Handschuhfabrikation, Kattundruckcreien, Tuchfabrik, Ziegeleien, bedeutenden Handel mit Getreide,
[* 72] Hanf und Holz.
[* 73] S. ist
der Stapelplatz für den Verkehr an der Oka. äsrMia., SerpuNden, s. Borstenwürmer.
Serrania de Euenca, s.
Cuenca (Provinz). Serräno y Dominguez (spr.-geds), Francisco, Herzog de la Torre, span. Staatsmann, geb. zu
Arjonilla in Andalusien, trat früh in die span. Armee und nahm 1833 nach dem Tode Ferdinands VII. zu Gunsten der unmündigen
Königin Isabella II. am Karlistenkriege mit Aus- zeichnung teil, schloß sich 1840 Espartero an, wurde
Divisionsgeneral und stellte sich 1843, als er die Sacke Esparteros verloren sah, an die Spitze der provisorischen Negierung
in Barcelona.
[* 75] Im Mini- sterium Lopez hatte er das Portefeuille des Krieges. Nach dem Sturze Efparteros übernahm S. vorüber-
gehend wieder das Kriegsministerium und wurde von der Königin Isabella, zu der er in vertrautem Verhältnis
stand, 1847 zum Generallieutenant er- nannt. Er wurde 1852 Generaldirektor der Artil- lerie, 1856 Militärgouverneur von Neu-Castilien
und Generalkapitan der Armee, 1857 Botschafter in Paris,
[* 76] 1859 Generalkapitän von Cuba, wo ihm die Wiedererwerbung von Sto.
Nach seiner Rückkehr leitete er bis
März 1863 die auswärtigen Angelegenheiten. 1865 wandte er sich dem wieder ans Nuder gelangten O'Donnell zu, der ihn dafür
mit dem Vorsitz im Senat belohnte.
Als die Negierung im Dez. 1866 die Berufung der Cortes über die gesetzliche Zeit hinaus
verzögerte, unterzeichnete eine grohe Anzahl von Mitgliedern der Opposition einen Protest, den S. und der Präsident der Deputiertenkammer,
Nios Nosas, der Königin überreichen sollten.
Das Mi- nisterium Narvaez kam dieser Kundgebung durch Verhaftung und Verbannung
der Präsidenten und fast aller Protestierenden zuvor. S. wurde in das Militärgesängnis bei Alicante abgeführt,
erhielt aber schon nach einigen Wochen seine Freiheit zurück. Nach dem Sturze und dem Tode O'Donnells (1867) wurde S. von der
Liberalen Union als Füh- rer anerkannt. Er brachte eine
Koalition der unioni- stischen und progressistischen Parteiführer
zu stände; aber der neue Ministerpräsident Gonzalez-Brabo lieh S. nebst mehrern andern verhaf-
ten und nach den Canarischen Inseln deportieren.
Beim Scptemberaufstand 1868 wurdnvS.und ^eine Genossen von den Canarischen Inseln
abgeholt, und 19. Sept. erlieh S. die Proklamation von Cadiz,
[* 77] zog mit den abgefallenen Truppen gegen Madrid
[* 78] und schlug das königl.
Heer28. Sept. bei Alcolea. Nach Vertreibung der Königin Isabella übernahm er die Präsidentschaft des neuen
Ministeriums und wurde von den Cortes zum Negenten gewählt. Am legte er die Gewalt in die Hände des
neuen Königs Amadeus und wurde von diesem zum Ministerpräsidenten ernannt, wel- chen Posten er bis zum 23. Juli innehatte.
Zum Oberkommandanten der bask. Provinzen ernannt, nötigte, er durch seinen Sieg bei Oroquieta DonCarlos zur Flucht
nach Frankreich und gewährte in der Konvention von Amorevieta (24. Mai) den Aufständischen volle Amnestie. Darauf übernahm er 4. Juni die
Ministerpräsident- schaft und das Kriegsministerium, trat aber schon 12. Juni wieder zurück, weil König
Amadeus sich weigerte, die verfassungsmäßigen Garantien zeit- weilig zu suspendieren. Bei der Abdankung des Königs Amadeus und der Prokla- mierung der Republik hielt er sich vom polit.
Trei- ben fern. Nachdem dann General Pavia die
Cortes aufgehoben hatte, wurde S., der Urheber dieses Staatsstreichs, Präsident der Exe- kutivgewalt, zog
im März 1874 selbst gegen die Kar- listen und zwang sie im April sich nach den Bergen
[* 79] von Navarra zurückzuziehen, legte
aber, auf die Nach- richt von der Thronerhebung Alfons'XII., den Ober- befehl und die Präsidentschaft nieder. Er beteiligte
sich im Okt. 1883 als Führer der dynastischen Linken an dem Zustandekommen des Ministeriums Posada-
Herrera, ohne selbst ein Portefeuille anzunehmen, und übernahm im November den Votschafterp osten in Paris;
doch gab er denselben
bald wieder auf und starb in Madrid. 8srr".QN8, Fischgattung, s. Sägebarsche. 3srra.8a.1ino, Fischgattung, s.
Sägesalmler.
3srra.tMa. Iv., Scharte, Pflanz eng attung aus der Familie der Kompositen
[* 80] (s. d.) mit gegen 30 in Europa zerstreuten
Arten, ausdauernde krautartige Gewächse mit wechselständigen, meist leierförmig gelappten Blättern und rot oder violett
blühenden Köpfchen.
Die bekannteste Art ist die in Deutsch- land häusige Färberscharte oder Färberdistel, Gelbkraut^.tWcwi'iH^deren
Kraut einen gel- ben Farbstoff enthält und zum Färben von Zeugen Verwender wird.
Sie hat zablreiche
in Doldentrau- ben stehende rötlich gefärbte Vlütenköpschen und ftederspaltige Blätter. Serravezza, ital. Ortschaft,
s. Seravezza. Serret (spr. -reh),JosephAlfred, Mathematiker, geb. zu Paris, besuchte die Poly- technische Schule
daselbst und wurde 1861 Professor am ^0116^6 ä6lknc6,1860 Mitglied der Akademie. Er starb Unter
seinen Werken sind hervorzuheben: «lüoiirg ä'al^ödrs superieui-L» (Par. 1849; 4. Aufl.
1879; deutsch von Wertheim, 2. Aufl., 2 Bde.,
Lpz. 1878-79),
8erro82.1ino pira^a., Flsch, s. Piraya. Serfche, Seidengewebe, s. Serge. Sertorlus, Quintus, röm. Feldherr, stammte aus plebejischem
Geschlecht aus Nursia im Sabiner- laud und begründete seinen kriegerischen Ruf iu den Kämpfen gegen die Cimbern und Teutonen
unter (.. Servilius Cäpio und Marius. 97 zeichnete er sich , als Krv^gsvibun in Spanien, 91 als Quästor
im Vundesgenosjenkriege aus. Seine Bewerbung um das Volkstribunat wurde durch Sulla vereitelt, weil S. als Demokrat zur Marianischen
Partei hielt. Er gehörte im Bürgerkriege mit Cinna, Gnäus Papi- rius Earbo und Marius selbst zu ihren Führern, vermochte
aber trotz redlichen Wollens und energi- schen Durchgreifens dem Wüten der Marianischen Banden (87) nicht
Einhalt zu thun. 83 bekleidete er die Prätur, im folgenden Jahre ging er in feine Provinz, das jenseitige Spanien.
Sulla, der
ihn geächtet hatte, sandte gegen ihn den C. Annius Fuscus, und S. mußte vor diesem aus Spanien flüchten. Er führte nun
ein Abenteurerleben als Piratenkönig und griff erfolgreich in die Thronstrei- tigkeiten in Mauretanien
ein, bis ihn die Lusitanier zu ihrem Anführer beriefen. S. erzwang die Lan- dung an der lusttanischen Küste, fammelte nach
und nach bedeutende Streitträfte, darunter viele flüch- tige Römer,
[* 82] und führte gegen Quintus Metellus Pius, den Sulla 79 ins
jenseitige Spanien geschickt hatte, mit Glück den kleinen Krieg;
sein Quästor Lucius Hirtulejus focht ebenfo
glücklich im diesseiti- gen Spanien.
Seine vornehme gerechte Natur und sein staatsmännisches Geschick erwarben ihm rasck
die begeisterten Sympathien der Spanier. 77 stieß der flüchtige Perperna mit vielen Römern zu S., der nun einen Gegensenat
aus 300 Römern errich- tete.
Auch Pompejus, der 76 aus Rom mit 30000 Mann inSpanien erfchien, vermochte ihm nicht beizukommen
trotz einzelner Erfolge, die jener und namentlich Vtetellusin dem sog. Sertorianischen Kriege errang.
S.schloß 74 sogar ein
Bündnis mit König Mithridates von Pontus. S. siel durch seine röm. Umgebung, die wegen Bevorzugung der
Spa- nier zürnte und das Bündnis mit dem Landesfeind Mitbridates gegen ihn ausbeutete.
An der Spitze der Verschwörung stand
der unfähige Perperna, der . S.' Erbe in der fpan.
Herrfchaft werden wollte.
Bei einem Gastmahl trafen S. die Dolche der Verschwo-
renen.
Serubäbel, der erste der 12 Häuptlinge,
die 537 v. Ehr.
mit Erlaubnis des Cyrus 42000 deportierte Iudäer und Benjaminiten nach Palästina
[* 83] zurück- führten und die jüd. Gemeinde
begründeten. S. war aus dem Geschlecht Davids.
Die Propbeten Haggai und Zacharia erblickten in ihm den künftigen messianischen
König.
Eine Zeit lang hat er als pers. Statthalter denVerwaltungsbezirkIerusalem regiert. Serum (lat.), Blurwasser, Bezeichnung
von Körperflüssigkeiten, in denen feste Teilchen, wie im Blute (s. d.) die Blutkörperchen,
[* 84] aufgeschwemmt sind, so im Eiter
(Eiterserum), in der Lymphe (Lymphserum).
Das Blutserum tritt im lebenden Körper fortwährend durch die Haargefäß- wände
und durchtränkt die Gewebe
[* 85] mit seröser Flüssigkeit, die sich unter krankhaften Verbältnissen in großen
Mengen ansammeln kann, während sie bei gesunden durch die Lymphgefäße ihren Abfluß findet.
Auch die Körperböblen (Bauch-
und Brust- höhle, Herzbeutel, Gchirnhöhlcn)
enthalten bei Ge- sunden etwas S., weshalb man die diese Höhlen auskleidenden
glatten Häute seröse Häute stiem- di-aimL 5L1-08Ä6) nennt. (S. Haut.) - über Heil- serum s. d. und Schutzimpfung.
Sorbin iNotis (lat.), Molken. 5'e?'?'., hinter lat. Insektennamen
Abkürzung für Audinct de Serville (spr. -wil), geb. 1775, gest. 1858 zu
Paris (Entomolog).
Servais (fpr. -wäh), Francois Adrien, Violon- cellvirtuos, geb. 7. Juni 1807'in Hall
[* 86] bei
Brüssel,
[* 87] Schüler Platels, wurde nach vielen .Kunstreisen 1848 Professor am Konservatorium zu Brüssel. Er starb in
Hall, wo ihm ein Denk- mal gesetzt ist.
Von seinen Cellokompositionen sind 3 Konzerte und 16 Phantasien hervorzuheben.
An- richtetischchen, Kredenz, Silberschrank u. dgl. Servatius, Heiliger, der letzte Bischof von Ton- gern,
war ein Gegner der Arianer und starb in bohem Alter zu Maastricht
[* 89] um 400. Auf fein Grab soll nie Schnee
[* 90] gefallen fein.
Sein
Gedüchtnistag, der 13. Mai, ist als einer der Gestrengen Herren (s. d. und Lostage)
bekannt. Servet, Michael, Arzt und Antitrinitarier, geb. 1511 als Sproß einer altchristl.
Nach seiner Mutter nannte er sich oft auch Reves und nach Villanueva, seinem väter- lichen Stammorte, Villanovanus.
Um 1525 trat er in die Dienste
[* 91] des Paters Quintana, des spätern BeichtvatersKarls V., und kam mit ihm
zunächst nach Toulouse,
[* 92] wo er Rechtswissenschaft studierte und durch das Auffinden der Bibel
[* 93] zugleich zum Studium der Heiligen Schrift
angeregt wurde. 1530 wohnte er der Kaiserkrönung in Bologna und dem Reichstag in Augsburg
[* 94] bei und verhandelte in Bafel mit
Okolampadius besonders über die Lehre
[* 95] von der Dreieinigkeit. 1531 erschien in Ha- genau seine Schrift
«De ti-init9.ti8 6rroridu8», worin er die sog. Wefenstrinität bestritt und nur
drei «Dispositionen» des einen, unteilbaren und ewigen Gottes lehrte. In milderer Form sprach S. diesel- ben Gedanken aus in der
Schrift «DialoForuni äs trinitatk lidri duo; äs ^uätitia l6Ani Odristi capiwia
yuatwoi-» (1532).
Wegen feiner Ansichten überall angefeindet, begab sich S. nach Paris, wo er unter dem
NamenMichel de Villeneuve bis 1534 Mathematik und Medizin studierte. In Lyon
[* 96] 1535 als Korrektor beschäftigt, veranstaltete S.
eine Ausgabe des Ptolemäus, kehrte 1537 nach Paris zurück, wo er Vorlesungen über Geographie, Astrologie,
[* 97] Mathematik und Medizin
hielt und die Schrift «1)6 3^ru^i3» veröffentlichte,
erregte aber durch den Beifall, den er bei den Studierenden fand, und durch feine heftigen Angriffe gegen die damalige Medizin
den Unwillen der ältern Arzte in so hohem Grade, daß er durch ein gerichtliches Urteil aus Paris vertrieben wurde. Er begab
sich 1540 nach Vienne, wo fein Freund und früherer ! Zuhörer, der Erzbischof Paulmier, ihn schützte.
! Hier lebte S. 13 Jahre lang als Arzt. 1542 er- i schien von ihm eine neue Ausgabe der lat. Bibel ^ des Dominikaners Santes
Pagninus.
Über theol. ! fragen stand S. in eifrigem Briefwechsel mit ^ Calvin, und 1553 erschien seine
wichtigste Schrift: ^ " (^ki-i8tiNiii8iüi i-68titutio». Trotz der Anonymität
I wurde er als der Verfasser verraten und wegen Ketzerei zur Verantwortung gezogen. Es gelang 56 *
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Auf der Durchreise wurde er in Genf
[* 100] auf Calvins Wunsch verhaftet.
Die Anklage lautete auf Verleugnung Gottes und Christi.
Auf Calvins Drängen wurde S. nach mehrfachem Verhör als
Ketzer verbrannt. S. war ein Mann von inniger Frömmigkeit, von größter Begeisterung für das, was er
als Wahrheit erkannte, und von imponierendem Charakter.
Als Gelehrter besaß er ausgebreitete Kenntnisse, war bekannt als
Entdecker des Lungenkreislaufs und in mehrern Wissenschaften bewandert. –
Pünjer, DeMichaelisServeti doctrina (Jena
[* 101] 1876);
Tollin, Das Lehrsystem MichaelS.s (3 Bde., Gütersloh 1876–78) sowie die übrigen zahlreichen
Arbeiten Tollins über S.; Amallo y Manget, Historiacritica deMiguelde S. (Madr. 1888);
(frz.; ital. salvietta), das Tuch, das man beim Essen
[* 102] zum Schutze der Kleider benutzt. Den Römern, die im
allgemeinen mit den Fingern aßen, war es unentbehrlich. Zu Ausgang des Mittelalters kam es in Italien
wieder in Gebrauch und zu Anfang des 16. Jahrh. in Deutschland. Die Trincierbücher des 17. Jahrh., in denen die S. auch als
Fatscheinlein bezeichnet werden, enthalten Anweisungen, den S. durch kunstreiches Zusammenfalten die Gestalt von Fächern,
Schiffen, Festungen, Fischen, Vögeln, Hunden, Löwen
[* 103] u.s.w. zu geben, um Tafeln damit zu schmücken. –
Vgl. L. Fritzsche, Illustriertes Serviettenalbum (Frankf. a.M. 1894);
Ch. Wagner, Der festlich gedeckte Tisch (8. Aufl., Berl.
1894).
(spr. -winnjih), Dorf im Kanton Vigy, Landkreis Metz
[* 104] des Bezirks Lothringen, 6 km nordöstlich von Metz, zwischen
den nach Busenweiler und Saarlouis führenden Straßen auf einem Höhenrücken gelegen, hat (1890) 301 kath.
E. und war 1870 ein Stützpunkt der deutschen Einschließungslinie im Bereich des preuß. 1. Armeekorps und der Schauplatz
blutiger Kämpfe am 14. Aug. (Schlacht bei Colombey-Nouilly, s. d.) sowie 31. Aug. und (Schlacht bei Noisseville, s. d.).
(d. h. knechtisch Gesinnte, vom lat.
servus), diejenigen, die aus Furcht oder Eigennutz gegen Höhergestellte und Mächtige einen solchen Diensteifer beweisen,
wie es sich mit der Würde des freien Mannes nicht verträgt.
Ins polit. Leben wurde der Ausdruck erst 1814 in Spanien eingeführt,
wo man diejenigen S. nannte, die die unwürdige Politik Ferdinands VII. unterstützten.
im Militärwesen die Geldvergütung, welche den Personen des Soldatenstandes zur Selbstbeschaffung des
Unterkommens für sich (Personalservis), ihre Pferde
[* 105] (Stallservis), ihre Bureaus (Bureauservis) gewährt wird. Im Fall der
Unterbringung in Naturalquartieren erhalten die Quartiergeber den S. gezahlt;
nur im Kriege wird in der
Regel kein S. bewilligt.
Der BruderBernhardin von Ricciolini erneuerte die alte Strenge des Ordens (1593); seine Anhänger hießen Einsiedlerserviten.
Diese und die minder strengen S. haben ihre wichtigsten Sitze in Italien, in Deutschland haben sie nur noch in Bayern
[* 110] ein Haus.
Zu den berühmtesten Männern des Ordens gehört Paolo Sarpi (s. d.). – Der Orden der Servitinnen, nach
ihrer schwarzen Kleidung auch Schwarze Schwestern genannt, entstand zu Lebzeiten Benizis, verbreitete sich in denselben Ländern
wie die S., existiert aber nur noch in wenigen Klöstern. –
Vgl. Soulier, Vie de Bénizi, propagateur de l'ordredesServites de Marie (Par. 1885);
Histoire de l'Ordre des Servites (1233–1310), par un ami des Servites (2 Bde.,
ebd. 1890).
Tullius, der als sechster röm. König 578–534 v. Chr. regiert haben soll, war nach der
gewöhnlichen Sage der Sohn eines Gottes und einer Sklavin des Tarquinius Priscus, Ocrisia, und von früh auf durch Wunderzeichen
verherrlicht. Nach etrusk. Chroniken dagegen wäre er ein Etrusker gewesen, der mit seinem heimischen NamenMastarna geheißen
und mit einer Schar Landsleute in Rom sich festgesetzt hätte. Zum Eidam des Tarquinius erhoben, wurde
er nach dessen Tode König mit Hilfe der Gemahlin des Verstorbenen, Tanaquil.
Seiner Regierung wurden glückliche Kriege mit den Vejentern, hauptsächlich aber eine großartige Verfassungsreform zugeschrieben,
die aus Patriciern und Plebejern ein einheitliches, nach lokalen Tribus geteiltes und danach wieder in bestimmte
Steuer- und Heeresklassen (Centurien) gegliedertes Volk schuf. Doch wird bezweifelt, daß diese Einteilung schon in die Königszeit
gehört. Sicher fällt dagegen noch in diese die ebenfalls dem S. T. zugeschriebene Herstellung einer noch in den Resten erhaltenen
gewaltigen Stadtmauer (Servianische Mauer, s. Rom, Bd. 13, S. 941a.).
Endlich wird der der Diana auf dem Aventin in Rom als ein zweites gemeinsames Heiligtum des Latinischen Bundes geweihte Tempel
[* 111] als das Werk des S. T. bezeichnet. Außerdem soll S. T. nach der Tradition geprägtes Barrengeld eingeführt haben. S. T. hatte,
wie erzählt wird, seine beiden Töchter mit den Söhnen desTarquinius Priscus verheiratet. Die eine, des
Aruns Gattin, trat in ein ehebrecherisches Verhältnis zu dessen BruderLucius und heiratete ihn, nachdem er seine Gattin und sie
ihren Gemahl gemordet. Dann reizte sie ihren neuen Gemahl zur Verschwörung gegen ihren Vater. S.T. wurde erschlagen. Über die
blutige Leiche fuhr die entartete Tochter mit ihrem Wagen. –
Vgl. Gardthausen, Mastarna oder S. T. (Lpz.
1882).
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