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838 von Löning und G. Meyer, für Bayern [* 2] das Staatsrecht von Max Seydel, ferner die monographischen Darstellungen des Verwaltungsrechts in Marquardsens «Handbuch des öffentlichen Rechts», Bd. 1–4 (Freib. i. Br. 1883 fg.).
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838 von Löning und G. Meyer, für Bayern [* 2] das Staatsrecht von Max Seydel, ferner die monographischen Darstellungen des Verwaltungsrechts in Marquardsens «Handbuch des öffentlichen Rechts», Bd. 1–4 (Freib. i. Br. 1883 fg.).
s. Selbstschuldner.
soviel wie Pyrophor (s. d.). ^[= (grch.), Luftzünder, ein an der Luft sich von selbst entzündender Körper. Namentlich wird ...]
Zündungen, [* 3] die Knallquecksilber oder ein Gemisch von chlorsaurem Kali und andern, Sauerstoff leicht aufnehmenden Verbindungen, z. B. Zucker, [* 4] gelbes Blutlaugensalz u.s.w., als Bestandteile enthalten, und infolge dessen durch Schlag, Stich, Erschütterungen explodieren.
Stadt in der engl. Grafschaft York im West-Riding, rechts an der hier schiffbaren Ouse, Station der Linien Doncaster-York, Leeds-Hull und S.-Market-Weighton der North-Easternbahn, hat (1891) 6022 E., eine 1873 teilweise wiederhergestellte Abteikirche aus der Zeit Wilhelms I. in normann.-got. Stil;
in Süddeutschland soviel wie Geräucherte Fleischwaren. ^[= alle Artikel, welche durch die Bearbeitung des (rohen) Fleisches hergestellt werden, wobei jedoch ...]
d'or (frz.), Goldsalz (s. d.) ^[= # der Photographen, ein Präparat, das man erhält, wenn man in eine Lösung von unterschwe ...] .
türkisches, von Seldschuk, Sohn des Dekak, abstammendes Herrschergeschlecht aus der Bucharei, das im 11. und 12. Jahrh. mehrere Dynastien in Mesopotamien, Persien, [* 6] Syrien und Kleinasien stiftete, nämlich:
1) Die iranische oder bagdadische Dynastie, die zu Bagdad und Ispahan herrschte. Sie war die mächtigste, und aus ihr gingen die berühmtesten seldschukischen Fürsten hervor. Ihr Stifter war der kriegerische Fürst Togril-Beg, der Enkel des Seldschuk, der zuerst im Dienste [* 7] des Fürsten der Kirgisen stand, dann mit seinen Anhängern nach Buchara auswanderte, sich zum Islam bekehrte und mehrere Stämme seines Volks dem Islam zuführte. Togril-Beg eroberte Chorassan und das nördl. Persien, kämpfte mit Erfolg gegen die Byzantiner in Armenien, fiel in Irak ein, besetzte Bagdad, machte der Herrschaft der Bujiden ein Ende, erhielt vom Chalifen den Titel «König des Ostens und des Westens» und starb 1063 in einem Alter von 70 J. Von seinen Nachfolgern sind zu erwähnen: Alp-Arslan, 1063–72, der den griech. Kaiser Romanos IV. Diogenes bekriegte und gefangen nahm;
Melik-Schah, 1072–92, der den um die wissenschaftlichen Studien hochverdienten Minister Nizâm al-mulk (s. d.) in seinem Dienste hatte;
Barkijarok, 1092–1104, der fortwährend gegen Verwandte zu kämpfen hatte;
Mohammed-Schah, 1105–18, dessen Feldherr Maudud gegen die Kreuzfahrer glückliche Kriege führte, und Sindschar, 1118–57. Die Dynastie endete mit Togril-Schah 1194, den der charismische Sultan Tekesch überwältigte.
2) Die kermanische Dynastie, die in der pers. Provinz Kerman herrschte und von geringerm Einflusse war, gestiftet durch Togril-Begs Neffen Kawerd, dem Togril-Beg 1039 die Verwaltung von Kerman übergab, bestand bis 1091.
3) Die syrische Dynastie, die mit der Unterwerfung von Haleb 1071 und von Damaskus 1075 durch Tutusch, einen Bruder Melik-Schahs, begann. Nach Tutuschs Tode (1095) fiel Syrien in die Gewalt seiner Söhne Dekak und Ridhwan, deren Nachkommen sich bis gegen die Mitte des 12. Jahrh. in einzelnen syr. Städten behaupteten.
4) Die ikonische oder kleinasiatische Dynastie, die zu Iconium oder Konia (s. d.) in Kleinasien ihren Sitz aufschlug. Sie wurde gegründet durch Suleiman ben-Kutulmisch, einen Urenkel Seldschuks, dem der Sultan Melik-Schah 1075 ein Gebiet in Kleinasien einräumte, und erhielt sich am längsten, bis in den Anfang des 14. Jahrh. Auf den Trümmern dieses Reichs entstanden 10 Emirate, von denen das der Osmanen die größte Bedeutung erlangte. -
Vgl. Mirchond, Geschichte der S. (aus dem Persischen von Bullers, Gieß. 1838).
im Altertum Silarus, Fluß in der ital. Provinz Salerno, nimmt links den Tanagro und Calore auf und mündet in den Golf von Salerno.
(lat., «auserwählte», zu ergänzen: Klasse), an manchen höhern Lehranstalten eine besondere Klasse, in die die ausgezeichnetsten Schüler der obersten Klasse gesetzt werden.
s. Darwinismus ^[= Nach der bis zu Darwin ziemlich allgemein herrschenden Annahme werden die Eigenschaften der ...] und Zuchtwahl.
(chem. Zeichen Se; Atomgewicht 79), ein von Berzelius 1817 entdecktes Element, das in seinen chem. Eigenschaften dem Schwefel und Tellur sehr nahe steht. Das S. ist bis jetzt nur selten als Selenblei, Selenquecksilber, Selensilber, Selensilberblei, häufiger in geringen Mengen in natürlichen Sulfiden, z.B. in vielen Schwefelkiesen, gefunden worden, von denen aus es bei ihrer Verwendung zur Darstellung von engl. Schwefelsäure [* 8] in den Schlamm der Bleikammern gelangt.
Seinen Namen (vom grch. selēnē, der Mond) [* 9] hat es erhalten, um seine Zugehörigkeit zu dem schon früher entdeckten Tellur (von tellus, die Erde), mit dem es eine große Ähnlichkeit [* 10] hat, anzudeuten. Das S. tritt in mehrern allotropen Modifikationen auf. Das gewöhnliche S. ist ein amorpher, dunkelbrauner, glasglänzender Körper, der muscheligen Bruch hat, bei 100° erweicht und bei etwa 200° schmilzt. Durch Reduktion einer Lösung von seleniger Säure mit Hilfe von Schwefeldioxyd erhält man es als roten flockigen Niederschlag.
Sein spec. Gewicht ist 4,28. In dieser Form ist das S. in Schwefelkohlenstoff löslich. Erwärmt man es auf 97°, so steigert sich seine Temperatur plötzlich auf 220°, und es verwandelt sich das S. in die metallische krystallinische, die Elektricität leitende Modifikation von 4,5 spec. Gewicht und 217° Schmelzpunkt. In dieser Form ist es in Schwefelkohlenstoff unlöslich. In einer dritten Modifikation erhält man es, wenn man das amorphe S. aus seiner Schwefelkohlenstofflösung krystallisieren läßt; in einer vierten, schwarzen, krystallinischen mit Schwefel isomorphen und unlöslichen, wenn man es aus einer Lösung von Selenkalium durch Oxydation an der Luft abscheiden läßt. In letzterer besitzt es das spec.
Gewicht 4,8. Der Siedepunkt liegt bei 700°. Von großem Interesse ist es, daß das elektrische Leitungsvermögen des krystallisierten S. durch Wärme [* 11] und Belichtung stark beeinflußt wird, worauf seine Benutzung zu photometrischen Zwecken beruht. Amorphes S. leitet die Elektricität nicht. Das S. verbrennt an der Luft mit blauer Flamme [* 12] unter Verbreitung eines höchst widrigen Geruchs nach faulem Rettich. In konzentrierter Schwefelsäure löst sich das S. mit grüner Farbe. Bezüglich seiner chem. Verbindungen zeigt das S. große Ähnlichkeit mit dem Schwefel; dem Schwefelwasserstoff entspricht der Selenwasserstoff, der schwefligen Säure die selenige Säure, der Schwefelsäure die Selensäure, den Sulfobasen, Sulfosäuren und Sulfosalzen die analog zusammengesetzten Selenobasen, Selenosäuren und Selenosalze. ¶
Claustbalit, ein reguläres bleigraues mildes Erz;
deutliche Krystalle finden sich nicht, wohl aber klein- und feinkörnige Aggregate, deren Individuen hexaedrisch spalten.
Chemisch ist es PbSe, wobei ein Teil des Bleis durch Silber vertreten werden kann.
Man kennt das S. von Orten des Harzes (Tilkerode, Zorge, Lerbach, Clausthal), [* 14] auch von Mendoza in Argentinien.
[* 15] auch Mene, Phoibe, lat. Luna genannt, der griech. Name für den weiblich aufgefaßten Mond und gleichzeitig für die Mondgöttin. Man dachte sich S. als eine fackeltragende, auf einem Wagen fahrende, durch große, schöne, alles sehende Augen, überhaupt durch Schönheit des Antlitzes ausgezeichnete Göttin, welche auf dem Haupte entweder eine Strahlenkrone oder eine Mondsichel (Stierhörner) trägt. Letztere erscheint anf Bildwerken auch nicht selten hinter den Schultern der Göttin.
Wenn S. auf einem Wagen fährt, so ziehen diesen entweder Stiere oder Rosse, auch wird sie nicht selten auf einem Stier, oder Roß, oder Maultier reitend dargestellt. Gleich ihrem Bruder Helios [* 16] (s. d.) taucht sie bei ihrem Aufgange aus dem Okeanos auf und sinkt in denselben hinab, oder verbirgt sich in einer Höhle. S. ist Spenderin des namentlich in mondhellen Nächten fallenden Taues, sodann eine Göttin der Menstruation und Entbindung (vgl. Juno und Hera), [* 17] da beides nach allgemeiner Vorstellung des Altertums dem Wirken des Mondes zugeschrieben wurde; sie hat großen Einfluß auf das Wachsen und Gedeihen von Pflanzen sowie auf die Gesundheit und Krankheit von Menschen und Tieren; insbesondere faßte man die Epilepsie als eine verderbliche Wirkung der S. auf. Endlich ist S. auch eine Göttin der Liebe, namentlich des in stillen Mondnächten geübten Liebeszaubers und überhaupt der Magie geworden, ebenso wie die ihr nahe verwandte Hekate [* 18] (s. d.). S. galt nach der gewöhnlichen Sage als Tochter des Hyperion und der Theia (oder Euryphaessa) und als Schwester des Helios und der Eos, [* 19] seltener als Tochter des Helios oder des Pallas. Als ihr Ehegatte gilt der Sonnengott, oder Zeus, [* 20] oder Endymion [* 21] (s. d.). -
Vgl. Röscher S. und Verwandtes (Lpz. 1890; Nachträge 1895).
(spr. ße-), Fluß in Ostasien, entspringt auf dem Changaigebirge und mit seinem linken Zufluß Eke-gol auch im See Kossogol und tritt, nachdem er sich noch anf chines. Gebiet mit dem Orchon vereinigt hat, bereits als großer und schiffbarer Fluß in das russ.-sibir. Gebiet Transbaikalien, wo er nach einem nördl., zuletzt östl. Lauf von 1205 km (329 auf russ. Gebiet) in vielen Armen in den südl. Teil des Baikalsees mündet.
Hauptnebenflüsse sind: Tschikoj, Chilok, Dschida, Uda.
soviel wie Gipsmörtel (s. Mörtel).
Emil, Zoolog, geb. in Braunschweig, [* 22] studierte 1863-66 in Gottingen Naturwissenschaften und wurde im Sept. 1868 ord.
Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie in Leiden, [* 23] im April 1874 in Erlangen. [* 24]
Von seinen Schriften sind die über Entwicklungsgeschichte, namentlich der Echinodermen und Wirbeltiere, hervorzuheben.
Berzelin, ein sehr seltenes Erz von Skrikerum in Smaland (Schweden) [* 25] und Lerbach am Harz, das nur dünne dendritische Anflüge auf Klüften von Kalkspat [* 26] bildet, weich und geschmeidig, silberweiß, aber bald schwarz anlaufend.
Chemisch ist es Cu2Se.
s. Anoplotherium. ^[= Cuv. ("waffenloses Tier"), vorweltliche Säugetiergattung aus der Gruppe der Dickhäuter, ...]
(grch.), Mondbeschreibung, Darstellung der Physik.
Verhältnisse des Mondes.
ein schwarzes, stark glänzendes Erz von Tilkerode am Harz, derb und in dünnen Platten von körniger Zusammensetzung vorkommend;
die Körner zeigen hexaedrische Spaltbarkeit, ausgebildete Krystalle haben sich nicht gefunden.
Chemisch ist es Ag2Se.
Name mehrerer fast ohne Ausnahme von Seleucus I. (s. d.) Nikator gegründeter Städte in Asien. [* 27] Die wichtigste, eine der größten Städte des Altertums, war S. am Tigris, 45 km südlich von Bagdad. Seleucus gründete die Stadt in der Form eines die Flügel ausbreitenden Adlers; das Baumaterial wurde zum Teil dem verlassenen Babylon entnommen. Durch ihre Lage am Tigris, der hier mit dem Euphrat durch einen Kanal [* 28] verbunden war, erhob sich S. rasch zu einer ungeahnten Größe; es soll in der Blütezeit 600000 E. gezählt baben; gegenüber lag Ktesiphon (s. d.). Seit 140 v. Chr. im Besitz der Parther, wurde die Stadt bei dem Feldzuge Trajans geplündert und 162 durch Lucius Verus zerstört. Obgleich fast ganz verödet, ward sie noch später der Mittelpunkt des christl. Glaubens in Mesopotamien. - Ferner gab es unter anderm ein S. in Syrien, auch Pieria genannt, nördlich von der Mündung des Orontes, unweit des heutigen Sueidieh, eine starke Festung [* 29] mit gutem Hafen, ein S. am Taurus in Pisidien, und ein anderes in Cilicien, auch Seleucia-Trachea genannt, heute Selevkeh.
die nach ihrem Ahnherrn, Seleucus I. (s. d.) Nikator, benannte Herrscherfamilie des Syrischen Reichs, das unter derselben 248 Jahre (312-64) bestand. Der große fast das ganze asiat. Reich Alexanders umfassende Länderbesitz, den Seleucus I. bei seinem Tode 281 hinterlassen hatte, wurde schon unter seinem Sohne und Nachfolger Antiochus I. (s. d.) Soter (281-261), namentlich aber unter Antiochus II. Theos (261-246) verringert, da sich die Parther 256 losrissen und sich auch im fernen Osten unabhängige Königreiche bildeten, namentlich das baktrische und das indische. (S. die Karte: Diadochenreiche, Bd. 5, S. 240). Die Bruderkriege zwischen Seleucus II. Callinicus (246-226) und Antiochus Hierax sowie die kurze Regierung Seleucus' III. Ceraunus (226-222) hätten das Reich bald ins Verderben gebracht, wenn nicht die zum Teil erfolgreiche Wirksamkeit Antiochus' III. (s. d.) d. Gr. (222-187) dem syr. Einfluß neue Kraft [* 30] verliehen hätte.
Seleucus IV. Philopator (187-175), der Usurpator Heliodor 174, vor allem die Unternehmungen Antiochus' IV. (s. d.) Epiphanes (175-164) brachten eine Periode der Zerrüttung bervor, die gleich nach dem Tode des jungen Antiochus V. Eupator (164-162) ihren Anfang nahm. Von nun an begann während 40 Jahre ein Kampf zwischen den Kronprätendenten Demetrius I. Soter (162-150), Alexander Valas (152-145), Demetrius II. Nikator (145-139), Antiochus VI. Dionysos [* 31] Epiphanes (145-142), Tryphon oder Diodotus (142-138), Antiochus VII. Sidetes (138-129), nochmals Demetrius II. (130-125), dem dann für kurze Zeit Alexander II. Zebinas (128-123) und Demetrius' Sohn Eeleucus V. (126-125) folgten. Von hier ab beherrschte niemals wieder ein Seleucide allein Syrien. Antiockus VIII. Grypus (125-96) teilte die Herrschaft mit Antiochus IX. Cyzicenus (116-95). Auf ihn folgten seine ¶
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Söhne Seleucus VI. Epiphanes (96-95), Philipp (92-83), Antiochus XI. Philadelphus (92), Deme- trius III. Philopator (95-88) und Antiochus XII. Dionysus (89-84?); die Herrschaft des Antiochus Cyzicenus erbte sein Sohn Antiochus X. Eusebes (94-83). Tigranes, König von Armenien, eroberte das Reich 83 und herrschte 80-69 fast ganz un- umschränkt, bis er durch Lucullus besiegt wurde. Dieser setzte als Scheinkönig Antiochus XIII. Asia- ticus ein, Sohn des Antiochus Eusebes (68-64). Endlich unterwarf Pompejus 64 Syrien und machte es zur röm. Provinz.
Über die Ära der S., s. Ära (Bd. 1, S. 780 a). Seleucus (Seleukos), Name von sechs Königen des nach Alexanders d. Gr. Tode gebildeten Syrischen Reichs, das sich zur Zeit seiner Blüte [* 33] weit über die Grenzen [* 34] des heutigen Syrien (s. d.) erstreckte. Der einzige bedeutende dieser sechs Könige ist der Grün- der des Reichs, S. I., genannt Nikator («der Sieg- reiche»). Geboren 358 v. Chr., Sohn des Antiochus, war er zur Zeit von Alexanders Tode 323 Statt- halter von Medien und Vabylonien und Neiter- defehlshaber. Er unterstützte zunächst den Präten- denten Antigonus gegen Perdikkas, Polyfperchon und Eumenes, überwarf sich aber dann mit ihm und ',floh geächtet nach Ägypten. [* 35]
Dort verbündete er sich niitPtolemäus,schlug mitägypt.Hilfstruppenseinen Feind bei Gaza und nahm 312 Babylon ein. Dieses 'Ereignis wurde als so gewichtig angesehen, daß von «diesem Ereignis die Ära der Seleuciden (1. Okt. 312, 's. Ära, Bd. 1, S. 7803.) datiert. S. erweiterte seine Herrschaft nach Osten bis an den Indus und nahm, des Antigonus Beispiel folgend, 307 den Königs- titel an. Nach manchen Wechselfällen schlug er, im Wunde mit Ptolemäus, Kassander und Lysimachus, den 84jährigen Antigonus bei Ipsus (301). Anti- gonus siel, und S. tonnte von einem großen Teil von dessen kleinasiat. Provinzen Besitz ergreifen; lbald darauf verbündete er sich mit Antigonus' Sohne Tcmetrius Poliorkctcs, dessen Tochter Etratonike er heiratete, gegen Ptolemäus und Lysimachus. Das Persönliche Verhältnis zu Demetrius trübte sich aber wesentlich durch dessen Schuld; 285 brachte ihn S. in seine Gewalt und hielt ihn bis zum Tode 283 ge- fangen. Hierauf schlug er Lysimachus in der Ebene von Korus in Phrygien (281). Fast die ganze Mon- archie Alexanders (Macedonien inbegriffen, doch Ägypten ausgenommen) kam damit unter seine Herrschaft. Er suchte möglichst das Reich zu centrali- sieren, richtete Verwaltungsbezirke ein und gründete zahlreiche Städte (s. Seleucia). Er wurde, 78 I. alt, 280 von Ptolemüus Keraunos, Ptolemäus' 1. Sohn, den er gastsrei bei sich aufgenommen, ermordet. Seleukia (Seleukeia), s. Seleucia. Seleut'tden, s. Seleuciden. Selcnkos, s. Scleucus. Selfactor, s. Spinnerei. Vsik-äen^inS OräinanoS (engl., spr. dlneiing ohrdincnß), s. Selbstcntäußerungsakte. ^(s. d.). 3v1k-3voriunsnt (engl.), Selbstverwaltung 3o1t-ma.äe inan (engl., spr. mehd mann, «selbst- gemachter Mann»),
ein durch eigene Kraft empor- gekommener Mann. für den Vryologen Seliger, gest. 1812 als Pfarrer zu Wölfelsdorsin der Grafschaft Glatz. [* 36] Seligenstadt in H efsen, Stadt im Kreis [* 37] Offen- bach der Hess. Provinz Starkenburg, an der bayr. Grenze, links am Main und an der Linie Frankfurt- Eberbach der Hess. Ludwigsbahn, Sitz eines Amts- gerichts (Landgericht Darmstadt), [* 38] hat (1890) 3709 E., darunter 261 Evangelische und 266 Israeliten, Post, Telegraph, [* 39] Reste der alten Befestigungen, Kirche der ehemaligen Venediktinerabtei, Ruinen einer Kaiser- pfalz (Palatium), Progymnasium, Fortbildungs- schule, Kaltwasserheilanstalt, städüMs HMtal, Vezirkskrankenhaus, Schlachthof, Bezirkssparkasse; vier Cigarren-, zwei chem. Fabriken, Stärkemehl-, Sagofabriken, Bunt- und Perlenstickerei, Schuh- macherei, Gerbereien, Mühlen, [* 40] Torf- und Braun- kohlengruben, Handel mit Vieh, Holz [* 41] und Mehl. [* 42]
Die 1802 säkularisierte Benediktinerabtei stiftete 825 Einhard, der Biograph Karls d. Gr. Seligenthal, Dorf im Kreis Schmalkalden [* 43] des preuß. Reg.-Bez. Cassel, an der Sckmalkalde im Thüringer Walde, an der Nebenlinie Schmalkalden- Klein-Schmalkalden (Station Floh-S.) der Preuß. Staatsbahnen, [* 44] hat (1890) 1326 E., evang. Kirche; Eisen- und Stahlwarenfabrikation, Spritzen- und Orgelbau, Holzdreherei, Sägewerk, Eisenerzbergbau. Seligersee (spr. ße-, russ. sLiissei-oxei-o), auch See von Ostaschkow, in 252 in Seehöhe auf dem Waldaiplateau, in den russ. Gouvernements Now- gorod und (zum größten Teil) Twer, 86 km lang, 32 km breit, umfaßt 259,7 hkm und fließt durch die Selisharowka (27 km) in die obere Wolga ab. Auf einer der 160 Inseln des S. liegt das Nilkloster Milo^Lk^g. pu3t)^), ein berühmter Wallfahrtsort.
Seligmacher, s. Heilsarmee. Seligsprechung oder Bcatifikation, in der kath. Kirche der feierliche Akt, durch den ein ver- storbener Frommer nach Prüfimg seines Wandels und seiner Verdienste vom Papste der himmlischen Seligkeit für teilhaftig erklärt wird. Die kirchen- rechtlichen Wirkungen dieses Akts sind der Anspruch auf Privatverehrung in einem bestimmten Teile der Kirche und die Anwartschaft auf die künftige Kanoni- sation (s. d.). Die S. kam erst im 12. Jahrh. auf.
Selim I., mit dem Beinamen Iauz, «der Brave und Graufame», türk. Sultan (1512-20), geb. 1467, stürzte mit Hilfe der Ianitscharen seinen Vater Vajazet 11. vom Thron. [* 45] Fanatischer als seine Vor- gänger, trug S. sich mit dem Gedanken, gewaltsam die religiöse Einheit in seinem Reiche herzustellen; dabei wurden gegen 40000 in der Türkei [* 46] ledende Schiiten auf sein Geheiß ausgerottet. Dadurch mit Pcrsien, der schiitischen Großmacht, in Krieg ver- wickelt, offenbarte er große militär. Tüchtigkeit und nötigte den Schah nach einem 1514 bei Tschadyran erfochtenen glänzenden Siege, den Frieden mittels Abtretung eines Teiles von Aserbeidschan zu er- kaufen.
Nachdem er dann auch einen Teil von Kurdistan und Mesopotamien unterworfen hatte, wandte er sich gegen den Mamlukenstaat von Ägyp- ten, zu dem damals ganz Syrien gehörte. Vci Aleppo kam cs zu einer großen Schlacht, in der die Mcnuluken unterlagen und ihr Sultan, Kanßuwa al-Ghuri, das Leben verlor. Durch diesen Sieg gewann S. Syrien und Palä- stina, von wo aus er im solgcnden Jahre in Ägypten einfiel und, nachdem er bei Ridhania den Widerstand der Mamluken gebrochen hatte, auch dieses Land seiner Herrschaft einverleibte. Als Beschützer der heiligen Städte Mekka und Mcdina, die freiwillig seine Oberherrschaft anerkannten, fügte er sodann den Titeln seines Hauses denjenigen eines Chalifen (Nachfolgers des Propheten) bei. Nach Konstan- tinopel zurückgekehrt, bereitete er einen abermaligen ¶
Krieg gegen Persien vor, starb aber auf dem Wege von Konstantinopel [* 48] nach Adrianopel. Obwohl er durch die Janitscharen auf den Thron gehoben war, so stellte er doch die gelockerte Disciplin dieser Truppe mit Strenge wieder her. Auch die Seemacht des Reichs förderte er, indem er an der Nordseite des Goldenen Horns von Konstantinopel ein großartiges Arsenal (Tersaneh) anlegte. Ihm folgte sein einziger Sohn Suleiman II.
mit dem Beinamen Mest, «der Säufer», Sultan der Osmanen (1566–74), geb. 1524, bestieg den Thron, nachdem sein Vater Suleiman II. im Heerlager vor Szigeth gestorben war. S., ein schwacher, dem Trunk ergebener Fürst, überließ die Regierung völlig seinem Großwesir Sokolly, und diesem ist es beizumessen, daß der von den vereinten christl. Mittelmeermächten über die Pforte gewonnene große Seesieg von Lepanto (s. d.) politisch ohne Folgen blieb. Sowohl gegen Ungarn [* 49] wie gegen Persien und Venedig [* 50] waren unter S. die türk. Waffen [* 51] siegreich, und Cypern [* 52] wurde den Venetianern entrissen. Er starb und hatte seinen Sohn Murad III. zum Nachfolger.
Sultan der Osmanen (1789–1807), geb. als Sohn Mustaphas III., folgte 1789 seinem Oheim Abd ul-Hamid I. Von der Notwendigkeit umfassender Reformen überzeugt, schloß er zunächst 1791 mit Österreich [* 53] den Frieden von Sistova, dem wenige Mouatc später der Frieden zu Jassy mit Rußland folgte. Durch den Einfall Bonapartes in Ägypten (s. Ägyptische Expedition der Franzosen) wurde S. wider seine Neigung 1798 in das russ.-engl. Bündnis gegen Frankreich hineingezogen. 1802 schloß er Frieden mit Frankreich und begann dann unter dem Beirat des franz. Gesandten Sebastiani eine Ära der Reformen. S. gründete einen neuen Staatsrat, an dessen Spitze er den Minister des Äußern mit dem Titel Reis-Efendi stellte, richtete eine eigene Kriegskasse ein, legte eine Militärschule und Stückgießerei nach franz. Muster an und ließ die großartige Kaserne Selimieh auf dem anatol.
Ufer der Hauptstadt bauen. Seine militär. Reformpläne, die Errichtung eines aus der türk. Jugend berufenen, nach den Regeln der europ. Taktik einexerzierten Heers, das den Namen Nizami Dschedid (neue Ordnung) führte, erregten den Haß der in ihren Privilegien bedrohten Janitscharen, die sich empörten und die Hauptstadt in ihre Gewalt brachten. Von allen Seiten umstellt, suchte S. sich umsonst durch Auflösung der Nizam den Thron zu retten. Ein Fetwa des Großmufti entkleidete ihn 31. Mai seiner Würde und berief seinen Vetter Mustapha IV. zur Regierung. S. wurde in die Prinzenhaft gebracht, wo er sich mit seines Nachfolgers jüngerm Bruder, dem spätern Sultan Mahmud II. (s. d.), zusammenfand, den er in seine Reformideen eingeweiht haben soll. Als im folgenden Jahre ein begeisterter Anhänger S.s, Mustapha Bairaktar (s. d.), sich für ihn erhob und von Rustschuk mit einer Armee nach der Hauptstadt vorrückte, ließ Mustapha IV. S. Mai 1808 erdrosseln. Bairaktar rächte seinen Tod, indem er Mustapha IV. absetzte und Mahmud II. als Sultan proklamierte.
(jetzt ital. Selinunte), die westlichste griech. Kolonie in Sicilien, wurde von den Doriern des sicil. Megara 628 v. Chr. gegründet, östlich von der Mündung eines Flüßchens, das nach dem dort wachsenden Eppich (grch. sélinon) gleich der Stadt den Namen S. erhielt, jetzt Modione heißt und 22 km im OSO. von Mazara, westlich vom Flusse Hypsas (jetzt Bellici) mündet. Die Stadt wurde bald reich und mächtig und blühte, bis die Einwohner von Segesta (s. d.), durch S. und Syrakus [* 54] bedrängt, die Karthager gegen sie zu Hilfe riefen.
Diese sendeten ein starkes Heer unter Hannibal Gisgon, der 409–408 v. Chr. S. eroberte und mit Mord und Brand furchtbar heimsuchte. Im ersten Punischen Kriege um 249 v. Chr. verpflanzten die Karthager die Bewohner der heruntergekommenen Stadt von S. nach Lilybäum und gaben den Platz auf. Es finden sich hier (in der Nähe von Castelvetrano) die gewaltigen Trümmer von sieben wahrscheinlich durch Erdbeben [* 55] zusammengestürzten Tempeln, worunter sechs große, drei in der auf dem östl. Hügel gelegenen Vorstadt und drei auf der sog. Akropolis, [* 56] dem westl. Hügel.
Der nördl. Tempel [* 57] des Osthügels (113 m lang, 54 m breit), nach einer dort gefundenen alten griech. Inschrift dem Apollo gewidmet, war 409 v. Chr. noch nicht vollendet und ist nie fertig geworden. Ein anderer Tempel desselben Osthügels war, wie eine andere Inschrift darthut, der Hera geweiht. Der mittlere Tempel der sog. Akropolis ist der älteste von allen. Dieser sowie die beiden südl. Tempel des Osthügels enthielten die merkwürdigen, jetzt im Museum zu Palermo [* 58] befindlichen Metopen [* 59] aus dem letzten Viertel des 7. Jahrh. v. Chr. (S. Tafel: Griechische Kunst II, [* 47] Fig. 5.) Ausgrabungen sind seit 1883 von der ital. Regierung wieder angestellt worden und haben zu neuen wichtigen Funden geführt. -
Vgl. Hittorf, Restitution du temple d' Empédocle à S. (Par. 1851);
Schubring, Die Topographie der Stadt S. (in den «Nachrichten der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaft», 1865);
Benndorf, Metopen von Selinunt (Berl. 1873);
Solinas, Notizie degli scavi (1888);
Mazzoleni, Le [* 60] rovine di Selinunte (Catania 1890).
(S. auch Segesta.)
(spr. ßihl-), Indianerstamm, s. Flatheads. ^[= (spr. flätt’hedds), eigentlich (Salish), Indianerstamm, ehemals zwischen Bitter-Root ...]
bulg. Sevlijevo, Hauptort des Kreises S. im Fürstentum Bulgarien, [* 61] an der Rušica, einem Zufluß der Jantra, in den nördl. Vorhöhen des Balkan, an der geplanten Bahnlinie Sofia-Tirnova, im NW. von Gabrovo, hat (1888) 8859 E.
Fluß des Unterharzes, entsteht aus dem Güntersberger Teiche im anhalt.
Kreis Ballenstedt, treibt Mühlen, Pochwerke und Eisenhüttenwerke, fließt, nachdem er das Gebirge verlassen, gegen NNW. und mündet 11 km im NNO. von Quedlinburg [* 62] rechts in die Bode.
Die S. bildet in ihrem obern Laufe bis Meisdorf das 22 km lange, liebliche Selkethal.
Die Hauptanziehungspunkte sind die Burgen [* 63] Falkenstein und Anhalt, [* 64] das Jagdhaus Meiseberg, Mägdesprung und Alexisbad.
(spr. ßéllkörk), Grafschaft im südl. Schottland, zwischen Edinburgh, Berwick, Roxburgh, Dumfries und Peebles, zählt auf 673,9 qkm (1891) 27712 (12909 männl., 14803 weibl.) E., d. i. 41 E. auf 1 qkm. Das Land ist gebirgig. Die Cheviot-Hills (s. d.), die hier im Ettrick-Pen 688 m aufsteigen, bilden eine Menge schmaler Thäler. Der Tweed, verstärkt durch den Ettrick mit dem Yarrow, folgt der Hauptabdachung gegen Osten zur Nordsee. Das Klima ist rauh, der Boden, von dem nur 12 Proz. dem Pflug [* 65] unterworfen sind, wenig fruchtbar, der Ackerbau auf Hafer [* 66] und Kartoffeln beschränkt. Die Schafe [* 67] der Selkirk– und Cheviotrasse sind berühmt durch ihre feine, lange Wolle und bilden nebst Lämmern und Hammeln den Hauptausfuhrgegenstand. ¶
Die Grafschaft sendet mit Peebles einen Abgeordneten in das Unterhaus. Der Hauptort S., rechts am Ettrick und 4 km von dessen Mündung in den Tweed, Station der Linie Galashiels-S., mit sechs Kirchen, schönem Stadthaus, Denkmal Walter Scotts und Mungo-Parks, hat Tuchfabrikation, Gerberei und (1891) 5788 E. Bedeutender ist Galashiels (s. d.).
(spr. ßéllkörk), Grafen von, s. Hamilton (Geschlecht).
(spr. ßéllkörk), Alexander, s. Robinson ^[= # Edward, verdient um die Geographie von Palästina, geb. 10. April 1794 zu Southington in Connecticut ...] Crusoe.
Christian, Maler, geb. in Altona, [* 69] besuchte die Akademie in Düsseldorf. [* 70] Sein Fach war anfangs die Historienmalerei, wobei ihm vorzugsweise Motive aus der deutschen Vorzeit zum Stoff dienten. Seit dem Kriege von 1866 wandte er sich aber der Schlachtenmalerei zu. Bei den Feldzügen von 1866 und 1870‒71 anwesend, lieferte er viele Schlachtenbilder sowie Genredarstellungen aus dem Soldatenleben, welche durch große Treue, Lebendigkeit und korrekte Zeichnung hervorragen. Das städtische Museum in Leipzig [* 71] besitzt von ihm: Soldaten im Dreißigjährigen Kriege Beute verteilend (1862), das Museum in Breslau [* 72] eine Episode aus dem Gefecht bei Nachod (1868), die Berliner [* 73] Nationalgalerie: Beginn der Verfolgung bei Königgrätz [* 74] (1872). Auch in Illustrationen und Aquarellen war er bedeutend. S. starb in Düsseldorf.
[* 75] (lat.), eine Art Sänfte, s. Lectica.
Quintino, ital. Finanzminister, geb. 1826 zu Mosso bei Biella, studierte Physik und Mathematik zu Turin [* 76] und erwarb sich als Ingenieur bedeutenden Ruf, was seine Aufnahme in mehrere Akademien und gelehrte Gesellschaften veranlaßte. Seit 1860 Vertreter von Cossato, später von Novara in der Kammer, saß er auf der Rechten und bewies sich bald als einer der besten Redner des Hauses, während er zugleich durch seinen uneigennützigen und zuverlässigen Charakter wie durch seine Liebenswürdigkeit und Sachkenntnis allgemein für sich einnahm. 1861 zum Generalsekretär des Unterrichtswesens ernannt, bekleidete er Febr. bis Dez. 1862 unter Rattazzi, Sept. 1864 bis Dez. 1865 unter La Marmora und Dez. 1869 bis Juli 1873 unter Lanza das Amt des Finanzministers, als welcher er auch die Mahlsteuer durchbrachte, um der Geldnot ein Ende zu setzen. Ein Versuch, mit Nicotera 1880 ein Kabinett zusammenzubringen, mißlang ihm. Er starb in Biella. In Rom [* 77] wurde ihm 1893 ein Denkmal errichtet. –
Vgl. Negroni, Della vita e dei fatti di Q. S. (Novara 1884);
Guiccioli, Q. S. (2 Bde., Rovigo 1887‒88);
A. W. Hofmann, Zur Erinnerung an Q. S. (Berl. 1886).
[* 75] curūlis, s. Kurulischer Stuhl. ^[= (lat. sella curulis, wörtlich: "Wagensitz"), bei den alten Römern der tragbare Amtssesse ...]
s. Sparta. ^[= die Hauptstadt der peloponnes. Landschaft Lacedämon oder Lakonien, lag im mittlern Eurotasthal, ...]
(spr. schéllehnj), Joseph, Landschaftsmaler, geb. zu Mödling bei Wien, [* 78] besuchte die dortige Akademie, wo er sich an den Landschafter Thomas Ender anschloß, erhielt ein Stipendium zum Besuche Roms und Süditaliens und nahm dann an der Weltumsegelung der österr. Fregatte Novara als Zeichner teil. Er lieferte für die Beschreibung dieser Weltreise Zeichnungen und Lithographien; die bedeutendsten Früchte der Expedition aber waren S.s Gemälde: Koralleneiland St. Paul (in der Sammlung des Herzogs August von Sachsen-Coburg), der Felsentempel von Mahamalaipur, Urwald in Australien, [* 79] Kap der Guten Hoffnung u. s. w. Noch eine zweite große Reise machte S. im Gefolge des Erzherzogs Maximilian nach Nordafrika, den Inseln des Atlantischen Oceans und Brasilien. [* 80] Das Hofmuseum in Wien besitzt das Ölgemälde Verödeter Kirchhof. S. starb in der Irrenanstalt zu Inzersdorf bei Wien.
Stadtteil von Leipzig (s. d.). ^[= 1) Kreishauptmannschaft, früher Kreisdirektion, des Königreichs Sachsen, wurde 1835 gebildet ...]
Zellerie, Eppich, zur Gattung Apium (s. d.) gehörige Küchenpflanze. Man unterscheidet den Knollensellerie (Apium graveolens L. var. rapaceum) und den Bleichsellerie (Stengel- oder Krautsellerie), Apium graveolens L. var. dulce. Der S. liebt kräftigen, fetten Boden und im Sommer viel Wasser, event. flüssige Düngung. Der Samen [* 81] wird schon Anfang März ins Mistbeet gesät. Vorteilhaft ist es, die jungen Sämlinge in ein anderes Mistbeet (unter gleichzeitiger Kürzung der spindelförmigen Hauptwurzel) zu verstopfen (pikieren).
Sind die Knollen [* 82] schon etwas entwickelt, etwa im Juli bis August, so wird die Erde von denselben ringsum entfernt und alle Seitenwurzeln werden dicht an der Knolle weggeschnitten, so daß nur die nach unten gehenden Wurzeln unversehrt bleiben. Die Erde wird alsdann wieder an die Pflanzen gebracht. Auf diese Weise werden sehr große Knollen erzielt. Im Herbst wird der S. aus der Erde genommen, von den ältern Blättern und langen Wurzeln befreit und dann in Gruben oder im Keller eingeschlagen. Der Samen bleibt 2‒3 Jahre keimfähig. Sorten: Erfurter (s. Tafel: Gemüse Ⅲ, [* 68] Fig. 7), Naumburger Riesen-, Non plus ultra, Prager Riesen-, kurzlaubiger Apfelsellerie [* 68] (Fig. 8). Bei dem Bleich- oder Stengelsellerie (Taf. Ⅳ, [* 68] Fig. 11) wird nicht auf eine Knollenbildung, sondern auf die möglichste Ausbildung der genießbaren Blattrippen hingearbeitet. Zu diesem Zweck setzt man die Pflanzen 33‒40 cm weit in 1 m voneinander entfernte, 15‒20 cm tiefe Gräben, die zuvor mit Dünger und guter Erde ausgefüllt waren.
Diese Pflanzen behandelt man in gewöhnlicher Weise, bis die Blätter 35‒40 cm hoch geworden sind. Alsdann werden dieselben locker zusammengebunden und 10‒12 cm hoch mit Erde angehäufelt. Diese Arbeit wird alle 10‒14 Tage wiederholt, bis die Pflanzen endlich 40‒45 cm hoch mit Boden angehäufelt sind. Die hierdurch gebleichten Stengel [* 83] sind sehr zartfleischig und wohlschmeckend. Die für den Wintergebrauch bestimmten Pflanzen werden im Keller mit Sand bedeckt. Die zur Samenzucht ausgewählten Stöcke dürfen nicht gebleicht werden. Sorten: Violetter von Tours, [* 84] Golden Selfblanching, Prince of Wales, rosenroter, neuer französischer weißer.
auf Rügen, Dorf und Vorwerk im Kreis Rügen des preuß. Reg.-Bez. Stralsund, [* 85] auf der Insel Rügen, zwischen Göhren und Binz, ist Dampferstation und hat (1890) 240 evang. E., Postagentur, Telegraph, Badeanstalt [* 86] und wird als Seebad besucht.
Stakes (engl., spr. stehks), s. Verkaufsrennen.
Hauptort des County Dallas im nordamerik.
Staate Alabama, unterhalb Montgomery am rechten Ufer des Alabamaflusses, mit Dampfschiffahrt und Bahnen nach vier Richtungen, zählte (1890) 7622 E. (zur Hälfte Farbige), hat Baumwollhandel (jährlich etwa 80000 Ballen) sowie Warengroßhandel, Maschinenbau, Gießerei, [* 87] Mühlen, Fabrikation von Eis, [* 88] Baumwollöl und mehr als 100 artesische Brunnen. Am wurde S. vom Unionsgeneral Wilson genommen. ¶
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Selmecz-ss Bsla banya (spr. schellmetz ebsch behla bahnja), ungar. Name von Schemnitz (s. d.). Selneecer^ Nik., eigentlich Schelle necker, lutb. Theolog und geistlicher Liederdichter, geb. zu Hersbruck bei Nürnberg, [* 90] wurde 1557 Hof- prediger in Dresden, [* 91] lebte von 1568 an meist in Leipzig als Professor und Superintendent und starb daselbst Seine geistlichen Lieder (hg. von Thiele, Halle [* 92] 1855) gehören Zu den besten des Jahrhunderts.
Selo (russ., spr. ßelö), eigentlich Ansiedelung, ein Dorf mitKirche, zum Unterschied von Derewnja (s. d.). Selters.
1) Dorf im Unterwesterwaldkreis des preuß. Neg.-Bez. Niesbaden, an der Sayn, im Westerwald, an der Nebenlinie Limburg-Alten- kirchen-Au der Preuß.
Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neuwieo), Kataster- und Untersteueramtes, hat (1890) 1040 E., Post, Tele- graph, evang. und kath. Kirche, Agentnr der Nas- sauischen Landesbank, Darlehns-, Vorschußvercin;
Fabrikation von Mineralfarben, Blaudruck und Steinplatten. - 2) S., Dorf im Kreis Limburg [* 93] a. d. Lahn, s. Niederselters.
Selterser Wasser, Selterswasser, fälsch- lich auch Selzerwasscr genannt (s. Selzerbruu- ncn), hat seinen Namen von dem Dorfe Niedcr- selters (s. d.), wo diefes Mineralwasser aus vier in einen Brunnen [* 94] gefaßten Quellen emporsteigt, welche in der Stunde 150 cdiu -- 150000 1 Wasser liefern.
Wegen feines großen Gehaltes an freier Kohlensäure (1184 ccm in 11), Kochsalz und kohlen- saurem Natron wird das S. W. zu den beliebtesten alkalisch-salinischen Säuerlingen gerechnet und zur Trinkkur bei chronischen Krankheiten der Schleim- häute der Nespirationsorgane, des Magens und Darmkanals, der Gallenwege und der Blase, da- neben aucb vielfach als erfrischendes Getränt ange- wendet.
Diese berühmte Quelle, [* 95] von welcher jetzt jährlich gegen 4 Mill. Kruge versendet werden, wurde in der ersten Hälfte des 16. Iabrb. entdeckt, im Dreißigjährigen Kriege wieder verschüttet und nach ihrer erneuerten Auffindung so wenig geachtet, daß sie noch in der Mitte des 18. Jahrh, für eine geringe Summe verpachtet war.
Von 1803 bis 1866 gehorte die Quelle dem herzogl. nassauischen Kammergnte, jetzt aber dem vreuß.
Fiskus. Unweit Nicderselters liegt das Dorf Oberfelters, wo sich eine ähnliche Quelle befindet, die in neuerer Zeit von einer Privatgescllfchaft gefaßt worden ist und zum Versenden verwandt wird. ^neralwasser.
Über das künstliche Selterswasser s. Mi- Selve, slaw. silda, Insel im Quarnero, zu der österr.
Vezirkshauptmannschaft und dem Gerichts- bezirk Zara [* 96] gehörig, südlich von Lussin, ist von Ulbo im O. durch den Kanal von ^. gesckicdcn.
Der in der Mitte an ihrer schmalsten Stelle ge- legene Hauptort S. hat einen guten Hafen und (1890) 1120, als Gemeinde 4150 E., welcke auch die benachbarten Infeln Ulbo (flaw. Olid) mit 1371 E., Prcmuda mit 491E., Isto (I3t) mit 391 E., Melada (^loilU) mit 466 E. umfaßt. Selvretta, Alpengruppe, f. Silvretta. Selz, Hauptstadt des Kantons S. (10452 E.) im Kreis Weißenburg [* 97] des Bezirks Untcrclsaß, am Ein- fluß der Sauer und des Selzbachs in den Rhein, über den bei S. eine Schiffbrücke führt, an der Linie Straßburg-Lauterburg und der Nebenlinie ^.-Merz- weiler (34,8 km) der Elsaß-Lothr.
Eisenbahnen, Sitz eines Steueramtes, hat (1890) 1666 E., darunter 68 Evangelische, Post, Telegraph, kath. Dekanat, ehemalige Abteikirche;
Orgelbananstalt, Dampf- ziegelei und Dlfabrikation. - S., das röm. äaiLtio, erhielt von Rudolf von Habsburg Stadtrechte und gehörte 1409-1789 zur Pfalz. Selzerbrunnen, Okarber Mineralbrun- nen oder Ludwigs brunnen, ein alkalifch-sali- nischer Sauerbrunnen, entspringt 2 km nördlich von Groß-Karben (s. d.) in der Hess.
Provinz Ober- Hessen. [* 98]
Das Wasser (Selzerwasser), ähnlich dem Sclterser Wasser (s. d.), wird an der Quelle ge- trunken und versendet.
Der Brunnen ist seit 1872 imBesitz des freihcrrlich von LeonhardischenFide'ikom- misses und wird auch Leonhardiquelle genannt. Sem, nach der Sintstutsaae und der Völkertafel (1 Mose 7, 8 u. 10) der älteste der drei Söhne Noahs, von denen sämtliche Völker der Erde ab- stammen. (S. Semitische Sprachen und Völker.) - Über S.s Brüder Ham und Iaphet s. diese Artikel und Noah. Semang, die im Innern, namentlich in den Gebirgsgegenden der Halbinsel Malaka herum- scbweifenden Stämme, die mit den Negrito oder Aeta der Philippinen, den Kalang auf Java und andern mit den Papua verwandten Aboriginer- stämmen der Sunda-Inseln zusammenhängen.
Semaphör (grch., d. i. Zeichenträger), ursprüng- lich Bezeichnung für die 1862 auf hochgelegenen Punkten der franz. Küsten errichteten optischen Tele- graphen, die dazu dienten, die Ankunft und Bewe- gung aller von der hohen See kommenden Fahr- zeuge zu melden, ihnen amtliche Mitteilungen zu- kommen zu lassen oder von ihnen Mitteilungen zur raschen Weiterbeförderung zu erhalten.
Seit 1864 wurden die S. auch dem allgemeinen öffentlichen Verkehr zngänglich gemacht und mit dem Tele- graphennctz in Verbindung gebracht.
Andere Staa- ten, befonders Großbritannien, [* 99] die Vereinigten [* 100] Staaten, Dänemark, [* 101] Schweden und Norwegen, Italien, [* 102] Österreich, Spanien [* 103] und Portugal, folgten dald nach, und 1873 wurden diefe Apparate auch im Deutschen Reiche eingeführt;
sie dienen zugleich als Meteorolog.
Stationen und geben die Sturm- warnungssignale. (S. Tafel: Nautische Instru- mente und Sturmsignale, [* 89] Fig. 7.) An zahl- reichen Küstenplützen sind eigene Semaphorsta- tionen errichtet, für die eine internationale Zeichen- fprache besteht, über die die amtlichen Signalbücher (z. B. «Signalbuch für Kauffahrteischiffe aller Natio- nen», hg. vom Bundeskanzleramt, Verl. 1870) Aus- kunft geben.
Ferner sind an vielen Leuchttürmen Vorrichtungen angebracht, durch die vorübergehen- den Schiffen Signale gegeben werden.
Auf einzel- nen Kriegsflotten, wie z. B. auf der englischen und deutschen, sind sie zur schnellen Kommunikation der Schiffe [* 104] nntereinander eingeführt. - Auch die opti- schen Telegraphen [* 105] der Eisenbahnen (s. Eisenbahn- signale) werden als S. bezeichnet.
Semasiologie (grch., «Bedeutungslehre»),
der Teil der Nortlehre, der die Bedeutung des Wortes und die Wandlungen, welche die Bedeutung in der Sprachgeschichte erfährt, unterfucht und darstellt. -
Vgl. Heerdegen, Untersuchungen zur lateinischen S. (2 Hcste, Erlangen 1875 - 78);
Hecht, Die griech. Bedeutungslehre (Lpz. 1888);
Hey, Semasiologische Studien (in den «Jahrbüchern für klassische Philo- logie», 18. Supplementband, ebd. 1891);
ders., Die S. (in Wölfslins «Archiv jür lat. Lexikographie», Bd. 9, ebd. 1894). ¶