0754d Schwimmvögel [* 2] IV 1. Flamingo (Phoenicopterus roseus). Länge 1,30m. 2. Schellente (Fuligula clangula). Länge 0,49m. 3. Eissturmvogel (Procellaria glacialis). Länge 0,50m. 4. Raubseeschwalbe (Sterna caspia). Länge 0,52m. 5. Sturmschwalbe (Thalassidroma pelagica). Länge 0,14m. 6. Schlangenhalsvogel (Plotus Anhinga). Länge 0,86 m. 7. Scherenschnabel (Rhynchops nigra). Länge 0,47m. ¶
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Gewässern ganz Europas, wird bis 39 mm lang, ist oben dunkelolivengrün, unten graugelb und mit einem braungelben Rand an der Außenseite der Flügeldecken und um das Halsschild herum. Schwimmpfeiler, s. Grundbau. [* 4] Schwimmpolypen, Röhrenpolypen, Nöh- r c n q u a l l e n (3ipN0n0pIi0i' s. Tafel: Schwimm - polvpen), eine Gruppe der Polnpomcdusen (s. d.", deren Arten freischwimmende Polypenstöcke dar- stellen. Die Individuen, die diese Stöcke, in ähnlicker Weise wie bei den Hyoroidpolypcn, znsammensetzen, sind nach dem Princip der Arbeitsteilung in einseitig funktioneller Richtung entwickelt, so daß ibre Grund- form, Polyp oder Qualle, wesentlich modifiziert wird und den Charakter von Organen eines Einzelwesens annimmt. An einem meist langgestreckten, hohlen Stamme sind diese Individuen regelmäßig verteilt und als Nährpolypen, Deckstücke, Taster, Geschleckts- tiere und Schwimmglocken differenziert. Die Nähr- polvpcn (n) sind einfache Schlauchkörper mit einer Mundösfnuug, ohne Tentakel, aber mit einem an ihrer Basis entspringenden, oft verzweigten Fangsaden (k, der mit Nesselorganen ausgestattet und großer Ver- längerung fähig ist. Die Taster ft) gleichen den Nähr- individucn, baben aber an ihrem wurmförmigen Leibe keinen Mnnd.
Die Dcckschuppen (ä) stellen blattförmige Gebilde von knorpliger Konsistenz dar und sind zum Schutze der Organe entwickelt. Die Gcschlechtsgcmmen (ß) haben die Mcduscnform, d. h. sie sind glockenförmig mit Ring- [* 5] und Radiärge- fäßen und einem centralcn Stiel, an dem die Gescklcchtsstoffe, Eier [* 6] und Samen, [* 7] ihre Entstehung ncbmen. Auch die Schwimmglocken (1), welche die Fortbewegung des ganzen Stockes vermitteln, be- sitzen Medusenform. Alle diese organartigen Indi- viduen nehmen an dem Stamme durch Knospenbil- dung ihren Ursprung, während die Produkte der geschlechtlichen Fortpflanzung zur Bildung neuer Stöcke sühren. Es giebt sowohl getrenntgeschlech- tige als monöcische Stöcke.
Vei den Phvsalien oder Seeblasen, ^lan of ^Vai- (Kriegsschiff) von den engl. Matrosen genannt (z.V.I'^^L^iÄ^eiaFic^ AFc/i., [* 3] Fig. 2), ist der Stamm (s) ein großer, ovaler, auf dem Wasser schwimmender Luftsack von roter und blauer Farbe, an dessen Unterseite die Nühr- polvpen, Taster und Geschlechtsknospen nebst den scbr langen, bei der Berührung brennenden Fangfäden sitzen. Zur Familie der Blasenauallen oder Blasen- träger ?ii780Z)Ii0i-iäa6 gehört i^vFoplioi-li Ii^li-o- ktaiica 2^5^., [* 3] Fig. 3). Die Familie der viiili^iäae (z. B.die im Mittclmeer häusige I)i^)'63 acnininÄta ^e^c/c., [* 3] Fig.
4) hat zwei große einander gegenüber- stehende Schwimmglocken. Die abweichendste Form der S. sind die Segelquallcn der Gattungen Ve- leila (z.V. Veleila 8piilui8 ^sc/i., [* 3] Fig. 1) und ?oi'- pita, deren Stamm eine knorplige, flache Scheibe dar- stellt, bei ersterer noch mit einem senkrechten Kamm, der als Segel bei diesen an der Meeresoberfläche treibenden Geschöpfen dient. Die S. sind in allen wärmcrn Meeren verbreitet, auch im Mittelmeere reick vertreten. Einzelne Formen (z. B. die schöne 8te^Iia1i corona ^ittec/.-., [* 3] Fig. 5) bewohnen auch die Tiefsee.
Ihre Zahl ist durch wunderbare, bei Tief- see-Expeditionen entdeckte Formen bereichert worden. Schwimmsand, in Obcrschlesien Kurza w k a, in Westfalen [* 8] Fließ genannt,aus wasserreichem, lockerm Sande bestehende Gcbirgsschicbt der jüngern Forma- tionen, oft Braun- und Steinkohlen überlagernd und dcm Bergbau [* 9] große Schwierigkeiten bereitend. Vrockhaus' Konversations-Lexilon. 14. Aufl. XIV. Schwimmschneckcn werden mehrere Mollusken [* 10] genannt: nämlich die Arten des Geschlechts ^eritina l,s.
Ncritinen) unter den Schildkiemern und ktero" ri'liclio.^ unter den Hctcropoden (s. d.). Auch die Veilchenschnecke (s. Kanlmkiemcr) und die Flossen- süßer (s. d.) gehören hierher. Schwimmthor, s. Schleuse (S. 512 ^). Schwimmvögel (?^ini^oäc3 oder Katalog) nannte die ältere Systematik alle diejenigen Wasser- vögel, die kurzeVeineund fast immer durch Schwimm- häute vereinigte Zehen haben. Die moderne Wissen- schaft bat diese alte Ordnung ausgelöst in folgende Ordnungen:
1) Die Taucher (s. d., Hi-inatoreä), zu denen die Pinguine mit dem Riesenpinguin (^pto DoävwL ^^t^^onicll. ^ («?'5l., s. Tafel: Schwimm- vögeln, [* 3] Fig. 2), die Alke (s.d.) mit dem Tordalk ^Vlca wrä^ ^., s. Taf. I, [* 3] Fig. 1) und dem aus- geftorbcnen Brillen- oder Niescualk ^Ic». impen- lüg ^., [* 3] Fig. 2), dic Ltlmmen tlli-ia.) mit dem Krabben- taucher ^iLi'^nwL l^IIs ^., [* 3] Fig. 5), der Seepapagei oder Larvcntauchcr (^Ic^ ^rcticli ^., [* 3] Fig. 4), der Seetaucher ((^olvindus) und die Steisifüße (s. d.) mit dem Haubensteißfuß (I^oäicops criLt^tug I^at/l., s. Taf. II, [* 3] Fig. 0) gehören. -2) Die Langflügler sI^0NFipenn68), ausgezeichnet durch lange, spitze Flügel und brillanten Flug. Zu ihnen gehören die Scherenschnäbel (s. d., lil^ncno^Z ni^rH ^., s. Taf. IV, [* 3] Fig. 7), die Sccfchwalben (s. d.) mit der Naubsccschwalbe (8t6rn.T cli8ii3. ^a//., [* 3] Fig. 4), die Mövcn (s. d.) mit der Heringsmöve (I^^ruL lu8cu8 !v., s. Taf. I, [* 3] Fig. 7) und der Niesenraubmöve (I^68ti-i8 clUai'rnactL3 I'em?^., s. Taf. II, [* 3] Fig. 4), die Sturm- vögel ss. d.) mit dem Eissturmvogel (krocellai'ia schwalbe [* 3] lFig. 5), der Albatros (s. d., Dioinsliea. oxnl /.., s. Taf. II, [* 3] Fig. 1). - 3) Die Ruder- fühler (f. d., 8t6FÄii0p0(ic!8) mit dcm Tropikvogel (s. d., liia^on a6t1i6i-^n3 ^., [* 3] Fig. 3), dem Fregatt- vogel (s. d., 1llclivi)6t68 ciciuii". ^6?'li., [* 3] Fig. 5), den Scklangenbalsvögeln (. d., ?i0tu8 ^.nliinM ^., s. Taf. IV, [* 3] Fig. 6), den Pelikanen (s. d.), zu welchen der braune Pelikan (?6i6ckini8 oncct-otai^ 2^., s. Taf.I, [* 3] Fig. 6) gehört, mit dem Tölpel (8ula, I)^88anH ^3?'?'sF., svig.8) und endlich mit d.n Echarbcn, deren häufigste Art der Kormoran (s. d., I'lmiliclncor^x ciirdo /e"c/i, s. Taf. III, [* 3] Fig. 3) ist. - 4) Die Sieb- schnäbler (s. d., I^airi^11ii-o3ti-^3) mit den Unter- gruppen der Säger ftloi'ziu8, z.V. der Gänsesäger, ^Ici'^n3mei'3ÄN86i'^., s.Taf. ü, [* 3] Fig. 3); der Enten [* 11] (s. d.) mit zahlreichen Arten, wie die Eiderente ssoma- tei-i". in0ili83iiii3. _^cac/i, s. Taf. II, [* 3] Fig. 7, und steNei'i, ^«??.,s. Tafel: Enten, Fig. 3), Schellente (^iii^nl^ cilln^uig. ^., s. Tafel: Schwimm- vögel IV, [* 3] Fig. 2), Mandarinente (I^mpi-0N688H 3ai6i'icu1at^I^a Ent [* 3] en,Fig.6), Trauer- ente (Oiäoini^ ni^l ^?om., [* 3] Fig. 2), Löffelente ^119.8 dvpElita !., [* 3] Fig. 4), Pfeifente (^na8 ?en6iop6 I,., Fsg. 5), Wildente (^nag I08(:1^8 .1/., [* 3] Fig. 1); der Gänse (s. Gans), zu denen die Vrandgans Vögel [* 12] III, [* 3] Fig. 5)» Hühncrgans ((^i-6cp8i3 Xovae IloliHnäiaL /^at/i., [* 3] Fig. 1),
Ringelgans (LeluiclH toi-ciulltH I^-t'üc/i, [* 3] Fig. 6) und Graugans der Schwäne (s. Schwan) mit dcm Höckerschwan i^vFnu3 oloi- Vi'"7/., [* 3] Fig. 4). Zu den Siebschnäb- lern geboren auch die Flamingos (s. d.), deren häusigste Art der rosenrote ^iw6iiic i-086U8 ^all., s. Taf. IV, [* 3] Fig.
1) ist. Die gemeine Gans und 48 ¶
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einige Entenarten sind Zaus' und Luxusvögel. (S. [* 13] Tafel:Geflügel,Fig. 1-10.) Schwimmwage, soviel wie Aräometer [* 14] (s. d.). Schwind, Moritz von, Maler und Zeichner, geb. zu Wien, [* 15] besuchte einige Zeit die Universität und erhielt Zeichenunterricht bei Ludwig Schnorr, kam 1828 zu Cornelius nach Mün- chen, wo er an den malerischen Aufgaben in den entstehenden Prachtbauten teilnahm und unter anderm in der Residenz Darstellungen aus Tiecks Märchen malte.
Sodann lieferte er Entwürfe zur Ausschmückung des Schlosses Hohenschwangau. 1838 entstand das Ölgemälde: Ritter Kurts Brautfahrt (nach Goethes Gedicht; Kunsthalle zu Karlsruhe). [* 16] Er wurde 1839 nach Karlsruhe gerufen, um die neu- erbaute Kunsthalle auszumalen. Zugleich schmückte er hier den Sitzungssaal der Ersten Kammer, außerdem entstanden Ölbilder und Kartons allego- rischer Art, darunter eine große Komposition, die den Rhein mit seinen Nebenflüssen darstellt (später für den Grafen Raczynski in Berlin [* 17] in Ol ausge- führt).
Von Staffeleibilderu sind ferner zu nennen: Der Ritt Kunos von Falkenstein (1843; Museum in Leipzig), [* 18] Der Sängerkrieg auf der Wartburg (1845; Frankfurt, [* 19] Städelsches Institut), Der Hochzeits- morgen oder Die Rose (1847; Nationalgalerie in Berlin) und die Sinfonie (Neue Pinakothek in München). [* 20] Eine große Zahl kleiner Bildchen besitzt die Schacksche Galerie, darunter: Die Rückkehr des Grafen von Gleichen vom Kreuzzug, Die ge- fangene Prinzessin, Die Jungfrau, Der Einsiedler, Wieland der Schmied, Der Traum des Gefangenen, Der Erlkönig, Der Elfenreigen, Bischof und Teufel, Rübezahl, Einsiedler und Ritter, Die Hochzeitsreise. 1847 wurde er als Professor an die Akademie nach München zurückberufen.
Von 1853 ab beschäftigte ihn die malerische Ausschmückung der Wartburg, wo er im Korridor eine Folge von Bildern aus dem Leben der heil. Elisabeth, im Sängersaal den Sänger- krieg und in einem andern Zimmer Darstellungen aus dem Leben des Landgrafen Ludwig schuf. Auf Bestellung des Vereins für histor. Kunst malte er: Kaiser Rudolfs Todesritt nach Speyer [* 21] (1857; jetzt in der Kunsthalle zu Kiel). [* 22] Seine hervorragendsten und populärsten Werke sind aber die verschiedenen cyklischen Kompositionen zu deutschen Volksmärchen, besonders die zu «Aschenbrödel» (im Besitz des Barons Falkenstein),
zu den «Sieben Raben» (im Museum zu Weimar) [* 23] und «Die schöne Melusine» (kaiserl. Galerie in Wien). In ihnen ist das eigen- tümliche Wesen von S.s Kunst am reinsten und glücklichsten zur Anschauung gekommen. Dasselbe besteht in einer poetischen, von schwungvollem Schön- heitssinn getragenen Verbindung des Romantischen mit dem Humoristischen, welcher die leichte Aquarell- behandlung, die dem phantastischen Reiz der Gegen- stände sich vollkommen anpaßt, auch vorzüglich ent- spricht. S. lieferte noch Kartons zu Glasmalereien für das Münster [* 24] zu Glasgow, [* 25] die Bilder für den Hauptaltar der Münchener Frauenkirche (1860), die Fresken in der Pfarrkirche zu Reichcnhall (1863), die Kartons für die neue Michaelskirche in London. [* 26] 1866 begann er die Ausschmückung des neuen Wie- ner Opernhauses: in der Loggia ein Freskencyklus aus der «Zauberflöte», im Foyer 16 Temperabilder.
Außerdem sind von ihm vorhanden Zeichnungen zu Werken plastischer Kleinkunst (unter anderm ein Schild [* 27] für den Grafen O'Donnell, Gerätschaften für die Nürnberger Kunstschule),
Holzschnitte (z. B. für die «Münchener Bilderbogen» und für die «Fliegen- den Blätter», welche zu den hervorragendsten Leistun- gen auf diesem Gebiet in unserm Jahrhundert und zu den vollendetsten Schöpfungen des Meisters ge- hören) und Radierungen (unter anderm 42 Epi- gramme, mit Text von Feuchtersleben), zahllose sinnige und humoristische Entwürfe aller Art. S. war der hervorragendste Vertreter der deutschen Ro- mantik; er starb in München, wo ihm 1893 ein Denkmal errichtet wurde. -
Vgl. Lukas R. von Führich, Moritz von S. (Lpz. 1871);
H. Hol- land, Moritz von S. (Stuttg. 1873).
S.s Brief- wechsel mit Ed. Mörike wurde von Bächtold (Lpz. 1890) herausgegeben. Schwindel (Vsrti^o), ein krankhaftes Gefühl, zufolge dessen dem Schwindligen seine Glieder [* 28] oder die Außenwelt schwankend und bewegt schei- nen. Bei der gewöhnlichsten Art des S. scheint sich die Außenwelt horizontal im Kreise [* 29] herumzu- drehen, während in andern Fällen die Gegenstände sich scheinbar von oben nach unten oder umgekehrt drehen. Die Ursachen der den S. verursachenden Ge- fühlsnervenstörung sind sehr mannigfach: am häu- sigsten betreffen sie das Gehirn [* 30] selbst (K o p f s ch w i n- del), daher der S. bäufig rein psychisch bedingt ist (Angstschwindel, Hallucinationsschwindcl) oder von wirklicher Hirnkrankhcit abhängt (z. B. von narkoti- schen Vergiftungen, Blutanhüufung, Vlutarmut, Schlagstuß, Typbus) oder mit Störungen der Sinnesorgane zusammenhängt (z. B. Augen- schWindel von Vewegtsehen oder Augenflimmern, Ohrenschwindelvon Ohrenbrausen, innerer Ohr- entzündung).
Bisweilen wird S. auch reflektorisch durch Krankheiten des Magens und Darmkanals erregt (sog. Magenschwindel). Das Schwindel- gefühl beim Besteigen hoher Türme, Berge u. dgl. berubt auf einer Augentäufchung, auf einer mangel- baften Abschätzung der Entfernungen der Außen- dinge, die ihrerseits wieder die Beurteilung unserer eigenen Körperlage (den sog. Orts- oder Muskel- siun) unsicher macht. Höhere Grade des S. führen zu Zittern und Schwanken des Körpers und wirk- lichem Hinfallen, auch wohl zu Gesichtsverdunkelung, Erbrechen, Ohnmacht, Bewußtlosigkeit u. s. w. Da die Ursachen sebr verschieden sind, so ist auch die Behandlung verschieden; immer muß sie durch einen kräftigen Willen, die Herrschaft über das Muskel- system zu behaupten, gehörig unterstützt weiden, um das Ausarten der Schwindelanfälle in die höhern Grade oder in eine Gewohnheitskrankheit zu ver- hüten. - Über epileptischen S. s. Epilepsie.
Schwindflechte (Schwindknötchen, Knöt- chenflechte (I^iciikn), Hautkrankheit, bestehend in kleinen soliden weihlichen oder rötlichen Knötchen, die entweder vereinzelt oder in Gruppen beieinander stehen, mehr oder minder heftiges Jucken veranlassen und schließlich unter kleienförmiger Abschuppung verschwinden. Die Ursachen der S. bestehen ent- weder in örtlichen Hautreizen (Unreinlichkeit, Unge- ziefer, grobe Wäsche, Einwirkung der Hitze u. s. w.) oder in allgemeinen Ernährungsstörungen (Blut- ! armut, Skrofulöse u. a.). Behandlung: Ääder, Ein- ! reibungen von Schwefel- und Teerfalben, Schmier- ^ seife, innere Anwendung des Arseniks, über den ! I^ioliLQ tropicnL s. Roter Hund. (S. auch Haut- ! krankheiten fter Haustieres) , Schwindgrube, eine Senkgrube (s. d.). ! Schwindler, drehkranke Schafe, [* 31] s. Drehkrankheit. ! Schwindmaß, s. Schwindung. ¶
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Schwindsucht, im allgemeinen (^al)68, lade- Lcentia) alle langwierigen Krankheiten, bei denen die Kranken allmählich, aber unaufhaltsam an Fleisch und Kräften abnehmen. Die ältere Medi- zin unterschied als zwei Hauptklassen die Darrsucbt (s. d.) oder trockne S., Abzebrung ftiaraLinuZ), von der eigentlichen S. oder Auszebrung (s. d.), bei wel- cker letztern reichliche Stoffverluste und trankhafte Entzündungs- oder Eiterungsprozcsse als Ursachen des allmählichen Abzehrens vorlagen und meist hek- tisches Fieber (s. Hektik und Fieber) vorbanden war.
Von den Laien wird unter S. fast ausschließlich die Lungenschwindsucht (s. d.) verstanden. (S.Pbtbisis.) Schwindung, die Verkleinerung des Raum- inhalts oder der Abmessungen, welche vcrscbiedene Körper infolge gewisser Physik. Vorgänge ersabren. Die Zabl, welche die S. angiebt, beißt Schwind- en aß. Holz [* 33] (s. d., Vd. 9, S. 305 a.) schwindet beim Trocknen, gegossene Metalle beim Abkühlen, wesbalb die Gußmodclle entsprechend größer sein müssen als die fertigen Gußstücke.
Gußeisen schwindet z. B. um ^/gg seiner Abmessungen;
gegossener Stahl ^75; Zmk '/"?;
Vlcssing ^2'. Zinn'',47: Vlel ^2. Bei der Verarbeitung der Körper zu Gebraucksgegen- ständen kann die S. verschiedene üble Folgen nack sich ziehen, Holzgegcnstände werfen sich oder reißen infolge des Umstandes, daß die S. in verschiedenen Richtungen nicht die gleiche ist;
ebenso können metallene Gegenstände sich verziebcn oder innere Spannung, d. h. Neigung zum Zerspringen be- kommen oder aucb wirklich zerspringen, wenn ein- zelne Teile des Abgusses früher schwinden als andere, sei es, daß sie schwacker im Querschnitt sind als diese oder daß sie durch irgend einen Zu- fall rascber abgekühlt wurden;
im Innern ge- gossener Metallgegenstände aber pflegt sich da, wo das Metall am längsten flüssig bleibt, ein bobler Raum zu bilden infolge des Umstandes, daß hier noch S. eintritt, nachdem die früher erstarrte Kruste bereits geschwunden ist. Da jener Dohlraum ur- sprünglich vollständig luftleer ist, so verrät sich dessen Entstehung nicht selten durch ein Senken der Oberfläche des Abgusses oder eine völlige Trichter- bildung an der betreffenden Stelle: die Luft drückt die Oberfläche zusammen und strebt, den leeren Raum auszufüllen (Lungern oder Saugen). Durck geeignete Kunstgriffe kann der Gießer die geschilderten übcln Folgen der S. verhüten. Schwingekanal, ehemalige Kanalverbindung zwischen Oste und Schwinge: auch soviel wie Elmer Schiffgraben. Über beide s. Tabelle beim Artikel Fehn- und Moorkolonien (Vd. 6, S. 629). Schwingel, Pflanzengattung, s. 563wc5. Schwingen, eine Operation der Flachs- und Hanfspinnerei (s. Flachsspinnerei, Vd. 6, S. 859d). - S. im Seewesen s. Schwoien. Schwingen, in der deutschen Schweiz [* 34] eine in manchen Bcrggcgcnden vorkommende Form des Ringens, bei der sich beide Teile gegenseitig mit der Faust und ausgestrecktem Arme am Wulst ihrer bis zum Oberschenkel zurückgerollten Beinkleider oder an besonders dazu bestimmten Schwinghosen fassen in die Höhe zu heben und durch einen kräftigen Schwung zu Boden zu werfen.
Dieses Kampffpiel, das in Beinen und Armen große Kraft [* 35] und Ge- wandtheit erfordert, hat seine genau bestimmten alt- hergebrachten Regeln; Sieger ist, wer den Gegner auf den Rücken wirft. Die Schwinger benachbarter Thäler, oft auch mehrerer Kantone, versammeln sich an bestimmten Tagen und Punkten zum Wettkampf oder «Schwinget», so auf der Großen Scheideck, auf den Alpen [* 36] zwiscken Obwalden und Oberhasle, Em- menthal und Entlebuch u. s. w.; seltener bei Inter- laken, Bern, [* 37] Vurgdorf u. s. w., wo die Schwingfeste größere Dimensionen annehmen, aber auch viel von ihrer Ursprünglichkeit und Volkstümlichkeit einbüßen.
Wer an mehrern aufeinander folgenden Schwing- festen Sieger geblieben, ist der Schwingerkönig. Als die besten Schwinger gelten die Emmenthaler und Oberhaslcr (Bern), die Entlebucher (Luzern) [* 38] und die Oberwaldner.-
Vgl. Schärer, Anleitungen zum Ringen und S. (2. Aufl., Bern 1883);
Ofenbrüggen, Die Scbweizer (Bcrl. 1875);
G. Herzog, Schweiz. Volksfeste, Sitten und Gebräuche (Aarau [* 39] 188^).
Schwingfaden, Algcngattung, s. Osciiiai-iH. Schwingkölbchen oder Halteren (HHlt6r68), die verkümmerten Hinterflügel der Zweiflügler [* 40] (f. 0.), welche die Gestalt kleiner mit einem runden Endknopf versehener Stielcken angenommen haben. Ihre Be- deutung ist unklar, doch spricht der Umstand, daß sich an ibrem Grunde ein Nervcnapparat befindet, dafür, daß sie irgend eine Sinneswahrnchmung vermitteln. Schwingkrau oder Droop, ein Kran [* 41] zum Senken von Lasten, der zum Niederlassen und Ent- laden von Steinkohlenwagen, beim Beladen von Schiffen mit Steinkohlen besonders in England Verwendung findet.
Der von einem erhöhten Gleis berabzusenkende Kohlenwagen wird an das eine Ende des Kranauslegers gehängt; dieser besteht aus einem doppelarmigen um eine horizontale Achse drehbaren Hebel, [* 42] der in der Ruhelage fast senkrecht steht. Das andere Hebelende ist mit einem Gegen- gewicht belastet; auf der Hebelachse sitzt eine Brems- sckeibe. Löst man die Bremse etwas, so dreht sich durcb das Übergewicht des angehängten Kohlen- wagens der Ausleger herab, bis der Wagen unten ankommt und abgelöst wird.
Hierauf schwingt der Ausleger, angetrieben durch das Gegengewicht am Hebelende, wieder nach oben. ^S. 859d). Schwingmaschine, s. Flachsspinnerei (Vd. 6, Schwingung, Vibration odcrOscillation, jede Bewegung, die einen Körper zwischen bestimmten Grenzen [* 43] nach bestimmten Gesetzen hin- und wieder zurückführt; fo die Bewegungen des Pendels (s. d.), des Wagebalkens, der Glocken, der gespannten Saiten, der im Gleichgewicht [* 44] gestörten Magnet- nadel u. s. w. Der Schall [* 45] (s. d.) besteht aus S. der Luft, das Licht [* 46] (s. d.) aus solchen des Äthers. S. treten überall auf, wo das stabile Gleichgewicht (s. d.) eines Körpers gestört wird und derselbe die Gleich- gewichtslage wieder zu gewinnen sucht. Hängt z.B. eine Last k (s. vorstehende [* 32] Fig. 1) an einer Spiral- feder 3, so wird das Gewicht der erstern bei einer ge- 48* ¶
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wissen Dehnung der Feder eben getragen: bei stärkerer Dehnung der Feder erhält diese, bei geringerer Deh- nung die Last das Übergewicht. Mit der Entfernung von r aus der Gleichgewichtslage 0 wächst pro- vortional das Übergewicht, das? immer nach der Gleichgewichtslage 0 hintreibt. Entfernt man ? aus 0, so bewegt es sich mit abnehmender Be- schleunigung gegen 0, überschreitet diese Lage mit der größten Geschwindigkeit und bewegt sich mit zunehmender Verzögerung ebenso weit über diese Lage hinaus, als es hergekommen ist.
Hier ist die Geschwindigkeit von ? verschwunden, ? kehrt wieder nach 0 zurück, überschreitet 0 abermals u. s. w. Denkt man sich eine gleichförmige Kreisbewegung mit der Umlaufszeit -r und dem Radius r, so ist bei derselben die Ccntrifugalbcschleunigung cp ^ ^-. Diese Bewegung kann nach [* 47] Fig. 2 in zwei voneinander unabhängige Bewegungen nach XX/ und ^^ zerlegt gedacht werden, wobei sich z. B. ein Punkt L (dessen Koordinaten [* 48] x und 7 smd) des Kreises auf der Linie XX' durch den Punkt v abbildet.
Jede der Bewegungen ist eine schwingende Bewegung; die nach XX' erhält bei der Entfernung x--OD von der Gleichge- wichtslage des Punktes v durch die proporüo- nale Komponente cp^, also bei der Entfernung 1 V cp durch -^ ^ 5 ihren Antrieb. Da nun ^ so folgt für die Zeit eines Hinundherganges der S., sürdieSchwingungsdauer: ^ - 27^/-, wobei also l die Beschleunigung ist, die das Bewegliche bei der Erkursionseinheit nach der Gleichgewichts- lage treibt. Zählt man wie beim Pendel [* 49] (s. d.) einen Hin- oder Hergang als S., so ist ^ ^ ^/^- Der Verlauf der S. wird durch die Formel: 6 - 3. 81N 271t dargestellt, wobei 6 die der Zeit t entsprechende Ausweichung (Elongation), a die größte Aus- weichung (Schwingungsweite oder Ampli- tude), ^ die Schwingungsdauer bedeutet. Den augenblicklichen Schwingungszustand eines Kör- pers nennt man dessen Phase, die zugehörige Zeit die Phascnzeit, den Bruchteil der Schwingungs- dauer, um den zwei Phasen abstehen, den Phasen- unterschied. Aufeinanderfolgende S. verschiedener nebeneinander liegender Punkte können zur Bildung von Wellen [* 50] (s. d.) führen. - über Elektrisch^ Schwingungen (s. d.). ^gung.
Schwingungsdauer, s. Pendel und Schwin- Schwiugungsknoten, s. Knoten und Wellen. Schwingungstheorie des Lichts, soviel wie Undulationstheorie (s. Licht). Schwirrfliegen, s. Schwebfliegen. Schwirrvogel, soviel wie Kolibri (s. d.). Schwitzbad, s. Dampfbad. Schwitzkasten, s. Warmbeete. Schwitzwaffer, s. Grundwasser. [* 51] Schwoien(schwaien,schwojen)oderschwin- g en, das Herumdrehen der Schiffe [* 52] vor ihrem Anker [* 53] oder mit Trossen (s. d.) an einer Boje, ersteres un- absichtlich beim Wechsel der Gezeitenströmungen oder Drehen des Windes, letzteres zu Deviationsbestim- mungen (s. Deviation). Schwollen, Ort bei Virkenfeld (s. d.). Schwören, s. Eid. Schwund, s. Atrophie. Schwungkraft, Centrifugalkraft, Flieh- kraft, die Kraft, welche bestrebt ist, jedes einzelne Massenteilchen eines rotierenden Körpers von der Rotationsachfe zu entfernen. In der That kann ein solches Teilchen nach dem Trägheitsgesetz nur durch eine Kraft in der Kreisbahn erhalten werden. Da- mit die Geschwindigkeit v (s. Fig. 1) im nä'ch- stenAugenblick ihre Rich- tung ändere, muh zu derselben eine kleine senkrechte Geschwindig- keit ^ [* 47] (Fig. 2) hinzutre- ten.
Während eines vol- len Umlaufs wird die Gefchwindigkeit durch alle Radien des Kreises nacheinander dargestellt. Die während der Umlaufs- zeit 'I hinzutretende senkrechte Geschwindigkeits- komponente entspricht also dem Kreisumfang 2?iv, demnach ist die Beschleunigung gegen den Mittel- punkt, die Centripetalbeschleunigung c? ^ ^, die zugleich die Ccntrifugalbeschleunigung ist. Da [* 47] Fig. 2. 4^2r - ^ und ? - ^ ist. Jeder dieser -, wobei r v^^Irir, ist auch cp der Radius des Kreises ist.
Jeder dieser drei Ausdrücke, mit der Masse m multipliziert, giebt die Centripetal- oder die derselben gleiche und ent- gegengesetzte Centrifugalkraft. Newton hat er- kannt, daß die Planeten [* 54] sich wie um die Sonne [* 55] ge- fchwungene Körper verhalten, wobei die Centripetal- krast durch die Anziehung der Sonne vertreten wird. Nimmt man an, daß die Beschleunigung gegen die Sonne umgekehrt proportional dem Quadrat des Ab- standes r von dieser, daß also cp ^-^ so folgt aus dem dritten Ausdrucke ^ ^ ^ d. h. die dritten Po- tenzen der Planetenentfcrnungen, dividiert durch die zweiten Potenzen der zugehörigen Umlaufs- zciten geben immer dieselbe Zahl -^, worin das dritte Keplcrsche Gesetz besteht.
Zum experimentellen Studium der S. dient die Schwungmaschme (s. d.). Schwungmaschine oder Centrifugalma- schine, ein Apparat zum Studium der Schwung- kraft (s. d.). Durch Umdrehung des größern Rades c der in nachstehender [* 47] Fig. 1 abgebildeten S., wird die Achse H in schnelle Rotation versetzt. An der Achse a befestigt man verschiedene Vorrichtungen, mit- tels deren die Gesetze der Schwungkraft nachgewiesen werden. Um zu zeigen, wie die Schwerkraft von der Schwungkraft überwunden wird und wie die dichtern ¶
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oder massigern Körper sich am weitesten von der Eentralachse entfernen, dient ein eigentümlich aus- gebauchtes Glasgefäh [* 56] (Fig. 2), das etwas rot- gefärbtes Wasser und Quecksilber enthält. Bei rascher Notation dieses Gefäßes anf der Achse a [* 56] iFig.
1) steigen beide Flüssigkeiten an den Wänden jenes Glasgefäßes aufwärts und bilden am Vaucke desselben Ringe, wobei das Quecksilber, als die dichtere Flüssigkeit, am weitesten von der Um- drchnngsachse a abliegt. Wenn man an dem zwei- ten Aufsatze [* 56] (Fig. 3) die ungleich großen, mittels [* 56] Fig. 2. [* 56] Fig. 3. Schnüre verbundenen Kugeln so stellt, daß sich ibr Abstand von derUmdrebungsacbse umgekehrt verbalt wie ihre Massen, so halten sie sich bci ihrer schnellen Umdrehung das Gleichgewicht. Ist jedoch das Pro- dukt aus Masse und Abstand D ^^I ?^ km^" Kugel größer als !!f ' U jenes der andern, so fahren beide Kugeln längs des sie tragenden horizontalenTrah- tcs nach jener Seite bin, wo das größere Produkt statt- hat. Hat man [* 56] (Fig. 4) einen Achsenansatz, an dem infolge der sich entwickelnden Flied- kraft eineMessingkugel ä nach außen hin sich zu entfernen sucht, so wird durch den Win- kelhebel ä d o ein Gewicht c gehoben. Wenn man dann die Umdrehungsgeschwindig- keit 2, 3 ... mal steigert, so läßt sich in dieser Weise ein 4, 9 ... mal größeres Ge- wicht heben. Ferner kann man noch zeigen, daß ein schnell rotierendes, aus fe- dernden Metallstrcifen beste- hendes Kugelgerippe [* 56] (Fig. 5) sich um so stärker an den Po- len abplattet, je weiter sich vermöge der Centrifugal- kraft die Teilcken jener Fe- Umdrehungsackse entfernen.
F'g. 5. derstreifen von der Dieser Aufsatz dient zur Versinnlichung der Abplat- tung der Erde. (S. auch Plateaus Vcrsncbe.) Äußer den Versuchen mittels der S. kennt man auch die Fliehkraft aus dem gewöhnlichen Versuche, wonach ein Glas [* 57] Wasser mittels eines geschwunge- nen Reifens schnell rotiert wird, obne jenes Wasser zu verschütten, u. dgl. m. Ferner gehört hierher das Zerreißen zu schnell rotierender Schwungräder. Tie Fliehkraft wird benutzt bei der Töpferscheibe, beim Centrifugalregulator an Dampfmaschinen, [* 58] bei Ccn- trifugalgebläsen, Centrifugalventilatoren, Centri- fugen, Centrifugalwasserhebemaschinen, Centrifugal- säemaschinen, Centrifngalrutschbahnen u. s. w. Schwungrad, ein auf die Welle einer Kraft- oder Arbeitsmaschine aufgekeiltes Rad mit schwerem Kranz, meist von Gußeisen hergestellt, welches ver- möge seiner beträchtlichen Masse und der großen Geschwindigkeit des Nadkranze" eine bedeutende Arbeitsmenge in sich anfspeichern kann; daher ver- mag es bei Überschuh der vom Motor geleisteten Arbeit über die durch die Arbeitsmaschine ver- brauckte diesen Überschuß in sich aufzunehmen, wo- bei die Maschine [* 59] etwas beschleunigt wird.
Bei überwiegendem Arbeitsverbrauch giebt das S. dann die aufgespeicherte Arbeit wieder ab. So dient das S. zur Ausgleichung der Unregelmäßigkeiten, welche im Gange einer Maschine durch die Schwankungen in der Größe des zu überwindenden Widerstandes oder der bewegenden Kraft veranlaßt werden. Tie größten S. besitzen die Mannesmannschen Röhren- walzwerke. Ihr Kranz ist ans festestem Stahldraht zusammengesetzt. Gußeisen würde in diesem Falle der Centrifugalkraft nicht standhalten; der Kranz würde zerreißen und die Stücke desselben würden weit fortgeschleudert werden (Schwungrad- erplosion). -
Vgl. Laskus und Lang, S. und Eentrifugalpcndelregulatoren (2. Aufl., Lpz. 1884).
Schwur, s. Eid. Schwurgericht, auch Geschworenengericht oder Jury, allgemeine Bezeichnung für eine Ver- sammlung von eidlich in Pflicht genommenen, regel- mäßig rcchtsunkundigcn Vertrauensmännern aus dem Volke (Geschworene, engl. ^i-^meu, frz. ^ni-63), welche in allen bedentendern, einer gericht- licken Bebandlung unterbreiteten Fällen durch ihren Spruch l W a hrspruch, Verdikt, vei-ediowm) den Sachverhalt festzustellen haben und damit die An- wendung des einschlagenden Gesetzes durch die rechts- gelehrten Richter vorbereiten. In England, der Heimat des Instituts, dessen älteste Überlieferungen auf das normann.
Recht zu- rückweisen, werden Geschworene sowohl bei bürger- lickcn Nechtsstreitigkeiten (Civiljury) als in solcken Strafsachen einberufen, welche vor die Quar- talsitzungcn der Friedensgerichte (s. ^U3tic68 ok tde I'eace) oder vor die Assisen (s. d.) gehören. Auf die Strafrechtspflege bezieht sich dort der Unterschied zwischen Großer und Kleiner Jury (Frauä, p6tt)- ^ni-)'). Die Große oder Anklagejury (s. d.) ent- scheidet, ob die Verdachtsgründc zur Erhebung einer Anklage hinreichend sind oder nicht (true diii oder U0t tunnä, Q0t 3, true I)i11). In ähnlicher Weise kann die dem Coroner (s. d.) zur Seite stehende Totcnsckaujury schon anf die Voruntersuchung Einfluß üben, wenn sie ihre Überzeugung dahin aus- spricht, daß ein unnatürlicher Todesfall vorliege, der auf ein Verbrechen als Ursache zurückweise.
Die Verhandlungen über förmliche Anklagen erfolgen in Gegenwart der aus 12 (in Schottland 15) Mitglie- dern bestehenden Kleinen oder Urteilsjury, welche nach Vollendung der Beweisaufnahme in strenger Abgeschlossenheit ihren einhelligen (in Schottland mindestens 8 gegen 7 Stimmen), auf schuldig oder nichtschuldig (^nilt)', uot ßuM)', in Schottland auch not provou, nicht erwiesen) lauten- den Wahrspruch zu finden hat. Sie ist hierbei an gewisse, allgemein bekannte Grundsätze gebunden, welcbe die Bedingungen der Annahme eines hin- reicbenden Beweises (eviäLuce) festzusetzen suchen, und kann, falls diese fehlen oder ein Rechtsgrund der Verurteilung entgegensteht, vom Richter angewiesen werden, sofort ein «Nichtschuldig» zu sprechen. An- dernfalls führt der Nichter den Geschworenen an der Hand [* 60] der von ihm gemachten Aufzeichnungen die Beweisergebnisse nochmals vor und erteilt ihnen über deren Würdigung und die Erfordernde des ¶