Balancierens) getroffenen Vorrichtungen. Ein hierbei benutzter, auf einem Traggestell ruhender Baumstamm heißt Schwebebaum,
ein auf Kreuzböcken befestigtes Brett, Holm oder Stange Schwebebrett, Schwebeholm, Schwebestange, und die in entsprechenden
Abständen voneinander stehenden Pfähle Schwebepfähle.
Schuld, s. Flottierende Schuld und Staatsschulden. ^[= Es giebt wirtschaftlich und rechtlich verschiedene Arten von S. Obenan stehen Anlehnsschulden, ...]
(Syrphidae) oder Schwirrfliegen, artenreiche Familie der Fliegen
[* 6] (s. d.)
mit dreigliederigen Fühlern, kräftigem Rüßel und fünfringeligem Hinterleib. Die Färbung der meisten Arten ist lebhaft
mit hellern Binden und Flecken, besonders am Hinterleib. Ihre Gestalt ist sehr verschieden, bei den einen
schlank, bei den andern breit; die erstern sind fast ganz nackt, die letztern oft so stark behaart, daß sie wie Bienen und
Hummeln aussehen. Ihr Flug ist rasch und lebhaft, oft mir schwirrendem oder pfeifendem Geräusch verbunden.
Das Geäder der Flügel zeigt in der ganzen Familie eine große Übereinstimmung, während die übrigen
Charaktere sehr wenig konstant sind. Auch die Larven sind in Gestalt und Lebensweise sehr verschieden: die einen ähneln
Schmetterlingsraupen und leben auf Bäumen und Gesträuch von Blattläusen, andere schmarotzen in Hummelnestern, andere endlich
leben in Schlamm, Jauche und schmutzigen Wässern und haben ein langes, schwanzartiges Atemrohr, das
sie nach dem Stande des Wassers wie ein Fernrohr
[* 7] verschieben können, um dessen Oberfläche und damit die atmosphärische Luft
zu erreichen (bei der Gattung Eristalis, s. d.). Zu den S. gehören die gefleckte,
die gelbbindige und die durchscheinende Federfliege (Volucella plumata Meigen, inanisL. undpellucensL., s. Textbild zum Artikel Fliegen, Bd. 6, S. 901,
[* 2]
Fig.
3, 5 u. 9) die Birnschwebfliege (Syrphus parastriL.,
[* 2]
Fig. 11) und die geschmückte Bogenfliege (ChrysotoxumfestivumMeig., s. Tafel: Insekten
[* 8] III,
[* 2]
Fig. 4).
[* 2] Schweben der Töne, in der Akustik ein auf Interferenz (s. d.) beruhendes allmähliches und regelmäßiges
Stärker- und Schwächerwerden des Zusammenklangs zweier Töne von wenig verschiedenen Schwingungszahlen. Die größte Tonstärke
dieser S., heißt Stoß oder Schlag. Die Zahl der Stöße in der Sekunde entspricht dem Unterschied der Schwingungszahlen. Diese
akustischen Schläge lassen sich nach Scheibler anwenden zum genauen Stimmen der Instrumente; sie sind nach HelmholtzUrsache
der Dissonanzen, wobei die Obertöne
[* 9] der dissonierenden Klänge miteinander störende Stöße bilden, welche den Zusammenklang
rauh und daber unangenehm machen. Zwei Töne von den Schwingungszahlen n und n' geben die Stoßzahl s = n-n'. Kann man durch
das Gehör
[* 10] noch das Intervall p der beiden Töne bestimmen, so ist n'/n = p. Aus beiden Gleichungen ergiebt
sich dann n und n'. Vorstehende
[* 2]
Figur veranschaulicht durch den Phonautographen (s. d.) aufgezeichnete S. zweier Orgelpfeifen.
(Kleinschwechat), Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft
Brucka. d. Leitha in Niederösterreich,
südöstlich von Wien,
[* 11] an den Linien Wien-Brucka. d. Leitha (Station S.-Kledering) und Kleinschwechat-Mannersdorf (31 km)
der Österr.-Ungar. Staatsbahn, mit Lokalverkehr nach Wien (Westbahnbof), und Wien-Klein-S. (10 km) der Eisenbahn Wien-Aspang,
Sitz eines Bezirksgerichts (276,08 qkm, 31319 E.), hat (1890) 6031 E., die größte Brauerei (Anton Dreher) der Monarchie (600000
hl jährliche Produktion), bedeutende Mühlen,
[* 12] Hochöfen, Hammer- und Walzwerke und elektrotechnische Fabriken. 3 km von S.
der Centralfriedhof von Wien, zu dem eine Pferdebahnlinie führt. Ein Obelisk unweit S. erinnert an die Zusammenkunft des
KaisersLeopold I. mit dem Polenkönig Sobieski nach der BefreiungWiens 1683. Im Okt. 1848 wurden hier die ungar. Insurgenten
von den kaiserl. Truppen besiegt.
Seit 1885 ist S. Mitglied der Akademie, seit 1888 Mitglied des Senats und Baurat und lebt in Berlin. Er schuf ferner die Kriegsakademie
zu Berlin (1880-83), das Konzerthaus zu Stettin
[* 20] (1882-84), die Philharmonie zu Berlin (1888), das Gymnasium
zu Wittenberg, mehrere Villen und Geschäftshäuser (darunter das neue Industriegebäude) in Berlin sowie die Kreisständehäuser
zu Wittenberg, Cölleda, Lennep,
[* 21] Witzenhausen, Rathenow
[* 22] und jenes für den Kreis
[* 23] Teltow in Berlin. Sodann die Votivkirche für
Kaiser Wilhelm I. in Berlin (1890-95), die Pauluskirche in Schöneberg bei Berlin (1890-94), die Simeonskircke
in Berlin (seit 1893). In Dessau baut S. seit 1894 die Fürstengruft der Askanier (Mausoleum in griech. Stil).
Pagode bei Rangun
[* 24] (s. d.) in Birma, das größte Heiligtum aller indochines. Länder, steht auf einem Ausläufer
des Pegu-Joma (s. d.), einem stark befestigten, mit zwei großen Terrassen geschmückten Hügel. Die aus
Ziegeln aufgeführte und verschwenderisch vergoldete Pagode steigt aus einer achteckigen Basis (mit 413 m Umfang) zu einer Höhe
von 98 m empor. Sie trägt als Schirm ein kegelförmiges vergoldetes eisernes Netzwerk
[* 25] «Ti» (1871 vom König von Ober-Birma
für 1,2 Mill. M. erneuert) und ist überall mit Glocken behangen.
Nach buddhist. Glauben enthält sie acht Haupthaare Gautamas (Buddhas). Am Rande der Plattform erheben sich
zahlreiche Tempel
[* 26] mit den Statuen Gautamas in sitzender Stellung. Zwischen diesen Tempeln und der Pagode befinden sich Glocken
sowie heilige Pfosten (Ta-gun-daing) mit der
[* 2]
Figur eines Karawaik (des Vogels Wischnus). An der Ostseite steht eine große, 25 400 kg
schwere Glocke, ein Geschenk Bodawpajas, des Sohnes Alaungpajas (Alompras). Nach der Sage ist der S. 588 v. Chr. erbaut worden.
[* 28] (schwed. Sverige), Königreich, das von der skandinav. Halbinsel die südöstliche, größere
(58 Proz.), mildere und fruchtbarere, auch mehr bevölkerte Seite einnimmt, wird im NW.
und N. von Norwegen, im O. von Finland (wo die Muonio- und Torneå-Elf die Grenze bilden), dem Bottnischen Meerbusen und der
Ostsee, im S. und SW. von der Ostsee, dem Öresund, dem Kattegat und dem Skagerrak begrenzt und erstreckt
sich von 55° 20' 18" bis 69° 3' 21" nördl. Br. und von 11° 6' bis 24° 10' östl. L. von Greenwich. Es bildet einen parallel
mit Norwegen von NNO. nach SSW. sich erstreckenden Streifen, der bei einer Länge von 1500 und einer Breite
[* 29] von 300 bis 400 km nach offiziellen schwed. Angaben 442126,5, nach Strelbitskij 450574,3 qkm
und eine Seegrenze, alle Busen und Fjorde mit inbegriffen, von 7600 km hat. Von dieser Fläche liegen 33 Proz. unter 90 m absoluter
Höhe, 29 Proz. zwischen 90 und 240 m, 30 Proz.
zwischen 240 und 600 m, 8 Proz. über 600 m. Der BodenS.s ist zu einem großen Teil gar keiner Kultur fähig. Es werden 36185,2
qkm (also 8,03 Proz. des Ganzen) von Seen eingenommen. Näheres über Oberflächengestaltung s. Skandinavien. (Hierzu eine
Karte: Schweden und Norwegen.)
Die Bevölkerung gehört, mit geringer Ausnahme, dem german.-skandinav. Volksstamme
an, aus dem sie sich im Laufe der Zeit zu besonderer schwed. Nationalität herausgebildet hat.
Die Volksmenge betrug (1748) 1736482, (1810) 2377851, (1865) 4114141, (1888) 4748257, (1890) 4784981,
(1893) 4824150 (2336825 männl., 2487325 weibl.) E. Fremden Stammes sind die Lappen, an Zahl (1890) 6846,
in den Lappmarken, 21741 Finnen, größtenteils in Norbotten. Außerdem giebt es in S. (meist in den Städten) 24548 Ausländer.
Nach der Konfession sind 4,74 Mill. Lutheraner. Baptisten wurden (1890) 12051, Methodisten 5143, Katholiken 1463, Israeliten
3402, Ungetaufte 25061, andern Bekenntnisses 2670 Personen gezählt. Die Bevölkerung wuchs bis 1810 langsam,
machte aber von 1811 bis 1865 rasche Fortschritte. Von 1865 ab ist die Zunahme infolge der Auswanderung geringer geworden
und betrug (1870) 0,8, (1880) 0,95, (1890) 0,22, (1892) 0,09, (1893)
0,36 Proz. Auf dem Lande wohnten Ende 1888: 3888049 und in den 92 Städten 860208. Auch hier zeigt sich
ein Rückgang der ländlichen Bevölkerung
[* 30] zu Gunsten der Städte.
Erstere betrug 1887: 82,22, 1892 nur 80,81 Proz. Stockholm
[* 31] und Göteborg
[* 32] haben über 100000, 6 Städte zwischen 20000 und 50000, 20 zwischen 5000 und
10000, je 22 zwischen 2000 und 5000 und eine Stadt hat 2000 E. Die Lebensdauer stellt sich in S. günstiger
als in allen andern europ. Ländern mit Ausnahme von Norwegen. 1879-88 war die jährliche Sterblichkeitsziffer (ohne die Totgeborenen)
nur 17,1 pro Tausend, die Geburtsziffer betrug 29,4 und der jährliche Geburtsüberschuß demnach 12,3. Aber auch hier zeigen
die letzten Jahre eine ungünstige Entwicklung.
Die Eheschließungen gingen von 28075 in 1888 auf 27338 in 1892, die Geburten von 140213 (14405 uneheliche)
auf 132985 (14037 uneheliche) zurück, während die Todesfälle von 75831 auf 85894 stiegen. Die Auswanderung betrug 1888:
50323, 1890: 34 212, 1892: 45504. Sie ist größtenteils nach Amerika
[* 33] gerichtet. Einwanderer oder Rückwanderer wurden 4821,
6030, 6511 gezählt. Gleich der Ergiebigkeit des Bodens nimmt nach Norden
[* 34] zu auch die relative Bevölkerung
ab. Im Län Malmöhus in Schonen entfallen
78 E., in Norrbotten nur 1,1 E. auf 1 qkm.
Die Landwirtschaft bildet trotz der nicht sehr günstigen Bodenverhältnisse die Hauptbeschäftigung von mehr als der Hälfte
der Bevölkerung. Dieselbe hat im 19. Jahrh. große Fortschritte gemacht,
doch kann die Kulturfläche noch um das Doppelte vermehrt werden. 1893 betrug das Ackerland 3372000, die natürliche Wiesenfläche
1584000, Gärten 35000, also das gesamte Kulturland 4991000 ha, d. i. 12,1 Proz. der ganzen Landfläche. Die südl.
Gegenden zeigen aber ganz andere Verhältnisse: so ist z. B. das Kulturland
in Skaraborgs Län 45 Proz. und in Malmöhus Län 78 Proz. der Bodenfläche.
Der relative Ernteertrag per Hektar beträgt: Weizen 1430 kg, Roggen 1310, Gerste
[* 35] 1480, Hafer
[* 36] 1270, Kartoffeln etwa 12000 kg,
und die gesamte Produktion eines normalen Jahres jetzt etwa 100 Mill. kg Weizen, 500 Mill. Roggen, 300 Mill.
Gerste, 1000 Mill. Hafer, 120 Mill. Mengkorn, 80 Mill. Hülsenfrüchte, 1800 Mill. Kartoffeln. 1893 wurden geerntet: 107,2
Mill. kg Weizen, 602,9 Mill. Roggen, 286,4 Mill. Gerste, 958,5 Mill. Hafer, 152,7 Mill. Mengkorn, 61,2 Mill. Hülsenfrüchte,
1547,6 Mill. kg Kartoffeln.
In der südl. Hälfte des Landes baut man außerdem Runkelrüben, Rüben und andere Wurzelgewächse. Weizenkultur
ist ziemlich stark in den fruchtbaren Län von Götaland und Svealand; der Haferanbau reicht nicht über 64° nördl. Br.;
Roggen, das Brotkorn des Volkes, wird gebaut bis über den 66.°, Gerste und Kartoffeln selbst im höchsten Norden. In dem
Zeitraum von 1820 bis 1880 führte S. mehr Getreide
[* 37] aus als ein; jetzt ist es auf Zufuhr angewiesen,
was durch die Zunahme des Konsums, besonders zur Mastfütterung, hervorgerufen worden ist. Noch aber führt S. bedeutende
Quantitäten Hafer aus, in gewöhnlichen Jahren 200 Mill. kg, und auch etwas Gerste. Es produziert dagegen nur 50 Proz.
von seinem Bedarf an Weizen und nur 70 Proz. von seinem Roggenkonsum. Die
Flachs- und Hanfkultur deckt die Bedürfnisse des Landes bei weitem nicht.
Die Viehzucht,
[* 38] obschon von bedeutenden Wiesen und Weiden unterstützt, hat sich bis vor kurzer Zeit in vernachlässigtem Zustande
befunden. Nach offizieller Angabe besaß S. 1894: 495000 Pferde,
[* 39] 295000 Ochsen und Stiere, 1647000 Kühe, 532000
Stück Jungvieh, 1323000 Schafe,
[* 40] 77000 Ziegen und 717000 Schweine,
[* 41] außerdem an 264000 Renntiere fast ausschließlich
in Lappland. Die einheimischen Rinder
[* 42] und Pferde sind zwar kräftig, doch unansehnlich und werden in mehr abseits liegenden
Gegenden noch ohne große Sorgfalt gezogen.
Indessen hat man schon seit längerer Zeit Anstalten zur Veredelung der Rassen getroffen. Eine große
Entwicklung hat in neuester Zeit die Milchwirtschaft erlangt, besonders was die Butterbereitung betrifft. Die Mehrzahl der
Schafe gehört der einheimischen Rasse mit grober Wolle an, da die Ungunst des Klimas der Edelzucht große Schwierigkeiten
entgegenstellt. Die Entwicklung des rationellen Landbaues fördern die LandwirtschaftlicheAkademie zu Stockholm,
zwei höhere Institute (zu Ultuna bei Upsala
[* 43] und Alnarp in Schonen), 27 Ackerbauschulen und die Haushaltungsgesellschaften in
allen Län. Die Zahl der Anbauungsstellen belief sich 1893 auf 329593, von denen 82 Proz. von den
Besitzern und 18 Proz. von Pächtern bebaut wurden. Anbauungsstellen von mehr
als 100 ha Ackerland existierten 2034, von
¶
mehr
denen 1131 von Pächtern bestellt wurden. Die Zahl der Kätnerstellen mit Landbesitz betrug 167073. Der Wert des sämtlichen
Landbesitzes betrug 1889: 2159 Mill. Kronen,
[* 45] der alles übrigen versteuerten liegenden Besitzes 1352 Mill. Kronen, wozu die
steuerfreien Besitzungen des Staates, der Kommunen, Stiftungen u. s. w. mit 352 Mill. Kronen kommen.
Forstwirtschaft und Jagd. Neben dem Ackerbau und der Viehzucht bildet die Waldnutzung eine Hauptquelle
des Nationaleinkommens, da mindestens 18 Mill. ha der Bodenfläche mit Wald bedeckt ist. Am Ostabhange des Hochgebirges folgt
der arktischen Fjeldflora Norwegens ein reicheres Waldland, welches nördlich von 61° nördl. Br. zwischen den Nadelhölzern
nur die Birke als Laubbaum besitzt, dessen Borke den Lappen zu mannigfachem Gebrauche dient, während südlich
Eichenwälder und dann endlich Buchenwälder mit Erlen die reichsten Landesteile schmücken.
Aber zahlreiche arktische Pflanzen (wie Linnaea borealis und Viola biflora) besiedeln auch hier die moosigen Gründe. Einen
interessanten Markstein für die nach Norden abnehmende Kulturfähigkeit bis zur Grenze des Feldbaues
liefert die Dauer der Eisbedeckung auf den zahlreichen Binnenseen, welche von 90 Tagen im Süden (56° nördl. Br.) bis auf 230 Tage
am Enaresee steigt. An den Holzreichtum sind bedeutende Gewerbe geknüpft, wie Fällen und Flößen der Bäume, Kohlenbrennerei,
Teerbereitung und Schiffbau. Da zur Ausfuhr, der bedeutendsten der Welt, der noch bei weitem größere
innere Verbrauch hinzukommt, welcher besonders veranlaßt wird durch die (mit Ausnahme der größern Städte) übliche Bauart
von Holz,
[* 46] durch die Einfriedigung der Ländereien in mehrern Provinzen mit auseinander gelegtem gespaltenem Holz, das nach
wenigen Jahren verfault ist, durch die vielenBerg- und Hüttenwerke, durch den Holzverbrauch bei der Heizung,
[* 47] so kommt es, daß die Wälder jährlich wenigstens 31500000 cbm hergeben müssen und bereits in manchen Gegenden schon Holzmangel
eingetreten ist.
Die Kronforsten stehen unter einer Forstverwaltung; das ganze Land zerfällt in 9 Distrikte und 84 Reviere. In einem Forstinstitut
und acht Forstschulen werden die Forstbeamten ausgebildet. Die Jagd war früher weit wichtiger, weil
die Menge des Wildes sehr abgenommen hat. Doch liefern die waldreichen Gegenden in Norrland noch viel Hasen, Auer-, Birk-, Hasel-
und Schneehühner; Vögel
[* 48] kommen überhaupt etwa 289 Arten vor. Hirsche,
[* 49] Rehe sowie Elentiere finden sich selten; das Renntier
trifft man in S. nicht wild, sondern es wird von den Lappen als Haustier gezogen.
An den Küsten werden Seevögel und Robben
[* 50] gejagt. Die Pelztiere, Bären, Wölfe, Füchse, Luchse, Marder,
[* 51] Hermeline u. s. w.,
sind bedeutend in Abnahme begriffen. Wichtiger als die Jagd ist die Fischerei,
[* 52] welche für die Küstenbewohner am Kattegat
und Skagerrak ein Hauptgewerbe bildet und sich auf Dorsche, Schellfische, Makrelen, Hummer, Krabben und
Austern richtet. Die Fischerei in den Flüssen und Landseen liefert außer andern Fischen namentlich verschiedene Lachs- und
Forellenarten.
Die Ostseefischerei deckt indes keineswegs den Bedarf und es werden große Massen besonders aus Norwegen eingeführt. In neuester
Zeit scheint der früher blühende Heringsfang sich wieder zu heben. Von Reptilien finden sich drei Eidechsen,
[* 53] die Haselotter und Ringelnatter nur in den südl. Provinzen. Die Amphibienfauna des Südteils
ist dieselbe wie die Norddeutschlands.
Der Feuersalamander kommt nicht mehr vor. Zu norddeutschen Insekten gesellen sich einige alpin-boreale Elemente, z. B. fliegt
der Apolloschmetterling in der Ebene.
Bergbau und Industrie. Einer der wichtigsten Erwerbszweige ist auch der Bergbau, der vorzugsweise auf Eisen,
[* 54] weniger auf Kupfer,
[* 55] Silber und andere Mineralprodukte betrieben wird. Die ergiebigsten Bergwerke liegen im Norden und in dem Gürtel,
[* 56] welcher im
Süden von den Seen Wenern, Wettern, Hjelmaren und Mälaren, im Norden durch die Ljusne-Elfen begrenzt
wird, und hier besonders in den Län Kopparberg, Örebro, Wärmland, Westmanland und Upsala. In S. wurden 1893 aus 341 Gruben
gegen 1460 Mill. kg Eisenerz gefördert, das durch Betrieb von 152 Hochöfen 447 Mill. kg Roheisen und 6,1 Mill. kg Gußgüter
lieferte.
Die Erzvorräte in Lappland werden seit Eröffnung der Eisenbahn intensiver bearbeitet und die Ausfuhr
von Gellivara (s. d.) nach England ist bedeutend. Das schwed.
Eisen gehört zu dem besten, und berühmt sind besonders die Gruben von Dannemora. Da jedoch die Holzkohlen, bisher das einzige
Brennmaterial bei der Fabrikation, in hohem Preise stehen, kann S. in dieser Hinsicht namentlich mit
England nicht konkurrieren. In Schonen hat man zwar schon längst bei Höganäs unweit Helsingborg ein Steinkohlenbergwerk
bearbeitet, aber die Kohlen gehören größtenteils einer jüngern Formation an und brennen nicht gut.
Die ganze Steinkohlenproduktion betrug 1893: 200 Mill. kg. Auch die vorhandenen Torfmoore hat
man erst auszubeuten begonnen. Eisen ist, mit Ausnahme Schonens, über das ganze Land verbreitet. 1893 wurden
gegen 500000 kg Reinkupfer gewonnen. Auch Silber gewinnt man, wenn auch nicht mehr in solcher Menge wie früher. 1893 betrug
die Ausbeute an Silber nur noch 4465 kg. Außerdem lieferte der Bergbau 93 kg Gold,
[* 57] 472000 kg Blei,
[* 58] 46623000
kg Zinkerz, 75000 kg Schwefel u. s. w. Die Zahl der beim Bergbau beschäftigten Arbeiter betrug 25811. - Die eigentliche Industrie
befriedigt zwar noch immer nicht den einheimischen Bedarf, hat aber doch seit 1830 einen kräftigern Aufschwung genommen.
Nach den Untersuchungen des Arbeiterversicherungskomitees 1885 beträgt die Zahl der in der eigentlichen
Industrie beschäftigten Arbeiter, abgesehen von der Bergwerks- und Erzveredelungsindustrie, über 123000 und (1890) mindestens 135000. Die
offizielle Industriestatistik, welche, neuerdings erweitert, jedoch unter anderm nicht die Sägemühlenindustrie umfaßt,
giebt für 1892 nur 114852 Fabrikarbeiter an. Der Wert der Produktion betrug 1870 etwa 92, 1888 mehr als 209, 1892: 331 Mill.
Kronen.
Die Zahl der Fabriken war 1830: 1857, 1888: 3159, 1892: 4471; von den 114852 Arbeitern waren 27564 weibliche und 15059 unter 18 Jahren. 1885 beschäftigten
der Abholzungs- und Sägemühlenbetrieb 18088 Arbeiter, die Bauindustrie 17027, die Maschinenindustrie 16998, die Nährmittelindustrie
15151, die Textilindustrie 15078, Stein-, Thon- und Glasindustrie 12136, die chem.-technische Industrie 8855,
die Papierindustrie 5135 und die übrigen Industriezweige zusammen 14281. Von allen Arbeitern waren 72,8 Proz. in Betrieben
mit weniger als zehn Arbeitern angestellt, 18,5 Proz. in solchen mit 10-49 Arbeitern, 6,9 Proz. in Betrieben mit 50-199 Arbeitern,
1,8 Proz. in Betrieben mit 200 Arbeitern und darüber. Nach der
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mehr
Industriestatistik von 1892 waren die wichtigsten Fabrikszweige wie folgt: 511 Gießereien und mechan.
Werkstätten (47,7 Mill. Kronen Produktion), 21 Zuckerraffinerien (43,4 Mill. Kronen), 144 Webereien (34,9 Mill.), 139 Garnspinnereien
(17,6 Mill. Kronen), 212 chem.-technische Fabriken (10,8 Mill. Kronen), 218 Bier- und Porterbrauereien (15,6 Mill. Kronen), 89 Tabakfabriken
(11,7 Mill. Kronen), 53 Papierfabriken (11,1 Mill. Kronen) u. s. w. Die bedeutendste Fabrikation fand statt
in der Stadt Stockholm (14 Proz. der gesamten Fabrikation), in Göteborgs und Bohus Län (14 Proz.), Malmöhus Län (20 Proz.)
und in Östergötlands Län (9 Proz.). Der Sägemühlenbetrieb wird besonders in Westernorrlands Län ausgeübt. Die Hausindustrie
ist von hoher Bedeutung. Der Handwerksbetrieb ist von jedem Zunftzwang befreit.
Stockholm ist der erste Importhafen, Göteborg der zweite, Malmö
[* 66] der dritte. Bezüglich
der Ausfuhr steht Göteborg obenan. Große Exporthäfen sind auch die norrlandischen Seestädte Sundsvall, Hernösand, Söderhamn,
Gefle u. a., von welchen der weitaus überwiegende Teil der Holzwaren abgeht.
Für den Binnenverkehr sind die künstlichen Wasserwege wichtig, vor allem der Götakanal (s. d.),
ferner der Dalslandskanal (s. d.) in den Landschaften Dalsland und Wärmland (berühmter Touristenweg),
der Strömsholmskanal in der Landschaft Westmanland, der Söderteljekanal, der Kindekanal in der Landschaft Östergötland
u. s. w. - Die eigene Handelsflotte zählt (Jan. 1893) 2927 Segler mit 376900 t und 1209 Dampfer mit 548711 t. In die Häfen
liefen (1892) 31134 Schiffe
[* 74] mit 5,7 Mill. t ein, darunter 13292 Dampfer mit 4,2 Mill. t. Beladen waren 10851 Schiffe,
während von den 29835 ausgehenden Fahrzeugen 21582 beladen waren. Schwed. Flagge trugen 15000, norwegische 2400, fremde 13700 Schiffe.
- Die Länge der Landstraßen beträgt (1885) 59644 km; davon war etwa die Hälfte für Reisende
eingerichtet und es lagen an denselben 1467 Stationshöfe (Gästgifvaregård). - Über die Eisenbahnen
s. Schwedische Eisenbahnen. - Postanstalten bestehen (1893) 2434, die im innern Verkehr 47 Mill. Briefe, 5,5 Mill. Karten,
62,7 Mill. Drucksachen und Warenproben und 2268 Wertbriefe und Anweisungen versandten. Die Telegraphendrähte sind 23980 km
lang. Die 174 Bureaus beförderten 933908 Depeschen im Inlande, 703061 von oder nach dem Ausland und 226525
im Durchgangsverkehr.
Verwaltung und Unterricht. In administrativer Hinsicht wird S. eingeteilt in eine Oberstatthalterschaft, welche die Hauptstadt
Stockholm umfaßt, und in 24 Län oder Landshöfdingdömen (Landshauptmannschaften). Diese sind: a. in Götarike: Malmöhus
(Malmö), Kristianstad, Blekinge (Karlskrona),
[* 75] Kronoberg (Wexiö), Jönköping,
[* 76] Kalmar, Östergötland (Linköping), Gotland
(Wisby), Halland (Halmstad), Göteborg und Bohus (Göteborg), Elfsborg (Wenersborg), Skaraborg (Mariestad);
b. in Svealand: Södermanland (Nyköping), Stockholm (jedoch ohne die Stadt), Upsala, Westmanland (Westerås), Örebro, Wärmland
(Karlstad), Kopparberg (Falun);
Die 24 Län zerfallen wiederum in 117 Fögderier (Vogteien) und in 317 Härad,
die an einigen Orten Skeppslag, Bergslag oder Tingslag genannt werden. In kirchlicher Hinsicht zerfällt das Land mit Ausnahme
von Stockholm in
¶
mehr
12 Stifter oder Bistümer, von denen Upsala, mit einem Erzbischof an der Spitze, das erste ist. Die übrigen sind: Linköping,
Skara, Strengnäs, Westerås, Wexiö, Lund, Göteborg. Kalmar, Karlstad, Hernösand und Wisby. In jedem Stifte besteht ein
Konsistorium. Außerdem bestehen in Stockholm noch ein Hof- und ein Stadtkonsistorium, die aber dem Erzbischof
untergeordnet sind. Es giebt 184 Propsteien, 1387 Pastorate, zu denen im ganzen 2570 Gemeinden gehören. Diese Einteilung
in Gemeinden fällt in der Regel mit der kommunalen zusammen. Die evang.-lutherische Kirche nach der unveränderten Augsburgischen Konfession
ist in S. Staatsreligion; doch ist jetzt jedem die freie Ausübung seiner Religion gestattet. In den letzten
Jahrzehnten ist S. der Schauplatz sehr starker religiöser Bewegungen gewesen. - Die Volksbildung steht sehr hoch.
Kaum in den entlegensten Gegenden des Landes wird sich jemand finden, der nicht wenigstens lesen könnte und mit Katechismus
und biblischer Geschichte vertraut wäre. Bei der Zerstreutheit der Wohnstätten sind viele Wanderschulen
notwendig. Die Zahl der Volksschulen betrug Ende 1892: 12 höhere und 4592 eigentliche, von denen 760 Wanderschulen, sowie 1353 sog.
kleinere Volksschulen, von denen 585 Wanderschulen, und 4842 Kleinschulen, von denen 1671 Wanderschulen, Summa 10787. Die Zahl
der Kinder in dem schulpflichtigen Alter (7-14 Jahre) betrug 780455, und von diesen waren 396927 Knaben.
Für den höhern Unterricht sorgen die sog. «Allmänna
Läroverk», die in höhere und niedere zerfallen. Die höhern, eigentlich kombinierte Gymnasien und Realschulen, sind
neunjährig (die lat. Sprache
[* 78] wird in den ersten drei Jahren nicht studiert und in der Realabteilung überhaupt nicht); sie
stehen den deutschen Gymnasien ziemlich gleich. Die niedern entsprechen den fünf oder drei untersten
Klassen der höhern Anstalten. Die Zahl dieser höhern (neunjährigen) ist 35: von den niedern existieren jetzt 42, darunter 23 fünfjährige
und 19 dreijährige, doch wird die Zahl dieser dreiklassigen wahrscheinlich etwas vermindert werden.
Neben den beiden Landesuniversitäten zu Upsala (s. d.) und Lund (s. d.) besteht noch für höhere mediz.
Bildung das Karolinische Institut zu Stockholm. Ferner haben Stockholm und Göteborg freie (Privat-)Hochschulen. Außer den landwirtschaftlichen
Anstalten und den Militärschulen sind noch als Specialschulen zu nennen: die Technische Hochschule, die Gewerbeschule, das
Forstinstitut in Stockholm, die Bergwerkschule in Filipstad, die Kunst- und Musikschulen in Stockholm, neun
Schiffahrtsschulen an verschiedenen Orten und technische sowie Gewerbeschulen in den meisten größern Städten.
welcher 1772 der «Mercure de Suède»
folgte. Obgleich «Stockholms Posten», die 1778 von Kellgren und Lenngren begründet worden war, sich auch an Besprechung polit.
Neuigkeiten des Auslandes wagte, so blieb doch die Tagespresse ohne Einfluß, bis der Kampf zwischen Klassikern
und Romantikern
die geistige Bewegung auch auf das polit. Gebiet hinüberführte. Besonders wichtig wurde für die innern Angelegenheiten
des Staates der 1820 von Scheutz und Johansson gegründete «Argus».
Nach Beendigung des Reichstags 1828-30, von wo die schwed. Presse
[* 79] einen vorherrschend polit. Charakter
annahm, begann Crusenstolpe im royalistischen Sinne das «Fäderneslandet», das aber bald aufhörte, während Hjerta,
der erste namhafte Vertreter der schwed. Presse, seit Dez. 1830 das radikale «Aftonbladet» herausgab, das jetzt
für polit. und sociale Reformen eintritt. Ebenfalls sehr verbreitet ist «Dagligt Allehanda»,
das seit 1767 erschien, oft die Farbe wechselte und jetzt unter der Benennung «Nya Dagligt Allehanda»
besonders das konservative Handelsinteresse vertritt.
Die offiziöse Zeitung ist «Post- och Inrikes Tidningar», welche 1834-44 u. d. T.
«Sveriges Stadtstidning» erschien. Ministerielle Blätter waren vor 1848 die «Svenska Minerva» (seit 1830) und «Svenska
Biet», die seit 1839 an der Spitze der konservativen Blätter stand, aber mit Karl XIV. Johann einging. Unterhaltungsblätter
sind: «Ny Illustrerad Tidning», «Söndags-Nisse»
und «Kasper». Die litterar. Journalistik entstand schon im Anfang des 18. Jahrh.
(«Acta literaria Sueciæe», von 1720 ab). Aber ein regeres Leben begann erst mit dem 19. Jahrh. Die
neuen Ideen, welche sich von Upsala aus, wo 1807 der Aurorabund gestiftet war, verbreiteten, suchte das
von Wallmark geleitete «Journal för Litteraturen och Theatern» (1809-13; Fortsetzung: «Allmänna Journalen», 1813-23) zu bekämpfen.
Als jedoch 1809 die Presse zur Freiheit gelangt war, wurden, um der Herrschaft des franz. Geschmacks entgegenzuwirken, von seiten
der sog. Phosphoristen der «Polyfem»
(1809-12) in Stockholm, von Askelöf, und der «Phosphorus» (1810-13) in Upsala, von Atterbom gestiftet, von seiten der Goten
aber die «Iduna» (1811-24 und 1845) begründet. Als Fortsetzung des «Phosphorus»
erschien die «Svensk Litteratur-Tidning» (1813-24),
an der Geijer, Palmblad und Hammarskjöld thätigen Anteil nahmen. Nachher
erschienen zu Upsala 1818-31 die «Svea» und 1841-50 der «Frey». Unter den jetzigen litterar.
Zeitschriften sind hervorzuheben «Svensk Tidskrift», «Nordisk
Revy», «Dagny», «Läsning
för folket» und «Ute och hemma». - 1895 erschienen in S. 350 Zeitungen und Zeitschriften, davon sind hervorzuheben als konservativ
und schutzzöllnerisch: «Nya Dagligt Allehanda», «Svenska
Dagbladet», «Vårt Land» (klerikal) und «Göteborgposten»,
als halbkonservativ und freihändlerisch: «Stockholms Dagblad» und «Sydsvenska Dagbladet Snällposten», als liberal das obengenannte
«Aftonbladet» und «Göteborgs
Handels och Sjöfarts-Tidning», als demokratisch: «Dagens Nyheter»
und «Stockholms Tindningen», als socialistisch: «Socialdemokraten».
Fachzeitschriften sind: «Tidskrift för kristlig tro och bildning», «Sanningssökaren»,
«Nytt jurisdikt arkiv», «Hygiea», «Nordiskt medicinskt arkiv» und
«Farmaceutisk Tidskrift», ferner «Statistisk
Tidskrift», «Historisk Tidskrift», «Acta mathematica», «Botaniska Notiser», «Ingeniörföreningens
Förhandlingar», «Jernkontorets Annaler», «Pedagogisk
Tidskrift», «Svensk Lärare tidning». Den Interessen der Landwirtschaft dienen: «Landtbruksakademiens Handlingar och Tidskrift»,
«Tidskrift för Landtmän» und «Tidskrift
för Skogshushållning». Illustrierte
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