Schwarzenberg,
Karl Philipp, Fürst zu. östcrr.
Generalfeldmarschall, geb. zu
Wien,
[* 5] trat 1788 als Offizier in das
österr.
Heer ein und zeichnete sich beim
Sturm auf Schabacz, 1789 in dem Türkcnkriege unter Laudon, dann feit 1792 in den
Französischen Revolutionskriegcn aus, in denen er 1794 als Oberst durch einen kübncn Reiter- angriff
die
Schlacht bei Catcau-Cambrcsis entschied. Nach dem
Siege bei
Würzburg
[* 6] wurde er 1796
Ge- neralmajor, 1800 Feldmarschalllicutenant.
In demKriege von 1805 befehligte S. eine Division unter dem
General Mack und schlug sich, als dieser bei
Ulm
[* 7] eingeschlossen
wurde, mit einigen Reiterregimentern nach
Eger
[* 8] durch. 1808 erhielt er die österr. Votschaft in
Petersburg,
[* 9] die er 1809 verließ, worauf er an der
Schlacht bei
Wagram
[* 10] teilnabm und
General der
Kavallerie wurde. Nach dem
Wiener Frieden
leitete er als öfterr.
Botschafter in
Paris
[* 11] die Unterband- lungen über die Vermählung Napoleons I. mit der Erzherzogin Maria
Louise.
Bei dem Feste, das er zur Feier dieser Verbindung gab, geriet der
Ball- saal in
Brand, wobei mehrere
Personen, darunter die
Gattin seines
Bruders, verbrannten. S. erhielt auf Napoleons Wunfch in dem russ. Feldzuge 1812 den
Befehl über das 30000 Mann
starke österr. tzilfskorps. Im
August wurde er auch mit dem Oberbefehl über das siebente, aus
Sachsen
[* 12] beste- hende Korps betraut und operierte auf dem rechten Flügel der gegen
Moskau
[* 13] vordringenden tzaupt- armee, bei deren Rückzug
er sich im Oktober eben- falls ins Großherzogtum Warschau
[* 14] zurückziehen mußte, wo er sich, wahrscheinlich zufolge geheimer
Instruktionen, bis zum Febr. 1813 unthätig verhielt, nachdem er Okt. 1812 zum Marschall ernannt war.
Im April 1813 war S. in
Paris, wo er vergeblich den Frieden zwischen
Frankreich und
Rußland zu vermitteln suchte.
Nach seiner Rückkehr erhielt er den Oberbefehl über die sich in
Böhmen
[* 15] versam- melnde Hauptarmee und wurde zum Generalissimus
der gesamten gegen
Frankreich bestimmten
Armeen ernannt. Seine erste Unternehmung gegen
Dresden
[* 16] (26. und 27. Aug.) war
nicht glücklich, die siegreiche
Schlacht bei
Leipzig
[* 17] stellte aber das Vertrauen in seine Tüchtigkeit wieder her. S. führte
dann 1814 die verbündete
Armee nach
Frankreich, wo der Feld- zug glücklich beendigt wurde, worauf er Präsident des
Hofkriegsrats wurde. (S.
Rufsifch-Deutsch-
FranzösischerKrieg von 1812 bis 1815.) Nach der Rückkehr Napoleons von Elba erhielt
S. den Ober- besehl über die verbündete
Armee am Obcrrhein; die
Schlacht bei Waterloo
[* 18] lieh sie aber nicht zur Thätig- keit
kommen. Am lahmte ihm ein
Schlagfluß die rechte Seite; er starb in
Leipzig. Seine
Familie ließ ihm ein
Denkmal auf dem
Leipziger Schlachtfelds bei Meusdorf fetzen; in
Wien wurde ihm ein
von Hähnel gefertigtes Reiterstandbild errichtet. -
Vgl. Prokcsch-Osten,Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Fcldmarschalls
Fürsten S.
(Wien 1822).
Schwarzenborn, Stadt im
Kreis
[* 19] Ziegenhain des preuß. Rcg.-Bez. Cafsel, an der Efze im
Knüll- gebirge gelegen, hat (1890) 859 meist evang. E., darunter 29 Israeliten, Postagentur,
Fernsprech- verbindung und Viehzucht.
[* 20] Schwarzer
Adlerorden, s.
Adlerorden. Schwarzer
Andorn, Pflanzengattung, s. Lal-Iota.
^s.
Rußtau (S. 108a). Schwarzer
Brand,
Krankheit des Hopfens, SchwarzerBruch, letztes
Stadium der als
Milchsäurestich
(s. d.) bekannten Weinkrankheit.
Schwarzerde, f.
Tschernosem. Schwarzer Degen, soviel wie Virkenteer (s. d.). Schwärzerei,
s. Schleichhandel.Schwarze Reiter, eine mit Feuergewehr und Schwert bewaffnete schwere Reiterei unter
Kaiser Maximilian II.
Schwarzer Zura, soviel wie Lias (s. d.). Schwarzer Kuckuck, s.
Koal. Schwarzerle, s.
Erle (Bd. 6, S. 290 d) und
TafelLaubhölzer:
Waldbäume
[* 21] V,
[* 1]
Fig. 1. Schwarzer
Maulbeerbaum,
s. Noiu8. Schwarzer Prinz,s. Eduard, Prinz von Wales. Schwarzer Rotz,
Krankheit der vyacinthen- zwiebeln, s.
Rußtau (S. 108 a).
Schwarzer Senf, s. Li'H88ica.
Schwarzer
Sonntag, s. I^etai-k. Schwarzer
Star, s.
Star
(Krankheit). Schwarzert, der eigentliche
Name von
Phil. Melanchthon
(s. d.). Schwarzer
Tod oder
GroßesSterben, im Mittclalter
Name verschiedener
Krankheiten, bei denen der Körper oder einzelne
Teile desselben eine schwärzliche
Farbe annahmen, so z. B. die Schwar- zen
Blattern, vor allen aber die orient.
Pest. Von dem
S. T., der von
China
[* 22] ausgehend 1348 - 50 ganz
Asien,
[* 23] Nordafrika und Europa
[* 24] verheerte und in diesen drei
Jahren in Europa allein 25 Mill.
Menschen hinwegraffte, ist mit Sicherheit erwiesen, daß er nichts anderes war als die
Pest
mit vornehm- licher
Entwicklung der vereiternden Pestbeulen und einer schweren, meist brandig werdenden
Lungen- entzündung.
(S.
Pest.) Die mörderische Seuche führte auf der einen Seite zu einer maßlosen Ver- wilderung der
Sitten, auf der andern zu den streng- sten Vußübungen, den abenteuerlichen Umzügen der
Flagellanten ls. d.) und den grausamen
Verfolgungen der
Juden, denen man schuld gab, die
Brunnen
[* 25] ver- giftet zu haben. Die besten zeitgenössischen Schil- derungen
rühren von Guy von Chauliac, Dionysius Colle,
Simon von Covino und
Boccaccio her. -
Vgl. Hccker, Die großen
Volkskrankheiten des
Mittel- altcrs (Berl. 1865);
Bulgarien
[* 30] und Rumänien, im N. an Südrußland, im O. an das russ. Generalgouvernement Kaukasien, im S. an das türk. Kleinasien
und steht im SW. durch den Bosporus
[* 31] (s. d.), weiterhin durch das Marmaramcer (s. d.)
oder die Propontis und die Straße de^ Dardanellen (s. d.) oder den tzellcspontus mit dem Mittelländischen, und
zwar zunäckst mit dem Ägäischen Meere in Verbindung. Im NO. ist es durch die Straße vonKertsch mit dem Asowscken Meer (s. d.)
verbunden. Die Größe des S. M., das nicht als Teil des Mittclmeers angesehen wer- den kann, beträgt, ohne das 37 605 hkm
große Asowsche Meer, 423939 qkm. Es hat eine säst regelmäßig ovale
Form.
Die größte Länge von Westen gegen Osten ist 1154 km, die größte Breite
[* 32] 610 km, die geringste (zwischen der Südspitze
der Krim
[* 33] und dem Kap Karembe) 229 km. Das Meer ist durchweg tief und klippcnsrei; die Tiefe nimmt vom User ab regelmäßig zu
und beträgt 70-1440, ja bis 1950 m. Wegen seines geringen Umfangs und der ihm
zugehenden großen Ströme (Donau, Dnjcstr, Dnjepr und Don) sowie der vielen kleinern, aber wasserreichen Flüsse
[* 34] ist das Meer
periodischen Nivcauschwankungen unterworfen, die in Beziehung zu der Wasscrfübrung dieser Zuflüsse stehen, und außerdem
ist auch sein Wasser süßer als das des Mittelmeers.
[* 35]
Der Salzgehalt betaust sich auf 1,9 Proz. Ebbe und Flut sind nicht bemerkbar. Eine auf der Differenz des Salzgehalts der Meere
im Norden
[* 36] und Süden von Konstantinopel
[* 37] beruhende Strömung wälzt sich gegen den Bosporus, dringt durch ihn und die Dardanellenstraße
und vermischt ihre Gewässer mit denen des Ägäischcn Meers, in welchem sie, nachdem sie ihren Lauf nock
ungefabr 67 km fortgefetzt, gänzlich verschwindet. Diese Strö- mung nimmt bei starken Brisen eine Schnelle von 3^ bis 4 Knoten
an und erfordert beim Einlaufen in das S. M. befondere Aufmerksamkeit.
Unter dieser Oberströmung dringt eine submarine Strö- mung aus dem Mittelmeer nach Norden ein, wo-
durch es sich erklärt, daß das S. M., trotz der Masse des ihm zugeführten Flußwasscrs, überhaupt noch nicht ausgesüßt
ist. Die mittlere Jahrestemperatur ist 13,8° c. (die des Mittelmecrs 19,6). Von 800 m an stößt man auf eine stetige Temperatur
von 8° währenddem an der Oberfläche im August 21° be- obachtet werden. Das Klima zeigt sich an den
Ge- staden nicht überall so mild, wie es die südl. Lage zwischen 41 und 46^° der Breite erwarten läßt, und es gehört zu
den vielen Eigentümlichkeiten des S. M. auch das Gefrieren, wovon zwei Beispiele (401 und 762) bekannt
sind.
Die Häfen von Feo- dosia und Sewastopol
[* 38] bleiben, soweit geschichtlich nachweisbar, stets offen. An der Nordküste sind vor-
herrschend Nordwinde, im Asowschen Meer und an der kaukas. Küste Ostwinde. An der anatolischcn Küste herrscht Westwind vor,
in Noworossijsk Nordostwind (Bora). Die Südküste der Halbinsel Krim, die klein- asiat. und kaukas.
Gestade sind von boben Gebirgen begrenzt und gewähren, wie zum Teil auch Bul- garien und Rumelien, gute Ankerplätze.
Das Tonau- delta und das ganze Küstengebiet zwischen demselben und dem nördl. Teile der Krim sind flack. Die um- gebenden
Gebirge rufen auf dem S. M. zablreicke und wechselvolle Luftströmungen bervor, welche be- sonders im Herbst
zahlreiche und heftige Stürme veranlassen, die aber gewöhnlich nicht über 12 Stun- den anhalten. Ihre Furchtbarkeit fowie
die strenge
des Klimas ist indes früher sehr übertrieben worden. Zu den Stürmen gesellen sich namentlich im Winter gcfäbrliche
Nebel, die den Horizont
[* 39] bei Tage in Dunkel hüllen und dem Meere die Bezeichnung des «schwarzen» verschafft
haben, welche schon 1225 bei den Mongolen und Tataren, seit dem 13. Jahrh, bei den Venctianern und Genuesen vorkommt. Im frühern
Altertum hieb das Meer infolge der Schilderungen des Argonautenzugs?ont08 ax6N08 (axewoz), d. i. ungastliches Meer.
Nachdem sich aber die Griechen durch Hanoclsfabrtcn und zahl- reiche Kolonien die Gestade desselben erschlossen,
wurde der Name in?ont08 Lnxowos, d. i. gastliches Meer, verwandelt. Infolge der Eroberung Kon- stantinopels durch die Türken
(feit 1453) sahen sich die europ. Nationen von dem S. M. wieder aus- geschlossen. Erst gegen Ende des 18. Jahrh,
wurde das Meer dem Handel aufs neue geöffnet, während mcbrfachc Verträge den Kriegsschiffen den Eingang versagten.
Da aber die Handelsschiffe fast aus- schließlich die Nordscite (Odessa)
[* 40] besuchten, so ver- fiel der übrige, größere
Teil des Meers wieder in seinen alten schlimmen Ruf. Die Anwefenheit der engl. und franz.
Flotten im Orientkrieg gestattete erst genauere wissenschaftliche, besonders topogr. z Forschungen anzustellen.
Zugleich eröffnete der Aus- ! gang dieses Krieges den beinabe zum russ. Binnen- , mecr gewordenen Pontus den Flaggen
[* 41] aller
Natio- ! nen. 1893 belief sich der Export der russ. Schwarz- mecrhüfcn auf 283,4 Mill. Rubel und der Import
auf 72,2 Mill. Rubel. Es liefen ein (1893) 31208 Schiffe,
[* 42] darunter 39 unter dcutfcher Flagge; es liefen aus 30979 Schiffe
(41 unter deutscher Flagge). Die Inseln desMeers sind Vcresanj im Südosten von Otschakow, Kefken an der anatolischen Küste
und die kleine Schlangeninsel (s. d.). -
Vgl. Dureau de la Molle, (-eoFi-apins pl^si^us ä6 1a mer ^.oiro
(Par. 1807);
Taibout de Marigny,
II^äi-vFi-a^liis äo 1a M6r Xoii-6 (Trieft 1856);
die Arbeiten von E. von Maydell (russisch in «Noi'8ko^ 8dornik», 1884),
Makarow (russisch in «^pi3ki» der PetersburgerAkademie, 1885),
C. Vrückner (in der «Meteorolog. Zeitschrist»,
1886, und den «Annalen der Hydro- graphie», 1888).
Schwarzes-Meer-Bezirk, russ.öernomoi-Zk^ okrnZ (^8cu6i'M0M0i'3k^ okrug), Verwaltungs- bezirk im nordwestl. Teil des russ. Generalgouverne-
ments Kaukasien, am ^üdabhange des westl. Kau- kasus und längs der Nordostküste des SchwarzenMeers sich sckmal hinziehend,
grenzt im NO. ans Kubangebict, im SO. an das Gouvernement Kutais und hat 7346,5 l^km mit 23000 E.,
d. i. 3,3 auf 1 hkm. Die ursprüngliche tscherkess. Bevölkerung
[* 43] siedelte 1864 in die Türkei über.
(CygnusnigricollisSteph.), durch seine Zeichnung wohl der schönste Wasservogel. Er stammt aus Chile,
[* 48] ist schneeweiß, Kopf und Hals schwarz, Schnabelhöcker, Zügel und Füße hochrot. In europ. Tiergärten und Parks nicht mehr
selten, hält er sich gut und pflanzt sich auch fort.
Die Jungen werden von den elterlichen Tieren unter
den Flügeln getragen.
Für das Paar wird je nach dem Alter bis zu 400 M. gezahlt.
(geschabte Manier, Schabkunst, ital. mezzotinto), eine Abart der Kupferstechkunst (s. d.), erfunden von
dem landgräflich hess. KammerjunkerL. von Siegen
[* 49] (1639-41).
Prinz Ruprecht von der Pfalz brachte sie
nach England, wo der ältere Smith, B. Green, J. MacArdell, Richard Earlom (s. d.) darin Treffliches lieferten.
Kirchdorf im Kreis Memel
[* 52] des preuß. Reg.-Bez. Königsberg,
[* 53] auf der Kurischen Nehrung, am Kurischen Haff,
durch eine dichte Kiefernwaldung gegen den Flugsand der im N. und S. sich ausbreitenden Dünen (der Grikinn im N. 54 m hoch)
geschützt, hat (1890) 400 E., Postagentur, Telegraph,
[* 54] Dampferstation, evang. Kirche, ein besuchtes Seebad
(jährlich etwa 1100 Kurgäste) und Fischerei.
[* 55] (S. auch Bernstein,
[* 56] Bd. 2, S. 840 a.)
frz. Lac Domène, Bergsee des schweiz. Kantons Freiburg,
18 km südöstlich von Freiburg,
[* 59] an der Grenze der
Bezirke Greyerz und Sense, ist 1 ½ km lang, bis 600 m breit, 12 m tief und fischreich, wird links von den Schweinsbergen,
rechts von der Kalkkette des Kaisereggschlosses (2186 m), am Ende von den Vorbergen der Jaunflühe umschlossen.
Der Abfluß
heißt die Warme Sense.
Auf dem westl. Seeufer Schwarzseebad mit kalter, gipshaltiger Schwefelquelle.
(Picus s. DendrocopusmartiusL., s. Tafel: Spechte,
[* 47]
Fig. 9), ein in Deutschland selten gewordener, die
großen Nadelwaldungen Europas und des nördl. Asiens bewohnender Specht (s. Spechte) von etwa 50 cm Länge und 75 cm Klafterbreite,
mit fast ganz schwarzem Gefieder, das nur auf dem Oberkopf eine karminrote Färbung annimmt.
Gebirge des südwestl. Deutschlands,
[* 62] ein typisches Beispiel eines Horstgebirges (s.
Gebirgsbildung),
[* 63] das sich im Süden mit einer Breitenentwicklung von Waldshut bis Basel
[* 64] steil aus der Rheinfurche erhebt und nach
N. parallel dem westlich vom Rhein ziehenden Wasgenwald, durch Baden
[* 65] und Württemberg
[* 66] bis Durlach
[* 67] und Pforzheim
[* 68] streicht, wo
es durch die Senke des Kraichgaus (s. d.) vom Odenwald getrennt wird. An
seinem Westfuße, der sich auf seinem ganzen südnördl.
Zuge rasch und steil aus der Oberrheinischen Tiefebene erhebt, liegen die StädteFreiburg,
Lahr,
[* 69] Offenburg,
[* 70] Rastatt
[* 71] und Durlach, welche
von jeher für Handel und Gewerbe die Vororte des Hinterlandes bildeten. Die Ostgrenze des S. folgt von Pforzheim an dem Lauf
der Nagold aufwärts bis zur Stadt Nagold, dann dem Lauf des Neckars von Horb über Sulz und Rottweil
[* 72] bis
zu seiner Quelle
[* 73] und zuletzt der gegen Süden fließenden Wutach. Auf dieser ganzen Strecke ist der Abfall sanft. Im SO. hängt
der S. so innig mit dem Deutschen Jura zusammen, daß die Grenzlinie beider nur nach der verschiedenen
geognostischen Beschaffenheit gezogen werden kann. (S. Karte: Baden u. s. w., Bd. 2, S.
258.)
Die Länge beträgt etwa 158 km, die Breite im Süden 60 km, in der Mitte 35 km, im N. 22 km, der Flächeninhalt 4955 qkm,
wovon ein Drittel auf Württemberg kommt. Wie die Breite, so nimmt auch die senkrechte Höhe von Süden
nach N. ab;
die Gesamterhebung beträgt im Süden 1000 m, im N. 700 m;
die Höhe der höchsten Gipfel, welche sämtlich gegen
W. liegen, sinkt von 1494 m (Feldberg) im Süden auf 1166 m (Hornisgrinde) im N.;
die Senkung von W. nach
O. beträgt im Süden wie im N. durchschnittlich 200 m. Das den S. im allgemeinen von SO.
nach NW. durchquerende Kinzigthal trennt ihn in einen südlichen oder obern und einen nördlichen
oder untern S. Den Kern des obern S. bildet der Feldberg (s. d., 1494 m), von dem mehrere
Kämme mit 12-1300 m hohen Bergen
[* 74] ausstrahlen;
gegen Süden liegt das Herzogenhorn (1417 m), der Blößling (1312 m) und der
Hochkopf (1265 m), gegen SW. der Belchen (s. d., 1415 m), der Blauen (1167 m), gegen NW. der Hirschkopf, die Farnwiede und der
Schau-ins-Land oder Erzkasten (1286 m) und gegen N. der Tote Mann und weiter der Kandel (1243 m) und die
Rosseck (1148 m), gegen O. die Bärhalde (1321 m).
Auf dem Ostabhange der Gruppe liegen mehrere Seen (Feldsee, Titisee, s. d.,
Schluchsee u. s. w.). überdies wird sie durch tief einschneidende Zuflüsse des Rheins,
wie die Wutach, die Alb, die Wehra, die Wiese, den Neumagen (Möhlin) und die Dreisam gegliedert, welche
die Masse in vier parallel nach NNO. ziehende Hauptketten zerlegen. Von Freiburg,
dem westlich das isolierte Vulkangebirge des Kaiserstuhls
(s. d.) vorliegt, gelangt man in nordöstl. Richtung über den Kandel zu den Donauquellen Breg und Brigach, mittels welcher
das Donaugebiet einen einspringenden Winkel
[* 75] in den Schwarzwald macht, der sonst ganz dem Rheingebiet
angehört. Die Schiltach, welche in der Nähe der Brigachquelle entspringt, eilt der Kinzig zu, welche einen tiefen Einschnitt
bildet. Jenseit dieser Kinzigspalte, im untern S., verliert derselbe mehr und mehr den Charakter eines kammlosen, aus einzelnen
Berghöhen mit abgerundeten
¶
mehr
Kuppen bestehenden Gebirges und wird allmählich, namentlich im O., zu einer Hochfläche mit einer mittlern Erhebung von 600 m.
Den Kern des untern S. bildet die Hornisgrinde (1166 m) mit den im SO. anstoßenden Kniebishöhen
(965 m). Aus dieser Gegend eilen die Kinzig und die Murg unmittelbar dem Rhein, die Glatt und Enz mit Nagold
aber dem Neckar zu. Die der Hornisgrinde im N. vorgelagerten Höhen erreichen noch in der Badner Höhe 1002 m, im Merkur
[* 77] bei
Baden 672 m, im Hohloh oberhalb Gernsbach 991 m. Auch hier ist der Ostabhang, wie beim Feldberg,
mit Seen bedeckt, von welchen der abgeschiedene, sagenreiche Mummelsee mit 16 m Tiefe (1032 m) an der Hornisgrinde
und der Wilde See (913 m) die bekanntesten sind. Schöne Wasserfalle sind die des Lierbachs (Gründenbachs) bei Allerheiligen
und die der Gutach bei Triberg.
Das Gestein ist vorzugsweise der geschichtete Gneis und der eruptive Granit, von Porphyren durchbrochen
und vielfach, zumeist im N. und O., vom bunten Sandstein bedeckt, unter welchem sich in räumlich beschränkten Gebieten
die Schichten der Kohlenformation und das Rotliegende finden. An den Gebirgsrändern nehmen die jüngern Glieder
[* 78] der Trias,
dann der Jura, das Tertiär und Diluvium,
[* 79] Löß, ziemlich große Verbreitung ein. Der Gneis, das am meisten
verbreitete Gestein, setzt im allgemeinen den Süden und SO. zusammen und reicht nach N. bis zum Westfuße des Kniebis.
Der Granit, der das Gneisgebiet umschließt, tritt im Süden, wo er fast bis zum Rhein reicht, im N. bis zum Murgthal und
im O. auf, wo er isoliert bei Herrenalb, Wildbad, Liebenzell unter dem Buntsandstein in den Thaltiefen
vorkommt, wo die Thäler durch den Buntsandstein bis zum Granit eingeschnitten sind. Das Kohlengebirge findet man im W., am
Austritt derKinzig, nahe bei Offenburg (Berghaupten) in senkrecht aufgerichteten, abbauwürdigen Flözen. Der Buntsandstein
kommt in großer Mächtigkeit, besonders im O. des S. vor und durchzieht auf dieser Seite den ganzen
S. vom Rhein bei Waldshut bis zur Enz bei Pforzheim, erreicht im obern S. gegen W. hin die Vorberge, während er im untern
S. noch die höchsten Rücken bildet.
Die jüngern Gebilde finden sich nur am West- und Südfuß, wie auch nur der Süden in größerm Maßstabe
diluviale Schuttablagerungen, zumeist erratische Erscheinungen zeigt. Undurchlässige Verwitterungsschichten erzeugen jene
schwarzen, schwammigen Moorgründe, die auf den Hochebenen nicht selten sind. Die Bildung der Hoch- und der Kesselseen ist
auf glaciale Wirkungen zurückzuführen. An Metallen ist das Gebirge arm; die Silber-, Kobalt- und Kupfergruben sind
fast ganz ausgebeutet und lohnen längst den Bergwerksbetrieb nicht mehr, so wenig als die Bohnerzvorkommnisse im Tertiär
von Kandern. Der S. ist reich an Mineralquellen (Baden-Baden,
[* 80] die Rench- und Kniebisbäder und Badenweiler in Baden; Wildbad,
Teinach und Liebenzell in Württemberg), wozu noch Kaltwasserheilanstalten, Fichtennadelbäder und Luftkurorte kommen.
Das Klima ist sehr gesund, in den tiefliegenden Thälern des Westens überaus mild, auf den Höhen aber
meist rauh. Auf den Hochflächen ist die Roggen- oder Dinkelernte meist 8-14 Tage später als in den Thälern; die Felder liefern
meist einen vier- bis sechsfachen Ertrag. Bei 1000 in Höhe hört mit dem Hafer
[* 81] der spärliche Getreidebau
ganz auf;
noch zeigen sich
in dieser Höhe die finstern Wälder der Edeltannen, die dem Gebirge den Namen gegeben und es berühmt
gemacht haben;
aber erst über 1300 m Höbe hört aller Holzwuchs auf;
doch sind auch die höchsten Gipfel meist im Durchschnitt
alljährlich 4-5 Monate schneefrei.
Die untern Thäler sind mit üppigen Laubwäldern (bis 750 m), mit
herrlich saftigen Wiesen, gesegnetem Ackerland und reichen Obstgärten geschmückt, und die in die Rheinebene mündenden
untern Thäler sind so mild, daß in ihnen reichlicher und vorzüglicher Wein, Mandeln und Edelkastanien zur Reife gelangen.
AusgezeichneteWeine liefern die Markgrafschaft zwischen Basel
und Freiburg,
das Kinzig- und das Renchthal, der Gebirgsfuß
bei Bühl und das untere Murgthal.
Das vielbegehrte SchwarzwälderKirschwasser ist ein wichtiges Erzeugnis der mittlern Gebirgsstufen. Lohnender als der Ackerbau
ist die Viehzucht. Das Vieh wird im Sommer auf die Höhen getrieben, woselbst dann eine Art Alpenwirtschaft stattfindet. Bedeutend
ist die Schweinezucht, wie auch die Bienenzucht
[* 82] mit Vorliebe getrieben wird, da der SchwarzwälderHonig
sehr gewürzhaft und darum begehrt ist. Höher gelegene Gegenden finden ihre Nahrungsquellen im Walde, sei es, daß sie die
Holländerstämme (zu Schiffbauzwecken nach Holland verflößte Stämme der Edeltanne) für den Rhein liefern, das Holz
[* 83] in zahlreichen
Schneidemühlen zu Dielen schneiden, oder daß sie jene Holz- und Hausindustrie treiben, die dem S. so charakteristisch ist.
So beschäftigt sich der Schwarzwälder als Köhler, Harzreißer, Kienrußbrenner, Pottaschesieder, Verfertiger von Löffeln,
Tellern und Schachteln, als Holzflößer, Strohflechter u. s. w. Eine besondere Berühmtheit
hat die Uhrenindustrie, die Taschenuhren liefert, wie auch hier die größten Orchestrions gefertigt werden.
Hauptsitze sind Neustadt,
[* 84] Triberg, Hornberg, Furtwangen, Lenzkirch, St. Georgen und Vöhrenbach. Sie ist ebensosehr als wichtige
Hausindustrie wie als Fabrikationsberieb entwickelt. AndereIndustrien, die besonders im Wiesenthale hoch entwickelt sind,
liefern neben Porzellan-, Thon-, Glas- und Strohwaren ganz besonders Baumwollgewebe und Seidenwaren.
Die engen Thalspalten, die hohen Kammeinschnitte bieten der Kommunikation bedeutende Schwierigkeiten.
Doch ist der S. von jeher im Krieg und Frieden ein bedeutendes Durchgangsland gewesen. Die wichtigsten Übergänge sind die
Renchstraße, welche über Freudenstadt nach Rottweil, Nagold und Stuttgart
[* 85] führt (s. Kniebis); die Kinzigstraße über Schramberg
nach Rottweil und über die Sommerau zur Brigach und Donau; die Straße des Höllenthals (s. d.) über die
Steig und durch das Wutachthal nach Donaueschingen, Schaffhausen
[* 86] oder Waldshut, bekannt durch Moreaus Rückzug 1796. - Den Rand umzieht
die Eisenbahn von Pforzheim über Durlach, Karlsruhe,
[* 87] Rastatt, Offenburg, Freiburg,
Basel,
Waldshut, Schaffhausen,
Zollhaus, Immendingen, Tuttlingen,
[* 88] Spaichingen,
Rottweil, Nagold, Calw wieder nach Pforzheim. Querbahnen sind die berühmte Schwarzwaldbahn (s. d.) und
die Bahn von Hausach nach Freudenstadt. KleinereLokalbahnen führen von Pforzheim nach Wildbad, von Rastatt nach Gernsbach (Murgthalbahn),
von Oos nach Baden, von Appenweier nach Oppenau (Renchthalbahn), von Dinglingen nach Lahr, von Denzlingen nach Waldkirch (Elzthalbahn),
von Basel
nach Zell und nach
¶
mehr
Todtnau (Wiesenthalbahn), die Höllenthalbahn von Freiburg
nach Neustadt, sowie seit der neuesten Zeit eine ganze Anzahl von teils normal-,
teils schmalspurigen Nebenbahnen.
1) Badische Staatsbahn, von Offenburg über Villingen und Immendingen nach Singen (149,16 km) mit der Zweiglinie Heusach-Wolfach
(4,5 km), ist 1860-78 eröffnet. (S. Badische Eisenbahnen.) - 2) Württembergische Staatsbahn, von Zuffenhausen
nach Calw (48,5 km), ist 1868-74 eröffnet. (S. Württembergische Eisenbahnen.)
Kreis des Königreichs Württemberg, umfaßt altwürttemb. Gebiete, die früher österr. Obere und
NiedereGrafschaftHohenberg, die ehemalige reichsunmittelbare Cistercienser-Frauenabtei Rottenmünster bei Rottweil, mehrere
vormals reichsunmittelbare ritterschaftliche Besitzungen und Klöster und die Freien Reichsstädte Reutlingen
[* 91] und Rottweil und grenzt im N., W. und S. an das Großherzogtum Baden und im O. an das Fürstentum Hohenzollern.
Der Kreis, welcher vom Neckar mit Enz und Nagold durchflossen wird, gehört dem Schwarzwald im S., dem Schwäbischen Jura oder
der Rauhen Alb im N. an und hat infolge seiner bedeutenden Höhenlage rauhes Klima,
[* 92] ferner große Waldungen
und zum Teil bedeutende Rindviehzucht, aber geringen Weinbau. Der Kreis hat (1890) 4773,21 qkm, 515 Gemeinden, 481334 (228103
männl., 253231 weibl.) E., 73836 bewohnte Gebäude, 97406 Familienhaushaltungen, 9251 Einzelhaushalte und 122 Anstalten mit 5177 Insassen.
Der Religion nach waren 357227 Evangelische, 121015 Katholiken, 1631 sonstige Christen und 1432 Israeliten.
Hauptstadt ist Reutlingen (s. d.).
1) Rechter Nebenfluß der ZwickauerMulde im Königreich Sachsen, entspringt auf dem westl. Abhange des Fichtelberges nördlich
von der böhm. Stadt Gottesgab, berührt Johanngeorgenstadt, wo es sich
mit dem Gugelbach vereinigt, Schwarzenberg und mündet bei Aue. - 2) S., linker Nebenfluß der Weichsel in Westpreußen,
[* 93] entspringt
aus dem Schielewitzer See auf der Grenze zwischen den preuß. Reg.-Bez.
Köslin
[* 94] und Danzig, durchfließt den inselreichen Wdzidsensee (Weitsee) und die TuchelerHeide und mündet 195 km lang unterhalb
Schwetz. 96 km sind flößbar.
1) Bezirkshauptmannschaft in Tirol,
[* 95] hat 1651,11 qkm und (1890) 27209 (13294 männl., 13915 weibl.) E. in 38 Gemeinden
mit 79 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Fügen, S. und Zell am Ziller. - 2) Marktflecken und
Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (609,31 qkm, 14204 E.), am rechten Ufer des Inns und an der Linie
Wörgl-Innsbruck der Österr. Staatsbahnen
[* 96] und der Österr. Südbahn, hat (1890) 3913, als Gemeinde (mit dem Dorfe S.) 5888 E.,
eine mit Kupferplatten gedeckte Kirche, Franziskanerkloster mit Kirche und Kreuzgang, Strafanstalt für
Frauen; staatliche Tabakfabrik, Steingut- und Drahtwarenfabrikation und Strumpfstrickerei.
In der Nähe das Benediktinerstift Viecht (s. d.); über S. die alte Frundsburg.
Der seit 1409 betriebene Bergbau
[* 97] auf Kupfer und Silber beschäftigte (1560) 30000 Menschen und soll 1423-1560 über 200 Mill.
Fl. eingebracht haben. Heute bestehen Bergbaue auf silberhaltige Fahlerze am Groß- und Kleinkogel, ferner 4 km
westlich von S. auf Spateisenstein, Kupferkies, Bleiglanz und Bournonit (seit dem 16. Jahrh.) und auf Fahlerz bei Falkenstein
und Ringenwechsel.
Hängebahnen, eines derjenigen außergewöhnlichen Eisenbahnsysteme (s. d.),
bei denen die Schienen auf Stützen angebracht und die Fahrzeuge nicht wie gewöhnlich auf den Laufachsen
aufgelagert, sondern an diese angehängt sind, so daß die Fahrzeuge über dem Fußboden schweben. Zu den S. gehören die
Einschienenbahnen (s. d.), die Seilbahnen
[* 98] (s. d.)
u. s. w. Neuerdings hat die sog. Langensche Schwebebahn viel
von sich reden gemacht; sie ist ein vom Geh.
Kommerzienrat Langen in Köln
[* 99] erdachtes Stadtbahnsystem. (S. Straßenbahnen.) Die Schwebebahn ruht auf
einer Reihe von eisernen Stützen, an denen oben ausgekragte Konsolen nach unten geöffnete Gitterbalken tragen. Auf den beiden
Untergurten der letztern liegen die das Bahngleis bildenden Laufschienen. Zwei Laufkatzen (Drehgestelle) mit Elektromagneten
bewegen sich auf dem Gleis innerhalb des Gitterbalkens. Von den Laufkatzen hängen federnde Zapfen
[* 100] herunter,
die zu einem Gestell verbundene Querstücke tragen, woran der Wagen hängt. Da der Boden des Wagens etwa 5 m über der Straße
schweben muß, so erhalten die Stützen eine Höhe von etwa 8 m. Entgleisungen sind nicht möglich,
Abstürze der Wagen werden durch Sicherungen verhütet. Die Fahrgeschwindigkeit soll 30-40 km in der
Stunde betragen; Steigungen von 1:10 und Krümmungen von 10 m Halbmesser hofft man leicht überwinden zu können. Die Anlagekosten
sollen sich auf nur 250-300000 M. für das Kilometer stellen. Bei Deutz ist bereits eine Versuchsstrecke im Betriebe; in Elberfeld-Barmen
ist die Herstellung einer Schwebebahn entlang der Wupper geplant; auch in Berlin
[* 101] und Hamburg
[* 102] wurde die
Anlage von S. viel erörtert.
beim Turnen die zum Einüben des Wage- oder Gleichgewichthaltens (des
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mehr
Balancierens) getroffenen Vorrichtungen. Ein hierbei benutzter, auf einem Traggestell ruhender Baumstamm heißt Schwebebaum,
ein auf Kreuzböcken befestigtes Brett, Holm oder Stange Schwebebrett, Schwebeholm, Schwebestange, und die in entsprechenden
Abständen voneinander stehenden Pfähle Schwebepfähle.
Schuld, s. Flottierende Schuld und Staatsschulden. ^[= Es giebt wirtschaftlich und rechtlich verschiedene Arten von S. Obenan stehen Anlehnsschulden, ...]
(Syrphidae) oder Schwirrfliegen, artenreiche Familie der Fliegen
[* 107] (s. d.)
mit dreigliederigen Fühlern, kräftigem Rüßel und fünfringeligem Hinterleib. Die Färbung der meisten Arten ist lebhaft
mit hellern Binden und Flecken, besonders am Hinterleib. Ihre Gestalt ist sehr verschieden, bei den einen
schlank, bei den andern breit; die erstern sind fast ganz nackt, die letztern oft so stark behaart, daß sie wie Bienen und
Hummeln aussehen. Ihr Flug ist rasch und lebhaft, oft mir schwirrendem oder pfeifendem Geräusch verbunden.
Das Geäder der Flügel zeigt in der ganzen Familie eine große Übereinstimmung, während die übrigen
Charaktere sehr wenig konstant sind. Auch die Larven sind in Gestalt und Lebensweise sehr verschieden: die einen ähneln
Schmetterlingsraupen und leben auf Bäumen und Gesträuch von Blattläusen, andere schmarotzen in Hummelnestern, andere endlich
leben in Schlamm, Jauche und schmutzigen Wässern und haben ein langes, schwanzartiges Atemrohr, das
sie nach dem Stande des Wassers wie ein Fernrohr
[* 108] verschieben können, um dessen Oberfläche und damit die atmosphärische Luft
zu erreichen (bei der Gattung Eristalis, s. d.). Zu den S. gehören die gefleckte,
die gelbbindige und die durchscheinende Federfliege (Volucella plumata Meigen, inanisL. undpellucensL., s. Textbild zum Artikel Fliegen, Bd. 6, S. 901,
[* 104]
Fig.
3, 5 u. 9) die Birnschwebfliege (Syrphus parastriL.,
[* 104]
Fig. 11) und die geschmückte Bogenfliege (ChrysotoxumfestivumMeig., s. Tafel: Insekten
[* 109] III,
[* 104]
Fig. 4).
[* 104] Schweben der Töne, in der Akustik ein auf Interferenz (s. d.) beruhendes allmähliches und regelmäßiges
Stärker- und Schwächerwerden des Zusammenklangs zweier Töne von wenig verschiedenen Schwingungszahlen. Die größte Tonstärke
dieser S., heißt Stoß oder Schlag. Die Zahl der Stöße in der Sekunde entspricht dem Unterschied der Schwingungszahlen. Diese
akustischen Schläge lassen sich nach Scheibler anwenden zum genauen Stimmen der Instrumente; sie sind nach HelmholtzUrsache
der Dissonanzen, wobei die Obertöne
[* 110] der dissonierenden Klänge miteinander störende Stöße bilden, welche den Zusammenklang
rauh und daber unangenehm machen. Zwei Töne von den Schwingungszahlen n und n' geben die Stoßzahl s = n-n'. Kann man durch
das Gehör
[* 111] noch das Intervall p der beiden Töne bestimmen, so ist n'/n = p. Aus beiden Gleichungen ergiebt
sich dann n und n'. Vorstehende
[* 104]
Figur veranschaulicht durch den Phonautographen (s. d.) aufgezeichnete S. zweier Orgelpfeifen.
(Kleinschwechat), Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft
Brucka. d. Leitha in Niederösterreich,
südöstlich von Wien, an den Linien Wien-Brucka. d. Leitha (Station S.-Kledering) und Kleinschwechat-Mannersdorf (31 km)
der Österr.-Ungar. Staatsbahn, mit Lokalverkehr nach Wien (Westbahnbof), und Wien-Klein-S. (10 km) der Eisenbahn Wien-Aspang,
Sitz eines Bezirksgerichts (276,08 qkm, 31319 E.), hat (1890) 6031 E., die größte Brauerei (Anton Dreher) der Monarchie (600000
hl jährliche Produktion), bedeutende Mühlen,
[* 112] Hochöfen, Hammer- und Walzwerke und elektrotechnische Fabriken. 3 km von S.
der Centralfriedhof von Wien, zu dem eine Pferdebahnlinie führt. Ein Obelisk unweit S. erinnert an die Zusammenkunft des
KaisersLeopold I. mit dem Polenkönig Sobieski nach der BefreiungWiens 1683. Im Okt. 1848 wurden hier die ungar. Insurgenten
von den kaiserl. Truppen besiegt.
Seit 1885 ist S. Mitglied der Akademie, seit 1888 Mitglied des Senats und Baurat und lebt in Berlin. Er schuf ferner die Kriegsakademie
zu Berlin (1880-83), das Konzerthaus zu Stettin
[* 118] (1882-84), die Philharmonie zu Berlin (1888), das Gymnasium
zu Wittenberg, mehrere Villen und Geschäftshäuser (darunter das neue Industriegebäude) in Berlin sowie die Kreisständehäuser
zu Wittenberg, Cölleda, Lennep,
[* 119] Witzenhausen, Rathenow
[* 120] und jenes für den KreisTeltow in Berlin. Sodann die Votivkirche für
Kaiser Wilhelm I. in Berlin (1890-95), die Pauluskirche in Schöneberg bei Berlin (1890-94), die Simeonskircke
in Berlin (seit 1893). In Dessau baut S. seit 1894 die Fürstengruft der Askanier (Mausoleum in griech. Stil).
Pagode bei Rangun
[* 121] (s. d.) in Birma, das größte Heiligtum aller indochines. Länder, steht auf einem Ausläufer
des Pegu-Joma (s. d.), einem stark befestigten, mit zwei großen Terrassen geschmückten Hügel. Die aus
Ziegeln aufgeführte und verschwenderisch vergoldete Pagode steigt aus einer achteckigen Basis (mit 413 m Umfang) zu einer Höhe
von 98 m empor. Sie trägt als Schirm ein kegelförmiges vergoldetes eisernes Netzwerk
[* 122] «Ti» (1871 vom König von Ober-Birma
für 1,2 Mill. M. erneuert) und ist überall mit Glocken behangen.
Nach buddhist. Glauben enthält sie acht Haupthaare Gautamas (Buddhas). Am Rande der Plattform erheben sich
zahlreiche Tempel
[* 123] mit den Statuen Gautamas in sitzender Stellung. Zwischen diesen Tempeln und der Pagode befinden sich Glocken
sowie heilige Pfosten (Ta-gun-daing) mit der
[* 104]
Figur eines Karawaik (des Vogels Wischnus). An der Ostseite steht eine große, 25 400 kg
schwere Glocke, ein Geschenk Bodawpajas, des Sohnes Alaungpajas (Alompras). Nach der Sage ist der S. 588 v. Chr. erbaut worden.