Fäulnis- und Gärungserscheinungen u. a. Epochemachend waren seine «Mikroskopischen
Untersuchungen über die Übereinstimmung in der
Struktur und dem Wachstum der
Tiere und der
Pflanzen» (Berl. 1839), in denen
er den Nachweis führte und wissenschaftlich begründete, daß
Tiere wie
Pflanzen aus denselben Elementarorganismen, den Zellen
(s. d.), bestehen. 1838 wurde S. als ord. Professor der allgemeinen
und beschreibenden
Anatomie nach Löwen,
[* 2] 1848 in gleicher
Stellung nach
Lüttich
[* 3] berufen, wo er 1858 auch den Lehrstuhl der
Physiologie übernahm. Er starb zu Köln.
[* 4]
fruchtbare, eine Halbinsel bildende Landschaft an der südl. Ostküste
Schleswigs, zwischen der Schlei und
der Eckernförder
Bucht, gehört zum
Kreis
[* 6] Eckernförde des preuß. Reg.-Bez.
Schleswig.
[* 7]
Ludwig von, Bildhauer, geb. zu
München,
[* 8] verließ 1818 das Gymnasium und arbeitete nun in der
Werkstätte seines
Vaters, des Bildhauers
Franz S. (geb. 1762, gest. 1820), auch besuchte er nebenbei die
Akademie. Nach dem
Tode seines
Vaters übernahm er dessen
Geschäft, für welches er bedeutende
Bestellungen ausführte. Nach
kurzem Aufenthalt in
Rom
[* 9] (1826) richtete er in
München sich ein eigenes
Atelier ein. Zunächst fertigte er für die
Glyptothek zwei lange Relieffriese: Achilleus im
Skamander kämpfend und Der Kampf bei den Schiffen;
sodann die
StatueShakespeares
für die Theaterhalle und den Bacchusfries für den Speisesaal im Palais des
Herzogs Maximilian in
München.
Hierauf weilte
er 1832‒34 wieder in
Rom, um dort unter anderm einige Modelle des ihm übertragenen südl.
Walhallagiebels zu modellieren. In
München begann er dann die Reliefs für die Siegeshymnen des
Pindar und einen Relieffries
mit
Darstellungen aus dem
Mythus der
Aphrodite
[* 10] im obern
Stockwerk des Königsbaues, und den Schild
[* 11] des Hercules nach Hesiods
Dichtung. Dann vollendete er die 24 kleinen Malerstatuetten als Vorbilder für die
Statuen auf der
Attika
der
Pinakothek, zu deren Ausführung in Kalkstein ebenso wie bei den Victorien und Reliefs der
Loggia des Saalbaues der Residenz
die
Aufträge unter den
Münchener Bildhauern verteilt wurden. An diese
Arbeiten reihte sich der für den Barbarossasaal bestimmte,
über 60 m lange Fries. Zu seinen größern,
seitdem vollendeten Werken gehören die Modelle zu den 12 Ahnenbildern des Hauses Wittelsbach für den Thronsaal der Residenz
in
München, von
Stiglmayer gegossen und vergoldet;
die 15 kolossalen
Statuen für das vordere Giebelfeld der
Walhalla, wozu
früher
Rauch eine
Skizze entworfen;
die Modelle der 15
Statuen der Hermannsschlacht für den nördl. Giebel
der
Walhalla;
die Giebelgruppe des Kunstausstellungsgebäudes und das Modell der Kolossalstatue der
Bavaria (s. d.).
eine anmutige Marmorgruppe
Ceres und
Proserpina für
Berlin;
[* 23]
die
Brunnen
[* 24] auf der Freiung in
Wien
[* 25] und im Hofgarten zu
München, wie das Kolossalmodell zum
DenkmalGoethes
für
Frankfurt
[* 26] a. M. Außerdem besitzt man von S. eine Menge von Zeichnungen und Kartons. Er selbst
hatte von solchen sowie von Modellen aller Art eine reiche Sammlung angelegt, die er bei seinem erfolgten
Tode dem
Staate vermachte (Schwanthaler-Museum in
München).
Unterstützt wurde S. vielfach von seinem Vetter
FranzXaver S.,
geb. 1798, gest. als Professor an der Polytechnischen
Schule zuMünchen. –
eine am hintern Körperende über die
Verbindung mit den Beckenknochen, wo von solchen die Rede sein kann,
nach hinten gerichtete Fortsetzung der Wirbelsäule, die alle Wirbeltiere besitzen. Zu diesem eigentümlichen, primären
S. gesellt sich ab und zu noch ein sekundärer aus Hautgebilden bestehender: beim Lanzettfischchen, den
Larven aller
Amphibien und den ausgebildeten wasserbewohnenden
Urodelen als einfacher Hautsaum, bei den Fischen als durch Knorpel-
oder Knochenstäbchen (Hautverknöcherungen) gestützte Schwanzflosse, bei
Vögeln als der von den Steuerfedern gebildete
Stutz, und bei Säugetieren als die aus
Haaren bestehende Endquaste. Bei einer Anzahl Schlangen
[* 27] ist das
Ende des S. mit eigentümlichen Hautbildungen versehen, die sich zu einer
Klapper entwickeln können (s.
Klapperschlange).
Auch bei einigen
Gliederfüßern (Skorpion, makruren
Krebsen) redet man von einem S., welcher sich aber nicht so ohne weiteres
mit dem der Wirbeltiere vergleichen läßt; er ist in diesen Fällen der hinterste
Abschnitt des Rumpfes
(Postabdomen).
Bei denMolukkenkrebsen (s. d.) findet sich als S. ein langer, beweglicher Stachelanhang.
Bei den Larven gewisser
Saugwürmer (s. d.), bei den sog.
Cercarien, findet sich ein S. als Schwimmorgan, der abgeworfen wird,
wenn die Larve in ihren Wirt eindringt. Bei zahlreichen
Insekten
[* 28] finden sich bei Larven und ausgebildeten Individuen
am hintersten Körperende
Borsten, die wohl auch als S. bezeichnet zu werden pflegen, aber nichts sind als
Anhänge, die umgebildeten
Gliedmaßen entsprechen.
der eiserne
Beschlag am untern
Teil des
Schwanzriegels einer Lafette, um demselben größere Dauerhaftigkeit
zu verleihen.
Bei Lafetten mit eisernen oder stählernen
Wänden hält das
S. an dem
Schwanzstück (s. d.)
die
Wände in der erforderlichen Auseinanderstellung und vermehrt die
Standfestigkeit der Lafette.
[* 29] (Urodela,Caudata), eine Ordnung der
Lurche
[* 30] (s. d.), die sich durch gestreckte,
¶
mehr
eidechsenähnliche Körpergestalt, durch den Besitz von vier, seltener (durch Verkümmerung der hintern) zwei zum Gehen oder
Kriechen eingerichteten Beinen und einen langen Schwanz auszeichnen. Sie haben bereits beim Ausschlüpfen aus dem Ei
[* 32] die spätere
Körperform, die Kiemen sitzen als büschelförmige Gebilde dicht hinter dem Kopfe äußerlich den Seiten des Körpers
an und bleiben bei einer ganzen Anzahl von Arten auch nach Entwicklung der Lungen bestehen, so daß hier Lungen und Kiemen nebeneinander
wirken (Perennibranchiata, d. h. Dauerkiemer). Die S. leben ganz oder zeitweise im Wasser,
stets aber an feuchten Orten, und nähren sich von kleinen Tieren, Insekten, Würmern u. s. w., manche größere
auch von Fischen und Fröschen. Sie zerfallen in zwei Unterordnungen:
1) die Kiemenlurche (s. d.) und 2) die Molche (s. d.).
Menschen, die an dem untersten Hinterende ihres Rumpfes einen schwanzähnlichen Anhang besitzen. Viele
derartige Fälle sind von zuverlässigen Beobachtern gesehen und untersucht worden. Form, Länge und
Bau dieser Anhänge war verschieden. Teils verdankten sie ihre Entstehung gewissen Unregelmäßigkeiten in der Form und Stellung
der Steißbeinwirbel, teils standen sie in Beziehung zu dem sog. embryonalen Schwanze, einem schwanzähnlichen Fortsatze, den derMensch während eines bestimmten Zeitabschnittes seiner Entwicklung im Mutterleibe mit Regelmäßigkeit besitzt.
Ein wirkliches Analogon eines Tierschwanzes, d. h. ein Schwanz, welcher mehr Wirbel enthielte, als ein
normales menschliches Steißbein, ist beim Menschen noch nicht beobachtet worden. S. hat man in allen Weltteilen, namentlich
auch in Europa
[* 33] gefunden, dagegen sind ganze geschwänzte Völkerschaften, von denen man sich früher erzählte, nicht bekannt.
Die Schwanzbildung beim Menschen scheint auf einigen Inseln des Malaiischen Archipels mit einer gewissen
Häufigkeit vorzukommen, was wohl dadurch seine Erklärung findet, daß hier wenige Volksstämme zu steten Heiraten unter
sich gezwungen sind, so daß einmal aufgetretene Mißbildungen nach dem Gesetze der Vererbung sich hier häufiger zeigen.
AdamFriedrich, Forstmann, geb. in Bamberg,
[* 35] besuchte die Forstlehranstalt Aschaffenburg,
[* 36] dann die
Universität und das Polytechnikum in München, wurde 1876 Assistent am chem. Laboratorium
[* 37] und Docent für
Nationalökonomie an der Forstlehranstalt Aschaffenburg, 1878 Assistent am königl. Forstbureau in Würzburg,
[* 38] 1881 außerord.
Professor der Forstwissenschaft an der Universität Gießen,
[* 39] 1886 Professor und Dirigent der forstlichen Abteilung des Versuchswesens
an der Forstakademie Eberswalde.
[* 40] S. schrieb: «Grundriß der Forst- und Jagdgeschichte Deutschlands»
[* 41] (Berl.
1883; 2. Aufl. 1892),
«Handbuch der Forstverwaltungskunde» (ebd. 1884),
«Handbuch der Forst- und Jagdgeschichte Deutschlands»
(ebd. 1885‒88),
«Jahresbericht der forstlich-phänologischen Stationen» (1. Jahrg., ebd. 1885),
«Wachstum und Ertrag normaler
Kiefernbestände in der norddeutschen Tiefebene» (ebd.
1889),
«Wachstum- und Ertrag normaler Fichtenbestände» (ebd.
1890),
«Wachstum und Ertrag normaler Rotbuchenbestände» (ebd. 1893),
«Forstpolitik, Jagdpolitik und Fischereipolitik» (Lpz.
1894). Für das «Handbuch der Forstwissenschaft» von Lorey (2 Bde.,
Tüb. 1887‒88) hat er die Abschnitte «Forstgeschichte» und «Forstverwaltungskunde»
bearbeitet; für das «Hand- und Lehrbuch der Staatswissenschaften», hg. von K. Frankenstein, schrieb er
den 10. Band
[* 42] der 1. Abteil.: «Forstpolitik,
Jagd- und Fischereipolitik» (Lpz. 1894).
Röhren
[* 43] aus Papier von etwa 1 cm Durchmesser, in die irgend ein Funkenfeuersatz eingeschlagen
ist.
Das Einschlagen geschieht absichtlich ungleichmäßig, damit die S. beim Abbrennen in der Luft recht unregelmäßige
Bewegungen machen. Am Ende befindet sich ein Schlag (s. d.), damit mit dem Erlöschen ein Knall verbunden ist.
(Sphingidae), Dämmerungs- oder Abendfalter, eine aus über 400 Arten bestehende, ziemlich die ganze Erde
bewohnende, indes nicht weit nach Norden
[* 44] gehende und in Südamerika
[* 45] am stärksten entwickelte Familie
der Großschmetterlinge, die einen bolzenförmigen, kräftigen Körper und sehr kräftige Flügel, besonders lange, aber
schmale Vorderflügel besitzen, die mit den weit kleinern Hinterflügeln durch einen Hakenapparat an der Unterseite verbunden
sind.
Die Flügel liegen in der Ruhe dem Körper horizontal auf; die Fühler sind ziemlich ansehnlich, an beiden
Enden verdünnt und etwas kantig. Die Raupen sind oft schöne, sechzehnbeinige Tiere, die meist oben auf dem letzten Körperringe
über dem After ein aufrechtes Horn haben (s. Tafel: Raupen,
[* 31]
Fig. 1 und 1a, Raupen des großen Weinschwärmers). Die S. sind
vortrefflich, meist in der Dämmerung, in einzelnen Formen auch im heißen Sonnenschein fliegende Tiere, die bisweilen, z. B.
der Oleanderschwärmer (Deilephila neriiL., s. Tafel: Schmetterlinge
[* 46] Ⅰ,
[* 31]
Fig. 12), Weinvogel (Deilephila celerioL.) u. a. m.,
in heißen Sommern weite Wanderungen von Süden nach Norden unternehmen. Zu den S. gehört der Fichtenschwärmer
[* 47] (Sphinx
[* 48] pinastriL.), der kleine Weinschwärmer(Deilephila PorcellusL.,
[* 31]
Fig. 1), der Ligusterschwärmer (Deilephila ligustriL.), der Totenkopf (s. d., Acherontia atroposL.) und der Nachtkerzenschwärmer (Pterogon Proserpina Pallas,
[* 31]
Fig. 5) u. a.
Flecken im oldenb. Fürstentum Lübeck,
[* 49] an der Eutin-Lübecker
Eisenbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Lübeck), hat (1890) 1878 evang.
E., Post, Telegraph,
[* 50] Dampferverbindung mit Lübeck;
Marie Espérance von, deutsche Schriftstellerin, bekannt unter dem gräcisierten Namen
Elpis Melēna, geb. zu Southgate in Hertfordshire als Tochter des Hamburger¶
mehr
BankiersBrandt, lebte, nachdem sie sich von ihrem zweiten Gatten, dem HamburgerBankier S., getrennt hatte, zu Rom. Bekannt wurde
sie namentlich durch ihre aufopfernde Freundschaft für Garibaldi (seit 1849). Ihn betreffen ihre Veröffentlichungen: «Garibaldis
Denkwürdigkeiten» (2 Bde., Hamb.
1861),
«Garibaldi in Varignano und auf Caprera» (Lpz. 1864),
«Garibaldi. Mitteilungen aus seinem Leben
u. s. w.» (2 Bde., Hannov.
1884; 2. Aufl. 1886; französisch Par. 1885). Im J. 1865 ließ sie sich
auf Kreta nieder, wo sie in dem Dorfe Khalepa ihren festen Wohnsitz nahm. Mit besonderer Wärme
[* 53] vertritt sie hier die Bestrebungen
des Tierschutzes. Als Schriftstellerin liegt ihre Hauptbedeutung auf dem Gebiete der ethnogr. Schilderungen,
die hauptsächlich Kreta betreffen, wie «Kreta-Biene oder: kretische Volkslieder, Sagen, Liebes-, Denk- und Sittensprüche» (Münch.
1874),
«Erlebnisse und Beobachtungen eines mehr als zwanzigjährigen Aufenthalts auf Kreta» (Hannov. 1891) u. a.
Marie Sophie, schwed. Romanschriftstellerin, geb. zu Borås, wo ihr Vater, Karl Birath, Kaufmann
war, erhielt, frühzeitig Waise, im Hause von Verwandten eine sorgfältige Erziehung und vermählte sich 1840 mit dem Phrenologen
Gustav Magnus S. (gest. 1858). Sie starb in Stockholm.
[* 54] Schon mit ihren ersten Erzählungen, die feine Beobachtung
und bedeutendes Darstellungstalent bekunden, gewann sie nicht bloß in ihrem Vaterlande, sondern auch
auswärts, namentlich in Deutschland,
[* 55] einen weiten Leserkreis. IhreArbeiten sind in mehrern deutschen Übertragungen erschienen.
Hervorzuheben ist die Kretzschmarsche Übersetzung ihrer «Gesammelten Romane» (44 Bde., Lpz.
1865‒74). Genannt seien: «Der Mann von Geburt und das Weib aus dem Volke», «Schuld und Unschuld», «Zwei
Familienmütter», «Blätter aus dem Frauenleben», «Die Kinder der Arbeit», «Wilhelm Stjernkrona», «Die
Frau eines eiteln Mannes».
Wilh., Forscher auf dem Gebiete der Mythologie, geb. zu Berlin, wurde 1844 Lehrer am Werderschen
Gymnasium, war 1864‒72 Direktor des Gymnasiums zu Neuruppin,
[* 56] 1872‒82 des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums zu Posen,
[* 57] dann des
Luisen-Gymnasiums zu Berlin und trat 1894 in den Ruhestand. Mit A.Kuhn sammelte er «Norddeutsche Sagen»
(Lpz. 1849). Sein mythologisches, auf volkstümlichen Grundlagen beruhendes System baute er aus in den Schriften: «Der heutige
Volksglaube und das alte Heidentum mit Bezug auf Norddeutschland» (Berl. 1850; 2. Aufl. 1862),
«Der Ursprung der Mythologie,
dargelegt an griech. und deutscher Sage» (ebd. 1860),
Herm., Ohrenarzt, geb. zu Neuhof in Pommern,
[* 63] studierte 1855‒59 in Berlin und WürzburgMedizin,
war danach Assistent am Pathologischen Institut in Würzburg, sodann Arzt in Düben, habilitierte sich 1863 als
Docent für Ohrenheilkunde in Halle,
[* 64] wurde 1868 außerord. Professor und 1884 Direktor der königl. Universitätsohrenklinik
daselbst; 1887 wurde er zum Geh. Medizinalrat ernannt. S. gehört zu den Begründern der modernen wissenschaftlichen Ohrenheilkunde;
besondere Verdienste erwarb er sich um die pathol.
Anatomie des Gehörorgans sowie um die operative Behandlung der Ohrenkrankheiten, namentlich um die Paracentese des Trommelfells
und die operative Eröffnung des Warzenfortsatzes, durch die bei eiterigen Entzündungen des Mittelohrs ernste, das Leben
bedrohende Symptome beseitigt werden können. Außer zahlreichen Journalaufsätzen veröffentlichte er: «Praktische Beiträge
zur Ohrenheilkunde» (Würzb. 1864),
«Handbuch der Ohrenheilkunde» (2 Bde., Lpz.
1892‒93). Auch redigiert er seit 1872 das von Tröltsch, Politzer und S. 1864 begründete «Archiv für Ohrenheilkunde», die
älteste Zeitschrift in diesem Fache (bis 1895: 38 Bände).
im Sinne der Physik nicht eine eigentümliche Farbe, sondern vielmehr die Abwesenheit alles Lichts und aller
Farben. Es erscheinen demnach schwarz diejenigen Körper, welche alle darauffallenden Lichtstrahlen absorbieren und keinen
Teil des Lichts zurückwerfen. Nichtsdestoweniger ist im physiol. Sinne, wie zahlreiche Versuche lehren, S. eine besondere
Empfindung, wie Weiß und nicht etwa der bloße Mangel einer Empfindung. Zu den wichtigsten schwarzen Farben gehört die Tusche
(s. d.), die Druckerschwärze (s. Buchdruckfarbe), das Beinschwarz (s. d.), Frankfurter Schwarz (s. d.). Über die zum Schwarzfärben
des Glases benutzten Stoffe s. Glasfärbungen; über die zum Schwarzfärben von Geweben s. Färberei (Bd.
6, S. 573 b).
Bernh. Wilh., Afrikareisender, geb. zu Reinsdorf bei Greiz,
[* 65] wurde 1876 Pfarrer in Freiberg
[* 66] in Sachsen,
[* 67] wo er nach Reisen durch ganz Europa und Nordafrika seit 1880 auch Vorlesungen über Erdkunde
[* 68] an der Bergakademie hielt. Im
Auftrage des AuswärtigenAmtes trat er 1885 an die Spitze einer Expedition zur Erforschung des Hinterlandes
von Kamerun, begleitet von Lieutenant Prittwitz-Gaffron und dem Schweden Knutson. Die Expedition wurde durch die Feindseligkeit
der Eingeborenen im Basaramilande, 300 km von der Küste, zur Umkehr gezwungen. 1888 führte S. eine Goldsucherexpedition
von der Kapstadt
[* 69] nach Damaraland. 1890 übernahm er wieder ein Pfarramt in Gefrees (Oberfranken). Er schrieb
unter anderm: «Wimpheling, der Altvater des deutschen Schulwesens» (Gotha
[* 70] 1875),
Berthold, ein deutscher Franziskanermönch, geboren zu Anfang des 14. Jahrh. zu Freiburg
[* 76] i. Br.
(nach andern in Dortmund),
[* 77] soll eigentlich Konstantin Ancklitzen geheißen haben, den Klosternamen Berthold
geführt und den Namen S. wegen seiner Beschäftigung mit chem. Arbeiten erhalten haben. Als er wegen angeblicher Zauberei ins
Gefängnis kam, soll er durch fortgesetzte chem. Arbeiten um 1330 auf die Erfindung des Schießpulvers geleitet worden sein;
doch war die Mischung desselben sicher schon vor seiner Zeit bekannt. Einige halten S. für einen Mainzer,
andere für einen NürnbergerFranziskaner; andere lassen ihn seine Erfindung zu Köln, wieder andere zu Goslar
[* 78] machen. In
Freiburg
i. Br. wurde ihm 1853 ein Denkmal errichtet.
Hermann Amandus, Mathematiker, geb. zu Hermsdorf unterm Kynast in Schlesien,
[* 79] war 1867‒69 Professor in Halle, dann in Zürich,
[* 80] seit 1875 in Göttingen
[* 81] und seit 1892 Professor und Mitglied der Akademie der Wissenschaften
in Berlin. S. hat sich in erster Linie mit Funktionentheorie beschäftigt und diese Disciplin in den
mannigfachsten Richtungen anwenden gelehrt. Er schrieb: «Gesammelte mathem. Abhandlungen» (2 Bde., Berl.
1890),
«Formeln und Lehrsätze zum Gebrauche der elliptischen Funktionen, nach Vorlesungen
und Aufzeichnungen des Herrn K. Weierstraß» (2. Ausg., ebd. 1893).
Karl, prot. Theolog, geb. zu Wiek auf Rügen als Sohn des als theol. Schriftsteller
und auf dem Gebiete der schönen Litteratur unter dem PseudonymTheodorMelas bekannten Predigers Theodor S., studierte in Halle,
Bonn,
[* 82] Berlin und Greifswald,
[* 83] verbüßte 1837 als Mitglied der Hallenser Burschenschaft eine halbjährige Festungshaft in Wittenberg,
[* 84] war dann Mitarbeiter an den «Hallischen Jahrbüchern» und habilitierte
sich 1842 in Halle, wo er 1849 außerord.
Professor wurde. Als Vertreter der Kreise
[* 85] Torgau
[* 86] und Liebenwerda gehörte er im Frankfurter Parlament dem rechten Centrum an. 1856 wurde
er Hofprediger und Oberkonsistorialrat in Gotha, 1858 Oberhofprediger und Mitglied des Ministeriums, 1876 Generalsuperintendent.
Er starb in Gotha. S., der an der Gründung und Leitung des deutschen Protestantenvereins namhaften
Anteil hat, war ein hervorragender Vertreter der liberalen Theologie. Er schrieb: «Das Wesen der Religion» (Halle 1847),
«Lessing
als Theolog» (ebd. 1854),
«Zur Geschichte der neuesten Theologie» (Lpz. 1856; 4. Aufl. 1869),
von seinen «Predigten aus der Gegenwart» erschienen 8 Bände (Lpz. 1859‒83)
in mehrfachen Auflagen.
Zur Erinnerung an ihn wurde eine Karl-Schwarz-Stiftung geschaffen, die von der theol. Fakultät zu Jena
verwaltet wird und in größern Zwischenräumen wissenschaftliche Preisaufgaben ausschreibt. –
Flüßchen im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, entspringt im ThüringerWalde östlich
von Scheibe, 717 m
hoch, nördlich vom Rennstieg, nimmt rechts die Lichte, links die Rinne, außerdem noch 55 Bächeauf und mündet bei dem Flecken
S. links in die Saale. Die S. hat auf ihrem 45 km langen Laufe 357 m Fall, birgt vortreffliche Forellen
und führt goldhaltigen Sand, dessen Gewinnung aber nicht lohnt. Das Schwarzathal ist eins der schönsten in ganz Thüringen,
besonders von Blankenburg aufwärts bis Schwarzburg
[* 88] (s. d.).
die für Rechnung des preuß. Staates durch Gesetz vom zum Bau genehmigte
Nebenbahn, welche von Oberrottenbach (an der Linie Arnstadt-Saalfeld) abzweigt, südlich von Schwarzburg an das obere Schwarzathal
herantritt und bis Katzhütte geführt werden soll.
Eine kleine Abzweigung nach Königsee ist vorgesehen.
Die 29,20 km lange
Bahn, welche ganz im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt liegt, wird einen Kostenaufwand von 3,57 Mill.
M. erfordern.
linksseitiger Nebenfluß der Iglawa in Mähren,
[* 90] entspringt im böhm.-mähr.
Plateau am Berge Žaková-hora, fließt nach Südsüdosten, nimmt bei Brünn
[* 91] links die Zwittawa auf und mündet unterhalb Pausram
in die Iglawa, einem Nebenflusse der der March zufließenden Thaya.
Dorf und Badeort im Kreis Lauban des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz,
[* 92] in 540 m Höhe, am Fuß der Tafelfichte
(1152 m) des Isergebirges, hat (1890) 382 evang. E., sieben gefaßte Mineralquellen mit kohlensäurereichem,
alkalischerdigem Eisenwasser, eine Badeanstalt,
[* 93] ein Schwesternhospiz;
[* 88] Dorf im Landratsamt Königsee des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt (Oberherrschaft),
im tief eingeschnittenen Thal
[* 95] der Schwarza, hat (1890) 689 evang. E., Post und Telegraph. 78 m über der Schwarza, auf einem
Bergkegel das Schloß S., Sommerresidenz des Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt und Stammburg des fürstl. Hauses. Die Burg,
nach einem Brande 1726 neu erbaut, enthält das fürstl. Erbbegräbnis, eine Rüstkammer mit Gewehrsammlung,
einen von der alten Burg stammenden Kaisersaal mit Wandgemälde von R. Oppenheim aus der Geschichte des fürstl. Hauses sowie
wertvollen Majoliken. S. ist mit seiner Umgebung der Glanzpunkt des östl. ThüringerWaldes; etwa 4 km der Trippstein (467
m) mit schöner Aussicht auf Schloß und Schwarzathal; 2 km westlich vom Trippstein das von einem Park
umgebene Jagdschloß Fasanerie.
¶
forlaufend
676
Schwarzburg, altes deutsches Fürstengeschlecht, dessen ununterbrochene Stammreihe mit Sizzo, Gra- fen von S. und von Käfernburg
(gest. 1160), be- ginnt. Dessen ältester Sohn Heinrich folgte dem Vater als Graf von S., der jüngere, Günther, als Graf von
Käfernburg. Als aber Heinrich, der kin- derlos war, auf dem Reichstage zu Erfurt
[* 97] 1184 durch den Einsturz
einer Decke den Tod fand, erbte Günther auch S. Von feinen Söhnen wurde Gün- ther der Stammvater des 1385 erlofchcnen Hauses
der Grafen von Käfernburg, während Heinrich die Stammlinie des grast.
Haufes S. fortfetzte. Hein- richs XII. jüngerer Sohn Güntherff. d.) wurde 1349 zum deutschen König
erwählt. Sein BruderHeinrich, gest. 1337, pflanzte den Stamm des Hau- ses fort. Ein Nachkomme Heinrichs in der fiebenten Generation,
GrafGünther XI^. von S. und Arn- stadt, gest. 1552, wegen feines Reichtums «Der
Reiche» oder «Mit dem fetten Maule» genannt, der auch die Reformation einführte, ist der nächste ge- meinschaftliche
Stammvater der beiden noch blühen- den Linien des Haufes.
Von seinen vier Söhnen wurde nach mchrern Teilungen und dem Tode zweier Brüder 1599 JohannGüntherStifter der Linie zu Schwarzburg-Sondershaufen
(s. d.), die anfangs die Linie zu Arnstadt
[* 98] hieß, und Albert VII. der Ahnherr der Linie zu Schwarzburg-Rudolstadt
(s.d.). Zu Anfang des 14. Jahrh, bestanden die Stamm- lande des Hauses aus den Reichslehen S., Vlanken- burg und Königsee.
Die meisten Erwerbungen machte es seit der Zelt des Königs Günther. Es war von KaiserKarl IV. mit Rudoljtadt als böhm. Lehn,
von Kurmainz mit Sondershausen,
[* 99] von Kursachsen mit Frankenhausen, von Sachsen-Weimar mit Arnstadt und Käfernburg
(seit 1446), von Sachsen-Gotha mit Ilm und Paulinzelle belehnt; andere Lehen hatte es von Fulda
[* 100] und Hessen-Cassel. Das ganze
Besitz- tum zerfiel in die Obere und in die Untere Herrfchaft S. Nur auf ersterer ruhte die Reichsstanoschast der Grafen von
S., weshalb bei Teilungen jede Linie in beiden Herrfchaften Besitzungen echalten mußte. -
Vgl. Hellbach,
Archiv von und für ^. (Hildburgh. 1787);
derf., Grundriß der Genealogie des Haufes 3. (Rudolst. 1820)'. Iunghans, Gefchichte
der schwarzb.
Schwarzburgbund, eine Vereinigung von fünf christl. (lutherischen) Verbindungen zu Berlin, Er- langen, Greisswald, Halle, Leipzig.
[* 101] Die Grund- sätze sind im allgemeinen die des Wingolf, doch wohl noch strenger lutherisch. Seinen Namen hat der Bund davon,
daß er im Sommer 1886 zu Schwarz- burg gegründet wurde, wo noch aller 2 Jahre sich die Vertreter vcrfannneln.
Schwarzburg-Nudolstadt, ein zum Deutfchen Reiche gehöriges Fürstentum, dem Flächeninhalt nach der 19., der Einwohnerzahl
nach der 21. Vundes- ftaat, in Thüringen gelegen, hat 940,6i qwu und umfaßt den größern Teil der schwarzb.
Oberherr- schaft (732,70 q^m) und den kleinern (östlichen) der Unterherrfchaft (207,83 ykm), von denen
ersterer wiederum aus zwei, letzterer aus drei getrennt liegenden StückenLandes besteht. (S. die Karte: Königreich Sachsen,
Provinz Sachsen süd- lich er Teil^ und Thüringische Staaten, beim ArtikelSachsen, Königreich.) Das Land ist in beiden Teilen
gebirgig und namentlich im
obern reich an Wald. In der Ober- herrschaft, welche mit ihrem südl. Teile
im Thü- ringer Walde liegt, ist der höchste Punkt der Wurzel- berg (872 m); in der Unterherrschaft der Kyffhäufer (486 m);
in jener ist der Hauptfluß die Saale mit Loquitz und Schwarza, in dieser die Wipper.
Das Land hat mehrere durch Naturschönheit ausgezeich- nete Punkte, besonders in der am Nordabfall des
ThüringerWaldes gelegenen Oberherrfchaft. Außer dem romantischen Thal der Schwarza (s. d.) werden die Klosterruinen Paulinzelle
(s. d.) und (in der Unter- herrschaft) die Trümmer der alten Kaiferburg aus
dem Kyffhäufergebirge (s. d.) häufig befucht. Fran- kenhaufen und Vlankenburg find befuchte Badeorte. S. hatte 1885: 83836,1890: 85863 (41570
männl., 44293 weibl.) E., d. i. 91 E. auf 1 ykm, darunter 397 Katholiken und 71 Israeliten.
Auf die Ober- herrfchaft entfielen 68262, auf die Unterherrfchaft 17 601 E. Das Fürstentum hat 8 Städte und 159 Dörfer.
Hauptstadt ist Rudolstadt (s. d.). Das Fürstentum zerfällt in 3 Landratsämter:
Landrats- ämter gen '^Z ZL iZ^ W 464,09 5331 8668 39080 84 290 268,72
4186 6344 29132 109 69 207,83 3249 4036 17601 85 38 Nudolstadt . . 464,09 5331 8668 39 080 84 290 27 Königsee . . . 268,72 4186 6344 29132 109 69 4 Fran'tcnhausen
207,83 3249 4036 17601 85 38 40 Das Landratsamt Frankenhaufen bildet die Unter- herrfchaft.
Von der Gesamtstäche sind etwa 42 Proz. land- wirtschaftlich benutzt: 1892 waren
bebaut mit Roggen 7163 Ka, Weizen 2884, Gerste
[* 102] 3767, Kar- toffeln 5524, Hafer
[* 103] 4891 und Wiesen 7482 ba. Geerntet wurden 9335 t
Roggen, 4438 Weizen, 5581 Gerste, 64133 Kartoffeln, 5475 Hafer und 19562 t Wiefenhcu. Am wurden ge- zählt 3094 Pferde,
[* 104] 19847 Stück
Rindvieh, 29946 Schafe,
[* 105] 24846 Schweine,
[* 106] 16006 Ziegen und 3620 Bienenstöcke. Die Forstwirtschaft ist befonders
im ThüringerWalde von Wichtigkeit, wo sie für manche Ortschaften Hauptquelle desErwerbs bildet. 19 691dH Wald sind herrschaftliche
Forsten.
Vorherrschend ist Nadelholz. Der Bergbau
[* 107] liefert in der Oberherr- schaft Eifen-, Kupfer- und Alaunerze, Marmor und Schiefer,
in der Unterherrfchaft Braunkohlen. Die Saline in Frankenhaufen liefert Kochsalz. Die In- dustrie erstreckt
sich auf Spinnereien, Glashütten, Eifcngicßcreicn, Mühlen,
[* 108] Brauereien, Gerbereien, Fabrikation von Woll- und Tuchwaren, Porzellan
mit Porzellanmalerei, Tabak
[* 109] und Cigarren, Maschi- ncn, Farben, Vleiweiß und Chemikalien.
Außerdem bcsteben Drahtweberei, Holzfchnitzerei, Perlmutter- knopfdrchcrci, Buch- und Steindruckereien. Die Ge- samtlänge
der Chausseen inderObcrherrschaft beträgt 260,4, in der Unterherrschast 40,8 Km; die Länge der Eisenbahnen
(1892/93) 30,3 kin, darunter 7, km Nebenbahnen. Die obere Herrschaft (LeutenbergerBezirk) wird von der Prcuß. Staatsbabn Gera-
Eichicht und der Saalbahn mit Zweigbahn Schwarza- Blankenburg berührt. Versassung und Verwaltung. Das Für- stentum ist eine
konstitutionelle, im Mannsstamm des gleichnamigen Hauses erbliche Monarchie und erhielt 1816 eine ständische
Verfassung, die und umgestaltet wurde. Der Landtag besteht aus 16 Abgeordneten, von denen 4 von den Höchstbesteuerten
und 12 durch direkte geheime Wahl auf drei Jahre gewählt werden. Zur
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Wahlberechtigung und Wählbarkeit ist das 25. Le- bcnsjabr erforderlich. S. sendet zum Bundesrat einen Bevollmächtigten und
zum Reichstag einen Abgeordneten (1895: Lüttich, freisinnige Vereini- gung). 1868 wurde die Staatsverwaltung neu orga- nisiert',
die Landeskollegien der Negierung, des Fi- nanzkollegiums und des Konsistoriums wurden auf- gehoben und die Geschäfte desselben
dem Ministe- rium als oberster Regierungsbehörde übertragen. Für die kirchlichen Angelegenheiten besteht seit 1881 im
Ministerium ein besonderes Kollegium mit der Bezeichnung Kirchenrat. In Nudolstadt bestebt ein gemeinschaftliches Landgericht
für das Fürstentum S., den MeiningerKreisSaalfeld
[* 111] und den preuß. Kreis Ziegcnrück; dasselbe untersteht dem gemein- schaftlichen
Oberlandesgcricht zu Jena (s. d.). Zufolge einer mit Preußen
[* 112] geschlossenen Konvention wer- den seit 1868 die
zu Zuchthausstrafen verurteilten männlichen Personen in Halle, die weiblichen in Delitzsch
[* 113] untergebracht.
Die Geisteskranken werden nach einer mit Sachsen-Meiningen 1869 getroffenen Vereinbarung in die Heilanstalt zu Hildburghauseu
aufgenommen. Die Einnahmen und Ausgaben be- trugen (nach dem Etat 1894-96) 2 757 700 M.; unter erstern
sind 1149997 M. vom Domanial- und Staatsgut, 179000 M. Grund- und Gebäude- steuer, 368000 M. andere direkte Steuern und 617500
M. Überweisungen vom Reich, unter letztern 710 700 M. fürNeichszwecke, 242 350 M. für Kirchen und Schulen,261250M.fürVauwesen.
Die Staats- schuld beträgt 3 907 088, das Vermögen 1186 300 M. Unter den Lehranstalten sind bervorzubeben:
ein Gymnasium und ein Schullchrerseminar in Ru- dolstadt und die berühmte Privaterziebungsanstalt Keilhau bei Nudolstadt.
In Rudolstadt befindet sich die fürstl. öffentliche Landesbibliotbek (64000 Bände) uud ein Naturalienkabinett. An Truppen
stellt das Fürstentum das 3. (Füsilier-)Bataillon des zur 8. Division (4. Armeekorps) gehörigen 7. tbüring.
Infanterieregiments Nr. 96, dessen 1. und 2. Bataillon von Sachsen-Altenburg und den beiden Reuß
[* 114] gestellt werden. Gemeinsam
mit Schwarzburg- Sondcrshausen ist das 20. Mai 1853 gestiftete Schwarzburgi- sche Eh reu kreuz. Das kleine Wappen
[* 115] zeigt den
deutschen Reichsadler in Gold,
[* 116] das größere entbält die Zeichen der Landesteile, das kleine Wappen und
einen gol- denen Löwen in Blau. Lan- desfarben sind Weiß und Blau. Geschichte. Dem GrafenAlbert VII., Stifterder rudolstädtischen
Linie (s. Schwarzburg), der bei der Teilung ein Dritteil der untern und zwei Drittcilc der obern GraWaft Echwarzburg erdaltcn
batte, folgten 1605 seine SöhneKarl Güntber (gest. 1630) und LudwigGünther I. (gest. 1646), der seinen
Sohn AlbertAnton (gest. 1710) zum Nachfolger hatte. Dessen Sohn LudwigFriedrich I. (gest. 1718) veröffentlichte 1711 die dem
Vater kurz vor seinem Tode erteilte Fürstcnwürde, nicht obne beftigen Widerspruch Kursachsens. Erst unter seinem Sohn und
Nachfolger FriedrichAnton (gest. 1744) wurden diese Streitigkeiten durch den Rezeß von 1719 bei- gelegt,
desgleichen 1738 die Irrungen mit Kur- draunschweig, so daß endlich der Fürst Iobann Friedrich seinen Sitz im
Fürstenkollegium zu Negensburg nehmen konnte.
Als letzterer 1767 kinderlos starb, ging die Negierung auf
dessen Vatersbruder LudwigGünther II. über,
dem 1790 sein Sobn FriedrichKarl und diesem 1793 dessen Eobn LudwigFriedrich II. folgte. Letzterer, ein auf- geklärter Fürst,
war bemüht, das Wohl und die Bil- dung seines Landes zu fördern, wurde aber darin durck die Zeitverhültnisse vielfach gehemmt.
Er trat dem Rheinbunde bei, starb aber schon 28. April und hinterließ das Land seinem un- mündigen
Sobne FriedrichGünther, für den die Mutter Karoline Luise, geborene Prinzessin von Hessen-Homburg (gest. als
Ober- vormündcrin bis 1814 die Regierung führte.
Nach- dem FriedrichGünther 1815 Mitglied des Deut-- schen Bundes geworden war, wurden 1816 die Lebnsverbältnisse
mit Preußen, an das alle Nechte der KroneSachsen über das schwarzb. Haus über- gegangen waren, dann 1823 mit Sachsen-Gotha, 1825 mit
Sachsen-Coburg durch Abtretungen und Austauschungen von Gebietsteilen geordnet und aufgehoben. Am verlieh der Fürst
dem Lande eine Verfassung, wonach eine aus 18 Mit- gliedern bestehende, in gleicher Zahl aus dem Adel, dem
Bürger- und Bauernstände durch Wahl hervor- gehende Versammlung von sechs zu sechs Jahren das Wobl des Landes beraten sollte.
Doch verzögerte sich die wirkliche Berufung bis 1821. Im I. 184" ward auch S. in die Bewegung heftig hineingerissen, welche
ein neues erweitertes Wahlgesetz, desgleichen eine mit den übrigen thüring. Staaten getroffene Vereinbarung
bezüglich einer Gemeindeordnung, einer Gerichtsorganisation (mit Geschworenengericht) zur Folge hatte. Die neue Verfassung
kam jedoch erst 1854 zu stände und wurde 21. März vom Fürsten vollzogen. Durch Gesetz vom erbielt das Land eine
auf dem Princip der Gewerbe- freidcit beruhende Gewerbeordnung, und ein Gesetz vom 1. Okt. desselben Jahres
führte das Allgemeine Deutsche
[* 117] Handelsgesetzbuch ein.
Nachdem die Re- gierung bei dem Bundesbeschluß vom gegen den österr. Antrag auf Mobilmachung gestimmt hatte,
trat sie 29. Juni aus dem Deut- scheu Bunde und erklärte sich für Preußen und den Norddeutscken Bund. Fürst
Günther starb und es folgte ihm in der Regierung sein Bruder Fürst Albert. Am trat die Norddeutsche
Bundesverfassung ius Leben, die mehrfache Umge- staltungen der innern und polit. Verhältnisse des Fürstentums mit sich
führte. Am starb Fürst Albert und ihm folgte sein Sohn GeorgAl- bert, nacb dessen Tode,
sein Vetter Güntber (s. d.) die Regierung übernahm.
Vgl. Sigismund, Landeskunde des Fürstentums S. (2 Bde., Rudolst. 1862 -
63) und die Litteratur zu Schwarzburg.
Schwarzburg-Sondershaufen, ein zum DeutschenReich gehöriges Fürstentum in
Thüringen, dem Flächeninhalt nach der 20., der Einwohnerzahl nach der 22. Bundesstaat, hat 862,i Hkm Flächen- raum und besteht
aus zwei getrennten Teilen, der Oberherrschaft (342,8 hkm) am Thüringer Wald mit Arnstadt (s. d.), der bedeutendsten Stadt
des Landes, und der von der preuß. Provinz Sachsen umschlosse- nen Unterherrschaft (519,3 hkin) mit der
Residenz Sondcrsbausen (s. d.).
Die Oberherrschaft ist Hügel- land, im südl. Teile vom Thüringer Wald (Rehberg 875 m) durchzogen; in der Ilntcrherrschaft
liegt der
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