Be-594 schießung von
Algier durch die Engländer 1816. Von Dordrecht
[* 2] wendete sich S. später nach dem Haag,
[* 3] wo er starb.
Seine vorzüglichsten
Bilder finden sich in dem Museum im Haag, in den Sammlungen des
Kaisers von
Rußland und in Privatsammlungen
im Haag,
Amsterdam,
[* 4] Dordrecht und
Brüssel.
[* 5] –
Ein zweiter Sohn,
PeterJohannesS., geb. zu Dordrecht, machte seine
Studien unter Leitung des
Vaters und begleitete 1843 den
Prinzen
Heinrich der
Niederlande
[* 6] nach dem Mittelmeer. Diese und andere
Reisen gaben ihm die Motive zu zahlreichen
naturwahren und anziehenden Marinebildern. Er ließ sich später in
Düsseldorf
[* 7] nieder und starb auf einer
Reise in
Dresden
[* 8]
hinter lat. Pflanzennamen Bezeichnung für
HeinrichWilhelmSchott, geb. 1794 in
Brünn,
[* 11] Direktor der kaiserl. Gärten in Schönbrunn, gest. 1865 daselbst.
FriedrichOtto, Chemiker und Glastechniker, geb. zu Witten in Westfalen,
[* 12] studierte 1870–72
an der
Technischen Hochschule zu
Aachen,
[* 13] 1873–75 an den
Universitäten zu
Würzburg
[* 14] und
Leipzig,
[* 15] war 1875–77
in einer chem. Fabrik in Haspe in Westfalen thätig und richtete 1877–78 in
Oviedo in
Spanien
[* 16] eine chem. Fabrik ein. Seine
schon während der Studienzeit begonnenen Untersuchungen über die chem. und physik. Eigenschaften
von verschiedenen
Glasflüssen führten, unterstützt durch die Anregung des Professor
Abbe, des Leiters der
Jenaer optischen
Werkstätte von
Zeiß (s. d.), 1884 zur Gründung des Glastechnischen Laboratoriums zu
Jena,
[* 17] dessen Leitung
S. übernahm. Zu den in großem Maßstabe durchgeführten Experimenten, in neuester Zeit teilweise unter Beteiligung des
Professor Winkelmann, gab der preuß.
Staat eine Unterstützung von 60000 M. Aus dieser Anstalt sind eine Reihe wichtiger
Neuerungen auf dem Gebiete der Glassorten für wissenschaftliche Zwecke hervorgegangen. (Näheres hierüber
s.
Glas,
[* 18] Bd. 8, S. 44.)
Außer zahlreichen
Abhandlungen in Wiedemanns
«Annalen», den «Verhandlungen» und «Sitzungsberichten»
des
Vereins zurBeförderung des Gewerbfleißes, der «Zeitschrift für Instrumentenkunde»,
schrieb S. «Beiträge zur Kenntnis der unorganischen Schmelzverbindungen»
(Braunschw. 1881).
Joseph, Militärschriftsteller, geb. zu Wetzlar,
[* 19] trat 1852 in
das 8. Artillerieregiment, wurde 1854
Lieutenant und 1866 Hauptmann; als solcher war er 1867–73
Lehrer an der
Kriegsschule
in
Erfurt
[* 20] und nahm an den
Kriegen von 1866 und 1870 und 1871 teil. 1874 als Major verabschiedet, war er 1875–83
Lehrer an der
Haupt-Kadettenanstalt und lebt seitdem militärwissenschaftlichen
Studien in Groß-Lichterfelde bei
Berlin.
[* 21] S. war nach den großartigen Umwälzungen im neuern Waffenwesen in
Preußen
[* 22] der erste, der ein zu Schulzwecken geeignetes
Lehrbuch, «Grundriß der Waffenlehre» (Darmst.
1868; 3. Aufl. 1876),
herausgab. Auch bearbeitete S. die
Abteilung «Kriegswesen» des «Bilder-Atlas»
(Lpz. 1875) und schrieb ferner
«Frankreichs Kriegsvorbereitung seit 1889» (Berl. 1894; mit «Nachtrag»,
ebd. 1895).
«Zur japan.
Dicht- und Verskunst» (ebd. 1878) und
«Über die
Sprache des
Volkes Rong auf
Sikkim» (ebd. 1882). Untersuchungen anderer Art betreffen
Volkspoesie,
Mythe, Geschichte und Kultur der finn. und hochasiat.
Völker. Dahin gehören namentlich «Die finn.
Sage von Kullerwo» (ebd. 1852),
«Über die esthnische Sage von Kalewi-poeg» (ebd. 1863),
«Über die (hochasiatische)
Sage von Gesser-Chan» (ebd. 1851),
«Über den Buddhismus in Hochasien und in
China»
[* 28] (ebd. 1844),
«Zur Litteratur des chines.
Buddhismus» (ebd. 1873),
«Zur Uigurenfrage» (2 Tle., ebd. 1874–75).In dem schon 1854 ans
Licht
[* 29] getretenen
«Entwurf einer
Beschreibung der chines. Litteratur» gab S.
die erste Übersicht ihres unermeßlichen Reichtums.
1)
Kreis
[* 30] in der hess.
Provinz Oberhessen, hat (1890) 26819 (13273 männl., 13546 weibl.) E. in 55 Gemeinden. –
2) Kreisstadt im
Kreis S., am Vogelsberg und an der
Nidda, an der
NebenlinieNidda-S. (14,2 km) der Oberhess. Eisenbahn, Sitz
des Kreisamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Gießen), hat (1890) 2034 meist evang.
E., darunter 147 Israeliten, Post,
Telegraph,
[* 31] Reste der ehemaligen Befestigungen, eine interessante
Kirche (11. und 14. Jahrh.)
im byzant. und got.
Stil, mit wertvollen Altargemälden, altes Raubschloß, jetzt
Amtsgericht, Bezirkssparkasse,
Volksbank; Holzbildhauerei,
Wollspinnerei, Tuchappreturen, Färbereien, Gerbereien, Fabrikation von
Tuch,
Strumpfwaren, Leinenzeugen,
geräucherten Wurst- und
Fleischwaren und Cigarren, Getreide-, Öl-, Walk- und Lohmühlen, Sägewerke, Brauerei,bedeutende
Jahr-, Vieh- und Pferdemärkte,
Handel mit Würsten und
Fleischwaren.
Missionaren namentlich in Süddeutschland im 6. und
¶
mehr
7. Jahrh. gegründeten Benediktinerklöster.
Dieselben behaupteten ihren Namen, auch nachdem längst keine wirklichen Schotten
mehr in ihnen wohnten, und haben ihn, wie in Wien
[* 33] und Regensburg,
[* 34] bis zur Gegenwart behalten.
im Bauwesen zerschlagene Steinbrocken von etwa 4 bis 7 cm Größe.
Man verwendet den S. beim Grundbau
[* 35] zur
Betonanfertigung, beim Straßenbau zur Bildung der Steinschlagbahnen, zuweilen auch zur Unterbettung von
Pflasterungen, im Eisenbahnbau
[* 36] zur Bettung der Schwellen und Schienen.
Die durch S. gebildete Schicht wird auch Beschotterung
genannt.
Kirche. In Schottland wurde die Reformation durch Adel und Parlament im Kampfe gegen die
streng kath. Königin Maria Stuart eingeführt (s. Schottland, Geschichte). Der Reformator der Schotten, John Knox (s. d.), gab
der religiösen Bewegung seines Heimatlandes die Richtung auf schroffste Ausprägung des Gegensatzes zu Rom
[* 37] in Lehre,
[* 38] Kultus,
Verfassung und Sitte. Puritanischer Eifer und polit. Opposition gegen Klerus und Königtum vollendeten
das kirchliche Reformationswerk im strengsten calvinistischen Geiste.
Das Edinburgher Parlament und die erste kirchliche Generalversammlung führten 1560 das von Knox entworfene Glaubensbekenntnis
(die «Schottische Konfession»),
1561 die schott. Kirchenordnung (Book of discipline) ein, wodurch die Kirche unter ihrem alleinigen
Haupte Christus streng presbyterianisch organisiert wurde. Die Wahl der Prediger, unter denen jede Rangordnung
abgeschafft wurde, wurde den Gemeinden, die kirchliche Gerichtsbarkeit und Gesetzgebung den Kirchensitzungen (kirk-sessions)
der Prediger und Ältesten, den Provinzialsynoden und der Generalversammlung (general assembly) übergeben, der Gottesdienst
mit Beseitigung aller röm. Ceremonien nach GenferMuster in strengster Einfachheit hergestellt.
Die Versuche Maria Stuarts zur Gegenreformation endeten mit der Vertreibung der Königin (1567) und der
wiederholten Bestätigung und allgemeinen Durchführung der Presbyterialverfassung (1592). Als Karl I. durch den Erzbischof
Laud auch in der S. K. eine katholisierende Liturgie einzuführen versuchte, erhoben sich die Schotten zu allgemeinem Widerstand
und schlossen in Edinburgh den sog. großen Covenant gegen Papismus und Episkopalismus. Durch
die in England ausbrechende Revolution wurde Karl I. gestürzt; in Schottland befestigte sich der Presbyterianismus durch die
nur hier vollständig zur Ausführung gelangenden Beschlüsse der Westminstersynode (1643 fg.) und überdauerte alle revolutionären
und kontrarevolutionären Stürme, von denen die Kirche von England heimgesucht wurde.
Nur das Patronatsrecht, das durch das Grundgesetz von 1690 (revolution settlement) abgeschafft war, wurde durch königl.
Gewalt wiederhergestellt (1712). Der kirchliche Unabhängigkeitssinn des Volks führte zu der Gründung zahlreicher Dissidentengemeinden,
die sich teilweise wieder zu größern Körperschaften vereinigten, unter denen die Associate synod (gegründet 1733, die
sich später wieder spaltete und 1820 als Secession Church vereinigt wurde) und die 1761 begründete Relief
Church bedeutende Macht erwarben, die, als sie sich 1847 zu der United Prebyterian Church vereinigten,
noch bedeutend zunahm.
In der Staatskirche erhielten die Gemäßigten (moderates) die Oberhand. Erst der neu erwachte puritanische Eifer des 19. Jahrh.
regte die Forderung unbedingt freier kirchlicher Wahlen abermals auf. Die Generalversammlung von 1834 forderte
den Wahlen der Patrone gegenüber für die Gemeinden ein Veto. Als auch dieses nicht eingeräumt wurde, kam es zuerst zu heftigem
Widerstande der Nonintrusionisten, die von den aufgedrängten Geistlichen nichts wissen wollten, und seit 1843 zur zweiten
Kirchenspaltung und zur Begründung der SchottischenFreikirche (Free Church), die ebenso wie die früher ausgeschiedenen Gemeinden
ihre volle Unabhängigkeit vom Staate und den Grundherren durch den Verzicht auf alles Kirchengut der Staatskirche und durch
große freiwillige Opfer zur Begründung eines neuen Kirchenwesens erkaufte.
Seit 1874 hat auch die Staatskirche das Recht der Patrone abgeschafft. Der Unterschied zwischen den drei
Kirchen besteht jetzt einzig in einer abweichenden Auffassung des Verhältnisses der Kirche zum Staate. In allen drei hat das
früher streng puritanisch gehaltene Kirchenceremoniell sich mehr der auch in England maßgebenden Richtung genähert und
Orgelspiel und Gesang ist jetzt fast in allen S. K. üblich. Über dieVereinigung der Free Church und der
United Presbyterians wurde häufig verhandelt. Gegenwärtig aber richtet sich die ganze liberale Bewegung in Schottland auf
die Aufhebung der Staatskirche (disestablishment), wonach eine Vereinigung der drei presbyterianischen Kirchen zu erwarten
steht. -
Vgl. Sack, Die Kirche von Schottland (2 Bde., Heidelb.
1844-45);
Merled'Aubigné, Die S. K. in ihrem dreihundertjährigen Kampf (deutsch von Fiebig, Lpz. 1851);
Köstlin, Die S.
K. (Hamb. 1852);
Cunningham, Church history of Scotland (2 Bde., Lond.
1863).
Litteratur. Während in dem nördl. Schottland noch bis jetzt eine kelt. Mundart gesprochen
wird, hatte sich in dem südl. Teil des Landes schon seit dem 11. Jahrh. das Angelsächsische eingebürgert, welches sich durch
die zahlreichen Einwanderer aus England immer mehr verbreitete. Die Sprache der größern und bevölkertern Hälfte Schottlands
zeichnete sich zwar durch manche dialektische Eigentümlichkeiten aus, war aber in ihren Hauptzügen
englisch, wie ihre ältesten Denkmäler, die aus dem 13. bis 14. Jahrh. stammen, beweisen.
Von den Gedichten des Thomas von Ercildoune, genannt der Reimer, der gegen 1300 lebte, sind nur Prophezeiungen (hg. von Murray,
Lond. 1875, und von Brandl, Berl. 1880), von John Barbour (s. d.) eine große Dichtung über Robert Bruce
überliefert. Neben ihm lebte Huchown, der ein Gedicht über Arthur schrieb (hg. von Laing; neue Ausg., 3 Bde.,
Edinb. 1872-79). Von ähnlichem Charakter, wie Barbours Werk, ist die um 1420 von dem Geistlichen Andrew of Wyntoun geschriebene
«Orygynal Cronykil of Scotland» (hg. von David Macpherson, 2 Bde., Lond.
1795; Ausg. in 3 Bdn., Edinb.
1872-79, in den «Historians of Scotland»). GroßeVerbreitung fand das Volksepos über den Helden Wallace (um 1460), dessen nur
unter dem Namen des blinden Harry bekannter Verfasser ein wandernder Minstrel oder Bänkelsänger war (hg. von Jamieson, Edinb. 1820 und
von der Scottish TextSociety, 1884-88). Sein Gedicht ist in einer
¶
mehr
von W. Hamilton besorgten Bearbeitung noch heute ein Lieblingsbuch des schott. Landvolks.
Unter den schott. Nachfolgern und Nachahmern des Dichters Chaucer glänzen im 15. Jahrh. der König Jakob I. (gest. 1437) als
Verfasser des «King's Quair» sowie Robert Henryson (gest. um 1506),
von welchem das Schäfergedicht «Robene and Makyne» sowie
auch «The testament of Cresseid», eine Fortsetzung von Chaucers «Troylus and Cresseid», und eine Reihe humoristischer Fabeln
stammen. Diese überragte zu Anfang des 16. Jahrh. William Dunbar (s. d.),
dessen Hauptwerke in allegorischen und moralischen Gedichten bestehen. Gleichzeitig mit Dunbar wirkte als Dichter Gavin Douglas
(s. d., Bd. 5, S. 466 b),
Bischof von Dunkeld (gest. 1522), bekannt als Übersetzer der Äneide. Alexander Scots Liebesgedichte erwarben
ihm den Beinamen des schott. Anakreon. SirDavid Lyndsay (gest. 1555) schrieb gegen den kath. Klerus
gerichtete satir.
Gedichte, wie «Kittie's confession» (1541); in dem satir. Drama «The three estates», welches 1535 öffentlich aufgeführt
wurde, wagte er sogar, König, Adel und Geistlichkeit gleichmäßig zu verspotten («Poetical works»,
hg. von George Chalmers, 3 Bde., Lond.
1806; Ausg. von Small für die Early TextSociety, ebd. 1865-71). Aus dem 15. und 16. Jahrh. stammen außerdem viele der heute
noch sehr verbreiteten schott. Balladen. Während der ganzen zweiten Hälfte des 16. Jahrh. war das
Land von innern Fehden zerrissen, die alle Poesie verscheuchten, und der starre Geist des Calvinismus, der sich mit der Reformation
festsetzte, ließ das Drama nicht aufkommen, auf welchem Gebiet die engl. Dichter so große Erfolge errangen. Sir Richard Maitland
(gest. 1586) und AlexanderHume (gest. 1609) schrieben nur religiöse und moralische Gedichte,
Alexander Montgomerie eine ziemlich schwache Allegorie «The cherrie and the slae» (1597),
die sich indes durch Glätte der Diktion
und ansprechenden Versbau empfiehlt. Das bedeutendste Prosawerk dieser bewegten Zeit war die «History
of the Reformation in Scotland» von John Knox (gest. 1572), dem berühmten
schott. Prediger und Reformator. Nachdem Jakob VI., der selbst sich als Dichter versucht hatte, als JakobI. den engl. Thron
[* 40] bestiegen
hatte, hörten die Gebildeten Schottlands, die stets das Lateinische bevorzugt hatten, ganz auf, zu ihren schriftstellerischen
Arbeiten sich der heimatlichen Mundart zu bedienen. Arthur Johnstone und einige andere schrieben nach Buchanans
(s. d.) Beispiel lat. Verse; Sir Robert Ayton (gest. 1638), William Drummond (gest. 1649)
und alle übrigen schott. Dichter des 17. Jahrh. schlossen sich
der gleichzeitigen engl. Dichterschule an. Während daher die engl.
Sprache immer sorgfältiger bearbeitet wurde, sank das Schottische zu einer lingua rustica herab, der man
in der Litteratur keinen Platz mehr gönnte.
Erst AllanRamsay (s. d.) hob die schott. Sprache und Dichtkunst; der originelle Humor, seine malerischen Skizzen, in welchen sich
die Sitten und Gebräuche seiner Landsleute abspiegelten, sowie die geschickte Behandlung der schott.
Volkssprache brachten eine mächtige Wirkung hervor. Dem Englischen gegenüber, das unterdessen allgemeine
Büchersprache geworden war, konnte zwar das Schottische im 18. Jahrh. nur auf eine bescheidene StelleAnspruch machen. Aber
der Anstoß war gegeben, und es fanden sich bald Nachahmer, welche die
von Ramsay und seinem Freunde Robert Crawford (gest.
1733) eröffnete Bahn verfolgten. Robert Fergusson (gest. 1774) schrieb Satiren und poet.
Schilderungen, die nur von Burns übertroffen wurden, Alexander Roß (gest. 1784) eine Idylle «The
fortunate shepherd».
Von großem Einfluß war die Veröffentlichung der «Reliques» von Percy
(s. d.),
die allgemeines Interesse an den reichen Schätzen schott. Volkspoesie wieder erweckten. David Herd veröffentlichte
schon 1769 eine umfangreiche Sammlung «Scottish songs and
ballads». 1771 erschien die herrliche Ballade«AuldRobin Gray», deren Verfasserin erst ein halbes Jahrhundert später in Lady
AnneBarnard, Tochter des Grafen Balcarres (gest. 1825),
bekannt wurde. Außerdem versuchten sich mit Glück als Liederdichter
John Love (gest. 1798),
John Skinner, Verfasser des «Tullochorum» (gest.
1807), Jane Elliot, Susanna Blamire (gest. 1794) und Alicia Cockburn (gest.
1794). Endlich veröffentlichte Robert Burns (s. d.) 1786 seine ersten Dichtungen, die nicht nur in Schottland, sondern auch
in England mit Begeisterung aufgenommen wurden. Als Dichter gehört Burns allen Zeiten und allen Nationen an; in seiner Redeweise,
seinen Empfindungen und selbst in seinen Vorurteilen aber ist er echter Schotte. Nur durch ihn ward es
möglich, daß Walter Scott den schott. Dialekt in seinen Waverley-Romanen anwenden konnte.
Auf seine Landsleute übte Burns den belebendsten Einfluß aus, und viele eiferten ihm nach. Am nächsten kamen ihm vielleicht
Alexander Wilson (gest. 1813) in dem «Watty and
Meg» und John Mayne (gest. 1836) in dem «Siller
Gun», das sich durch eine glückliche Mischung von Laune und Pathos empfiehlt, während der derbe HumorSirAlexanderBoswells
oft in Roheit ausartet. Von den Liedern Robert Tannahills (gest. 1810) sind namentlich «The
flower o' Dumblane» und «The Braes o' Balquhither» Eigentum des Volks geworden, und Hector Macneill (gest.
1818) stellte in «Scotland's skaith, or the history o' Will and Jean» das Nationallaster der Unmäßigkeit und seine traurigen
Folgen in ergreifenden Zügen dar. Unter allen schott. Dichtern entwickelte James Hogg (s. d.)
die glänzendste, wenn auch ungezügelte Phantasie. All an Cunningham (s. d.) und William Motherwell (gest.
1835) bearbeiteten nach dem Vorgange Scotts («The minstrelsy of the Scottish border», 3 Bde.,
1802) die alten Volkssagen, James Hislop (gest. 1827) feierte die Märtyrer des Covenant und
Robert Nicoll (gest. 1837) schrieb didaktische Gedichte.
Neuerdings erwarben sich große Popularität die Dichtungen Robert Gilfillans, John Wilsons und William
Edmonstoune Aytouns (s. d.), dessen «Lays
of the Scottish cavaliers» namentlich ein kräftiges Nationalgefühl atmen. Neben Aytoun ist am bekanntesten geworden AlexanderSmith.-
Vgl. Bonar, The poets and poetry of Scotland (Lond. 1864);
Rogers, The Scottish ministrel (Edinb. 1873);
Murray, The ballads
and songs of Scotland in view of their influence on the character of the people (Lond.
1874);
Roß, Scottish history and literature of the period of the Reformation (Glasgow
[* 41] 1884);
J. S. ^[John Stuart] Blackie, The
language and literature of the Scottish Highlands (Edinb. 1876) und Scottish Song (ebd. 1889).
Moral und Psychologie beschäftigt haben. Besonders bildeten Francis Hutcheson (s. d.) und Adam Ferguson (s. d.) einen wichtigen
Gegensatz gegen die den Egoismus zu Grunde legende Moral der franz. Schule des 18. Jahrh., indem sie Wohlwollen
und Sympathie als die Grundlage der Moral und den Unterschied zwischen Sinnlichkeit und Sittlichkeit, Tugend und
Glückseligkeit geltend machten. Im besondern bezeichnet man als schott. Schule die Vertreter der Lehre, die im Gegensatz zu
dem Skepticismus DavidHumes (s. d.) als die Theorie des gesunden Menschenverstandes (common sense) vonThomas Reid (s. d.),
James Beattie (s. d.), James Oswald, Dugald Stewart (s. d.) und in weiterm Sinne auch vonThomasBrown (s. d.)
aufgestellt und verteidigt wurde.
Diese Männer suchten jenen Skepticismus dadurch zu überwinden, daß sie gewisse, im Gemeingefühl gelegene und die Erfahrungsthatsachen
ergänzende Grundsätze alles Erkennens annahmen, die für eine Erkenntnislehre auf dem Wege einer psychol. Analyse sicherzustellen
seien. Zu solchen gehören nachThomas Reid unter andern die Voraussetzungen, daß jede Empfindung ein
empfundenes Objekt anzeige, daß die Dinge in Wirklichkeit so seien, wie wir sie wahrnehmen, daß die Naturgesetze unveränderlich
seien, und daß jedes Entstehen eine Ursache habe. Die S. P. gewann in Deutschland
[* 44] im 18. Jahrh. großen Einfluß, den sie durch
Kant einbüßte. In Frankreich waren es im 19. Jahrh. vorzüglich die sog.
Spiritualisten, an ihrer Spitze Maine de Biran, Royer-Collard und Jouffroy, die aufs neue an sie anknüpften. In England bildet
die S. P. noch heute die Grundlage, auf der viele der Neuern, freilich mit Überwindung ihrer Einseitigkeiten, weiter gearbeitet
haben.
Zeuge, solche Gewebe,
[* 45] welche bunte und lebhafte Farben in Streifen, vorzüglich aber in gewürfelten (schottisch
karrierten) und gegitterten Mustern darbieten.
Die S. Z. gehören bei den Schottländern zur Nationaltracht, und es unterscheiden
sich die Angehörigen der verschiedenen Stämme (Clans) durch hergebrachte feststehende Farbenzusammenstellungen.
(engl. Scotland), früher selbständiges Königreich, seit 1707 die
nördl. Hälfte des Vereinigten
[* 46] Königreichs Großbritannien,
[* 47] hängt im S. und SO. mit England durch einen 110 km breiten Isthmus
zusammen, auf dem die Landesgrenze vom Solway-Firth und der Mündung des Esk nordostwärts über die Cheviot-Hills zur Mündung
des Tweed hinzieht, und wird im O. von der Nordsee, im N. und W. von dem Atlantischen Meer, im S. von der
Irischen See bespült, im SW. durch den Nordkanal von Irland getrennt, der an der engsten Stelle, zwischen Kap Mull of Kintyre
und dem irischen VorgebirgeBenmore oder Fair Head, nur 21 km breit ist. Das Areal umfaßt mit den dazugehörigen 787 Inseln,
den Hebriden (s. d.), den Orkney-Inseln (s. o.) und den Shetlandinseln (s. d.), 78895 qkm. (Hierzu
Karte: Schottland.)
Küsten und Oberflächengestaltung. Die Umrisse sind sehr unregelmäßig. Aus allen Seiten dringen fjordartige Seearme und Buchten
(Firths und Lochs) in das Land, im O. der Forth-, Tay-, Murray- oder Moray- und der Dornochbusen, im W.,
außer dem Solwaybusen, der Clyde-, Linnhe-, Nevis-, Carron-, Maree- und viele andere Busen, Baien
und Sunde, so daß der Küstensaum 4072 km
beträgt und schon auf 20 qkm 1 km Küste kommt. Gleichwohl hat nur die Westküste gute natürliche Häfen, während auf
der Ostseite nur der Cromarty-Firth, ein Seitenzweig des Moraybusens, einen solchen bildet.
Eine Senkung des Meeresspiegels um 100 m würde die innern Teile der westl. Fjorde in Seen verwandeln, da an den flachen Mündungen
Land auftauchen würde. Nach Gesittung, Abstammung und Sprache der Bewohner, wie diese namentlich um die Mitte
des 18. Jahrh. sich zeigte, zerfällt das Land in zwei große Teile: die Niederlande (Lowlands) und die Hochlande (Highlands),
deren Grenze durch das breite Thal
[* 48] des Clyde und Forth bestimmt wird. Die Niederlande ähneln England; die Hochlande, das nördliche
S., sind dagegen ein ödes, wenig bevölkertes Land, von rauhem, jedoch mehr feuchtem, nebeligem und
stürmischem als kaltem Klima.
[* 49]
Durch zwei Einsenkungen und Einschnürungen wird das Land in Süd-, Mittel- und Nordschottland geteilt. Südschottland ist
einBerg- und Hügelland, von den Cheviot-Hills und ihren zahlreichen Verzweigungen eingenommen. Die eigentlichen Cheviot-Hills
(s. d.), auf der Grenze gegen die engl. GrafschaftNorthumberland, erreichen 867 m und bieten zahlreichen
Schafherden treffliche Weiden. Westlich schließen sich die Lowther-Hills an, mit dem Hart-Fell (804 m) und dem Broadlaw (835
m) im O., dem Queensberry-Hill (689 m) und dem eigentlichen Lowther-Hill (769 m) im W. Auch noch weiter im W. und SW. breitet
sich Hügelland bis zur Irischen See aus, ohne Kettenbildung, aber mit zahlreichen einzelnen Höhen, z. B.
Cairnsmore of Carsphairn (792 m), Merrick-Mount (843 m) und am Solway-Firth der isolierte Criffel (569 m). Von dem östl.
Hauptteile des ganzen Berglandes, das man auch als Southern Uplands bezeichnet, durch eine thalähnliche Einsenkung getrennt,
liegen im N. des Tweed die Lammermuir-, Moorfoot- und Pentland-Hills (534, 651 und 578 m hoch).
Grüne Ebenen wechseln mit sanft aufsteigenden Hügeln, Fruchtfeldern, mit Wald und Weide,
[* 50] dazwischen finden sich unfruchtbare
Moore und Heiden. Mittelschottland, im S. von dem Forthbusen und der Einsenkung des Forth- und Clydethals, im N. vom Moraybusen
und dem vom CaledonischenKanal
[* 51] (s. d.) durchzogenen Thale von Glen-More-nan-Albin begrenzt, ist zu mehr
als drei Vierteln Gebirgsland. Die Hauptmasse ist die breite Region des Grampiangebirges (s. d.), das im N. Berge von Cairngorm
(s. d.) genannt, im Ben-Nevis, dem höchsten Gipfel der Insel, 1343 m Höhe erreicht.
Die Berggegend im S. und SO. der Grampians erreicht nicht die Küste, sondern endet an der über 126 km
langen, 2-26 km breiten Ebene Strathmore, die sich von Stonehaven gegen SW. bis Stirling am Forth hinzieht und die größte zusammenhängende
Strecke Kulturlandes in ganz S., den Hauptbestandteil der eigentlichen Lowlands bildet, trefflich bebaut und ergiebig
an Gerste
[* 52] und Kartoffeln. Im SO. von dieser Ebene finden sich wieder zwei
Hauptketten: die Sidlaw-Hills, die von Perth gegen NO. ziehen und in Terrassen ostwärts zum Meere, südwärts zu der fruchtbaren
Ebene des Tay abfallen, und die Ochil-Hills (s. d.), die von Perth gegen SW. streifen und im Ben-Cleuch 720 m, in
einer östl. Verzweigung, den Lomonds, noch 527 m Höhe erreichen. Nordschottland oder die North-WesternHighlands, der unwirtlichste
und am geringsten
¶
mehr
bevölkerte TeilGroßbritanniens, besteht aus einer kahlen, von Torfmooren und Sümpfen eingenommenen Hochebene von 150 bis 425 m
Meereshöhe, auf welcher zahlreiche Gipfel emporsteigen. Die höchsten sind der Ben-Dearg (1081 m), der Ben-Wyvis (1045 m);
viele andere erreichen zwischen 900 und 1000 m Höhe. Etwas niedriger sind die Gipfel in den nördlichsten
Teilen, in Sutherland. Kaum ein Zwanzigstel des Landes ist eben, hauptsächlich an der Ostküste, wo die welligen Ebenen von
Caithneß und von Cromarty einiger Kultur Raum geben. Der wunderbare Wechsel von mächtigen Bergen,
[* 54] von burggekrönten Hügeln,
von tiefen Felsschluchten (Glens), von offenen Thälern (Straths oder Carses), besonders an der Ostseite,
von malerischen Felsenküsten, von Seen, Flüssen und Wasserfällen verleiben S. die Reize höchster Romantik.
Geologisches. Im äußersten Nordwesten und auf den Hebriden herrscht archaisches Gestein vor, an der Nordostspitze, am Moray-Firth
und im Strathmore alter roter Sandstein, sonst fast durchweg die silurische und die devonische Formation mit Graniteinschaltungen,
die ihre heutige Gestalt weniger den Faltungen und Verwerfungen als der Denudation verdankt. Der CaledonischeKanal bezeichnet
eine Hauptspalte. Spätere Einbrüche trennten die Hebriden ab, ein Vorgang, der durch das Auftreten eruptiver Thätigkeit
an der Westküste gekennzeichnet wird. Eine Trennung des Gebietes in zwei Teile bewirkt die Mulde zwischen Glasgow
und Edinburgh, wo durch Denudation die jüngern Kohlen in der Mitte bloßgelegt sind, während Devon
[* 55] und Silur die Ränder
bilden. Erhalten haben sich hier auch alte Eruptivmassen. Die Spuren der diluvialen Eiszeiten sind die sog. Kames, Stirnmoränen,
die wie Dämme die Moorlandschaften durchziehen, sowie die meisten Seen.
Bewässerung. Fast alle Flüsse
[* 56] entspringen im Gebirge, haben einen viel raschern Lauf als die Englands,
steigen oft plötzlich an und sind viel weniger zur Schiffahrt geeignet. Die bedeutendsten sind im Osten der Tweed, der Forth,
der bedeutendste von allen, der Tay, der Dee vonAberdeen,
[* 57] der Don, der Spey, der schönste von allen, der
Neß und der Findhorn; im Westen ist nur der Clyde wichtig. (S. die Einzelartikel.) Die zahlreichen Landseen (Lochs)
sind teils Süßwasserseen, teils tief in das Land eindringende Seearme, durch großen Umfang oder reizende Umgebung, fast
alle durch außerordentlichen Fischreichtum ausgezeichnet.
Sie bedecken insgesamt 1665 qkm. Die bedeutendsten der Süßwasserseen
sind der Lomond (mit mehr als 30 Inseln), der Awe und der Neß (s. d.), ferner der Loch Shin, der im nördl.
Hochland eine von NW. nach SO. gerichtete Spalte bezeichnet, Loch Maree, Loch Tay, Arkaig, Shiel, Lochy, Laggan und Morar. Der
einzige bedeutendere See im Tieflande ist der historisch berühmte Loch Leven in Kinroß (s. d.). Der Loch
Neß, Oich und Lochy sind durch den CaledonischenKanal (s. d.) verbunden; außer diesem sind wichtig: der Forth-Clydekanal
(s. Forth) mit dem Unionkanal, der Aberdeenkanal (30 km) und der 1793-1801 erbaute Crinan-Kanal in Argyle. Im ganzen giebt
es 245 km Kanäle, von denen 134 km den Eisenbahngesellschaften gehören.
Klima, Flora und Fauna. Das Klima ist im wesentlichen durch die Meeresnähe bedingt. Kühle, regenreiche Sommer, milde Winter,
stets trüber Himmel
[* 58] sind die Regel. Die Januarisothermen durchziehen das Land von N. nach S., und zwar
schneidet die von
4,5° C. die Hebriden und Cantire, die von 4° geht in Schlangenwindung von den Shetlandinseln zur Westküste,
dann nach Liverpool
[* 59] und London,
[* 60] während die Masse des Innern bis an den Ostrand 3,5° C. zeigt. Im Juli dagegen ist S. weniger
warm als England;
die Isothermen ziehen von W. nach O., indem sie im Innern des Landes nach N. zu ansteigen;
Dumfries im W. und Aberdeen im O. haben 15°, die Nordküste 13,5, die Shetlandinseln
12° C. Westl.
Luftströmungen herrschen vor; gewaltige Regenfälle (bis 4000 mm an der Westküste), plötzliche Stürme sind
häufig. - Die Vegetation entspricht der des mittlern Skandinavien, da die Buche schon südwärts zurückbleibt,
ebenso die Eiche von den Grampians an; nur die Kiefer mit Birke geht bis 59° nördl. Br. Üppig gedeiht im feuchten Bergklima
das gewöhnliche Heidekraut, Callunavulgaris Salisb.
Auf den Berggipfeln sind arktische Arten verbreitet. - Die mitteleurop.
Tierwelt, welche an Artenzahl von Südosten nach Nordwesten stetig abnimmt, betritt in vielen ihrer
Mitglieder den schott. Boden nicht mehr, andere sind hier im Lauf der Zeiten eher als auf dem Kontinent ausgerottet. Doch finden
sich im Hochland auch Formen, welche selbst England abgehen, so eine Lokalrasse des Schneehuhns (Lagopusscoticus Gray), welche
im Winter nicht weih wird, eine Reihe arktischer Wasservögel und Insekten.
[* 61] Die Flüsse und Bergseen sind
reich an edlen Fischen, welche oft auch lokale Rassen nordischer Formen von Lachsen und Saiblingen sind. Die Fauna des Meers
an den Küsten ist infolge der vorherrschenden Entwicklung von Felsen sehr reichhaltig.
Bevölkerung.
[* 62] S. zählte 1801: 1,61, 1821: 2,09, 1851: 2,88, 1881: 3,73 Mill. E. 1891 ergab die Zählung 4025647
E., d. i. 51 auf 1 qkm. Davon waren 1942717 männl., 2082930
weibl. E. Die Zahl der bewohnten Häuser betrug 817568. Von den Städten hatten 34 über 10000 E. und zwar hatten 18: 10-20000,
9: 20-50000, 3: 50-100000 und 4 über 100000 E. Die städtische Bevölkerung beträgt über 47 Proz. der
Gesamteinwohnerzahl. Die größte Stadt ist Glasgow mit (1894) 686820 E.; die Hauptstadt Edinburgh zählt nur 270588 E. Auch
hier zeigt sich die Anziehungskraft der Städte: die Landbevölkerung hat 1881-91 um 5,33 Proz. abgenommen, die der Dörfer
um 4, die der Städte um 14,1 Proz. zugenommen. Nach dem Beruf gliederte sich die Bevölkerung folgendermaßen:
Die kelt. Bestandteile der Bevölkerung haben sich im Nordwesten und auf den Hebriden erhalten. Auf den Orkney-Inseln, den Shetlands
und in Caithneß finden sich altnord. Elemente. Das Englische
[* 63] dringt aber immer mehr vor. Die Schotten, besonders die Hochländer
oder Bergschotten, sind tapfer, gastfrei, wohlwollend, dabei stolz auf ihren Stamm (Clan) und ebenso haushälterisch
wie die
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Zur episkopalen Kirche gehört ein großer Teil des Adels, sie zählt 7 Bischöfe und etwa 80000 Angehörige.
Die Katholiken haben besonders durch Zuwanderung aus Irland stark zugenommen. Sie haben 2 Erzbischöfe, 4 Bischöfe und etwa 365000
Angehörige. Was die Bewegung der Bevölkerung anlangt, so betrug die Zahl der Geburten 1890: 121530, 1891: 125986,
1892: 125011, 1893: 127040, die der Eheschließungen 27441, 27969, 28637 und 27090, die der Todesfälle 78978, 83573, 75568 und 79641. Im
J. 1893 waren 7,4 Proz. der Geburten außerehelich, und zwar 3,3 Proz. auf den Shetlands, 4,9 in Roß und Cromarty, 15,1
in Wigtown. Die Zahl der Auswanderer betrug 1893: 22637, 1894: 14213. Für 93682 Arme werden jährlich 894500
Pfd. St. verausgabt.
Landwirtschaft und Fischerei.
[* 65] Von der Bodenfläche kommen auf das Ackerland und Weide 23, auf Wälle und
Gebüsch 7, auf Gebirge, Heide und Wasser 70 Proz. Unter Anbau stehen im ganzen 4,44 Mill. Acres, d. i. 4,5 Proz. des gesamten
Areals. Die fruchtbarsten Gebiete liegen am Firth of Forth und an der Ostküste bis zum Moray-Firth. In Fife sind 12,
in Aberdeen 43, in Argyll aber 92, in Sutherland sogar 96 Proz. der Fläche Ödland. Die Landwirtschaft hat
also in dem größten Teil des Landes mit Schwierigkeiten zu kämpfen, steht jedoch in Südschottland gegenwärtig
auf einer
fast höhern Stufe als in England.
Hafer
[* 66] ist die Stapelware des Ackerbauers auch auf den Inseln und die Brotfrucht des Landmanns; Gerste
wird meistens zum Branntweinbrennen benutzt. Kartoffeln werden viel gebaut, müssen aber auch eingeführt werden. Auch die
Schafzucht, welche im ganzen der englischen nachsteht, hat sich bedeutend gehoben und sogar in die Hochlande verbreitet;
man schätzt die Zahl der Schafe
[* 67] auf 7272864 Stück. Doch sind im Maximum in Ayr nur 16 Proz. Weiden. Übrigens
wird auch in S., wie in England, bei der Schafzucht weniger auf Erzeugung von guter Wolle als von gutem Fleisch gesehen.
Von Rindern (1201506 Stück) unterscheidet man verschiedene Stämme. Die Gallowayrinder, ohne Hörner, meist schwarz oder gefleckt,
liefern vorzügliches Fleisch, weniger gute Butter. Die Rinder
[* 68] von Aberdeen, Fife, Ayr, Argyll und den Highlands
haben Hörner von mittlerer Länge und liefern teilweise vorzügliches Fleisch und reichliche Milch. Clydesdale hat kleine,
aber ausdauernde Ackerpferde, das Hochland Ponies, die jedoch hauptsächlich auf den Shetlandinseln vorkommen. Im ganzen schätzt
man die Zahl der Pferde
[* 69] in S. nur auf 205707 Stück.
Auch für Schweine
[* 70] wird nur die kleine Zahl von 148535 Stück angegeben. Die schönsten Waldungen (im ganzen 880000 Acres)
enthält der östl. Teil der Hochlande. Hochwild und niederes Wild sind vorhanden sowie Wasser- und Seevögel in Menge, Eidergänse
vorzüglich auf den Inseln. Was die Verteilung des Bodens anlangt, so herrscht hier in noch höherm Maße
als in England und Irland Großgrundbesitz vor; 600 Besitzer haben vier Fünftel des Landes inne. Man rechnet 4741296 Holdings
(Haushaltungen) von 50 bis 1000 Acres, auf 19 Jahre verpachtet und hauptsächlich dem Ackerbau und der Viehzucht
[* 71] gewidmet.
Außerdem giebt es noch, besonders in den nordwestl. Hochlanden, eine Anzahl kleinerer Holdings, sog.
Crofter-Holdings, für 40000 Familien. Die Landverhältnisse sind nach der alten Idee des Lehnswesens geregelt. Die großen
adligen Familien (der Duke of Athol besitzt z. B. 194640, der Duke of Sutherland 176454 Acres in S.) sind die Eigentümer,
das jeweilige Haupt derselben hat das Verfügungsrecht über Grund und Boden. Meist übergiebt er dasselbe
an einen Vasallen in «Feu» oder «Feu
Duty».
Diese bestand früher in einer jährlichen Abgabe von Korn, Vieh u. s. w., seit Ende des 18. Jahrh. in einer
jährlich in Geld zu entrichtenden Grundrente. Diese «Feu» stellt sich als eine
Art beständiger und bedingungsloser Erbpacht dar. Solange der Lehnsmann (Feodar) oder seine Angehörigen den Grundzins regelmäßig
entrichten, hat der Lehnsherr (Landlord) kein Recht, ihn an dem vollen Nießbrauch des Bodens, für Bauen, Ackerwirtschaft,
Viehzucht, Vermieten u. s. w. zu hindern.
Eine Menge Gesetze stellen die Rechte des Landlords, des Feodar und des von diesem abhängigen Abmieters
(Tenant) fest. Die Feu-Charter läuft in der Regel auf 993 Jahre. Das Recht des Grabens nach Edelmetallen oder nützlichen
Mineralien,
[* 72] wie z. B. Kohle, ist dem Landlord vorbehalten. Eine modifizierte Form dieser Erbpacht herrscht in Städten oder reich
bevölkerten Distrikten: the Contract of Ground Annual. Die Fischerei ist bei der großen Küstenausdehnung
sehr bedeutend.
Die Fischerflotte von S. bestand 1893 aus 13491 Fahrzeugen mit 118327 t; 45141 Personen waren mit dem Fischfang beschäftigt.
Der Heringsfang bildet, seit die Holländer aus dem Alleinbesitz desselben verdrängt wurden, eine Hauptbeschäftigung der
Küstenbewohner, besonders im Westen, z. B. in Fraserburgh, Wick und
Peterhead und auf den Orkney- und den Shetlandsinseln; drei Viertel des Ertrags (1892: 61249 t im Werte von 769938 Pfd.
St.) gehen nach dem Kontinent, besonders nach Deutschland. Außerdem
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