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ein histor. Roman (4 Bde., ebd. 1338; 2. Aufl. 1871) u. s. w. Unter seinen histor.
Schriften sind zu ucnnen: «Geschichte der Oper und des königl. Opernhauses in Berlin» [* 2] (Berl. 1852),
«König Wil- helm. Eine militär. Lebensbeschreibung (ebd. 1869), »König Wilhelm im I. 1866" (5. Aufl., ebd. 1868), «Die preuft. Orden, [* 3] Ehrenzeichen und Anszcichnun- gen» (10 Abteil., ebd. 1868-72) u. a. Nach seinem Tode ersckicn «Aus meinem Leben» (3 Vde., Verl. 1879-80). Schneiderfchulen, Anstalten, in denen junge Fachleute hauptsächlich im Zuschneiden nach theore- tischen Grundsätzen ausgebildet werden sollen.
Die älteste Schule dieser Art ist die 1850 gegründete Teutsche Vekleidungsakadcmie zu Dresden. [* 4]
Nach diesem Vorgange benennen sich auch andere ähnliche Schulen;
so giebt es in Leipzig [* 5] allein eine Deutsche [* 6] Schneiderakademie, eine Erste Leipziger Sckncider- akademie und eine Modcuakademie.
Die Schulen sind meist Privatunterncbmungcn, bestimmt für Schüler, aber auch für Schülerinnen.
Die Kurse derselben haben je nach Wunsch und Lehrzeit ver- schiedene Dauer von zwei Wochen bis zu zwei Jahren und dem entsprechend variiert auch das Honorar zwischen 15 und 225 M. An den für Lehrlinge be- stimmten Innungsschulen beträgt das Schulgeld jährlich 3-6 M. Jährliche Frequenz der erstge- nannten Anstalt über 300 Schüler und Schülerinnen.
Innungsschulen giebt es in Preußen [* 7] 20 (die haupt- sächlichsten zu Verlin, Breslau, [* 8] Magdeburg, [* 9] Merse- burg, Hildeshcim, Frankfurt [* 10] a. O., Potsdam, [* 11] Stet- tin, Trier)' [* 12] in Bayern [* 13] 2 (Zu München [* 14] und Vay- reuth);
in Sachsen [* 15] 3 (zu Chemnitz, [* 16] Plauen [* 17] im Vogt- lande und Zwickau). [* 18] Schneidervogel (OrtKotoinuZ longicauäk Fti'i'c/^.), ein kleiner, zu den echten Sängern ge- börigcr Singvogel Ostindiens, ist durch die Art be- rühmt, auf die er sein Nest verfertigt. Er verbindet nämlich, um seine Jungen gegen die Vaumschlangen zu schützen, durch eine Naht mittels feiner Pflanzen- fasern, die er durch Stiche zieht, die er mit dem Schnabel gemacht hat, die Ränder eines größern, am Ende eines schlanken Zweigs stehenden Blattes, so daß eine Art Tasche entsteht.
Wenn das Blatt [* 19] nicht groß genug ist, uäht er auf gleiche Weise noch ein zweites Blatt daran.
Zuletzt füttert er das Innere mit Wolle, Federn u. s. w. Auch eine in Südeuropa einheimische Sylvie ((^ticolH Lclioeni- cola Zoiltt^.) verbindet Seggcnblütter auf ähnliche Weise durch Fäden. Schneid eschlinge, s. Galvanokaustik.
Schneidewalze, Gerät zur Bonbonfabrikation (s. Bonbons). Schneidewin, Friedr. Wilh., Philolog, geb. zu Hclmstcdt, besuchte die Universität Göttingcn, wurde 1833 Lehrer am Gymnasium zu Braunschweig [* 20] und habilitierte sich 1836 an der Uni- versität Göttmgen, wo er 1837 außcrord. und 1842 ord. Professor wurde. Er starb in Göttingen. [* 21]
Von seinen Werken sind zu nennen: «I)6i6cM8 1)06318 (^raecoi-uin» (3 Bde., Gott. 1838 -39), «^oi^6ctkn6H ci-itica» (ebd. 1839),
«Beiträge zur Kritik der?oeta6 I^i'ici ssr^eci» (ebd. 1844),
die Ausgaben von Martials «N^iFi-aminata» (2 Bde., Grimma [* 22] 1842),
von Sophokles' Tragödien (Berl. 1851-53 u. ö., besorgt von Nauck),
der neu aufge- fundenen Neden des Hyperidcs (Gott. 1853),
von Äschylus' «Agamcmnon» (Berl. 1856),
der «Iai-06- miozi-aiM Fi-aeci» (mit von Lcutsch, 2 Bde., Gott. 1839-51),
des Hippolytus (mit Tunckcr, 2 Bde., ebd. 1856-59),
des Vabrius (ebd. 1853; 2. Aufl. 1865),
der Fragmente der Politien des Hcraklides (ebd. 1848).
Seit 1846 erschien die von ihm ge- gründete Zcitfchrift «?1ii1o1oFU3».
Schneidezähne, s. Gebiß und Zahn. Schneidklinge, Schneideiscn, ein Werkzeug zum Schneiden von Schraubengewindcn an dünnen Schrauben, [* 23] bestehend aus einer Stahlplatte mit durch- gehenden Offnungen verschiedenen Durchmessers, welche mit Muttcrgewin- _-______ den versehen sind (s. bei- s ? ? ? ^ stehende Abbildung).
Auf ^ ^ ^ ^ den Stift, welcher Schrau- bengewinde erhalten foll und zu diesem Zwecke im Schraubstocke eingespannt worden ist, wird die S. mit einer passenden Öffnung aufgeschoben und dann unter mäßigem Druck im Kreise [* 24] herum bewegt.
Zum Schneiden starker Schrauben, wozu man die Kluppe [* 25] (s. d.) anwendet, ist die Wirkung mehr auf einem Einpressen der Gewinde als auf einem wirklichen Schneiden beruht. Schneidkluppe, s. Kluppe. Schneifel oder Schneeeifel, s. Eifel. Schneisen (S chneuß en), in der Forstwirtschaft künstlich angelegte, Holzteer zu erhaltende Streifen, mittels deren der Forst [* 26] dort, wo Wege und natür- liche Trennungslinien (z. B. Gewässer, Fclsenkämme) dazu nicht ausreichen, in Abteilungen (s. d.) zerlegt wird.
Man unterscheidet Haupt- und Ncbenschneisen.
Erstere, auch Wirtschafts streifen genannt, ver- laufen in der Richtung des Hiebes, meist von Ost nach West, und werden so breit angelegt, daß sich die sie begrenzenden Bestände an den fteien Tland gewöh- nen, so daß sich «Randbäume» entwickeln, die nach- teiligen klimatischen Einwirkungen (Wind, Sonne) [* 27] widerstehen, wenn auch der neben- oder vorliegende Bestand abgetrieben wird.
Im.Hochwald ist dazu eine Breite [* 28] von 10 bis 12 m nötig, aber auch ge- nügend, im Nieder- und Mittclwalo genügen 2,5 in. Die nur 2,5 in breiten Nebenschneisen verlaufen pa- rallel den Schlaglinien, mehr oder weniger recht- winklig auf die Wirtschaftsstreifen, sie teilen die ein- zelnen Hiebszüge in der Richtung des Hiebes in Abteilungen.
Sämtliche Abteilungen bilden das Schneisen netz;
dieses dient als Schutzmittel zur Waldpflege und erleichtert die Orientierung für wirt- schaftliche und geometr. Arbeiten.
Die oft erstrebte Regelmäßigkeit des Schneisennetzes ist nur auf ganz ebenem Terrain möglich, im Gebirge muh es sich letzterm fo anschließen, daß die Schläge annähernd parallel den Nebenschncisen geführt werden können; diese müssen daher in der Richtung des Vergabhanges verlaufen. (S. Waldeinteilung.) Schnellbelagerung, auch Artillcriebela- gerung genannt, ein von den Engländern in den Feldzügen in Spanien, [* 29] Frankreich und den Nieder- landen von 1812 bis 1815 mehrfach angewandter abgekürzter Festungsangriff.
Man umgab dabei die Angriffsfront, falls deren Maucrwcrk sichtbar war, etwa auf 450-600 m Entfernung mit einer Parallele, [* 30] in der Enfilicr-, Demontier- und Bresch- batterien angelegt wurden;
hatten diese gehörig ge- wirkt, so erfolgte der Sturm.
Ein ähnliches Ver- fahren versuchten die Engländer während des ersten Abschnittes der Belagerung von Sewastopol [* 31] 1855, aber ohne Erfolg. Schnelldampfer, Passagierdampfer, die bei einer Turchschnittsgeschwindigkeit von etwa 17 bis ¶
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23 Seemeilen einen regelmäßigen Verkebr mit an- dern Kontinenten vermitteln.
Die ersten S. in größerer Zahl, mit Geschwindigkeiten von 16 bis 18 Seemeilen, führte seit 1880 der Norddeutsche Lloyd (s. d.) ein.
Der erste deutsche S. war die 1880 erbaute, verunglückte Elbe, die nach heutigen Begriffen mit ihrer geringen Geschwindig- keit von 16 Seemeilen kaum noch zu den S. gerecbnet werden konnte.
Gleichzeitig begannen 1881 die Scr- via der Cunard-Linie und die City of Nome ihre Fabrten. 1883 folgten die Werra und Fulda [* 33] des Norddeutschen Lloyd, die Oregon der Guion-Linie und die Aurania der Cunard-Gesellschaft;
1884 die engl. America und die norddeutschen Lloyodampfer Eider und Ems; [* 34]
1885 die Cunarder Etruria und Umbria, 1886 die norddeutschen Lloyddampfer Aller, Trave, Saale sowie die franz. Postdampfer Bre- tagne, Champagne, Vourgogne und Gascogne, 1887 der große S. Lahn vom Norddeutschen Lloyd (s. Tafel: Schiffstypen [* 32] II,Fig.1, beim Artikel Schiff), [* 35] 1888 die City of New Uork der engl. Inman-Linie und 1889 die City of Paris [* 36] derselben Gesellschaft;
beide Dampfer gingen unter dem Namen New Jork und Paris 1892 in amerik.
Besitz über. 1889 begannen auch die Fahrten der hamburgischen Paketfabrt- dampfer Augusta Victoria und Columbia [* 37] sowie des White-Star-Liners Teutonic. 1890 folgten Majestic der zuletzt genannten Linie, Normannia der hambur- aischen Paketfahrt und Spree vom Norddeutschen Lloyd;
1891 Havel vom Norddeutschen Lloyd, Fürst Bismarck der hamburgischen Gesellschaft und die franz. Touraine. 1893 begannen die Fahrten der mächtigen Cunarddampfer Campania und Lucania; seitdem sind bis 1895 neue S. nicht in Betrieb gesetzt worden.
Man beginnt allmählich die ungebeuern Kosten zu scheuen, die die S. machen;
die neuen Schisse kosten durchschnittlich 6 Mill. M. Der Kohlen- verbrauch beträgt durchschnittlich 0,9 K3 für eine Pferdestärke in der Stunde.
Die Unkosten jeder Reife eines großen S. werden also zwischen 40- 50000 M. betragen.
Für Bequemlichkeit der Passa- giere ist auf allen S. in luxuriöser Weise Sorge getragen;
die Schiffe [* 38] gleichen in ihrer Ausstattung fchwimmenden Palästen.
Auch auf die Sicherheit gegen Versinken wird von Jahr zu Jahr mehr Be- dacht genommen. So hat die Campania 16 Quer- schotten und ein Längsschott, die alle wasserdicht ge- schlossen sind;
die Zahl der kleinen wasserdichten Zellen des Doppelbodens und der vordern Näume der Schiffe beträgt mehrere Hundert.
Die S. Paris und New Jork haben in den wasserdichten Schotten gar keine Thüren mehr, um die Gefahr zu vermindern, daß bei einem Unfälle einzelne wasser- dicht verschließbare Thüren etwa offen bleiben könnten.
Diefe Schotte sind bis unter das Ober- deck geführt;
will man aus einem Raume in den andern, so muß man über das Oberdeck hinweg- steigen. Es hat sich gezeigt, daß diese Einricbtlmg die Wohnlichkeit der großen Dampfer nicht stört; desdalb bat man auch auf neuen englischen S. die Scbotttbürc-n ganz weggelassen. Ob bei dem Unter- gange der Elbe alle Thüren geschlossen waren, ist nicht aufgeklärt worden. Wichtig für die Beurteilung der Durchschnitts- leistungen der S. sind die amtlichen Zusammen- stellungen des Generalpostmeisters der Vereinigten [* 39] Staaten über die Schnelligkeit der Postbcsörderung mit den S. Danack war im 1.1893 die Reihenfolge der schnellsten S. folgende: Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. XIV. Jahr des Fahrt- beginus Campania Normannia . . . . svürst Bismarck . . New York Teutonic Columbia Paris Majestic Umbria Etruria Havel Spree Augusta Victoria . Lahn Touraine Bourgogne . . . . Aller Aurania Trave Bretagne Ems Saale Gascogne Kaiser Wilhelm II. Servia Germanic Britanic Alaska Elbe enal. deutsch " amerik. engl. deutsch amerik. engl. deutsch franz. » deutsch engl. deutsch franz. deutsch " franz. deutsch engl. deutfch 1893 1890 1891 1888 1889 1889 1889 1890 1885 1885 1891 1890 1889 1887 1891 1886 1886 1883 1886 1886 1884 1886 1886 1889 1881 1880 1880 1881 1881 N?ilen Beförderung ^1893 Stunden 2 5 7 11 13 7 10 12 9 12 10 7 8 12 8 10 11 12 10 10 5 11 10 3 12 12 11 3 10 166,3 172,7 176,6 176,7 177,9 178,i 179,0 179,4 179,8 179,9 185,4 188,4 189,5 191,0 193,4 203,7 204,5 205,4 205,5 205,6 208,i 208,i 208,2 213,7 214,0 215,0 216,9 216,9 220,6 Die kürzesten bisher mit S. gemachten Fahrten zwischen England und den Vereinigten Staaten sind die der Lucania der Cunard-Linie 1893 in 5 Tagen 12 Stunden 47 Minuten und der Campania 1893 in 5 Tagen 12 Stunden 7 Minuten. Von deutschen S. sind zu erwähnen die der Hamburg-Amerikani- schen Paketfalnt-Aktiengesellschaft (s. d.) gehören- den Augusta Victoria (s. Tafel: Dampfschiff [* 40] I, Bd. 4, S. 746), vom Vulkan in Stettin [* 41] gebaut, und die Columbia, von Laird Brothers in Liverpool [* 42] gebaut. Beide sind ziemlich gleicher Konstruktion, haben die Dimensionen: Länge 140 m, Breite 17 m, Tiefe vom Oberdeck bis Kiel [* 43] 12 m, Tiefgang beladen 7,6 m, Tonnengehalt 7642 t Brutto oder 9500 t Deplacement. Die Schiffe sind aus bestem Stahl gebaut, haben Doppelboden mit zahlreichen Zellen, die teilweise zur Mitnahme von Frischwasser für die Kesselspcisung benutzt werden. Elf wasserdichte Querschotte schützen gegen das Sinken. Über dem Oberdeck befindet sich noch das Promenadendeck, unter dem Oberdeck drei weitere durchgehende Decke: [* 44] das Hauptdeck, Zwischend-eck und Orlogdeck. Jedes der Schiffe hat Doppelschrauben und dement- fprechend je zwei dreifache Expansionsmaschinen f s. d.), deren Cylinderdurchmesfer sind: für Hoch- druck 1 m, Mitteldruck 1,5 iu, Niederdruck 2,6 m, der Hub ist 1,7 m. Neun Cylinderkessel, je drei zusam- men in einer Abteilung, liefern den Dampf, [* 45] wobei ihre Leistungsfähigkeit durch forcierten Zug gestei- gert wird. Bei der Probefahrt hat die Columbia 19 Seemeilen erreicht, dabei 13000 Pferdestärken indiziert. Der Kohlenverbrauch beträgt etwa 2400 5 pro Neise; er betrögt bei der Augusta Victoria etwa 250 t in 24 Stunden, bei der Columbia 280 bis 290 t, wobei erstere auf etwa 17, letztere auf18See- 36 ¶
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weilen Durchschnittsgeschwindigkeit kommt.
Jedes der Schiffe kostet 4^ Mill. M. Etwa 40 Kilfs- maschinen dienen den verschiedensten Zwecken: zum Betrieb von Winden, [* 47] Pumpen, [* 48] Elevatoren, Steuer- vorrichtungen, Dynamomaschinen u. s. w. Die Schisse fassen etwa 1000, die neuesten 1400 Passa- giere und haben eine Bemannung von rund 250 Köpfen. 10 Stahlblechboote hängen an den Schiffs- seiten als Rettungsboote.
Der S. Fürst Vismarck ist der schnellste deutsche S.;
er ist 153 m lang, 17,5 m breit, hat 7 m Tiefgang, 10500 t Deplacement;
seine beiden Maschinen leisten 16410 Pferdestärken und geben mit den Zwillingsschrauben dem Schiffe 21 Seemeilen Geschwindigkeit.
Die Normannia in- diziert 16 250 Pferdestärken und läuft 20^ See- meilen.
Die Lahn ist 136,6 m lang, 14,9 in breit, hat 7700 t Deplacement und 6,7 m Tiefgang.
Die Maschine [* 49] leistet 9500 Pferdestärken und giebt 19,5 Seemeilen Geschwindigkeit.
Die neuesten S., die engl. Cunard-Dampfer Cam- pania und Lucania sind Schwesterschifse.
Die Cam- pania ist 189 m lang, 20 in breit, hat 13,i m Tief- gang; das Schiff ist nur 22 m kürzer als der berüch- tigte unsörmliche Great-Eastern, hat aber viel schlan- kere Formen und daher geringern Tonnengehalt.
Das Deplacement beträgt etwa 12500 t. Die zwei Riesenschornsteine des Schiffs sind vom Kiel ab ge- rechnet höher als der Eddystone-Leuchtturm;
ihr Durchmesser ist 5,8 m, so daß eine Postkutsche wie durch einen Tunnel [* 50] bequem durch das Rohr fahrm könnte.
Die Brücke [* 51] für die wachthabenden Offiziere liegt 18,3 m über der Wasserlinie und der Ausgucks- mann auf dem Fockmast in 30,5 m Höhe übersieht einen Umkreis von 15 Seemeilen.
Ihr Kohlenvorrat beträgt 3200 t;
sie braucht ihn auf einer Reife fast auf. Die Doppelschraubenmaschinen haben je 5 Cy- linder; beide zusammen leisten über 30000 Pferde- stärken und geben dem Schiffe eineMarimalgefchwin- digkeit von 23 Seemeilen. 12 große Doppelkefsel mit je 8 Feuerungen und zwei kleinere Kessel mit zu- sammen 6 Feuerungen liefern den Dampf. Es sind also 102 Keffelfeuer vorhanden.
Der Arbeitsdruck beträgt 11,62 kF pro Quadratcentimeter.
Die Kessel sind die größten, die je gefertigt wurden;
sie haben 5,5 m Durchmesser und 5,2 m Länge.
Die Kolben, Kolben- und Pleuelstangen der Maschinen wiegen über 120 t;
der Kurbelhub beträgt 1,75 m. Die Ma- schinen machen im Mittel 81 Umdrehungen pro Mi- nute. Die Mannschaft zählt 415 Köpfe, darunter 61 Seeleute, 195 Maschinisten und Heizer, 159 Köche und Kellner. An Passagieren kann Lucania fassen: 600 der I., 400 der II., 700-1000 der III. Klasse. An Ladung kann das Riesenschiff nur 1620 t neh- men. Die große Stahlplatte des Ruders (6,7 X 3,5 m Fläche und 3,2 eiu Dicke) muhte vom Kruppschen Stahlwerk gewalzt werden, weil keine engl. Firma sie herstellen konnte.
Jeder Anker [* 52] wiegt 8^ t;
die Glieder [* 53] der Ankerkette sind 0,3 m breit.
Vier Um- gänge auf dem Promenadendeck geben einen Spa- zierweg von 1 Seemeile (fast 2 lim). Litteratur. Busley, Die neuern S. der Han- dels- und Kriegsmarine (2. Aufl., Kiel und Lpz. 1893); Haack und Busley, Die technische Entwick- lung des Norddeutschen Lloyds und der Hamburg- Amerikanischen Paketfahrt-Aktien-Gesellschaft (Berl. 1893);
H. Williams, «liis gtsam Nav? ok Nugianä (Lond. 1893). Schneller, in der Spinnerei soviel wie Strähn (s. Garn); bei Fuhrwerken der Schließhaken der Hemmkette; am Webstuhl [* 54] soviel wie Treiber oder Vogel (engl. picker). Schneller, Christian, tiroler Dichter, Landes- und Sprachforscher, geb. zu Holzgau im Lechthale, studierte in Innsbruck [* 55] und Wien [* 56] ansangs Medizm, dann Philosophie, wurde 1856 Gymnasiallehrer in Roveredo, 1868 in Innsbruck und 1869 k. k. Landesschnlinspektor für die Volks- schulen Tirols, 1874 für die Mittelschulen in Tirol [* 57] und Vorarlberg. Er veröffentlichte: »Aus den Bergen. [* 58] Gedichte" (Nürnb. 1857),
«Am Alpsee. Dichtung» (Innsbr. 1860),
«Jenseit des Brenners. Gedichte» (ebd. 1864),
«Eldorado. Dichtung» (Gera [* 59] 1871),
«St. Valentin. Dichtung» (Innsbr. 1890), «Der Einsiedler von Fleims. Dichtung» (ebd. 1893). Auf dem Gebiete der Tiroler Landes - und Sprach- kunde erschienen von ihm «Märchen und Sagen aus Welschtirol» (Innsbr. 1867),
«Die roman. Volks- mundarten in Südtirol», (Bd. 1, Gera 1870),
«Lan- deskunde von Tirol» (Innsbr. 1872),
«Die Volks- schule in Tirol vor hundert Jahren» (ebd. 1874), «Skizzenund Kulturbilder aus Tirol» (ebd.1877),
«Ti- rolische Namensforschungen. Orts- und Personen- namen des Lagerthales in Südtirol» (ebd. 1890), «Beiträge zur Ortsnamenkunde Tirols» (2 Hefte, ebd. 1893 - 94). Schnellfeuerkanonen, einläufige Geschütze, [* 60] die durch besondere Einrichtung des Verschlusses zum raschen Feuern befähigt sind.
Die Vorbe- dingungen zur Abgabe schnellen Feuers bestehen 1) in aufgehobenem oder möglichst beschränktem Rücklauf des Geschützes;
2) in gleichzeitigem Laden und Richten des Geschützes, und 3) in der Verschluß- einrichtung.
Anwendung von Einheitspatronen und Perkussionszündung, wie bei Gewehren, sind wesent- lich zur Erreichung des Zwecks.
Besonders vorteil- haft sind S. gegen rasch sich bewegende Ziele, die plötzlich auftauchen und wieder verschwinden, wie z. B. feindliche Torpedoboote.
Zum Angriff gegen diese wurden sie daher auch zuerst konstruiert und verdrängten durch ihre größere Einfachheit bald die vorher dem gleichen Zweck dienenden Kartätschge- schütze und Revolverkanonen.
Nach und nach immer vervollkommnet und größern Kalibern (bis 15 cm) angepaßt, sind sie jetzt in fast allen Marinen einge- führt.
Auch in Festungen werden sie vielfach z. B. als Flankengefchütze gebraucht.
Ihrer Verwendung in der Feldartillerie steht der Umstand entgegen, daß selbst bei Anwendung vorzüglicher Bremsen [* 61] der Rücklauf des Geschützes beim Schuh nicht erlaubt, die wirtliche Feuergeschwindigkeit des Rohrs voll auszunutzen;
dennoch bieten auch für diesen Zweck die S. derartige Vorteile, daß es voraussichtlich nur noch kurzer Zeit bedarf bis zur Verdrängung der jetzi- gen Feldgeschütze durch Schnellfeuer-Feldgeschütze. (S. Grusons Schnellfeuerkanonen, Hotchkiß-Schnell- feuerkanonen, Canet-Kanonen, Krupps [* 62] Schnellseuer- kanonen, Nordenfelt-Schnellfeuerkanonen, Skoda- Schnellfeuerkanonen.) Schnellfliegen, s. Raupenstiegen.
Schnellflutz von Baums, s. Flußmittel.
Schnellaalgen, eine Art Galgen (s. d.);
auch eine auf Schiffen übliche Strafe (s. Estrapade).
Schnellgerbung, s. Lederfabrikation (Bd. 11, S. 13 a). Schnellhammer,einleichterMaschinenhammer, bei dem die Arbeitsleistung durch rasche Aufeinan- derfolge der Einzelschlüge gesteigert wird (s. Dampf- hammer und Kurbelhammer). [* 63] ¶
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Schnelligkeit einer Bewegung, soviel wie Ge- schwindigkeit is. d.). Schnellkäfer, Schmiede (Ni^tei-iäas), eine sehr zahlreiche (in mehr als 3000 Arten) über die ganze Erde verbreitete Familie von Käfern, die eine schlanke, gestreckte Gestalt, etwas niedergedrückte Flügeldecken, ein gewölbtes großes Brustschild, ziemlich lange gesägte, bei den Männchen nicht selten gekämmte Fühler und kurze Beine besitzen. Ihren deutschen und wissenschaftlichen Namen Matsi-, der sich Aufschwingende) haben die S. von der Fähig- keit, sich, wenn sie auf den Rücken zu liegen gekom- men sind, kräftig in die Höhe zu schnellen und dann wieder auf die Beine niederzufallen.
Der vordere freiere Brustabschnitt ist mit der dahinter befindlichen Mittelbrust sehr gelenkig verbunden und läuft auf der Unterseite in einen Stachel aus, der in einer Grube der Mittelbrust liegt. Wird ein solcher Käfer [* 68] aus den Rücken gelegt, so stemmt er den hintern Teü seines Hinterleibes und den vordern seines Brustschildes derart gegen die Unterlage, daß er wie geknickt erscheint und den Boden nur an zwei Punkten berührt; dabei ist der Bruststachel aus sei- ner Grube heraus an den Rand der Mittelbrust getreten.
Nun drückt der Käfer mit großer Muskel- kraft denselben plötzlich wieder in die Grube zurück, dadurch erhält der Körper einen Stoß, Hinterleibs- spitze und Brustschildvorderteil heben sich plötzlich von der Unterlage, die jetzt von dem Vorderrand der Flügeldecken und dem Hinterrand des Brust- schildes mit so bedeutender Gewalt berührt wird, daß der Käfer durch den Rückstoß in die Höhe ge- worfen wird. Amputiert man den Bruststachel, so hört die Schnellfähigkeit auf. Zu den S. gehören ^1g.u3 1aot6!i8 Z^FcH. (f. Tafel: KäferI, [* 67] Fig. 10) aus Indien und (^nieera. Q0di1i8 ^at/-. [* 67] (Fig. 11) von Madagaskar. [* 69]
Schnellkraft, soviel wie Elasticität (s. d.. Schnelllot, s. Löten. Schnellphotographie, s. Ferrotypie. Schnellpökeln, s. Fleischkonservierung. Schnellpresse, [* 70] eine durch mechan. Betriebskraft in Bewegung gefetzte Druckmaschine, welche die Form selbstthätig färbt und den eingelegten Bogen [* 71] be- druckt und auslegt. Schon 1790 nahm der Engländer Will. Nicholson das Patent auf eine S. Die Aus- führung gelang aber erst dem deutschen Buchdrucker Friedrich König (s. d.), der im Verein mit Andr. Friedr. Bauer in London [* 72] das erste Patent für eine Flachdruckpresse (mit Tiegeldruck) nahm, dann die erste einfache Cylinderdruckmaschine (patentiert erfand, der bald darauf die doppelte Cylindermaschine (1814) sowie die Ein- richtung zum Druck auf beiden Seiten folgte.
Als weitere Verbesserungen gingen hieraus die Schön- und Widerdruckmaschine, die verbesserte einfache Druckmaschine und die Doppelmaschine hervor. Die Fabrik von König & Bauer wurde 1817 nach Oberzell oei Würzburg [* 73] verlegt; andere Fabriken in Deutsch- land errichteten Helbig macher in Hamburg, [* 74] Sigl in Berlin, Reichenbach [* 75] in Augsburg [* 76] (jetzt Maschinenfabrik Augsburg), Klein, Forst H Bohn Nachfolger in Johannisberg am Rhein u. a. Die einfache S. führt unter Bedienung eines Burschen oder Mädchens die Arbeiten von zwei Druckern mit mehr als fünffacher Schnelligkeit aus.
Sie scheidet sich in drei Hauptteile: das Fundament, den Druckcylinder und das Farbewerk. Auf dem Fundament, einer eisernen Platte, die durch den Me- chanismus der Maschine eine regelmäßig wagerecht bin und her gehende Bewegung erhält, liegt die Schriftform; über dieser, auf der Mitte ihres Weges, befindet sich der Druckcylinder, eine eiserne, mit Pa- pier und Stoff überzogene Walze, welche durch Ein- greifen in eine am Fundament befestigte Zahnstange eine mit der Vewegungsgeschwindigkeit der Form ge- nau Schritt haltende drehende Bewegung erhält, so lange, als die Form sich in hingehender Bewegung unter dem Druckcylinder befindet, während letzterer für den Rückgang festgestellt wird. über diesen Cy- linder und einige hölzerne Nebenwalzen gehen Leit- bänder, um den Bogen auf den Cylinder und nach erfolgtem Druck wieder abzuführen.
Vor dem Cy- linder liegt der Schwärzapparat, eine eiserne Farbe- walze, die von einem Farbebehälter bei jedem Spiel der Maschine die Farbe an mehrere Verteilungs- walzen abgiebt. Durch die umdrehende Bewegung der sämtlichen sich berührenden Walzen, die bei einigen mit einer seitlich hin und her gehenden Be- wegung verbunden ist, verteilt sich die Farbe, bis sie als eine gleichmäßige Schicht auf 2-4 mit ela- stischer Komposition überzogene Holzwalzen und von da auf die Letternform übertragen wird.
Vor dem Druck steht die Form am Anfange ihrer Bahn. Während des Ganges der Maschine legt ein Bursche oder ein Mädchen an bestimmte Marken auf den Druckcylinder einen Bogen Papier an, der durch die Greifer des Druckcylinders erfaßt und von diesem der Form zugeführt wird. Unterdes ist die Form unter dem Schwärzapparat durchgegangen, hat dort von den Schwürzwalzen die Farbe empfangen und langt unter dem Druckcylinder gleichzeitig mit dem zu druckenden Bogen an. Letzterer empfängt wäh- rend des Durchgangs zwischen Cylinder und Form den Abdruck und wird nach vollendetem Druck und während die Form noch weiter über den Druckcylinder hinausgeht durch Leitbänder zu einer Tafel am Ende der Maschine geführt, wo ihn eine zweite Person ab- nimmt.
Das Ablegen der bedruckten Bogen kann durch einen mechan. Auslegeapparat auch von der S. selbstthätig bewirkt werden. Die Form beginnt hier- auf ihren Mückgang. Der Druckcylinder läßt sie ver- möge einer Abplattung während seines Stillstandes unter sich durchgehen, und sie gelangt so wieder an den Ausgangspunkt, um dieselbe Manipulation zu wiederholen. Eine solche einfach wirkende S. liefert 1000-1400 Abdrücke in der Stunde und bedruckt den Bogen nur auf einer Seite. Bald baute man aber Toppelschnellpressen. Die jetzt gebräuchlichsten be- drucken mit zwei Druckcylindern von einer Form stündlich etwa 2400 Bogen; dabei sind außer dem Maschinenmeister nur zwei Anleger erforderlich. Die Doppelmaschine für Illustrationsdruck mit schwin- gendem Druckcvlinder von Klein, Forst & Bohn Nachfolger in Johannisberg (s. Tafel: Schnell- pressen I, [* 67] Fig. 3) ist sehr kräftig und exakt gebaut; dieselbe hat nur einen Druckcylinder, dieser ist bei dem Hin- und Nückgange des Fundaments in Bewegung ^ und liefert bei jeder Schwingung [* 77] einen Abdruck.
Fer- ' ner brachte man es auch dahin, sog. vollständige oder ! Komplettmaschinen herzustellen, die den Bogen umscklagen, auf beiden Seiten bedrucken und fo 900 -1000 Bogen in der Stunde auf beiden Seiten be- ^ druckt liefern. Hierbei findet indes ein Abschwärzen ! des Widerdrucks statt. Deshalb wird gleichzeitig mit ^ jedem weihen Bogen ein Makulaturbogen durch die Maschine geleitet, der sich beim Widerdruck auf den Druckcylinder unter den ersten Abdruck legt und so 36* ¶
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das Abschwärzen für den folgenden Bogen verhütet. Eine andere Einrichtung besteht darin, daß ein sog. Wischapparat aus imprägnierten Walzen den Cylin- der rein wischt, ehe ein neuer Bogen aufgelegt und gedruckt wird. Der Mechanismus und Betrieb der S. wird jedoch hierdurch zusammengesetzt und kost- spielig, weshalb die Komplettmaschinen wenig in Gebrauch gekommen sind. Außer der beschriebenen sog. Cylinderfärbung be- nutzt man auch die Tischfärbung. Bei dieser be- sonders in Frankreich, England und Amerika [* 79] be- liebten Verreibungsweise entnimmt eine Kompo- sitionswalze die Farbe vom Farbekasten und dest'en Metallcylinder, überträgt sie auf eine am Funda- ment angebrachte eiferne Tischplatte und verreibt sie vermittelst einer Anzahl Reibwalzen.
Der mit dem Fundament hin und her bewegte Tisch überträgt dann die bestens verriebene Farbe auf die Auftrag- walzen und diese bringen sie auf die Druckform. Die Verreibung und Auftragung der Farbe ist jetzt wesentlich vervollkommnet, um auf den Maschinen auch Illustrationen in Holzschnitt, Kupfer [* 80] oder Zink- ätzung wie auch Buntdruck ohne Schwierigkeit aus- zuführen. Hierzu dienen die sog. übersetzten, neuer- dings sogar mit einer Doppelsärbung versehenen Maschinen, die ein vorzügliches Drucken von Illu- strationen und buntfarbigen Formen ermöglichen.
[* 78] Fig. 1 der Tafel: Schnellpressen I zeigt eine ein- facheS.mit Kreisbewegung und Doppelfärbung, die oft auch noch durch zwei weitere Auftragwalzen (also insgesamt vier) vervollständigt und so zu höch- ster Leistungsfähigkeit gebracht wird. In gleicher Weise mußte den Anforderungen an schnelle, einfache und billige Herstellung der sog. Accidenzen oder Ac- cidenzien (s. d.) Rechnung getragen werden. Dies führte zunächst zur Einführung der sehr leistungs- fähigen amerikanischen Tiegeldruckschnell- presse.
Sie druckt, durch Treten von einem Knaben oder einem Mädchen bewegt und bedient, je nach ihrer Größe und nach der Übung des Anlegers 800 bis zu 1200 Exemplare und ist ebenso gut für ein- fachen Schwarzdruck wie für Farbendruck geeignet. Ein vorzügliches System einer Tiegeldruck- presse haben Albert & Co. in Frankenthal [* 81] kon- struiert; dieselbe hat einen kräftigen Bau, ein senk- recht stehendes Fundament und dadurch eine lange Tiegelruhe, was das Anlegendes Bogens erleichtert.
Das Fundament kann mit einem Griff in eine wage- rechte Stellung gebracht werden zum Zweck beque- men Korrigierens. Das eigenartige Farbewerk ge- stattet eine ausgezeichnete Deckung. Während die Weilersche Maschine eine sog. Tisch- färbungsmaschine ist, wurden neuerdings auch Tie- gelpressen aus Amerika eingeführt und nachgebaut, welche eine ähnliche Cylinderverreibung haben, wie die vorstehend beschriebenen großen S. Diese Kon- struttion erfordert jedoch die Bettung der Druckform in fenkrechter Lage.
Auch große, jedoch komplizierte und weniger leistungsfähige Tiegeldruckschnellpressen sind vereinzelt in Gebrauch gekommen und zwar be- sonders sür Banknotendruck. Die Tiegeldruckpresse von I. G. Schelter & Giesecke, auch für Dampfbetrieb eingerichtet (s. nachstehende Abbildung), zeichnet sich durch exakten Druck, durch selbstthätige geregelte Far- benzuführung und gleichmäßigen, geräuschlosen Gang [* 82] aus. Eine vorzügliche Accidenzmaschine für den Druck größerer Accidenzen ist auch die Cy- lindertretschnellpresse, in Form der großen S. Der Bogeneinleger steht zur Seite der Maschine und bewegt sie gleichzeitig durch den dort angebrach- ten Tritthebel.
Bei der Cylindertretschnellpresse nach engl. System wird der Bogen von hinten gegen den Cylinder gelegt, die Maschine auch durch einen hin- ten angebrachten Tritthebel bewegt. Eine Eylinder- tretschnellpresse «I'ro ^atria.» nach deutschem System wird von A. Hamm [* 83] in Frankenthal gebaut. Diese kleine S. ist quantitativ und qualitativ höchst lei- stungsfähig, einfach gebaut und besitzt ein vorzüg- liches Farbewerk. Die Tiegeldruckpresse Victoria [* 84] von Rockstroh & Schneider Nachfolger in Dresden- Löbtau, für Dampf- und Fußbetrieb eingerichtet, zeichnet sich dadurch aus, daß die Färbung vermöge ihres Doppelfarbewerkes die Vorzüge derjenigen der Cylinderschnellpressen hat, indem die Auftragwalzen sowohl oberhalb als unterhalb der Form eingefärbt werden.
Eine große Förderung und Erleichterung fand der Farbendruck durch die Konstruktion der sog. Zwei- farbendruckfchnellpresse (s. Tafel: Schnell- pressen l, [* 78] Fig. 2); diese druckt von zwei ineinander passenden, auf zwei Fundamenten gebetteten For- men, die durch zwei Farbcwerke gefpeist werden, einen Bogen in zwei verschiedenen Farben gleich- zeitig. Der Bogen wird auf einem Druckcylinder angelegt, auf diesem über beide Formen geführt und bringt so den Druck beider Farben in exaktester Weise ineinander, event, auch aufeinander. Da bei der gewöhnlichen S. jeder Bogen einzeln angelegt werden muh, so kam man, nachdem man vier- und achtfache, höchst komplizierte und viele Ar- beitskräfte erfordernde S. gebaut und lange Zeit be- nutzt hatte, auf den Gedanken, die Maschine selbst- thätig durch Zuführung von endlosem Papier zu speisen, wobei dann jeder Bogen in der Maschine selbst nach erfolgtem Bedrucken durch cylindrisch gekrümmte Druckformen (Stereotypplatten) auf bei- den Seiten durch einen Schneideapparat in das be- stimmte Format zerschnitten, gefalzt oder ungefalzt ausgelegt, und so eine außerordentlich große Leistungsfähigkeit (bis zu 20000 Exemplaren in einer Stunde) erreicht wird. Auf mehrern Ma- schinen dieser Art (Rotationsschnellpressen, deren erste brauchbare Konstruktion die Vullock- maschine, nach dem Erfinder, dem Amerikaner William Bullock, genannt war) wurde zuerst 1865 die «1im68» in London gedruckt: seit 1873 auch die ¶
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Wiener «Presse» [* 86] und eine große Anzahl anderer Zeitungen von starker Auflage. Neuerdings ist die Benutzung der Rotationsmaschine durch praktische, einfache Konstruktion und billigern Preis noch größer geworden, denn alle Zeitungen und Werke mit großen Auflagen werden aus solchen Maschinen gedruckt und die mannigfachsten Kombinationen in der Konstruktion sind darin nutzbar gemacht worden. Man benutzt dieses System auch für mehrfarbigen Druck und Illustrationsdruck.
Vorläufer der Rotationsmaschine waren die Applegathschen Maschinen (s. d.). Die Rotationsmaschine für wechselnde Formate von König & Bauer gestattet den Druck aller Arbeiten in beliebigem Formate. Das endlose Papier wird durch verstellbare Schneidecylinder in die erforderliche Größe geschnitten und dann durch einen pneumat. Apparat vom Druckcylinder angesaugt, auf einer Seite bedruckt und dann vom Widerdruckcylinder angesaugt und mit Widerdruck versehen.
Das Abschmutzen des frischen Schöndrucks wird durch einen Leerlaufbogen (Makulaturbogen) verhindert, der zwischen den mit dem Widerdruck zu versehenden Bogen geleitet wird. [* 85] Fig. 3 auf Taf. II giebt eine Ansicht der Zwillings-Notationsmaschine der Maschinenfabrik Augsburg; dieselbe hat zwei miteinander verbundene Druckwerke mit einem gemeinschaftlichen Falzapparat und druckt von zwei Papierrollen. Die Maschine liefert ineinander gefalzte Zeitungen und zwar in der Stunde 12000 zehn-, zwölf- und sechzehnseitige oder 24000 sechs- und achtseitige Exemplare sowie 24000 zweimal gefalzte Bogen. Die gefalzten Exemplare werden zu je 5 Stück gesammelt abgelegt. Große Aufmerksamkeit hat man in Frankreich und England auf Vervollkommnung der Rotationsmaschine verwandt. Die Rotationsmaschine von Marinoni in Paris (s. Taf. III, [* 85] Fig. 1) eignet sich vorzüglich zum Druck von eleganten Werken und Illustrationen; für letztern wird ein besonderer Schwärzapparat ohne Schwierigkeiten angebracht, welcher die Farbe mit 4 oder 6 Farbewalzen aufträgt. Die Farbenverteilung wird außer dem gewöhnlichen cylindrischen Farbentisch durch noch zwei andere Tische mit rückläufiger Bewegung vervollständigt. Auch Falzapparate sind anzubringen. Die sechsfache Rotationsschnellpresse mit Falzapparat von Hoe & Co. in Neuyork [* 87] (s. Taf. III, [* 85] Fig. 2) ist von außerordentlicher Leistungsfähigkeit; dieselbe liefert 96000 Bogen zu 6 Seiten, 72000 zu 8 Seiten, 48000 zu 10 oder 12 Seiten, 36000 zu 16 Seiten in der Stunde. Auch ist in der neuesten Zeit das System des Cylinderdrucks für den Steindruck in Anwendung gebracht worden. Während bei der Steindruckhandpresse die Pressung durch einen über den Stein hinstreichenden Holzreiber hervorgebracht ward, erfolgt der Druck bei der Steindruckschnellpresse (s. Taf. II, [* 85] Fig. 1) durch einen auf Federn gelagerten Druckcylinder.
Der zum Abdruck bestimmte, auf dem Fundament gelagerte Stein kann durch einen Schraubenmechanismus höher oder tiefer gestellt werden, da die Stärke [* 88] der Pressung nach der Dicke des Steins reguliert werden muß. Die Farbe wird durch 5-6 mit Leder überzogene Walzen aufgetragen. Dabei wird die Oberfläche des Steins durch einen sog. Wischapparat mit Wasser angefeuchtet, um ein anhaften der Farbe an den weißen, von Zeichnung freien Stellen des Steins zu verhindern.
Die erste lithographische S. wurde von Sigl in Berlin erbaut. Später haben die Mechaniker Voirin und Dupun zu Paris, in Deutschland [* 89] aber König & Bauer in Oberzell, Klein, Forst & Bohn Nachfolgerin Johannisberg am Rhein, Sigl in Berlin, Schmiers, Werner & Stein in Leipzig, Faber & Schleicher in Offenbach [* 90] u. a. diese Maschine noch wesentlich vervollkommnet und an den meisten die Einrichtung getroffen, die Lithographie zweimal einzuwalzen, wodurch bei großen Formaten gute Deckung und Klarheit des Druckes erzielt wird.
Auch der Lichtdruck wird jetzt auf S. ausgeführt, die jenen für Steindruck ähnlich sind, nur daß sie einige besondere Einrichtungen haben. [* 85] Fig. 2 auf Taf. II zeigt eine solche Lichtdruckschnellpresse. Auch bei dieser kann die Platte mehrmals eingewalzt werden, um den Druck auch zweimal über die Platte zu führen, auch befindet sich am Cylinder ein Abdeckrahmen, durch welchen ein Mitdrucken oder Abschmutzen der Ränder der Druckplatte an das zu bedruckende Papier vermieden wird.
Der lithographischen S. ähnlich ist die Blechdruckschnellpresse; der Unterschied liegt nur im Oberbau darin, daß diese Maschine zwei gleich große Druckcylinder hat; der untere Cylinder ist mit einem Gummituch überzogen, welches die Zeichnung vom Stein abnimmt und auf Blech überträgt. Der obere Cylinder ist mit Greifern versehen und wird das zu bedruckende Blech an denselben angelegt. Der Cylinder besitzt einen automatischen Anlegeapparat, durch welchen es möglich ist auch auf Blech genau passende Chromodrucke zu erzielen.
Diese Maschinen werden vielfach in Blechemballagefabriken zum Aufdruck von Firmen auf Blechbüchsen, [* 91] Straßenschildern u. s. w. verwendet. Auch für den lithogr. Zinkdruck ist (von I. Schlotte in Hamburg) eine Doppeldruckpresse erbaut worden, die, wenigstens für einfachen Schwarzdruck, der gewöhnlichen lithographischen S. an quantitativer Leistungsfähigkeit überlegen ist. Zur Erzielung einer glatten Oberfläche des Papiers vor dem Druck dient die Satiniermaschine (s. Papier, Bd. 12, S. 864 b) und der Kalander [* 92] (s. Tafel: Papierfabrikation [* 93] I, [* 85] Fig. 3, Bd. 12, S. 862).
Vgl. Wittig und Fischer, Die S. (Lpz. 1861; 3. Aufl. 1878);
Bachmann, Leitfaden für Maschinenmeister an S. (2. Aufl., Braunschw. 1873);
Waldow, Die Buchdruckerkunst, Bd. 2, Vom Druck (Lpz. 1877);
Künzel, Die S. (ebd. 1872);
ders., Zurichtung und Druck von Illustrationen (2. Aufl., ebd. 1879);
Waldow, Hilssbuch für Maschinenmeister an S. (3 Tle., ebd. 1886-92).
Schnellräucherung, s. Fleischkonservierung. Schnellschrift, s. Stenographie. Schnellschütze, am Webstuhl, s. Weberei. [* 94] Schnellseher, s. Anschütz. Schnellwage, s. Wage. [* 95] Schnellzüge, s. Eisenbahnzüge. Schnepfe (Scolopacidae), eine in mehrere Unterabteilungen zerfallende Familie der Stelz- oder Watvögel, [* 96] die charakterisiert ist durch einen seitlich zusammengedrückten Kopf, große weit nach hinten liegende Augen, einen ziemlich langen Schnabel, der vor den schmal ritzenförmigen, im letzten Stirnwinkel desselben gelegenen Nasenlöchern linear ausgezogen und um die Nasenlöcher weder verengt noch eingedrückt ist, eine dicht über dem Kieferrande verlaufende Riefe als Verlängerung [* 97] der Nasengrube, meist abgerundete Flügel und Watbeine mit vier freistehenden Zehen. Die zu dieser Familie ¶