Schlingbeschwerden,
s. Dysphagie ^[= (grch.), erschwertes Schlingen, entsteht entweder infolge entzündlicher Anschwellungen der ...] und Schlingen.
s. Dysphagie ^[= (grch.), erschwertes Schlingen, entsteht entweder infolge entzündlicher Anschwellungen der ...] und Schlingen.
oder Hinabschlucken (Deglutitio), der Akt, mittels dessen feste oder flüssige Körper, besonders Nahrungsmittel [* 2] aus dem Munde in den Magen [* 3] gefördert werden. Das S. besteht in einer Reihenfolge von (anfangs willkürlichen, später unwillkürlichen) Muskelzusammenziehungen, die den Bissen allmählich nach hinten und unten fortschieben. Die dabei beteiligten Organe (Schlingwerkzeuge) sind: die Zunge, der weiche Gaumen, besonders die beiden Gaumenbögen, der Kehldeckel, der Schlundkopf (s. Schlund) und endlich die Speiseröhre (s. d.). Das S. beginnt damit, daß die Zunge, indem sie sich erst vorn, dann allmählich weiter hinten an den Gaumen andrückt, den Bissen hinter die Zungenwurzel schiebt. Dort empfängt ihn der weiche Gaumen und zieht sich zusammen, während gleichzeitig der Kehlkopf [* 4] in die Höhe steigt, der Kehldeckel rückwärts klappt und dadurch den Eingang in die Luftwege verschließt. Über ihn hinweg gleitet nun der Bissen in den trichterförmigen Schlundkopf und von da in die Speiseröhre, die ihn durch wurmförmige Zusammenziehungen in den Magen hinabbefördert.
Das S. kann mannigfach krankhaft gestört sein, durch organische oder Nervenleiden der beteiligten Organe. (S. Dysphagie.) Bisweilen kommt der Bissen durch die Nase [* 5] zurück (besonders bei Löchern im Gaumen, Lähmung der Gaumenbögen oder Verschwellung des Schlundkopfes); in andern Fällen gelangen die Flüssigkeiten oder festen Bissen in die Luftwege (sie «kommen in die unrechte Kehle», das sog. Verschlucken), wenn entweder der Kehldeckel während des S. sich aufrichtet, wie beim Lachen und Einatmen, oder organische Zerstörungen und Verbildungen des Kehldeckels vorhanden sind.
Mitunter, bei Lähmungen der Speiseröhre, stürzt das Getränk polternd in den Magen hinab. Bisweilen bleibt ein Bissen, dem Patienten fühlbar, an einer bestimmten Stelle im Halse oder in der Brust sitzen, was entweder auf Entzündung, Verengung, Krampf oder dgl. der Speiseröhre beruht. Endlich kommen auch die hinabgeschluckten Speisen nach kürzerer oder längerer Zeit, ohne bis in den Magen gelangt zu sein, wieder in den Mund herausgestiegen (Wiederkäuen, Ruminatio), was meist auf organischen Störungen (Erweiterung, Verengerung, Lähmung) der Speiseröhre, mitunter auch auf einer abnormen Reizbarkeit des Nervensystems beruht.
beim Vogelfang, soviel wie Dohnen (s. d.). ^[= das regelrecht betriebene Einfangen lebender Schmuck- und Singvögel, auch der Fang der Vögel ...]
auch Schlängern oder Rollen, [* 6] die Bewegung des Schiffs von einer Seite zur andern, im Gegensatz zum Stampfen, der Bewegung in der Längenachse. Ein jedes Schiff [* 7] schlingert nach dem Zustande der See mehr oder weniger, und diese Bewegung nimmt zu, wenn der Wind von hinten kommt, da dann die Fläche der Segel und der Druck des Windes auf sie keine Stütze bietet. Liegt der Schwerpunkt [* 8] tief, so werden die schlingernden Bewegungen schnell und heftig; liegt er hoch, so werden sie länger und der Ausschlagwinkel größer, wie meistens bei Panzerschiffen, bei denen sowohl der Panzer als die schweren Geschütze [* 9] den Schwerpunkt erhöhen. (S. auch Kiel, [* 10] Metacentrum.) [* 11] – S. ist auch eine störende Bewegung der Lokomotive [* 12] (s. Störende Bewegungen). ^[]
s. Dysphagie ^[= (grch.), erschwertes Schlingen, entsteht entweder infolge entzündlicher Anschwellungen der ...] und Schlingen.
glatte oder österreichische Natter, Haselotter, Jachschlange (Coronella laevis Merr., austriaca Laur., s. Tafel: Schlangen, [* 13] Fig. 5), eine bis 80 cm lange Natter Mitteleuropas, besonders Deutschlands, [* 14] von wechselnder, derjenigen der Kreuzotter [* 15] (s. d.) ähnlicher Färbung;
meist ist sie rötlichgrau, bräunlich oder grünlich, mit einer doppelten Reihe dunkler Flecken längs des Rückens;
ihre Schuppen sind vollkommen glatt (hierdurch von der Kreuzotter stets unterscheidbar).
Sie ist sehr bissig, vermag aber mit ihren kleinen, scharfen Zähnchen keinen Schaden anzurichten.
s. Lianen.
s. Schlingen. ^[= # oder Hinabschlucken (Deglutitio), der Akt, mittels dessen feste oder flüssige Körper, besonders ...]
auch Slip oder Schlipphelling, eine Einrichtung zum Aufschleppen von (besonders kleinern) Schiffen zur Reparatur. Sie werden aus Billigkeitsrücksichten da ausgeführt, wo Docks (s. d.) sich nicht rentieren würden. Eine besonders gute Art ist Mortons Patentschlipp, ein Eisenbahngleis mit niedrigen Rollschlitten, die unter das Schiff geschoben und, sobald dieses festliegt, mit hydraulischen Pressen auf die Helling (s. d.) gezogen werden. In den Kriegshäfen befinden sich S. für Torpedoboote, da diese zur bessern Konservierung stets an Land aufbewahrt werden. Eads Projekt der Schiffseisenbahn über den Panama-Isthmus beruht auf demselben Gedanken.
Salz, [* 16] Natriumsulfantimoniat, Na3SbS4 + 9H2O ^[Na3SbS4 + 9H2O]. Es wird zur Darstellung des Antimonsulfides (s. d.) verwendet.
ein auf Gleitschienen statt Rädern bewegtes Fuhrwerk. In der ursprünglichen Form ist der S. oder die Schleife das älteste und einfachste Hilfsmittel zum Transport von Lasten. Es besteht aus zwei meist hölzernen, parallelen, durch geeignete Querverbände miteinander vereinigten Bäumen, Läufer oder Kufen genannt, die an ihrer Unterseite gehörig geebnet, auch wohl mit Eisen [* 17] beschlagen sind, um auf dem Erdboden mit möglichst wenig Reibung [* 18] fortgleiten zu können.
Die ausgedehnteste Anwendung finden die S. zum Lasten- und Personentransport im Winter, wenn durch Schneefall und Frost eine glatte Bahn zur Verfügung steht. Auf den in Norddeutschland viel benutzten Peekschlitten steht der Fahrende und bewegt den S. mittels einer Peeke oder Pike (einer langen, unten mit einer eisernen Spitze versehenen Stange) vorwärts.
Die sportmäßige Ausübung des Schlittenfahrens war bis vor kurzem auf Skandinavien und Nordamerika [* 19] beschränkt und ist erst ganz neuerdings nach Deutschland [* 20] verpflanzt worden. Freilich wurde schon früher das Pikschlittenfahren auf den Ostseehaffs und vielen Binnenseen betrieben; zu besonderer Entwicklung waren jedoch nur die Hörnerschlittenfahrten gelangt (so genannt nach der hörnerartigen Aufbiegung der Schlittenkufen), die seit langen Jahren im Riesengebirge üblich sind und erst in jüngster Zeit in andern deutschen ¶
Mittelgebirgen (Harz) Eingang gefunden haben. Der S. im engern Sinne teilt sich in den Rutschschlitten- und Tretschlittensport. Ersterer ist in Norwegen [* 22] als Volksbelustigung wie als vollendeter Sport heimisch, der sich zu sehr kühnen Leistungen erhebt. Als Gerät dienen die unter dem Namen Kjälke bekannten kleinen Schlitten, denen die Rodel in Tirol [* 23] und das Schlittel in St. Moritz und Davos entspricht. Außerdem ist der sog. Sattelschlitten in Gebrauch, der für zwei Personen bestimmt ist und im hintern Teil eine besondere Steuervorrichtung besitzt.
Für gewöhnlich geschieht das Steuern, welches auf sehr steilen, eisbedeckten und in starken Windungen verlaufenden Bahnen oft sehr schwierig ist, mit den Händen unter Mitwirkung von kurzen Pflöcken oder einer langen Lenkstange oder mit den durch starksohlige Fußbekleidung geschützten Füßen. In Nordamerika sind vielfach gußeiserne Rutschschlitten in Verwendung, dazu kommen noch die als coaster und bobsledge bezeichneten künstlichern Gefährte. Der älteste und vollkommenste Rutschschlitten ist der Toboggan oder Indianerschlitten, der auf den großen Rutschbahnen in Canada dominiert und nach dem Muster der von den indian. Ureinwohnern benutzten Fahrzeuge erbaut ist.
Der Toboggan rutscht auf der ganzen Bodenfläche, nicht auf den Kufen, wodurch die Gefahr des Umschlagens aufgehoben ist. – Der Tretschlittensport wird durch den Rennwolf (s. d.) repräsentiert. Dieser als Verkehrsmittel längst geschätzte S. wurde von den schwed. Touristen zum Sportgerät erhoben und unter wesentlichen Verbesserungen (zerlegbarer Rennwolf: Schneiders Patent) nach Deutschland verpflanzt, wo das Rennwolffahren als Wintersport dem Schneeschuhlaufen an Bedeutung zur Seite trat. – Der Segelschlitten oder die Eisjacht, der die treibende Kraft [* 24] des Windes für die Fortbewegung auf dem Eise benutzt, ist ein Balkendreieck, das auf drei Kufen gestellt ist, deren zwei vordere fest und parallel mit der Längsachse des Gefährts sind, während die dritte beweglich ist und als Steuer dient. Dieses Gefährt wird völlig nach Art eines Segelbootes aufgetakelt und erreicht bei kräftigem Winde [* 25] die größte Geschwindigkeit, welche menschliche Konstruktionen, Blitzzüge und Schnelldampfer eingeschlossen, überhaupt zu ereichen vermögen. –
Vgl. Schneider, Katechismus des Wintersports (Lpz. 1894).
Im Maschinenbau nennt man S. im allgemeinen einen Konstruktionsteil, der sich, in Nuten geführt, in einer Horizontal- oder Vertikalebene bewegen kann; im besondern bei Hobelmaschinen [* 26] den das Werkzeug oder auch das Arbeitsstück tragenden Teil, ferner den Support einer Drehbank [* 27] u. s. w. – Über S. beim Schiffbau s. Helling.
Duboisscher, s. Induktionsmaschinen.
oder Schlittenschieber, Bezeichnung für eine bestimmte Gattung von engl. Schwindelfirmen (meist deutschen Ursprungs), welche von London [* 28] oder einem andern engl. Platze aus bei ausländischen (vorzugsweise deutschen und österr.) Firmen größere Warenposten auf Kredit bestellen und dabei von andern an dem Schwindel Beteiligten günstige Auskunft über sich geben lassen. Die bezogenen Waren werden dann zu Schleuderpreisen verkauft und die Lieferanten um ihr Guthaben geprellt.
Der Name S. ist wohl von dem Schieben der Waren von einem Schwindler zu dem andern hergenommen. In Deutschland und anderwärts bezeichnet man eine derartige Gaunergesellschaft häufiger als Schwarze Bande. Die «Kölnische Volkszeitung» hat sich schon seit Jahren (zuerst 1887) durch ihren Londoner Korrespondenten um die Aufdeckung des Treibens der S. sehr verdient gemacht.
Vgl. Der Schlittenfahrerprozeß der «Kölnischen Volkszeitung» (Köln [* 29] 1895).
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s. Schlitten. ^[= ein auf Gleitschienen statt Rädern bewegtes Fuhrwerk. In der ursprünglichen Form ist der S. ...]
oder Schrittschuhe, zum Eislauf an den Schuhen befestigte Geräte; die S. sind eine sehr alte Erfindung. Ihrer oder doch der Schneeschuhe [* 30] wird schon in der «Edda» in dem Bilde von dem Gott Uller, den Schönheit, Pfeil und S. vor den übrigen auszeichnen, gedacht. In neuerer Zeit hat sich die Konstruktion der S. sehr vervollkommnet; so ist die frühere Befestigungsweise durch Riemen durch leicht zu handhabende Schrauben [* 31] und Hebel [* 32] fast ganz verdrängt worden. Am meisten wird im Norden [* 33] auf S. gelaufen, besonders in dem von Kanälen durchschnittenen Holland, von wo aus sich das Schlittschuhlaufen in Europa [* 34] verbreitet hat. –
Vgl. Brink, Die Schlittschuhfahrkunst (Plauen [* 35] 1882);
Stößer, Lehrkarten zum Schlittschuhlaufen (Baden-Baden [* 36] 1890);
Holletschek, Kunstfertigkeit im Eislaufen (4. Aufl., Wien [* 37] 1892);
Calistus, Kunst des Schlittschuhlaufens (2. Aufl., ebd. 1891).
In neuerer Zeit wird auch in den größern Städten Deutschlands das Laufen auf Rollschlittschuhen betrieben (s. Skating-Rink).
Stadt im Kreis [* 38] Lauterbach der Hess.
Provinz Oberhessen, links an der S., oberhalb deren Mündung in die Fulda, [* 39] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Gießen), [* 40] hat (1890) 2545 meist evang. E., Post, Telegraph, [* 41] fünf Burgen; [* 42]
Damastweberei und große Bleichereien.
Die Hallenburg ist Sitz des Grafen Schlitz genannt von Görtz.
genannt von Görtz, altes deutsches Rittergeschlecht im Buchenlande (Buchonia) an der Fulda, wo es die Herrschaft Schlitz (Slitese) besitzt. Bereits gegen Anfang des 12. Jahrh. lassen sich urkundlich Otto und Erminold von Slitese nachweisen. Die Familie war in mehrere Zweige gespalten, die jedoch allmählich bis auf die mit dem Beinamen Görtz erloschen. 1548 war nur ein einziger am Leben, Friedrich von S. genannt von Görtz (gest. 1560), der durch seinen Enkel Wilhelm Balthasar (gest. 1631) der Stammvater der noch blühenden Linien des Hauses wurde. Drei Söhne des letztgenannten hinterließen Nachkommen. Von diesen ist A. Joh. Volprecht (gest. 1677) der Ahnherr der beiden noch blühenden gräfl. Linien. Seine Söhne sind Johann von S. genannt von Görtz (geb. 1644, gest. 1699), hess.-casselscher Geheimrat und Kammerpräsident, dessen Nachkommen 1724 erloschen, und Friedrich Wilhelm von S. genannt von Görtz (gest. als kurbraunschw. Premierminister), der 1726 die reichsgräfl. Würde erhielt. Des ersten Grafen beide Söhne Johann und Ernst August sind die Begründer der beiden gräfl. Linien zu S. und zu Rittmarshausen.
Der Linie zu S., die 1804 in das Wetterauische Reichsgrafenkollegium aufgenommen wurde und seit 1829 in ihrem Chef das Prädikat Erlaucht führt, gehörten an: Graf Friedrich Karl Adam von S. genannt von Görtz (geb. 1733, gest. 1797 als preuß. General der Kavallerie) und dessen Bruder Graf Joh. Eustach von S. genannt von Görtz (s. den folgenden Artikel). Graf Karl von S. genannt von Görtz (geb. 15. Febr. 1822, gest. zu ¶
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Schlitz), großherzoglich Hess. Generalmajor a Ia 3uit6 und Präsident der Hess. Ersten Kammer, war Hess. Gesandter am preuh., sächs., hannov. und kurhess. Hofe und schrieb «Reise um die Welt in den 1.1844 -47» (3 Bde., Stuttg. 1852-54). Ihm folgte sein Sohn Graf Emil von S. genannt von Görtz (geb. Direktor der großberzogl. Kunstschule zu Weimar, [* 44] als Chef des Hauses. Die jüngere gräfl. Linie, infolge Verheiratung mit der Erbtochter des Haufes Wrisbcrg feit 1737 von S. genannt von Görtz und Wrisberg zubenannt, wird gegenwärtig dnrch den Grafen Plato von S. genannt von Görtz und Wrisberg, geb. vertreten. L. Otto Hartmann von S. genannt von Görtz, gest. 1670 als Gchcimrat und Stattbalter zu Darmstadt, [* 45] war der Vater von Georg Ludwig Sittig von S. genannt von Görtz, bess.- casselschcr Generalmajor, bekannt durch die ruhm- volle Verteidigung von Rhcinjels gegen Tallard 1692, und von Philipp Friedrich von S. ge- nannt von Görtz (gest. 1695), die gemeinsam 1694 den Ncichsfreiherrenstano erlangten.
Sohn des letztern war Georg Heinrich Freiherr von S. genannt von Görtz (geb. 1668), der als Geheimrat und Hofmarschall in bolstein. Dien- sten stand, als er sich 1706 bei einer Sendung an König Karl XII. von Schweden dessen Ver- trauen erwarb, worauf er in fckwed. Dienste [* 46] trat und zuerst Finanz-, dann Premierminister wurde. S. setzte Flotte und Armee in guten Stand, bracbte aber Schweden durch seine finanziellen Maßregeln in die größte Münzvcrwirrung. Auf Mand ver- handelte er als einer der fchwed.
Bevollmächtigten mit Rußland um Frieden, wurde aber nach dem Tode Karls XII. auf Befehl des Prinzen Friedrich von Hessen-Cassel auf die Anklage hin verbaftet, den König dem Senat und allen Kollegien verhaßt gemacht, ihn zu verderblichen Untcrnebmungcn ver- leitet, schlechte Münze eingeführt und die ihm anvertrauten Summen übel verwaltet zu haben, wurde unter Verletzung aller Nechtsformen verur- teilt und in Stockholm [* 47] enthauptet. Schlitz genannt von Görtz, Joh. Eustach, Grafvon, preuh.Staatsmann, geb. 5. April 1737 zu Schlitz, studierte zu Leiden [* 48] und Straßburg, [* 49] war dann bei der Negierung zu Weimar und seit 1756 bei der zu Gotha [* 50] angestellt und leitete 1761-75 die Erziebung der Prinzen Karl August und Konstantin von Wei- mar. 1778 erwählte ihn Friedrich II. von Preußen [* 51] zu seinem geheimen Geschäftsträger in München [* 52] und Zweibrücken. [* 53]
Hier hatte S. die Aufgabe, die Ab- tretung Nicderbaycrns an Österreich [* 54] zu verhindern nach Berlin [* 55] wurde er zum Gefandtcn beim Kaifcr von Rußland ernannt und lebte nun fcchs Jahre am ruff. Hofe; nur mit Mühe erlangte er 1785 feine Ab- berufung. Als nach Friedrichs II. Tode die Unruben der Patriotcnpartci in den Niederlanden ausbrachcn, wurde er nach dem Haag [* 56] gefandt, um eine Ausglei- chung zwifchcn dem Prinzen-Statthalter und der Patriotenpartei zu verfuchen. Doch vermochte er nichts auszurichten.
Von 1788 bis 1806 war er Ncichstagsgefandtcr in Ncgensburg, wohnte dem Nastatter Friedenskongreß und der zur Vollziehung des Luneviller Friedens in Regensburg [* 57] zusammen- getretenen außerordentlichen Ncichsdcputation bei. Nach dem Tilsiter Frieden nahm er seine Entlassung und starb zu Regensburg. Unter seinen Schriften sind zu erwähnen: «Nömoirs on precis in3t0liHU6 8ui' Ia neuti'Hlite armes» Das. 1801), aux nLAoeiationä hui out pi-ocedß 1o PÄI-WF6 ä6 Ia ?0l()FN6" (Weim. 1810),
«^l6inoii-6 liiäwi-i^ns l6 latif llnx nt^ociationg 6n 1778» (Franks. 1812). Aus feinen hinterlassenen Papieren erfchienen «Histor. und polit. Denkwürdigkeiten» (2 Bde., Stuttg. 1827-28). 567d). Schlitzbrenner, s. Gasbeleuchtung (Bd. 7, S. Schlitzbrillen, s. Brille [* 58] Md. 3, S. 539 d). Schlitzgeneratoren, s. Gasfeuerungen (Bd. 7, S. 571 k). Schljufchin, russ. Stadt, s. Schlüsselburg. Schlochau.
1) Kreis im preuß. Neg.-Bez. Ma- rienwerdcr, bat 2136,48 csicm und (1890) 64946 gemeinden und 59 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis S., am Amtssee und der Nebenlinie Ruhnow- Konitz [* 59] der Preuß. Staatsbahncn, Sitz des Land- ratsamtcs und eines Amtsgerichts (Landgericht Ko- nitz), hat 11890) 3249 E., darunter 1227 Katholiken und 436 Israelitcn, Postamt zweiter Klasse, Tele- grapb, evang. und kath. Kirche, Schloßruine, land- wirtschaftliche Winterfchule, Taubstummenanstalt, Kreiskrankenhaus, Schlachthaus, Kreissparkasse; Metallgießerei, Getreide- und Wollhandel.
Schlömilch, Oskar, Mathematiker, geb. zu Weimar, studierte zu Jena, [* 60] Berlin und Wien, wurde 1846 außerord. Professor der Ma- tbematik in Jena und 1849 Professor der höhern Mathematik am Polytechnikum in Dresden. [* 61] 1874 wurde er als Geh. Schulrat und Ncferent für höhere Unterrichtsangelegcnheitcn in das sächf. Kultus- ministerium berufen. 1885 trat er mit dem Titel eines Geheimrats in den Nuhestand. S.s litterar. Nuf wurde zunächst durch eine Reihe vorzüglicher mathcm.
Lehrbücher begründet, die auch im Aus- lande Anerkennung gefunden haben. Dahin ge- hören: «Handbuch der algebraischen Analysis» (6. Aufl., Jena 1881),
«Grundzüge einer wissen- schaftlichen Darstellung der Geometrie des Maßes» (1. Heft, 7. Aufl.; 2. Heft, 6. Aufl., Lpz. 1883-88), «Lehrbuch der analytifchen Geometrie» (in Verbin- dung mit Fort, 5. Aufl., 2 Tle., ebd. 1883,1886),
«Kompendium der höhern Analysis» (1. Bd., 5. Aufl., Braunschw. 1881; 2. Bd. auch u. d. T.: «Vorlesungen über einzelne Teile der höhern Ana- lysis», 3. Aufl. 1879),
«Übungsbuch zum Studium der höhern Analysis» (2 Tle.; 1. Tl., 4. Aufl.; 2. Tl., 8. Aufl., Lpz. 1888,1883). 1856 begründete S. mit Witzschel die «Zeitfchrift für Mathematik und Physik», deren Redaktion er seit des letztern Tode mit Kohl und Cantor leitet. Schloppe, Stadt im Kreis Deutsch-Krone des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, [* 62] am Salmbach, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Schneidemühle, hat 11890) 2232 E., darunter 403 Katholiken und 168 Israeliten, evang. und kath. Kirche; Stärkefabrika- tion, Wollstickcrei und Landwirtschaft.
Schloß, eine Vorrichtung zum Verschluß von Tbüren sowie von Schubladen, Kästen und sonstigen Behältnissen durch entsprechende Verschiebung eines Riegels oder Einstellung einer Klinke. [* 63] Nach der Art, wie der Riegel in seiner den Verschluß bewir- kenden Stellung erhalten wird, teilt man die S. ein in deutsche, Bastardschlösser und franzö- sische S., von welchen die lctztcrn gegenwärtig fast allein üblich sind. Der Riegel besteht immer aus ¶
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einer an dem zu verschließenden Teil, z. V. der Thür, angebrachten Metallschiene, die an dieser hin und her geschoben werden kann, um hinter eine Krampe oder in einen Einschnitt des Thürrahmens zu treten, .han- delt es sich darum, die Thür nur von einer Seite zu sperren, ohne sie von der andern öffnen zu können, so bedarf es keiner besondern Werkzeuge [* 65] zum Bewegen des Riegels; derselbe wird alsdann einfach, wie der bei den meisten S. angebrachte Nachtriegel, mit der Hand [* 66] vor- und zurückgeschoben.
Fast alle S., we- nigstens solche an viel benutzten Aus- und Eingangs- thüren, sind Fallen- oder Klinkenschlösser, d.h. sie besitzen außer dem eigentlichenNiegelverschluß, der, um gegen unbefugtes Offnen zu schützen, nur mittels eines bestimmten Werkzeugs, des Schlüssels, bewegt werden kann, den Fallenverschluß, welcher beim Zudrücken der Thür von selbst einfällt. Diefen Verschluß kann jeder, der aus- oder eintreten will, mittels des mit der Falle verbundenen Drückers (eines Hebels, der im Sprachgebrauch auch Klinke heißt, obwohl Klinke eigentlich die Falle selbst ist) oder einer Nuß (ein im Drehpunkt der Falle nach außen hervorragender Ansatz zur Aufnahme eines Steckschlüssels) öffnen und schließen.
Man unter- scheidet der Art ihrer Anbringung nach Kasten- und Einsteckschlösser; erstere werden an der Thür außen angeschlagen, letztere in dieselbe eingelassen. Die Konstruktion der gebräuchlichen S. mit Riegel und Schlüssel wird am besten durch das in nachstehen- der [* 64] Fig. 1 dargestellte französische S., welches zwar nicht das einfachste, aber das verbreitetste ist, veranschaulicht. Die Abbildung zeigt ein Einsteck- schloß; R ist der Riegel, dessen Kopf (der aus dem S. heraustretende Teil) durch einen Ausschnitt der seitlichen Schloßwand, den Stülp 8, geführt wird; eine weitere Führung erhält derselbe durch einen in den Schloßboden eingenieteten Stift 1, der in einem Schlitz des Riegels 15 gleitet. An einer Verschiebung ist der Riegel zunächst durch die Zu - baltung 2 gehindert, welche als ein um einen Drehpunkt ä sich bewegender einarmiger Hebel zu betrachten ist.
Dieser Hebel greift mit einem Vor- sprung, dem Zuhaltung shaken, in entsprechende Ausschnitte 1, 2 oder 3 des Riegels und wird in ihm durch eine Feder l festgehalten. An der Zuhaltung befindet sich eine umgebogene Fortsetzung, der Zu- Haltungslappen (in der [* 64] Figur punktiert), gegen den der Bart des Schlüssels d bei der Drehung stößt, um dadurch den Vorsprung aus dem Einschnitt des Riegels herauszuheben und letztern freizugeben, da- mit er durch weiteres Umdrehen des Schlüssels vor- geschoben werden kann.
Das dargestellte S. ist ein zweitouriges, so genannt, weil zur vollständigen Verschiebung des Riegels zwei Umdrehungen des Schlüssels nötig sind. In der Abbildung ist das S. in halbgeschlossenem Zustand dargestellt. Der Schlüssel ist vereits einmal herumgedreht und da- durch der Zuhaltungshaken vom ersten in den zweiten Einschnitt des Riegels gefallen; wird der Schlüssel noch einmal gedreht, so ist das S. ganz gesperrt: der Zuhaltungshaken liegt alsdann im letzten Einschnitt.
Ein vor dem Schlüsselloch ange- nietetes Rohr dient zur Führung des Schlüssels. Um das unbefugte Öffnen mittels des Dietrichs oder Sperrhakens (eines mit einem rechtwinkligen Anfatz von der Länge des Schlüsselbartes versehenen Drahtes) zu verhindern, also die Sicherheit des S. zu erhöhen, sind in bessern S. rings um das Schlüssel- loch am Boden und Deckel des Schloßkastens kreis- förmig gebogene Vlechstreifen, Reifbesatzungen oder Eingerichte, angebracht, welche der Drehung des Sperrhakens ein Hindernis entgegensetzen.
Oft ist noch zwischen dem Boden und dem Deckel ein Plättchen, der Mittelbruch, eingenietet, auf wel- chem wiederum Reifen sich befinden können; durch diese Anordnung wird eine ganz bestimmte Form des Schlüsselbartes bedingt, wie sie für eine Mittel- bruchbesatzung [* 64] Fig. 2 zeigt. Reifbesatzungen sind mittels eines I-förmig ausgeschnittenen Haupt- schlüsse l s, Mittelbruchbesatzungen mit Hilfe eines l^l-förmig ausgeschnittenen Hauptschlüssels zu um- gehen.
Eine größere Sicherheit erhält man durch geeignete Kombination von Reif- und Mittelbruch- besatzungen; doch ist auch in diesem Falle die Sicher- heit nur eine sehr bedingte, da sich der Einbrecher durch Wachsabdrücke leicht über die Form der Be- satzungen orientieren kann. Bedeutend größer ist dieselbe bei den sog. Sicherheitsschlössern (f. unten). Ein Hänge- oder Vor- hängeschloß, das im Prin- cip dem französischenS. gleich ist, zeigt [* 64] Fig. 3; dasselbe ist eintourig, kann also durch einmaliges Umdrehen des Schlüssels vollständig geöff- net oder geschlossen werden.
Der Riegel a hat hier einen schmalen Kopf f, um in den Schlitz 8 des Schloßbügels 6 eingreifen zu können. Unter den Sicherheits- schlössern spielten eine Zeit lang die Vexierschlösser eine große Rolle, bei denen z. V. das Schlüsselloch verborgen ist und erst durck Anwendung gewisser Kunstgriffe, die nur dem Eigen- tümer bekannt sind, zugänglich gemacht wird. Die- selben lassen indes keine allgemeine Anwendung zu und haben, abgesehen von ihrer Kostspieligkeit und unbequemen Handhabung, wenig praktischen Wert, weil ihre Lösung leicht verraten oder ausprobiert werden kann; außerdem kommen sie infolge ihrer komplizierten Konstruktion leichl in Unordnung.
Das einzige Princip, welches einen höhern Grad von Sicherheit gewährt, ist das der Kombina- ti onsschlöss er. Das Wesentliche bei diesen ist eine Anzahl von Bestandteilen, welche, mehr oder weniger nach Art der Zuhaltung (s. oben) wirkend, das Öffnen des S. verhindern und dasselbe erst dann gestatten, wenn sie in eine bestimmte, für jede einzelne dieser Zuhaltungen verschiedene Lage ge- bracht sind, wobei eine fast unbegrenzte Mannig- faltigkeit geboten ist. Zu den ältesten Kombinations- schlössern gehören die im 16. Jahrh, aufgekommenen Ring- [* 67] oder Buchstabenschlösser, auch Mal- schlösser genannt, welche ohne Schlüssel, direkt [* 64] Fig. 3. ¶
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von Hand, geöffnet werden. Das Wesentliche derselben besteht in einem mit Längenschlitz ver- sehenen Rohr, welches mit einem Winkelstück der- artig verbunden ist, daß ein an einer Seite offenes Rechteck entsteht. Auf das Rohr sind eine Anzahl Ringe geschoben und auf ihm drehbar befestigt, die an ihrem innern Umfang Einschnitte haben. So- bald die Ringe so stehen, daß alle Einschnitte zu- sammenfallen, kann ein kammartig mit Vorsprüngen versehener Dorn in den entstandenen Schlitz ein- geschoben werden, der mit seinem rechtwinklig sitzen- den Schenkel das Rechteck vervollständigt, so daß das S. als Vorhängeschloß in eine Krampe einzu- hängen ist.
Werden nun die Ringe auf dem Rohr verdreht, so daß die Ausschnitte nicht mehr mit den Vorsprüngen zusammenfallen, so kann inan den Dorn nicht herausziehen, also das S. nicht öffnen. Um die Anfangsstellung der Ringe immer wieder- finden zu können, ist der äußere Umfang derselben mit Buchstaben versehen, welche bei der zum Offnen nötigen Stellung der Ringe ein Wort bilden, das derjenige, der das S. öffnen will, kennen muß. Trotz der weitgehenden Verstellbarkeit der übrigens fast nur als Vorhängeschlösser verwendbaren Buchstaben- schlösser ist ihre Sicherheit keine sehr große, da durch Probieren die richtige Stellung ermittelt werden kann; außerdem haben sie den Nachteil, daß das Einstellen des Stichwortes eine ziemlich lange Zeit in Anspruch nimmt und daß sie sich im Dunkeln nicht öffnen lassen.
Als eins der vorzüglichsten Kombinationsschlösser muß das von dem Engländer Chubb zu Anfang des 19. Jahrh, erfundene, nach ihm benannte S. be- zeichnet werden. In [* 68] Fig. 4 ist ein Cbubbschloß und in [* 68] Fig. 5 der zugehörige Schlüssel dargestellt. [* 68] Fig. 4. [* 68] Fig. 5. Dasselbe hat mehrere Zuhaltungen d, welche alle um einen Punkt c drehbar sind. Die Zuhaltungen sind mit den durch einen Schlitz verbundenen Aus- sparungen versehen. Durch diesen Schlitz kann der Stift a des Riegels 15 und somit auch dieser selbst nur dann passieren, wenn der zum S. passende Schlüssel die einzelnen Zuhaltungen auf ihre unter sich ver- schiedene Höhe gehoben hat.
Ist der Schlüssel nicht der zum S. gehörende und auch nur eine der Zu- haltungen nicht auf die richtige Höhe gehoben, fo ist die Öffnung für a nicht frei, und der Riegel kann mittels des Schlüssels nicht weiter bewegt werden. Wie [* 68] Fig. 5 zeigt, ist der Bart des hohlen, auf einen Dorn ä zu steckenden Schlüssels treppenartig mit Absätzen versehen, die zum Heben der Zuhaltungen bestimmt sind, bis auf den längsten Vorsprung, der zur Bewegung des Niegels dient. Der Erfinder hat später zur größern Sicherheit sein S. noch mit einem sog. Detektor versehen.
Durch diesen wird der Riegel bei einem Versuch, die Zuhaltungen mittels eines falschen Schlüssels oder mittels Sperrzeugs zu heben, arretiert: der Besitzer kann dann auch mit dem richtigen Schlüssel nicht öffnen, sondern muß erst diesen in der Richtung drehen, wie wenn er zu- schließen wollte, um dadurch die Arretierung auszu- lösen, wodurch er auf den versuchten Einbruch auf- merksam gemacht wird. Eine zweite Gattung von Kombinationsschlössern hat als Vorbild das zu Ende des 18. Jahrh, erfun- dene Vramahschloß, welches in der [* 68] Fig. 6 dar- gestellt ist.
Bei diesem S. wird die Bewegung des Riegels nicht unmittelbar durch den Schlüssel selbst bewirkt: diese erfolgt vielmehr durch Drehung eines, einen wesentlichen Bestandteil des S. ausmachenden Cylinders. [* 68] Fig. 6. zeigt einen Vertikalschnitt durch diesen Hauptteil des Vramahschlosscs. Mit a. ist ein Messinggehäuse bezeichnet, welches die Verschluß- vorrichtung enthält; die- ser Teil wird gewöhnlich durch die Thür hindurch- gesteckt. In dem Gehäuse a. steht der Cylinder d, der mittels des Schlüssels gedreht werden kann; in die Wandung desselben ist von außen eine ziem- lich tiefe Nut eingedreht, in welche eine an a fest- geschraubte zweiteilige Stahlplatte c eingreift, so daß bei einer Drehung [* 68] Fig. 6. von I) diese Platte als Führung dient.
Der Cylinder d wird unten durch die aufgeschraubte eiserne Platte ä geschlossen, in welche der Dorn 6 als Führungsachse für den hohlen Schlüssel eingenietet ist. Der Deckel dieses Cylinders hat eine für den Schlüssel passende Öffnung. Im Innern des Cylinders steckt über dem Dorn s eine Platte l, die durch eine Spiralfeder gegen den Deckel des Cylinders gedrückt wird. In die Wand des lctztcrn sind ferner, von innen nach außen gehend, der ganzen Länge nach fechs ra- diale Nuten eingefchnittcn, wie aus dem Grund- riß [* 68] Fig. 6. zu ersehen ist; dieselben reichen so weit nach dem äußern Unifang des Cylinders, daß sie die Platte c übergreifen, welche an den mit den Nuten korrespondierenden Stellen ebenfalls radial ausgeschnitten ist. In den sechs Nuten des Cylin- ders d stecken die eigentlichen Zuhaltungen, die ihrer äußern Form nach alle gleich, aber mit in verschie- denen Höhen liegenden Ausschnitten versehen sind. Befindet sich das S. in Ruhe (gleichviel ob der Rie- gel vor- oder zurückgeschoben ist), so ruhen die Köpfe der Zuhaltungen auf der Platte l. Der zum Vramahschloß gehörige Schlüssel [* 68] (Fig. 7) hat einen hohlen Schaft und ist mit ebenso vie- len Einschnitten versehen, als Zuhaltungs- lamellen vorhanden sind.
Die Tiefe dieser Einschnitte ist verschieden und entspricht der Lage der Einschnitte in den Zuhaltungcn, so daß durch Einstecken des Schlüssels, was ^ mit einem gewissen Druck erfolgen muß, die Zuhaltungen alle fo weit heruntergedrückt werden, bis ihre Ausschnitte in einer Kreislinie liegen. In dem Augenblick, in welchem der kleine, am Schlüssel be- findliche Bart unter die Decke [* 69] der Hülse [* 70] a tritt, ist die richtige Stellung der Zuhaltungen erreicht; der Cylinder b kann alsdann gedreht werden. Sobald eine ganze Umdrehung des Cylinders vollendet ist und der Schlüssel mit seinem Bart wieder in den Ein- schnitt des Schlüssellochs eintritt, springt er, durch die Spiralfeder gehoben, in die Höhe; eine Drehung ¶
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des Cylinders ist jetzt nicht mehr möglich, weil die Zuhaltungen mit ihren Fußenden in die radialen Einschnitte der Platte c fassen. An der Deckplatte ä des Cylinders befinden sich Zapfen [* 72] oder Triebstöcke, welche in die Zähne [* 73] oder Aussparungen des Riegels eingreifen und dadurch diesen [* 71] Fig. 8. bei der Umdrehung verschie- gel für das Bramahfchloß. Der Kreis bedeutet den Cy- linder, dessen Triebstöcke, welche durch die kleinen Kreise [* 74] dargestellt sind, in die Ausschnitte des Niegcls eingreifen.
Auf einem etwas andern Princip beruht das in den fünfziger Jahren von dem Amerikaner Jale erfundene sog. Stechschloß [* 71] (Fig. 9 - 11). Bei diesem kann gleichfalls ein die Bewegung des Nie- gcls bedingender Cylinder d erst dann gedreht wer- den, wenn die sämtlichen Zuhaltungen durch den Schlüssel in eine bestimmte Lage gebracht sind. Die Zuhaltungen werden hier durch je zwei aufeinander stehende Stahlstiste dä... und 6 6... von verschie- dener Länge gebildet, von denen der im Gehäuse liegende obere, e, in der Ruhelage des S., wie aus [* 71] Fig. 9 ersichtlich, riegelartig in den Cylinder ein- 3 ^ ^5 [* 71] Fig. 9. [* 71] Fig. 10. Fig 11 grcist und diesen dadurch sperrt. Wird aber der an der einen Schmalseite mit treppenartigen Abstu- fungen versehene flache Schlüssel c [* 71] (Fig. 11) cin- geschoben, so werden dadurch unter Vermittelung der untern Stifte ä die obern je fo weit zurückge- schoben, daß sie nicht mehr in den Cylinder ein- greifen, die Trennfuge zwischen ä und 6 vielmehr für alle mit der Cylinderoberfläche zusammenfällt, so daß der Drehung kein Hindernis mehr im Wege steht.
Wird nach dem Schließen der Schlüssel ab- gezogen, so werden die Zuhaltungen durch kleine Spiralfedern herabgedrückt, die Stifte o treten wieder in den Cylinder ein und sperren denselben abermals. Die aus der [* 71] Figur nicht ersichtliche Übertragung der Bewegung des Cylinders aus den Riegel erfolgt nach demselben Princip wie beim Vramahschloß. Das Princip des Vramahschlosses läßt sich mit dem des Chubbschlosscs kombinieren, wodurch die Sicherheit noch wesentlich erhöht wird. Dieses kom- binierte Bramah-Chubbschloß (1860 einge- führt) gilt noch jetzt als bestes Geldschrankschloß. -
Vgl. Schubert, Das Kombinations- und Sicherheits- schloß der Neuzeit (Wcim. 1880): Koch, Schloßkon- struktionen (2 Tle., Lpz. 1890-91).
Rechtliches. Schlosser, welche ohne obrigkeitliche Anweisung oder ohne Genehmigung des Inhabers einer Wohnung Schlüssel zur Wohnung, zu Zimmern oder Behältnissen in den letztern anfertigen oder S. an denselben öffnen, ohne Genehmigung des Haus- besitzers oder seines Stellvertreters einen Haus- schlüssel anfertigen oder ohne Erlaubnis der Polizei- behörde Nachschlüssel oder Dietriche verabfolgen, werden nach dem Deutschen Strafgesetzbuch §. 369 mit Geldstrafe bis zu 100 M. oder mit Hast bis zu 4 Wochen bestraft. - Wenn ein Diebstahl dadurch bewirkt wird, daß zur Eröffnung eines Gebäudes oder der Zugänge eines umschlossenen Raumes oder zur Eröffnung der im Innern befindlichen Thüren oder Behältnisse falsche Schlüssel oder andere zur ordnungsmäßigen Eröffnung nicht bestimmte Werk- zeuge angewendet werden, so ist nach Etrafgesetzb. §. 243 auf Zuchthaus bis zu 10 Jahren, und, wenn mildernde Umstände vorhanden sind, auf Gefängnis nickt unter 3 Monaten zu erkennen. Vei Handfeuerwaffen, [* 75] mitunter auch an Ge- schützen, heißt S. die Vorrichtung zum Verschluß des Gewehrs, zum Zuführen und zur Entzündung der Patrone, sowie zum Ausziehen und Auswerfen der Hülfe der abgefeuerten Patrone. In Deutsch- land und Osterreich ist die amtliche Bezeichnung dafür Verschluß. (S. Handfeuerwaffen.) - S. ist auch ein Teil der Strickmaschinen (s. Wirkmaschinen). - über S. in der Formerei [* 76] s.d. (Bd. 6, S. 979). Schloß, der Wohnsitz eines Fürsten oder vor- nehmen Herrn und zwar im Gegensatz zur Burg (s. d.) ein solcher, der nicht zugleich zur Verteidigung eingerichtet ist.
Palast (s. d.) nennt man ihn nur im gesteigerten Sinne als ein besonders schönes S., nirgends aber wird das S. offiziell so bezcicknet. Palais nennt man ein klei-- nes, städtisches S. oder ein größeres Wohnhaus, [* 77] Herrenhaus (s. d.) ein klei- nes auf dem Lande stehendes, meist mit einem Rittergut verbundenes S. Schloffar, Anton, österr. Kultur- uno Literarhistoriker, geb. zu Troppau, [* 78] studierte in Graz, [* 79] trat 1871 in den praktischen Iustizdienst, wurde 1875 an der k. k. Universitätsbibliothek zu Graz angestellt, 1885 zum Kustos befördert.
S.ist in letzterer Zeit besonders auf dem Gebiete der Volks- kunde thätig; er veröffentlichte: «Innerösterr. Stadt- lebcn vor hundert Jahren» (Wien 1877),
«Erzherzog Johann von Asterreich und sein Einfluß auf das Kulturleben der Steiermark» [* 80] (ebd. 1878),
«Cor- nelia. Eine Herzensgefchichte in Versen» (Innsbr. 1878),
«Österr. Kultur- und Litteraturbilder» (Wien 1879),
«Steiermark im deutschen Liede» (Anthologie, 2 Bde., 1880),
«Deutsche [* 81] Volkslieder aus Steier- mark» (Innsbr. 1881),
«Steiermark. Bäder und Lustkurorte» (Wien 1883),
«Kultur- und Sitten- bilder aus Steiermark» (Graz 1885),
«Vidliotiiecs. Iiiätorico - FeoFrapliica, ätiriaca» (ebd. 1886), «Deutsche Volksschauspiele. In Steiermark gesam- melt» (Halle [* 82] 1891),
«Hundert Jahre deutscher Dich- tung in Steiermark 1785 bis 1885» (Wien 1893). Schloßeck, Burgruine bei Dürkheim [* 83] (s. d.). Schloßen, s. Hagelkörner. [* 84] Schlosser, zur Metallindustrie gehöriger Ge- werbtrcibender, der Schlösser (s. Schloß, technisch) anfertigt (eigentliche Schlosserei), ferner Be- schläge für Thüren und Fenster, Bänder, Niegel, Verschlüsse u. a. herstellt und anbringt (Vau- schlosserei). Daranschließt sich die ornamen- tale Schlosserei und Kunstschmiederei (s. Kunst- schmiedearbeiten), die Anfertigung von Eisenkon- struktionen (s. d.), die Geldschrankschlosserei (s. Feuerfeste [* 85] Schränke), die Installations- schlosserei (Anlagen von Gas- und Wasserleitun- gen, Blitzableitern, Haustelegraphen, elektrischem Licht). [* 86] Eine andere Hauptgruppe bildet die Ma- schinenschlosserei und die fabrikmäßige ¶