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29. Infanterieregiments befördert, wurde 1882 Chef des Stabes des 11. Armeekorps, 1883 Generalmajor, 1881 Commandeur der 41. Infanteriebrigade, 1888 Generallieutenant und Commandeur der 33. Divi- sion. In gleicher Eigenschaft ward er 1889 zur 18. Di- vision versetzt. Im Febr. 1891 nabm er seinen Ab- schied. S. hat auch auf dem Gebiet der Militärlittera- tur Bedeutendes geleistet', es erschienen von ihm: «Die Gymnastik und die Fechtkunst [* 2] in der Armee» (Berl. 1858),
«Anleitung zum Betrieb der Gymnastik und der Fechtkunst in der Armee» (ebd. 1861),
«Zur Taktik der Gegenwart mit besonderer Rücksicht auf die Zündnadelinfanterie» (ebd. 1863),
«Studien zur neuen Infanterietaktik» (4 .hefte, ebd. 1872 - 74), «Die Infanterie auf dem Exerzierplatz» (ebd. 1875), «Die Lehre [* 3] von der Truppenverwcudung» (2 Bde., ebd. 1876-80; 2. Aufl. u. d. T. «Von der Krieg- führung», 1883),
«Taktische Grundsätze» (ebd. 1879), «TelbrückundBernhardi» (ebd. 1892),
«Reqlementa- rische Studien» (ebd. 1891: 1. Folge, ebd. 1892), «Praktische Taktik und taktische Theorie» (ebd. 1893), «Unsere heutige Infantcrietaktik im Spiegel [* 4] der Augustkämpfe 1870 um Metz» [* 5] (ebd. 1893),
«Kriegs- lebren in kriegsgeschichtlichcn Beispielen der Neu- zeit» (Bd. 1: «Betrachtunacn über die Schlackt von Colombey-Nouilly», ebd?1894; Bd. 2: «Betrach- tungen über die Schlacht von Vionville», ebd. 1894; Bd. 3: «Betrachtungen über die Schlacht von Grave- lotte-St. Privat», ebd. 1895). Scherfffche Milch, s. Auffütterung der Kinder. Scherflein, s. Scherf. Scherflocken, s. Appretur (Bd. 1, S. 763 a). Scherg, Fisch, s. Stör. Schergenbach, linker Zufluh des Inns, ent- springt im Massiv des Piz Muttlcr (3299 m), durck- fließt das zum Unterengadin gehörende Hocktbal Samnaun und mündet durch eine tiefe Felskluft bei dem Schergen- oder Schalklhof, 1 km unterhalb Alt- Finstcrmünz an der Grenze von Graubünden und Scheria, Insel, s. Phaiaken. sTirol. Scheri'a (Schari'a), auch Scher (Gesetz, ge- wöhnlich mit dem Prädikat scherif, edel), im Gegen- satz einerseits zu dem einzelnen Völkern des Islams eigentümlichen alten Gewohnheitsrecht ('Lldat oder 'Iirf), andererseits zu den in neuerer Zeit unter fremdem Einfluß entstandenen oder aus die Macht- vollkommenheit der jeweiligen Zerrscher gegründe- ten Gesetzen (Kanün), das aus den kanonischen Gesetzqucllen (s. Fikh) abgeleitete religiöse Gesetz der Mohammedaner, welches die 'Ulemä studieren und vertreten und auf welckes die Muftis ihre Rcchts- gutachtcn, die Kadhis ihre Nechtssprüche gründen. Scheriat el-Kebire, arab. Name des Jordans (s. d.) in Palästina. [* 6]
Scheriat el - Menadire, arab. Name des Iarmuk (s. d.) in Palästina.
Scherif (arab., «erhaben», «edel»),
bei den Mo- hammedanern Titel der Nachkommen Mohammeds; streng genommen sind nur die Abkömmlinge Hasans, des Enkels des Propheten, S. und werden von den Abkömmlingen des Husejn, die den Titel Seüid süh- ren, unterschieden.
Der jetzige Sprachgebrauch dehnt jedoch den Titel S. auf alle vom Propheten sich her- leitenden Linien aus, deren Angehörige, die man in den niedrigsten Lebensstellungen trifft, das Reckt auf besondere Ehrerbietung und den Gebrauch des grü- nen Turbans beanspruchen.
Ihre Listen werden in größern Städten durch besondere Würdenträger, die Nakib el-Eschraf (s.d.), geführt.
Ganz vorzüglick wird der erste religiöse Würdenträger in Mekka S. ge- Vrockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. XIV. nannt' er wird aus den von Hasan abstammenden Familien Arabiens durch den türk. Sultan ernannt. Er besitzt den größten Einfluß auf die Angelegen- heiten des Hedschas, neben ihm übt der türk. Statt- balter (Wali) eine lediglich nominelle Macht aus. - Über Bedeutung und Geschichte dieser Würde vgl. Ch. Didicr, 8eMir cli62 Ie Fi'anä-e1i8rilä61a,Nekk6 (Par. 1857; deutsche Übersetzung von .HeleneLobedan, Lpz. 1862);
Maltzan, Reisen in Arabien, Bd. 1 (Braunschw. 1873), 8. Kap.;
Snouck Hurgronje, Mekka, Bd. 1 (Haag [* 7] 1888). Scherrf Pascha, ägypt. Staatsmann, wurde nach der von der nationalen Partei veranstalteten Soldatenemeute (s. Ägypten, [* 8] Vd. 1, S. 25 la) vom Chediv Tewfik zum Präsidenten des neuen Kabinetts ernannt. Da dieNotabelnversamm- lung von 1882 ein förmliches Vudgetrecht nach europ. Muster verlangte und die engl. und franz. Finanz- kontrollcurc dagegen Einsprache erhoben, so trat S.P. von seinem Posten zurück und überließ die Besetzung des neuen Kabinetts der nationalen Partei.
Als diese aber unter Arabi Pascha bis zur Auflehnung gegen den Chediv vorging, übertrug dieser S. P. abermals das Präsidium und das Auswärtige.
Nach Niederwerfung des Auf- standes durch die Engländer beanspruchten indes letztere ein fast unumschränktes Protektorat, worauf S. P. im Jan. 1884seine Entlassung nahmund Nubar Pascka (s. d.) an seine Stelle trat. S^ P. starb auf einer Reise nach Karlsbad in Graz. [* 9] Schermaschine, in derTuckfabrikation eine Appreturmafchine (f. Appretur, Bd. 1, S. 763 a);
in der Weberei [* 10] (s. d.) foviel wie Kettcnschcrmaschine;
auck eine Maschine [* 11] der Filzhutfabrikation (s. 5il;fabrikation, Bd. 6, S. 793 d). Schermaus, s. Wühlmaus. Schermefser, die schraubenförmig gewundenen Messer [* 12] des Schercylinders (s. Appretur, Bd. 1, S. 763 a); auch soviel wie Rasiermesser.
Scherr, Johs., Kultur- und Literarhistoriker und Novellist, geb. auf Hohenrechberg, studierte 1837-40 in Tübingen [* 13] Philosophie und Geschichte und leitete dann mit seinem Bruder Tho- mas eine Erziebungsanstalt in Winterthur. 1843 zog er nach Stuttgart, [* 14] wo er mit seiner Schrist «Württemberg [* 15] im I. 1843» in die polit.
Bewegung eintrat. 1848 wurde S. auch in die württemb.
Ab- geordnetenkammer und in den Landesausschuß der württemb.
Volt^oereine gewählt;
er war einer der Fübrer der demokratischen Partei Süddeutschlands und auss eifrigste sür die Reichsverfassung von 1849 thätig.
Nach Niederwerfung der Reichsverfassungs- partei mußte er nach der Schweiz [* 16] flüchten und wurde in contumaciam zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er habilitierte sich an der Hochschule zu Zürich, [* 17] siedelte 1852 wieder nach Winterthur über und ging 1860 abermals nach Zürich, wo er Pro- fessor der Geschichte am Eidgenössischen Polytechni- kum wurde und starb.
Seiner Über- zeugung nach Republikaner, pflegte S. als Histo- riker mit besonderer Vorliebe die kulturhistor.
Ele- mente; in seiner «Geschichte deutscher Kultur und Sitte» (1853; 9. Aufl., Lpz. 1887) suchte er die na- tionale Entwicklung nach dieser Seite hin zum ersten- mal, freilich ohne wissenschaftliche Vertiefung, zu- sammenzufassen.
Von seinen kulturgeschichtlichen Werken sind hervorzuheben: «Schiller und seineZeit» (1859; 6. Aufl., Lpz. 1876),
«Geschichte der deutschen Frauenwelt» (4. Aufl., 2 Bde., ebd. 1879),
«Geschichte 27 ¶
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der Religion» (3 Bde., ebd. 1855-57) und «Dämo- nen» (1871; 2. Aufl., ebd. 1878);
von den litterar- historischen: «Allgemeine Geschichte der Litteratur» (8. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1887; 9. Aufl.u.d.T. «Illu- strierte Geschichte der Weltlitteratur», ebd. 1895 fg.), «Bildersaal der Weltlitteratur» (3. Aufl., 3 Bde., ebd. 1884 - 85),
«Geschichte der engl. Litteratur» (3. Aufl., ebd. 1883);
von den historischen: «Blücher, seine Zeit und sein Leben» (1862; 4. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1887), «Studien» (3 Bde., ebd. 1865-66),
«1848, ein weltgeschichtliches Drama» (2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1875), «1870-71, vier Bücher deutscher Geschichte» (ebd. 1879),
«Gestalten und Geschichten» (Stuttg. 1886).
Teils geschichtlich, teils publizistisch ist der Inhalt der «Blätter im Winde» [* 19] (Lpz. 1875),
«Far- rago» (ebd. 1870),
der «Hammerschläge und Historien» (1872; 3. Aufl., 2 Bde. und Neue Folge, Zür. 1878), des Skizzenbuchs «Vom Zürichberg» (2. Aufl., Lpz. 1881), der «Letzten Gänge» (Stuttg. 1887).
Der humoristischen Publizistik gehört das «Sommertage- buch des weiland Dr. ^ätrosopli. Icremia Sauer- ampfer» (Zür. 1873) an.
S.s geschichtliche und lit- terargeschichtliche Essays liegen gesammelt vor als «Menschliche Tragikomödie» (3. Aufl., 12 Bde., Lpz. 1885).
Eine Auswahl seiner novellistischen Arbeiten enthält S.s «Novellenbuch» (10 Bde., Lpz. 1873-77; die zwei ersten Bände bringen die kul- turgeschichtliche Novelle «Schiller», 2. Aufl.; die zwei letzten den Noman «Michel, Geschichte eines Deutschen», 4. Aufl.);
schwach ist der späte Zeit- roman «Porkeles und Porkelessa» (1882).
Das kulturhistor. Illustrationswerk «Germania» [* 20] erschien in 5. Auflage (Stuttg. 1885). Scherrahmen, f. Weberei. Scherres, Karl, Landschaftsmaler, geb. zu Königsberg [* 21] i. Ostpr., war seit 1849 Schüler der dortigen Akademie und des Landschafters Aug. Behrendfen. 1859 - 66 in Danzig [* 22] fehhaft, lebte er dann ein Jahr in feiner Heimatstadt und siedelte 1867 nach Berlin [* 23] über, wo er als Professor (feit 1878) und Lehrer an der Zeichen- und Malfchule der Künstlerinnen noch lebt.
Nachdem er zunächst seine Motive der Schweiz und Oberitalien [* 24] entnommen, wandte er sich als einer der ersten der Darstellung der ostpreuß.
Landschaft, jedoch in freier Komposi- tion, zu. So fchuf er 1856 feine erste ostpreuh.
Land- schaft bei heranziehendem Gewitter, 1858 eine folche bei abziehendem Gewitter;
ferner sind zu nennen: Nach dem Regen auf der Dorfstraße (1864), Bei fcheidendem Sonnenlichte vor der Waldhütte (1867; Städtifche Galerie in Königsberg), Gewitter über den Dünen (1874), Überfchwemmung, eine Kompo- sition im Charakter der Landschaft von Oftpreußen (1875; Berliner [* 25] Nationalgalerie), Einfame Hütten [* 26] im Moorlande (1876; Städtische Galerie in Königs- berg).
Danach wandte sich S. fast ausschließlich der märkischen Landschaft um Berlin und Potsdam [* 27] zu; so entstanden 1879-80 verschiedene größere Havel- bildcr, daneben unter andern: Waldhütte nach dem Gewitter (1883), Auf dem Wege zum Dorfe (Ge- witterstimmung, 1886). Scherschel, srz. Niiereiieii, Hafenstadt der franz. Provinz Algerien, [* 28] im Depart. Algier, zählt (1891) 8786 E und hat Eisengruben, Baumwoll- und Cochenillenkultur.
Ansehnliche Nuinen eines Amphi- theaters und röm. Cisternen erinnern an das röm. Cäsarea (s. d.). Schertlin (Schärtlein) von Burtenbach, Sebastian, deutscher Feldhauptmann des 16. Jahrh., geb. zu Schorndorf (in Württemberg), besuchte die Universitäten Tübingen und Wien, [* 29] machte 1518 den Feldzug gegen Franz von Sickingen mit und widmete sich seitdem ganz dem Kriegshandwerk. Er diente im Heere des Schwäbischen Bundes gegen Mrich von Württemberg (1519) und gegen die auf- rührerischen Bauern (1525), desgleichen im kaiserl. Heere wiederholt gegen die Türken, wie auch gegen die Franzosen an der deutschen Grenze und in Ita- lien, wo er nach der Schlacht bei Pavia 1525 zum Ritter geschlagen wurde und 1527 an der Eroberung und Plünderung Roms teilnahm.
Seit 1530 Feld- hauptmann der Reichsstadt Augsburg, [* 30] kaufte S. 1532 die im Westen der Stadt gelegene Herrschaft Vurtenbach und trat zur prot.
Lehre über. Mchdem er noch Züge gegen die Türken (1532, wo er sich als Führer des gesamten Reichsfußvolks auszeichnete), gegen Frankreich (1536 und 1544) und gegen Hein- rich von Vraunschweig (1542) mitgemacht hatte, nahm er am Krieg der Protestanten gegen den Kaiser (s. Schmalkaldischer Bund) teil.
Bei der Unterwer- fung Augsburgs von der Amnestie ausgeschlossen, lebte S. als Flüchtling erst in Konstanz, [* 31] dann in Basel. [* 32] Da er 1548 in die Dienste [* 33] Heinrichs II. von Frankreich trat, wurde er vom Kaiser geächtet und seine Güter eingezogen.
Aus Basel ausgewiesen, ging er 1551 an den franz. Hof, [* 34] wo er den Vertrag zwischen dem König und den gegen Karl verbünde- ten prot.
Neichsfürstcn vermittelte. 1553 nach seinem Austritt aus dem franz. Dienst vom Kaiser begna- digt, kehrte er nach Augsburg zurück und nahm wieder Dienste bei der Stadt sowie beim Heidelberger und dann beim LandsbergerBund, ohne jedoch noch ein- mal ins Feld zu ziehen. Er starb zu Burtenbach. -
Vgl. Holzschuher und Hummel, Le- bensbeschreibung des berühmten Ritters Sebastian S. von Vurtmbach (2 Tle., Franks, und Nürnb. 1777 -82); Herberger, Sebastian S. von Burtcnbach und seine an die Stadt Augsburg geschriebenen Briefe (Augsb. 1852);
Schönhuth, Leben und Thaten des Sebastian S. von Vurtenbach, durch ihn selbst deutsch beschrieben.
Nach der eigenen Handschrift des Rit- ters (Münst. 1858).
Scherweiler, Dorf im Kanton [* 35] und Kreis [* 36] Schlettstadt [* 37] des Bezirks Unterelsaß, an der Scher und der Linie Zabern-Schlettstadt der Elsaß-Lothr.
Eisenbahnen, hat (1890) 2401E., darunter 19 Evan- gelische und 151 Israeliten, Postagentur, Fern- sprechverbindung, Kirche mit Turm [* 38] (13. Jahrh.), Gemeindehaus (1700) mit schönem Erker und Holz- skulpturen;
Baumwoll- und Wollweberei, Papier- fabrik und vortrefflichen Weinbau. Scherwolle, f. Appretur (Bd. 1, S. 763a). SokvrxNnäo (ital., fpr. fker-), mufikalifche Vor- tragsbozeichnung: fchcrzend. Scherzer, Karl, Ritter von, Schriftsteller ^d Forfchungsreifender, geb. zu Wien, bereiste 1852 - 55 mit dem Naturforfcher Moritz Wagner Nord- und Mittelamerika und nahm 1857 in leitender Stellung an der Novara-Erpedition teil. Außer reichen Sammlungen brachte er von diefer Reife ein vollständiges Tagebuch in die Heimat, das die Grundlage zum «Beschreibenden Teil» der «Reise der österr. Fregatte Novara um die Erde in den I. 1857-59» (3 Bde., Wien 1861-62; 5. Aufl., 2 Bde., 1876) bildete.
Nach seiner Rückkehr in den erblichen Ritterstand erhoben, wurde S.1866 als Ministerial- rat in das österr.
Handelsministerium berufen, wo er die Abteilung für Handelsstatistik und ¶
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schaftliche Publizistik organisierte.
Als erster Be- amter und Leiter des handelspolit. und Wissenschaft- lichen Dienstes der ostasiat.
Expedition trat er 1869 seine dritte Weltreise an.
Seit 1872 wirkte S. als Generalkonsul in Smyrna, seit 1875 in London; [* 40]
1878 wurde er zum österr.-ungar. Geschäftsträger für die thüring.
Staaten und zum Generalkonsul für das Königreich Sachsen [* 41] mit dem Sitz in Leipzig, [* 42] im ^ept. 1884 zum Generalkonsul in Genua, [* 43] 1894 zum Gene- ralkonsul 1. Klasse ernannt.
In: Auftrage der österr. Regierung gab er die «Fachmännischen Berichte über die österr.-ungar. Erpedition nach Siam. China [* 44] nnd Japan» (Stuttg. 1872) heraus.
Außerdem veröffent- lichte er: «Reisen in Nordamerika» [* 45] (mit Wagner, 3 Bde., Lpz. 1854),
«Die Republik Costa-Rica» (eben- falls mit Wagner, ebd. 1856),
«Wanderungen durch die mittelamerik. Freistaaten Nicaragua, [* 46] Honduras [* 47] und San Salvador» [* 48] (Braunschw. 1857),
«Aus dem Natur- und Völkerleben im tropischen Amerika» [* 49] (Lpz. 1864),
den"Etatist.-kommerziellen Teil» der Novara- Erpedition (2 Bde., Wien 1864; 2. Aufl. u. d. T.: «Etatist.-kommerzielle Ergebnisse einer Reise um die Erde u. s. w.», Lpz. 1867),
«Smyrna» (Wien 1873), «I^H8 Ki8t0lia8 äki ori^en ä6 108 Indios ä6 Ik pro- vincia äe 6uat6m^H» (ebd. 1857),
«Weltindu- strien. Studien während einer Fürstenreise durch die brit. Fabrikdistrikte» (Stuttg. 1880),
«Das wirt- schaftliche Leben der Völker» (Lpz. 1885). Scherzo (ital., spr. sker-), in der modernen Musik der humoristische Satz in Sonaten, Quartetten, Sin- fonien u. s. w. Der Name, zuerst im 17. Jahrb. für launige Gesangstücke angewendet, taucht am Ende des 18. Jahrh, in der Instrumentalsercnade auf. Beethoven setzte in Sinfonie und Sonate das S. an Stelle der früher gebräuchlichen Menuett. Scherzrätsel, s. Verierrätsel.
Scheschuppe, linker Nebenfluß des Niemens (Memel), [* 50] entspringt in Polen, bildet von Schirwindt bis zur Mündung der Iotyja, wo er von Nordwesten nach Westen umbiegt, die Grenze Ostpreußens gegen Polen und mündet oberhalb Nagnit. Scheßlitz, Stadt im Bezirksamt Vamberg I des bayr. Reg.-Vez.
Oberfranken, an der Eller, am West- abhang des Fränkischen Juras, Sitz eines Amtsge- richts (Landgericht Vamberg), hat (1890) 1297 E., darunter 37 Evangelische und 30 Israeliten, Post, Telegraph, [* 51] zwei Kirchen, ein reiches Hospital mit Kirche, Distriktkrankenhaus.
Nabebei Schloß Giech (s. d.) und die Wallfahrtskapelle Gügel. Scheuchzer, Joh. Jakob, schweiz. Naturforscher, geb. 1672 zu Zürich, gest. 1733 als Oberstadtarzt iArchiater) und Professor der Mathematik ebenda. Nach ihm heißt der von ihm als «Homo äilnvii t68ti8» (s. d.) beschriebene fossile Rieseusalamander von Oeningen Xnäi-i^ 8cii6uc1^6i-i. Er schrieb: «Naturgeschichte des Schweizerlandes» (2. Aufl., 3 Bde., Zür. 1752),
«I'I^Lica 3^01-^ iconidnä ilw- strata» (4 Bde., Augsb. und Ulm [* 52] 1731-35),
«^iä- cium Hii6i-6la6 6t vincliciae» (Zür. 1708) u. a. m. Scheuer, soviel wie Scheune (s. d.). Scheuerbank, Maschine der Nadelfabrikation ss.
Nadeln, [* 53] Bd. 12, S. 146 d). Scheuerkraut, s. I^uigewm. Scheuermafchinen, eine Art der Getreide- reinigungsmaschinen (s. d., Bd. 7, S. 961 d). Scheuermühle, Scheucrtonne, soviel wie Scheuerbank (s. Nadeln, Bd. 12, S. 146 d). Scheufeleiu oder Scheusfelin, Hans Leon- hard, Maier, f. Schällffelein.
Scheune oder Sch euer, ein landwirtschaftliches Gebände, in welchem Getreide, [* 54] Stroh, Hülsenfrüchte und Rauhfutter aufbewahrt bez. gedroschen werden. Die S. besteht aus der Tenne (zum Dreschen) und dem Bansenraum (zur Aufbewahrung der Früchte und des Strohs).
Neuerdings benutzt man auch i?l Deutschland [* 55] die in England und Holland gebräuch- lichen Feldscheunen, welche im Freien aufgebaut sind, aus hölzernen Säulen [* 56] mit Stroh-, Schilf- oder Pappdach bestehen, welche Dächer zuweilen be- weglich sind. (S. Feime.) [* 57] Nach den Bestimmungen des preuß. Ministeriums vom soll die S. in ihren Raumverhältnissen so bemessen sein, daß auf 100 Garben Wintergetreide 12,4 cdm, auf 100 Garben Sommergetreide 10,8 cdm, auf eine vierfpa'nnige Fuhre Erbsen, Wicken u. dgl. 18,5 cdui zu rechnen sind.
Ein Schock Garben Weizen oder Roggen fordert 7,5 cdm, Gerste [* 58] und Hafer [* 59] 3,5 cdin, eine vierspännige Fuhre Hülsenfrüchte 12 odm, 100 Gebünde glattes Stroh 12,4 cdiu, 50 KZ Heu 0,50 cdm Scheunenraum.
Scheuren, Kaspar, Landschaftsmaler, geb. zu Aachen, [* 60] bildete sich an der Düssel- dorfer Akademie, besonders unter Schirmer und Lessing.
Seine Stoffe entnahm er meist der heimi- schen Natur, obwohl er auch die südl. Landschaft auf einer Reise in Oberitalien darstellen lernte. In seiner frühern Zeit malte er Ölbilder von poet.-phan- tastischem Charakter, wie die Ritterburg bei Abend- beleuchtung (1830; Galerie zu Schwerin), [* 61] Schloß am See (1837) und Burg im Ahrthale (1838; Mu- seum in Leipzig), Winterlandschaft (Neue Pinako- thek zu München), [* 62] Ländliches Idyll (Städtifches Museum zu Köln). [* 63]
S. erkannte jedoch bald im Aqua- rell das seiner Farbenphantasie zusagendere Schaf- fensgebiet, wobei er mit Vorliebe feine Poet.
An- sichten und Scenen aus Dichtern in einen reichen Arabeskenrahmen schloß.
Dahin gehören sein Rhcin- werk in 26 Aquarellen (im Museum zu Köln) und Chor aus der «Braut von Messina» [* 64] (7 Blätter, im Museum zu Berlin);
ferner sein zweites Rheinwerk als Album der Burg Stolzensels mit 50 Blättern, die 7 Koblenzer Erinnerungsblätter für das Deutsche [* 65] Kaiserpaar, das Album von Venedig, [* 66] das Matri- kelbuch der Universität Etraßburg und zahlreiche Diplome. S. bat auch Landschaften radiert (Mann- heim 1842).
Seit 1856 Professor der Düsseldorfer Akademie, starb er in Düsseldorf. [* 67]
Scheurenberg, Iofeph, Maler, geb. in Düsfeldorf, war 1863-68 Schüler der dor- tigen Akademie und von W. Sohn.
Seit 1879 Lehrer an der Akademie zu Cassel, siedelte er 1881 nach Berlin über, wo er zunächst seiner privaten Thätigkeit oblag, 1891 die Leitung des Malerakt- saals der Kunstakademie übernahm.
Vornehmlich malte er Genrebilder, die sich durch poet.
Stimmung bei großer Schlichtheit der Ausdrucksmittel aus- zeichnen;
wie: Ein Lied aus alter Zeit (1868), Fahrende Sänger (1870), Amüsante Lektüre (1874), Ländliches Fest (1878), Der Tag des Herrn (1879; Nationalgalerie in Berlin), Die Werbung (1882). 1885 entstand: Luthers Verlobung mit Katharina von Bora (Eigentum der Verbindung für histor. Kunst);
neuestens: Maria begegnet einem Hirten- knaben (1892; BerlinerNationalgalerie), Rast (1894), Sommerabend (1895).
Von seinen Bildnissen sind zu nennen das des Professors Zeller (1887) und des Generalfeldmarschalls von Steinmetz (1892 ange- kauft; beide in der Berliner Naüonaigalene).
In 27* ¶
mehr
den J. 1882-85 schuf er im Justizgebäude zu Cassel vier Wandgemälde (die Kardinaltugenden allegorisch darstellend), 1889-91 im Rathaus zu Berlin mehrere Wandgemälde histor. und allegorischen Inhalts. S. ist seit 1880 königl. Professor, seit 1889 Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin.