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werdenden, sanft gebogenen Hörner ist schwarz. Häufig in der Gefangenschaft, wo sie sich gut hält und regelmäßig fortpflanzt. Tragzeit 245 Tage. Wert der jungen S. etwa 600 M.
werdenden, sanft gebogenen Hörner ist schwarz. Häufig in der Gefangenschaft, wo sie sich gut hält und regelmäßig fortpflanzt. Tragzeit 245 Tage. Wert der jungen S. etwa 600 M.
s. Bajonett. ^[= (frz. Baïonnette), eine mäßig lange Klinge, die am Lauf des Gewehrs so befestigt wird, daß ...]
s. Bäckerbein. ^[= auch Knickbein oder X-Bein (genu valgum), diejenige Verkrümmung des Knies, bei welcher das ...]
s. Fechtkunst. [* 2]
Leibgurt, an dem der Säbel getragen wird.
andere Namensform für die nach ihrer Herkunft von den Sabinern (s. d.) meist als Samniten (Samnites aus Sabinites) bezeichneten altitalischen Völkerschaften.
in der christl. Kirchengeschichte Bezeichnung derjenigen Vorstellung von der Person Christi und der göttlichen Dreieinigkeit, welche in Vater, Sohn und Geist nicht drei Personen, sondern drei verschiedene Erscheinungsformen des einen göttlichen Wesens sieht (s. Monarchianer). Der Name stammt von dem röm. Presbyter Sabellius (Ende des 2. und Anfang des 3. Jahrh.), der von seinem frühern Freunde, dem röm. Bischof Callistus, exkommuniziert wurde.
Sabellius hatte nur behauptet, daß der eine und selbe Gott, der in seiner Unsichtbarkeit Vater heiße, als Sohn sichtbar geworden sei, eine menschliche Natur angenommen und am Kreuze gelitten habe. Das specielle, unter dem Namen des sabellianischen bekannte System, das um die Mitte des 3. Jahrh. sich in der Pentapolis in Libyen verbreitete, ist weit künstlicher ausgebildet. Dieses unterscheidet von dem einfach einen göttlichen Wesen (der Monas) drei Erscheinungs- oder Offenbarungsformen desselben in der Welt- und Menschengeichichte, die aus dem verborgenen göttlichen Sein, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen, hervorgetreten seien, nach deren Beendigung sie wieder in die göttliche Einheit zurückflössen: den Vater oder Gott als Schöpfer, den Sohn oder Gott als menschgewordenen Erlöser und den Heiligen Geist als Quell des heiligen Lebens unter den Menschen.
(Recurvirostra avocetta L., s. Tafel: Stelzvögel III, [* 1] Fig. 7), ein 43 cm langer Sumpfvogel aus der Familie der Schnepfen (s. d.), dessen dünner schwarzer Schnabel von dreifacher Kopflänge und im vordern Teile nach oben gebogen ist. Das Gefieder ist auf dem Kopf, dem Hinterhals, an den Schultern und dem größten Teil der Flügel schwarz, im übrigen weiß. Der S. ist ein echter Küstenvogel und findet sich fast an allen Gestaden der Alten Welt, von der Nord- und Ostsee bis zum Kap der Guten Hoffnung und Indien.
eine mit Tuch überzogene, meist mit Namenszug verzierte flache Ledertasche der Husaren, die mittels Schwungriemen am Leibgurt befestigt ist.
Sie diente früher zur Aufnahme von Gegenständen, jetzt nur als Paradestück. (S. auch Seitengewehr.)
eine Quaste aus weißer Wolle oder Seide, [* 3] zuweilen mit Silber durchwirkt, an einem schmalen Bande aus gleichem Stoff, welches bei den Fußtruppen um den Steg der Säbeltasche des Leibriemens geschlungen wird. Die Jäger tragen (außer in Bayern) [* 4] grüne, die Unteroffiziere (Oberjäger) dieser Truppe mit Silber durchwirkte S. Die S. der Unteroffiziere der übrigen Fußtruppen sind mit Fäden in den Nationalfarben (s. d.) durchwirkt. Bei den Gemeinen der Fußtruppen und den bayr. Jägern bezeichnet die Farbe des Stengels (weiß, rot, gelb, blau) die Nummer des Bataillons, die Farbe des Knopfes und Schiebers der Quaste (weiß, rot,
gelb, blau) die Nummer der Compagnie innerhalb des Bataillons. Die Kapitulanten der Fußtruppen tragen die S. der Unteroffiziere mit dem Schieber von der Farbe der Compagnie. Die berittenen Truppen tragen an Stelle der S. den Faustriemen (s. d.), Offiziere und Portepeeunteroffiziere das Portepee (s. d.).
gnostische Partei, s. Mandäer. ^[= (nicht Mendäer oder Mendarten), eine gnostische Sekte, deren Reste in den Sumpfgegenden des ...]
(spr. ßäbbĭn), Sir Edward, engl. Physiker und Mathematiker, geb. zu Dublin, [* 6] beteiligte sich an der zur Auffindung der Nordwestpassage unternommenen arktischen Entdeckungsreise von Roß und Parry (1818-20), auf der ihn namentlich Beobachtungen der magnetischen Verhältnisse und der Pendelschwingungen beschäftigten. Zur Fortsetzung der letztem befuhr er 1822 die äquatorialen Küsten von Afrika [* 7] und Amerika [* 8] und drang 1823 bis nach Hammerfest, Spitzbergen und Grönland vor. Er wurde 1837 Major, 1851 Oberst, 1859 Generalmajor und 1865 Generallieutenant. Die Royal Society wählte ihn 1850 zum Vicepräsidenten, einen Posten, den er 1871 niederlegte. S. starb in Richmond. Die Resultate seiner Forschungen über Magnetismus [* 9] und Pendelschwingungen legte er in verschiedenen Aufsätzen in den «Philosophical Transactions» (1819-57) sowie in der Schrift «A pendulum expedition» (Lond. 1825) nieder. Ähnliche Zusammenstellungen machte er auch bezüglich des Erdmagnetismus, wobei er die Begründung der Gaußschen Theorie wesentlich beförderte, indem er die Ergebnisse der Beobachtungen von Erman und Hansteen 1828-30 in seinem «Report on the variations of the magnetic intensity, observed at different points on the earth's surface» (Lond. 1838) bekannt machte und graphisch darstellte.
Noch wichtiger waren seine Bemühungen um die Herstellung eines großartigen Systems meteorolog.-magnetischer Observatorien in den engl. Kolonien, welche für die Erforschung des Erdmagnetismus epochemachend waren und lange unter seiner Oberleitung standen, über diese Observatorien veröffentlichte er namentlich «Contributions to terrestrial magnetism» (Nr. I-XV, in den «Philosophical Transactions», 1810-76). S. war einer der Begründer der «British Association for the advancement of science», in deren «Reports» er von 1836 bis 1839 gleichfalls Abhandlungen veröffentlichte; auch schrieb er «On the cosmaical features of terrestrial magnetism» (Lond. 1862). Zu Wrangells Neise nach Sibirien, die seine Frau ins Englische [* 10] übersetzte, schrieb S. eine Einleitung (Lond. 1810; 2. Aufl. 1814), in der er seine Ansicht über ein offenes Polarmeer ausspricht und auf die überraschende Ähnlichkeit [* 11] zwischen den Nordküsten der Alten und Neuen Welt beiderseits der Beringstraße hinweist.
(spr. ßäbbĭn), an der Ostküste von Grönland unter 74° 35' nördl. Br., wo Koldewey mit der Germania [* 12] vom Aug. 1869 bis zum Juli 1870 überwinterte.
im Altertum ein mittelitalisches, nach den Alten ureinheimisches Volk, das Stammvolk aller Sabeller (s. d.), das seinen Namen von Sabus, einem Sohne des Gottes Sancus, ableitete.
Als ihre Stammsitze wurden die Hochthäler der Flüsse [* 13] Avens (jetzt Velino), Himella (jetzt Salto), Tolenus (jetzt Turano), Aternus (jetzt Aterno) im mittlern Apennin angesehen mit den Hauptstädten Reate und Amiternum.
Der Nar (Nera) schied sie im Westen auf eine ¶
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Strecke weit von den Umbrern, wie weiter südlich der Tiber von den Etruskern;
gegen Süden galt der Fluß Anio (Teverone) aufwärts bis Tibur als ihre Grenze gegen Latinm.
Auch auf röm. Stadtgebiet, auf den Quirinal verseht sie die Sage. (S. Rom und [* 15] Römi- sches Reich, Bd. 13, S. 918d.) Nördlich von Tibur bildete das Sabinergebirge mit dem Monte- Gennaro ihre Ostgrenze gegen die ^'lquer-, weiter nörd- lich waren die stammverwandten Vestincr ihre Nach- barn im Osten.
Diese wie die Marser, die Hcrniker, Päligner, Marruciner, Picenter und wohl auch die Ltquer, welche sämtlich unter sich und mittelbar oder unmittelbar dem Land der S. im engern Sinne be- nachbart waren, standen mit den S. anck in naber Verwandtschaft.
Überhaupt bat das Gebiet der S. ursprünglich weiter gereicht;
sie bildeten einmal mit den zu ihnen gehörigen Samnitern (s. d.) eine Ein- heit. Vei den S. war es üblich, in der Form der Darbringung eines sog. heiligen Frühlings (ver 8 die überschüssige Jugend dem Mars [* 16] zu weihen und aus dem Lande zu schicken; so verbrei- teten sie sich über den größten Teil von Mittel- und Unteritalien. Das sabinische Land (^F^r 8^- diiiug) war reich an Getreide, [* 17] Eichen und fetten Weiden.
Das Volk wnrde gerühmt wegen strenger Sitte und Frömmigkeit;
die röm. Sage läßt das röm. Rcligionswescu durch einen König sabin.
Stammes, den Numa Pompilius (s. d.), ordnen, und die Augu- rallehre soll namentlich von ihnen ausgegangen sein. Bekannt ist die Sage vom Raube der Sabine- rinnen, durch den angeblich die ersten Ansiedler Roms sich mit Frauen versahen.
Die Römer [* 18] unter- warfen sich schon frühzeitig die ihnen in der Canv pagna zunächst wohnenden S.;
mit den übrigen fanden bis 118 v. Chr. häufig Kriege statt.
Seit- dem bestand Ruhe bis 290, wo sich die S. wieder gegen Rom erhoben, aber von Curius Dentatus bald unterworfen wurden. 268 v. Chr. erhielten sie das volle röm. Bürgerrecht.
Sabinerbaum, s. Sadcbaum. Sabinianer, s. Labeo, Antistius. SabiuiättUs, Papst (604-606), Nachfolger Gre- gors I., gebürtig aus Toscana, machte sich während der Hungersnot im Winter 605/606 durch seinen Geiz sehr verhaßt. Er soll den gottesdienstlichen Gebrauch der Glocken eingeführt haben. Sabmum, das im sabinischcn Gebiet gelegene Landgut des Dichters Horaz. Sabmus, Georg, eigentlich Schüler, Gelehrter und Dichter, geb. zu Brandenburg, [* 19] wurde, nachdem er zu Wittenberg [* 20] alte Litteratur und Jurisprudenz studiert, 1533 eine Reise nach Italien [* 21] unternommen hatte und 1536 der Schwie- gersohn Melanchthons geworden war, 1538 Pro- fessor der Poesie und Beredsamkeit zu Frankfurt [* 22] a. O. und 1544 erster Rektor der Universität zu Königsberg; [* 23]
1555 trat er in die Dienste [* 24] des Kur- fürsten Joachim II. voll Brandenburg zurück, über- nahm 1560 eine Gesandtschaft nach Italien, kehrte aber schwer erkrankt bald wieder zurück und starb zu Frankfurt a. O. Unter seinen Schriften zeichnen sich seine im Geiste Ovids ver- faßten lat. Elegien aus, die u. d. T. «^adini c^r- mina» (Lpz. 1558 u. ö.) erschienen. -
Vgl. Toppen, Die Gründung der Universität zu Königsberg und das Leben ihres ersten Rektors Georg S. (Königsb. 1844);
'vcffter, Erinnerung an Georg 'S. (Lpz. 18H);
Fürstenhaupt, Georg S. (Berl. 1849).
Sadismus, Lehre [* 25] der Sabier, s. Mandäer. Sablö, Stadt im Arrondissement La Fleche des franz. Depart. Sarthe, sehr fchön an der Mündung der Erve in die Sarthe gelegen, an den Linien (Rouen-)Conches-Angers und Le [* 26] Mans-Nantcs der Westbahn und La Fleche-S. (67 km) der Orle'ans- bahn, hat (1891) 5332, als Gemeinde 6047 E., ein Schloß (18. Jahrh.), Rninen einer Burg des Mittel- alters, ein Collage;
Fabrikation von Zucker [* 27] und Dandsckuhen sowie Kohlengruben. 31 cm nordöstlich der Flecken Solcs m es mit 840 E., Anthracitgrubcn und Brüchen schwarzen Marmors, berühmt durch seine 1880 geschlossene Venediktincrabtei, daneben ein modernes Benediktinerklostcr mit schöner got. Kirche. 1488 fand hier der Friedensfchlnß zwischen Karl VIII. und Herzog Franz II. von Bretagne statt. Säble Island [* 28] (spr.hehbl eiländ), Insel im At- lantischen Ocean, zur canad.
Provinz Neuschottland gcbörig, mit einer Rettungsanstalt für Schiffbrüchige.
Sables d'Olonnes, Les (fpr. läßabldolönn).
1) Arrondisscmcnt im franz. Depart. Vendc'e, hat, einschließlich der Insel Noirmoutier und Uen, auf 2107 ykin (1891) 130368 E., 11 Kamone und 84 Gemeinden. - 2) Seebadeort und Hauptstadt des Arrondissements S. d'O., an der atlantischen Küste, östlich vom Kap Pointe de l'Aiguillc, an der Linie Tours [* 29] - S. d'O. (251 km) der Staatsbahnen, [* 30] hat (1891) 9905, als Gemeinde 11557 E., einen Gerichtshof erster Instanz, Ackerbaukammer, Kleines Seminar, Zollinspektion, einen kleinen, mittels eines Kanals durch die Dünen mit dem Meer ver- bundenen Hafen;
Schiffbau, Fifcherei (Sardinen), Austernzucht, lebhaften Handel mit Getreide, Salz, [* 31] Holz [* 32] und Einfuhr von Südfrüchten.
Berühmt ist der 1500 m lange Strand, überragt vom breiten Quai (Le Remblai) mit Kasino;
auf dem Kcw ein Fort bei der Vorstadt La Chaume, der Leuchtturm Arundel, genannt nach den Resten eines Schlosses. Sabme, einheimischer Name der Lappen (s. d.). Sabon, in der Vuchdruckerkunst Bezeichnung für einen großen Typengrad.
Man unterscheidet kleine (60 typogr. Puukte) und grobe S. (72 typogr. Punkte). Benannt ist die Schrift nach einem der ersten Drucker in Frankfurt a. M., Jakob Sabon.
Man bezeichnet auch diese großen Schriftgrade nach ihrer Kegelstärke in Cicero. (S. Schriftarten.) 82.drs-po13112.rcl (frz., spr. ßahbr pöannjahr), Säbclbajonett, s. Bajonett. Sabrina, Insel, s. Azoren (Bd. 2, S. 2221). Sabuntschi, Dorf in Transkaukasien, s. Baku. Sac, schweiz. Getreidemaß, s. Malter. H"tn., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Pier Andrea Saccard 0, seit 1880 Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Padua; [* 33] sein Hauptwerk ist «8Mox6 inn^i-um »in- iiium ducu8HN6 coßnitoi'um" (10 Bde., Padua 1882-92). Saccade lsrz.), heftiger Ruck des Pferdes mit dem Zügel;
saccadiert, ruckweise, in abgebroche- nen Sätzen. Saccharate (vom lat. 8u.cckHrum, Zucker), Ver^ bindungen von Zucker mit Vasen. [* 34]
Von diesen haben das Calcium-, Strontium- und Baryumsaccharat grö- ßere technische Bedeutung^ weil sie zur Gewinnung des Zuckers aus der Mela^e dienen.
Das Calcium sacckarat wird ferner zur Reinigung oder Scheidnng der Säfte in der Zuckerfabrikation benutzt.
Unter Saccharat schlechthin versteht man besonders das l^trontiumsaccharat, den Strontianzucker (s. Me- lassenentzuckcrung, Bd. 11, S. 749 a). ¶
(neulat.), Verzuckerung, der Umwandlungsprozeß, den das Stärkemehl unter dem Einfluß von Diastase oder verdünnten Säuren erleidet, wobei es in Maltose und Dextrin oder in Dextrose zerspalten wird.
(Saccharometer, grch.), eine Vorrichtung zur Bestimmung der Konzentration oder des Zuckergehalts einer Zuckerlösung, entweder mit Hilfe der Polarisation [* 36] des Lichts (Polarisationssaccharimeter, s. Saccharimetrie) oder mittels des specifischen Gewichts der betreffenden Lösung (Aräometer). [* 37]
Letzteres S. giebt statt des specifischen Gewichts unmittelbar den Prozentsatz der Lösung an Zucker unter der Voraussetzung an, daß diese eine reine Zuckerlösung sei, daß also alle gelösten Stoffe aus Zucker bestehen, ist demnach ein Prozentaräometer (s. Aräometer).
(Saccharometrie, grch., d. i. Zuckermessung), die Bestimmung des Gehalts einer festen Substanz oder einer Flüssigkeit an irgend einer Zuckerart. Besonders wichtig für die Praxis ist die Bestimmung des Rohrzuckergehalts im Safte der Runkelrüben, des Zuckerrohrs, des Sirups, des Rohzuckers, der Füllmassen, der Dünnsäfte und der Melasse. Die Methoden der S. sind:
1) die Gärungsmethode, bei der man die Zuckermenge berechnet aus der entwickelten Kohlensäure, die man erhält, wenn man eine gegebene Zuckerlösung durch Hefe [* 38] vollständig vergären läßt;
2) die Fehlingsche Zuckerprobe, wonach man den in der gegebenen Lösung enthaltenen Zucker durch Sieden mit verdünnter Säure in invertierten Rohrzucker verwandelt, Fehlingsche Lösung (s. d.) zusetzt und die dabei sich abscheidende Menge von Kupferoxydul bestimmt;
3) die Bestimmung mittels des Aräometers (Saccharimeters, s. d.);
4) die Polarisationsmethode, die auf dem Vermögen der Zuckerarten beruht, das Licht [* 39] cirkular zu polarisieren. Man benutzt dazu die Polarisationssaccharimeter von Mitscherlich, Soleil-Ventzke und von Wild. Das Saccharimeter des letztern heißt Polaristrobometer. Diese Apparate bestehen, wie die nachstehende [* 35] Figur zeigt, im wesentlichen aus einer auf dem Gestell K liegenden gläsernen Röhre m, die zur Abhaltung fremden Lichts mit einer Messinghülle umgeben und bei der Füllung mit der zu untersuchenden Lösung aus dem Apparat herausgenommen und von zwei Spiegelglasplatten verschlossen wird, die auf die eben geschliffenen Ränder der Röhre durch Schraubenmuttern fest aufgedrückt werden.
Das Licht kann also die Flüssigkeitssäule in der Röhre nur in deren Längsrichtung passieren. In den vor den beiden Enden der Röhre befindlichen, gewissermaßen dessen Fortsetzung bildenden Teilen S und T des Apparats ist je ein Nicolsches [* 40] Kalkspatprisma angebracht. Das dem Auge [* 41] zunächst liegende Prisma [* 42] T dreht man so lange, bis das Licht einer hellen Flamme, [* 43] nach der man visiert, verschwindet, d. h. bis die Polarisationsebenen beider Prismen senkrecht aufeinander stehen. Dann legt man die gefüllte und verschlossene Röhre in den Apparat ein. Es wird nun beim Hindurchblicken das Gesichtsfeld nicht mehr dunkel, sondern in irgend einer Farbennuance des prismatischen Spektrums gefärbt erscheinen.
Dreht man jetzt beim Hindurchblicken das mit einem Zeiger und einer Kreisteilung versehene Okularprisma T bei Rohrzuckerlösung rechts herum, so erscheinen nach und nach alle Spektralfarben in der Ordnung, wenn man vom Rot anfängt, durch Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett, und so bei jeder vollen Umdrehung wieder von neuem. Der Farbenwechsel zeigt sich besonders auffallend bei dem Purpur, das beim Übergange des Violetts in Rot entsteht. Man hat diese Farbe die Übergangsfarbe (teinte de passage) genannt und bezieht auf diese in der Regel die Angabe des Ablenkungswinkels.
Die Richtung der Drehung oder Ablenkung hängt ab von der Natur des Zuckers. Rohrzucker (Saccharose), Traubenzucker (Dextrose), Maltose und Milchzucker drehen die Polarisationsebene rechts herum, Fruchtzucker dagegen links. Die Stärke [* 44] der Ablenkung hängt von der Stärke der Zuckerlösung und der Länge der Flüssigkeitssäule ab. Bei gleicher Länge der letztern wird man, damit man die Übergangsfarbe erhält, das Okularprisma um so weiter drehen müssen, je mehr Zucker in der Lösung befindlich ist.
Aus der Größe der Drehung läßt sich dann die Stärke des Zuckergehalts berechnen. Bei dem am meisten gebrauchten Saccharimeter von Soleil dient zur Hervorbringung der Übergangsfarbe bei parallel fixiertem Nicolschem Prisma eine im Polarisator S befindliche doppelte Quarzplatte, von der die eine rechts, die andere links drehend ist. Die Farbenänderung wird jedoch hier nicht durch Drehung des Analisators oder Polariskops T aufgehoben, sondern durch einen Ausgleicher oder Kompensator [* 45] e, der aus zwei senkrecht zur Achse geschliffenen Keilplatten von Bergkrystallen besteht.
Der eine dieser Keile dreht die Polarisationsebene rechts, der andere links, so daß sich durch ihre gegenseitige Verschiebung mittels des Triebes b die nach rechts drehende Wirkung der Zuckerlösung ausgleichen läßt. Um den Schwierigkeiten bei der Beurteilung der Farben zu entgehen, haben Laurent u. a. m. in neuerer Zeit Halbschattensaccharimeter konstruiert, bei denen die leichter zu beurteilende gleiche Beschattung der beiden Hälften des Gesichtsfeldes statt jener gleichen Farbentöne herzustellen ist. Saccharimeter zur Bestimmung des Zuckers im Urin heißen Diabetometer. –
Vgl. Frühling und Schulz, Anleitung zur Untersuchung der für die Zuckerindustrie in Betracht kommenden Rohmaterialien (4.Aufl.,Braunschw. 1891);
Stammer, Wegweiser in der Zuckerfabrikation (ebd. 1876).
[* 35] ^[Abb. Saccharimeter]
ein 1879 von Fahlberg entdeckter und seit 1886 fabrikmäßig von der Firma Fahlberg, List & Cie. in Salbke-Westerhüsen a. d. Elbe sowie jetzt auch in Radebeul bei Dresden [* 46] dargestellter Körper. S. ist als Benzoesäuresulfinid oder Orthosulfamidobenzoesäureanhydrid, ^[Img. Strukturbild] aufzufassen. Ausgangsmaterial für die Darstellung des S. ist das Toluol (s. d.), das aus Steinkohlenteer gewonnen wird. Das S., in seiner gewöhnlichen Form ein amorphes weißes Pulver, krystallisiert aus heißem Wasser oder Alkohol in weißen Nädelchen, schmilzt bei 224° und besitzt einen intensiv süßen Geschmack. Das von Anfang an in den Handel ¶
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brachte reine S. besteht aus etwa 60 Proz. des Anhydrids der Ortho und 40 Proz. der Para- und ! ^ietaverbiuduug (letztere nur in geringer Menge) ^ der Sulfaminbenzoesäurc. l Teil dieses S. kommt ^ WO Teilen Rohrzucker an Süßigkeit gleich, während ! das seit 1892 im Handel befindliche raffinierte S., das reine Benzoesäuresulfinid, die 500fache Süß- kraft des Zuckers hat. Die Natriumfalze beider l «Formen, die etwa 10 Proz. Natriumbicarbonat ent- ! baltcn, sind in Waffer sehr leicht löslick und werden ! als leichtlösliches (^. (27Ofach süßend) und leichtlöslich raffiniertes S. (450fach fußend) ^ in den Handel gebracht. 1 1^ S. kostet im Groß- z Handel (1895) 70-105 M. Zum bequemen Ge- ^ brailch bringt man das S. auch in Tablettenform. Zwei Tabletten haben die Süßigkeit von drei Rohr- zuckerwürfeln. Es wird als Gefchmackskorrigcns, ! Ersatz des Zuckers für Diabetiker, Magenkranke, ! Fettleidige, Gichtleidende und Fieberkranke benutzt, ' da es den Organismus unverändert passiert; Haupt- , sächlich aber findet es Verwendung als Süß- und Konfervieruugsstoff in der Brauerei, Liqucur-, Limo- , naden- und Vtineralwafferfabrikation, in der Frucht' i konfervenfabrikation, Bäckerei, Konditorei u. s. w. Als Nabrungsnuttel kann es den Zucker nicht er- setzen. Zur Verhütung einer Verminderung der Pro- duktion und des Verbrauchs von Zucker ist die Sac- charineinfuhr von zahlreichen Staaten mit einem erheblichen Zoll belegt worden. Neuerdings wird ! auch in Deutschland [* 48] von den Zuckerfabrikanten eine Besteuerung des S. erstrebt. -
Vgl. Stutzer, Das Fablbergfche S. (Brauufchw. 18W).
S. heißt auch eine von Peligot entdeckte, bei der Einwirkung von Kalk auf Dextrose und andere Zucker- arten entstehende organische Verbindung (^II^^, die als Lakton der Eaccharinsäure, OII^OII) - (MOtl) - 0I1(0ll)0(0I1) (0II,) -00011, zu betrachten ist. Dieses S. krystallisiert in großen Prismen, schmeckt bitter und schmilzt bei 160". Die wässerige Lösung dreht die Polarisationsebene des Lichtes nach rechts. Zur Unterscheidung vcm dem Peligotfchcn wird das Fahlbergsche S. zuweilen auch Pseudosaccha^rin genannt.
Saccharometer, s. Saccharimeter. Saccharometrie, s. Saccharimeme. 3aook2.i-oinvoo8, Hefepilz, f. Hefe und Gä- rung ; 3. ill^coäoi-m!^ f. Kahm. Saccharosen, Biosen oder Disaccbaride, ! zusammenfassende Bezeichnung für die Zuckerarten ! von der Zusammensetzung (^I^^i, wozu außer ! Rohrzucker noch Milchzucker und Maltose geboren. Sie spalten sich durch die Einwirkung von Säuren > in die Glykosen (s. d.) (^12^. Iaooliärum(grch. 8akcliai-ou), Zucker; 8. I^ctiä, Vtilchzucker; 3. 3awi-ui, Vleizucker. 32.ook3.rrlinI..,Zu ckerr 0 h r, Pflanzen gattung aus der Familie der Gramineen [* 49] (s. d.) mit etwa 12 Arten in den tropischen und subtropischen Ge- aenden der Alten Welt, hohe, schilfartige Rohrge^ lvächsc mit langen, breiten Blättern und großen, dichten, seidenglänzend behaarten Blütenrispen.
Dic zweiblütigcn Ährchen [* 50] sind mit Büscheln seidenglän- zender Haare [* 51] umgeben. Die wichtigste Art ist das gemeine Zuckerr0 hr (8. ot'tioinai-uni /^., s. Tafel: Gramineen II), das aus dem mittlern Asien [* 52] und südl. China [* 53] stammen soll und durch die Araber und die Kreuzzüge ins südl. Europa [* 54] verpflanzt worden ist. Bald nach der Entdeckung Amerikas wurde das- selbe auch iu die Tropen dieses Erdteils gebracht, und setzt ist die Kultur des Zuckerrohrs in alleil Tropen- ländern sowie in mehrern subtropischen Gebieten eine ' ausgedehnte. In Europa, wo gegenwärtig die Kultur des Zuckerrohrs nur in Südspanien (besonders in der Provinz Malaga) [* 55] in größerm Maßstabe be- trieben wird, reickt dieselbe über Sicilicn und Anda- lusien hinaus, in Cbina bis zu 30", in Nordamerika [* 56] bis zu 32° nördl. Br., auf der füdl.
Halbkngel bis zu 22° füdl. Br. über Produktion, Handel und Ver- brauch f. Zucker. Aus dem ausdauernden, knotigen, weit unterkriechenden Wurzelstock fchießen mehrere vielknotige, verschieden gefärbte Halme 2,6-1 m hoch auf, die 24-48 min dick und zu zwei Dritt- teilen ihrer Länge mit einem lockern, fußen, faftigen Marke erfüllt sind. An jedem Knoten befindet sich eine Knofpe (c). Die 1,3 bis 1, m langen band- förmigen Blätter haben häusig einen starken weiß- lichen Mittelnerv (ä).
Die stets unfruchtbaren Blü- ten (d) stehen in gewaltigen, ellenlangen, pyrami- dalen Nifpen sa.) an der Spitze des «Pfeils», des Halmteils zwifcben den beiden obersten Knoten. Von den zahlreichen Spielarten gelten als die besten das Otahiterohr, das Salangur- und das Bourbonrohr, am größten ist das Elefantenrohr von Cochinchina. Das Zuckerrohr bedarf zum gewinnbringenden Gedeihen eines feuchtwarmen Klimas, das weder von andauernder Lufttrockenheit noch zu starker Kälte betroffen wird: anch anhaltender Negen wäh- rend der Reifezeit ist fchädlicb.
Der Boden muß kalkhaltig, aber einigermaßen frei von Alkalien sein, die den Saft vcrfäuern. Eine regulierbare Bewässe- rungsanlage verbindert Fehlernten. Gewöhnlich wird die Plantage in vier Abteilungen geteilt, von denen eine in jedem Jahre neu bepflanzt wird, so daß man nach der Aderntung des Erstlingsrohrs den Wurzelstock nur dreimal wieder ausschlagen lratnnen) läßt. Die Fortpflanzung geschieht allein durch Stecklinge-, am vorteilhaftesten dienen als folche die drei obersten Knoten des Erstlingsrohrs.
Durch Bestockung vermehrt sich der Steckling auf 5-25 Stengel. [* 57] Als Dünger wird am besten ein Kompost von Vagasfe (den ausgepreßten Rohren), dem Wafchwasfer der Rohre (Dnnder) und Gülle verwendet; von guter Wirkung, aber felten durch- führbar ist ein Fruchtwechsel, besonders mit Hülsen- früchten. Die jungen in Furchen siebenden Pflanzen werden behäufelt, durch Jäten von Unkraut frei ge- halten und fpäter wiederholt von den welken Blät- tern befreit, mit Ausnahme derjenigen des Wipfels (Pfeils), die nach der Ernte [* 58] als Viehfutter verwen- det werden.
Wenn alle Blätter nur Ausnahme des Wipfels abgestorben sind, wird geerntet und zwar durch zwei Abteilungen, von denen die erste mit Hau- messern die Spitzen abschlägt und den Rest der Blät- ter abstreift, während die andere mit fcharfen Beilen die nackten Halme möglichst tief abhaut. (S. Kolo- nialzucter und Zuckerfabrikation.) Von den zadl- reicken Schädlingen sind am verbreitetsten der Zucker- rohrkäfer, der sich unter der Erdoberfläche in das Rohr einbohrt, und die Raupe einer Motte, des Zuckerrohrbobrers, die von den Blättern aus die Halme anbobrt. Wo es Termiten [* 59] giebt, sind auch diefe arge Zerstörer der Zuckerrobrplantagen. -
Vgl. Semler, Die tropische Agrikultur, Bd. 3 (Wism. 1888), S. 197--293. Sacchini (spr. sack!-), Antonio Maria Gasparo, ital. Komponist, geb. zu Puzzuoli (bei Neapel), [* 60] Schüler von Durante, machte sich zuerst ¶
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durch die Oper «äemii-innide» (Roni 1762) bekannt, wurde 1768 nach dem Erfolg seines «^loFsaiidro noil' Inäic;» Direktor des Konservatoriums del Ospe- daletto zu Venedig [* 62] und galt seitdem als einer der ersten Opernkomponisten Italiens. [* 63] 1771 ging er nach München [* 64] und Stuttgart, [* 65] kam 1772 nach Lon- don, wo er 10 Jahre thätig war. Zu seiner größten Bedeutung gelangte S. in Paris, [* 66] wo er seit 1782 lebte und^ starb. Er war der erste Vertreter der Gluckschcn Schule an der Großen Oper und ist der größte Meister, der zwischen Gluck und Spontini an dem franz. Institut aufgetreten ist. Seine Hanptopern aus dieser letzten Periode sind «Ilenauä», «Oai'äHNL» und aOeäipe ü. ^oiono". Auch in der Kirchenmusik war S. sehr fruchtbar. -
Vgl. Ad. Iullien, 1^ cour ot I'o^oi-a 8ou8 I^oui8 XVI i Naiie ^iit0in6tt6 ot 8. ow. (Par. 1878).
Sacchis (spr. sackis), Giovanni Antonio de, venet. Ätaler, s. Pordenone. Sacco, schweiz. Getreidemaß, s. Malter. Sacco (lat. 46i-u8, ^0l6i-u8), Fluh iu der ital. Provinz Rom, bildet sich östlich von Palestrina in den Sabinerbergen, geht südöstlich zwischen dem Monte-Viglio (2156 m) und den Ätonti Lepini und mündet, 70 km lang, in den Liri, der sortan Gari- gliano heißt. Durch das Thal [* 67] S. führte die Via 2atina (von Rom nach Capua). 3a.ooo üi Noina. (ital., «Plünderung Roms»), die im Verlaufe des zweiten Kriegszuges Kaiser Karls V. gegen Franz I. nach der Erstürmung Roms bis Juli fortgesetzte grauenhafte Ver- becrung Roms durch die Söldner des ConMable von Vourbon, namentlich die deutschen Landsknechte. [* 68] 3a.oou8 Ikoi^niälis, Thränensack, s. Auge (Bd. 2, S. 1061'). Sacedon, Bezirksstadt in der span. Provinz Guadalajara, links vom Tejo, 583 in ü. d. M., hat (1887) 2095 E., sehr besuchte warme Mineralbäder und 5 km südöstlich, am Guadiela, das königl. Schloß La Isabcla. 32.oe11nni (lat.), bei den alten Römern ein kleines Heiligtum; in kath. Kirchen eine einzelne, einem Heiligen geweihte Kapelle. 82.oorä08 (lat.), Priester, ^celäoNuin, Priester- amt, Pricstcrtum; sacerdotäl, pricstcrlich. 3a.oor lnons, «heiliger Berg» in der Nähe des alten Roms, s. Rom und Römisches Reich (Bd. 13, S. 950 a). ^viel wie Epilepsie (s. d.). 3a.obr inordus (lat., «heilige Krankheit»),
so- Sachali, Fluh in Asien, s. Amur. Sachalin (spr. ha-).
1) Abteilung (otäöl) im russ. Amur-Gouvernement in Ostasien, hat 75 977,9 cikm und besteht aus der Insel S. und einigen die- selbe umgebenden kleinern Inseln (613,3 hkm). Sitz der Verwaltung ist Alexcmdrowsk. - 2) S., bei den Japanern Karafuto oder Krafto, bei den Chi- nesen Tarrakaj, Iuscl zwischen 45" 52^ und 54" 22^ nördl. Br. und zwischen 141° 49' und 145" 45' östl. L. von Grcenwich, an der Ostküste des Amurgebietes, von dieser durch den am Kap Lasarew nur 10 km breiten Tatarensund getrennt, im N.^und O. vom Ochotskischen Meer bespült und im ^. durch die Lapsrouse-Straße von der japan. Insel Iesjo ge- trennt.
Sie ist von N. (Kap Elisabeth) nach S. (Kap Notoro oder Krilon) 949 Km lang, 28-192 km breit und umfaßt 75364,6 ^km (nach Strelbuskij). Sie ist sehr gebirgig. Niederungen von Tundra- charakter sinden sich nur der Amurmündung gegen- über. Der Hauptrücken (durchschnittlich 900 m) zieht ' sich am westl. Ufer hin bis ans Südende der Insel. , Ein anderer Gebirgsrücken zieht sich an der Ostküste bis zum Kap Terpcnija (dc Patience), dessen Gipfel der Pik Tiara [* 69] (1550 m) ist.
Zwischen beide Gebirgs- züge dringt von S. die Terpenijabai ein. Auch im Südende liegt zwischen dem westl. und einem östl. Rücken die Aniwabai. Die Hauptflüssc sind der Tymi ^ (nördlich ins Ochotskische Meer mündend) und Poro- nai oder Sisu (südlich in die Terpenijabai mündend). Ihnen entspricht im Eüdende der Najbutschi und die Suja. Zahlreich sind Sumpfseen, zuweilen mit Ab- flüssen zinu Meer. Das Klima ist äußerst rauh, im ! Winter mit heftigen Stürmen, im Sommer mit dicken und kalten Nebeln.
Nur der Süden ist gemäßigter, infolge der hierher gelangenden warmen japan. Strö- mung. Die Flora geht ungefähr unter 50" nördl. Br. aus der Laubbaumzone mit der mongol. Eiche und eingestreuten Prairien mit Gräsern von tropischem ! Aussehen in die nordische Nadelwald- und Birken- zone des Ochotskischen Meerbusens über. Getreide (besonders Gerste) [* 70] wird auch im Süden nur in gün- stigen Jahren reif; besser gedeihen Kartoffeln und ! Gemüse. Es giebt Nenntiere, Moschustiere, Bären, i Zobel, Füchse.
Flüsse und Buchten sind sehr reich an ! Fischen, namentlich lachsartigen. In den Meeren , findet sich der Südsecwalfisch. «Geologisch gehört S. der Tertiärformation [* 71] an', an einigen Vorgebirgen zeigen sich Granite. Steinkohlen werden bei Dui, an der Ionquierebai und an den Quellen des On- ! nonai gewonnen. Die Urbevölkeruug bilden Gil- ! jaken (gegen 1700) im N. und Ainu (1100) im S. Die Orotschonen oder Oltscha (300) sind später ein^ ! gewandert. Außerdem finden sich noch Japaner und Chinesen. Die Russen begannen sich seit 1857 an- ! zusiedeln; ihr erster Posten war Dui an der West- ! küste. Eine regelrechte Kolonisation begann um 1880, wo man anfing verurteilte Verbrecher nach S. ^ zu senden. 1894 gab es 64 Dörfer und 5 Gefängnisse ! mit 17 279 Gefangenen und deren Angehörigen, i Die Gesamtbevölkerung beträgt etwa 20100. Davon besitzen Land 8732. Mit Getreide bebaut waren (1893) 3125, mit Kartoffeln u. s. w. 698 Dessätinen. ! Gezüchtet werden von alters hcr Hunde. [* 72] Pferd [* 73] und , Rind [* 74] sind erst von den Russen eingeführt', 1893 gab ^ es 6977 Stück Groß- und '763 Kleinvieh, ferner ! 600 km Fahrwege und 670 km Telegraphenleitung. ' S. zerfällt in drei Kreise: [* 75] Alerandrowsk, Tymowsk ! und (das Südende) Korsakowsk. -- In Europa wurde I S. zuerst bekannt durch Lapörouse (1787) und Krusen- ^ stern (1805), die beide noch S. für eine Halbinsel des Amurlandes hielten. Daß es eine Insel sei, wurde ' zuerst von Mamio Rinso festgestellt. Um die Erfor- ^ fchung des Landes machten sich verdient Schrenck ' (1854-56), Schmidt, Glehn, Brylkin, Echebunin (1860), Lopatin (1867), Krasnow (1892), Tschechow ! u. a. Der Norden [* 76] von S. kam 1858 von China und der Süden 1875 von Japan an Rußland. -- Vgl. Friedr. Schmidt, Reisen im Amurlandc und auf der Insel S. (Petersb. 1868); Poljakow, Reise nach der z Insel S. 1881-82 (deutsch, Berl. 1884). ! Sachalin-Ula, Fluh in Asien, s. Amur. Sachaliyanula-choton,chines. Stadt, s.Aigun. Sacharja, Prophet, s. Zacharia. Sachau, Karl Eduard, Orientalist, geb. 20. Juli l 845 zu Neumünster in Holstein, studierte in Kiel [* 77] ünd Leipzig [* 78] klassische und oricnt. Sprachen, hielt sich dann zum Zweck des Studiums oricnt. Handschrif- ten in Berlin, [* 79] London [* 80] und Orford auf, wurde 1869 auherord., 1872 ord. Professor für semit. Sprachen ¶
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in Wien, [* 82] 1876 als Professor der orient. Sprachen nach Berlin berufen, 1887 zugleich mit der Leitung des Orientalischen Seminars der Universität betraut und Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Wissenschaftliche Reisen unternahm er 1873 nach der Türkei [* 83] und nach Kleinasien, 1879 und 1880 nach Syrien, Arabien und Mesopotamien. Er ver- öffentlichte Dschawalikis «Almuarrab» (ein Lexikon von Fremdwörtern im Arabischen, Lpz. 1867),
«I'iieo- äoi-i Nc»i)8U68t6ni ^i-"FiQ6iiw L^riack" (ebd. 1869), «Ineäita. 8vriaca» (syr. Übersetznng von griech. Schriftwerken, Halle [* 84] 1870),
«Zur ältesten Geschichte des mohammed. Rechts» (Wien 1870),
«Zur Ge- schichte und Chronologie von Khwarizm» (2 Hefte, ebd. 1873),
eine Ausgabe von Albcrunis «Chrono- logie orient. Völker» (arabisch, Lpz. 1878; englisch, Lond. 1879) und desselben Werk über Indien (ara- bisch, Lond. 1887; englisch, 2 Bde., ebd. 1888),
«Sy- risch-röm. Rechtsbuch aus dem 5. Jahrb.» (mit Bruns, Lpz. 1880),
«über die Lage von Tigrano- certa» (Berl. 1880),
«Reise in Syrien und Meso- potamien» (Lpz. 1883),
«Indo-arab. Studien zur Aussprache und Geschichte des Indischen in der ersten Hälfte des 11. Jahrh.» (Berl. 1888),
«Arab. Volkslieder aus Mesopotamien» (ebd. 1889),
«Kata- log der pers. Handschriften der Vodleyana» (mit C'the', Orf. 1889),
«Altaramäifche Infchrift auf der Statue des Königs Panammü von Sam-al» (Berl. 1893),
«Muhammed. Erbrecht von Zanzibar und Ostafrika» (ebd. 1894). Außerdem ist S.Heraus- geber der Lehrbücher des Orientalischen Seminars (13 Bde., 1890-94). Sachbeschädigung, die vorsätzliche und rechts- widrige Beschädigung oderZcrstörung einer fremden Sache, wurde als selbständiges Delikt erst durch die neuere Gesetzgebung ausgebildet. Beschädigung liegt dann vor, wenn die Substanz der Sache in ihrer Unversehrtheit verletzt, zu ihrer Gebrauchsbe- stimmung ungeeignet gemacht wird (Einscküttcn von Kot in einen Brunnen). [* 85]
Wenn die Substanz der Sache selbst unberührt geblieben ist (Fliegenlassen eines Vogels), so liegt, wenn auch der Eigentümer einen Vermögensschaden erleidet, S. nicht vor. Doch kann bei zusammengesetzten Sachen (Maschinen, Bauwerke) eine S. auch ohne Substanzverletzung der einzelnen Teile dann gegeben sein, wenn die Wiedervereinigung der auscinandcrgcnommenen Teile besonders schwierig oder unmöglich sein würde. Zum Vorsatz gehört das Bewußtsein der Rcchts- widrigkeit der Beschädigung. Derselbe kann auch im Falle eines Rechtsirrtums über eine zustehende Befugnis (Tötung von Hunden auf dem Jagd- revier) ausgeschlossen sein. Die Arten der S. nach dem Deutschen Strafgesetzbuch sind:
1) Die einfache S., ein Antragsdelikt (s. d.). Strafe: Geld bis 1000 M. oder Gefängnis bis zu 2 Iabrcn (§. 303). 2) Beschädigung oder Zerstörung von Gegenständen einer im Staate bestehenden Religionsgescllschaft, von Grabmälern, öffentlichenDcnkmälcrn, Kunst-und ähnlichen Gegenständen und von Gegenständen, die zum öffentlichen Nutzen dienen. Strafe: Gefängnis bis zu 3 Jahren oder Geld bis zu 1500 M. (8. 304). 3) Gänzliche oder teilweise Zerstörung von fremden Bauwerken. Strafe: Gefängnis nicht unter einem Monat (ß.305). - Das Osterr.
Strafgesetz straft die boshafte Beschädigung fremden Eigentums in fchwe- ren Fällen als Verbrechen, sonst als Übertretung mit Arrest bis zu 1 Monat (Z. 468), außerdem die Beschädigung von Grabstätten (§§. 278, 306) und Vrockhaus' Konversations-Ll-xilon. 14. Aufl. XIV. von Brücken [* 86] und Schleusen (§. 318); der Osterr. Entwurf von 1889 folgt wesentlich dem deutschen Recht. Über die Verpflichtung zum Schadenersatz wegen S. nach Gemeinem Recht s.I^x^cinilia; be- züglich der nenern Gesetzgebungen f. Arglist.
Wegen S. durch Herabwerfen aus einem Hause s. Nn"n8H st e^6ctn/, wegen S. durch Tiere s. ?Hup6li68. Sachbesitz, s. Besitz. Sache llat. res), im jurist. Sinne zunächst ein in sich zusammenhängender, von andern Dingen ab- gegrenzter Teil der Körperwelt, welcher Gegenstand der Inhabung und des Besitzes sein kann, also ein Tier, ein Stein, ein Buch, ein Werkzeug, der flüssige oder gasförmige Inhalt eines Gefäßes u. s. w. Rechtlich wird eine aus verschiedenen an sich selb- ständigen S. zusammengefügte S. in der Regel als eine ^. angesehen, also ein Grundstück mit dem aufgebauten Hause, eine Maschine [* 87] u. s. w. (univer- Liwä rerum eod^erentium), und in gewissen Be- ziehungen selbst eine Gesamtheit unverbundener S., welche wirtschaftlich wie eine S. behandelt wird, z. B. eine Herde, ein Haufen Getreide u. s. w. (uni- V6i'8ita8 reruin äi8tllntiuiu).
Einen weitern Sinn gewinnt der Ausdruck S. bei der Einteilung in kör- perliche und unkörperliche S. (res corpoi^is^ und r63 incorpol^LL), und dieser weitere Sinn ist in das Preuh. Allg. Landr. I, 2, ߧ. 1 fg., den 0oä6 civil Art. 516 fg., das Österr. Vürgerl. Gesetzb. §§. 285, 311 übergegangen. S. im weitern Sinne bezeichnet danach Vermögensobjekt, also auch die Rechte. Das sächs. Gesetz und der Deutsche [* 88] Entwurf (§. 77 a) ist zu dem engern Begriff zurückgekehrt.
Die gesetzliche Beschränkung, nach welcher gewisse Kategorien von S. nicht Gegenstand von Privat- rechten sein sollen, wird im Anschluß an das röm. Recht (r68 extra C0iniii6i'l)iiiiii) als A u ß e r v e r k e h r- setzung bezeichnet, muß aber für die meisten Fälle dahin gedacht werden, daß die vorbehaltenen S., öffentliche Straßen, Flüsse, Gewässer, demjenigen öffentlichen Gemeindeverbande, dessen Zwecken sie dienen, oder dem Staate gehören sollen. (S. auch Accession, Frucht, Immobilien, Mobilien, Zubehör.) Sacheinrede, s. Einrede.
Sachenhehlerei, s. Hehlerei. Sachenrecht, derjenige Teil des bürgerlichen Rechts, welcher die Normen über Entstehung, En- digung und Inhalt der Dinglichen Rechte (s. d.) sowie über Besitz und Inhabung enthält. Hierher gehören auch die Realrechte, d. h. solche, in dem Eigentum selbst nicht liegende, Rechte, welche dem jeweiligen Eigentümer einer Sache, in der Regel eines Grundstücks, zustehen, also mit dem Eigentum selbst auf den neuen Erwerber übergehen, wie die Grunddienstbarkeiten (s. d.) oder die mit einem Grundstück verbundenen Realgewerberechte, z. B. Apothekergerechtigkeiten, welche in dem Grundstück anszuüben und ohne obrigkeitliche Genehmigung auf ein anderes Grundstück nicht übertragbar sind.
Neuerlich wird einer Einteilung des bürgerlichen Rechts der Vorzug gegeben, bei welcher dasselbe in S., Obligationenrecht, Familienrecht und Erbrecht neben einem hinzutretenden allgemeinen Teile zer- fällt, fo im Entwurf eines Deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs. Weder (^0ä6 civil noch Preuß. Allg. Landrecht fassen das S. zusammen, wohl aber das Bayrische Landrecht und die Gesetzgebungswerke für Sachsen, [* 89] Zürich, [* 90] die Niederlande [* 91] u. s. w. Sacher-Mafoch, Leop. von, Romanschrift- steller, geb. zu Lemberg, [* 92] studierte 9 ¶